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QUELLENSTUDIEN
Zu
UHLANDS BALLADEN.
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QUELLENSTUDIEN
ZU
UHLANDS BALLADEN
VON
PAUL EICHHOLTZ
BERLIN
WEIDMÄNNISCHE BUCHU A .NOL UNG
1879
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VORWORT.
Die hier unter dem Titel „Quellenstudien zu Ublands Balladen^*
yereinigten drei Abhandlungen von Paul Eichholtz, dessen Leben ein
Gehirnschlag am 12. Juni 1875 plötzlich ein Ende machte^), geben
einen schätzbaren Beitrag zur Uhlandphilologie und haben wegen ihrer
Sorgfalt und Umsicht längst verdiente Anerkennung gefunden. Dass
sie auch dnen im Verlauf der Untersuchungen mehr zurückgetretenen
praktischen Zweck beim deutschen Unterricht in der That erfüllen
(vgl. S. 1 f. mit S. 59), beweist die von pädagogischer Seite aus-
gegangene Anregung zu dem unveränderten Abdruck, welcher mir
vom Herrn Verleger übertragen worden ist.
Die Anordnung ist so getroffen, dass die Abhandlung über die
Schwäbischen Balladen die dritte Stelle einnimmt, weil sich die ein
Jahr später erschienene Bearbeitung der Nordischen und der Fran-
zösischen Balladen unmittelbar an die ersten Beiträge zur Erklärung
anschliefst und die Schwäbischen Gedichte im Ganzen gerechnet
jünger sind als die anderen.
Zweierlei ist aus dem Nachlass des Verfassers durch die bereit-
willige Güte seines Freundes, des Herrn Gymnasialdirectors Dr Ludwig
Bellermann, welchem ich für die Ueberlassung des Materials meinen
besten Dank ausspreche, noch hinzugekommen. Durch Benutzung
des Handexemplars der Abhandlung über die Schwäbischen Balladen
konnte ich acht Einschaltungen in den Text, litterarische und auf
^) S. das Programm des Gymnasiums zum grauen Kloster, Berlin 1876,
S. XII f. Eichholtz war am 19. Dezember 1843 zu Lauenburg in Pommern
geboren. Er wurde auf dem Gymnasium zu Stolp und seit 1862 auf den Uni-
versitäten zu Bonn, Berlin und Halle ausgebildet, promovierte 1 867 auf Grund
einer Dissertation: De scriptoribus 71€qI ev^rif^draiv und trat Michaelis 1868
seine Lehrthätigkeit am Berlinischen Gymnasium zum grauen Kloster an.
VI VORWORT.
Autopsie beruhende Notizen, und eben so viel neue Anmerkungen
aufnehmen. Dreimal hatte der Verfasser ausserdem auf die von
Robert Boxberger herrührende Recension im Litterarischen Central-
blatt, wohl im zustimmenden Sinne, verwiesen, aus welcher ich
die Berichtigungen gleichfalls beigesetzt habe; an einer vierten
Stelle auf S. 83 wurde dieser Hinweis durch einen Einschub erst
jetzt gefordert Zweitens ist als Anhang eine nach dem Jahre 1873
begonnene und wahrscheinlich du/ch den Tod abgebrochene Unter-
suchung über die verschiedenen Perioden in Uhlands dichterischer
Thätigkeit beigegeben worden, obwohl von dem Manuscript, welches
bis auf ein noch nicht ausgeschriebenes Lied des Wunderhorns
druckfertig ist und neunundzwanzig Octavseiten umfasst, leider die
ersten zehn verloren sind. Die Erwägung, dass das Bruchstück
einer unfertigen Arbeit erneute Betrachtung anrege und ihr einiges
Material biete, entschied für die Aufnahme.
Die eigenhändigen Zusätze des Verfassers sind überall durch
Sternchen bezeichnet; was von mir herrührt, ist in eckige Klammern
eingeschlossen. Die ursprüngliche zum Theil doppelte Paginierung
ist weggelassen, aber aufser dem Inhaltsverzeichnisse ein Register
hinzugefügt worden.
Berlin, den 2. Juni 1879.
Gnstay Hinrichs.
INHALTSVERZEICHNIS.
Seite
I. Beiträge zar Erklärung UhUndscher Balladen (1870) 1—11
Einleitung 1—2
1. Klein Roland 3—7
2. König Karls Meerfahrt 7—11
IL Uhlands Französische Balladen auf ihre Quellen
zurückgeführt (1874) 12—53
Einleitung 12
1. Der blinde König 12—21
2. Die Königstochter 21—22
3. Graf Richard Ohnefurcht 22—29
1 23—25
2 25—29
4. Legende 29—32
5. Die Jagd von Winchester 32—35
6. Taillefer 35—42
7. Bertran de Born 43—53
111. Uhlands Schwäbische Balladen auf ihre Quellen
zurückgeführt (1873) 64-96
Einleitung 54-59
1. Graf Eberhards Weissdorn 59—63
2. Junker Rechberger 63—66
3. Graf Eberstein 66—67
4. Schwäbische Kunde 67—69
5. Graf Eberhard der Rauschebart 70—75
Der Ueberfall im Wildbad 75—79
Die drei Könige zu Heimsen 79—80
VIII
Seite
Die Schlacht bei Reutlingen 81 — 84
Die Döffinger Schlacht 84—88
6. Der Schenk von Limburg ... 88—90
7. Die Ulme von Hirsau 90
8. Die Geisterkelter 91—92
9. Die Glockenhöhle 92—93
10. Das Singenthai 93
11. Der Lerchenkrieg 94
12. Der letzte Pfalzgraf 94—96
Anhang, ßruchstück einer Abhandlung über die verschiedenen
Perioden in Uhlands dichterischer Thätigkeit. . 97 — 107
Register 108—120
I.
BEimÄGE ZUR ERKLÄEMG UHLANDSCHER BALLADEN.
[Aus der Zeitschrift für das Gymnasialwesen XXV S. 1—10, Berlin 1870.]
Jbiin voUstandiger und genauer Nachweis der Quellen, aus welchen
Uhland die Stoffe zu seinen Romanzen und Balladen entnommen
hat, fehlt noch, obwohl viele Lehrer des Deutschen in den mitt-
leren Classen unserer höheren Lehranstalten diesen Mangel in ihrer
eigenen Praxis gewiss schon empfunden haben. Denn so klar und
durchsichtig die meisten Uhlandschen Balladen dem Gedanken nach
sind, so erhebUche Schwierigkeiten bietet zuweilen ihre sachliche
Erklärung, weil sie entweder in mehr provinziellen oder aber in
Sagenkreisen wurzeln, welche der Mehrzahl der Lehrer nicht ge-
läufig sind, und weil Uhland bei seiner Vertrautheit mit diesen
Stoffen gleiche Bekanntschaft bei seinen Lesern voraussetzt und,
indem er sich auf Andeutungen beschränkt, .unverstanden bleibt.
Würde demnach ein Quellenbuch der Uhlandschen Balladen einem
wirklichen Bedürfnis entgegen kommen, so könnte es auch noch
nach einer andern Seite hin ein unverächtliches Mittel zur Belebung
und Vertiefung des Unterrichts werden, indem es nämlich den
Lehrer in den Stand setzte, die Schüler eine Vergleichung des Ge-
dichtes mif der Quelle anstellen zu lassen; natürlich nicht früher,
als das Gedicht selbst sprachlich und sachlich vollkommen zum
Verständnis gebracht worden ist. Auf AeuDserliches werden selbst
die weniger Begabten schnell und zu eigener Freude kommen, auf
tiefer liegende Verschiedenheiten wird der Lehrer hinzuleiten und
TJhlands Balladen. 1
2 BEITRAGE ZUR ERKLÄRUNG UHLANDSCHER BALLADEN.
schliefslich je nach Beschaffenheit der Classe und des Gedichtes mehr
oder weniger auf die Gründe dieser Verschiedenheiten einzugehen
haben. Dass ein solcher Einblick in die Werkstatt des Meisters
und in die Art und Weise, wie er des spröden Stoffes Herr wird,
aufser dem Interesse an diesem geistigen Arbeitsprocess auch das
Verständnis des Werkes mehrt, wird wohl kaum zu bestreiten sein;
dass aber das geistige Auge eines Untertertianers von gutem Mittel-
schlage scharf genug ist, um im Verlauf einer Stunde bei richtiger
Anleitung einen solchen Einblick in die Entstehungsgeschichte eines
Gedichtes thun zu können, darf ich nach meiner eigenen, wenn
auch kurzen Erfahrung versichern.
Wenn trotzdem der Gegenstand im ganzen noch gar nicht in
Angriff genommen ist und von Vorarbeiten, so viel ich weifs, nur
Alex. Kaufmann in seinen anspruchslosen, gediegenen Bemerkungen
zu Simrocks deutschen Sagen, sieben dem Karohngischen und deut-
schen Sagenkreise angehörende, und Strobl: „Quellen zu drei
Romanzen Uhlands Wien 1864" drei provencalische Gedichte auf
ihre Quellen hin behandelt hat, abgesehn von dem, was mir —
in Monographieen und Zeitschriften enthalten — verborgen geblieben
sein mag; wenn mit einem Worte dieses Feld noch ziemlich unbe-
baut erscheint, so hat dies einmal in der Unzugänglichkeit der
meisten dafür erforderlichen Werke, dann aber auch in den der
Sache eigenthümlichen Schwierigkeiten seinen Grund. Denn die
Frage, welche von mehreren ähnlichen Quellen hat Uhland benutzt,
ist oft eine unlösbare, da wir weder von seinem Biographen Notter
noch von K. Mayer in seinem für die innere Geschichte des schwäbi-
schen Dichterkreises so wichtigen Werke „Uhland, seine Freunde
und Zeitgenossen" genügenden Aufschluss über Gang und Umfang
seiner Studien erhalten, und da auch die Rückschlüsse aus seinen
später, als die Mehrzahl der Gedichte, verfassten prosaischen Werken
immerhin bedenklicher Natur sind.
Indem ich mir nun erlaube, die Aufmerksamkeit meiner Herrn
CoUegen auf einige allbekannte Gedichte Uhlands zu lenken, bin ich
mir sehr wohl bewusst, einmal, dass ich die angedeuteten Schwierig-
keiten zu überwinden nicht immer im Stande gewesen bin, dann,
dass ich nicht in dem Sinne Neues bringe, dass nicht jeder mit
einer guten Bibliothek und etwas Ausdauer ausgerüstete dasselbe
oder Besseres hätte bringen können.
BEITRAGE ZUR ERKLÄRUNG UHLANDSCHER BALLADEN.
[1.] Klein Roland.
[17. 18. December 1808.] a)
Nach Uhlands brieflicher Angabe ist dies Gedicht, wie Kaufmann
a. a. 0. S. 522 sagt, den „Noches de Inuierno, Wintemächten aus
dem Spanischen in die Teutsche Sprach versetzet u. s. w. durch
Matthaeum Drummern von Pabenbach, Nürnberg 1713" entnommen.
Der Verfasser der Noches ist Antonio de Esclava aus Sanguessa in
Navarra (Gräsze, Sagenkreise des Mittelalters S. 290, 325); das Werk
scheint zuerst 1609 in Pampeiona und Barcelona gedruckt zu sein
und ist eine Sammlung gröfserer Anekdoten, welche sich mehrere
Freunde zur Erheiterung erzählen. Die Drummersche üebersetzung
von 1666, welche die hiesige Königl. Bibliothek bewahrt, enthält
von S. 234 an: „Die wunderbare Geburth defs Boldan oder Rolands,
und wird darbey unterschiedener seiner verübten Kinderbossen ge-
dacht". Der Inhalt dieses Capitels folgt theils im Auszuge, theils
wörtlich, mit Aufgebung der Orthographie, und bemerke ich gleich
hier, dass der Schauplatz der Erzählung Italien ist und dass sich in
der That auch in dem italienischen Volksbuche von Karl dem Grofsen,
welches unter dem Titel Reali di Francia (Fränkische Königssöhne)
bereits vor 1348 existirte, üb. VI c. 52—70 (S. 456 if. ed. Vene-
zia 1821) eine in allen wesentlichen Punkten übereinstimmende
Darstellung findet.
Bertha, die schöne ISchwester Karls des Grofsen, wird von Milon
de Anglante verführt und trotz ihrer flehentUchen Bitten von ihrem
erzürnten Bruder zum Tode verurtheilt. Es gelingt ihr indess, mit
ihrem Geliebten nach Italien zu entfliehen, wo sie in einer Fels-
schlucht bei Siena (nach Reali c. 53 0". bei Sutri) einen Sohn ge-
biert, welcher bei der Geburt die abschüssige Schlucht „hinunter-
waltzte": und „von dem Spanischen Worte Rodear^), welches waltzen
und herumkugeln heifst" den Namen Rodando empfing, der nachher
in Orlando „verkehret" wurde. Der Vater ernährt Mutter und Kind
durch seiner Hände Arbeit, versinkt aber, als Roland 4 Jahr alt ist,
a) [Vgl. die Anm. 1. auf S. 59.]
*) Reali d. F. 53: Disse Milone: La prima volta ch' io lo vidi, lo vidi
che rotolava, ed in francese vaol dir rotolare (roolar). — Grimm Gr. II 462
leitet den Namen vom goth. hr6|>8 »» lans ab.
1*
4 BEITRAGE ZUR ERKLÄRUNG UHLANDSCHER BALLADEN.
' in einem Bache und lässt Bertha in Noth und Betrübnis zurück,
die allein durch den heranblühenden Knaben gelindert wird. Dieser
geht taglich nach Siena, um Almosen einzusammeln und wird bald
„bei denen Bürgers- und Kaufmannskindern seines Alters also ge-
liebet, dass sie ihm alles, was er begehrte und sie nur bekommen
konnten, zutrugen. Er kam mittler Zeit zu solchen Kräften, dass
sie bei weitem sein Alter übertroffen, dahero er im Ringen und andern
Bubenhändeln allezeit oblag, also dass alle Knaben in Siena ihm
unterthan waren u. s. w." (S. 248). „Als einsmals die Senesischen
Knaben sahen, dass Orlando gar übel bekleidet und fast nackend
war, wurden sie unter einander eins, ihm zu kleiden. Zu solchem
Ende kauften die von einer Pfaar oder Viertel ein Stücklein schwarzes,
die von den andern drei Pfaaren oder Viertheilen andere Stücklein
unterschiedlicher Farben Tuch und Hessen ihm daraus einen langen
Rock von diesen vier Farben machen". (Reali c. 60.) Da kommt
Karl der Grofse auf der Rückreise von Rom nach Siena; grofse
Festlichkeiten finden statt, bei denen Roland, wie die übrigen Armen
Speise und Trank erhält. „Als er einmal zur Austheilung des ge-
wöhnlichen Almosens zu spät kam, ging er in den Palast und end-
lich mit grofser Kühnheit in das Kaiserliche Gemach, worinnen der
Kaiser eben Tafel hielt, zu welcher er allgemach hinfür schlich, bis
er gar nahe darzu kommen war, alsdann griff er nach einer silber-
nen Schüssel und trug sie sammt der Speise ganz unerschrocken
mit sich fort, als wann es niemand gesehn hätte: ob welches des
Knaben frisches Gemüth der Kaiser ein sofches Gefallen hatte, dass
er alsbald den Umstehenden befahl, man solle ihn unverhindert
darmit lassen fortgehn und ihm solches nicht abnehmen. Brachte
sie derowegen mit grofsen Freuden seiner Mutter u. s. w." (S. 255).
Diese aus Furcht verrathen zu werden nimmt ihm das Versprechen
ab, den Palast nicht wieder zu betreten, was ihn jedoch nicht ab-
hält, den folgenden Tag das Wagstück aufs neue zu unternehmen:
„er zog sich wie den vorigen Tag fein hinför zu der Tafel; der
Kaiser that dergleichen, als ob ers nicht zu Acht nähme allein des
Knaben Gemüth und Vorhaben desto mehr zu erfahren, und als
Orlando eben nach einem grofsen verguldten Becher griffe, schrie
der Kaiser ihn überlaut an, in Meinung, ihm damit ein Furcht und
Abscheuen einzujagen. Aber Orlando achtete dieses alles nicht,
sondern erwischte mit einer Hand den Kaiser bei dem grauen Bart,
BEITRAGE ZUR ERKLÄRUNG UHLANDSCHER BALLADEN. 5
mit der andern aber hielt er den Becher fest und sagte zum Kaiser:
„Eines Königs Stimme ist nicht genugsam, mich zu erschrecken",
und trug damit den Pokal oder Becher mit sich fort". Nun be-
fiehlt der König vier Truchsessen, dem Knaben zu folgen; sie thun
dies und erkennen Bertha, worauf drei Ton ihnen zurückkehren, um
die Gnade des Kaisers für sie anzuflehen. Dieser gewährt die Bitte,
ohne zu wissen, auf wen sie sich bezieht, lässt zwar, nachdem er
erfahren, dass es sich um seine Schwester handle, diese durch
Frauen und Jungfrauen einholen, wird aber bei ihrem Anblick so
von Zorn übermannt, dass er sie mit einem Fusstritt zu Boden
streckt. „Dem Knaben Orlando ging dieser seiner Mutter geschehener
Gewalt sehr zu Herzen, fiel dero wegen in grolser Verbitterung den
Kaiser an und da er von den nächsten Hoiherren nicht wäre abge-
halten worden, hätte er sich an der Person des Kaisers vermuth-
lich so weit vergriffen, dass ihm das Leben gekostet hätte". Auch
Karl sieht seine Uebereilung ein, erinnert sich seines Versprechens
und es erfolgt die Versöhnung, in welche später auch der durch
Zauber femgehaltene und wiedergefundene Milon eingeschlossen wird.
Sehen wir nun zu, was Uhland aus dieser seiner Quelle gemacht
hat, so finden wir, dass in der Einleitung der Leser von den der
Handlung des Gedichtes vorausgehenden Ereignissen so weit dies
nöthig ist, durch das Klagelied der Bertha Kunde erhält: ein der
erzählenden Poesie geläufiges Kunstmittel, durch welches einmal ein
Wechsel des Schauplatzes vermieden, andrerseits die für ein kleineres
Gedicht nöthige Kürze 4kr Einleitung erzielt werden kann. Beide
Vortheile sind erreicht, nicht verhehlen kann ich jedoch, dass mir
die pointirte Gegenüberstellung der Begriffe Liebe und Ehre im
Munde der trauernden Bertha nicht natürUch erscheint. Ihre Auf-
forderung an Roland, in die Stadt nach Almosen zu gehn, bildet
einen passenden Uebergang zu der mit Strophe 6 beginnenden
Handlung des Gedichtes, mit der zugleich ein Wechsel des Schau-
platzes verbunden ist. Bis zur Strophe 14 hat der Dichter sich in
allen wesentlichen Punkten an seine Quelle gehalten, aufser dass
er die in dieser zweitägige Handlung in einen Tag zusammengefasst
und den Angriff Rolands auf Karls Bart weggelassen hatte, vielleicht,
weil dies der geheiligten Person des Kaisers gegenüber zu recken-
haft erschien. Der zweite Haupttheil Strophe 15 — 24 ist mit Aus-
schluss von 21 und 22 freie Erfindung Uhlands und die Ver-
6 BEITRÄGE ZUR ERKLÄRUNG UHLANDSGHER BALLADEN.
knüpfung auch dieser beiden Strophen ist sein Verdienst. Indem er
nämlich das Mitleid als Motiv für die Lieferung des Rocktuches
seitens der Knaben aufgab und dafür die Herrschaft Rolands über
dieselben einführte, erreichte er einen doppelten Vortheil. Einmal,
dass nicht die zu greU hervortretende Armuth seines Helden dem
Ansehn desselben schadete, dann, dass die Heldengrölse des Mannes
schon in der Herrschaft des Knaben über seine Genossen dem Leser
vor Augen geführt wurde; ein bedeutsamer Zug der Sage, virelcher
bei anderer Anordnung des Stoffes vielleicht hätte aufgegeben werden
müssen. Woher aber kommt die wunderliche Erzählung von des
Knaben Kleid „vierfarb zusammengestückt^S von der „sondern Livrei,
wie Regenbogen anzuschaun, mit Farben mancherlei?" Unsere Quelle
will es ofiTenbar dem Zufall zugeschrieben wissen, welcher die mild-
thätigen Knaben beim Einkauf der Tuchstücke leitete, die Reali
Cap. 60, S. 468 erblicken in den Farben Weiss und Roth Symbole
der reinen Jungfräulichkeit und der Christenliebe. Aber selbst
die Richtigkeit dieser Erklärung zugegeben, bleibt die Frage, wie
kommt diese wunderliche Geschichte dazu, ein, wie es scheint inte-
grirender Theil der ganzen Sage zu sein? Die Antwort findet man,
wie mir mein geehrter College Wilmanns mittheilt, bei Jac. Grimm,
welcher in den Gott. gel. Anz. 1836, St. 34, 35, S. 337 (Kl. Sehr.
Y, 239, im Druck befindlich) bei der Resprechung eines ähnlichen
slavischen Ausdrucks, über die Sitte sich folgendermassen äufsert:
„Wie leibliche Geschwister einfarbiges Gewand trugen, um schon
äufserlich ihre Gleichheit des Rlutes darAstellen, so gehörte für
Stiefverhältnis, Kebsehe und Verwaisung gemischte, bunte Klei-
dung ... Die gesta Romanorum c. 26 erzählen von einem König,
der seinem unechten Sohn vorschrieb, quod pannos suos diversi
generis et coloris faceret, medietatem de vili panno et alteram de
pretiosa. Dertha, Karls des Grofsen Schwester, gegen seinen Willen
insgeheim und ungültig mit Milo verheirathet, zeugt mit diesem
den berühmten Roland, der als Kind ein buntförbiges Kleid trägt,
„veste fatta a quartieri" Reali d. F. 6,55 (63) u. s. w."
Auch die Veränderungen, welche Uhland im letzten Theile des
Gedichtes mit dem ihm vorliegenden Stoff vorgenommen hat, zeigen
den echten Dichter. Wir begleiten nicht, wie in der Erzählung die
Roten, sondern der Dichter verweilt bei dem Kaiser, der nicht ahnt,
welch einen Gast er sich ins Haus ruft. Um die hierdurch vor-
BEITRAGE ZUR ERKLÄRUNG UHLANDSCHER BALLADEN. 7
bereitete dramatische Wirkung des Wiedersehns nicht wieder auf-
zuheben, musste natürlich auch die vorläufige Rückkehr der drei
Boten wegbleiben und ebenso wenig durfte sich der Kaiser der
Hilfe flehenden Schwester gegenüber einer Rohheit schuldig machen,
wie ihn die Erzählung begehen lässt. Wie viel zarter und tiefer
ist endlich die Versöhnung selbst motivirtl In der Geschichte ist
es der Anblick des wüthenden Knaben, der seine Mutter rächen
will und die Erinnerung an sein soeben gegebenes Versprechen,
was den Kaiser zur Besinnung bringt, bei Uhland die hellen Kinder-
augen und der freudige Grufs desjenigen, dessen trotzige Kühnheit
und kecke Zunge schon vorher ihn wunderbar angeheimelt haben.
Und wie Klein Roland auch in diesem Theile des Gedichtes der
geistige Mittelpunkt der Handlung ist, so schliefst das Ganze trefi^-
lich mit dem Hinweis darauf, dass er als Mann geleistet, was er
als Knabe versprochen hat.
[2.] König Karls Meerfahrt
[31. Janaar 1812.]
Die Sage von dem Zuge Karls des Grofsen nach dem heiligen
Lande verdankt ihre Entstehung dem Bedürftiisse des auf ihn fol-
genden Zeitalters, alles, was Grofses und Erhabenes in der Welt
geleistet wurde, als im Dienste Gottes und der Kirche geschehen,
sich vorzustellen. So wird denn auch der groDse Kaiser, welcher
in den älteren Gedichten seines Sagenkreises nur als tüch-
tiger Recke, ja sogar an Kampftüchtigkeit und Klugheit nicht un-
bedingt als der vorzüglichste erscheint, mehr und mehr zum idealen
Gottesstreiter, welcher in Westen und Osten die Ungläubigen zur
Anerkennung seiner heiligen Macht nöthigt. Denn in der That ist
der historisch unwichtige, ja, wie es scheint sogar verunglückte
Spanische Zug nur deshalb so berühmt, Ronceval nur deshalb so
viel besungen worden, weil eine spätere Zeit die ganze Unterneh-
mung unter dem Gesichtspunkt eines Religionskrieges auffasste
(vgl. Sigurd Abel Jahrb. des fränk. Reichs S. 246), und tief reh-
giöser Sinn war es, der die Völker antrieb, durch die Erdichtung
eines Zuges nach dem heiligen Grabe der Siegeskrone Karls den
köstlichsten Edelstein einzufügen. Aeufserlich aber knüpfte der um
8 BEITRÄGE ZUR ERKLÄRUIHG UHLANDSCHER BALLADEN.
historische Genauigkeit unhekümmerte sagenbildende Trieb an eine
Stelle Eginhards c. 18 an, in welcher es heilst; „Aaron rex (von
Persien = Harun) non solum, quae petebantur fieri permisit, sed
etiam sacrum illum et salutarem locum, ut illius potestati adscribe-
retur, concessit*' (vgl. Gräsze Sagenkreise S. 292) und mit welchem
Erfolge dann die Sage ihr Werk betrieb, beweist der Umstand, dass
etwa in der Mitte des Zeitraums zwischen Karls Tode und dem
ersten Kreuzzuge, d. h. in der letzten Hälfte des 10. Jahrhunderts,
ein unwissender Mönch in der Einsamkeit seines Klosters am Berge
Soracte bereits erzählen konnte (Benedicti Sancti Andreae monachi
chronicon, bei Pertz Mon. tom. V, S. 708 c. 23), wie Karl nach
gewaltigen Rüstungen mit einer Million Fufssoldaten und daiüber
auf Brücken von Traversus über das Meer gezogen sei, die heihge
Stätte mit Gold und Edelsteinen und einem goldenen Banner von
gewaltiger Gröfse beschenkt und von Aaron, dem Könige der Perser,
die Herrschaft über Krippe und Grab des Herrn erhalten habe; wie
er bei der Rückkehr mit Naciforus, Michahel und Leo, welche
fürchteten, er wolle sie vertreiben, Friede und Freundschaft ge-
schlossen habe u. s. f. Diesem ältesten uns bekannten Berichte
über den fabelhaften Zug folgen dann eine nicht unbedeutende Zahl
anderer, welche Gräsze a. o. 0. gesammelt hat, die wir hier aber
füglich übergehen können.
Denn, was sich beim Lesen des Uhlandschen Gedichtes gewis-
sermafsen von selbst aufdrängt, dass dasselbe auch nicht annähernd,
nämlich in der vorliegenden (iestalt, aus einer alten Quelle geschöpft
sei, das wird durch die Vergleichung mit diesen, so weit sie mir
möglich war, ledigUch bestätigt. Gleichwohl habe ich auch dieses
Gedicht hier zu besprechen nicht für überflüssig gehalten, da es das
einzige des engern Karolingischen Sagenkreises ist, über welches
bezüglich seiner Quelle ein Zweifel obwalten konnte. „Roland Schild-
[ träger'^ ist nämlich, wie Kaufmann a. a. 0. S. 523 bemerkt, nach
Uhlands Mittheilung „Erßndung, angeregt durch die Beschäftigung
mit der Karolingischen Heldensage'^ Wenn nun aber auch für un-
ser Gedicht die Anlehnung an eine Quelle in dem Sinne, wie wir
sie beim vorigen Gedichte wahrnahmen, geleugnet werden muss, so
soll damit nicht in Abrede gestellt werden, dass dasselbe sich in ein-
zelnen Punkten an nachweisbare Sagen anschUefst, im ganzen aber
auf einer vollkommenen Bekanntschaft mit denselben beruht.
I
I
BEITRÄGE ZUR ERKLÄRÜ?(G UHLANDSCHER BALLADEN. 9
Was zunächst in dieser Beziehung die zwölf in dem Gedichte
erwähnten Helden betrifft, so sind, wie die von W. Grimm zu
Ruolandes Liet S. 314 und Gräsze a. a. 0. S. 271 ff. gegebenen
Zusammenstellungen ergeben, weder die Zahl noch die Namen der
„pers^^ feststehend. Jedoch kann es sein, dass Uhlaad, wenn er
nicht nach Gutdunken die zwölf zusammenstellte, den französischen
prosaischen Fierabras vor Augen hatte; wenigstens ist dies die ein-
zige Quelle, welche alle zwölf bei Uhland vorkommenden Helden mit
Ausschluss Turpins enthält. Es heifst nämlich daselbst (vgl. Grimm
a. a. 0.): Premierement estoit Roland, comte de Cenonia, fils de
Milon et dame Berthe, soeur du roy Charlemaigne; Olivier fils de
Regnier, conte de Gennes; Richard duc de Normandie; Guerin
duc de Lorraine; Geoffroy seigneur de Bourdelois; Hoel conte
de Nantes ; Oger le Danois, de Asie; Lambertprince de Brucelies;
Thierry Dardaine; Basin de Genevois; Guy de Bourgongne; Geof-
froy, roy de Frise; et le traistre Ganelon, qui fit la trahison a
Roncevaux; Sanson duc de Bourgongne; Riol du Maus; Allory et
Guillaume de Lestoc; Naymes de Baviere, et plusieurs autres, qui
estoient sujects de Charles.
Aus dem eben Bemerkten geht gleichfalls hervor, dass sich
die Aussprüche der Paladine in den Quellen nicht linden ; aber auch
die Frage, ob sie aus dem durch die Sage festgestellten Charakter
der Einzelnen heraus gesprochen sind, rauss für einen guten Theil
derselben verneint werden. Denn ganz abgesehn davon, dass die
Aussprüche der fünf letzten überhaupt wenig Eigenthümliches haben,
hatten sich von den wenigsten Helden feste Charakterbilder in der
Sage entwickelt. Dass einem so genauen Kenner derselben, wie
Uhland, diese Thatsache nicht entging, ist von selbst klar, ergiebt
sich aber zum Ueberfluss aus einer Stelle seiner akademischen Vor-
lesung über Geschichte der altdeutschen Poesie (Schriften U, 85),
an welcher er sagt : „Den Zusammenhang der zahlreichen und man-
nigfaltigen Gedichte dieses (Karolingischen) Kreises bilden innerlich:
der alterthümliche Heldengeist, nicht mehr mythisch riesenhaft, zu-
weilen schon der Galanterie zugeneigt, aber voll heroischer Freudig-
keit; der religiöse Nimbus, der die Helden umgiebt; die durch-
gehende Charakteristik der bedeutendem unter ihnen: Karls
ruhige, zuweilen starre, mehr leitende, als selbstthätige Gröfse, des
Herzog Naimes von Baiern bedächtiges Alter und weiser Rath, Ro-
10 BEITRÄGE ZUR ERKLÄRUNG UHLANDSCHER BALLADEN.
lands Achilleisches Feuer und seine innige WafTenbrüderschaft mit
dem heitern Olivier, Ganelons Falschheit und Tücke; endlich der
Helden gemeinsamer Untergang und das vorahnende Hindeuten darauf
in den meisten Gedichten, welche noch die früheren Abenteuer dar-
stellen'^ Dass Uhland die von ihm selbst gegebene Charakteristik
auch in unserem Gedicht verwerthet hat, lehrt der flüchtige Anblick,
Stellen aber aus den alten, namentlich französischen Heldengedichten,
welche die Richtigkeit der gegebenen Charakteristik schlagend be-
weisen, ohne zu lang zu sein, stehen mir bis jetzt so wenige zu
Gebote, dass ich auf ihre Angabe verzichte und lieber zum Schluss
ein Wort über die Alteklere bemerke. Dieses berühmte Schwert
hat Oliver von dem Juden Joachim erhalten, nachdem sein eigenes
in dem gewaltigen Zweikampf mit Roland vor Viane (Vienne sur
Rhone) zerbrochen war, welche Stadt Karl mit seinen Helden be-
lagerte. Nachdem Oliver auf diese Weise wehrlos geworden, schickt
er den Fergen in die Stadt, um ein neues Schwert zu holen, und
die Kämpfer ruhen unterdessen. Hier giebt der Dichter des „Ger-
hard von Viane", welchen J. Rekker nach Uhlandschen Handschriften
vor seinem proven^alischen Fierabras zum Theil herausgegeben hat,
von V. 2671 eine Geschichte des guten Schwertes Hautecleire, welche
in der Uebersetzung Uhlands in Fouques Musen 4. Quartal S. 135
folgendermafsen lautet:
Als nun der Jude das Geschrei vernommen,
Sowie die Kunde jenes wackern Boten,
Dass Olivier sein stählern Schwerdt gebrochen, i)
Hat er ein vielberühmtes hergeholet,
Das über hundert Jahr er aufgehoben.
Dem Klosamont gehört es, dem Ruhmvollen,
Der Kaiser war in Rom, der vielbelobten;]
Im Holz unterm Gebüsch hat er's verloren
In jener grofsen Schlacht, der schrecken vollen,
Wo ihn Maucon von Valfondee ermordet.
Zur Erde fiel er mit gespaltnem Kopfe,
Und aus der Scheid' ist ihm das Schwert geschossen,
Das Gras war dicht, darinne bliebs verborgen.
Nach langer Zeit sind Mähder drauf gestofsen,
Und eine Sense hat es durcbgeschroten.
^) Hier fehlt wohl zufällig die Uebersetzung der Zeile: a son ostel s'en
vait san demoree.
BEITRÄGE ZUR ERKLÄRUNG UHLANDSGHER BALLADEN. 11
Als sie 's gesehn, hao sie es aufgenommen
Und dargebracht dem römischen Apostel.
Er sah, wie schön es war, das Heft vergoldet.
Und in der Schrift, die er dran wahrgenommen,
Fand er verzeichnet die wahrhaften Worte:
Dass ihm der Name Altekler erkoren,
Und dass es war in Rom geschmiedet worden.
Munificans^), der hat es wohl beklopfet.
Der war ein Meister von viel grofsem Lobe.
Mit Fleifse fegen liefs es der Apostel,
Hat in S. Peters Schatz es aufgehoben.
Pipin von Frankreich bat es dort genommen.
Am Tage, da er erstmals trog die Krone,
Dem Herzog Beuvon gab es der zum Solde,
Vom Herzog hat es Joachim bekommen.
Der ein beladen Manlthier drum geboten.
Und seit der Jade nun es aufgehoben,
Hat nie ein Mensch vom Schwerte was vernommen,
Bis zu der Stunde, da ers vorgeholet
Für den Olivier, welcher hoch zu loben.
Den Sohn Rainiers von Genua.
1) In dem französischen prosaischen Fierabras bei W. Grimm: Heldensage'
S. 45 schmiedet Magnificans, wie er dort heifst, Rolands Schwert Durandal,
Ogiers JVamens Gourtin und Sauuagine, dagegen Galand, der deutsche Wieland,
Flamberge, Hauteclere und Karls Schwert Joyeuse.
II.
UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN
AUF IHRE QUELLEN ZURÜCKGEFÜHRT.
[Aus der Festschrift zu der dritten Säcularfeier des Berlinischen Gymnasiums zum grauen
Kloster, Berlin, Weidmannsche Buchhandlung. 1874. S. 249—290; Separatabdruck S. 1—42.]
Uie folgende kleine Abhandlung gibt mehr, aber auch weniger, als
ihr Titel verspricht. „Der blinde König" gehört nicht unter die
Gedichte, welche auf französischen Quellen beruhn, aber er gehört
überhaupt zu keiner gröfseren Gruppe und steht jeder einzehien
fremd gegenüber; daher mag man seine Anwesenheit hier verzeihen.
Andererseits fehlen unter den französischen Balladen die von Karl
dem Grofsen und der provencalische Liedercyklus „Sängerliebe", weil
die ersteren von mir in der Berüner Zeitschrift für das Gymnasial-
wesen Jahrg. 1870 S. 1 fS., die letzteren von Strobl in dem Aufsatze
„Quellen zu drei Romanzen Uhlands" Wien 1864, bereits behandelt
worden sind.
1. Der blinde König.
23. 24. August 1804, umgearbeitet 5. December 1814.
Am 3. October 1801 wurde Uhland, wie er gelbst erzählt^),
noch nicht fünfzehn Jahr alt, als Jurist auf der Hochschule seiner
Vaterstadt inscribiert, nicht weil er ein Wunderkind war, sondern
1) S. L. Uhland. Eioe Gabe für Freunde. S. 16. [Vgl. unten S. 59.]
UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 13
weil der beschränkte Umfang der Tübinger lateinischen Schule einen
so frühen Abgang zur Universität nötig machte, und die Staats-
gesetze denselben nicht hinderten. Anfangs setzte er die auf .der
Schule begonnenen klassischen Studien fort, las wiederholt die Odyssee
und die griechischen Tragiker, besonders den Sophokles, und machte
lateinische und deutsche Verse. Mehr aber zog es ihn zur älteren
deutschen Literatur hin: „Um diese Zeit, sagt er selbst^), fand ich
bei einem Verwandten, dem Professor Weifse, in einem Journal,
das Heidelberger Museum betitelt, Lieder aus dem Heldenbuche,
namentlich das Lied vom alten Hildebrand, das tiefen Eindruck auf
mich machte." „Wie glücklich war ich, wenn ich den Saxo Gram-
maücus in der Uebersetzung von Müller oder die Heldensage (aus
der Bibliothek des Professor Rösler) mit nach Hause nehmen
konnte; aus diesem Werke entkeknte meine Vorliebe für nordische
Mythen. Der Heldensage habe ich meinen blinden König ent-
nommen."
Trotz dieser verworrenen Angaben kann es keinem Zweifel
unterliegen, dass der Stoff zu diesem Gedichte einer Erzählung des
Saxo Grammaticus (IV, S. 93 — 96) entnommen ist, deren Inhalt
Uhland in seiner Vorlesung über Sagengeschichte der germanischen
und romanischen Völker^) folgendermafsen erzählt.
„Der Dänenkönig Wermund war alt geworden und hatte das
Augenlicht verloren. Ihm war erst in vorgerücktem Alter ein Sohn
geboren ^worden, der zwar alle Jünglinge von gleichen Jahren an
Körpergröfse überragte, aber von stumpfem Geiste zu sein schien.
Er verhielt sich stumm, lachte niemals und nahm an keinem Spiele
Theil. So hatte Wermund an ihm keine Stütze und auch seines
Volkes Ansehn war sehr gesunken. Denn es hatte sich ereignet,
dass zwei dänische Jünglinge, die Söhne des Jarls von Schleswig,
mit dem schwedischen Könige, der ihren Vater getödtet hatte. Zwei
gegen Einen kämpften, zwar nur so, dass der eine Bruder, als dem
andern der Todesstreich drohte, sich nicht mehr halten konnte und
herzueilend den König erschlug. Quo facto plus opprobrii, quam
laudis contraxit, quod in iuvando fratre statutas duelli leges solvisset,
eidemque utilius quam honestius opem tulisse videretur.
») a. a, 0. S. 19.
') S. Schriften Band VIT, S. 213 ff. Die Vorlesung ist gehalten im Winter-
semester 1831132 und im Sommersemester 1832.
14 UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN.
Dieser Stand der Dinge veranlasste den König von Sachsen,
Gesandte an Wermund abzuordnen, die ihn auffordern sollten, das
Reich, das er wegen Alters und Blindheit nicht mehr verwalten
könne, ihrem Herrn abzutreten. Hab' er aber einen Sohn, der mit
dem des Sachsenkönigs zu kämpfen wage, so soll das Reich dem
Sieger zufallen. Wermund seufzte tief auf und sagte, mit Unrecht
werd' ihm sein Alter vorgeworfen, denn nicht dadurch sei er zu
seinem Unglück so alt geworden, dass er in seiner Jugend den
Kampf gefurchtet. Selbst jetzt noch sei er bereit, den angetragenen
Zweikampf mit eigener Hand auszufechten. Die Gesandten erklärten,
dass ihr König sich nicht der Schmach aussetzen werde, mit einem
Blinden zu kämpfen. Besser werde die Sache durch die Söhne aus-
gemacht. Da sprach auf einmal, zum Erstaunen der Dänen, Wer-
munds stummer Sohn Uffo und verlangte von seinem Vater die Er-
laubnis, den Gesandten zu antworten. Wermund fragte, wer diese
Erlaubnis von ihm begehre, und als man ihm erwiderte, sein Sohn
Uffo, beklagte er, dass nicht blofs die Fremden, sondern auch seine
eigenen Diener seines Unglücks spotten. Als aber Jene auf ihrem
Worte beharrten, sprach er, es steh' ihm frei, wer es auch sei,
seine Meinung vorzubringen. Da sprach Uffo zu den Gesandten,
es fehle weder dem König an einem Sohne, noch dem Reich an
Beschützern; er sei entschlossen, nicht blofs den Sohn ihres Königs,
sondern auch einen weitern Kämpfer, den er sich aus den Tapfer-
sten des Sachsenvolkes wählen möge, zu bestehen. Die Gesandten
lachten der eiteln Ruhmrede. Ort und Zeit des Kampfes wurden
jedoch sogleich verabredet.
Nach dem Abgang des Gesandten lobte Wermund den Kühnen,
der die Antwort gegeben, und versicherte, dass er lieber diesem,
wer er auch sei, als dem übermüthigen Feinde, sein Reich abtreten
werde. Als aber Alle betheuerten, dass es sein Sohn sei, hiefs er
ihn näher treten, um mit den Händen zu prüfen, was ihm die
Augen versagten. Als er dann an der Gröfse der Gliedmaafsen und
den Zügen des Gesichts seinen Sohn erkannte, fragt' er diesen,
warum er so lange stumm geblieben. Uffo antwortete, bisher sei er
mit denen, die seinen Vater beschützt, zufrieden gewesen; jetzt erst,
wo sie von den Drohungen der Fremden bedrängt geschienen, hab'
er zu sprechen für nöthig gehalten. Auf die weitere Frage, warum
er heber Zwei, als Einen, zum Kampfe gefordert, gab er den Grund
UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 15
an, damit die Besiegung des Schwedenkönigs durch Zwei, welche
tlen Dänen zur Schmach gereichte, durch die That eines Einzigen
aufgewogen und so der Volksruhm hergestellt würde. Wermund
hiefs nun seinen Sohn vorerst den Gehrauch der Waffen erlernen,
deren er noch ungewohnt sei. Man brachte Waffen herbei, aber
Uffos breite Brust zersprengte die Ringpanzer und man konnte keinen
finden, der ihm weit genug war. Zuletzt als er auch den seines
Vaters zerriss, üefs Wermund denselben auf der hnken Seite ^ die
der Schild deckte, aufschneiden und mit einer Spange heften. Auch
mehrere Schwerter wurden gebracht, aber so wie Uffo sie schwang,
brachen sie in Stücke. Der König hatte ein Schwert von ungewöhn-
hcher Schärfe, das Skrep genannt war (skreipr, lubricus, glatt. Lex.
isl. II, 279a); nichts galt für so hart, dass es nicht vom ersten
Streiche desselben gespalten würde. Weil er der Kraft seines Sohnes
nicht vertraute und es keinem Andern gönnte, hatte Wermund dieses
Schwert längst in die Erde vergraben. Er liefs sich auf das Feld
zu der von ihm bezeichneten Stelle führen, zog das Schwert heraus
und reichte es seinem Sohne. Dieser fand es von Alter gebrechlich
und zerfressen; er fragte deshalb, ob er es auch, wie die vorigen,
prüfen dürfe. Wermund erwiderte, wenn dieses Schwert auch von
ihm durch Schwingen zertrümmert würde, so wäre keines mehr
übrig, das der Kraft seines Armes entspräche. Bei so zweifelhaftem
Erfolg soll er lieber von der Probe abstehn."^)
Igitur ex pacto pugnae locus expetitur. Hunc fluvius Eidorus ita
aquarum ambitu vallat, ut, earum interstitio repugnante, navigii
duntaxat aditus pateat.^) Quem Uffone sine comite petente Saxoniae
regis filium msignis viribus athleta*) consequitur, crebris utrinque
turbis alternos riparum anfractus spectandi aviditate complentibus.
Cunctis igitur huic spectaculo oculos inserentibus , Vermundus in
extrema pontis parte se collocat, si fiUum vinci contigisset, flumine
*) Das Folgende, was sich auf Uhlands Gedicht direct bezieh^ gebe ich
mit Saxos eigenen Worten Hb. IV, p. 172 ed. Müller.
') Der Zweikampf auf einer Insel war nordische Sitte und wird Holmgang
genannt; aber auch Roland und Olivier in dem altfranzösischen Heldengedichte
von Viane kämpfen auf einer Rhoneinsel, vgl. Uhland Sehr. Bd. IV, S. 378 ff.,
und ganz neuerdings hat die uralte Sitte in seinem Ingo poetisch verwerthet
G. Freytag, welcher überhaupt für die Verbreitung wirklicher Kenntnis unsres
Altertums so viel gethan hat. [Vgl. unten S. 40/41. Anm.]
•) Daher bei Uhland der Ausdruck „Fechter".
16 UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN.
periturus. Maluit enim sanguinis sui ruinam comitari^ quam patriae
interitum plenis doloris sensibus intueri. Verum üffo, geminis iuve-
nem congressibus lacessitus, gladii diffidentia amborum ictus umbone
vitabat, patientius experiri constituens, quem e duobus attentius
cavere debuisset, ut hunc saltem uno ferri impulsu contingeret.
Quem Vermundus imbecillitatis vitio tantam recipiendorum ictuum
patientiam praestare existimans, paulatim in occiduam pontis oram
mortis cupiditate se protrahit, si de filio actum foret, fatum praeci-
pitio Petitums. Tanta sanguinis caritate flagrantem senem fortuna
protexit. üffb siquidem filium regis ad secum avidius decemendum
hortatus claritatem generis ab ipso conspicuo fortitudinis opere
aequari iubet, ne rege ortum plebeius comes virtute praestare vi-
deatur. Atbletam deinde, explorandae eins fortitudinis gratia, ne
domini sui terga timidius subsequeretur, admonitum fiduciam a regis
filio in se repositam egregiis dimicationis operibus pensare praecepit,
cuius delectu unicus pugnae comes adscitus fuerit. Obtemperantem
illum propiusque congredi rubore compulsum primo ferri ictu medium
dissecat. Quo sono recreatus Vermundus, fiiii ferrum audire se
dixit rogatque, cui potissimum parti ictum inflixerit. Referentibus
deinde ministris, eum non unam corporis partem, sed totam hominis
transegisse compagera, abstractum praecipitio corpus ponti restituit,
eodem studio lucem expetens, quo fatum optaverat. Tum Uffo re-
liquum hostem prioris exemplo consumere cupiens, regis filium ad
ultionem interfecti pro se satellitis manibus parentationis loco ero-
gandam impensioribus verbis soUicitat. Quem propius accedere sua
adhortatione coactum, infligendi ictus loco curiosius denotato, gia-
dioque, quod tenuem eins laminam suis imparem viribus formidaret,
in aciem alteram verso, penetrabili corporis sectione transverberat.
Quo audito Vermundus Skrep gladii sonum secundo suis auribus
incessisse perhibuit. Afiirmantibus deinde arbitris, utrumque hostem
ab eins filio consumptum, nimietate gaudii vultum fletu solvit. Ita
genas, quas dolor madidare non poterat, laetitia rigavit. Saxonibus
igitur pudore moestis pugilumque funus summa cum ruboris acer-
bitate ducentibus, Ufl'onem Dani iucundis excepere tripudiis.
„Wie es auch, fahrt Uhland a. a. 0. S. 216 fort, mit dem
historischen Gehalt der Ueberlieferung beschaffen sein möge, in
poetischer Hinsicht hat sich dieselbe zu einem der anziehendsten
Bilder unter denen, die von Saxo aufbewahrt sind, abgerundet.
UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 17
Ohne mythische Beimischung ist das Ganze innerlich, vom Gemüthe
belebt und in einzelnen ausdrucksvollen Situationen anschaulich ge-
macht. Es kommt in vielen Sagen vor, dass der Held in seiner
Jugend dumpf und trag erscheint, bis auf einmal der rechte Augen-
blick der That den stillgenährten Heldengeist zur Flamme weckt.
Aber die Zusammenstellung des stummen Sohns mit dem blinden
Vater ist unsrer Sage eigenthümlich; Jenem geht die Sprache auf,
nachdem diesem das Augenlicht verdunkelt ist. Schön und sicher
ist die Haltung des blinden Greises durchgeführt; den Verlauf des
Kampfes, dem er nicht mit den Augen folgen kann, erkennt er an
dem altvertrauten Klange seines Schwertes Skrep. Auch das, dass
ein Heldenschwert seinen eigenen Klang hat, wie der Mensch seine
Stimme, findet sich sonst in den Sagen ^); aber hier, auf den alter-
blinden König angewandt, wird dieser Zug eindringlicher und be-
deutsamer."
Ich theile nun zunächst das Gedicht Uhlands in der Fassung
mit, welche es im Jahre 1804 hatte, und setze die wichtigern Ab-
weichungen, welche ursprünglich dastanden, aber vom Dichter ver-
worfen wurden, unter den Text. Die Mittheilung dieses bis Jetzt
ungedruckten, für die Freunde Uhlandscher Dichtung nicht un-
interessanten Stückes ist mir durch Herrn Professor Holland in
Tübingen ermöglicht worden, welcher mir dasselbe freundlichst
übersandt hat. Es lautet:
Was steht der edeln Fechter Schaar
Hoch auf des Meeres Bord?
Was will io seiDem graueo Haar
Der blinde König dort?
Er jammert von der Klippenhöh',
1) Vgl. Uhland Schriften Bd. I, S. 295: ,Jn den nordischen Sprachen heifst
es, die Schwerter singen; Rolf Krakes Schwert SkÖfnung: singt hoch auf, wenn
es auf Knochen trifft. Im deutschen Liede begegnen Vater und Sohn, Biterolf
und Üietleib, einander unbekannt, sieh im Getümmel der Schlacht; dieser führt
gewaltige Schläge auf jenen, da erkennt BUerolf den Klang des Schwertes
Weisung, das er vor manchen Jahren daheim gelassen, und schmerzliche
Sehnsucht ergreift ihn (3694. 3656. 10935. 12266). Auch Walthers Schwert
ertönt im Kampfsturm wie eine Gloeke.'^ Hieran erinnert audh Nibl. 2242 :
Er sluog uf Hildebrande, daz man wol vernam
Palmunge diezen.
Uhlands BaUftden. 2
18 ÜHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN.
Anf seinen Stab gelehnt,
Dass drüben in der dampfen See
Das Eiland widertönt i):
„Gib, Ränber, ans dem Felsyerliefs
Die Tochter mir znrnek!
Ibr Harfenklang, ihr Lied so suis
War meines Alters Glück.
Hier steh' ich klagend am Gestade,
Der Jammer beugt mein Haupt,
Ha, Schande dir, aus stillem Bade
Hast du sie mir geraubt.''
Da tritt aus seiner Kluft bervor
Der Räuber, grofs und wild.
Er schwingt sein Hühnenschwert empor,
Und schlägt an seinen Schild:
„Zwar bin ich nicht von Rönigsblut,
Doch hab' ich Kraft und hohen Muth.
Woblauf, ihr Wächter an dem Throne!
Die holde Braut dem Sieger lohne!*'*)
Und den blinden König fasset Graun
. Ob solcher stolzen Rede;
Und seine edeln Fechter schann
Hinüber still und blöde.
Da fasst des grauen Vaters Hand
Sein rascher Sohn so warm:
„Wohl wag* ich diesen kühnen Stand,
Auch mir ist Kraft im Arm'!"
„So willt du ihm entgegen gehn')
Im Jngendungestnm?
^) Ursprüngliche Fassung:
Ein blinder König zog zum Meer,
In graugelocktem Haar,
Es schritt um ihn mit Schwert und Speer
Der edeln Fechter Schaar.
Und als er kam zur Ufershöh',
Da rief er jammervoll,
Dass gegenüber in der See
Das Eiland widerscholl:
') Deinen Besten sende mir zum Streite,
Lass sehen, wer die Braut erbeute!"
*) So willst du zu dem Kampfe gehn
UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 19
Schon mancher traut' ihn za bestehn,
Ach! Alle sanken ihm.
Doch nimm dies Schwert, die starke Wehr,
Das die Skalden all besingen 1
Und sinkst anch da, so soll das Meer
Hier unten mich verschlingen/*
Und, horch! es schäumt und rauschet
Ein Rahn wohl über's Meer.
Und der König steht und lauschet
Und sie schweigen all umher.
Doch bald ertönt vom Felsenhang
Der Schilde Stofs, der Schwerter Klang,
Der Fechter Dräun hernieder,
Und die Buchten hallen wieder.
«
Da ruft der blinde Greis so bang:
„Wohl hört' ich einen starken Klang
Meines Schwerts herüberwehen;
Sagt an mir, was geschehen!"^)
„Der Räuber ha! er taumelt schon,
Er stürzet in sein Blut').
Heil, König; deinem starken Sohn!
Heil Dir, so mild und gut!*'
Und wieder wird es still umher,
Und der König steht zu lauschen :
„Was hör' ieh kommen tiber's Meer
Mit Ruderschlag und Rauschen?**
„Sie kommen angefahren,
Dein Sohn mit Schwert und Schild,
In sonnehellen Haaren
Deine Tochter zart und mild!**
„Willkommen!** ruft vom hohen Stein
Der Vater da hinab,
„Nun wird mein Alter ^"***'. sein
wonnig
Und ehrenvoll mein Grab:
>) Ursprüngliche Fassung:
Da spricht der König rasch und bang:
„0 sagt, es ist ein starker Klang
Meines Schwerts herübergewehet,
sagt mir, was ihr sehet!**
') Er stürzt, er zuckt im Blut
2*
22 UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN.
A U Premier' chemise
Que la belle a lave,
L'änneau de la main blanche
Dans la mer est tombe.
La fille etoit jennette,
Ell' se mit ä pleurer.
Par delä 11 y passe
Un noble Chevalier:
„Que me donnVez, la belle,
Je vans Taveinderai!" —
Un baiser de ma boache
Volontiers donnerai. —
Le ch Valier se deponille^
Dans la mer est plonge;
A la premiere plonge
11 n'y a rien trouy^.
A la seconde plonge
L'änneau a brindill^,
A la trosieme plonge
Le chValier fut noye.
La fille ^toit jeunette,
Ell' se mit ä pleurer.
Ell' s'en fut chez son pere: —
,,Je ne veux plus d' mutier ^).''
3. Graf Richard Ohnefurcht.
„Richard, der beliebteste Volksheld der Normandie, ist der
älteste Herzog dieses Namens, von 943 bis 996. Sein volksmäfsiger
Beiname (Sans-peur) bedeutet seinen unerschrockenen Verkehr mit
der Geisterwelt. Denn die Unerschrockenheit in kriegerischer Ge-
fahr war für jeden Helden vorausgesetzt und nur diejenige den
dunkeln Mächten gegenüber der besondern Auszeichnung werth."*)
1) Cbamisso Werke Bd. V, S. 284; abc^edrnckt bei 0. Jahn, Uhland S. 133.
Chamisso hat offenbar spater das Gedicht an Uhland überlassen.
>) Vgl. Uhland Schriften Bd. Vlll, S. 180 ff. Der betreffende Aufsatz ist
nach dem 10. ^November 1850 verfasst, s. Vorrede S. VI.
»J
UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 2S
Auf einem seiner nächtlichen Ritte begegnet Richard ein Abenteuer,
dessen Erzählung ich aus der altfranzösischen Reimchronik übersetzt
habe."^)
Diese Reimchronik, welche der Dichter in Paris handschriftlich
vorfand und benutzte, wurde dann später gedruckt unter dem Titel:
Le Roman de Rou et des ducs de Normandie par Robert Wace,
poete normand du XII. siecle, publie pour la premiere fois par
Fred. Pluquet. 2 Bände. Ronen 1827.») Hier heifst es:
1.
19. October 1810.
5430. Richart ama clers e clergie,
Chevaliers e Chevalerie.
Par nait erroat') comme par jor,
Uokes^) de rien ne oat poor;
Maint fantosme vit e trova,
Uokes de rien ne s*esfrea;
Pur nnle rienz ke il v^ist,
Ne nuit oe jor poor nel prist.
Par ceo k'il erroat par nuit tant,
Aloent la gent de li disant
5440. K'antresi der par nait veeit,
Cam nal altre par jor faseit.
Castame aveit, qaant il erroat,
A chescan mustier^) k'il travout,
Se 11 poeit"), dedenz entroat;
Se il ne poeit, de fors oroat^).
Une nait vint a an mustier,
Orer voleit e Dex prier:
Laing*) de 8a gent aloat pensant,
Ariere aloaent et avant,
5450. San cheval areigna^) de fors.
Dedenz trava en biere an cors,
Jaste la biere avant passa,
Devant l'aatel s'ageuailla,
1) \gl. Uhland Schriften Bd. VII, S. 662. Verfasst 1832.
') Ron, lat. Rollo, Hrolf, der Stifter des normannischen Staates in Frank-
reich; in der Tanfe nahm er den Namen Robert an. S. Uh]and Sehr. Bd. VII,
S. 662. — Die folgenden Anmerkangen haben den Zweck, den des Altfranzö-
sischen ganz Unkundigen die Uebersetzung zu erleichtern, machen aber auf
selbständigen Werth keinen Ansprach.
*) marchait. ^) onqaes. ') monasterium. ^) pouvait. ') dehors
priait. *) Loin. *) attacha.
I
I
24 UHLAND8 FRANZÖSISCHE BALLADEN.
Snr HD leitrum sis ganz geta'),
Mez el partir les ublia'),
Beisa la terre, si ura').
Unkes de rienz ne s'esfrea^);
N'i aveit gaires^) demur^
Ni gaires n'i aveit este^),
5460^ Kant al mnstier oV ariere
Moveir li cors, ernistre') la biere,
Turna sei pur 11 cors veir:
Gis tei, dist-il, ne te moveir,
Se tu es bone u male chose,
Gis tei en paiz, st te repose.
Dune a 11 Qnens^) s'urlson dlte,
Ne sai se fu grant u petite,
Putz dist, kaut 11 seigna sun vis^):
Per hoc Signum Sancte Grucis,
5470. Llbera me de malignls,
Domine Deus salutis^^).
AI returner d'iluec^^) dist tant:
Dex, en tes malus m'alme cumaut.^')
S'espee prist, si s'eu turna,
£ 11 deables sei drescba^'),
Encuntre Tus") fu en estant^^), j
Braz estendus estut devant,
Cume s'il vousist Rlchart prendre.
Et riessne de l'us desfendre^^).
5480. £ Rlchart a 11 brand^?) sachie^^)^
Le bu^^) 11 a parml trenehle;
A travers la blere l'abati^^),
Ne sai, s'il fist noise ne cri^^).
AI cheval ert Rlchart venu,
Del cemetlere ert fors iessu,
Kant de ses ganz 11 remembra;
Nes vout leissier, si returna;
£1 chaneeP^) vlnt, ses ganz reprist
5490. Maint hoem 1 a jä^') n'i venlst.
^) lutrln ses gants jeta. *) Fehlt bei Uhland. ') oravit. Uhland frei:
der ihm heilig. ^) Fehlt bei Ubland. ^) gueres. '^) Statt der beiden letzten
Verse hat Uhl.: Noch hatt' er nicht gebetet lange. ^ krachen. >) comte.
^) fit le slgne de la crolx sur son vlsage. ^^) die drei lateinischen Verse
fehlen bei Uhland. ") de lä (llloc). ^^) je recommande mon 4me. ") s'eleva.
14) =s hüls, la porte. ^^) debout. i^) Uhland frei: Und nicht m<»hr aus der
Kirche lassen. ^^) Auch englisch ==■ Schwert. ^^) tire. ^^) huste, Oberkörper.
^) Fehlt bei Uhland. *M Hiernach hat Uhland den Vers eingeschaltet: Doch
mussts den Grafen lassen ziehn. ^^) le choeur (cancelll). '') Jamals.
I
UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 25
„Wace lässt noch ein andres Abenteuer folgen, von dem er
sagt, man würde es kaum glauben, wenn es nicht so sehr bekannt
wäre. Er habe es Mehrere erzählen hören, die es von ihren Vor-
eltern gehört. — Diese Erzählung steht mit der vorigen in der
Sammlung meiner Gedichte verdeutscht. Sie ist mehr witzig, als
sagenhaft."^)
Das Original lautet im Roman de Rou:
2.
81. October 1810.
5504. £d l'Abiie Saint-Oain
Out ä oel tens qo Segrestaio;
Tenns esteit pur l^al*) maine,
E mut') tveit boen testimuine:
Mez de Uit com home plus vant,
De taut plus deable rassaut;
5510. Taot le vait il plus agaitant,
£ de piasurs guises tantant^).
Li Segrestain ke jo vaa di,
Par agoaitemeBt*) de ranemi
Alout an jour par li mostier,
Preoaat garde aon mestier;
Une dame vit, si l'ania;
A merveiile la eoveta*):
Mort est se il ana bon n'en fait,
Ne remaindra pur rien k'il alt.
5520. B tant 11 dist, tant ii pramist,
Ke la dame terme li mist'),
Ke la nnist ä l'ostel alast,
£ par la planche trespassast
Ki desuz Roobee^) esteit,
Une ewe •) ki de sos ^^) careit.
N'i poeit par aillors passer,
m altrement a li<") parier i^).
La nuit kant fod bien ass^i^'),
Ke muines farent endormi,
5530. Li Segrestain fa en fri^on^^),
Ne voat ne ne qaist^^) campaingnon.
1) S. Ubland Scbr. Bd. VD, S. 662.
') loyal. >) beauconp (multnm). «) Diese beiden Zeilen fehlen bei Ubland.
^) Das Stellen einer Falle. >) convoita. ') Die BestimmuDg festsetzte. ^) Flässcben
bei Ronen. ») ean. lo) dessoas. ") gai, fröhlich. ») Die fanf letzten Verse
fehlen bei Ubland. i>) quand le soir fnt venu. ^*) frisson, Fieber. ») ni ne chercha.
26 UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN.
A la planche vint, sas manta;
Ne sai dire s'il abuissa,
U esgrilla, u meshanea^
Mais il chai si se neia^).
Un deable Falme seisi
Si tost') cam el del cors issi;
En enfer la voleit ravir,
Mez UD Angle 11 volt tollr'):
5540. Chescon volt tirer Talme a sei,
E cheseun dist raisun pur kei.
Deables dist: Tu me falz tort,
Ke me tont Falme ke jea port.
Dune De sai tu ke Talnie est meie
Dez k'ele est prise en male yeie?
En male veie esteit entree
E en male^ovre Tai travee:
En veie de mal s'esteit mise
E en veie de mal Tai prise.
5550. Hoc ü jo te trnveral,
Hoc, dist Dex, te jagerai.
Li maine ai trnve en mal ovre,*)
La veie ü il ert les descnvre;
N'i estuet aveir altre pnieve^),
Dez ke Farn a mefet le traeve.
La veie a il ert de pechie,
Kant il chai l'ad ja jugie.
Li Angles Dex li respnndi: .
Tais tei, dist-il; n'iert mie issi');
5560. Li mnine fu de bone vie,
Tant come il fnd en TAbeie;
fiien e lealement ad veska,
IN'avnm de li nnl mal veu.
Ceo^) testimnine l'Escripture,
E raisun est bien e dreitore')
Ke tut bien irt gaeredune
E cheseun mal sera pene.
CiP) deit aveir li gneredun
Des biens k'a fet ke nns savon.
5570. Ke sera li bien devenu
Ke il ad fait, s'il est perdu?»)
^) s'il choppa, ou glissa, on se tronva mal; mais il tomba et se noya.
*) t6t; Uhland: So warm sie aus dem Leibe kam. ") arraeber. ^) prenve.
') il ne sera pas ainsi. ') cela. ') droit ') celni-ci. ') Diese beiden Verse
fehlen bei Uhland.
>) [Statt eure, vgl. corrections U, S. 525.]
UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 27
Uokor n'aveit fait li pechi^
Dane ta Tas ja priz e jngi^.
De TAbeie esteit iessn
Et ä la plaache esteit venu;
Uncore se ponst il retraire^),
S'il ne chai\ del pechie faire;
£ de la malice k'il ne fist,
Si ne pot estre taot reprist.
5580. Par solement sun fol pense
E par un poi de voleate
Le veuls jugier e vels dampner.
Ta as grant tort, lait^) Talme ester.
E par Testrif^) ke il remaiae
Ke Tnn de l'altre ne s*en plaiogne,
Alan 9a ^) el Cunte Richart,
Si nns metam^) en son esgart").
II nas jagera lealment,
K'il ne fet nul faus jagement;
5590. A 90 k'il dira nos tennm,
Sainz cantredit e sainz ten^iim').
Li deables dist: Jo l'otrei,
Si seit Talme entre mei e tei.
Sempres^) sant ä Richart veno
En une chambre ü san lit fu;
Dormi aveit, mez danc veillout,
De plasurs cboses parpensont^).
La parole li unt cuntee,
Si cam ele ert entrels alee:
5600. Del maine ki par tele folie
Esteit iessa de s' Abele;
En la veie esteit de pecbie,
Mais n'i aveit encor tacbie;
De la planche esteit tresbuchie ^^)
Et en l'ewe de soz neie^^).
Jagement face") e die veir")
Ki deit l'alme del muine aveir.
E Richart lur a dist briefment:
Alez, dist-il delivrcment") ,
5610. Metez a1 maine l'alme el cors,
E de l'ewe le metez fors;
Ne seit deceu ne sorpris;
De sor la planche reseit^^) mis,
1) retirer. *) laisse. ») qaerelle. *) ici. ») mettre. •) conseil, jage-
ment. ') dispute. «) Aassit6t. ») reflechissait. ") tomber. M) Die sechs
letzten Verse fehlen bei Uhland. ") fasse. ") vrai. ") promptemcnt. »») Von
r — estre wieder sein, also reseit = soit encore.
28 UHLAJMDS FRANZÖSISCHE BALLADEN.
Ilaec tot dr«it inuc ii cha'i\
Quant il tresbneha e peri;
E se il vait plain pi^ avant,
U pie, n pas, u tant u quam,
Aut') li deables, si la prenge
Saioz cuntredit e sainz cbaleoge*);
5620. E se li muioe se reb^ait
E tarne arrere, sa paiz ait.
Li jugement ke Richart fist
JVe eil ne eist») ne cuntredist:
L'alme nnt ariere el cors port6e,
E li moine l'ad reeovr^e;
Dane leva sos e reyeski,
E fo mis la daat il ehaV.
Dez ke li muine s'aparcheat
E sar la plan che en piez s'estat^),
5630. Ariere mist plus tost sun pie
Ke hoem ki a serpent marchie.
Delivrement fa al retor
Cam hoem ki de mort a poor,
E eil k'il tindrent Tant lessie.
Unkes ne prist de eis cangie,
En l'Abeie tost se eofoi,
Ses draz eseat e se tapi^);
Uncore la morir creismeit*)
Et en dote ert se il viveit.
5640. Qaant Richart leva al jar der,
A Saint-Oen ala nrer:
Li covent fist tat asemler
E li moine fist demander;
Li maioe viiit sez draz muilliez
Nes^) avait ancor pas sechiez.
Li Qaens l'ad ä sei apele
Venir le fist devant TAb^:
Frere, dist-il, ke vas est vis?»)
Cament fustes vus entrepris?
5650. Gardez vas miex altre feiz,
Quant ä la planche passereiz;
Cuntez a TAbe la v^rite
U vas avez ä nait este.
Ruvi<^) li maine et oat haute
Pur san Ab^ e par li Caate,
») aille. «) dispute. «) ni cclai-ci ni celui-lä. *) se tint. ») Ses habits
secooe et se cache. •) craignait. ^) ne ipsum «= pas mdme, ndme. «) semble.
•) roagit.
UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 29
E neqaedent tat re$6h\^),
Cument ala, cameot p^ri,
Cnment deable l'enpioa*),
Cument li Qaens li d^livra,
5660. Tute la verite cunta,
E li Qaens tut testimunia.
Issi fu la chose s^ue')
E la verite cogn^ne.
Lunges fu puis par Normendie
Retraite ceste gaberie^):
Sire muine, suef*) alez,
AI passer planclie vns gardes.
4. Legende.
22. October 1810.
Auch diese Erzählung übersetzte Uhland aus einer Handschrift
der kaiserlichen Bibliothek in Paris. Der Anfang der Legende ist
abgedruckt in den Anmerkungen zum S. Michaels Lied (Volkslieder
N. 304) in den Schriften Bd. IV, S. 320; ich theile sie zum ersten
Mal vollständig nach einer Abschrift mit, welche ich der Güte des
Conservators und Subdirectors an der National-Bibliothek zu Paris,
Herrn M ich e laut, verdanke.
Chi ooDimence dane grosse fieme.
Sains Mikiex a moult bele eglise,
Servie en mervillense guise^,
Que la montaigne siet en son^).
Li lis est lian^; Tombe a a non')^
Close est de mer de toutes pars
Cele eglise, mais nne pars
Est seche, par la n on vait
A Teure que li mers s'en yait.
^) Et cependant il confessa tout. ') trompa. ") sae. ^) plaisanterie.
^) doncement. ^) mhd. wise. ') «» aom, 8<»mneC.
^) ,,Hic igitar locus, ut verbis antiqui auctoris nttiV, Tumba vocitatur ab
incolis ideo quod in rnorem t«mali quasi ab trenis eitiefgens ad altnm spatio
ducentorum cubitorum porrigitur,' oeeano aodique einctäs .... lUic mare suo
recessu devotis popnlis desideratum bis praebet iter petenttbus limina beati
Michaelis archangeli.'^ Mabillon, Annales Benedictini vol. IJ, p. 18 citiert von
Max Müller, Bssays Bd. III, S. 288 der Uebersetzung von Liebrecht, welche
Stelle der von Holland zu Uhlands Sehr. IV, S. 321 angeftihrten Litteratur
hinzuzufügen ist.
30 UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADBFC.
Li flos i vient le jor ij. fois
10. Qai moalt par^) est fors et destrois');
Si a maint home teoa cort
A cel terme, que ele acourt.
Del lia ne vos mentirai mie')
Qn'il siet el cief^) de Normeodie.
Maint pelerin sovent i vont,
A S. Mikiel dieot^) del mont,
Illoec fönt lor pelerinage
Por acroistre lor yretage*).
Por uae grant sollempait^
20. Se sunt le jor forment') hast^
Li pelerin qui i alerent,
Qai por le messe se hasterent,
Si sont el point del flot venu.
Es yns") la mer qui a conru,
Et eil se resont^) mis an cours,
Gar ni voieat aatre seeoors.
üne femme i avoit enchainte
Cai la mers a bien pres atainte
Car les gens qai la mer faioient
30. En la gravele^^^) Tabatoient.
La grans paoars et la grans haste
La voie li destrnist.et gaste
Et les dolors qae aa caer sent
Li fönt aler plus lentement
Sans consel fa et sans regart,
Car a cascan estoit trop tart
Qa'il dillaec fast escapes.
Encor en est") li lias remes
A S. Mikiel en grant peril.
40. La ferne eachainte est en essil
Car ne pooit pas retorner
Ne pooir na^') davant aler
Nele natent^') secors daatrai
Ken peril est cascans por Ini.
Hamaine aide li fall
Nas pelerins ni entendi,
A dia recort et a sa mere
Larcbangle prie et le hant pere.
Cor li alt a vois sescrie:
50. Aide moi sainte mariel
^) tres. ') eingeengt. ') rien. *) an boat ') disent. ^) heritage.
T) beaaeoup. ^) Siehe da (für each). ^) S. S. 27, Anm. 15. ^o) Sand.
^*) est en? ^'} pooit pas? ^') n'attend (pas).
UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 31
4
Tot eil qui escape estoient
£1 flot de mer cell veoient
Mais ne li pooieot aidier
Fors*) seulement a din proier')
Nas na fiance qnele vive
Mais nequedcnt») eil de la rive
ODt apele la gloriense
Ken la mesaise^) perilleuse
Viegne seeorre la dolente.
60. Qoi en la mcp moult se demente*).
Es VHS atant isnele aiae")
La donce mere dame pine
Qui dane manee^) le couvri
Et del peril hors le gari,
Hors len mena sans nnle doute
Que de la mer not*) onqnes goute
SouUie nis 1. des vestimens;
Si len mena voiant les gens.
La feme fa toute seure®)
70. Desons si sainte couretore
Et Sans paor par la mer ya:
Li termes vint si enfenta
Si ot . 1 . fil ens enmi") londo.
Ne ehai") pas en la parfonde
Car la dame la bien gardee
Dusque") la mers sen fa alee;
Enmi le flot maison li fist
Cele qni boine garde en prist
De sa mance^) qae mist devant
80. Cele sen vint o") son enfant
Et tote saave et tote saine.
La rive estoit de grant gent plaine
Qui enidoient qa' le fast morte
Mais son enfant tient et aporte
Tonte joians et tonte lie").
La mervelle ont tan tost noneie
A S. Mikiel lassas^*) el mont,
Et eiere et lai grant joie en fönt
A mervelle le regarderent
90. Dia et sa mere en mereierent.
Chi fine dane grosse ferne.'
») hors. ») prier. ») poartant. *) Unbehaglichkeit. *) sieh wie
ein demens betragen. •) Siehe da sogleieh schnelle Hilfe. ma^te?
•) n'eat pas. ») sicher. ") an miliea de. ") fiel. ") jusqae.
") avcc. ") gai, joyeax. **) la haat.
32 UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN.
Die Bedeutung der Legende fand Uhland darin, „dass die Todt-
gegiaubte mit doppeltem Leben aus den Wellen hervortritt" (Brief
an Kemer vom 27. März 1811), und dieser Gedanke muss ihn so
angesprochen haben, dass er an eine Uebersetzung ging.
5. Die Jagd von Winchester.
10. Noyeniber 1610.
Wenn man in dem oben S. 20 angeführten Briefe Uhlands an
Fouque die Worte liest: „Ich habe besonders eine Reihe normanni-
scher Kunden von eigenthümhcher Trefflichkeit aufgefunden, von
denen ich bereits einige übersetzt. Eine, die ich als Volksroman
getroffen, hab' ich in Balladenform zu bearbeiten begonnen", so muss
man nothwendig annehmen, dass das zuletzt erwähnte Gedicht,
welches nur die Jagd von Winchester sein kann, eine andre Quelle
habe, als die vorher genannten normannischen. Aus diesem Grunde
habe ich, obwol mir bekannt war, dass der Roman de Rou eine
Schilderung der Jagd von Winchester enthält, unablässig aber ohne
jeden Erfolg nach einem Yolksroman geforscht, der den Stoff zu
diesem Gedichte enthalten sollte. Diese Bemühung war aber ganz
unnütz, denn, wie mir Herr Professor Holland mittheilt, giebt Uhland
ausdrücklich in seinem Tagebuch Wace als Quelle der Jagd von Win-
chester an. Wir haben hier also wieder^) ein Beispiel, dass man,
sei es durch die zweideutige Ausdrucksweise des Dichters, sei es
durch die ungenaue Wiedergabe seiner Worte, irre geleitet wird,
was um so mehr zu bedauern ist, als das Buch: „L. Uhland. Eine
Gabe für Freunde" so lange die Hauptquelle für das Leben des
Dichters bleiben muss, bis Herr Prof. Holland sich entschUefsen
wird, seine Schätze zu veröffentlichen.
Die betreffende Stelle des Roman de Rou lautet:
15160. A Wincestre li Reis ala,
Hoc graot piece sejorna,
^) S. obea S. 13, ood ich köoote noch mehr solcher ÜDgeoauiglLeiteo an-
führen.
UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 33
Poiz dist k'il s'en voleit aler
Ed la nove forest^) berser').
A 00 matin k'il fu levez,
Sez cumpaignons a demandez,
A toz a saetes') donees
Ki li esteient presentees.
Gaultier Tirel, un chevalier
Ki en la cort esteit molt chier,
15170. Une saete del Rei prist,
Dane il Tocist si com Ven dist.
En la oove forest entrerent,
Cers e bisses berser kuidereot^),
Lor agait^) par la forest firent,
Maiz a grant dol se despartireot;
Ne sai ki traist*) ne ki lesa,
Ne ki feri ne ki bersa,
Maiz, 90 dist Tea, ne sai com fist,
Ke Tirel traist; li Reis ocist.
15180. Plusors dient k'il tresbncha^),
En sa cote^) s'empeescba
E la saete trestorna^)
E li acier^o) el Rei cola.
Alqaanz^^) dient ke Tirel vout
Ferir un cerf ki trespassout;
Entre li e li Reis coreit,
Cil trait ki entese^') aveit
Maiz la saete glaceia^").
La fleche ä un arbre freia'^)
15190. E la saete tra versa/
Li Reis feri, mort le rua**).
E Galtier Tirel tost corut
La ü li Reis cbaV e jut^^).
Henris, frere li Reiz puisnez,
Ert od eis el bois alez,
^) Nunc de silva vide, cur Nova vocitata sit. Ab antiquis temporibus ibi
populosa regio erat et villis hnmanae babitationi competentibus abuudabat.
Guillelmus antem primus, postqnam regnum Albionis obtinuit, amator ne-
morum, plus quam LX parochias ultro devastavit, rnricolas ad alia loca
transmigrare compulit, et silvestres feras pro bominibus, ut voluptatem venandi
baberet, ibidem constituit. Ordericns Vitalis bist. eccl. X, 13.
') „birschen", wie auch Uhland Str. 2 sagt. ^) fleches. *) denken,
ß) Hinterbalt. «) tira. ') tomba. *) robe. ®) detourna. ^^) Erz. ") quelques
uns. **) spannen. ") glisser. **) frotta. **) niederwerfen. **) tomba et
resta etendu.
ühUnds Balladen. 3
36 UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN.
11711. Quant li Das primes fors issi^),
Sor sez dous palmes fors chai');
Sempres') i out leve graut cri
E distreat tuit: mal signe est ci;
Et il lor^) a en haut crie:
SeigDors, par la resplendor De,
La terre ai as dous mainz seizie;
8anz chaleuge n'iert maiz guerpie^);
Tote est nostre quant qu'il i a;
11720. Or«) verrai ki hardi sera^).
13149. Taillefer, ki mult bien cautout,
Sor aa cheval ki tost alout,
Devaot 11 Dus alout cautaat
De Karlemaine e de RoUant,
E d'Oliver e des vassals,
Ki moururent en Renchevals^).
Quant il orent chevalchie taut,
K'as Engleis vindrent aprismant:®)
Sires, dist Taillefer, merci,
Jo vos al lungement servi.
Tut mon servise me debvez;
13160. Hui^^^) se vös piaist me le rendez.
Por tut guerredun ^*) vos requier,
E si vos voll forment preier^^):
Otreiez mei, ke jo n'i faille,
Li primier colp de la bataille.
^) zuerst herausging. ') fiel er auf seine beiden Hände hin. ') sogleich.
*) alors. *) verlassen. •) Jetzt.
') Vgl. Guilelmus Malmesburiensis, Gesta regum Aogl. lib. III § 238, p. 411
ed. Hardy: In egresso navis pede lapsus, eventnm in melius commutavit, ac-
clamante sibl proximo milite: Tenes, inquit, Angliam, comes, rex futnrus!
^) Dies ist die berühmte ,,cantileDa Rollandi^% wie sie Gull. Malmes-
burieosis a. a. 0. lib. III, § 241, p. 415 nennt. Die verschiedenen Ansichten
der Gelehrten über das Rolandslied finden sich zosammeDgestellt von Holland
in der Anmerkung zur hierauf bezüglichen Stelle in Llilands Aufsatz: Ueber
das altfranzösische Epos (Sehr. Bd. IV, S. 352 ff.). Holland bemerkt zum
Schluss: Uhland selbst scheint zu der Annahme geneigt, dass von Taillefer
allerdings irgend ein Theil der uns erhalteoen Chanson de Roland gesungen
worden sei; wenigstens findet sich in der Sagengeschichte Sehr. VII, S. 653
nach der Mittheilung einzelner Stellen der fraglichen Dichtung der Satz:
„Kampfscenen , wie die ausgehobenen des Romans von Ronceval, waren wohl
geeignet zum Schlachtgesange*'.
') approchant. ^^) aujourd'hui. ") Belohnung. '*) et ainsi je veux beau-
coup prier.
VHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 37
E li Das respont: Je Fotrei.
£ Taillefer poiot a desrei'),
Devant toz li altres se mist;
Un Eogleiz feri, si l'ocist;
De soz le pis') panni la pance')
13170. Li Jist passer nitre la laoce;
A terre esteoda Tabati,
Poiz trait l'espee, altre feri,
Poiz a crie: Veoez, veoez;
Ke fetes vos? Ferez, ferez!
14008. Li Das Willame par üerte,
La ü l'estendart oat este
Rova^) son gonfanon porter,
E lä le fist en haut lever;
^0 fa li sigoe k'il out veiocu
£ l'estandart out abatu.
Eotre li morz fist son tref^) tendre
E lä rova soo hostel prendre;
Lä fist soo mangier aporter
Et aparaillier son soaper.
Taillefer ist die reifste dichterische Frucht von Uhlands alt-
französischen Studien und überhaupt eins seiner besten Gedichte;
es erscheint daher gerechtfertigt, auf das Verhältnis desselben zu
seiner Quelle etwas näher einzugehn.
Der Roman de Rou, das vorzüglichste Denkmal Normannischer
Poesie gleicht in der schlichten Einfachheit der Darstellung einer
Chronik, aber weit entfernt, den trockenen Ton anzuschlagen, wel-
cher die meisten dieser Geschichtsquellen so ungeniefsbar macht,
ist er erwärmt und belebt von einer unvergleichlich frischen, naiven
und treuherzigen Auffassung aller Verhältnisse und erhebt sich in
einzelnen Theilen zu einer meisterhaften Anordnung und Behandlung
des Stoffes.®) ^ Das Uhlandsche Gedicht theilt mit ihm jene einfache
Darstellung: die kurzen, coordinirten Sätze, die gleichförmigen und
harten Uebergänge, die Auslassungen und Gedankensprünge, und es
macht daher, ähnlich vielen Partien des Romans, auf den Leser etwa
^) pique au galop. ^) Dessous la poitrine. ^) veutre. ^) ordoona.
^) sa tente.
I) So urtheilt Uhland z. ß. über die Schilderuog der Schlacht bei Hastings
Sehr. IV, S. 355.
38 UHLANBS FRANZÖSISCHE BALLADEN.
den Eindruck, welchen man beim Anblick alter Holzschnitte empfindet.
Wie diese nur die Umrisse der dargestellten Gegenstände zu geben
pflegen, meist steif und eckig, aber sehr klar, so sind auch die Ge-
stalten und Situationen unsres Gedichtes mit markigen Strichen mehr
angedeutet als ausgeführt und zeigen bei innerer Lebensfrische und
Lebenswahrheit äufserlich eine gewisse alterthümhche Steifheit und
Unbeweglichkeit. Diese Eigenschaft, welche unzähligen Gedichten
zum schwersten Vorwurf gereichen würde, entspringt hier so sehr
aus der Natur des Stoffes, dass gerade sie die Darstellung zu einer
dem Inhalte adäquaten macht: dass der Dichter sich dessen aber
auch klar bewusst gewesen und nicht blos blindlings seiner Vorlage
gefolgt ist, erkennt man leicht, wenn man das von ihm gewählte
Versmaafs betrachtet. Die Accentverse mit fünf Hebungen sind ein
rauhes lind holpriges Metrum, aber dadurch gerade vorzüglich ge-
eignet, die herbe Strenge des ganzen Gedichtes auch dem Ohre ver-
nehmlich zu machen, und viel kraft- und würdevoller klingen
und klirren diese alterthümlichen Verse mit ihren männlichen Reimen
zum Sang und Schwerterklang des Helden, als die um eine Hebung
kürzeren des Originals.
Aber mit dieser in Darstellung und Metrum alterthümlichen
Einkleidung des Stoffes glaubte der Dichter noch nicht genug gethan
zu haben, seine Natur drängte ihn, denselben nach einer bestimmten
Richtung hin weiter zu entwickeln. Der Roman de Rou enthält
nur wenig romantische Elemente und ist im allgemeinen der treue
Spiegel einer Zeit, in welcher das eben entstehende Ritterwesen
mit seiner schwärmerischen Frömmigkeit, seiner Galanterie und
Abeuteuersucht noch keinen Eingang gefunden hatte, sondern die
von höheren, geistigen Restrebungen nur die Kunst des Sängers
achtete, dessen Lied die Thaten der Helden verewigte. Ein Reispiel
dafür bietet die Episode des Taillefer, welcher die Ehre des Vor-
kampfs nicht allein wegen seiner Tapferkeit, sondern eben so sehr
wegen seiner Sangeskunde erhält und sicherlich aus diesem Grunde
auch Uhlands besonderes Interesse erregt hat. Aber die Macht,
welche die Poesie selbst in jener wilden Zeit ausübt, schien noch
nicht stark genug hervorgehoben: nicht blos bei dieser einzelnen
Gelegenheit sollte Taillefer durch seine Kunst Auszeichnung erwer-
ben, sondern durch sie überhaupt erst zum Menschen und Helden
gemacht werden, und Uhland wählte zur Erreichung dieses Zweckes
CHLANDS FRANZÖSISCHE BALLABEIS. 39
ein eben so eigenthümliches wie wirksames Mittel, indem er in dem
ersten frei hinzugedichteten Theile (Str. 1 — 6) den Helden als nie-
drigen, unfreien Knecht einführt und ihn allein um seiner Sanges»
künde willen zum freien Ritter erhoben werden lässt. Dass ihm in
der Folge auch süDser Minnesold zu Theil werden wird, lässt uns
der Dichter nur ahnen, da die alterthümüche Strenge des ganzen
Gedichtes eine breitere Ausführung des zarten Elementes unstatthaft
erscheinen lieDs.
Man kann darüber streiten, ob diese Art den ursprünglichen
Stoff zu erweitern, die beste sei; wir wollen hier nur untersuchen,
wie sie sich aus Uhlands dichterischer Eigenthümlichkeit erklären
lässt, und sind hierbei selbstverständlich auf seine früheren Gedichte
als auf die einzige Quelle hingewiesen. In denselben ist mehrfach
der romantische Gedanke dargestellt, dass die Liebe um Ungleichheit
der Stande sich nicht kümmert und dass sie zu einander hinzieht
ebensowohl Königstochter und Schäfer („der Schäfer" 1805) wie
Ritterfräulein und Gärtner („drei Fräulein" 1806); Königssohn und
Schäferin („der junge König und die Schäferin" 1806)^), wie
Rürgermädchen und Ritter („Gretchens Freude" 1805, „des Gold-
schmieds Töchterlein" 1809). Hierbei ist es an sich gleichgiltig,
ob diese Liebe glücküch oder unglücklich ist, thatsächlich aber stellt
sich die Sache so, dass in den frühesten sentimentalen Gedichten
das letztere, in den späteren mehr lebensfrohen das erstere der Fall
ist. Der Taillefer nun in Uhlands Bearbeitung hat mit diesen Ge-
dichten die Erhebung aus niederem Stande gemein, er unterscheidet
sich von ihnen dadurch, dass, aus dem oben angeführten Grunde,
nicht die Liebe die Erhebung bewirkt, sondern die Sangeskunst.
Man sieht also, dass Uhland, um einen alten Lieblingsgedanken
auch hier durchzuführen, den im französischen Romane offenbar
ritterbürtigen Taillefer zum Knecht erniedrigte, um ihn durch sein
Talent wieder zum Ritter zu erheben. Diese Weiterdichtung hat
zur Folge gehabt, dass der Uhlandsche Taillefer uns anders er-
^) Dass sich in diesem Gedichte die scheinbare Ungleichheit der Stände
in eine artige Maskerade auflöst, ist gleichgiltig: der Königssohn glaubt
jedenfalls eine Schäferin zu lieben. — In dem Gedichte „Entsagung" 1805
bleibt es nngewiss, ob Liebe oder Jagendfreandschaft oder Achtung vor seiner
Knnst die edle Frau dem Sänger geneigt macht, und um dieser Unklarheit
willen konnte das Gedicht hier nicht verwerthet werden.
'
40 UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN.
scheint als der französische : dieser ist mehr Held als Sänger, jener
„zugleich ein Sänger und ein Held". Da wir nun denselben Cha-
rakter, nur in anderer Beleuchtung, in einem gleich zu besprechen-
den Gedichte wiederfinden, so mag hier die Frage aufgeworfen
werden, wie Uhland auf den Charakter des Helden -Sängers über-
haupt gekommen ist.
Es ist bekannt, mit welcher Begeisterung er das Nibelungenlied
schon als Knabe ergriff: sollen doch die ersten Strophen einen so
mächtigen Eindruck auf ihn gemacht haben, dass er vor innerer
Aufregung das Zimmer verlassen musste^). Später als Student im
Jahre 1807 theilte er in dem handschriftlichen Sonntagsblatt seinen
Freunden aus dem damals noch sehr unbekannten Liede die Stelle
mit, welche die Fahrt der Helden über die Donau schildert, und
begleitete dieselbe mit Bemerkungen, welche eben so sehr seine Be-
geisterung für die Dichtung, als sein feines Verständnis derselben
bekunden^).
1) S. JNotter, Uhlands Leben S. 22. ^
') Mayer, Uhland and seine Freunde Bd. I, S. 22 f. Ich setze die Stelle
deshalb hierher, obwol sie mit dem vorliegenden Gegenstände nur in lockerem
Zusammenhange steht. Der Dichter sagt: „Gewaltig wie nirgends ist hier der
Untergang einer ganzen Heldenwelt dargestellt. Ein grofses dunkles Ver-
hängnis waltet über der Handlung, bildet die Einheit derselben und wird uns
beständig im Hintergrunde gezeigt. Wir belauschen es von der Zeit an, da
es die ersten Fäden um die Helden des Gedichtes spinnt; wir folgen ihm, bis
es sie ganz umschlungen in den Abgrund hioabreifst .... Wie ein leichtes
Spiel, wie ein Mährchen der Liebe, das ein Troubadour zarten Frauen vor-
singt, hebt die Erzählung an:
Es wuchs in Burgunden ein schönes Mägdelein,
Dass in allen Landen kein schön'res mochte sein;
Chriemhilde war sie geheifsen, das wunderschöne Weib —
Aber gleich kommt die düstere Mahnung:
Darum mus&ten der Degen viele verlieren den Leib.
Es erglänzt ein üppiges, festliches Leben. Jugendliche Ritter fahren nach
blühenden Bräuten. Liebe wirbt um Gegenliebe. Aber es ist das Morgenroth
von einem Gewittertage. Dunkler wird es und dunkler. Hader und Streit
erwachsen. Der schwarze Mord tritt herein, ihm nach die blutige Rache. Das
schöne Mägdlein, mit der das Lied so heiter begann, von der es hiefs: „Nie-
mand war ihr gram^', sie wird zur Furie des schrecklichen Verhängnisses.
Zwei Heldengeschlechter, die Helden vom Rheine und die Helden König Etzels
im Hunnenlande führt sie zum Mordfeste zusammen. Wie die nordischen
UHLAMDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 41
Der Pariser Aufenthalt erweiterte seine Kenntnis epischer Poesie
aufserordentlich und yersGhafn,e ihm die Möglichkeit, unser Nibe-
lungenlied mit andern in ihrer Art eben so grofsartigen epischen
Dichtungen zu vergleichen: unmittelbar nach seiner Rückkehr von
Paris (1811) übersetzte er ein Stück aus dem Heldengedicht von
Yiane und versah es mit fortlaufenden Parallelstellen aus dem Nibe-
lungenliede; dieses selbst las er in jener Zeit wiederholt und machte
die Bemerkung, dass sich der Eindruck desselben mit dem Verse
„im ragete von den herten ein gerstange lanc'^ vergleichen lasse ^).
Besonders scheint ihn Volkers Heldengestalt mächtig gefesselt zu
haben, was ja an sich sehr natürUch ist und noch dadurch an Wahr-
scheinlichkeit gewinnt, dass er den Namen Volkers als Pseudonym
benutzte und in den Jahren 1812 und 1813 im Ganzen 16 Gedichte
unter diesem Namen veröffentlicht hat. Da nun auch „Taillefer"
in diese Zeit fallt (10. 12. December 1812), so liegt es nahe, den
Helden des Gedichtes mit Volker zusammenzustellen, zumal da sich
auch sonst Anklänge an das Nibelungenlied finden. Abgesehen von
einzeben Ausdrücken, z. B. „das höhet mir den Muth'^ (des wart
wol gehoehet vil maneges beides muot str. 282) und dem Gebrauche
der Interjection Hei, finde ich namentlich in der Strophe:
Uod als er ritt vorüber an Fräuleins Thurm,
Da sang er bald wie ein Liiftlein, bald wie ein Starm.
Sie sprach: „Der singet, das ist eine herrliche Lust:
Es zittert der Thurm und es zittert mein Herz in der Brust*^')
Kämpen sich zum Zweikampfe auf Felseninseln überführen liefsen, wo sie in
fürchterlicher Einsamkeit sich gegenüber stunden, zusammengehalten von den
Armen des reifsenden Stroms: so stehen hier die zwei Heldenwelten sich ent-
gegen ; das eiserne Schicksal presst sie zusammen ; kein Weichen, keine Rettung.
Wie zwei zusammenstofsende Gestirne zerschmettern sie sich und versinken.^'
^) S. Uhland, £. Gabe für Freunde S. 78. Der seltsame Ausspruch soll
wohl das gepresste, schmerzliche Gefühl veranschaulichen, dessen sich beim
Lesen des gewaltigen Gedichtes wohl kaum ein empfänglicher Leser erwehren
kann.
^) Diese ganze Situation ist volksthümlich; man vergleiche den Anfang
vom Ulinger-Liede (Uhland, Volkslieder, N. 74):
Gut ritter der reit durch das riet,
er sang ein schönes tageliet,
er sang von heller stimme,
dass In der bürg erklinget.
42 UHLANBS FRANZÖSISCHE BALLADEN.
Anklänge an die schöne Schilderung vom Schlummergesange des
kühnen Fiedelmanns (str. 1773):
D6 klangen sine sehen daz al daz hus erd6z.
Sin eilen zao der fuoge diu warn beidia groz.
Snezer unde senfter gigen er began:
Do entswebete er an den betten vii manegen sorgenden man.
Durch die Hinzudichtung des ganzen ersten Theiles wurde der
rein epische Charakter, welchen das Gedicht mit seiner Quelle ge-
meinsam hat, noch bedeutend verstärkt, es besteht nunmehr aus
fünf verschiedenen gröfseren und kleineren Gemälden, welche durch
die allen gemeinschaftliche Figur des Taillefer in inneren Zusammen-
hang gesetzt sind; aufserhalb desselben steht allein die Strophe:
Der Herzog Wilhelm fuhr wohl über das Meer;
Er fuhr nach Engellaod mit gewaltigem Heer.
Er sprang vom Schiffe; da fiel er auf die Hand.
„Hei! rief er, ich fass' und ergreife dich, Engellafid!'^
Aber auch diese Strophe darf man nicht eine Episode im ge-
wöhnlichen Sinne nennen, vielmehr steht sie insofern in engem
innerem Zusammenhange zum Ganzen, als uns durch sie in sehr
geschickter, echt poetischer Weise der Zweck von Wilhelms Ueber-
fahrt nach England nicht erzählt, sondern in einem kleinen leben-
digen Bilde unmittelbar so zu sagen vor Augen geführt wird.
So ist denn, um zum Schlüsse zu kommen, Taillefer ein in
vielen Beziehungen eigenthümliches Gedicht, welches nicht jeden
Leser sofort anspricht. Sollte daher im Vorhergehenden der Nach-
weis gelungen sein, dass die Eigenthümlichkeiten zum Theil aus
dem Stoff mit Nothwendigkeit hervorgehn, jedenfalls aber alle vom
Dichter beabsichtigt sind, so würde für die richtige Beurtheilung
des Gedichtes schon etwas gewonnen sein.
Die jnnkfraw an dem laden lag,
sie hört g&t ritter singen.
,ga wer ist der da singet?
mit dem will ich von hinnen'^
UHLATiDS FRANZÖSISCHE BAIOiADEN. 43
7. Bertran de Born.
Tag der Abfassung nicht bekannt. Zuerst gedruckt im Morgenblait 1829 Nr. 288
vom 26. Norember.
Die nächste Veranlassung für die Entstehung dieses Gedichtes
gab wohl das Werk von Diez*/ Leben und Werke der Troubadours,
welches 1829 erschien und vom Verfasser vermuthlich ebenso wie
seine frohere Schrift über die Poesie der Troubadours ') dem Dichter
übersendet wurde. Aus diesem Werke, welches auf S. 179 — 233
Bertran de Born behandelt, heben wir das zum Verständnis des
Uhlandsehen Gedichtes Nöthige im Folgenden heraus.
Die Jahrbücher der Geschichte nennen kaum den Namen dieses
kriegerischen Sängers, jedoch lässt sich aus seiner provencaiischen
Lebensgeschichte, sowie aus seinen Liedern sein Leben zusammen-
steUen.
Er blühte zwischen 1180 und 1195, war ein geringer Baron
oder Vizgraf von Perigord^), Besitzer des Schlosses Hautefort, einige
Meilen östlich von Perigueux gelegen, und stand mit den Söhnen
Heinrichs II. von England in innigem Verkehr. Dieser hatte seinen
ältesten Sohn Heinrich 1170 zum Könige krönen lassen und ver-
langte, als er um Weihnacht 1182 zu Maus Hof hielt, die jüngeren
Söhne Richard (Löwenherz) und Gottfried sollten ihrem älteren
Bruder, als gekröntem Könige, den Huldigungseid leisten. Gottfried
that dies, Richard verliefs dagegen zornig den Hof, eilte nach Poitou
und verschanzte sich dort. Aber seine Unterthanen, die Aquitanischen
Grofsen, die ihn wegen seines Uebermuthes hassten, wandten sich
insgeheim an den seiner Milde wegen beliebten Heinrich und boten
ihm die Herrschaft von Aquitanien an. Heinrich ging darauf ein,
verbündete sich mit Gottfried und wollte eben den Krieg mit Richard
beginnen, als der Vater zwischen den feindlichen Brüdern Frieden
1) Vgl. Uhland, E. Gabe fdr PreuDde S. 217 ff.
3) Grafschaft im DÖrdlichea Güienoe mit der Hauptstadt Perigneux. —
Ventadorn, Grafschaft von Limoosin mit der Stadt Ventadoor, nördlich von
Perigord.
44 CHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN.
Stiftete und Heinrich bewog, seine Ansprüche gegen eine jährliche
Rente aufzuopfern, weswegen er in einem äufserst bittem Sirventes ^)
von Bertran angegriffen und u. a. als König der Memmen bezeichnet
wurde. Aufserdem schwuren Heinrich und Gottfried mit Richard
Frieden zu halten. Der Vater, diesem Schwur vertrauend, schickte
zuerst Gottfried, um zwischen Richard und seinen Vasallen den
Frieden zu vermitteln; aber Gottfried, kaum der Aufsicht seines
Vaters entronnen, brach den Eid und zog gegen Richard zu Felde;
dasselbe that auch Heinrich. Richard gerieth in die äufserste Be-
drängnis, bis sich der Vater selbst (Februar 1183) gegen die unge-
horsamen Söhne zum Kampfe rastete. Er zog zunächst gegen
Limoges, wo Heinrichs Mannen verzweifelten Widerstand leisteten.
Dieser selbst befand sich aufserhalb der Burg, um einen grofsen
Schlag gegen seinen Vater vorzubereiten, starb aber am 11. Juni
an einem Fieber in dem Schlosse Martel. „Als er sich dem Tode
nahe fühlte, schickte er einen Eilboten an seinen Vater, flehte ihn
um Vergebung an und drückte den Wunsch aus, ihn noch einmal
zu sprechen. Der stets gütige König, im Innersten bewegt, wäre
gern erschienen, allein seine Freunde, eine Schlinge fürchtend,
riethen ihm ab. Da zog er einen Ring von seinem Finger und
übersandte ihn dem Sterbenden als ein Zeichen seiner Liebe und
Vergebung. Heinrich presste ihn an seine Lippen, bekannte seine
Sünden vor allen Anwesenden und liefs sich, in ein härenes Hemde
gehüllt, den Strick um den Hals, auf eine Streu von Asche legen,
wo er den Geist aufgab.^^ (Diez S. 204). Bertran beklagte seinen
Tod in einem schönen Klagelied, dessen erste Strophe lautet:
Wenn alle Qoalen, Thranen, alles Leid,
Der Kummer, der Verlast, die herbste Pein,
Die man gefühlt in dieser Zeitlichkeit,
Versammelt wären, schienen sie noch klein
Beim Tod des jungen Herrn von EngeUand,
^) Von servir, also eigentlich Dienstgedicht, d. h. ein Gedicht im Dienst
eines Herrn von seinem Hofdichter verfasst, dann allgemein ein Lob- oder
Rügelied in öffentlichen oder eigenen Sachen, jedoch mit Ausschluss der Liebes-
angelegenheiten. Vgl. Diez, Poesie d. Troubadours, S. 111 f. — Auf das oben
erwähnte Sirventes Bertrans beziehen sich wohl Uhlands Worte:
Als mit zorn'gen Schlachtgesängen
Ich bestürmen liefs sein Ohr.
UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 45
Worüber Ehr' and HochsioD sich beklagt,
Die Welt verdüstert, schwarz uod finster zagt,
Ganz freadeleer, voll Traurigkeit und Jammer^).
Mit Heinrichs Tod löste sich der Bund auf, dessen Mitglieder
einzeln bezwungen wurden. Auch Bertran musste Hautefort nach
siebentägiger hartnäckiger Yertheidigung übergeben und gerieth
selbst in Gefangenschaft. Er wurde, wie unsre Handschriften er-
zählen, in Heinrichs Zeit geführt, der ihn, den er als Anstifter der
Empörung seines Sohnes kannte, sehr übel aufnahm. „Bertran,
Bertran", sagte er, „ihr habt euch einmal gerühmt, dass ihr nicht
die Hälfte eures Verstandes nöthig hättet; jetzt aber scheint er euch
ganz noth zu thun." „Herr", erwiderte Bertran, „es ist wahr,
dass ich dies gesagt habe, und ich habe damit die Wahrheit gesagt;
allein nun habe ich ihn nicht mehr." „Wie so?" fragte der König.
„Herr", versetzte Bertran, „an dem Tage, wo euer Sohn, der treff-
liche junge König starb, verlor ich Verstand und Bewusstsein^)."
Auf diese Antwort habe, so wird erzählt, der gerührte König dem
1) Die Worte Uhlands:
Leicht hast da den Arm gebunden,
Seit der Geist mir liegt in Haft;
Nur zu einem Trane rliede
Hat er sich noch aufgerafft.
werden, so viel ich weifs, gewöhnlich auf das Lied bezogen, welches Bertran
in dem (Jhlandschen Gedichte singt. Dies halte ich für unzulässig, denn ein
Trauerlied muss zum Hauptinhalte traurige Reflexionen haben, was wohl Nie-
mand von dem Bertranschen Liede behaupten wird. Will man daher dem
Dichter nicht eine ungenaue Ausdrucksweise zuschreiben, so wird man die be-
treffenden Worte auf das oben angeführte historisch überlieferte Klagelied
Bertrans beziehen müssen. Freilich wird in diesem Falle den Dichter der
gegründete Vorwurf treffen, dass er in sein Gedicht Dinge hineingebracht hat,
welche einen Commentar absolut uothwendig machen.
') Uhläad erweitert den Gedanken, indem er sagt:
Da, wie Autafort dort oben,
Ward gebrochen meine Kraft;
Nicht die ganze, nicht die halbe
Blieb mir, Saite nicht, noch Schaft.
Die letzten Worte bezeichnen nicht, wie man erwarten sollte, die beiden
„Hälften'' seines Geistes, deren der König in Str. 2 spöttisch Erwähnung that,
sondern seine Sanges- und seine Kriegskunst.
46 UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN.
Freunde seines Sohnes seine Freiheit und seine Besitzungen zurück-
gegeben und ihn obendrein noch reichlich beschenkt.
Bertran soll zwei Frauen gehuldigt haben: einer edlen Dame
seiner Heimat und einer über seinen Stand weit erhabenen Frau,
der Tochter König Heinrichs H. von England, welche mit Herzog
Heinrich dem Löwen vermählt war und die Mutter Kaiser Ottos IV.
wurde. Die Geschichte nennt sie Mathilde, der Troubadour Helena,
wohl mit Hindeutung auf die Griechische Helena, in welcher
das Mittelalter die Blume der Schönheit erblickte. Bertran lernte
sie wahrscheinlich gegen Ende ües Jahres 1183 kennen^ als sie
mit ihrem geächteten und auf drei Jahre aus Deutschland ver-
bannten Gemahl bei ihrem Vater, der in der Normandie Hof hielt,
verweilte.
Bertrans Leben war ein groläer Kampf, sein Lied ein großer
Schlachtgesang; so sagt denn auch Dante (Vulg. eloq. lib. H c. 2),
um ihn zu charakterisieren, einfach: Bertramum de Bornio arma
poetasse invenimus, und seine Kriegslust spricht er mit Lebhaftigkeit
in einem Sirventes aus, welches ich hieher setze, da es an sich
poetischen Werth hat und das Buch von Diez, wo es S. 188 f. steht,
nicht jedem Leser gleich zur Hand ist.
Mich freat des süTsea Lenzes Flor,
Wenn Blatt und Blüthe neu entspringt;
Mich freut's, hör ich den muntern Chor
Der Vöglein, deren Lied verjüngt
Erschallet in den Wäldern;
Mich freut es, seh ich weit und breit
Gezelt' und Hütten angereiht;
Mich freut's, wenn auf den Feldern
Schon Mann und Ross zum nahen Streit
Gewappnet stehen und bereit.
Mich freut es, wenn die Plänkler nahn
Und furchtsam Mensch und Herde weicht;
Mich freut's, wenn sich auf ihrer Bahn
£in rauschend Heer von Kriegern zeigt;
£s ist mir Augenweide,
Wenn man ein festes Schloss bezwingt,
Und wenn die Mauer kracht und springt,
Und wenn ich auf der Haide
Ein Heer von Gräben seh' umringt.
Um die sich starkes Pfkhlwerk schlingt.
UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 47
Vom wackern Herrn auch freut es mich,
Wenn er zum Kampfe sprengt voraa
Auf seinem Schlachtross ritterlich:
Denn so spornt er die Seinen an
Mit kühner Heldeositte!
Und wenn er angreift, ist es Pflicht,
Dass jeder Mann mit Zuversicht
Ihm nachfolgt auf dem Schritt«:
Denn jeder gilt für einen Wicht,
Bevor er wacker kämpft und ficht.
Manch farb'gen Helm und Schwert und Speer,
Und Schilde schadhaft und zerhaun,
Und fechtend der Vasallen Heer
Ist im Beginn der Schlacht zu schaun;
Es schweifen irre Rosse
Gefallner Reiter durch das Feld,
Und im Getümmel denkt der Held,
Wenn er ein edler Sprosse,
Nur wie er Arm' und Köpfe spellt.
Er, der nicht nachgiebt, lieber fällt.
Nicht solche Wonne flöfst mir ein
Schlaf, Speis' und Trank, als wenn es schallt
Von beiden Seiten: draof, hinein!
Und leerer Pferde Wiehern hallt
Laut aus des Waldes Schatten,
Und Hülfernf die Freunde weckt.
Und Grofs und Klein schon dicht bedeckt
Des Grabens grüne Matten,
Und mancher liegt dahin gestreckt,
Dem noch der Schaft im Busen steckt.
Und noch drastischer spricht sich seine streitbare oder vielmehr
streitsüchtige Gesinnung in einem andern Sirventes aus (Diez
S. 209 ff.), in welchem es heilst:
Ist friedlich alle Welt gestimmt,
Gnögt mir ein Fufs breit Land zum Zwist:
Mög' er erblinden, der mir's nimmt,
Wenn auch die Schuld mein eigen ist!
Friede thnt mir leid.
Ich bin für den Streit;
Sonst kein Giaubenssatz
Findet bei mir Platz.
48 UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN.
Ein Andrer baue Haideo an,
Ich bin bedacht nur früh und spät,
Wie ich Geschosse sammeln kann
Und Pferde, Schwerter, Kriegsgeräth :
Das ist mein Revier ;
Angriff und Turnier,
Spenden, Werben auch
Ist mein liebster Brauch.^)
Die in diesen Versen ausgesprochene Gesinnung fand gewiss in
den Kreisen seiner Standesgenossen allgemeinen und lauten An-
klang; dagegen ist ihm ein strenger Richter in Dante geworden, der
ihm zwar, gewiss aus Achtung vor seinem poetischen Talent, einen
Platz in seinem Göttlichen Gedichte verstattet hat, ihn aber, als
Zwietrachtstifter zwischen Vater und Sohn, ausgesuchte Pein erdul-
den lässt. Die betreffende Stelle Inf. Gant. XXVIII (Diez S. 189 f.)
lautet:
Ich sah — noch ist dies Schreckbild mein Begleiter —
Ein Rumpf ging ohne Haupt mit jener Schaar
Von Unglücksergen in der Tiefe weiter.
£r hielt das abgeschnittene Haupt beim Haar,
Und liefs es von der Hand als Leuchte hangen,
Und seufzte tief, wie er uns nahe war.
So kam er Eins in Zwein dahergegangen.
Und leuchtet als Laterne sich mit sich —
Wie's möglich, weifs nur der, der's so verhangen.
Indem er bis zum Fafs der Brücke schlich,
Hob er, um näher mir ein Wort zu sagen.
Den Arm zusammt dem Haupte gegen mich.
Und sprach: „Hier sieh die schrecklichste der Plagen!
Du, der du athmend schaust die Todten hie,
Sprich, ist wohl eine schwerer zu ertragen?
^) Für diejenigen, welche es vergnügt, darauf zu merken, wie der mensch-
liehe Geist zu den verschiedensten Zeiten und bei den verschiedensten Völkern
unter gleichen Verhältnissen die gleichen Anschauungen erzeugt, setze ich das
geistesverwandte Skolion eines griechischen Feudalherrn, des Hybrias (nomen,
omen!) von Kreta her, welches Athen. XV, 695 F. aufbewahrt hat. Es beginnt:
lot* fjLoi nlovTog (liyag ^oqv xal ^C(pog
xal 10 xttXov XaiarjioVj TtQoßkrjfia XQtoTog,
Tovr<p nat^to rov a6vv olvov an* a/LiTiilai'
tovT(p diönota (ivtoiag xMrjfiai,
UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 49
Und dass da Kiude bringst von mir, so sieh,
Beltram von Bornio bin ich, der im Leben
Dem jungen König bösen Ratb verlieh;
ich liefs den Sohn and Vater Zwist erheben:
So warden David einst und Absolon
Entzweit durch Ahitopbyeis böses Streben.
Mein Hirn nun muss ich zum gerechten Lohn
Getrennt von seinem Quell im Rumpfe sehen,
Weil ich getrennt den Vater und den Sohn;
Und so wie ich gethan, ist mir geschehen.
Der einzige menschlich schöne Punkt, welcher uns aus dem
wildbewegten, von Hass und Neid verdüsterten Leben Bertrans ent-
gegenleuchtet, erscheint aber gerade in engster Verbindung mit der
von Dante verurtheilten Stellung zwischen den beiden Heinrichen;
denn mit dem $ohne scheint den Sänger allerdings eine aufrichtige
Herzensfreundschaft verbunden zu haben, und die oben angeführte
Strop)^ aus dem Trauerliede auf seinen Tod erscheint als unge-
suchter Ausdruck wahren und tiefen Schmerzes. Viel zweifelhafter
ist es dagegen, ob das Verhältnis des Dichters zur Mathilde wirklich
sein Herz berührt hat, oder ob er in demselben nicht vielmehr Be-
friedigung seiner Eitelkeit oder seines Ehrgeizes gesucht hat Der
Leser mag selbst urtheilen, soweit man nach einer Uebersetzung
urtheilen kann« ob in der folgenden Canzone^) zum Preise seiner
Dame der Dichter wirklich die Sprache des Herzens spricht. Der
Schluss lautet bei Diez S. 214:
„Voll Huld und Reiz, erlauchter Rönigsspross,
Der die Treue nie verletzt,
Vertrieben habt ihr mich aus meinem Schloss,')
Na«b Anjou mißh himversetzt.;
Und da ihr als erhabne Zier und ßlume
Aller Frauen seid geschätzt,
Dient es der röm'schen Krone selbst zum Ruhme,
Wird sie euch aufs Haupt gesetzt/'
Ihr sanfter Blick, der Mienen Huld erschien
Wie ein Pfad zum Liebesziel,
^) „Die Canzone war ausschliefslich der Liebe und Gottesverehrung gewidmet
und steht im vollkommensten Gegensatz zum Sirveutes'' Diez, Poesie der Troub.
S* 104.
*) Natürlich nur bildlich zu verstehn.
Uhlands BaUaden. 4
50 UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN.
Indem mein Herr mich setzte za ihr hin
Auf den kaiserlichen Pfühl.
Liebreich und sanft war jedes Wort der Süfsen,
Ihre Sprache voll Gefühl,
Und Catalanin schien sie mir im Grnfsen^)
Und der Reden leichtem Spiel.
Als ich die Zähne sah kry stallen rein,
Da sie lieblich sprach und lacht',
Und einen Körper zart und weifs und fein
In des Ueberkleldes Pracht,
Und jener Farbe frische Rosenröthe,
Die mich um mein Herz gebracht —
Nicht tauscht' ich, wenn man Korassan mir böte,
So hat sie mich reich gemacht.
Dies ist der StofiF, welcher Uhland vorlag; sehen wir jetzt zu,
wie er denselben gestaltete.
Zunächst zog ihn zu Bertran wol dieselbe Neigung, die ihn
siebzehn Jahre früher für TaiDefer begeistert hatte, nämlich die Ver-
bindung des Sängers mit dem Helden, welche ihm in Bertran mit
überwältigender Eindringlichkeit entgegen trat; aufserdem aber
lockte ihn wohl die plastische Klarheit, mit welcher dieser Charakter
in der Geschichte wie in seinen Liedern dasteht; denn Uhland war
sich einer gewissen Schwäche in der Darstellung frei erfundener
Gestalten wohl bewusst*), und lehnte sich gern an überkommene,
und nur dichterisch zu belebende Personen und Situationen an.
Freilich war der historische Charakter Bertrans für dichterische Be-
handlung nicht ohne weiteres zu verwenden, da die Tugenden sich
bei ihm im Drange der wilden Zeit fast in eben so viele Laster ver-
wandelt hatten, und er nur durch seine geistige Kraft und sein
dichterisches Talent sich aus der Menge der andern adlichen Rauf-
bolde heraushebt. Der Dichter musste also nach einem Punkte
suchen, an welchem auch dieser harte und trotzige Sinn mensch-
liches Fühlen verrieth, und da war es nach dem oben Gesagten un-
vermeidlich, dass er auf das Verhältnis zum jungen Heinrich und
die damit zusammenhängende Anekdote kam, und er hätte ein
1) Die Catalanen standen im Rufe besonderer Artigkeit.
') S. die Abhandlung vor dem Programm des grauen Klosters 1873, S. 3^
[unten S. 57].
UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 51
schlechter Dichter sein müssen, wenn er letztere nicht zum Rahmen
seines Gedichtes gewählt hätte. Denn sie hot einmal den Vortheil,
Bertran in einem höchst bedeutsamen Momente seines Lebens zu
zeigen; sie gestattete ferner, seine hervorstechendste Charakter-
eigenschaft, den Muth, in idealer Gestalt nämlich als sittlichen Muth,
und in der schwersten Lage, nämlich seinem Todfeind gegenüber,
zu zeigen, in dessen Hand sein Leben lag; sie gewährte endlich die
Möglichkeit, diesen Muth durch die edelsten Regungen des mensch-
lichen Herzens, durch Freundschaft und, wie wir im Hinblick auf
das Gedicht gleich hinzusetzen, durch Liebe zu erwärmen und zu
verklären. Alle diese Momente hat Uhland künstlerisch verschmolzen
in dem Liede Bertrans, das den Haupttheil seines Gedichtes bildet,
ßie Hinzudichtung und die übrigen Veränderungen, welche er mit
dem Stoffe vorgenommen hat, sind nicht bedeutend. Schon durch
die Geschichte war ein gewisses Verhältnis Bertrans zu Mathilde
bezeugt: der Dichter vertiefte dies und stellte es in Parallele zu der
Freundschaft Bertrans mit dem jungen Heinrich, und erreichte
hiermit einen doppelten Zweck, einmal kam ein weiteres milderndes
Element in Bertrans rauhen Charakter, dann aber wurde dieser
durch ein zweites Band mit dem älteren Heinrich verknüpft und
dadurch die Wirkung des Conflicts und der Lösung verstärkt»
Uebrigens erinnert die Darstellung dieses Verhältnisses in Situation
und Ausdruck an das Jugendgedicht „Entsagung'^ vom Jahre 1805,
in welchem der Sänger ein Lied voll schmerzlicher Resignation vor
dem Fenster der Geliebten singt, welche, einst die Gespielin seiner
Jugend, jetzt unerreichbar hoch über ihm steht. Darum sagt er
(Str. 3):
Von dem kerzenhellen Saale,
Wo da throntest, blieb ich fern,
Wo am dich beim reichen Mahle
Freadi; safsen edle Herrn;
Mit der Freade nur vertraut,
Hätten frohes sie begehret,
Nicht der Liebe Klagelaat,
Nicht der Kindheit Recht geehret.
Und die letzte Strophe lautet:
Und es schwieg der Sohn der Lieder,
Der am Fofs des Thormes safs;
4»
52 UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN.
Und vom Feoster kUag es nieder
(Jud es glänzt im daokela Gras:
„Nimm dea Ring und denke mein,
Denk' an unsrer Kindheit Schöne!
Nimm ihn hin! Ein Edelstein
Glänzt darauf and eine Thräne/'
Die betreffende Strophe aus Bertran lautet:
Deine Tochter safs im Saale
Festlich, eines Herzogs Braut,
Und da sang vor ihr mein Bote,
Dem ein Lied ich anvertraut^),
Sang, was einst ihr Stolz gewesen,
Ihres Dichters Sehnsuchtlaut,
Bis ihr leuchtend Brautgeschmeide
Ganz von Thränen war bethaut.
Auch der Tod des jungen Heinrich ist von Uhland anders dar-
gestellt worden, als in der Quelle: hier stirbt er am Fieber, dort
in Folge eines Pfeilschusses, was keiner Erklärung bedarf. Hier ist
der Yater in der Nähe des sterbenden Sohnes und sendet ihm ein
Zeichen seiner Vergebung; dort ist er durch „Meer, Gebirg und
Thal" vom Sohne getrennt, und dieser stirbt mit dem qualvollen
Bewusstsein, den beleidigten Vater nicht versöhnt zu haben, in den
Armen seines Freundes Bertran. Diese Veränderungen ergeben sich
eine aus der andern. Aus der ganzen Sachlage entsprang mit
Nothwendigkeit, dass Bertran dem Heinrich in der Todesstunde als
Freund zur Seite stehen musste; hätte der Dichter aber nun den
Vater in 4er Nähe weilen oder gar mit dem Sohn in Verbindung
treten lassen, so wäre Bertran zu einer Nebenrolle verdammt ge-
wesen; daher musste der Vater unendlich weit entfernt*), der Sohn
^) Bei dem Liede mag man sich der zuletzt abgedruckten Canzone erinnern.
Der Bote ist Papiol, der Jongleur Bertrans. „Ein wichtiges Geschäft der
Jongleurs (= joculatores, Spielleute) bestand nämlich darin, die des Vortrags
unkundigen Hofdichter auf ihren Fahrten zu begleiten, um sie mit Gesang und
Spiel zu unterstützen oder die Lieder vornehmer Dichter, die aus ihrer Kunst
keinen Gewinn ziehen mochten, an den HÖfea vorzutragen'^ Diez, Poesie der
Troubadours S. 43. — Den Begriff Gaukler und Possenreifser hat das Wort
Jongleur erst mit dem Sinken dieser Kunst angenommen.
') Nur in dieser allgemeinen Bedeutung fasse ich die Worte; „Meer, Gebirg
Und Thal''; wer sie genauer nehmen will, muss sich den Künig in England
denken.
UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 53
vollkommen vereinsamt dargestellt werden, indem nur so Bertrans
Freundestreue ins hellste Licht gesetzt werden konnte.
So viel über die Bearbeitung des Stoffes. Was die Darstellung
betrifft, so ist sie von einem Farbenglanz, wie wir ihn bei Uhland
nur in den Gedichten aus den Jahren 1829 — 34 finden, wo der
Dichter selber in der Fülle seiner Kraft stand, und wie er im
höchsten Grade angemessen für ein Gedicht ist, das unter dem
heifsen Himmel Süd -Frankreichs spielt und den feurigsten unter
den Troubadours zum Helden hat. Dieser Farbenglanz ist ein
Product der Anmuth und der Kraft, welche beide sich in dem Ge-
dichte auf die glücklichste Weise gepaart haben. Man erkennt dies
am deutlichsten, wenn man ihm die übrigen französischen Gedichte
Uhlands gegenüber stellt: einmal den Taillefer, in dem sich die
Kraft zu alterthümlicher Strenge steigert, anderseits den proven^a-
lischen Liedercyclus „Sängerliebe", in welchem die Anmuth zu schmach-
tender Schwärmerei erweicht erscheint. Der verschiedene Charakter
dieser drei Gruppen findet seinen Ausdruck im Reime, welche
namentlich in unserm Gedichte besondere Betrachtung verdient.
Im Taillefer haben wir paarweise männliche Reime, im Cyclus
„Sängerliebe'' nur weibliche Reime, abwechselnd mit reimlosen
Versen weiblichen Ausgangs, in Bertran endlich nur männliche Reime
abwechselnd mit reimlosen Versen weiblichen Ausgangs. Die Reim-
silben in Bertran sind ebenso eigen thümlich wie klangvoll: -ort, -ei,
-Öm, -aut, -ör, -äl, -aft, -ürt^), sie beherrschen jede ihren vollen Vers
und tragen das Ihre dazu bei, dem Gedichte ein eigenes, ich möchte
sagen vornehmes Gepräge zu verleihen.
So steht das Gedicht wie eine glänzende exotische Pflanze unter
dm. übrigen einfachen und bescheidenen Blüthen Uhlandscher Poesie
und zeigt, wie wohl der Dichter im Stande war, auch fremdländische
Stoffe, welche neben lodernder Leidenschaft nur wenig von erwär-
mender Gemüthstiefe enthalten, in echt deutscher d. h. gemüthvoller
Weise umzudichten und auf diesem Wege für sein Volk, dem all
sein Denken und Dichten galt, wahrhaft geistig zu erwerben.
^) Hat der Dichter etwa auch Montfort statt Martel; obwohl es nicht im
Reime steht, wegen des volleren Klanges gewählt?
m.
UHLMDS SCHWÄBISCHE BALLADEN
AUF IHEE QUELLEN ZURÜCKGEFÜHKT.
[Ans dem Programm des Berlinischen Gymnasirnns zam grauen Kloster 1873 S. 1—28;
Separatabdruck Berlin. W. Weber. 1873.]
Als Uhland in späteren Jahren auf Tiecks Frage, welche Dichter
auf ihn besonderen Einfluss geübt hätten, allein Goethe nannte^),
mag es den alten Romantiker unangenehm genug berührt haben,
keinen Namen seiner Schule zu hören; hatte er doch ein gewisses
Recht, dies zu erwarten, Uhland freilich ein gröfseres, jene Ab-
hängigkeit abzulehnen. Denn seinem ernsten und gesunden Sinne
behagte weder der gelehrte Dilettantismus, noch die verschwommene
Sentimentalität^), noch endlich die in Schriften und im Leben sich
breit machende Negierung vieler staatlichen, religiösen und sittlichen
Verhältnisse, in welcher manche Romantiker sich gefielen; dagegen
gab er sich in einem Punkte gern und dauernd ihrem Einflüsse
hin, in dem Bestreben, die Litteraturen neuerer Völker, vorzüglich
aber das deutsche Altertum für die deutsche Dichtung nutzbar zu
machen. Einem zündenden Blitzstrahl gleich traf ihn diese Idee,
als er im J. 1804 den Waltharius in die Hand bekam: „Das hat in
mich eingeschlagen, sagte er. Was die klassischen Dichtwerke, trotz
meines eifrigen Lesens, mir nicht geben konnten, weil sie mir zu
klar, zu fertig dastunden, was ich an der neueren Poesie mit all
1) S. OUo Jahn, L. Uhland. Bonn 1863 S. 22.
*) Novalis liebte er nicht. S. K. Mayer, Uhland u. s. Freunde. Stutt^. 1867
Bd. 1 S. 43 in einem Briefe schon vom J. 1808!
UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 55
ihrem rhetorischen Schmucke vermisste, das fand ich hier: frische
Bilder und Gestalten mit einem tiefen Hintergrunde, der die Phan-
tasie beschäftigte und ansprach/^ ^) In ähnlichem Sinne äufsert ^r
sich in einem Briefe an Karl Blayer vom J. 1809: „Ich empfehle
jedem Dichter sich recht innig in die Schriften deutschen Alterthums
zu versenken und seine Bildung aus dem Stamm des deutschen
Vaterlandes erwachsen zu lassen. Wie dadurch ein Dichter zum
Nationaldichter wird, zeigt sich bei Goethe. Wie vertraut ist dieser
mit echtdeutschen Mythen, mit Volkspoesie u. s. w."*) — Uhland
selbst hat diesen Rath stets treulich befolgt und seine übrigen Studien
auf diesen Kern- und Ausgangspunkt seines Dichtens und Denkens
bezogen. Dies geht aus folgenden Aeufserungen hervor, welche er
als Siebziger seiner Gattin gegenüber that: „Für eine Poesie für
sich, vom Volke abgewendet, eine Poesie, die nur die individuellen
Empfindungen ausspricht, habe ich nie Sinn gehabt. Im Volke
musste es wurzeln, in seinen Sitten, seiner Religion, was mich an-
ziehen sollte. Schon von meiner Knabenzeit an habe ich die Poesie
so gefasst. ... Es wurde mir öfters von Norddeutschen der Vor-
wurf gemacht, ich habe zu wenig von der ausländischen Literatur
Notiz genommen. Ich habe mich aber mit spanischer, französischer
und nordischen Sprachen viel beschäftigt, habe es aber allerdings am
meisten in Bezug auf den Zusammenhang mit der Literatur und
der Geschichte dies deutschen Volkes gethan. Diesem galt mein
Studium von meiner frühen Jugend an. Meine eigenen Gedichte
sind [in der Liebe zu ihm gewurzelt und nur als einen Theil der
deutschen Literatur möchte ich sie angesehen wissen. Auch meine
dramatischen Stücke, die geschriebenen, wie die, die ich mir
vorgenommen hatte zu schreiben, sind daraus hervorgegangen.
Wer sich nicht mit meinen Studien befasst, kann nicht über mich
schreiben." *)
Dass er bei dem Streben, deutsche Sagen zur dichterischen
Bearbeitung zu finden, sehr früh auf den reichen Sagenschatz seiner
1) S. L. Uhland. Eine Gabe für Freonde S. 20.
') S. K. Mayer a. a. 0. S. 109. Dieser leider abgebrochene Brief zeigt
zugleich, in welchem Sinne der oben angedeutete Einfluss Goethes zu ver-
stehen ist. Im einzelnen hat denselben neuerdings nachzuweisen versucht
Sintenis in Fleckeisens Jahrb. Abth. für Päd. 1872. S. 369 ff.
>) S. L. Uhland. E. Gabe f. Freunde S. 457 f.
56 UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN.
Heimat geführt wurde, ist leicht erklärlich: berührte sich doch hier
mit dem Dichter auch der schwäbische Patriot und concentrirten
sich doch später seine Studien immer mehr auf die Erforschung
der Sagengeschichte seiner engeren Heimat. „Wir stehen hier, rief
er seinen Zuhörern in dem CoUeg über mittelhochdeutsche Poesie
zu^), mitten im schwäbischen Lande, das einst ein Saal des Gesanges
war. Sollen wir über alles Bescheid wissen, nur nicht über das,
was auf dem eigenen Boden geistig geblüht hat?"
Dieser Vorliebe für deutsche Stoffe im Allgemeinen und fi^
schwäbische insbesondere, welche er sein ganzes Leben hindurch
hegte, entsprangen nun in den Jahren 1810 bis 1847 die Gedichte,
welche den Gegenstand der folgenden Untersuchung bilden sollen.
Bevor wir jedoch an die Betrachtung der einzelnen Gedichte gehn,
scheint es zweckmäfsig zu sein, nach Andeutungen des Dichters einen
vorläufigen Einblick in «seine Behandlungsweise von Sagenstoffen zu
gewinnen.
Diese wird einmal durch seine Auffassung vom Wesen d«r
Sage, anderseits durch seine Individualität bedingt. Ueber jene hat
er sich als Dichter in folgendem schönen Bilde ausgespro<^en: „Die
Sage ist ein Lagerfass voll edeln, alten Weines; wann er angesetzt
worden, weifs niemand mehr; jeder sonnige Herbst bringt ihm
frischen Aufguss und vom ersten Stoffe ist wohl nichts mehr vor-
handen, als der immer fortduftende Geist; draufsen aber auf den
grünen Bergen thränen und blühen die Reben, und wenn sie
blühen, gährt es auch innen im Fasse; blutrothe Trauben reifen
und goldhelle; die Zeiten steigen am Weinberge geschäftig auf und
nieder und tragen den neuen Gewinn herzu: indess fliefst unten
rein und klar der goldene Quell und die Sänger sind die Schenken,
die das duftige Getränk umherbiet^" '). Diese Poesie in schlichte
Prosa übertragen scheint den Sinn zu haben: die Sage enthält einen
unzerstörbai^en Kern; alles äüfserliche, alle Thatsachen bilden die
verschiedenen Zeitalter ihren Anschauungen und Bedürfnissen ent-
sprechend nach freiem Belieben aus. Wenn diese Auslegung richtig
ist, so ist nur schwer einzusehen, was jener Kern ist, und wie er
fortbesteht, während der Stoff sich gänzlich ändert; ebenso schwer
1) S. Schriften Bd. I. S. 22.
*) S. Schriften Bd. I. S. 138.
UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 57
ist freilich zu verstehen, dass der Geist (doch wol der des ur-
sprünglichen Weines) fortduftet, während von ihm selbst vieUeicht
kein Tropfen mehr im Lagerfasse ist. Aber mit dem Dichter wollen
wir nicht rechten, um so weniger, als wir seine Ansicht nicht
kritisieren, sondern ein&ch feststellen wollen.
Wie er sich selbst poetischem Stoff gegenüber verhalte, spricht
Uhland in einem Briefe an Sed&endorf vom J. 1807 aus : „Wenn
ich mich nach poetischem Stoff umsehe, so geschieht es ganz vor-
züglich darum, weil blofs idealische Gestalten nicht so leicht voll-
kommene Objectivitat erhalten, wie solche die dem Dichter schon
lebendig entgegentreten, aber ihr höheres Leben erst von ihm er-
warten. Er wird durch die letztem in angenehme Selbsttäuschung
versetzt^ sein unbestimmtes Schweifen erhält eine Begrenzung, seine
peinigende Willkür wird gebunden, zwar nicht mit Fesseln, aber
durch die Arme der Geliebten'^ ^). Der Dichter soll also den Geist
der Sage erfassen und ans Licht stellen und den Personen derselben
höheres d. h. doch wol dichterisch idealisirtes Leben einflöXsen:
„Diese Durchdringung und Yergeistigung des innersten Kerns, diese
Erneuerung von innen heraus ist das dichterische Verfahren beim
Gebrauch alter Sagenstoffe^^^).
Die Art der Ausführung dieses Verfahrens, ja sogar die Mög-
lichkeit desselben hängt nun freilich sehr von der Beschaffenheit der
Stoffe ab. Bestehen dieselben in klaren, charakteristischen Situationen,
getragen von Gestalten, „die dem Dichter schon lebendig entgegen-
treten'S so hat derselbe verhältnismäTsig leichte Arbeit. Er hat die
Form zu schaffen, hier und da durch einen Pinselstrich die etwa
fehlende Deutlichkeit der Charakterzeichnung und der Situation her-
zustellen, hia: und da einen Fleck zu tilgen, welcher die ursprünglich
klare Bedeutung der Sage trübt, und das Gemälde ist fertig. Von
den unten behandelten Gedichten gehören zu dieser Klasse Junker
Rechberger, Graf Eberstein, Schwäbische Kunde, Graf Eberhard der
Rauschebart, Lerchenkrieg und der letzte Pfalzgraf. Jedoch sind
diese Gedichte nicht alle von gleicher Art; in den beiden letzten
tritt eine Einwirkung der Natur auf Charakter und Handlungsweise
der Menschen hervor, welche im letzten Pfalzgrafen historisch, im
1) S. Uhland. E. Gabe f. F. S. 34.
>) S. Schriften Bd. VIT. S. 212.
58 UHtANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN.
Lerchenkriege vom Dichter hineingetragen ist, und diese bilden da-
durch einen Uebergang zu den gleich zu erwähnenden Gedichten.
In vielen Fällen sind nämlich die Stoffe weder im Inhalte be-
deutend, noch äufserlich weit und klar genug entwickelt; dann tritt
bei Uhland seine innige, nie erkaltete Liebe zur Natur gestaltend
und belebend ein , welcher er ja auch in vielen andern Gedichten
einen warmen Ausdruck gegeben hat. „Allein in diesen spricht
sich nicht blofs eine unbefangene Freude an der schönen Natur
aus; diese wurde ihm zum Symbol der sittlichen Natur, er lieh ihr
das Leben seines eigenen Gemüths, und machte die Landschaft,
dem echten Maler gleich, zum Spiegel seiner dichterischen Stim-
mung. Wie aber die beseelte Landschaft die Merkzeichen
menschlicher Existenz und die menschliche Gestalt als nothwendige
Ergänzung fordert, so belebt und individualisirt auch Uhland das
Bild der Natur durch den Ausdruck menschlichen Seins und Han-
delns"^). Dies ist auch, mit Ausnahme der allein stehenden
„Geisterkelter", bei dem Rest der unten besprochenen Gedichte
der Fall. , So sucht der Dichter die Beschreibung der Ulme von
Hirsau durch den Hinweis auf Luther zu vertiefen, stellt im Singen-
thal den Triumph der Cultur über das wilde, nur dem Jäger nutzbare
Land dar und macht in der Glockenhöhle die Natur zur mit-
fühlenden Freundin des Menschen. Im Schenken von Limburg
endlich tritt uns die, alle Herrlichkeit des Fürstenhofes gering
achtende Freude am grünen Wald und an der fröhlichen Jagd in
lebensfrischer Gestalt entgegen: der Schenk ist ein Mann nach dem
Sinne Uhlands und aus dem Herzen geboren spricht er auch zum Herzen.
Die dichterische Behandlungsweise dieser Stoife ist natürlich
eine ganz andere als bei den Gedichten der ersten Art. Hier ist
durch die Lokalsage die Phantasie des Dichters angeregt worden, in
freier Thätigkeit ein selbständiges Gebilde zu schaffen; der Dichter
ist durch den Stoff nur in geringem Grade gebunden; dieser ist
nicht Grundlage, sondern nur Ausgangspunkt fär das Gedicht.
Der Zweck der vorUegenden Arbeit ist nun, die den Gedichten
zu Grunde liegenden Quellen anzuführen und durch die Vergleichung
beider einen Einblick in die dichterische Thätigkeit Uhlands zu
gewinnen. Bei dieser Yergleichung ist grundsätzlich alles ausge-
1) S. 0. Jahn, L. Uhlaod S. 41 f.
UPLANDS SGHWXbISGHE BALLADEN. 59
schlössen worden, was allein auf der Verschiedenheit dichterischer
und prosaischer Darstellung beruht und auch im Uebrigen ist mit
solcher Beschränkung verfahren, dass Trivialitäten hoffentlich ver-
mieden sind. AuTser den Hauptquellen sind auch, so weit es möglich
war, Belage für diejenigen Thatsachen gegeben, welche der Dichter
aus anderen Quellen entnommen hat; ein sachlicher Commentar
soll jedoch die Arbeit ebenso wenig sein, als sie * unmittelbar* für
praktische Zwecke, etwa des Unterrichts bestimmt ist.
Es bleibt mir noch übrig, Herrn Professor Holland in Tübingen
meinen besten Dank für einige werthvolle Notizen auszusprechen,
welche er mir, obwol selbst mit einer ähnlichen Arbeit über UhJand
beschäftigt, mit grofser Uneigennützigkeit überlassen hat; dieselben
sind unter Nennung des Gebers gewissenhaft benutzt worden. Eine
fernere Unterstützung ist mir durch die Güte des Herrn Professor
Horiz Haupt geworden, welcher mir das wertvolle Buch:
„L. Uhland. Eine Gabe für Freunde", welches die Wittwe des
Dichters zur Verfasserin hat und nur als Manuskript gedruckt ist,
zur Benutzung überlassen hat. Auch ihm spreche ich meinen er-
gebensten Dank aus.
Ich schliefse mit der dringenden Bitte, die Arbeit nicht anders
lesen zu wollen, als mit den Gedichten Uhlands in der Hand.
1, Graf Eberhards Weissdorn,
18. October 1810 ').
Graf Eberhard H. im Bart von Wirtemberg (1459 — 96) machte
im Jahre 1468 eine Pilgerfahrt nach dem heiligen Lande, welche
vom 10. Mai bis zum 4. November dauerte. Dieselbe hat Zeller,
Merkwürdigkeiten der Universität und Stadt Tübingen, Tüb. 1743
S. 263 ff. ausführlich beschrieben und bemerkt zum Schluss (S. 268) :
„Von der Reise nach Jerusalem muss ich noch eine Tradition bei-
fügen, welche diejenige ist, dass er einen .Dornzweig, von der
Gattung, darmit Christi Crone ist geflochten gewesen, mit sich aus
dem gelobten Land gebracht, und in dem Einsiedel eingesteckt habe.
1) Die Data über die Abfassangszeit der Gedichte sind den neuesten Auf-
lagen VOR Uhlands Gedichten, besorgt von Holland, entnommen.
60 UHLAND8 SCHWÄBISCHE BALLADEN.
daraus hernach derjenige Dornstrauch erwachsen seye, welcher von
Zeit zu Zeit, ein Zeichen der Auf- oder Abnahme des Hochfürst-
lichen Hauses ist unter den Leuten gehalten worden; und darvon
man noch jetzo etwas übriges vorzeiget, nachdem er zuweilen biss
auf ein einiges Zweiglen abgegangen. Ob diese uralte Erzehlung
und Tradition wahr seye, überlasse ich anderer ferneren Untersuchung.
Dieses ist gewiss, dass ein solcher Hagdorn von seinen Zeiten an
in Einsiedel in dem Schlössle oder sogenannten Stuten-Haufs ge-
wesen ist, wie ihne Crusius (Annales Suevici) P. HI. L. XIL c. 26
p. 342. ed. lat. p. 769 beschreibet, und zwar mit folgenden Worten :
Daselbst ist ein anmüthiges Schlösslein, Stuten-Haufs genannt, und
ein Hagdorn (Rubus caninus). der so grofs und ausgebreitet ist, dass
er im Umfang 52 Ehlen hält und auf 40 steinernen Säulen ruhet;
Niemand kann auch dessen Stamm umfassen; es sind auch schöne
Reben um die Wände des Schlösslein gezogen u. s. w."^)
Das Schlösschen Einsiedel im Schönbuchwalde war ein Lieb-
lingsaufenthalt Eberhards, hier weilte er oft mit seiner Gemahlin,
der feingebildeten Barbara aus dem Hause Gonzaga, und in dem
jetzt verschwundenen Kloster der blauen Mönche neben dem Schlöss-
chen hat er auch seine letzte Ruhestätte gefunden; Der erste,
welcher der Sage vom Weifsdorn Erwähnung tbut, ist Fischart in
seinem 1575 erschienenen Gargantua c. 39^): „Wie der Dorn-
strauch im Schönbuch von des Hertzogs Eberhard mit dem Bart
Laubstrauüs."
Die oben angeführte Darstellung Zellers nun soll nach einer
Mittheilung des Herrn Professor Holland wahrscheinlich die
Quelle des Uhlandschen Gedichtes sein, eine Annahme, welche auf
einem Briefe Uhlands an Alex. Kaufmann beruht, der zum Theil
^) Die ursprüoglichea lateinischen Worte des Crusius lauten: Ibi castel-
lum est amoenom, equarum domus (Stnthaufs) dictam. In quo est rubus ca-
ninus (ein Hagdorn) dilatatus et patolus ad 52 ulnas circumcirca, columnis 40
insistens lapideis, nee quisquam stipitem eius circumplecti (TtfQtTtrjxvviö&a^
ntQio^yviovad-ai) potest. Pulchrae quoque vites eircam parietes castelli educ-
tae etc. Crusius (geb. 1526, gest. 1607) war Prof. der lateisischen und grie^
chiscben Sprache in Tübingen. Er, der 7000 Predigten beim Anhören griechisch
nachschrieb, konnte sich die Genugthuung nicht versagen, auch in seinen latei-
nischen Werken einzelne Worte oder Wendungen griechisch auszudrücken.
Daher die eingeschobenen griechischen Brocken.
2) Citiert von Stalin, Wirtembergische Geschichte Bdl III. S, 555.
UHLANBS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 61
in dessen Anmerkungen zu Simrocks deutschen Sagen verwerthet,
und YoUständig in Herrigs Archiv Bd. 35 S. 476 f. abgedruckt ist.
Hier sagt der Dichter: „Von Eberhards Weifsdom weifs ich keine
frühere Erwähnung der Sage anzugeben, als die in Zellers Merk-
würdigkeiten . . . Vergl. auch Sattlers Histor. Beschreibung d. Herzogth.
Würtemberg IL S. 52. In Mart. Crusii Ann. Suev. III, XII p. 769
ist zwar der mächtige Hagdorn beschrieben, seines sagenhaften Ur-
sprungs aber nicht gedacht.^' Hieraus ergibt sich deutlich, dass
Uhland selbst sich nicht erinnerte, eine bestimmte Quelle für das
Gedicht vor Augen gehabt zu haben, und in der That bin ich ge-
neigter zu glauben, dass der Dichter auf mündlichem Wege Kunde
Yon der Sage erlangt habe. Dieselbe scheint noch jetzt im Volke
lebendig zu sein, wie sie denn Meier (Deutsche Sagen, Sitten und
Gebräuche aus Schwaben. Stuttg. 1852 S. 348) nach mündlicher
Erzählung aufgezeichnet hat; im Einsiedel werden offenbar die alten
Erinnerungen mit Liebe bewahrt und gepfl^t, wenn anders die Be-
schreibung der Oertlichkeit, wie sie ein ganz neuer Schriftsteller^)
gibt, der Wirklichkeit entspricht und nicht etwa Crusius oder Zeller
entlehnt ist. Derselbe sagt: „Durch engen Thorweg gelangt man
in den kleinen Hof des Jagdschlösschens; wilde Reben überwuchern
die zierlichen Galerien und in der Mitte steht als stattlicher Baum
Graf Eberhards Weifsdorn, ein Wurzelschoss des ursprünglichen
u. s. w." *Ich besuchte das Einsiedel am 15. Juli 1873. Es ist
jetzt eine königl. Domalne und die kümmerlichen Reste des ehe-
maligen Jagdschlosses dienen dem Oberförster zu Wirthschaftsgelassen
und bilden mit seinem Wohnhause einen rechten Winkel. In diesem
ist ein Blumenrondel angelegt, in dessen Mitte der Weiisdorn steht,
ein so stattliches Exemplar, wie es selten zu finden sein mag. Der
Rest des Jagdschlosses ist ein zweistöckiges Haus, dessen Erdgeschoss
Holzstall ist; zum oberen Stockwerk führt eine Wendeltreppe in
einem alten runden Thürmchen empor in ein grosses Gemach, dessen
Wände mit ganz verblassten, Jagdscenen darstellenden Fresken be-
deckt sind, sicherlich nicht aus Eberh. mit dem Bart Zeitalter. An
diesem Gemache läuft eine offene Galerie entlang mit einem Geländer
von Holzsäulchen, von wildem Wein berankt. Dicht an dem Weifs-
dorn, da wo jetzt ein alter Steintisch steht, sollen Eberhards Reste
1) Paulus: L. tlhland und seine Heimat Tübingen. Berlin 1869 S. 41.
62 UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN.
bis zu ihrer Ueberführung nach dem Chore der Stiftskirche zu
Tübingen geruht haben.* Man erinnere sich ferner, dass das Ein-
siedel nur etwa zwei Stunden von Tübingen entfernt ist, dass es
in der Jugend wie im Alter Uhlands höchste Lust war, im Feld
und Wald umherzuschweifen und die heimatlichen Sagen kennen
zu lernen, und man wird zugestehen müssen, dass die Annahme
grofse Wahrscheinlichkeit hat, er habe die Sage, sei es bei einem
Besuche im Schönbuch, sei es bei einer andern Gelegenheit erzählen
hören.
Sei dem wie ihm wolle, jedenfalls prägte sich die Sage tief
seinem Gemüte ein und trat unter Verhältnissen wieder hervor,
unter welchen man es kaum hätte erwarten sollen. Im Jahre 1810
befand sich der angehende Rechtsgelehrte in Paris, dem Namen
nach, um das französische Rechtswesen zu studieren, während er in
Wirklichkeit den Tag über altfranzösische Heldengedichte aus den
handschriftlichen Schätzen der Kaiserlichen Bibliothek abschrieb und
des Abends zusammen mit Immanuel Bekker die Lusiaden und
andre romanische Gedichte las. Mitten in dem Verkehr mit dieser
glänzenden untergegangenen Heldenwelt, mitten in dem Gewühl der
ungeheuren Stadt, welches ihn brausend umflutete, mag dann wol
das friedlich stille Bild des heimatlichen Schönbuchwaldes mit
seinen alten, wol bekannten Sagen vor seine Seele getreten sein
und ihn mit sanftem Kauschen an die alte Zeit und an das
ferne Land gemahnt haben. Einer solchen Stimmung —
Heimweh hat man sie genannt*) — entsprang auch das vorliegende
Gedicht, welches trotz der gröfsten Einfachheit in der Form,
durch die gemütvolle Auffassung und warme Behandlung des an
*) Mit welchem Rechte sieht man aus dem gleichzeitigen Briefe an seine
Eltern (Uhland, £. Gabe für Freunde S. 67): „Ich bin deshalb (weil die
Bibliothek den ganzen September und einen Theil des Octobers geschlossen
war) viel zu Hause und beschäftige mich mit Lesung des Maleville und mit
Sprachen. Ich denke viel an Tübingen. Um zwölf Uhr, was immer durch
einen Schuss auf dem Palais Royal angezeigt wird (Schlagen und Läuten hört
man hier wenig, die Glocken wurden meist in der Revolution zerstört), stelle
ich mir lebhaft vor, wie man sich jetzt in Tübingen an den Tisch setzt, wo
ich dann noch vier Stunden zu warten habe. Ich denke mir dann die
Schnutz (die Hanskatze) , wie sie mit den VorderfüTsen auf dem Tische steht
und Luischen (der jüngeren Schwester) Complimente macht."
miLAiaiS SGBWABISCHB BALLABER. 63
sich unbedeutenden Stoffes immer den Beifall zartsinniger Gemüter
erwerben wird« Das Gedicht hat er nach seinem Tagebuche am
13. October, Nachts zehn Uhr, fasst ganz im Palais Royal gedichtet^),
wobei man unwillkürlich an eine Situation erinnert wird, ähnhch
derjenigen, welche Otto Jahn in seinem inhaltreichen, geistvollen
Vortrage über Uhland S. 28 schildert: „£r wandelte, wenn die
Freunde abends im Palais Royal spazieren gingen, Mund auf Augen
zu, ohne die ringsumwogende Flut von Versuchungen auch nur
wahrzunehmen, und die Portiersfrau, welche ihm aufwartete, pries
die Eltern ^ücklich, denen solch ein Kind geworden/'
2. Junker Rechberger.
21. Febroar nnd 2. Mftn 1811.
Holland in Uhlands Schriften zur Geschichte der Dichtung und
Sage Bd. IV. S. 370 Anm. 3 gibt als Quelle des Gedichtes „Junker
Rechberger" an: „Stockhausen, Mira praesagia mortis, das ist:
Wunderliche Todes -Vorboten u. s. w." Helmstädt 1694. Hier
heilst es S. 53 f.: „In Wendunmuth*) wird diese Geschieht von
Junker Rechberger') erzählet, der ritte einmal in eine Nacht aus,
etlichen guten Leuten ungebeten auf den Dienst zu warten, und
verbarg sich biss nach Mitternacht in einer wüsten Kirchen. Als
er sich nun vor Tage aufmachet nach dem Ort, da die ansgespähete
Leute fürüber ziehen solten und unterwegen gewahr wird, dass er
seine Streithandschu in der Kirchen auf einer alten Todtenbaar
1) S. L. UhUnd. Eine Gabe fiir Freande S. 73.
') Wead Unmath, darion allerhaod höfliche und lustige Historien Schimpfif-
reden Beyspielen nnd Gleichnuss begrieffen u. s. w. durch Hanss Wilhelm
Kirchhof. Frankfurt a. M. 1563. Neu heransgegeben von Hermann Oesterley,
Bibliothek des litterarischen Vereins in Stuttgart Bd. XCV. — Die oben ab-
gedruckte Geschichte ist ein, alles wesentliche enthaltender Auszug aus diesem
Buche. Sie steht ferner ans anderer Quelle in Meiers deutschen Sagen ans
Schwaben S. 145 f. und wieder aus andern Quellen, gekürzt und geändert, in
den deutschen Sagen der Brüder Grimm P S. 355.
') Die Rechberger waren ein Raubrittergeschlecht in Oberschwaben«
Andere Gespenstergeschichten von einzelnen Mitgliedern bei Grimm^ deutsche
Sagen P S. 219 t Meier, deutsche Sagen aus Schwaben S. l46 £
64 UBLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN.
yergessen, schickt er eilends den Knecht zuräek, dieselbigen zu
hohlen. Der kommt bald wieder und spricht, es möge ein ander
die Handschu hohlen, denn es sitze ein feuriges Gespenst auf der
Todtenbaar und habe beyde Handschu angethan und streiche einen
über den andern aufs glatteste an. Darauf der Junker erzürnet
zum Knecht spricht, was er für eine Memme sey, ob er sich unter*
stehen wolle einen Keri anzugreiffen und doch so verzagt für einem
Gespenst sey? Reitet also selbst zurück, lasset den Knecht das
Pferd halten, gehet hinein und reifset sich mit dem Teuffei über
die Handschu und erobert endlich dieselbige, reitet darnach wieder
auf sein Posto. Unterdes bricht der Tag an und sahen die beyde
einen schwartzen Hauffen Reuter gegen ihnen hertraben, wichen
derohalben auf eine Seite aus. Hinter diesen Zeug kömmt einer
hernach getrabet und führet ein lediges Pferd an die Hand mit
Sattel und allen woll staffiret, den fragt der Rechberger, wer die
vorreitende gewesen? Er fragt weiter, wem dann das ledige Pferd
zustehe? Darauf antwortet jener: Es gehört einen meines Herrn
getreuen Diener, der heist der Rechberger, der soll heut über ein
Jahr erstochen werden und dann darauf in sein Losement reiten.
Damit ritte der Reuter fort. Rechenberger erschrack, wolte sich
folgends bessern, gab seinen Knecht Pferd und Harnisch und ging
in ein Kloster, darin sie ihn vor einen Layenbruder annahmen und
über des Abts Pferde die Obsicht anbefohlen. Als er aber ein Jahr
im Kloster gewesen, wird er eben auf diesen Jahr -Tag, an welchen
er hatte seine Gesellschaft gesehen vorüberreiten, mit einen . Stall-
buben uneins und von denselben mit einer Heugabel erstochen."
Die Sage zerfallt in zwei hur äufserlich verbundene Theile,
Rechbergers Kampf mit dem Geiste, welcher an das ähnliche Aben-
teuer Ohnefurcht erinnert (S. ühland Schriften Bd. IV. S. 369 f.
Vn. S. 662 und sein Gedicht Richard Ohnefurcht 1.) und Rech-
bergers Todesbqtschaft und Ende, worin sich Anklänge an Dietrichs
von Bern Hellenfahrt in der Wilkiuensage finden (s. Uhland Schriften
Bd. I S. 204, 208). Die in der Sage hervortretende Sinnesänderung
des Rechbergers gab nun dem Dichter Gelegenheit, jene zwiespältige
Auffassung solcher Gespenstergeschichten, jenes Schwanken zwischen
finsterem Ernst und schauerlichem Scherz, welches er Sehr. Bd. IV
S. 369 zunächst als Gharacter der normannischen Dichtungen hin*
stellt, auch in seinem eigenen Gedichte zur Anschauung zu bringen.
UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 65
Im ersten Theile sehen wir den Ritter mit dem Geiste ohne jede
Bangigkeit wie mit seines Gleichen sich herumschlagen und dann
nicht ohne übermütigen Humor mit demselben verhandeln, über
den zweiten Theil dagegen verbreitet das spukhaft verkündete, unr
abwendbar nahende Verhängnis und des Ritters Seelenangst dabei
eine entschieden dunkle, schauerhche Färbung, welche nur durch
den in der Schlussstrophe plötzUch wieder hervorbrechenden Humor
erhellt wird.
Dies ist der allgemeine Charakter des Gedichtes. Im Einzelnen
hat sich Uhland an seine Quelle genau angeschlossen und ist nur
in zwei Punkten mit voller Ueberlegung von derselben abgewichen,
um die Einheit der Composition zu schaffen, welche der Sage fehlt.
In dieser nimmt der Rechberger dem Geiste die Handschuh nach
hartem Kampfe ab und reitet mit ihnen von dannen, bei Uhland
leiht er sie dem bezwungenen Geiste auf dessen Bitte mit den über-
mütigen Worten:
Ein Jährlein ich sie dir gerne leih\
So kann ich erproben des Tenfels Treu*,
Sie werden wohl nicht zerplatzen
An deinen dürren Tatzen.
In der Erzählung ist also jede Verbindung zwischen dem Junker und
der Helle aufgehoben und sein Kampf mit dem Geiste steht mit
den folgenden Ereignissen in gar keinem Zusammenhange; bei
Uhland wird sein durch den Sieg aufs höchste gesteigerter üeber-
mut die Ursache seines Unterganges. Freiwillig gibt er dem Geiste
einen Theil seiner ritterlichen Rüstung und damit Gewalt über sich
selbst, wie denn nach altem Aberglauben der Mensch den Mächten
des Todes und der Unterwelt verfallt, sobald Theile seines Leibes
(Haare*), Nägel u. dgl.) oder seiner Kleidung in die Gewalt derselben
geraten. Kaum hat der Rechberger seine Handschuhe auf ein Jahr
verliehen, als er auch schon erfährt, dass er nach Ablauf desselben
zum wilden Heer gehören werde; das Geisterross, welches ihn
hierzu abholt, bringt ihm die Handschuhe wieder: dieselben haben
ihn hinabgezogen. Auf diese Weise ist der Kampf um die Hand-
schuhe, welcher in der Erzählung als unverbundene Episode dasteht,
*) Brant von Corinth.
ühlands BallftdeD.
66 UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN.
in Innern Zusammenhang mit dem Folgenden gebracht und die aus-
einanderfallende Darstellung einheitlich zusammengefasst.
Die zweite Abweichung von der Quelle betrifft die Todesart
Rechbergers. Der Streit mit dem Stalljungen war dichterisch nicht
gut zu verwenden, aber auch jede andere Todesart musste willkürlich
oder zufallig erscheinen, welche nicht aus dem Vorhergehenden mit
so zu sagen dichterischer Notwendigkeit folgte. Dies erkannte
Uhland und half dem Mangel der Ueberlieferung auf die einfachste
Weise ab. Der Junker hat das Ross gesehn, welches ihn zum
wütenden Heere tragen soll; tief zerknirscht geht er ins Kloster und
wartet daselbst der Pferde, was ist natürlicher und dichterischer als
ihn durch jenes Geisterross sterben zu lassen? Der Helle hat er
sich übermütig verpfändet und die Helle sendet folgerichtig das
Werkzeug seiner Vernichtung herauf.
Durch diese beiden Aenderungen hat der Dichter für die äufsere
Einheit der Handlung allerdings bedeutendes geleistet, der innere
Zwiespalt in der Denk- und Handlungsweise des Helden, eine Folge
der Verschmelzung zweier ursprünglich nicht zusammen gehöriger
Sagen, ist und bleibt dagegen ungelöst. Er hätte nur gehoben
werden können, wenn der eine oder der andere Theil der Sage ge-
ändert worden wäre, und hierzu hat sich der Dichter nicht ent-
schlossen.
3. Graf Eberstein.
9. Januar 1814.
Uhlands unmittelbare Quelle ist, nach einer gefalligen Mittheilung
des Herrn Prof. Holland, Gräters Idunna und Hermode 1812. Hier
lautet die Geschichte S. 172 folgendermafsen:
Der Eberstein.
Eine hochherzige Geschichte! Kaiser Otto belagerte des Grafen
Veste lange vergeblich. Eine Kriegslist sollte endlich bewürken, was
die Kraft nicht that. Graf Eberstein wurde zu einem Turnier und
Tanz nach Speyer eingeladen. Er erschien und zeigte sich auch da
als den mannlichen Ritter im Kampf und Tanz. Die Kaisertochter,
deren Leib er eben umschlang, verrieth ihm während des Tanzes
den heimlichen Anschlag auf seine Burg. Eberstein verliels in der
UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 67
Nacht den Tanz und war mit Tagesanbruch wieder der Vertheidiger
seiner Veste. Kaiser Otto fand den Ritter bewundernswerth und
die Hand der Prinzessin, die ihm schon das Herz geschenkt hatte,
war von beiden Seiten der Kampfpreis und das frohe Ende der
langen Belagerung^).
Neue Zage hat der Dichter dieser Darstellung nicht hinzugefugt,
die vorhandenen sind mit geschickter Hand neu belebt worden und
geben, in den dactylischen Tanzrhythmen leicht dahineilend, ein
Bild voll von Anmuth und Humor, dessen Mittelpunkt die lebens-
warme Gestalt des ebenso tanz- wie kriegskundigen, im Ernst und
Scherz gleich gewandten Grafen ist.
4. Schwäbische Kunde.
6. December 1814.
Dies Gedicht ist höchst wahrscheinlich aus den Annales Suevici
des Crusius*) geschöpft, wo es Pars H. S. 501 heilst: „In hac
expeditione (dem Kreuzzuge Friedrich Barbarossas) fertur Alemann us
quidam corpore ingenti et invicto robore praeditus populäres suos
longo intervallo secutos pedetentim incessisse, trahendo equum ex
itinere fatigatum. Qui a quinquaginta Saracenis eminus sagittis
incessitus, scuto et firmo thorace tectus, animi securus iter suum
nihilominus persecutus est. Cum autem quidam ex hostibus audacior
adequitans cominus eum gladio percussisset, Alemannus ille valida
heroicaque manu ambos equi hostilis pedes anteriores ictu aliquo
(inidoxiAicog) amputavit. Equitis mox equo collapso adhuc insi-
^) Dieselbe Sage erzählt anders und viel weitläufiger Crusius, Annales
Suevici Pars II lib. IV c. 3 und nach ihm Grimni; deutsche Sagen \IK S. 150.
*) S. die Recension im Litterarischen Centralblatt [1873. N. 24. S. 751 f.
Hier wird verwiesen auf Uhland Schriften VIU S. 84: (Jeher die Ungeheuern
Hiebe der Kreuzfahrer in Kaiser Friedrichs 1. Heere s. Wilken [Geschichte
der Kreuzzüge] 4,122, Anm. 136: y,Da8S es aber nicht ungegründete Prahlerei
ist, wenn die deutschen Schriftsteller behaupten, dass die Türken durch die
ungeheure Tapferkeit der deutschen Ritter in Furcht und Angst gebracht
worden, beweist das Zeugniss des Nicetas'^ — welches bei Wilken übersetzt
ist. Boxberger spricht seine Meinung hier dahin auS; dass Wilken so gut wie
Crusius als Quelle Uhlands gelten könne.]
5*
6S UßLAflDB SCHWÄBISCHE BALLADEN.
dentis caput, pectus, ventrem, ipsam etiam equi sellam dissecuit
uno gladü ictu ita ut iumenti quoque dorsum Yulnerayerit. Sic
apud Choniatam^)/'
Ich halte diese Darstellung für Uhlands Quelle aus zwei Grün-
den: einmal stimmt keine der andern angeblichen Quellen, welche
von Götzinger und Boxberger an den in der Anmerkung citierten
Orten angezogen werden, in so vielen Einzelheiten mit der Uhland-
sehen Darstellung überein, als die des Crusius. Allen fehlt der sehr
bezeichnende Zug, dass der Schwabe nicht eher aus seiner Seelen-
ruhe gebracht wird, als bis ihn einer der Türken mit dem Säbel
{cominus) angreift und dass er dann, gewissermafsen zur bequemeren
^) Mit deo letzten Worten bezieht sich Crusius auf den Byzantinischen
Schriftsteller Nicetas aus Chonae, welcher u. a. die Geschichte des Kaisers
Isaac Angelus geschrieben hat. Da dieser gewöhnlich (z« B. von Kaufmann
zu Simrocks deutschen Sagen; von Götzinger, deutsche Dichter Bd. I S. 518;
von Boxberger in Gosches Archiv f. Literaturgeschichte II S. 270) als Uhlands
Quelle angeführt wird, so lasse ich der Vergleichung wegen seine Darstellung
im Corp. Script, histor. Byz. ed. Bekker S. 543 folgen : Karä ^k xriv avaßaaiv
ravjTjV IfyeraC tiva uiXafiavov nsXcjQiov ib aüfjux, ttjv iöxyv anaQajuiXlWj
jöiv 6jLio(pvX(ov Inl nliCörov anoXeKpd^vat, xal %6v fihv aveifiivotg aräXXea&ai
noaCv, ix rov j^ffA^voi) rbv Innov icp^Xxovra ty o^omoQCtji x^xfi^xota^ tuv
6* II ^lOfiariX aS-QOtadijvtti nsgl aviov vnkQ tovs nevzi^xovTa^ xgariaiovg afia
Tiavjag xal ras oixEtag ra^eis dnoXinovrag. ot fihv ovv tos Is xvxXaxTiv ai/rov
^uiXrjfpoTfg nsQiero^svoVf 6 ^k t^ €VQ€l adxst axenofisvog xal t^ twv onltov
S-aQQcSv areyccvoTriTi yeyrjd-cjg inoQeveio, drCvaxTog xarä nqöiva ^ TtQoßoXav
ToTg Tov ßaqßaqixov ixeCtfov ^vXXoyov ßX-r^fiaai xal iav xal Ssixvvfavog, tag
6k ix€(v(ov TIS yeryttiov ti dqdanv vnkq lovg aXXovg i/iayyeiXd/ASVog änäS-ao
füv t6 toIov (bg ovx ovriaifiov^ rriv d" inifirixij fxdxatgav i^egvaag xal rov
tnnov ig ^QOfiov dvslg dy/a/udXcjg xal ivcimog ivoinlü} T(p * iXa/xavip ineßdXno
fjidxso^ai, avTog filv oöa xal dxqatqeiav ogovg fj dvSgMvra /dXxeov t^naii
TOV *4XafjLav6v, 6 6k t6 ^itfog anaadfievog nax^Ctf xal rigoiix^ X^*Q^ ßQi&v
xal fiiya xal atißaQov nXrjfijH ror tnnov int^oxfJ^Cfog negl xovg noöag; xal
aficpoi xovg ifinqoad'Covg (ag ovö^ dygov xig /o^toi/ dnäxefiev, (og <f' inl
yovv xA»i9^€k ö Xnnog txi xbv dvaßdxrjv igsMfjtsvov dx^ fj iipsöXQidc ixtelvag
6 IdXafiavbg xbv ßqaxCova xaxä u^arjg xrjg xov nigaov xogarfg xriv and^v
xwtrflfeyxiv, ^ 6k xy oix€iq xs dvxixvnicc xal xy xov (p^govxog yfvvaioTtjxi'
ovxfog d^iod-avfiaaxov eiQydaaxo xr^v xofjiijv, tag xbv f^kv nXtjyivxa 6iaiQ€d^vai'
6ix^i xaxfog 6k xal xbv tnnov ig xbv vtoxov na^alv 6ianxdvxog xrjv dffxgdßfiv
xov nX'^fittJogf xovg 6k Xomovg JliQQag xriv xotamv^v ^4av xaxanXayivrag
fxrjxixi ano^uQQ^oai xbv fied-* ivbg noXsfAo^, xal ot /jikv ovxotßy 6 6k wg
Xitav nenoi&tbg x^ oixeCc^ ^^M-V ^^^ iniistve xriv nogeCav, aXXä ßd6tjv
66iV(ov negl bxpCav xovg bfioyiviai ngogifii^v ivd-a rfiUoavxo.
ÜHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEI<7. 69
Halbierung des Türken erst dem Pferde die Vorderfüfse abhaut.
Hierzu kommt, dass sich Uhland, wie die Besprechung des folgenden
Gedichtes mit Sicherheit zeigen wird, gerade um diese Zeit ein-
gehend mit dem Crusius beschäftigt hat, während dies bei den
andern angeblichen Quellen nicht nachweisbar ist. FragHch könnte
meines Erachtens nur sein, ob er nicht vielleicht den Nicetas selbst
vor Augen gehabt habe; aber auch diese Frage glaube ich verneinen
zu müssen, da das Gedicht nichts enthält, was im Nicetas, nicht
aber im Crusius stände und da auch hier die Benutzung des wolbe-
kannten Crusius an sich wahrscheinlicher ist, als die des entlegenen
Byzantiners.
Das Uhlandsche Gedicht ist nach allgemeinem Urteil eins seiner
besten und verdankt diese Beliebtheit, abgesehen von einzelnen
poetischen Schönheiten, im wesentlichen wol der Harmonie zwischen
Inhalt und Form. Die Geschichte ist eine Anekdote, wie sie im
Zeitalter der Kreuzzüge häufig entstanden, und es muss als ein
glücklicher Griff des Dichters bezeichnet werden, dass er für dieselbe
Versmafs und Stil der Reimchroniken wählte, welche ihm aus
Hans Sachs*) und aus der normannischen Reimchronik des Wace
wol bekannt waren und in welchen er sich schon früher (vgl.
Richard Ohnefurcht und in Bezug auf die Darstellung auch Taillefer)
mit Glück versucht hatte. Die wahre Wiedergeburt des alten Stoffes
wurde aber erst dadurch bewirkt, dass das in der Sage mehr an-
gedeutete als ausgeführte Bild des Helden durch Hervorhebung der
für ihn charakteristischen Eigenschaft der schweigsamen Tüchtigkeit^)
zu lebensvoller Plastik herausgearbeitet und in eine Umgebung ver-
setzt wurde, deren Darstellung durch Frische und hebenswürdigen
Humor jeden Deutschen anmutet und zugleich durch dialektische
Formen und den frei hinzugedichteten Schluss an die spezieile
Heimat des Helden erinnert.
*) Dass er diesen früh kannte und schätzte, zeigt sein Brief an K. Mayer
vom 22. April 1808 (Mayer, Uhland und seine Freunde I S. 82).
') Götzinger a. a. 0. S. 518 bemerkt freilich zu den Worten Uhlands:
Die sahen nun mit gutem Bedacht u. s. w. — „im Gegensatz zu dem unbe-
dachten und zornmüthigen Schwaben."!
70 UHLAMDS SCHWÄBISCHE BALLADEN.
5. Graf Eberhard der Rauschebart.*)
20. Jani biB 4. Juli, 10. 11. Juli 1816.
Unter den schwäbischen Grafen^), welche in der Mitte des
14. Jahrhunderts die Machtlosigkeit des Reiches und die allgemeine
Rechtsunsicherheit zur Gründung einer von Kaiser und Reich un-
abhängigen Hausmacht benutzten, ragten neben den Helfensteinem
und Oettingern namentUch Eberhard und Ulrich von Wirtemberg
hervor. Beide Brüder waren 1344 gemeinschaftlich zur Regierung
gelangt, und namentlich der ältere bis zur G^waltthätigkeit eigen-
mächtige, aber wo es Noth that auch staatskluge und schmiegsame
Eberhard liefs es sich angelegen sein, in den ewigen Kämpfen der
Parteien durch Bündnisse, welche um hohen Lohn geschlossen, um
höheren ohne Bedenken gebrochen wurden, durch Kauf oder auch
durch Gewalt seine Herrschaft zu erweitern. Bedeutende Unter-
stützung bei diesen Bestrebungen gewährte ihm das Amt der
Niederschwäbischen Landvogtei, welches seit König Albrechts Thron-
besteigung bei dem Wirtembergischen Hause war und demselben das
Recht gab, im Namen des Kaisers über die Aufrechterhaltung des
Landfriedens zu wachen. War dieses Amt bei der Menge raub-
und fehdelustiger Ritter einerseits und bei der sich immer steigern-
den Macht der schwäbischen Städte anderseits kein leichtes, so bot
es doch seinem Inhaber fortwährend Gelegenheit, sich auf Kosten
der streitenden Parteien selbst zu erheben, und in der That finden
wir denn auch Eberhard fast stets in offener oder stiller Feind-
schaft mit den Raubrittern oder den Städtern. Aber erst der 1366
erfolgte Tod seines Bruders setzte ihn in den Stand, mit ganzer
Macht seine ehrgeizigen Pläne zu verfolgen, und schon im folgenden
Jahre finden wir ihn in eine hartnäckige Fehde verstrickt, welche
erst nach 18 Jahren beigelegt wurde*).
Schon im Jahre 1354 hatte sich Eberhard eine Art Anwart-
*) Vgl. Mayer, UU. II S. 43; vgl. auch S. 51.
^) Diese ganze Uebersicht ist ein Auszug aas deo betreffendea Partieea
von Stalins Wirtembergischer Geschichte Bd. III. Wörtliche EntlehaaDgeo
sind durch Anführungsstriche kenntlich gemacht.
*) Für das Folgende vgl. Stalin III S. 299 ff.
UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN« 71
Schaft auf Besitzungen der Grafen Wilhelm und Wolf von Eberstein
zu verschaffen gewusst. Diese, fehdelustige Raubritter, rait ihren
Helfern, namentlich mit Wolf von Stein zu Wunnenstein (bei Beil-
stein), genannt der glifsende Wolf, welcher Eberhard beschuldigte,
er habe ihm sein väterliches Erbe genommen, standen jetzt wider
diesen auf und suchten sich durch einen kecken Handstreich der
Person des verhassten Gegners zu bemächtigen. „Ohne Argwohn
befand sich im Frühjahr 1367 Graf Eberhard mit seiner Gattin und
seinem Sohne Ulrich, dessen Gemahlin und Kinde gerade im Wild-
bad seiner Gesundheit zu pflegen, als von ihrem angrenzenden Ge-
biete her die Grafen von Eberstein, der eben genannte Wolf von
Wunnenstein und manche Glieder der Gesellschaft, welche sich
Martinsvögel nannte, ihn, ohne vorher einen Absagebrief zu schicken,
überfielen. Auf solche Weise überrascht, hätten Graf Eberhard und
sein Sohn sich gefangen geben müssen, wären sie nicht von einem
Bauern noch so zeitig gewarnt worden, dass sie bei Nacht über den
steilen Gebirgsrücken hin, in die drei Stunden entfernte Burg Zavel-
stein flüchten konnten/' Kaum in Sicherheit bot der ergrimmte
Eberhard den Landfrieden auf, sogar die schwäbischen Reichsstädte
leisteten, so wenig dies sonst vorkam, Zuzug und so schritt man
nach der Eroberung von Straubenhard schon im Sommer 1367 zur
Belagerung der Hauptfeste der Gegner Neu-Eberstein. Aber die Burg war
fest und die Geduld der Belagerer kurz. Namentlich der Eifer der Städter
erkaltete schnell und ihre Scbaaren zogen bald plündernd und sengend
nach Hause. Eberhard sah sich genötigt die Belagerung aufzuheben
und betrachtete nicht mit Unrecht die Treulosigkeit der Städter als
die Ursache des Misslingens. So geseUte sich zu der aus allgemeinen
Verhältnissen hervorgehenden Spannung zwischen den beiden Parteien
noch ein persönlicher Grund zur Feindschaft auf Eberhards Seite
und, vorläufig aufser Stande, sofort Rache zu nehmen, wartete er
ruhig eine Gelegenheit ab. Diese fand sich denn auch. Die Städter,
durch die fortwährend sich neu bildenden Ritterbünde, unter
¥^elchen damals die Gesellschaften mit dem Schwerte und von der
Krone die bedeutendsten waren, in Misstrauen und Schrecken ver-
setzt, schickten 1372 an Eberhard eine Gesandtschaft, um Auf-
klärung über die Absichten jener Bünde zu erhalten. Aber sie
wurde unfreundlich und ohne allen Trost abgewiesen, und als nun
gar um dieselbe Zeit der Hauptmann des oberschwäbischen Land-
72 UfiLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN.
friedens Ulrich von Helfenstein von einigen Rittern überfallen und
gefangen gesetzt wurde, loderte der Groll der Städte gegen Eber-
bard, welchen man als den Urheber dieser Gewaltthat betrachtete,
in hellen Flammen auf. Sie grilTen zu den Waffen, wurden aber
am 7. April 1372 auf der Alp, fünf Stunden nördlich von Ulm,
zwischen Altheim und Weidenstetten , gänzlich aufs Haupt geschlagen.
Zwar wurde im August desselben Jahres durch die Vermittlung König
Karls ein Vergleich zwischen den kämpfenden Parteien hergestellt,
aber ein dauerhafter Friede konnte nicht zu Stande kommen, weil
die Städte dem König ebenso misstrauten als Eberhard. Und nicht
mit Unrecht. Denn zur Erwerbung der Mark Brandenburg, welche
im J. 1373 erfolgte, brauchte Karl sehr viel Geld und legte, da er
es von den reichen Städten am leichtesten zu erlangen hoffte, den-
selben harte Schätzungen auf, welche um so so gröfsere Misstim-
mung hervorriefen, als mit ihrer Beitreibung ihr erbittertster Feind
Eberhard betraut wurde. Zwar wichen sie jetzt noch dem Drange
der Notwendigkeit, erneuerten aber im Jahre 1376 ihr altes Bünd-
nis^), „einander beizustehen und zu helfen gegen jeden, mit Aus-
nahme des heil. Reichs, der sie bei ihren Rechten und Freiheiten
bekümmern, angreifen oder drängen würde, es wäre mit Schätzung,
Verpfandung oder mit anderem, und verpflichteten sich, wenn eine
Ermahnung vom Kaiser an sie ergehe, nur gemeinschaftlich zu
handeln.^' Die Ausnahme des heil. Reichs war eine politische
Phrase, denn gegen Kaiser und Reich war das Bündnis in erster
Linie geschlossen, wie die gleich folgenden Ereignisse deutlich zeigen.
Karl IV. suchte um diese Zeit die Anerkennung seines Sohnes
Wenzel als römischen Königs und zukünftigen Kaisers von den
deutschen Fürsten durch schwere Opfer an Geld und Gütern zu
erlangen, und verpfändete zu diesem Zweck im August 1376 die
Städte Weil, Esslingen und Gmünd und mehrere Dörfer mit allen
Rechten, Nutzungen, Steuern u. s. w. dem Grafen Eberhard. Sofort
traten die bedrohten Städte dem schwäbischen Bunde bei; dieser
beschloss, mit aller Macht das drohende Unheil abzuwenden, und
der Krieg begann. Dieser bestand nach der Sitte der damaligen
^) Der Band der schwäbischea Städte für sich (mit Ausschluss der Herren)
erscheint zuerst, aber schon hier als sehr bedeutend, selbst gegenüber dem
Landfrieden in einer Urkunde vom 11. Mai 1346. Vgl. Stalin III S. 232
Aom. 1.
UHLANDS SCHWÄBISCHE MLLADBN. 73
Zeit in wechselseitigen Raub- und Plünderungszügen, bei welchen
mit Feuer und Schwert gewütet, Vieh geraubt, Felder und Wein-
berge greulich verwüstet und viele Menschen getödtet oder in Ge-
fangenschaft fortgeschleppt wurden. Der bedeutendste Zusammen-
stofs fand am 21. Mai 1377 bei Reutlingen statt, wo der Sohn
Eberhards, GrafULrich aufs Haupt geschlagen und mit Hinterlassung
vieler Todten zur Flucht nach der Feste Achalm genötigt wurde.
Dieser Sieg wurde für beide Parteien folgenschwer. König Wenzel,
welchem von seinem damals in Brandenburg weilenden Vater die
Ordnung der schwäbischen Angelegenheiten übertragen worden war,
hielt es für geraten, mit den Städten, von deren Macht er so eben
ein glänzendes Beispiel erhalten hatte, Friede und Freundschaft zu
schliefsen. Aufserdem suchte er eine Hauptursache der ewigen
Fehden wegzuräumen, indem er unter Mitwirkung seines Vaters dem
Grafen Eberhard die Landvogtei Niederschwaben abnahm, und
brachte 1378 zu Nürnberg eine Waffenruhe zwischen den Streiten-
den zu Stande, welche 10 Jahre dauerte. Inzwischen rüstete man
sich beiderseits zu neuem Kampfe. Die Städte verstärkten sich
1377 durch die Aufnahme von 18 neuen Mitgliedern, so dass der
Bund nun 32 Reichsstädte umfasste, Eberhard aber schloss sich
1379 an das damals aufkommende, zum Schutz wider die Städte
geschlossene Bündnis der Herrn vom Löwen an, worauf die unter-
dessen bis auf 38 angewachsenen schwäbischen Städte 13 rheinische
und 5 schweizerische Städte in ihr Bündnis aufnahmen, so dass
sie nunmehr zu den bedeutendsten Vereinigungen innerhalb des
zerstückelten deutschen Reiches gehörten. Die am 9. Juli 1386 bei
Sempach erlittene Niederlage des Herzogs Leopold von Oesterreich
mit der Blüte des suddeutschen Adels trug auch das ihre zur Er-
höhung des Selbstgefühls auf der einen, des Misstrauens und der
Rachbegier aaf der andern Seite bei: es bedurfte nur des leisesten
Anstofses, um den lange vorbereiteten und beschlossenen Entschei-
dungskampf zum Ausbruch zu bringen. Diesen Anstofs gaben die
Herzoge von Baiern, indem sie den Erzbischof Pilgrim von Salzburg,
welcher sich dem Städtebunde angeschlossen hatte , gefangen nahmen,
worauf am 17. Januar 1388 Ulm im Namen aller Städte den Her-
zögen von Baiem und damit dem Adel im Allgemeinen den Krieg
erklärte. Jetzt galt es vor allem, die Kräfte der einzelnen Glieder
des Städtebundes möglichst schnell zu concentrieren und namentlidi
74 UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN.
auch den Zuzug der rheinischen Städte ungesäumt heranzuziehn.
Zu diesem Zwecke sollte zuerst der Graf von Wirtemberg, durch
dessen Territorien die Verbündeten getrennt wurden, überwältigt
werden. Bei Döffingen trafen im August 2800 Städter und 2600
Bauern Eberhards nebst einer Menge yon Fürsten und Herren auf
einander. Nach heftigem Kampfe, in welchem Ulrich, der Sohn
Eberhards seinen Tod fand, wurden die Stadter geschlagen, mehr
als 500 fielen, gegen 400 wurden gefangen. So theuer Eberhard
den Sieg erkauft hatte, so bedeutsam waren auch die Folgen des-
selben. Bei der lockern Natur der Bündnisse in der damaligen Zeit
genügte eine Niederlage, dieselben zu sprengen und so wurde auch
durch die, nach unseren Anschauungen unbedeutende Schlacht bei
Döffingen die Macht des schwäbischen Städtebundes, welcher schon
im Gefühl seiner Macht Kaiser und Reich zu trotzen wagte, that-
sächlich gebrochen und Eberhard konnte vier Jahre später (15. März
1392) sein thatenreiches Leben mit dem Bewusstsein beschliefsen,
die Städte durch diesen Sieg dauernd gedemütigt zu haben.
Unter seinem Enkel und Nachfolgei* Eberhard dem Milden
(1392—1417), welcher sich 1380 mit Antonia, der Tochter des
Beherrschers von Mailand, Barnabo Visconti vermählt hatte, traten
friedlichere Zeiten ein. Die Städte, welche sich von dem empfan-
genen Schlage nicht wieder erholen konnten, suchten in Frieden
mit dem milden Herren zu leben und so schloss er schon 1394 mit
13 schwäbischen Städten ein Schutz- und Trutzbündnis, welches
auch für ihn von Wichtigkeit war, da der Kampf mit den Schleg-
lern bevorstand. „Es hatten nämlich, dem Landfrieden zum Hohn,
viele Adlige in Schwaben und am Rhein in der Absieht, fürstlicher
Landesherrschaft entgegenzuarbeiten , eine Gesellschaft gebildet,
welche sich die „mit dem Schlegel" nannte und sich unter Haupt-
leuten, genannt Schlegelkönige, zusammengeschart hatte. Diese
Gesellschaft, wenn gleich Glieder derselben Strafsenraub trieben,
hatte, da sie auf der andern Seite auch Hilfe bot, sogar Städte,
wie Worms und Speier vermocht, dass sie sich vorübergehend ihr
anschlössen. Bei der Gefahr, welche aber immer von ihr her
drohte, sannen die Fürsten, die bedeutenderen Herren und die
Mehrzahl der Städte auf ihre Vernichtung." „Im Sommer 1395
„lagen" die Schlegler „stark" zu Neuenbürg, Heimsheim, Bemeck
und Schenkenzeil, von welch letzterem Ort sie auf die Stadt Rotweil
UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 75
und den Grafen Eberhard von Wirtemberg Angriffe machten. Der
Graf, unterstützt von den Städten, rückte zunächst vor Heimsheim,
wo im festen Schlosse drei Schlegelkönige, Wolf von Stein und
Reinhard und Friedrich Ton Enzberg mit ihren Scharen zu kräf-
tigem Widerstände entschlossen zu sein schienen. Da steckten die
Wirtembwger am 24. September mit Feuerpfeilen den Ort in Flam-
men, worauf sich die Belagerten meist durch die Flucht retteten.
Sechs Edle, worunter die drei Schlegelkönige — bei denen der
Yolkswitz, um das Kartenspiel voll zu machen, noch den vierten
vermisste — geriethen jedoch in des Grafen Gefangenschaft.^'
Dies sind die historischen Begebenheiten, welche dem Uhland-
sehen Balladenkranze von Eberhard dem Rauschebart zu Grunde
liegen , als Quellen zu seinen Gedichten hat Uhland selbst nach einer
Mittheilung des Herrn Prof. Holland in seinem Tagebuche *) Crusius,
Sattler und Spittler verzeichnet. Wir werden jedoch im Folgenden
sehen, dass die I)arstel|ungeu dieser drei Männer in sehr verschie-
denem Maiäe benutzt worden sind und dass ihnen mit der höchsten
Wahrscheinlichkeit noch Trithemius hinzugefügt werden muss.
Der Ueberfall im Wildbad.
Nach einem tadelnden Blick auf die seichte Tagespoesie, welche
in Weisser und Hang vom Cottaschen Morgenblatte ihre Hauptver-
treter hatte, spricht der Dichter in der Einleitung die Absicht aus,
würdigere Stoffe zu besingen und die alte Heldengestalt des Greiners
aus ihrem Grabe wieder erstehen zu lassen.
Da das erste Gedicht „der Ueberfall im Wildbad" sich nur zum
Theil auf Quellen zurückführen lässt, so erscheint es zweckmässig,
dafür eine Vermutung über die ursprüngliche Veranlassung zur
Bearbeitung dieses Stoffes vorauszuschicken.
Im Februar 1811 besuchte Uhland auf der Rückreise von Paris
seinen Freund Justinus Kerner im Wildbad und berichtet darüber
an Karl Mayer unter dem 23. Februar 1811^): „Von da (Karlsruhe)
*) S. die Receosion im Litt. Centralblatt, [wo (1873) S. 752 aus (Jhlands
Brief an K. Mayer vom 2. Sept. 1815 Pfisters Geschichte von Schwaben
eitiert und mit Pezold in Herrigs Archiv XXXIJI S. 28 als Uhlands Hanpt-
quelle angesehen wird.]
1) S. L. Uhland. £. Gabe für Freunde S. 75. Mayer, a. a. 0. I S. 171.
76 UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN.
ging ich zu Kemer und blieb vierthalb Tage bei ihm. Ungeachtet
es die meiste Zeit regnete, waren wir doch recht gut beisammen.
Wir hatten uns so viel zu sagen, theilten uns unsere Papiere
mit, setzten uns ins Bad, machten, wenn es möglich war, kleine
Spaziergänge an dem wilden Strome hin , machten uns mit der Re-
daction des Almanachs zu schaffen.^' Nun ist es wahrscheinlich,
dass Kerner schon damals mit seinem Bächelchen über das Wild-
bad ^) beschäftigt war, dessen Vorrede, also der doch wol zuletzt
geschriebene Theil, vom letzten November 1811 datiert ist. Zwischen
dieser kleinen Schrift und dem Uhlandschen Gedichte finden sich
nun so viele Berührungspunkte, dass ein Zufall ausgeschlossen ist
und vielmehr eine genaue Bekanntschaft des Dichters mit derselben
angenommen werden muss. Hier die Beweise.
Ob zu Eberhards Zeit der Weg von Stuttgart nach dem Wild-
bad über Hirsau führte, weifs ich nicht, jedenfalls sagt Kern er S. S4:
„die von Stuttgart aus in das Wildbad reisenden Gäste fuhrt eine
neuangelegte Chaussee nun an Hirsau vorüber^^ und gibt dann
eine Beschreibung des einst so berühmten Klosters. Das Gast-
haus zum Spiefs zeichnet sich nach S. 79 „durch treffliche Berei-
tung der Speisen und die Lage auf dem Marktplatze aus.'' Die
Sage von der Entdeckung der Heilquellen wird S. 68 nach Gallus
Etschenreuter so erzählt: „die warmen Quellen des Wildbades seyen
ehemals aus wildem Land in einen runden See hervorgekommen,
und durch ein wildes Schwein, das in ihm seine Wunden ausge-
waschen, und dem ein Jäger durch die Wildniss nachgefolgt, seye
dieser See und seine warmen Quellen entdeckt worden."^) Von
dem üeberfall des Greiners endlich lesen wir S. 70: „Im Jahre 1367
besuchte Graf Eberhard der Greiner von Würtemberg dieses Bad.
Matt von so vielen Kämpfen wollte der Greis im friedlichen Thale
bei heilenden Quellen seine Glieder stärken, hatte sein eisernes
Kleid und sein rostiges Schwert ruhend niedergelegt, da überfielen
plötzlich mehrere schwäbische Ritter, von dem Grafen von Eberstein
angeführt, mit Ungestüm das Städtchen Wildbad und kaum rettete
sich noch der Graf, durch einen armen Hirten geleitet, der ihn
1) Das Wildbad im Königreich Würtemberg bescbrieben von Dr. Andreas
Jnstinns Kerner. Tübingen. Heerbrandt 1813.
>) Vgl. Meier, deutsehe Sagen ans Schwaben S. 349.
UHLAPTDS SCHWÄBISCHE BALtADHIf. 77
Über Felsen und Untiefen über den Kappelberg hin , auf dem Rücken
trug> auf die Feste Zavelstein. Der Graf liefs, nach Cnisius, auf
diese seine Rettung eine Gedächtnissmünze prägen. Auf der einen
Seite erblickt man ein Kreutz, auf der andern eine Hand. Nach
dieser Zeit wurde das Wildbad mit einer Mauer umgeben.'*
Es soll aus dieser Uebereinstimmung zwischen dem Kerner-
sehen Buch und dem Uhlandschen Gedicht keineswegs gefolgert
w^den, dass das erstere die Quelle des letzteren sei, sondern
nur, dass der Aufenthalt an dem Orte der Sage und die Besprechung
derselben mit dem Freunde in dem Dichter die Ueberzeugung von
der poetischen Verwendbarkeit derselben wach gerufen habe und der
Anlass zu seiner eigenen Bearbeitung geworden sei, da ihm die im
Almanach für 1812 von Kemer gegebene („Von Würtemberg
Graf Eberhard") nach Auffassung und Ausführung nicht genügen
mochte.*)
Dass bei dieser Annahme zwischen der ersten Idee zu diesem
Gedichte und der YeröfTentlichung des ganzen Balladenkranzes vier
Jahre liegen, kann nur Denjenigen wundern, welcher die Sorgfalt
Uhlands auch in dichterischen Dingen nicht kennt. Es war stets
sein Bestreben, in historischen Gedichten ein möglichst getreues
Golorit herzustellen und zu diesem Zwecke istudierte er die einschlä-
gigen Quellen, benutzte sie aber natürlich nicht als Historiker,
sondern nach poetischem Bedürfnis. So folgte er Crusius (Kerner),
indem er gegen die glaubwürdigere üeberlieferung der andern Histo-
riker (Sattler, histor. Beschreibung d. Herzogt. Würt. S. 169,
Spittler, Gesch. Würt. S. 30) den Greiner nicht von seinem Sohne
Ulrich begleitet sein lässt. Hätte er diesen mit hineingenommen,
so würde er neben dem Hirten, der seinen Vater trug, keine be-
sondere Rolle gespielt haben; diese Art der Rettung aber durfte
er, wie wir sehen werden, unter keiner Bedingung aufgeben.
Den Wolf von Wunnenstein als zweiten Anführer fand der
Dichter bei Sattler a. a, 0., in den andern Quellen nicht; er wurde
im Hinblick auf das letzte Gedicht aufgenommen. Die Wappen der
beiden Hauptleute sind historisch und können aus Crusius genom-
men sein, welcher Ann. Suev. Pars H lib. IV. c. 3 S. 109 über die
*) Vgl. Mayer, Uhl. I S. 1 75.
7S CHLAIfl» SCHWAHSCHE BALLAUBf.
Entstehung des Ebersteinschen Wappens folgendes erzählt: „Longo
tempore post [Otho] Caesar snnm sororium Romam misit ad Ponti-
fioem. Qui cum Dominica Laetare, quae Rosarum dominica nomi-
natnr, ibi esset, ac Pontifex Rosam in processione ferret, eam
postea albo in panno hnic Eberstainio donayit: nempe nibram rosam
cum caeruleo sapphiro in eins medio. Hanc secum ad socenim
detulit Brunswigam , qui eam in posterum honorificum insigne Eber-
stainiae domus esse iussit, rubram seil, rosam in planitie alba cum
sapphiro in medio. Antea namque pro insignibus gestaverant nigrum
apnim in campo aurato super petra viridi/'
Ueber das Wappen des Wunnensteiners bemerkt Crusius
(m, VI, 2 S. 310): „In clypeo autem Wunnenstainiorum erant tres
secures, drey Beihel"*).
Die Art, wie der Greiner gerettet wurde, überliefert Crusius
(Pars m lib. Y c. 8) zwiefach: „Anno 1367 erat discordia inter
comitem Wirtembergensem Eberhardum et comites de Eberstain.
Cumque Wirtembergensis quodam die in Thermis sylvestribus esset,
Eberstalnius comes occulte cum exercitu venit speravitque, se ad-
yersarii compotem inibi fore. Is vero a rustico noctu per sylvasin
loca tnta eductus periculum evasit . . . Alibi legitur, comitem Wir-
tembergensem insidiis ab hoste appetitum a quodam homine per
ardua tergo elatum esse. Ideo ad memoriam rei nummum argen-
teum cudisse, in cuius uno latere cnix esset, in altero vero
manus. . . . Postea locus Thermarum circumdatus muro est.
Es darf nun wol als bekannt vorausgesetzt werden, dass das
1) Hier mag der Schlass des Aufsatzes von Klanziflger über den alten
Recken in den Wärttemberg. Jahrb. 1851 Heft 2 S. 53 ff. einen Platz finden:
„Wolf starb 1413 am 9. November und wurde an der Seite seiner ersten
Fran in der Magdalenenkirche zu Beilstein beigesetzt, wo noch sein Bild,
freilich sehr verstümmelt zu sehen ist. Da steht er, klein von Statar, aber
stämmig, das Haupt, die Rechte und ein Theil der Föfse sind abgeschlagen,
doch beugt er sich noch kühn vor mit dem Schlegel (Hammer) auf der
Brust und im Gürtel, mit der Linken fasst er sein Wappen, worauf drei
Beile sind, zu seinen Füfsen liegt ein Wolf oder eine Löwin.'' Hieraus ergibt
sich, dass der Schlegel sowol Abzeichen als Waffe war. Wenn GÖtzinger
S. 531 „von den silbernen Keulen oder Schlägeln, womit sie bewaffnet
waren" spricht; so ist das eine der unüberlegten Aeufserungen , welche der
Abschnitt über Uhland enthält.
ÜHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 79
Gedicht 1815 d. h. zur Zeit des Wirtembergischen Yerfassungsstreites
geschrieben ist und dass die Strophe
Da denkt der alte Greiaer: Es thut doch wahrlich gut,
So sänftlich sein getragen von einem treuen Blut.
In Fähr den und in NÖthen zeigt erst das Volk sich echt:
Drum soll man nie zertreten sein altes gutes Recht.
eine deutliche Anspielung enthält auf die durch Aufhebung der alten
und Octroyierung einer neuen Verfassung bewirkte Vernichtung des
alten guten Rechtes, für welches Uhland in seinen politischen
Gedichten (vgl. besonders 1. 3. und 10.) und sonst in Wort und
Schrift energisch eingetreten war. Die zweite Ueberlieferung des
Crusius gab nun dem Dichter Gelegenheit , die Treue des Volkes in
ihrer herrhchsten Gestalt und ihren Wert für den Fürsten in der
Stunde der Not zu schildern und aus diesem Grunde hat er die
zweite Ueberlieferung der ersten vorgezogen.
Die drei Könige zu Heimsen.
Aus der historischen Uebersicht ging hervor, dass die diesem
Gedichte zu Grunde hegende Begebenheit gar nicht mehr unter
Eberhard des Greiners Regierung, sondern erst ins Jahr 1395 ßillt.
Indessen haben wir es hier nicht mit einer Erfindung des Dichters
zu thun, sondern sehen ihn nur einer Ueberlieferung folgen,
welche, wenn auch historisch unrichtig, für seine Zwecke allein
brauchbar war.
Der unkritische Tritheim^) erzählt die Belagerung von Heims-
heim zweimal, zuerst im unmittelbaren Anschluss an den Ueberfall
im Wildbad, dann richtig im Jahre 1395. Uhland ist dem ersten
Berichte gefolgt, weil er so in den ersten beiden Gedichten den
Greiner im Kampfe mit den Rittern darstellen konnte, das eine
Mal unterhegend, das andere Mal siegreich. Er ist aber Tritheim
und keinem Andern, namentUch auch nicht Crusius UI, VI, c. 5
^) Eigentlich Johannes Trithemins d. i. aus Trittenheim, geb. 1462 gest.
1516 tla Benedictinerabt in Wirzburg. Im Chronicon Hirsangiense, welches er
unter dem Titel Anoales Hirsaagienses erweiternd überarbeitete und bis zum
J. 1513 herabführte, reihte er an die Begebenheiten des Klosters Hirsau, um
deren Bearbeitung ihn dortige Aebte angingen, die Geschichte Deutschlands
und der Nachbarländer. S. Stalin Einleitung zum 3. Bd. der Wirtemb. Ge-
schichte S. 10.
80 UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN.
S. 319 oder Sattler a. a. 0. ü S. 241 bei der Schilderung der Be-
gebenheit selbst gefolgt, da sich nur zwischen ihnen Uebereinstim-
mung in Einzelheiten findet, auf welche wir durch gesperrten Druck
aufmerksam machen, und da sich namentlich das Witzwort des
Bauern am Schluss nur bei Tritheim findet.
Dieser sagt Ann. Hirs. p. 254 Tom. II Sanct Gallen 1690 unter
dem Jahre 1367: „In unum igitur cum memorato comite de
Eberstein convenientes (sc. nobiles) magnum adunayerunt exerci-
tum, tres sibi capitaneos constituentes, quos et Beges nominabant
.... Cumque in oppido Heim3heim essent congregati in pago
Wiringoe diclo haud procul ab oppido regali Wila et in comitem
Eberhardum crastino exercitum ducere statuissent, tum comes ipse
consilio cautus noctu contractis ex multitudine rusücorum copiis
cum auxilio civium oppidi regalis Esslingen, quod eins sequebatur
partes, prima luce memoratum oppidum Heimsheim obsidione cinxit
et ne cui pateret egressus, diligenter observavit. Comes autem de
Eberstein, nobiles et viri pugnatores, qui intus erant omnes, cum
viderent se ab Eberhardo praeventos, eins mirabantur audaciam et
consilio inter se habito rem aggredi fortiter omnes statuerunt la-
pides et tela per murum in exercitum Wirtembergen-
sium continue iacientes. Comes vero praecepit rusticis suis,
quorum ingens multitudo aderat, ut ligna de proximo nemore multa
comportarent et muris oppidi per girum apponerent immissisque
naphta et pice succenderent. Quod obsessi de intus cernentes
pacem a comite petunt, qua certis sub conditionibus concessa, ab
impugnatione oppidi cessarunt, per unam portam inclusis
exeuntibus. Cumque de oppido per ordinem (unus post
alium steht unter d. Jahre 1395 S. 299) nobiles exirent captivi et
imprimis illi tres capitanei exercitus, qui se nuncupaverant Beges,
quidam rusticus de parte Eberhardi, homo facetus cum aliis iuxta
portam dixit: Ha, quam bene factum est, ecce tres veniunt
reges, si quartus adesset, integrum chartae haberemus
ludum."
Uhland hat sich im wesentlichen an seine Quelle angeschlossen
und abgesehen von Veränderungen, deren Ursache sich aus der
Verschiedenheit dichterischer und prosaischer Darstellung von selbst
ergibt, hat er nur die Verknüpfung mit dem ersten Gedichte durch
mehrfache Hinweisungen auf dieses herzustellen gesucht.
UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 81
Die Schlacht bei Reutlingen.
Die Quelle zu dem Gedichte ist höchst wahrscheinlich Crusius
Ann. Suev. Pars III lib. V c. 11: „Clades anno 1377 comitis
Wirtembergensis et nobilium inter castellum Achalmam et oppidum
Reutlingam cruenta accidit. . . . Nocte, quae eum diem (14. Mai)
praecedebat exivere cives Reuthngenses cum sociis numero DCC,
ut praedam facerent et Wirtembergensi domino nocerent. VeneFe
matutino tempore ad oppidum Uracum, rapuerunt, quae poterant;
in revertendo per Uracensem vallem pagum Tettingam exusserunt
agricolis aliquot caesis, ante prandinm capita pecoris CCC agebant,
ipsique alii ex oppido Reutlinga exeuntes aggregabantur. Ibi Ulricus
Wirtembergensis comitis Eberhardi filius circum montem de arce
Achalma descendit cum multis fortibus et armatis viris (232 hasta-
tis circiter) comitibus et baronibus, equitibus auratis et nobilibus,
ut praedam civibus eriperet, imo ut si fors ita ferret, etiam cum
iis improviso in oppidum invadens id occuparet. Descenderunt
proceres inter suburbium et S. Leonhardi sacellum in pratis et
agris ex equis ac pedites rem gerebant. Verum plures, qui in
oppido erant, interea ovx älaoaxom^v exovzegj per quandam
portam, quae alias clausa tenebatur, celeriter excurrere suisque
fortiter succurrere. Ibi acerrima pugna coorta, nobilitas inter hostes
priores et posteriores intercepta devicta est ac multi heroes et
praeclari viri ceciderunt." Nun folgt eine lange Liste der Gefallenen,
unter ihnen auch die von Uhland erwähnten, nämlich: „Graf
Friedrich von Zorn (Zolleren sis) und Salzburg, Ritter, genannt vom
Eselsberg. Graf Ulrich der Schärer, Pfalzgraf von Tübingen, Herr
zu Herrenberg. Fuit ultimus eins loci. Graf Hans von Schwartzen-
berg. Herr Götz (Gottfridus) der Schoderer von Wieschheim (al.
Weissenheim), Ritter. Vexillifer tunc fuerat. Derchtoldus de Sachsen-
haim miles et filius eins Fridericus^). Wendus ex Franconia, miles.
1) Uhland bemerkt zu dlesea beiden:
Die liegen still beisammen in Lilien und in Moho.
Auf ihrer Stammburg wandelt von Alters her ein Geist,
Der längst mit Klaggeberden auf schweres Unheil weist.
Nach Götzinger a. a. 0. 527 sind Lilien und Mohn Wappenzeichen der von
Sachsenheim. Ich habe hierüber nichts entdecken können. * S. die Rec. im
Litt. Centralblatt [1873. S. 752: „In die Bemerkung über die von Sachsen-
heim wäre noch hinzuzufügen, dass Uhland selbst (Schriften II S. 246) das
Uhland 8 Balladen. ß
82 OHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN.
Joannes de Lustnow^). — Veniebant postea publica fide et pace
ReuÜingam multi officiales et scutigeri, qui suos heros quaerebant
nee omnes reperiebant. Hi dicebant desiderari octoginta sex pro-
ceres equites etnobiles. Plures tarnen, quam supra scripti^) aspor-
tati ex civitate non fuerunt iique abluti et alba veste induti. Adde-
bant multos esse vulneratos. Horum aUquot in arcem Achalmam a
Wirtembergicis portati fuere. Non autem volebant sinere Reut-
lingenses avehi quemquam, nisi quem suus servus nominasset. . . .
lUustris vero comes Ulricus Wirtembergensis vulneratus equo tIx in
arcem Achalmam evaserat^. . . . Anno 1378 Eberhard Wirtembergensis
Wappen derselbeo, „zwei Hörner", anhiebt. Uhlauds Roman „Hermann von
Sachsenheim^' sollte doch wohl den Verfasser der ,,M(>rin" (Schriften II S. 219 ff.)
zum Helden haben /^* Das Si^el des Hermann v. S., welches Sattler Histor.
Beschreibung Wirtembergs S. 232 beschreibt und abbildet, zeigt keine Spur von
obigem Wappen. Die Sage, anf welche Uhland hier anspielt, kann ich nicht
belegen, weifs auch nicht, ob der Roman Hermann von Sachsenheim, den
Uhland in einem Briefe an K. Mayer vom 9. Sept. 1809 unter Hinzofngooi^
einiger Romanzen daraus als seine neuste Arbeit erwähnt, hiermit zusamnefl-
hängt. Vgl. K. Mayer, Uhl. u. s. Freunde 1 S. 134 ff.
^) Crusius Aon. Suev. liber paralipomenos p. 43: Addam hoc quoqne: eomm
quidam nuncupati fuere Mortui de Lustnovia. Nobilis euim quidam Lustnovias
quondam pro mortuo elatus et depositus noctu rediit vivus , linteo quo expor-
tatus fuerat amictus. Qui vix ab uxore receptus postea liberos adhuc quinqne
genuit, qui appellati sunt „die Todten von Lastnaw^'. Ueber diesen seltsamea
Beinamen hat Uhland eine besondere Abhandlung: „die Todten von Lastnaa*'
in Pfeiffers Germania 8 S. 66 ff. (Schriften Bd. VIII S. 451 ff.) drucken lassen,
in welcher er nachweist, dass der Ausdruck, „die Todten" (genauer „die
TodtensÖhne^') eigentlich soviel bedeute, wie die Söhne einer widergeborenen
oder freigewordenen Mntter. Dagegen s. Liebrecht German. JV. F. I, 161 ff. —
*Im Sitzungsbericht des Vereins für. die Geschichte Berlins vom 12. April 1873
(Sonntagsblatt der Voss. Zeitung 4. Mai 1873): „I. J. 1785 ertheilte Friedrich
d. Gr. dem Hans Heinrich Arnold v. Beeren «die Erlaubnis, das Wappen der
Freiherrn von Hagen, sonst „Geist" genannt, zu fuhren und den Namen Geist
von Beeren anzunehmen. Dieser Arnold Geist v. Beeren war der letzte des
Geschlechts von Beeren." Die Beerens waren Besitzer von Gross-Beereo. *
') Und das sind, wie Uhland seiner Quelle folgend richtig angibt, „mehr
denn sechzig" d. h. zwischen sechzig und siebzig.
') Die Sage über die Entstehung des Namens Achalm, welche Uhland hier
anfuhrt, kann ich genau in dieser Gestalt nicht nachweisen. Crusius, Ann.
Suev. lib. paralip. p. 15, welcher die Erbauung der Burg durch die Brüder
Egino und Rudolf weitläufig beschreibt, erwähnt nichts davon. Ich vermute,
dass Uhland das Gedicht von Schwab im Sinne hatte, welches dieser iffl
UHLANBS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 83
comes clade, quae ante Reutlingam accepta erat, dolebat. Unde
perhibetur mappam mensae inter se et filium intersecuisse^)."
* Die Wappen der Gefallenen , welche nach Uhland auf den
Fenstern des Rathhauses zu Reutlingen abgebildet sein sollen,
existiren nicht mehr, wie ich bei meinem Besuche in Reutlingen
am 16. Juli 1873 erfuhr. Auch Uhland hat sie schwerlich noch
gesehn, denn das alte Rathhaus ging bei dem grofsen Brande am
Anfang des 18. Jahrb. zu Grunde. * [Pfister Geschichte yon Schwa-
ben II 2, 139 f. erzählt, dass die Wappen zu Reutlingen angemalt
stehen; vgl. die Rec. im Litt. Centralblatt 1873. S. 752: „Beson-
ders „die Schlacht von Reutlingen", wie auch Pezold a. a. 0. [in
Herrigs Archiv XXXIII] S. 43 bemerkt, scheint Spuren dieser Quelle
zu verrathen." — „Jedoch sieht man leicht, dass Pfister nicht die
einzige Quelle sein kann.'']
Die Hauptabweichung, welche sich Uhland von seiner Quelle
erlaubt hat, war dichterisch unbedingt notwendig. Die Aufzählung
der Gefallenen war an der Stelle, wo sie Crusius hat, nicht wol
anzubringen, da sie die Handlung zu stark unterbrochen hätte.
Morgenblatt 1815, also in dem Jahre unseres Gedichtes, N. 89 als N. 1 der
„Proben Würtemb ergischer Sagen'* *(dann in seinem Buche ,,Die Neckarseite
der Schwabischen Alb'^ Stuttg. 1823 S. 78 f., wiederholt in seinen Gedichten,
Ausgabe yob 1851 S. 362 f.)* .veröffentlichte. Hier wird der letzte des Ge-
schlechtes belagert und vertheidigt sich tapfer; endlich gerät das Schloss in
Brand, er stürzt hinaus in die Feinde und wird tödtlich verwundet —
Doch was er rief in letzter Noth,
Das halbe Wort, Ach, AUm —
Das hat gewiss getönt vor Gott
Als wie ein ganzer Psalm.
Ja selbst dem Feinde klang es schön
Das ernste Scheidewort,
Er baute frisch auf jenen Höhn
Und hiefs Achalm den Ort.
Meier, deutsche Sagen aus Schwaben S. 344, führt andere Erklärungen des
Namens an und setzt hinzu: „dass Einer sterbend noch habe sagen wollen:
Ach Allm-(ächtiger) und dass daher der Name rühre, scheint eine gelehrte Ab*-
leituDg zu sein. Der Volkserzählung ist sie auch jetzt noch ganz unbekannt
Ist dies richtig, so dürfte auch die Ermordung des Ritters als weitere Er^
findung des Dichters zu betrachten sein.
^) Dies war im Mittelalter eine Strafe für Vergehen von Edelleuten,
8. Grimm Rechtsalt. S. 713 citiert von Stalin a. a. 0. Bd. IH S* 322.
6*
84 UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN.
andererseits mochte der Dichter sie nicht ganz fortlassen, weil sie
zur Veranschaulichung der Bedeutsamkeit der Niederlage wesentlich
beiträgt. Er wählte daher mit sicherem Takt den einzig richtigen
Weg, uqs die Gefallenen im Leichenzuge, also in Bewegung, am
Schlüsse des Gedichtes vorzuführen und zwar nur die vier vor-
nehmsten und noch drei andere, deren Namen er etwas charakteri-
stisches hinzuzufügen wusste: ich glauhe wenigstens, dass dies der
einzige Grund zur auszeichnenden Hervorhebung der Sachsenheimer
und des Herrn von Lustnau ist. Mit der Aufzählung der Todten ist
das Lied von der Schlacht bei Reutlingen eigentlich zu Ende, der
Schluss, welchen der Dichter im Einklänge mit dem epischen
Charakter dieses ganzen Balladenkranzes hinzugefügt hat, wirkt an
sich drastisch und weist auch von dieser Seite den Leser auf die
Schwere der erlittenen Niederlage hin, anderseits aber lenkt er
seinen Blick auf den Greiner, welcher, als Mittelpunkt des Ganzen,
doch auch in diesem Gedichte füglich erwähnt werden musste.
Die Döffinger Schlacht
Crusius Ann. Suev. Pars EI lib. VI c. 2 S. 308: „Post con-
ilictum, qui apud Reutlingam anno 1377 acciderat, in quo tres
illustres perierant Comites cum multa nobilitate, animi Urbicorum
creverant. Foedus utrinque factum erat: civitatum Suevicarum cum
Rhenensibus, comitum Wirtembergicorum cum principibus civilibus
et ecciesiasticis aliquot. Hinc utrinque praedando urendo occidendo
plurimum malorum illatum, donec etiam hoc 1388. anno Christi
praeUo iuxta Imperiale oppidum Wilam 3 milliaribus a Tybinga
Pfortzhaimum versus ad Wyrmum fluvium situm decertatum est,
quod nunc describemus ex Nauclero, Munstero, Mutio et mscr.
chartis.
Invaserant Augustani, Ulmenses aliaeque civitates mense Auguste
in Wirtembergiam; quam dire populando Toefifingam prope Wilam
pervenerant, pagum Wirtembergicae ditionis *). Erat ibi coemeterium
more vetere satis munitum, in quod metu belli res suas aratores
contulerant {itfxevayayijxsaav) et id praesidio tenebant. Eum
locum obsidere coeperunt Urbici et expugnare bonisque eius potiri
^) Döf6ogen, theilt mir Herr Prof. Holland mit, ist aicbt uotergfegraogeDy
wie Rudolf und Goidbeck im SchiUerlexikoD S. 192 sägen, sondern besteht noch.
UHLAND8 SCHWÄBISCHE BALLAD8N. 85
nitebantur. De suorum igitur periculo commonitus Comes Eber-
hardus mature auxilio profectüs est, comitatus seniore Rupertino
Palatino Rheni, iuniore Marchione Badensi, Burggrayio Noribergensi,
comitibus item Oetingensi, Helffenstainio, Bitschensi, Katzenein«
bogenio, Episc. Herbipolensi et aliis. Subveniens autem, Leonbergam
versus contendit, inde in bestes. Habebant hi equitatum DCCC
lancearum, Eberhardus vero equites DC et bis mille suae ditionis
pedites. Yentum est ad manus et praelium. Ibi cum proceres ad
pedes descendissent, generosus comes Ulricus, ut cladem Reutlingen-
sem, XI annis ante acceptam resarciret (tra r^v nglv ^trcev
apajroclccttfeie) et patri Eberhardo virtutem suam probaret, inter
primos heroice pugnat, sed brevi lethaliter vulneratur viribusque
defectus concidit simulque aliquot alii. Prima namque coitio acer*
rima esse solet. Sublatus ipse mox a proximis aufertur, in trunco
arboris amputatae collocatur, sed cito animam deo reddidit. Con-
tinuatur interea praelium, licet animi Wirtembergicorum tanti ducis
casu languescerent. Innotescit filii obitus patri. Hie vero tantum
aberat, ut animo ft*angeretur, ut statim populari lingua ad suos in-
damaret: Erschrecket nicht! Er ist, wie ein anderer Mann!
Stehet tapffer! Siehe die Feindt fliehen! Quid trepidatis? State
yiriliter! Ecce fugiunt hostes! Dixit simulque ipse gladio dextra
sinistraque grassans ixdv(A(og ^yci)pi(fccvOy summa fortitudine in*'
enrrit in obstantes. Hostibus trepidatio iniecta, respexerunt in ter-
gum, quisnam suorum fugeret Ibi vero, cunctis Eberhardinis acer-
rime incumbentibus ordines Uii)icorum turbati sunt, ipsi fugerunt,
principibus gloriosam sed non incruentam victoriam reliquerunt ....
qnae pridie divi Bartholomaei, die Dominico mane coepto proelio,
contigit. . . . Victor Eberhardus, qui luctum filii in praeUo prudenter
oelaverat, noctu dolorem interfecti non amplius dissimulare potuit
(non sinebat inditus natura amor patriam consistere mentem) sed
illum ut unicum serio iam lugebat. Postridie vero laetum accepisse
dicitur nuntium, pronurum suam Antoniam peperisse ftlium, ex
Ulrici Comitis beatae memoriae filio Eberhardo Miti conceptum. Tunc
gratias Deo agens fertur exclamavisse: Sey es Gott gelobt! Fink hat
wider Samen !^)
^) Der Sinn dieses vielfach missverstandenen Aussprachs ist, wie mir
Herr Prof. HoUand schreibt: „Fink hat wieder zu fressen'S d. b. im äber-
trageneo Sioiie: „Man kann wieder getrost in die Zukunft blicken.^*
86 UHLAND8 SCHWÄBISCHE BALLADEN.
Victoria huius pugnae secundum deum non minimum etiam
accepta referenda est cuidam laudato se^ Woifio vel Wolfgango de
Winnenstein antiquae nobilitatis stirpe nato, cui nobili ab armorum
splendore, quo exultabat, agnomen erat: der gleifsend Wolf. Hie ab
adolescentia rei militari deditus variis exercitus fuit bellis. Inter
alios labores Eberhardum quoque Wirtembergensem, illum Greine-
rum, Rauschenbartum etiam appeilatum inimicum habuit, idque per
longum tempus nee sine periculis et difiicultatibus. Attamen cum
huic hosti suo bellum cum civitatibus arduum et propinquum esset,
operam ei suam obtulit contra eas. Re a consiliariis comitis deli-
berata, cum homo videretur suspectus, amice ei gratiae sunt actae:
eomiti enim satis virium contra hostes suppetere. Quievit ergo
Wolfius. At cum adesse iam ingens eomiti periculum ab urbicis,
qui Toeffingae esse ferebantur, cognovisset, ibi ipse ovdafAwg
fivfjtf^xccxwPj minime priorum offensionum ratione habita, turmam
equitum, quantam potuit, sponte sua collegit ac Toeffingam subsidio
cucurrit et perquam opportune atque in ipso articulo discriminis
adfuit. Comite namque Ulrico interfecto animi principum et exer-
citus eorum labascebant. Sed tamen non solum illustri Eberhardo
fugam hostium clamante, verum etiam fulgido hoc Woifio (rov
diiXßovnog Xv'Koad'ivovq) admotis generöse equo calcaribus incur-
reiite, pro deum! quanta subito nsqinhs^a, fortunae commutatio
facta est! Victoria illis, qui iam in manibus eam habere videban-
tur, extorta est insperato, ipsique terga verterunt. . . . Agnovit be-
neficium Eberhardus, beneficium ab hoste in tempore praestitum,
gratias pleno ore agit, ad proficiscendum secum Stutgardiam huma-
niter invitat. Proficiscar, inquit Wolfius, experiar tuam benignitatem.
Verum enim vero, cum iam ad sesquimilliare una progressi essent,
ibi repente Gleissenwolfius : Satis mihi processum est, inquit, yale
Comes Eberharde, repetemus postmodum, quae antehac inter nos
exercuimus studia. Gute Nacht, es steht im alten Rechten. Simul
cum dicto equum in gyrum calcaribus egit, sinistrorsum se prori-
puit, domum iter intendit. Quo in itinere obvium habuit proximi
vici, cui nomen Zuffenhusae est, gregem, cuius bonam partem ipse
et comites itineris änerifiopTO secum abegerunt. Agricolae igitur
Stutgardiam properant, quid accidisset sibi a quibusdam raptoribus
quiritantes exponunt. Risit Comes Eberhardus: Ha ha senex ille
lupus cames ad coquinam suam rapuit. Das alt Wölflin hat einma]
UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN* 87
ein Kochfleisch geholt. , . . . Fuit quoque longo tempore post
praelium arbor magna illis in locis desecta et intra eam reperta
panoplia vel armatura, in qua erant ossa alicuius, qui e fuga effu-
giens intus se abdiderat, aut in arborem fortassis ascendens eo
deciderat nee amplius eluctari potuerat.
Auch in diesem Gedichte hat Uhland sich streng an seine
Quelle gehalten, nur die Hilfeleistung des Wunnensteiners ist
organisch in die Haapthandlung eingefügt und durch die Worte
in Str. 4
Der stolze Graf entgegnet: ,Jch hab' sein nicht begehrt:
Er hat umsonst die Münze, die ich ihm einst verehrt."
eine äufserliche Beziehung zu dem „Ueberfall im Wildbad^^ her-
gestellt.
Der Grundcharakter dieses ganzen Balladenkranzes ist episch,
was eine natürliche Folge des engen Anschlusses an die vorliegen-
den Stoffe ist. Wo diese nicht ausreichten, hat der Dichter ganze
Theile frei hinzugedichtet, wie im ersten Gedicht, oder durch Hin-
zufügung charakteristischer Züge, wie namentlich im dritten, in
episch bequemer Darstellung ein möglichst getreues Bild der Per-
sonen und Zustande zu geben versucht. Hierbei hat er jedoch nie
seiner Phantasie freien Spiebraum gelassen, sondern durch Anlehnung
an vorhandene Sagen und Berücksichtigung der Oertlichkeit eine
bestimmte historische und lokale Färbung erreicht. Auch die Wahl
des Yersmaljses kennzeichnet die Gedichte als episch: es ist die
Nibelungenstrophe, aber rein iambisch und mit stets drei Hebungen
in der letzten Halbzeile, eine Form, welche schon in den Rosen-
gartenliedern vorherrscht. Diese Strophe ist fireilich ungleich ein-
f5rmiger, als die voll und schön ausklingende ältere, und wenn
Götzinger a. a. 0. S. 523 mit Bezug darauf sagt: ,,die Eintönigkeit
hat Uhland durch den Gebrauch des Mittelreims in dem hintern
Reimpaare zu mildem gesuchtes so muss diese Bemerkung in hohem
Grade befremden, da in sämmtlichen 74 Strophen nicht mehr als 8
Mittelreime, 3 im ersten und 5 im zweiten Reimpaare sich finden.
So sehr daher die Annahme des rein iambischen Ganges durch den
Charakter der neuhochdeutschen Sprache und Metrik bedingt er-
scheint, so wenig dürfte dies prinzipielle Aufgeben der vierten
Hebung im letzten Halbverse der Strophe eine glückliche Wahl ge-
nannt werden können. Vielmehr wäre das Beibehalten einer festen
88 UHLANDS SCHwXbISCHE BALLADEN.
geschlossenen Strophe um so wünschenswerther gewesen, als der
oben betonte epische Grundzug der Gedichte keineswegs rein ge-
halten, sondern mit lyrischen Elementen reichlich versetzt ist, wie
schon die Theilung in mehrere in sich abgeschlossene, zum Theil,
wie 3 und 4, ganz unverbundene Bilder, ferner das häufig sprung-
weise Fortrücken der Handlung und das Hervortreten des Dichters
mit seinen Gefühlen und Anschauungen zeigt.
Alle Ansprüche, die, wie wir in der Einleitung sahen, Uhland
an poetische Stoffe stellte, fand er durch die vorliegenden befriedigt.
Hier w^ar der Grundzug jener wilden Zeit, das ewige Ringen unge-
bändigter Kräfte mit einander, in aller wünschenswerten Klarheit
ausgedrückt ; hier fand er Gestalten, so originell und scharf gezeich-
net, dass zu ihrer dichterischen Belebung wenig Zuthaten n5tig
waren. Vor allen der alte Greiner, ergraut in Kämpfen, aber auch
in Listen, hart wie Eisen gegen den besiegten Sohn, aber in echter
Vatertrauer an seiner Bahre knieend, unversöhnlicher Feind der
stolzen Städter und Raubritter, aber ein starker Hort seiner Bauern,
in welchen er die wahren Stützen seiner Herrschaft erkannte und
welche doch damals ebenso wie heute beim Streite der Grofsen
stets die Schläge bekamen. Neben ihm das ritterliche Bild Ulrichs,
welcher mit seinem Herzblute die Schmach der Niederlage abwäscht,
und die köstliche (jcstalt des Wunnensteiners , eines Raubritters
von echtem Schrot und Korn, voller Lust an kühnen Reiterstücken
und von so grimmigem Hass gegen die Pfeffersäcke, dass er gegen
sie selbst seinem Feinde zu Hilfe kommt; aber auch nur gegen sie,
denn sobald der Sieg errungen ist, steht zwischen ihm und Eber-
hard wieder Alles im alten Rechten. Hauptsächlich aber auf dem
Reiz dieser Persönlichkeiten beruht die Beliebtheit, deren sich die
Gedichte erfreuen.
6. Der Schenk von Limburg,*)
28. 29. Septemhei 1816.
Das Gedicht hat, wie Uhland selbst in dem oben S. 60 f. er-
wähnten Briefe an Alexander Kaufmann mittheilt, „keinen bestimmten
Sagengrund und ist veranlasst durch eine Figur in der Kirche zu
') Vgl. Mayer, ühl. 2, S. 56.
UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 89
Gafldorf und die Deutung derselben aus der Phantasie J. Kerners/'
In dieser Angabe befremdet, dass von einer „Figur'' die Rede ist,
da es selbst einer so fruchtbaren Phantasie, wie der J. Kerners
schwer gefallen sein möchte, aus einer einzelnen Figur eine Geschichte,
ahnlich der im Gedichte erzählten, herauszuspinnen. Da es jedoch
interessant schien, über die Sache Aufklärung zu erhalten, wandte
ich mich an den Herrn Reallehrer Schwenk und später an den
Herrn Dekan Ammon, beide zu Gaildorf, mit der Bitte um Aus-
kunft und erfuhr von beiden Herren, welchen ich für ihre Freuhd*
lichkeit hiermit meinen besten Dank sage, übereinstimmend, dass
irgend ein Denkmal, welches den Inhalt des Uhlandschen Gedichtes
etwa wiedergäbe, weder gegenwärtig in Gaildorf existiert, noch nach
dem Urteil gewiegter Altertumskenner jemals existiert habe. Die
Kirche ist 1868 bis auf den Grund niedergebrannt, so dass jede
weitere Nachforschung abgeschnitten ist. Mit diesen wenig tröst-
lichen Nachrichten könnte ich mich begnügen, füge jedoch noch
einen Einfall hinzu, den ich eben als nichts weiter zu betrachten
«
bitte, den aber möglicher Weise ein glücklicherer Forscher ver-
werten kann.
Die älteste italienische Novellensammlung unter dem Titel le
cento novelle antiche enthält unter c. 23 eine Geschichte, deren
Inhalt Uhland Sehr. Bd. I S. 498 mit diesen Worten anfährt:
„Kaiser Friedrich (von Hohenstaufen) gieng auf die Jagd, in grünen
Kleidern, wie seine Gewohnheit war. An einer QueUe fand er einen
Müfsiggänger, der ein schneeweifses Tischtuch über das grüne Gras
ausgebreitet und seinen Becher mit Wein nebst feinem Brote vor
sich stehen hatte. Der Kaiser näherte sich ihm und sprach ihn um
einen Trunk an. Der Müfsiggänger sprach: Womit soll ich dir zu
trinken geben? An diesen Becher darfst du den Mund nicht setzen.
Hast du eine Jagdflasche bei dir, so werde ich dir gerne geben.
Der Kaiser erwiederte: Leih' mir deinen Krug und ich will so
trinken, dass ich meinen Mund nicht daran bringe. Jener gab ihm
den Krug und der Kaiser trank, wie er versprochen. Aber er gab
den Krug nicht zurück, sondern spornte sein Ross und ritt mit dem-
selben davon. Der MüDsiggänger bemerkte wohl, dass es einer von
den Rittern des Kaisers sein müsse. Den folgenden Tag ging er
an den Hof u. s. w.'^ Hier erhält er seinen Krug zurück und
wird reichlich beschenkt „um seiner Reinlichkeit willen.**
90 UHLiLNDS SCHWÄBISCHE BALLADEN.
Uhland erwähnt diese Anekdote in der Geschichte der deutschen
Poesie im Bfittelalter, deren Manuskript in den Jahren 1820 — 25
geschrieben ist (s. d. Vorrede zu Bd. I der Schriften S. XI). Dies
hindert aber natürlich nicht anzunehmen, dass er die cento novelle
schon 1816 gekannt, und daraus die äufsere Einkleidung für seinen
Schenken genommen habe. Der Charakter desselben ist entweder
nur ein Abbild der Geringschätzung äufserer Ehren und der Freude
an der Natur, welche den Dichter erföUten, oder, was mir noch
wahrscheinlicher ist, er beruht auf Ueberlieferungen, nach welchen
die Limburger ein waldliebendes und jagdfreudiges Geschlecht wie
die Tübinger waren.
7. Die Ulme von Hirsau.
Abfassungszeit unbekannt. Zuerst gedruckt im Morgenblatt Tom 5. Juni 1829.
Von einer Quelle dieses kleinen Gedichtes kann selbstverständ-*
lieh nicht die Rede sein, da es ein einfacher Ausdruck der Empfin-
dungen ist, welche der Dichter beim Anblick des schönen Baumes
und seines eigentümlichen Standortes hatte. Nur für Diejenigen,
welchen eine genauere Kenntnis der Oertlichkeit wünschenswert
erscheint, setze ich daher eine Beschreibung derselben her, welche
Justinus Kerner in dem schon oben erwähnten Büchelchen über das
Wildbad S. 70 gibt; „Im Jahre 1692 wurde das Kloster Hirschau
von den Franzosen verbrannt, wie dazumal auch die nahe belegene
Stadt Calw. In den ausgebrannten Kreutzgängen und Gebäuden be-
finden sich nun Gärten. Mitten aus dem Boden der alten Abtey,
auf dem Gewölbe des Kellers, schoss eine prachtige Ulme empor,
obgleich in der Gegend weit umher kein Ulmbaum zu finden ist.
Sie trieb ihre starken Aeste hoch über die Trümmer hin und steht
da, gleichsam ein Erzeugniss der Kraft und Fülle, die einst in
diesen Gewölben gebunden lag.*' In den Schlussworten finden wir,
nur unentwickelter, dieselbe Richtung zur allegorisierenden Betrach-
tung wie bei Uhland.
Herr Professor Holland macht mich darauf aufmerksam, dass
sich eine neuere Darstellung in der Beschreibung des Oberamts Calw.
Stuttgart 1860 S. 230 findet und endlich kann noch die Abbildung
und Beschreibung der Ruine und des Baumes bei Paulus a. a. 0. S. 38 ff.
verglichen werden.
DHIiANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 91
8. Die Geisterkelter.
15. April 1884.
Das Gedicht „die Geisterkelter" nimmt in so fern unter den
hier behandelten eine eigentümliche Stellung ein, als es polemischer
Natur ist. Dieser Charakter tritt jedoch nur zum Schluss und auch
hier in so milder Form auf, dass er leicht ganz übersehen wird,
wenn man nicht die Thatsachen kennt, welchen das Gedicht seine
Entstehung verdankt.
Justinus Kerner war bekanntlich nicht allein ein tüchtiger Arzt
und leidlicher Dichter, sondern er stand a(Uch mit allen Geistern,
welche dazumal in Schwaben umgingen, in vertrautem Umgange und
bildete in Weinsberg den Mittelpunkt eines Kreises von abergläubi-
schen Schwärmern mehr oder weniger zweideutiger Natur. Seine
Freunde *) waren, und gewiss mit Recht, geneigt, ihn mehr für den
Betrogenen als den Betrieger zu halten, betrachteten aber nichts-
destoweniger dies ganze wüste Treiben mit Unbehagen, und nament-
Uch sprach Uhland dem Freunde mit aller Schonung aber ohne
Hehl seine Missbilligung darüber aus. So schon in einem Briefe
aus Tübingen vom 20. Januar 1810^), wo es über die „Reise-
schatten", an welchen Kerner arbeitete, heilst: „dass meine Bemer-
kungen über die Schatten so sehr gegen Euem Sinn liefen, ist mir
leid. Die Einheit von Fabel und Wirklichkeit unter einem höhern
Prinzip verkenn' ich nicht, es wäre ohne diese Anerkennung so
Vieles für mich verloren. Nur die Art der Vereinigung in dem
Schattenbriefe mit den Geistergeschichten hat meinem Gefühle nicht
zugesagt. . . . Was meinen von Dir angenommenen Unglauben in
Hinsicht auf Erscheinungen u. s. w. betrifft, so bemerke ich, dass
ich bis jetzt weder zum Verwerfen noch zum Glauben Grund ge-
funden; dass ich, eben weil ich far den Glauben empfanglich bin,
weil mir die Sache bedeutend ist, mich vor spielender Selbsttäu-
schung hüte, mich scheue, ungewisse oder erklärbare Begebenheiten
ins Geisterreich zu heben." — Aehnlich spricht er sich 1829 in
zwiei von Notter') S. 73 und 74 auszugsweise mitgetheilten Briefen
♦) S. Mayer, ühL u. s. Fr. II S. 156 f.
1) S. Uhland E. Gabe fiir Freunde S. 55 f.
^) Ludwig Uhland, sein Leben und seine Dichtungen. Mit zahlreichen
92 UHLAND8 SCHWÄBISCHE BALLADEN.
beim Erscheinen „der Seherin von Prevorst" aus, jenes seltsamen
Buches über die Visionen einer unglücklichen, nervös gänzlich zer-
rütteten Frau, welche 1829 — 30 in Kemers Haus und Cur war.
Dieses interessante Beobachtungsobjekt hinderte denselben jedoch
nicht, auch auf die andern Weinsberger Geister ein scharfes Auge
zu haben und gern theilte er dann seine Entdeckungen dem un-
gläubigen Freunde mit. Dies war auch der Fall mit der Grundlage
unseres Gedichtes, wie aus einem Briefe Uhlands vom 17. Juni 1834,
bei Notter S. 74, hervorgeht: „die Geschichte von der Geisterkelter
zu Weinsberg, die Du, lieber Kerner, mir einmal erzählt hast, hab'
ich in Beime gebracht." Sie steht auch in der Seherin von Pre-
vorst Bd. n S. 241 und lautet: „Hier zu Weinsperg befindet sich
ein Haus, das schon etliche und dreifsig Jahre von einem Weingärtner
Namens Bayer bewohnt wird. In alten Zeiten diente es als Kelter,
von der nun aber keine Spur mehr vorhanden ist. In diesem hört
man schon länger als 40 bis 50 Jahre, besonders vom December bis
Februar, nächtlich Töne, als schlüge ein Küfer mit* vollen Kräften
auf ein leeres Fass, als würde Kübelgeschirr gebunden, als machte
man Zurüstungen an einer Presse (die gar nicht im Hause ist), wie
man vor dem Traubenaufschütten und Pressen zu thun pflegt. Aber
diese Schläge und Töne sind oft so gewaltig, dass sie bei stiller
Mittemacht in der ganzen Nachbarschaft gehört werden. Dabei ist
merkwürdig, dass, je heftiger und öfter diese Töne gescheheu, desto
reicher auch die Weinlese desselben Jahres ausfallt."^)
Im Uhlandschen Gedichte ist die Schilderung der Vision die
Hauptsache und diese ist von einer Farbenpracht, wie sie sich nur
in einigen Gedichten derselben Periode z. B. Bertran de Born und
Glück von Edenhall findet. Im Gegensatze hierzu wirkt der komische
Schluss absichtlich ernüchternd.
9. Die Glockenhöhle.
20. Juni 1834.
Meier, deutsch6 Sagen aus Schwaben erzählt S. 345: „In der
Nähe des Weiler Breitenbach, der zu PAillingen gehört, befand sich
aogedrackten Poesien ans dessen Nacälass und einer AnswaU von Briefen,
Stuttgart 1863. Metzler.
^) Eine ähnliche Sage ans Tübingen berührt Meier, Sagen aas Schwabens. 451.
^
UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADBN. 93
ehedem die Glockenhöhle, „darin es, wenn einer red't, wie eine
Glocke klingt/' Sie ist bis jetzt noch nicht wieder aufgefunden.
Ein „Glockenthäle" gibt es aber in der dortigen Gegend auch noch
heut zu Tage."
10. Das Singenthai.
19. oder 20. Juli 1884 *).
Götzinger S. 570 bemerkt: „Das Singenthai liegt bei Glems im
Würtembergischen Oberamte Urach", und ich kann dieser dürftigen
Notiz nichts hinzufügen, da ich die Sage sonst nicht gefunden habe.
* Trotz vieler Nachforschungen habe ich in Reutlingen und Um-
gegend und auch sonst nicht in Schwaben nicht einmal den Namen
„Singenthai" bekannt gefunden. Von der Sage wusste ebenfalls
Niemand Etwas.* [Der Verf. bezieht sich noch auf eine Notiz aus
Schwabs „Neckarseite" u. s. w. S. 181]. Bemerkenswerth ist jedoch,
dass das Gedicht, wenn es wirklich eine Volkssage getreu wieder-
gibt und nicht durch gelehrte Reminiscenzen beeinflusst ist, für die
Rechtsaltertümer eine gewisse Bedeutung hat. Der Laut der
Menschenstimme und der Schall des Homs waren juristische Be-
stimmungen; „der Ton befuhr gleichsam die Gegend und nahm sie
für den (Sänger oder) Bläser in Besitz." Grimm Rechtsalt. 2. Ausg.
S. 76^). Ebenso braucht man die Ueberreichung des Ringes an
das Mädchen nicht blofs als poetischen Schmuck zu betrachten,
sondern kann auch hierin einen Nachhall der investitura per annu-
lum aureum erkennen, welche bei Grundstücken eine Form der
Uebergabe war, s. Grimm a. a. 0. S. 178. Du Gange s. v. inve-
stitura per a. a. Bd. III p. 886.
^) Das erste Datum gibt Holland an, das zweite steht in Uhland E. Gabe
f. F. S. 251.
') Hier ist auch die ganz äholiche Geschichte von den transcornati
erwähnt, welche ein Lombardischer Spielmann von Karl d. Gr. zu £igen er-
hielt. Vgl. Ghroa. Novaliciense lib. III c. 14 in den Mon. Germ. Script. VII
p. 101 und Simrocks Gedicht „der lombardische Spielmann'^ in den deutschen
Sagen S. 90 N. 29.
94 DHLAra)s schwäbische Balladen.
11. Der Lerchenkrieg.*)
26. 27. Januar 1847.
•
Nach Notter a. a. 0. S. 402 findet sich die Quelle zum Lerchen-
kriege in der Bibliothek des litterarischen Vereins in Stuttgart
Bd. XIV S. 217. Hier tragen die Nördlinger ihrem Rathsboten auf,
am Mahnungstag (17. Nov. 1496) den Hauptleuten und Käthen des
Adels und der Städte anzuzeigen : „Nach altem ob Menschengedächt-
niss geübtem Gebrauch seien die Ihrigen bei zwanzig im vergangenen
Herbst nach Lerchen gelaufen. Graf Joachim zu Oettingen (-Waller-
stein) habe sie, da sie aufserhalb der Stadt einestheils auf dem Nördlin-
gischen den Lerchen, der ein freier Vogel sei, nachgegangen seien,
durch die Seinen, unerinnert, mit gespanntem Armbrust und wehender
(sie) Hand auf des Heiligen Reichs Strafse überritten, zu Gelubd
genöthigt und gedrungen, ihr Garn aufzuheben und furo ohne der
Herrschaft Oettingen Wissen und Willen nicht mehr zu vögeln ;
einer sei auch blutrünstig geschlagen worden."
Uhland beschäftigte sich im Winter 1847 mit Studien zur
„Schwäbischen Sagengeschichte", welchen die beiden Gedichte
„Lerchenkrieg" und „der letzte Pfalzgraf* entsprangen. Uebrigens
ist die Quelle zu ersterem Gedicht später gedruckt als dieses er-
schienen ist und der Dichter hat also wol das Manuskript eingesehen
oder auf andere Weise Kenntnis davon erhalten.
Aus diesem unpoetischen und überhaupt nicht gerade bedeu-
tenden Stoffe hat der Dichter das Mögliche gemacht, indem er den
Gedanken hineinlegte, dass die freie Natur über die widerstrebenden
. und sich selbst vernichtenden Absichten der Menschen den Sieg
davontrüge. Die farblose Erzählung suchte er durch mehrere Ge-
stalten zu beleben und fügte den tragischen Schluss hinzu. Das
fallende trochäische Versmaafs passt zu der düstern Färbung des Ganzen.
12. Der letzte Pfalzgraf.
18. Februar 1847.
Uhland eröfihete den ersten Band von Pfeiffers Germania mit
einem Aufsatze über „die Pfalzgrafen von Tübingen", welcher jetzt
*) Vgl. Mayer, Uhl. 2, S. 68.
UHLANBS SCHWÄBISCHE BALLADEN. d5
auch in den Schriften Bd. YIII S. 311 ff. abgedruckt ist. Dieser
Aufsatz enthält AUes zur sachlichen Erklärung obigen Gedichts
Nötige und wir befinden uns daher in der glücklichen Lage, den
Dichter selbst zum Interpreten zu haben.
„Ihre Burg Tübingen, heifst es S. 312 von den gedachten
Pfalzgrafen, lag auf der Grenzscheide zwischen dem Schwarzwald
des Nagoldgaus und dem in nördUchem Höhenzug sich vorstrecken-
den Buchenwalde, dem Reichsforste Schainbuoch, Schönbuch, den
sie vom Reiche zu Lehen hatten. Sie waren nun auch von der
Lust und Herrlichkeit ihres weitausgedehnten, nach der einen Seite
das schwarze Nadelholz, nach der andern den grünen Laubwald um-
fassenden Jagdgebiets wahrhaft eingenommen und den vollen Zauber
dieser Waldliebe legt" die Sage von den wunderbaren Waidgesellen
eines Pfalzgrafen^ dem Erdmendlin Epp mit seinen Hunden Will
und Wall dar, über deren Verlust jener vor Gram stirbt. „Dass in
der fabelhaften Erzählung die Sinnesart und selbst der Schicksals-
gang der Pfalzgrafen von Tübingen richtig aufgefasst ist, erhärten
geschichtliche Thatsachen." Zu diesen darf die Erbauung eines
Jagdhauses gerechnet werden, welches unter andern Inschriften auch
folgende zeigte: „Rudolfus c(omes) p(alatinus) de Tuwingen domum
istam procuravit fieri anno incarnat. Christi 1209, ut omnes hie venaturi
sui sint memores et salutem animae (eius) imprecentur." „So wird
selbst die Sorge für das Seelenheil dieses Pfalzgrafen den Jägern
empfohlen, obgleich sonst ihre Andacht, die Jägermesse, nicht in
besondrer Geltung steht ^). Die Tübinger gefielen sich, neben dem
Waidwerk, auch in Werken der Frömmigkeit durch Klosterstiftungen,
die ihren Landbesitz beträchtlich schmälerten. Der Erbauer des
Jagdhauses im Schwarzwald hatte früher im Schönbuch das Kloster
Bebenhausen gegründet, wo er auch seine Grabstätte fand; über
seine Nachkommenschaft wuchs diese Abtei so mächtig herein, dass
der tiefverschuldete Pfalzgraf Gotfrid I. im Sommer 1301 Burg
und Stadt Tübingen mit aller Zugehör an das Kloster ver-
kaufte. Zwar wird dieser ,Titel seiner Geburt*, wie er selbst Tübin-
gen urkundlich bezeichnen liefs, bald darauf wieder eingelöst, aber
bei seinen Enkelsöhnen kommt es wieder dahin, dass sie, von
Schuldenlast gedrängt, im Jahre 1342 den alten, ansehnlichen
^) Die Belege hierfürlassen wir derRaamersparnis wegenfort. [S. S* 330. A.I.]
96 UHLANM SGHWABISCIIB BALLADEN.
Stammsitz an den Grafen Ulrich von Wirlemberg endgüüg yerauisem.
Da heulst es im Raufbriefe: ,,Wir Götze (Gotfrid lU.) und Wilhekn,
gehrüeder, graven zu Tuwingen . . . haben verkoufl . • . unser
vestin Tuwingen, bürg und statt, lät und guot, ... an veld, an wald
und wasen^ ... an gelt (Gälten) . . . und haben uns daran kain reht
behalten, dann allein die hundlege zu Bebenhusen ') und das gejaid*)
in dem Schainbuoch.'' (S. 329 ff.) Derselbe Chronikschreiber, der
die wundersame Jagd des alten Pfalzgrafen erzählt, erwähnt auch
dieses Verkaufs und setzt hinzu: „Darumb hab er dem grafen von
Wärtemberg alles übergeben und zu Tübingen sei er zum tor
hinaulsgeritten , da hab er sich umbgekert und ganz fröiich zu
seinen dienern gesagt, nun freuw er sich von ganzem herzen, dass
er doch ainmal des wuests seie abkommen (S. 333).'^
Die ungezügelte Waidmannslust und die grenzenlose Gering-
schätzung äulserer Güter hatten denn auch den frühen Verfall des
Geschlechtes zur Folge. Diese schlimmen Eigenschaften entbehren
jedoch auch nicht eines gewissen poetischen Reizes, welcher Uhland
um so mehr anzog, als er schon eine ganz ähnliche Figur im
Schenken von Limburg gezeichnet hatte.
1) Dieselbe steht noeh. S. Paolos a. a. 0. S. 36 *(Neio. Nor die Stelle,
wo das grofse dreistöckige Gebäode gestaodeo, ao der Maoer gegen die
Stuttgarter Strafse hio, wird voo dem koodigeo Führer in dem Kloster ooch
gezeigt. Dagegeo steht ooch das zo der Hoodelege eigens gehörende Wirtbs-
haos, welches jetzt aodereo Zwecken dient) '^; wie denn oberhaopt die schöaeD
Roioeo des Klosters, ood zwar haoptsachlich aof Uhlaods Veranlassoog, re-
staorirt worden. S. Notter S. 287, K. Mayer 1, S. 181 *ODd die oeoeste
Schrift: „Das Kloster Bebeohaosen nach seiner Vergangenheit ood Gegenwart
geschildert von Hermann Fröiich. Mit einer photographischen Ansicht.
Tobingen, Foes 1873. *
') Hierzo mossteo „die Todten von Lostoao" den Tübingern, ihren jagd-
freodigen flerro, jährlich zwei Habichte liefern. Vgl. Sehr. VIlI S. 452.
ANHANG.
BRUCHSTÜCK EINER ABHANDLUNG
ÜBER DDE VERSCHIEDENEN PERIODEN m UHLANDS
DICHTERISOHER THÄTIGKEIT.
Das eben besprochene Gedicht [„der blinde König"] und „die
sterbenden Helden", welches ich auf eine bestimmte Quelle nicht
zurückführen kann, sind die einzigen, welche der oben erwähnten
Beschäftigung des Dichters mit nordischer Heldensage ihre Ent-
stehung verdanken und welche derselbe der Aufnahme in seine
Sammlung für würdig gehalten hat. Zwar haben Notter und Mayer
noch einige ähnliche Gedichte veröffentlicht, wie König Olo, Alfar
und Auruna, Hyld und Helgo u. A., dieselben zeigen aber nur, dass
Uhland poetisch nicht unbedeutend durch jene Studien angeregt
worden ist und dass wir in dem Minden König und den sterbenden
Helden die beiden einzigen aber auch sicherlich die bedeutendsten
Repräsentanten einer Epoche vor uns haben, welche Uhland in ihrer
Gesammtheit der Nachwelt nicht überliefern wollte. Denn auch von
den folgenden Gedichten trennt sie eine tiefe Kluft, wie das folgende
zeigen wird.
Mit dem Jahre 1805 beginnt eine neue Periode in Uhlands
dichterischer Thätigkeit, welche die Jahre 1805 und 1806 und die-
jenigen Gedichte umfasst, welche in Seckendorfs Musenalmanach für
das Jahr 1807 abgedruckt sind.^) Uhland selbst schreibt hierüber
an Seckendorf von Tübingen, 6. März 1807^): „Ihre Beurtheilung
') Ihr Verzeichois s. bei Goedeke, Geschichte der deatschen Dichtang III S. 332.
>) S. Uhland, Eine Gabe für Freunde S. 34 f.
Uhlands BaUaden. 7
98 ANHANG.
meiner Gedichte war mir willkommen. Sie sind gröfstentheils
lyrische Ergüsse eines jugendlichen Gemüthes, die ersten Gefühle
und Lebensansichten einer erwachenden Seele, sie bilden die erste
Periode meiner Poesie*', und weiter unten wiederholt er: „Es ist,
wie ich schon gesagt, als wäre mit der Sammlung in Ihrem Alma-
nach eine gewisse Periode meiner Poesie geschlossen." Gewiss
hatte der Dichter hiermit Recht, wie eine kurze Charakteristik der
betreifenden Gedichte zeigen wird.
Die Gedichte der Jahre 1803 und 1804^) sind ihrer Grund-
stimmung nach entschieden melancholisch: der Mai und die im
Abendstrahl leuchtenden Berge seiner Heimat geben ihm ebenso-
wohl Veranlassung an die Vergänglichkeit alles irdischen zu denken,
wie der Herbst und der Besuch des Kirchhofs; nirgends tritt eine
lebensfrische Anschauung der Natur hervor, sondern überall wird
ihre Nachtseite hervorgehoben; nirgends zeigt sich eine heitere
Lebensauffassung, vielmehr sind Trennung und Tod die einzigen
Punkte, auf welchen das Auge des Dichters mit schmerzlicher Be-
friedigung ruht. Diese düstere und setzen wir gleich hinzu gegen*
standslose und daher unklare Wehmutschwelgerei suchte sich nun
eine adäquate Form zu schaffen und fand sie in der trüben und
verschwommenen Nebelwelt Ossians. Hier haben wir blaue Krieger
auf Stürmehügeln, Geister, die mit Nebelhänden Wolkenharfen schla-
gen, Zauberinnen, Elfen, kurz jene Reihe phantastischer Gestalten,
welche Ossian einem empfindsameren Zeitalter, als das unsrige ist,
so theuer machten und welche wohl noch heute ein gewisses
Lebensalter mit wonnigen Schauern erfüllen. In diesem Lebensalter
befand sich Uhland und die ganze Sterbeseligkeit eines 17jährigen
begabten Jünglings lehnte sich an diese Traumwelt an und sog
immer neue Nahrung aus ihr. Die Form der Gedichte ist, ent-
sprechend der Unklarheit der Gedanken und Situationen selber un-
klar und nicht frei von Geschraubtheit und hohlem Pathos. Ganz
im Gegensatze hierzu sind die wenigen Gedichte welche sich an die
nordische Heldensage anschliefsen klar und einfach gehalten und
daher vom Dichter der Veröffentlichung auch für werth gehalten worden.
Die Gedichte des Seckendorfschen Musenalmanachs zeigen nur
mit den eben besprochenen viele Aehnlichkeit aber doch noch
gröfsere Verschiedenheit von denselben. Die melancholische Stim-
S. Mayer, Uhlaed und seine FreaDde, Bd. I S. 48 ff.
PERIODEN IN UHLANDS DICHTERISCHER THÄTI6KEIT. 99
mung ist geblieben, Abschied und Tod sind wie früher die beiden
Pole, um die sich alles dreht, die Einkleidung aber, wenn ich so
sagen darf, ist eine andere und bessere geworden. Yon Ossian ist
jede Spur verschwunden, dafür ist an die Stelle getreten der greise
König mit goldener Krone und Purpurmantel, das rosige Königs-
töchterlein und der Schäfer, zu einander hingezogen durch sehnender
Minne Noth, der Harfner, dessen Lied das Königsmahl verschönt,
endlich Mönch und Nonne, kurz alle Gestalten der mittelalterlichen
Romantik, aber^ und das ist sehr charakteristisch, mit einziger Aus-
nahme des Ritters, dessen Figur in diese ewig entsagende, ewig
trauernde Welt nicht hineinpasste. Einen entschiedenen Vorzug hat
diese romantische Welt vor der Ossianschen, den der gröCseren
Klarheit, im Uebrigen ist sie für den lyrischen Dichter so gut eine
Fessel wie jene und indem derselbe individuelle Empfindungen typischen
Figuren unterlegt, geht die Lebenswahrheit und die Subjectivität
verloren, welche Merkmale eines guten lyrischen Gedichtes sind.
Am bedeutendsten zeigt sich der Fortschritt in der Entwicklung des
Dichters in der Form. Abgesehn von einigen üb^haupt unklaren
Gedichten (An den Tod, Harfnerlied am Hochzeitsmahle) ti*eten uns
schon hier in höherem oder geringerem Grade die Vorzüge Uhland-
scher Poesie entgegen : Einfachheit und Klarheit und zwar ebenso-
wohl in romantischen Gedichten, wie die Nonne, der Schäfer, das
Schloss am Meer, als auch in den wenigen, in denen der Dichter
diese Fessel abgestreift hat, wie die Kapelle, und in dem herrlichen
Gedichte Schäfers Sonntagslied
Diese kurze Charakteristik wird man, wenn man sie an die
betreifenden Gedichte anlegt, für weitaus die Mehrzahl derselben,
wie ich hoffe, zutreffend finden, einige wenige Gedichte treten, wie
es bei organischer Entwicklung überhaupt zu gehen pflegt, aus
diesem Rahmen heraus und weisen entweder auf bestimmte äufsere
Einflüsse hin oder sind Vorboten einer Entwicklung, welche erst in
der Zukunft zur Blüthe gelangt ist Wir zählen hierher drei Ge-*
dichte: Entschluss, Gretchens Freude und Abschied, welche sich
von der Menge der übrigen Gedichte durch lebensfrische und lebens-
frohe Auffassung vortheUhaft unterscheiden.
Das erste dieser Gedichte führt uns einen schüchternen Lieb-
haber vor, welcher nach langem Zögern den kühnen Entschluss
fasst, der Geliebten seine Neigung zu gestehn, allein
7*
100 ANHANG.
...... wehe! welches Schrecken!
Sie kommt heran, sie wird mich sehn;
Ich will mich in den Busch yerstecken.
Da seh' ich sie vorübergehn.
Einfach und anmuthig im Gedanken und in der Ausführung
ist das kleine Gedicht das erste, welches jenen harmlosen Humor
zeigt, den wir in einigen der berühmtesten späteren Gedichte
wiederfinden.
„Gretchens Freude" scheint unter dem Einfluss derjenigen
Scene aus Goethes Egmont entstanden zu sein, in welcher Klärchen
ihr Bekanntwerden mit Egmont erzählt, wenigstens erklärt sich
durch die Annahme eines äufseren Einflusses am besten der Gegen-
satz, in welchem der lebensMsche Ton dieses Liedes zu dem schwer-
müthigen der meisten übrigen steht. Diese Yermuthung hat zuerst
Öffentlich ausgesprochen Sintenis in der Abhandlung: Goethes Ein-
fluss auf Uhland, Dorpat 1871 S. 6, welches Schriftchen ich wegen
der vielen feinen Bemerkungen über den Sprachgebrauch der beiden
verglichenen Dichter allen Freunden Uhlands aus Ueberzeugung em-
pfehlen kann. Wenn aber der Verfasser aus der oft sehr entfernten
Aehnlichkeit einiger Uhlandschen Gedichte mit einigen Goethischen
aus dem Jahre 1804 den oben angedeuteten Einfluss Goethes weiter
feststellen will, so vermag ich ihm auf dieses schlüpfrige Gebiet nicht
zu folgen^). Man kann vernünftiger Weise von einer Anlehnung doch nur
dann sprechen, wenn entweder in Bezug auf irgend einen nicht geraeinen
Gedanken oder die Situation eine entschiedene Aehnlichkeit vorliegt;
das erstere ist aber nach meiner Ansicht bei keinem der unten an-
geführten Gedichte der Fall, das letztere nur bei Schäfers Klagelied
und dem Schäfer. Aber auch dies lässt sich ebenso wol aus der
Beliebtheit dieses Stoffes in der romantischen Dichtung erklären, zu
der damals beide Dichter hinneigten. Es soll hiermit der allgemeine
Einfluss, den der gewaltige Goethe auf alle deutschen Dichter aus-
geübt hat, keineswegs geleugnet werden, aber das spröde NatureU
^) Die verglicheoen Gedichte, die Go ethische o voran, setze ich her, damit
der Leser seihst prüfeD könae: Zum neuen Jahr 1802. Neojahrswunsch 1817.
— Tischlied. Trinklied 1812. — Frühzeitiger Frühling. Frühlingslieder 1. 2.
1812. — Schäfers Klagelied. Der Schäfer 1805. -> Trost in Thränen.
Abschied 1806. — Sehnsucht. Lauf der WeU 1807. — Bergschloss. Lieder
der Vorzeit 1807. — Ritter Curts ßrautfahrt. Unstern 1814. — Selbstbetrug.
Schlimme Nachbarschaft 1809. — Rattenfänger. Die drei Schlösser 1811.
PERIODEN IN UHLANDS DICHTERISCHER THÄTI6KEIT. 101
des Schwaben gab sich diesem Einflüsse nur so weit hin, als er der
eigentümlichen Richtung seiner dichterischen Individualität entsprach.
Nun besteht zwischen diesen beiden so unendlich Verschiedenen
Naturen jedenfalls die eine Aehnlichkeit, dass sie in ihrem Dichten
nach der höchsten Einfachheit und Natürlichkeit streben. Daher
die beiden gemeinsame Liebe für Yolkspoesie, welche Uhland als
auszeichnende Eigenschaft an Goethe hervorhebt^). Goethe war stark
genug, um die Natur selbst, wie sie ihn umgab und in seinem
Innern webte, zur Lehrmeisterin zu nehmen, Uhland lernte zunächst
an den ewigen Schöpfungen Goethes,, bis er selbst genug erstarkt
war, der Natur Auge in Auge zu blicken. Dass er sich so schnell
und so weit von der Unnatur der Romantik losgerungen hat, darin
erkenne ich den Einfluss Goethes und das verstehe ich unter Uhlands
Aeufserung, dass unter allen neueren Dichtem nur Goethe Einfluss
auf ihn geübt habe^). In der zweiten Periode seiner Dichtung, bei
der wir gegenwärtig stehen und in der wir schon eine Abklärung im
Vergleich mit der ersten zu erkennen glaubten, finden sich von
diesem Einfluss Goethes nur wenige Spuren, während wir den totalen
Umschwung, den Uhlands Dichtung in der folgenden Periode zeigt,
zum Theil auch der Einwirkung Goethes zuschreiben.
Die eben erwähnte Neigung für die Yolkspoesie treibt ihre erste
dichterische Blüte bereits in der zweiten Periode, wenn anders das
Gedicht: Der Abschied mit Recht als ein Volkslied bezeichnet werden
kann, und es wird sich an diese Bemerkung ohne Zwang eine ge-
drängte Zusammenstellung der ältesten nachweisbaren Spuren von
Uhlands Beschäftigung mit der Volkspoesie anschlieJGsen lassen.
Seitdem Herder den Sinn für Volksdichtung erweckt und der
geniale Bürger gezeigt hatte, wie auch der Kunstdichter aus diesem
ewig frischen Borne schöpfen könne, wurde die Volkspoesie mehr
und mehr Gegenstand des Interesses für alle Gebildeten und zu den
bleibenden Verdiensten der viel geschmähten Romantischen Schule
muss es gerechnet werden, dass sie in ihren zahllosen Almanachen
und Taschenbüchern dieses Interesse durch Veröffentlichung von
deutschen und fremden Volksliedern nährte und erhöhte. Der junge
Uhland ist durch seine Lektüre romantischer Journale gewiss schon
1) Vgl. meioe ProgrammabhandlnDg: Uhlands Schwäbische Balladen S. 1.
[s. oben S. 55].
>) A. a. 0. S. 1. [S. 54].
102 AIVHAIfO.
früh auf die Yolkspoesie hingeführt worden, dann erschien Ende des
Jahres 1805 oder Anfang 1806^) des Knaben Wunderhorn, welches
jene literarische Bewegung zu einem vorläufigen Abschluss brachte.
Unter dem frischen Eindrucke der Lectüre dieses Buches denke ich
mir Uhlands Gedicht „Abschied'^ vom 15. Mai 1806 entstanden.
Nicht uninteressant ist des Dichters Aeulserung über das Wunder-
horn in einem Briefe an Seckendorf vom Jahre 1806 (nach dem
10. Nov. geschrieben). Hier heifst es^): „Ueberhaupt nehmen
viele, besonders das gewöhnliche Lesepublikum, zu wenig Rücksicht
darauf, dass man bei Wiederaufgrabung der verschütteten Yorwelt
auch das hereinzuziehen habe, das zwar für sich ohne grofsen Werth
ist, aber doch als Stück in der grofsen Ruine seinen Platz ausfüllt
So sind z. B. in dem werthen Buche: „Des Knaben Wunderhorn"
auch sehr mittelmäfsige oder unvollständige Lieder. Solche, die das
Buch flüchtig durchblättern und solche einzelne Stücke lesen, rufen
aus: Was soll das? Dem aber, der in den ganzen Cyklus der alt-
deutschen Poesie eingeweiht sein möchte, werden auch diese gerin-
geren Reste nicht gleichgültig sein, sie werden ihm zur Erklärung
des Kostbareren und in Umsicht auf das Ganze manchen Nutzen ver-
sprechen. Man rette lieber zu viel als zu wenig!''
In demselben Jahre 1806 nun lassen sich auch die ersten
Spuren nachweisen, dass Uhland, vielleicht auch durch das Wunder-
horn angeregt, selbst Volkslieder zu sammeln begann, eine Beschäf-
tigung, welche er bekanntlich später in so grofsartiger Weise fort-
gesetzt hat und der wir so herrliche Früchte verdanken. Im Spät-
jahr 1806 nämlich machte er eine Fufsreise durch die Schweiz
„und als er bei einem Schuhmacher in Meyringen im Haslithal sich
die Stiefel sohlen lieis, glückte es ihm auch, zwei alte Balladen
zu erhaschen, die in Seckendorfs Almanach abgedruckt wurden. Er
schickte dem Schuhmacher als Gegengeschenk Schillers Wilhelm
Teil®)." Schon durch Yermuthung kann man finden, dass die in
Frage stehenden Balladen diejenigen sind,| welche in Seckendorfs
1) Genaneres kann ich nicht angebeo. Das Bnch trägt die Jahreszahl 1806.
Goethes Receosion davon ist aber schon in der Jen. Allg. Litt. Zeitg vom
21. Januar 1806 abgedruckt, was mir früh vorkommt, sofern das Bach erst
1806 ausgegeben worden ist
2) S. Uhland, E. Gabe f. Freunde S. 30.
») S. Uhland, E. Gabe f. Freunde S. 26.
PERIODEN m UHLANDS DICHTERISCHER THÄTIGKEIT. 103
Almanach für 1808') S. 19 ff. und S. 29 ff. unter dem Titel: „Graf
Friedrichs Brautfahrt" und „Die wiedergefundene Königstochter"
[") gedruckt sind]; denn nur diese beiden haben den Zusatz: „Fliegendes
Blatt aus der Schweiz". Zur Gewissheit wird diese Yermuthung,
wenn wir in den Anmerkungen zu Uhlands Sammlung von Volks-
liedern, in welchen die beiden Balladen unter Nr. 121 und 122
stehn, die Auffindung derselben in der oben mitgetheiiten Weise
erzählt finden, vgl. Schriften Band lY S. 128. 134. In dem einen
Liede (Uhland Sammlung S. 275) heifst es:
Er nam schön Annelein bei der Hand,
er fürt sie io eine Schlafkammer, was lang,
er fUrts für eins Herrenbett,
wenn es die Nacht bei im schlafen wött.
Der Herr zog aufs sein goldiges Schwert,
er leit es zwischen beide hert:
„das Schwert soll weder hauen noch schneiden,
das Annelein soll ein Mägetli bleiben/*
Jeder, der die altnordische Sage kennt, erinnert sich des nackten
Schwertes, welches Sigurd und Brunhild im Leben und im Tode
schied, und so haben wir gleich ein Beispiel, dass Volkslieder „zur
Erklärung des Kostbareren und in Hinsicht auf das Ganze manchen
Nutzen" haben können, wie Uhland bald darauf an Seckendorf schrieb.
OeflfentUch äufserte sich der Dichter über das Wunderhom
nach seiner Weise ziemlich spät: über ein Jahr nach dem Er-
scheinen des Buches, am 10. JuH 1807 erschien das Gedicht „Die
Lieder der Vorzeit", welches Arnim mit Becht für eine warme Em-
pfehlung seines Unternehmens ansah und aus diesem Grunde auch
in die Nachschrift an den Leser hinter den Abdruck des ersten
Bandes vom J. 1818 S. 477 f. aufnahm.
Im Jahre 1808 erschien der zweite und dritte Band des Wunder-
homs und ihre Leetüre scheint eine erneute Veranlassung zur Beschäf-
tigung mit Volkspoesie für Uhland geworden zu sein. „Des Gold-
schmieds Töchterlein gilt in den Volksliedern für ein besondres
Juweel""); das Uhlandsche Gedicht, welches ursprünglich um mehrere
1) Der für 1807 kommt nicht in Betracht, da er aufser zwei Englischen
aas Percy nur Spanische Balladen enthält.
[ ft) und daraus im Wunderhorn 11 S 274 ff. und S. 289 ff.]
>) S. Anm. zu den Volksliedern Sehr. Bd, IV. S, 235«
104 ANHANG.
Strophen länger war^), hat jedoch mit dem Volksliede ausser dem Titel
nichts gemein, eine Erscheinung, welche sich bei einer ganzen Reihe von
Liedern mit gleichem Titel wiederholt. Im Allgemeinen kann man sagen,
dass Uhland die Derbheit des Volksliedes in Romantik und Sentimen*-
talität verwandelt hat und wo ein Gedicht volkstümlichen Gepräges
einmal einen derben Bestandtheil enthält, kann man annehmen, dass
gerade dieser alt ist. Hierfür wUl ich ein Beispiel anführen, dessen
Unsicherheit mir keineswegs verborgen ist. „Der gute Kamerad'^
verdankt^) seine grofse Verbreitung ebenso sehr der Musik als seiner
inneren Bedeutung. Der Gefallene mag ein guter Kamerad gewesen
sein, das müssen wir dem Dichter, der es uns versichert, glauben;
der Ueberlebende zeigt dagegen wenig freundschaftliche Gesinnung
und es nutzt nichts, den Schluss durch Hinweisung darauf retten
zu wollen, dass der rohe Krieg die Aeulserung auch der edelsten
Gefühle hindere u. s. w. Der Schlussvers bringt einen Missklang
in das Gedicht hinein. Diesen hätte Uhland gewiss vermieden, wenn
er allein seinem Gefühl gefolgt wäre, so aber finden sich in dem
Lied „Rewelge" Wuuderhorn 1806 (18)^) S. 73 zwei Strophen, die
so viel Aehnlichkeit mit unserm Liede haben, dass ich sie als die
Quelle desselben betrachten möchte. Sie lauten:
Ach Brader jetzt bin ich geschossen,
Die Kugel hat mich schwer getroffen,
Trag mich in mein Quartier,
Es ist nicht weit von hier.
Ach Bruder ich kann Dich nicht tragen,
Die Feinde haben uns geschlagen,
Helf Dir der liebe Gott,
Ich muss marschieren in Tod.
Die Weigerung des Un ver wunde ten , die Bitte des Gefallenen zu
erfüllen, erscheint in diesem Gedichte allerdings gerechtfertigt, da
er um denselben in sein Quartier zu tragen, die Schlacht überhaupt
hätte verlassen müssen, bei Uhland reicht er ihm nicht einmal die
Hand zum Abschied und warum nicht? weil er — eben lädt! Das heiHst
nichts anders als durch lieber treibung an sich dichterisch guter
Motive die Wirkung selbst zerstören.
Wir wenden uns nun zu einem Liede, welches mit Recht zu
1) S. Mayer Bd. I S. 109, 116 ff.
>) [Im Text steht fälschlich: verdient]
B) [Im Text steht fälschlich: 1808 (19)].
PERIODEN IN UHLANDS DICHTERISCHER THÄTIGKEIT. 105
den Zierden der deutschen Poesie gezählt wird: Der Wirthin Töch-
terlein. Fast in allen äufserlichen .Dingen lassen sich Anlehnungen
an Volkslieder nachweisen, die Hauptsache aber, die zarte und tiefe
Darstellung einer über das Grab hinausreichenden Liebe ist durch-
aus Eigentum des Dichters.
Zunächst ist die zweizeilige Strophe mit Versen von 4 Hebun-
gen in der Volkspoesie ein beliebtes Metrum, ebenso finden sich
ähnliche Anfange genug; ich erinnere nur an (Wunderhorn 1806^) I
S. 253):
Es ritten drei Reiter zum Thor hinaus.
Ebendas. H S. 210:
Es flohen drei Sterne wohl über den Rhein,
Es hätt' eine Wittwe drei Töchterlein.
Mittler N. 121 als Anfang der oben erwähnten Ballade: „Die
wiedergefundene Königstochter" :
Es ritt ein Ritter wohl über den Rhein,
Er kehrte bei einer Fraa Schenkwirthin ein.
Frau Schenkwirthin schenkt ihr Bier oder Wein
Oder nehmt ihr fremde Gäste ein?
Ich schenke Biet*, und Branntwein
Und nehm auch fremde Gäste ein.
Wunderhorn I S. 203:
Fraa Wirthin, ist sie darinnen.
Hat sie gut Bier, [gnt Bier] und Wein?
Das Lied aber, welches in den Aeufserlichkeiten, und nur um
diese kann es sich hier handeln, die gröfste Aehnlichkeit mit dem
Uhlandschen hat, ist das im Wunderhorn 1808 H S. .200 unter
dem sonderbaren Titel: „Inkognito" stehende, welches lautet:
[Es kamen drey Diebe aus Morgenland,
Die geben sich für drey Grafen aus,
Sie kamen vor der Frau Wirthin Hans:
„Frau Wirthin hat sie es diese Gewalt,
„Dass sie über Nacht drey Grafen b'halt?''
„Wenn ich es diese Gewalt nicht hätt,
„Was war mir denn die Wirthschaft nutze?''
Der erste that die Pferde in Stall,
Der andere schwenkt das Futter hinein,
Der dritte trat zur Küche hinein.
>) [Im Text steht fälschlich: 1808.]
106 ANHANG.
a
Und küsste der Fraa Wirthin ihr MadleiD,
Oder ist es ihr getreues Töchterlein?
Es ist meio getreues Töchterlein,
Es soll euch zapfen Bier und Wein.
Der Erste sprach: Das Mägdlein ist mein,
Ich hab ihm gegeben ein Ringeleia!
Der andere sprach: Das Mädchen ist mein,
Ich hab ihr gegeben ein Glas voll Wein.
Der dritte sprach: Das Mädchen ^är werth,
Dass wir es theilten mit unserem Schwerdt.
Sie gaben der Frau Wirthin einen süfsen Getränk,
Dass sie vom Stnhl ins Bette hinsank.
Das Mägdlein greift der Mutter wohl an den Mund:
Ach Mutter leb jetzt eine Stund!
Es greift der Motter wohl an die Brust:
Ach Gott wenn das mein Vater wusst!
Es greift der Mutter wohl an die Hand:
Ach Mutter du bist am letzten Endl
Es greift der Mutter wohl an die Fiifs:
Ach Mutter was ist der Schlaf so siifs.
Sie legten es aof einen viereckten Tisch
Und theilten es wie ein Wasserfisch,
Und wo ein Tröpfeben Blut hinsprang,
Da safs ein Engel ein Jahr und sang.
Und wo der Mörder das Schwert hinlegt,
Da safs ein Rabe ein Jahr und kräht.]
Wir haben hier, wie bei Uhland, drei Burschen, die bei einer
Wirlhin einkehren, sich in deren Tochter verlieben und ihrer Neigung
Worte leihen. Weiter geht freilich die Aehnlichkeit nicht; das
Volkslied nimmt einen ziemlich rohen Verlauf, der aber gewiss an
eine wirkliche Begebenheit anknüpfte, Uhland macht die Liebes-
äufserungen der drei Burschen zur Hauptsache und vertieft sie so,
dass sie mit dem Volksliede keine Spur von Gemeinschaft haben.^)
An eine Einwirkung des Wunderhoms glaube ich schliefslich
auch noch bei dem reizenden Gedicht: „Das SchifHein". Der
^) Nicht unerwähnt mag bleiben, dass das Volkslied in der 2. Auflage
des Wunderhoms (vgl. Simrbck N.<'32) anfängt:
Es ritten drei Reiter wohl über den Rhein,
Bei einer Frau Wirthin, da kehrten sie ein.
So lange nicht ein höheres Alter dieser Redaction erwiesen wird, bin
ich geneigt, dieselbe aus dem Uhlandschen Gedichte abzuleiten. Mittelbar
liegt darin zugleich der Beweis, dass auch sonst die innere Verwandtsehaft
der beiden Lieder empfunden worden ist.
PERIODEN IN UHLANDS DICHTERISCHER THXtIGKEIT. 107
Grundgedanke desselben, dass die Zauber der Musik auch Unbe-
kannte mit einander vereinigen, ist freilich so auf der Hand hegend,
dass ein Gebildeter ihn nicht zu entlehnen braucht, die Einkleidung
aber (die Reise zu Schiff) ist originell genug, dass, wenn man sie
in einem Buche wiederfindet, das der Dichter in derselben Zeit un-
zweifelhaft viel und eifrig gelesen hat, eine Entlehnung wohl denk-
bar ist. Nun sagt Arnim in dem Sendschreiben an Kapellmeister
Reichardt, welches dem ersten Bande des Wunderhorns angehängt
ist, S. 456: „Staunend safs ich da unter den lustigen Zechern im
vollen Marktschiife, sah drey wunderlichen Musiker(n) mit immer
neuem Liede zu, jeder ihrer Züge eine alte ausgespielte Saite, jeder
ihrer Töne ein ausgebissen Trinkglas, ewig hin und zurück geht
das Schiff, ihre Wiege, ihr Thron. Sie sinds, die diese arme wüste
Marktwelt (wie Kraut und Rüben unter einander geworfen) zu
einem wechselnden, lauten und stillen Gedanken-Chore verbinden,
dass neben ihnen die ruhigen reichem Dörfer wie unerreich-
bare Sterne und Monden, ohne Sehnsucht, ohne Preis vorüber-
schwimmen."
Am 28. Januar 1810 verfasste Uhland sein Lied, am 14. Mai
fuhr er auf einem Marktschiff den Rhein herunter auf derselben
Strecke, die Arnim im Auge hat lieber diese Fahrt meldet sein
Tagebuch: „Ein unbekannter Reisegenosse bhes das Posthorn, zwar
ziemlich schlecht, aber die Töne verklärten sich im Widerhall, da
zog ein Anderer eine Flöte hervor und dann stimmte die Gesell-
schaft mit Gesang ein. Ein sonderbares Zusammentreffen mit meinem
Liede „das Schifflein" "^).
Die dritte Periode Uhlandscher Poesie rechne ich von 1807
bis zur Pariser Reise 1810. Der Gegensatz zu der früheren ist ein
aufserordenthch grofser und umfasst Form und Inhalt in gleicher
Weise. Zunächst ist die gesammte romantische Staffage von Königen,
Sängern u. s. w. verschwunden und das einzige Gedicht, in welchem
wir sie noch finden, „Der junge König und die Schäferin", ist schon
wegen seines neckischen Inhalts gar nicht mit den sentimentalen
Gedichten der vorigen Periode zu vergleichen.
1) Uhknd, £. Gabe f. Frevnde S. 60.
REGISTER.
Seite
Aaroo, König von Persiea = Haruo 8
Abel, Sigurd; 7
„Abschied" . . 99. 100 A. 101. 102
Absoloa 49
Acceotverse 38
Achalm ... 73. 82 A. 3. 83 =»
Ach, Allm- 83 A. Achalma . 81. 82
Achilleisches Feaer (Rolands) . . 10
Ahitophel 49
Alemaonas 67, Idlafiawog . 68 A.
Alb, Schwäbische, s. Schwab . . 83
Albion 33 A. 1
Albrecht, König 70
Alfar und Aarnna 97
Allegorisierende Betrachtung . . 90
AUory 9
Almanach (Kerners) 76.77. (Seckeu-
dorfs) 98. 102/3. (romantische) 101
Alp bei Ulm 72
Altdeutsch 9. 102
Alteklere (= Hautecleire) . 10, 11
Altfranzösisch (s. Französisch)
15 A. 2. 21. 23 u. A.36. A. 8. 37. 62
Altheim 72
Altnordisch (s. Nordisch) . . . 103
Ammon, Dekan zu Gaildorf, . . 89
Andreas, s. Benedictus . . . • 8
Anecdoten 21. 69. 90
Anjou 49 A. 2
Seite
Annales ßenedictini, s. Mabillon
29 A. 8, Hirsaugienses s. Trit-
heim 79 A. 80, Suevici s. Crn-
sius ........ 60 a. ö.
Annelein . 103
Antonia, T. des Barnabo Visconti 74
Antonia, Gem. Eberhards des Mil-
Gen ... .*«.... Ov
Antonio de Esclava, aus Sanguessa
in Navarra, Verf. der Noches de
Invierno 3
Apostel 11
Aquitanien, Aquitanisch ... 43
Archiv (Gosches) 68 A. (Herrigs)
61. 75 A. 83
Arnim 103. 107
Athenaeus 48 A. 1
Augustani . 84
Aurnna 97
Autafort »* Hautefort . . 45 A. 2
Badensis 85
Baiern, Herzöge v. B 73
Balladen 102
Barbara von Gonzaga, G. Eberh. II. 60
Barbarossa 67
Barnabo Visconti, Herrscher von
Mailand 74
Bartholomaei dies .;.... 85
Basin de Genevois » . . . . 9
REGISTER.
109
Seite
Bayer, Weingärtner in Weiosberg, 92
BebeDhansen 95. 96 A. 2 Beben-
busen 96
Beeren; Hans Heinrieb Arnold
„Geist'* von Beeren . . 82 A. 1
Beilstein . . . ^ . . 71. 78 A.
Bekker, Immannel . . 10. 62. 68 A.
Beltram von Bornie 49
BenedictiSanctiAndreaecbronicon 8
Benedictin erabt 79
Bercbtboldus de Sacbsenbeim . . 81
„Bergscbloss'< 100 A.
Berlin 82 A. 2
Berneck ...» 74
Bertha, Scbwester Karls 3. 4. 5. 6. 9
,,Bertran de Born'< . . . 43 ff. 92
Bertran de Born, Baron von Peri-
gord 43 ff. seine Gedicbte 44
u. A. 1. 45. A. 1 : Trauerlied 44,
Sirventes 44. 46. 47, Ganzone
49. 52, bistor. CSiarakter . 50 f.
Benyon, Herzog B 11
Bibliotbek (Berliner) 3. (Röslers)
13. (Pariser) 29. 62 und A. (des
litterariscben Vereins zu Stutt-
gart) 63. A. 94
„Birscben** 33. A. 2
Biterolf ........ 17 A.
Bitscbeusls comes 85
Boxberger ... 67 A. 68 und A.
Brandenburg 72. 73
„Braut von Corinth'^ . . . 65 A.
Brautfabrt Graf Friedricbs . . 103
Brautfabrt Ritter Gurts. . . 100 A.
Breitenbaeb, Weiler bei Pfnllingen, 92
BrunbUd 103
Brunswiga 78
Bürger 101
Bunte Kleidung 6
Burggravius Noribergensis ... 85
Byzantiner 68 A. 69
„Gantilena RolIaBdi<< ... 36 A. 8
Galw, Oberamt in Würtemberg . 90
Seite
Gatalanen 50 und A. 1
Gento novelle anticbe . . 89. 90
Gentralblatt, litterariscbes, 67 A. 75.
81 A. 83
Gbamisso 22, Brief an Fouque
20. 32, Werke .... 22 A. 1
Cbanson de Roland ... 36 A. 8
Ghartae ludus ....... 80
Gboniata 68, Gbonae .... 68 A.
Gbriembilde 40 A. 2
Ghristus 35. 59
Gbronicon (Benedict!) 8. (Hirsau-
giniense) 79. A. (Novaliciense)
93 A.2
Ghronikscbreiber 96
Corpus scriptor. bistoric. Byzant. 68 A.
Gotta 75
Gourtin, Ogiers Scbwert, . . IIA.
Grusius, Martin, Professor in Tü-
bingen, 60 A. 1. Annales Suevici
60. 61. 67 und A. 68. 69. 75.
77. 78. 79. 81. 83. 84. Ann.
Suev. liber paralipomenos 82
A. 1. 3.
Gurt (s. Brautfabrt) . . . . 100 A.
Dactylische Tanzrbytfamen ... 67
Dante Vulg. eloqu. 46. Göttliche
Komödie ....... 48. 49
David 49
Deutsches AUerthum . . . . 54. 55
Deutscher Sagenkreis .... 2
Deutschlands Geschichte von Trit-
hemius 79 A.
Dialektische Formen 69
Dietleib 17 A.
Dietrich von Bern 64
Diez, Leben u. Werke der Trouba-
dours 43. 44. 46. 47. 48. 49, über
die Poesie der Troubadours 43.
44 A. 1. 49 A. 1. 52A. 1
Döffingen (s. Toeffinga) . 74. 84 A. 1
„Döfanger Schlacht'* .... 84 ff.
Dominica Laetare 78
HO
REGISTER.
Beite
Domioicus dies 85
Donau 40
„Drei Fräulein" 39
„Drei Könige zu Heimsen" . . 79 f.
„Drei Schlösser" 100 A.
Drummer, Matthaeus, von Paben-
bacb, UebersetzuDg der Noches
de Invierno 3
Du Gange 93
Durandal, Rolands Schwert . 11 A.
Eberhard der Greiner (s. d.) = ille
Greinern8,Rauschenbartus etiam
appellatus 86, Graf von Wirtem-
berg (1344—1392) 70. 71. 72.
73. 74. 75. 76. 77. 78. 79. 81.
82. 85. 86. 88
Eberhard der Milde, Graf von Wir-
berg (1392—1417) 74. 75 = Eb.
Mitis, Ulrici filius 85
Eberhard IL im fiart, Graf von
Wirtemberg (1459—1496) 59.
60. 61
Eberhardini 85
Eberstein, Grafen von E. 66. 71. 76.
78. 80
Edenhall 92
Eginhard 8
Egino 82 A. 3
Egmont 100
Eichholtz, Reise nach Schwaben, 61.
83. 93. 96 A. 1
Eiderfluss 15
Einsiedel, Schloss Eberhards II, 59.
60. 61. 62
Eng«l 106
Engelland, England 42. 43. 44. 46.
52 A.2
Englisch 103 A. 2
„Entsagung" 39 A. 51
„Entschlnss" 99
Enzberg 75
Episch(Erzählnng) 34 (Darstellung,
Versmafs) 87 (Grundzng) . . 88
Seite
Episcopus ; 85
Epos, aUfranzöflisehes . . 36 A. 8
Brdmendlin Epp, Waidgesell, . , 95
Esclava, s. Antonio, 3
Eselsberg, s. Friedrieh von Zorn, 81
Esslingen 72. 80
Etschenreuter, Gallus .... 76
Etzel 40 A.2
„Fechter" 16 A. 3
Fierabras 9. 10. 11
„Fink hat wider Samen" . 85 und A.
Fischart, Gargantua 60
Flamberge, ein Schwert, . . 11 A.
Fleckeisen, Jahrbücher. . . 55 A. 2
Foaqu^, Musen 10. Brief von
UUand 20. 32, von Chaminso 21,
von Keruer 35
Fraacia Reali di Fr. . . 3 und A. 6
Franconia 81
Frankreich, normannisches 23 A. 2^
südliches 53
Fränkische Königssöhne ... 3
Franzosen .90
Französisch, s. Altfranz., (Fiera-
bras) 9. 11 , (Gedichte) 10. 53.62,
(Roman) 39, (Held) 40, (Sprache)
55, (Rechtiswesen) 62
Freytag 15 A. 2
Fridericus de Sachsenheim ... 81
Friedrich Barbarossa von Hohen-
sUnfen 67 und A. 89
Friedrich von Enzberg .... 75
Friedrich der Grofse ... 82 A. 1
Friedrich, Graf von Zorn (Zol-
lerensis) und Salzburg, Ritter,
genannt vom Eselsberg ... 81
Frölich, Hermann, Das Kloster
Bebenhansen usw. 1873 . 96 A. 1
„Frühlingslieder" 100 A.
„Frühzeitiger Frühling" . . 100 A:
Gaildorf, Kirche daselbst ... 89
Galaod, der deutsche Wieland 11 A. 1
Ganelon 9. 10
REGISTER.
111
Seite
Gargantaa 60
GedächtDismÜDze 77
Geist voa Beeren .... 82 A. 1
GeistergeschichtOD .... 91 f.
„Geisterkelter« . . . . 58. 91 f.
Geisterkelter zu Weinsberg . . 92
„Gejaid" 96
Gelehrtes 83 A.93
Geoffroy, roy de Frise, ... 9
Geoffroy, seigoeur de Bourdelois, 9
Gerhard von Viane 10
Germania, Pfeiffers . . 82 A. 1. 94
Gesta regum ADgliconim . 36 A« 7
Gesta Roman oram 6
Gleifsenwolfias s. Wolf ... 86
Glems 93
„Glifsendep Wolf* s. Wolf. . . 71
„Glockenhöhle« ... 58. 92. 93
Gloekenthale 93
Gloster 35
„Glüek von Edenhall« .... 92
Gmünd 72
Goedeke, Geschichte der deutsciieu
DichtQDg, 97 A.
Goethe, Einfluss auf (Jhland, 54.
55 und A. 2. 100. 101. Recen-
sion des Wonderhorns . . 102A.
Goethische Gedichte . . . . lOOA.
Göttinger gelehrte Anzeigen . . 6
Götz(Gottfridiis) derSchoderervon
Wieschheim (al. Weifsenheim) 81
Götze (Gotfrid IlT.) Gray zo Ta-
wingea ... 96
Götzinger, Deutsche Dichter, 68
und A.69. A. 78. A.81.A.87. 93
Goldbeck, Schillerlexicon, . . 84 A.
„Goldschmieds Töchterlein« 39. 103
Gonzaga 60
Gosche, Archiv für Literaturge-
schichte, 68 A.
Gottfrid I., Pfalzgraf von Tü-
bingen « . 95
Gottfridns, s. Götz, 81
Seite
Gottfried, Sohn König Heinrichs U.
von England 43. 44
„Graf Eberhard der Rauschebart«
57. 59. 70 ff. 75
„Graf Eberhards Weifsdorn« . 59 f.
„Graf Eberstein*' 57
„Graf Friedrichs ßrautfahrt" . . 103
„Graf Richard Ohnefnrcbt'* 21. 22
bis 29. 64. 69
Gräsze, Sagenkreise des Mittel-
alters, 3. 8. 9
Gräter, Idunna und Hermode, . 66
Greiner 75. 76. 77. 78. 79. 84.
88. Greinerus 86
„Gretchens Freude« . . 39. 99. 100
Griechisch 13
Grimm, Jacob, Grammatik 3 A. 1.
Gott, gelehrte Anzeigen = Klei-
nere Schriften 6. Rechtsalter-
thümer 83 A. 1 93
Grimm, Wilhelm, Ruolandes Liet
9. Heldensage .... 1 1 A. 1
Grimm, J.und W., Deutsehe Sagen,
63 A.2. 3. 67 A. 1
Gross-Beeren s. Beeren . . . 82 A. 1
„Gülten« 96
Guerin, duc de Lorraine, ... 9
Gnienne . 43 A. 2
Guilelmus Malmesbnriensis, Gesta
regum Angl. ed. Hardy 36 A. 7. 8
Guillaume de Lestoc .... 9
Gunhild := Gundihild ... 20 A.
Guy de Bourgongne 9
Hagen, Freiherren von H. . 82 A. 1
Hans, Graf vou Schwartzenberg . 81
Hardy, s. Guilelmus ... 36 A. 7
„Harfnerlied am Hochzeitsmahle« 99
Harun, s. Aaron , 8
Hastings, Schlacht .... 37 A. 6
Hang 75
Haupt, Moriz 59
Hautecleire, Schwert, s. Alteclere 10
Hauteclere 11 A.
112
REGISTER.
Seite
Hantefort,Schlo8sBertraDsdeBorD,4d.45
HebuDgeo, füof 38, drei 87, die
vierte 87, vier ...... 105
Heidelberger Museum .... 13
Heimsen 79
Heimsheim .... 74. 75. 79. 80
Heinrich, Prinz 35
Heinrich H., König von England
43. 44. 46. 49. 51
Heinrich, Sohn des vorigen 43. 44.
45. 49. 51. 52
Heinrich, Herzog, der Löwe,
Schwiegersohn H. H., Gem. der
Mathilde 46
Helden, „Die sterbenden H.'< . . 97
Heldenbnch 13
Heldengedichte, französische 10.
15 A. 2. 62
Heldensage, Karoling. 8, nordische
13. 97. 98
Helena » Mathilde 46
Helfensteiner,. s. Ulrich ... 70
Helffenstainins comes .... 85
Helgo 97
Helle 65. 66
Hellen fahrt Dietrichs von Bern . 64
Herbipolensis episcopus .... 85
Herder 101
Hermann von Sachsenheim, Verf.
der Mörin 82 A.
„Hermann von Sachsenheim*', Ro-
man Uhlands 82 A.
Herrenberg, s. Ulrich der Schärer, 81
Herrigs Archiv . . 61. 75. A. 83
Herzöge von Baiern, von Oesterreich 73
Hildebrand 17A.
Hildebrandslied 13
Hirsan 58. 76. 90
Hirschau 90
Historia ecclesiastica des Orderi-
cus Vitalis, Quelle für Wace
und Uhland? .... 33. A.35
Historici s. corpus . . . . 68 A.
Seite
Hoel conte de Nantes . . « . 9
Hohenstaufen 89
Holland, Prof. in Tübingen, 17.
29 A. 8. 32. 36 A. 8. 59 nnd
A. 60. 63. 66. 75. 84 A. 85 A.
90. 93 A. 1
Holmgang . 15 A. 2
Hörner, zwei H 82 A.
Hrolf 23 A. 2
Hondiege zu Bebenhasen 96 und A. 1
Hunnenland 40 A. 2
Hybrias von Kreta . . . 48 A. 1
„Hyld und Helgo" 97
Idunna und Hermode von Gr'ater 66
Ingo 15 A. 2
,jInkognito'< 105
Inschriften ...*.*. «^ 95
Investitura per annulum aureum 93
Isaac Angelus, byzantin. Kaiser 68 A.
Italien . » 3
Italienisch ........ 89
Jägermesse .95
„Jagd von Winchester" . . . 32 ff.
Jagdhaus 95
Jahn, Otto, Ludwig Uhland, 1863.
22. 54 A. 58 A. 63
Jahr, „Zum neuen Jahr" . . 100 A.
Jahrbücher des fränkischen Reichs
7. Württerabergische 78 A., für
Paedagogik 55 A. 2
Jambisch 87
Jarl von Schleswig, s. Söhne, . 13
Jenaer Litteraturzeitung . • 102A.
Jerusalem 59
Joachim, ein Jude, . . . • 10. 11
Joachim, Graf zu Oettingen (-Wal-
lerstein) 94
Joannes de Lustnow .... 82 (84)
Jongleurs « Jocnlatores 52 A. 1
Journal •13
Joyense, Karls Schwert. . . IIA.
„Junker Rechberger*' . . 57. 63 ff.
Kamerad, „Der gute Kamerad^' . 104
REGISTER.
113
Seite
„Kapelle« 99
Kappelberg 77
Karl der Grofse, s. Schwester 3. 6,
Zug nach Rom 4, grauer Bart
4. 5, Spanischer Zng 7, Bela-
geraog von Viaoe 10, s. Schwert
11 A., lombard. Spielmana 93 A. 2
Karl IV., König 72. 73
Karlsruhe 75
Karolingischer Sagenkreis . . 2. 8
Kartenspiel (s, chartae ludas 80) 75
Katzenelnbogenius comes ... 85
Kaufmann, Alexander, Bemerkun-
gen zu Simrocks Sagen 2. 3. 8.
61. 68 A. Brief von Uhland 60. 88
Kerner, Justinus 75. 76. 89. 91.,
Briefe von Uhland 32. 91. 92.,
an Fouque 35, Beschreibung des
Wildbades 76 und A., 77. 90.,
Gedicht „Von Würtemberg Graf
Eberhard'* 77, Reiseschatten 91,
die Seherin von Prevorst . . 92
Kirchhof, Hanns V^ilhelm, Wend-
unmuth 63 und A. 2
Klärchen im £gmont .... 100
Klassische Dichtwerke . . .13. 54
Kleid, buntes 4. 6, einfarbiges . 6
„Klein Roland'* 3 ff.
Klosamont 10
Kloster am Berge Soracte 2, der
blauen Mönche 60, zu Hirsau
76. 79 A. 90, zu Bebenhausen
95. 96 A. 1
Klunzinger, Württemb. Jahrb. 78 A.
König, „Der blinde König** 12 ff. 97,
ältere Fassung 17 ff.
König, ,,Der junge König und die
Schäferin** 39. 107
„König Olo** 97
„Königstochter**, französ. Volks-
lied, von Uhland übersetzt . . 21f.
Königstochter, „Die wiedergefun-
dene K.** 103
Uhlands Balladen.
Seite
Korassan 50
Krake, Rolf 17 A.
Kreta 48 A. 1
Kreuzzüge 67 und A. 69
Kunstdichter 101
Lambert, prince de Brucelies, . 9
Landfrieden . . 70. 71. 72 und A. 74
„Lauf der Welt'* 100 A.
„Legende** 21. 29 ff., Bedeutung 32
Leo 8
Leonberga ........ 85
Leonhardi sacellum 81
Leopold, Herzog von Oesterreich 73
Lerchen 94
„Lerchenkrieg" ... 57. 58. 94
Liebrecht, Uebersetzung von M.
Müllers Bssays 29 A. 8., Ger-
mania 82 A. 1
„Lieder der Vorzeit** . 100 A. 103 f.
Lilien und Mohn 81 A.
Limburg, „Schenk von Limburg**
58. 88 f. 96
Limburger 90
Limoges 44
Limousin 43 A. 2
Litterarisches Gentralblatt 67 A.
75 A. 81 A. 83
Litterarischer Verein zu Stutt-
gart 63 A. 2. 94
Litteraturzeitung, Jenaer . . 102 A.
Localsage 58. 61
Löwe, Heinrich der L 46
Löwenherz 43
Lombardisch, „Ein lombardischer
Spielmann** 93 A. 2
Luiseben, Uhlands jüngere Schwester
62 A.
Lusiaden 62
Lustnau 82 A. 1. 84. 96 A. 2,
Lustnow 82, Lustnaw Lust-
novia 82 A. 1
Lustnovius 83 (84)
Luther 58
8
114
REGISTER.
Seite
Lyrisch 88. 98. 99
MabilloD, Aanales Beoedictioi 29 A.8
Magnificans 11
Mailand ^ . . 74
MaleviUe 62 A.
Malmesburiensis s. Guilelmus 36. 7. 8
Maas 9. 43
Maaascript 94
MarcMo Badensis 85
Marktschiff 107
Martel, Schloss Heinrichs 44. 53 A. 1
Martinsvb'g^el 71
Mathilde, T. Heinrichs II. v. Eng-
land, G. H. des Löwen, Matter
Ottos IV. = Helena , ... 46
Maucon von Valfondee .... 10
Mayer, Karl, Uhland, seine Freunde
n. Zeitgenossen, 1867, 2. 40 A.2
54 A. 2. 69 A. 70 A 75 A.
77 A. 82 A. 88 A. 91 A. 94.
A. 96 A. 1. 97. 98 A. Briefe
von Uhland 55 A. 69 A. 75 A. 82 A.
Meier, Deutsche Sagen, Sitten und
Gebräuche aus Schwaben. 1852.
61. 63 A.2. 3. 76 A. 83 A. 92u.A.l
Melancholisch 98
Merkwürdigkeiten, s. Zeller 59. 60. 61
Metrik, neuhochdeutsche, ... 87
Metrum (Versmafs) 20. 38. 69. 87.
94. 105
Meyringen 102
Michaels Lied 29
Michahel 8
Michelant, Subdirector der Natio-
nalbibliothek in Paris . . -. 29
Milon de Anglante . . . 3. 5. 6. 9
Mira praesagia mortis, s. Stock-
hausen 63
Mittelalter 83 A. 1
Mittelreime 87
Mittler 105
Mörin Hermanns von Sachsenheim 82 A.
Montfort, Schloss, . . . . 53 A.
Seite
Monumenta Germaniae, ed. Pertz
8. 93 A.
Morgenblatt (Cottasches) 43. 75.
83 A. 90
Morgenland 105
Mortui de Lustnovia, s. Todte 82 A.
Maller, M., Essays, ... 29 A. 8
Müller, P. E., Uebersetzung des
Saxo Granmaticus 13, Aus-
gabe 15 A. 1
Munificans «« Magnificans ... 11
Munsterus 84
Musenalmanach Seckendorfs 97.
99. 98. 103
Museum, Heidelberger .... 13
Musiker 107
Mutins 84
Mythen, nordische 1 3, echtdeutsche 55
JNaciforus 8
Nagoldgau .95
Nantes 9
Nanclerus 84
Naymes (Naimes) de Baviere . 9
Neckarseite der schwäbischen Alb,
von Schwab 83 A. 93
Neu-Eber stein, Feste, .... 71
Neuenburg 74
Neuhochdeutsch, Sprache n. Metrik 87
„Neujahrswunsch" .... 100 A.
Nibelungen ... 17 Ä. 40. 41. 42
Nibelungenstrophe 87
Nicetas Choniata . . 67 'A. 68. 69
NiederschwäbischeLandvogtei,L. Nie-
derschwaben 70. 73
Noches de Invierno «= Winter-
nächte 3
Nördlinger, INördlingisches . . 94
„Nonne" 99
Norddeutsche 55
Nordisch, Sitte 15 A. 2, Mythen
13, Heldensage 97. 98, (103 s.
Altnord.), Sprachen . . 17 A. 55
Noribergensis 85
REGISTER.
115
Seite
Normandie (Normeodie 29) 9. 22. 46
Normaonisclier Staat io Frankreich
23 A.2
JNormäonisch, „Kuoden'' 20. 21.
32) Ballade 32, Poesie 37. 64,
ReimchroDik 69
?}otter, Ludwig Uhland, sein Leben
und seine Dichtungen 1863. 2.
40 A. 1. 41 und A. 2. 92. 94.
96 A. 1. 97
JNoyalis 54 A. 2
Novellen, le cento novelle antiche
89. 90
Nürnberg . ' 73
Oberämter in Würtemberg . 90. 93
Oberschwäbisch 71
Odyssee 13
Oesterley, Hans, Ausg. von Kirch-
hofs Wendunmuth ... 63 A. 2
Oesterreich 73
petingensis conies 85
Oettingen, Oettinger . . . . 94. 70
Oettingen (-Wallerstein ) s. Joachim 94
Oger le Danois . . . . 9. 11 A.
Ohnefnrcht, s. Graf Richard Obne-
furcht, '. 64
Olivier, fils de Regnier, conte de
Gennes, (Oliver) 9. 10. 11. 15 A. 2
Olo, König, 97
Order icus Vitalis, Verf. der histor.
eccles 33
Orlando, s. Rolaud, . . . 3. 4. 5
Ossian 98. 99
Ossiansche Welt 99
Otho Caesar 78
Otto IV. Kaiser von Deutschland 46
Otto Kaiser, s. Tochter . . 66. 67
Paladine 9
Palais Royal, s. Paris . . 62 A. 63
Palatinus Rheni Rupertinus . . 85
Palmung . . . . . . 17 A.
Papiol, der Jongleur Bertrans, 52 A. 1
Paris, Uhland dort 20. 23. 29. 41.
Seite
62. 63. 75. 107, Chamisso dort
21, Kaiserliche Bibliothek 29.
62 und A., Palais Royal 62 A. 63
Paulus, L. Uhland und seine Hei-
mat Tübingen, Berlin i 869, 61 A.
90. 96 A. 1
Percy . 103 A. 2
Perigord, Grafschaft, . . 43 A.2
Perigueux, Hauptstadt, 43 und A. 2
Uigaat 68 A.
Persien 8
Pertz, Monumenta Germ. ... 8
Peter, S. Peters Schatz ... 11
Pezold 75 A. 83
Pfalzgraf, „Der letzte Pf." 57. 94 ff.
Pfalzgrafen 81. 94. 95
Pfeiffers Germania . . 82 A. 1. 94
Pfister, Geschichte von Schwaben
75 A. 83
Pfortzhaimum 84
Pfullingen 92
Pilgrim, Erzbischof v. Salzburg . 73
Pipin von Frankreich .... 11
Pluquet, Fred., Ausgabe des Ro-
man de Rou par Wace 1827 . 23
Poitou . 43
Polemisch 91
Pontifex 78
Prevorst, Die Seherin von Pr. . 92
Prevost, Le Pr., Ausgabe des
Ordericus, 35
Principes clviles et ecclesiastiei 84
Proven^alisch 43, Liedercyclus
„Sängerlicbe" 2. 12. 53, Fiera-
bras 10
Rabe 106
Rainiers von Genua 11
„Rattenfänger'* 100 A.
Rauschebart, Balladen vom R. 20.
57. 87
Rauschenbartos 86
Reali di Francia 3. 4. 6
Rechberger 57. 63 A. 3, 64, Kampf
8*
116
REGISTER.
Seite
mit dem Geiste 64. 65, Todes-
botschaft und Ende . . .64. 66
Rechenberger 64
Rechtsaltertämer . . . 83 A. 1. 93
Reges 80
Reich, das heilige, . . 70. 72. 94
Reichardt, Kapellmeister, . . .107
Reim 20. 53, Mittelreime 87, Reim-
paare 87
ReimchroDik 23. 69
Reinhard 75
Reiseschatten vod Kerner ... 91
ReatliDgen 73, Rathhaas 83. 93,
ReotllDga . . . . 81. 82. 83. 84
ReutlingeDsis 81. 82
„Rewclge" 104
Rhein (Helden vom Rh.) 40 A. 2 —
74. 105. 106 A.
Rheinische Städte . . 73. 74. 84
Rhenum 85
Rhoneinsel 15 A. 2
Rhythmen 67
Richard, duc de Normandie 9,
Sans-peur = Ohnefurcht 22.
23 ff. » Ron, Rollo, Hrolf 23 A. 2
Richard (Löwenherz), S. Hein-
richs II. y. England . . 43. 44
Riol da Mans 9
Ritter 39. 99
„Ritter Gvrts Brautfabrt'< . . 100 A.
Robert 23 A. 2
Rodando, s. Roland 3
Rössler, Professor, 13
Roland, Klein R. 3 ff., =» Rodando,
Roldan 3. — 4. 8. 9. (Achillei-
sches Feuer) 10, (Zweikampf)
10. 15 A. 2, Schwert Durandal
11 A. 1
„Roland Schildträger" .... 8
Rolandslied 36 A. 8
Rolf Krake 17 A.
Rollo 23 A. 2
Rom 4. 10
Seite
Roman de Ron et des ducs de
Normandie par R. Wace 23. 25.
32. 35
Romanisch . . 13. 16. 37. 38. 62
Romantik .... 99. 101. (104)
Romantiker 54
Romantisch . 39. 99. 100. 101. 107
Ronceval 7. 36 A. 8
Rosa I 78
Rosengartenlieder 87
Rothe Farbe 6
Rotweil : • . 74
Ron 23 A. 2
Ronen 23. 25 A. 8
Rudolf, Eginos Bruder, . . 82 A. 3
Rudolf, Schillerlexicon . . . 84 A.
Rndolfus, c. p. de Tuwingen, . 95
Rnpertinus palatinus Rheni . . 85
Sachs, Hans 69
Sachsenhaim, Sachsenheim, Sach-
senheimer . 81 und A. 82 A. 84
Sachseuköaig 14
„Sängerliebe" 12. 53
Sage, ihr Wesen 56, Leben . . 61
Sagenkreis, Karolingischer 2. 7.
8. 9, Deutscher 2, des Mittel-
alters V. Gräsze ... 3. 8. 9
Salzburg 73. 81
Sanguessa in Navarra .... 3
Sanson duc de Bourgongne . . 9
Sans-peur, s. Richard .... 22
Saracenen 67
Sattler, Histor. Beschreibung des
Herzogthums Würtemberg, 61.
75. 77. 80. 82 A.
Sauuagine, Schwert, . . . . IIA.
Saxo Grammaticus. 13. 15 A. 1. 16
Saxonia . 15
„Schäfer«' . . 39. 99. 100 und A.
Schäferin, „Der junge König und
die Seh.« 39. 108
,, Schäfers Klagelied" 100 und A.
„Schäfers Sonntagslied'' ... 99
REGISTER.
117
Seite
Schärer, Ulrich der Seh. ... 81
Schainhaoch, s. Schö'nbuch . . 95. 96
„Schenk von Limburg^' . 5S. 88 f. 96
Seheokenzell 74
„Schifflein" 106. 107
Schillers Wilhelm Teil . . . .102
Schillerlexikon 84 A.
„Schlacht bei Reatlingen<< 81 f. 83. 84
Schlegel 74. 78 A.
Schlegelkönige (Reges 80). . 74. 75
Schlegler 74
„Schlimme Nachbarschaft** . . 100 A.
„Schloss am Meer" 99
Seh nutz, die Hanskatze . . . 62 A.
Scho derer, s. Götz, 81
Schönbnch, Reichsforst, 60. 62. 95.
(s. Schainbnoch 95. 96), Schön-
bnchwald 60. 62
Schuhmacher in Meyringen . .102
Schwab, Gedichte 82 A.3, Proben
Würtemberg. Sagen 83 A., Die
Neckarseite der Schwäbischen
Alb, 83 A. 93
Schwaben ... 68. 74. 93. 101
Schwäbisch, Dichterkreis 2, Land
56, Sagen 56, Grafen 70, Bund
72. 73. 84, Städte 70. 72 A.
73. 74. 75, s. Niederschwäbisch
70. 73, Oberschwäbisch ... 71
„Schwäbische Kunde** . . 57. 67 ff.
Schwartzenberg , s. Hans Graf
von Schw 81
Schwarzwald 95
Schwedenkönig 13. 15
Schweiz ....... 102. 103
Schwelzerische Städte .... 73
Schwenk, Reallehrer in Gaildorf, 89
Schwert, nacktes, 103
Scriptores historici . 8. 68 A. 93 A.
Seckendorf, Briefe von Uhland 57.
97. 102. 103, Musenalmanach
97. 98. 102/3
Seherin von Prevorst, von Kerner, 92
Seite
„Sehnsucht*' 100 A.
„Selbstbetrug** 100 A.
Sempach, Niederlage 73
Sentimental, Sentimentalität 39.
54. 104. 107
Serie, Abt von Gloster, ... 35
Siena 3. 4
Sigel 82 A.
JSigurd 103
Simrock, Deutsche Sagen 93 A. 2.
(s. Kaufmann), Volkslieder . 106 A.
„Singenthai** 58. 93
Sintenis, Goethes Einfluss auf
Uhland, Fleckeisens Jahrb. 55
A. 2, Dorpat 1871 .... 100
Sirventes = Dienstgedicht 44 und
A.l. 46. 47
Sitzungsbericht des Vereins für
die Geschichte Berlins 82 A. 1
Sköfnung, Rolf Krakes Schwert, 17 A.
Skolion 48 A. 1
Skrep (Skreipr), Wermnnds Schwert,
15. 16. 17
Sonntagsblatt , handschriftliches,
40, der Vossischen Zeitung 82 A. 1
Sophokles 13
Soraote, Kloster, 8
Spanisch, Sprache 3. 55, Balladen
103 A. 2
Speyer 66, Speier ..... 74
Spielmann, lombardischer . . 93 A.
Spittler, Geschichte Würtembergs
75. 77
Stalin , Wirtembergische Ge-
schichte, . 60 A. 70 A. 72 A. 83 A. 1
Städtebund 73
Stein, Graf von Stein . . 71. 75
Stockhausen, Mira praesagia mortis
= Wunderliche Tod es- Vorboten 63
Straubeohard 71
Strobl, Quellen zu drei Romanzen
Uhlands, 2. 12
Strophen 87. 88. 105
118
REGISTER.
Seite
Stutenhaus in £insiedel . 60 uad A.
Stutgardia 86
Stuttgart . . 35. 63 A. 2. 76. 90. 94
Stuttgarter Stralse zu Beben-
hausen 96 A. 1
Süddeutscher Adel 73
Sutri 3
Tagebuch Uhlands ... 63. 75. 107
„Taillefer" . . 20. 35fiF. 50. 53. 69
Taschenbücher 101
Teil 103
Tettioga pagus 81
Thermae Sylvestres 78
Thierry Dardaine 9
Tieck 54
tirel 35
„Tischlied« 100 A.
Titan 35
Titelgleichheit 104
Tod, „An den Tod" 99
Todte von Lustnau (Lustnaw) 82
A. 1. 96 A. 2
Todtensöhne 82 A. 1
Toeffinga, s. Döffingeo, . . .84. 86
Tragiker, griechische .... 13
TraHscornati 93 A. 2
Traversus 8
„Trinklied" > . lOOA.
Tritheim = Tritlenheim 79 A.,
Jobannes Tritheinius (1462 —
1516), ... 75. 79 und A. 80
Trochäisches Versmaafs .... 94
„Trost in Thränen" .... 100 A.
Troubadours . . . . 40 A. 2. 43. 53
Tübingen, lateinische Schule 13,
Universität 12. 13, Professoren
59. 60 A. 1, Stiftskirche 62, Um-
gebung 62. Elternhaus Uhlands
62. Briefe aus T. 91. 97. Sage
92. Pfalzgrafen 81. 94. 95. 96.
Burg und Stadt 95. 96. s. Tübin-
gen 95. 96. Tybinga 84. s. Zeller 59
Tübinger 90. 95. 96 A.2
Seite
Türken 68. 69
Tumba 29 A. 8
Turpin 9
Tawingen 95. 96
Tybinga 84
„Ueberfall im Wildbad" . 75 f. 87
Uffo, Wermunds stummer Sohn 14 ff.
Uhland, inscribiert 12, Student 40,
klassische Studien 13.54, altfran-
zösische 37. 55, nordische 13.
55. 97. 98, spanische 55, Be-
schäftigung mit der Karoling.
Heldensage 8, Begeisterung für
die ]\ibelungen 40. Uhland »»
Volker 41, Liebe zur Volks-
poesie 55. 101. 103, Sammlung
von Volksliedern 41 A. 2. 102.
103, Pariser Reise 20. 23. 29.
41. 62. 63. 75. 107, Heimweb
nach Tübingen 62 A., in Karls-
ruhe 75, im Wildbad 76, 77,
in Tübingen 12 f. 62. 91. 97, in
Stuttgart 35, im Einsledel und
Schönbuch 62, in Reutlingen 83,
Fufsreise nach der Schweiz 102 f.
Beschäftigung mit Crnsius 69,
mit Ordericus Vitalis 35, Ein-
flnss Goethes 54. 100 f., des
Wunderhorns 102. 104. 105. 106,
Beurtheilnng desselben 102. 103.
Vorliebe für deutsche, besonders
schwäbische Stoffe 56. 94. Mit-
redacteur des Kernerschen Al-
manachs 76. Briefe 3. 92, an Fon-
que 20. 32, an Kerner 32. 91. 92,
an Seckendorf 57. 97. 102. 103,
an AI. Kaufmann 60. 88, an K.
Mayer 55 A. 69 A. 75 A.6 82 A.
Tagebuch 63. 75. 107, Mitthei-
luug 8, Ungenauigkeiten 13. 32,
Schriften zur Geschichte der
Dichtung und Sage. 1. Vorrede
90, (VorlesungüberdieGeschichte
REGISTER.
119
Seite
der mhd. Poesie) 17 A. 56.-89.
II.(Vorlesnng über dieGeschichte
der altdeutschen Poesie, 2. Th.)
9. 81 A. 82 A. IV. (Anmer-
kao^en zu den Volksliedero) 29
und A. 8. 103 und A. 2. (über
das altfranzösische Epos) 15 A.2.
36 A. 8. 37 A. 6. 63. 64. VII.
(Vorlesung, über die Sagenge-
schichte der germanischen und
romanischen Völker) 13. 16. 23
A. 1. 2. 25 A. 1. 36 A. 8. 57
A.64. Vni. (Schwäbische Sagen-
künde) 22 A. 2. 67 A. 95 und A.
96 A. 2. (,,Die Todten zu Lust-
nan^') 82. A. 1. — Roman Her-
mann von Sachsenhaim 82. A.
DramatischeStücke 55. politische
Gedichte 79. Gedichte von 1829
— 34 53, von 1810 — 47 56. Pe-
rioden 97. 98. 99. 107. Hand-
schriften 10, Uehersetzungen 10.
20. 21. 23. 29. 41, Umarbei-
tungen 20. 21, Kunstmittel bei
der Quellenbenutzung 5. 6 f. 34.
39. 42..50f. 52. 56 f. 58 f. 65f.
79. 80. 83 f. 88. 94. 96. 105.
106, weitere Erfindung 83. A. 87,
Uebertreibung dichterischer Mo-
tive 104, Schwäche in derDar^
stellung frei erfundener Ge-
stalten 50. 57. Farbenglanz 53.
92, Plastik des Stils 69, Sorg-
falt in dichterischen Dingen 77.
87, historisch treues Colorit 77,
Harmonie zwischen Inhalt und
Form 62/3. 69, dialektische
Formen 69, Einheit von Fabel
und Wirklichkeit 91, Humor 65.
67. 69. 100, sprödes .Naturell
100,allegorisierendeBetrachtung
90, Polemik gegen abergläubische
Schwärmerei 9], patriotisch 56,
Sdite
Restaurrerungder Rlosterruinen
96 A. 1. politische Thätigkeit
für altes gutes Recht 79. Jurist.
35. 62
Uhlands Frau 55. 59. „Ludwig
Uhland. Eine Gabe für Freunde.''
1865. 12 A. 13 A. 21 A. 32.
41 A. 43 A. 55 A. 1. 3. 57 A.
59. 62 A. 63 A. 75. A 91. A. 1.
93 A. 1. 97 A. 102 A. 2 u. 3.
107 A.
Dhlands Schwester Luischen . 62. A.
Ülinger-Lied 41 A. 2
Ulm 72. 73
„Ulme von Hirsau" . . . . 58. 90
Ulmenses 84
Ulrich von Würtemberg, Eberhards
Bruder (1344—1366) .... 70
Ulrich, Eberhards Sohn, (t 1388)
71. 73. 74. 77. 88 « Ul-
ricns Wirtembergensis 81. 82.
85. 86
Ulrich von Helfenstein .... 72
Ulrich, der Schärer, Pfalzgraf von
Tübingen, Herr zu Herrenberg 81
„Unstern" 100 A.
Unterwelt, Mächte der .... 65
Urach 93 == Uracum .... 81
Urbici 84. 85
Varnhagen 20
Ventadorn 43 A. 2
Verein für die Geschichte Berlins
82 A., litterarischer in Stuttgart
63 A. 2. 94
Verfassungsstreit 79
Vermundus (s. Wermund) . . 15. 16
Versmafs, s. Metrum.
Viane (»» Vienne sur Rhone) 10.
15 A. 2. 41
Visconti 74
Visionen »92
Volker 41. 42
Volkserzählung 83 A.
120
REGISTER.
Seito
Volkslieder 21 f. 29. 101. 102. 103.
104. 105. 106. 107
Volkspoesie 55. 101. 102. 103. 105
Volksroman 32
Volkswitz ....... 75. 80
„Von Wiirtemberg Graf Eberhard" 77
Vossische Zeitoog . . . . 82 A.
V^ace, Robert, poete oormaDd des
XII. siecle . 23. 25. 32. 35. 69
Wallerstein 94
Waltharias 54
Walther 17 A.
Wappen des Ebersteiners 77 f., des
Wannensteiners 78 und A., der
Sachsenheimer 8 1 . A. f., der Frei-
herren von Hagpen and von Beeren
82 A. 1., der bei Reutlingen Ge-
fallenen 83
Weidenstetten 72
Weil, s. Wila 72
Weinsberg (Weinsperg) . . 91. 92
Weinsberger 92
Weifs, Farbe 6
Weifsdorn, Graf Eberhards 59. 60. 61
Weifse, Professor, 13
Weifsenheim 81
Weifser 75
Weisung 17 A.
Wendunmuth, durch Hanns Wil-
helm Kirchhof .... 63 and A.
Wendas ex Franconia .... 81
Wenzel, König .... \ 72. 73
Wermund (s. Vermundus), König
der Dänen .... 13. 14. 15
Wieland 11 A.
Wieschheim, s. Götz . . . . 81
Wila, s. Weil 80. 84
Wildbad 71. 75. 76. 77. 79, be-
schrieben von Dr. A. J. Kerner
76 A. 77. 90
Wilhelm, König, „Der Rothe" 33 A. 1 . 35
Wilhelm von Eberstein, s. Eb. . 71
Druck von W. Pormetter,
Seite
Wilhelm, Grav za Tuwingen, . 96
Wilkeo, Gesehichte der Kreaz-
züge, 67 A.
Wilkinensage 64
Will and Wall, zwei Hunde,. . 95
Wilmanns 6
Winchester, Jagd von W., . 32 f.
Winnen stein, s. Wannenstein . 86
Winternächte 3
Wirtembergenses 81. 82
Wirtembergia 84
Wirtembergici 84. 85
Wirtembergisch 79
Wirthin, „Der W. Töchterlein" 105 f,
Wirzburg 79 A.
Wölflin 86
Wolf von Eberstein 71
Wolf von Stein .... ^ . 75
Wolf von Stein za Wannenstein 71.
77. 78 A., Glifsender Wolf 71,
der gleifsende Wolf 86, Wolfias
vel Wolfgangas deWinneostein
86, Wannensteiner . 78. 87. 88
Worms 74
Wunderhorn, „Des Knaben W.^'
102. 103. 104. 105. 106. 107.
II. Auflage . . . . 103. 106 A.
Wunderliche Todes -Vorboten, s.
Stockhaasen 63
Wunnenstainii, s. Wolf .... 78
Wyrmos fluvias 84
Zavelstein, Burg, . . . . . 71. 77
Zeitschrift für das Gymnasialwesen 1 2
Zeller, „Merkwürdigkeiten der
Universität und Stadt Tübingen^'
59. 60. 61
ZoUerensis, s. Zorn 87
Zorn, Friedrich von Zorn and
Salzburg, Ritter, genannt vom
Eselsberg 81
Zuffenhusa vicus 86
Zweikampf aaf Inseln 13 AI. 41 A.
Berlin, Neue Grünstrasse 30.
derfe
I IV,
oeostfii
iterlfii"
103. l^'
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9. 6fi-
Olli
41
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