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Full text of "Quellenstudien zu Uhlands Balladen"

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QUELLENSTUDIEN 



Zu 



UHLANDS BALLADEN. 



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QUELLENSTUDIEN 



ZU 



UHLANDS BALLADEN 



VON 



PAUL EICHHOLTZ 



BERLIN 

WEIDMÄNNISCHE BUCHU A .NOL UNG 

1879 






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VORWORT. 



Die hier unter dem Titel „Quellenstudien zu Ublands Balladen^* 
yereinigten drei Abhandlungen von Paul Eichholtz, dessen Leben ein 
Gehirnschlag am 12. Juni 1875 plötzlich ein Ende machte^), geben 
einen schätzbaren Beitrag zur Uhlandphilologie und haben wegen ihrer 
Sorgfalt und Umsicht längst verdiente Anerkennung gefunden. Dass 
sie auch dnen im Verlauf der Untersuchungen mehr zurückgetretenen 
praktischen Zweck beim deutschen Unterricht in der That erfüllen 
(vgl. S. 1 f. mit S. 59), beweist die von pädagogischer Seite aus- 
gegangene Anregung zu dem unveränderten Abdruck, welcher mir 
vom Herrn Verleger übertragen worden ist. 

Die Anordnung ist so getroffen, dass die Abhandlung über die 
Schwäbischen Balladen die dritte Stelle einnimmt, weil sich die ein 
Jahr später erschienene Bearbeitung der Nordischen und der Fran- 
zösischen Balladen unmittelbar an die ersten Beiträge zur Erklärung 
anschliefst und die Schwäbischen Gedichte im Ganzen gerechnet 
jünger sind als die anderen. 

Zweierlei ist aus dem Nachlass des Verfassers durch die bereit- 
willige Güte seines Freundes, des Herrn Gymnasialdirectors Dr Ludwig 
Bellermann, welchem ich für die Ueberlassung des Materials meinen 
besten Dank ausspreche, noch hinzugekommen. Durch Benutzung 
des Handexemplars der Abhandlung über die Schwäbischen Balladen 
konnte ich acht Einschaltungen in den Text, litterarische und auf 



^) S. das Programm des Gymnasiums zum grauen Kloster, Berlin 1876, 
S. XII f. Eichholtz war am 19. Dezember 1843 zu Lauenburg in Pommern 
geboren. Er wurde auf dem Gymnasium zu Stolp und seit 1862 auf den Uni- 
versitäten zu Bonn, Berlin und Halle ausgebildet, promovierte 1 867 auf Grund 
einer Dissertation: De scriptoribus 71€qI ev^rif^draiv und trat Michaelis 1868 
seine Lehrthätigkeit am Berlinischen Gymnasium zum grauen Kloster an. 



VI VORWORT. 

Autopsie beruhende Notizen, und eben so viel neue Anmerkungen 
aufnehmen. Dreimal hatte der Verfasser ausserdem auf die von 
Robert Boxberger herrührende Recension im Litterarischen Central- 
blatt, wohl im zustimmenden Sinne, verwiesen, aus welcher ich 
die Berichtigungen gleichfalls beigesetzt habe; an einer vierten 
Stelle auf S. 83 wurde dieser Hinweis durch einen Einschub erst 
jetzt gefordert Zweitens ist als Anhang eine nach dem Jahre 1873 
begonnene und wahrscheinlich du/ch den Tod abgebrochene Unter- 
suchung über die verschiedenen Perioden in Uhlands dichterischer 
Thätigkeit beigegeben worden, obwohl von dem Manuscript, welches 
bis auf ein noch nicht ausgeschriebenes Lied des Wunderhorns 
druckfertig ist und neunundzwanzig Octavseiten umfasst, leider die 
ersten zehn verloren sind. Die Erwägung, dass das Bruchstück 
einer unfertigen Arbeit erneute Betrachtung anrege und ihr einiges 
Material biete, entschied für die Aufnahme. 

Die eigenhändigen Zusätze des Verfassers sind überall durch 
Sternchen bezeichnet; was von mir herrührt, ist in eckige Klammern 
eingeschlossen. Die ursprüngliche zum Theil doppelte Paginierung 
ist weggelassen, aber aufser dem Inhaltsverzeichnisse ein Register 
hinzugefügt worden. 

Berlin, den 2. Juni 1879. 



Gnstay Hinrichs. 



INHALTSVERZEICHNIS. 



Seite 

I. Beiträge zar Erklärung UhUndscher Balladen (1870) 1—11 

Einleitung 1—2 

1. Klein Roland 3—7 

2. König Karls Meerfahrt 7—11 

IL Uhlands Französische Balladen auf ihre Quellen 

zurückgeführt (1874) 12—53 

Einleitung 12 

1. Der blinde König 12—21 

2. Die Königstochter 21—22 

3. Graf Richard Ohnefurcht 22—29 

1 23—25 

2 25—29 

4. Legende 29—32 

5. Die Jagd von Winchester 32—35 

6. Taillefer 35—42 

7. Bertran de Born 43—53 

111. Uhlands Schwäbische Balladen auf ihre Quellen 

zurückgeführt (1873) 64-96 

Einleitung 54-59 

1. Graf Eberhards Weissdorn 59—63 

2. Junker Rechberger 63—66 

3. Graf Eberstein 66—67 

4. Schwäbische Kunde 67—69 

5. Graf Eberhard der Rauschebart 70—75 

Der Ueberfall im Wildbad 75—79 

Die drei Könige zu Heimsen 79—80 



VIII 

Seite 

Die Schlacht bei Reutlingen 81 — 84 

Die Döffinger Schlacht 84—88 

6. Der Schenk von Limburg ... 88—90 

7. Die Ulme von Hirsau 90 

8. Die Geisterkelter 91—92 

9. Die Glockenhöhle 92—93 

10. Das Singenthai 93 

11. Der Lerchenkrieg 94 

12. Der letzte Pfalzgraf 94—96 

Anhang, ßruchstück einer Abhandlung über die verschiedenen 

Perioden in Uhlands dichterischer Thätigkeit. . 97 — 107 

Register 108—120 



I. 

BEimÄGE ZUR ERKLÄEMG UHLANDSCHER BALLADEN. 

[Aus der Zeitschrift für das Gymnasialwesen XXV S. 1—10, Berlin 1870.] 



Jbiin voUstandiger und genauer Nachweis der Quellen, aus welchen 
Uhland die Stoffe zu seinen Romanzen und Balladen entnommen 
hat, fehlt noch, obwohl viele Lehrer des Deutschen in den mitt- 
leren Classen unserer höheren Lehranstalten diesen Mangel in ihrer 
eigenen Praxis gewiss schon empfunden haben. Denn so klar und 
durchsichtig die meisten Uhlandschen Balladen dem Gedanken nach 
sind, so erhebUche Schwierigkeiten bietet zuweilen ihre sachliche 
Erklärung, weil sie entweder in mehr provinziellen oder aber in 
Sagenkreisen wurzeln, welche der Mehrzahl der Lehrer nicht ge- 
läufig sind, und weil Uhland bei seiner Vertrautheit mit diesen 
Stoffen gleiche Bekanntschaft bei seinen Lesern voraussetzt und, 
indem er sich auf Andeutungen beschränkt, .unverstanden bleibt. 
Würde demnach ein Quellenbuch der Uhlandschen Balladen einem 
wirklichen Bedürfnis entgegen kommen, so könnte es auch noch 
nach einer andern Seite hin ein unverächtliches Mittel zur Belebung 
und Vertiefung des Unterrichts werden, indem es nämlich den 
Lehrer in den Stand setzte, die Schüler eine Vergleichung des Ge- 
dichtes mif der Quelle anstellen zu lassen; natürlich nicht früher, 
als das Gedicht selbst sprachlich und sachlich vollkommen zum 
Verständnis gebracht worden ist. Auf AeuDserliches werden selbst 
die weniger Begabten schnell und zu eigener Freude kommen, auf 
tiefer liegende Verschiedenheiten wird der Lehrer hinzuleiten und 

TJhlands Balladen. 1 



2 BEITRAGE ZUR ERKLÄRUNG UHLANDSCHER BALLADEN. 

schliefslich je nach Beschaffenheit der Classe und des Gedichtes mehr 
oder weniger auf die Gründe dieser Verschiedenheiten einzugehen 
haben. Dass ein solcher Einblick in die Werkstatt des Meisters 
und in die Art und Weise, wie er des spröden Stoffes Herr wird, 
aufser dem Interesse an diesem geistigen Arbeitsprocess auch das 
Verständnis des Werkes mehrt, wird wohl kaum zu bestreiten sein; 
dass aber das geistige Auge eines Untertertianers von gutem Mittel- 
schlage scharf genug ist, um im Verlauf einer Stunde bei richtiger 
Anleitung einen solchen Einblick in die Entstehungsgeschichte eines 
Gedichtes thun zu können, darf ich nach meiner eigenen, wenn 
auch kurzen Erfahrung versichern. 

Wenn trotzdem der Gegenstand im ganzen noch gar nicht in 
Angriff genommen ist und von Vorarbeiten, so viel ich weifs, nur 
Alex. Kaufmann in seinen anspruchslosen, gediegenen Bemerkungen 
zu Simrocks deutschen Sagen, sieben dem Karohngischen und deut- 
schen Sagenkreise angehörende, und Strobl: „Quellen zu drei 
Romanzen Uhlands Wien 1864" drei provencalische Gedichte auf 
ihre Quellen hin behandelt hat, abgesehn von dem, was mir — 
in Monographieen und Zeitschriften enthalten — verborgen geblieben 
sein mag; wenn mit einem Worte dieses Feld noch ziemlich unbe- 
baut erscheint, so hat dies einmal in der Unzugänglichkeit der 
meisten dafür erforderlichen Werke, dann aber auch in den der 
Sache eigenthümlichen Schwierigkeiten seinen Grund. Denn die 
Frage, welche von mehreren ähnlichen Quellen hat Uhland benutzt, 
ist oft eine unlösbare, da wir weder von seinem Biographen Notter 
noch von K. Mayer in seinem für die innere Geschichte des schwäbi- 
schen Dichterkreises so wichtigen Werke „Uhland, seine Freunde 
und Zeitgenossen" genügenden Aufschluss über Gang und Umfang 
seiner Studien erhalten, und da auch die Rückschlüsse aus seinen 
später, als die Mehrzahl der Gedichte, verfassten prosaischen Werken 
immerhin bedenklicher Natur sind. 

Indem ich mir nun erlaube, die Aufmerksamkeit meiner Herrn 
CoUegen auf einige allbekannte Gedichte Uhlands zu lenken, bin ich 
mir sehr wohl bewusst, einmal, dass ich die angedeuteten Schwierig- 
keiten zu überwinden nicht immer im Stande gewesen bin, dann, 
dass ich nicht in dem Sinne Neues bringe, dass nicht jeder mit 
einer guten Bibliothek und etwas Ausdauer ausgerüstete dasselbe 
oder Besseres hätte bringen können. 



BEITRAGE ZUR ERKLÄRUNG UHLANDSCHER BALLADEN. 



[1.] Klein Roland. 

[17. 18. December 1808.] a) 

Nach Uhlands brieflicher Angabe ist dies Gedicht, wie Kaufmann 
a. a. 0. S. 522 sagt, den „Noches de Inuierno, Wintemächten aus 
dem Spanischen in die Teutsche Sprach versetzet u. s. w. durch 
Matthaeum Drummern von Pabenbach, Nürnberg 1713" entnommen. 
Der Verfasser der Noches ist Antonio de Esclava aus Sanguessa in 
Navarra (Gräsze, Sagenkreise des Mittelalters S. 290, 325); das Werk 
scheint zuerst 1609 in Pampeiona und Barcelona gedruckt zu sein 
und ist eine Sammlung gröfserer Anekdoten, welche sich mehrere 
Freunde zur Erheiterung erzählen. Die Drummersche üebersetzung 
von 1666, welche die hiesige Königl. Bibliothek bewahrt, enthält 
von S. 234 an: „Die wunderbare Geburth defs Boldan oder Rolands, 
und wird darbey unterschiedener seiner verübten Kinderbossen ge- 
dacht". Der Inhalt dieses Capitels folgt theils im Auszuge, theils 
wörtlich, mit Aufgebung der Orthographie, und bemerke ich gleich 
hier, dass der Schauplatz der Erzählung Italien ist und dass sich in 
der That auch in dem italienischen Volksbuche von Karl dem Grofsen, 
welches unter dem Titel Reali di Francia (Fränkische Königssöhne) 
bereits vor 1348 existirte, üb. VI c. 52—70 (S. 456 if. ed. Vene- 
zia 1821) eine in allen wesentlichen Punkten übereinstimmende 
Darstellung findet. 

Bertha, die schöne ISchwester Karls des Grofsen, wird von Milon 
de Anglante verführt und trotz ihrer flehentUchen Bitten von ihrem 
erzürnten Bruder zum Tode verurtheilt. Es gelingt ihr indess, mit 
ihrem Geliebten nach Italien zu entfliehen, wo sie in einer Fels- 
schlucht bei Siena (nach Reali c. 53 0". bei Sutri) einen Sohn ge- 
biert, welcher bei der Geburt die abschüssige Schlucht „hinunter- 
waltzte": und „von dem Spanischen Worte Rodear^), welches waltzen 
und herumkugeln heifst" den Namen Rodando empfing, der nachher 
in Orlando „verkehret" wurde. Der Vater ernährt Mutter und Kind 
durch seiner Hände Arbeit, versinkt aber, als Roland 4 Jahr alt ist, 



a) [Vgl. die Anm. 1. auf S. 59.] 

*) Reali d. F. 53: Disse Milone: La prima volta ch' io lo vidi, lo vidi 
che rotolava, ed in francese vaol dir rotolare (roolar). — Grimm Gr. II 462 
leitet den Namen vom goth. hr6|>8 »» lans ab. 

1* 



4 BEITRAGE ZUR ERKLÄRUNG UHLANDSCHER BALLADEN. 

' in einem Bache und lässt Bertha in Noth und Betrübnis zurück, 
die allein durch den heranblühenden Knaben gelindert wird. Dieser 
geht taglich nach Siena, um Almosen einzusammeln und wird bald 
„bei denen Bürgers- und Kaufmannskindern seines Alters also ge- 
liebet, dass sie ihm alles, was er begehrte und sie nur bekommen 
konnten, zutrugen. Er kam mittler Zeit zu solchen Kräften, dass 
sie bei weitem sein Alter übertroffen, dahero er im Ringen und andern 
Bubenhändeln allezeit oblag, also dass alle Knaben in Siena ihm 
unterthan waren u. s. w." (S. 248). „Als einsmals die Senesischen 
Knaben sahen, dass Orlando gar übel bekleidet und fast nackend 
war, wurden sie unter einander eins, ihm zu kleiden. Zu solchem 
Ende kauften die von einer Pfaar oder Viertel ein Stücklein schwarzes, 
die von den andern drei Pfaaren oder Viertheilen andere Stücklein 
unterschiedlicher Farben Tuch und Hessen ihm daraus einen langen 
Rock von diesen vier Farben machen". (Reali c. 60.) Da kommt 
Karl der Grofse auf der Rückreise von Rom nach Siena; grofse 
Festlichkeiten finden statt, bei denen Roland, wie die übrigen Armen 
Speise und Trank erhält. „Als er einmal zur Austheilung des ge- 
wöhnlichen Almosens zu spät kam, ging er in den Palast und end- 
lich mit grofser Kühnheit in das Kaiserliche Gemach, worinnen der 
Kaiser eben Tafel hielt, zu welcher er allgemach hinfür schlich, bis 
er gar nahe darzu kommen war, alsdann griff er nach einer silber- 
nen Schüssel und trug sie sammt der Speise ganz unerschrocken 
mit sich fort, als wann es niemand gesehn hätte: ob welches des 
Knaben frisches Gemüth der Kaiser ein sofches Gefallen hatte, dass 
er alsbald den Umstehenden befahl, man solle ihn unverhindert 
darmit lassen fortgehn und ihm solches nicht abnehmen. Brachte 
sie derowegen mit grofsen Freuden seiner Mutter u. s. w." (S. 255). 
Diese aus Furcht verrathen zu werden nimmt ihm das Versprechen 
ab, den Palast nicht wieder zu betreten, was ihn jedoch nicht ab- 
hält, den folgenden Tag das Wagstück aufs neue zu unternehmen: 
„er zog sich wie den vorigen Tag fein hinför zu der Tafel; der 
Kaiser that dergleichen, als ob ers nicht zu Acht nähme allein des 
Knaben Gemüth und Vorhaben desto mehr zu erfahren, und als 
Orlando eben nach einem grofsen verguldten Becher griffe, schrie 
der Kaiser ihn überlaut an, in Meinung, ihm damit ein Furcht und 
Abscheuen einzujagen. Aber Orlando achtete dieses alles nicht, 
sondern erwischte mit einer Hand den Kaiser bei dem grauen Bart, 



BEITRAGE ZUR ERKLÄRUNG UHLANDSCHER BALLADEN. 5 

mit der andern aber hielt er den Becher fest und sagte zum Kaiser: 
„Eines Königs Stimme ist nicht genugsam, mich zu erschrecken", 
und trug damit den Pokal oder Becher mit sich fort". Nun be- 
fiehlt der König vier Truchsessen, dem Knaben zu folgen; sie thun 
dies und erkennen Bertha, worauf drei Ton ihnen zurückkehren, um 
die Gnade des Kaisers für sie anzuflehen. Dieser gewährt die Bitte, 
ohne zu wissen, auf wen sie sich bezieht, lässt zwar, nachdem er 
erfahren, dass es sich um seine Schwester handle, diese durch 
Frauen und Jungfrauen einholen, wird aber bei ihrem Anblick so 
von Zorn übermannt, dass er sie mit einem Fusstritt zu Boden 
streckt. „Dem Knaben Orlando ging dieser seiner Mutter geschehener 
Gewalt sehr zu Herzen, fiel dero wegen in grolser Verbitterung den 
Kaiser an und da er von den nächsten Hoiherren nicht wäre abge- 
halten worden, hätte er sich an der Person des Kaisers vermuth- 
lich so weit vergriffen, dass ihm das Leben gekostet hätte". Auch 
Karl sieht seine Uebereilung ein, erinnert sich seines Versprechens 
und es erfolgt die Versöhnung, in welche später auch der durch 
Zauber femgehaltene und wiedergefundene Milon eingeschlossen wird. 
Sehen wir nun zu, was Uhland aus dieser seiner Quelle gemacht 
hat, so finden wir, dass in der Einleitung der Leser von den der 
Handlung des Gedichtes vorausgehenden Ereignissen so weit dies 
nöthig ist, durch das Klagelied der Bertha Kunde erhält: ein der 
erzählenden Poesie geläufiges Kunstmittel, durch welches einmal ein 
Wechsel des Schauplatzes vermieden, andrerseits die für ein kleineres 
Gedicht nöthige Kürze 4kr Einleitung erzielt werden kann. Beide 
Vortheile sind erreicht, nicht verhehlen kann ich jedoch, dass mir 
die pointirte Gegenüberstellung der Begriffe Liebe und Ehre im 
Munde der trauernden Bertha nicht natürUch erscheint. Ihre Auf- 
forderung an Roland, in die Stadt nach Almosen zu gehn, bildet 
einen passenden Uebergang zu der mit Strophe 6 beginnenden 
Handlung des Gedichtes, mit der zugleich ein Wechsel des Schau- 
platzes verbunden ist. Bis zur Strophe 14 hat der Dichter sich in 
allen wesentlichen Punkten an seine Quelle gehalten, aufser dass 
er die in dieser zweitägige Handlung in einen Tag zusammengefasst 
und den Angriff Rolands auf Karls Bart weggelassen hatte, vielleicht, 
weil dies der geheiligten Person des Kaisers gegenüber zu recken- 
haft erschien. Der zweite Haupttheil Strophe 15 — 24 ist mit Aus- 
schluss von 21 und 22 freie Erfindung Uhlands und die Ver- 



6 BEITRÄGE ZUR ERKLÄRUNG UHLANDSGHER BALLADEN. 

knüpfung auch dieser beiden Strophen ist sein Verdienst. Indem er 
nämlich das Mitleid als Motiv für die Lieferung des Rocktuches 
seitens der Knaben aufgab und dafür die Herrschaft Rolands über 
dieselben einführte, erreichte er einen doppelten Vortheil. Einmal, 
dass nicht die zu greU hervortretende Armuth seines Helden dem 
Ansehn desselben schadete, dann, dass die Heldengrölse des Mannes 
schon in der Herrschaft des Knaben über seine Genossen dem Leser 
vor Augen geführt wurde; ein bedeutsamer Zug der Sage, virelcher 
bei anderer Anordnung des Stoffes vielleicht hätte aufgegeben werden 
müssen. Woher aber kommt die wunderliche Erzählung von des 
Knaben Kleid „vierfarb zusammengestückt^S von der „sondern Livrei, 
wie Regenbogen anzuschaun, mit Farben mancherlei?" Unsere Quelle 
will es ofiTenbar dem Zufall zugeschrieben wissen, welcher die mild- 
thätigen Knaben beim Einkauf der Tuchstücke leitete, die Reali 
Cap. 60, S. 468 erblicken in den Farben Weiss und Roth Symbole 
der reinen Jungfräulichkeit und der Christenliebe. Aber selbst 
die Richtigkeit dieser Erklärung zugegeben, bleibt die Frage, wie 
kommt diese wunderliche Geschichte dazu, ein, wie es scheint inte- 
grirender Theil der ganzen Sage zu sein? Die Antwort findet man, 
wie mir mein geehrter College Wilmanns mittheilt, bei Jac. Grimm, 
welcher in den Gott. gel. Anz. 1836, St. 34, 35, S. 337 (Kl. Sehr. 
Y, 239, im Druck befindlich) bei der Resprechung eines ähnlichen 
slavischen Ausdrucks, über die Sitte sich folgendermassen äufsert: 
„Wie leibliche Geschwister einfarbiges Gewand trugen, um schon 
äufserlich ihre Gleichheit des Rlutes darAstellen, so gehörte für 
Stiefverhältnis, Kebsehe und Verwaisung gemischte, bunte Klei- 
dung ... Die gesta Romanorum c. 26 erzählen von einem König, 
der seinem unechten Sohn vorschrieb, quod pannos suos diversi 
generis et coloris faceret, medietatem de vili panno et alteram de 
pretiosa. Dertha, Karls des Grofsen Schwester, gegen seinen Willen 
insgeheim und ungültig mit Milo verheirathet, zeugt mit diesem 
den berühmten Roland, der als Kind ein buntförbiges Kleid trägt, 
„veste fatta a quartieri" Reali d. F. 6,55 (63) u. s. w." 

Auch die Veränderungen, welche Uhland im letzten Theile des 
Gedichtes mit dem ihm vorliegenden Stoff vorgenommen hat, zeigen 
den echten Dichter. Wir begleiten nicht, wie in der Erzählung die 
Roten, sondern der Dichter verweilt bei dem Kaiser, der nicht ahnt, 
welch einen Gast er sich ins Haus ruft. Um die hierdurch vor- 



BEITRAGE ZUR ERKLÄRUNG UHLANDSCHER BALLADEN. 7 

bereitete dramatische Wirkung des Wiedersehns nicht wieder auf- 
zuheben, musste natürlich auch die vorläufige Rückkehr der drei 
Boten wegbleiben und ebenso wenig durfte sich der Kaiser der 
Hilfe flehenden Schwester gegenüber einer Rohheit schuldig machen, 
wie ihn die Erzählung begehen lässt. Wie viel zarter und tiefer 
ist endlich die Versöhnung selbst motivirtl In der Geschichte ist 
es der Anblick des wüthenden Knaben, der seine Mutter rächen 
will und die Erinnerung an sein soeben gegebenes Versprechen, 
was den Kaiser zur Besinnung bringt, bei Uhland die hellen Kinder- 
augen und der freudige Grufs desjenigen, dessen trotzige Kühnheit 
und kecke Zunge schon vorher ihn wunderbar angeheimelt haben. 
Und wie Klein Roland auch in diesem Theile des Gedichtes der 
geistige Mittelpunkt der Handlung ist, so schliefst das Ganze trefi^- 
lich mit dem Hinweis darauf, dass er als Mann geleistet, was er 
als Knabe versprochen hat. 



[2.] König Karls Meerfahrt 

[31. Janaar 1812.] 

Die Sage von dem Zuge Karls des Grofsen nach dem heiligen 
Lande verdankt ihre Entstehung dem Bedürftiisse des auf ihn fol- 
genden Zeitalters, alles, was Grofses und Erhabenes in der Welt 
geleistet wurde, als im Dienste Gottes und der Kirche geschehen, 
sich vorzustellen. So wird denn auch der groDse Kaiser, welcher 
in den älteren Gedichten seines Sagenkreises nur als tüch- 
tiger Recke, ja sogar an Kampftüchtigkeit und Klugheit nicht un- 
bedingt als der vorzüglichste erscheint, mehr und mehr zum idealen 
Gottesstreiter, welcher in Westen und Osten die Ungläubigen zur 
Anerkennung seiner heiligen Macht nöthigt. Denn in der That ist 
der historisch unwichtige, ja, wie es scheint sogar verunglückte 
Spanische Zug nur deshalb so berühmt, Ronceval nur deshalb so 
viel besungen worden, weil eine spätere Zeit die ganze Unterneh- 
mung unter dem Gesichtspunkt eines Religionskrieges auffasste 
(vgl. Sigurd Abel Jahrb. des fränk. Reichs S. 246), und tief reh- 
giöser Sinn war es, der die Völker antrieb, durch die Erdichtung 
eines Zuges nach dem heiligen Grabe der Siegeskrone Karls den 
köstlichsten Edelstein einzufügen. Aeufserlich aber knüpfte der um 



8 BEITRÄGE ZUR ERKLÄRUIHG UHLANDSCHER BALLADEN. 

historische Genauigkeit unhekümmerte sagenbildende Trieb an eine 
Stelle Eginhards c. 18 an, in welcher es heilst; „Aaron rex (von 
Persien = Harun) non solum, quae petebantur fieri permisit, sed 
etiam sacrum illum et salutarem locum, ut illius potestati adscribe- 
retur, concessit*' (vgl. Gräsze Sagenkreise S. 292) und mit welchem 
Erfolge dann die Sage ihr Werk betrieb, beweist der Umstand, dass 
etwa in der Mitte des Zeitraums zwischen Karls Tode und dem 
ersten Kreuzzuge, d. h. in der letzten Hälfte des 10. Jahrhunderts, 
ein unwissender Mönch in der Einsamkeit seines Klosters am Berge 
Soracte bereits erzählen konnte (Benedicti Sancti Andreae monachi 
chronicon, bei Pertz Mon. tom. V, S. 708 c. 23), wie Karl nach 
gewaltigen Rüstungen mit einer Million Fufssoldaten und daiüber 
auf Brücken von Traversus über das Meer gezogen sei, die heihge 
Stätte mit Gold und Edelsteinen und einem goldenen Banner von 
gewaltiger Gröfse beschenkt und von Aaron, dem Könige der Perser, 
die Herrschaft über Krippe und Grab des Herrn erhalten habe; wie 
er bei der Rückkehr mit Naciforus, Michahel und Leo, welche 
fürchteten, er wolle sie vertreiben, Friede und Freundschaft ge- 
schlossen habe u. s. f. Diesem ältesten uns bekannten Berichte 
über den fabelhaften Zug folgen dann eine nicht unbedeutende Zahl 
anderer, welche Gräsze a. o. 0. gesammelt hat, die wir hier aber 
füglich übergehen können. 

Denn, was sich beim Lesen des Uhlandschen Gedichtes gewis- 
sermafsen von selbst aufdrängt, dass dasselbe auch nicht annähernd, 
nämlich in der vorliegenden (iestalt, aus einer alten Quelle geschöpft 
sei, das wird durch die Vergleichung mit diesen, so weit sie mir 
möglich war, ledigUch bestätigt. Gleichwohl habe ich auch dieses 
Gedicht hier zu besprechen nicht für überflüssig gehalten, da es das 
einzige des engern Karolingischen Sagenkreises ist, über welches 
bezüglich seiner Quelle ein Zweifel obwalten konnte. „Roland Schild- 
[ träger'^ ist nämlich, wie Kaufmann a. a. 0. S. 523 bemerkt, nach 

Uhlands Mittheilung „Erßndung, angeregt durch die Beschäftigung 
mit der Karolingischen Heldensage'^ Wenn nun aber auch für un- 
ser Gedicht die Anlehnung an eine Quelle in dem Sinne, wie wir 
sie beim vorigen Gedichte wahrnahmen, geleugnet werden muss, so 
soll damit nicht in Abrede gestellt werden, dass dasselbe sich in ein- 
zelnen Punkten an nachweisbare Sagen anschUefst, im ganzen aber 
auf einer vollkommenen Bekanntschaft mit denselben beruht. 



I 



I 



BEITRÄGE ZUR ERKLÄRÜ?(G UHLANDSCHER BALLADEN. 9 

Was zunächst in dieser Beziehung die zwölf in dem Gedichte 
erwähnten Helden betrifft, so sind, wie die von W. Grimm zu 
Ruolandes Liet S. 314 und Gräsze a. a. 0. S. 271 ff. gegebenen 
Zusammenstellungen ergeben, weder die Zahl noch die Namen der 
„pers^^ feststehend. Jedoch kann es sein, dass Uhlaad, wenn er 
nicht nach Gutdunken die zwölf zusammenstellte, den französischen 
prosaischen Fierabras vor Augen hatte; wenigstens ist dies die ein- 
zige Quelle, welche alle zwölf bei Uhland vorkommenden Helden mit 
Ausschluss Turpins enthält. Es heifst nämlich daselbst (vgl. Grimm 
a. a. 0.): Premierement estoit Roland, comte de Cenonia, fils de 
Milon et dame Berthe, soeur du roy Charlemaigne; Olivier fils de 
Regnier, conte de Gennes; Richard duc de Normandie; Guerin 
duc de Lorraine; Geoffroy seigneur de Bourdelois; Hoel conte 
de Nantes ; Oger le Danois, de Asie; Lambertprince de Brucelies; 
Thierry Dardaine; Basin de Genevois; Guy de Bourgongne; Geof- 
froy, roy de Frise; et le traistre Ganelon, qui fit la trahison a 
Roncevaux; Sanson duc de Bourgongne; Riol du Maus; Allory et 
Guillaume de Lestoc; Naymes de Baviere, et plusieurs autres, qui 
estoient sujects de Charles. 

Aus dem eben Bemerkten geht gleichfalls hervor, dass sich 
die Aussprüche der Paladine in den Quellen nicht linden ; aber auch 
die Frage, ob sie aus dem durch die Sage festgestellten Charakter 
der Einzelnen heraus gesprochen sind, rauss für einen guten Theil 
derselben verneint werden. Denn ganz abgesehn davon, dass die 
Aussprüche der fünf letzten überhaupt wenig Eigenthümliches haben, 
hatten sich von den wenigsten Helden feste Charakterbilder in der 
Sage entwickelt. Dass einem so genauen Kenner derselben, wie 
Uhland, diese Thatsache nicht entging, ist von selbst klar, ergiebt 
sich aber zum Ueberfluss aus einer Stelle seiner akademischen Vor- 
lesung über Geschichte der altdeutschen Poesie (Schriften U, 85), 
an welcher er sagt : „Den Zusammenhang der zahlreichen und man- 
nigfaltigen Gedichte dieses (Karolingischen) Kreises bilden innerlich: 
der alterthümliche Heldengeist, nicht mehr mythisch riesenhaft, zu- 
weilen schon der Galanterie zugeneigt, aber voll heroischer Freudig- 
keit; der religiöse Nimbus, der die Helden umgiebt; die durch- 
gehende Charakteristik der bedeutendem unter ihnen: Karls 
ruhige, zuweilen starre, mehr leitende, als selbstthätige Gröfse, des 
Herzog Naimes von Baiern bedächtiges Alter und weiser Rath, Ro- 



10 BEITRÄGE ZUR ERKLÄRUNG UHLANDSCHER BALLADEN. 

lands Achilleisches Feuer und seine innige WafTenbrüderschaft mit 
dem heitern Olivier, Ganelons Falschheit und Tücke; endlich der 
Helden gemeinsamer Untergang und das vorahnende Hindeuten darauf 
in den meisten Gedichten, welche noch die früheren Abenteuer dar- 
stellen'^ Dass Uhland die von ihm selbst gegebene Charakteristik 
auch in unserem Gedicht verwerthet hat, lehrt der flüchtige Anblick, 
Stellen aber aus den alten, namentlich französischen Heldengedichten, 
welche die Richtigkeit der gegebenen Charakteristik schlagend be- 
weisen, ohne zu lang zu sein, stehen mir bis jetzt so wenige zu 
Gebote, dass ich auf ihre Angabe verzichte und lieber zum Schluss 
ein Wort über die Alteklere bemerke. Dieses berühmte Schwert 
hat Oliver von dem Juden Joachim erhalten, nachdem sein eigenes 
in dem gewaltigen Zweikampf mit Roland vor Viane (Vienne sur 
Rhone) zerbrochen war, welche Stadt Karl mit seinen Helden be- 
lagerte. Nachdem Oliver auf diese Weise wehrlos geworden, schickt 
er den Fergen in die Stadt, um ein neues Schwert zu holen, und 
die Kämpfer ruhen unterdessen. Hier giebt der Dichter des „Ger- 
hard von Viane", welchen J. Rekker nach Uhlandschen Handschriften 
vor seinem proven^alischen Fierabras zum Theil herausgegeben hat, 
von V. 2671 eine Geschichte des guten Schwertes Hautecleire, welche 
in der Uebersetzung Uhlands in Fouques Musen 4. Quartal S. 135 
folgendermafsen lautet: 

Als nun der Jude das Geschrei vernommen, 

Sowie die Kunde jenes wackern Boten, 

Dass Olivier sein stählern Schwerdt gebrochen, i) 

Hat er ein vielberühmtes hergeholet, 

Das über hundert Jahr er aufgehoben. 

Dem Klosamont gehört es, dem Ruhmvollen, 

Der Kaiser war in Rom, der vielbelobten;] 

Im Holz unterm Gebüsch hat er's verloren 

In jener grofsen Schlacht, der schrecken vollen, 

Wo ihn Maucon von Valfondee ermordet. 

Zur Erde fiel er mit gespaltnem Kopfe, 

Und aus der Scheid' ist ihm das Schwert geschossen, 

Das Gras war dicht, darinne bliebs verborgen. 

Nach langer Zeit sind Mähder drauf gestofsen, 

Und eine Sense hat es durcbgeschroten. 



^) Hier fehlt wohl zufällig die Uebersetzung der Zeile: a son ostel s'en 
vait san demoree. 



BEITRÄGE ZUR ERKLÄRUNG UHLANDSGHER BALLADEN. 11 

Als sie 's gesehn, hao sie es aufgenommen 
Und dargebracht dem römischen Apostel. 
Er sah, wie schön es war, das Heft vergoldet. 
Und in der Schrift, die er dran wahrgenommen, 
Fand er verzeichnet die wahrhaften Worte: 
Dass ihm der Name Altekler erkoren, 
Und dass es war in Rom geschmiedet worden. 
Munificans^), der hat es wohl beklopfet. 
Der war ein Meister von viel grofsem Lobe. 
Mit Fleifse fegen liefs es der Apostel, 
Hat in S. Peters Schatz es aufgehoben. 
Pipin von Frankreich bat es dort genommen. 
Am Tage, da er erstmals trog die Krone, 
Dem Herzog Beuvon gab es der zum Solde, 
Vom Herzog hat es Joachim bekommen. 
Der ein beladen Manlthier drum geboten. 
Und seit der Jade nun es aufgehoben, 
Hat nie ein Mensch vom Schwerte was vernommen, 
Bis zu der Stunde, da ers vorgeholet 
Für den Olivier, welcher hoch zu loben. 
Den Sohn Rainiers von Genua. 



1) In dem französischen prosaischen Fierabras bei W. Grimm: Heldensage' 
S. 45 schmiedet Magnificans, wie er dort heifst, Rolands Schwert Durandal, 
Ogiers JVamens Gourtin und Sauuagine, dagegen Galand, der deutsche Wieland, 
Flamberge, Hauteclere und Karls Schwert Joyeuse. 



II. 

UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN 

AUF IHRE QUELLEN ZURÜCKGEFÜHRT. 

[Aus der Festschrift zu der dritten Säcularfeier des Berlinischen Gymnasiums zum grauen 
Kloster, Berlin, Weidmannsche Buchhandlung. 1874. S. 249—290; Separatabdruck S. 1—42.] 



Uie folgende kleine Abhandlung gibt mehr, aber auch weniger, als 
ihr Titel verspricht. „Der blinde König" gehört nicht unter die 
Gedichte, welche auf französischen Quellen beruhn, aber er gehört 
überhaupt zu keiner gröfseren Gruppe und steht jeder einzehien 
fremd gegenüber; daher mag man seine Anwesenheit hier verzeihen. 
Andererseits fehlen unter den französischen Balladen die von Karl 
dem Grofsen und der provencalische Liedercyklus „Sängerliebe", weil 
die ersteren von mir in der Berüner Zeitschrift für das Gymnasial- 
wesen Jahrg. 1870 S. 1 fS., die letzteren von Strobl in dem Aufsatze 
„Quellen zu drei Romanzen Uhlands" Wien 1864, bereits behandelt 
worden sind. 

1. Der blinde König. 

23. 24. August 1804, umgearbeitet 5. December 1814. 

Am 3. October 1801 wurde Uhland, wie er gelbst erzählt^), 
noch nicht fünfzehn Jahr alt, als Jurist auf der Hochschule seiner 
Vaterstadt inscribiert, nicht weil er ein Wunderkind war, sondern 



1) S. L. Uhland. Eioe Gabe für Freunde. S. 16. [Vgl. unten S. 59.] 



UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 13 

weil der beschränkte Umfang der Tübinger lateinischen Schule einen 
so frühen Abgang zur Universität nötig machte, und die Staats- 
gesetze denselben nicht hinderten. Anfangs setzte er die auf .der 
Schule begonnenen klassischen Studien fort, las wiederholt die Odyssee 
und die griechischen Tragiker, besonders den Sophokles, und machte 
lateinische und deutsche Verse. Mehr aber zog es ihn zur älteren 
deutschen Literatur hin: „Um diese Zeit, sagt er selbst^), fand ich 
bei einem Verwandten, dem Professor Weifse, in einem Journal, 
das Heidelberger Museum betitelt, Lieder aus dem Heldenbuche, 
namentlich das Lied vom alten Hildebrand, das tiefen Eindruck auf 
mich machte." „Wie glücklich war ich, wenn ich den Saxo Gram- 
maücus in der Uebersetzung von Müller oder die Heldensage (aus 
der Bibliothek des Professor Rösler) mit nach Hause nehmen 
konnte; aus diesem Werke entkeknte meine Vorliebe für nordische 
Mythen. Der Heldensage habe ich meinen blinden König ent- 
nommen." 

Trotz dieser verworrenen Angaben kann es keinem Zweifel 
unterliegen, dass der Stoff zu diesem Gedichte einer Erzählung des 
Saxo Grammaticus (IV, S. 93 — 96) entnommen ist, deren Inhalt 
Uhland in seiner Vorlesung über Sagengeschichte der germanischen 
und romanischen Völker^) folgendermafsen erzählt. 

„Der Dänenkönig Wermund war alt geworden und hatte das 
Augenlicht verloren. Ihm war erst in vorgerücktem Alter ein Sohn 
geboren ^worden, der zwar alle Jünglinge von gleichen Jahren an 
Körpergröfse überragte, aber von stumpfem Geiste zu sein schien. 
Er verhielt sich stumm, lachte niemals und nahm an keinem Spiele 
Theil. So hatte Wermund an ihm keine Stütze und auch seines 
Volkes Ansehn war sehr gesunken. Denn es hatte sich ereignet, 
dass zwei dänische Jünglinge, die Söhne des Jarls von Schleswig, 
mit dem schwedischen Könige, der ihren Vater getödtet hatte. Zwei 
gegen Einen kämpften, zwar nur so, dass der eine Bruder, als dem 
andern der Todesstreich drohte, sich nicht mehr halten konnte und 
herzueilend den König erschlug. Quo facto plus opprobrii, quam 
laudis contraxit, quod in iuvando fratre statutas duelli leges solvisset, 
eidemque utilius quam honestius opem tulisse videretur. 

») a. a, 0. S. 19. 

') S. Schriften Band VIT, S. 213 ff. Die Vorlesung ist gehalten im Winter- 
semester 1831132 und im Sommersemester 1832. 



14 UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 

Dieser Stand der Dinge veranlasste den König von Sachsen, 
Gesandte an Wermund abzuordnen, die ihn auffordern sollten, das 
Reich, das er wegen Alters und Blindheit nicht mehr verwalten 
könne, ihrem Herrn abzutreten. Hab' er aber einen Sohn, der mit 
dem des Sachsenkönigs zu kämpfen wage, so soll das Reich dem 
Sieger zufallen. Wermund seufzte tief auf und sagte, mit Unrecht 
werd' ihm sein Alter vorgeworfen, denn nicht dadurch sei er zu 
seinem Unglück so alt geworden, dass er in seiner Jugend den 
Kampf gefurchtet. Selbst jetzt noch sei er bereit, den angetragenen 
Zweikampf mit eigener Hand auszufechten. Die Gesandten erklärten, 
dass ihr König sich nicht der Schmach aussetzen werde, mit einem 
Blinden zu kämpfen. Besser werde die Sache durch die Söhne aus- 
gemacht. Da sprach auf einmal, zum Erstaunen der Dänen, Wer- 
munds stummer Sohn Uffo und verlangte von seinem Vater die Er- 
laubnis, den Gesandten zu antworten. Wermund fragte, wer diese 
Erlaubnis von ihm begehre, und als man ihm erwiderte, sein Sohn 
Uffo, beklagte er, dass nicht blofs die Fremden, sondern auch seine 
eigenen Diener seines Unglücks spotten. Als aber Jene auf ihrem 
Worte beharrten, sprach er, es steh' ihm frei, wer es auch sei, 
seine Meinung vorzubringen. Da sprach Uffo zu den Gesandten, 
es fehle weder dem König an einem Sohne, noch dem Reich an 
Beschützern; er sei entschlossen, nicht blofs den Sohn ihres Königs, 
sondern auch einen weitern Kämpfer, den er sich aus den Tapfer- 
sten des Sachsenvolkes wählen möge, zu bestehen. Die Gesandten 
lachten der eiteln Ruhmrede. Ort und Zeit des Kampfes wurden 
jedoch sogleich verabredet. 

Nach dem Abgang des Gesandten lobte Wermund den Kühnen, 
der die Antwort gegeben, und versicherte, dass er lieber diesem, 
wer er auch sei, als dem übermüthigen Feinde, sein Reich abtreten 
werde. Als aber Alle betheuerten, dass es sein Sohn sei, hiefs er 
ihn näher treten, um mit den Händen zu prüfen, was ihm die 
Augen versagten. Als er dann an der Gröfse der Gliedmaafsen und 
den Zügen des Gesichts seinen Sohn erkannte, fragt' er diesen, 
warum er so lange stumm geblieben. Uffo antwortete, bisher sei er 
mit denen, die seinen Vater beschützt, zufrieden gewesen; jetzt erst, 
wo sie von den Drohungen der Fremden bedrängt geschienen, hab' 
er zu sprechen für nöthig gehalten. Auf die weitere Frage, warum 
er heber Zwei, als Einen, zum Kampfe gefordert, gab er den Grund 



UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 15 

an, damit die Besiegung des Schwedenkönigs durch Zwei, welche 
tlen Dänen zur Schmach gereichte, durch die That eines Einzigen 
aufgewogen und so der Volksruhm hergestellt würde. Wermund 
hiefs nun seinen Sohn vorerst den Gehrauch der Waffen erlernen, 
deren er noch ungewohnt sei. Man brachte Waffen herbei, aber 
Uffos breite Brust zersprengte die Ringpanzer und man konnte keinen 
finden, der ihm weit genug war. Zuletzt als er auch den seines 
Vaters zerriss, üefs Wermund denselben auf der hnken Seite ^ die 
der Schild deckte, aufschneiden und mit einer Spange heften. Auch 
mehrere Schwerter wurden gebracht, aber so wie Uffo sie schwang, 
brachen sie in Stücke. Der König hatte ein Schwert von ungewöhn- 
hcher Schärfe, das Skrep genannt war (skreipr, lubricus, glatt. Lex. 
isl. II, 279a); nichts galt für so hart, dass es nicht vom ersten 
Streiche desselben gespalten würde. Weil er der Kraft seines Sohnes 
nicht vertraute und es keinem Andern gönnte, hatte Wermund dieses 
Schwert längst in die Erde vergraben. Er liefs sich auf das Feld 
zu der von ihm bezeichneten Stelle führen, zog das Schwert heraus 
und reichte es seinem Sohne. Dieser fand es von Alter gebrechlich 
und zerfressen; er fragte deshalb, ob er es auch, wie die vorigen, 
prüfen dürfe. Wermund erwiderte, wenn dieses Schwert auch von 
ihm durch Schwingen zertrümmert würde, so wäre keines mehr 
übrig, das der Kraft seines Armes entspräche. Bei so zweifelhaftem 
Erfolg soll er lieber von der Probe abstehn."^) 

Igitur ex pacto pugnae locus expetitur. Hunc fluvius Eidorus ita 
aquarum ambitu vallat, ut, earum interstitio repugnante, navigii 
duntaxat aditus pateat.^) Quem Uffone sine comite petente Saxoniae 
regis filium msignis viribus athleta*) consequitur, crebris utrinque 
turbis alternos riparum anfractus spectandi aviditate complentibus. 
Cunctis igitur huic spectaculo oculos inserentibus , Vermundus in 
extrema pontis parte se collocat, si fiUum vinci contigisset, flumine 

*) Das Folgende, was sich auf Uhlands Gedicht direct bezieh^ gebe ich 
mit Saxos eigenen Worten Hb. IV, p. 172 ed. Müller. 

') Der Zweikampf auf einer Insel war nordische Sitte und wird Holmgang 
genannt; aber auch Roland und Olivier in dem altfranzösischen Heldengedichte 
von Viane kämpfen auf einer Rhoneinsel, vgl. Uhland Sehr. Bd. IV, S. 378 ff., 
und ganz neuerdings hat die uralte Sitte in seinem Ingo poetisch verwerthet 
G. Freytag, welcher überhaupt für die Verbreitung wirklicher Kenntnis unsres 
Altertums so viel gethan hat. [Vgl. unten S. 40/41. Anm.] 

•) Daher bei Uhland der Ausdruck „Fechter". 



16 UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 

periturus. Maluit enim sanguinis sui ruinam comitari^ quam patriae 
interitum plenis doloris sensibus intueri. Verum üffo, geminis iuve- 
nem congressibus lacessitus, gladii diffidentia amborum ictus umbone 
vitabat, patientius experiri constituens, quem e duobus attentius 
cavere debuisset, ut hunc saltem uno ferri impulsu contingeret. 
Quem Vermundus imbecillitatis vitio tantam recipiendorum ictuum 
patientiam praestare existimans, paulatim in occiduam pontis oram 
mortis cupiditate se protrahit, si de filio actum foret, fatum praeci- 
pitio Petitums. Tanta sanguinis caritate flagrantem senem fortuna 
protexit. üffb siquidem filium regis ad secum avidius decemendum 
hortatus claritatem generis ab ipso conspicuo fortitudinis opere 
aequari iubet, ne rege ortum plebeius comes virtute praestare vi- 
deatur. Atbletam deinde, explorandae eins fortitudinis gratia, ne 
domini sui terga timidius subsequeretur, admonitum fiduciam a regis 
filio in se repositam egregiis dimicationis operibus pensare praecepit, 
cuius delectu unicus pugnae comes adscitus fuerit. Obtemperantem 
illum propiusque congredi rubore compulsum primo ferri ictu medium 
dissecat. Quo sono recreatus Vermundus, fiiii ferrum audire se 
dixit rogatque, cui potissimum parti ictum inflixerit. Referentibus 
deinde ministris, eum non unam corporis partem, sed totam hominis 
transegisse compagera, abstractum praecipitio corpus ponti restituit, 
eodem studio lucem expetens, quo fatum optaverat. Tum Uffo re- 
liquum hostem prioris exemplo consumere cupiens, regis filium ad 
ultionem interfecti pro se satellitis manibus parentationis loco ero- 
gandam impensioribus verbis soUicitat. Quem propius accedere sua 
adhortatione coactum, infligendi ictus loco curiosius denotato, gia- 
dioque, quod tenuem eins laminam suis imparem viribus formidaret, 
in aciem alteram verso, penetrabili corporis sectione transverberat. 
Quo audito Vermundus Skrep gladii sonum secundo suis auribus 
incessisse perhibuit. Afiirmantibus deinde arbitris, utrumque hostem 
ab eins filio consumptum, nimietate gaudii vultum fletu solvit. Ita 
genas, quas dolor madidare non poterat, laetitia rigavit. Saxonibus 
igitur pudore moestis pugilumque funus summa cum ruboris acer- 
bitate ducentibus, Ufl'onem Dani iucundis excepere tripudiis. 

„Wie es auch, fahrt Uhland a. a. 0. S. 216 fort, mit dem 
historischen Gehalt der Ueberlieferung beschaffen sein möge, in 
poetischer Hinsicht hat sich dieselbe zu einem der anziehendsten 
Bilder unter denen, die von Saxo aufbewahrt sind, abgerundet. 



UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 17 

Ohne mythische Beimischung ist das Ganze innerlich, vom Gemüthe 
belebt und in einzelnen ausdrucksvollen Situationen anschaulich ge- 
macht. Es kommt in vielen Sagen vor, dass der Held in seiner 
Jugend dumpf und trag erscheint, bis auf einmal der rechte Augen- 
blick der That den stillgenährten Heldengeist zur Flamme weckt. 
Aber die Zusammenstellung des stummen Sohns mit dem blinden 
Vater ist unsrer Sage eigenthümlich; Jenem geht die Sprache auf, 
nachdem diesem das Augenlicht verdunkelt ist. Schön und sicher 
ist die Haltung des blinden Greises durchgeführt; den Verlauf des 
Kampfes, dem er nicht mit den Augen folgen kann, erkennt er an 
dem altvertrauten Klange seines Schwertes Skrep. Auch das, dass 
ein Heldenschwert seinen eigenen Klang hat, wie der Mensch seine 
Stimme, findet sich sonst in den Sagen ^); aber hier, auf den alter- 
blinden König angewandt, wird dieser Zug eindringlicher und be- 
deutsamer." 

Ich theile nun zunächst das Gedicht Uhlands in der Fassung 
mit, welche es im Jahre 1804 hatte, und setze die wichtigern Ab- 
weichungen, welche ursprünglich dastanden, aber vom Dichter ver- 
worfen wurden, unter den Text. Die Mittheilung dieses bis Jetzt 
ungedruckten, für die Freunde Uhlandscher Dichtung nicht un- 
interessanten Stückes ist mir durch Herrn Professor Holland in 
Tübingen ermöglicht worden, welcher mir dasselbe freundlichst 
übersandt hat. Es lautet: 

Was steht der edeln Fechter Schaar 

Hoch auf des Meeres Bord? 

Was will io seiDem graueo Haar 

Der blinde König dort? 

Er jammert von der Klippenhöh', 



1) Vgl. Uhland Schriften Bd. I, S. 295: ,Jn den nordischen Sprachen heifst 
es, die Schwerter singen; Rolf Krakes Schwert SkÖfnung: singt hoch auf, wenn 
es auf Knochen trifft. Im deutschen Liede begegnen Vater und Sohn, Biterolf 
und Üietleib, einander unbekannt, sieh im Getümmel der Schlacht; dieser führt 
gewaltige Schläge auf jenen, da erkennt BUerolf den Klang des Schwertes 
Weisung, das er vor manchen Jahren daheim gelassen, und schmerzliche 
Sehnsucht ergreift ihn (3694. 3656. 10935. 12266). Auch Walthers Schwert 
ertönt im Kampfsturm wie eine Gloeke.'^ Hieran erinnert audh Nibl. 2242 : 

Er sluog uf Hildebrande, daz man wol vernam 
Palmunge diezen. 
Uhlands BaUftden. 2 



18 ÜHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 

Anf seinen Stab gelehnt, 

Dass drüben in der dampfen See 

Das Eiland widertönt i): 

„Gib, Ränber, ans dem Felsyerliefs 

Die Tochter mir znrnek! 

Ibr Harfenklang, ihr Lied so suis 

War meines Alters Glück. 

Hier steh' ich klagend am Gestade, 

Der Jammer beugt mein Haupt, 

Ha, Schande dir, aus stillem Bade 

Hast du sie mir geraubt.'' 

Da tritt aus seiner Kluft bervor 
Der Räuber, grofs und wild. 
Er schwingt sein Hühnenschwert empor, 
Und schlägt an seinen Schild: 
„Zwar bin ich nicht von Rönigsblut, 
Doch hab' ich Kraft und hohen Muth. 
Woblauf, ihr Wächter an dem Throne! 
Die holde Braut dem Sieger lohne!*'*) 

Und den blinden König fasset Graun 
. Ob solcher stolzen Rede; 
Und seine edeln Fechter schann 
Hinüber still und blöde. 
Da fasst des grauen Vaters Hand 
Sein rascher Sohn so warm: 
„Wohl wag* ich diesen kühnen Stand, 
Auch mir ist Kraft im Arm'!" 

„So willt du ihm entgegen gehn') 
Im Jngendungestnm? 



^) Ursprüngliche Fassung: 

Ein blinder König zog zum Meer, 
In graugelocktem Haar, 
Es schritt um ihn mit Schwert und Speer 
Der edeln Fechter Schaar. 

Und als er kam zur Ufershöh', 
Da rief er jammervoll, 
Dass gegenüber in der See 
Das Eiland widerscholl: 

') Deinen Besten sende mir zum Streite, 

Lass sehen, wer die Braut erbeute!" 

*) So willst du zu dem Kampfe gehn 



UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 19 

Schon mancher traut' ihn za bestehn, 

Ach! Alle sanken ihm. 

Doch nimm dies Schwert, die starke Wehr, 

Das die Skalden all besingen 1 

Und sinkst anch da, so soll das Meer 

Hier unten mich verschlingen/* 

Und, horch! es schäumt und rauschet 

Ein Rahn wohl über's Meer. 

Und der König steht und lauschet 

Und sie schweigen all umher. 

Doch bald ertönt vom Felsenhang 

Der Schilde Stofs, der Schwerter Klang, 

Der Fechter Dräun hernieder, 

Und die Buchten hallen wieder. 

« 

Da ruft der blinde Greis so bang: 
„Wohl hört' ich einen starken Klang 
Meines Schwerts herüberwehen; 
Sagt an mir, was geschehen!"^) 
„Der Räuber ha! er taumelt schon, 
Er stürzet in sein Blut'). 
Heil, König; deinem starken Sohn! 
Heil Dir, so mild und gut!*' 

Und wieder wird es still umher, 

Und der König steht zu lauschen : 

„Was hör' ieh kommen tiber's Meer 

Mit Ruderschlag und Rauschen?** 

„Sie kommen angefahren, 

Dein Sohn mit Schwert und Schild, 

In sonnehellen Haaren 

Deine Tochter zart und mild!** 

„Willkommen!** ruft vom hohen Stein 
Der Vater da hinab, 

„Nun wird mein Alter ^"***'. sein 

wonnig 

Und ehrenvoll mein Grab: 



>) Ursprüngliche Fassung: 

Da spricht der König rasch und bang: 
„0 sagt, es ist ein starker Klang 
Meines Schwerts herübergewehet, 
sagt mir, was ihr sehet!** 

') Er stürzt, er zuckt im Blut 



2* 



22 UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 

A U Premier' chemise 
Que la belle a lave, 
L'änneau de la main blanche 
Dans la mer est tombe. 

La fille etoit jennette, 
Ell' se mit ä pleurer. 
Par delä 11 y passe 
Un noble Chevalier: 

„Que me donnVez, la belle, 
Je vans Taveinderai!" — 
Un baiser de ma boache 
Volontiers donnerai. — 

Le ch Valier se deponille^ 
Dans la mer est plonge; 
A la premiere plonge 
11 n'y a rien trouy^. 

A la seconde plonge 
L'änneau a brindill^, 
A la trosieme plonge 
Le chValier fut noye. 

La fille ^toit jeunette, 

Ell' se mit ä pleurer. 

Ell' s'en fut chez son pere: — 

,,Je ne veux plus d' mutier ^).'' 



3. Graf Richard Ohnefurcht. 

„Richard, der beliebteste Volksheld der Normandie, ist der 
älteste Herzog dieses Namens, von 943 bis 996. Sein volksmäfsiger 
Beiname (Sans-peur) bedeutet seinen unerschrockenen Verkehr mit 
der Geisterwelt. Denn die Unerschrockenheit in kriegerischer Ge- 
fahr war für jeden Helden vorausgesetzt und nur diejenige den 
dunkeln Mächten gegenüber der besondern Auszeichnung werth."*) 



1) Cbamisso Werke Bd. V, S. 284; abc^edrnckt bei 0. Jahn, Uhland S. 133. 
Chamisso hat offenbar spater das Gedicht an Uhland überlassen. 

>) Vgl. Uhland Schriften Bd. Vlll, S. 180 ff. Der betreffende Aufsatz ist 
nach dem 10. ^November 1850 verfasst, s. Vorrede S. VI. 



»J 



UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 2S 

Auf einem seiner nächtlichen Ritte begegnet Richard ein Abenteuer, 
dessen Erzählung ich aus der altfranzösischen Reimchronik übersetzt 
habe."^) 

Diese Reimchronik, welche der Dichter in Paris handschriftlich 
vorfand und benutzte, wurde dann später gedruckt unter dem Titel: 
Le Roman de Rou et des ducs de Normandie par Robert Wace, 
poete normand du XII. siecle, publie pour la premiere fois par 
Fred. Pluquet. 2 Bände. Ronen 1827.») Hier heifst es: 

1. 

19. October 1810. 

5430. Richart ama clers e clergie, 

Chevaliers e Chevalerie. 

Par nait erroat') comme par jor, 

Uokes^) de rien ne oat poor; 

Maint fantosme vit e trova, 

Uokes de rien ne s*esfrea; 

Pur nnle rienz ke il v^ist, 

Ne nuit oe jor poor nel prist. 

Par ceo k'il erroat par nuit tant, 

Aloent la gent de li disant 
5440. K'antresi der par nait veeit, 

Cam nal altre par jor faseit. 

Castame aveit, qaant il erroat, 

A chescan mustier^) k'il travout, 

Se 11 poeit"), dedenz entroat; 

Se il ne poeit, de fors oroat^). 

Une nait vint a an mustier, 

Orer voleit e Dex prier: 

Laing*) de 8a gent aloat pensant, 

Ariere aloaent et avant, 
5450. San cheval areigna^) de fors. 

Dedenz trava en biere an cors, 

Jaste la biere avant passa, 

Devant l'aatel s'ageuailla, 



1) \gl. Uhland Schriften Bd. VII, S. 662. Verfasst 1832. 

') Ron, lat. Rollo, Hrolf, der Stifter des normannischen Staates in Frank- 
reich; in der Tanfe nahm er den Namen Robert an. S. Uh]and Sehr. Bd. VII, 
S. 662. — Die folgenden Anmerkangen haben den Zweck, den des Altfranzö- 
sischen ganz Unkundigen die Uebersetzung zu erleichtern, machen aber auf 
selbständigen Werth keinen Ansprach. 

*) marchait. ^) onqaes. ') monasterium. ^) pouvait. ') dehors 
priait. *) Loin. *) attacha. 



I 



I 



24 UHLAND8 FRANZÖSISCHE BALLADEN. 

Snr HD leitrum sis ganz geta'), 

Mez el partir les ublia'), 

Beisa la terre, si ura'). 

Unkes de rienz ne s'esfrea^); 

N'i aveit gaires^) demur^ 

Ni gaires n'i aveit este^), 
5460^ Kant al mnstier oV ariere 

Moveir li cors, ernistre') la biere, 

Turna sei pur 11 cors veir: 

Gis tei, dist-il, ne te moveir, 

Se tu es bone u male chose, 

Gis tei en paiz, st te repose. 

Dune a 11 Qnens^) s'urlson dlte, 

Ne sai se fu grant u petite, 

Putz dist, kaut 11 seigna sun vis^): 

Per hoc Signum Sancte Grucis, 
5470. Llbera me de malignls, 

Domine Deus salutis^^). 

AI returner d'iluec^^) dist tant: 

Dex, en tes malus m'alme cumaut.^') 

S'espee prist, si s'eu turna, 

£ 11 deables sei drescba^'), 

Encuntre Tus") fu en estant^^), j 

Braz estendus estut devant, 

Cume s'il vousist Rlchart prendre. 

Et riessne de l'us desfendre^^). 
5480. £ Rlchart a 11 brand^?) sachie^^)^ 

Le bu^^) 11 a parml trenehle; 

A travers la blere l'abati^^), 

Ne sai, s'il fist noise ne cri^^). 

AI cheval ert Rlchart venu, 

Del cemetlere ert fors iessu, 

Kant de ses ganz 11 remembra; 

Nes vout leissier, si returna; 

£1 chaneeP^) vlnt, ses ganz reprist 
5490. Maint hoem 1 a jä^') n'i venlst. 






^) lutrln ses gants jeta. *) Fehlt bei Uhland. ') oravit. Uhland frei: 
der ihm heilig. ^) Fehlt bei Ubland. ^) gueres. '^) Statt der beiden letzten 
Verse hat Uhl.: Noch hatt' er nicht gebetet lange. ^ krachen. >) comte. 
^) fit le slgne de la crolx sur son vlsage. ^^) die drei lateinischen Verse 
fehlen bei Uhland. ") de lä (llloc). ^^) je recommande mon 4me. ") s'eleva. 
14) =s hüls, la porte. ^^) debout. i^) Uhland frei: Und nicht m<»hr aus der 
Kirche lassen. ^^) Auch englisch ==■ Schwert. ^^) tire. ^^) huste, Oberkörper. 
^) Fehlt bei Uhland. *M Hiernach hat Uhland den Vers eingeschaltet: Doch 
mussts den Grafen lassen ziehn. ^^) le choeur (cancelll). '') Jamals. 



I 



UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 25 

„Wace lässt noch ein andres Abenteuer folgen, von dem er 
sagt, man würde es kaum glauben, wenn es nicht so sehr bekannt 
wäre. Er habe es Mehrere erzählen hören, die es von ihren Vor- 
eltern gehört. — Diese Erzählung steht mit der vorigen in der 
Sammlung meiner Gedichte verdeutscht. Sie ist mehr witzig, als 
sagenhaft."^) 

Das Original lautet im Roman de Rou: 

2. 

81. October 1810. 

5504. £d l'Abiie Saint-Oain 

Out ä oel tens qo Segrestaio; 

Tenns esteit pur l^al*) maine, 

E mut') tveit boen testimuine: 

Mez de Uit com home plus vant, 

De taut plus deable rassaut; 
5510. Taot le vait il plus agaitant, 

£ de piasurs guises tantant^). 

Li Segrestain ke jo vaa di, 

Par agoaitemeBt*) de ranemi 

Alout an jour par li mostier, 

Preoaat garde aon mestier; 

Une dame vit, si l'ania; 

A merveiile la eoveta*): 

Mort est se il ana bon n'en fait, 

Ne remaindra pur rien k'il alt. 
5520. B tant 11 dist, tant ii pramist, 

Ke la dame terme li mist'), 

Ke la nnist ä l'ostel alast, 

£ par la planche trespassast 

Ki desuz Roobee^) esteit, 

Une ewe •) ki de sos ^^) careit. 

N'i poeit par aillors passer, 

m altrement a li<") parier i^). 

La nuit kant fod bien ass^i^'), 

Ke muines farent endormi, 
5530. Li Segrestain fa en fri^on^^), 

Ne voat ne ne qaist^^) campaingnon. 



1) S. Ubland Scbr. Bd. VD, S. 662. 

') loyal. >) beauconp (multnm). «) Diese beiden Zeilen fehlen bei Ubland. 
^) Das Stellen einer Falle. >) convoita. ') Die BestimmuDg festsetzte. ^) Flässcben 
bei Ronen. ») ean. lo) dessoas. ") gai, fröhlich. ») Die fanf letzten Verse 
fehlen bei Ubland. i>) quand le soir fnt venu. ^*) frisson, Fieber. ») ni ne chercha. 



26 UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 

A la planche vint, sas manta; 
Ne sai dire s'il abuissa, 
U esgrilla, u meshanea^ 
Mais il chai si se neia^). 
Un deable Falme seisi 
Si tost') cam el del cors issi; 
En enfer la voleit ravir, 
Mez UD Angle 11 volt tollr'): 

5540. Chescon volt tirer Talme a sei, 
E cheseun dist raisun pur kei. 
Deables dist: Tu me falz tort, 
Ke me tont Falme ke jea port. 
Dune De sai tu ke Talnie est meie 
Dez k'ele est prise en male yeie? 
En male veie esteit entree 
E en male^ovre Tai travee: 
En veie de mal s'esteit mise 
E en veie de mal Tai prise. 

5550. Hoc ü jo te trnveral, 

Hoc, dist Dex, te jagerai. 
Li maine ai trnve en mal ovre,*) 
La veie ü il ert les descnvre; 
N'i estuet aveir altre pnieve^), 
Dez ke Farn a mefet le traeve. 
La veie a il ert de pechie, 
Kant il chai l'ad ja jugie. 
Li Angles Dex li respnndi: . 
Tais tei, dist-il; n'iert mie issi'); 

5560. Li mnine fu de bone vie, 

Tant come il fnd en TAbeie; 
fiien e lealement ad veska, 
IN'avnm de li nnl mal veu. 
Ceo^) testimnine l'Escripture, 
E raisun est bien e dreitore') 
Ke tut bien irt gaeredune 
E cheseun mal sera pene. 
CiP) deit aveir li gneredun 
Des biens k'a fet ke nns savon. 

5570. Ke sera li bien devenu 

Ke il ad fait, s'il est perdu?») 



^) s'il choppa, ou glissa, on se tronva mal; mais il tomba et se noya. 
*) t6t; Uhland: So warm sie aus dem Leibe kam. ") arraeber. ^) prenve. 
') il ne sera pas ainsi. ') cela. ') droit ') celni-ci. ') Diese beiden Verse 
fehlen bei Uhland. 

>) [Statt eure, vgl. corrections U, S. 525.] 



UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 27 

Uokor n'aveit fait li pechi^ 
Dane ta Tas ja priz e jngi^. 
De TAbeie esteit iessn 
Et ä la plaache esteit venu; 
Uncore se ponst il retraire^), 
S'il ne chai\ del pechie faire; 
£ de la malice k'il ne fist, 
Si ne pot estre taot reprist. 
5580. Par solement sun fol pense 
E par un poi de voleate 
Le veuls jugier e vels dampner. 
Ta as grant tort, lait^) Talme ester. 
E par Testrif^) ke il remaiae 
Ke Tnn de l'altre ne s*en plaiogne, 
Alan 9a ^) el Cunte Richart, 
Si nns metam^) en son esgart"). 
II nas jagera lealment, 

K'il ne fet nul faus jagement; 
5590. A 90 k'il dira nos tennm, 

Sainz cantredit e sainz ten^iim'). 

Li deables dist: Jo l'otrei, 

Si seit Talme entre mei e tei. 

Sempres^) sant ä Richart veno 

En une chambre ü san lit fu; 

Dormi aveit, mez danc veillout, 

De plasurs cboses parpensont^). 

La parole li unt cuntee, 

Si cam ele ert entrels alee: 
5600. Del maine ki par tele folie 

Esteit iessa de s' Abele; 

En la veie esteit de pecbie, 

Mais n'i aveit encor tacbie; 

De la planche esteit tresbuchie ^^) 

Et en l'ewe de soz neie^^). 

Jagement face") e die veir") 

Ki deit l'alme del muine aveir. 

E Richart lur a dist briefment: 

Alez, dist-il delivrcment") , 
5610. Metez a1 maine l'alme el cors, 

E de l'ewe le metez fors; 

Ne seit deceu ne sorpris; 

De sor la planche reseit^^) mis, 
1) retirer. *) laisse. ») qaerelle. *) ici. ») mettre. •) conseil, jage- 
ment. ') dispute. «) Aassit6t. ») reflechissait. ") tomber. M) Die sechs 
letzten Verse fehlen bei Uhland. ") fasse. ") vrai. ") promptemcnt. »») Von 
r — estre wieder sein, also reseit = soit encore. 



28 UHLAJMDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 

Ilaec tot dr«it inuc ii cha'i\ 
Quant il tresbneha e peri; 
E se il vait plain pi^ avant, 
U pie, n pas, u tant u quam, 
Aut') li deables, si la prenge 
Saioz cuntredit e sainz cbaleoge*); 
5620. E se li muioe se reb^ait 

E tarne arrere, sa paiz ait. 
Li jugement ke Richart fist 
JVe eil ne eist») ne cuntredist: 
L'alme nnt ariere el cors port6e, 
E li moine l'ad reeovr^e; 
Dane leva sos e reyeski, 
E fo mis la daat il ehaV. 
Dez ke li muine s'aparcheat 
E sar la plan che en piez s'estat^), 
5630. Ariere mist plus tost sun pie 
Ke hoem ki a serpent marchie. 
Delivrement fa al retor 
Cam hoem ki de mort a poor, 
E eil k'il tindrent Tant lessie. 
Unkes ne prist de eis cangie, 
En l'Abeie tost se eofoi, 
Ses draz eseat e se tapi^); 
Uncore la morir creismeit*) 
Et en dote ert se il viveit. 
5640. Qaant Richart leva al jar der, 
A Saint-Oen ala nrer: 
Li covent fist tat asemler 
E li moine fist demander; 
Li maioe viiit sez draz muilliez 
Nes^) avait ancor pas sechiez. 
Li Qaens l'ad ä sei apele 
Venir le fist devant TAb^: 
Frere, dist-il, ke vas est vis?») 
Cament fustes vus entrepris? 
5650. Gardez vas miex altre feiz, 
Quant ä la planche passereiz; 
Cuntez a TAbe la v^rite 
U vas avez ä nait este. 
Ruvi<^) li maine et oat haute 
Pur san Ab^ e par li Caate, 



») aille. «) dispute. «) ni cclai-ci ni celui-lä. *) se tint. ») Ses habits 
secooe et se cache. •) craignait. ^) ne ipsum «= pas mdme, ndme. «) semble. 
•) roagit. 



UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 29 

E neqaedent tat re$6h\^), 
Cument ala, cameot p^ri, 
Cnment deable l'enpioa*), 
Cument li Qaens li d^livra, 
5660. Tute la verite cunta, 

E li Qaens tut testimunia. 

Issi fu la chose s^ue') 

E la verite cogn^ne. 

Lunges fu puis par Normendie 

Retraite ceste gaberie^): 

Sire muine, suef*) alez, 

AI passer planclie vns gardes. 

4. Legende. 

22. October 1810. 

Auch diese Erzählung übersetzte Uhland aus einer Handschrift 
der kaiserlichen Bibliothek in Paris. Der Anfang der Legende ist 
abgedruckt in den Anmerkungen zum S. Michaels Lied (Volkslieder 
N. 304) in den Schriften Bd. IV, S. 320; ich theile sie zum ersten 
Mal vollständig nach einer Abschrift mit, welche ich der Güte des 
Conservators und Subdirectors an der National-Bibliothek zu Paris, 
Herrn M ich e laut, verdanke. 

Chi ooDimence dane grosse fieme. 

Sains Mikiex a moult bele eglise, 
Servie en mervillense guise^, 
Que la montaigne siet en son^). 
Li lis est lian^; Tombe a a non')^ 
Close est de mer de toutes pars 
Cele eglise, mais nne pars 
Est seche, par la n on vait 
A Teure que li mers s'en yait. 



^) Et cependant il confessa tout. ') trompa. ") sae. ^) plaisanterie. 
^) doncement. ^) mhd. wise. ') «» aom, 8<»mneC. 

^) ,,Hic igitar locus, ut verbis antiqui auctoris nttiV, Tumba vocitatur ab 
incolis ideo quod in rnorem t«mali quasi ab trenis eitiefgens ad altnm spatio 
ducentorum cubitorum porrigitur,' oeeano aodique einctäs .... lUic mare suo 
recessu devotis popnlis desideratum bis praebet iter petenttbus limina beati 
Michaelis archangeli.'^ Mabillon, Annales Benedictini vol. IJ, p. 18 citiert von 
Max Müller, Bssays Bd. III, S. 288 der Uebersetzung von Liebrecht, welche 
Stelle der von Holland zu Uhlands Sehr. IV, S. 321 angeftihrten Litteratur 
hinzuzufügen ist. 



30 UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADBFC. 

Li flos i vient le jor ij. fois 

10. Qai moalt par^) est fors et destrois'); 
Si a maint home teoa cort 
A cel terme, que ele acourt. 
Del lia ne vos mentirai mie') 
Qn'il siet el cief^) de Normeodie. 
Maint pelerin sovent i vont, 
A S. Mikiel dieot^) del mont, 
Illoec fönt lor pelerinage 
Por acroistre lor yretage*). 
Por uae grant sollempait^ 

20. Se sunt le jor forment') hast^ 
Li pelerin qui i alerent, 
Qai por le messe se hasterent, 
Si sont el point del flot venu. 
Es yns") la mer qui a conru, 
Et eil se resont^) mis an cours, 
Gar ni voieat aatre seeoors. 
üne femme i avoit enchainte 
Cai la mers a bien pres atainte 
Car les gens qai la mer faioient 

30. En la gravele^^^) Tabatoient. 

La grans paoars et la grans haste 
La voie li destrnist.et gaste 
Et les dolors qae aa caer sent 
Li fönt aler plus lentement 
Sans consel fa et sans regart, 
Car a cascan estoit trop tart 
Qa'il dillaec fast escapes. 
Encor en est") li lias remes 
A S. Mikiel en grant peril. 

40. La ferne eachainte est en essil 
Car ne pooit pas retorner 
Ne pooir na^') davant aler 
Nele natent^') secors daatrai 
Ken peril est cascans por Ini. 
Hamaine aide li fall 
Nas pelerins ni entendi, 
A dia recort et a sa mere 
Larcbangle prie et le hant pere. 
Cor li alt a vois sescrie: 

50. Aide moi sainte mariel 



^) tres. ') eingeengt. ') rien. *) an boat ') disent. ^) heritage. 
T) beaaeoup. ^) Siehe da (für each). ^) S. S. 27, Anm. 15. ^o) Sand. 
^*) est en? ^'} pooit pas? ^') n'attend (pas). 



UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 31 

4 

Tot eil qui escape estoient 

£1 flot de mer cell veoient 

Mais ne li pooieot aidier 

Fors*) seulement a din proier') 

Nas na fiance qnele vive 

Mais nequedcnt») eil de la rive 

ODt apele la gloriense 

Ken la mesaise^) perilleuse 

Viegne seeorre la dolente. 
60. Qoi en la mcp moult se demente*). 

Es VHS atant isnele aiae") 

La donce mere dame pine 

Qui dane manee^) le couvri 

Et del peril hors le gari, 

Hors len mena sans nnle doute 

Que de la mer not*) onqnes goute 

SouUie nis 1. des vestimens; 

Si len mena voiant les gens. 

La feme fa toute seure®) 
70. Desons si sainte couretore 

Et Sans paor par la mer ya: 

Li termes vint si enfenta 

Si ot . 1 . fil ens enmi") londo. 

Ne ehai") pas en la parfonde 

Car la dame la bien gardee 

Dusque") la mers sen fa alee; 

Enmi le flot maison li fist 

Cele qni boine garde en prist 

De sa mance^) qae mist devant 
80. Cele sen vint o") son enfant 

Et tote saave et tote saine. 

La rive estoit de grant gent plaine 

Qui enidoient qa' le fast morte 

Mais son enfant tient et aporte 

Tonte joians et tonte lie"). 

La mervelle ont tan tost noneie 
A S. Mikiel lassas^*) el mont, 

Et eiere et lai grant joie en fönt 
A mervelle le regarderent 
90. Dia et sa mere en mereierent. 
Chi fine dane grosse ferne.' 



») hors. ») prier. ») poartant. *) Unbehaglichkeit. *) sieh wie 

ein demens betragen. •) Siehe da sogleieh schnelle Hilfe. ma^te? 

•) n'eat pas. ») sicher. ") an miliea de. ") fiel. ") jusqae. 
") avcc. ") gai, joyeax. **) la haat. 



32 UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 

Die Bedeutung der Legende fand Uhland darin, „dass die Todt- 
gegiaubte mit doppeltem Leben aus den Wellen hervortritt" (Brief 
an Kemer vom 27. März 1811), und dieser Gedanke muss ihn so 
angesprochen haben, dass er an eine Uebersetzung ging. 



5. Die Jagd von Winchester. 

10. Noyeniber 1610. 

Wenn man in dem oben S. 20 angeführten Briefe Uhlands an 
Fouque die Worte liest: „Ich habe besonders eine Reihe normanni- 
scher Kunden von eigenthümhcher Trefflichkeit aufgefunden, von 
denen ich bereits einige übersetzt. Eine, die ich als Volksroman 
getroffen, hab' ich in Balladenform zu bearbeiten begonnen", so muss 
man nothwendig annehmen, dass das zuletzt erwähnte Gedicht, 
welches nur die Jagd von Winchester sein kann, eine andre Quelle 
habe, als die vorher genannten normannischen. Aus diesem Grunde 
habe ich, obwol mir bekannt war, dass der Roman de Rou eine 
Schilderung der Jagd von Winchester enthält, unablässig aber ohne 
jeden Erfolg nach einem Yolksroman geforscht, der den Stoff zu 
diesem Gedichte enthalten sollte. Diese Bemühung war aber ganz 
unnütz, denn, wie mir Herr Professor Holland mittheilt, giebt Uhland 
ausdrücklich in seinem Tagebuch Wace als Quelle der Jagd von Win- 
chester an. Wir haben hier also wieder^) ein Beispiel, dass man, 
sei es durch die zweideutige Ausdrucksweise des Dichters, sei es 
durch die ungenaue Wiedergabe seiner Worte, irre geleitet wird, 
was um so mehr zu bedauern ist, als das Buch: „L. Uhland. Eine 
Gabe für Freunde" so lange die Hauptquelle für das Leben des 
Dichters bleiben muss, bis Herr Prof. Holland sich entschUefsen 
wird, seine Schätze zu veröffentlichen. 

Die betreffende Stelle des Roman de Rou lautet: 

15160. A Wincestre li Reis ala, 
Hoc graot piece sejorna, 



^) S. obea S. 13, ood ich köoote noch mehr solcher ÜDgeoauiglLeiteo an- 
führen. 



UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 33 

Poiz dist k'il s'en voleit aler 

Ed la nove forest^) berser'). 

A 00 matin k'il fu levez, 

Sez cumpaignons a demandez, 

A toz a saetes') donees 

Ki li esteient presentees. 

Gaultier Tirel, un chevalier 

Ki en la cort esteit molt chier, 
15170. Une saete del Rei prist, 

Dane il Tocist si com Ven dist. 

En la oove forest entrerent, 

Cers e bisses berser kuidereot^), 

Lor agait^) par la forest firent, 

Maiz a grant dol se despartireot; 

Ne sai ki traist*) ne ki lesa, 

Ne ki feri ne ki bersa, 

Maiz, 90 dist Tea, ne sai com fist, 

Ke Tirel traist; li Reis ocist. 
15180. Plusors dient k'il tresbncha^), 

En sa cote^) s'empeescba 

E la saete trestorna^) 

E li acier^o) el Rei cola. 

Alqaanz^^) dient ke Tirel vout 

Ferir un cerf ki trespassout; 

Entre li e li Reis coreit, 

Cil trait ki entese^') aveit 

Maiz la saete glaceia^"). 

La fleche ä un arbre freia'^) 
15190. E la saete tra versa/ 

Li Reis feri, mort le rua**). 

E Galtier Tirel tost corut 

La ü li Reis cbaV e jut^^). 

Henris, frere li Reiz puisnez, 

Ert od eis el bois alez, 



^) Nunc de silva vide, cur Nova vocitata sit. Ab antiquis temporibus ibi 
populosa regio erat et villis hnmanae babitationi competentibus abuudabat. 
Guillelmus antem primus, postqnam regnum Albionis obtinuit, amator ne- 
morum, plus quam LX parochias ultro devastavit, rnricolas ad alia loca 
transmigrare compulit, et silvestres feras pro bominibus, ut voluptatem venandi 
baberet, ibidem constituit. Ordericns Vitalis bist. eccl. X, 13. 

') „birschen", wie auch Uhland Str. 2 sagt. ^) fleches. *) denken, 
ß) Hinterbalt. «) tira. ') tomba. *) robe. ®) detourna. ^^) Erz. ") quelques 
uns. **) spannen. ") glisser. **) frotta. **) niederwerfen. **) tomba et 
resta etendu. 

ühUnds Balladen. 3 



36 UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 

11711. Quant li Das primes fors issi^), 
Sor sez dous palmes fors chai'); 
Sempres') i out leve graut cri 
E distreat tuit: mal signe est ci; 
Et il lor^) a en haut crie: 
SeigDors, par la resplendor De, 
La terre ai as dous mainz seizie; 
8anz chaleuge n'iert maiz guerpie^); 
Tote est nostre quant qu'il i a; 

11720. Or«) verrai ki hardi sera^). 

13149. Taillefer, ki mult bien cautout, 
Sor aa cheval ki tost alout, 
Devaot 11 Dus alout cautaat 
De Karlemaine e de RoUant, 
E d'Oliver e des vassals, 
Ki moururent en Renchevals^). 
Quant il orent chevalchie taut, 
K'as Engleis vindrent aprismant:®) 
Sires, dist Taillefer, merci, 
Jo vos al lungement servi. 
Tut mon servise me debvez; 

13160. Hui^^^) se vös piaist me le rendez. 
Por tut guerredun ^*) vos requier, 
E si vos voll forment preier^^): 
Otreiez mei, ke jo n'i faille, 
Li primier colp de la bataille. 



^) zuerst herausging. ') fiel er auf seine beiden Hände hin. ') sogleich. 
*) alors. *) verlassen. •) Jetzt. 

') Vgl. Guilelmus Malmesburiensis, Gesta regum Aogl. lib. III § 238, p. 411 
ed. Hardy: In egresso navis pede lapsus, eventnm in melius commutavit, ac- 
clamante sibl proximo milite: Tenes, inquit, Angliam, comes, rex futnrus! 

^) Dies ist die berühmte ,,cantileDa Rollandi^% wie sie Gull. Malmes- 
burieosis a. a. 0. lib. III, § 241, p. 415 nennt. Die verschiedenen Ansichten 
der Gelehrten über das Rolandslied finden sich zosammeDgestellt von Holland 
in der Anmerkung zur hierauf bezüglichen Stelle in Llilands Aufsatz: Ueber 
das altfranzösische Epos (Sehr. Bd. IV, S. 352 ff.). Holland bemerkt zum 
Schluss: Uhland selbst scheint zu der Annahme geneigt, dass von Taillefer 
allerdings irgend ein Theil der uns erhalteoen Chanson de Roland gesungen 
worden sei; wenigstens findet sich in der Sagengeschichte Sehr. VII, S. 653 
nach der Mittheilung einzelner Stellen der fraglichen Dichtung der Satz: 
„Kampfscenen , wie die ausgehobenen des Romans von Ronceval, waren wohl 
geeignet zum Schlachtgesange*'. 

') approchant. ^^) aujourd'hui. ") Belohnung. '*) et ainsi je veux beau- 
coup prier. 



VHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 37 

E li Das respont: Je Fotrei. 
£ Taillefer poiot a desrei'), 
Devant toz li altres se mist; 
Un Eogleiz feri, si l'ocist; 
De soz le pis') panni la pance') 
13170. Li Jist passer nitre la laoce; 
A terre esteoda Tabati, 
Poiz trait l'espee, altre feri, 
Poiz a crie: Veoez, veoez; 
Ke fetes vos? Ferez, ferez! 

14008. Li Das Willame par üerte, 
La ü l'estendart oat este 
Rova^) son gonfanon porter, 
E lä le fist en haut lever; 
^0 fa li sigoe k'il out veiocu 
£ l'estandart out abatu. 
Eotre li morz fist son tref^) tendre 
E lä rova soo hostel prendre; 
Lä fist soo mangier aporter 
Et aparaillier son soaper. 

Taillefer ist die reifste dichterische Frucht von Uhlands alt- 
französischen Studien und überhaupt eins seiner besten Gedichte; 
es erscheint daher gerechtfertigt, auf das Verhältnis desselben zu 
seiner Quelle etwas näher einzugehn. 

Der Roman de Rou, das vorzüglichste Denkmal Normannischer 
Poesie gleicht in der schlichten Einfachheit der Darstellung einer 
Chronik, aber weit entfernt, den trockenen Ton anzuschlagen, wel- 
cher die meisten dieser Geschichtsquellen so ungeniefsbar macht, 
ist er erwärmt und belebt von einer unvergleichlich frischen, naiven 
und treuherzigen Auffassung aller Verhältnisse und erhebt sich in 
einzelnen Theilen zu einer meisterhaften Anordnung und Behandlung 
des Stoffes.®) ^ Das Uhlandsche Gedicht theilt mit ihm jene einfache 
Darstellung: die kurzen, coordinirten Sätze, die gleichförmigen und 
harten Uebergänge, die Auslassungen und Gedankensprünge, und es 
macht daher, ähnlich vielen Partien des Romans, auf den Leser etwa 



^) pique au galop. ^) Dessous la poitrine. ^) veutre. ^) ordoona. 
^) sa tente. 

I) So urtheilt Uhland z. ß. über die Schilderuog der Schlacht bei Hastings 
Sehr. IV, S. 355. 



38 UHLANBS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 

den Eindruck, welchen man beim Anblick alter Holzschnitte empfindet. 
Wie diese nur die Umrisse der dargestellten Gegenstände zu geben 
pflegen, meist steif und eckig, aber sehr klar, so sind auch die Ge- 
stalten und Situationen unsres Gedichtes mit markigen Strichen mehr 
angedeutet als ausgeführt und zeigen bei innerer Lebensfrische und 
Lebenswahrheit äufserlich eine gewisse alterthümhche Steifheit und 
Unbeweglichkeit. Diese Eigenschaft, welche unzähligen Gedichten 
zum schwersten Vorwurf gereichen würde, entspringt hier so sehr 
aus der Natur des Stoffes, dass gerade sie die Darstellung zu einer 
dem Inhalte adäquaten macht: dass der Dichter sich dessen aber 
auch klar bewusst gewesen und nicht blos blindlings seiner Vorlage 
gefolgt ist, erkennt man leicht, wenn man das von ihm gewählte 
Versmaafs betrachtet. Die Accentverse mit fünf Hebungen sind ein 
rauhes lind holpriges Metrum, aber dadurch gerade vorzüglich ge- 
eignet, die herbe Strenge des ganzen Gedichtes auch dem Ohre ver- 
nehmlich zu machen, und viel kraft- und würdevoller klingen 
und klirren diese alterthümlichen Verse mit ihren männlichen Reimen 
zum Sang und Schwerterklang des Helden, als die um eine Hebung 
kürzeren des Originals. 

Aber mit dieser in Darstellung und Metrum alterthümlichen 
Einkleidung des Stoffes glaubte der Dichter noch nicht genug gethan 
zu haben, seine Natur drängte ihn, denselben nach einer bestimmten 
Richtung hin weiter zu entwickeln. Der Roman de Rou enthält 
nur wenig romantische Elemente und ist im allgemeinen der treue 
Spiegel einer Zeit, in welcher das eben entstehende Ritterwesen 
mit seiner schwärmerischen Frömmigkeit, seiner Galanterie und 
Abeuteuersucht noch keinen Eingang gefunden hatte, sondern die 
von höheren, geistigen Restrebungen nur die Kunst des Sängers 
achtete, dessen Lied die Thaten der Helden verewigte. Ein Reispiel 
dafür bietet die Episode des Taillefer, welcher die Ehre des Vor- 
kampfs nicht allein wegen seiner Tapferkeit, sondern eben so sehr 
wegen seiner Sangeskunde erhält und sicherlich aus diesem Grunde 
auch Uhlands besonderes Interesse erregt hat. Aber die Macht, 
welche die Poesie selbst in jener wilden Zeit ausübt, schien noch 
nicht stark genug hervorgehoben: nicht blos bei dieser einzelnen 
Gelegenheit sollte Taillefer durch seine Kunst Auszeichnung erwer- 
ben, sondern durch sie überhaupt erst zum Menschen und Helden 
gemacht werden, und Uhland wählte zur Erreichung dieses Zweckes 



CHLANDS FRANZÖSISCHE BALLABEIS. 39 

ein eben so eigenthümliches wie wirksames Mittel, indem er in dem 
ersten frei hinzugedichteten Theile (Str. 1 — 6) den Helden als nie- 
drigen, unfreien Knecht einführt und ihn allein um seiner Sanges» 
künde willen zum freien Ritter erhoben werden lässt. Dass ihm in 
der Folge auch süDser Minnesold zu Theil werden wird, lässt uns 
der Dichter nur ahnen, da die alterthümüche Strenge des ganzen 
Gedichtes eine breitere Ausführung des zarten Elementes unstatthaft 
erscheinen lieDs. 

Man kann darüber streiten, ob diese Art den ursprünglichen 
Stoff zu erweitern, die beste sei; wir wollen hier nur untersuchen, 
wie sie sich aus Uhlands dichterischer Eigenthümlichkeit erklären 
lässt, und sind hierbei selbstverständlich auf seine früheren Gedichte 
als auf die einzige Quelle hingewiesen. In denselben ist mehrfach 
der romantische Gedanke dargestellt, dass die Liebe um Ungleichheit 
der Stande sich nicht kümmert und dass sie zu einander hinzieht 
ebensowohl Königstochter und Schäfer („der Schäfer" 1805) wie 
Ritterfräulein und Gärtner („drei Fräulein" 1806); Königssohn und 
Schäferin („der junge König und die Schäferin" 1806)^), wie 
Rürgermädchen und Ritter („Gretchens Freude" 1805, „des Gold- 
schmieds Töchterlein" 1809). Hierbei ist es an sich gleichgiltig, 
ob diese Liebe glücküch oder unglücklich ist, thatsächlich aber stellt 
sich die Sache so, dass in den frühesten sentimentalen Gedichten 
das letztere, in den späteren mehr lebensfrohen das erstere der Fall 
ist. Der Taillefer nun in Uhlands Bearbeitung hat mit diesen Ge- 
dichten die Erhebung aus niederem Stande gemein, er unterscheidet 
sich von ihnen dadurch, dass, aus dem oben angeführten Grunde, 
nicht die Liebe die Erhebung bewirkt, sondern die Sangeskunst. 
Man sieht also, dass Uhland, um einen alten Lieblingsgedanken 
auch hier durchzuführen, den im französischen Romane offenbar 
ritterbürtigen Taillefer zum Knecht erniedrigte, um ihn durch sein 
Talent wieder zum Ritter zu erheben. Diese Weiterdichtung hat 
zur Folge gehabt, dass der Uhlandsche Taillefer uns anders er- 



^) Dass sich in diesem Gedichte die scheinbare Ungleichheit der Stände 
in eine artige Maskerade auflöst, ist gleichgiltig: der Königssohn glaubt 
jedenfalls eine Schäferin zu lieben. — In dem Gedichte „Entsagung" 1805 
bleibt es nngewiss, ob Liebe oder Jagendfreandschaft oder Achtung vor seiner 
Knnst die edle Frau dem Sänger geneigt macht, und um dieser Unklarheit 
willen konnte das Gedicht hier nicht verwerthet werden. 



' 



40 UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 

scheint als der französische : dieser ist mehr Held als Sänger, jener 
„zugleich ein Sänger und ein Held". Da wir nun denselben Cha- 
rakter, nur in anderer Beleuchtung, in einem gleich zu besprechen- 
den Gedichte wiederfinden, so mag hier die Frage aufgeworfen 
werden, wie Uhland auf den Charakter des Helden -Sängers über- 
haupt gekommen ist. 

Es ist bekannt, mit welcher Begeisterung er das Nibelungenlied 
schon als Knabe ergriff: sollen doch die ersten Strophen einen so 
mächtigen Eindruck auf ihn gemacht haben, dass er vor innerer 
Aufregung das Zimmer verlassen musste^). Später als Student im 
Jahre 1807 theilte er in dem handschriftlichen Sonntagsblatt seinen 
Freunden aus dem damals noch sehr unbekannten Liede die Stelle 
mit, welche die Fahrt der Helden über die Donau schildert, und 
begleitete dieselbe mit Bemerkungen, welche eben so sehr seine Be- 
geisterung für die Dichtung, als sein feines Verständnis derselben 
bekunden^). 



1) S. JNotter, Uhlands Leben S. 22. ^ 

') Mayer, Uhland and seine Freunde Bd. I, S. 22 f. Ich setze die Stelle 
deshalb hierher, obwol sie mit dem vorliegenden Gegenstände nur in lockerem 
Zusammenhange steht. Der Dichter sagt: „Gewaltig wie nirgends ist hier der 
Untergang einer ganzen Heldenwelt dargestellt. Ein grofses dunkles Ver- 
hängnis waltet über der Handlung, bildet die Einheit derselben und wird uns 
beständig im Hintergrunde gezeigt. Wir belauschen es von der Zeit an, da 
es die ersten Fäden um die Helden des Gedichtes spinnt; wir folgen ihm, bis 
es sie ganz umschlungen in den Abgrund hioabreifst .... Wie ein leichtes 
Spiel, wie ein Mährchen der Liebe, das ein Troubadour zarten Frauen vor- 
singt, hebt die Erzählung an: 

Es wuchs in Burgunden ein schönes Mägdelein, 
Dass in allen Landen kein schön'res mochte sein; 
Chriemhilde war sie geheifsen, das wunderschöne Weib — 

Aber gleich kommt die düstere Mahnung: 

Darum mus&ten der Degen viele verlieren den Leib. 

Es erglänzt ein üppiges, festliches Leben. Jugendliche Ritter fahren nach 
blühenden Bräuten. Liebe wirbt um Gegenliebe. Aber es ist das Morgenroth 
von einem Gewittertage. Dunkler wird es und dunkler. Hader und Streit 
erwachsen. Der schwarze Mord tritt herein, ihm nach die blutige Rache. Das 
schöne Mägdlein, mit der das Lied so heiter begann, von der es hiefs: „Nie- 
mand war ihr gram^', sie wird zur Furie des schrecklichen Verhängnisses. 
Zwei Heldengeschlechter, die Helden vom Rheine und die Helden König Etzels 
im Hunnenlande führt sie zum Mordfeste zusammen. Wie die nordischen 



UHLAMDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 41 

Der Pariser Aufenthalt erweiterte seine Kenntnis epischer Poesie 
aufserordentlich und yersGhafn,e ihm die Möglichkeit, unser Nibe- 
lungenlied mit andern in ihrer Art eben so grofsartigen epischen 
Dichtungen zu vergleichen: unmittelbar nach seiner Rückkehr von 
Paris (1811) übersetzte er ein Stück aus dem Heldengedicht von 
Yiane und versah es mit fortlaufenden Parallelstellen aus dem Nibe- 
lungenliede; dieses selbst las er in jener Zeit wiederholt und machte 
die Bemerkung, dass sich der Eindruck desselben mit dem Verse 
„im ragete von den herten ein gerstange lanc'^ vergleichen lasse ^). 
Besonders scheint ihn Volkers Heldengestalt mächtig gefesselt zu 
haben, was ja an sich sehr natürUch ist und noch dadurch an Wahr- 
scheinlichkeit gewinnt, dass er den Namen Volkers als Pseudonym 
benutzte und in den Jahren 1812 und 1813 im Ganzen 16 Gedichte 
unter diesem Namen veröffentlicht hat. Da nun auch „Taillefer" 
in diese Zeit fallt (10. 12. December 1812), so liegt es nahe, den 
Helden des Gedichtes mit Volker zusammenzustellen, zumal da sich 
auch sonst Anklänge an das Nibelungenlied finden. Abgesehen von 
einzeben Ausdrücken, z. B. „das höhet mir den Muth'^ (des wart 
wol gehoehet vil maneges beides muot str. 282) und dem Gebrauche 
der Interjection Hei, finde ich namentlich in der Strophe: 

Uod als er ritt vorüber an Fräuleins Thurm, 

Da sang er bald wie ein Liiftlein, bald wie ein Starm. 

Sie sprach: „Der singet, das ist eine herrliche Lust: 

Es zittert der Thurm und es zittert mein Herz in der Brust*^') 



Kämpen sich zum Zweikampfe auf Felseninseln überführen liefsen, wo sie in 
fürchterlicher Einsamkeit sich gegenüber stunden, zusammengehalten von den 
Armen des reifsenden Stroms: so stehen hier die zwei Heldenwelten sich ent- 
gegen ; das eiserne Schicksal presst sie zusammen ; kein Weichen, keine Rettung. 
Wie zwei zusammenstofsende Gestirne zerschmettern sie sich und versinken.^' 

^) S. Uhland, £. Gabe für Freunde S. 78. Der seltsame Ausspruch soll 
wohl das gepresste, schmerzliche Gefühl veranschaulichen, dessen sich beim 
Lesen des gewaltigen Gedichtes wohl kaum ein empfänglicher Leser erwehren 
kann. 

^) Diese ganze Situation ist volksthümlich; man vergleiche den Anfang 
vom Ulinger-Liede (Uhland, Volkslieder, N. 74): 

Gut ritter der reit durch das riet, 
er sang ein schönes tageliet, 
er sang von heller stimme, 
dass In der bürg erklinget. 



42 UHLANBS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 

Anklänge an die schöne Schilderung vom Schlummergesange des 
kühnen Fiedelmanns (str. 1773): 

D6 klangen sine sehen daz al daz hus erd6z. 

Sin eilen zao der fuoge diu warn beidia groz. 

Snezer unde senfter gigen er began: 

Do entswebete er an den betten vii manegen sorgenden man. 

Durch die Hinzudichtung des ganzen ersten Theiles wurde der 
rein epische Charakter, welchen das Gedicht mit seiner Quelle ge- 
meinsam hat, noch bedeutend verstärkt, es besteht nunmehr aus 
fünf verschiedenen gröfseren und kleineren Gemälden, welche durch 
die allen gemeinschaftliche Figur des Taillefer in inneren Zusammen- 
hang gesetzt sind; aufserhalb desselben steht allein die Strophe: 

Der Herzog Wilhelm fuhr wohl über das Meer; 
Er fuhr nach Engellaod mit gewaltigem Heer. 
Er sprang vom Schiffe; da fiel er auf die Hand. 
„Hei! rief er, ich fass' und ergreife dich, Engellafid!'^ 

Aber auch diese Strophe darf man nicht eine Episode im ge- 
wöhnlichen Sinne nennen, vielmehr steht sie insofern in engem 
innerem Zusammenhange zum Ganzen, als uns durch sie in sehr 
geschickter, echt poetischer Weise der Zweck von Wilhelms Ueber- 
fahrt nach England nicht erzählt, sondern in einem kleinen leben- 
digen Bilde unmittelbar so zu sagen vor Augen geführt wird. 

So ist denn, um zum Schlüsse zu kommen, Taillefer ein in 
vielen Beziehungen eigenthümliches Gedicht, welches nicht jeden 
Leser sofort anspricht. Sollte daher im Vorhergehenden der Nach- 
weis gelungen sein, dass die Eigenthümlichkeiten zum Theil aus 
dem Stoff mit Nothwendigkeit hervorgehn, jedenfalls aber alle vom 
Dichter beabsichtigt sind, so würde für die richtige Beurtheilung 
des Gedichtes schon etwas gewonnen sein. 



Die jnnkfraw an dem laden lag, 
sie hört g&t ritter singen. 
,ga wer ist der da singet? 
mit dem will ich von hinnen'^ 



UHLATiDS FRANZÖSISCHE BAIOiADEN. 43 



7. Bertran de Born. 

Tag der Abfassung nicht bekannt. Zuerst gedruckt im Morgenblait 1829 Nr. 288 

vom 26. Norember. 

Die nächste Veranlassung für die Entstehung dieses Gedichtes 
gab wohl das Werk von Diez*/ Leben und Werke der Troubadours, 
welches 1829 erschien und vom Verfasser vermuthlich ebenso wie 
seine frohere Schrift über die Poesie der Troubadours ') dem Dichter 
übersendet wurde. Aus diesem Werke, welches auf S. 179 — 233 
Bertran de Born behandelt, heben wir das zum Verständnis des 
Uhlandsehen Gedichtes Nöthige im Folgenden heraus. 

Die Jahrbücher der Geschichte nennen kaum den Namen dieses 
kriegerischen Sängers, jedoch lässt sich aus seiner provencaiischen 
Lebensgeschichte, sowie aus seinen Liedern sein Leben zusammen- 
steUen. 

Er blühte zwischen 1180 und 1195, war ein geringer Baron 
oder Vizgraf von Perigord^), Besitzer des Schlosses Hautefort, einige 
Meilen östlich von Perigueux gelegen, und stand mit den Söhnen 
Heinrichs II. von England in innigem Verkehr. Dieser hatte seinen 
ältesten Sohn Heinrich 1170 zum Könige krönen lassen und ver- 
langte, als er um Weihnacht 1182 zu Maus Hof hielt, die jüngeren 
Söhne Richard (Löwenherz) und Gottfried sollten ihrem älteren 
Bruder, als gekröntem Könige, den Huldigungseid leisten. Gottfried 
that dies, Richard verliefs dagegen zornig den Hof, eilte nach Poitou 
und verschanzte sich dort. Aber seine Unterthanen, die Aquitanischen 
Grofsen, die ihn wegen seines Uebermuthes hassten, wandten sich 
insgeheim an den seiner Milde wegen beliebten Heinrich und boten 
ihm die Herrschaft von Aquitanien an. Heinrich ging darauf ein, 
verbündete sich mit Gottfried und wollte eben den Krieg mit Richard 
beginnen, als der Vater zwischen den feindlichen Brüdern Frieden 



1) Vgl. Uhland, E. Gabe fdr PreuDde S. 217 ff. 

3) Grafschaft im DÖrdlichea Güienoe mit der Hauptstadt Perigneux. — 
Ventadorn, Grafschaft von Limoosin mit der Stadt Ventadoor, nördlich von 
Perigord. 



44 CHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 

Stiftete und Heinrich bewog, seine Ansprüche gegen eine jährliche 
Rente aufzuopfern, weswegen er in einem äufserst bittem Sirventes ^) 
von Bertran angegriffen und u. a. als König der Memmen bezeichnet 
wurde. Aufserdem schwuren Heinrich und Gottfried mit Richard 
Frieden zu halten. Der Vater, diesem Schwur vertrauend, schickte 
zuerst Gottfried, um zwischen Richard und seinen Vasallen den 
Frieden zu vermitteln; aber Gottfried, kaum der Aufsicht seines 
Vaters entronnen, brach den Eid und zog gegen Richard zu Felde; 
dasselbe that auch Heinrich. Richard gerieth in die äufserste Be- 
drängnis, bis sich der Vater selbst (Februar 1183) gegen die unge- 
horsamen Söhne zum Kampfe rastete. Er zog zunächst gegen 
Limoges, wo Heinrichs Mannen verzweifelten Widerstand leisteten. 
Dieser selbst befand sich aufserhalb der Burg, um einen grofsen 
Schlag gegen seinen Vater vorzubereiten, starb aber am 11. Juni 
an einem Fieber in dem Schlosse Martel. „Als er sich dem Tode 
nahe fühlte, schickte er einen Eilboten an seinen Vater, flehte ihn 
um Vergebung an und drückte den Wunsch aus, ihn noch einmal 
zu sprechen. Der stets gütige König, im Innersten bewegt, wäre 
gern erschienen, allein seine Freunde, eine Schlinge fürchtend, 
riethen ihm ab. Da zog er einen Ring von seinem Finger und 
übersandte ihn dem Sterbenden als ein Zeichen seiner Liebe und 
Vergebung. Heinrich presste ihn an seine Lippen, bekannte seine 
Sünden vor allen Anwesenden und liefs sich, in ein härenes Hemde 
gehüllt, den Strick um den Hals, auf eine Streu von Asche legen, 
wo er den Geist aufgab.^^ (Diez S. 204). Bertran beklagte seinen 
Tod in einem schönen Klagelied, dessen erste Strophe lautet: 

Wenn alle Qoalen, Thranen, alles Leid, 
Der Kummer, der Verlast, die herbste Pein, 
Die man gefühlt in dieser Zeitlichkeit, 
Versammelt wären, schienen sie noch klein 
Beim Tod des jungen Herrn von EngeUand, 



^) Von servir, also eigentlich Dienstgedicht, d. h. ein Gedicht im Dienst 
eines Herrn von seinem Hofdichter verfasst, dann allgemein ein Lob- oder 
Rügelied in öffentlichen oder eigenen Sachen, jedoch mit Ausschluss der Liebes- 
angelegenheiten. Vgl. Diez, Poesie d. Troubadours, S. 111 f. — Auf das oben 
erwähnte Sirventes Bertrans beziehen sich wohl Uhlands Worte: 

Als mit zorn'gen Schlachtgesängen 
Ich bestürmen liefs sein Ohr. 



UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 45 

Worüber Ehr' and HochsioD sich beklagt, 

Die Welt verdüstert, schwarz uod finster zagt, 

Ganz freadeleer, voll Traurigkeit und Jammer^). 

Mit Heinrichs Tod löste sich der Bund auf, dessen Mitglieder 
einzeln bezwungen wurden. Auch Bertran musste Hautefort nach 
siebentägiger hartnäckiger Yertheidigung übergeben und gerieth 
selbst in Gefangenschaft. Er wurde, wie unsre Handschriften er- 
zählen, in Heinrichs Zeit geführt, der ihn, den er als Anstifter der 
Empörung seines Sohnes kannte, sehr übel aufnahm. „Bertran, 
Bertran", sagte er, „ihr habt euch einmal gerühmt, dass ihr nicht 
die Hälfte eures Verstandes nöthig hättet; jetzt aber scheint er euch 
ganz noth zu thun." „Herr", erwiderte Bertran, „es ist wahr, 
dass ich dies gesagt habe, und ich habe damit die Wahrheit gesagt; 
allein nun habe ich ihn nicht mehr." „Wie so?" fragte der König. 
„Herr", versetzte Bertran, „an dem Tage, wo euer Sohn, der treff- 
liche junge König starb, verlor ich Verstand und Bewusstsein^)." 
Auf diese Antwort habe, so wird erzählt, der gerührte König dem 



1) Die Worte Uhlands: 

Leicht hast da den Arm gebunden, 
Seit der Geist mir liegt in Haft; 
Nur zu einem Trane rliede 
Hat er sich noch aufgerafft. 

werden, so viel ich weifs, gewöhnlich auf das Lied bezogen, welches Bertran 
in dem (Jhlandschen Gedichte singt. Dies halte ich für unzulässig, denn ein 
Trauerlied muss zum Hauptinhalte traurige Reflexionen haben, was wohl Nie- 
mand von dem Bertranschen Liede behaupten wird. Will man daher dem 
Dichter nicht eine ungenaue Ausdrucksweise zuschreiben, so wird man die be- 
treffenden Worte auf das oben angeführte historisch überlieferte Klagelied 
Bertrans beziehen müssen. Freilich wird in diesem Falle den Dichter der 
gegründete Vorwurf treffen, dass er in sein Gedicht Dinge hineingebracht hat, 
welche einen Commentar absolut uothwendig machen. 

') Uhläad erweitert den Gedanken, indem er sagt: 

Da, wie Autafort dort oben, 

Ward gebrochen meine Kraft; 

Nicht die ganze, nicht die halbe 

Blieb mir, Saite nicht, noch Schaft. 

Die letzten Worte bezeichnen nicht, wie man erwarten sollte, die beiden 
„Hälften'' seines Geistes, deren der König in Str. 2 spöttisch Erwähnung that, 
sondern seine Sanges- und seine Kriegskunst. 



46 UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 

Freunde seines Sohnes seine Freiheit und seine Besitzungen zurück- 
gegeben und ihn obendrein noch reichlich beschenkt. 

Bertran soll zwei Frauen gehuldigt haben: einer edlen Dame 
seiner Heimat und einer über seinen Stand weit erhabenen Frau, 
der Tochter König Heinrichs H. von England, welche mit Herzog 
Heinrich dem Löwen vermählt war und die Mutter Kaiser Ottos IV. 
wurde. Die Geschichte nennt sie Mathilde, der Troubadour Helena, 
wohl mit Hindeutung auf die Griechische Helena, in welcher 
das Mittelalter die Blume der Schönheit erblickte. Bertran lernte 
sie wahrscheinlich gegen Ende ües Jahres 1183 kennen^ als sie 
mit ihrem geächteten und auf drei Jahre aus Deutschland ver- 
bannten Gemahl bei ihrem Vater, der in der Normandie Hof hielt, 
verweilte. 

Bertrans Leben war ein groläer Kampf, sein Lied ein großer 
Schlachtgesang; so sagt denn auch Dante (Vulg. eloq. lib. H c. 2), 
um ihn zu charakterisieren, einfach: Bertramum de Bornio arma 
poetasse invenimus, und seine Kriegslust spricht er mit Lebhaftigkeit 
in einem Sirventes aus, welches ich hieher setze, da es an sich 
poetischen Werth hat und das Buch von Diez, wo es S. 188 f. steht, 
nicht jedem Leser gleich zur Hand ist. 

Mich freat des süTsea Lenzes Flor, 
Wenn Blatt und Blüthe neu entspringt; 
Mich freut's, hör ich den muntern Chor 
Der Vöglein, deren Lied verjüngt 

Erschallet in den Wäldern; 
Mich freut es, seh ich weit und breit 
Gezelt' und Hütten angereiht; 

Mich freut's, wenn auf den Feldern 
Schon Mann und Ross zum nahen Streit 
Gewappnet stehen und bereit. 

Mich freut es, wenn die Plänkler nahn 
Und furchtsam Mensch und Herde weicht; 
Mich freut's, wenn sich auf ihrer Bahn 
£in rauschend Heer von Kriegern zeigt; 

£s ist mir Augenweide, 
Wenn man ein festes Schloss bezwingt, 
Und wenn die Mauer kracht und springt, 

Und wenn ich auf der Haide 
Ein Heer von Gräben seh' umringt. 
Um die sich starkes Pfkhlwerk schlingt. 



UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 47 

Vom wackern Herrn auch freut es mich, 
Wenn er zum Kampfe sprengt voraa 
Auf seinem Schlachtross ritterlich: 
Denn so spornt er die Seinen an 

Mit kühner Heldeositte! 
Und wenn er angreift, ist es Pflicht, 
Dass jeder Mann mit Zuversicht 

Ihm nachfolgt auf dem Schritt«: 
Denn jeder gilt für einen Wicht, 
Bevor er wacker kämpft und ficht. 

Manch farb'gen Helm und Schwert und Speer, 

Und Schilde schadhaft und zerhaun, 

Und fechtend der Vasallen Heer 

Ist im Beginn der Schlacht zu schaun; 

Es schweifen irre Rosse 
Gefallner Reiter durch das Feld, 
Und im Getümmel denkt der Held, 

Wenn er ein edler Sprosse, 
Nur wie er Arm' und Köpfe spellt. 
Er, der nicht nachgiebt, lieber fällt. 

Nicht solche Wonne flöfst mir ein 

Schlaf, Speis' und Trank, als wenn es schallt 

Von beiden Seiten: draof, hinein! 

Und leerer Pferde Wiehern hallt 

Laut aus des Waldes Schatten, 
Und Hülfernf die Freunde weckt. 
Und Grofs und Klein schon dicht bedeckt 

Des Grabens grüne Matten, 
Und mancher liegt dahin gestreckt, 
Dem noch der Schaft im Busen steckt. 

Und noch drastischer spricht sich seine streitbare oder vielmehr 
streitsüchtige Gesinnung in einem andern Sirventes aus (Diez 
S. 209 ff.), in welchem es heilst: 

Ist friedlich alle Welt gestimmt, 
Gnögt mir ein Fufs breit Land zum Zwist: 
Mög' er erblinden, der mir's nimmt, 
Wenn auch die Schuld mein eigen ist! 

Friede thnt mir leid. 

Ich bin für den Streit; 

Sonst kein Giaubenssatz 

Findet bei mir Platz. 



48 UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 

Ein Andrer baue Haideo an, 
Ich bin bedacht nur früh und spät, 
Wie ich Geschosse sammeln kann 
Und Pferde, Schwerter, Kriegsgeräth : 

Das ist mein Revier ; 

Angriff und Turnier, 

Spenden, Werben auch 

Ist mein liebster Brauch.^) 

Die in diesen Versen ausgesprochene Gesinnung fand gewiss in 
den Kreisen seiner Standesgenossen allgemeinen und lauten An- 
klang; dagegen ist ihm ein strenger Richter in Dante geworden, der 
ihm zwar, gewiss aus Achtung vor seinem poetischen Talent, einen 
Platz in seinem Göttlichen Gedichte verstattet hat, ihn aber, als 
Zwietrachtstifter zwischen Vater und Sohn, ausgesuchte Pein erdul- 
den lässt. Die betreffende Stelle Inf. Gant. XXVIII (Diez S. 189 f.) 
lautet: 

Ich sah — noch ist dies Schreckbild mein Begleiter — 

Ein Rumpf ging ohne Haupt mit jener Schaar 

Von Unglücksergen in der Tiefe weiter. 
£r hielt das abgeschnittene Haupt beim Haar, 

Und liefs es von der Hand als Leuchte hangen, 

Und seufzte tief, wie er uns nahe war. 
So kam er Eins in Zwein dahergegangen. 

Und leuchtet als Laterne sich mit sich — 

Wie's möglich, weifs nur der, der's so verhangen. 
Indem er bis zum Fafs der Brücke schlich, 

Hob er, um näher mir ein Wort zu sagen. 

Den Arm zusammt dem Haupte gegen mich. 
Und sprach: „Hier sieh die schrecklichste der Plagen! 

Du, der du athmend schaust die Todten hie, 

Sprich, ist wohl eine schwerer zu ertragen? 



^) Für diejenigen, welche es vergnügt, darauf zu merken, wie der mensch- 
liehe Geist zu den verschiedensten Zeiten und bei den verschiedensten Völkern 
unter gleichen Verhältnissen die gleichen Anschauungen erzeugt, setze ich das 
geistesverwandte Skolion eines griechischen Feudalherrn, des Hybrias (nomen, 
omen!) von Kreta her, welches Athen. XV, 695 F. aufbewahrt hat. Es beginnt: 

lot* fjLoi nlovTog (liyag ^oqv xal ^C(pog 
xal 10 xttXov XaiarjioVj TtQoßkrjfia XQtoTog, 

Tovr<p nat^to rov a6vv olvov an* a/LiTiilai' 
tovT(p diönota (ivtoiag xMrjfiai, 



UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 49 

Und dass da Kiude bringst von mir, so sieh, 

Beltram von Bornio bin ich, der im Leben 

Dem jungen König bösen Ratb verlieh; 
ich liefs den Sohn and Vater Zwist erheben: 

So warden David einst und Absolon 

Entzweit durch Ahitopbyeis böses Streben. 
Mein Hirn nun muss ich zum gerechten Lohn 

Getrennt von seinem Quell im Rumpfe sehen, 

Weil ich getrennt den Vater und den Sohn; 
Und so wie ich gethan, ist mir geschehen. 

Der einzige menschlich schöne Punkt, welcher uns aus dem 
wildbewegten, von Hass und Neid verdüsterten Leben Bertrans ent- 
gegenleuchtet, erscheint aber gerade in engster Verbindung mit der 
von Dante verurtheilten Stellung zwischen den beiden Heinrichen; 
denn mit dem $ohne scheint den Sänger allerdings eine aufrichtige 
Herzensfreundschaft verbunden zu haben, und die oben angeführte 
Strop)^ aus dem Trauerliede auf seinen Tod erscheint als unge- 
suchter Ausdruck wahren und tiefen Schmerzes. Viel zweifelhafter 
ist es dagegen, ob das Verhältnis des Dichters zur Mathilde wirklich 
sein Herz berührt hat, oder ob er in demselben nicht vielmehr Be- 
friedigung seiner Eitelkeit oder seines Ehrgeizes gesucht hat Der 
Leser mag selbst urtheilen, soweit man nach einer Uebersetzung 
urtheilen kann« ob in der folgenden Canzone^) zum Preise seiner 
Dame der Dichter wirklich die Sprache des Herzens spricht. Der 
Schluss lautet bei Diez S. 214: 

„Voll Huld und Reiz, erlauchter Rönigsspross, 

Der die Treue nie verletzt, 
Vertrieben habt ihr mich aus meinem Schloss,') 

Na«b Anjou mißh himversetzt.; 
Und da ihr als erhabne Zier und ßlume 

Aller Frauen seid geschätzt, 
Dient es der röm'schen Krone selbst zum Ruhme, 

Wird sie euch aufs Haupt gesetzt/' 

Ihr sanfter Blick, der Mienen Huld erschien 
Wie ein Pfad zum Liebesziel, 



^) „Die Canzone war ausschliefslich der Liebe und Gottesverehrung gewidmet 
und steht im vollkommensten Gegensatz zum Sirveutes'' Diez, Poesie der Troub. 
S* 104. 

*) Natürlich nur bildlich zu verstehn. 

Uhlands BaUaden. 4 



50 UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 

Indem mein Herr mich setzte za ihr hin 

Auf den kaiserlichen Pfühl. 
Liebreich und sanft war jedes Wort der Süfsen, 

Ihre Sprache voll Gefühl, 
Und Catalanin schien sie mir im Grnfsen^) 

Und der Reden leichtem Spiel. 

Als ich die Zähne sah kry stallen rein, 

Da sie lieblich sprach und lacht', 
Und einen Körper zart und weifs und fein 

In des Ueberkleldes Pracht, 
Und jener Farbe frische Rosenröthe, 

Die mich um mein Herz gebracht — 
Nicht tauscht' ich, wenn man Korassan mir böte, 

So hat sie mich reich gemacht. 

Dies ist der StofiF, welcher Uhland vorlag; sehen wir jetzt zu, 
wie er denselben gestaltete. 

Zunächst zog ihn zu Bertran wol dieselbe Neigung, die ihn 
siebzehn Jahre früher für TaiDefer begeistert hatte, nämlich die Ver- 
bindung des Sängers mit dem Helden, welche ihm in Bertran mit 
überwältigender Eindringlichkeit entgegen trat; aufserdem aber 
lockte ihn wohl die plastische Klarheit, mit welcher dieser Charakter 
in der Geschichte wie in seinen Liedern dasteht; denn Uhland war 
sich einer gewissen Schwäche in der Darstellung frei erfundener 
Gestalten wohl bewusst*), und lehnte sich gern an überkommene, 
und nur dichterisch zu belebende Personen und Situationen an. 
Freilich war der historische Charakter Bertrans für dichterische Be- 
handlung nicht ohne weiteres zu verwenden, da die Tugenden sich 
bei ihm im Drange der wilden Zeit fast in eben so viele Laster ver- 
wandelt hatten, und er nur durch seine geistige Kraft und sein 
dichterisches Talent sich aus der Menge der andern adlichen Rauf- 
bolde heraushebt. Der Dichter musste also nach einem Punkte 
suchen, an welchem auch dieser harte und trotzige Sinn mensch- 
liches Fühlen verrieth, und da war es nach dem oben Gesagten un- 
vermeidlich, dass er auf das Verhältnis zum jungen Heinrich und 
die damit zusammenhängende Anekdote kam, und er hätte ein 



1) Die Catalanen standen im Rufe besonderer Artigkeit. 
') S. die Abhandlung vor dem Programm des grauen Klosters 1873, S. 3^ 
[unten S. 57]. 



UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 51 

schlechter Dichter sein müssen, wenn er letztere nicht zum Rahmen 
seines Gedichtes gewählt hätte. Denn sie hot einmal den Vortheil, 
Bertran in einem höchst bedeutsamen Momente seines Lebens zu 
zeigen; sie gestattete ferner, seine hervorstechendste Charakter- 
eigenschaft, den Muth, in idealer Gestalt nämlich als sittlichen Muth, 
und in der schwersten Lage, nämlich seinem Todfeind gegenüber, 
zu zeigen, in dessen Hand sein Leben lag; sie gewährte endlich die 
Möglichkeit, diesen Muth durch die edelsten Regungen des mensch- 
lichen Herzens, durch Freundschaft und, wie wir im Hinblick auf 
das Gedicht gleich hinzusetzen, durch Liebe zu erwärmen und zu 
verklären. Alle diese Momente hat Uhland künstlerisch verschmolzen 
in dem Liede Bertrans, das den Haupttheil seines Gedichtes bildet, 
ßie Hinzudichtung und die übrigen Veränderungen, welche er mit 
dem Stoffe vorgenommen hat, sind nicht bedeutend. Schon durch 
die Geschichte war ein gewisses Verhältnis Bertrans zu Mathilde 
bezeugt: der Dichter vertiefte dies und stellte es in Parallele zu der 
Freundschaft Bertrans mit dem jungen Heinrich, und erreichte 
hiermit einen doppelten Zweck, einmal kam ein weiteres milderndes 
Element in Bertrans rauhen Charakter, dann aber wurde dieser 
durch ein zweites Band mit dem älteren Heinrich verknüpft und 
dadurch die Wirkung des Conflicts und der Lösung verstärkt» 
Uebrigens erinnert die Darstellung dieses Verhältnisses in Situation 
und Ausdruck an das Jugendgedicht „Entsagung'^ vom Jahre 1805, 
in welchem der Sänger ein Lied voll schmerzlicher Resignation vor 
dem Fenster der Geliebten singt, welche, einst die Gespielin seiner 
Jugend, jetzt unerreichbar hoch über ihm steht. Darum sagt er 
(Str. 3): 

Von dem kerzenhellen Saale, 
Wo da throntest, blieb ich fern, 
Wo am dich beim reichen Mahle 
Freadi; safsen edle Herrn; 
Mit der Freade nur vertraut, 
Hätten frohes sie begehret, 
Nicht der Liebe Klagelaat, 
Nicht der Kindheit Recht geehret. 

Und die letzte Strophe lautet: 

Und es schwieg der Sohn der Lieder, 
Der am Fofs des Thormes safs; 

4» 



52 UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 

Und vom Feoster kUag es nieder 
(Jud es glänzt im daokela Gras: 
„Nimm dea Ring und denke mein, 
Denk' an unsrer Kindheit Schöne! 
Nimm ihn hin! Ein Edelstein 
Glänzt darauf and eine Thräne/' 

Die betreffende Strophe aus Bertran lautet: 

Deine Tochter safs im Saale 

Festlich, eines Herzogs Braut, 

Und da sang vor ihr mein Bote, 

Dem ein Lied ich anvertraut^), 

Sang, was einst ihr Stolz gewesen, 

Ihres Dichters Sehnsuchtlaut, 

Bis ihr leuchtend Brautgeschmeide 

Ganz von Thränen war bethaut. 

Auch der Tod des jungen Heinrich ist von Uhland anders dar- 
gestellt worden, als in der Quelle: hier stirbt er am Fieber, dort 
in Folge eines Pfeilschusses, was keiner Erklärung bedarf. Hier ist 
der Yater in der Nähe des sterbenden Sohnes und sendet ihm ein 
Zeichen seiner Vergebung; dort ist er durch „Meer, Gebirg und 
Thal" vom Sohne getrennt, und dieser stirbt mit dem qualvollen 
Bewusstsein, den beleidigten Vater nicht versöhnt zu haben, in den 
Armen seines Freundes Bertran. Diese Veränderungen ergeben sich 
eine aus der andern. Aus der ganzen Sachlage entsprang mit 
Nothwendigkeit, dass Bertran dem Heinrich in der Todesstunde als 
Freund zur Seite stehen musste; hätte der Dichter aber nun den 
Vater in 4er Nähe weilen oder gar mit dem Sohn in Verbindung 
treten lassen, so wäre Bertran zu einer Nebenrolle verdammt ge- 
wesen; daher musste der Vater unendlich weit entfernt*), der Sohn 



^) Bei dem Liede mag man sich der zuletzt abgedruckten Canzone erinnern. 
Der Bote ist Papiol, der Jongleur Bertrans. „Ein wichtiges Geschäft der 
Jongleurs (= joculatores, Spielleute) bestand nämlich darin, die des Vortrags 
unkundigen Hofdichter auf ihren Fahrten zu begleiten, um sie mit Gesang und 
Spiel zu unterstützen oder die Lieder vornehmer Dichter, die aus ihrer Kunst 
keinen Gewinn ziehen mochten, an den HÖfea vorzutragen'^ Diez, Poesie der 
Troubadours S. 43. — Den Begriff Gaukler und Possenreifser hat das Wort 
Jongleur erst mit dem Sinken dieser Kunst angenommen. 

') Nur in dieser allgemeinen Bedeutung fasse ich die Worte; „Meer, Gebirg 
Und Thal''; wer sie genauer nehmen will, muss sich den Künig in England 
denken. 



UHLANDS FRANZÖSISCHE BALLADEN. 53 

vollkommen vereinsamt dargestellt werden, indem nur so Bertrans 
Freundestreue ins hellste Licht gesetzt werden konnte. 

So viel über die Bearbeitung des Stoffes. Was die Darstellung 
betrifft, so ist sie von einem Farbenglanz, wie wir ihn bei Uhland 
nur in den Gedichten aus den Jahren 1829 — 34 finden, wo der 
Dichter selber in der Fülle seiner Kraft stand, und wie er im 
höchsten Grade angemessen für ein Gedicht ist, das unter dem 
heifsen Himmel Süd -Frankreichs spielt und den feurigsten unter 
den Troubadours zum Helden hat. Dieser Farbenglanz ist ein 
Product der Anmuth und der Kraft, welche beide sich in dem Ge- 
dichte auf die glücklichste Weise gepaart haben. Man erkennt dies 
am deutlichsten, wenn man ihm die übrigen französischen Gedichte 
Uhlands gegenüber stellt: einmal den Taillefer, in dem sich die 
Kraft zu alterthümlicher Strenge steigert, anderseits den proven^a- 
lischen Liedercyclus „Sängerliebe", in welchem die Anmuth zu schmach- 
tender Schwärmerei erweicht erscheint. Der verschiedene Charakter 
dieser drei Gruppen findet seinen Ausdruck im Reime, welche 
namentlich in unserm Gedichte besondere Betrachtung verdient. 
Im Taillefer haben wir paarweise männliche Reime, im Cyclus 
„Sängerliebe'' nur weibliche Reime, abwechselnd mit reimlosen 
Versen weiblichen Ausgangs, in Bertran endlich nur männliche Reime 
abwechselnd mit reimlosen Versen weiblichen Ausgangs. Die Reim- 
silben in Bertran sind ebenso eigen thümlich wie klangvoll: -ort, -ei, 
-Öm, -aut, -ör, -äl, -aft, -ürt^), sie beherrschen jede ihren vollen Vers 
und tragen das Ihre dazu bei, dem Gedichte ein eigenes, ich möchte 
sagen vornehmes Gepräge zu verleihen. 

So steht das Gedicht wie eine glänzende exotische Pflanze unter 
dm. übrigen einfachen und bescheidenen Blüthen Uhlandscher Poesie 
und zeigt, wie wohl der Dichter im Stande war, auch fremdländische 
Stoffe, welche neben lodernder Leidenschaft nur wenig von erwär- 
mender Gemüthstiefe enthalten, in echt deutscher d. h. gemüthvoller 
Weise umzudichten und auf diesem Wege für sein Volk, dem all 
sein Denken und Dichten galt, wahrhaft geistig zu erwerben. 



^) Hat der Dichter etwa auch Montfort statt Martel; obwohl es nicht im 
Reime steht, wegen des volleren Klanges gewählt? 



m. 

UHLMDS SCHWÄBISCHE BALLADEN 

AUF IHEE QUELLEN ZURÜCKGEFÜHKT. 

[Ans dem Programm des Berlinischen Gymnasirnns zam grauen Kloster 1873 S. 1—28; 

Separatabdruck Berlin. W. Weber. 1873.] 



Als Uhland in späteren Jahren auf Tiecks Frage, welche Dichter 
auf ihn besonderen Einfluss geübt hätten, allein Goethe nannte^), 
mag es den alten Romantiker unangenehm genug berührt haben, 
keinen Namen seiner Schule zu hören; hatte er doch ein gewisses 
Recht, dies zu erwarten, Uhland freilich ein gröfseres, jene Ab- 
hängigkeit abzulehnen. Denn seinem ernsten und gesunden Sinne 
behagte weder der gelehrte Dilettantismus, noch die verschwommene 
Sentimentalität^), noch endlich die in Schriften und im Leben sich 
breit machende Negierung vieler staatlichen, religiösen und sittlichen 
Verhältnisse, in welcher manche Romantiker sich gefielen; dagegen 
gab er sich in einem Punkte gern und dauernd ihrem Einflüsse 
hin, in dem Bestreben, die Litteraturen neuerer Völker, vorzüglich 
aber das deutsche Altertum für die deutsche Dichtung nutzbar zu 
machen. Einem zündenden Blitzstrahl gleich traf ihn diese Idee, 
als er im J. 1804 den Waltharius in die Hand bekam: „Das hat in 
mich eingeschlagen, sagte er. Was die klassischen Dichtwerke, trotz 
meines eifrigen Lesens, mir nicht geben konnten, weil sie mir zu 
klar, zu fertig dastunden, was ich an der neueren Poesie mit all 



1) S. OUo Jahn, L. Uhland. Bonn 1863 S. 22. 

*) Novalis liebte er nicht. S. K. Mayer, Uhland u. s. Freunde. Stutt^. 1867 
Bd. 1 S. 43 in einem Briefe schon vom J. 1808! 



UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 55 

ihrem rhetorischen Schmucke vermisste, das fand ich hier: frische 
Bilder und Gestalten mit einem tiefen Hintergrunde, der die Phan- 
tasie beschäftigte und ansprach/^ ^) In ähnlichem Sinne äufsert ^r 
sich in einem Briefe an Karl Blayer vom J. 1809: „Ich empfehle 
jedem Dichter sich recht innig in die Schriften deutschen Alterthums 
zu versenken und seine Bildung aus dem Stamm des deutschen 
Vaterlandes erwachsen zu lassen. Wie dadurch ein Dichter zum 
Nationaldichter wird, zeigt sich bei Goethe. Wie vertraut ist dieser 
mit echtdeutschen Mythen, mit Volkspoesie u. s. w."*) — Uhland 
selbst hat diesen Rath stets treulich befolgt und seine übrigen Studien 
auf diesen Kern- und Ausgangspunkt seines Dichtens und Denkens 
bezogen. Dies geht aus folgenden Aeufserungen hervor, welche er 
als Siebziger seiner Gattin gegenüber that: „Für eine Poesie für 
sich, vom Volke abgewendet, eine Poesie, die nur die individuellen 
Empfindungen ausspricht, habe ich nie Sinn gehabt. Im Volke 
musste es wurzeln, in seinen Sitten, seiner Religion, was mich an- 
ziehen sollte. Schon von meiner Knabenzeit an habe ich die Poesie 
so gefasst. ... Es wurde mir öfters von Norddeutschen der Vor- 
wurf gemacht, ich habe zu wenig von der ausländischen Literatur 
Notiz genommen. Ich habe mich aber mit spanischer, französischer 
und nordischen Sprachen viel beschäftigt, habe es aber allerdings am 
meisten in Bezug auf den Zusammenhang mit der Literatur und 
der Geschichte dies deutschen Volkes gethan. Diesem galt mein 
Studium von meiner frühen Jugend an. Meine eigenen Gedichte 
sind [in der Liebe zu ihm gewurzelt und nur als einen Theil der 
deutschen Literatur möchte ich sie angesehen wissen. Auch meine 
dramatischen Stücke, die geschriebenen, wie die, die ich mir 
vorgenommen hatte zu schreiben, sind daraus hervorgegangen. 
Wer sich nicht mit meinen Studien befasst, kann nicht über mich 
schreiben." *) 

Dass er bei dem Streben, deutsche Sagen zur dichterischen 
Bearbeitung zu finden, sehr früh auf den reichen Sagenschatz seiner 



1) S. L. Uhland. Eine Gabe für Freonde S. 20. 

') S. K. Mayer a. a. 0. S. 109. Dieser leider abgebrochene Brief zeigt 
zugleich, in welchem Sinne der oben angedeutete Einfluss Goethes zu ver- 
stehen ist. Im einzelnen hat denselben neuerdings nachzuweisen versucht 
Sintenis in Fleckeisens Jahrb. Abth. für Päd. 1872. S. 369 ff. 

>) S. L. Uhland. E. Gabe f. Freunde S. 457 f. 



56 UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 

Heimat geführt wurde, ist leicht erklärlich: berührte sich doch hier 
mit dem Dichter auch der schwäbische Patriot und concentrirten 
sich doch später seine Studien immer mehr auf die Erforschung 
der Sagengeschichte seiner engeren Heimat. „Wir stehen hier, rief 
er seinen Zuhörern in dem CoUeg über mittelhochdeutsche Poesie 
zu^), mitten im schwäbischen Lande, das einst ein Saal des Gesanges 
war. Sollen wir über alles Bescheid wissen, nur nicht über das, 
was auf dem eigenen Boden geistig geblüht hat?" 

Dieser Vorliebe für deutsche Stoffe im Allgemeinen und fi^ 
schwäbische insbesondere, welche er sein ganzes Leben hindurch 
hegte, entsprangen nun in den Jahren 1810 bis 1847 die Gedichte, 
welche den Gegenstand der folgenden Untersuchung bilden sollen. 
Bevor wir jedoch an die Betrachtung der einzelnen Gedichte gehn, 
scheint es zweckmäfsig zu sein, nach Andeutungen des Dichters einen 
vorläufigen Einblick in «seine Behandlungsweise von Sagenstoffen zu 
gewinnen. 

Diese wird einmal durch seine Auffassung vom Wesen d«r 
Sage, anderseits durch seine Individualität bedingt. Ueber jene hat 
er sich als Dichter in folgendem schönen Bilde ausgespro<^en: „Die 
Sage ist ein Lagerfass voll edeln, alten Weines; wann er angesetzt 
worden, weifs niemand mehr; jeder sonnige Herbst bringt ihm 
frischen Aufguss und vom ersten Stoffe ist wohl nichts mehr vor- 
handen, als der immer fortduftende Geist; draufsen aber auf den 
grünen Bergen thränen und blühen die Reben, und wenn sie 
blühen, gährt es auch innen im Fasse; blutrothe Trauben reifen 
und goldhelle; die Zeiten steigen am Weinberge geschäftig auf und 
nieder und tragen den neuen Gewinn herzu: indess fliefst unten 
rein und klar der goldene Quell und die Sänger sind die Schenken, 
die das duftige Getränk umherbiet^" '). Diese Poesie in schlichte 
Prosa übertragen scheint den Sinn zu haben: die Sage enthält einen 
unzerstörbai^en Kern; alles äüfserliche, alle Thatsachen bilden die 
verschiedenen Zeitalter ihren Anschauungen und Bedürfnissen ent- 
sprechend nach freiem Belieben aus. Wenn diese Auslegung richtig 
ist, so ist nur schwer einzusehen, was jener Kern ist, und wie er 
fortbesteht, während der Stoff sich gänzlich ändert; ebenso schwer 



1) S. Schriften Bd. I. S. 22. 
*) S. Schriften Bd. I. S. 138. 



UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 57 

ist freilich zu verstehen, dass der Geist (doch wol der des ur- 
sprünglichen Weines) fortduftet, während von ihm selbst vieUeicht 
kein Tropfen mehr im Lagerfasse ist. Aber mit dem Dichter wollen 
wir nicht rechten, um so weniger, als wir seine Ansicht nicht 
kritisieren, sondern ein&ch feststellen wollen. 

Wie er sich selbst poetischem Stoff gegenüber verhalte, spricht 
Uhland in einem Briefe an Sed&endorf vom J. 1807 aus : „Wenn 
ich mich nach poetischem Stoff umsehe, so geschieht es ganz vor- 
züglich darum, weil blofs idealische Gestalten nicht so leicht voll- 
kommene Objectivitat erhalten, wie solche die dem Dichter schon 
lebendig entgegentreten, aber ihr höheres Leben erst von ihm er- 
warten. Er wird durch die letztem in angenehme Selbsttäuschung 
versetzt^ sein unbestimmtes Schweifen erhält eine Begrenzung, seine 
peinigende Willkür wird gebunden, zwar nicht mit Fesseln, aber 
durch die Arme der Geliebten'^ ^). Der Dichter soll also den Geist 
der Sage erfassen und ans Licht stellen und den Personen derselben 
höheres d. h. doch wol dichterisch idealisirtes Leben einflöXsen: 
„Diese Durchdringung und Yergeistigung des innersten Kerns, diese 
Erneuerung von innen heraus ist das dichterische Verfahren beim 
Gebrauch alter Sagenstoffe^^^). 

Die Art der Ausführung dieses Verfahrens, ja sogar die Mög- 
lichkeit desselben hängt nun freilich sehr von der Beschaffenheit der 
Stoffe ab. Bestehen dieselben in klaren, charakteristischen Situationen, 
getragen von Gestalten, „die dem Dichter schon lebendig entgegen- 
treten'S so hat derselbe verhältnismäTsig leichte Arbeit. Er hat die 
Form zu schaffen, hier und da durch einen Pinselstrich die etwa 
fehlende Deutlichkeit der Charakterzeichnung und der Situation her- 
zustellen, hia: und da einen Fleck zu tilgen, welcher die ursprünglich 
klare Bedeutung der Sage trübt, und das Gemälde ist fertig. Von 
den unten behandelten Gedichten gehören zu dieser Klasse Junker 
Rechberger, Graf Eberstein, Schwäbische Kunde, Graf Eberhard der 
Rauschebart, Lerchenkrieg und der letzte Pfalzgraf. Jedoch sind 
diese Gedichte nicht alle von gleicher Art; in den beiden letzten 
tritt eine Einwirkung der Natur auf Charakter und Handlungsweise 
der Menschen hervor, welche im letzten Pfalzgrafen historisch, im 



1) S. Uhland. E. Gabe f. F. S. 34. 
>) S. Schriften Bd. VIT. S. 212. 



58 UHtANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 

Lerchenkriege vom Dichter hineingetragen ist, und diese bilden da- 
durch einen Uebergang zu den gleich zu erwähnenden Gedichten. 

In vielen Fällen sind nämlich die Stoffe weder im Inhalte be- 
deutend, noch äufserlich weit und klar genug entwickelt; dann tritt 
bei Uhland seine innige, nie erkaltete Liebe zur Natur gestaltend 
und belebend ein , welcher er ja auch in vielen andern Gedichten 
einen warmen Ausdruck gegeben hat. „Allein in diesen spricht 
sich nicht blofs eine unbefangene Freude an der schönen Natur 
aus; diese wurde ihm zum Symbol der sittlichen Natur, er lieh ihr 
das Leben seines eigenen Gemüths, und machte die Landschaft, 
dem echten Maler gleich, zum Spiegel seiner dichterischen Stim- 
mung. Wie aber die beseelte Landschaft die Merkzeichen 
menschlicher Existenz und die menschliche Gestalt als nothwendige 
Ergänzung fordert, so belebt und individualisirt auch Uhland das 
Bild der Natur durch den Ausdruck menschlichen Seins und Han- 
delns"^). Dies ist auch, mit Ausnahme der allein stehenden 
„Geisterkelter", bei dem Rest der unten besprochenen Gedichte 
der Fall. , So sucht der Dichter die Beschreibung der Ulme von 
Hirsau durch den Hinweis auf Luther zu vertiefen, stellt im Singen- 
thal den Triumph der Cultur über das wilde, nur dem Jäger nutzbare 
Land dar und macht in der Glockenhöhle die Natur zur mit- 
fühlenden Freundin des Menschen. Im Schenken von Limburg 
endlich tritt uns die, alle Herrlichkeit des Fürstenhofes gering 
achtende Freude am grünen Wald und an der fröhlichen Jagd in 
lebensfrischer Gestalt entgegen: der Schenk ist ein Mann nach dem 
Sinne Uhlands und aus dem Herzen geboren spricht er auch zum Herzen. 

Die dichterische Behandlungsweise dieser Stoife ist natürlich 
eine ganz andere als bei den Gedichten der ersten Art. Hier ist 
durch die Lokalsage die Phantasie des Dichters angeregt worden, in 
freier Thätigkeit ein selbständiges Gebilde zu schaffen; der Dichter 
ist durch den Stoff nur in geringem Grade gebunden; dieser ist 
nicht Grundlage, sondern nur Ausgangspunkt fär das Gedicht. 

Der Zweck der vorUegenden Arbeit ist nun, die den Gedichten 
zu Grunde liegenden Quellen anzuführen und durch die Vergleichung 
beider einen Einblick in die dichterische Thätigkeit Uhlands zu 
gewinnen. Bei dieser Yergleichung ist grundsätzlich alles ausge- 



1) S. 0. Jahn, L. Uhlaod S. 41 f. 



UPLANDS SGHWXbISGHE BALLADEN. 59 

schlössen worden, was allein auf der Verschiedenheit dichterischer 
und prosaischer Darstellung beruht und auch im Uebrigen ist mit 
solcher Beschränkung verfahren, dass Trivialitäten hoffentlich ver- 
mieden sind. AuTser den Hauptquellen sind auch, so weit es möglich 
war, Belage für diejenigen Thatsachen gegeben, welche der Dichter 
aus anderen Quellen entnommen hat; ein sachlicher Commentar 
soll jedoch die Arbeit ebenso wenig sein, als sie * unmittelbar* für 
praktische Zwecke, etwa des Unterrichts bestimmt ist. 

Es bleibt mir noch übrig, Herrn Professor Holland in Tübingen 
meinen besten Dank für einige werthvolle Notizen auszusprechen, 
welche er mir, obwol selbst mit einer ähnlichen Arbeit über UhJand 
beschäftigt, mit grofser Uneigennützigkeit überlassen hat; dieselben 
sind unter Nennung des Gebers gewissenhaft benutzt worden. Eine 
fernere Unterstützung ist mir durch die Güte des Herrn Professor 
Horiz Haupt geworden, welcher mir das wertvolle Buch: 
„L. Uhland. Eine Gabe für Freunde", welches die Wittwe des 
Dichters zur Verfasserin hat und nur als Manuskript gedruckt ist, 
zur Benutzung überlassen hat. Auch ihm spreche ich meinen er- 
gebensten Dank aus. 

Ich schliefse mit der dringenden Bitte, die Arbeit nicht anders 
lesen zu wollen, als mit den Gedichten Uhlands in der Hand. 



1, Graf Eberhards Weissdorn, 

18. October 1810 '). 

Graf Eberhard H. im Bart von Wirtemberg (1459 — 96) machte 
im Jahre 1468 eine Pilgerfahrt nach dem heiligen Lande, welche 
vom 10. Mai bis zum 4. November dauerte. Dieselbe hat Zeller, 
Merkwürdigkeiten der Universität und Stadt Tübingen, Tüb. 1743 
S. 263 ff. ausführlich beschrieben und bemerkt zum Schluss (S. 268) : 
„Von der Reise nach Jerusalem muss ich noch eine Tradition bei- 
fügen, welche diejenige ist, dass er einen .Dornzweig, von der 
Gattung, darmit Christi Crone ist geflochten gewesen, mit sich aus 
dem gelobten Land gebracht, und in dem Einsiedel eingesteckt habe. 



1) Die Data über die Abfassangszeit der Gedichte sind den neuesten Auf- 
lagen VOR Uhlands Gedichten, besorgt von Holland, entnommen. 



60 UHLAND8 SCHWÄBISCHE BALLADEN. 

daraus hernach derjenige Dornstrauch erwachsen seye, welcher von 
Zeit zu Zeit, ein Zeichen der Auf- oder Abnahme des Hochfürst- 
lichen Hauses ist unter den Leuten gehalten worden; und darvon 
man noch jetzo etwas übriges vorzeiget, nachdem er zuweilen biss 
auf ein einiges Zweiglen abgegangen. Ob diese uralte Erzehlung 
und Tradition wahr seye, überlasse ich anderer ferneren Untersuchung. 
Dieses ist gewiss, dass ein solcher Hagdorn von seinen Zeiten an 
in Einsiedel in dem Schlössle oder sogenannten Stuten-Haufs ge- 
wesen ist, wie ihne Crusius (Annales Suevici) P. HI. L. XIL c. 26 
p. 342. ed. lat. p. 769 beschreibet, und zwar mit folgenden Worten : 
Daselbst ist ein anmüthiges Schlösslein, Stuten-Haufs genannt, und 
ein Hagdorn (Rubus caninus). der so grofs und ausgebreitet ist, dass 
er im Umfang 52 Ehlen hält und auf 40 steinernen Säulen ruhet; 
Niemand kann auch dessen Stamm umfassen; es sind auch schöne 
Reben um die Wände des Schlösslein gezogen u. s. w."^) 

Das Schlösschen Einsiedel im Schönbuchwalde war ein Lieb- 
lingsaufenthalt Eberhards, hier weilte er oft mit seiner Gemahlin, 
der feingebildeten Barbara aus dem Hause Gonzaga, und in dem 
jetzt verschwundenen Kloster der blauen Mönche neben dem Schlöss- 
chen hat er auch seine letzte Ruhestätte gefunden; Der erste, 
welcher der Sage vom Weifsdorn Erwähnung tbut, ist Fischart in 
seinem 1575 erschienenen Gargantua c. 39^): „Wie der Dorn- 
strauch im Schönbuch von des Hertzogs Eberhard mit dem Bart 
Laubstrauüs." 

Die oben angeführte Darstellung Zellers nun soll nach einer 
Mittheilung des Herrn Professor Holland wahrscheinlich die 
Quelle des Uhlandschen Gedichtes sein, eine Annahme, welche auf 
einem Briefe Uhlands an Alex. Kaufmann beruht, der zum Theil 



^) Die ursprüoglichea lateinischen Worte des Crusius lauten: Ibi castel- 
lum est amoenom, equarum domus (Stnthaufs) dictam. In quo est rubus ca- 
ninus (ein Hagdorn) dilatatus et patolus ad 52 ulnas circumcirca, columnis 40 
insistens lapideis, nee quisquam stipitem eius circumplecti (TtfQtTtrjxvviö&a^ 
ntQio^yviovad-ai) potest. Pulchrae quoque vites eircam parietes castelli educ- 
tae etc. Crusius (geb. 1526, gest. 1607) war Prof. der lateisischen und grie^ 
chiscben Sprache in Tübingen. Er, der 7000 Predigten beim Anhören griechisch 
nachschrieb, konnte sich die Genugthuung nicht versagen, auch in seinen latei- 
nischen Werken einzelne Worte oder Wendungen griechisch auszudrücken. 
Daher die eingeschobenen griechischen Brocken. 

2) Citiert von Stalin, Wirtembergische Geschichte Bdl III. S, 555. 



UHLANBS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 61 

in dessen Anmerkungen zu Simrocks deutschen Sagen verwerthet, 
und YoUständig in Herrigs Archiv Bd. 35 S. 476 f. abgedruckt ist. 
Hier sagt der Dichter: „Von Eberhards Weifsdom weifs ich keine 
frühere Erwähnung der Sage anzugeben, als die in Zellers Merk- 
würdigkeiten . . . Vergl. auch Sattlers Histor. Beschreibung d. Herzogth. 
Würtemberg IL S. 52. In Mart. Crusii Ann. Suev. III, XII p. 769 
ist zwar der mächtige Hagdorn beschrieben, seines sagenhaften Ur- 
sprungs aber nicht gedacht.^' Hieraus ergibt sich deutlich, dass 
Uhland selbst sich nicht erinnerte, eine bestimmte Quelle für das 
Gedicht vor Augen gehabt zu haben, und in der That bin ich ge- 
neigter zu glauben, dass der Dichter auf mündlichem Wege Kunde 
Yon der Sage erlangt habe. Dieselbe scheint noch jetzt im Volke 
lebendig zu sein, wie sie denn Meier (Deutsche Sagen, Sitten und 
Gebräuche aus Schwaben. Stuttg. 1852 S. 348) nach mündlicher 
Erzählung aufgezeichnet hat; im Einsiedel werden offenbar die alten 
Erinnerungen mit Liebe bewahrt und gepfl^t, wenn anders die Be- 
schreibung der Oertlichkeit, wie sie ein ganz neuer Schriftsteller^) 
gibt, der Wirklichkeit entspricht und nicht etwa Crusius oder Zeller 
entlehnt ist. Derselbe sagt: „Durch engen Thorweg gelangt man 
in den kleinen Hof des Jagdschlösschens; wilde Reben überwuchern 
die zierlichen Galerien und in der Mitte steht als stattlicher Baum 
Graf Eberhards Weifsdorn, ein Wurzelschoss des ursprünglichen 
u. s. w." *Ich besuchte das Einsiedel am 15. Juli 1873. Es ist 
jetzt eine königl. Domalne und die kümmerlichen Reste des ehe- 
maligen Jagdschlosses dienen dem Oberförster zu Wirthschaftsgelassen 
und bilden mit seinem Wohnhause einen rechten Winkel. In diesem 
ist ein Blumenrondel angelegt, in dessen Mitte der Weiisdorn steht, 
ein so stattliches Exemplar, wie es selten zu finden sein mag. Der 
Rest des Jagdschlosses ist ein zweistöckiges Haus, dessen Erdgeschoss 
Holzstall ist; zum oberen Stockwerk führt eine Wendeltreppe in 
einem alten runden Thürmchen empor in ein grosses Gemach, dessen 
Wände mit ganz verblassten, Jagdscenen darstellenden Fresken be- 
deckt sind, sicherlich nicht aus Eberh. mit dem Bart Zeitalter. An 
diesem Gemache läuft eine offene Galerie entlang mit einem Geländer 
von Holzsäulchen, von wildem Wein berankt. Dicht an dem Weifs- 
dorn, da wo jetzt ein alter Steintisch steht, sollen Eberhards Reste 



1) Paulus: L. tlhland und seine Heimat Tübingen. Berlin 1869 S. 41. 



62 UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 

bis zu ihrer Ueberführung nach dem Chore der Stiftskirche zu 
Tübingen geruht haben.* Man erinnere sich ferner, dass das Ein- 
siedel nur etwa zwei Stunden von Tübingen entfernt ist, dass es 
in der Jugend wie im Alter Uhlands höchste Lust war, im Feld 
und Wald umherzuschweifen und die heimatlichen Sagen kennen 
zu lernen, und man wird zugestehen müssen, dass die Annahme 
grofse Wahrscheinlichkeit hat, er habe die Sage, sei es bei einem 
Besuche im Schönbuch, sei es bei einer andern Gelegenheit erzählen 
hören. 

Sei dem wie ihm wolle, jedenfalls prägte sich die Sage tief 
seinem Gemüte ein und trat unter Verhältnissen wieder hervor, 
unter welchen man es kaum hätte erwarten sollen. Im Jahre 1810 
befand sich der angehende Rechtsgelehrte in Paris, dem Namen 
nach, um das französische Rechtswesen zu studieren, während er in 
Wirklichkeit den Tag über altfranzösische Heldengedichte aus den 
handschriftlichen Schätzen der Kaiserlichen Bibliothek abschrieb und 
des Abends zusammen mit Immanuel Bekker die Lusiaden und 
andre romanische Gedichte las. Mitten in dem Verkehr mit dieser 
glänzenden untergegangenen Heldenwelt, mitten in dem Gewühl der 
ungeheuren Stadt, welches ihn brausend umflutete, mag dann wol 
das friedlich stille Bild des heimatlichen Schönbuchwaldes mit 
seinen alten, wol bekannten Sagen vor seine Seele getreten sein 
und ihn mit sanftem Kauschen an die alte Zeit und an das 
ferne Land gemahnt haben. Einer solchen Stimmung — 
Heimweh hat man sie genannt*) — entsprang auch das vorliegende 
Gedicht, welches trotz der gröfsten Einfachheit in der Form, 
durch die gemütvolle Auffassung und warme Behandlung des an 



*) Mit welchem Rechte sieht man aus dem gleichzeitigen Briefe an seine 
Eltern (Uhland, £. Gabe für Freunde S. 67): „Ich bin deshalb (weil die 
Bibliothek den ganzen September und einen Theil des Octobers geschlossen 
war) viel zu Hause und beschäftige mich mit Lesung des Maleville und mit 
Sprachen. Ich denke viel an Tübingen. Um zwölf Uhr, was immer durch 
einen Schuss auf dem Palais Royal angezeigt wird (Schlagen und Läuten hört 
man hier wenig, die Glocken wurden meist in der Revolution zerstört), stelle 
ich mir lebhaft vor, wie man sich jetzt in Tübingen an den Tisch setzt, wo 
ich dann noch vier Stunden zu warten habe. Ich denke mir dann die 
Schnutz (die Hanskatze) , wie sie mit den VorderfüTsen auf dem Tische steht 
und Luischen (der jüngeren Schwester) Complimente macht." 



miLAiaiS SGBWABISCHB BALLABER. 63 

sich unbedeutenden Stoffes immer den Beifall zartsinniger Gemüter 
erwerben wird« Das Gedicht hat er nach seinem Tagebuche am 
13. October, Nachts zehn Uhr, fasst ganz im Palais Royal gedichtet^), 
wobei man unwillkürlich an eine Situation erinnert wird, ähnhch 
derjenigen, welche Otto Jahn in seinem inhaltreichen, geistvollen 
Vortrage über Uhland S. 28 schildert: „£r wandelte, wenn die 
Freunde abends im Palais Royal spazieren gingen, Mund auf Augen 
zu, ohne die ringsumwogende Flut von Versuchungen auch nur 
wahrzunehmen, und die Portiersfrau, welche ihm aufwartete, pries 
die Eltern ^ücklich, denen solch ein Kind geworden/' 



2. Junker Rechberger. 

21. Febroar nnd 2. Mftn 1811. 

Holland in Uhlands Schriften zur Geschichte der Dichtung und 
Sage Bd. IV. S. 370 Anm. 3 gibt als Quelle des Gedichtes „Junker 
Rechberger" an: „Stockhausen, Mira praesagia mortis, das ist: 
Wunderliche Todes -Vorboten u. s. w." Helmstädt 1694. Hier 
heilst es S. 53 f.: „In Wendunmuth*) wird diese Geschieht von 
Junker Rechberger') erzählet, der ritte einmal in eine Nacht aus, 
etlichen guten Leuten ungebeten auf den Dienst zu warten, und 
verbarg sich biss nach Mitternacht in einer wüsten Kirchen. Als 
er sich nun vor Tage aufmachet nach dem Ort, da die ansgespähete 
Leute fürüber ziehen solten und unterwegen gewahr wird, dass er 
seine Streithandschu in der Kirchen auf einer alten Todtenbaar 



1) S. L. UhUnd. Eine Gabe fiir Freande S. 73. 

') Wead Unmath, darion allerhaod höfliche und lustige Historien Schimpfif- 
reden Beyspielen nnd Gleichnuss begrieffen u. s. w. durch Hanss Wilhelm 
Kirchhof. Frankfurt a. M. 1563. Neu heransgegeben von Hermann Oesterley, 
Bibliothek des litterarischen Vereins in Stuttgart Bd. XCV. — Die oben ab- 
gedruckte Geschichte ist ein, alles wesentliche enthaltender Auszug aus diesem 
Buche. Sie steht ferner ans anderer Quelle in Meiers deutschen Sagen ans 
Schwaben S. 145 f. und wieder aus andern Quellen, gekürzt und geändert, in 
den deutschen Sagen der Brüder Grimm P S. 355. 

') Die Rechberger waren ein Raubrittergeschlecht in Oberschwaben« 
Andere Gespenstergeschichten von einzelnen Mitgliedern bei Grimm^ deutsche 
Sagen P S. 219 t Meier, deutsche Sagen aus Schwaben S. l46 £ 



64 UBLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 

yergessen, schickt er eilends den Knecht zuräek, dieselbigen zu 
hohlen. Der kommt bald wieder und spricht, es möge ein ander 
die Handschu hohlen, denn es sitze ein feuriges Gespenst auf der 
Todtenbaar und habe beyde Handschu angethan und streiche einen 
über den andern aufs glatteste an. Darauf der Junker erzürnet 
zum Knecht spricht, was er für eine Memme sey, ob er sich unter* 
stehen wolle einen Keri anzugreiffen und doch so verzagt für einem 
Gespenst sey? Reitet also selbst zurück, lasset den Knecht das 
Pferd halten, gehet hinein und reifset sich mit dem Teuffei über 
die Handschu und erobert endlich dieselbige, reitet darnach wieder 
auf sein Posto. Unterdes bricht der Tag an und sahen die beyde 
einen schwartzen Hauffen Reuter gegen ihnen hertraben, wichen 
derohalben auf eine Seite aus. Hinter diesen Zeug kömmt einer 
hernach getrabet und führet ein lediges Pferd an die Hand mit 
Sattel und allen woll staffiret, den fragt der Rechberger, wer die 
vorreitende gewesen? Er fragt weiter, wem dann das ledige Pferd 
zustehe? Darauf antwortet jener: Es gehört einen meines Herrn 
getreuen Diener, der heist der Rechberger, der soll heut über ein 
Jahr erstochen werden und dann darauf in sein Losement reiten. 
Damit ritte der Reuter fort. Rechenberger erschrack, wolte sich 
folgends bessern, gab seinen Knecht Pferd und Harnisch und ging 
in ein Kloster, darin sie ihn vor einen Layenbruder annahmen und 
über des Abts Pferde die Obsicht anbefohlen. Als er aber ein Jahr 
im Kloster gewesen, wird er eben auf diesen Jahr -Tag, an welchen 
er hatte seine Gesellschaft gesehen vorüberreiten, mit einen . Stall- 
buben uneins und von denselben mit einer Heugabel erstochen." 

Die Sage zerfallt in zwei hur äufserlich verbundene Theile, 
Rechbergers Kampf mit dem Geiste, welcher an das ähnliche Aben- 
teuer Ohnefurcht erinnert (S. ühland Schriften Bd. IV. S. 369 f. 
Vn. S. 662 und sein Gedicht Richard Ohnefurcht 1.) und Rech- 
bergers Todesbqtschaft und Ende, worin sich Anklänge an Dietrichs 
von Bern Hellenfahrt in der Wilkiuensage finden (s. Uhland Schriften 
Bd. I S. 204, 208). Die in der Sage hervortretende Sinnesänderung 
des Rechbergers gab nun dem Dichter Gelegenheit, jene zwiespältige 
Auffassung solcher Gespenstergeschichten, jenes Schwanken zwischen 
finsterem Ernst und schauerlichem Scherz, welches er Sehr. Bd. IV 
S. 369 zunächst als Gharacter der normannischen Dichtungen hin* 
stellt, auch in seinem eigenen Gedichte zur Anschauung zu bringen. 



UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 65 

Im ersten Theile sehen wir den Ritter mit dem Geiste ohne jede 
Bangigkeit wie mit seines Gleichen sich herumschlagen und dann 
nicht ohne übermütigen Humor mit demselben verhandeln, über 
den zweiten Theil dagegen verbreitet das spukhaft verkündete, unr 
abwendbar nahende Verhängnis und des Ritters Seelenangst dabei 
eine entschieden dunkle, schauerhche Färbung, welche nur durch 
den in der Schlussstrophe plötzUch wieder hervorbrechenden Humor 
erhellt wird. 

Dies ist der allgemeine Charakter des Gedichtes. Im Einzelnen 
hat sich Uhland an seine Quelle genau angeschlossen und ist nur 
in zwei Punkten mit voller Ueberlegung von derselben abgewichen, 
um die Einheit der Composition zu schaffen, welche der Sage fehlt. 
In dieser nimmt der Rechberger dem Geiste die Handschuh nach 
hartem Kampfe ab und reitet mit ihnen von dannen, bei Uhland 
leiht er sie dem bezwungenen Geiste auf dessen Bitte mit den über- 
mütigen Worten: 

Ein Jährlein ich sie dir gerne leih\ 
So kann ich erproben des Tenfels Treu*, 
Sie werden wohl nicht zerplatzen 
An deinen dürren Tatzen. 

In der Erzählung ist also jede Verbindung zwischen dem Junker und 
der Helle aufgehoben und sein Kampf mit dem Geiste steht mit 
den folgenden Ereignissen in gar keinem Zusammenhange; bei 
Uhland wird sein durch den Sieg aufs höchste gesteigerter üeber- 
mut die Ursache seines Unterganges. Freiwillig gibt er dem Geiste 
einen Theil seiner ritterlichen Rüstung und damit Gewalt über sich 
selbst, wie denn nach altem Aberglauben der Mensch den Mächten 
des Todes und der Unterwelt verfallt, sobald Theile seines Leibes 
(Haare*), Nägel u. dgl.) oder seiner Kleidung in die Gewalt derselben 
geraten. Kaum hat der Rechberger seine Handschuhe auf ein Jahr 
verliehen, als er auch schon erfährt, dass er nach Ablauf desselben 
zum wilden Heer gehören werde; das Geisterross, welches ihn 
hierzu abholt, bringt ihm die Handschuhe wieder: dieselben haben 
ihn hinabgezogen. Auf diese Weise ist der Kampf um die Hand- 
schuhe, welcher in der Erzählung als unverbundene Episode dasteht, 



*) Brant von Corinth. 

ühlands BallftdeD. 



66 UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 

in Innern Zusammenhang mit dem Folgenden gebracht und die aus- 
einanderfallende Darstellung einheitlich zusammengefasst. 

Die zweite Abweichung von der Quelle betrifft die Todesart 
Rechbergers. Der Streit mit dem Stalljungen war dichterisch nicht 
gut zu verwenden, aber auch jede andere Todesart musste willkürlich 
oder zufallig erscheinen, welche nicht aus dem Vorhergehenden mit 
so zu sagen dichterischer Notwendigkeit folgte. Dies erkannte 
Uhland und half dem Mangel der Ueberlieferung auf die einfachste 
Weise ab. Der Junker hat das Ross gesehn, welches ihn zum 
wütenden Heere tragen soll; tief zerknirscht geht er ins Kloster und 
wartet daselbst der Pferde, was ist natürlicher und dichterischer als 
ihn durch jenes Geisterross sterben zu lassen? Der Helle hat er 
sich übermütig verpfändet und die Helle sendet folgerichtig das 
Werkzeug seiner Vernichtung herauf. 

Durch diese beiden Aenderungen hat der Dichter für die äufsere 
Einheit der Handlung allerdings bedeutendes geleistet, der innere 
Zwiespalt in der Denk- und Handlungsweise des Helden, eine Folge 
der Verschmelzung zweier ursprünglich nicht zusammen gehöriger 
Sagen, ist und bleibt dagegen ungelöst. Er hätte nur gehoben 
werden können, wenn der eine oder der andere Theil der Sage ge- 
ändert worden wäre, und hierzu hat sich der Dichter nicht ent- 
schlossen. 



3. Graf Eberstein. 

9. Januar 1814. 

Uhlands unmittelbare Quelle ist, nach einer gefalligen Mittheilung 
des Herrn Prof. Holland, Gräters Idunna und Hermode 1812. Hier 
lautet die Geschichte S. 172 folgendermafsen: 

Der Eberstein. 
Eine hochherzige Geschichte! Kaiser Otto belagerte des Grafen 
Veste lange vergeblich. Eine Kriegslist sollte endlich bewürken, was 
die Kraft nicht that. Graf Eberstein wurde zu einem Turnier und 
Tanz nach Speyer eingeladen. Er erschien und zeigte sich auch da 
als den mannlichen Ritter im Kampf und Tanz. Die Kaisertochter, 
deren Leib er eben umschlang, verrieth ihm während des Tanzes 
den heimlichen Anschlag auf seine Burg. Eberstein verliels in der 



UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 67 

Nacht den Tanz und war mit Tagesanbruch wieder der Vertheidiger 
seiner Veste. Kaiser Otto fand den Ritter bewundernswerth und 
die Hand der Prinzessin, die ihm schon das Herz geschenkt hatte, 
war von beiden Seiten der Kampfpreis und das frohe Ende der 
langen Belagerung^). 

Neue Zage hat der Dichter dieser Darstellung nicht hinzugefugt, 
die vorhandenen sind mit geschickter Hand neu belebt worden und 
geben, in den dactylischen Tanzrhythmen leicht dahineilend, ein 
Bild voll von Anmuth und Humor, dessen Mittelpunkt die lebens- 
warme Gestalt des ebenso tanz- wie kriegskundigen, im Ernst und 
Scherz gleich gewandten Grafen ist. 



4. Schwäbische Kunde. 

6. December 1814. 

Dies Gedicht ist höchst wahrscheinlich aus den Annales Suevici 
des Crusius*) geschöpft, wo es Pars H. S. 501 heilst: „In hac 
expeditione (dem Kreuzzuge Friedrich Barbarossas) fertur Alemann us 
quidam corpore ingenti et invicto robore praeditus populäres suos 
longo intervallo secutos pedetentim incessisse, trahendo equum ex 
itinere fatigatum. Qui a quinquaginta Saracenis eminus sagittis 
incessitus, scuto et firmo thorace tectus, animi securus iter suum 
nihilominus persecutus est. Cum autem quidam ex hostibus audacior 
adequitans cominus eum gladio percussisset, Alemannus ille valida 
heroicaque manu ambos equi hostilis pedes anteriores ictu aliquo 
(inidoxiAicog) amputavit. Equitis mox equo collapso adhuc insi- 



^) Dieselbe Sage erzählt anders und viel weitläufiger Crusius, Annales 
Suevici Pars II lib. IV c. 3 und nach ihm Grimni; deutsche Sagen \IK S. 150. 

*) S. die Recension im Litterarischen Centralblatt [1873. N. 24. S. 751 f. 
Hier wird verwiesen auf Uhland Schriften VIU S. 84: (Jeher die Ungeheuern 
Hiebe der Kreuzfahrer in Kaiser Friedrichs 1. Heere s. Wilken [Geschichte 
der Kreuzzüge] 4,122, Anm. 136: y,Da8S es aber nicht ungegründete Prahlerei 
ist, wenn die deutschen Schriftsteller behaupten, dass die Türken durch die 
ungeheure Tapferkeit der deutschen Ritter in Furcht und Angst gebracht 
worden, beweist das Zeugniss des Nicetas'^ — welches bei Wilken übersetzt 
ist. Boxberger spricht seine Meinung hier dahin auS; dass Wilken so gut wie 
Crusius als Quelle Uhlands gelten könne.] 

5* 



6S UßLAflDB SCHWÄBISCHE BALLADEN. 

dentis caput, pectus, ventrem, ipsam etiam equi sellam dissecuit 
uno gladü ictu ita ut iumenti quoque dorsum Yulnerayerit. Sic 
apud Choniatam^)/' 

Ich halte diese Darstellung für Uhlands Quelle aus zwei Grün- 
den: einmal stimmt keine der andern angeblichen Quellen, welche 
von Götzinger und Boxberger an den in der Anmerkung citierten 
Orten angezogen werden, in so vielen Einzelheiten mit der Uhland- 
sehen Darstellung überein, als die des Crusius. Allen fehlt der sehr 
bezeichnende Zug, dass der Schwabe nicht eher aus seiner Seelen- 
ruhe gebracht wird, als bis ihn einer der Türken mit dem Säbel 
{cominus) angreift und dass er dann, gewissermafsen zur bequemeren 



^) Mit deo letzten Worten bezieht sich Crusius auf den Byzantinischen 
Schriftsteller Nicetas aus Chonae, welcher u. a. die Geschichte des Kaisers 
Isaac Angelus geschrieben hat. Da dieser gewöhnlich (z« B. von Kaufmann 
zu Simrocks deutschen Sagen; von Götzinger, deutsche Dichter Bd. I S. 518; 
von Boxberger in Gosches Archiv f. Literaturgeschichte II S. 270) als Uhlands 
Quelle angeführt wird, so lasse ich der Vergleichung wegen seine Darstellung 
im Corp. Script, histor. Byz. ed. Bekker S. 543 folgen : Karä ^k xriv avaßaaiv 
ravjTjV IfyeraC tiva uiXafiavov nsXcjQiov ib aüfjux, ttjv iöxyv anaQajuiXlWj 
jöiv 6jLio(pvX(ov Inl nliCörov anoXeKpd^vat, xal %6v fihv aveifiivotg aräXXea&ai 
noaCv, ix rov j^ffA^voi) rbv Innov icp^Xxovra ty o^omoQCtji x^xfi^xota^ tuv 
6* II ^lOfiariX aS-QOtadijvtti nsgl aviov vnkQ tovs nevzi^xovTa^ xgariaiovg afia 
Tiavjag xal ras oixEtag ra^eis dnoXinovrag. ot fihv ovv tos Is xvxXaxTiv ai/rov 
^uiXrjfpoTfg nsQiero^svoVf 6 ^k t^ €VQ€l adxst axenofisvog xal t^ twv onltov 
S-aQQcSv areyccvoTriTi yeyrjd-cjg inoQeveio, drCvaxTog xarä nqöiva ^ TtQoßoXav 
ToTg Tov ßaqßaqixov ixeCtfov ^vXXoyov ßX-r^fiaai xal iav xal Ssixvvfavog, tag 
6k ix€(v(ov TIS yeryttiov ti dqdanv vnkq lovg aXXovg i/iayyeiXd/ASVog änäS-ao 
füv t6 toIov (bg ovx ovriaifiov^ rriv d" inifirixij fxdxatgav i^egvaag xal rov 
tnnov ig ^QOfiov dvslg dy/a/udXcjg xal ivcimog ivoinlü} T(p * iXa/xavip ineßdXno 
fjidxso^ai, avTog filv oöa xal dxqatqeiav ogovg fj dvSgMvra /dXxeov t^naii 
TOV *4XafjLav6v, 6 6k t6 ^itfog anaadfievog nax^Ctf xal rigoiix^ X^*Q^ ßQi&v 
xal fiiya xal atißaQov nXrjfijH ror tnnov int^oxfJ^Cfog negl xovg noöag; xal 
aficpoi xovg ifinqoad'Covg (ag ovö^ dygov xig /o^toi/ dnäxefiev, (og <f' inl 
yovv xA»i9^€k ö Xnnog txi xbv dvaßdxrjv igsMfjtsvov dx^ fj iipsöXQidc ixtelvag 
6 IdXafiavbg xbv ßqaxCova xaxä u^arjg xrjg xov nigaov xogarfg xriv and^v 
xwtrflfeyxiv, ^ 6k xy oix€iq xs dvxixvnicc xal xy xov (p^govxog yfvvaioTtjxi' 
ovxfog d^iod-avfiaaxov eiQydaaxo xr^v xofjiijv, tag xbv f^kv nXtjyivxa 6iaiQ€d^vai' 
6ix^i xaxfog 6k xal xbv tnnov ig xbv vtoxov na^alv 6ianxdvxog xrjv dffxgdßfiv 
xov nX'^fittJogf xovg 6k Xomovg JliQQag xriv xotamv^v ^4av xaxanXayivrag 
fxrjxixi ano^uQQ^oai xbv fied-* ivbg noXsfAo^, xal ot /jikv ovxotßy 6 6k wg 
Xitav nenoi&tbg x^ oixeCc^ ^^M-V ^^^ iniistve xriv nogeCav, aXXä ßd6tjv 
66iV(ov negl bxpCav xovg bfioyiviai ngogifii^v ivd-a rfiUoavxo. 



ÜHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEI<7. 69 

Halbierung des Türken erst dem Pferde die Vorderfüfse abhaut. 
Hierzu kommt, dass sich Uhland, wie die Besprechung des folgenden 
Gedichtes mit Sicherheit zeigen wird, gerade um diese Zeit ein- 
gehend mit dem Crusius beschäftigt hat, während dies bei den 
andern angeblichen Quellen nicht nachweisbar ist. FragHch könnte 
meines Erachtens nur sein, ob er nicht vielleicht den Nicetas selbst 
vor Augen gehabt habe; aber auch diese Frage glaube ich verneinen 
zu müssen, da das Gedicht nichts enthält, was im Nicetas, nicht 
aber im Crusius stände und da auch hier die Benutzung des wolbe- 
kannten Crusius an sich wahrscheinlicher ist, als die des entlegenen 
Byzantiners. 

Das Uhlandsche Gedicht ist nach allgemeinem Urteil eins seiner 
besten und verdankt diese Beliebtheit, abgesehen von einzelnen 
poetischen Schönheiten, im wesentlichen wol der Harmonie zwischen 
Inhalt und Form. Die Geschichte ist eine Anekdote, wie sie im 
Zeitalter der Kreuzzüge häufig entstanden, und es muss als ein 
glücklicher Griff des Dichters bezeichnet werden, dass er für dieselbe 
Versmafs und Stil der Reimchroniken wählte, welche ihm aus 
Hans Sachs*) und aus der normannischen Reimchronik des Wace 
wol bekannt waren und in welchen er sich schon früher (vgl. 
Richard Ohnefurcht und in Bezug auf die Darstellung auch Taillefer) 
mit Glück versucht hatte. Die wahre Wiedergeburt des alten Stoffes 
wurde aber erst dadurch bewirkt, dass das in der Sage mehr an- 
gedeutete als ausgeführte Bild des Helden durch Hervorhebung der 
für ihn charakteristischen Eigenschaft der schweigsamen Tüchtigkeit^) 
zu lebensvoller Plastik herausgearbeitet und in eine Umgebung ver- 
setzt wurde, deren Darstellung durch Frische und hebenswürdigen 
Humor jeden Deutschen anmutet und zugleich durch dialektische 
Formen und den frei hinzugedichteten Schluss an die spezieile 
Heimat des Helden erinnert. 



*) Dass er diesen früh kannte und schätzte, zeigt sein Brief an K. Mayer 
vom 22. April 1808 (Mayer, Uhland und seine Freunde I S. 82). 

') Götzinger a. a. 0. S. 518 bemerkt freilich zu den Worten Uhlands: 
Die sahen nun mit gutem Bedacht u. s. w. — „im Gegensatz zu dem unbe- 
dachten und zornmüthigen Schwaben."! 



70 UHLAMDS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 



5. Graf Eberhard der Rauschebart.*) 

20. Jani biB 4. Juli, 10. 11. Juli 1816. 

Unter den schwäbischen Grafen^), welche in der Mitte des 
14. Jahrhunderts die Machtlosigkeit des Reiches und die allgemeine 
Rechtsunsicherheit zur Gründung einer von Kaiser und Reich un- 
abhängigen Hausmacht benutzten, ragten neben den Helfensteinem 
und Oettingern namentUch Eberhard und Ulrich von Wirtemberg 
hervor. Beide Brüder waren 1344 gemeinschaftlich zur Regierung 
gelangt, und namentlich der ältere bis zur G^waltthätigkeit eigen- 
mächtige, aber wo es Noth that auch staatskluge und schmiegsame 
Eberhard liefs es sich angelegen sein, in den ewigen Kämpfen der 
Parteien durch Bündnisse, welche um hohen Lohn geschlossen, um 
höheren ohne Bedenken gebrochen wurden, durch Kauf oder auch 
durch Gewalt seine Herrschaft zu erweitern. Bedeutende Unter- 
stützung bei diesen Bestrebungen gewährte ihm das Amt der 
Niederschwäbischen Landvogtei, welches seit König Albrechts Thron- 
besteigung bei dem Wirtembergischen Hause war und demselben das 
Recht gab, im Namen des Kaisers über die Aufrechterhaltung des 
Landfriedens zu wachen. War dieses Amt bei der Menge raub- 
und fehdelustiger Ritter einerseits und bei der sich immer steigern- 
den Macht der schwäbischen Städte anderseits kein leichtes, so bot 
es doch seinem Inhaber fortwährend Gelegenheit, sich auf Kosten 
der streitenden Parteien selbst zu erheben, und in der That finden 
wir denn auch Eberhard fast stets in offener oder stiller Feind- 
schaft mit den Raubrittern oder den Städtern. Aber erst der 1366 
erfolgte Tod seines Bruders setzte ihn in den Stand, mit ganzer 
Macht seine ehrgeizigen Pläne zu verfolgen, und schon im folgenden 
Jahre finden wir ihn in eine hartnäckige Fehde verstrickt, welche 
erst nach 18 Jahren beigelegt wurde*). 

Schon im Jahre 1354 hatte sich Eberhard eine Art Anwart- 



*) Vgl. Mayer, UU. II S. 43; vgl. auch S. 51. 

^) Diese ganze Uebersicht ist ein Auszug aas deo betreffendea Partieea 
von Stalins Wirtembergischer Geschichte Bd. III. Wörtliche EntlehaaDgeo 
sind durch Anführungsstriche kenntlich gemacht. 

*) Für das Folgende vgl. Stalin III S. 299 ff. 



UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN« 71 

Schaft auf Besitzungen der Grafen Wilhelm und Wolf von Eberstein 
zu verschaffen gewusst. Diese, fehdelustige Raubritter, rait ihren 
Helfern, namentlich mit Wolf von Stein zu Wunnenstein (bei Beil- 
stein), genannt der glifsende Wolf, welcher Eberhard beschuldigte, 
er habe ihm sein väterliches Erbe genommen, standen jetzt wider 
diesen auf und suchten sich durch einen kecken Handstreich der 
Person des verhassten Gegners zu bemächtigen. „Ohne Argwohn 
befand sich im Frühjahr 1367 Graf Eberhard mit seiner Gattin und 
seinem Sohne Ulrich, dessen Gemahlin und Kinde gerade im Wild- 
bad seiner Gesundheit zu pflegen, als von ihrem angrenzenden Ge- 
biete her die Grafen von Eberstein, der eben genannte Wolf von 
Wunnenstein und manche Glieder der Gesellschaft, welche sich 
Martinsvögel nannte, ihn, ohne vorher einen Absagebrief zu schicken, 
überfielen. Auf solche Weise überrascht, hätten Graf Eberhard und 
sein Sohn sich gefangen geben müssen, wären sie nicht von einem 
Bauern noch so zeitig gewarnt worden, dass sie bei Nacht über den 
steilen Gebirgsrücken hin, in die drei Stunden entfernte Burg Zavel- 
stein flüchten konnten/' Kaum in Sicherheit bot der ergrimmte 
Eberhard den Landfrieden auf, sogar die schwäbischen Reichsstädte 
leisteten, so wenig dies sonst vorkam, Zuzug und so schritt man 
nach der Eroberung von Straubenhard schon im Sommer 1367 zur 
Belagerung der Hauptfeste der Gegner Neu-Eberstein. Aber die Burg war 
fest und die Geduld der Belagerer kurz. Namentlich der Eifer der Städter 
erkaltete schnell und ihre Scbaaren zogen bald plündernd und sengend 
nach Hause. Eberhard sah sich genötigt die Belagerung aufzuheben 
und betrachtete nicht mit Unrecht die Treulosigkeit der Städter als 
die Ursache des Misslingens. So geseUte sich zu der aus allgemeinen 
Verhältnissen hervorgehenden Spannung zwischen den beiden Parteien 
noch ein persönlicher Grund zur Feindschaft auf Eberhards Seite 
und, vorläufig aufser Stande, sofort Rache zu nehmen, wartete er 
ruhig eine Gelegenheit ab. Diese fand sich denn auch. Die Städter, 
durch die fortwährend sich neu bildenden Ritterbünde, unter 
¥^elchen damals die Gesellschaften mit dem Schwerte und von der 
Krone die bedeutendsten waren, in Misstrauen und Schrecken ver- 
setzt, schickten 1372 an Eberhard eine Gesandtschaft, um Auf- 
klärung über die Absichten jener Bünde zu erhalten. Aber sie 
wurde unfreundlich und ohne allen Trost abgewiesen, und als nun 
gar um dieselbe Zeit der Hauptmann des oberschwäbischen Land- 



72 UfiLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 

friedens Ulrich von Helfenstein von einigen Rittern überfallen und 
gefangen gesetzt wurde, loderte der Groll der Städte gegen Eber- 
bard, welchen man als den Urheber dieser Gewaltthat betrachtete, 
in hellen Flammen auf. Sie grilTen zu den Waffen, wurden aber 
am 7. April 1372 auf der Alp, fünf Stunden nördlich von Ulm, 
zwischen Altheim und Weidenstetten , gänzlich aufs Haupt geschlagen. 
Zwar wurde im August desselben Jahres durch die Vermittlung König 
Karls ein Vergleich zwischen den kämpfenden Parteien hergestellt, 
aber ein dauerhafter Friede konnte nicht zu Stande kommen, weil 
die Städte dem König ebenso misstrauten als Eberhard. Und nicht 
mit Unrecht. Denn zur Erwerbung der Mark Brandenburg, welche 
im J. 1373 erfolgte, brauchte Karl sehr viel Geld und legte, da er 
es von den reichen Städten am leichtesten zu erlangen hoffte, den- 
selben harte Schätzungen auf, welche um so so gröfsere Misstim- 
mung hervorriefen, als mit ihrer Beitreibung ihr erbittertster Feind 
Eberhard betraut wurde. Zwar wichen sie jetzt noch dem Drange 
der Notwendigkeit, erneuerten aber im Jahre 1376 ihr altes Bünd- 
nis^), „einander beizustehen und zu helfen gegen jeden, mit Aus- 
nahme des heil. Reichs, der sie bei ihren Rechten und Freiheiten 
bekümmern, angreifen oder drängen würde, es wäre mit Schätzung, 
Verpfandung oder mit anderem, und verpflichteten sich, wenn eine 
Ermahnung vom Kaiser an sie ergehe, nur gemeinschaftlich zu 
handeln.^' Die Ausnahme des heil. Reichs war eine politische 
Phrase, denn gegen Kaiser und Reich war das Bündnis in erster 
Linie geschlossen, wie die gleich folgenden Ereignisse deutlich zeigen. 
Karl IV. suchte um diese Zeit die Anerkennung seines Sohnes 
Wenzel als römischen Königs und zukünftigen Kaisers von den 
deutschen Fürsten durch schwere Opfer an Geld und Gütern zu 
erlangen, und verpfändete zu diesem Zweck im August 1376 die 
Städte Weil, Esslingen und Gmünd und mehrere Dörfer mit allen 
Rechten, Nutzungen, Steuern u. s. w. dem Grafen Eberhard. Sofort 
traten die bedrohten Städte dem schwäbischen Bunde bei; dieser 
beschloss, mit aller Macht das drohende Unheil abzuwenden, und 
der Krieg begann. Dieser bestand nach der Sitte der damaligen 



^) Der Band der schwäbischea Städte für sich (mit Ausschluss der Herren) 
erscheint zuerst, aber schon hier als sehr bedeutend, selbst gegenüber dem 
Landfrieden in einer Urkunde vom 11. Mai 1346. Vgl. Stalin III S. 232 
Aom. 1. 



UHLANDS SCHWÄBISCHE MLLADBN. 73 

Zeit in wechselseitigen Raub- und Plünderungszügen, bei welchen 
mit Feuer und Schwert gewütet, Vieh geraubt, Felder und Wein- 
berge greulich verwüstet und viele Menschen getödtet oder in Ge- 
fangenschaft fortgeschleppt wurden. Der bedeutendste Zusammen- 
stofs fand am 21. Mai 1377 bei Reutlingen statt, wo der Sohn 
Eberhards, GrafULrich aufs Haupt geschlagen und mit Hinterlassung 
vieler Todten zur Flucht nach der Feste Achalm genötigt wurde. 
Dieser Sieg wurde für beide Parteien folgenschwer. König Wenzel, 
welchem von seinem damals in Brandenburg weilenden Vater die 
Ordnung der schwäbischen Angelegenheiten übertragen worden war, 
hielt es für geraten, mit den Städten, von deren Macht er so eben 
ein glänzendes Beispiel erhalten hatte, Friede und Freundschaft zu 
schliefsen. Aufserdem suchte er eine Hauptursache der ewigen 
Fehden wegzuräumen, indem er unter Mitwirkung seines Vaters dem 
Grafen Eberhard die Landvogtei Niederschwaben abnahm, und 
brachte 1378 zu Nürnberg eine Waffenruhe zwischen den Streiten- 
den zu Stande, welche 10 Jahre dauerte. Inzwischen rüstete man 
sich beiderseits zu neuem Kampfe. Die Städte verstärkten sich 
1377 durch die Aufnahme von 18 neuen Mitgliedern, so dass der 
Bund nun 32 Reichsstädte umfasste, Eberhard aber schloss sich 
1379 an das damals aufkommende, zum Schutz wider die Städte 
geschlossene Bündnis der Herrn vom Löwen an, worauf die unter- 
dessen bis auf 38 angewachsenen schwäbischen Städte 13 rheinische 
und 5 schweizerische Städte in ihr Bündnis aufnahmen, so dass 
sie nunmehr zu den bedeutendsten Vereinigungen innerhalb des 
zerstückelten deutschen Reiches gehörten. Die am 9. Juli 1386 bei 
Sempach erlittene Niederlage des Herzogs Leopold von Oesterreich 
mit der Blüte des suddeutschen Adels trug auch das ihre zur Er- 
höhung des Selbstgefühls auf der einen, des Misstrauens und der 
Rachbegier aaf der andern Seite bei: es bedurfte nur des leisesten 
Anstofses, um den lange vorbereiteten und beschlossenen Entschei- 
dungskampf zum Ausbruch zu bringen. Diesen Anstofs gaben die 
Herzoge von Baiern, indem sie den Erzbischof Pilgrim von Salzburg, 
welcher sich dem Städtebunde angeschlossen hatte , gefangen nahmen, 
worauf am 17. Januar 1388 Ulm im Namen aller Städte den Her- 
zögen von Baiem und damit dem Adel im Allgemeinen den Krieg 
erklärte. Jetzt galt es vor allem, die Kräfte der einzelnen Glieder 
des Städtebundes möglichst schnell zu concentrieren und namentlidi 



74 UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 

auch den Zuzug der rheinischen Städte ungesäumt heranzuziehn. 
Zu diesem Zwecke sollte zuerst der Graf von Wirtemberg, durch 
dessen Territorien die Verbündeten getrennt wurden, überwältigt 
werden. Bei Döffingen trafen im August 2800 Städter und 2600 
Bauern Eberhards nebst einer Menge yon Fürsten und Herren auf 
einander. Nach heftigem Kampfe, in welchem Ulrich, der Sohn 
Eberhards seinen Tod fand, wurden die Stadter geschlagen, mehr 
als 500 fielen, gegen 400 wurden gefangen. So theuer Eberhard 
den Sieg erkauft hatte, so bedeutsam waren auch die Folgen des- 
selben. Bei der lockern Natur der Bündnisse in der damaligen Zeit 
genügte eine Niederlage, dieselben zu sprengen und so wurde auch 
durch die, nach unseren Anschauungen unbedeutende Schlacht bei 
Döffingen die Macht des schwäbischen Städtebundes, welcher schon 
im Gefühl seiner Macht Kaiser und Reich zu trotzen wagte, that- 
sächlich gebrochen und Eberhard konnte vier Jahre später (15. März 
1392) sein thatenreiches Leben mit dem Bewusstsein beschliefsen, 
die Städte durch diesen Sieg dauernd gedemütigt zu haben. 

Unter seinem Enkel und Nachfolgei* Eberhard dem Milden 
(1392—1417), welcher sich 1380 mit Antonia, der Tochter des 
Beherrschers von Mailand, Barnabo Visconti vermählt hatte, traten 
friedlichere Zeiten ein. Die Städte, welche sich von dem empfan- 
genen Schlage nicht wieder erholen konnten, suchten in Frieden 
mit dem milden Herren zu leben und so schloss er schon 1394 mit 
13 schwäbischen Städten ein Schutz- und Trutzbündnis, welches 
auch für ihn von Wichtigkeit war, da der Kampf mit den Schleg- 
lern bevorstand. „Es hatten nämlich, dem Landfrieden zum Hohn, 
viele Adlige in Schwaben und am Rhein in der Absieht, fürstlicher 
Landesherrschaft entgegenzuarbeiten , eine Gesellschaft gebildet, 
welche sich die „mit dem Schlegel" nannte und sich unter Haupt- 
leuten, genannt Schlegelkönige, zusammengeschart hatte. Diese 
Gesellschaft, wenn gleich Glieder derselben Strafsenraub trieben, 
hatte, da sie auf der andern Seite auch Hilfe bot, sogar Städte, 
wie Worms und Speier vermocht, dass sie sich vorübergehend ihr 
anschlössen. Bei der Gefahr, welche aber immer von ihr her 
drohte, sannen die Fürsten, die bedeutenderen Herren und die 
Mehrzahl der Städte auf ihre Vernichtung." „Im Sommer 1395 
„lagen" die Schlegler „stark" zu Neuenbürg, Heimsheim, Bemeck 
und Schenkenzeil, von welch letzterem Ort sie auf die Stadt Rotweil 



UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 75 

und den Grafen Eberhard von Wirtemberg Angriffe machten. Der 
Graf, unterstützt von den Städten, rückte zunächst vor Heimsheim, 
wo im festen Schlosse drei Schlegelkönige, Wolf von Stein und 
Reinhard und Friedrich Ton Enzberg mit ihren Scharen zu kräf- 
tigem Widerstände entschlossen zu sein schienen. Da steckten die 
Wirtembwger am 24. September mit Feuerpfeilen den Ort in Flam- 
men, worauf sich die Belagerten meist durch die Flucht retteten. 
Sechs Edle, worunter die drei Schlegelkönige — bei denen der 
Yolkswitz, um das Kartenspiel voll zu machen, noch den vierten 
vermisste — geriethen jedoch in des Grafen Gefangenschaft.^' 

Dies sind die historischen Begebenheiten, welche dem Uhland- 
sehen Balladenkranze von Eberhard dem Rauschebart zu Grunde 
liegen , als Quellen zu seinen Gedichten hat Uhland selbst nach einer 
Mittheilung des Herrn Prof. Holland in seinem Tagebuche *) Crusius, 
Sattler und Spittler verzeichnet. Wir werden jedoch im Folgenden 
sehen, dass die I)arstel|ungeu dieser drei Männer in sehr verschie- 
denem Maiäe benutzt worden sind und dass ihnen mit der höchsten 
Wahrscheinlichkeit noch Trithemius hinzugefügt werden muss. 

Der Ueberfall im Wildbad. 

Nach einem tadelnden Blick auf die seichte Tagespoesie, welche 
in Weisser und Hang vom Cottaschen Morgenblatte ihre Hauptver- 
treter hatte, spricht der Dichter in der Einleitung die Absicht aus, 
würdigere Stoffe zu besingen und die alte Heldengestalt des Greiners 
aus ihrem Grabe wieder erstehen zu lassen. 

Da das erste Gedicht „der Ueberfall im Wildbad" sich nur zum 
Theil auf Quellen zurückführen lässt, so erscheint es zweckmässig, 
dafür eine Vermutung über die ursprüngliche Veranlassung zur 
Bearbeitung dieses Stoffes vorauszuschicken. 

Im Februar 1811 besuchte Uhland auf der Rückreise von Paris 
seinen Freund Justinus Kerner im Wildbad und berichtet darüber 
an Karl Mayer unter dem 23. Februar 1811^): „Von da (Karlsruhe) 



*) S. die Receosion im Litt. Centralblatt, [wo (1873) S. 752 aus (Jhlands 
Brief an K. Mayer vom 2. Sept. 1815 Pfisters Geschichte von Schwaben 
eitiert und mit Pezold in Herrigs Archiv XXXIJI S. 28 als Uhlands Hanpt- 
quelle angesehen wird.] 

1) S. L. Uhland. £. Gabe für Freunde S. 75. Mayer, a. a. 0. I S. 171. 



76 UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 

ging ich zu Kemer und blieb vierthalb Tage bei ihm. Ungeachtet 
es die meiste Zeit regnete, waren wir doch recht gut beisammen. 
Wir hatten uns so viel zu sagen, theilten uns unsere Papiere 
mit, setzten uns ins Bad, machten, wenn es möglich war, kleine 
Spaziergänge an dem wilden Strome hin , machten uns mit der Re- 
daction des Almanachs zu schaffen.^' Nun ist es wahrscheinlich, 
dass Kerner schon damals mit seinem Bächelchen über das Wild- 
bad ^) beschäftigt war, dessen Vorrede, also der doch wol zuletzt 
geschriebene Theil, vom letzten November 1811 datiert ist. Zwischen 
dieser kleinen Schrift und dem Uhlandschen Gedichte finden sich 
nun so viele Berührungspunkte, dass ein Zufall ausgeschlossen ist 
und vielmehr eine genaue Bekanntschaft des Dichters mit derselben 
angenommen werden muss. Hier die Beweise. 

Ob zu Eberhards Zeit der Weg von Stuttgart nach dem Wild- 
bad über Hirsau führte, weifs ich nicht, jedenfalls sagt Kern er S. S4: 
„die von Stuttgart aus in das Wildbad reisenden Gäste fuhrt eine 
neuangelegte Chaussee nun an Hirsau vorüber^^ und gibt dann 
eine Beschreibung des einst so berühmten Klosters. Das Gast- 
haus zum Spiefs zeichnet sich nach S. 79 „durch treffliche Berei- 
tung der Speisen und die Lage auf dem Marktplatze aus.'' Die 
Sage von der Entdeckung der Heilquellen wird S. 68 nach Gallus 
Etschenreuter so erzählt: „die warmen Quellen des Wildbades seyen 
ehemals aus wildem Land in einen runden See hervorgekommen, 
und durch ein wildes Schwein, das in ihm seine Wunden ausge- 
waschen, und dem ein Jäger durch die Wildniss nachgefolgt, seye 
dieser See und seine warmen Quellen entdeckt worden."^) Von 
dem üeberfall des Greiners endlich lesen wir S. 70: „Im Jahre 1367 
besuchte Graf Eberhard der Greiner von Würtemberg dieses Bad. 
Matt von so vielen Kämpfen wollte der Greis im friedlichen Thale 
bei heilenden Quellen seine Glieder stärken, hatte sein eisernes 
Kleid und sein rostiges Schwert ruhend niedergelegt, da überfielen 
plötzlich mehrere schwäbische Ritter, von dem Grafen von Eberstein 
angeführt, mit Ungestüm das Städtchen Wildbad und kaum rettete 
sich noch der Graf, durch einen armen Hirten geleitet, der ihn 



1) Das Wildbad im Königreich Würtemberg bescbrieben von Dr. Andreas 
Jnstinns Kerner. Tübingen. Heerbrandt 1813. 

>) Vgl. Meier, deutsehe Sagen ans Schwaben S. 349. 



UHLAPTDS SCHWÄBISCHE BALtADHIf. 77 

Über Felsen und Untiefen über den Kappelberg hin , auf dem Rücken 
trug> auf die Feste Zavelstein. Der Graf liefs, nach Cnisius, auf 
diese seine Rettung eine Gedächtnissmünze prägen. Auf der einen 
Seite erblickt man ein Kreutz, auf der andern eine Hand. Nach 
dieser Zeit wurde das Wildbad mit einer Mauer umgeben.'* 

Es soll aus dieser Uebereinstimmung zwischen dem Kerner- 
sehen Buch und dem Uhlandschen Gedicht keineswegs gefolgert 
w^den, dass das erstere die Quelle des letzteren sei, sondern 
nur, dass der Aufenthalt an dem Orte der Sage und die Besprechung 
derselben mit dem Freunde in dem Dichter die Ueberzeugung von 
der poetischen Verwendbarkeit derselben wach gerufen habe und der 
Anlass zu seiner eigenen Bearbeitung geworden sei, da ihm die im 
Almanach für 1812 von Kemer gegebene („Von Würtemberg 
Graf Eberhard") nach Auffassung und Ausführung nicht genügen 
mochte.*) 

Dass bei dieser Annahme zwischen der ersten Idee zu diesem 
Gedichte und der YeröfTentlichung des ganzen Balladenkranzes vier 
Jahre liegen, kann nur Denjenigen wundern, welcher die Sorgfalt 
Uhlands auch in dichterischen Dingen nicht kennt. Es war stets 
sein Bestreben, in historischen Gedichten ein möglichst getreues 
Golorit herzustellen und zu diesem Zwecke istudierte er die einschlä- 
gigen Quellen, benutzte sie aber natürlich nicht als Historiker, 
sondern nach poetischem Bedürfnis. So folgte er Crusius (Kerner), 
indem er gegen die glaubwürdigere üeberlieferung der andern Histo- 
riker (Sattler, histor. Beschreibung d. Herzogt. Würt. S. 169, 
Spittler, Gesch. Würt. S. 30) den Greiner nicht von seinem Sohne 
Ulrich begleitet sein lässt. Hätte er diesen mit hineingenommen, 
so würde er neben dem Hirten, der seinen Vater trug, keine be- 
sondere Rolle gespielt haben; diese Art der Rettung aber durfte 
er, wie wir sehen werden, unter keiner Bedingung aufgeben. 

Den Wolf von Wunnenstein als zweiten Anführer fand der 
Dichter bei Sattler a. a, 0., in den andern Quellen nicht; er wurde 
im Hinblick auf das letzte Gedicht aufgenommen. Die Wappen der 
beiden Hauptleute sind historisch und können aus Crusius genom- 
men sein, welcher Ann. Suev. Pars H lib. IV. c. 3 S. 109 über die 



*) Vgl. Mayer, Uhl. I S. 1 75. 



7S CHLAIfl» SCHWAHSCHE BALLAUBf. 

Entstehung des Ebersteinschen Wappens folgendes erzählt: „Longo 
tempore post [Otho] Caesar snnm sororium Romam misit ad Ponti- 
fioem. Qui cum Dominica Laetare, quae Rosarum dominica nomi- 
natnr, ibi esset, ac Pontifex Rosam in processione ferret, eam 
postea albo in panno hnic Eberstainio donayit: nempe nibram rosam 
cum caeruleo sapphiro in eins medio. Hanc secum ad socenim 
detulit Brunswigam , qui eam in posterum honorificum insigne Eber- 
stainiae domus esse iussit, rubram seil, rosam in planitie alba cum 
sapphiro in medio. Antea namque pro insignibus gestaverant nigrum 
apnim in campo aurato super petra viridi/' 

Ueber das Wappen des Wunnensteiners bemerkt Crusius 
(m, VI, 2 S. 310): „In clypeo autem Wunnenstainiorum erant tres 
secures, drey Beihel"*). 

Die Art, wie der Greiner gerettet wurde, überliefert Crusius 
(Pars m lib. Y c. 8) zwiefach: „Anno 1367 erat discordia inter 
comitem Wirtembergensem Eberhardum et comites de Eberstain. 
Cumque Wirtembergensis quodam die in Thermis sylvestribus esset, 
Eberstalnius comes occulte cum exercitu venit speravitque, se ad- 
yersarii compotem inibi fore. Is vero a rustico noctu per sylvasin 
loca tnta eductus periculum evasit . . . Alibi legitur, comitem Wir- 
tembergensem insidiis ab hoste appetitum a quodam homine per 
ardua tergo elatum esse. Ideo ad memoriam rei nummum argen- 
teum cudisse, in cuius uno latere cnix esset, in altero vero 
manus. . . . Postea locus Thermarum circumdatus muro est. 

Es darf nun wol als bekannt vorausgesetzt werden, dass das 



1) Hier mag der Schlass des Aufsatzes von Klanziflger über den alten 
Recken in den Wärttemberg. Jahrb. 1851 Heft 2 S. 53 ff. einen Platz finden: 
„Wolf starb 1413 am 9. November und wurde an der Seite seiner ersten 
Fran in der Magdalenenkirche zu Beilstein beigesetzt, wo noch sein Bild, 
freilich sehr verstümmelt zu sehen ist. Da steht er, klein von Statar, aber 
stämmig, das Haupt, die Rechte und ein Theil der Föfse sind abgeschlagen, 
doch beugt er sich noch kühn vor mit dem Schlegel (Hammer) auf der 
Brust und im Gürtel, mit der Linken fasst er sein Wappen, worauf drei 
Beile sind, zu seinen Füfsen liegt ein Wolf oder eine Löwin.'' Hieraus ergibt 
sich, dass der Schlegel sowol Abzeichen als Waffe war. Wenn GÖtzinger 
S. 531 „von den silbernen Keulen oder Schlägeln, womit sie bewaffnet 
waren" spricht; so ist das eine der unüberlegten Aeufserungen , welche der 
Abschnitt über Uhland enthält. 



ÜHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 79 

Gedicht 1815 d. h. zur Zeit des Wirtembergischen Yerfassungsstreites 
geschrieben ist und dass die Strophe 

Da denkt der alte Greiaer: Es thut doch wahrlich gut, 
So sänftlich sein getragen von einem treuen Blut. 
In Fähr den und in NÖthen zeigt erst das Volk sich echt: 
Drum soll man nie zertreten sein altes gutes Recht. 

eine deutliche Anspielung enthält auf die durch Aufhebung der alten 
und Octroyierung einer neuen Verfassung bewirkte Vernichtung des 
alten guten Rechtes, für welches Uhland in seinen politischen 
Gedichten (vgl. besonders 1. 3. und 10.) und sonst in Wort und 
Schrift energisch eingetreten war. Die zweite Ueberlieferung des 
Crusius gab nun dem Dichter Gelegenheit , die Treue des Volkes in 
ihrer herrhchsten Gestalt und ihren Wert für den Fürsten in der 
Stunde der Not zu schildern und aus diesem Grunde hat er die 
zweite Ueberlieferung der ersten vorgezogen. 

Die drei Könige zu Heimsen. 

Aus der historischen Uebersicht ging hervor, dass die diesem 
Gedichte zu Grunde hegende Begebenheit gar nicht mehr unter 
Eberhard des Greiners Regierung, sondern erst ins Jahr 1395 ßillt. 
Indessen haben wir es hier nicht mit einer Erfindung des Dichters 
zu thun, sondern sehen ihn nur einer Ueberlieferung folgen, 
welche, wenn auch historisch unrichtig, für seine Zwecke allein 
brauchbar war. 

Der unkritische Tritheim^) erzählt die Belagerung von Heims- 
heim zweimal, zuerst im unmittelbaren Anschluss an den Ueberfall 
im Wildbad, dann richtig im Jahre 1395. Uhland ist dem ersten 
Berichte gefolgt, weil er so in den ersten beiden Gedichten den 
Greiner im Kampfe mit den Rittern darstellen konnte, das eine 
Mal unterhegend, das andere Mal siegreich. Er ist aber Tritheim 
und keinem Andern, namentUch auch nicht Crusius UI, VI, c. 5 



^) Eigentlich Johannes Trithemins d. i. aus Trittenheim, geb. 1462 gest. 
1516 tla Benedictinerabt in Wirzburg. Im Chronicon Hirsangiense, welches er 
unter dem Titel Anoales Hirsaagienses erweiternd überarbeitete und bis zum 
J. 1513 herabführte, reihte er an die Begebenheiten des Klosters Hirsau, um 
deren Bearbeitung ihn dortige Aebte angingen, die Geschichte Deutschlands 
und der Nachbarländer. S. Stalin Einleitung zum 3. Bd. der Wirtemb. Ge- 
schichte S. 10. 



80 UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 

S. 319 oder Sattler a. a. 0. ü S. 241 bei der Schilderung der Be- 
gebenheit selbst gefolgt, da sich nur zwischen ihnen Uebereinstim- 
mung in Einzelheiten findet, auf welche wir durch gesperrten Druck 
aufmerksam machen, und da sich namentlich das Witzwort des 
Bauern am Schluss nur bei Tritheim findet. 

Dieser sagt Ann. Hirs. p. 254 Tom. II Sanct Gallen 1690 unter 
dem Jahre 1367: „In unum igitur cum memorato comite de 
Eberstein convenientes (sc. nobiles) magnum adunayerunt exerci- 
tum, tres sibi capitaneos constituentes, quos et Beges nominabant 
.... Cumque in oppido Heim3heim essent congregati in pago 
Wiringoe diclo haud procul ab oppido regali Wila et in comitem 
Eberhardum crastino exercitum ducere statuissent, tum comes ipse 
consilio cautus noctu contractis ex multitudine rusücorum copiis 
cum auxilio civium oppidi regalis Esslingen, quod eins sequebatur 
partes, prima luce memoratum oppidum Heimsheim obsidione cinxit 
et ne cui pateret egressus, diligenter observavit. Comes autem de 
Eberstein, nobiles et viri pugnatores, qui intus erant omnes, cum 
viderent se ab Eberhardo praeventos, eins mirabantur audaciam et 
consilio inter se habito rem aggredi fortiter omnes statuerunt la- 
pides et tela per murum in exercitum Wirtembergen- 
sium continue iacientes. Comes vero praecepit rusticis suis, 
quorum ingens multitudo aderat, ut ligna de proximo nemore multa 
comportarent et muris oppidi per girum apponerent immissisque 
naphta et pice succenderent. Quod obsessi de intus cernentes 
pacem a comite petunt, qua certis sub conditionibus concessa, ab 
impugnatione oppidi cessarunt, per unam portam inclusis 
exeuntibus. Cumque de oppido per ordinem (unus post 
alium steht unter d. Jahre 1395 S. 299) nobiles exirent captivi et 
imprimis illi tres capitanei exercitus, qui se nuncupaverant Beges, 
quidam rusticus de parte Eberhardi, homo facetus cum aliis iuxta 
portam dixit: Ha, quam bene factum est, ecce tres veniunt 
reges, si quartus adesset, integrum chartae haberemus 
ludum." 

Uhland hat sich im wesentlichen an seine Quelle angeschlossen 
und abgesehen von Veränderungen, deren Ursache sich aus der 
Verschiedenheit dichterischer und prosaischer Darstellung von selbst 
ergibt, hat er nur die Verknüpfung mit dem ersten Gedichte durch 
mehrfache Hinweisungen auf dieses herzustellen gesucht. 



UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 81 

Die Schlacht bei Reutlingen. 

Die Quelle zu dem Gedichte ist höchst wahrscheinlich Crusius 
Ann. Suev. Pars III lib. V c. 11: „Clades anno 1377 comitis 
Wirtembergensis et nobilium inter castellum Achalmam et oppidum 
Reutlingam cruenta accidit. . . . Nocte, quae eum diem (14. Mai) 
praecedebat exivere cives Reuthngenses cum sociis numero DCC, 
ut praedam facerent et Wirtembergensi domino nocerent. VeneFe 
matutino tempore ad oppidum Uracum, rapuerunt, quae poterant; 
in revertendo per Uracensem vallem pagum Tettingam exusserunt 
agricolis aliquot caesis, ante prandinm capita pecoris CCC agebant, 
ipsique alii ex oppido Reutlinga exeuntes aggregabantur. Ibi Ulricus 
Wirtembergensis comitis Eberhardi filius circum montem de arce 
Achalma descendit cum multis fortibus et armatis viris (232 hasta- 
tis circiter) comitibus et baronibus, equitibus auratis et nobilibus, 
ut praedam civibus eriperet, imo ut si fors ita ferret, etiam cum 
iis improviso in oppidum invadens id occuparet. Descenderunt 
proceres inter suburbium et S. Leonhardi sacellum in pratis et 
agris ex equis ac pedites rem gerebant. Verum plures, qui in 
oppido erant, interea ovx älaoaxom^v exovzegj per quandam 
portam, quae alias clausa tenebatur, celeriter excurrere suisque 
fortiter succurrere. Ibi acerrima pugna coorta, nobilitas inter hostes 
priores et posteriores intercepta devicta est ac multi heroes et 
praeclari viri ceciderunt." Nun folgt eine lange Liste der Gefallenen, 
unter ihnen auch die von Uhland erwähnten, nämlich: „Graf 
Friedrich von Zorn (Zolleren sis) und Salzburg, Ritter, genannt vom 
Eselsberg. Graf Ulrich der Schärer, Pfalzgraf von Tübingen, Herr 
zu Herrenberg. Fuit ultimus eins loci. Graf Hans von Schwartzen- 
berg. Herr Götz (Gottfridus) der Schoderer von Wieschheim (al. 
Weissenheim), Ritter. Vexillifer tunc fuerat. Derchtoldus de Sachsen- 
haim miles et filius eins Fridericus^). Wendus ex Franconia, miles. 



1) Uhland bemerkt zu dlesea beiden: 

Die liegen still beisammen in Lilien und in Moho. 
Auf ihrer Stammburg wandelt von Alters her ein Geist, 
Der längst mit Klaggeberden auf schweres Unheil weist. 
Nach Götzinger a. a. 0. 527 sind Lilien und Mohn Wappenzeichen der von 
Sachsenheim. Ich habe hierüber nichts entdecken können. * S. die Rec. im 
Litt. Centralblatt [1873. S. 752: „In die Bemerkung über die von Sachsen- 
heim wäre noch hinzuzufügen, dass Uhland selbst (Schriften II S. 246) das 

Uhland 8 Balladen. ß 



82 OHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 

Joannes de Lustnow^). — Veniebant postea publica fide et pace 
ReuÜingam multi officiales et scutigeri, qui suos heros quaerebant 
nee omnes reperiebant. Hi dicebant desiderari octoginta sex pro- 
ceres equites etnobiles. Plures tarnen, quam supra scripti^) aspor- 
tati ex civitate non fuerunt iique abluti et alba veste induti. Adde- 
bant multos esse vulneratos. Horum aUquot in arcem Achalmam a 
Wirtembergicis portati fuere. Non autem volebant sinere Reut- 
lingenses avehi quemquam, nisi quem suus servus nominasset. . . . 
lUustris vero comes Ulricus Wirtembergensis vulneratus equo tIx in 
arcem Achalmam evaserat^. . . . Anno 1378 Eberhard Wirtembergensis 



Wappen derselbeo, „zwei Hörner", anhiebt. Uhlauds Roman „Hermann von 
Sachsenheim^' sollte doch wohl den Verfasser der ,,M(>rin" (Schriften II S. 219 ff.) 
zum Helden haben /^* Das Si^el des Hermann v. S., welches Sattler Histor. 
Beschreibung Wirtembergs S. 232 beschreibt und abbildet, zeigt keine Spur von 
obigem Wappen. Die Sage, anf welche Uhland hier anspielt, kann ich nicht 
belegen, weifs auch nicht, ob der Roman Hermann von Sachsenheim, den 
Uhland in einem Briefe an K. Mayer vom 9. Sept. 1809 unter Hinzofngooi^ 
einiger Romanzen daraus als seine neuste Arbeit erwähnt, hiermit zusamnefl- 
hängt. Vgl. K. Mayer, Uhl. u. s. Freunde 1 S. 134 ff. 

^) Crusius Aon. Suev. liber paralipomenos p. 43: Addam hoc quoqne: eomm 
quidam nuncupati fuere Mortui de Lustnovia. Nobilis euim quidam Lustnovias 
quondam pro mortuo elatus et depositus noctu rediit vivus , linteo quo expor- 
tatus fuerat amictus. Qui vix ab uxore receptus postea liberos adhuc quinqne 
genuit, qui appellati sunt „die Todten von Lastnaw^'. Ueber diesen seltsamea 
Beinamen hat Uhland eine besondere Abhandlung: „die Todten von Lastnaa*' 
in Pfeiffers Germania 8 S. 66 ff. (Schriften Bd. VIII S. 451 ff.) drucken lassen, 
in welcher er nachweist, dass der Ausdruck, „die Todten" (genauer „die 
TodtensÖhne^') eigentlich soviel bedeute, wie die Söhne einer widergeborenen 
oder freigewordenen Mntter. Dagegen s. Liebrecht German. JV. F. I, 161 ff. — 
*Im Sitzungsbericht des Vereins für. die Geschichte Berlins vom 12. April 1873 
(Sonntagsblatt der Voss. Zeitung 4. Mai 1873): „I. J. 1785 ertheilte Friedrich 
d. Gr. dem Hans Heinrich Arnold v. Beeren «die Erlaubnis, das Wappen der 
Freiherrn von Hagen, sonst „Geist" genannt, zu fuhren und den Namen Geist 
von Beeren anzunehmen. Dieser Arnold Geist v. Beeren war der letzte des 
Geschlechts von Beeren." Die Beerens waren Besitzer von Gross-Beereo. * 

') Und das sind, wie Uhland seiner Quelle folgend richtig angibt, „mehr 
denn sechzig" d. h. zwischen sechzig und siebzig. 

') Die Sage über die Entstehung des Namens Achalm, welche Uhland hier 
anfuhrt, kann ich genau in dieser Gestalt nicht nachweisen. Crusius, Ann. 
Suev. lib. paralip. p. 15, welcher die Erbauung der Burg durch die Brüder 
Egino und Rudolf weitläufig beschreibt, erwähnt nichts davon. Ich vermute, 
dass Uhland das Gedicht von Schwab im Sinne hatte, welches dieser iffl 



UHLANBS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 83 

comes clade, quae ante Reutlingam accepta erat, dolebat. Unde 
perhibetur mappam mensae inter se et filium intersecuisse^)." 

* Die Wappen der Gefallenen , welche nach Uhland auf den 
Fenstern des Rathhauses zu Reutlingen abgebildet sein sollen, 
existiren nicht mehr, wie ich bei meinem Besuche in Reutlingen 
am 16. Juli 1873 erfuhr. Auch Uhland hat sie schwerlich noch 
gesehn, denn das alte Rathhaus ging bei dem grofsen Brande am 
Anfang des 18. Jahrb. zu Grunde. * [Pfister Geschichte yon Schwa- 
ben II 2, 139 f. erzählt, dass die Wappen zu Reutlingen angemalt 
stehen; vgl. die Rec. im Litt. Centralblatt 1873. S. 752: „Beson- 
ders „die Schlacht von Reutlingen", wie auch Pezold a. a. 0. [in 
Herrigs Archiv XXXIII] S. 43 bemerkt, scheint Spuren dieser Quelle 
zu verrathen." — „Jedoch sieht man leicht, dass Pfister nicht die 
einzige Quelle sein kann.''] 

Die Hauptabweichung, welche sich Uhland von seiner Quelle 
erlaubt hat, war dichterisch unbedingt notwendig. Die Aufzählung 
der Gefallenen war an der Stelle, wo sie Crusius hat, nicht wol 
anzubringen, da sie die Handlung zu stark unterbrochen hätte. 



Morgenblatt 1815, also in dem Jahre unseres Gedichtes, N. 89 als N. 1 der 
„Proben Würtemb ergischer Sagen'* *(dann in seinem Buche ,,Die Neckarseite 
der Schwabischen Alb'^ Stuttg. 1823 S. 78 f., wiederholt in seinen Gedichten, 
Ausgabe yob 1851 S. 362 f.)* .veröffentlichte. Hier wird der letzte des Ge- 
schlechtes belagert und vertheidigt sich tapfer; endlich gerät das Schloss in 
Brand, er stürzt hinaus in die Feinde und wird tödtlich verwundet — 

Doch was er rief in letzter Noth, 

Das halbe Wort, Ach, AUm — 

Das hat gewiss getönt vor Gott 

Als wie ein ganzer Psalm. 

Ja selbst dem Feinde klang es schön 
Das ernste Scheidewort, 
Er baute frisch auf jenen Höhn 
Und hiefs Achalm den Ort. 
Meier, deutsche Sagen aus Schwaben S. 344, führt andere Erklärungen des 
Namens an und setzt hinzu: „dass Einer sterbend noch habe sagen wollen: 
Ach Allm-(ächtiger) und dass daher der Name rühre, scheint eine gelehrte Ab*- 
leituDg zu sein. Der Volkserzählung ist sie auch jetzt noch ganz unbekannt 
Ist dies richtig, so dürfte auch die Ermordung des Ritters als weitere Er^ 
findung des Dichters zu betrachten sein. 

^) Dies war im Mittelalter eine Strafe für Vergehen von Edelleuten, 
8. Grimm Rechtsalt. S. 713 citiert von Stalin a. a. 0. Bd. IH S* 322. 

6* 



84 UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 

andererseits mochte der Dichter sie nicht ganz fortlassen, weil sie 
zur Veranschaulichung der Bedeutsamkeit der Niederlage wesentlich 
beiträgt. Er wählte daher mit sicherem Takt den einzig richtigen 
Weg, uqs die Gefallenen im Leichenzuge, also in Bewegung, am 
Schlüsse des Gedichtes vorzuführen und zwar nur die vier vor- 
nehmsten und noch drei andere, deren Namen er etwas charakteri- 
stisches hinzuzufügen wusste: ich glauhe wenigstens, dass dies der 
einzige Grund zur auszeichnenden Hervorhebung der Sachsenheimer 
und des Herrn von Lustnau ist. Mit der Aufzählung der Todten ist 
das Lied von der Schlacht bei Reutlingen eigentlich zu Ende, der 
Schluss, welchen der Dichter im Einklänge mit dem epischen 
Charakter dieses ganzen Balladenkranzes hinzugefügt hat, wirkt an 
sich drastisch und weist auch von dieser Seite den Leser auf die 
Schwere der erlittenen Niederlage hin, anderseits aber lenkt er 
seinen Blick auf den Greiner, welcher, als Mittelpunkt des Ganzen, 
doch auch in diesem Gedichte füglich erwähnt werden musste. 

Die Döffinger Schlacht 

Crusius Ann. Suev. Pars EI lib. VI c. 2 S. 308: „Post con- 
ilictum, qui apud Reutlingam anno 1377 acciderat, in quo tres 
illustres perierant Comites cum multa nobilitate, animi Urbicorum 
creverant. Foedus utrinque factum erat: civitatum Suevicarum cum 
Rhenensibus, comitum Wirtembergicorum cum principibus civilibus 
et ecciesiasticis aliquot. Hinc utrinque praedando urendo occidendo 
plurimum malorum illatum, donec etiam hoc 1388. anno Christi 
praeUo iuxta Imperiale oppidum Wilam 3 milliaribus a Tybinga 
Pfortzhaimum versus ad Wyrmum fluvium situm decertatum est, 
quod nunc describemus ex Nauclero, Munstero, Mutio et mscr. 
chartis. 

Invaserant Augustani, Ulmenses aliaeque civitates mense Auguste 
in Wirtembergiam; quam dire populando Toefifingam prope Wilam 
pervenerant, pagum Wirtembergicae ditionis *). Erat ibi coemeterium 
more vetere satis munitum, in quod metu belli res suas aratores 
contulerant {itfxevayayijxsaav) et id praesidio tenebant. Eum 
locum obsidere coeperunt Urbici et expugnare bonisque eius potiri 

^) Döf6ogen, theilt mir Herr Prof. Holland mit, ist aicbt uotergfegraogeDy 
wie Rudolf und Goidbeck im SchiUerlexikoD S. 192 sägen, sondern besteht noch. 



UHLAND8 SCHWÄBISCHE BALLAD8N. 85 

nitebantur. De suorum igitur periculo commonitus Comes Eber- 
hardus mature auxilio profectüs est, comitatus seniore Rupertino 
Palatino Rheni, iuniore Marchione Badensi, Burggrayio Noribergensi, 
comitibus item Oetingensi, Helffenstainio, Bitschensi, Katzenein« 
bogenio, Episc. Herbipolensi et aliis. Subveniens autem, Leonbergam 
versus contendit, inde in bestes. Habebant hi equitatum DCCC 
lancearum, Eberhardus vero equites DC et bis mille suae ditionis 
pedites. Yentum est ad manus et praelium. Ibi cum proceres ad 
pedes descendissent, generosus comes Ulricus, ut cladem Reutlingen- 
sem, XI annis ante acceptam resarciret (tra r^v nglv ^trcev 
apajroclccttfeie) et patri Eberhardo virtutem suam probaret, inter 
primos heroice pugnat, sed brevi lethaliter vulneratur viribusque 
defectus concidit simulque aliquot alii. Prima namque coitio acer* 
rima esse solet. Sublatus ipse mox a proximis aufertur, in trunco 
arboris amputatae collocatur, sed cito animam deo reddidit. Con- 
tinuatur interea praelium, licet animi Wirtembergicorum tanti ducis 
casu languescerent. Innotescit filii obitus patri. Hie vero tantum 
aberat, ut animo ft*angeretur, ut statim populari lingua ad suos in- 
damaret: Erschrecket nicht! Er ist, wie ein anderer Mann! 
Stehet tapffer! Siehe die Feindt fliehen! Quid trepidatis? State 
yiriliter! Ecce fugiunt hostes! Dixit simulque ipse gladio dextra 
sinistraque grassans ixdv(A(og ^yci)pi(fccvOy summa fortitudine in*' 
enrrit in obstantes. Hostibus trepidatio iniecta, respexerunt in ter- 
gum, quisnam suorum fugeret Ibi vero, cunctis Eberhardinis acer- 
rime incumbentibus ordines Uii)icorum turbati sunt, ipsi fugerunt, 
principibus gloriosam sed non incruentam victoriam reliquerunt .... 
qnae pridie divi Bartholomaei, die Dominico mane coepto proelio, 
contigit. . . . Victor Eberhardus, qui luctum filii in praeUo prudenter 
oelaverat, noctu dolorem interfecti non amplius dissimulare potuit 
(non sinebat inditus natura amor patriam consistere mentem) sed 
illum ut unicum serio iam lugebat. Postridie vero laetum accepisse 
dicitur nuntium, pronurum suam Antoniam peperisse ftlium, ex 

Ulrici Comitis beatae memoriae filio Eberhardo Miti conceptum. Tunc 
gratias Deo agens fertur exclamavisse: Sey es Gott gelobt! Fink hat 

wider Samen !^) 

^) Der Sinn dieses vielfach missverstandenen Aussprachs ist, wie mir 
Herr Prof. HoUand schreibt: „Fink hat wieder zu fressen'S d. b. im äber- 
trageneo Sioiie: „Man kann wieder getrost in die Zukunft blicken.^* 



86 UHLAND8 SCHWÄBISCHE BALLADEN. 

Victoria huius pugnae secundum deum non minimum etiam 
accepta referenda est cuidam laudato se^ Woifio vel Wolfgango de 
Winnenstein antiquae nobilitatis stirpe nato, cui nobili ab armorum 
splendore, quo exultabat, agnomen erat: der gleifsend Wolf. Hie ab 
adolescentia rei militari deditus variis exercitus fuit bellis. Inter 
alios labores Eberhardum quoque Wirtembergensem, illum Greine- 
rum, Rauschenbartum etiam appeilatum inimicum habuit, idque per 
longum tempus nee sine periculis et difiicultatibus. Attamen cum 
huic hosti suo bellum cum civitatibus arduum et propinquum esset, 
operam ei suam obtulit contra eas. Re a consiliariis comitis deli- 
berata, cum homo videretur suspectus, amice ei gratiae sunt actae: 
eomiti enim satis virium contra hostes suppetere. Quievit ergo 
Wolfius. At cum adesse iam ingens eomiti periculum ab urbicis, 
qui Toeffingae esse ferebantur, cognovisset, ibi ipse ovdafAwg 
fivfjtf^xccxwPj minime priorum offensionum ratione habita, turmam 
equitum, quantam potuit, sponte sua collegit ac Toeffingam subsidio 
cucurrit et perquam opportune atque in ipso articulo discriminis 
adfuit. Comite namque Ulrico interfecto animi principum et exer- 
citus eorum labascebant. Sed tamen non solum illustri Eberhardo 
fugam hostium clamante, verum etiam fulgido hoc Woifio (rov 
diiXßovnog Xv'Koad'ivovq) admotis generöse equo calcaribus incur- 
reiite, pro deum! quanta subito nsqinhs^a, fortunae commutatio 
facta est! Victoria illis, qui iam in manibus eam habere videban- 
tur, extorta est insperato, ipsique terga verterunt. . . . Agnovit be- 
neficium Eberhardus, beneficium ab hoste in tempore praestitum, 
gratias pleno ore agit, ad proficiscendum secum Stutgardiam huma- 
niter invitat. Proficiscar, inquit Wolfius, experiar tuam benignitatem. 
Verum enim vero, cum iam ad sesquimilliare una progressi essent, 
ibi repente Gleissenwolfius : Satis mihi processum est, inquit, yale 
Comes Eberharde, repetemus postmodum, quae antehac inter nos 
exercuimus studia. Gute Nacht, es steht im alten Rechten. Simul 
cum dicto equum in gyrum calcaribus egit, sinistrorsum se prori- 
puit, domum iter intendit. Quo in itinere obvium habuit proximi 
vici, cui nomen Zuffenhusae est, gregem, cuius bonam partem ipse 
et comites itineris änerifiopTO secum abegerunt. Agricolae igitur 
Stutgardiam properant, quid accidisset sibi a quibusdam raptoribus 
quiritantes exponunt. Risit Comes Eberhardus: Ha ha senex ille 
lupus cames ad coquinam suam rapuit. Das alt Wölflin hat einma] 



UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN* 87 

ein Kochfleisch geholt. , . . . Fuit quoque longo tempore post 
praelium arbor magna illis in locis desecta et intra eam reperta 
panoplia vel armatura, in qua erant ossa alicuius, qui e fuga effu- 
giens intus se abdiderat, aut in arborem fortassis ascendens eo 
deciderat nee amplius eluctari potuerat. 

Auch in diesem Gedichte hat Uhland sich streng an seine 
Quelle gehalten, nur die Hilfeleistung des Wunnensteiners ist 
organisch in die Haapthandlung eingefügt und durch die Worte 
in Str. 4 

Der stolze Graf entgegnet: ,Jch hab' sein nicht begehrt: 
Er hat umsonst die Münze, die ich ihm einst verehrt." 

eine äufserliche Beziehung zu dem „Ueberfall im Wildbad^^ her- 
gestellt. 

Der Grundcharakter dieses ganzen Balladenkranzes ist episch, 
was eine natürliche Folge des engen Anschlusses an die vorliegen- 
den Stoffe ist. Wo diese nicht ausreichten, hat der Dichter ganze 
Theile frei hinzugedichtet, wie im ersten Gedicht, oder durch Hin- 
zufügung charakteristischer Züge, wie namentlich im dritten, in 
episch bequemer Darstellung ein möglichst getreues Bild der Per- 
sonen und Zustande zu geben versucht. Hierbei hat er jedoch nie 
seiner Phantasie freien Spiebraum gelassen, sondern durch Anlehnung 
an vorhandene Sagen und Berücksichtigung der Oertlichkeit eine 
bestimmte historische und lokale Färbung erreicht. Auch die Wahl 
des Yersmaljses kennzeichnet die Gedichte als episch: es ist die 
Nibelungenstrophe, aber rein iambisch und mit stets drei Hebungen 
in der letzten Halbzeile, eine Form, welche schon in den Rosen- 
gartenliedern vorherrscht. Diese Strophe ist fireilich ungleich ein- 
f5rmiger, als die voll und schön ausklingende ältere, und wenn 
Götzinger a. a. 0. S. 523 mit Bezug darauf sagt: ,,die Eintönigkeit 
hat Uhland durch den Gebrauch des Mittelreims in dem hintern 
Reimpaare zu mildem gesuchtes so muss diese Bemerkung in hohem 
Grade befremden, da in sämmtlichen 74 Strophen nicht mehr als 8 
Mittelreime, 3 im ersten und 5 im zweiten Reimpaare sich finden. 
So sehr daher die Annahme des rein iambischen Ganges durch den 
Charakter der neuhochdeutschen Sprache und Metrik bedingt er- 
scheint, so wenig dürfte dies prinzipielle Aufgeben der vierten 
Hebung im letzten Halbverse der Strophe eine glückliche Wahl ge- 
nannt werden können. Vielmehr wäre das Beibehalten einer festen 



88 UHLANDS SCHwXbISCHE BALLADEN. 

geschlossenen Strophe um so wünschenswerther gewesen, als der 
oben betonte epische Grundzug der Gedichte keineswegs rein ge- 
halten, sondern mit lyrischen Elementen reichlich versetzt ist, wie 
schon die Theilung in mehrere in sich abgeschlossene, zum Theil, 
wie 3 und 4, ganz unverbundene Bilder, ferner das häufig sprung- 
weise Fortrücken der Handlung und das Hervortreten des Dichters 
mit seinen Gefühlen und Anschauungen zeigt. 

Alle Ansprüche, die, wie wir in der Einleitung sahen, Uhland 
an poetische Stoffe stellte, fand er durch die vorliegenden befriedigt. 
Hier w^ar der Grundzug jener wilden Zeit, das ewige Ringen unge- 
bändigter Kräfte mit einander, in aller wünschenswerten Klarheit 
ausgedrückt ; hier fand er Gestalten, so originell und scharf gezeich- 
net, dass zu ihrer dichterischen Belebung wenig Zuthaten n5tig 
waren. Vor allen der alte Greiner, ergraut in Kämpfen, aber auch 
in Listen, hart wie Eisen gegen den besiegten Sohn, aber in echter 
Vatertrauer an seiner Bahre knieend, unversöhnlicher Feind der 
stolzen Städter und Raubritter, aber ein starker Hort seiner Bauern, 
in welchen er die wahren Stützen seiner Herrschaft erkannte und 
welche doch damals ebenso wie heute beim Streite der Grofsen 
stets die Schläge bekamen. Neben ihm das ritterliche Bild Ulrichs, 
welcher mit seinem Herzblute die Schmach der Niederlage abwäscht, 
und die köstliche (jcstalt des Wunnensteiners , eines Raubritters 
von echtem Schrot und Korn, voller Lust an kühnen Reiterstücken 
und von so grimmigem Hass gegen die Pfeffersäcke, dass er gegen 
sie selbst seinem Feinde zu Hilfe kommt; aber auch nur gegen sie, 
denn sobald der Sieg errungen ist, steht zwischen ihm und Eber- 
hard wieder Alles im alten Rechten. Hauptsächlich aber auf dem 
Reiz dieser Persönlichkeiten beruht die Beliebtheit, deren sich die 
Gedichte erfreuen. 



6. Der Schenk von Limburg,*) 

28. 29. Septemhei 1816. 

Das Gedicht hat, wie Uhland selbst in dem oben S. 60 f. er- 
wähnten Briefe an Alexander Kaufmann mittheilt, „keinen bestimmten 
Sagengrund und ist veranlasst durch eine Figur in der Kirche zu 



') Vgl. Mayer, ühl. 2, S. 56. 



UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 89 

Gafldorf und die Deutung derselben aus der Phantasie J. Kerners/' 
In dieser Angabe befremdet, dass von einer „Figur'' die Rede ist, 
da es selbst einer so fruchtbaren Phantasie, wie der J. Kerners 
schwer gefallen sein möchte, aus einer einzelnen Figur eine Geschichte, 
ahnlich der im Gedichte erzählten, herauszuspinnen. Da es jedoch 
interessant schien, über die Sache Aufklärung zu erhalten, wandte 
ich mich an den Herrn Reallehrer Schwenk und später an den 
Herrn Dekan Ammon, beide zu Gaildorf, mit der Bitte um Aus- 
kunft und erfuhr von beiden Herren, welchen ich für ihre Freuhd* 
lichkeit hiermit meinen besten Dank sage, übereinstimmend, dass 
irgend ein Denkmal, welches den Inhalt des Uhlandschen Gedichtes 
etwa wiedergäbe, weder gegenwärtig in Gaildorf existiert, noch nach 
dem Urteil gewiegter Altertumskenner jemals existiert habe. Die 
Kirche ist 1868 bis auf den Grund niedergebrannt, so dass jede 
weitere Nachforschung abgeschnitten ist. Mit diesen wenig tröst- 
lichen Nachrichten könnte ich mich begnügen, füge jedoch noch 

einen Einfall hinzu, den ich eben als nichts weiter zu betrachten 

« 

bitte, den aber möglicher Weise ein glücklicherer Forscher ver- 
werten kann. 

Die älteste italienische Novellensammlung unter dem Titel le 
cento novelle antiche enthält unter c. 23 eine Geschichte, deren 
Inhalt Uhland Sehr. Bd. I S. 498 mit diesen Worten anfährt: 
„Kaiser Friedrich (von Hohenstaufen) gieng auf die Jagd, in grünen 
Kleidern, wie seine Gewohnheit war. An einer QueUe fand er einen 
Müfsiggänger, der ein schneeweifses Tischtuch über das grüne Gras 
ausgebreitet und seinen Becher mit Wein nebst feinem Brote vor 
sich stehen hatte. Der Kaiser näherte sich ihm und sprach ihn um 
einen Trunk an. Der Müfsiggänger sprach: Womit soll ich dir zu 
trinken geben? An diesen Becher darfst du den Mund nicht setzen. 
Hast du eine Jagdflasche bei dir, so werde ich dir gerne geben. 
Der Kaiser erwiederte: Leih' mir deinen Krug und ich will so 
trinken, dass ich meinen Mund nicht daran bringe. Jener gab ihm 
den Krug und der Kaiser trank, wie er versprochen. Aber er gab 
den Krug nicht zurück, sondern spornte sein Ross und ritt mit dem- 
selben davon. Der MüDsiggänger bemerkte wohl, dass es einer von 
den Rittern des Kaisers sein müsse. Den folgenden Tag ging er 
an den Hof u. s. w.'^ Hier erhält er seinen Krug zurück und 
wird reichlich beschenkt „um seiner Reinlichkeit willen.** 



90 UHLiLNDS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 

Uhland erwähnt diese Anekdote in der Geschichte der deutschen 
Poesie im Bfittelalter, deren Manuskript in den Jahren 1820 — 25 
geschrieben ist (s. d. Vorrede zu Bd. I der Schriften S. XI). Dies 
hindert aber natürlich nicht anzunehmen, dass er die cento novelle 
schon 1816 gekannt, und daraus die äufsere Einkleidung für seinen 
Schenken genommen habe. Der Charakter desselben ist entweder 
nur ein Abbild der Geringschätzung äufserer Ehren und der Freude 
an der Natur, welche den Dichter erföUten, oder, was mir noch 
wahrscheinlicher ist, er beruht auf Ueberlieferungen, nach welchen 
die Limburger ein waldliebendes und jagdfreudiges Geschlecht wie 
die Tübinger waren. 

7. Die Ulme von Hirsau. 

Abfassungszeit unbekannt. Zuerst gedruckt im Morgenblatt Tom 5. Juni 1829. 

Von einer Quelle dieses kleinen Gedichtes kann selbstverständ-* 
lieh nicht die Rede sein, da es ein einfacher Ausdruck der Empfin- 
dungen ist, welche der Dichter beim Anblick des schönen Baumes 
und seines eigentümlichen Standortes hatte. Nur für Diejenigen, 
welchen eine genauere Kenntnis der Oertlichkeit wünschenswert 
erscheint, setze ich daher eine Beschreibung derselben her, welche 
Justinus Kerner in dem schon oben erwähnten Büchelchen über das 
Wildbad S. 70 gibt; „Im Jahre 1692 wurde das Kloster Hirschau 
von den Franzosen verbrannt, wie dazumal auch die nahe belegene 
Stadt Calw. In den ausgebrannten Kreutzgängen und Gebäuden be- 
finden sich nun Gärten. Mitten aus dem Boden der alten Abtey, 
auf dem Gewölbe des Kellers, schoss eine prachtige Ulme empor, 
obgleich in der Gegend weit umher kein Ulmbaum zu finden ist. 
Sie trieb ihre starken Aeste hoch über die Trümmer hin und steht 
da, gleichsam ein Erzeugniss der Kraft und Fülle, die einst in 
diesen Gewölben gebunden lag.*' In den Schlussworten finden wir, 
nur unentwickelter, dieselbe Richtung zur allegorisierenden Betrach- 
tung wie bei Uhland. 

Herr Professor Holland macht mich darauf aufmerksam, dass 
sich eine neuere Darstellung in der Beschreibung des Oberamts Calw. 
Stuttgart 1860 S. 230 findet und endlich kann noch die Abbildung 
und Beschreibung der Ruine und des Baumes bei Paulus a. a. 0. S. 38 ff. 
verglichen werden. 



DHIiANDS SCHWÄBISCHE BALLADEN. 91 

8. Die Geisterkelter. 

15. April 1884. 

Das Gedicht „die Geisterkelter" nimmt in so fern unter den 
hier behandelten eine eigentümliche Stellung ein, als es polemischer 
Natur ist. Dieser Charakter tritt jedoch nur zum Schluss und auch 
hier in so milder Form auf, dass er leicht ganz übersehen wird, 
wenn man nicht die Thatsachen kennt, welchen das Gedicht seine 
Entstehung verdankt. 

Justinus Kerner war bekanntlich nicht allein ein tüchtiger Arzt 
und leidlicher Dichter, sondern er stand a(Uch mit allen Geistern, 
welche dazumal in Schwaben umgingen, in vertrautem Umgange und 
bildete in Weinsberg den Mittelpunkt eines Kreises von abergläubi- 
schen Schwärmern mehr oder weniger zweideutiger Natur. Seine 
Freunde *) waren, und gewiss mit Recht, geneigt, ihn mehr für den 
Betrogenen als den Betrieger zu halten, betrachteten aber nichts- 
destoweniger dies ganze wüste Treiben mit Unbehagen, und nament- 
Uch sprach Uhland dem Freunde mit aller Schonung aber ohne 
Hehl seine Missbilligung darüber aus. So schon in einem Briefe 
aus Tübingen vom 20. Januar 1810^), wo es über die „Reise- 
schatten", an welchen Kerner arbeitete, heilst: „dass meine Bemer- 
kungen über die Schatten so sehr gegen Euem Sinn liefen, ist mir 
leid. Die Einheit von Fabel und Wirklichkeit unter einem höhern 
Prinzip verkenn' ich nicht, es wäre ohne diese Anerkennung so 
Vieles für mich verloren. Nur die Art der Vereinigung in dem 
Schattenbriefe mit den Geistergeschichten hat meinem Gefühle nicht 
zugesagt. . . . Was meinen von Dir angenommenen Unglauben in 
Hinsicht auf Erscheinungen u. s. w. betrifft, so bemerke ich, dass 
ich bis jetzt weder zum Verwerfen noch zum Glauben Grund ge- 
funden; dass ich, eben weil ich far den Glauben empfanglich bin, 
weil mir die Sache bedeutend ist, mich vor spielender Selbsttäu- 
schung hüte, mich scheue, ungewisse oder erklärbare Begebenheiten 
ins Geisterreich zu heben." — Aehnlich spricht er sich 1829 in 
zwiei von Notter') S. 73 und 74 auszugsweise mitgetheilten Briefen 



♦) S. Mayer, ühL u. s. Fr. II S. 156 f. 

1) S. Uhland E. Gabe fiir Freunde S. 55 f. 

^) Ludwig Uhland, sein Leben und seine Dichtungen. Mit zahlreichen 



92 UHLAND8 SCHWÄBISCHE BALLADEN. 

beim Erscheinen „der Seherin von Prevorst" aus, jenes seltsamen 
Buches über die Visionen einer unglücklichen, nervös gänzlich zer- 
rütteten Frau, welche 1829 — 30 in Kemers Haus und Cur war. 
Dieses interessante Beobachtungsobjekt hinderte denselben jedoch 
nicht, auch auf die andern Weinsberger Geister ein scharfes Auge 
zu haben und gern theilte er dann seine Entdeckungen dem un- 
gläubigen Freunde mit. Dies war auch der Fall mit der Grundlage 
unseres Gedichtes, wie aus einem Briefe Uhlands vom 17. Juni 1834, 
bei Notter S. 74, hervorgeht: „die Geschichte von der Geisterkelter 
zu Weinsberg, die Du, lieber Kerner, mir einmal erzählt hast, hab' 
ich in Beime gebracht." Sie steht auch in der Seherin von Pre- 
vorst Bd. n S. 241 und lautet: „Hier zu Weinsperg befindet sich 
ein Haus, das schon etliche und dreifsig Jahre von einem Weingärtner 
Namens Bayer bewohnt wird. In alten Zeiten diente es als Kelter, 
von der nun aber keine Spur mehr vorhanden ist. In diesem hört 
man schon länger als 40 bis 50 Jahre, besonders vom December bis 
Februar, nächtlich Töne, als schlüge ein Küfer mit* vollen Kräften 
auf ein leeres Fass, als würde Kübelgeschirr gebunden, als machte 
man Zurüstungen an einer Presse (die gar nicht im Hause ist), wie 
man vor dem Traubenaufschütten und Pressen zu thun pflegt. Aber 
diese Schläge und Töne sind oft so gewaltig, dass sie bei stiller 
Mittemacht in der ganzen Nachbarschaft gehört werden. Dabei ist 
merkwürdig, dass, je heftiger und öfter diese Töne gescheheu, desto 
reicher auch die Weinlese desselben Jahres ausfallt."^) 

Im Uhlandschen Gedichte ist die Schilderung der Vision die 
Hauptsache und diese ist von einer Farbenpracht, wie sie sich nur 
in einigen Gedichten derselben Periode z. B. Bertran de Born und 
Glück von Edenhall findet. Im Gegensatze hierzu wirkt der komische 
Schluss absichtlich ernüchternd. 

9. Die Glockenhöhle. 

20. Juni 1834. 

Meier, deutsch6 Sagen aus Schwaben erzählt S. 345: „In der 
Nähe des Weiler Breitenbach, der zu PAillingen gehört, befand sich 

aogedrackten Poesien ans dessen Nacälass und einer AnswaU von Briefen, 
Stuttgart 1863. Metzler. 

^) Eine ähnliche Sage ans Tübingen berührt Meier, Sagen aas Schwabens. 451. 



^ 



UHLANDS SCHWÄBISCHE BALLADBN. 93 

ehedem die Glockenhöhle, „darin es, wenn einer red't, wie eine 
Glocke klingt/' Sie ist bis jetzt noch nicht wieder aufgefunden. 
Ein „Glockenthäle" gibt es aber in der dortigen Gegend auch noch 
heut zu Tage." 



10. Das Singenthai. 

19. oder 20. Juli 1884 *). 

Götzinger S. 570 bemerkt: „Das Singenthai liegt bei Glems im 
Würtembergischen Oberamte Urach", und ich kann dieser dürftigen 
Notiz nichts hinzufügen, da ich die Sage sonst nicht gefunden habe. 
* Trotz vieler Nachforschungen habe ich in Reutlingen und Um- 
gegend und auch sonst nicht in Schwaben nicht einmal den Namen 
„Singenthai" bekannt gefunden. Von der Sage wusste ebenfalls 
Niemand Etwas.* [Der Verf. bezieht sich noch auf eine Notiz aus 
Schwabs „Neckarseite" u. s. w. S. 181]. Bemerkenswerth ist jedoch, 
dass das Gedicht, wenn es wirklich eine Volkssage getreu wieder- 
gibt und nicht durch gelehrte Reminiscenzen beeinflusst ist, für die 
Rechtsaltertümer eine gewisse Bedeutung hat. Der Laut der 
Menschenstimme und der Schall des Homs waren juristische Be- 
stimmungen; „der Ton befuhr gleichsam die Gegend und nahm sie 
für den (Sänger oder) Bläser in Besitz." Grimm Rechtsalt. 2. Ausg. 
S. 76^). Ebenso braucht man die Ueberreichung des Ringes an 
das Mädchen nicht blofs als poetischen Schmuck zu betrachten, 
sondern kann auch hierin einen Nachhall der investitura per annu- 
lum aureum erkennen, welche bei Grundstücken eine Form der 
Uebergabe war, s. Grimm a. a. 0. S. 178. Du Gange s. v. inve- 
stitura per a. a. Bd. III p. 886. 



^) Das erste Datum gibt Holland an, das zweite steht in Uhland E. Gabe 
f. F. S. 251. 

') Hier ist auch die ganz äholiche Geschichte von den transcornati 
erwähnt, welche ein Lombardischer Spielmann von Karl d. Gr. zu £igen er- 
hielt. Vgl. Ghroa. Novaliciense lib. III c. 14 in den Mon. Germ. Script. VII 
p. 101 und Simrocks Gedicht „der lombardische Spielmann'^ in den deutschen 
Sagen S. 90 N. 29. 



94 DHLAra)s schwäbische Balladen. 



11. Der Lerchenkrieg.*) 

26. 27. Januar 1847. 

• 

Nach Notter a. a. 0. S. 402 findet sich die Quelle zum Lerchen- 
kriege in der Bibliothek des litterarischen Vereins in Stuttgart 
Bd. XIV S. 217. Hier tragen die Nördlinger ihrem Rathsboten auf, 
am Mahnungstag (17. Nov. 1496) den Hauptleuten und Käthen des 
Adels und der Städte anzuzeigen : „Nach altem ob Menschengedächt- 
niss geübtem Gebrauch seien die Ihrigen bei zwanzig im vergangenen 
Herbst nach Lerchen gelaufen. Graf Joachim zu Oettingen (-Waller- 
stein) habe sie, da sie aufserhalb der Stadt einestheils auf dem Nördlin- 
gischen den Lerchen, der ein freier Vogel sei, nachgegangen seien, 
durch die Seinen, unerinnert, mit gespanntem Armbrust und wehender 
(sie) Hand auf des Heiligen Reichs Strafse überritten, zu Gelubd 
genöthigt und gedrungen, ihr Garn aufzuheben und furo ohne der 
Herrschaft Oettingen Wissen und Willen nicht mehr zu vögeln ; 
einer sei auch blutrünstig geschlagen worden." 

Uhland beschäftigte sich im Winter 1847 mit Studien zur 
„Schwäbischen Sagengeschichte", welchen die beiden Gedichte 
„Lerchenkrieg" und „der letzte Pfalzgraf* entsprangen. Uebrigens 
ist die Quelle zu ersterem Gedicht später gedruckt als dieses er- 
schienen ist und der Dichter hat also wol das Manuskript eingesehen 
oder auf andere Weise Kenntnis davon erhalten. 

Aus diesem unpoetischen und überhaupt nicht gerade bedeu- 
tenden Stoffe hat der Dichter das Mögliche gemacht, indem er den 
Gedanken hineinlegte, dass die freie Natur über die widerstrebenden 
. und sich selbst vernichtenden Absichten der Menschen den Sieg 
davontrüge. Die farblose Erzählung suchte er durch mehrere Ge- 
stalten zu beleben und fügte den tragischen Schluss hinzu. Das 
fallende trochäische Versmaafs passt zu der düstern Färbung des Ganzen. 

12. Der letzte Pfalzgraf. 

18. Februar 1847. 

Uhland eröfihete den ersten Band von Pfeiffers Germania mit 
einem Aufsatze über „die Pfalzgrafen von Tübingen", welcher jetzt 



*) Vgl. Mayer, Uhl. 2, S. 68. 



UHLANBS SCHWÄBISCHE BALLADEN. d5 

auch in den Schriften Bd. YIII S. 311 ff. abgedruckt ist. Dieser 
Aufsatz enthält AUes zur sachlichen Erklärung obigen Gedichts 
Nötige und wir befinden uns daher in der glücklichen Lage, den 
Dichter selbst zum Interpreten zu haben. 

„Ihre Burg Tübingen, heifst es S. 312 von den gedachten 
Pfalzgrafen, lag auf der Grenzscheide zwischen dem Schwarzwald 
des Nagoldgaus und dem in nördUchem Höhenzug sich vorstrecken- 
den Buchenwalde, dem Reichsforste Schainbuoch, Schönbuch, den 
sie vom Reiche zu Lehen hatten. Sie waren nun auch von der 
Lust und Herrlichkeit ihres weitausgedehnten, nach der einen Seite 
das schwarze Nadelholz, nach der andern den grünen Laubwald um- 
fassenden Jagdgebiets wahrhaft eingenommen und den vollen Zauber 
dieser Waldliebe legt" die Sage von den wunderbaren Waidgesellen 
eines Pfalzgrafen^ dem Erdmendlin Epp mit seinen Hunden Will 
und Wall dar, über deren Verlust jener vor Gram stirbt. „Dass in 
der fabelhaften Erzählung die Sinnesart und selbst der Schicksals- 
gang der Pfalzgrafen von Tübingen richtig aufgefasst ist, erhärten 
geschichtliche Thatsachen." Zu diesen darf die Erbauung eines 
Jagdhauses gerechnet werden, welches unter andern Inschriften auch 
folgende zeigte: „Rudolfus c(omes) p(alatinus) de Tuwingen domum 
istam procuravit fieri anno incarnat. Christi 1209, ut omnes hie venaturi 
sui sint memores et salutem animae (eius) imprecentur." „So wird 
selbst die Sorge für das Seelenheil dieses Pfalzgrafen den Jägern 
empfohlen, obgleich sonst ihre Andacht, die Jägermesse, nicht in 
besondrer Geltung steht ^). Die Tübinger gefielen sich, neben dem 
Waidwerk, auch in Werken der Frömmigkeit durch Klosterstiftungen, 
die ihren Landbesitz beträchtlich schmälerten. Der Erbauer des 
Jagdhauses im Schwarzwald hatte früher im Schönbuch das Kloster 
Bebenhausen gegründet, wo er auch seine Grabstätte fand; über 
seine Nachkommenschaft wuchs diese Abtei so mächtig herein, dass 
der tiefverschuldete Pfalzgraf Gotfrid I. im Sommer 1301 Burg 
und Stadt Tübingen mit aller Zugehör an das Kloster ver- 
kaufte. Zwar wird dieser ,Titel seiner Geburt*, wie er selbst Tübin- 
gen urkundlich bezeichnen liefs, bald darauf wieder eingelöst, aber 
bei seinen Enkelsöhnen kommt es wieder dahin, dass sie, von 
Schuldenlast gedrängt, im Jahre 1342 den alten, ansehnlichen 



^) Die Belege hierfürlassen wir derRaamersparnis wegenfort. [S. S* 330. A.I.] 



96 UHLANM SGHWABISCIIB BALLADEN. 

Stammsitz an den Grafen Ulrich von Wirlemberg endgüüg yerauisem. 
Da heulst es im Raufbriefe: ,,Wir Götze (Gotfrid lU.) und Wilhekn, 
gehrüeder, graven zu Tuwingen . . . haben verkoufl . • . unser 
vestin Tuwingen, bürg und statt, lät und guot, ... an veld, an wald 
und wasen^ ... an gelt (Gälten) . . . und haben uns daran kain reht 
behalten, dann allein die hundlege zu Bebenhusen ') und das gejaid*) 
in dem Schainbuoch.'' (S. 329 ff.) Derselbe Chronikschreiber, der 
die wundersame Jagd des alten Pfalzgrafen erzählt, erwähnt auch 
dieses Verkaufs und setzt hinzu: „Darumb hab er dem grafen von 
Wärtemberg alles übergeben und zu Tübingen sei er zum tor 
hinaulsgeritten , da hab er sich umbgekert und ganz fröiich zu 
seinen dienern gesagt, nun freuw er sich von ganzem herzen, dass 
er doch ainmal des wuests seie abkommen (S. 333).'^ 

Die ungezügelte Waidmannslust und die grenzenlose Gering- 
schätzung äulserer Güter hatten denn auch den frühen Verfall des 
Geschlechtes zur Folge. Diese schlimmen Eigenschaften entbehren 
jedoch auch nicht eines gewissen poetischen Reizes, welcher Uhland 
um so mehr anzog, als er schon eine ganz ähnliche Figur im 
Schenken von Limburg gezeichnet hatte. 



1) Dieselbe steht noeh. S. Paolos a. a. 0. S. 36 *(Neio. Nor die Stelle, 
wo das grofse dreistöckige Gebäode gestaodeo, ao der Maoer gegen die 
Stuttgarter Strafse hio, wird voo dem koodigeo Führer in dem Kloster ooch 
gezeigt. Dagegeo steht ooch das zo der Hoodelege eigens gehörende Wirtbs- 
haos, welches jetzt aodereo Zwecken dient) '^; wie denn oberhaopt die schöaeD 
Roioeo des Klosters, ood zwar haoptsachlich aof Uhlaods Veranlassoog, re- 
staorirt worden. S. Notter S. 287, K. Mayer 1, S. 181 *ODd die oeoeste 
Schrift: „Das Kloster Bebeohaosen nach seiner Vergangenheit ood Gegenwart 
geschildert von Hermann Fröiich. Mit einer photographischen Ansicht. 
Tobingen, Foes 1873. * 

') Hierzo mossteo „die Todten von Lostoao" den Tübingern, ihren jagd- 
freodigen flerro, jährlich zwei Habichte liefern. Vgl. Sehr. VIlI S. 452. 



ANHANG. 



BRUCHSTÜCK EINER ABHANDLUNG 
ÜBER DDE VERSCHIEDENEN PERIODEN m UHLANDS 

DICHTERISOHER THÄTIGKEIT. 



Das eben besprochene Gedicht [„der blinde König"] und „die 
sterbenden Helden", welches ich auf eine bestimmte Quelle nicht 
zurückführen kann, sind die einzigen, welche der oben erwähnten 
Beschäftigung des Dichters mit nordischer Heldensage ihre Ent- 
stehung verdanken und welche derselbe der Aufnahme in seine 
Sammlung für würdig gehalten hat. Zwar haben Notter und Mayer 
noch einige ähnliche Gedichte veröffentlicht, wie König Olo, Alfar 
und Auruna, Hyld und Helgo u. A., dieselben zeigen aber nur, dass 
Uhland poetisch nicht unbedeutend durch jene Studien angeregt 
worden ist und dass wir in dem Minden König und den sterbenden 
Helden die beiden einzigen aber auch sicherlich die bedeutendsten 
Repräsentanten einer Epoche vor uns haben, welche Uhland in ihrer 
Gesammtheit der Nachwelt nicht überliefern wollte. Denn auch von 
den folgenden Gedichten trennt sie eine tiefe Kluft, wie das folgende 
zeigen wird. 

Mit dem Jahre 1805 beginnt eine neue Periode in Uhlands 
dichterischer Thätigkeit, welche die Jahre 1805 und 1806 und die- 
jenigen Gedichte umfasst, welche in Seckendorfs Musenalmanach für 
das Jahr 1807 abgedruckt sind.^) Uhland selbst schreibt hierüber 
an Seckendorf von Tübingen, 6. März 1807^): „Ihre Beurtheilung 



') Ihr Verzeichois s. bei Goedeke, Geschichte der deatschen Dichtang III S. 332. 
>) S. Uhland, Eine Gabe für Freunde S. 34 f. 
Uhlands BaUaden. 7 



98 ANHANG. 

meiner Gedichte war mir willkommen. Sie sind gröfstentheils 
lyrische Ergüsse eines jugendlichen Gemüthes, die ersten Gefühle 
und Lebensansichten einer erwachenden Seele, sie bilden die erste 
Periode meiner Poesie*', und weiter unten wiederholt er: „Es ist, 
wie ich schon gesagt, als wäre mit der Sammlung in Ihrem Alma- 
nach eine gewisse Periode meiner Poesie geschlossen." Gewiss 
hatte der Dichter hiermit Recht, wie eine kurze Charakteristik der 
betreifenden Gedichte zeigen wird. 

Die Gedichte der Jahre 1803 und 1804^) sind ihrer Grund- 
stimmung nach entschieden melancholisch: der Mai und die im 
Abendstrahl leuchtenden Berge seiner Heimat geben ihm ebenso- 
wohl Veranlassung an die Vergänglichkeit alles irdischen zu denken, 
wie der Herbst und der Besuch des Kirchhofs; nirgends tritt eine 
lebensfrische Anschauung der Natur hervor, sondern überall wird 
ihre Nachtseite hervorgehoben; nirgends zeigt sich eine heitere 
Lebensauffassung, vielmehr sind Trennung und Tod die einzigen 
Punkte, auf welchen das Auge des Dichters mit schmerzlicher Be- 
friedigung ruht. Diese düstere und setzen wir gleich hinzu gegen* 
standslose und daher unklare Wehmutschwelgerei suchte sich nun 
eine adäquate Form zu schaffen und fand sie in der trüben und 
verschwommenen Nebelwelt Ossians. Hier haben wir blaue Krieger 
auf Stürmehügeln, Geister, die mit Nebelhänden Wolkenharfen schla- 
gen, Zauberinnen, Elfen, kurz jene Reihe phantastischer Gestalten, 
welche Ossian einem empfindsameren Zeitalter, als das unsrige ist, 
so theuer machten und welche wohl noch heute ein gewisses 
Lebensalter mit wonnigen Schauern erfüllen. In diesem Lebensalter 
befand sich Uhland und die ganze Sterbeseligkeit eines 17jährigen 
begabten Jünglings lehnte sich an diese Traumwelt an und sog 
immer neue Nahrung aus ihr. Die Form der Gedichte ist, ent- 
sprechend der Unklarheit der Gedanken und Situationen selber un- 
klar und nicht frei von Geschraubtheit und hohlem Pathos. Ganz 
im Gegensatze hierzu sind die wenigen Gedichte welche sich an die 
nordische Heldensage anschliefsen klar und einfach gehalten und 
daher vom Dichter der Veröffentlichung auch für werth gehalten worden. 

Die Gedichte des Seckendorfschen Musenalmanachs zeigen nur 
mit den eben besprochenen viele Aehnlichkeit aber doch noch 
gröfsere Verschiedenheit von denselben. Die melancholische Stim- 

S. Mayer, Uhlaed und seine FreaDde, Bd. I S. 48 ff. 



PERIODEN IN UHLANDS DICHTERISCHER THÄTI6KEIT. 99 

mung ist geblieben, Abschied und Tod sind wie früher die beiden 
Pole, um die sich alles dreht, die Einkleidung aber, wenn ich so 
sagen darf, ist eine andere und bessere geworden. Yon Ossian ist 
jede Spur verschwunden, dafür ist an die Stelle getreten der greise 
König mit goldener Krone und Purpurmantel, das rosige Königs- 
töchterlein und der Schäfer, zu einander hingezogen durch sehnender 
Minne Noth, der Harfner, dessen Lied das Königsmahl verschönt, 
endlich Mönch und Nonne, kurz alle Gestalten der mittelalterlichen 
Romantik, aber^ und das ist sehr charakteristisch, mit einziger Aus- 
nahme des Ritters, dessen Figur in diese ewig entsagende, ewig 
trauernde Welt nicht hineinpasste. Einen entschiedenen Vorzug hat 
diese romantische Welt vor der Ossianschen, den der gröCseren 
Klarheit, im Uebrigen ist sie für den lyrischen Dichter so gut eine 
Fessel wie jene und indem derselbe individuelle Empfindungen typischen 
Figuren unterlegt, geht die Lebenswahrheit und die Subjectivität 
verloren, welche Merkmale eines guten lyrischen Gedichtes sind. 
Am bedeutendsten zeigt sich der Fortschritt in der Entwicklung des 
Dichters in der Form. Abgesehn von einigen üb^haupt unklaren 
Gedichten (An den Tod, Harfnerlied am Hochzeitsmahle) ti*eten uns 
schon hier in höherem oder geringerem Grade die Vorzüge Uhland- 
scher Poesie entgegen : Einfachheit und Klarheit und zwar ebenso- 
wohl in romantischen Gedichten, wie die Nonne, der Schäfer, das 
Schloss am Meer, als auch in den wenigen, in denen der Dichter 
diese Fessel abgestreift hat, wie die Kapelle, und in dem herrlichen 
Gedichte Schäfers Sonntagslied 

Diese kurze Charakteristik wird man, wenn man sie an die 
betreifenden Gedichte anlegt, für weitaus die Mehrzahl derselben, 
wie ich hoffe, zutreffend finden, einige wenige Gedichte treten, wie 
es bei organischer Entwicklung überhaupt zu gehen pflegt, aus 
diesem Rahmen heraus und weisen entweder auf bestimmte äufsere 
Einflüsse hin oder sind Vorboten einer Entwicklung, welche erst in 
der Zukunft zur Blüthe gelangt ist Wir zählen hierher drei Ge-* 
dichte: Entschluss, Gretchens Freude und Abschied, welche sich 
von der Menge der übrigen Gedichte durch lebensfrische und lebens- 
frohe Auffassung vortheUhaft unterscheiden. 

Das erste dieser Gedichte führt uns einen schüchternen Lieb- 
haber vor, welcher nach langem Zögern den kühnen Entschluss 
fasst, der Geliebten seine Neigung zu gestehn, allein 

7* 



100 ANHANG. 

...... wehe! welches Schrecken! 

Sie kommt heran, sie wird mich sehn; 

Ich will mich in den Busch yerstecken. 

Da seh' ich sie vorübergehn. 
Einfach und anmuthig im Gedanken und in der Ausführung 
ist das kleine Gedicht das erste, welches jenen harmlosen Humor 
zeigt, den wir in einigen der berühmtesten späteren Gedichte 
wiederfinden. 

„Gretchens Freude" scheint unter dem Einfluss derjenigen 
Scene aus Goethes Egmont entstanden zu sein, in welcher Klärchen 
ihr Bekanntwerden mit Egmont erzählt, wenigstens erklärt sich 
durch die Annahme eines äufseren Einflusses am besten der Gegen- 
satz, in welchem der lebensMsche Ton dieses Liedes zu dem schwer- 
müthigen der meisten übrigen steht. Diese Yermuthung hat zuerst 
Öffentlich ausgesprochen Sintenis in der Abhandlung: Goethes Ein- 
fluss auf Uhland, Dorpat 1871 S. 6, welches Schriftchen ich wegen 
der vielen feinen Bemerkungen über den Sprachgebrauch der beiden 
verglichenen Dichter allen Freunden Uhlands aus Ueberzeugung em- 
pfehlen kann. Wenn aber der Verfasser aus der oft sehr entfernten 
Aehnlichkeit einiger Uhlandschen Gedichte mit einigen Goethischen 
aus dem Jahre 1804 den oben angedeuteten Einfluss Goethes weiter 
feststellen will, so vermag ich ihm auf dieses schlüpfrige Gebiet nicht 
zu folgen^). Man kann vernünftiger Weise von einer Anlehnung doch nur 
dann sprechen, wenn entweder in Bezug auf irgend einen nicht geraeinen 
Gedanken oder die Situation eine entschiedene Aehnlichkeit vorliegt; 
das erstere ist aber nach meiner Ansicht bei keinem der unten an- 
geführten Gedichte der Fall, das letztere nur bei Schäfers Klagelied 
und dem Schäfer. Aber auch dies lässt sich ebenso wol aus der 
Beliebtheit dieses Stoffes in der romantischen Dichtung erklären, zu 
der damals beide Dichter hinneigten. Es soll hiermit der allgemeine 
Einfluss, den der gewaltige Goethe auf alle deutschen Dichter aus- 
geübt hat, keineswegs geleugnet werden, aber das spröde NatureU 

^) Die verglicheoen Gedichte, die Go ethische o voran, setze ich her, damit 
der Leser seihst prüfeD könae: Zum neuen Jahr 1802. Neojahrswunsch 1817. 
— Tischlied. Trinklied 1812. — Frühzeitiger Frühling. Frühlingslieder 1. 2. 
1812. — Schäfers Klagelied. Der Schäfer 1805. -> Trost in Thränen. 
Abschied 1806. — Sehnsucht. Lauf der WeU 1807. — Bergschloss. Lieder 
der Vorzeit 1807. — Ritter Curts ßrautfahrt. Unstern 1814. — Selbstbetrug. 
Schlimme Nachbarschaft 1809. — Rattenfänger. Die drei Schlösser 1811. 



PERIODEN IN UHLANDS DICHTERISCHER THÄTI6KEIT. 101 

des Schwaben gab sich diesem Einflüsse nur so weit hin, als er der 
eigentümlichen Richtung seiner dichterischen Individualität entsprach. 
Nun besteht zwischen diesen beiden so unendlich Verschiedenen 
Naturen jedenfalls die eine Aehnlichkeit, dass sie in ihrem Dichten 
nach der höchsten Einfachheit und Natürlichkeit streben. Daher 
die beiden gemeinsame Liebe für Yolkspoesie, welche Uhland als 
auszeichnende Eigenschaft an Goethe hervorhebt^). Goethe war stark 
genug, um die Natur selbst, wie sie ihn umgab und in seinem 
Innern webte, zur Lehrmeisterin zu nehmen, Uhland lernte zunächst 
an den ewigen Schöpfungen Goethes,, bis er selbst genug erstarkt 
war, der Natur Auge in Auge zu blicken. Dass er sich so schnell 
und so weit von der Unnatur der Romantik losgerungen hat, darin 
erkenne ich den Einfluss Goethes und das verstehe ich unter Uhlands 
Aeufserung, dass unter allen neueren Dichtem nur Goethe Einfluss 
auf ihn geübt habe^). In der zweiten Periode seiner Dichtung, bei 
der wir gegenwärtig stehen und in der wir schon eine Abklärung im 
Vergleich mit der ersten zu erkennen glaubten, finden sich von 
diesem Einfluss Goethes nur wenige Spuren, während wir den totalen 
Umschwung, den Uhlands Dichtung in der folgenden Periode zeigt, 
zum Theil auch der Einwirkung Goethes zuschreiben. 

Die eben erwähnte Neigung für die Yolkspoesie treibt ihre erste 
dichterische Blüte bereits in der zweiten Periode, wenn anders das 
Gedicht: Der Abschied mit Recht als ein Volkslied bezeichnet werden 
kann, und es wird sich an diese Bemerkung ohne Zwang eine ge- 
drängte Zusammenstellung der ältesten nachweisbaren Spuren von 
Uhlands Beschäftigung mit der Volkspoesie anschlieJGsen lassen. 

Seitdem Herder den Sinn für Volksdichtung erweckt und der 
geniale Bürger gezeigt hatte, wie auch der Kunstdichter aus diesem 
ewig frischen Borne schöpfen könne, wurde die Volkspoesie mehr 
und mehr Gegenstand des Interesses für alle Gebildeten und zu den 
bleibenden Verdiensten der viel geschmähten Romantischen Schule 
muss es gerechnet werden, dass sie in ihren zahllosen Almanachen 
und Taschenbüchern dieses Interesse durch Veröffentlichung von 
deutschen und fremden Volksliedern nährte und erhöhte. Der junge 
Uhland ist durch seine Lektüre romantischer Journale gewiss schon 

1) Vgl. meioe ProgrammabhandlnDg: Uhlands Schwäbische Balladen S. 1. 
[s. oben S. 55]. 

>) A. a. 0. S. 1. [S. 54]. 



102 AIVHAIfO. 

früh auf die Yolkspoesie hingeführt worden, dann erschien Ende des 
Jahres 1805 oder Anfang 1806^) des Knaben Wunderhorn, welches 
jene literarische Bewegung zu einem vorläufigen Abschluss brachte. 
Unter dem frischen Eindrucke der Lectüre dieses Buches denke ich 
mir Uhlands Gedicht „Abschied'^ vom 15. Mai 1806 entstanden. 
Nicht uninteressant ist des Dichters Aeulserung über das Wunder- 
horn in einem Briefe an Seckendorf vom Jahre 1806 (nach dem 
10. Nov. geschrieben). Hier heifst es^): „Ueberhaupt nehmen 
viele, besonders das gewöhnliche Lesepublikum, zu wenig Rücksicht 
darauf, dass man bei Wiederaufgrabung der verschütteten Yorwelt 
auch das hereinzuziehen habe, das zwar für sich ohne grofsen Werth 
ist, aber doch als Stück in der grofsen Ruine seinen Platz ausfüllt 
So sind z. B. in dem werthen Buche: „Des Knaben Wunderhorn" 
auch sehr mittelmäfsige oder unvollständige Lieder. Solche, die das 
Buch flüchtig durchblättern und solche einzelne Stücke lesen, rufen 
aus: Was soll das? Dem aber, der in den ganzen Cyklus der alt- 
deutschen Poesie eingeweiht sein möchte, werden auch diese gerin- 
geren Reste nicht gleichgültig sein, sie werden ihm zur Erklärung 
des Kostbareren und in Umsicht auf das Ganze manchen Nutzen ver- 
sprechen. Man rette lieber zu viel als zu wenig!'' 

In demselben Jahre 1806 nun lassen sich auch die ersten 
Spuren nachweisen, dass Uhland, vielleicht auch durch das Wunder- 
horn angeregt, selbst Volkslieder zu sammeln begann, eine Beschäf- 
tigung, welche er bekanntlich später in so grofsartiger Weise fort- 
gesetzt hat und der wir so herrliche Früchte verdanken. Im Spät- 
jahr 1806 nämlich machte er eine Fufsreise durch die Schweiz 
„und als er bei einem Schuhmacher in Meyringen im Haslithal sich 
die Stiefel sohlen lieis, glückte es ihm auch, zwei alte Balladen 
zu erhaschen, die in Seckendorfs Almanach abgedruckt wurden. Er 
schickte dem Schuhmacher als Gegengeschenk Schillers Wilhelm 
Teil®)." Schon durch Yermuthung kann man finden, dass die in 
Frage stehenden Balladen diejenigen sind,| welche in Seckendorfs 



1) Genaneres kann ich nicht angebeo. Das Bnch trägt die Jahreszahl 1806. 
Goethes Receosion davon ist aber schon in der Jen. Allg. Litt. Zeitg vom 
21. Januar 1806 abgedruckt, was mir früh vorkommt, sofern das Bach erst 
1806 ausgegeben worden ist 

2) S. Uhland, E. Gabe f. Freunde S. 30. 
») S. Uhland, E. Gabe f. Freunde S. 26. 



PERIODEN m UHLANDS DICHTERISCHER THÄTIGKEIT. 103 

Almanach für 1808') S. 19 ff. und S. 29 ff. unter dem Titel: „Graf 
Friedrichs Brautfahrt" und „Die wiedergefundene Königstochter" 
[") gedruckt sind]; denn nur diese beiden haben den Zusatz: „Fliegendes 
Blatt aus der Schweiz". Zur Gewissheit wird diese Yermuthung, 
wenn wir in den Anmerkungen zu Uhlands Sammlung von Volks- 
liedern, in welchen die beiden Balladen unter Nr. 121 und 122 
stehn, die Auffindung derselben in der oben mitgetheiiten Weise 
erzählt finden, vgl. Schriften Band lY S. 128. 134. In dem einen 
Liede (Uhland Sammlung S. 275) heifst es: 

Er nam schön Annelein bei der Hand, 

er fürt sie io eine Schlafkammer, was lang, 

er fUrts für eins Herrenbett, 

wenn es die Nacht bei im schlafen wött. 

Der Herr zog aufs sein goldiges Schwert, 
er leit es zwischen beide hert: 
„das Schwert soll weder hauen noch schneiden, 
das Annelein soll ein Mägetli bleiben/* 

Jeder, der die altnordische Sage kennt, erinnert sich des nackten 
Schwertes, welches Sigurd und Brunhild im Leben und im Tode 
schied, und so haben wir gleich ein Beispiel, dass Volkslieder „zur 
Erklärung des Kostbareren und in Hinsicht auf das Ganze manchen 
Nutzen" haben können, wie Uhland bald darauf an Seckendorf schrieb. 

OeflfentUch äufserte sich der Dichter über das Wunderhom 
nach seiner Weise ziemlich spät: über ein Jahr nach dem Er- 
scheinen des Buches, am 10. JuH 1807 erschien das Gedicht „Die 
Lieder der Vorzeit", welches Arnim mit Becht für eine warme Em- 
pfehlung seines Unternehmens ansah und aus diesem Grunde auch 
in die Nachschrift an den Leser hinter den Abdruck des ersten 
Bandes vom J. 1818 S. 477 f. aufnahm. 

Im Jahre 1808 erschien der zweite und dritte Band des Wunder- 
homs und ihre Leetüre scheint eine erneute Veranlassung zur Beschäf- 
tigung mit Volkspoesie für Uhland geworden zu sein. „Des Gold- 
schmieds Töchterlein gilt in den Volksliedern für ein besondres 
Juweel""); das Uhlandsche Gedicht, welches ursprünglich um mehrere 



1) Der für 1807 kommt nicht in Betracht, da er aufser zwei Englischen 
aas Percy nur Spanische Balladen enthält. 

[ ft) und daraus im Wunderhorn 11 S 274 ff. und S. 289 ff.] 
>) S. Anm. zu den Volksliedern Sehr. Bd, IV. S, 235« 



104 ANHANG. 

Strophen länger war^), hat jedoch mit dem Volksliede ausser dem Titel 
nichts gemein, eine Erscheinung, welche sich bei einer ganzen Reihe von 
Liedern mit gleichem Titel wiederholt. Im Allgemeinen kann man sagen, 
dass Uhland die Derbheit des Volksliedes in Romantik und Sentimen*- 
talität verwandelt hat und wo ein Gedicht volkstümlichen Gepräges 
einmal einen derben Bestandtheil enthält, kann man annehmen, dass 
gerade dieser alt ist. Hierfür wUl ich ein Beispiel anführen, dessen 
Unsicherheit mir keineswegs verborgen ist. „Der gute Kamerad'^ 
verdankt^) seine grofse Verbreitung ebenso sehr der Musik als seiner 
inneren Bedeutung. Der Gefallene mag ein guter Kamerad gewesen 
sein, das müssen wir dem Dichter, der es uns versichert, glauben; 
der Ueberlebende zeigt dagegen wenig freundschaftliche Gesinnung 
und es nutzt nichts, den Schluss durch Hinweisung darauf retten 
zu wollen, dass der rohe Krieg die Aeulserung auch der edelsten 
Gefühle hindere u. s. w. Der Schlussvers bringt einen Missklang 
in das Gedicht hinein. Diesen hätte Uhland gewiss vermieden, wenn 
er allein seinem Gefühl gefolgt wäre, so aber finden sich in dem 
Lied „Rewelge" Wuuderhorn 1806 (18)^) S. 73 zwei Strophen, die 
so viel Aehnlichkeit mit unserm Liede haben, dass ich sie als die 
Quelle desselben betrachten möchte. Sie lauten: 

Ach Brader jetzt bin ich geschossen, 
Die Kugel hat mich schwer getroffen, 
Trag mich in mein Quartier, 
Es ist nicht weit von hier. 

Ach Bruder ich kann Dich nicht tragen, 
Die Feinde haben uns geschlagen, 
Helf Dir der liebe Gott, 
Ich muss marschieren in Tod. 

Die Weigerung des Un ver wunde ten , die Bitte des Gefallenen zu 
erfüllen, erscheint in diesem Gedichte allerdings gerechtfertigt, da 
er um denselben in sein Quartier zu tragen, die Schlacht überhaupt 
hätte verlassen müssen, bei Uhland reicht er ihm nicht einmal die 
Hand zum Abschied und warum nicht? weil er — eben lädt! Das heiHst 
nichts anders als durch lieber treibung an sich dichterisch guter 
Motive die Wirkung selbst zerstören. 

Wir wenden uns nun zu einem Liede, welches mit Recht zu 

1) S. Mayer Bd. I S. 109, 116 ff. 

>) [Im Text steht fälschlich: verdient] 

B) [Im Text steht fälschlich: 1808 (19)]. 



PERIODEN IN UHLANDS DICHTERISCHER THÄTIGKEIT. 105 

den Zierden der deutschen Poesie gezählt wird: Der Wirthin Töch- 
terlein. Fast in allen äufserlichen .Dingen lassen sich Anlehnungen 
an Volkslieder nachweisen, die Hauptsache aber, die zarte und tiefe 
Darstellung einer über das Grab hinausreichenden Liebe ist durch- 
aus Eigentum des Dichters. 

Zunächst ist die zweizeilige Strophe mit Versen von 4 Hebun- 
gen in der Volkspoesie ein beliebtes Metrum, ebenso finden sich 
ähnliche Anfange genug; ich erinnere nur an (Wunderhorn 1806^) I 
S. 253): 

Es ritten drei Reiter zum Thor hinaus. 

Ebendas. H S. 210: 

Es flohen drei Sterne wohl über den Rhein, 
Es hätt' eine Wittwe drei Töchterlein. 

Mittler N. 121 als Anfang der oben erwähnten Ballade: „Die 
wiedergefundene Königstochter" : 

Es ritt ein Ritter wohl über den Rhein, 
Er kehrte bei einer Fraa Schenkwirthin ein. 

Frau Schenkwirthin schenkt ihr Bier oder Wein 
Oder nehmt ihr fremde Gäste ein? 

Ich schenke Biet*, und Branntwein 
Und nehm auch fremde Gäste ein. 

Wunderhorn I S. 203: 

Fraa Wirthin, ist sie darinnen. 

Hat sie gut Bier, [gnt Bier] und Wein? 

Das Lied aber, welches in den Aeufserlichkeiten, und nur um 
diese kann es sich hier handeln, die gröfste Aehnlichkeit mit dem 
Uhlandschen hat, ist das im Wunderhorn 1808 H S. .200 unter 
dem sonderbaren Titel: „Inkognito" stehende, welches lautet: 

[Es kamen drey Diebe aus Morgenland, 
Die geben sich für drey Grafen aus, 
Sie kamen vor der Frau Wirthin Hans: 
„Frau Wirthin hat sie es diese Gewalt, 
„Dass sie über Nacht drey Grafen b'halt?'' 
„Wenn ich es diese Gewalt nicht hätt, 
„Was war mir denn die Wirthschaft nutze?'' 
Der erste that die Pferde in Stall, 
Der andere schwenkt das Futter hinein, 
Der dritte trat zur Küche hinein. 



>) [Im Text steht fälschlich: 1808.] 



106 ANHANG. 

a 

Und küsste der Fraa Wirthin ihr MadleiD, 

Oder ist es ihr getreues Töchterlein? 

Es ist meio getreues Töchterlein, 

Es soll euch zapfen Bier und Wein. 

Der Erste sprach: Das Mägdlein ist mein, 

Ich hab ihm gegeben ein Ringeleia! 

Der andere sprach: Das Mädchen ist mein, 

Ich hab ihr gegeben ein Glas voll Wein. 

Der dritte sprach: Das Mädchen ^är werth, 

Dass wir es theilten mit unserem Schwerdt. 

Sie gaben der Frau Wirthin einen süfsen Getränk, 

Dass sie vom Stnhl ins Bette hinsank. 

Das Mägdlein greift der Mutter wohl an den Mund: 

Ach Mutter leb jetzt eine Stund! 

Es greift der Motter wohl an die Brust: 

Ach Gott wenn das mein Vater wusst! 

Es greift der Mutter wohl an die Hand: 

Ach Mutter du bist am letzten Endl 

Es greift der Mutter wohl an die Fiifs: 

Ach Mutter was ist der Schlaf so siifs. 

Sie legten es aof einen viereckten Tisch 

Und theilten es wie ein Wasserfisch, 

Und wo ein Tröpfeben Blut hinsprang, 

Da safs ein Engel ein Jahr und sang. 

Und wo der Mörder das Schwert hinlegt, 

Da safs ein Rabe ein Jahr und kräht.] 

Wir haben hier, wie bei Uhland, drei Burschen, die bei einer 
Wirlhin einkehren, sich in deren Tochter verlieben und ihrer Neigung 
Worte leihen. Weiter geht freilich die Aehnlichkeit nicht; das 
Volkslied nimmt einen ziemlich rohen Verlauf, der aber gewiss an 
eine wirkliche Begebenheit anknüpfte, Uhland macht die Liebes- 
äufserungen der drei Burschen zur Hauptsache und vertieft sie so, 
dass sie mit dem Volksliede keine Spur von Gemeinschaft haben.^) 

An eine Einwirkung des Wunderhoms glaube ich schliefslich 
auch noch bei dem reizenden Gedicht: „Das SchifHein". Der 



^) Nicht unerwähnt mag bleiben, dass das Volkslied in der 2. Auflage 
des Wunderhoms (vgl. Simrbck N.<'32) anfängt: 

Es ritten drei Reiter wohl über den Rhein, 
Bei einer Frau Wirthin, da kehrten sie ein. 
So lange nicht ein höheres Alter dieser Redaction erwiesen wird, bin 
ich geneigt, dieselbe aus dem Uhlandschen Gedichte abzuleiten. Mittelbar 
liegt darin zugleich der Beweis, dass auch sonst die innere Verwandtsehaft 
der beiden Lieder empfunden worden ist. 






PERIODEN IN UHLANDS DICHTERISCHER THXtIGKEIT. 107 

Grundgedanke desselben, dass die Zauber der Musik auch Unbe- 
kannte mit einander vereinigen, ist freilich so auf der Hand hegend, 
dass ein Gebildeter ihn nicht zu entlehnen braucht, die Einkleidung 
aber (die Reise zu Schiff) ist originell genug, dass, wenn man sie 
in einem Buche wiederfindet, das der Dichter in derselben Zeit un- 
zweifelhaft viel und eifrig gelesen hat, eine Entlehnung wohl denk- 
bar ist. Nun sagt Arnim in dem Sendschreiben an Kapellmeister 
Reichardt, welches dem ersten Bande des Wunderhorns angehängt 
ist, S. 456: „Staunend safs ich da unter den lustigen Zechern im 
vollen Marktschiife, sah drey wunderlichen Musiker(n) mit immer 
neuem Liede zu, jeder ihrer Züge eine alte ausgespielte Saite, jeder 
ihrer Töne ein ausgebissen Trinkglas, ewig hin und zurück geht 
das Schiff, ihre Wiege, ihr Thron. Sie sinds, die diese arme wüste 
Marktwelt (wie Kraut und Rüben unter einander geworfen) zu 
einem wechselnden, lauten und stillen Gedanken-Chore verbinden, 
dass neben ihnen die ruhigen reichem Dörfer wie unerreich- 
bare Sterne und Monden, ohne Sehnsucht, ohne Preis vorüber- 
schwimmen." 

Am 28. Januar 1810 verfasste Uhland sein Lied, am 14. Mai 
fuhr er auf einem Marktschiff den Rhein herunter auf derselben 
Strecke, die Arnim im Auge hat lieber diese Fahrt meldet sein 
Tagebuch: „Ein unbekannter Reisegenosse bhes das Posthorn, zwar 
ziemlich schlecht, aber die Töne verklärten sich im Widerhall, da 
zog ein Anderer eine Flöte hervor und dann stimmte die Gesell- 
schaft mit Gesang ein. Ein sonderbares Zusammentreffen mit meinem 
Liede „das Schifflein" "^). 

Die dritte Periode Uhlandscher Poesie rechne ich von 1807 
bis zur Pariser Reise 1810. Der Gegensatz zu der früheren ist ein 
aufserordenthch grofser und umfasst Form und Inhalt in gleicher 
Weise. Zunächst ist die gesammte romantische Staffage von Königen, 
Sängern u. s. w. verschwunden und das einzige Gedicht, in welchem 
wir sie noch finden, „Der junge König und die Schäferin", ist schon 
wegen seines neckischen Inhalts gar nicht mit den sentimentalen 
Gedichten der vorigen Periode zu vergleichen. 



1) Uhknd, £. Gabe f. Frevnde S. 60. 



REGISTER. 



Seite 
Aaroo, König von Persiea = Haruo 8 

Abel, Sigurd; 7 

„Abschied" . . 99. 100 A. 101. 102 

Absoloa 49 

Acceotverse 38 

Achalm ... 73. 82 A. 3. 83 =» 
Ach, Allm- 83 A. Achalma . 81. 82 
Achilleisches Feaer (Rolands) . . 10 

Ahitophel 49 

Alemaonas 67, Idlafiawog . 68 A. 
Alb, Schwäbische, s. Schwab . . 83 

Albion 33 A. 1 

Albrecht, König 70 

Alfar und Aarnna 97 

Allegorisierende Betrachtung . . 90 

AUory 9 

Almanach (Kerners) 76.77. (Seckeu- 

dorfs) 98. 102/3. (romantische) 101 

Alp bei Ulm 72 

Altdeutsch 9. 102 

Alteklere (= Hautecleire) . 10, 11 
Altfranzösisch (s. Französisch) 

15 A. 2. 21. 23 u. A.36. A. 8. 37. 62 

Altheim 72 

Altnordisch (s. Nordisch) . . . 103 
Ammon, Dekan zu Gaildorf, . . 89 
Andreas, s. Benedictus . . . • 8 

Anecdoten 21. 69. 90 

Anjou 49 A. 2 



Seite 
Annales ßenedictini, s. Mabillon 
29 A. 8, Hirsaugienses s. Trit- 
heim 79 A. 80, Suevici s. Crn- 
sius ........ 60 a. ö. 

Annelein . 103 

Antonia, T. des Barnabo Visconti 74 
Antonia, Gem. Eberhards des Mil- 

Gen ... .*«.... Ov 
Antonio de Esclava, aus Sanguessa 
in Navarra, Verf. der Noches de 

Invierno 3 

Apostel 11 

Aquitanien, Aquitanisch ... 43 
Archiv (Gosches) 68 A. (Herrigs) 

61. 75 A. 83 

Arnim 103. 107 

Athenaeus 48 A. 1 

Augustani . 84 

Aurnna 97 

Autafort »* Hautefort . . 45 A. 2 

Badensis 85 

Baiern, Herzöge v. B 73 

Balladen 102 

Barbara von Gonzaga, G. Eberh. II. 60 

Barbarossa 67 

Barnabo Visconti, Herrscher von 

Mailand 74 

Bartholomaei dies .;.... 85 
Basin de Genevois » . . . . 9 



REGISTER. 



109 



Seite 
Bayer, Weingärtner in Weiosberg, 92 
BebeDhansen 95. 96 A. 2 Beben- 
busen 96 

Beeren; Hans Heinrieb Arnold 

„Geist'* von Beeren . . 82 A. 1 
Beilstein . . . ^ . . 71. 78 A. 
Bekker, Immannel . . 10. 62. 68 A. 

Beltram von Bornie 49 

BenedictiSanctiAndreaecbronicon 8 

Benedictin erabt 79 

Bercbtboldus de Sacbsenbeim . . 81 

„Bergscbloss'< 100 A. 

Berlin 82 A. 2 

Berneck ...» 74 

Bertha, Scbwester Karls 3. 4. 5. 6. 9 
,,Bertran de Born'< . . . 43 ff. 92 
Bertran de Born, Baron von Peri- 
gord 43 ff. seine Gedicbte 44 
u. A. 1. 45. A. 1 : Trauerlied 44, 
Sirventes 44. 46. 47, Ganzone 
49. 52, bistor. CSiarakter . 50 f. 

Benyon, Herzog B 11 

Bibliotbek (Berliner) 3. (Röslers) 
13. (Pariser) 29. 62 und A. (des 
litterariscben Vereins zu Stutt- 
gart) 63. A. 94 

„Birscben** 33. A. 2 

Biterolf ........ 17 A. 

Bitscbeusls comes 85 

Boxberger ... 67 A. 68 und A. 

Brandenburg 72. 73 

„Braut von Corinth'^ . . . 65 A. 
Brautfabrt Graf Friedricbs . . 103 
Brautfabrt Ritter Gurts. . . 100 A. 
Breitenbaeb, Weiler bei Pfnllingen, 92 

BrunbUd 103 

Brunswiga 78 

Bürger 101 

Bunte Kleidung 6 

Burggravius Noribergensis ... 85 

Byzantiner 68 A. 69 

„Gantilena RolIaBdi<< ... 36 A. 8 
Galw, Oberamt in Würtemberg . 90 



Seite 

Gatalanen 50 und A. 1 

Gento novelle anticbe . . 89. 90 
Gentralblatt, litterariscbes, 67 A. 75. 

81 A. 83 
Gbamisso 22, Brief an Fouque 
20. 32, Werke .... 22 A. 1 

Cbanson de Roland ... 36 A. 8 
Ghartae ludus ....... 80 

Gboniata 68, Gbonae .... 68 A. 

Gbriembilde 40 A. 2 

Ghristus 35. 59 

Gbronicon (Benedict!) 8. (Hirsau- 
giniense) 79. A. (Novaliciense) 

93 A.2 

Ghronikscbreiber 96 

Corpus scriptor. bistoric. Byzant. 68 A. 

Gotta 75 

Gourtin, Ogiers Scbwert, . . IIA. 
Grusius, Martin, Professor in Tü- 
bingen, 60 A. 1. Annales Suevici 
60. 61. 67 und A. 68. 69. 75. 
77. 78. 79. 81. 83. 84. Ann. 
Suev. liber paralipomenos 82 

A. 1. 3. 

Gurt (s. Brautfabrt) . . . . 100 A. 

Dactylische Tanzrbytfamen ... 67 

Dante Vulg. eloqu. 46. Göttliche 

Komödie ....... 48. 49 

David 49 

Deutsches AUerthum . . . . 54. 55 
Deutscher Sagenkreis .... 2 
Deutschlands Geschichte von Trit- 

hemius 79 A. 

Dialektische Formen 69 

Dietleib 17 A. 

Dietrich von Bern 64 

Diez, Leben u. Werke der Trouba- 
dours 43. 44. 46. 47. 48. 49, über 
die Poesie der Troubadours 43. 

44 A. 1. 49 A. 1. 52A. 1 
Döffingen (s. Toeffinga) . 74. 84 A. 1 
„Döfanger Schlacht'* .... 84 ff. 
Dominica Laetare 78 



HO 



REGISTER. 



Beite 

Domioicus dies 85 

Donau 40 

„Drei Fräulein" 39 

„Drei Könige zu Heimsen" . . 79 f. 

„Drei Schlösser" 100 A. 

Drummer, Matthaeus, von Paben- 
bacb, UebersetzuDg der Noches 

de Invierno 3 

Du Gange 93 

Durandal, Rolands Schwert . 11 A. 
Eberhard der Greiner (s. d.) = ille 
Greinern8,Rauschenbartus etiam 
appellatus 86, Graf von Wirtem- 
berg (1344—1392) 70. 71. 72. 
73. 74. 75. 76. 77. 78. 79. 81. 

82. 85. 86. 88 
Eberhard der Milde, Graf von Wir- 
berg (1392—1417) 74. 75 = Eb. 

Mitis, Ulrici filius 85 

Eberhard IL im fiart, Graf von 
Wirtemberg (1459—1496) 59. 

60. 61 

Eberhardini 85 

Eberstein, Grafen von E. 66. 71. 76. 

78. 80 

Edenhall 92 

Eginhard 8 

Egino 82 A. 3 

Egmont 100 

Eichholtz, Reise nach Schwaben, 61. 

83. 93. 96 A. 1 

Eiderfluss 15 

Einsiedel, Schloss Eberhards II, 59. 

60. 61. 62 

Eng«l 106 

Engelland, England 42. 43. 44. 46. 

52 A.2 

Englisch 103 A. 2 

„Entsagung" 39 A. 51 

„Entschlnss" 99 

Enzberg 75 

Episch(Erzählnng) 34 (Darstellung, 
Versmafs) 87 (Grundzng) . . 88 



Seite 

Episcopus ; 85 

Epos, aUfranzöflisehes . . 36 A. 8 
Brdmendlin Epp, Waidgesell, . , 95 

Esclava, s. Antonio, 3 

Eselsberg, s. Friedrieh von Zorn, 81 

Esslingen 72. 80 

Etschenreuter, Gallus .... 76 

Etzel 40 A.2 

„Fechter" 16 A. 3 

Fierabras 9. 10. 11 

„Fink hat wider Samen" . 85 und A. 

Fischart, Gargantua 60 

Flamberge, ein Schwert, . . 11 A. 
Fleckeisen, Jahrbücher. . . 55 A. 2 
Foaqu^, Musen 10. Brief von 
UUand 20. 32, von Chaminso 21, 

von Keruer 35 

Fraacia Reali di Fr. . . 3 und A. 6 

Franconia 81 

Frankreich, normannisches 23 A. 2^ 

südliches 53 

Fränkische Königssöhne ... 3 

Franzosen .90 

Französisch, s. Altfranz., (Fiera- 
bras) 9. 11 , (Gedichte) 10. 53.62, 
(Roman) 39, (Held) 40, (Sprache) 

55, (Rechtiswesen) 62 

Freytag 15 A. 2 

Fridericus de Sachsenheim ... 81 
Friedrich Barbarossa von Hohen- 

sUnfen 67 und A. 89 

Friedrich von Enzberg .... 75 
Friedrich der Grofse ... 82 A. 1 
Friedrich, Graf von Zorn (Zol- 
lerensis) und Salzburg, Ritter, 
genannt vom Eselsberg ... 81 
Frölich, Hermann, Das Kloster 
Bebenhansen usw. 1873 . 96 A. 1 

„Frühlingslieder" 100 A. 

„Frühzeitiger Frühling" . . 100 A: 
Gaildorf, Kirche daselbst ... 89 
Galaod, der deutsche Wieland 11 A. 1 
Ganelon 9. 10 



REGISTER. 



111 



Seite 

Gargantaa 60 

GedächtDismÜDze 77 

Geist voa Beeren .... 82 A. 1 
GeistergeschichtOD .... 91 f. 
„Geisterkelter« . . . . 58. 91 f. 
Geisterkelter zu Weinsberg . . 92 

„Gejaid" 96 

Gelehrtes 83 A.93 

Geoffroy, roy de Frise, ... 9 
Geoffroy, seigoeur de Bourdelois, 9 

Gerhard von Viane 10 

Germania, Pfeiffers . . 82 A. 1. 94 
Gesta regum ADgliconim . 36 A« 7 

Gesta Roman oram 6 

Gleifsenwolfias s. Wolf ... 86 

Glems 93 

„Glifsendep Wolf* s. Wolf. . . 71 
„Glockenhöhle« ... 58. 92. 93 

Gloekenthale 93 

Gloster 35 

„Glüek von Edenhall« .... 92 

Gmünd 72 

Goedeke, Geschichte der deutsciieu 

DichtQDg, 97 A. 

Goethe, Einfluss auf (Jhland, 54. 
55 und A. 2. 100. 101. Recen- 
sion des Wonderhorns . . 102A. 
Goethische Gedichte . . . . lOOA. 
Göttinger gelehrte Anzeigen . . 6 
Götz(Gottfridiis) derSchoderervon 

Wieschheim (al. Weifsenheim) 81 
Götze (Gotfrid IlT.) Gray zo Ta- 

wingea ... 96 

Götzinger, Deutsche Dichter, 68 

und A.69. A. 78. A.81.A.87. 93 
Goldbeck, Schillerlexicon, . . 84 A. 
„Goldschmieds Töchterlein« 39. 103 

Gonzaga 60 

Gosche, Archiv für Literaturge- 
schichte, 68 A. 

Gottfrid I., Pfalzgraf von Tü- 
bingen « . 95 

Gottfridns, s. Götz, 81 



Seite 
Gottfried, Sohn König Heinrichs U. 

von England 43. 44 

„Graf Eberhard der Rauschebart« 

57. 59. 70 ff. 75 
„Graf Eberhards Weifsdorn« . 59 f. 

„Graf Eberstein*' 57 

„Graf Friedrichs ßrautfahrt" . . 103 
„Graf Richard Ohnefnrcbt'* 21. 22 

bis 29. 64. 69 
Gräsze, Sagenkreise des Mittel- 
alters, 3. 8. 9 

Gräter, Idunna und Hermode, . 66 
Greiner 75. 76. 77. 78. 79. 84. 

88. Greinerus 86 

„Gretchens Freude« . . 39. 99. 100 

Griechisch 13 

Grimm, Jacob, Grammatik 3 A. 1. 
Gott, gelehrte Anzeigen = Klei- 
nere Schriften 6. Rechtsalter- 

thümer 83 A. 1 93 

Grimm, Wilhelm, Ruolandes Liet 

9. Heldensage .... 1 1 A. 1 
Grimm, J.und W., Deutsehe Sagen, 

63 A.2. 3. 67 A. 1 
Gross-Beeren s. Beeren . . . 82 A. 1 

„Gülten« 96 

Guerin, duc de Lorraine, ... 9 

Gnienne . 43 A. 2 

Guilelmus Malmesbnriensis, Gesta 

regum Angl. ed. Hardy 36 A. 7. 8 
Guillaume de Lestoc .... 9 
Gunhild := Gundihild ... 20 A. 

Guy de Bourgongne 9 

Hagen, Freiherren von H. . 82 A. 1 
Hans, Graf vou Schwartzenberg . 81 
Hardy, s. Guilelmus ... 36 A. 7 
„Harfnerlied am Hochzeitsmahle« 99 

Harun, s. Aaron , 8 

Hastings, Schlacht .... 37 A. 6 

Hang 75 

Haupt, Moriz 59 

Hautecleire, Schwert, s. Alteclere 10 
Hauteclere 11 A. 



112 



REGISTER. 



Seite 

Hantefort,Schlo8sBertraDsdeBorD,4d.45 
HebuDgeo, füof 38, drei 87, die 
vierte 87, vier ...... 105 

Heidelberger Museum .... 13 

Heimsen 79 

Heimsheim .... 74. 75. 79. 80 

Heinrich, Prinz 35 

Heinrich H., König von England 

43. 44. 46. 49. 51 
Heinrich, Sohn des vorigen 43. 44. 

45. 49. 51. 52 
Heinrich, Herzog, der Löwe, 
Schwiegersohn H. H., Gem. der 

Mathilde 46 

Helden, „Die sterbenden H.'< . . 97 

Heldenbnch 13 

Heldengedichte, französische 10. 

15 A. 2. 62 
Heldensage, Karoling. 8, nordische 

13. 97. 98 

Helena » Mathilde 46 

Helfensteiner,. s. Ulrich ... 70 
Helffenstainins comes .... 85 

Helgo 97 

Helle 65. 66 

Hellen fahrt Dietrichs von Bern . 64 
Herbipolensis episcopus .... 85 

Herder 101 

Hermann von Sachsenheim, Verf. 

der Mörin 82 A. 

„Hermann von Sachsenheim*', Ro- 
man Uhlands 82 A. 

Herrenberg, s. Ulrich der Schärer, 81 
Herrigs Archiv . . 61. 75. A. 83 
Herzöge von Baiern, von Oesterreich 73 

Hildebrand 17A. 

Hildebrandslied 13 

Hirsan 58. 76. 90 

Hirschau 90 

Historia ecclesiastica des Orderi- 
cus Vitalis, Quelle für Wace 
und Uhland? .... 33. A.35 
Historici s. corpus . . . . 68 A. 



Seite 

Hoel conte de Nantes . . « . 9 

Hohenstaufen 89 

Holland, Prof. in Tübingen, 17. 
29 A. 8. 32. 36 A. 8. 59 nnd 
A. 60. 63. 66. 75. 84 A. 85 A. 

90. 93 A. 1 

Holmgang . 15 A. 2 

Hörner, zwei H 82 A. 

Hrolf 23 A. 2 

Hondiege zu Bebenhasen 96 und A. 1 

Hunnenland 40 A. 2 

Hybrias von Kreta . . . 48 A. 1 

„Hyld und Helgo" 97 

Idunna und Hermode von Gr'ater 66 

Ingo 15 A. 2 

,jInkognito'< 105 

Inschriften ...*.*. «^ 95 
Investitura per annulum aureum 93 
Isaac Angelus, byzantin. Kaiser 68 A. 

Italien . » 3 

Italienisch ........ 89 

Jägermesse .95 

„Jagd von Winchester" . . . 32 ff. 

Jagdhaus 95 

Jahn, Otto, Ludwig Uhland, 1863. 

22. 54 A. 58 A. 63 
Jahr, „Zum neuen Jahr" . . 100 A. 
Jahrbücher des fränkischen Reichs 
7. Württerabergische 78 A., für 

Paedagogik 55 A. 2 

Jambisch 87 

Jarl von Schleswig, s. Söhne, . 13 
Jenaer Litteraturzeitung . • 102A. 

Jerusalem 59 

Joachim, ein Jude, . . . • 10. 11 
Joachim, Graf zu Oettingen (-Wal- 
lerstein) 94 

Joannes de Lustnow .... 82 (84) 
Jongleurs « Jocnlatores 52 A. 1 

Journal •13 

Joyense, Karls Schwert. . . IIA. 
„Junker Rechberger*' . . 57. 63 ff. 
Kamerad, „Der gute Kamerad^' . 104 



REGISTER. 



113 



Seite 

„Kapelle« 99 

Kappelberg 77 

Karl der Grofse, s. Schwester 3. 6, 
Zug nach Rom 4, grauer Bart 
4. 5, Spanischer Zng 7, Bela- 
geraog von Viaoe 10, s. Schwert 
11 A., lombard. Spielmana 93 A. 2 

Karl IV., König 72. 73 

Karlsruhe 75 

Karolingischer Sagenkreis . . 2. 8 
Kartenspiel (s, chartae ludas 80) 75 
Katzenelnbogenius comes ... 85 
Kaufmann, Alexander, Bemerkun- 
gen zu Simrocks Sagen 2. 3. 8. 
61. 68 A. Brief von Uhland 60. 88 
Kerner, Justinus 75. 76. 89. 91., 
Briefe von Uhland 32. 91. 92., 
an Fouque 35, Beschreibung des 
Wildbades 76 und A., 77. 90., 
Gedicht „Von Würtemberg Graf 
Eberhard'* 77, Reiseschatten 91, 
die Seherin von Prevorst . . 92 
Kirchhof, Hanns V^ilhelm, Wend- 

unmuth 63 und A. 2 

Klärchen im £gmont .... 100 
Klassische Dichtwerke . . .13. 54 
Kleid, buntes 4. 6, einfarbiges . 6 

„Klein Roland'* 3 ff. 

Klosamont 10 

Kloster am Berge Soracte 2, der 
blauen Mönche 60, zu Hirsau 
76. 79 A. 90, zu Bebenhausen 

95. 96 A. 1 
Klunzinger, Württemb. Jahrb. 78 A. 
König, „Der blinde König** 12 ff. 97, 

ältere Fassung 17 ff. 

König, ,,Der junge König und die 

Schäferin** 39. 107 

„König Olo** 97 

„Königstochter**, französ. Volks- 
lied, von Uhland übersetzt . . 21f. 
Königstochter, „Die wiedergefun- 
dene K.** 103 

Uhlands Balladen. 



Seite 
Korassan 50 

Krake, Rolf 17 A. 

Kreta 48 A. 1 

Kreuzzüge 67 und A. 69 

Kunstdichter 101 

Lambert, prince de Brucelies, . 9 
Landfrieden . . 70. 71. 72 und A. 74 

„Lauf der Welt'* 100 A. 

„Legende** 21. 29 ff., Bedeutung 32 

Leo 8 

Leonberga ........ 85 

Leonhardi sacellum 81 

Leopold, Herzog von Oesterreich 73 

Lerchen 94 

„Lerchenkrieg" ... 57. 58. 94 
Liebrecht, Uebersetzung von M. 
Müllers Bssays 29 A. 8., Ger- 
mania 82 A. 1 

„Lieder der Vorzeit** . 100 A. 103 f. 

Lilien und Mohn 81 A. 

Limburg, „Schenk von Limburg** 

58. 88 f. 96 

Limburger 90 

Limoges 44 

Limousin 43 A. 2 

Litterarisches Gentralblatt 67 A. 

75 A. 81 A. 83 
Litterarischer Verein zu Stutt- 
gart 63 A. 2. 94 

Litteraturzeitung, Jenaer . . 102 A. 

Localsage 58. 61 

Löwe, Heinrich der L 46 

Löwenherz 43 

Lombardisch, „Ein lombardischer 

Spielmann** 93 A. 2 

Luiseben, Uhlands jüngere Schwester 

62 A. 

Lusiaden 62 

Lustnau 82 A. 1. 84. 96 A. 2, 
Lustnow 82, Lustnaw Lust- 

novia 82 A. 1 

Lustnovius 83 (84) 

Luther 58 

8 



114 



REGISTER. 



Seite 

Lyrisch 88. 98. 99 

MabilloD, Aanales Beoedictioi 29 A.8 

Magnificans 11 

Mailand ^ . . 74 

MaleviUe 62 A. 

Malmesburiensis s. Guilelmus 36. 7. 8 

Maas 9. 43 

Maaascript 94 

MarcMo Badensis 85 

Marktschiff 107 

Martel, Schloss Heinrichs 44. 53 A. 1 

Martinsvb'g^el 71 

Mathilde, T. Heinrichs II. v. Eng- 
land, G. H. des Löwen, Matter 
Ottos IV. = Helena , ... 46 
Maucon von Valfondee .... 10 
Mayer, Karl, Uhland, seine Freunde 
n. Zeitgenossen, 1867, 2. 40 A.2 
54 A. 2. 69 A. 70 A 75 A. 
77 A. 82 A. 88 A. 91 A. 94. 
A. 96 A. 1. 97. 98 A. Briefe 
von Uhland 55 A. 69 A. 75 A. 82 A. 
Meier, Deutsche Sagen, Sitten und 
Gebräuche aus Schwaben. 1852. 
61. 63 A.2. 3. 76 A. 83 A. 92u.A.l 

Melancholisch 98 

Merkwürdigkeiten, s. Zeller 59. 60. 61 
Metrik, neuhochdeutsche, ... 87 
Metrum (Versmafs) 20. 38. 69. 87. 

94. 105 

Meyringen 102 

Michaels Lied 29 

Michahel 8 

Michelant, Subdirector der Natio- 

nalbibliothek in Paris . . -. 29 
Milon de Anglante . . . 3. 5. 6. 9 
Mira praesagia mortis, s. Stock- 

hausen 63 

Mittelalter 83 A. 1 

Mittelreime 87 

Mittler 105 

Mörin Hermanns von Sachsenheim 82 A. 
Montfort, Schloss, . . . . 53 A. 



Seite 
Monumenta Germaniae, ed. Pertz 

8. 93 A. 
Morgenblatt (Cottasches) 43. 75. 

83 A. 90 

Morgenland 105 

Mortui de Lustnovia, s. Todte 82 A. 
Maller, M., Essays, ... 29 A. 8 
Müller, P. E., Uebersetzung des 
Saxo Granmaticus 13, Aus- 
gabe 15 A. 1 

Munificans «« Magnificans ... 11 

Munsterus 84 

Musenalmanach Seckendorfs 97. 

99. 98. 103 
Museum, Heidelberger .... 13 

Musiker 107 

Mutins 84 

Mythen, nordische 1 3, echtdeutsche 55 

JNaciforus 8 

Nagoldgau .95 

Nantes 9 

Nanclerus 84 

Naymes (Naimes) de Baviere . 9 
Neckarseite der schwäbischen Alb, 

von Schwab 83 A. 93 

Neu-Eber stein, Feste, .... 71 

Neuenburg 74 

Neuhochdeutsch, Sprache n. Metrik 87 
„Neujahrswunsch" .... 100 A. 
Nibelungen ... 17 Ä. 40. 41. 42 

Nibelungenstrophe 87 

Nicetas Choniata . . 67 'A. 68. 69 
NiederschwäbischeLandvogtei,L. Nie- 
derschwaben 70. 73 

Noches de Invierno «= Winter- 
nächte 3 

Nördlinger, INördlingisches . . 94 

„Nonne" 99 

Norddeutsche 55 

Nordisch, Sitte 15 A. 2, Mythen 
13, Heldensage 97. 98, (103 s. 
Altnord.), Sprachen . . 17 A. 55 
Noribergensis 85 



REGISTER. 



115 



Seite 

Normandie (Normeodie 29) 9. 22. 46 
Normaonisclier Staat io Frankreich 

23 A.2 
JNormäonisch, „Kuoden'' 20. 21. 
32) Ballade 32, Poesie 37. 64, 

ReimchroDik 69 

?}otter, Ludwig Uhland, sein Leben 
und seine Dichtungen 1863. 2. 
40 A. 1. 41 und A. 2. 92. 94. 

96 A. 1. 97 

JNoyalis 54 A. 2 

Novellen, le cento novelle antiche 

89. 90 

Nürnberg . ' 73 

Oberämter in Würtemberg . 90. 93 

Oberschwäbisch 71 

Odyssee 13 

Oesterley, Hans, Ausg. von Kirch- 
hofs Wendunmuth ... 63 A. 2 

Oesterreich 73 

petingensis conies 85 

Oettingen, Oettinger . . . . 94. 70 
Oettingen (-Wallerstein ) s. Joachim 94 
Oger le Danois . . . . 9. 11 A. 
Ohnefnrcht, s. Graf Richard Obne- 

furcht, '. 64 

Olivier, fils de Regnier, conte de 
Gennes, (Oliver) 9. 10. 11. 15 A. 2 

Olo, König, 97 

Order icus Vitalis, Verf. der histor. 

eccles 33 

Orlando, s. Rolaud, . . . 3. 4. 5 

Ossian 98. 99 

Ossiansche Welt 99 

Otho Caesar 78 

Otto IV. Kaiser von Deutschland 46 
Otto Kaiser, s. Tochter . . 66. 67 

Paladine 9 

Palais Royal, s. Paris . . 62 A. 63 
Palatinus Rheni Rupertinus . . 85 
Palmung . . . . . . 17 A. 

Papiol, der Jongleur Bertrans, 52 A. 1 
Paris, Uhland dort 20. 23. 29. 41. 



Seite 

62. 63. 75. 107, Chamisso dort 
21, Kaiserliche Bibliothek 29. 
62 und A., Palais Royal 62 A. 63 
Paulus, L. Uhland und seine Hei- 
mat Tübingen, Berlin i 869, 61 A. 

90. 96 A. 1 

Percy . 103 A. 2 

Perigord, Grafschaft, . . 43 A.2 
Perigueux, Hauptstadt, 43 und A. 2 

Uigaat 68 A. 

Persien 8 

Pertz, Monumenta Germ. ... 8 
Peter, S. Peters Schatz ... 11 

Pezold 75 A. 83 

Pfalzgraf, „Der letzte Pf." 57. 94 ff. 

Pfalzgrafen 81. 94. 95 

Pfeiffers Germania . . 82 A. 1. 94 
Pfister, Geschichte von Schwaben 

75 A. 83 

Pfortzhaimum 84 

Pfullingen 92 

Pilgrim, Erzbischof v. Salzburg . 73 
Pipin von Frankreich .... 11 
Pluquet, Fred., Ausgabe des Ro- 
man de Rou par Wace 1827 . 23 

Poitou . 43 

Polemisch 91 

Pontifex 78 

Prevorst, Die Seherin von Pr. . 92 
Prevost, Le Pr., Ausgabe des 

Ordericus, 35 

Principes clviles et ecclesiastiei 84 
Proven^alisch 43, Liedercyclus 
„Sängerlicbe" 2. 12. 53, Fiera- 

bras 10 

Rabe 106 

Rainiers von Genua 11 

„Rattenfänger'* 100 A. 

Rauschebart, Balladen vom R. 20. 

57. 87 

Rauschenbartos 86 

Reali di Francia 3. 4. 6 

Rechberger 57. 63 A. 3, 64, Kampf 

8* 



116 



REGISTER. 



Seite 

mit dem Geiste 64. 65, Todes- 
botschaft und Ende . . .64. 66 

Rechenberger 64 

Rechtsaltertämer . . . 83 A. 1. 93 

Reges 80 

Reich, das heilige, . . 70. 72. 94 
Reichardt, Kapellmeister, . . .107 
Reim 20. 53, Mittelreime 87, Reim- 
paare 87 

ReimchroDik 23. 69 

Reinhard 75 

Reiseschatten vod Kerner ... 91 
ReatliDgen 73, Rathhaas 83. 93, 
ReotllDga . . . . 81. 82. 83. 84 

ReutlingeDsis 81. 82 

„Rewclge" 104 

Rhein (Helden vom Rh.) 40 A. 2 — 

74. 105. 106 A. 
Rheinische Städte . . 73. 74. 84 

Rhenum 85 

Rhoneinsel 15 A. 2 

Rhythmen 67 

Richard, duc de Normandie 9, 
Sans-peur = Ohnefurcht 22. 
23 ff. » Ron, Rollo, Hrolf 23 A. 2 
Richard (Löwenherz), S. Hein- 
richs II. y. England . . 43. 44 

Riol da Mans 9 

Ritter 39. 99 

„Ritter Gvrts Brautfabrt'< . . 100 A. 

Robert 23 A. 2 

Rodando, s. Roland 3 

Rössler, Professor, 13 

Roland, Klein R. 3 ff., =» Rodando, 
Roldan 3. — 4. 8. 9. (Achillei- 
sches Feuer) 10, (Zweikampf) 
10. 15 A. 2, Schwert Durandal 

11 A. 1 
„Roland Schildträger" .... 8 

Rolandslied 36 A. 8 

Rolf Krake 17 A. 

Rollo 23 A. 2 

Rom 4. 10 



Seite 

Roman de Ron et des ducs de 
Normandie par R. Wace 23. 25. 

32. 35 
Romanisch . . 13. 16. 37. 38. 62 
Romantik .... 99. 101. (104) 

Romantiker 54 

Romantisch . 39. 99. 100. 101. 107 

Ronceval 7. 36 A. 8 

Rosa I 78 

Rosengartenlieder 87 

Rothe Farbe 6 

Rotweil : • . 74 

Ron 23 A. 2 

Ronen 23. 25 A. 8 

Rudolf, Eginos Bruder, . . 82 A. 3 
Rudolf, Schillerlexicon . . . 84 A. 
Rndolfus, c. p. de Tuwingen, . 95 
Rnpertinus palatinus Rheni . . 85 

Sachs, Hans 69 

Sachsenhaim, Sachsenheim, Sach- 
senheimer . 81 und A. 82 A. 84 

Sachseuköaig 14 

„Sängerliebe" 12. 53 

Sage, ihr Wesen 56, Leben . . 61 
Sagenkreis, Karolingischer 2. 7. 
8. 9, Deutscher 2, des Mittel- 
alters V. Gräsze ... 3. 8. 9 

Salzburg 73. 81 

Sanguessa in Navarra .... 3 
Sanson duc de Bourgongne . . 9 
Sans-peur, s. Richard .... 22 

Saracenen 67 

Sattler, Histor. Beschreibung des 
Herzogthums Würtemberg, 61. 

75. 77. 80. 82 A. 
Sauuagine, Schwert, . . . . IIA. 
Saxo Grammaticus. 13. 15 A. 1. 16 

Saxonia . 15 

„Schäfer«' . . 39. 99. 100 und A. 
Schäferin, „Der junge König und 

die Seh.« 39. 108 

,, Schäfers Klagelied" 100 und A. 

„Schäfers Sonntagslied'' ... 99 



REGISTER. 



117 



Seite 

Schärer, Ulrich der Seh. ... 81 
Schainhaoch, s. Schö'nbuch . . 95. 96 
„Schenk von Limburg^' . 5S. 88 f. 96 

Seheokenzell 74 

„Schifflein" 106. 107 

Schillers Wilhelm Teil . . . .102 

Schillerlexikon 84 A. 

„Schlacht bei Reatlingen<< 81 f. 83. 84 

Schlegel 74. 78 A. 

Schlegelkönige (Reges 80). . 74. 75 

Schlegler 74 

„Schlimme Nachbarschaft** . . 100 A. 

„Schloss am Meer" 99 

Seh nutz, die Hanskatze . . . 62 A. 

Scho derer, s. Götz, 81 

Schönbnch, Reichsforst, 60. 62. 95. 
(s. Schainbnoch 95. 96), Schön- 

bnchwald 60. 62 

Schuhmacher in Meyringen . .102 
Schwab, Gedichte 82 A.3, Proben 
Würtemberg. Sagen 83 A., Die 
Neckarseite der Schwäbischen 

Alb, 83 A. 93 

Schwaben ... 68. 74. 93. 101 
Schwäbisch, Dichterkreis 2, Land 
56, Sagen 56, Grafen 70, Bund 

72. 73. 84, Städte 70. 72 A. 

73. 74. 75, s. Niederschwäbisch 

70. 73, Oberschwäbisch ... 71 
„Schwäbische Kunde** . . 57. 67 ff. 
Schwartzenberg , s. Hans Graf 

von Schw 81 

Schwarzwald 95 

Schwedenkönig 13. 15 

Schweiz ....... 102. 103 

Schwelzerische Städte .... 73 

Schwenk, Reallehrer in Gaildorf, 89 

Schwert, nacktes, 103 

Scriptores historici . 8. 68 A. 93 A. 
Seckendorf, Briefe von Uhland 57. 

97. 102. 103, Musenalmanach 

97. 98. 102/3 
Seherin von Prevorst, von Kerner, 92 



Seite 

„Sehnsucht*' 100 A. 

„Selbstbetrug** 100 A. 

Sempach, Niederlage 73 

Sentimental, Sentimentalität 39. 

54. 104. 107 
Serie, Abt von Gloster, ... 35 

Siena 3. 4 

Sigel 82 A. 

JSigurd 103 

Simrock, Deutsche Sagen 93 A. 2. 
(s. Kaufmann), Volkslieder . 106 A. 

„Singenthai** 58. 93 

Sintenis, Goethes Einfluss auf 
Uhland, Fleckeisens Jahrb. 55 
A. 2, Dorpat 1871 .... 100 
Sirventes = Dienstgedicht 44 und 

A.l. 46. 47 
Sitzungsbericht des Vereins für 

die Geschichte Berlins 82 A. 1 

Sköfnung, Rolf Krakes Schwert, 17 A. 

Skolion 48 A. 1 

Skrep (Skreipr), Wermnnds Schwert, 

15. 16. 17 
Sonntagsblatt , handschriftliches, 
40, der Vossischen Zeitung 82 A. 1 

Sophokles 13 

Soraote, Kloster, 8 

Spanisch, Sprache 3. 55, Balladen 

103 A. 2 
Speyer 66, Speier ..... 74 
Spielmann, lombardischer . . 93 A. 
Spittler, Geschichte Würtembergs 

75. 77 
Stalin , Wirtembergische Ge- 
schichte, . 60 A. 70 A. 72 A. 83 A. 1 

Städtebund 73 

Stein, Graf von Stein . . 71. 75 
Stockhausen, Mira praesagia mortis 
= Wunderliche Tod es- Vorboten 63 

Straubeohard 71 

Strobl, Quellen zu drei Romanzen 

Uhlands, 2. 12 

Strophen 87. 88. 105 



118 



REGISTER. 



Seite 

Stutenhaus in £insiedel . 60 uad A. 

Stutgardia 86 

Stuttgart . . 35. 63 A. 2. 76. 90. 94 
Stuttgarter Stralse zu Beben- 

hausen 96 A. 1 

Süddeutscher Adel 73 

Sutri 3 

Tagebuch Uhlands ... 63. 75. 107 
„Taillefer" . . 20. 35fiF. 50. 53. 69 

Taschenbücher 101 

Teil 103 

Tettioga pagus 81 

Thermae Sylvestres 78 

Thierry Dardaine 9 

Tieck 54 

tirel 35 

„Tischlied« 100 A. 

Titan 35 

Titelgleichheit 104 

Tod, „An den Tod" 99 

Todte von Lustnau (Lustnaw) 82 

A. 1. 96 A. 2 

Todtensöhne 82 A. 1 

Toeffinga, s. Döffingeo, . . .84. 86 
Tragiker, griechische .... 13 

TraHscornati 93 A. 2 

Traversus 8 

„Trinklied" > . lOOA. 

Tritheim = Tritlenheim 79 A., 
Jobannes Tritheinius (1462 — 
1516), ... 75. 79 und A. 80 
Trochäisches Versmaafs .... 94 
„Trost in Thränen" .... 100 A. 
Troubadours . . . . 40 A. 2. 43. 53 
Tübingen, lateinische Schule 13, 
Universität 12. 13, Professoren 
59. 60 A. 1, Stiftskirche 62, Um- 
gebung 62. Elternhaus Uhlands 
62. Briefe aus T. 91. 97. Sage 
92. Pfalzgrafen 81. 94. 95. 96. 
Burg und Stadt 95. 96. s. Tübin- 
gen 95. 96. Tybinga 84. s. Zeller 59 
Tübinger 90. 95. 96 A.2 



Seite 

Türken 68. 69 

Tumba 29 A. 8 

Turpin 9 

Tawingen 95. 96 

Tybinga 84 

„Ueberfall im Wildbad" . 75 f. 87 
Uffo, Wermunds stummer Sohn 14 ff. 
Uhland, inscribiert 12, Student 40, 
klassische Studien 13.54, altfran- 
zösische 37. 55, nordische 13. 
55. 97. 98, spanische 55, Be- 
schäftigung mit der Karoling. 
Heldensage 8, Begeisterung für 
die ]\ibelungen 40. Uhland »» 
Volker 41, Liebe zur Volks- 
poesie 55. 101. 103, Sammlung 
von Volksliedern 41 A. 2. 102. 
103, Pariser Reise 20. 23. 29. 
41. 62. 63. 75. 107, Heimweb 
nach Tübingen 62 A., in Karls- 
ruhe 75, im Wildbad 76, 77, 
in Tübingen 12 f. 62. 91. 97, in 
Stuttgart 35, im Einsledel und 
Schönbuch 62, in Reutlingen 83, 
Fufsreise nach der Schweiz 102 f. 
Beschäftigung mit Crnsius 69, 
mit Ordericus Vitalis 35, Ein- 
flnss Goethes 54. 100 f., des 
Wunderhorns 102. 104. 105. 106, 
Beurtheilnng desselben 102. 103. 
Vorliebe für deutsche, besonders 
schwäbische Stoffe 56. 94. Mit- 
redacteur des Kernerschen Al- 
manachs 76. Briefe 3. 92, an Fon- 
que 20. 32, an Kerner 32. 91. 92, 
an Seckendorf 57. 97. 102. 103, 
an AI. Kaufmann 60. 88, an K. 
Mayer 55 A. 69 A. 75 A.6 82 A. 
Tagebuch 63. 75. 107, Mitthei- 
luug 8, Ungenauigkeiten 13. 32, 
Schriften zur Geschichte der 
Dichtung und Sage. 1. Vorrede 
90, (VorlesungüberdieGeschichte 



REGISTER. 



119 



Seite 

der mhd. Poesie) 17 A. 56.-89. 
II.(Vorlesnng über dieGeschichte 
der altdeutschen Poesie, 2. Th.) 
9. 81 A. 82 A. IV. (Anmer- 
kao^en zu den Volksliedero) 29 
und A. 8. 103 und A. 2. (über 
das altfranzösische Epos) 15 A.2. 
36 A. 8. 37 A. 6. 63. 64. VII. 
(Vorlesung, über die Sagenge- 
schichte der germanischen und 
romanischen Völker) 13. 16. 23 
A. 1. 2. 25 A. 1. 36 A. 8. 57 
A.64. Vni. (Schwäbische Sagen- 
künde) 22 A. 2. 67 A. 95 und A. 
96 A. 2. (,,Die Todten zu Lust- 
nan^') 82. A. 1. — Roman Her- 
mann von Sachsenhaim 82. A. 
DramatischeStücke 55. politische 
Gedichte 79. Gedichte von 1829 
— 34 53, von 1810 — 47 56. Pe- 
rioden 97. 98. 99. 107. Hand- 
schriften 10, Uehersetzungen 10. 
20. 21. 23. 29. 41, Umarbei- 
tungen 20. 21, Kunstmittel bei 
der Quellenbenutzung 5. 6 f. 34. 
39. 42..50f. 52. 56 f. 58 f. 65f. 
79. 80. 83 f. 88. 94. 96. 105. 
106, weitere Erfindung 83. A. 87, 
Uebertreibung dichterischer Mo- 
tive 104, Schwäche in derDar^ 
stellung frei erfundener Ge- 
stalten 50. 57. Farbenglanz 53. 
92, Plastik des Stils 69, Sorg- 
falt in dichterischen Dingen 77. 
87, historisch treues Colorit 77, 
Harmonie zwischen Inhalt und 
Form 62/3. 69, dialektische 
Formen 69, Einheit von Fabel 
und Wirklichkeit 91, Humor 65. 
67. 69. 100, sprödes .Naturell 
100,allegorisierendeBetrachtung 
90, Polemik gegen abergläubische 
Schwärmerei 9], patriotisch 56, 



Sdite 
Restaurrerungder Rlosterruinen 
96 A. 1. politische Thätigkeit 
für altes gutes Recht 79. Jurist. 

35. 62 
Uhlands Frau 55. 59. „Ludwig 
Uhland. Eine Gabe für Freunde.'' 
1865. 12 A. 13 A. 21 A. 32. 
41 A. 43 A. 55 A. 1. 3. 57 A. 
59. 62 A. 63 A. 75. A 91. A. 1. 
93 A. 1. 97 A. 102 A. 2 u. 3. 

107 A. 
Dhlands Schwester Luischen . 62. A. 

Ülinger-Lied 41 A. 2 

Ulm 72. 73 

„Ulme von Hirsau" . . . . 58. 90 

Ulmenses 84 

Ulrich von Würtemberg, Eberhards 

Bruder (1344—1366) .... 70 
Ulrich, Eberhards Sohn, (t 1388) 
71. 73. 74. 77. 88 « Ul- 
ricns Wirtembergensis 81. 82. 

85. 86 
Ulrich von Helfenstein .... 72 
Ulrich, der Schärer, Pfalzgraf von 
Tübingen, Herr zu Herrenberg 81 

„Unstern" 100 A. 

Unterwelt, Mächte der .... 65 
Urach 93 == Uracum .... 81 

Urbici 84. 85 

Varnhagen 20 

Ventadorn 43 A. 2 

Verein für die Geschichte Berlins 
82 A., litterarischer in Stuttgart 

63 A. 2. 94 

Verfassungsstreit 79 

Vermundus (s. Wermund) . . 15. 16 

Versmafs, s. Metrum. 

Viane (»» Vienne sur Rhone) 10. 

15 A. 2. 41 

Visconti 74 

Visionen »92 

Volker 41. 42 

Volkserzählung 83 A. 



120 



REGISTER. 



Seito 

Volkslieder 21 f. 29. 101. 102. 103. 

104. 105. 106. 107 
Volkspoesie 55. 101. 102. 103. 105 

Volksroman 32 

Volkswitz ....... 75. 80 

„Von Wiirtemberg Graf Eberhard" 77 
Vossische Zeitoog . . . . 82 A. 

V^ace, Robert, poete oormaDd des 
XII. siecle . 23. 25. 32. 35. 69 

Wallerstein 94 

Waltharias 54 

Walther 17 A. 

Wappen des Ebersteiners 77 f., des 
Wannensteiners 78 und A., der 
Sachsenheimer 8 1 . A. f., der Frei- 
herren von Hagpen and von Beeren 
82 A. 1., der bei Reutlingen Ge- 
fallenen 83 

Weidenstetten 72 

Weil, s. Wila 72 

Weinsberg (Weinsperg) . . 91. 92 

Weinsberger 92 

Weifs, Farbe 6 

Weifsdorn, Graf Eberhards 59. 60. 61 

Weifse, Professor, 13 

Weifsenheim 81 

Weifser 75 

Weisung 17 A. 

Wendunmuth, durch Hanns Wil- 
helm Kirchhof .... 63 and A. 
Wendas ex Franconia .... 81 
Wenzel, König .... \ 72. 73 
Wermund (s. Vermundus), König 
der Dänen .... 13. 14. 15 

Wieland 11 A. 

Wieschheim, s. Götz . . . . 81 

Wila, s. Weil 80. 84 

Wildbad 71. 75. 76. 77. 79, be- 
schrieben von Dr. A. J. Kerner 

76 A. 77. 90 
Wilhelm, König, „Der Rothe" 33 A. 1 . 35 
Wilhelm von Eberstein, s. Eb. . 71 



Druck von W. Pormetter, 



Seite 

Wilhelm, Grav za Tuwingen, . 96 
Wilkeo, Gesehichte der Kreaz- 

züge, 67 A. 

Wilkinensage 64 

Will and Wall, zwei Hunde,. . 95 

Wilmanns 6 

Winchester, Jagd von W., . 32 f. 
Winnen stein, s. Wannenstein . 86 

Winternächte 3 

Wirtembergenses 81. 82 

Wirtembergia 84 

Wirtembergici 84. 85 

Wirtembergisch 79 

Wirthin, „Der W. Töchterlein" 105 f, 

Wirzburg 79 A. 

Wölflin 86 

Wolf von Eberstein 71 

Wolf von Stein .... ^ . 75 
Wolf von Stein za Wannenstein 71. 
77. 78 A., Glifsender Wolf 71, 
der gleifsende Wolf 86, Wolfias 
vel Wolfgangas deWinneostein 
86, Wannensteiner . 78. 87. 88 

Worms 74 

Wunderhorn, „Des Knaben W.^' 
102. 103. 104. 105. 106. 107. 
II. Auflage . . . . 103. 106 A. 
Wunderliche Todes -Vorboten, s. 

Stockhaasen 63 

Wunnenstainii, s. Wolf .... 78 

Wyrmos fluvias 84 

Zavelstein, Burg, . . . . . 71. 77 
Zeitschrift für das Gymnasialwesen 1 2 
Zeller, „Merkwürdigkeiten der 
Universität und Stadt Tübingen^' 

59. 60. 61 

ZoUerensis, s. Zorn 87 

Zorn, Friedrich von Zorn and 
Salzburg, Ritter, genannt vom 

Eselsberg 81 

Zuffenhusa vicus 86 

Zweikampf aaf Inseln 13 AI. 41 A. 

Berlin, Neue Grünstrasse 30. 



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