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■eriälntefna^ionel
JCCB.Sfit^EK
-I RE N ZE
, TORNABUONI 20.
QUELLEN UND FORSCHUNGEN
AUS ITALIENISCHEN ARCHIVEN UND BIBLIOTHEKEN
HERAUSGEGEBEN VOM
KOENIGL PßEUSSISCHEN
HISTORISCHEN INSTITUT IN ROM.
Band XIIL
ROM
VERLAG VON LOESCHER^Ä G°,
(W. RKGKNBKRQ)
1910
p
Borna — Tipografia dell'Unione EJitrice, Via Federico Cesi, 45.
INHALTS-VEI^ZKICIINIS
Seite
Jahresbericht des Historisclien Instituts 1909-1910 . i-x
F. Schneider, Toscanisclie Studien. Teil V 1-72
J. Lulves, Die Machtbestrebungeu des Kardinalats bis
zur Aufstellung der ersten päpstlichen "Wahlkapitu-
lationen 73-102
A. kuppel, Zur Reichslegation des Erzbischofs Albert
von Magdeburg (1222-24) 103-134
Ph. Hiltebrandt, Die römische Kurie und die Prote-
stanten in der Pfalz, in Schlesien, Polen und Salz-
burg. Teil 1 135-216
H. V. Soden, Eine neue Handschrift des pseudocypria-
nischen Liber de rebaptismate 217-223
H. Sauer, Kunstgeschichtliche Beiträge 224-230
F. Schneider, Eine langobardische Herzogsurkunde
aus Spoleto (772) 231-244
R. Davidsohn, Die angebliche Geheimhaltung des To-
des Kaiser Friedrichs II 245-2o4
F. Schneider, Die Geheimhaltung des Todes Kaiser
Friedrichs II. Eine Antikritik 255-272
IV INHALTS-VEKZEICHNIS.
Seite
K. Schellhass, Zur Legation des Kardinals Morone
(157(i; Moskau. Bayern)
1. Rom und die Kirchenunion mit Moskau (Cobenzl.
Zacharias Delfin. Morone. Clenck) 273-355
2. Ein kirchenpolitisches Gespräch in München am
13. Oktober 1576 (Morone. Fend) 356-376
G. Mercati, Quando tu consecrato papa Celestino II 377-378
Bibliographie 379-469
.r o , „t. I Nachrichten 469-471
K. Schellhass
Verzeichnis der in der Bil liographie
verwandten Abkürzungen . . . 472-480
JAHRESBERrCHT DES HISTORISCHEN INSTITUTS.
1909- 10.
Im Personal des Instituts sind während des Be-
richtsjahres folgende Aenderungen eingetreten:
Am 1. April 1909 verliess uns der erste Assistent Dr. Emil
Göller, um einem Rufe als ordentlicher Professor des Kir-
chenrechts an der Universität Freiburg i. B. Folge zu leisten.
In seine Stelle rückte der zweite Assistent Dr. Schneider
ein, dessen Stelle vorläufig unbesetzt blieb. Mit der Wahr-
nehmung der Obliegenheiten der zweiten Assistentenstelle
beauftragte das Kuratorium den dritten Assistenten Lic. Frei-
herrn von Soden, den Hülfsarbeiter Dr. Cardauns und den
bisherigen Volontär Dr. Sthamer. Ausserdem wurde unserm
langjährigen IMitglied Dr. Hiltebrandt das von dem Herrn
Kultusminister verliehene Stipendium auch weiterhin bewilligt.
Dagegen schieden die beiden vom 1. April 1908 ab dem In-
stitut zugewiesenen Oberlehrer Prof. Dr. Küster vom Gym-
nasium in Hanau und Prof. Dr. Linneborn vom Gymna-
sium in Paderborn am 30. September 1909 aus dem Verbände
des Instituts aus. An ihre Stelle entsandte der Herr Kultus-
minister vom 1. Oktober 1909 ab den schon früher am In-
stitut beschäftigt gewesenen Oberlehrer Prof Dr. Otto vom
Gymnasium in Hadamar (diesen aber nur aut ein halbes Jahr)
und den Oberlehrer Dr. Sauer vom Realgymnasium in
Reinickendorf. Während der Monate April bis Juni und
Oktober bis Dezember 1909 war Archivar Dr. Lulves vom
Staatsarchiv in Hannover wiederum seitens der Verwaltung
der Königlichen Staatsarchive an das Institut beurlaubt. Dem
dritten Sekretär Dr. Hasel off wurde durch Erlass des
Herrn Kultusministers vom Juli 1909 das Prädikat „ Professor "
H JAHRESBERICHT DES HISTOKISC'ItEN INSTITUTS
verlieheu ; der Hülfsbibliothekar Dr. Leyh wurde am 1. Ok-
tober 1909 zum Bibliothekar an der Königl. Universitätsbi-
bliothek in Göttingen ernannt, aber in seinem Verhältnis zum
Institut bis zum 1. Mai 1910 belassen.
Zur Zeit besteht demnach das Institut aus folgendem Per-
sonal: Dem Direktor und ersten Sekretär Geheimen ßegie-
rungsrat Prof. Dr. Kehr, dem zweiten Sekretär Archivar
Prof. Dr. Schellhass, dem dritten Sekretär Prof. Dr. Ha-
seloff, den Assistenten Dr. Schneider und Lic. Freiherr
von Soden, den Hülfsarb eitern Dr. Cardauns und Dr.
Sthamer, dem Stipendiaten Dr. Hiltebr and t , den Ober-
lehrern Prof. Dr. Otto und Dr. Sauer, dem Bibliothekar
Dr. Leyh und dem expedierenden Sekretär und Kalkulator
D eicke.
Die Vermehrung der Bibliothek und des kunst-
historischen Apparates nahm ihren planmässigen Fort-
gang. Aber nicht alle Bedürfnisse Hessen sich befriedigen.
Immerhin konnte die Bibliothek um 758 Werke in 1155 Bänden
(gegen 1093 "Werke in 1976 Bänden des Vorjahres), der kunst-
historische Apparat um 500 Photographien und 100 Negative
vermehrt werden. Ausser den laufenden Geschäften begann
Bibliothekar Dr. Leyh die Neubearbeitung des Sachkata-
loges, und zwar der in den letzten Jahren stark vermehrten
Abteilung „Italienische Landschaften und Städte".
Sehr rege war der Besuch der Bibliothek und des kunst-
hisjtorischen Apparates, recht zahlreich auch die Recherchen (91).
Die wissenschaftlichen Unternehmungen des
Instituts sind im vergangenen Jahre mit allen Kräften ge-
fördert worden.
I. Die Nuntiatur berichte. Drei stattliche Bände die-
ser grossen Publikation liegen abgeschlossen vor; aus der
ersten Serie die beiden von Dr. Cardauns bearbeiteten
Bände V und VI mit den Relationen von Oktober 1539 bis
JAHRESBERICHT DES HISTORISCHEN INSTITUTS III
Februar 1541, aus der dritten Serie der von Prof. Seh eil -
hass bearbeitete Schlussband der Nuntiatur des Bartolomeo
Portia aus den Jahren 1575 und 1576. Es stehen nunmehr
noch aus : von der ersten Serie Band VII, mit dessen Bear-
beitung Dr. Cardauns beschäftigt ist, und Band XI, dessen
Druck der Herausgeber Geheimer Archivrat Prof. Dr. Frie-
dens bürg in Stettin beinahe vollendet hat, ferner die Prager
Nuntiaturberichte von 1603-06, die, im Manuskript längst von
Dr. A. 0. Meyer vollendet, jetzt dem Druck übergeben werden
sollen. Demnächst kämen in Betracht die Nuntiaturberichte
Delfinos von 1572-76, deren Bearbeitung Prof. Schellhass
sich vorbehalten hat.
II. Das Repertorium Germanicum. Den von Pro-
fessor G (■) 1 1 er bearbeiteten Band, der den Pontifikat des Avig-
noneser Papstes Clemens VII. umfassen soll, wollte der Her-
ausgeber bereits im Herbste 1909 zum Druck bringen. Allein
es bedarf noch Verhandlungen mit der Druckerei, ehe damit
begonnen werden kann, und da Prof. Göller durch seine Amtstä-
tigkeit wie durch den Druck des noch zu erwähnenden II.
Bandes der Geschichte der Pönitentiarie zur Zeit sehr in
Anspruch genommen ist, der Druck des Repertorium aber
starke Anforderungen an den Herausgeber stellen wird, so
haben wir jetzt den Beginn des Druckes dieses Bandes auf
den Herbst 1910 und sein Erscheinen für 1911 festgesetzt.
III. Die systematische Durchforschung der ita-
lienischen Archive und Bibliotheken. Sie ist auch
dieses Jahr hauptsächlich auf Toscana und Neapel konzen-
triert worden. Auf Toscana und hier besonders auf Siena
zur Ergänzung der Materialien für die beiden Bände des Re-
ge st um Senense, deren Bearbeitung Dr. Schneider
sich widmet. Die leidigen Druckerei Verhältnisse in Rom haben
zu unserm Bedauern auch hier sich hemmend bemerkbar ge-
macht; während das Manuskript für den I. Band des Rege-
stum Senense bereits Ostern 1909 druckfertig vorlag, hat der
Druck selbst erst im Juli begonnen und nur mit Intervallen
fortgesetzt werden können. So wird der Band, dessen Aus-
gabe wir noch für das Berichtsjahr erwarteten, erst im Som-
mer 1910 vollendet sein. Daran soll sich aber gleich der
Druck von Band II anschliessen, mit dem von Dr. Niese
IV JAHRESBERICHT DES HISTORISCHEN INSTITUTS
bearbeiteten Regestum Massanum als Anhang. Unter-
dessen haben unsere Genossen an der gemeinsamen Arbeit,
die Kollegen vom Istituto storico italiano zwei Bände ihres
Arbeitsgebietes herausgegeben, nämlich vom Regestum Camal-
dulense Band II und das Regesto di Coltibuono.
Die Arbeiten in Neapel waren auch dieses Jahr dem Hülfs-
arbeiter Dr. Sthamer übertragen. Seine Instruktion ging
auf die systematisch und tunlichst allseitig erschöpfende
Durcharbeitung der Angiovinischen Register für die Geschichte
der Hohenstaufen. Hierbei stellte sich heraus, dass hierfür
in erster Linie die Register Karls I. in Betracht kommen,
während diejenigen Karls II. zunächst zurückgestellt werden
können. Aber nachdem die Hauptserie der Register Karls I,
durchgenommen war, blieb die Durchsicht der Nebenserien,
der Nuovi volumi dei registri Angiovini, der Arche in per-
gamena, der Arche in carta bambagina und der fascicoli An-
giovini (um die wunderlichen Termini der Archivordnung des
Neapolitanischen Staatsarchivs beizubehalten) übrig. Ihnen
vorzüglich hat Dr. Sthamer sich gewidmet. Nebenher setzte
er die Kopierung und Kollationierung der aus den Registern
gewonnenen Dokumente fort, und zwar hauptsächlich jener
Dokumente, welche Angaben über die Hohenstaufenbauten
enthalten. Abgeschlossen ist das ungewöhnlich reiche Mate-
rial über „ Lucera ", welches nunmehr die urkundliche Grund-
lage bildet für die ersten Kapitel der grossen Publikation von
Prof. Haseloff.
IV. Die Erforschung der Denkmäler der hohen-
staufischen Kunst. in Süditalien. Prof. Haseloff ,
unterstützt auf der einen Seite durch die oben besprochenen
archivalischen Forschungen Dr. Sthamer s, auf der andern
durch die technischen Arbeiten des Regierungsbauführers
Langewand, ist mit der Ausarbeitung des ersten Bandes
der Hohenstaufenbauten der Capitanata beschäftigt gewesen.
Die von Dr. Sthamer gesammelten Dokumente haben im Zu-
sammenhang, mit den wiederholten Forschungen an Ort und
Stelle mit aller Sicherheit ergeben, dass sehr viel weniger
von den gewaltigen Ruinen Luceras, als man bisher ange-
nommen hat, der Stauferzeit angehört. Um so "sicherer lässt
sich jetzt scheiden was staufisch und was angiovinisch ist.
JAHRESBERICHT DES HISTORISCHEN INSTITUTS V
Bringt dieses Ergebnis auf der einen Seite eine gewisse Ent-
täuschung, so bietet es auf der andern ein ganz ungew()hn-
liches Material für die Kunst- und Kulturgeschichte, für die
Geschichte der Architektur und der Verwaltung, dessen hoher
AVert erst gewürdigt werden kann, wenn der von Dr. Sthamer
vorbereitete Urkundenband als Ergänzung zu Prof. Haseloff's
Bearbeitung der Hohenstaufeubauten gedruckt vorliegen wird.
V. Die Arbeiten zur Geschichte der altchristlichen
Litte ratur hat der Assistent Lic. Freiherr von Soden,
der zum 30. September 1910 aus dem Institut auszuscheiden
beabsichtigt, um sich in Berlin als Privatdozent niederzulas-
sen, zu einem gewissen Abschluss gebracht. Er hat in den
römischen Bibliotheken alle für die vornicäuische Litteratur
in Betracht kommenden Handschriften verzeichnet und bear-
beitet. Er hat weiter auf zwei grösseren Reisen im Juni
und im September und Oktober 1909, unterstützt durch eine
Subvention der Kirchenväterkommission der Akademie der
Wissenschaften in Berlin, auch die ausserrömischen Biblio-
theken Italiens daraufhin durchforscht. Es fehlt nur die zur
Zeit unzugängliche Bibliothek des unglücklichen Messina.
VI. Es bleibt noch übrig über die besonderen Arbeiten der
gegenwärtigen und früheren Mitglieder des Instituts zu be-
richten.
Prof. Schellhass ist neben der Edition seines Portia-
bandes und den Vorbereitungsarbeiteu für Delfinos Nuntiatur
und neben der Arbeit für seine italienische Bibliographie in
den „ Quellen und Forschungen " vorzüglich mit Felician
Ninguarda beschäftigt gewesen. Er ist dabei durch die Auf-
findung verlorengeglaubter Korrespondenzen des Dominika-
ners begünstigt worden. Auch in München hat er reiche Ma-
terialien für dieses Thema kopieren lassen.
Dr. Schneider hat neben seinen Arbeiten für das Re-
gestum Senense die Sammlung von Urkunden zur Reichs-
geschichte aus den Archiven von Siena und Florenz zum
Abschluss gebracht. Der Gewinn aus ihnen für Verwal-
tungs- und Verfassungsgeschichte und für Diploraatik hat er in
seinen „ Toscanischen Studien III. IV " niedergelegt, welche
im XII. Bande unserer „ Quellen und Forschungen " er-
schienen sind. Mit einem V. Teil will er diese Publikation ab-
VI JAHRESBERICHT DES IIISTORISCIJBN INSTITUTS
sckliessen, die die wiclitigsten Dokumente enthält, auf denen
die von ihm geplante Darstellung der staufischen Verwaltungs-
geschichte Toscanas selbst sich aufbauen wird. Daneben hat
Dr. Schneider seine Ausgabe des Johannes von Victring für
die Monumenta Germaniae vollendet ; der I. Band des Jo-
hannes Victoriensis erschien im Juli 1909, vom II. Band ist
der Text seit kurzem fertig gedruckt.
Lic Freiherr von Soden ist hauptsächlich mit seinen
Publikationen über Cyprian beschäftigt gewesen. Im Okto-
ber 1909 erschien die Textpublikation „ Das lateinische Neue
Testament in Afrika zur Zeit Cyprians nach Handschriften
und Väterzeugnissen " im XXXIII. Band der „ Texte und
Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur "
herausgegeben von A. Harnack und C. Schmidt. Im XII.
Band unserer „ Quellen und Forschungen " veröfi'entlichte er
zwei kirchenhistorische Abhandlungen „ Der Streit zwischen
Rom und Karthago über die Ketzertaufe " und „ Die Proso-
pographie des afrikanischen Episcopats zur Zeit Cyprians ",
wozu sachlich eine in den „ Nachrichten der Kgl. Gesellschaft
der Wissenschaften zu Göttingen " veröffentlichte Edition
der „ Sententiae LXXXVII episcoporum ", des Protokolls der
Synode von Karthago vom 1. September 256, gehört. Eine
Miszelle über eine neue Handschrift des pseudocyprianischen
Liber de rebaptismate wird im XIII. Bande unserer Zeitschrift
ihren Platz finden.
Dr. Cardauns hat sein im vorigen Jahresbericht ange-
kündigtes Buch „ Zur Geschichte der kirchlichen Unions —
und Reformbestrebungen in den Jahren 1538-1542 " vollendet.
Es erscheint als Band V unserer „ Bibliothek ". Seine um-
fassenderen Untersuchungen über die Geschichte der Jahre
1538-42 hat er auf einer grösseren Archivreise, welche ihn
über Paris bis nach Simancas führte, zu fördern Gelegenheit
gehabt.
Von Dr. Hiltebrandt' s Publikation „ Preussen und die
römische Kirche " ist der I. Band (1625-1746) so gut wie voll-
endet. Es steht nur noch das Register aus. Somit wird die
Ausgabe dieses Bandes im kommenden Sommer erfolgen kön-
nen. Eine zweite Edition, die Hannover, das im 17. und
18. Jahrhundert den Mittelpunkt der katholischen Propaganda
.TAHRESBEKICIIT DES HISTOHISCIIEN 4>!.STIT[TTS VII
in Deutschland und Skandinavien bildete, betriflft, hoift
Dr. Hiltebrandt im nächsten Winter in Druck geben zu können.
In einer dritten Arbeit beabsichtigt er die über anderthalb
Jahrhunderte sich erstreckenden Bemühungen der Kurie zu
behandeln, das politische Haupt des Protestantismus, das kur-
sächsische Haus, zum Katholizismus zurückzuffihren, und die
Kirchenpolitik darzustellen, die der erste katholische Herrscher
des Hauses AVettin zu führen unternahm, um das katholische
Polen und das protestantische Sachsen unter einer Regierung
zu vereinigen.
Über Dr. Sthamers Arbeitspläne ist bereits im letzten
Jahresbericht Auskunft gegeben worden. Er hat seine Ma-
terialiensammlungen zur Geschichte der Verfassung und Ver-
waltung des Königreichs Sizilien im 13. Jahrhundert, zur
Geschichte und Verfassung der Universitäten Neapel und Sa-
lerno bis 1285, und zur Geschichte der auswärtigen Politik
Karls I. teils vollendet teils fortgeführt.
Über die Arbeiten der dem Institut zugewiesenen Ober-
lehrer ist folgendes zu berichten :
Prof. Küster hat seine Forschungen im Vatikanischen
Archiv über die Verwaltung bei der römischen Kurie im 13.
Jahrhundert bis zum Schluss der römischen Archivkampagne
fortgesetzt und im Sommer 1909 in der Königl. Bibliothek in
Berlin nach der bibliographischen Seite ergänzt. Prof. Linne -
born, der die Geschichte der Klosterreform in Deutschland
am Ausgang des Mittelalters sich zum Thema gewählt hatte,
ist bei der Bearbeitung der vatikanischen Register bis zum
Jahre 1490 gelangt, den Rest hofft er in späteren Ferien zu
bewältigen. Daneben hat er im Sommer 1909 seine For-
schungen in deutschen Archiven, vorzüglich in Karlsruhe und
in Köln fortgesetzt. Prof. Otto hat im Auftrage der Zen-
traldirektion der Monumenta Germaniae die vatikanische
Handschrift des Defensor pacis von Marsilius von Padua kol-
lationiert und seine früheren Forschungen über die Geschichte
Ludwigs des Bayern wieder aufgenommen. Dr. Sauer hat
sich mit den Schriften von J. P. Ferretti über den Exarchat
von Ravenna beschäftigt und mit der politischen Geschichte
jener Jahre, denen die Werke Ferrettis ihre Entstehung ver-
danken. Er plant diese bisher auf Bibliothek und Archiv de
Vni JAHRESBERICHT DES HISTORISCHEN INSTITUTS
Vatikan beschränkten Untersuchungen in den Archiven von
Modena, Mantua und Ferrara weiterzuführen.
Was. endlich die Arbeiten der früheren Mitglieder des In-
stituts anlangt, so hat Prof. Göller in Freiburg i. B. vom
II. Band der „ Geschichte der päpstlichen Pönitentiarie " den
Textband im Druck vollendet; der darstellende Teil wird im
Laufe des kommenden Sommers gedruckt werden. Professor
Scholz in Leipzig hat bereits im vergangenen Winter den
Druck seines ersten Bandes, der mehrere unbekannte Traktate
aus der Zeit Ludwigs des Bayern enthalten soll, begonnen.
Sowohl die Geschichte der päpstlichen Pönitentiarie wie die
Scholz'sche Publikation wird 1910 in unserer „ Bibliothek "
erscheinen, ebenso wie der erste Band des Werkes „England
und die katholische Kirche unter Elisabeth und den Stuarts",
dessen Druck Privatdozent Dr. A. 0. Meyer in Breslau
beinahe vollendet hat. Archivar Dr. Lulves endlich hat
den ihm vom Generaldirektorium der Staatsarchive bewillig-
ten halbjährigen Urlaub benutzt, seine Vorarbeiten zur Ge-
schichte der päpstlichen Wahlkapitulationen zum Abschluss
zu bringen. Ueber die Grundzüge seiner Forschungsergebnisse
hielt er im Dezember einen Vortrag im Institut, der im XIII.
Bande der „ Quellen und Forschungen " erscheinen wird.
Die Tätigkeit des Instituts ist, wie dieser und die früheren
Berichte erläutern, auf die Geschichte der verschiedenen Jahr-
hunderte von den ältesten Zeiten der Kirche an bis zum Be-
ginn des 19. Jahrhunderts ziemlich gleichmässig, mit beson-
derem Nachdruck freilich auf die hohenstaufische Zeit und
wiederum auf das 16. Jahrhundert, gerichtet gewesen. Da-
rüber hinaus aber hat das Institut in immer steigendem Masse
auch der kunsthistorischen Forschungen sich annehmen
müssen. Denn die Wirksamkeit des kunsthistorischen Instituts
in Florenz reicht nicht über Toscana und Umbrien hinaus,
während immer gebieterischer sich die Notwendigkeit geltend
macht, dass in der Hauptstadt Italiens die deutsche Kunst-
geschichte ein Heim habe. Den allernächsten Bedürfnissen
vermag unsere noch in den Anfängen befindliche kunsthisto-
JAHRESBERICHT DES HlSTOKIsrUEX INSTITUTS IX
rische Bibliothek inid der bereits stattlich angewachsene Ap-
parat vielleicht zu genügen ; auf die Dauer aber reichen unsere
beschränkten Mittel hierzu nicht aus. Dringend wünschens-
wert erscheint weiterhin die Organisation einer kunstgeschicht-
lichen Lehrtätigkeit in Rom, nicht in letzter Linie auch für
die nach Italien beurlaubten Oberlehrer, welche das Kultus-
ministerium an das Institut gewiesen hat. Um diesen Bedürf-
nissen entgegenzukommen, hat Prof. Haseloflf bereits diesen
Winter mehrere Führungen durch das Rom des Mittelalters
veranstaltet.
Auch mehrere kunstgeschichtliche Arbeiten sind bereits
unter den Auspizien des Instituts entstanden. Für sie haben
wir eine nene Publikationsserie geschaffen in den bei Hierse-
mann in Leipzig erscheinenden „Kunstgeschichtlichen
Forschungen". Als Band I legen wir die Arbeit des Grafen
zu Erbach-Fürstenau über die Manfredbibel der vati-
kanischen Bibliothek vor. Band II, der die Arbeit von Pri-
vatdozent Dr. Wackernagel in Halle über die ältere apu-
lische Plastik enthalten wird, soll 1910 erscheinen.
Während des Berichtsjahres wurden demnach folgende
Publikationen des Instituts ausgegeben :
1. Quellen und Forschungen aus italienischen
Archiven und Bibliotheken Band XII, mit Beiträgen von
H. V. Soden, F. Schneider, R. Scholz, H. Otto, L. Cardauns,
J. Lulves, J. Genuardi und K. Schellhass.
'2. Bibliothek des Historischen Instituts Band V:
L. Cardauns, Zur Geschichte der kirchlichen Unions-
und Ueformbestrebungen in den Jahren 1538-lc4'2.
3. Kunsthistorische Forschungen Band 1:
Graf zu Erbach-Fürstenau, Die Manfredbibel.
4. Nunti aturberichte aus Deutschland:
a) Erste Abteilung, Band V: L. Cardauns, Nun-
tiaturen Morones und Poggios. Legationen Farneses und Cer-
vinis 1539-1540.
b) Erste Abteilung, Band VI : L. C a r d a u n s , Gesandt-
schaft Campegios. Nuntiaturen Morones und Poggios (1540-41).
X JAHRESBERICHT DES HISTORISCHEN INSTITUTS
c) Dritte Abteilung, Band V: K. Schellhass, Die
süddeutsche Nuntiatur des Grafen Bartholomäus von Portia
(Schlussjahre 1575-1576).
Wiederum haben wir allen Anlass, der Gönner und För-
derer des Instituts und seiner Arbeiten in Dankbarkeit zu
gedenken, vor allem des Herrn Kultusministers und der va-
tikanischen und italienischen Archiv- und Bibliotheksverwal-
tungen. Das Kultusministerium hat durch die regelmässige
Beurlaubung eines Bibliotheksbeamten für die ordnungsmäs-
sige und wissenschaftlich wie technisch gleich zuverlässige
Verwaltung unserer Bibliothek Sorge getragen; es hat ferner
durch die Bewilligung eines Stipendiums an Dr. Hilte-
b ran dt die Forttührung einer dr-r bedeutendsten Aufgaben
des Instituts, die Erforschung der preussisch-vatikanischen
Beziehungen im 17. und 18. Jahrhundert, ermöglicht ; es hat
eiidlich durch die regelmässige Entsendung von Gymnasial-
lehrern an das Institut dazu beigetragen, dessen Arbeitsge-
biete mannigfaltiger und fruchtbarer zu gestalten. Bei un-
sern Arbeiten haben wir nach wie vor sowohl bei den vati-
kanischen Behörden, vorzüglich bei dem Präfekten der Vati-
cana P. Ehrle und dem Verstand des vatikanischen Archivs
Mous. Ugolini, dem Nachfolger des trefflichen Mons. Wen-
zel, dessen vorzeitigen Tod auch wir aufrichtig beklagten,
ebenso wie bei den italienischen Behörden in Rom und in
den Provinzen alle Unterstützung und Förderung gefunden.
TOSCANISCHE STUDIEN.
VON FEDOR SCHNEIDER.
Teil V.
XX VIT. Südtoscana und der Tod Kaiser Friedrichs II.
Am 13, Dezember 1250 starb Friedrich II. zu Fiorentino
in der Capitanata. Mit Windeseile flog die Trauerkunde durch
die Lande ; am 19. war sie nach San Gimignano i), am 20.
■) Au diesem Tage ernannte das Kapitel des Ortes einen Prokurator,
der vor dem Volterraner Arehidiakon Lanfrank, päpstlichem Subdelegaten,
der römischen Kirche Gehorsam schwören und, darf man hinzusetzen, die
Absolution des Ortes vom Interdikt erhalten sollte: Davidsohn, For-
schungen II 81 n. 594. Bald darauf kam der erwählte Bischof von Volterra
in seine Diözese und erteilte die Absolution: Davidsohn, (leschichte II 1
S. 383. Der Ort war bis Juni 1251 ghibellinisch. Der Grund, dass man
den Schritt gerade damals und nicht früher wagte, war die Furcht vor
den Reiohsbehörden, die streng darüber wachten, dass keine Verbindungen
mit den Sendboten des Papstes stattfänden ; Siena begann seine Verhand-
lungen gar erst im März: Davidsohn, Geschichte II 1 S. 391 Anm. 1; und
erst im Juni, wo nach Biccherna 18 (1. 1-30. VI 1251) fol. 47' der Notar für
das dem Bischof über die Absolution ausgestellte Instrument bezahlt wurde,
scheint diese erfolgt zu sein. Das erklärt auch den Brief, den Innocenz
am 1. April 1251 an Neri Piccolino degli Uberti, ghibellinisohen Podestä
von S. Gimignano, richtete; Davidsohn a. a. O. Anm. 3 findet es seltsam,
dass der Papst an den Ghibellinen schrieb. Innocenz hat aber damals
nocli kaum gewusst, ob Neri von Friedrich von Antiochien eingesetzt war
(vgl. MG Epp. sei. III 79 n. 99; Berger SSSi; B.-F.-W. 83H8; nach diesem
Mandat vom 26. März wäre er nicht anerkannt worden), und hatte nach
jenem Eid keinen Grund, nicht mit ihm zu verhandeln (Reg. Volat. S. 208
n. 634). Dass Davidsohn die wirkliche Bedeutung der Urk. vom 19. De-
zember, auf die schon kurz in dieser Zeitschrift IX 2.s9 Anm. 4 hingewiesen
wurde, verkennt, veranlasst seinen wenig einleuchtenden Erklärungsversuch
der Urkunde vom 19. Dezember, jedem sei (schon vor dem Tode Friedrichs)
die Nähe des Zusammenbruchs der kaiserlichen Gewalt klar gewesen. Aber
F. SCHNEIDER
nach Florenz i) gelangt, schon am 18. mag man sie in Siena
vernommen haben 2), und die beiden Männer, denen der Kaiser
die Geschicke von Toscana anvertraut hatte, der kaum zwan-
zigjährige Prinz Friedrich von Antiochien 3) und der verdiente
Staatsmann Galvano Lanza, Manfreds Oheim *), erfuhren si-
cherlich nicht später die Todesbotschaft. In Toscana ist die
Nachricht nur solchen Behörden, deren zuverlässige Gesinnung
man kannte, mitgeteilt, der Menge aber verheimlicht worden^),
Friedrich von Antiochien stand eine Stunde von S. Gimignano (David-
sohn, Geschichte II 1 S. 374); wenn selbst Florenz noch nicht die Guelfen
zurückzuführen wagte, war wohl der Zusammenbruch vor dem Eintreffen
der Todesnachricht nicht so arg, ganz abgesehen davon, dass Florenz
manche reichsfeindliohe Handlung wagen konnte, die man sich von S. Gi-
mignano nicht hätte gefallen lassen.
1) Vgl. in dieser Zeitschrift IX 290 Anm. 1 und Marchionne di Coppo
Stefani rubr. 92, ed. R o d o 1 i o o p. 39. Seine von Davidsohn übergangene
Nachricht, dass ein wegen der Volksbewegung vom 20. Oktober von den
Ghibellinen an den Kaiser gesandter Uberti con la letter.a della sua morte
am 20. Dezember zurückkehrte, passt so gut zu allen bekannten Tatsachen
und hat so viel innere Wahrscheinlichkeit, dass ich diesem späteren Chro-
nisten, den auch Davidsohn sonst benutzt, hier durchaus folgen kann.
2) Die Entfernung Sienas von S. Gimignano beträgt etwa 40 Kilometer.
3) Siehe in dieser Zeitschrift IX 274-275. 282. 289. XII 301-320. Er war
seit 1246 Generalvikar von Toscana.
*i Hier ist nicht der Ort, die Probleme in der Genealogie des Hauses
Lanza zu behandeln, die in der sorgfältigen Arbeit von Carlo Merkel,
Manfredi I e Manfredi II Lancia, contributo alla storia politica e letteraria
italiana nell'epoca sveva, Torino 1886 (in: Pubblicazioni della scuola di
magisterio della E. Univ. di Torino, facoltä di lettere e filosofia), nicht
gelöst sind. Im Stammbaum p. 10-12 bezeichnet er die Bianca Lanza,
König Manfreds Mutter, als Schwester, p. 166 sqq. aber als Nichte Mark-
graf Manfreds II. Lanza. Nun steht einerseits fest, dass Galvano und
Friedrich Lanza Brüder waren (vgl. beispielsweise MG Epp. sei. III 560
n. 571), andrerseits, dass mit marchio Lancea Manfred IL, der älteste Sohn
Manfreds I., gemeint ist. Ferner ist mir wahrscheinlich, dass Galvano,
Friedrich und Bianca Manfreds II. Geschwister waren: aber einen bündigen
Beweis habe ich vergebens gesucht. Galvano war seit 1249 Generalvikar
von Amelia bis Corneto, in der Maremma und der Grafschaft Aldobran-
desoa; seine Provinz, die 1240 aus den Annexionen im nördlichen Kirchen-
staat gebildet war, hatte seit 1246 Friedrich von Antiochien unterstanden.
^) Davidsohns Exkurs Forschungen IV 98-100, der beweisen soll, dass
Fickers Annahme (Forsch ungeü II 517-518 § 411 ; dazu B.-F. 3835\ 13779),
der Tod Friedrichs II. sei verheimlicht worden, und zwar « um die Stellung
Manfreds zu sichern», irrig sei, hat mich nicht überzeugt : ich halte nach
TOSCANISCHE STIDIEX
ein Entschluss, der vielleicht von den an der Bahre des Kaisers
in Fiorentino versammelten hohen Beamten gefasst und von
jenen beiden Generalvikaren ausgeführt worden ist ^). Am
wie vor an der alten Ansieht fest. Dass man mit eaesar allgemein den
Inhaber der Reich sgew alt meinte und in Italien zwischen rex, Imperator,
Caesar nicht schied, ist so nicht richtig; es kommt ganz auf mehr oder
minder offizielle Herkunft solcher Bezeichnungen an. Aber Sicherheit
wird durch eine von Davidsohn niclit angeführte Stelle des Mandats vom
31. Dezember geschaflen; Galvano Lanza sagt darin zu den Boten, die
seine Nachrichten mündlich nach Siena zu überbringen haben : de cuius
(comitatuK Aldobrandesci) asuignatione publicum instrumentum ad caufelam
fieri facialis, quod fac'uvi ad nos celeriter transmittatis per prenentem por-
titorem, cum ipsum ad imperialem presenfiam nos opporteat destinare incon-
tinenti. Also er müsse dem Kaiser sofort darüber Bericht erstatten. Nun
fallen alle Zweifel: und nur unter der Voraussetzung, es habe jener Plan
der Verheimlichung bestanden, erklären sich die Ereignisse der Monate
Dezember und Januar und die Haltung der Eeiohsbehürden. Ob der Tod
des Kaisers auch sonst verheimlicht wurde, steht hier nicht zur Diskussion
und würde auch nicht aus der Verheimlichung in Toscana folgen; die
Annahme, die Leiche sei « bis zur Meerenge frei und öffentlich durchs
Land » transportiert worden, ist mir, der Wegverhältnisse zur Zeit der
Winterregen halber, nicht wahrscheinlich. Der Seeweg liegt näher. Die
G-uelfen von Florenz sind freilich wegen des Todes des Kaisers zurück-
berufen worden: aber Marchionne erklärt ja, warum die Geheimhaltung
nicht gelang. Die Ghibellinen werden sich durch ihre Entmutigung ver-
raten haben. Wie kann aber der Inhalt eines Testamentes, das aller
Wahrscheinlichkeit nach erst am 17. Dezember, nach dem Tode der Kaisers,
ausgefertigt wurde (B.-F. 3835) und, wie bekannt, merkwürdig günstig
für Manfred lautete, 14 Tage später in Toscana als allgemein bekannt
vorausgesetzt werden? Die Echtheit der beiden früheren Testamente, die
Manfred zum ballicus Conradi in imperio a Papia et citra einsetzten, ist ja
bestritten genug; siehe Soheffer-Boichorst, Zur Gesch. d. XII. u. Xill.
Jahrh. S. 275. Die Nennung Manfreds zeigt, wie Fickers scharfer Blick
erkannte, vielleicht die riolitige Spur: sie geht von den in Fiorentino um
Manfred an der Bahre des Kaisers versammelten Würdenträgern des Kö-
nigreiches zu Galvano, Manfreds Oheim, und von diesem zu den Behörden,
soweit sie reichstreu waren, und zu den Ghibellinen. Es kam darauf an,
auch nur etwas Zeit zu gewinnen, um ruhige Entschlüsse zu fassen,
noch mehr darauf, wie das Beispiel von 1197 zeigte, dass die reichstreuen
Kreise sich mit den Provinzialbehördon über das Ziel und die nächsten
Massnahmen verständigten. Das Ziel war jedenfalls augenblicklich, die
damals wichtigste Provinz des Königreichs Italien für Manfred zu erhalten.
') Es ist docli einleuchtend, aus welchen Gründen gerade die ghibel-
linischen Stadtbehörden Sienas und San Giraignamos und die Ghibellinen-
4 F. SCHNEIDER
Sylvestertage erliess Galvano Lanza von Montefiascone aus
eine Botschaft an Siena, durch die er die Stadt im Namen
des Kaisers zur Besetzung der Grafschaft Aldobrandesca auf-
forderte ; und als dieses Mandat am 4. Januar ankam ^), rüstete
der neue Podestä Ventrillius Guidonis Ventrillii aus Pisa, der
am Neujahrstage sein Amt in des Kaisers Namen angetreten
hatte ^), eine starke Armee aus und begann an ihrer Spitze
die Besetzung der Aldobrandesca, wieder im Dienst des Kai-
sers ^). Der andere Generalvikar, der kaiserliche Prinz, war
im Januar auch noch im Lande ■*); wann er es verlassen hat,
ist unbekannt. Wohl mit seiner Zustimmung und beim Durch-
zug des Seneser Heeres wurde der bisher in Reichsverwaltung
partei von Florenz, die über die Lage unterrichtet wurden, alle drei vor wei-
teren Kreisen strengstes Stillschweigen zu bewahren suchten.
') Orig. Siena ASt. (Riform.), ed. Ficker IV 427 n. 416 -.Reg. B.-F.AV.
13779.
°) Siena ASt. Biccherna 18 fol. 1 : Ventrillius Guidonis Ventrillii de
Pisis Dei et domini imperatoris gratia Sen. potestas. Er gehörte, wie auch
Andrea Dei a. 1251 bemerkt, dem Hause der Pisaner Visconti an.
^) Biccherna 18 fol. 16': Infrascripti sunt milites qui iverunt in sercitium
principis in Montamiatum f498 Mann und die beiden Trompeter, 2 capitanei
peditum aus jedem terzerium, 1 gonfalonerius peditum, 1 capitaneus halista-
riorum, 1 gotifalonerius halistariorum). Die Zahl der Fusstruppen erfahren
wir nicht, es heisst fol. 1. 16 allgemein 800 lih. peditibus qui iverunt in
servitium 'i>>'incipis in Montamiatum. Da die Reiter ihr Pferd, wenn es
getötet oder verwundet wurde, von der Stadt ersetzt bekamen, wurden
sie namentlich aufgezeichnet. Im Januar (fol. 22') und Februar (fol. 26)
erhielt der Podesta Tagegelder für 13 und 28 Tage, quibus sletit in Mon-
tamiato et in Marittima. Im Januar wurden Boten an den Podestä in
Grossetü gesandt (fol. 22'. 24). Im Februar erhält Ventrillius Geld für
2 Pferde, quos . . . detinuit apud Montamiatum, und die Summe von 50 Pfund,
die er vor Grosseto für den capitaneus Sienas. Bonafidanza Renaldi, und
dessen masnaderii entliehen hat, wird abgezahlt (fol. 4». Von Grosseto
wird der Podestä Mitte Februar nach Siena zurückgekehrt sein, wo er
erst am 3. März nachweisbar ist: am 3. Februar amtieren seine beiden
vicarii noch für ihn in Siena, und am 30. Januar ist er noch in Grosseto.
*) Davidsohn, der mit Recht an den irreführenden Angaben Freidhofs
aus den Bicchernabüchei'n Kritik übt, die dann in die Reg. Imp. über-
gegangen sind, bestreitet das. Nun ist irrtümlich, Friedrich habe noch
im Januar am Montamiata gekämpft; der princeps der eben zitierten Stellen
ist nach damaligem Sprachgebrauch nur der Kaiser; Manfred oder Konrad
sind nicht so bezeichnet worden, viel weniger Prinz Friedrich. Doch im
Januar wurde ein 7iuntius bezahlt, der ivit Grossetum ad ambascixtores cum
TO.SCAXI8CHE STIDIEX
stehende Grafschaftsbezirk der Stadt wieder zurückgegeben i),
dann ging es zum Montamiata. Galvano Lanza muss es wie
dem Prinzen gehmgen sein, sich in das sizilische Reich zu
retten; als ßeichsvikar der Maremma und Aldobrandesca blieb
Manfred III. Lanza, vielleicht Galvanos Sohn, der mit E-eichs-
truppen die Hauptburg der Grafschaft, die Feste Pitigliano,
hielt -) ; von weiteren Reichsburgen, die Burghauptleute und
Besatzungen hatten, kennen wir Sovana, Sorano, Samprugnano
und das nahe Rocchette (di Samprugnano), Selvena (unter
einem Berardus), Castiglione Val d'Orcia (unter Guido de Pan-
tosa), Castiglioncello del Trinoro, Campiglia d'Orcia (unter
Petrus de Balsorano). Der Besitzwechsel vollzog sich überall
friedlich, man begann sich die Burgen ausliefern zu lassen ■^)
litteris d. regis (fol. 22'). Also gegen Ende Januar, als die Senesen vor
Grosseto standen, war Friedrich in Siena oder in der Nähe. Im Februar l'l'yl
-Heilte er bei dem im Januar gelandeten Könige in der Capitanata.
' ) Bicoherna 18 fol. 22' (Januar) : 100 sol. fratri domini Gualandelli
notarii, qui erat apud Sancttim Quiricum, qui fecit instrumenta refutationis
de casKaro de Saucto Quirico. Davidsohn, Geschichte II 1 S. 382 Anm. 1
setzt die Einnahme der Grafschaft in den Mai ; damals fand aber nur die
Neuoi-ganisation statt. Am 1(3. Dezember 1250 residierte noch Ticcius de
Colle als Reiolisvikar der Grafschaften Siena und Chiusi in San Quirico:
L i s i n i. Inventario delle pergamene I 436-437.
^1 Unten Urk. b. c. d.
*) Nur ein Vertrag, Urkunde a, ist erhalten: alles i'ibrige aus den
Biccherna-Eiutragungen : ebenda fol. 3: 1224 lih. 15 so/. Anleihe j)ro facto
Silvene et Campillie et CastiUionis Senensis (= Castillionis Latronorum,
Castiglione del Trinoro) et Castillionin rallis Urcie (Castiglion d'Orcia);
fol. 22': 4ö'0 li/i. dorn. Petra de Vallesorana (Balsorano bei Avezzano) quon-
dam casteUano Campillie pro recomparatione ab eo facta pro comiini de
roccha de ('ampiiUa: 4'> soL vecturalihus qui detuterunt ariiia dicti castellani
Senas\ Ul Hb. 10 sol. G den. dorn. Pietro de Vallenorana cantellano Canipillie,
de qiiihus habuif masnada dicti loci 11 Hb. lO sol. 0 den.: 37 Hb. Guidoni
de Pantoaa casteUano Castillionis vallis Urcie pro suo feudo ö mensium et
S dierum\ 4S Hb. diclo casteUano pro rebus emptis ab eo existentibus in
cassaro dicti loci; 10 Hb. diclo casteUano pro suis expensis, quando ivil
ad doiaum sziami 2.9 Hb. 14 sol. 5 den. masnaderiis (/ui erant in CastilHone
dicto eo tempore, quando ad coiuune Senense pervenit, pro eorum viagio usque
Pisas et pro emptione rerum facta ab eis existentium in dicto Castro, de quibus
expenaia {\) viagii fueritnt U Hb. et 12 sol.\ 2'i2 Hb. U! sol., quos habnerunt
24 maanaderis (\) existentilms in diclo cassaro pro eorum soldis 5 mensium
et ^' dierum, ad rationem 10 Hb. et lo sol. et S den. pro quollibet; iS'.j Hb.
F. SCHNEIDER
und den Burghaiiptleuten und Söldnern ihren rückständigen
Sold auszuzahlen, in Selvena für 4 72> in Castiglion d'Orcia
gar für 5 Monate und 8 Tage ; dann schob man die Führer,
zum Teil auch die Mannschaften i) schleunigst ab ; sie erhielten
Geleit und Reisegeld nach Pisa. Den Durchzug durch Tos-
cana störte ja damals noch keine Fehde, jede Stadt ging zur
Zeit völlig in der friedlichen Beschäftigung auf, das Reichs-
gut in ihrem Bezirk an sich zu nehmen. Siena hielt es nicht
für angezeigt, eine weitgehende Eroberungspolitik zu eröffnen;
es wollte wohl seine Beute im Süden in Sicherheit bringen
und dann mit dem Reiche als ghibellinische Macht, mit den
übrigen toscanischen Städten durch Betonung der städtischen
Solidarität gegenüber der Reichsgewalt, etwa nach Art des
Tuskerbundes vom November 1197, in guten Beziehungen
bleiben. Einen Beweis dieser Gesinnung gab es den Floren-
tinern gleich damals. In Campiglia d'Orcia fielen seinen
Truppen die neun dort in Gewahrsam gehaltenen Florentiner
Geiseln in die Hände ^) : sie wurden in jeder AYeise ehrenvoll
13 sol. masnaderiis de Salcena et castellano pro emptione ah eis facta, de
eorum rohhis et massariziis et aliis rebus ; 45 lih. dic.to castellatio de Safvena
pro suis soldis 4 mensium et dimidii\ 351 lib. 39 masnaderiis qui erant in
Salvena pro eorum soldis pro 4 mensihus et dimidio ad rationem 9 lih. pro
quollibet; fol. 23 : 80 lib. 40 soldaneriis Silcene pro eorum soldis unius mensis
(das wird wohl vorausbezahlter neuer Sold sein, hier behielt man sie also
bei): 10 lib. hahuit Berardus castellanus Salvene pro complemento emptionis
quarundam rerum emptarum ah eo: fol. 25': Bellus Meli als Gesandter reist
Pisas cum castellano Salvene et Castill(ionis): fol. 2ö : 2 lib. Griffolino Ugo-
linipro scorta quam fecit de castellano Campillie usque Pisas, in qua stetit
C, diebus. Siehe Andrea Dei a. 1250: In questo anno (bis 1251 III 24) mori
Vomperadore Federico del m.ese di dicemhre, e i Senesi comproro la rocha a
Tentennano (vielmehr Castiglion d'Orcia) e il Castello della Selva (Verwechs-
lung von Castiglione del Bosoo mit C. del Trinoro).
») Nur die Besatzung von Castiglion d'Orcia, sielie vorige Anm. Es
ist wohl nur ungenaue Ausdrucksweise, wenn es (siehe ebenda) heisst.
dass castellanus Salvene et Castillrionis) nach Pisa geleitet sei: Castiglion
d'Orcia hatte eigenen castellanus, Castiglioncello del Trinoro liegt viel zu
weit ab, um demselben castellanus wie Selvena zu unterstehen.
«) Biocherna 18 fol. 24'. Villani VI 41 hat davon auch Kunde, ist
aber im übrigen durchaus legendär. Der Kaiser habe -kurz vor seinem
Tode befohlen, die Geiseln der toscanischen Guelfeu nach Apulien zu
senden, um sie zu töten. Als sie in der Maremnia waren, ei'fuhreu sie
TCSCANISCHK .STIDIEN
behandelt, man brachte sie zu Pferde nach Siena, jeder erhielt
einen Filzhut und ein pelzgefüttertes Gewand aus grünem
Tuch von Chalons, im Februar geleitete man sie nach Florenz
heim '). Der Dank der Arnostadt war eine Politik der Ränke
und hinterlistigen Geheimverträge, selbst mit Gebieten der
Interesi^ensphäre Sienas, und die Erneuerung der alten, nur
gegen Siena gerichteten Oflfensivallianz mit Orvieto; Sienas
Friedensbeteuerungen haben nicht verhindert, dass der Bruder-
krieg Toscana wieder, wie so oft zuvor, in zwei feindliehe
Heerlager teilte.
ileu Tod des Kaisers Die eskortiereudeu Mannschaften Hessen sie aus
Angst laufen, die Geiseln retteten sieii nach Campiglia und kehrten dann
nach Florenz und den andern Städten in grosser Dürftigkeit und Notlage
zurück. Davidsohn, Geschichte II 1 S. 381 hat sich Villani angeschlossen,
nennt aber irrig Campiglia (Marittima) bei Piombino, das nie Eeichsburg
Avar. Wie sollen nun — abgesehen von dem unwahrscheinlich Roman-
haften in der ganzen Erzählung — die Geiseln sich gerade in die Reichs-
burg retten absichtlich neue Kei-kermeister aufsuchen, nachdem sie den
alten durch einen seltsamen Glücksfall davongelaufen sind? Villani weiss
einfach nicht, dass Campiglia bis in den Januar Reichsburg war, und
kennt nur die nackte Tatsache, dass nach Friedrichs II. Tode die Geiseln
aus Campiglia zurückkehrten ; alles übrige fabelt er dazu. Die toscanischen
Geiseln werden — vielleicht nur vorläufig, wie auch sonst — ebenso in
Campiglia in Gewahrsam gehalten worden sein, wie die umbrischen in
Castiglione d'Orcia: Biceherna 18 fol. 2-1, Januar: Bote an Podestä nach
Grosseto cum litteris pro facto presioniim de CasteUo: fol. 26, Februar: Ge-
sandte ad Cantellionem vallia Urcie ad i^estifuendox prisiones de CasteUo, und
Zahlung an einen Notar pro instriimento facto de reaimignatione facta de
dirtix princioniiiis amtiaxatorilnis (de) Perusio, Aretio et CasteUo.
') Bicelierna IS fol. 24'; sie erhalten für die Fahrt durch die stüi-mische
Berglandschaft novem capellos de feltro für 8 '/.j sol. Die beiden, die, um sie
zu holen, nach Campiglia geschickt wurden, berechnen Tagegelder für 3 Tage
und 3 lib. pro expensis cihi et potus stadigorum et in vecluris equorum ah
arce CampiUie umiiie Senas: 35 lib. !t sol. wurden für // cannae, 2 hracchia
minus uno (/unrto riridis de Celona empti pro atadicis Flur., '.> lib. S sol. an
einen pell iparius (Kürschner) pro pretio nocevi foder(orum) pro dictis stadiyis
einptis (lies emplorum) gezahlt. Davidsohn, Gescliichte II 1 S. 882 Anm. 1
spricht nicht ganz richtig von « seidengefütterteu » Gewändern ; von den
Stellen in Bicelierna 18. die er anführt, kommt nur fol. 28 in Betracht
(die stadici steterunt in Siena in domo Guidurrini): fol. 2l)' bezieht sich auf
die umbrischen prisciones, fol. 28' wird eine Gesandtschaft nach Florenz
und Orvieto erwähnt, die mit andern Dingen zu tun gehabt haben muss,
siehe unten .S. 13 Anm. i
SCHNEIDER
Der am weitesten vorgeschobene Posten, den man gegen
Mitte Januar erreicht haben mochte, war Selvena ^) ; es liegt
auf dem Wege vom Tal der Orcia nach Pitigliano und von
diesem noch etwa einen guten Tagemarsch entfernt ^). Sicher
war geplant, zunächst den Reichsvikar in Pitigliano abzu-
lösen und aus seinen Händen den Mittelpunkt der Eeichsver-
waltung in der neuen Provinz entgegenzunehmen. Da fand
Siena schon in den ersten Anfängen unerwarteten Widerstand
gegen die Annexion. Am 12. Januar übergab Manfred III.
Lanza den Cassaro von Pitigliano an Orvieto ^). Dieses mag
sich auf die Nachricht vom Auszug des Seneser Aufgebots *)
entschlossen haben, den Rivalen zuvorzukommen ; am 8. Januar
nahm sein Volkskapitän Ruffino di Mandello, der Podestä des
Vorjahres, ein Verwandter des damaligen Florentiner Podesta
Uberto di Mandello, im Cassaro zu Pitigliano die Kapitula-
') Am 12. Januar war der Kommandant von Campiglia schon in Siena:
die Burg ist also um den 10. an Siena gekommen, vielleicht vorher. Ei-
nige Tage vergingen, ehe man von da nach Selvena kam. Nun bekommen
Kommandant und Truppen in Castiglion d'Oroia Löhnung für 5 Monate
und s Tage (ebenso viel rechne ich für Campiglia heraus, wo die Mann-
schaft 11 lib. 10 so]. 6 den. erhält; ich vermute, für 5 Mann und 1 Monat
8 Tage: der Monatssold ist für Reiohstruppen nach S. 5 Anm. 3 stets
2 Pfund, für Kommandierende 7-10 Pfund); in Selvena für 4 und einen
halben Monat. Das verrät uns vielleicht die Daten der Übergabe, falls
der Lohn stets am Anfang eines Monats in vollen Monatsraten gezahlt ist:
Campiglia und Castiglion d'Orcia wären dann am 8., Selvena um den
15. Januar senesisoh geworden, der Auszug des Heeres am (1. oder 7. aus
Siena erfolgt, Daten, die recht gut zu den bekannten passen.
2 ) Zwischen Campiglia und Selvena liegen Castel del Piano, Arcidosso
und Santa Fiora. Arcidosso Avar sicherlich 1240 Reichsburg geAvorden;
im Februar 1251 gingen nach Biccherna 18 fol. 26' Seneser Gesandte nach
diesen 3 comunitaies, für die auch instrumenta reqiiisitionum geschrieben
wurden. Also Av-aren sie in den Händen Sienas oder seiner Freunde. Am
24. März urkundete Pfalzgraf Aldobrandino, Sienas Bundesgenosse, auf
Santa Fiora (Fumi, Cod. dipl. d'Orvieto p. 193 u. 2<»7) ; nach dieser Burg
führt er fortan den Namen. loli nehme an, Siena hat diese Burgen dem
Grafen überlassen, den es ja durch die Burgen Campiglia und Selvena in
Schach halten konnte.
') Unten Urkunden c. d.
*) Als dessen Zeitpunkt nach Anm. 1 der 6. oder 7 Januar anzu-
nehmen ist.
TOSCaNISCHE STUDIEN ^ 9
tionsbedingungen Manfreds III. Lanza entgegen ^). Wich der
Reichsvikar, ohne Hoffnung auf Entsatz durch Siena, den
Drohungen des Lombarden, oder soll man annehmen, er habe
sich gegen die Verfügung Galvanos aufgelehnt und mit Or-
vieto angeknüpft, um die Aldobrandesca nicht senesisch werden
zu lassen ? Dachte er überhaupt nur an die eigene Rettung,
hoffte er von Orvieto über Umbrien leichter nach den neapo-
litanischen Provinzen zu entkommen? Jedenfalls hatte er
kein ganz reines Gewissen ; als er die Übergabe von Pitigliano,
Sovana, Sorano, Selvena, Samprugnano, Rocchette anbot
— die übrigen Burgen seines Sprengeis werden schon im
Besitz Sienas oder nicht mehr zu retten gewesen sein — , zog
er gleich die Möglichkeit in Betracht, dass die Platzkomman-
danten sich dessen weigern könnten, was doch sonst unerhört
gewesen wäre. In diesem Falle wollte er mit Pitigliano allein
kapitulieren. Dafür forderte er für sich, seinen Bruder Jakob
und die Truppen das Bürgerrecht von Orvieto -) und freien
Abzug. Rußino eilte mit dieser Punktation zurück, am 10.
wurde sie im feierlichen Arengo auf der Piazza von Orvieto
genehmigt, am 12. stand das Aufgebot der Stadt vor dem
Cassaro von Pitigliano, und die Kapitulation erfolgte; freilich
nur für Pitigliano ^). Selvena muss schon von den Senesen
' I Unten Urkunde b. — Da damals die .Städte, wie die Protokolle und
Ausgabenbücher von Siena und San (limignano lehren, einen lebhaften
Naclirichten- uudUSpionagedienst gegen einander unterhielten, mag man
von der Mobilmachung in Siena 1-2 Tage später schon in Orvieto gewusst
haben: 128.5 ist sogar, Avie das Regestum Öenense I zeigen wird, in Or-
vieto ein Auftrag ausgeführt worden, den der in Florenz weilende Podestä
der Stadt am Tage zuvor erteilt liatte. Siena sandte im .Januar (Biccherna
18 fol. 22') Boten, die iverunt apud MontemfraHchonis et Orhivetum et ad
alias partes pro expiandis wor/«; aber wohl erst einige Tage darauf, nachdem
Selvena gefallen war. Die Notiz über die Zahlungen an dessen Besatzung
(oben S. 5 Anm. 8) geht voran.
-) Wie es Sitte war, verpüiclitete er sich zugleich, für eine gn'issere
Summe städtischen Grundbesitz zu erwerben: vgl. zu allen Einzelheiten
die unten abgedruckten Urkunden.
'; Ann. Urbevet, ed. Fumi, Ephemer. Urbevet. (Muratori, Herum Ital.
soriptores, nuova ed. XV parte 5») p. 151 : Eodem anno (1251) Urhei-etani
misernnt exercitum ad rec n per and as alias terras vallis larits,quas orcnparerat
intperalor Federicns, et dominus Manfredns reddidit Pitii/lianiini l'rhevetanis.
Der Zug nacli der rallis lacna (Trasinieni) muss später sein. Manfred III.
10 F. SCHNEIDER
bedroht gewesen sein ^), die andern werden den Anschlnss an
Orvieto nicht mehr gewagt haben, sie liegen alle nördlich von
Pitigliano. Aber senesisch sind sie auch nicht geworden -),
das Heer der Stadt wandte sich in diesen Tagen nach Gros-
seto, das sich, seinen ans Siena stammenden Podestä an
der Spitze, unterwarft); seine Versprechungen erfolgten zur
Ehre des Kaisers, Manfreds und Sienas. Das ist das letzte
Mal, dass der tote Herrscher als lebend erwähnt wird, und
Lauza hat mit seinem Bruder Jakol) iu Orvieto beträchtlioheu Grundbesitz
erworben (Käufe von 1251 I 21/22: 28; 29: Fumi p. 187-188 n. 287-290):
längere Zeit mussten sie wohl in Orvieto bleiben, da ihnen der Weg
ins sizilisohe Königreich nicht offen stand. Am 28. Juni schenkte Man-
fred III. dem Bischof von Orvieto seinen Besitz in der Stadt (Fumi p. 19(5
n. 301 ; B.-F.-W. 13828) und reiste bald darauf ab, wenigstens wird er dort
nicht mehr erwähnt, und in der Schenkung wird die Möglichkeit erwogen,
dass er nochmals nach Orvieto zurückkehren könnte. Aus den Urkk. von
1253 IX 10; X 11 ergibt sich, dass der Besitz in Wii-klichkeit nur ver-
pfändet war: Manfred III. ersuchte damals die Stadtverwaltung, einiges
davon einlösen zu dürfen. Er war mit seinem Bruder am 9. Oktober 1252
in Ceccano gewesen: wo er 1253 war, wissen wir nicht (Fumi p 202-203
n. 316. 318. 319). Unter Maufred ist Manfred III. domimiis haronie Feniculi
et castellanus castelli AcJierontle geworden und hat von Acerenza aus über
seine Orvietaner Einkünfte noch 1262 vei'fügt: 1264 schenkte er sie einem
Neffen, was die Stadt bestätigte. Dieser ernannte im Dezember des Jahres
einen Orvietaner zum Pi-okurator für die Besitzergreifung ; die mag aber
gar nicht stattgefunden haben, da König Manfreds Statthalter in Toscana
bald zum Angriff auf Orvieto überging und inzwischen Karl von Anjou
nach Rom kam (Fumi p. 233 n. 376; 239 n. 386; 240 n. 387; 244 n. 392).
Mit diesem Manfred Lanza wird der gleichnamige consangttineus des Kaiser-
sohnes Manfred identisch sein, den dieser zu Anfang seiner Kegentschaft
capitatieum conslituerat in terram Idrunti, wo er 1255 vor Brindisi eine
Niederlage erlitt (lamsilla, Muratori SS. VIII 545: B.-F.-W. 465013: als
principalis iustltiarius et capitaneua in terra Barii et terra Ydronti publiziert
er am 3. November 1254 ein Mandat Manfreds vom 20. Oktober: Cod. diph
Bar. I 189 n. 102, beide Stücke fehlen bei B.-F.), und der im Oktober 1256
regius et principalis capitaneua, castellanus et stradigotus von Messina war
(B.-F.-W. 14013). Er wäre als Sohn Galvans consanguineitx im eigentlichen
Sinne, also rechter Vetter des Königs Manfred gewesen.
'i Siehe S. 8 Anm. 1. Es kann auch ganz gut einige Tage vor dem
15. Januar an Siena gekommen sein.
^) Vielleicht kamen auch sie damals an den Grafen Aldobrandin von
S. Fiora.
=■) Am 27. Januar: Ficker IV 428 u. 417. B.-F.-W. 13786.
TOSCANlSCflE KTIDIKN _ 11
damals hat mau bestimmt nicht mehr daran geglaubt; der
Podestä Sienas Hess das Dei et domini impcratoris (/ratki aus
dem Amtstitel weg '), in deu Ausgabebüchern der Stadt war
aus dem Kriegszug in kaiserlichen Diensten im Februar ganz
immerklich eine Expedition der Stadt geworden 2), und nach-
dem Siena durch Ankauf und Zahlung von Entschädigungs-
geldern die neuen l^esitzungen gesichert hatte ^), ging es an
die Regelung seiner Verwaltungsorganisation. In der Aldo-
brandesca und Maremma, bei Magliano im Südwesten und
am Montamiata im Nordosten des neuen Gebiets, an manchen
andern Orten war militärische Besatzung erforderlich ■*) ; in den
neuen Burgen scheinen nach Sienas Brauch immer zwei Burg-
') So schon in der Urkunde vom 27. Januar.
^) Zuerst Bioolierna 18 fol. 2.5: ein Hote stetit in sercitio coniiinis in
exercifu Monfis Aminte et Maritime; vom März an häufig.
') Zahlung von 150 Pfund an S. Pietro in Campo und Vivo mit Er-
laubnis des Kardinalpriesters Peter von S. Giorgio in Velabro für Über-
lassung von Castiglionoello del Trinoro (die Prokura dazu war schon am
'6. Februar ausgestellt) März 7. vergleiche Lisiui I 441. 448; dazu Bic-
cherna 18 fol. 26 : Anweisung der 150 Pfund schon im Februar. Am
22. Februar wurden die Einwohner der genannten Burg vereidigt : David-
sohn, Geschichte II 1 S. 382 Anm. 1. Das Kommune der Burg erhielt
200 Ptund. Der Judex Uguicoio Bandini ging wegen jenes Kontraktes
zweimal nach Vivo (Bicoherna 18 fol. 28'i.
*) In der Maremma bei Grosseto hatte der Podestä den Bonafidauza
Eenaldi als capitaneus gelassen, der im Februar für 25 masnaderii und
15 Tage Sold erhält (Biocherna 18 fol. 27); es scheint, als sei dieser Söld-
nerführer bei der Übergabe Grossetos, dessen Befehlshaber er vorher war,
in Sienas Dienste übergetreten, denn Ventrillius lieh in Grosseto für den
Sold jener 25 masnaderii 50 Pfund, also liätten sie im Januar, nach der
Abreise des General vikars Galvano Lauza, noch keinen Sold bekommen
(siehe oben S. 8 Atuh. 1). Im März erhalten sie erst für weitere 8, dann
20 Tage, dann noch i'ür 8 Tage Sold, wobei sie als sergentea ad caballuni
bezeichnet werden und wo es heisst : pro eorum pnfja per totiim »lensem martii:
diese Summe wurde am 16. März abgesandt (Biocherna 18 fol. 28'. 29).
Die Bezalilung ist übrigens damals besser als vorher im Reichsdienst, aber
nicht einheitlicli, so dass fast zu vermuten ist, dass andere Unkosten (hibei
sind. Im April waren Aldobrandin und Cacciaoonte Caociaconti, die be-
kannten Reichsbeamten, deren ei'ster im Juli Feldliauptraann des Ghibel-
linenliga geworden ist, im Dienste Sienas in der Gegend des Montamiata:
Bicoherna 18 fol. Bl'; im Mai wurden den 40 Söldnern in Selveua 160 Pfund ,
alsi) der Sold für 2 Monate, gesandt, fol. 4:V werden Geiseln aus Magliano
erwähnt, wohin im Mai ein Bote ging iful. 35').
12 F. SCHNEIDER
hauptleute kommandiert zu haben '). Eine staatsrechtliche
Kommission ordnete im Mai die endgültige Einverleibung des
Reichsvikariats von San Quirico ^). Aber die neuen Aufgaben
im Süden waren längst noch nicht gelöst, als viel ernstere
Verwickelungen an der Nordgrenze zum Kriege führten.
Orvieto zeigte mehr Wagemut als Siena. Es sicherte sich
gegen die umhrischen Nachbarn durch den Bund mit Perugia,
Narni, Spoleto und Assisi ^), der seinen alten Vertrag mit
Florenz garantierte und die Aufnahme anderer umbrischen
Städte, wie Gubbios, das noch ghibellinisch oder reichstreu
war, vorbehielt. Ferner ergab sich der kaiserliche Komman-
dant von Acquapendente, Baynerius lacobi Philippi, wohl ein
Senese, und Orvieto Hess die Mauern dieser Stadt niederlegen*),
die sich ihm am 28. Februar unterwarft). Ein Zug, den Or-
vieto mit Viterbo, Todi, Orte und Vetralla gegen Montefiascone
unternahm, wo sich nochßeichstruppen gehalten haben müssen,
verlief ergebnislos; doch gelang es, im Norden Celle bei Ra-
dicofani zu nehmen «). Der Papst hatte demnach wenigstens
') Nach den Zahlungen in dei' Bicchei-na 1. c. fol. 23 : für zwei Kastellane
in Selvena, Ugolinus Turchii und Ranerius de Selvolensibus, aus bekannten
Seneser Häusern, nur je 4 Pfund. Ein Eeichsburghauptmann hatte 7-10
Pfund gehabt.
^) Bicoherna 18 fol. 3-4'. vgl. Davidsohn, Geschichte II 1 S. 382 Anm. 1
und oben S. 5 Anm. 1. Ebenda fol. 36 sind noch Kommissionen erwähnt:
ad ordinandum et acquirendum iura Castillionis Senensis et Cavipillie et
Castillionis vallis Urcie: ferner ad inveniendnm pedifes qui iverunt in Mari-
timam\ pro ordiyiando facto dogane de Gronseto'^ im Januar und Februar
war eine Kommission super furnimentis et soldaneriis castrorum que custo-
diuntur pro comuni im Amt, ihr gehörte der bekannte Bankier Scottus
Dominichi an (fol. 25), sie revidierte Castiglioncello del Trinoro und Ca-
stiglion d'Orcia (fol. 22'). Auch zu Verwaltungszwecken Hess man damals
das Stadtarchiv von G-rosseto kopieren (fol. 36'l
») B.-F.-W. 13795; Ann. Urbevet. 1. c.
*) Ann. Urbevet. 1. o. : Raynerius lacohi Philippi restituit Aquajyendentem
Urbeveteri, quam tenuerat pro imperatore Federico. Et Urbevetani destruxe-
runt niuros Acquependentis undique.
'') Ebenda: et Uli de Aquapendetite subviiserunt ne Urhevetanis in omnihus
et posita sunt 2}0'Cfa in platea Aquepeiide7itis per potestafem Urbisveteris, dazu
die Urkunden Fumi p. 189 u. 293; 190 n. 294; 192 u. 296.
"; Ann. Urbevet. 1. c. : Urbevetani fecerunt generalem exercitum contra
Montemflasconem et destrtixerunt omnia usque ad portas. Cum eis erant in
auxilium Viterbienses, Tudertini, Ortani et Veteralla. Eodem anno Urbevetani
TOSCANiSCHE STUDIEN _ IB
im Patrimonium des heiligen Petrus in Tuscien nicht viel
durch den Tod des Kaisers und den Zusammenbruch seiner
Herrschaft gewonnen. Bis dahin — in den März hinein —
hatte Orvieto etwa die gleiche Politik wie Siena verfolgt, es
hatte in seiner Interessensphäre ^) die Reichsverwaltung durch
die eigene ersetzt. Nun aber holte es in Verbindung mit dem
Grafen Wilhelm Aldobraudeschi, mit dem es auch bisher Hand
in Hand gegangen war ^), zu einem wuchtigen Angriflfe gegen
Siena aus. Am 20. März wurde ein Bundesvertrag mit Graf
Wilhelm, der Pitigliano zurückerhielt, ausdrücklich gegen
Siena geschlossen ^), und dieser schloss seinerseits einen Bund
mit Florenz. Orvieto hat erst später seinen alten, ihm von
den umbrischen Verbündeten garantierten Vertrag mit der
Amostadt in feierlicher Form erneuert*); im Frühjahr führte
destruxerunt castrum Celle fundittis. Da keine andei'e feindliche Macht
da war — gegen den Papst wäre Orvieto niclit zu Felde gezogen — , und
da Galvano Lanza nocli am 31. Dezember dort gewesen war, nehme ich
an, die Besatzung, die er hiuterliess, hielt sich noch einige Wochen. Ob
sie sich dann den Leuten des Papstes unterwarf;-' Den Orvietanern jeden-
falls nicht.
') Dazu gehört auch die vallis lacus, siehe oben S. 9 Anm. 3.
*) Er ist am 24. Februar zugegen, als in Acquapendente der Proku-
rator ernannt wird, der die Unterwerfung des Ortes unter Orvieto er-
klären soll.
*) Fumi p. 192 n. 297, B.-F.-W. 13798, dazu Davidsohn, Geschichte II 1
S. 389. Ann. Urbevet. 1. c. p. 144: Guglielmus comes, filius primi Ihlriban-
dini, et Ildribandinus et Umhertus filius (!) eius et Ildribandinus domini Bo-
nefatii, nepos dic/i Giiglielmi, ratificaverunt omtiia predicta, que doiiaverunt
antecessores eoriim comtini Urbecetano, et comitiie Urhev. donavit ein rasnerum
Pitigliani. Ruffino di Mandello, der Unterhändler, dem Orvieto diese Burg
verdankte, war abgesetzt und bestraft Avorden, weil er prodictiose lurratiis
fuerat a d. Manfredo duo milia Hb., Manfred hatte wohl bessere Bedin-
gungen erzielen wollen. Ruffino musste 800 Pfund zurückzahlen (Ann.
Urbevet. 1, c. p. 151).
*) Der Vertrag über Oliensivallianz jregen Siena vom 1. September r2.Jl
(Fumi p. 199 n. 312: B.-F.-W. 13847; vgl. Davidsohn, Geschichte II 1 S. 38!»
n. 1) erneuerte die alten Bundesverträge von 1229 und 1235. Im März
gingen Seneser Gesandte nach Florenz und Orvieto (Bicoherua 18 fol. 28' i:
man kann wohl annehmen, dass sie die Absichten der Städte erkunden
oder geradezu gegen deren Handlungen protestieren sollton. Im April
ging der greise erste Staatsmann Sienas Donusdeus (xuinisii nach Pisa
(ebenda fol. 32'), ini Mai ein Bote nach Orvieto. Im Juni gingen Boten
14 F. SCHNEIDER
es eine mündliche Verständigung über gemeinsames Eintreten
in die Aggressivpolitik herbei. Florenz eröflfnete die Feind-
seligkeiten, wie gewohnt, durch Verhandlungen mit Montal-
cino und Montepulciano, die, wie man wurste, in Siena stets
als casus belli betrachtet worden waren.
So weit war die Geschichte von Südtoscana im Überblick
zu behandeln, weil nur so die Ursachen völlig klargestellt
werden konnten, durch die Toscanas Reichspartei schon ein
halbes Jahr nach dem Tode des Kaisers zu selbständiger und
antiguelfischer Politik, zum Abschluss der Ghibellinenliga von
Pontedera (19. Juni 1251) gezwungen wurde. Unmittelbar
darauf wurde der Feldzug von Florenz, Orvieto und den
toscanischen Guelfen begonnen; er endete mit der Demüti-
gung der ghibellinischen Sache in den beiden Friedensver-
trägen von Stomennanö mit Siena (11. Juni 1254) und an
der Era mit Pisa (Anfang Juli 1254).
A. — Sieiia zahlt dem Petrus de Valsorano, früheren Reichs-
burghauptmann auf Campiglia d'Orcia, 430 Pfund Seneser Denare
zur Entlöhnimg seiner Söldner tind für die Gerätschaften in der
Burg, die er als sein Eigentum bezeichnet.
Siena 1251 Januar 12.
Orig. Siena ASt. (Riform.). — Reg. Lisini, Inventario delle pergamene
I 438.
Anno Domini millesimo CC°L, indictione nona, die secundo idus
ianuarii. Appareat omnibus evidenter, quod Gfuido Eanuccii
camerarius comunis Senensis in presentia dominorum Guidonis Co-
mitis et Tavene Talomei et Filippi iudicis et Contis Gualterotti
quattuor provisorum comunis Senensis et de eorum parabola et con-
cuni lilleris pro comuni nacli Pistoia, andere nach Pisa, Florenz, Perugia,
Radicofani (ebenda foL -iO). Noch im Juni ging wieder eine Gesandtschaft
nach Pisa (fol. 47). Das betx-ifFt alles die diplomatische Vorbereitung;
schon auf die Mobilmachung bezieht sich eine auch noch dem Juni au-
gehörige Notiz gegen Sohluss des Bandes, die eine Zahlung an die Kom-
mission arj ordinandum exerciiuni de Ärdivghesca enthält (fol. 47'). Der
Biocherna-Band Juli-Dezember 1251 ist leider verloren.
TOSCAXISCHE STUDIEN-
IS
sensu, in presentia etiam notarii et testium subscriptorum, nomine
et vice comunis Senensis et pro ipso comuni dedit, solvit et nume-
ravit doinino Petro de Valsorano castellano olim arcis Campillie
CCCC XXX libras denariorum Senensium, quos denarios dictus do-
minus Petrus fuit confessus a dicto camerario recepisse pro solvendis
soldaneriis, qui erant sive fuerant cum eo in arce dicta, et pro rebus
et massaritiis, que erant in dicta arce, quas dicebat esse suas.
Actum Sen(isi in bicchierna. Coram Eanuccio et Provenzano
Ugolini Forteguerre, Donosdeo Gruinisii et Griffolo Octaviani notariis
testibus presentibus.
fS. N.) Ego Padrone quondam Gualterotti nutarius predictis in-
terfui et ea scripsi et publicavi.
B. — Kapitulationshedingimr/en, die Manfred Lama, Reichs-
vikar der Maremma und der Grafschaft Aldohrandesca, an Tinffino
di Mandello, Kapitän von Orvieto stellt: 1. Er, sein Bruder
Jakob und ihr Gefolge, soivie die Besatzungen von Pitigliano,
Sorano, Sovana, Selvena, Samprugnano erhalten freies Geleit auf
Orvietaner Gebiet. 2. Er und sein Bruder erhalten das Orvie-
taner Bürgerrecht und erwerben dafür dort für je 1000 Pfund
Denare Grundbesitz. 3. Dafür erhält Orvieto die genannten festen
Plätze ausgeliefert, und zwar Pitigliano unter allen Umständen;
falls 'die. Besatzungen der übrigen sie nicht übergehen, werden sie
nicht in die Kapitulation eingescldossen.
Pitigliano 1251 Januar 8.
Kopie von etwa 1270 Orvieto ACom. Cod. B fol. 1 c. 2 (A). Kopie von 126!)
ebenda Cod. Galluzzo fol. 58 (B). — Auszug Fumi, Cod. dipl. d' Orvieto j?. 180
n. 2S4. — lief/. fl-F.-^y. /.V7.s/.
In nomine Christi <») et individne trinitatis anion. Anno eiusdem
millesimo diicentesimo quinc^uagesimo primo, indictione nona, tempore
doniini Innocentii pape quarti*;, die dominico octavo"; intrante mense
ianuarii. In cassaro Pitillani. Presentibus domino Eutino«'; de
Mandello capitaneo Urbevetano«), Gregorio/) notario domini Manfredi.
Isla sunt capitula que querit et petit dominus Manfredus vi-
carius Maritime »i et comitatus Ildibrandeski*) sibi fieri et suis a
domino Rufino Dei gratia capitaneo Urbevetane civitatis et a con-
sulib -iS et rectoribus populi dicte civitatis et a comune et populo
civitatis eiusdem:
16 F. SCHNEIDER
In primis, quod ipse dominus Manfredus et dominus lacobus frater
eius et familia eorum, castellanus Pitiglani »j et sergentes eiusdem
castri et castellani Sorani, Soane, Silvene, Samprongnani*) et rocecte
Samprpngnani et omnes sergentes in ipsis fortitiis commorantes cum
eis recipiantur sub protectione, defensione et securitate dicti domini
Rufini capitanei, dictorum consulum et rectorum comunis et populi
civitatis iam diete in eundo ad dictam civitatem et^j morando ibidem
pro velle eorum et per eiusdem civitatis fortiam et districtum et ab
inde, cuicumque predictorum placuerit, discedendo per dictam eorum
fortiam plena»*) eis securitas personarum et rerum promittatur a pre-
dictis capitaneo, consulibus et rectoribus populi, comune et populo
civitatis predicte, videlicet omnibus illis castellanis et sergentibus,
qui eum sequi voluerint et acquiescere dictis capitulis et petitioni»)
et dare et assingnare predictas fortitias et munitiones, in quibus
morantur, eidem comuni ürbevetano et potestati eiusdem civitatis,
si aderit ipsa») potestas, et dicto capitaneo, consulibus, rectoribus,
comuni et populo Urbevet(anis).
Item petit se et dominum lacobum fratrem suum recipi in cives
Urbevetanos, promittens pro se et dicto fratre suo eidem domino
Rufino capitaneo ürbevetano, dictis consulibus, rectoribus, comuni
et populo Urbevetanis facere acquistum rerum stabilium pro se in
dicta civitate et ipsius pertinentiis et girataP) mille librarum dena-
riorum Senensium et Lucanorum et Pisanorum parve monete et mille
librarum pro dicto domino lacobo fratre suo denariorum dicte mo-
nete; petit etiam, quod, quicumque dictorum famulorum suorum,
castellanorum, servientium dictorum voluerit recipi in civem dicte
civitatis, faciendo ?) ibidem acquistum pro qualitate facultatum suarum,
recipiatur in civem dicte civitatis.
Pro quibus omnibus et singulis, si dicti capitaneus, consules et»")
rectores, comune et populus dicte civitatis promiserint et ob^erva-
verint ea omnia et singula supradicta petita et quesita sibi, domino
lacobo fratri suo, familie, castellanis et sergentibus«) supradictis
volentibus esse in dicto pacto, promittit') prefatus dominus Manfiedus
reddere, dare et assingnare dicto capitaneo, consulibus, rectoribus,
comuni et populo dicte civitatis cassarum«! Pitijlani et cassarum
Sorani, Suane, Silvene, Samprognani et roccecte Samprognani; vel
quod, si castellani dictorum et serientes ipsorum voluerint reddere
et assingnare predictis capitaneo, consulibus et rectoribus, comuni
et populo dicte civitatis dicta cassara et fortitias, fiant eis**) supra-
dicta, que petita sunt et quesita; alioquin non fiant eis, preter Pitilani
cassarum, quod ipse dare, reddere et assingnare promittit capitaneo,
consulibus, rectoribus, comuni et populo sepedicte civitatis.
TOSCAMSCHE STUDIEN - 17
Et«») ego lohannes Ildibrandiicci notariiis supradictis omnibns
interfui et ea omnia scripsi et subscripsi. Signum dicti lohannis
notarii.
a) Domini amen Ä. b) folgt in cassaio Pitillani B. c) septimo .1.
d) Roff. de Bandello A ; Rufino cap. B. «; folgt et B. 1) folgt leerer
Raum filr den Vatersnamen B. g) Maret. B. h) Hd mit Kilrzungssfrich B.
»iPitilaniß. *) Samporgnani A. l) et fehlt A. »») plenam B.
n) petitou mit Kilrzungsstrich B. o) ipse A. P) contrata A. 9) facien-
do — civem diote civitatis fehlt B. f) et fehlt A. «) serieutibus A.
t) promictet A. «) cassarum — populo diote civitatis /eA?< B. v) ei B.
w) Et — notarii fehlt B.
C. — Das zum Arengo auf der Piazza del Comiine versam-
melte Volk von Orvieto erteilt Manfred (Lanza), seinem Bruder
Jakoh, ihrem Gefolge und der Besatzung von Pitigliano freies
Geleit auf Orvietaner Gebiet. Orvieto 1251 Januar 10.
Das versammelte Volk (Aufgehot) von Orvieto ernennt einen
Prokurator, um den Genannten das freie Geleit zu erteilen und
näher zu erläutern. Pitigliano 1261 Januar 12.
Orvieto ACom. Cod. Galluzzo fol. 57' Kopie von 121!!) (A). Ebenda Cod. B
fol. 1 c. 1 Kopie von etwa 1210 (B). — Auszug Fumi p. 18H n. 285.
In nomine Christi et individue trinitatis amen. Anno eiusdem
millesimo ducentesimo«) quin(|uagesinio jirimo, indictione noua, tem-
pore domini Innocentii pape quarti, die decim(o) intrant(e) mens(e)
ianuario. Presentibus rectoribus populi domino Bonconte Monaldi
et lacobo Franchii, convocatis hominibus et popnlo civitatis Urbis-
veteris ad arengum ad sonum campane et tubarum per precones
comunis de mandato domini Rufini capitanei et consulum civitatis
predicte more solito in platea comunis, placuit dictis hominibus et
universo populo^j nullo contradicente, quod domino Manfrede et do-
mino lacobo suo fratri existentibus in cassaro castri Pitilglani et
Omnibus aliis existentibus in ipso cassaro et l'amiliaribus et sergen-
tibus eorundem, undecumque sint, in personis et rebus plana securitas
concedatur in eundo, stando et redeundo ad civitatem l'rbisveteris
et quocumque yoluerint, contra omnem personam ; et dictus populus
securiratem predictam dedit et concessit eisdem et cuilibet eorum.
Et ad hoc explioanda, coraplenda et facienda idem populus con-
gregatus ad sonum tubarum prope cassarum Pitilglani fecit et con-
18 F. SCHNEIDER.
stituit dominum Andream Rubel scindicum et procuratorem dicti
comunis ad dictam securitatem dandam, prestandam et promittendam
et ad omnia et singula facienda c), que dictus popiüus facere posset
et que scripta sunt per lohannem Ildibranduccii notarium'), promittens
idem populus ratum habere, quiequid per dictum scindicum factum
fuerit, sub obligatione bonorum dicti comunis. Et dicta scindicaria
facta fuit die iovis XII intrant(e) mens(e) ianuarii. Presentibus
Centio lannis Ranuz(ii), Filippo Paganuz(ii) et aliis pluribus. Et
eo-o lohannes Ildibranducci auctoritate apostolica notarius constitutus
predictis interfui, scripsi et subscripsi. Signum dicti lohannis notarii.
a) duc. wiederholt A. b) popullo A; so stets. c) folgt getilgt idem
popullus congregatus A.
2). — Der Prokurator des vor dem Cassaro von Pitiglicmo
versammelten Kommune und Volkes von Orvieto erteilt laut Ver-
trag vom 8. Januar dem Manfred Lama und seinem Bruder
Jakoh, nachdem der Cassaro an Orvieto übergeben ist, freies Geleit
für sich und ihre Truppen und gewährt ihnen das Bürgerrecht
von Orvieto. Pitigliano 1251 Januar 12.
Kopie von etica 1270 Orvieto ACom. Cod. B fol. 1 c. 1. — Auszug Fumi
p. 186 n. 286.
In nomine Christi et individue trinitatis amen. Anno eiusdem
millesimo ducentesimo quinquagesimo primo, indictione nona, tempore
domini Innocentii pape quarti, die iovis XIP intrante mense ia-
nuarii. Ante cassarum Pitiglani. Presentibus domino lordanne
Lodigerii, domino Monaldo Lodigerii, domino lacobo Peri Caromi.
domino Albiczo Boncontis, domino Bonacurso Bonacursi, domino Fi-
lippo Paganuctii, Bartholomeo lacobi, Guillelmo Bonefatii et Ranerio
Lodigerii. Dominus Andreas Rubei de civitate Urbevetana, syn-
dicus et procurator comunis et populi civitatis Urbisveteris. nomine
et vice dicti populi et comunis et pro ipso populo et comuni, et
eodem populo et comuni presente, consentiente et volente et nullo
contradicente concessit plenam securitatem domino Manfrede nepoti
markesi Lanzee recipienti et stipulanti pro se ipso et domino lacobo
suo l'ratre et omnil)us aliis suis familiarihus et sergentibus existen-
tibus tunc cum eis in cassaro Pitiglani, undecum<jue sint. in personis
1) Oben Urk. h.
TOSCANISCHE STUDIEN -" 19
et rebus contra omnem personam in eundo, stando et redeundo ad
civitatem Urbevetanam et morando in ea et quocumque ire voluerint,
sicut cives Urbevetani. Quam securitatem in anima dicti populi et
60 presente et volente prefatus syndicus et procura tor corporaliter
tactis sacrosanctis evangeliis iuravit in perpetuum habere ratam et
contra eam non facere vel venire. Et hec fecit et iuravit dictus
syndicus et procurator, ut dictum est, pro eo. quod ipse dominus
Manfredus una cum dicto fratre suo dedit et restituit dicto comuni
et populo Urbevetano dictum cassarum Pitiglani cum rebus existen-
tibus in eodem. Quare dictus dominus dedit et restituit dictum cas-
sarum dicto populo et comuni et promisit in dicta civitate vel eins
districtu facere acquistum pro se et domino Iacol)0 suo fratre de
duobus mille libris secundum teuerem pacti scripti manu lohannis
Ildribanductii notarii '). Unde dictus populus et syndicus receperunt
eos in cives Urbevetanos *).
E. — Manfred Lama, Herr der baronia Fenuculi "*) imd
königlicher Btirghauptmann von Acerenza, bestätigt, dass auf
seine Weisung die Stadt Orvieto, die seine dortigen Güter verwaltet,
seinem Getreuen lacobus filius quondam Bartholomei de Co-
gnano 24 Pfund kleiner Seneser Deziare ausgezahlt hat.
Acerenza 126 2 April 8.
Orvieto ACom. (Diplomatico) Oriy. — Auiszuij Fumi p. 233 n. 376. — Reg.
B.-F.-W. 14175.
f In nomine Domini amen. Anno ab incarnacione Domini nostri
lesu Christi JVPCC"LX°II°, octavo die mensis aprilis V« indictionis,
regnante domino nostro excellentissimo domino Manfr(edo) rege Si-
cilie anno IUP feliciter amen.
Nos Manfrfedus) Lancfea), baronie Fenuculi dominus et regius
castri Acheroncie castellanus, coram Ugone de Bella regali iudice
') Ohe?i Urk. h.
*) Matheus lohannis lacobiui auct. apost. iiotarius constitutus . . . tria
instrumenta (Urk. b dj . . . scripta manu lohannis Ildribanductii not. (dessen
completio er auslässt) . . . exemplaudo scripsi.
') Die Lage der barouia Fenuculi, deren Ortsname verschollen ist (süd-
westlich von Benevent, wie schon Winkelmann vermutete), ergibt sich aus
Winkelmann, Acta I 777 Zeile 5-7; sie lag zwischen Montesarchio und
Tocco di Gundio, Apollosa gehörte zu ihr.
20 V- SCHNEIDER
civitatis Acheroncie, Thomasio eiusdem civitatis notario publico et
rogatis testibus subnotatis fatemur per lioc publicum instrumentum,
quod ex nostra gratuita et spontanea voluntate et ad mandatum
licteraruin nostrarum voluimus et mandavimus, ut de proventibus
bonorum nostrorum habit(orum) in illustri civitate Urbetana «) lacobo
filio quondam Bartliolomei de Cognano dilecto devoto nostro pro arduis
serviciis nobis collatis libre«») viginti quatuor denariorum parvorum
Senensium darentur eidem, quas libras viginti quatuor denariorum
Senensiam parvorum idem lacobus declaravit nobis de proventibus
bonorum nostrorum, que in predicta existunt civitate et procurantur
per illustrem comunem Urbetanumc), ab eodem comune integre re-
cepisse. Et quia de solucione predictarum librarum viginti quatuor
denariorum parvorum Senensium instrumentum publicum ad caute-
lam predicti comunis de voluntate nostra nullatenus apparebat. pre-
sens instrumentum publicum'^) voluntatis et ratificationis nostre ad
cautelam predicti comunis fieri fecimus, acceptantes et ratificantes
solucioneni predictarum librarum viginti quatuor denariorum parvo-
rum Senensium, per manus predicti notarii Thomasii, subscripcione
predicti iudicis et testium subscripcionibus roboratum, et sigillo no-
stro fecimus sigillare. Actum in civitate Acheroncie anno, mense
et indictione premissis.
j Ego Ugo de Bella iudex Acheroncie rogatus testor.
j Signum«) proprie manus mey lofhannis) de Aquino.
j Ego lohannes de Bonaventura testis sum.
f Ego Martinus de Vita testor.
f Ego Ranerius de Petro testis sum.
-f Ego Rogerius de Venusa tesstor.
(S. N.) Ego Thomasius qui supra regius et publicus civitatis
Acheroncie notarius rogatus scripsi et testor.
a) u aus o verbessert. b) libras. c) Unbet. d) plublicum.
«) Sig. — Aquino V07n Notar geschrieben.
XXVIII. Zur Oeschichte Toscanas unter Manfred.
Am 4. September 1260, dem Tage der Ehre für jedes
Ghibellinenherz, brach im Tale der Arbia beim Cypressen-
hügel von Montaperti Florentiner Guelfentrotz unter den
Schwerterhieben der Ghibellinen Toscanas und der 800 von
König Manfred gesandten deutschen Soldritter zusammen.
Von da ab begannen wieder Adlerbauner über das Land zu
TOSCANISIHK STIDIEN .- 21
wehen ^). Diese kurzen 5 Jahre der letzten Stauferzeit waren
angestrengter A^rbeit auf politischem und militärischem Ge-
biet gewidmet; man wird sehen, dass daneben auch an der
Organisation der Verwaltung gearbeitet wurde '-).
Freilich galt es vor allem, die ganze Provinz für Manfred
zu gewinnen und die Gegner zu verjagen, zu vernichten. Die
Lösung dieser Aufgabe sollte durch den Ghibellinenbund er-
folgen, den einzigen neuen politischen Gedanken dieser Jahre 3).
Über das militärische System, um dessentwillen die Regierung
die . für die innere Politik schlechte Formel des föderativ auf-
gebauten Schutzstaates in Kauf nahm, ist in dieser Zeitschrift
unter Benutzung der folgenden Urkunden schon gesprochen
worden *) ; wichtiger sind die beiden politischen Aktenstücke ^),
' I Für die Verwaltungsgeschichte kann Manfreds Herrschaft erst vom
Tage von Montaperti ab gerechnet werden, obwohl das Unternehmen diplo-
matisch längst sorgsam vorbereitet war und der Generalvikar Graf Jordan
d'Agliano sclion seit einem Jahre im Süden von Toscana weilte.
-) Aus Raummangel muss ich mir hier eine allgemeine Darstellung
von Maufreds Verwaltiing, die ich in grösseren Zusammenhang zu bringen
holie, versagen, zumal eine Schülerin Hampes, Fräulein Helene Arndt,
ähnliche Untersuchungen vorbereitet: meine Abschriften der meisten der
folgenden Urkunden standen ihr zur Verfügung. So genüge es vorläufig,
auf die ebenfalls von Hampe angeregte Arbeit von Bergmann, König
Manfred von Sizilien 1264-126(3 (1909), und vor allem auf Hampe, Urban IV.
und Manfred 1201-1264 (1905) hinzuweisen, daneben selbstverständlich auf
den zweiten Band von Davidsohns Darstellung und den vierten seiner For-
schungen (1908 !.
""j Er sollte ein fruchtbarer Keim für die Zukunft werden: die so lauge
immer wieder erneute Guelfenliga ist eine rein äusserliche Ableitung aus
seiner Organisation, die freilich selbst wieder an den Ghibellinenbund von
1250 anknüpft, dessen historische und theoretische Genesis wir im vorigen
Abschnitt behandelt haben. Neu Avar in Manfreds Ghibellinenbund, dass
die föderierten Städterepubliken an die Seite und unter den Schutz von
Manfreds Pi-ovinzialregierung traten, die nicht mehr so unmittelbar wie
früher über den einzelnen Gemeinwesen stand: ein Kompromiss zwischen
dem Sj'stem Friedrichs II. und den tatsächlichen Verhältnissen, die sich
bis 1260 herausgebildet hatten.
*) Band IX H(»l-:5()5, dazu VIII 217-232 (Niese, Z. Gesell, d. deutscheu
Soldrittertums in Italien) und jetzt Davidsohn, Geschichte II 1 8.519-520:
die Urkunden d. f. 1 und Rena e Camici \ '^ 101 u. 11. 12, Reg. Volat.
S. 2.50-251 n. 748. 750. 751.
*) Urk. k. m. Der auch liierher gehörige (Jeheimvertrag Sienas mit
dem Grafen Jordan iat bei Saint-Priest, Hist. de la conquete deNaples
F. SCHNEIDER
Sonderabmachungen Sienas mit den General vi karen über Sie-
uas eigentliclie Interessensphäre, die Länder um den Monta-
miata und die Maremma, die heute noch in Siena ihre Haupt-
stadt sehen. Dort war, wie wir sahen, der Gegner Orvieto ^),
wo seit 1262 Urban IV. residierte; nachdem der Generalvikar
den Senesen den militärischen Beistand des ghibellinischen
Aldobrandesca-Grafen, jenes Aldobrandin von Santa Fiora, ge-
sichert hatte 2), begannen sie jenen glücklichen Feldzug gegen
Orvieto, der ihnen das verlorene Campiglia wieder brachte 3).
Manfred plante für 1265 einen allseitig umfassenden Angriff
auf Orvieto, um den Papst in seine Gewalt zu bekommen und
mit einem Schlage den hundertjährigen Kampf von Reich und
Kirche zu beenden ; für diesen Fall sicherte sich Siena im
Vertrage vom 16. Oktober 1264*) den Löwenanteil an der
Beute. Man weiss, dass Clemens, der auf Urban ^) gefolgt
war, in das gefährdete Orvieto nicht zurückkehrte und dass
seinem Gegner im letzten Augenblicke der Entschluss ver-
sagte *^) ; kaum ist je ein grossartiger Gedanke kläglicher aus-
I 367 gedruckt, Auszug bei Capasso, Hist. dipl. regni Siciliae p. 211
11. 355, was bei B.-F.-W. 14158 übersehen ist.
') Über seine Bedeutung als «Zentrum des wohlorganisierte u Wider-
standes im Kirchenstaat » siehe Hampe S. 45-46, der den strategischen
Gedanken des Feldzuges erkannt hat: ebenso Davidsohn, Geschichte II ]
S. 555-556. An Rom selbst, das auch Friedrich II. nie bezwungen hatte,
wagte Manfred sich nicht, was bei dem Wesen der damaligen Kriegführung
nicht wundernimmt; ja Roms Fall hätte sogar kaum strategischen, höch-
stens moralischen Wert gehabt. Es war seit April 1264 von Truppen Karls
von Anjou unter Jakob Gantelmi besetzt: Sternfeld, Karl v. A. als
Graf der Provence S. 202.
") Unten Urkunde k.
^) Vgl. Ann. Sen. und Ann. Urbevet. (ed. Fumi p. 13. 255), beide
zu 1264.
*) Unten Urkunde m.
^) Dieser hatte kurz vor seinem Tode das von Siena bedrohte Orvieto
verlassen; sein Nachfolger blieb anfangs in Perugia, wo Urban bald nach
seiner Ankunft gestorben war; siehe Hamide S. 60-61.
•) Hampe S. 46 scheint es zweifelhaft, « ob der König je persönlich
die Führung des apulischen Heers (beim Einfall in den Kirchenstaat) hat
übernehmen wollen ». Zur Charakteristik Manfreds, über die unter den
Historikern eine seltene Übereinstimmung herrscht, A'gl. daselbst S. 57-59
und Bergmann S. 70-71. Der feine, zarte, kränkliche (B.-F. 4653) Aristo-
TOSCANISCHE STUDIEN _ 23
geführt worden. Aber Siena hätte trotz alledem die Erfolge
seiner wohl durchdachten und kräftig durchgeführten Politik
geerntet, wäre nicht der blonde König bei Benevent erlegen.
Von den beiden einst von Friedrich II. annektierten Pro-
vinzen 1) hören wir wenig über die Grafschaft Aldobrandesca;
Manfred war nicht in der Lage, den Senesen gegenüber, denen
sie 1250 in seinem Namen ausgeliefert worden war '^), das
Staatsinteresse wahrzunehmen wie sein Vater. Gerade in
diesen Gebieten wurden Siena die stärksten Konzessionen ge-
macht ^). Immerhin hat auch Manfred einen eigenen Gene-
ralvikar der Maremma und Aldobrandesca in der Person des
Bartholomaeus von Asti bestellt, wie wir aus einer einzigen
Urkunde wussten ^) ; eine zweite veröffentliche ich unten. Jene
Brüder von Pereta, die dem Bartholomaeus den Treueid für
Manfred leisten, stammten wie ihr Bürge, der Sohn des Manto
von Grosseto, aus Familien, die einst zu den 21 Lehnsge-
schlechtern der Aldobrandesca gehört hatten '").
Mehr hören wir von Volterra; die Urkunde, aus der wir
von dem frühen Übertritt der Stadt zu Manfred wissen **), ist
die erste dieses Abschnittes. Damals war Ranieri degli Uber-
teles-Übersetzer, der Erbe der gelehrten Neigungen seines Vaters, dessen
Falkenbuch er überarbeitet hat, war weder ein zielbewusster Staatsmann
noch ein kraftvoller Heerführer: er war ein kühner Eeiterführer, das zeigt
seine Flucht aus der Gewalt Innooenz' IV. (1254), und seine Fehler hat er
mit heldenhaftem Reitertod gebüsst.
') Dem Bistum Volterra und der Grafschaft Aldobrandesca. Auch das
wegen der Monte Bardone-Strasse wichtige Bergland der Versilia, das
Kaiser Friedrich aucli zeitweise in Reichsverwaltung genommen hat, wie
die freilich nicht mehr zum eigentlichen Toscaua gehörige Lunigiana, hat
Manfred trotz des Einspruchs der enttäuschten Pisaner grösstenteils wieder
dem Reiohsgut einverleibt, wenn man der ungedruokten Cron. Lucoh. im
Cod. Palat. .571 der Florentiner Nationalbibliothek Glauben schenken darf:
Davidsohn, Geschichte II 1 S. 5(i.5 Anm. 1 •, Bergmann S. 8 Anra. 5 und
S. 15-lG.
*) Siehe den vorhergehenden Abschnitt.
") Oben S. 22 Anm. -4 und die Urkunden k und m.
*) Ficker IV 448 n. 440, B.-F.-W. 14177: untnn Urk. g, mit der be-
kannten zusammengehörig.
*) Vgl. B.-F. 1H31 und Teil IV dieser Studien, in dieser Zeitschrift
Band XII 277.
") Darüber siehe Quellen und Forschungen IX 80.").
i
24 F. SCHNEIDER
tini, der erwählte Bischof, zugleich Podesta und Volkskapi-
tän 1) ; bald hat er dann abdanken müsseu, wohl wegen seines
Entgegenkommens gegen den Staufer. Sein Nachfolger Al-
bert scheint sich zuerst weniger freundlich gegen diesen ge-
stellt zu haben; jedenfalls setzte es die ihm aufsässige ghi-
bellinische Stadtregiermig beim Generalvikar durch, dass er
Albert verbot, in seiner Diözese ßegierungshandlungen vor-
zunehmen, ehe er vor ihm selbst erschienen sei und, darf man
hinzusetzen, den Treueid geleistet habe -). Das muss eine
der Bedingungen gewesen sein, unter denen die Restauration
des Bischofs als Reichsfürst zugelassen worden wäre. Vol-
terras Stadtrichter, der gerade bei Albert in dessen festem
Schloss Berignone weilte, als jene Botschaft eintraf, hat sie
sofort seiner Stadt gemeldet ^) ; und diese nahm die schöne
') Es ist niclit sicher, ob er das ganze Jahr 1260 Podestä, war oder
es erst nach der Schlacht bei Montaperti wurde, da vorher ein anderer
Podestä genannt wird: für 1261 scheint er bestätigt worden zu sein: C e-
ciua, Notizie istoriche della cittä di Volterra p. 58 n. 2. Nach seinem
Verzicht auf das Bistum wird er aber auch die weltliche AVürde niederge-
legt haben, am 11. Juli wird sein Nachfolger, ein Florentiner Uberti. ge-
nannt: Eeg. Volat. S. 243 n. 725. Die Liste bei Ceciua p. 260 enthält
zahlreiche Fehler; nur Versehen ist dagegen, wenn Leoncini, Cattedrale
di Volterra p. 259 ihn 1250 Podestä und Kapitän sein lässt.
2) Unten Urk. e. — Giachi, Saggio di ricerche sopra lo stato antico e
moderno di Volterra II 56 n. 1 gibt an, die Urkunde folge im Anhang unter
n. 47, er hat aber die Absicht, sie zu veröffentlichen, im 3. (Urkunden-)
Bande nicht ausgeführt, und das wichtige Stück ist auch nicht in die
Neuauflage von 18y5, deren Urkundenanhang sonst stark bereichert ist,
aufgenommen.
") Dass Volterra das Mandat veranlasst hatte, zeigt der Verlauf der
Sache; der Notar Michael Bonacursi aus Pomarance, der in der Urkunde
des Stadtriohters als Zeuge genannt ist und sie wohl eiligst nach Volterra
brachte, hat noch an demselben Tage die Antwort der dortigen Behörden
an den Bischof bestellt. Sein Auftrag enthielt erstens die Bitte, der Bi-
schof wolle seinen Befehl, Volterra solle einen Vertreter nd iurandum pre-
cepta Alberts senden, zurücknehmen. Das war also die Ursache des Ap-
pells der Volterraner an die Landesregierung; der Bischof verweigerte das
unter Missaohtung jener Entscheidung des Statthalters, und darauf er-
folgten der Appell Volterras ad superiorem iudicem, wohl Manfred, und der
Krieg. Von Berignone konnte ein Bote, selbst wenn er, was ausgeschlossen
ist, nicht beritten war, bequem in drei Stunden nach Volterra gelangen.
TOSCANISCHE STUDIEN ^ 25
Gelegenheit zum Kriege mit ihrem Bischof mit Freuden wahr
und zerstörte dessen festen Platz Montevoltraio; die bischöf-
liche Besatzung musste kapitulieren ^). Nach weiteren Fehden
hat der Bischof einen Vertrag mit den Volterranern ge-
schlossen 2), deren ghibellinische Regierung die Päpste dul-
deten ^), teilweise wohl durch irreführende Berichte ge-
täuscht ■*).
Andere Urkunden betreffen Ansprüche, die der frühere
Kämmerer Friedrichs von Antiochien und damalige famüiaris
von dessen Sohne Konrad ^), Herr Johannes Tuscanus, sofort
nach V^olterras Übertritt auf Besitz in Gabbreto im Volterra-
ni sehen anmeldete. Vielleicht hatte er ihn, wie andere Güter
im Jahre 1248 von Montevoltraio "^j, durch seine Stellung und
seinen Einfluss beim Prinzen, den er unbedenklich auszunützen
verstand, erpresst ''). Gualterius de Monte, der am J5. Sep-
tember als consiliarius sive mintius von Manfreds Generalvikar
in Volterra war, muss bald darauf den Auftrag erhalten haben,
die juristische Begründung der Forderung zu untersuchen.
Schon am 11. Februar appelliert Volterra gegen seinen und
Graf Jordans Prozess zugunsten des Johannes gegen Gabbreto
an den König. Der Graf wird wohl schon eine Entscheidung
getroffen haben; jedenfalls zog sich der Prozess bis in die
Amtszeit des zweiten (ieneralvikars Franciscus Simplex hin.
Am 1. Dezember 1261 war vor diesem Termin; als aber am
6. Dezember noch immer ke}n Lebenszeichen des Klägers
Die zweite Urkunde vom 22. April, Reg. Volat. S. 244 n. 730, wieder vom
Stadtrichter aussrestellt.
') Reg. Volat. 8. 245 n. 733; Cecina p. 58.
• "; Im Jahre 1264: Ceoina p. 58 nota 4, Heg. Volat. S. 252 n. 753 uiul
die Anmerkung.
=•) Das ergeben Reg. Volat. S. 240 n. 717; 241 n. 721; 24(i n. 73s ; 217
n. 740-743; 249 n. 74(}.
*) Daselbst 8. 241 n. 720.
*; Damals (1262) Manfreds Generalvikar in di-n Marken.
") Darüber wird nocli zu handeln sein; siehe in dii-.ser Zeitschrift XII
302 Anm. 7.
') Nach des Kaiser.s Tode waren die Bevoilniäclitigten des Johannes
Tuscanus aus Gabbreto von den Volterranern verjagt \\orden, denen dieser
Ort seit 12iis unterstand: Heg. Volat. 8. 100 n. 2s8. Volterra hatte ihn
mit der weltlichen Gerichtsbarkeit von Monteverde erworben.
26 F. SCHNEIDER
vorlag, erfolgte der Freispruch der verklagten Partei durch
einen Hofrichter, den Abruzzesen Berard von Atessa, der wohl
dem Generalvikar bei seiner Entsendung beigegeben war.
Johannes Tuscanus ist von da an für uns verschollen.
Bekanntlich hat auch Manfred, wie sein Vater, Einiiuss
auf die Bestellung des Podesta in den grösseren Städten
Toscanas geübt i). Eine Urkunde -) zeigt nun das Verfahren
und gewährt daneben einen weniger erbaulichen als tiefen
Einblick in die Gepflogenheiten von Manfreds Beamten. Es
war aber auch nicht zu erwarten, dass die Heichsbehörden
nun gerade in dem stürmischen Jahrzehnt von 1*250 bis 1260
ihre Amtsführung wesentlich korrekter gestaltet haben sollten.
Wir erfahren, dass Volterra nicht einmal das Hecht hatte,
seinen Volkskapitän zu wählen, jene Instanz, die sich Florenz
nach der Oktober-Revolution von 1250 geschaffen und die es
1254 Volterra oktroyiert hatte ^). Der Kapitän ernennt nun mit
seinem Rate, den Volksältesten, einen Vertreter in einer of-
fenbar delikaten Angelegenheit, ganz von jener Art, die wir
aus San Gimignano und den 40er Jahren so gut kennen *).
Man hatte doch wohl Beziehungen zur Umgebung des dritten
Generalvikars, und einer von dessen Vertrauten mag sich er-
boten oder in dem Rufe gestanden haben, unter Umständen
seinen Einfluss zugunsten Volterras dahin zu verwenden, dass
Guido Novello die Wahl des Volkskapitäns für 1265 gestatte.
Ganz abgeschlossen waren die Verhandlungen mit jenem ge-
heimnisvollen Ehrenmann aber offenbar noch nicht, denn 600
Pfund Pisaner Währung sollten ihm, wie es scheint, erst ein-
mal versuchsweise angeboten werden ; man war nicht sicher,
ob diese enorme Summe genügen werde.
' I Diese Podestä führen den Titel Dei et regia (reyali) gratia pofestas,
in Anlehnung an die friderizianische Ordnung.
") Unten Urk. n vom 20. November 1264.
") Vgl. Davidsohn, Forschungen IV 101.
*') Davidsohn, Forschungen II 37 n. 238; 39 n. 252: 42 u. 270. 271:
43 n. 273 und so weiter: Quellen und Forschungen IX 281-282, dazu neues
Material aus Montevoltraio, vgl. S. 25 Anm. 6. Eine andere Nachi'icht
über das Bestechungswesen unter Manfred bei Davidsohn a. a. O. S. 115
n. 821 : dort sehr oft kleine Ehrengeschenke an die Generalvikare und
Trinkgelder an ihre Umgebung verzeichnet, wie S. 121 n. 858, welches Re-
gest der Verf. auch Geschichte II 1 S. 549 Anm. 1 zitiert.
TOSCANISCHE STL'DIEX 27
Mit mehr Recht als in der Zeit kurz vor Friedrichs IL
Tode ') kann man einen Niedergang der Reichsgewalt in
Toscana für die letzten Zeiten Manfreds annehmen. Selbst dann
bleibt es eine ganz unverantwortliche Nachgiebigkeit gegen
die Untertanen, dass als dritter Generalvikar auf den Grafen
Jordan und Franciscus Simplex, Männer, die dem Könige eng
verbunden und durchaus ergeben waren, ein Toscaner folgte,
der Pfalzgraf Guido Novello aus dem in den Apenninentälern
gebietenden Hause der Grafen Guidi, ein wackerer Kriegs-
mann, dessen ghibellinische Gesinnung und Treue zu Manfred
niemals ins Wanken kam; doch fehlte die enge Beziehung zum
Hofe, die politische Schulung und das Verständnis für die
Grundlagen einer starken Reichsgewalt, schliesslich auch die
innere Überzeugung von ihrer Notwendigkeit, die jemand, der
den Hof und die Regierung niemals kennen gelernt hatte,
kaum besitzen konnte ; es fehlte die politische Begabung, die
staatsmännische Energie ''). Schlimmer war, dass jenes glück-
liche Prinzip, das sich seit Mathildens Tode bewährt hatte,
durchbrochen, dass Toscana einem Toscaner unterstellt wurde.
Dieser Mangel an Prinzipientreue hätte Manfred, auch wenn
er gesiegt hätte, nicht zum Herren des Landes gemacht.
Es stand anders in den Sternen geschrieben. Von Bene-
vent her zog im Gefolge des Anjou und seiner Franzosen
namenloses Elend in Toscana ein; Siena hat sich nie wieder
von den auferlegten Kriegskontributionen erholt, das Ghibel-
linentum war fortan heimatlos wie ein irrender Ritter, Pisa
wurde von Karl, dessen Glück sich schon in der sizilischen
Vesper gewendet hatte, 1284 vernichtet, Genuesen und Vene-
zianer stritten fortan allein um die Herrschaft der Meere.
Mit Heldenmut haben sich die Ghibellinen gewehrt, noch
zwei Wochen nach Manfreds Fall errang seine letzte Armee
') Davidsohn, Creschichte II 1 S. 374 hat mich nicht überzeugt: siehe
den vorhergehenden Abschnitt.
^) Dieser letzte Zug ist schon von Hartwig in Deutsche Zeitschrift
f. Geschichtswiss. I 33, Harn pe, Gesch. Conradins von Hohenstaufen 8. 74,
und Bergmann. S. 17 betont worden. Zu seiner Jugeudgeschiohte konnte
ich im -2. Teile dieser Studien, Abschnitt 20, einen Beitrag liefern, den
Davidsohn, Geschichte II 1 S. 396 Anm. 4 noch nicht benutzen konnte.
Er war König Manfreds nororitis.
28 F. SCHNEIDEK.
den letzten Staufersieg, „ geführt von dem Generalvikar eines
entthronten und getöteten Königs " ^). Alles hoffte zunächst
auf den jungen Königssohn in Schwaben und suchte sich bis
zu seiner Ankunft zu halten. Man weiss jetzt, dass Massa
Marittima am 17. Januar 1267 ein Fähnlein von 50 deutschen
Rittern, eine für die kleine Stadt recht beträchtliche Kriegs-
macht, anwarb 2). Am 28. Januar hat dann Volterra, damals
nicht weniger als Massa von Pisa abhängig, in Pisa selbst
8 deutsche Ritter in Sold genommen ^). Pisa scheint sich
also damals ernstlich gegen den Anjou zur Wehr gesetzt zu
haben ; freilich ist in Volterra bald der endgültige Umschwung
erfolgt *), und Karl konnte dort das Weihnachtsfest feiern.
Ein während Konradins Zug unternommener Handstreich der
Ghibellinen auf Volterra ist misslungen &).
Wie Karl als Reichsvikar in Toscana von des Papstes
Gnaden ^) das Reichsgut an die Häupter der guelfischen
Aussenpartei des noch unbesiegten Siena verschleuderte, zeigt
neben drei schon bekannten Urkunden ") die Verleihung der
Reichsburg Montauto del Bosco im Volterranischen an Pietro
Tolomei, jenen Guelfenführer, der bis zum 29. Januar 1266
in den Kerkern seiner Vaterstadt gefangen gehalten worden
h Davidsohn, Geschichte II 1 S. 582. Der Sieg einer Abteilvmg von
Konradins Truppen bei Ponte a Valle war doch zu unbedeutend, um mit
der Erstürmung Grossetos verglichen zu werden.
-) Die Urkunde hat H. Niese in dieser Zeitschrift VIII '239-248 ver-
öffentlicht.
^p Unten Urk. o. Nach den Satzungen des Ghibellinenbundes TFreid-
hof. Städte Tusciens zur Zeit Manfreds Teil II: Jahresbericht des Lj-ceums
in Metz 1880 S. 23j hatte Volterra 12 Eitter zu stellen gehabt. Der Führer
Conradus Corbithi de Burmaythi ist wohl irgendwie mit Bermatingen
Kreis Konstanz in Beziehung zu bringen.
*) Vor dem 29. September 1267 hatte Volterra seinen Podestä, einen
Pisaner Ghibellinen, verjagt: Davidsohn II 2 S. 11 Aum. 2. Florenz ver-
trieb die Ghibellinen am 16. April, San Gimignano am 21., Celle leistete
am 16. Mai den Treueid für Karl.
'•) Reg. Volat. S. 260 n. 780. 781: vgl. dazu Quellen und Forschungen
IX 308 und Davidsohn, Geschichte II 2 S. 34.
•') Clemens IV. ernannte ihn dazu am 17. April 1268: B.-F.-W. 9897-98.
Vorher, als paciarius. scheint Karl nicht über Reichsgut verfügt zu haben.
") B.-F.-W. 14105-'Mi (vom 28. September 1268, am Tage vor der Aus-
stellung der unten abgedruckten Urkunde) und 14125 (vom 8. Dezember).
TOSCA24ISCHE STUDIEN , 29
war '). Montauto ist in staufischer Zeit als Sitz von nuntii
imperii und Reichsbnrghauptleuten bekannt'^); Heinrich YII.
betrachtete seine Verleihung offenbar als widerrechtlich, denn
es steht im toscanischen Reichsgut-Inventar ^).
Die letzte Urkunde dieses Abschnittes ist eine nur in zwei
nicht ganz übereinstimmenden Minuten erhaltene Provisions-
bulle. Eine Pieve im Bistum Lucca war zu Manfreds Zeit
vakant geworden, das Kapitel hatte die Neuwahl vollzogen,
und der erwählte Piovan hatte seine Kirche durch Vermitt-
lung der weltlichen Gewalt in Besitz genommen. Der Papst
verfügt nun über die Pieve, die er sich reserviert hat, nach-
dem er den Erwählten hat absetzen lassen. Wir lernen dabei
eine wichtige, leider verlorene päpstliche Konstitution *) ken-
nen. Den Domkapiteln, Konventen und Kollegiatkirchen in
den Städten und Orten Toscanas, die sich Manfred unterworfen
hatten, war nämlich untersagt, ihre Bischöfe oder Vorsteher
bei eintretender Vakanz zu wählen; vielleicht reservierte sich
der Papst in allen diesen Fällen, wie in dem vorliegenden,
die Besetzung, was freilich nicht gesagt ist. Jedenfalls war
die Verfügung bestimmt, ein Gegengewicht gegen die Wir-
kungen des tolerari posse zu schaffen. Zu diesem System war
ja die Kurie, die bis zuletzt mit Manfred verhandelt hat, in
Toscana wie anderswo durch die Furcht vor dessen Macht
gezwungen. Der Exekutor, an den der Auftrag ergehen
sollte, war noch nicht festgesetzt, wie die Adresse zeigt ; die
Datii:rung ergibt sich einerseits aus dem Todesdatum des
Papstes, andererseits aus dem Umstände, dass Raymond be-
reits erwählter Bischof von Marseille genannt wird; er war
am 23. Dezember 1267 pro vidiert worden.
') Niese a. a. O. S. '^31 un<l seine erste Beilage S. 236-239.
-) Vergleiche die Zeugenaussagen vom 9. Juli 1245 bei Ficker IV toT
n. 394.
') MG Coustitutioues IV 2 S. HSl n. 870 § .533.
*) Da nur allgemein von inliibitio facta per seilem a/jostoliraru die Rede
ist, kann neben Clemens auch an Urban als Urheber gedacht ^Verden:
Alexander kommt nicht in Betracht, da er Manfreds toscauische Erfolge
nur in ihren Anfängen erlebte und bis zu seinem Tode der HoÖ'nung war,
die Toscaner würden sich von ihren Beziehungen zu Manfred abbringen
lassen.
30 F. SCHNEIDER
A. — Der erivälilte Bischof Eanieri degli Ubertini, Podestä
und Kapitän von Volterra, trifft mit den Stadthehörden auf Antrag
des Oualterius de Monte, consiliarius sive nuntius des Grafen
Jordan, Generalvikars für König Manfred in Toscana, Entschei'
düngen wegen der dem Ahhate von Grosseto gestohlenen und in
Volterra verkauften Schweine. Volterra 1260 September 15.
Orig. Florenz ASt. (Volterra). — Auszug Cecina p. 57 n. 4. — Begestum
Volat. S. 231 n. 110. — Vgl. Eena e C'amici Vd 61-64. Davidsohn, For-
schungen IV 16.5.
In Dei nomine amen. Anno Domini millesimo ducentesimo LX,
indictione quarta, septimodecimo kalendas octubris. Congregato con-
silio generali Vulterrani comunis et anzianis populi et consilio XII
credentie dicti comunis et iunte quinquaginta bonorum hominum,
electorum per dictum consilium anzianorum et consilium credentie,
more solito ad sonum campane in ecclesia maiori sancte Marie de
Yulterris de«) preeepto domini Ranerii Vulterrani electi. potestatis
et capitanei dicti comunis. ad petitionem domini Gualterii de Monte
consiliarii sive nuntii domini comitis lordani, vicarii in Tuscia ge-
neralis domini nostri inlustrissimi regis Manfredi, stantiatum et fir-
matum est per dictum consilium generale et anzianos et consilium
credentie et iuntam suprascriptam, quod super facto porcorum, qui
dicebantur esse domini Abbatis de Grosseto et qui dicebantur esse
venditi in civitate Yulterrana, et quos dictus dominus Abbas dicebat
sibi esse ablatos furtive, provideatur per anzianos populi et consi-
lium credentie, et totum et quicquid factum fuerit per dictos anzianos
et dictum consilium credentie, sit firmum et valeat. Item die supra-
scripta stantiatum et firmatum est per dictos anzianos et consilium
credentie, quod de gratia omnes porci, qui invenientur esse venditi
in civitate Yulterrana vel districtu dicti domini Abbatis hominibus
et personis Yulterrane civitatis et districtus. reddantur libere dicto
domino Abbati. et si aliquo casu mortui vel alienati sunt, restituantur
dicto domino Abbati exstimationes competentes dictorum porcorum
admissorum &) et mortuorum, et ad hoc, ut predicta fiant bene et porci,
qui venditi fuerunt in civitate Yulterrana vel districtu, inveniantur
integre, electi sunt dominus Gualteroctus iudex et Benbonus nota-
rius ad predictum i'aciendum et inveniendum dictos porcos : et si de
dictis porcis invenirentur aliqui lideiussores, dicti fideiussores debeant
dictos porcos restituere dicto domino Abbati vel exstimationem com-
petentem.
TOSC ANISCHE STIDIEN , 31
(S. N.) Ego Membroctus sacri imperii notarius et tunc scriba
dicti comunis et anzianorum predictis consiliis et stantiamentis in-
terfui et ut superius legitur de mandato dicte potestatis ") et anzia-
norum scripsi et publicavi et quod superius emendatum est propria
manu feci.
a) de — cap. dicti comunis nach dem Kontext und vor der Publikation
des Xotars, durch Verweisungszeichen hierher rjesfellt. b) so, wie häufig in
dieser Zeit, statt amissorum. c) pot. auf Rasur.
B. — Der Syndikus von Volterra appelliert gegen den Pro-
2ess, den Gualteriiis de Monte und Graf Jordan, Generalvikar
König Manfreds in Toscana, gegen Gahbreto zu Gunsten des Jo-
hannes Tuscanus geführt haben, an diesen Generalvikar, soweit
das Kommune Volterra dadurch geschädigt wird.
San Miniato al Tedesco 1261 Februar 16.
Orig. Florenz ASt. (Comunitä di Volterra). — Regestum Volat. S. 214
n. 715.
In Christi nomine amen. Anno Domini millesimo ducentesimo
sexagesimo, indictione quarta, quartodecimo kalendas martii. Pateat
manifeste, quod Michael quondam Rollaudini, sindicus comunis Vul-
terrani, sindicatus nomine et vice ipsius comunis et pro ipso comuni,
sentiens se gravari et gravatum esse pro ipso comuni et comune pre-
dictum, ab omni processu et ab omni gravamine et iniuria. quem vel
quod vel quam fecerunt dominus Gualterius de Monte et dominus
comes lordanus, vicarius generalis in Tuscia pro domino rege Man-
frede, pro domino lohanne Tuschano, cum predictus processus per
eos factus contra comune et homines de Gabreto sit in preiudicium
Vulterrani comunis et iuris ipsius et iurisdictionis <»), possessionis
vel quasi, debiti Vulterrani comunis *) in Gabreto et eins districtu
et hominibus i])sius, ad dominum comitem lordanum. vicarium gene-
raleir domini regis Manfredi in Tuscia, a processu dicti ilomini Gual-
terii de Monte et gravamine in scriptis et per hanc scrij»turam ap-
pellat in eo et pro eo. quod est contra comune Vulterranum et ius c)
ipsius, et instanter apostolos petit.
Actum Sancto Miniato in domo filiiorumj domini Traini, in qua
moratur dictus dominus Gualterius. Presentibus Rainerio lilio
Guelfi, Apparechiato quondam Salvi et Rotlblino lilio loculi testibus
rogatis.
32 F. SCHNEIDER
(S. N.) Ego Seragozzus sacri imperii notarius predictis interfui
et ut superius leL'itur rogatii dicti Michaelis sindici scripsi et pu-
blicavi.
a) iuridict. b) so. c) iuris.
C. — Der Syndikus von Volterra appelliert gegen den genann-
ten Prozess des Gualterms de Monte an den Generalvikar Mail-
freds, Grafen Jordan, und gegen dessen Prozess an König Man-
fred seihst. Siena 1261 Februar 19.
Orig. Florenz ASt. (Comunüä di Volterra). — Begestum Volat. p. 214
n. 71f!.
In Christi nomine amen. Anno Domini millesimo ducentesimo
sexagesimo, indictione quarta, undecimo kalendas martii. Pateat
publice, quod Michael quondam Rollandini, sindicus comunis Viilter-
rani, sindicatus nomine et vice ipsius comunis et pro ipso comuni,
sentiens se gravari et gravatum esse pro ipso comuni et comune
predictum, ab omni processu et ab omni gravamine et iniuria, quem
vel quod vel quam fecerunt dominus Gualterius de Monte et dominus
comes lordanus. vicarius generalis in Tuscia pro domino rege Man-
fredo, pro domino lohanne Tuscano, cum predictus processus per eos
factus contra comune et homines de Gabreto sit in preiudicium Vul-
terrani comunis et iuris ipsius et iurisdictionis «; ipsius et possfes-
sionis) vel quasi, debiti Vulterrani comunis i») in Gabreto et eins
dist-rictu et hominibus ipsius, ad dominum comitem lordanum. vica-
rium generalem domini regis Manfredi in Tuscia, et a processu do-
mini comitis lordani ad inclitum dominum regem Manfredum in
scriptis et per hanc scripturam appellat in eo et c) pro eo, quod est
contra comune Vulterranum et ius <*) ipsius comunis, et instanter
appostolos petit.
Actum in domo Domenichi quondam Scopti de Senis, que est
prope portam civitatis Sanensis &), in qua hospitatur dictus dominus
comes lordanus. Presentibus domino Yinceguerra iudice dicti domini
comitis lordani et domino Benedicto notario dicti domini comitis
lordani testibus rogatis.
(S. N.) Ego Seragozzus sacri imperii notarius predictis interfui
et ut superius legritur rogatu dicti Michaelis sindici scripsi et pu-
blicavi.
a) iuridict. &) so. e) quod est et pro eo contra. d) iuris.
TOSCAXISCHE STUDIEN -* 33
D. — Quittxmg von 29 Volterranern, die zur Besatztmy von
Santa Croce (im wintern Arnotal) kommandiert sind, über ihren
Sold von je 40 Solidi für den Monat März an einen Abgesandte?!
des Kommune Volterra. Santa Croce 1262 März 7.
Or'uj. Florenz ASt. (Comuniiä di Volterra). — Eefjestuni Volat. S. 244
n. 728.
In Dei nomine amen. Pateat publice, quod sequentes numero
XXVIIIII «) de civitate Vulterrarum, depntati ad custodiam Sancte
Crucis, confessi sunt se recepisse et liabuisse a Folluccio domini
Galgani dante et solvente pro dicto comuni Vulterrarum pro quo-
libet ipsorum solidos XL denariorum bonorum exp(endibilium), re-
nuntiando eccepctioni «j non habitorum denariorum seu non nume-
ratorum,
Xomina quorum hec sunt ^) : Canbius. Guido. Nutus. Barthalo-
raeus. Taccius. Braccius. Berendinus. Trinecia. Landus. Martin us.
Guccius. Ventura. Pilloctus. Ricardus. Conte. Nutus. Gherardinus.
Neri Grappoli. Neri Guelti. Martinus. lunta Bruuecti. Arigus. Me-
nagrana. Nardus. Cantuccius. Azolinus. Michele Novi. Puccius Bor-
ristori. Vollia de Massa.
Quam quidem suprascriptam solutionem suprascripti sergentes
confessi sunt ipsi et unusquisque eorum habere dictos XL soldos
pro pasra unius mensis. scilicet mensis niartii, a dicto Folluccio }»ro
comuni Vulterrarum,
Actum in Sancta Cruce in domo ecclesie dicti castri. Piesen-
tibus Gratia et Fede sociis de Aritio testibus ad hec. Dominice in-
carnationis anno millesimo CCLXII, VII martii, indictione Hill <»).
Ego Thomas imperialis aule iudex et notarius liis omnibus in-
terl'ui. que rogatus scrissi et publicavi.
o) so. b) fülyt expunijiert Menabuoi.
E. — Bericht des damaligen Stadtrichters Bartholomeus Bo-
naiuti an die Stadt Volterra, der erwählte Bischof Albert von
Volterra habe von Fraiicisciis Simplex, Generalvikar König Man-
freds in Toscana, ein Sclireiben erhalten, dessen l)ihalt luicJi
Angabe des Boten sei, Albert solle, ehe er vor dem Generalvikar
34 F. SCHNEIDER
erschienen sei, keine Massnahmen in Stadt U7id Bistum Volterra
treffen. Berignone 1262 April 22.
Orig. Florenz ASt. (Comunitä di Volterra). — Rerjestum Volat. S. 244
n. 120. — Zif. Giachi, Saggio di ricerche ^11 56. — Auf gleichem Perga-
ment steht die Urkunde Reg. Volat. S. 244 n. 730.
In Dei nomine amen. Pateat publice «;. quod Cenne quondam
Alamanni de Sancto Miniate. nuntius dicti comunis et domini Fran-
cisci Simplicis, ut dixit, domini regis Manfredi in Tuscia vicarii
generalis, i-etiilit michi Bartholomeo infrascripto se dedisse et repre-
sentasse ex parte dicti domini Francisci domino Alberto Vulterrano
electo quasdam licteras sigillatas cei-e albe sigillo dicti vicarii, in
medio cuius sigilli erat quedam pictura facta ad modum targe '), et
in circulo dicti sigilli legebantur hee lictere : j Sigillum Francisci
Simplicis domini regis Manfredi in Tuscia vicarii generalis. Qua-
rum licterarum tenor, ut dixit predictus Cenne, talis erat, videlicet
quod dictus electus non faceret nee fieri faceret civitati Yulterrane
vel terris episcopatus aliquam novitatem, donec coram eo non com-
pai-eret, sui gratia et amore et precepto. Quas quidem licteras ego
notarius et testes infrascripti vidimus in manibus dicti domini electi,
iit asseruit prefatus electus coram nobis.
Actum Berignoni in cassero ipsius castri. Presentibus Martino
Abatis quondam Deotisalvi, Michaele notario quondam Bonacursi.
Piero Paganelli et Tura lohannis Davini testibus ad hec. Anno Do-
mini millesimo ducentesimo sexagesimo secundo, X kalendas madü
quinte indictionis.
(N. S.) Ego Bartholomeus quondam Bonaiuti de Yulterris im-
perii auctoritate iudex Ordinarius et notarius predictis interfui et
ut superius legitur scrijjsi et publicavi rogatus et in lianc publicam
formam redegi.
a) pulioe.
F. — Borromeus von San Miniato al Tedesco, officialis
des Franciscus Simplex, Generalvikars für König Manfred in
Toscana, kommandiert 15 pedites für das Kommune Volterra enr
'; targa ital. ' Schild '.
TOSCANISCHE STUDIEN -' 35
Besatzung von S. Croce; jeder erhält 40 ISolidi als Sold für einen
Monat. Santa Croce Val d^ Arno 1262 April 27.
Oriij. Vollerra AMunlc. (Provenienze diverse). — liegestum Volat. S. 244
n. 7.H2.
Quinto kalendas madii, indictione V, sub anno dominice incar-
nationis M° CC LXIII. Borromeus de Sancto Miniate, officialis do-
mini Franceschi, vicarii in Tuscia generalis domini regis Manfredi.
pro coniuni Vulterrano misit infrascriptos pedites ad custodiam Sancte
Crucis, recipiendo ab eis ydoneas cautiones et securitates pro pre-
dicto comuni Vulterrano de dicta custodia bene facienda ad volun-
tatem domini Ubaldi potestatis Sancte Crucis, et quilibet ipsorum
peditum habuit ab ipso Borromeo solidos XL denariorum Lucensium
et Pisanoruiu parvulorum pro paga »; unius mensis.
Nomina quorum sunt hec: Bacottus Mainecti. Tanus Truife.
Oardus Ritaldi. Domenicus Ranuccini. Xerus eins frater. Albertinus
Petri. Bonaccursus Franchi. Bonaccursus Attaini. Oapitone. Francus
Genovensis. Bonamicus Dati. Meus Arlotti. Oi'landinus barbferius).
Bindus Flor(entinus). Cione Guasconis.
Act(um) in ecclesia castri Sancte Crucis. Presentil)us Pagano
domini Guidi et Spangnuolo quondam Giandonis.
(S. N.j Ego Bugnorus sacri imj)erii iudex Ordinarius et notarius
bis Omnibus interfui et i'ogatus scripsi et publicavi.
a) page.
O. — Raneritis, Ugniccio und Bardus von Pereta (südlich
Grossetoj, Söhne des verstorbenen Cavalcalamhardns, leisten dem
Gcneralvikar König Manfreds in der Maremma und der Graf-
schaft Aldohrandesca, Bartholomeus von Asti, den Fidelitätseid.
Ahhatc, Sohn des verstorbenen Manto von Grosseto, verbürgt sich
für sie und verspricht, noch einen Bürgen über 500 Ffund Se-
neser Denare zu steUen. Bei Pereta 1262 Juni 21.
Orijj. Siena ASt. (Riforniai/ioni). — Vergleiche die Urkunde von Juni 20
ebenda, ed. Ficker IV 44s n. 44n, lief/. B.-F.W. 14177.
In nomine patris et filii et spiritus sancti, amen. Anno Domini
millesimo ducentesimo sexagesimo secundo, indictione quincta. die
undecimo kalendas iulii. Ai)pareat Omnibus evidenter i)resentem pa-
36 F. SCHNEIDER
ginam inspecturis, quod Ranerius, Ugxiiccio et Bardus de Pereta,
ülii quondam domini Cavalcalambardi, in presentia notarii et testium
suprascriptorum. sistentes in presentia nobilis viri Bartalomei de
Astis, pro domino rege Manfrede in Marittima et cpmitatu Ildibran-
descho vicarii generalis, confessi fuerunt domino Bartalomeo prefato
vicario se esse et faisse hactenus fideles domini regis Manfred! pre-
fati. et tactis corporaliter sacrosanctis evangeliis iuraverunt esse de
cetero fideles domini regis predicti et obedire ac parere perpetuo
mandatis omnibus eiusdem domini regis et officialium seu numptio-
rum suorum et non esse vel stare in aliquo asserimento vel tractatu.
propter quem idem dominus rex aut sui numptii vel fideles admic-
tant <») personam vel membrum, terram vel tenutam nee aliquid aliud,
quod pertinet ad regia ; et si sciverint aliquid vel aliquos contra fa-
cientes vel contra facere volentes, eis quam citius poterunt intima-
bunt et notum facient et obviabunt ad posse. Et alia omnia iura-
verunt per singula capitula, que in fidelitatis articulis continentur,
nullo excepto. Et confitentes castrum Perete cum tota eins curia
et districtu esse domini regis prefati, constituerunt dictum castrum
et districtum et curiam pro dicto domino rege teuere et possidere et
promiserunt et convenerunt domino Bartalomeo prefato recipienti
et stipulanti pro domino rege predicto ipsum castrum et districtum
et curiam eidem domino regi aut eins numptiis et officialibus resti-
tuere et assignare ad voluntatem eorum et inde cuncta i'acere, que
sibi — domino regi — et eins numptiis vel officialibus placebunt.
Ad hec dominus Abbate quondam domini Manti de Grosseto pro
predictis Ranerio, Uguiccione et Bardo presentibus et mandantibus
promisit et convenit dicto domino Bartalomeo recipienti et stipulanti
ut dictum est, se facturum et curaturum ita, quod ipsi predicta
omnia per singula capitula observabunt et attendent et contra ea vel
aliquod eorum non facient nee venient ullo modo. Que omnia per
singula capitula eidem attendere promisit sub pena centum marcha-
rum argenti, quam eidem recipienti, ut dictum est, dare et solvere pro-
misit, si commissa fuerit, et ea soluta vel non predicta firma teuere.
Preterea sub dicta pena idem dominus Abbas promisit et con-
venit domino vicario suprascripto se facturum et curaturum ita,
quod predicti Ranerius, Uguiccio et Bardus ad voluntatem eiusdem
vicarii seu successorum suorum dabunt ei unum fideiussorem. qui
habeat valentiam quingentarum librarum denariorura Senensium in
bonis, qui per singula spondeat et promictat, ut idem dominus Abbas
spopondit, convenit et promisit. In quibus omnibus et pro eis dictus
dominus Abbas obligavit se et suos heredes et bona omnia mobilia
et immobilia, presentia et futura pignori dicto domino Bartalomeo
TOSCAMSCHE STUDIER- B7
vicario, ut dictum est recipienti, et successoribns suis, et ea interim
se pro eo et eins nomine constituit possidere. Et in hiis renumptiavit
exceptioni non facte promissionis, ut dictum est. et rei non sie geste,
condictioni indebiti et sine causa, fori privilegio et oimni iuris et
leguim) auxilio et beneficio nove constitutionis.
Cui domino Abbati volenti et predicta confitenti precepi ego no-
tarius infrascriptus nomine iur(ament)i et guar(entigie) secundum
formam capituli constituti Senensis ' i, quatenus hunc contractum
observes*) per singula, ut superius continetur.
Actum in fossato subtus Peretam. Coram domino Bernardino
quondam domini lobannis Pape, Ugolino ßelmontis et Cristoforo
quondam Bernardini Mancini et aliis pluribus testibus presentibus
et rogatis.
(S. N.) Ego Benentende notarius filius quondam magistri Ilde-
brandini predictis interfui et ea rogatus scripsi et publicavi.
et) so, für ainittant. b) so.
H. — lüinerms Gualterocti, Podestä und Kapitän von Yolterra,
ernennt mit dem grossen Bat n7id den Anzianen der Stadt einen
Syndikus als Vertreter des Kommune in dem Prozess, den Johan-
nes Tuscanus gegen dieses vor Franciscns Simplex, Generalvikar
König Manfreds in Toscana, um den Besitz von Gahhreto an-
zustrengen beabsichtigt. Volferra 1262 November 29.
Orifj. Florenz ASt. (Comunitä di VoUerra). — Be>/esfiim Volat. S. 24'^
ti. 7. '.'.>.
In Dei nomine amen. Pateat publice, quod (Jominus Ranerius
quondam domini Gualterocti, Dei gratia potestas et capitaneus co-
munis et pojiuli Vulterrani, consensu et voluntate consiliariorum cou-
silii generalis et anzianorum, quorum nomina inferius sunt descripta,
et ipsi idem consiliarii et anziani una cum dicta potestate nomine
et vice dicti comunis fecerunt, constitueruut et ordinaverunt ßuge-
roctum quondam Preitenianni jtresentem et subscipientem eorum et
dicti comunis sindicum in causa et lite, quam dominus lohannes Tu-
scanus v*l eins procuratores movere intendunt contra comune Vultor-
ranum coram domino Francisco Simplici vicario domini regis Maniredi
in Tuscia generali de villa de Gabbreto et eins occasione de domino
et possessione predicte ville, ad agendum, defendendum et responden-
dum. excipiendum, replicandum et reconveniendum et ad peteuduiu
*) Cow.y/. .S'^w. II lor,
38 F. SCHNEIDER
priino copiam mandati procurator(ie) dicti domini lohannis, unius vel
plurium, et eius exeinplum, et ad petendum tenniuum ad proponendum
exceptiones dilatorias tarn contra mandatum procuratorie ipsius do-
mini lohannis quam contra personas agentium, et libellum petendum
postea et litem contestandum et iurandum de calumpnia et positio-
nibus aversarii respondenduni et testes et probationes inducendum
et testes aversarii iurare videndum et reprobandum dicta et atesta-
tiones et testes ipsius domini lohannis et iura ipsius comunis pro-
ponendum et allegandum et sententiam et sententias audiendum et
appellandum, si opus fuerit, et generaliter ad omnia et singula fa-
cienda, que in predictis et pro eis vel aliquo predictorum viderit
expedire et opportunum fuerit. Promictentes dictus potestas et ca-
pitaneus, anziani et consilium nomine et vice dicti comunis firmum
et ratum habere et teuere totum et quicquid dictus sindicus sindi-
catus nomine pro predicto comuni fecerit de predictis vel circa pre-
dicta vel aliquo «) predictorum, et non contra facere vel venire aliquo
modo vel iure.
Nomina anzianorum sunt hec : Simonettus Manovelli. lacobus Cre-
scentii *). Gerardinus Buonagure Forte Brandini. Arrigus Albertini.
Bnonus faber. Johannes Guidinge. Ubaldinus faber. Pucius Ricoveri.
Ugolinus Penechi.
Nomina consiliariorum consilii generalis sunt hec: Tancredi Prei-
temanni. Sigerius Ildebrandini. Braccius Ranerii. Ranerius Rusti-
chini. Tripolus notarius. Cursus de Roncolla. Chellus Yitalis. Fol-
luccius domini Galgani. Panochia Buonaguide. Aldigeiius. Parigi
Petri. Ranuccius notarius. Barone Taliaferri. Lam])rectus Predonis.
Salamon notarius. Ranerius Schiatte. Rustichinus Melioris. Brandus
magister. Feus Ganghi. Mercatante Napolesis. Vicus Mich(aelis).
Rubeus Barthalomei. lacobus Crescentii ')• MicbTael! Franchi. Lan-
francus notarius. Albertus notarius. Gone Filiecti. Chiarus Leouardi.
Rubaldinus Sanguingni. Bembonus notarius. Azilinus Alberti. Buon-
pertempus. Cingus Rainonis. Alioctus. Sassus Ugolini. Rainone no-
tarius. Rainerius Ciulensis. Ugolinus Ranerii. Orradinus«) Accursi.
Mannucius Veuturini. Ugolinus Daichi. Locteringus domini Useppi.
Cinus Buonaventure. Arnolfus Mich(aelis). Filiectinus Filiecti. Gual-
terius lohannis. Seracinus Carboncini. lacoVius Yitalis. Paltonerius
de Sancto Stephane. Montone. Filiectus loculi. lohannes notarius.
Manzus Bonaguide. Alfanucius Matfei, Cinus Seracini. Simonettus
Manovelli. Albertinellus Baronis. MannucciusBernarducci.Lambertus
Aifricantis. Rugerinus domini Rugerini. Ghinus Ranerii Malcriazi.
') Dieser ist schon unter den Anzianen genannt.
TOSC ANISCHE ST T DIEN . 35)
Mich(ael) Ferracaui. Dominus Andreas medicus. Dominus Beringerius.
Locteiingus notarius. Dominus Bovazus iudex. Ugo Bomparentis.
Actum Vulterris in jjalatio comunis. Coram domino lolianne
iudice appellationum Vulterrani comunis, domino Trincia iudice et
Baschiera quondam Alberti testibus. Anno Domini millesimo ducen-
tesimo sexagesimo secundo, indictione VI*, die tertio kalendas de-
cembris.
(S. N.) Ego Benvenutus quondam Michaelis de Vulterris impe-
riali auctoritate notarius predictis oninibus interi'ui et ut superius ")
legitur scripsi et in hanc publicam formam redegi.
a) so. h) Cresoetü. ci superus.
/. — Johannes Tuscanus, socius et familiaris Konrads von
Antiochien, hat vor dem königlichen Generalvikar in Toscana,
Franciscus Simplex. Klage gegen das Kommune VoUerra erho-
ben, das eigenjnächtig seine Bevollmächtigten aus dem ihm einst
von Kaiser Friedrich II. geschenkten Gabbreto vertrieb und an-
dere dort zu Herren setzte. Der Generalvikar hat Volterra zum
1. Dezember zitiert. Dessen Syndikus stellt sich rechtzeitig ein.
Die Partei des Klägers ivird bis zum 6. Dezember vergeblich er-
wartet. Darauf befreit Berard von Atessa, magne curie regle et
ipsins clomini vicarii iudex, Volterra von der Zitation.
Pistoia 1262 Dezember 6.
Orig. Florenz. ASt. (Comunitä di Volterra). SildUalienische diplomatiurJie
Minuskel. — lierjestnm Volat. S. 246 n. 736.
(S. N.) In Christi nomine amen. Anno ab incarnatione eiusdem
millesimo ducentesimo sexagesimo tertio, mense decembris sexte in-
dictionis. Per presens scriptum publicum manifestum sit omnibus
tarn presentibus quam futuris, quod ad petitionis instantiam nobilis
viri domini lohannis Tuscani, illustris viri Conradi de Antiochia
socii et familiaris. magnificus vir dominus Franciscus Simplex, in
Tuscia regius vicarius generalis, citari fecit peremptorie comune Vul-
terranum «j, ut primo predicti mensis decembris predictum comune
deberet suum sindicum sive })rocuratorem legitime ordinatum in ou-
riam dicti domini vicarii destinare predicto domino loluinni vel suo
procuratori in curia regia coram iudicibus eiusdem vicarii in iudicio
responsurum de villa Gabreti sita in comitatu vel episcopatu dicte
civitatis Vi.lterrane seu possessione i]isius ville Gabreti. quam vel
qiias predictus dominus lohannes et procurator(es) &) eiusdem dice-
40 ^^ SCHNEIDER
baut«) se possidere et possedisse, iam est diu. ex causa donationis
seu concessionis sibi — domino lohanni — facta quondam per domi-
num FR. impei-atorem felicis memoria recolende, et dictum comune
Vulterranum auctoritate propria procurator(es) ^) dicti domini loban-
nis ab ipsius ville possessione ammovit et alios in dominos dicte ville
pro parte dicti comunis ordinavit.
Qua vero citatione facta legitime per dominum vicarium, ut dic-
tum est, primo decembris Rogerottus quondam Preitemanni sindicus
dicti comunis Yulterrani, de cuius sindicatu constat per publicum
instrumentum factum per manus Benevenuti notarii quondam Mi-
chaelis de Vulterris «) '), coram iudice Berardo de Atissa, magna regle
curie et ipsius domini vicarii iudice, apud Pistorium, vibi dominus
vicarius erat, se in predicto termino presentavit, eidem domino lo-
hanni vel suo procuratori respondere paratus. Qui dominus lohannes
per se val eius procurator(em) non comparuit nee comparere curavit,
Elapso autem predicto termino idem dominus lohannes usque ad
sextum eiusdem mensis decembris extitit expectatus. Qui etiam in
ipso termino non comparuit in iudicio per se neque per suum procu-
ratorem, qui suam causam tractaret; ipso vero domino lohanna per
se neque per suum procuratoiem non comparenta idem iudex Berar-
dus in curia dicti vicarii in iudicio pro tribunali assidens, ipso eodem
Rogerotto sindico comunis Yulterrani petente. a citatione predicta
pro parte dicti domini lohannis contra comune ^'ulterranum facta
quidem duxit sindicum absolvendum et ipsum ab eodem iudicio li-
centiavit.
Ad cuius rei evidentiam. futuram memoriam et predicti sindici
seu comunis Yulterrani cautelam idem Rogerottus sindicus dicti co-
munis presens instrumentum publicum fieri rogavit per manus mei /)
notarii lacobi de Atissa, regü et ipsius domini vicarii in ipsius curia
actorum notarii, subscriptiona predicti iudicis Berardi'jet mei mu-
nimine roboratum.
Actum Pistorii anno, mense \) et die mercurii sexto decembris
sexte indictionis.
Quod ego predictus notarius lacobus scripsi et subscripsi et signo
meo solito consignavi. (S. N.)
o)Wulterne, b) pYocnra.tor mit Kürzungssfrich. c) dicebat. i) pro-
ourator mit doppeltem Kilrzungsstrich «) Wltern mit KUrzitngsstrich.
/) folgt durch ein Quadrat von Punkten exjmngiert predicti.
') Siehe oben Urkunde h.
'-) Dessen Unterschrift fehlt.
') Man ivilrde predictis erwarten.
TOSCANISCHE STUDIEN 41
K. — Franciscus Simplex, königlicher Generalvikar in
Toscana, verpflichtet sich dem Syndikus von Siena gegenüber, den
Pfalzgrafeu Ildibrandin, Sohn des Bonifatius von Santa Fiora,
zu beivegen, dem Seneser Heer den Einmarsch in sein Land und
die Kriegführung von dort aus zu gestatten, ein Oßensivbündnis
mit Siena zu schliessen und nach dem früheren Bundesvertrage
zu handeln, da Siena dem Grafen die Burg Cugnano zurück-
gegeben hat. San Miniato al Tedesco 1263 Mai 30.
Griff, Siena ASt. (Riformaffioni).
In Dei nomine amen. Anno Domini millesimo ducentesimo sexa-
gesimo tertio, indictione sexta. die tertio kalendarum iunii. Nos
Franciscus Simplex, in Tuscia Dei gratia regius vicarius generali?,
ex officio nostro qnod gerimus, nos etiam ad hec personaliter obli-
gando, pacto solempni <») et legittima stipulatione interveniente et ob
causam inlrascriptam promittimus et convenimus tibi Benentende
quondam Ildibraudini notario, syndico. procuratori et nuntio speciali
populi et comunis Senensis, ad infrascripta specialiter constituto, ut
constat publice instrumento facto manu Inghirraimi olim Dietavive
notani, recipienti vice et nomine ipsius comunis et populi Senensis.
nos facturos et curaturos ita, quod dominus I]dil)randinus quondam
domini Bonifatii, Dei gratia comes palatinus, vocatus comes Ildibran-
dinus de Sancta Flora, recipiet masnadam comunis et populi Senen-
sis. equites et pedites. ad faciendum guerram de terris suis inimicis
comunis et populi Senensis. et quod ipse idem per se et tideles suos
guerram faciet inimicis populi et comunis Senensis, quotiens et quando
voluerit populus et comune prefatum, et dictas masnadas recipiet
et recipi iaciet a fidelibus suis in terris suis, et (juod perpetuo ha-
bebit et tenebit inimicos comunis et populi Senensis pro inimicis et
amicos pro amicis, et quod ipse dominus comes et fideles sui ad pre-
dicta faciendum prestabunt feliciter suum auxilium et favorera, et
quod omnia et syngula faciet et observabit comuni et populo Senensi.
que ipse dominus comes Ildibrandinus de Sancta Flora promisit et
convenit in contractu celebrato inter ipsum dominum comitem Ildi-
brandinum ex una parte et comune et populum Senensem ex altera,
publicato manu Cambii quondam magistri Bruni notarii '), et quod
exititii de Grosseto non facient guerram de terris suis comuni vel
') Vom 2L Juni 12'*8.
42 F. SCHNEIDER
hominibns de Grosseto nee comuni vel hominibiis de Senis nee sni
comitatus nee alicui terre vel loco, quam vel quem populus et co-
mnne Senense sub sua protectione vel defensione teneret. et quod
omnia et syngula f'aciet &) et observabit idem dominus comes de Santa
Flora, que ipse promisit vel promittet per se vel suum procuratorem
comuni et populo Senensi vel eins syndico. de qnibus apparet vel
appareat publicum, instrumen tum. Que omnia et syngula tibi prefato
syndico, recipienti ut dictum est, facere et observare promittimus sub
pena quingentarum marcarum boni et puri argenti. quam tibi prefato
syndico, recipienti ut dictum est, solvere et pagare promittimus. si
ut dictum [est")] per syngula non fuerit diclo comuni et populo ob-
servatum. Pro quibus omnibus capitulis et per unumquodque eorum <^)
dicta pena intelligatur fore commissa et ea soluta rata maneant
supradicta. Pro quibus omnibus et syngulis observandis obligamus
nos et nostros heredes et bona omnia nostra pignori tibi predicto
syndico, recipienti ut dictum est, ut tu et dictum comune er po
pulus «) vestra autoritate poss(itis) vendere, pignorare, alienare et
eoriim possessionem accipere, unde/)de predictis et eorum occasione
dicto comuni et populo integre sit satisfactum ; et liec tibi, recipienti
ut dictum est, facimus, quia confitemur, quod hoc procedit de volun-
tate ff) et rogatu domini comitis supradicti, et quoniam comune Se-
nense et populus supradictus restituit eidem domino comiti de Sancta
Flora castrum de Cugnano et eius c.uriam et districtum; renun-
tiantes ^) in predictis omnibus cxceptioni non iacti p?,cti et promissi-
onis et non restituti ») et redditi castri et eius curie >^) et districtus.
conditioni indebiti et sine causa, fori privilegio et omni alii iuris
et leo-um auxilio. Cui domino Francisco volenti et sponte preceptum
guar(entigie) recipienti et confitenti precepi ego infrascriptus nota-
rius nomine sacramenti et guar(entigie), ut faciat et observet per
syngula secundum formam capituli constituti Senensis dicto comuni
et populo, que superius continentur.
Actum in castro Sancti Miniatis. Coram domino Pericciuolo
de Firmo et domino Nicholao olim Nastasii ^) et domino Guelfo Ga-
etani de Pisis et domino comite Ubertino de Lodi et Odorisio Alti-
manni notario testibus rogatis.
(S. N.) Ego Forzore notarius filius olim Gratiadei predictis in-
terfui et ea omnia rogatus scripsi et publicavi.
a) solepni. b) faciet wiederholt. c) est fehlt. d) earum. <") po-
pulum. /) folut getüfjt tibi et tuis. 0) volutate. _ h) renuntiauts.
i) restituiti. k) curiam et (lestrict(umj. l) Mastasü, loohl sicher in
Nastasii zu verbessern.
TOSCaNISCHE STUDIEN 4Ö
L. — Franciscus Simplex, Generalvikar König Manfreds in
Toscana, und die comestabuli der deutschen Söldner, Fulkinand.
Berthold von Arax und Heinrich von Burmaythi, bestätigen den
Behörden von Siena den Empfang von 4800 Pfund kleiner Seneser
Denare als Rest der auf die Stadt laut dem tuscischen Bundes-
vertrag (der tallia) entfallenden Summe.
Siena 1264 Februar 11.
Orifj. Siena ASt. (liiformagioni). SiiditaJienisc.he diplomatische Minuskel.
Siefjel verloren, da wohl mehrere Zeilen mit Zeugenliste und Plica abgeschnit-
ten sind. — Vgl. ß.-F.-W. 142 UJ.
In Dei nomine amen. Anno nativitaris eiusdem millesimo dn-
centesimo «) sexagesimo quarto, mense febr(uarii), die undecimo
eiusdem, septime indictionis, imperante serenissimo domino nostro
Manfredo inclito Dei gratia Sicilie rege. Ego Silvester de Sul-
mona auctoritate reg(ia) piiblicus notarius declaro Scripte presenti,
qucd tam in mei presentia quam testium subscriptorum ad boe
specialiter vocatorum illustris vir dominus Franciscus Simplex, regius
in Tuscia vicarius generalis, tam vice et nomine dicti Serenissimi do-
mini regis Manfredi, cuius vicem gerit in Tuscia, quam pro jiarte et
nomine suo nee non domini Fulkinandi. Bertuldi de Arax et Henrici
de Burmayitbi) comestabulorum et stipendiarioium omnium de come-
stabuliis ipsis deputatis ad solvendum per comune Senarum ratione
talie pro qnolibet ipsorum stipendiariorum. jjacto sollempni etlegitima
stipulatione interposita liberaverunt et absolverunt dominum Ugoli-
num de Sexo Dei et reg(ia) gratia potestatem Senensem. dominum
Andelo de Andelo eadem gratia capitaneum populi et comunis Se-
nensis, Ugolinum domini Nicbole, dominum Pirozum camerarium
comunis Senensis, Palmerium Bonaccursi. Ugolinum Uguizonis ex
quatuor provisoribus comunis Senensis, Ugonem domini Ildebrandini
Sarraceni camerarium populi Senensis, dominum Ugolinum Belmontis,
Russum Gualcherini et Minum Alexii priores viginti quatuor. reci-
pientes nomine et vice dicti comunis et populi Senensis, et ipsum
eundem *) comune, populum et homines ipsius comunis Senensi;--, et
paetum etiam fecerunt eisdem, recipientibus ut dictum est, de quic-
quam ulterius non petendo de omni eo, quod comune Senense seu
populns Senensis vel aliqui cives Senenses pro ipso comuni et po-
pulo et bominibus comunis Senensis tenerentur solvere vel deberent
seu promisissent hactenus pro talia supradicta seu talie niilitibus
44 F. SCHNEIDER
seil stipendiariis, nnde appareat instrumentum vel non, et promi-
serunt similiter pro predictis vel eorum ant alicuius eorum occasione
dictis comtini et populo seu aliquibus hominibus dictorum comunis
et populi nuUam litem vel brigam sau questionem aliquam ulterius
facere vel movere et facere et curare ita, quod supradicti milites
Theotonici seu stipendiarii de dicta talia de supradictis omnibus et
subscriptis stabijnt taciti et contenti et quod exinde nullam litem
vel brigam per se vel per alias comuni et populo Senensi seu etiam
hominibus dicti comunis facient vel movebunt. Et predicta omnia
et singula promiserunt actendere et observare sub pena dupli eins,
unde lis fieret aut questio vel controversia moveretur, et pena soluta
vel non nichilominus supradicta et subscripta servare, obligando ad
supradicta omnia observanda se et successores suos et bona sua
omnia supradictis potestati, capitaneo et officialibus, ut dictum est
recipientibus.
Et hec omnia et singula ideo dicti dominus vicarius et comesta-
buli fecerunt, quia confessi fuerunt et recognoverunt sibi satisfactum
esse de dictis stipendiis seu soldis contingentibus «) comune Senarum
de dicta talia et de omni eo. quod comune Senense vel aliquis pro
comuni Senensi solvere tenebatur seu debebat vel promiserat pre-
dicta occasione: et pro residuo et complemento solutionis et satis-
factionis et eins, quod dicta occasione comune Senense solvere tene-
batui', in presentia mei predicti notarii et testium subscriptorum
recoünoverunt et conl'essi sunt se recepisse quactuor milia et cctin-
gentas libras denariorum Senensinm minutorum a supradictis dominis
potestate, capitaneo et officialibus comunis et populi Senensis, re-
nunciantes in hoc facto exceptioni non numerate, non habite et non
recepte dicte pecunie et non facte liberationis [et<*i] absolutionis et
pacto «) rei non geste ut dictum est, nove constitutionis et novarum /)
constitutionum beneficio et epistole divi Adriani omnique alii iuris
et legum auxilio. Et ego predictus notarius supradictis domino vicario
et comestabulis volentibus et predicta consentientibus precepi per
guarentisiam nomine iuramenti iuxta formam capituli Senensis *), ut
asseritur, quod cunta supradicta i'aciant et firma teneant et observent.
Unde ad futuram memoriam potestatis, capitanei, populi, comunis
Senarum et singularum personarum ipsiiis terre cautelam presens
scriptum publicum inde confectum est per maniis mei predicti notarii
de mandato et voluntate dicti domini vicarii, signo meo, subscripti-
onibus infiascriptorum testium et sigilli dicti domini vicarii muni-
mine roboratum.
'; Fehlt wohl coustituti; siehe oben S. 37 Anni. 1.
TOSCANISCHE STUDIEN ^ 45
Actum in civitate Senensi in palacio Tempil ipsiiTS terre, anno
mense, die et indictione pretitulatis.
Quod scripsi ego Silvester de Sulmona auctoritate reg(ia) pu-
blicus notarius, hoc in publicam formam redigens ipsum meo signo
solito consignavi. (S. N.)
o) ducentessimo. b) so. c) contig. d) et fehlt. «) hier folgt
ilherflUssiges et. /) novorum.
jf. _ Pfalzgraf Guido Novello, Generalvikar in Toscana ,
schliesst mit Siena einen Vertrag über die Führung des Krieges
gegen Orvieto ; er soll 300 oder nach etwaigem Frieden mit
Lucca 400, Siena 100 inilites sen stipendiarios Teutonicos
stellen ; die Städte des tuscischen Bundes sollen zur Hilfe gegen
Orvieto bestimmt werden ; mit Orvieto soll kein Friede geschlossen
werden, wenn es nicht Sienas Forderungen erfüllt; Chianciano,
Sarteano, Cetona, Chiusi, Camporselvoli und Castel delVAbbate
(Montamiata) sollen, falls sie erobert werden, an Siena fallen.
Siena 1264 Oktober 16.
Orig. Siena ASt. ( Riformagioni) . Kopie s. XIV ebenda Kaleffo delVAs-
sunta fol. 455. — Auszug Funii, Cod. dipl. d'' Orvieto p. 241 n. iJ<'^9. — Vgl.
B.-F.-W. 142U4.
In nomine Domini amen. Ad honorem Dei et beate virginis et
omnium sanctorum eiiis et beati Georgii, et ad honorem et exalta-
tionem domini regis Manfredi, Sicilie regis, lilii domini Frederigi
bone memorie Romanorum olim imperatoris, et ad honorem domini
comitis Guidonis Novelli, Dei gratia in Tuscia comitis palatini, nunc
regii in Tuscia vicarii generalis, et ad bonum statum et incremen-
tura comunis et populi Senensis. Pateat omnibus evidenter, quod
dominus comes Guido Novellus, in Tuscia comes palatinus et vicarius
regius in Tuscia generalis, vicariatus nomine pio domino rege Man-
fredo, Sicilie re;:e, et pro se ipso pacto sollempni et legittima stipu-
latione interposita et ob causam infrascriptam promisif et convenit
Ugolino olim Beliocti sindico comunis Senensis ad hoc constituto. ut
de sindicatu constat per instrumentum manu Orlandi intrascripti
notarii, recipienti pro populo et comuni Senense, presente et volente
generali consilio comunis et populi civitatis Senensis congregati in
ecclesia sancti Christofori ad sonum campane et j er banmim, ut moris
est, cum adiuncta rectorum artium et dominorum sotietatum et de
46 F. SCHNEIDER
centum per terzerium, ponere et tenere ad testerias comitatus Senensis
seu in aliis locis decentibus quatuorcentos milites seu stipendiarios
Teutonicos ad faciendum guerram comuni de Urbeveteri et terris eins,
inter quos milites et stipendiarios sint et esse debent centum sti-
pendiarii comunis Senensis ad stipendia eiusdem comunis Senensis
et in numero dictorum quadringentorum sint et computentur dicti
centum stipendiarii comunis Senensis. ita quod inter omnes sint
quadringenti milites seu stipendiarii Teutonici, trecentis quorum
dictus dominus comes dare debeat et teneatur stipendia seu dari
facere sine aliquibus stipendiis vel costo comunis Senensis, ita qxiod
guerram prefatam continue et viriliter possint et teneantur exercere.
Acte tamen et expresse dicto, quod. si contigerit <») pacem de Luca
fieri, quod dicti milites seu stipendiarii sint quingenti, de quibus et
inter quos sint quadringenti pro domino rege seu domino comite
predicto sine aliquo costo vel aliquibus stipendiis comunis Senensis.
Et dictos milites ponere et retinere promisit, ut dictum est, usque
ad guerram finitam.
Item tamquam vicarius regius promisit et convenit predicto sin-
dico. recipienti pro populo et comuni Senensi. ut dictum est, quod
ipse dominus vicarius non faciet pacem cum Urbevetanis nee recipiet
eos ad fidelitatem domini regis nee suam et quod faciet et curabit
ita, quod dominus rex non faciet pacem cum dictis Urbevetanis nee
ciim comuni Urbiveteri &) uec ipsum comune vel homines ipsius
comunis recipiet ad fidelitatem suam, nisi prius dicti Urbevetani
fecerint pacem cum Senensibus et remiserint omnes iniurias et
otf'ensas eis illatas vel inferendas a comuni Senensi vel a Senensibus,
et nisi dimiserint comuni Senensi pacifice et quiete terram vel terras
infrascriptas, si contigerit eam vel eas acquistari per dictos milites
vel alio modo, vel redirent sua sponte ad mandatum domini regis
vel comunis Senensis, nisi remaneret per comune Senense, quod noUet
predicta recipere.
Item tamqviam vicarius pro dicto domino rege promisit et con-
venit predicto sindico, recipienti ut dictiim est pro populo et comuni
Senensi, se facturum et curaturura ita, quod comunia sotietatis Tuscie
per legittimos sindicos ad hoc constitutos promittent iuvare dominum
regem et comune Senense de dicta guerra contra Urbevetanos et
quod dictos "Urbevetanos tenebunt pro inimicis et quod eos exban-
nient de terris suis et quod semel in anno facient hostem generalem
contra dictos Urbevetanos ad requisitionem dicti domini vicarii usque
ad guerram finitam.
Item promisit et convenit tamquam vicarius di.cto sindico. reci-
pienti ut dictum est. facere liostem generalem cum illis de Tuscia
TÜSCANISCHE STUDIEN 47
bemel in anno contra ürbevetanos ad requisitionem et vohintatem
comimis ISenensis usque ad guerram linitam.
Item tamquam vicarius i)romisit et convenit dicto sindico, reci-
pienti pro populo et comiuii Senensi, ut dictum est, quod. si aliqua
de hiis terris vel omnes, videlicet Chiancianum, Sarteanum, Sciotona,
Clusium, Cami)orsendoli et Castnim de Abbatia, venerit ad mandatum
domini regis vel dicti vicarii aut comixnis Senensis quocumque modo
post motam guerram per dictos milites contra dictos Ürbevetanos,
sint et esse debeant comunis Senensis, sive convincantur per dictos
milites sive sua sponte redeant ad mandatum. ut dictum est. Acto ta-
rnen, quod. si contingeret pacem fieri cum dictis Urbevetanis, Senenses
teneantur ad mandatum dicti vicarii restituere omnes captivos, quos
haberent de Urbevetanis, si Urbevetani restituent comuni Senensi, si
quos haberent captos de 8en(is) et eins iurisdictione et eorum parte.
Et piomisit et convenit tamquam vicarius dicto sindico, recipi-
enti ut dictum est. facere confirmare per dictum dominum regem
omnia et singula supradicta. Que omnia et singula supradicta tam-
quam vicarius promisit dicto sindico, recipienti ut dictum est, atten-
dere et facere et complere siib pena mille marcarum auri boni et
puri, quam predicto sindico recipienti pro populo et comuni Senensi
dare et solvere promisit, si contra predicta vel aliquod predictorum
faceret vel si, ut dictum est, per singula non observaret, et pena
süluta vel commissa, ut dictum est, observare promisit. Pro quibus
Omnibus et singulis lirmiter observandis et complendis dictus vicarius
obliiravit se tamquam vicarius et successores suos et bona vicariatus
sui pignori predicto sindico recipienti pro dicto populo et comuni Se-
nensi; et hec fecit, ut dictum est. quia comune Senense promisit dicto
vicario dare centum stij'endiarios ad stipendia comunis Senensis eo
modo et forma, ut superius continetur. et facere guerram Urbevetanis
ad mandatum domini regis vel dicti vicarii. Unde reuuntiavit in
hiis dictus vicarius e.xceptioni non facte promissionis et obligationis
et rei sie non gei-te, conditioni indebiti et sine causa, privilegio fori
et omni legum et iuiis auxilio, Cui vicario supradicto volenti et
confitenti ]»redicta precepit notarius infrascriptus nomine sacramenti
et guarentisie ';, quatiuus hoc instrumentum observet per singula
comuni et populo Senensi et contra non veniat ullo modo.
Actum Senis in ecclesia sancti Christoibri. Coram domino Mo-
naco et domino Mocza iudicibus et Orlando Orlandini notario et
Guidone lohannis notario et lohanne luncte et Crescentio Bernar-
diui et lacobo lohannis notario testibus presentibus et rogatis.
') Siehe ohen S. •">7 Anm. I.
48 F. SCHNEIDER
Sub anno Domini millesimo ducentesimo sexagesimo quarto. in-
dictione VHP, die XVIP kalendas novembris.
(S. N.) Ego Orlandus notarius filius quondam Attaviani omnibus
supradictis interfui et ea rogatu siipradicti vicarii scripsi et publicavi.
«) contingerit. b) so.
N. — Der Volkskapitän von VoUerra, die 8 Anzianen und
ein von diesen ernannter Ausschuss von 16 electi ernennen einen
Syndikus, um der Persönlichkeit, die für VoUerra vom Grafen
Guido Novello, königlichem Generalvikar in Toscana, das Recht
erwirken wird, den Volkskapitän für das Jahr 1265 zu wählen,
bis zu 600 Pfund Pisaner Denare zu versprechen.
Volter ra 1264 November 20.
Orig. Florenz ASt. (Comunitä di VoUerra). — Regestum Volat. S. 253
n. 758. — Zit. Davidsohn, Geschichte IT 1 S. 549 Anvi. 4.
In nomine Domini amen. Pateat publice, quod dominus Gallus
de Pisis Dei gratia capitaneus populi Vulterrani de consensu et
expressa parabola anzianorum populi memorati et etiam de consensu
et expressa parabola XVI bonorum et sapientum hominum electorum
per ipsos anzianos, quorum anzianorum et XVI nomina inferius sunt
descripta, et ipsi idem anziani et XVI electi una cum dicto domino
capitaneo vice et nomine comunis et populi Vulterrani et pro ipso
comuni et populo fecerunt, constituerunt et ordinaverunt atque cre-
averunt ßighectuia domini Ruggerini de Vulterris. licet absentem,
eorum et dicti comunis et jjopuli sindicum et procuratorem ad pro-
mittendum usque in summam sexcentarum librarum denariorum
Pisanorum illi persone, que acquiret et concedi l'aciet comuni et
populo Vulterrano licentiam capitaneum eligendi pro anno futuro a
domino comite Guidone Xovello, regiio) in Tuscia vicario generali,
et cartam et promissiones de ipsis denariis dandis et solvendis eidem
ex causa mutui et ex quacumque alia causa ad dictum sui sapien-
tis «j et ipsam personam securandum ad suam voluniatem usque in
dictam summam DC librarum Pisanarum, et ad promictendum eidem
pro dicto populo et comuni Vulterrano expensas in eundo et redeundo
Vulterras pro ipsis denariis et ad obligandum pro predictis servandis
se pro predicto populo et comuni et ipsum populum et comune et
bona et iura et nomina dicti comunis et populi present a et futura
dicte persone et ad omnia et singula faciendum et complendiim, que
TOSCANISIIIE STIDIEN ^ 49
circa jiredicta et quodlibet eorundem necessaria fuerint et viderit
expedire, proinittentes se pro predicto eomuni et populo et ipsum
comune et populum habere et tenere lirma et rata omnia et singula
que gesta faerint per dictum Righectum de predictis et quolibet
eorum et contra non venire sub obligatione bonorum, iurium et no-
miniuu dicti comunis et populi.
Nomina anzianorum sunt hec: Lucchese de Pratomarzo. lacobus
lohannis. Ildebrandinus Mendrigi. Buonpertempus Riccobaldi. Arri-
gus Albertini. Gerardus Galgani. Cinus Bonaventure. Bonaventura
Vitalis.
Nomina suprascriptorum XVI sunt hec : Dominus Berlingerius.
Bifulcus Alberti. Sassus Ugolini. Barzectus notarius. Chellus Yitalis.
Sigerius Ildebrandini. Branca Gruardaville. Brandinus Fortis, Lam-
prectus Pedronis. Buondies notarius. Bontalentus Tegrimi. Tancredus
Preitemanni. Mannuccius Bartholomei. lacobus Crescentii. Ildebran-
dinus Vallientis *). Frederigus Ruffoli,
Actum Vulterris in palatio nepotum quondam Bonparentis. Co-
ram Bernardo Franceschi. lohanne domini Bianci iudice et Piero
Borghesis testibus ad hec vocatis. Anno Domini millesimo ducen-
tesimo sexagesimo quarto. inditione oetava, die iovis XX*^ novembris
secundum morem notariorum Vulterrane civitatis.
(S. N.) Ego Albertus quondam Alcheroli de Vulterris, imperiali
auctoritate notarius et nunc scriba dicti domini capitanei et anzia-
norum pro eomuni Vulterrane, predictis interfui et ut superius legitur
scripsi et in hanc publicam ibrmam redegi.
a) fehlt faciendum. bj [ über t. so dass eic/entlich Vallieiitris zu
lesen wäre.
0. — Der Syndikus von Volterra nimmt von dem Deutschen
Conradus Corbithi von Burmaythi die Verpflichtung entgegen,
dass er 8 deutsche Soldritter veranlassen wird, von dem folgen-
den Tage ah einen Monat lang gtyen 8 Pfund Pisaner Denare
Sold für jeden in den Dienst von Volterra zu treten.
Pisa 1267 Januar 28.
Orig. Florenz ASt. (Comunitä di Volterra). — liegeHtum Volat. S. 25S
w. 777.
In Dei nomine amen. Ex hoc publico instrumento sit omnibus
manifestum, quod Conradus Corbithi de Burmaythi Teotouicus sol-
lempni stipulatione convenit et promisit Simonecto de Vulterris
50 F. SCHNEIDER
quondam Manuellis, ambaxiatori et certo nuntio — ut dicit — comu-
nis de Vulterris, pro ipso comiini agenti et stipulanti, quod ipse
faciet et curabit ita, quod Broccardus, BoJghistricus, Rodigerus,
Diedricus. Grueccberius, Henricus, Marcovaldus et Agotbolt Teotonici
ad eins voluntatem eques «) armati et parati sufficienter militalibus
armis ibunt et stabunt ad servitium ipsius eomunis de Vulterris,
in quacumque parte vel loco eideni comuni placuerit, et facient et
observabunt omnia precepta et servitia eis imponenda a dicto comuni
et ibi stabunt et servient a crastina die proxime Ventura abinde
ad unum inensem proxime venturum et se a predicto servitio non
cessabunt, ad omne eorum riscum averis et personarum. Hec omnia
promisit facere sine omni briga et reclamactione curie et aliis ex-
pensis omnibus iudicum curie et advocatorum, et omnes alias, que
si inde fierent, se eas ei integre resarciturum et daturum promisit;
alioquin penam dupli infrascripte paghe&), obligando se suosque he-
redes et bona sua omnia ei et eius her(edibus), renuntiando omni
iuri o), auxilio, legibus, constitutionibus, auxiliis et defeni'sionibus) <^)
et omnibus aliis, unde se a predictis vel ab aliquo eorum tueri seu
iuvari posset et nominatim a suprascripta pena liberari.
ünde suprascriptus Simon sollempni stipulatione convenit et
promisit suprascripto Conrado, obligans se suosque beredes et bona
sua omnia ei et eius lier(edibus), dare et solvere cuique suprascrip-
torum. militum libras octo denariorum Pisanorum pro suo salario et
mercede ad penam dupli supra Scripte peounie stipulatione promissam
et omnes expensas iud(icum) curie et advocatorum et omnes alias,
que si inde fierent, se eas ei integre resarciturum promisit, renun-
tiando omni iuri ut supra. Et sie precepit ei ingredi possessionem
et teuere omnium bonorum suorum tam pro capite quam pro pena
et expensis, sua aut(oritate) tan tum, et constituit pro eo precario
possidere. Et si plus suprascripto termino ibi steterint de voluntate
suprascripti eomunis, eis ad eandem ractionem solvet pro rata tem-
poris et quantitatis. Dato fideiussore Benno albergatore quondam
Montemagni, qui pro utraque parte pro eis sit fideiussor et precibus
et mandato utriusque partis et etiam suo proprio nomine principaliter
per sollempnem stipulationem convenit et promisit utrique parti pre-
dicta omnia facere et observare et fieri et observari facere ad ean-
dem suprascriptam peuam et teiminum stipulationem promissam,
obligando se suosque beredes et bona sua omnia^ renuntiando omni
iuri ut supra.
Actum Pisis Kinth(ice) in domo heredum olim Gerardi de Ca-
scina. Presentibus Dino nuntio eomunis Vulterrani quondam Petri
et Bonaccurso quondam Pariscii de Vulterris testibus ad bec ro-
TOSCANISCHE STUDIEN - 51
tratis. Dominice incarnactionis anno millesimo ducentesimo sexa-
2:esimo septimo, inditione septima, quinto kalendas februarii.
(S. N.) Ego Rainerius quondain Bonaccursi Calafati, domini FR.
Dei gratia Romanorum imperatoris notarius, predictis omnibus inter-
fui, rogatus scripsi et firmavi.
a) so; man erwartet equis oder equites. ö) ergänze promisit. c) die
Formel lautet meist iuris et legum auxilio. d) defent 7nit Kurzungsstrich.
P. — Karl /., König von Sizilien und Generalvikar des
Reichs in Toscana. belehnt den Petrus de Tholomeis, Bürger
von Siena, zur Entschädigung für die durch Verbannung erlit-
tene Unbill und zur Belohnung der treuen Dienste, die Petrus
ihm und der römischen Kirche eriviesen hat, mit der Reichs-
burg Montauto del Bosco und ihrem Bezirk, wie er zur Zeit
Kaiser Friedrichs II. gewesen ist, als feodum nobile ac gentile.
Rom 1268 September 29.
Orig. Siena ATolomei n. IS. Siegel verloren, prachtvolle dunkelrote und
gelbe Seidenachnur. In dorso KCegistrata) est in CaneCe)ll(aria) ').
I Karolus | Dei gratia rex Sicilie, ducatus Apulie et pi'incipatus
Capue, alme Urbis Senator, Andegavie, Provincie et Folchfalquerii)
comes, Romani imperii in Tuscia vicarius generalis. Per presens
scriptum notum facimus universis tarn presentibus quam futuris,
quod nos attendentes dampna gravia, que nobilis vir Petrus de Tho-
lomeis civis Senensis pro fide Romane ecclesie nostrique devotione
nominis est perpessus, eiectus a bonis et a patria diras penas e.xilii
coactus diutius experiri, considerantes quoque grandia et accepta
servitia, que idem Petrus diversis ") partibus et temporibus eidem
ecclesie atque nobis studuit exhibere, castrum Montis Aghutoli de
Bosco \'ulterane diocesis necnon omnia castra, villas et loca, que
tempore quondam Frederici Romanorum imperatoris erant castellanie
ipsius Montis Aghutoli, cum homiuibus, vassallis, possessionibus,
vineis, terris cultis et incultis, pratis, nemoribus, pascuis, aquis
aquarumque decursibus aliisque iuribus, iurisdictionibus et perti-
nentiis eorundem ac Romani imperii eidem Petro et eins heredibus
') Herr Kollege St kamer stellte freundlichst fest, dass die Urkunde nicht
in den angiovinischen Registerbänden im ASt. Neapel steht, die fUr die ersten
Jahre Karls I. nur lückenhaft erhalten sind.
52 F. SCHNEIDER
imperpetuum auctoritate nobis ab apostolica sede tradita dainus
atque concedimus in feodum nobile ac gentile de gratia spetiali.
salvis mandato et ordinatione sancte Romane ecclesie ac iuribus
cuiuscumqne. Ut autein huiusmodi nostra concessio et donatio plenum
robur obtineat firmitatis, presens Privilegium exinde fieri et sigillo
maiestatis nostre iussimus communiri ').
Actum Rome in arce Capitolii. Presentibus Gaufrido de Capella,
Gaufrido de Sarzinis regni Sicilie et Guill(elm)o Estandardo Pro-
vincie senescallis, Roberto de Laveno iuris professore. Anno Do-
mini millesimo ducentesimo sexagesimo octavo, mense septembris,
die vicesLmo nono einsdem mensis, regnante domino Karolo Dei gratia
gloriosissimo rege Sicilie, ducatus Apulie et principatus Capue, An-
deg(avie), Provincie et Folch(alquerii) comite, regni eins anno quarto,
feliciter amen.
Datum per manum Roberti de Baro regni Sicilie prothonotarii.
a) nach diversis möchte man in ergänzen, das aber zu temporibus nicht
Q. — (Clemens IV.) providiert einen Kleriker mit der plebs
S. Felicitä (bei Pietrasanta in der Versilia), in der gegen den
Befehl der Kurie, dass Kapitel, Konvente und Kollegien, die An-
hänger Manfreds seien, bei Vakanzen keine Bischöfe oder niedere
Prälaten wählen dürften, ein Pleban gewählt, aber auf Befehl
des Papstes vom Prior von 8. Reparata in Lucca, entfernt
worden war. {Viterbo 1267 Dezember 23-1268 November 29.)
Zivel Minuten (AB) von gleicher Hand Lncca AArchivesc. ff P4lf.
lud(ici). Olim audito, quod Albertus, qui pro plebano plebis
Sancte Felicitatis Lucane diocesis se gerebat, post inhibitionem factam
per sedem apostolicam universis capitulis, conventibus et collegiis ec
clesiarum et monasteriorum civitatum et locorum Tuscie adherent(ium)
quondam Manfr(edo) dudum principi Tharentino «), ne ad electionem
episcoporum seu aliorum cuiuscumqne inferioris gradus prelatorum.
si ecclesias et monasteria ipsa vacare contingeret, quoquo modo pro-
') Das Formular entspricht dem von B.-F.-W. 14405^ mid 14125. Viel-
leich' bieten die angiovinischen Register noch weitere Beiträge zu Karls
Reichsguts-Politik in Toscana.
I
TOSCAKISCHE STUDIEN .- 53
cederent. in predicta plebe a cai)itulo eiusdem contra inhibitionem
predictam electus fuerat in plebanum et pretextu electionis huius-
modi plebanatum prefate plebis per secularem potentiam occupans
illuni occupatum indebite detinebat, administrationi bonorum plebis
eiusdem temere se immiscens in anime sue periculum et scandalum
plurimorum, dilecto lilio . . priori Sancte Reparate Lucan(o) nostris
dedisse dicimur licteris in niandatis, ut inquisita super hoc diligentius
veritate. si rem invenirent ita esse, predictum Albertum a nominata
plebe auctoritate apostolica penitus araoveret, contra etc( etera). Nos
enim plebanatum ipsum donationi apostolice reservantes decrevimus
irritum et inane, si secus de ipso contingeret actemptari. Sane pre-
fatus prior diligenti super hoc iuxta formam mandati apostolici in-
quisitione prehabita, quia sibi legitime constitit de premissis, {ire-
dictum Albertum a memorata plebe secundum formam predictarum
licterarum amovit. Intendentes igitur, ut plebanatus predictus, qui
taliter vacans ad Ordinationen! nostram hac vice spectare dinoscitur,
de i^ersona idonea ordinetur, ac dilectuni filiuni lohannem de Mon-
temangno clericum. qui. licet actenus per dilectos filios magistros
Raymondum electum. tunc pre})Osituni Massiliensem, et Bertranduni
de Prodis cappellanos nostros de niandato nostro in licteratura exa-
niinatus diligenter inventus iuerit in illa convenienter ydoneus ad
provisionis gratiaiu obtinendani, nulluni tarnen adhuc, ut asserit,
ecclesiasticuni beneticiuni est adeptus. nisi quoddani in ecclesia ^) de
Conca ') jilebatus de Camaiore. cuius proventus XXV soldoruni Tu-
ronensiumcj valoi-em dicuntur non excedere annuatim, et qui se
paratum oöert liberaliter resignare, pia benivolentia prosequentes
mandanius, quatinus, si premissis veritas suffragatur et inquisiti-
one^^i pre}nissa eundem clericum vite laudabilis et honeste conver-
sationis esse repereris nee alias scripserimus «j pro eodem aliudque
canonicum non obsistat, dicto lohanni plebanatum eundem auctori-
tate nostra per te vel per alium conf'eras et assignes, ipsumque in
eins eorporalem jiossessionem inducas et defendas inductum amoto
ab eo quolibet illicito detentore, faciens euni in i)lebanuni eiusdem
plebis. ut est raoris. admicti, non obstante . . . /j.
ffl) Tarent. B. b) ecf]. sancti . . . (leerer Raiim für /."> Buclislaben)
cuius B. c) Senensium parvorum B. rf) foli/t diligonti B. e) si>ris-
seriinus AB. f) folgt die im Ahdritrk iceygelaxsene Xonobxtanz-Klausel ;
Ort und Datum fehlt.
•; Sancti Laurentii.
54 F. SCHNEIDER
XXIX. Neue Beiträge zur Geschichte der tosccmischen Reichs-
verivältnng unter Friedrich II. (aus den Jahren 1223 bis 1248).
Die nach dem Erscheinen der früheren Teile dieser Studien
gemachten Funde, die ich nun zusammenfasse, verdanke ich
fast alle dem Staatsarchiv zu Siena und dessen Direktor Ales-
sandro L i s i n i ; denn dieser hat getreu der Tradition seiner
Vorgänger in dem rastlosen Streben, die ihm anvertrauten Ar-
chivalien immer musterhafter zu ordnen und zu repertorisieren,
ein gedrucktes Inventar der Pergamene, vorläufig bis 1250,
veröffentlicht, das ungeahnte Schätze zu heben gestattete ^).
Auch andere Archive boten eine Nachlese ; dabei schloss ich
einige Beiträge zur Geschichte der toscanischen Stadtverfas-
sung und die Funde aus dem Archiv der Reichsabtei Mon-
tamiata, jetzt auch im Seneser Staatsarchiv, aus, weil ich sie
für sich publizieren möchte"). Von den folgenden Urkunden
bezieht sich die erste auf den Legaten Bischof Albert von
Trient, die zweite auf Leonhard von Sassorosso, den Vikar
Herzog Raynalds von Spoleto ; aus der Zeit Gebhards von
Arnstein sind fünf, davon drei Urkunden des Legaten selbst,
aus der Zeit Pandulfs von Fasanella drei, eine darunter vom
Generalkapitän selbst ausgestellt, und die letzte aus der Zeit
des Prinzen Friedrich von Antiochien.
Den Verwaltungsbezirk der Grafschaften Siena und
Chiusi betreffen sechs Urkunden'^); die erste enthält eine
Amtshandlung des Bischofs Albert von Trient, aus dessen
toscanischer Legation wir bisher nur eine einzige Verwaltungs-
*j Zahlreiche Urkunden kamen — fast alle aus den Fonds Eiforma-
gioni und Archivio generale — zum Vorschein, die vorher in keinem der
Inventars verzeichnet waren, andere waren in diesen falsch datiert, die
Signatur der Urkunden selbst war aber richtig gestellt worden, so dass
sie bisher unter der Inventar-Bezeichnung trotz allen Suchens nicht ge-
funden werden konnten.
^) Ferner blieben eine Anzahl Inedita aus den Archiven von Lucca
und Arezzo fort; sie sind im Regest bekannt, weshalb ich für jetzt von
ihrer Vex"öffentliohung absehe.
^) Urk. a-d. g. h.
I
TOSCANISCHE STUDIEN 55
Urkunde hatten^); es ist eine Botschaft an Montepulciano,
eine Geldsumme — wohl als Reichssteuer — zu zahlen ''). Der
Podestä lehnte sehr drastisch ab, indem er sich von dem
Fenster, an dem er stand, entfernte und überhaupt nicht ant-
wortete. -- Ferner ^) die früheste Erwähnung des uns bekann-
ten ^) Leonhard von Sassorosso, des Burghauptmanns von
San Quirico d'Orcia ^), der hier allein als Vikar der Graf-
schaften Siena und Chiusi bezeichnet wird. Wir haben hier
wieder einen schönen Beleg für den Gebrauch des römischen
Rechts als Reichsrecht in Italien. — Zwei weitere Stücke
beziehen sich auf den Krieg von Montepulciano ^) ; das erste
ist die früheste Urkunde, die wir von Gebhard von Arnstein
besitzen ''). Er nimmt unter Verpfändung der Reichsstener
eine Anleihe von 100 Mark Silber bei Siena auf; sehr wahr-
scheinlich, dass die saubere Reichsverwaltung der Urslinger ")
ihm leere Kassen hinterlies. Die andere Urkunde steht mit
jener Fehde in sicherem Zusammenhang, den wir für die
erste nur vermuten ; Gebhard bekennt sich als den Condottiere
zweiten Ranges, der er ist, indem er den Senesen über den
Judaslohn von 18C0 Pfund Denaren quittiert, um den er in
ihren Dienst trat und die Interessen des Reiches verriet, die zu
schützen er bestellt war^). — Eine weitere Urkunde Gebhards ^")
'} B.-F.-W. 12863 : Quittung iibor die Eeichssteuer Rieuas vom
28. April 1223.
") So ist das uf sibi responderet super summa pecunie der Urkunde auf-
zufassen. Die Einzelheiten sind leider nicht bekannt, weil sie in dem offi-
ziellen Schreiben des Legaten standen.
3) Urk. b.
* I Vgl, QF. XI 294, Abschnitt 17 a und ebenda S. 286, Abschnitt 16 d.
*) Des Sitzes der Reichsverwaltung im Bezirk der Grafschaften Siena
und Chiusi.
«) Urk. c und d. Vgl. QF. XII 91-111, Abschnitt 24.
') Über Nachrichten von ihm aus den Seneser Bicoherua-Büohern vgl.
Davidsohn, Geschichte II 1 S. 186 Anm. 2.
") Siehe QF. XII 92-99.
•) Siehe ebenda S. 98-99; die dort als Beleg angeführte Urkunde B.-F.-W.
13068, die den Sachverhalt wenigstens etwas versohleiert, indem sie den
Sold in die Form einer Konventionalstrafe kleidet, wird durch die nackte
Würdelosigkeit der vorliegenden weit in Schatten gestellt.
'") Urk. g.
56 !■'• SCHNEIDER
bezieht sich wie die folgende Urkunde Pandulfs i) auf Sienas
Stadtsteuer, die, wie wir sahen -), unter Gebhard niemals
ordnungsgemäss gezahlt und quittiert worden ist; nur dass
die Steuer von 1231 ^) und ein Teil derjenigen von 1232 als
Vorschuss gegeben und die von 1239, die Siena schuldig ge-
blieben war*), erst an Pandulf gezahlt wurde. Aus unserer
Urkunde möchte man schliessen, dass vielleicht auch sonst
die Steuer, die für die Kriegsjahre 1232-35 erlassen worden
sein mag ^), in Form grösserer Anleihen vorweg erhoben
wurde. Der Legat, der vom März 1236 bis zum Hochsommer
1237 von Toscana abwesend war, kehrte, vom Kaiser aus
Deutschland vorausgesandt, im August oder September nach
Toscana zurück und sammelte Truppen, die er in fieberhafter
Eile, zusammen mit Apuliern und sarazenischen Schützen, dem
Kaiser entgegenführte ®), der in der Lombardei angekommen
war. Gebhard war es wohl vergönnt, am Tage von Corte-
'^) Es ist die — merkwürdiger Weise erst am 10. Juli 1240 ausgestellte
— Zahlungsanweisung seitens des Geueralkapitäns, die zu der QF. XI 286
Abschnitt 16 e gedruckten Seneser Eeichssteuerquittung für 1239-1'240
vom 9. Juli gehört. Dass der dort und B-F.-W. 13390 (1241 XI 27i genannte
Judex Johannes de Moutealbano damals receptor et expensator imperiaUs
pecunie in Tuscia war. wissen wir nur aus der neuen Urkunde.
2) QF. XII 281.
') Wenn unten S. 62 in der Urkunde von 1231 II 9 gesagt wird: LXX
marcas quas comune Sen. dare tenetur pro anno fiituro ... possis retinere
et excomputare, so ist, da Quittungsurkunden nur vom Empfänger auf-
gesetzt Avurdeu und in Siena das Jahr am 2-5. März anfing, die Steuer von
1231 gemeint, wie die Urkunde auch die Jahresangabe 1230 trägt.
*) QF. XII 286-288 Abschnitt Iß e und unten ürk. h.
^) Gestattete doch sogar die Eeiohsbehörde am 27. Juli 1235, dass die
Bewohner des in Eeichsverwaltung befindlichen Teiles der Grafschaft Siena
mit geringen Ausnahmen zur Aufbringung der im Frieden von Poggibonsi
(30. Juni 123.5) festgesetzten Kriegskontribution Sienas herangezogen
würden (Fioker IV 378 n. 348. B.-F.-W. 13186)!
") Am 8. September war er in San Gimignano, wo er mit den Behörden
über die Höhe des Truppenkontingents verhandelte rDavidsohn, For-
schungen II 27 n. 172): am 14. September traf er mit dem Heere im Man-
tuanischen ein (B.-F.-W. 2280 c, 13236 «). Damals hatte^auch der Bischof
Pagan von Volterra in den Eeioliskrieg ziehen wollen (Anfang Oktober,
vgl. QF. VIII 110), und am 12. Oktober war, wohl in gleicher Sache, ein
Bote Gebhards in San Gimignano CDavidsohn a. a. O. S. 28 n. 174).
TOSCANISCHE STUDIKN 57
nuova (27. November) mitzufechten i) ; und als infolge des
herrlichen Sieges Lodi seinem Kaiser die Tore öffnete, muss
er am 12. Dezember am Einzug teilgenommen haben; zwei
Tage darauf stellte er ihm dort die vorliegende Vollmacht aus,
die Reichssteuern von Siena und Kassenüberschüsse von den
Reichsbehörden in Empfang zu nehmen und ihm in die Lom-
bardei ^) zu bringen '').
Auf den Bezirk der Grafschaften Arezzo und Citta
di C a stell o, der, wie wir wiesen ^), auch nach der Abtre-
tung des Stadtgebietes von Cittä di Castello ein Verwaltungs-
kreis blieb, bezieht sich die Urkunde eines nuntius et executor
von Ruhcrtus iudex ^), nämlich Uhcrtus Oanqi iudex de Lnca,
der am 10. November 1232 als Judex Gebhards zuerst genannt
*) Er blieb offenbar in der Umgebung des Kaisers.
") Wo er, Avie B.-F.-W. 13246 » wahrscheinlich niaclit, den Winter zu-
brachte.
") Interessant ist die Siegelbeschreibung, in der uns der Kopist der
Urkunde die Tatsache aufbewahrt hat, dass Gebhard — sicherlich als
Reichsbeamter — das Adlersiegel führte.
*) QF. XII 50 Aum. 3. Ich gebe die wichtigsten Stellen der dort nach
Mittarellis Auszug angeführten Urkunde von 1232 November 26 (Flo-
renz ASt. Camaldolij im Regest, das ich Luigi SohiapareUi ver-
danke: Testes introcliicfi a domno Benigno priore Anglaris : Corhellus iuralus
dlcit, qno'l tempore Henrici inp. patris Federici nunc inperantis Henricus
Faffus doiiiinaliatur in comitatu Castelli pro diclo inperatore et posuit Ba-
runtium de Griciniano suum bai/litorem in Anglare et eins curia; audivil
Baruntiuin dicentem sibi testi, qiiod dahat priori s. Bartholomei de Anglare
tertiain pnrtem omnium introituum iurisdictionis castri Anglaris et curie,
excepto de honiicidio et sanguine. Audivit Baruntium 2^»,blice dicentem in
ecclesia Anglaris, quod faciebat facta castri Anglaris et curie ad coluntatem
prior is s. Bartholomei Anglaris et consiliarioruvi sibi daturum: 7 weitere
Zeugen bestätigen das und erklären, dass auch die Nachfolger des Barun-
tius, Cappelliitius, Germanus und ügolinus et C'aciatus fratres, den dritten
Teil der Einkünfte ausser dem Blutbann an den Prior abgeführt hätteu.
Publicate sunt hee atestationes in claustro mon. s. Bartholomei Anglaris j>res.
Alberto f. Piigneti, Proca, Orlandino Banucini, Adalmerio et Maginardo
testibus ductis et rogatis. MCCXXXII, VI kal. dec, temp. Gregorii pape et
Federici inp.,. ind. V. Ego Guido inp. aule not. ex precepto domini l'berti
iiiliris in romitatu Aritii et Castelli pro domno Gaheardo legato totius Ytalie
pro domno Federico inp. hos testes iurare feci et e.raminavi et in publicam
formam redegi. — Vergleiche dazu Ficker II 232—233 § 813 (und Nachtrag
III 440;, der die Urkunde nur aus Mittarelli kennt.
=•; Urk. e.
58 F. SCHNEIDER
wird 1) und bis in die 40 er Jahre in der E,eiclisverwaltimg
tätig war. Es handelt sich um die Vollstreckung eines Ur-
teils, das Ubertus Gangi zugunsten des Ildebrandin Caccia-
conti gegen die Bewohner des alten Caceiaconti-Besitzes
Montisi gefällt hat, die ihre Pachten zu zahlen verweigert
hatten.
Aus dem Bezirke von San Miniato und dem Luc-
chesischen^) stammen drei Urkunden ^). Die erste *) betrifit
eine Beschwerde des Archidiakons von Lucca gegen den
Burghauptmann von San Miniato und seine Unterbeamten,
die dem Luccheser Domkapitel die Gerichtsbarkeit in StafFoli,
das zum Hofe Cerbaie 5) gehörte, entzogen hatten, die es laut
Privileg Ottos IV. ^) besessen habe. Es ist interessant, dass
die Reichsbehörde von dieser Urkunde keine Notiz nimmt,
dafür aber die Verleihungen Friedrichs I. und Heinrichs VI. ')
prüft; nach Vernehmung zahlreicher Zeugen erfolgt dann die
Eückgabe des streitigen Objekts. — Die beiden andern Ur-
kunden gehören dem Vikariat von Val di Nievole an: eine
Quittung®) über Gerichtsgefälle des Eeichshofes Pescia, 1244
vom cameraruis curie des Vikars ausgestellt, und eine Gerichts-
urkunde ^) des Vikars aus dem Jahre 1248; diesmal unterstand
ihm auch Fucecchio ^°) Das Kloster Fucecchio hat seine Schul-
' ) QF. XI 298 Abschnitt 18 a. — Eubertus heisst er auch unten in der
Urkunde h.
") Den Sprengein von Fucecchio, Val di Nievole, d'Ariana und di Lima.
»; Urk. f. i. ].
*j Urk. f, im Eegest (B.-F.-W. 13206) bekannt.
*; Der Ort ist verschollen; dagegen heissen die Hügel, die die sumpfige
Ebene von Fucecchio vom eigentlichen Luccheser Flachland trennen, noch
jetzt CoUine delle Cerbaie. StafFoli und das auch in der Urkunde genannte
Galleno liegen an der Abdachung nach Lucca.
^) B.-F. 333 von 1209 XII 14, zuletzt gedruckt von Wink el mann ,
Acta imp. ined. I 27 n. 34, wo es nach den Vorurkunden Friedrichs I.
(Reg. St. 4212, ed. Stumpf, Acta imp. ined. S. 211 n. 157) und Hein-
richs VI. (Reg. St. 4586, ed. Stumpf, Acta S. 241 n. 177) heisst: cum pos-
sessione etiam, quam hahent in Cerbaria, sicut olim fossis circumdata est.
') Siehe die vorhergehende Anm.
«) Urk. i.
») Urk. 1.
'») Dass Val d"Ariana und di Lima im Titel fehlt, könnte bedeutungs-
los sein.
TOSCANISCHE STUDIEN 59
den bei Corbaccione von Semifonte und dessen Bruder Ra-
nuccius nicht bezahlt; Ranuccius hat seinem Bruder schon
1247 Vollmacht gegeben, die Klage vor dem Vikar zu erheben.
Das Urteil ist zugunsten des Klägers erfolgt und zwei Tage
später vollstreckt worden.
Zum Schluss sei noch ein im Codice Titolario des Stadt-
archivs von Orvieto^) liegender, bisher stets übersehener
Originalzettel erwähnt, auf dem ein [Jngenannter Abschriften
zweier Briefe übersendet, die ihm 1245 aus Lyon über die
Absetzung des Kaisers noch am Tage derselben geschrieben
waren: der Empfänger ist offenbar die Stadtregierung von
Orvieto. Der eine der Korrespondenten, Bischof Zoen von
Avignon, nennt den Absender des Zettels imter\ dieser ist also
ein Kardinal, und da liegt es am nächsten, an den Kardinal-
diakon Rainer Capocci, den Stellvertreter des Papstes im Pa-
trimonium, in Tuscien, Spoleto und der Mark, zu denken, der
sich damals in der Nähe aufhielt.
A. — Palmerius Ildebrandini aus Siena fordert den Podestä
von Montepulciano auf, sich wegen der im Schreiben des Bischofs
(Albert) von Trient, (^Legaten von Toscana), enthaltenen Geld-
summe zu verantworten; der Podestä entfernt sich sofort, ohne
eine Antwort zu erteilen. Montepulciano 1223 Mai 23.
Siena ASt. (Riforni.) Kopie von 1236 IX 23, Eainerius not. — Reg.
Lisini im.
In Christi nomine amen. Anno eiusdem nativitatis MCCXXIII.
domino Fred(erico) imperatore secundo imperante, niense madii. die
X kalendas iunii, indictione XI. In pretsentia et testimonio do-
mini Guaschi lordani, Synibaldi et Orgesi Tanciedi Palmerius Ilde-
brandini "j civis Senensis representavit se corani Domino Bertraimo^)
potestate Montispolitiani, incipiens [ietere eidem, nt sibi responderet
super summa pecunie que continebatur in litteris domini episoopi
Tridentini. Qui potestas tunc erat ad fenestram sui ospicii in Mon-
tejiolitiano, et cum audire ceperit. statim secessitc) et nicliil dicto
Palmerio respondit.
^) Siehe über ihn Fumi, Codice (li|il. cl'Orvieto prefazione p. XXXIV
60 F. SCHNEIDER
Actum in dicto Castro Montispolitiani coram testibus prefatis.
Ego Vitalis notarius dicte petitioni interfui et rogatus scripsi et
in piiblicam formam redegi.
a) ildri mit Kürzungsstrich. ^i Bretraimo, wohi das Kiirzungszeichen
falsch aufgelöst. cj se oessit.
B. — Verkauf von Mündelgut mit Erlaubnis von Leonhard
(von SassorossoJ, Burghauptmann auf San Quirico d'Orcia und
Vikar Rainalds, Herzogs von Spoleto und Legaten von Toscana,
in den Grafschaften Siena und Chiusi.
San Quirico d'Orcia 1226 März 9.
Orig. Sieva ASt. (Arch. generale), Notariatsinstrument. — Beg. Lisini 1 195.
In nomine Domini nostri lesu Christi amen. Anno eins MC'CXXVI,
YII idus martii, indictione XIIII. Ego Petrus quondam Mendice 'j.
tutor Sibilie et curator G-emme filiarum olim Petri Scioscii. pro eo,
quod ipse grayissimo tenentur debito nee in earum bonis invenitur,
nnde solutio fieri possit. nisi rerum et bonorum ipsarum distractio
fiat. et quia teneor iuramento que credo eis utilia fore admittere et
inutilia pretermittere. et magis credo eis esse utile earum bona
vendere quam retinere. decreto domini Leonardi castellani Sancti
Quirici et domini Renaldi. ducis Spolati et Tuscie legati in Senensi
et Clusino comitatibus vicarii, in hac vendictione interposito *;, hoc
'; Siehe über ihn B.-F.-W. 12600 (1220).
") Das alles nach D XXVII 9 De rebus eorum. qui sub tutela vel cura
sunt, sine decreto non alienandis vtl supponendis. iJas Verfahren wird
durch § 1 daselbst erläutert, in dem Ulpian sagt: Imperatoris Severi ora-
tioue prohibiti sunt tutores et curatores praedia rustica vel suburbaua
distrahere . . : Praeterea, patres couscripti, interdicam tutoribus et cura-
toribus, ue praedia rustica vel suburbaua distrahaut . . . quod si forte aes
alienum tautum erit, ut ex rebus ceteris non possit exsolvi, tunc praetor
urbanus v. cl. adeatur, qui . . aestimet, quae possunt alieuari obliga-
rive debeant. Der praetor urbanus icird aufgrund von D XXVI 5, 1. 4. 8
mit dem praeses oder legatus proeonsulis identifiziert und auf den vicarius
imperii bezogen, vergleiche QF. XII 305; ferner C V 71, besonders § 5
und 12, und 72, 3, ico nur allgemein decretum praesidis verlangt icird ;
die lex lulia et Titia gab ja den Frovinzialstatthaltern das in liom, min-
destens xeit der lex Atilia, dem praetor urbanus zustehende Recht, den von
Amts ivegen zu bestellenden Vormund f'tutor Atilianusj zu ernennen: Kar-
le wa, Römische Rechtsgeschichte II 2S4-2S6.
TOSCANISCHE STUDIEN 61
vendictionis et tradictionis instrumento presenti die. qnod proprium
est, proprio, et qnod conductitium <»; est, iinde pertinet, tutorio et
curatorio nomine pro pretio CCXL librarum denariorum bonorum
Senensium recepto et creditoribus dictarum puellarum. videlicet^j . . .
.... [soluto C)] , . . vendo et trado til)i magistro Ansehniuo omne. quod
dicte puelle habent et tenent, vel alius pro eis habet et tenet ...<*).
Actum in cassaro Sancti Quirici. Coram Frederigo Petri. Ra-
nucio Rolandi, Stanzuolo et Rolando Rodevacca testibus rogatis.
(S. N.) Ego Sizius domini imperatoris notarius a contrahentibus
rogatus et de mandato pretaxati castellani, ut supra legitur, scripsi
et publicavi.
a) condictitium. bj folgen die Namen und Anteile der Gläubiger,
c) fehlt; folgt die Verteilung der Verkaufssumme unter die Gläubiger. d) folgt
die Beschreibung der verkauften Objekte, dann die gewohnten Klauseln.
C. — Gebhanl von Arnstein, Reichslegat in Italien, bestätigt
dem Orlando Lti'pi, Podestä von Siena. den Emjjfang eines
Darlehens von 100 Mark Silber von der Stadt, und verpfändet
dafür ausdrücklich Sienas jährliche Reichssteuer von 70 Mark,
die bis zum Betrage der Leihsumme ohne weiteres einbehalten
werden könne. Siena 1231 Februar 9.
Orig. Siena ASt. (Riform.), Xotariafsinsfrumeii'. — Heg Lisini I 221.
Anno Domini millesirao CCXXX, indictione cjuarta. die quinto
idus februarii). Nos Geveardus de Arnisten, Dei et donüni impera-
toris gratia in Ytalia legatus, vice et nomine legationis qua iungimur
in veritate et non spe future numerationis confitemur recepisse et
nobis plene satisfactura esse a te Ugone Lupi, Dei gratia Senensi
potestate, solvente vice et nomine coraunis Senensis de centum mar-
chiis«j boni et puri argenti, quas tu et dictum comune nobis mu-
tuare tenebamini ex forma coutractus lacti inter nos et comune
Senense;et S'llemjmi et iegittima stipulatione interposita ex otficio
legationis quo«) Iungimur proiiiittimus tibi dicte«) [ otestati recipienti
vice et nomine comunis Senensis dictas C auarchas reddere integie
atque pagare per totum proximum mensem maii. Et in bis omnibus
obligamus nos et successores nostros auctoritate legationis nostre
qua Iungimur tibi, recipienti vice et nomine comunis Senensis, et tuis
successoribus in potestaria Senensi, et bona imperii, que sunt in
legatione nostra, et specialiter LXX marchas, quas comune Senense
dare tenetur annuatim imperio et domino im})eratori. nomiiio ping-
62 F. SCHNEIDER
noris ''), ut dictas LXX marchas, quas dare tenetur pro anno futuro
comune Senense. auctoritate tua sine ullius inquisitione possis pro
comuni Senensi retinere et excomputare et possessionem accipere et
retinere,. et de aliis septuaginta marciis pro alio sequenti anno futuro
tot. unde tibi pro comuni Senensi et comuni Senensi plene ac integre
•satisfiat; et interim predicta bona omnia per nos et successores
nostros nomine comunis Senensis constituimus possidere, renunt(ian-
tes) in bis exceptioni non numerate pecunie et fori privilegio et
omni iur(is) et leg(um) auxilio.
Aet(um) Senis. Coram lohanne iudice de Regio, Detisalvi no-
tario, Alexandrio «) Albertini uscieri et Ildibrandino Bonapartis
presentibus et rogatis testibus.
(S. N.) Ego Johannes iudex et notarius quod supra continetur
scripsi rogatus.
a) so. b) pingnori.
D. — Gebhard von Arnstein, Reichslegat in Italien, bestätigt
den Empfang von 1800 Pfund Meiner Seneser Denare, die ihm
die Stadt Siena und besonders der consul mercatorum Rainerius
Codennacci für die Verwüstung des Gebietes von Montepulciano
zu zahlen versprochen hatten.
San Quirico d^Orcia 1231 Juni 29.
Orig. Siena ASt. (Riforin.), Notariatsinstrument. — Reg. Lisini I 224.
In nomine Domini amen. Anno Domini millesimo CCXXXI, in-
ditione «) HII, die III kalendas iulii. Nos Geveardus de Arni-
steyn *), Dei gratia et domini Frederigi Romanorum imperatoris in
Italia legatus, nomine finis et inrevocabilis diffinitionis do *), cedo,
remitto et refuto tibi Accarisio magistri Ranuccii recipienti nomine
et vice domini Ugonis potestatis Senensis et comunis et universitatis
Senensis et etiam consilii universitatis eiusdem et singularum per-
sonarum eiusdem comunis omne ius et actionem seu petitionem realem
vel personalem, utilem vel directam seu mixtam. quod et quam babeo
vel alter pro me habet seu visus sum habere quoquomodo contra
dictum, potestatem et consilium predictum et universitatem civitatis
Senensis seu dictum comune et contra homines dicte civitatis et
specialiter contra Rainerium Codennacci consulem mercatorum Se-
nensium et contra mercantiam Senensem occasione mille octocentum
librarum denariorum Senensium minorum, quos dictus Rainerius pro
dicto comune mihi solvere promisit occasione guasti fiendi de bonis
Montepulcianensium, ut ab hodie in antea tu, recipiens ut dictum
TOSCANISCHE STIDIEX 63
est, et dicta potestas et dictum consilium et persone et iiniversitas
mercantie predicte et comune Senense sint inde libera penitus et
absoluta «). faciens tibi, recipienti ut dictum est, pactum de non
petendo dictos denarios vel aliquem ex eis. Quam dationem et ret'u-
tationem promitto per me meosque successores et heredes tibi, reci-
pienti ut dictum est, firmam et ratam habere et contra non venire
sub pena dupli quantitatis predicte tibi, recipienti ut dictum est,
solempni stipulatione promissa. et ea soluta predicta omnia in sua
firmitate consistant. Et dictum ius in totum vel in partem alteri
nulli dedi nee cessi nee alienavi vel obligavi : et si appareret <*) me
aliquod predictoriim fecisse, dictam penam tibi, recipienti ut dictum
est, solvere promitto, et ea soluta contractu« sit firmus; obligando «)
me meosque successores et heredes tun, recipienti ut dictum est, et
mea bona omnia pro predictis omnibus observandis. Pro qua ret'u-
tatione confiteor recepisse a te solvente pro dicto comuni/) et per-
sonis supradictis mille octocentum libras denariorum Senensium,
renuntians non numerate pecunie exceptioni et non solute et testium
solemjmitati et omni iuris et legum auxilio.
Actum apud Sanctum Quiricum in domo Ildibrandini Orlandini
clerici. Coram Ildibrandino Guidonis Cacciacontis, Dietisalvi notario
de Sancto Miniato, presbitero Lodolfo capellano comitis Geveardi
rogatis testibus.
(S. N.) Ego Gratianus predictis interfui iudex et notarius et ut
supra legitur scripsi et publicavi rogatus.
a) indit mit KUrzungsstrich. b) 30. c) adsoluta. d) apparet,
doch ivohl nach der ilhlichen Form so zu verbessern. e) im Orig. mit
Majuskel anfangend. i) aus comune verbessert.
E. — Orlandus de Montecchio, nuntius et executor des Ru-
bertus iudex comitatus Aret(ini ) et Ca'^telliani), vollstreckt dessen
Urteil zugunsten von Ildihrandin Guidonis Cacciacontis gegen
Genannte in Montisi icegen eines Hauses.
Montisi 1233 Mai 26.
Orig. Siena ASt. (Spedale di S. Maria della Scala), Notariatsinstrumcnt. —
Reg. Lisini I 24-~>.
In nomine Domini amen. Anno Domini millesimo CCXXXIII,
imperante dpmino FR. secundo, VII kalendas iunii. indictione VI.
Ex htc publice liqueat instrumento, quod Orllandus de M(on)-
tekio«), nuntius et executor domini Ruberti indicis*») comitatus
Arit(ini) et Castell(an)i, exequendo sententiam latam ab ipso iudice
64 F. SCHNEIDER
pro domino Ildibrandino Guidonis Cacciacontis contra Rainerium et
Panzum qiiondam Rauuccii Petriole scriijtam per manum lacobi
notarii, veniens ad domum quandam positam in Monteghisi iuxta
Rodulfiiccium et lilios Pepi et viam publicam, precepit ex parte
predicti iudicis publice, quod dominus Ildibrandinus predictus dein-
ceps non molestaretur nee inquietaretur ab aliquo circa possessionem
dicte domus et aJiorum que continentur in jiredicta sententia. et
precepit mulieribus ibi adstantibus, ut de cetero predictam domuui
sine verbo et licentia domini Ildebrandini non habitarent. Una
quarum, scilicet Davilia soror predictorum Rainerii et Panzi. pro
predicto domino Ildibrandino in predicta domo morari et habitare
constitnit et promisit.
Act(um) apud Monteghisi. Coram Ranuccio de Soffeno, Ugone
Vulponis et Ugolino Peronis rogatis et vocatis testibus.
(S. N.) Ego Altimannus imperialis aule iudex Ordinarius atque
publicus notarius predictis interfui et ut supra continetur scripsi
et publicavi a predicto executore rogatus.
a) o abgeschaht. b) wohl vioarii zu ergänzen, das freilich auch in den
QF. XTI 50 Anm. 6 und oben S. 57 Anm. 4 angeführten Urkunden fehlt.
F. — Auf die Beschwerde, die der Archidiakon von Lucca vor
Gebhard von Arnstein, dem kaiserlichen Generallegaten von Ita-
lien, gegen die Burghauptleute und übrigen Reichsbeamten von
S. Miniato al Tedesco erhoben hat, dass sie dem Bistum Lucca
das laut Privilegs Ottos I V. ihm gehörige Staffoli widerrechtlich
entzogen haben, hat der Generallegat den derzeitigen Burghaupt-
munn von 8. Miniato, Wilhelm von Allo, mit der Rückgabe der
Besitzung beauftragt. Dieser führt den Befehl aus, nachdem er
sich durch Zeugenvernehmungen überzeugt hat, dass der Anspruch
des Klägers berechtigt ist.
Santa Maria in Monte 1236 März 4.
Insert in den Zeugenaussagen Lucca Arch. Arcivesc f Q 5 '). — Reg.
B.-F.-W. 13200.
Cum dominus Geveardus de Arnestan, sacri imperii et domini
Frederici imperatoris in Ytalia legatus, recepisset querelam a domino
Opetho Lucano archidiacono nomine episcopatus Lucani. (juod castel-
*) Diese Zeugenverhöre vom 3. und 4. März mögen im Hegest folgen :
Testes reoepti per me Armannuni not. de mandato mihi facto per Gui-
TOSCAXJSCHE STUDIEN 65
lanus vel officiales Sancti Miniatis, qui fuerant et sunt ibi pro im-
perio, violenter vel iniuste abstulissent possessionem vel quasi epi-
scopatui Lucano, qui nunc vacat episcopo, iurisdictionis terre et
hominum ville de Staphole site in Cerbaria prope Gallenum et prope
collem de Marca, et ad suam intentionem fundandam hostendisset
Privilegium bone memorie imperatoris Octonis, idem dominus leiiatus
auctoritate legationis sue dictam possessionem et quasi restituendam
commisit domino Guilielmo de Alle, castellano Sancti Miniatis pro
lielmum castellanuin S. Miniatis super iure consuetudinis, quod episcopatus
Lucanus habuit ex suis privilegiis in villa et homiuibus de Stafole, et
quod mandatum mihi notario fecit castellanus in claustro eccl. de Galli-
ena pres. Ubei-to iudice et Eainerio de Advocatis et presb. Guido. —
MCCXXXVI, V non. mart., ind. Villi. — Ubertellus Lene not. de S. Maria
in Montem : Sum annorum LXX et plurium et recordor de annis L et
tempore eqiscopi Landi, qui fuit de Pesoia (117 1-7 ii). Vidi per nuutios
episcopatus teiTam et homines de Staphole placitari et dominari eisque
inferri penas et banna: vidi nuntios terre mittere consules in terra, et
hof* vidi temp. huius episcopi, nou tarnen recordor, per i[Uot annos: item
temp. Guilielmi ep. bene per A'II vioes, et ego testis pro episcopatu misi
ibi consules per vices IUI et plus cum Guido Tadicionis tunc castaldo
episcopatus; item temp. ep. Guidonis et ep. Roberti et usque ad temp.
guei-ra inter Pisanos et Lucanos (1222). Temp. Overardi castellani S. Minia-
tis Aldibrandinus vicecomes abstulit possessionem terre episcopatui, et
ego testis in continenti portavi Privilegium episcopatus (wohl B.-F. 3ö'3)
ad castellanum, et ipse viso privilegio in continenti fecit michi restitui
pro episcopatu possessionem, et cum nuntio castellani in continenti ivi
ad terram et cepi possessionem mihi datam a nuntio, et per X vices
et plus ivi cum nuntiis episcopatus in ebdomada sancta ad terram de
Staphole pro piscibus niittendis episcopatui Luc. in die iovis sancto. Die
übrigen, darunter lonas qd. castaldus episcopatus, sagen das gleiche aus
und fügen nur unwesentliches hinzu, so, dass die homines de Staphoh? den
custodes nemorum episcopatus Luc. pro custodia eine Abgabe in blava
entrichtet haben. — Lecti et publicati sunt testes de mandato castellani in
palatio episcopatus de S. Maria in Monte coram Uberto iudice Gangi et
Uberto iudice de S. Maria in Montem iudicibus imperii et plebano Matheo
de Berbiuaria et Rainerio de Advocatis et Opethino vicecomite de Ficechio.
— MCCXXXVI, IUI non. mart., ind. Villi. — Folgt die Urkunde Gebhards,
dann die Vereidigung der Leute von Staffole. Armannus Portantis iudex et
not. oinnibus interfui et de mandato castellani et Opithini vicecomitis et
Opithi archidiac. et consulum de Staphole in publ. scripturam redegi. —
Der Overardus castellanus ist Eberhard von Lautern (vgl. B.-F. H97 a ;
Davidxohn, Forschungen TV 8 bestreitet das wohl zu Unrecht). Er war von
Otto IV. eingesetzt und ging 1217 nach Deutschland zu Friedrich IL Bischof
Robert starb spätestens 1209.
66 F. SCHNEIDER
dicto dornino legato domini imperatoris. Qui dominus Guilielmus
castellanus accedens apud Sanctam Mariam de Monte, visis et plenius
intellectis privilegiis bone memorie Henrici et Federigi divorum
augustorum, receptis etiam ad cautelam multis testibus manu Ar-
manni iudicis et notarii descriptis. qui de possessione et quasi ablata
üdem plenariam faciebant, habito etiam sapientum consilio, auctori-
tate predicti mandati sibi facti adiudicavit possessionem et quasi
iurisdictionis hominum et loci et terre de Staphole cum suis cohe-
rentiis, sicut in predictis privilegiis describuntur, restituendam esse
■et restituit predicto archidiacono nomine episcopatus sancti Martini
Lucani, iniungens ex auctoritate, qua fungebatur, Opethino vice-
■comiti, ut eundem archidiaconum nomine episcopatus in pacificam
•et corporalem possessionem inducat de predictis, salvo tarnen fodro
annuatim reddendo castellanfis) Sancti Miniatis, qui pro tempore
ibi pro imperio fuerint.
Acta sunt hec apud Sanctam Mariam in Monte in palatio episco-
patus. Coram domino überto Gangi iudice et Ruberto iudice de
Sancta Maria in Monte, iudicibus domini Federici imperatoris, et
Opethino vicecomite et Rainerio de Advocatis et presbitero Guido.
Anno dominice nativitatis millesimo ducentesimo trigesimo sexto.
quarto nonus martii, indictione nona.
G. — G(ebhard) von Arnstein, Reichslegat in Italien, bevoll-
mächtigt seinen Notar Gerardus, alles Geld in Empfang zu
nehmen, das ihm, damit er es dem Legaten in die Lombardei
überbringe, von Siena oder von Reichsbeamten ausgezahlt würde.
Lodi 1237 Dezember 14.
Transsumt Siena ASt. (Riform.), Ego Romericus not. dictas litteras
sigillatas sigillo cereo iDendeiiti, in^quo erat impressa inmago aquile cum
alis apertis, et circa ipsam «) littere tales legebantiir : primo crux, deinde :
Genebardus ft) Dei et imperatoris gratia legatus Italie — ex insinuatione
«t decreto domini Orlandi Lupi potestatis Senensis in presentia domini
Turchi et domini Gi'atiani iudicum, lohannis notarii camere et Guerruzi cx
Cancellieri scripsi et publicavi. Anno Domini millesimo CCXXXVII. in-
dictione undecima. die id(uum) ianiiiarii). — Reg. Lisini I2H1.
G(eveardus) de Arnstein, Dei gratia sacri imperii legatus in Italia,
Omnibus presentes litteras inspecturis salutem et cmne Lonum.
Presens scriptum omnibus intuen tibus publice patefiat, quod nos
Oerardum nostrum notarium, exibitorem presentium, procuratorem
constituimus ad recipiendum omnem pecuniiim. que sibi exibita fuerit
ad manum nostram, tum a comuni Seneusi, tum ncstris quibuslibet
TOSCANISCHE STUDIEN 67
offitialibus, nomine solutionis vel alio, quocmuque modo sibi exibita
fuerit aliqua pecunia nobis in Lonbardiam vel alias«*) per ipsum
portanda; omnes, qui sibi aliquam pecuniam ad manum nostram
assignaverint, pro quantitate quam assignaverint clamantes liberos
et solutos. Et ad veritatam super hiis evidentius demonstrandani
ad credulitatem maiorem et pleniorem presens procuratorimn litteris
presentibus inseri fecimus. Datie) apud Laudam XIIII decembris,
XI indictione.
a) ipsum. b) so; Verlesung des Notars filr Geuehardus. c) Guerruzo.
d) so ; man erwartet alibi.
H. — Pandulf von Fasanella, kaiserlicher Generalkapitän in
Toscana, befiehlt dem Kämmerer von Siena. Ildibrandinus Sel-
vani, den census der Stadt für 1239 und 1240 seinem Vikar
und Boten Ruhertus (!) del Gango, Judex aus Lucca, auszuzahlen.
Siena 1240 Juli 10.
Oriij. Siena ASt. (Riform.) — Reg. Lisini I 307. — \'yt. die am !>. Juli
ausgestellte Quittung des Ubertus Gangi QF. XI 286 § 16e.
Anno Domini millesimo ducentesimo XL, die VI idus iulii. in-
dictione \'IIP. Nos Pandolfus de Fasanell(a), imperialis in Tuscia
capitaneus generalis, vohimus et precipimus tibi Ildibrandino Selvani
camerario comunis Senensis, ut marchas illas, quas nobis pro imperio
pro anno presenti dare debetis, et marchas. quas domino Geveardo
de Arnesten olim dare promisit comune Senense, des et solvas do-
mino Ruberto del Gango iudici de Luca, quem «) ad dictas marchas
reeipiendas nostrum procuratorem. nnntium et vicarium ordinamus;
et illam dationem et .solutionem habebimus ratam et firmam nos et
dominus imperator et illustris dominus Henrigus, Dei et domini
imperatoris gratia rex Turr(ium) el Gallurfe) et imperialis legatus
Ytalie, et non contravenient aliqua ratione. Et promittimus tibi
dicto camerario recipienti nomine et vice comunis Senensis, quod
nulla deinceps comuni Senensi de dictis marchis vel ipsarum occa-
sione alj aliquo honiine et persona fiet **j (juestio iuris vel facti: et
sie tibi pro comuni Senensi de dictis marchis nomine nostro et do-
mini imperatoris et domini regis dicti facimus finem et reiutationem
perpetuam, transactionem inrevocabilem et pactum de non ulterius
petendo. Et promittimus et adserimus, quod de his a nobis nee dictis
domino imjeratore et rege non est aliquid iuris nostri de dictis
marchis alicui datum, cessum vel concessum in totum nee in partem.
Quodsi contra factum nllu tempore ajjparuerit, promittimus comune
68 V. SCHNEIDER .
Senense exinde penitus conservf.re indempiie. Que omnia et singula
supradicta tibi recipienti pro coinuni Senensi attendere et observare
promittimus et attendi et observari facere et non contra venire vel
facere aliqua occasione vel ratione sub pena C marcharum argenti,
quam tibi dare promittimus, si commissa, fuerit in predictis vel
aliquo predictorum, et pena soluta vel non observare que superius
continentur. Et in his et pro his Omnibus tibi et tuis successoribus
et coiuuni Senensi attendendis, observandis et adimplendis pigneri
obligamus nos et nostros successores et bona imperii, que sunt in
Tuscia, et eorum nos ipsos nunc et interim i ro te et comuni Senensi
precario nomine constituimus possessores f). ren(untiantes) exceptioni
non habitarum et non receptarum marcharum. fori prescriptioni et
omni et cuique iuris <^j et legum auxilio.
Act(um) Sen(is). Coram domino Phylippo de Brondutio«) iu-
dice, iudice lanne de Montalbano, i-eceptore et expeiisatore imperialis
pecc(unie) in Tuscia, dominis Gratiano et Gualfredo iudicibus testi-
bus presentibus et rogatis.
(S. N.) Ego Yivianus notarius predictis interfui et que su] ra con-
tinentur scripsi et puplicavi «) matdato domini Pandolfi supradicti.
cj quem-ordinamus am Schlüsse des Kontextes nach auxilio durch Ver-
weisungszeichen nachfjetrafjen. b) folgt aliqua expungiert. c) possesores.
d) iure. «) so.
I. — Locterius quondam Tebaldini de Piscia, camerarius
curie des Judex Guidoctus, Vikars der Val di Nievole, d'Ariano
und di Lima für Pandulf von Fasanella, kaiserlichen General-
vikar von Toscana, bestätigt den beiden Notaren des Reichshofs
Pescia, am 20. Februar 1243 15 Pfund 11 Solidi 9 Denare, am
19. Januar 1244 54 Pfund 3 Solidi 1 Denar in kleinen Pisaner
Denaren an Prozessgeldern erhalten zu haben.
Pescia 1244 Januar 20.
Orifj. Lucca Arch. Arcivesc. A 37.
In Dei nomine amen. Ego Locterius quondam Tebaldini de
Piscia, camerarius curie statutus a domino Guidocto iudice, domini
Pand(ulfi) de Faxenell(a) imperalis in Tuscia capitanei generalis
vicario in Valle Neule, Ariani et Lime, in vicariatu predicto ad
recipiendum et expendendum proventus dicti vicariatus, in «j pre-
sentia domini lacopi iudicis, presentibus et ad hec rogatis testibus
Ubaldo, Upethino et Guilielmo not(ariis) de Piscia fateor, quod de
mandato domini Guidocti predicti recepi a vobis Martine et Arathense
notariis in curia de Piscia de saiariis cau?arum, que aliquando per-
TOSCANISCHK STIDIEN . 69
venerunt ad manus tuas Martini et aliquando ad raanus tuas Ara-
thensis. et plus satis ad manus tuas Martini quam Arathensis.
occasione vestri officii notarie, ut dixistis, Pisanorum parvulorum
denariorum libras sexaginta novem et soldos quatuox'decim et denarios
decem; videlicet die veneris vigesimo februarii prirae indictionis
libras quindecim et solidos undecim et denarios novem; item die
martis nonodecimo ianuarii secunde indictionis libias quinquaginta
quatuor et solidos tres et denarium unum. Unde ad ln;ius rei me-
moriam et vestri cauteJam presens instrumentum exinde vobis fieri
feci f er manus Conradi notarii de Piscia. subscriptionibus predictcrum
iudicis et testium^j communitum. Hec acta sunt Piscie in domo
curie imperialis coram subscriptis testil)us. Sub anno nativitatis
Christi millesimo ducentesimo quadragesimo quarto, vigesimo ianu-
arii secunde indictionis.
(S. N. I Ego Conradus imperiali auctoritate notarius qui supra
predicta scripsi et rogatus publicavi.
(S. N.) Ego lacobus iudex qui supra.
(S. N.) Ego Ubaldus notarius qui supra testis sum.
(S. N.) Ego Upetthinus notarius qui supra testis sum.
(S. N.) Ego Guilielmus notarins qui supra testis sum.
a) impres. &j testibus.
K. — Ein Ungenannter (Kardinaldiakon Rainer von 8. Maria
in Cosmedin) teilt {dem Kommune Orvieto) mit, er habe von
einem seiner Kapläne und vom Bischof Zoen von Avignon,
seinem früheren Kaplan, einen Brief mit der Nachricht erhalten,
am 17. Juli habe der Papst unter Zustimmung des (Lyoner)
Konzils den Kaiser abgesetzt und den Kurfürsten die Erlaubnis
zur Neuivahl gegeben.
Orlij. Orrielo AConi. Cod. T'ttolariu ztritclie» /"«/. /^' inul /.'/ ein/iei/enil.
A quodam de cajipellanis nostris. qui cum summo pontitice com-
morantur, reeepimus licteras in hunc modum:
Domino suo etc. XV ') kalendas augusti FR. quondam Impe-
rator a Domino paj a presente et consentiente conciiio generali juit
propter multas causas imperio et omnibus regnis privatus, fidelibus suis
a iuraraentis sil)i prestitis ab.solntis, principibus, ad quos spectat electio,
eligendi imperatorem potestate concessa, excommunicatis omnibus illis.
qui ei aliquem f'avorem prestiterint tannjuani iiiq eraturi vel regi.
') WdIiI Vrrnehrn für X\I.
<(.) F. SCHNEIDER .
Item a magistro Zu[e]no episcopo Avinionensi. quondam socio et
capellano nostro. recepimus licteras in hec verba :
Domino suo Zueniis. Ecce pater, bestia, que iuxta vestras lic-
tei'as ascendit de mari, in amaritudinem maris. descendit, et cui
datum erat bellum cum sauctis facere et vincere illos, a sanctis et
qui locum tenent sanctorum victus dignoscitur, FR. utpote, quem,
proiecit Dominus, quia sermonem abiecit Domini et fecit malum in
conspectu ipsius, propter quod Saul depositus est a regno. Nunc
igitur confortamini, bone pater, qiiia Alexius innocens filius nocentem
ülium condempnavit. et de summo pontifice tamquam de viro cordato
omne lionum speretis. Datum Lungduni in festo sancti Alexii').
L. — Paganellus von Colle, Reichsvikar der Val di Nievole,
von Fucecchio und von dessen Gebiet für den Prinzen Friedrich
von Äntiochien, Generalvikar in Toscana, von Amelia bis Cor-
neto und in der Maremma, verurteilt das Kloster Fucecchio. das
von Corbaccione aus Semifonte wegen Nichtzahlung von 170 Pfund
Meiner Pisaner Denare, die er dem Kloster geliehen hatte, verklagt
worden war, wegen Kontumaz und befiehlt Pfändung der Kloster-
güter bis zu diesem Betrage. Pescia 1248 Juni 2.
Orifj. Lucca Avcli. Arcivescovile j G 73.
In nomine Domini amen. Cum donni Beningnus et Niccolaus
monaci abatie sancti Salvatoris de Ficechio et presbiter Guido
eiusdem abatie fuerint legiptime citati nomine ipsius abatie et pro
dicta abatia in ipsa abatia per Bindinum de Pescia nuntium curie
vallis Neule, iit per se vel sufficientem sindicum seu defensorteni
nomine ipsius abatie, seu abatia predicta, de mandato domini Paga-
nelli de Colle, vicarii vallis Neule, Ficechii et curie pro domino Fr(e-
derico) de Antiocbia domini imperatoris filio, sacri imperii in Tuscia
et ab Amelia usque Cornetum et per totam Maritimam vicario ge-
nerali, comparerent coram predicto domino Paganello vicario. ubi-
ci;mque esset in vicariatu predicto vel apud Pesciam, respondere
de iure domino Corbaccioni quondam loseppi de curia Somofontis
de Pongna pro se et procuratorio nomine pro domino Rainuctio fratre
suo, prout de ipsa procuratione pul)lice continetur manu Rodolti
notarii de Ficechio*), in quantitate centum liltrarum denariorum
') 17. Juli.
^) Die Vollmacht steht in Orirj. Lucca Arch. Arcivesc. ff X 77 ; ich gehe
sie im liegest: MCCXLVIII, uoii. dec, iud. VI. — Rauuccius de Pongno
TOSCANISCHK STl'DIEX 71
Pisanoruin parvulonun sortis, quas dictus Corbaccione pro se et
procuratorio nomine pro predicto fratre suo petere intendebat et
petebat a predicta al)atia seu a sindaco vel quocumque defensore
suprascripte abatie ex causa mutui. prout de ipso nmtuo publice
continetur in carta inde facta manu Bonaccursi notarii. sumpta de
roo-itis seu inbreviaturis Acerbi notarii, et in quantitate centum
librarum nomine pene et pro pena, in quam dicta abatia mcidit non
solvendo ipsis f'ratribus dictas libras C denariorum sortis in termino
inter eos statuto —
Item in alia parte eodem modo et causa ^etebat et petere inten-
debat libras quinquaginta predictoruni denariorum sortis et libras
quinquaginta nomine pene et pro pena, prout de predicta sorte et
pena publice continetur in carta inde lacta manu predicti Bonaccursi
notarii sumpta de inbreviaturis seu rogitis Acerbi predicti; item
in alia parte eodem modo et causa petebat et petere intendebat
libras viginti predictorum denariorum sortis et lil>ras XX pro pena
et nomine pene, prout de predicta sorte et pena publice continetur
de mutuo in carta exinde facta manu Marchiani notarii; et |de«)]
cessione iuris predictarum librarum XX sortis et librarum XX pene
publice continetur manu Eicoveri notarii. Que omnia petebat et
petere intendebat dictis de causis et rationibus dictus Corbaccione
ab abatia predicta seu a sindico vel defensore eiusdem —
Unde. cum nuUus comparuerit coram dicto vicario vel eins iu-
d(icio) sindicus vel defensor legiptimus ])ro suprascripta abatia, cum
etiam dictus nuntius, ut retulit, ad maiorem cautelam alta voce
proclainasset in claustro predicte abatie, quod. si aliquis sindicus
vel defensor nomine ipsius abatie vellet comparere coram dicto vi-
cario et bona dicte abatie et ipsam abatiam defendere et dicto Cor-
baccioni pro se et dicto suo fratre et ipsi fratri respondere de iure
certo termino*), et nuUus sindicus vel defensor suprascripte abatie
seu bonorum eiusdem comparuerit et ex toto contumaces fuerint,
ideo predictus dominus Paganellus vicarius visa et intellecta con-
curie Summofontis qd. loseppi constituit Corljacciuneni germanum suuni
qd. dicti loseppi presentem procuratorem de causis que habet cum abate et
capitulo mon. s. Salvatoris de Ficecclo coram Oddone vicai-io Ficeccii et
curie et vallis Neule pro imperio vel eius iudice vel iudicibus vel coram
Guidocto et Corsiuo iudicibus de Ficecclo ai'bitris electis a Ranuccio et
Corbaccione ex parte (una; fetdt) et ab abbate ex altera — Actum Ficeccii
iu domu filiorum qd. Guittonis. Coram Benedioto iudice qd. Guicciardi,
Aliocto tid. Ferrantis, Albitho qd. Guidonis tt. — (S. N.) Radulfus de Fi-
cecclo iinp. aule iudex ord. et not. Die Urkunde ist also am 5. Dezember
124 7 auxiiestflU.
72 F. SCHNEIDER
tumacia suprascripte abatie et }nonacorum predictorum, recepto
iiiramento a dicto Corbaccione, quod predicta per fraudem seil per
calumpniam non petebat, auctoritate predicta, qua funo^itur, pro-
nuntiavit predictum Corbaccionem pro se et procuratorio nomine pro
predicto fratre suo et ipsum suum fratrem esse mictendum per
eundem nuntium in possessionem bonorum abatie predicte ') pro quan-
titatibus suprascriptis, primo mobilium, si sunt, secundo immobilium,
tertio vero nominum et actionum, salvo iure cuiusqiie. et pro expensis.
que sunt : pro salario curie libre viginti due, et solidi V pro hac
carta. et solidi XV pro vecturis et via mei Ubaldi notarii infra-
scripti, pro eo, quod ivi in valle Ariani ad vicarium suprascriptum
in servitio dicti Corbaccionis pro eonficiendo cartam suprascriptam,
et solidi novem pro duabus citationibus et instrumentis exinde factis,
et solidi X pro executione, et soliHi II suprascripto nuntio, quia ivit
ad vicarium in valle Ariani ad denuntiandam vel recitandam cita-
tionem quam fecerat, et solidi XX pro eins advocato; nee infra
annum venientes ad causam audiantur, nisi primo restituerint eidem
Corbaccioni predictas expensas et satisdederint iudicio sisti; post
annum vero sit inde, quod ius dictat.
Actum Pescie in domo curie. Presentibus dominis Ubaldo.
lacopo et Guiliccione iudicibus, Conrado, Gaio et Cacciarege notariis
et domino Mezolombardo filio domini Conradi de Pescia testibus ad
hec rogatis et vocatis. Anno Domini nativitatis miüesimo ducen-
tesimo quadragesimo octavo, secundo iunii sexte indictionis.
(S. N.) Ego Ubaldus de Pescia ßomani imperii notarius et nunc
scriba dicte curie et dicti domini Paganelli vicarii predicte tenaite)
seu pronuntiationi interfui et mandato eiusdem vicarii publice scripsi.
a) de fehlt. b) fehlt icohl compareat.
*) Das erfolgte am 4. Juni durch die Urkunde Lucca AArcivenc. f T 10,
deren Regest ich wiederum gebe: MCCXLVIIII, pridie non. iun., ind. VI. —
Bindiuus de Pisscia, numptius curie vallis Xeule et Paganelli Guidocti de
Colle vicarii Ficeccli et cuiie et vallis Xeule pro imperio, misit et induxit
Corbaccionem de Pungno curie Summofoutis qd. loseppi pro se et pro-
curatorio nomiue pro Eaunuccio germano suo qd. los'ppi predicti in cor-
poralem possessiouem et tenutam de quattuor catenis ferrei(s) moleudi-
noram in coufinibus Ficeccli in flumine Arni loco dicto Groffo et de jwrtu
et sepe positis ibidem monesterii s. Salvatoris de Ficecclo pro CCCCXL
lib. den., sicut pronuntiatum fuit per vicarium. Folgen ähnliche Besitz-
einweisungen. Acta sunt hec in confinibus Ficeccli. — (8. X.) Rodulfus de
Ficecclo imp. aule iudex ord. atque not.
DIE MACHTBESTREBllNGEN DES RARDINALATS
BIS ZUR AUFSTELLUNG DER
ERSTEN PÄPSTLICHEN WAHLKAPITULATIONEN.
VORTHAU
GEHALTEN IM KGL. PREUSSISCHEN HLSTORISCHEN INSTITUT^).
VON
JEAN LULVES.
I. Spuren von Beteiligung der Kardinäle
an der päpstlichen Regierung
vor ihren ersten Macht-Errungenschaften.
Aus spezifisch stadt-römischen Verhältnissen ist der rö-
mische Kardinalat hervorgegangen. Die Haupt-Presbyter
an den, eine Pfarr-Einheit unter dem Bischof bildenden 25,
später 28 Titel- (oder Quasi-Pfarr-)Kirchen als Grundstamm
des bischöflichen Presbj^teriums, ferner die Vorsteher der zur
Armenpflege eingerichteten Diakonieen (anfänglich 7, schliess-
lich 21) und endlich die zu wichtigen Entscheidungen heran-
gezogenen Bischöfe der suburbikarischen Nachbarstädte, an
Zahl 8, später 7, bildeten die drei Ordines der Kardinäle.
Ursprünglich als Gehülfen bzw. Vertreter des römischen Bi-
schofs bei seinen gottesdienstlichen Funktionen, dann haupt-
sächlich als seine Ratgeber, wuchsen sie in Stellung und An-
sehn in Folge der mehr und mehr vorschreitenden Erstarkung
und Fortentwickelung des Papats.
') Dieser Vortnip:, den ich hier der Kritik vorlebe, gibt eine gedrängfcp
Übersicht über den einleitenden Teil meiner in Arbeit befindlichen Publi-
kation : Kardinalat und |)apstliche Wahlkapitulatiuneu.
74: .r. LL'LVES
Die einzelnen Kardinäle erhielten teils als Nachfolger der
Judices palatini, der hauptsächlichsten, nach byzantinischem
Muster im 4. Jahrhundert entstandenen, im 13. aber ausster
benden Beamtenschaft des Papstes, teils sonst, durch die "Wei-
terausbilduug des päpstlichen Wirkungskreises, bedeutende
Amter, von welchen das der Legati a latere, in seinem Ur-
sprung auf Gregor YII. zurückgehend, seinen Besitzern als
Trägern päpstlicher Hoheitsrechte politisches Ansehn, selbstän-
dige Bedeutung, auch Gelegenheit zur Bereicherung eintrug,
Faktoren, welche auf die Entwickelung des ganzen Standes
zurückwirkten.
Die Gesamtheit der Kardinäle, durch Leo IX. (1049-1054)
heilsam reformiert und zu einer internationalen Vertretung
des ganzen Eidkreises erhoben, beerbte schliesslich die römi-
schen Sjmoden in ihren Rechten und Funktionen; diese hatten
bis dahin den Papst in den wichtigsten Geschäften ent-
lastet, waren aber allmählich im 12. Jahrhundert verschwun-
den. Unter Ausschluss aller anderen, ursprünglich bei einer
Bischofswahl mittätigen Elemente ward dem Kardinalat das
alleinige Recht der Papstwahl definitiv durch das Dekret
Alexanders III. (1179) zugesichert, das Fundament und der
stete Ausgangspunkt für die Erlangung weiterer Bedeutung
und Macht in der Zukunft, weil der Kardinalat während der
Sedisvakanz die päpstliche Gewalt tatsächlich, wenn auch
rechtlich bald beschränkt, in Händen hatte! Damit im eng-
sten Zusammenhange schloss er sich gleichzeitig zu einem
Kollegium mit Gleichbereciitiguug aller Glieder der drei Or-
dines und mit korporativer Organisation zusammen; und so in-
nerlich gefestigt, gelang ihm die Erringung weiterer, sowohl
wesentlicher als auch äusserlicher Vorrechte, vor allem die
Überholung erst der Biscdöfe, der Träger der für die Kirche
fundamentalen Episkopalverfassuug, bald auch aller übrigen
Stufen der Hierarchie, natürlich nur hinsichtlich der .Juris-
diktions-, nicht der Weihegewalt.
Dieser Hinweis auf die Hauptmomente der ersten Ent-
wickelung des Kardinalats mag hier genügen. Er schafft uns
die Basis für die weitere Darstellung, vorerst für die Fest-
stellung von Spuren einer nachweislichen Teilnahme dieser
DIE MACHTBBSTREBUXOKX DES KARDIXALATS 'BIS 1406) 75
gewissermassen verfassungsmässigen Ratgeber des Papstes
an seiner Regierung bis zu den ersten Konzessionen, welclie
ihnpn im 13. Jahrliundert das Papsttum gewährt hat. Ich
spreche dabei, wohlverstanden, von den Kardinälen stets als
Gesamtheit, als Kollegium, nicht von dem Einfluss einzelner
Kardinäle, hier als spezieller Ratgeber eines Papstes, wie ja
auch die späteren Wahlkapitulationen der Ausdruck der
Wünsche und Machtbestrebungen des ganzen Kollegiums
gewesen sind.
Die Teilnahme an der Regierung, wie die Verwaltung
der eigenen Angelegenheiten fand in der Versammlung der
Kardinäle unter Vorsitz des Papstes, das heisst im Konsisto-
rium, statt, wofür sich entsprechende Analogien aus Byzanz
nachweisen lassen. Wann die Konsistorien, welche in secreta
und publica unterschieden werden, in regelmässiger Folge auf-
getreten sind, wann also eine gewisse Ordnung im Geschäfts-
gang eingerichtet worden ist, das lässt sich nicht feststellen.
Schon wegen der vielen Anforderungen in der Rechtspflege
hat Alexander III. täglich, Innocenz III, dreimal wöchentlich
Konsistorien abgehalten, wobei letzterer, wie ausdrücklich
hervorgehoben wird, einen abgekommenen Gebrauch erneu-
erte 1). Die Mitarbeit der Kardinäle wird durch Formeln wie
de conimvni consensu coUcgii, cum consensii et auctoritate cardi-
7ialium, cum consensii et vohmtate ejnscoporiim et cardinalhim,
am häufigsten durch die Formel de fratrum nostrorum consilio,
eventuell mit beigefügtem et consensu oder auch et assensu
bezeichnet.
Ich gebe nun kurz eine Zusammenstellung der Fälle, in
welchen jene Formel urkundlich von den Päpsten gebraucht
wurde, also der Materien, in welchen die Kardinäle gewisser-
massen als mitbeteiligt an der päpstlichen Regierung er-
schienen: dabei ist es nicht ausgeschlossen, dass in einzelnen
Beispielen auch noch andere Mitberater, besonders Bischöfe
oder Rechtsgelehrte, genannt werden.
Vor allen waren es die Fälle, welche früher auf der alten
Synode behandelt wurden, Fragen, die begründet sind in der
päpstlichen Lehrauktorität und in der Machtvollkommenheit
't Gesta Inuoeentii III. c. 41.
76 .T. LULVES
des päpstlichen Primats i). Da nahmen die erste Stelle Glau-
benssachen ein, in welchen der Papst bei Ausübung seiner
Lehrgewalt nicht allein, sondern nur in Gemeinschaft mit
der allgemeinen Synode zuständig ist. Der Papst bedarf
des Zeugnisses der Ecclesia, dass seine Glaubensentscheidang
wirklich Feststellung des göttlichen Wortes ist'-). Sofern nun
allgemeine Konzilien nicht einberufen wurden, galten die
Kardinäle als Nachfolger und gewissermassen als Repräsen-
tanten der Synode, der Ecclesia. Mit ihnen hat der Papst
Inquisitionsfragen, ehe sie durch Gregor IX. 1233 den Domi-
nikanern übertragen wurden, ünionsverhandlungen mit den
Griechen, Universitätsangelegenheiten, die Giltigkeit von Wei-
hen häretischer, schismatischer und exkommunizierter Bischöfe,
femer, schon in das Gebiet der päpstlichen Disziplinargewalt
übergreifend, Kanonisationen, Angelegenheiten der Orden be-
sprochen. War aber die Berufung eines allgemeinen Konzils
unumgänglich notwendig, dann wurde bei den Einberufungs-
angelegenheiten der Rat der Kardinäle zugezogen.
Ihr Rat ward des weiteren eingeholt in Sachen blosser
Disziplin, bei den sogenannten catisae maiores oder causae ar-
duae, auch causae consistoriales genannt, so :
1. bei Angelegenheiten, welche Bistümer und Bischöfe
betrafen. Das galt als feststehend schon im 11. .Jahrhundert.
d. h. in der Zeit, in welcher die Kardinäle die Superiorität
über die Bischöfe zu erringen anfingen. In weiterem Sinne
gehörten hierzu auch die Kardinalskreationeu, bei Avelchen die
Formel de fratnim nostrorum consiJio stehend geworden war;
2. bei Bestätigung der AVahl von Äbten und Äbtissinen
der eximierten Klöster, wofür sich die ersten Beispiele im
12. und 13. Jahrhundert finden. Die Privilegien, durch welche
Klöstern und Kirchen jeglicher Art, Kapiteln, Gemeinden.
Orden, Bistümern und Erzbistümern, Kreuzfahrern und sonst
einzelnen Personen der päpstliche Schutz, die lihertas Romana,
verliehen ward, wurden seit der Mitte des 11. Jahrhunderts
') Vgl. Hinschius, S^'stem des katholischen Kirchenrechts T 200 f.
365 f.-, für das folgende verschiedene Detail- Angaben aus J. B. Säg-
müller, Die Tätigkeit der Kardinäle bis Papst Br.nifaz VIII (iHMy S.4sif.
") E. Sohm, Kirchenrecht I 454.
DIE MACHTBESTUEBl XGEX DES KAKDIXALATS (l!IS 1406) 77
mehr und mehr von den Kardinälen unterzeichnet, besonders
seit Paschalis II. (1099-1118); er fügte zuerst die eigene Un-
terschrift ein. Seit Innocenz II. (1130-1143) wurden jene Pri-
vilegien anscheinend regelmässig von den beim Papste anwe-
senden Kardinälen unterschrieben^):
3. bei Abordnung der mit wichtigen Missionen beauftrag-
ten Vikare, Primaten, Legaten, besonders der legati a latere,
Sie ward im Konsistorium vorgenommen, in auffallend ver-
mehrter Zahl seit Innocenz III. Geschah die Ernennung des
Kardinallegaten in camera, d. h. durch den Papst ausserhalb
einer Konsistorien-Sitzung, so waren ebenfalls alle Kardinäle
zugegen.
Wie sich der Bischof bei Veräusserungen aus dem Besitz
der Kathedrale oder des Bistums, den alten Canones gemäss, vor-
erst der Zustimmung seines Presbyteriums versichern musste,
und wie in paralleler Rechtsentwickelung zur Veräusserung
von Reichsgut die Zustimmung der Mehrheit der Fürsten
bzw. Kurfürsten erforderlich war, so hatte der Papst die Zu-
stimmung der Kardinäle bei jeglicher Alienation aus Kirchen-
gut und im Kirchenstaat einzuholen. Dieses alte Herkommen
ward auch bei Entscheidungen über die päpstlichen Lehns-
staaten wie Neapel, Sizilien, Sardinien, England etc. beo-
bachtet: es ging im Grunde auf eine Bestimmung des Papstes
Symmachus aus dem .lahre 502 zurück und ward 123-1 von
Gregor IX. durch seine Konstitution Rex cxcelsiis von neuem
gesetzlich festgelegt und dabei verschärft. An den Bera-
tungen über die oberste Leitung des Finanz- und Vermögens-
wesens der Kirche nahmen die Kardinäle dem entsprechend
ebenfalls teil.
Zum Gebiete des Kirchengutes gehören im weiteren Sinne,
wie alle anderen geistlichen Abgaben, auch die Kreuzzugs-
steuern: sowohl bei der Anordnung von deren Erhebung aus
Kirchengut, als auch bei allen von Päpsten, besonders seit
Innocenz III., gepredigten Kreuzzügen, sei es gegen Ungläu-
bige, sei es gegen Ketzer oder sonstige Widersacher des Papst-
tums, wie z. B. die Staufer in Unteritalien, wird in Urkunden
und Berichten der Rat der Kardinäle erwähnt.
') V^I. H. liressliiu. rrkumlHiih-iire I a»H9) 72 und Tln.
78 •!• l^ULVES
Nicht allein als Erben der Gerechtsame, welche die Syn-
.oden gewohnheitsmässig besassen, sondern auch als Nach-
folger der Jndices palatini in ihrer Wirksamkeit an der Kurie
und zwar in der aiuUentia episcoimlis^ dem Gerichtsstand für
causae civiles ^), unterstützten die Kardinäle den Papst in der
Ausübung seiner richterlichen Tätigkeit. Die Jurisdiktion über
Geistliche {de religionc oder de rdigioso) stand ihnen bereits zur
Zeit Leos IV. längst zu nach dessen Konstitution von 853 -).
Als Bischof hatte der Papst die Gerichtsbarkeit in seiner
Diözese, als Metropolit bildete er die Appellationsinstanz von
den übrigen bischöflichen Gerichten seiner Provinz, als Papst
für jeden durch die Provinzialsynode abgesetzten Bischof
seit der Synode von Sardica (343), bis er schliesslich die letzte
Instanz für alle kirchlichen Gerichtssachen geworden war.
Zudem war die Kurie das oberste Appellationstribunal für
den Kirchenstaat, übrigens vorzugsweise auch der Gerichts-
hof für fürstliche Ehehändel. Die Fülle der sich daraus erge-
benden Prozessfälle wurde zwar durch verschiedene Ressort-
begrenzungen beschränkt, erforderte aber doch die Mitarbeit
der Kardinäle in hohem Masse, schon als Auditoren in der
Voruntersuchung, dann im Konsistorium, bis die im Anfange
des 14. Jahrhunderts als bestehend na(;hweisbare Rota eine
starke Entlastung herbeiführte. Aus der Rechtstätigkeit der
Kardinäle, welche der hl. Bernhard in einem Schreiben an
seinen Schüler, Papst Eugen III., abfälligst kritisiert hat,
folgte natürlich, dass zahlreiche Kardinäle, auch Päpste, wie
Alexander III., Innocenz III. und TV., Bonifaz VIII. , Cle-
mens V., Innocenz VI. etc., viel mehr Juristen als Theologen
waren, was Roger Baco zu dem Ausspruch veranlasste: „Die
Juristen sind es, welche jetzt die Kirche regieren"'').
Auch politische Angelegenheiten haben die Päpste mit den
Kardinälen beraten, und gerade auf diesem Gebiete lag letz-
teren viel an einer möglichst mitbestimmenden Beteiligung
bei Beratungen und Entscheidungen.
■) Kraft der Konstitutionen Konstantins des Grossen von 321 und
831, vgl. S. Keller, Die sieben römischen Pfalzriohter im Byzantinischen
Zeitalter (1904) S. 37 ff.
") J.-E. n. 2633.
-■') Döllinger, Papstthum (1892) S. 95 und 42H.
DIE MACHTBESTRKBUNGEX DES KAUDINALATS i HIS 1406; 79
AVelche Bedeutung haben nun Formeln wie de frutrum
nostrorum coiisüio oder ähnlichen Wortlauts tatsächlich g»^-
habt? In wieweit bezeichneten sie eine wirkliche Teilnahme
des Kardinalskollegiums an den einzelnen aufgeführten Ver-
handlungen, an der päpstlichen Regierung?
Bei Untersuchung dieser Frage kommen nicht die laufen-
den, eines besonderen Interesses entbehrenden Geschäfte, durch
deren Erledigung das hl. Kollegium den Papst entlastete, in
Betracht, sondern vornehmlich wichtigere Fragen, besondei's
politischen Charakters. Mitunter ist jene Formel, obgleich sie
faktisch begründet war, in Urkunden nicht gesetzt worden,
weil sie im Kanzleiformular, z. B. aus dem Liber diurnus,
oder in der benutzten Vorurkunde nicht gestanden hat, wie
es H. Bresslau i) durch gleichzeitige Stücke, welche ausserhalb
der Kanzlei geschrieben worden sind, wahrscheinlich gemacht
hat. Umgekehrt, wo nach Anweisung von Formelbüchern,
etwa der sächsischen Summa prosaram dictaminis oder nach
dem Baumgartenberger Formularias, die Formel gesetzt wer-
den musste, konnte sie wohl gegebenen Falles nicht zutreffen.
In gewissen, für Fürsten bestimmten Urkunden wurde sie
zur Hebung der Feierlichkeit, also um des Effektes willen
angewendet.
Die Möglichkeit, dass die Formel wissentlich unwahr von
einem Papste in eine Urkunde gesetzt worden sei, wird tat-
sächlich eingetreten sein, wenn wir der Behauptung des letz-
ten Kapitels der Wahlkapitulation von 1431 -), welches sich
inhaltlich an das (i. Kapitel der Ccqjita ayendorum anschliesst,
Glauben schenken dürfen. Beide Stellen zeigen gleichzeitig,
dass die Ausdrücke consilinm und consiliuni et coiiscnstis in
Konsistorial-Angelegenheiten gleichbedeutend sind ^). Denn
von Hause aus muss man annehmen, dass im Einzelfall der
Rat der Kardinäle nur dann ausdrücklich angegeben wurde,
wann er auch wirklich befolgt worden war, und dann lag
der conseiisus vor. 1431 wird nun vom Papste verlangt, dass
er in allen Fällen, in qiiihus consilium dominorum cardinalium
') A. a. O. I 708.
*) H. V. d. Hardt, Constaiiciense concilium 1 (17U0) öp. 513.
'■^) AiiiltTS Bipsslau I 710.
80 J. MM.VES
requirifiir, . . . in literis suis sive apostolicis scribi faciet nomina
cardinali^im consiliiim et consensiim praebentiiim, videlicef
uhidicitur de consilio venerahilium fratmm nostrorum, videlicet
talis et tdlis etc., .. . iit excludatnr ahiisus, qiä longo tempore ser-
vatus est.
Wo die Formel auftritt, darf wohl trotz alledem zumeist
angenommen werden, dass die betreffende Angelegenheit
wirklich im Konsistorium vorgekommen ist, aber in welcher
Art und Weise, ob vor allem eine freie Meinungsäusserung
von Seiten der Kardinäle, wenigstens der meisten Kardinäle
erfolgt ist, das bleibt dabei zweifelhaft. Bei selbstherrlichen
Tiaraträgern wird die ßatserfragung im Konsistorium im
grossen und ganzen eine Formensache gewesen sein. Wenn es
z. B. von Bonifaz VITI. heisst: Ipse a cardinalihus non petehat
sequenda consilia, std exigehat consensus ad id, qiiod i olebat (und
inhaltlich gleich drücken sich andere Zeitgenossen über ihn
aus), so ist die Bedeutungslosigkeit der Formel für Zeiten
energischer Päpste dargetan, welche die ihnen zustehende
plenitudo potestatis auch gründlich zum Ausdruck zu bringen
verstanden.
Doch wir brauchen nicht immer an eine mehr oder we-
niger durch Drohungen bewirkte Einschüchterung der Kar-
dinäle zu denken ; im Konsistorium w^ird es stets Persönlich-
keiten gegeben haben, welche durch die gewichtige Stellung
des Pontifex eingenommen, in ihm wirklich, dem Dogma
entsprechend, den Vertreter Christi sahen, nicht mehr den
von ihnen selbst nach Intriguen und Plänkeleien gewählten,
einstigen Mitkardinal, und so, gewonnen und fasziniert, als
eigenen Rat die Meinung des Herrschers aussprachen; an-
dere taten dasselbe, aber aus empfundenen egoistischen Mo-
tiven, weil sie es für angebracht hielten, sich den Pontifex
gewogen und gnädig zu erhalten. Endlich konnte ein geschickt
operierender Papst auch bei einem, in der Majorität wider-
strebenden Kollegium unter Ausnutzung der stets vorhande-
nen Parteigegensätze sein Ziel erreichen, wie es Gregor X.
bei Durchbringung der Konklavebulle Uhi pericidum ver-
standen hat 1).
') C. .J. Hefel(N Concilienjjescliiclite VI (1867) 126.
ÜIK MACHTBESTKEüUXGEN DES KARDINALATS (iJI.S 1406) 81
So werden sich wohl meistenteils Beistimmungsbezeugun-
gen im Konsistorium gefunden haben, welche als consensus
aufgefasst und. ausgegeben werden konnten.
Hingegen ist die Zustimmung eines unterzeichnenden Kar-
dinals als sicher vorauszusetzen, wann sich seine Unterschrift
mit einem Ausdrucke des Konsenses, welcher über die ein-
fache Bezeugung der Tatsache hinausgeht, in Synodalakten,
in päpstlichen Urkunden, besonders in sogenannten Konsi-
storialbullen, vorfindet, wenigstens für das 11. Jahrhundert,
als weniger sicher, seitdem von Innocenz IL ab Kardinals-
unterschriften auf den feierlichen Privilegien regelmässig
erscheinen, welche ja zumeist, wie erwähnt, KonsistorialbuUen
waren i).
Unter diesen Umständen kann man der Formel de consilio
et consensu frutrtim nostrorum meines Erachtens den Wert
ihrer wörtlichen Bedeutung beilegen nur bei schwächeren
Naturen unter den Päpsten, welche sich angewiesen fühlten
auf den iJat und die Unterstützung anderer aus Furcht vor
der eigenen Verantwortung. Die jeweilige Bedeutung der
Formel hing also von der Individualität des Papstes, aber
auch von den führenden Individualitäten im Kardinalskolle-
gium ab "■').
Daher der auffallende Gegensatz: Die häufige Anwendung
der Formel bei einer so eigenmächtigen, allerdings juristisch
empfindenden Natur Avie Bonifaz VIII., welcher Konsistorien
wohl regelmässig, aber seltener als sein Vorgänger abhielt,
auch Gründe fand, sie ganz ausfallen zu lassen, weil sie ihm
unsympathisch waren, um wichtige politische Angelegenheiten
ohne Befragung der Kardinäle zu erledigen, und das relativ
seltenere Vorkommen der Formel bei seinem unselbständigen
Nachfolger Benedikt XL, welcher nach den Worten des ara-
gonesichen Gesandten ''i fast alles nach dem Rate der Kar-
'; Vj»!. Bresslau I 7 ID. sl? und auch 72,
- 1 Vielleicht liegt dem Ausdi'uok eonsiliuvi et consensus fratrum nostro-
rum eine dunkele, aber nunmelir bedeutungslose Erinnerung an den Ur-
sprung einzelner Teile des lil. Kollegiums zu Grunde: 6'on««7tMm bedeutete
den Beschluss des Presbyteriuras, also der Kardinalpresbj'ter. consensus
den Beschluss der (remeinde, repräsentiert duroli die Kanlinaldiakone.
^; H. K i n k e , Acta Aragonensia S. LVIII.
82 J. LTLVES
dinäle tat. Aus den Erfahrungen dieses Pontifikats heraus
und gleichzeitig in Reflexbewegung gegen die "Willkür Boni-
faz' VIII. hat, wie mir scheint, der zeitgenössische Kanonist
und Kardinal Johannes Monachus im Sinne seines Standes
die Ansicht fixiert, dass der Papst die causae arduae nur mit
Rat oder Zustimmung der Kardinäle zu entscheiden habe,
als ein gewissermassen durch Verjährung eingetretenes Recht.
Er verwies dabei auf den Rechtszustand bei den Domkapiteln,
welcher seit der Mitte des IB. .Jahrhunderts die genaue Un-
terscheidung zwischen co7isilinm und dem consensius ergeben
hat, durch welchen die Handlungsfähigkeit eines andern, also
dort des Bischofs oder Abtes, bei Erledigung von ardua
negotia eingeschränkt wird '). Dass übrigens diese Unterschei-
dung für die Konsistorien meines Erachtens nicht passt, habe
ich bereits gesagt.
Die angegebene Ansicht des .Johannes Monachus, welche
mit denen verschiedener anderer, früherer und späterer Ka-
nonisten im Grossen und Ganzen übereinstimmt, ward einer-
seits unterstützt durch die Auffassung der Ecclesia Romana,
wie anderer Kirchen, als einheitliches Corpus mit dem Papste
als Haupt und dem Kardinalskollegium als membra. woraus
gefolgert wurde, dass beide Teile ihre Beschlüsse kollegialiter
zu fassen hätten, anderseits aber durch Äusserungen von
Päpsten. Mit der Motivierung, dass die betreffende Massregel
ohne Heranziehung des Rates der Kardinäle getroffen und
deshalb ungültig sei, hat z. B. Paschalis II. 1111 die ihm
von Kaiser Heinrich V. abgezwungene Konzession bezüglich
der Laieninvestitur wieder zurückgenommen, haben Hadrian IV.
1156 und Alexander III. 1163 ein von Anastasius IV. verlie-
henes Privileg für Compostela widerrufen, hat Bonifaz VIII.
1294 von seinem Vorgänger erhobene Erzbischöfe, Bischöfe
und Prälaten suspendiert, hat Benedict XL 1303 die Statuten
Bonifaz' VIII. für die Marken aufgehoben.
Alle diese Motivierungen sind wohl von kardinalsfreund-
lichen Kanonisten gründlich für ihre Beweiszwecke ausge-
nutzt worden, aber in Wirklichkeit hier nicht zu verwerten ;
') Siehe c. 4. 5 (Alex. III) X de his quae fiunt a praelato III 10.
DIE MACHTHESTREHUNGEX DES KAKDlXALiTS HIS 1406l .S3
sie waren zumeist nur Vorwände, um störend gewordene
Massregeln zu beseitigen, sie beweisen höchstens, dass der-
artige Angelegenheiten damals gewohnheitsmässig das Kon-
sistorium zu passieren hatten.
Dass der Papst die Kardinäle befrage oder sich gar ihres
Konsenses versichere, war in Wirklichkeit nur ein Herkom-
men, wie es der willfährige Clemens IV. 1268 einmal nannte :
ein predocessorum nostrorum mos hiudahilis, eine Forderung
der Dezenz, nicht der Rechtspflicht oder gar der Notwendig-
keit. Dass Coelestin V. das Befragen unterlassen hatte, das
machte ihm Kardinal Giacomo Stefaneschi zum Vorwurf;
das Befolgen hätte ihm ja freigestanden.
Früher und energischer hatte aber ein Realpolitiker dar-
auf hingewiesen, dass der Papst bei der ganzen Leitung der
Kirche, in allen Fragen der Politik und der G-esetzgebung,
an die Zustimmung des Kardinalskollegs gebunden sei. näm-
lich der Hohenstaufe Friedrich II., als ihm für seine Zwecke
im Kampfe gegen Papst Gregor IX. 1239 eine oligarchische
Umbildung der Kurie vorteilhaft erschien, und ähnlich war
er gegen Innocenz IV. 1244 verfahren i). Den Kardinälen,
den „eigentlichen Nachfolgern der Apostel'', gestand er das
noch von seinem Grossvater Friedrich I. 1159 tatsächlich aus-
geübte Recht der Einberufung allgemeiner Konzilien zu. Er
hatte den seiner Zeit weit voraus eilenden Gedanken, das
hl. Kollegium als einen besonderen politischen Faktor zu-
sammenzufassen und zu selbständiger papstfeindlicher Aktion
zu drängen. Doch ohne Erfolg! A\ ohl haben damals, wie schon
früher, einzelne Kardinäle eigene Politik getrieben auch gegen
das Oberhaupt der Kirche, der Kardinalat aber als Ganzes,
der nur mit dem Fortschritt des Papsttums zusammen hatte
wachsen können, war zur Zeit noch nicht reif genug, sich
von jenem, in welchem die Wurzeln seiner Kraft lagen, zu
trennen.
') F. Graefe, Publizistik in der h-tztfn Epoche Kaiser Friedrit-lis II.
8. 11 ff. 27.
84 J. LI LVES
ir. Machtkonzessionen des Papsttums
an den Kardinalat vor Aufst'ellung der ersten
Wahlkapitulation.
In einer Beziehung und zwar in der wichtigsten, weil
durch sie seine Macht am wirksamsten gefördert wurde, hat
der Kardinalat seit dem Beginne des 13. Jahrhunderts einen
bestimmenden Eintiuss auf die Massregeln der meisten Päpste
jener Epoche ausgeübt: Es glückte ihm zumeist, trotz aller
Parteiungen, die Kardinabkreationen von seinem Eiafluss
abhängig zu bewahren und dadurch vor allem die Zahl im
hl. Kollegium gegen früher zu mindern und sie dann mög-
lichst niedrig zu halten; das war gleichzeitig eine finanziell
wichtige Vorkehrung. Je geringer die Zahl der Kardinäle
war, mit einem desto kleineren Kreis teilten sie nicht nur
Macht und An sehn, desto grösser war aber auch der Anteil
des einzelnen an den gemeinsamen Einkünften.
Am Anfange des 12. Jahrhunderts hatte die Zahl etwa 50
betragen, aber im 13. Jahrhundert sank sie, allein in den
elf Pontifikatsjahren des schwachen Honorius III. (1216-1227)
von "27 auf 18. 1261 und 1277 sogar auf 8 bezw. 7, um erst
im 14. .Jahrhundert bis zum Ausbruch des Schismas auf die
Durchschnittszahl 20 zu steigen. Mehr oder weniger stark vom
Kollegium beeiuiiusste Päpste, wie Alexander IV. (1254-1261)
und Clemens IV. (1265-1268), haben trotz 7 bezw. 4 .Jahre
langem Pontifikat überhaupt keinen Kardinal kreiert'). Die
oligarchischen Machttendenzen der Kardinäle zum Schaden
der Gesamtkirche dokumentierten sich nicht bloss in langen
Sedisvakanzen. in welchen sie de facto allein herrschten und
die gesamten Einkünfte des Papsttums bezogen, sondern auch
in der häufigen Erhebung zumeist ungefährlicher Greise, so
dass das letzte Viertel dieses 13. Jahrhunderts nicht weniger
als zehn Päpste gesehen hat, darunter nach fast elfmonat-
lichem Konklave Nicolaus IV. (1288-1294) : j[)ro nimia h^nigni-
täte siia ductilis fuit ita, guod pro vohintate cardinalhim regehatur ;
'; Vgl. Wenck in (rött. gel. Anzeigen 1900 S. 160 ff.
DIE MACHTBESTRBBUNGEN DES KAllDINAL.U'S (BIS 1406) 85
seiner bedienten sich nun die Pnrpurträger für ihre Bestre-
bungen. Zur Mehrung ihres Vollgefühls der Überlegenheit
trug der Erfolg der senatorischen Konstitution Nicolaus' III.
von 1278 bei, welche sie von dem bedrohlichen Einflüsse des
Anjou, König Karls I. von Neapel, allerdings befreit, aber
gleichzeitig mit den Interessen des ehrgeizigen römischen
Adels wieder so eng verknüpft hatte, dass dieser im hl. Kol-
legium bald ein relatives Übergewicht erlangte und auch
noch seine Parteiungen dort hineintrug.
Von Nicolaus IV., dem Mönche aus einem Dorfe in der
Nähe von Ascoli, erreichten die Kardinäle nicht nur die er-
neute Aufhebung der bekannten, ihren Prätensionen hinder-
lichen Konklavebulle Gregors X. von 1274, sondern auch die
schriftliche und gesetzliche Festlegung bereits grösstenteils
errungener finanzieller Vorrechte in der Konstitution vom
18. Juli 1289 Coelestis altitwlo. Sie überwies dem hl. Kol-
legium definitiv die Hälfte des Census und aller sonstigen
Einkünfte, Strafgelder etc. aus den sämtlichen Gebieten der
römischen Kirche und sie sanktionierte ihm dabei eine Anteil-
nahme an den päpstlichen Hoheitsrechten bei der für die Kar-
dinäle wichtigen Verwaltung der zinspflichtigen Ortschaften
und Länder. Die Ein- und Absetzung der Rektoren und Kol-
lektoren sollte nämlich de consilio canlincdmm predictorum er-
folgen, wobei ihr consensus natürlich mit einbegriflfen war.
Es ist zweifellos, dass die in ihrer Bedeutung sich immer
höher erhebende Stellung der Kardinäle einen kostspieligen
Aufwand erforderte, dass sie demgemäss auf eine Vermehrung
ihrer Einkünfte bedacht sein mussten. Dazu trug das Auf-
blühen der Kapital Wirtschaft in Italien bei, welche, eine Folge
des grossen Welthandels, neue ökonomische Verhältnisse schuf.
Dem einzelneu Kardinal genügten die Einkünfte aus seiner
Titelkirche, welche auf der alten Naturalwirtschaft beruhten,
die Einkünfte aus seinen kirchlichen Funktionen, aus den
Einnahmequellen nicht mehr, welche sie mit anderen Kle-
rikern der Kurie gemein hatten; solche waren die Presby-
teria, päpstliche Geschenke bei feierlichen Anlässen, Bene-
diktionsgelder bei der Ordination, die verwandte Pallientaxe
und ähnliche Oblationen der in Rom konfirmierten und kon-
sekrierten Bischöfe und Abte. Dazu kamen spezielle Geschenke
86 J. LILVES
des Papstes i), wie unter Clemens IV. (1265), 300 Mark betra-
gende Zuweisungen für jeden bedürftigen Kardinal, eine den
späteren piatti cardinalizi entsprechende Einrichtung. Mehr
als vorher verschaffte sich der einzelne in verschiedenen Län-
dern einträgliche Pfründen, wobei die Vereinigung mehrerer
in einer Hand bereits im 13. Jahrhundert stehende Gewohnheit
geworden war, bereicherte sich auf etwaigen Legationen, wozu
dort, wie zur Erlangung von selbständigem Einiluss, durch
Verbindung mit weltlichen Fürsten Gelegenheit geboten war.
Besonders freigebig mussten die Päpste ihren Wählern ge-
genüber sein, vornehmlich denen, welchen sie die Entschei-
dung verdankten. So verlieh der gefügige Nicolaus IV. auf
Lebenszeit einzelnen Kardinälen die Abgaben von Städten
und Kastellen des Kirchenstaates "''), ein Vorbild für die spä-
tere Verteilung dieser im Konklave.
Zu dem, was der einzelne für seine Person erhielt, er-
strebte nun die Gesamtheit weitere feststehende und geregelte
Einkünfte, nämlich einen gewissen Anteil an päpstlichen Ein-
künften, was ihr auch allmählich gelang. Wenn Kaiser Fried-
rich I. Papst Lucius ]11. vorschlug, den Kardinälen alljähr-
lich ein Neuntel aus den Einkünften des Mathildischen Gutes
ausfolgen zu lassen, so bleibt es zweifelhaft, ob schon damals
eine allgemein gültige Quote fixiert war, ebenso noch bei
der Notiz des Chronicon Urspergense ^) über die gewissen-
hafte Verteilung der kardinalizischen Einkünfte durch ihren
ersten nachweisbaren Kämmerer Cencius Savelli, welcher
als Papst Honorius III. 1216 den päpstlichen Stuhl bestieg.
18 Jahre später (1234) ersuchten aber die Kardinäle König
Heinrich 111. von England, aus dem 1000 Mark betragenden
Censns^ welchen er an den hl. Stuhl zu zahlen hatte, die ihnen
zukommende Hälfte separat zu schicken. Da scheint eine
Halbiermig gewisser päpstlicher Einkünfte zu Gunsten des
Kardinalats bereits üblich geworden, zum mindesten vorge-
kommen zu sein, darunter wahrscheinlich schon der Servitia
conimunicij welche Bischöfe und Abte bei ihrer Ernennung
'> Sägmiiller S. 186 ff.
'•'i Langlois, Eegistres de Nicolas IV n. 7059-(i4. 7074-75,
"; MG. SS. XXIII 378.
DIE MACHTBESTRFMJl'NGKN DES KARDINALATS (I5IS 1406) 87
bzw. Bestätigung zu entrichten hatten. I'erner hat Gregor X.
bald nach seiner Wahl im Jahre 1272 die Hälfte des Census
von 8000 Unzen Gold aus dem Königreich Sizilien dem hl. Kol-
legium überwiesen.
Aus diesen Beispielen geht hervor, dass Nicolaus' IV. Kon-
stitution von 1289 bloss die Bestätigung von Gewohnheits-
rechten gewesen ist, wie so häufig im Mittelalter allmählich
entstandene Bräuche erst nachträglich kodifiziert worden sind.
Neu waren höchstens eine mehr oder minder starke Abrundung
des Einnahmegebietes und die Festlegung einer Mitwirkung
der Kardinäle bei Ein- und Absetzung der Rektoren und
Kollektoren, die erste uns bekannte Konzession aus den päpst-
lichen Hoheitsrechten, welche sich die Kardinäle zu erringen
gewusst liaben.
Dass übrigens Gregor X., abwesend gewählt, eben ein-
getrofifen und ohne seine Position zu übersehen, dem durch die
fast dreijährige Sedisvakanz in seiner Gewalt bedeutend ge-
stärkten Kardinalat, welchem er nicht angehört hatte, das
vorher genannte Zugeständnis übereilt gemacht und dass er
es sehr bald bereut hat, ergibt sich aus einer Erklärung,
^\ eiche in seinem Namen ein camere domhii juipe custos et
clerictis^ der Prokurator Berengar de Sury, abgegeben hat
und die Paul Fahre sowie J. P. Kirsch i) inkorrekt als
Protest der päpstlichen Kammer aufgefasst haben, nämlich
dass mit dieser Konzession den Kardinälen kein definitives
Anrecht an dem Census er^yB.chHe■. er verbleibe vielmehr mfe-
graliter dem Papste und seinen Nachfolgern. Gregor X. scheint
sich mit dieser Erklärung begnügt zu haben: si*e zeigt die
Besorgnis, mit der die Päpste derartige (wie die übermässigen
Pfründenverleihungen) zumeist wenig freiwillige Zugeständ-
nisse an die wachsende Macht des Kardinalats erteilten. Die
Konzession, die vielleicht auch er nicht als erster gewährt
hatj zurückzuziehen, wagte er nicht. Die Kardinäle haben
') Fabre-, Le.Libnr ceusuiini ile Teglisf Romaine (1892) p. "J"; Kirscli, Fi-
uan'/verwaltunjr des KardinalkoUefjiums (IH'Jö) S. 3. Die von E. Steru-
tVld. Kardinal .Toliann (Jai-tan Orsini ("190.5^ S. 195 f. 321 tt'. daran ange-
knüpften V«'rniutunf^en Hrscheinon mir niolit einleuchtend.
88 .T. LULVES
sie dann zu einer dauernden zu gestalten gewusst ^). Dagegen
hat Gregor X. die Präpotenz des Kardinalats in anderer
Weise zu schwächen gesucht, indem er dessen Kompetenzen
in seiner Hauptaktion durch die Konklavebulle von 1274 be-
schnitt, deren Aufhebung die Kardinäle wenigstens zeitweilig
unter Hadrian V., Johann XXl. und Nicolaus IV. durchzu-
setzen verstanden haben.
Die von Nicolaus IV. aufgezählten Einkünfte sind in der
zugestandenen Hälfte dem hl. Kollegium stets ausgezahlt
worden; kein Papst scheint eine Verringerung auch nur ver-
sucht zu haben ; sogar der skrupellose uud selbstherrliche
Bonifaz VIII. spricht 1297 von der Überweisung der Hälfte
des census Siciliae und des censiis Angliae wie von einer selbst-
verständlichen Sache: ein Beweis nicht nur dafür, dass die
Zuweisungen Nicolaus' IV. Gewohnheitsrechte waren, sondern
auch dass sie mindestens teilweise in den damaligen ökono-
mischen Verhältnissen begründet gewesen sind. Während
unter Clemens V. durch die Übersiedelung der Kurie nach
Avignon einzelne Überweisungen an das hl. Kollegium zeit-
weilig ausbleiben mussten, wohl auch in Vergessenheit geraten
waren, bis eine von Erfolg gekrönte Reklamation eingetreten
war, finden sich bei seinen nächsten Nachfolgern j edesmal
aus den ersten Tagen des Pontifikats Zugeständnisse an das
Kollegium, welche in ihrem Wortlaut lebhaft an jene von
Nicolaus IV. erinnern, nämlich bei Johann XXII. (1316) ausser
der Hälfte des Bestandes des päpstlichen Schatzes die Hälfte
omnium servitiorum, visitationum, censmim. fructimm et aliorum
debitomm undecnnque veniencmm '■), also räumlich unbegrenzt,
aber zeitlich auf die Zeit seiner Wahl {tempore sne creatiouis)
beschränkt — vermutlich ein erweitertes Wahlgeschenk, das
bei Clemens' V. Vorgänger, Benedikt XI., zum ersten Male
bezeugt worden ist (1303) — , bei Benedikt XIE. mehr er
Zuwendungen an das Kardinalskollegium : Ausser einem AVahl-
geschenk von 100 OüO Gulden, dessen Höhe einen Rückschluss
'j Nach P. M. Baumj?arten, Camera collegii oardiualium flSüS»
S. CXXVIII f. ist in der Zeit von 1272-128!) die Hätfte des Census Sici-
liae den Kardinälen mindestens siebenmal überwiesen Avorden.
-) Baumgarten a. a, O. S. CLIIII ff.
DIE MACHTBESTREBL'NGEN DES KARDINAUftTS (BIS 1406) 89
auf die Grösse des von Johann XXII. erworbenen Schatzes
zulässt, sicherte er in Gegenwart von je drei Kardinälen aus
jedem Ordo und von Klerikern der päpstlichen Kammer und
des Kollegiums letzterem folgendes zu : Die Überweisungen
Nicolaus' IV., doch vervollständigt durch die Hälfte des Peters-
pfennigs und aller Visitationsgelder aus dem ganzen Gebiete
der römischen Kirche *). Die letztere Abgabe, welche einige
Erzbischöfe und Abte gelegentlich ihrer Visitatio ad Umina
apostolorum zu entrichten hatten, war wohl, wie der Peters-
pfennig, bald nach 12^9 ohne besondere päpstliche Verfügung
mit in die Teilung hineingezogen worden. Nur mündlich ging
Benedikt XII. jene notariell fixierte Verpflichtung ein und
nur für sich selbst auf die Dauer seines Lebens. Ausdrück-
lich bloss für diese Dauer, unter Verwahrung gegen rück-
wirkende Kraft oder Geltung als Präjudizfall für die Zukunft,
gewährt er die neue Konzession, dass bei den Rechnungsab-
legungen der Beamten auch der Camerarhis collegü oder seine
Kleriker zugegen sein müssten, und dass dem Camerarhis
collegü eine vollständige Kopie des Liber censiialis entsprechend
dem in der camera clomini pape ausgefertigt werde.
Dieselbe Bedenklichkeit bei Benedikt XII., wie bei Gre-
gor X. Keiner von ihnen besass die bei Herrsch.ern sehr un-
gewöhnliche Willfährigkeit eines Nicolaus IV., dauernde Kon-
zessionen aus den Souveräuitätsrechten zu machen!
Kirschs Vermutung, dass Benedikts XII. Vorgänger in
gleicher Weise den Inhalt der durch Nicolaus IV. urkundlich
fixierten Zugeständnisse an das hl. Kollegium nach ihrer Wahl
wenigstens mündlich bestätigt haben, hat viel Wahrschein-
lichkeit für sich. Ja, ich gehe noch einen Schritt weiter!
Das analoge Versprechen Gregors X., das 1272 unmittelbar
nach der Wahl abgegeben wurde, lässt mich vermuten, dass
jene Zusicherungen an die Wähler schon vor Nicolaus IV. (1289)
üblich waren ; die Erkenntlichkeit des Gewählten hat sich
sicher schon früh in Belohnungen geäussert. Sind über sie
Notariatsprotokolle aufgenommen worden, dann sind sie ver-
loren oder noch verborgen. Oder, was wahrscheinlicher, es
ist ausnahmsweise bei Benedikt XII. eins aufgenommen wor-
'j Vgl. Kirsch a. a. O. S. 26. 71 f.
90 J. LULVES
den, weil er sich dazu bestimmen Hess, eine schriftliche Fi-
xierung der erweiterten Kardinalsrechte zu geben, vor allem
ein Recht der Kontrolle einzuräumen. Den Kardinälen, welche
in Avignon unter dem eben verstorbenen Johann XXII. nach
dessen eigener Aussage finanziell keineswegs glänzend gestellt
waren, da die Einkünfte, aus denen das Kollegium die Hälfte
beziehen sollte, sehr unregelmässig eingingen, da sich zudem
die Zahl der Teilnehmer vermehrt hatte, wird an der schrift-
lichen Fixierung viel gelegen haben. Benedikt XII. hatte
bei der Konzession, wie ich vermute, einen Hintergedanken,
welcher ihm den Schritt erleichtert haben dürfte, nämlich
die in einem durchgreifenden Heformprogramm in dem ersten
Konsistorium geäusserte Erwartung, dass die Kardinäle ihre
Benefizien, welche sie iibiqiie per orbem tcrrarum besässen i),
aufgeben sollten. Darnach hatten seine neuen Zugeständnisse
den Charakter von vorweg genommenen Entschädigungen..
Aus dem Verzicht auf die Benefizien ist dann nichts geworden.
Alle Konzessionen, welche sich gewissermassen um die
Konstitution Nicolaus' IV. von 1289 gruppieren, sind in erster
Linie finanzieller Natur, hervorgegangen aus den vitalsten
Interessen ; erst mit jener Konstitution selbst werden dem
Kardinalat damit verbundene Machtzugeständnisse gewährt,
welche dann unter Benedikt XII. 1334 weiter ausgedehnt
erscheinen. Wenn hingegen bereits 50 bzw. 100 Jahre zuvor
Gregor IX. 1234 durch seine Bulle Rex race/sifs jegliche Alie-
nation aus dem Kirchenstaat und aus dem Kirchengut aus-
drücklich vom commune fratrum consilium et assensus abhängig
gemacht hatte, so war das meines Erachtens in erster Linie
weniger ein Machtzugeständnis an die Kardinäle als eine
Präservativmassregel gegen etwaige Neigungen seiner Nach-
folger zu Verschleuderungen gewesen. Jegliche Alienation
musste den Kirchenstaat und damit die Macht des Papsttums
schwächen. Die Erschwerung war zum Wohle und zum Vor-
teile des Papsttums; je mehr die Kardinäle an den Einkünften
Anteil erhielten, desto wichtiger ward dann diese vornehmlich
gegen den Nepotismus gerichtete Massregel auch für sie.
') Chronicon Sampetrinum in Gesclnchtsquellen der Provinz Sachsen
I 170 f.
4
DIE MACHTBESTREBUNGEN DES KARDINALATS (BIS 1406) 91
In die Stellung des Kardinalats zum Papsttum, wie sie
sich um die Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert ausgebildet
hatte, und in die hierher gehörigen Anschauungen der führen-
den Geister in der Epoche Bonifaz' VJII. gewährt die dama-
lige politische und kanonistische Literatur i) einen wertvollen
Einblick. Den ersten Platz nehmen da die Äusserungen im
Kampfe der Colonna-Kardinäle ein, auf der einen Seite drei
Denkschriften der letzteren, vielfach übertreibend, verwertet
aber in der kardinalsfreundlichen kanonistischen Literatur,
auch in der Anklageschrift gegen Bonifaz' Andenken, auf
der anderen Seite Bonifaz' eigene Worte, eine Konsistorial-
rede über den Status der Kardinäle und zwei Bullen aus dem
Mai 1297, beiderseits mit grösster Parteilichkeit geschrieben.
Jene betonten, an ältere Theorien anknüpfend, als Gewohn-
heitsrecht, dass der Papst in qnibuslibet ardiäs peragendis^
waxime in alienationibus rernm ecdesiae, den Rat der Kardinäle
einzuholen und zu befolgen habe. Nach ihnen bestehen sie
seit Beginn der Kirche, um den Pontifex zu dirigieren und
zu beraten, 7ion ut consiliarii vohmtarii, sed necessarii. Bonifaz
seinerseits spricht ihnen als memhra capitis nosti'i, als Wäh-
lern desjenigen, qui est super omnes in potestatis plenitudinem
constitutus, welcher allein einen statum eminentem besitzt, den
dann nächst vornehmen Stand zu. Er beansprucht über sie
Korrektions- und Strafgewalt 2).
Dem bei Seite geschobenen Kardinalate dauernd Eintrag
zutun, ist ihm nicht gelungen; jener erstarkte unter seinem
schwachen Nachfolger Benedikt XL Damals wandte sich
Philipp der Schöne von Frankreich (1303) an die Kardinäle
als ipsius cohimnae ecclesiae, fidei cardines et apostolorum suc-
cessores mit dem Ersuchen, seine Pläne beim Papste direkt
zu unterstützen. Wohl hatte Clemens V. die Macht des Kar-
dinalats durch Erneuerung und Verschärfung der Konklave-,
Konstitution Gregors X. auf dem Konzil zu Vienne 1311 zu
beschneiden gesucht, wohl hatte die Verlegung nach Frank-
reich den Kardinalat erschüttert, ihn mit der ganzen Kurie
') E. Scholz, Die Publizistik zur Zeit Philipps des Schönen und
Bonifaz' VIII. a903).
") Vgl. H. Finke, Aus den Tagen Bonifaz' VIII. (1902) S. 79 ff.
92 J- LULVES
finanziell geschädigt; zu den schon bestehenden Parteigegen-
sätzen, welche besonders die neu aufkommende Theorie von
der Selbständigkeit des Staates erzeugt hatte, waren neue,
nationale zwischen den immer mehr bei Seite gedrängten
Italienern und der sich konsolidierenden französischen Ma-
jorität hinzugekommen. Trotz alledem hat ein so eigenwillig
rücksichtsloser Kirchenfürst wie Johann XXll. mit diesem
Kollegium ganz anders rechnen müssen als Bonifaz VIII.
Allerdings: Johann, der die Fäden der damals so verwickelten
italienischen Politik in der Hand haben wollte, um ein von
weltlichen Fürsten unabhängiges Papsttum wieder aufrichten
zu können, der gleichzeitig in absolutistischer Tendenz eine
grossartig angelegte Finanzpolitik verfolgte, welche auf Ein-
bürgerung der Annaten, Ausdehnung der Reservationen, Aus-
gestaltung der päpstlichen Kanzleitaxe ausging, der sich mit
den Staatsregierungen, vornehmlich mit den befreundeten,
verband zur Beherrschung der Landeskirchen und zur Zu-
sammenfassung aller Kräfte der ganzen Kirche i) — , er war
wegen der Ausgedehntheit seines Arbeitsgebietes auf die Mit-
tätigkeit der Kardinäle angewiesen; dabei entwickelte sich
deren politische Bedeutung immer stärker. Johann XXII. hat
Wünschen von Souveränen gegenüber auf die der seinen angeb-
lich übergeordnete Entscheidung des hl. Kollegiums bei Kar-
dinalskreationen hingewiesen; das entsprechende Zeremoniell
ist dann, aus den Erfahrungen unter seinem Nachfolger her-
aus, vom Kardinal Giacomo Gaetano Stefaneschi im Orclo
Bomaims XIV niedergelegt worden. Derselbe Papst Johann
hat, das sei hier nachgetragen, das Ansinnen eines arago-
nesischen Gesandten, dass im Fürstenrat des Fürsten Ansicht
den Ausschlag gebe, scheinbar entrüstet zurückgewiesen; er
betonte hingegen, dass in seinem Rate es welche gebe, die
mit Freuden alles sagen, was ihnen gut dünkt. Doch fügt
der Aragonier seinem Bericht die Kritik über den Diplomaten
auf dem päpstlichen Stuhle bei : Er bringe ins Konsistorium
nur das, was er nicht ausführen will"-).
') J. Haller, Papsttum und Kirchenreform S. 9ß ff. 103 ff. 116. l'ü.
*) H. Finke, Acta Aragonensia II 580 f.
DIE MACHTBESTREBUNGEN DES KARDIIfALATS (BIS 1406) 93
Nicht nur hatte der bereits während des ganzen 13. Jahr-
hunderts nachweisbare, dem Pontifex oft widrige Einfluss
einzelner Kardinäle an Bedeutung gewonnen für weltliche
Souveräne, welche ihn förderten und für ihre Zwecke aus-
nutzten — das zeigte sich im Streite der Päpste, kürzlich mit
Philipp dem Schönen, jetzt mit Heinrich VII. und Ludwig
dem Bayern, die im hl. Kollegium stets Verteidiger und För-
derer ihrer Interessen besassen — , auch das Kollegium als
solches war gegenüber dem Papsttum erstarkt und zwar aus
mehreren Gründen. Es waren wieder ausgedehnte Sedis-
vakanzen, sodann die Wirksamkeit energischer Vertreter der
Rechte ihres Standes, wie des wenig charaktervollen franzö-
sischen Kanonisten Johannes Monachus und vor allen Napo-
leone Orsinis (dem aber die grosse Aufgabe im letzten Teile
seines 59jährigen Kardinalats, die Rückführung des Papst-
sitzes nach Rom, trotz aller Vorkehrungsmassregeln in den
Konklaven nicht gehmg); doch vornehmlich der grosse Schub
von 9 französischen Kardinälen, welchen König Philipp der
Schöne bei Clemens V. im Beginne des Pontifikats, also gleich
nach der Verlegung der Kurie in sein Reich, durchgesetzt
hatte, und welchem noch '2 andere (von 5 bezw. wieder 9
Franzosen) in demselben Pontifikate folgten.
Damit war die Kurie eng an Frankreich gefesselt, konnte
der König durch seine Kardinals-Majorität das Papsttum,
ungeachtet des Wechsels seiner Träger, beherrschen. Somit
aber hatte auch das hl. Kollegium einen selbständigen Rück-
halt von aussen her. Da war eine Zusammenfassung im
nationalen Landesinteresse gegen einen diesem entgegenar-
beitenden Papst möglich. Erst in Avignon konnte eine Op-
position im hl. Kolleg gegen das Oberhaupt der Kirche über-
haupt verwirklicht werden, wie sie Kaiser Friedrich IL ver-
geblich angestrebt hatte; wohl hatte letzterer eine derartige
Entwickelung zu fördern gesucht, er hätte ihr auch zum
Siege verholfen, wenn ihm weiter Päpste von dem Schlage
des schwachen Honorius IIL oder des späteren Alexander IV.
gegenüber gestanden hätten.
Inzwischen war der Kardiualat auch finanziell erstarkt,
in Rückwirkung auf die Hebung der päpstlichen Finanzen
durch Johann XXII., durch die reichen Wahlgeschenke, ferner
94 J- LULA'ES
durch, unerhörte Pfründenanhäufungen in den Händen der
einzelnen Purpurträger,* durch reiche Geschenke für politi-
sche Unterstützungen von auswärts. Die gemeinsamen Ein-
künfte des hl. Kollegiums hatten sich durch anscheinend
stillschweigend zugestandene Ausdehnung der ihm von Nico-
laus lY. überwiesenen Hälfte gewisser päpstlicher Einnahmen
auf benachbarte Finanzquellen, schliesslich auf das gesamte
Einkommen der römischen Kirche i) mit Ausnahme der An-
naten und lehnten, immer mehr vergrössert.
III. Die erste päpstliche Wahl kapitul a tio n
von 1352.
Den redlichen, aber ungewandten Nachfolger JohannsXXlI.,
den Zisterzienser Benedikt XII., löste Clemens VI., ein adeliger
Weltmann, ab (1342). Der grosse, von seinen beiden Vorgän-
gerti angehäufte Schatz, aus welchem er beim Regierungsan-
tritt jedem seiner Wähler ein Wahlgeschenk von je 6000 Gold-
gulden machen konnte, ist trotz übermässiger Anwendung
des kirchlichen Besteuerungsrechtes, trotz Ausdehnung der
Annaten, trotz definitiver Einführung der Prokurationen
zusammengeschmolzen und schliesslich geschwunden durch
seine Verschwendung, seine Nepotenwirtschaft und vor allem
durch die kostspielige Unterstützung Frankreichs, mit wel-
chem die römische Kirche nun eng liiert war, in dessen
Kriege gegen England.
Vorgeblich wegen des Krieges um Bologna und die Ro-
magna musste Clemens VI. am 14. Dezember 1350 beim hl.
Kollegium eine Anleihe von 16000 Goldgulden machen und
ihm dafür Güter der Kirche verpfänden. Es war wohl das
erste Mal, dass ein Papst und damit das Papsttum in dieser
Weise, wenn auch bei den unversiegbaren kirchlichen Steuer-
quellen nur vorübergehend, finanziell abhängig geworden ist
von dem mächtigen Kardinalskollegium; der Fall hat sich
dann unter den nächsten Päpsten wiederholt.
») Vgl. Baumgarten S. CXLVIII ff. 318 ff.
DIE MACHTBESTREBUNGEN DFS KARDINALATS (BIS 1406) 95
Der aufstrebende Kardinalat hat die einmal errungene
finanzielle Superiorität, die empfindlichste und bitterste, welche
es gibt, in der bald darauf folgenden Sedisvakanz 1352 aus-
zunutzen gesucht. I^is dahin hatte er seine Errungenschaften
gegenüber dem Papsttum auf indirektem Wege erreicht, in-
dem er schwache Päpste zu Konzessionen, in erster Linie
finanzieller Natur, zu verleiten gestrebt hatte, welche dann
als Gewohnheitsrechte von den Nachfolgern möglichst bestä-
tigt wurden. Jetzt fühlte er die Kraft in sich, noch ener-
gischer und in direkter Form dem Papsttume seine Forde-
rungen aufzuerlegen.
Der Moment war auch sonst noch günstig. Der jahrzehn-
telange Parteihader im hl. Kolleg war gedämpft, die fran-
zösische Nation besass hier das Übergewicht, der letzte Papst
hatte zu seinen Kardinälen in einem Verhältnis gestanden,
welches einer verwandtschaftlich-kameradschaftlichen Intimi-
tät sehr nahe kam.
Zu einer Formulierung ihrer Wünsche dürften Domkapitelj
auch Klosterkonvente, den Kardinälen Analogien geboten
haben, welche um so näher lagen, als Kanonisten, besonders
Johannes Monachus, die 8tellung des hl. Kollegiums zum
Papste mit der des Domkapitels zu seinem Bischöfe verglichen
hatten. Diese Parallele blieb geläufig; auf sie hatte noch 1335
der an der Kurie nicht unbekannte Lütticher Kanoniker Jo-
annes Hocsem betreffs der Erledigung aller Regierungsangele-
genheiten hingewiesen. Wahlkapitulatiouen waren in deutschen
Domstiftern bereits seit fast .140 Jahren (zuerst in Bildes-
heim 1216) nachweisbar, etwas früher auch in Italien. Wenn mir
gleich bislang aus keinem italienischen Domkapitel die Wahl-
kapitulation im Wortlaut bekannt ist, so muss doch die Auf-
stellung einer solchen in Todi angenommen werden. Dem
dortigen Bischof legte nämlich Innocenz III. 1204 eine Pö-
nitenz auf, weil er vor der Wahl eidliche Verpflichtungen
zum Schaden der bischöflichen Einkünfte eingegangen war,
unter Verdammung derartiger inramenta qiiaedam in damnnm
episcopalis iuris als periuria ^).
') Siehe c. 27 X De iureiur. II 24.
96 J. LULVES
Sehr wahrsdieinlich hat weniger das energische Vorgehen
Innocenz' III. für Italien ein selteneres Vorkommen oder gar
Ausbleiben der Wahlkapitulationen in Domkapiteln verschul-
det (wie es sich aus dem erwähnten Schweigen der Quellen
wenigstens nach dem gegenwärtigen Stande der Forschungen
ergibt) als vielmehr die Eingriflfe des Papsttums, welches die
Ernennung der Bischöfe, besonders seit Bonifaz VIII., mehr
und mehr an sich riss. Da war dann für Wahlkapitulationen
kein Platz mehr, und ebenso wenig in Frankreich, dessen,
kirchliche Verhältnisse den damaligen Kardinälen näher lagen;
hier behinderten päpstliche Eingriflfe und das königliche Re-
galienrecht die Wahlfreiheit der Kapitel i). Zudem trat weder
in Italien noch in Frankreich ein anderes Element so hervor,
wie in Deutschland, nämlich die nachgeborenen Mitglieder
des Adels, welche in Domkapiteln versorgt wurden, dort
bereits Verwandte besassen und von aussen her in ihren Fa-
milien einen Rückhalt sogar gegen den Bischof hatten.
Die Frage, warum die Kardinäle erst so spät Wahlka-
pitulationen aufgestellt haben, lässt sich wohl mit dem Hin-
weise auf die Befürchtung beantworten, welche sie vor den
Folgen einer Beeinträchtigung der päpstlichen Plenitudo pote-
statis zweifellos empfunden haben dürften; denn eine solche
mussten doch durch Wahlkapitulationen erzwungene Macht-
konzessionen bedeuten im Gegensatz zu den bisher wenigstens
scheinbar freiwillig gewährten. Nur im Gefolge der päpst-
lichen Machterhöhung, der Entfaltung der Plenitudo potestatis,
hatten die Kardinäle so hoch steigen können ; sie nach aussen
hin als unangetastet gelten zu lassen, erschien ihnen in ihrem
eigenen Interesse liegend, bis egoistische Machttendenzen bei
ihnen die Oberhand gewannen. Das war aber erst möglich,
als sich im hl. Kollegium eine Opposition, welche im Landes-
souverain ihre Stütze fand, gegen den Inhaber der Plenitudo
potestatis hatte konsolidieren können.
Unter den Forderungen, welche die Kardinäle in erster
Linie an den Papst richteten, darf man vermuten solche über
die Sicherstellung ihrer eigenen Position, den Bestand ihres
1) Vgl. Hinschius II 582 f. 594 ff. und P. V i o 1 1 e t, Histoire des Insti-
tutions politiques et administratives de la France II 326.
DIE MACHTBESTREBUNGEN DES KARDINALATS (BIS 1406) 97
Kollegiums, als Basis für ihre Macht und für deren weitere
Ausdehnung, ferner hinsichtlich der Bestätigung von schon
erlangten päpstlichen Konzessionen, und endlich hinsichtlich
Vorkehrungen gegen die Wiederkehr von üblen Erfahrungen
wie beim letzten Pontifikate. also gegen Verschwendung und
Nepotismus, welcher natürlich stets den Einiluss der älteren
Kardinäle beschränkte.
Dem entspricht tatsächlich der Inhalt der nach Clemens' VI.
Tode (1352) aufgestellten Wahlkapitulation: Die Grundzahl
für das hl. Kollegium ist 16, welche bis 20 erhöht werden darf.
Bedingung zur Ergänzung ist Rat und Zustimmung von min-
destens Zweidrittel-Majorität; dieselbe Bedingung findet sich
bei Bestrafung oder Suspendierung eines Kardinals; hingegen
erfolgen Absetzung und Gefangennahme nur bei Rat und Zu-
stimmung aller Kardinäle. Die Unverletzlichkeit des Besitzes
und das Recht der freien Meinung im Konsistorium wird
ihnen zugesichert; sodann Erneuerung der Konstitution Gre-
gors IX. von 1234 gegen irgendwelche Entfremdung aus dem
Besitze der römischen Kirche; Erneuerung der Konstitution
Nicolaus IV. von 1289 unter der schon in der Praxis ^) still-
schweigend beobachteten Ausdehnung auf alle Einkünfte der
römischen Kirche und auf die Ein- und Absetzung aller offi-
ciales in iemporal.tate maiores in ihren sämtlichen Gebieten.
Von den Amtern des Marschalls der Kurie und der Rektoren
sollten päpstliche Nepoten ausgeschlossen sein.
Zur Überweisung von Zehnten oder Subsidien an einen
weltlichen Herrscher oder an die päpstliche Kammer war die
dem Brauch bei der Papstwahl entnommene, schon erwähnte
Zweidrittel-Majorität notwendig.
Alle diese Bestimmungen und damit der Hauptteil dieser
Wahlkapitulation sind finanzieller Natur bis auf die ersten
Kapitel über das hl. Kollegium selbst; in ihnen lag allerdings,
wie gesagt, die Vorbedingung für die Weiterentvv'ickelung
der kardin alizischen Tendenzen ebenso wie in der auch für
die Finanzen wichtigen Bestimmung über die geringe Zahl
der Purpurträger. Dagegen enthält diese Kapitulation nichts
von einem Versuch hinsichtlich konstitutioneller Teilnahme
') Vgl. Baumgarten S. CXLVIII ff. 318 ff.
98 J- LULVES
an der päpstlichen Regierung, nichts von der viel erörterten
Mitwirkung bei der Erledigung von causae ardiiae^ und end-
lich — nichts auf die Existenz der viel behandelten Frofessio
fielet Bonifaz' VIII. bezügliches. Diese Fälschung ist in der
Form des Eides, welchen die Päpste bis zum Ende des 8. Jahr-
hunderts bei der Wahl abgelegt haben, abgefasst; sie weist
gewisse Zusätze auf gegen d i e Gestalt, welche Kardinal
Deusdedit in seiner Canones- Sammlung am Ende des 11. Jahr-
hunderts jenem alten Papstgelöbnis aus dem Liher Dhirnns
(Formel 83) gegeben hat. Jene Zusätze enthalten unter an-
derem das Versprechen, bei etwa notwendig werdender Wie-
derherstellung der kanonischen Disziplin das consilhim der
Kardinäle heranzuziehen, quorum consilio et C07isensu, direc-
tione et rememoratione ministerium meum geram et peragam.
Also das geistliche und weltliche Regiment, die Lehrgewalt
und Disziplinargewalt, so ist wohl ministerium meum aufzu-
fassen, sollten der Direktive des Kardinalats unterstehen, der
Ausdruck eines ausgesprochen oligarchischen Verhältnisses,
welches der AVahlkapitulation von 1352 fremd ist. Denn
relativ bescheiden sind dagegen deren Prätensionen, welche
sich darauf beschränken, im grossen und ganzen nur das
schon Erreichte zu erhalten und zu festigen, aber noch nicht
darüber hinaus wesentlich in das päpstliche Machtbereich hin-
eindringen. Erst im Schisma ist der Kardinalat in das Sta-
dium seiner Entwickelung gelangt, in welchem er eine Fixie-
rung derartiger Ansprüche versuchen konnte.
Die Professio Bonifaz' VIII. war mit ihren Forderungen
1352 den Kardinälen unbekannt, da sie sonst zweifellos von
ihnen in der Wahlkapitulation verwertet worden wäre ^). Vor-
her nirgends nachweisbar, dürfte sie meines Erachtens wenig
früher entstanden sein als sie bekannt geworden (nämlich
im Jahre 1407, worauf sie bald im Interesse des Kardinalats
ausgenutzt worden ist); wahrscheinlich hat ihr Verfertiger die
Äusserungen Wilhelms von Nogaret, des Grosssiegelbewahrers
Philipps des Schönen, und seiner Gesinnungsgenossen aus
den Tagen des Prozesses gegen Bonifaz' VIII. Andenken be-
■) Die beiden Dokumenten angeblich gemeinsamen Ausdrücke erschei-
nen mir als stehende Formeln, welche nichts beweisen.
DIB MACHTBESTREBUNGBN DES KARDINALATS^ (BIS 1406) 99
nutzt, welche Buschbell und Fink e für ihre, von der mei-
nigen abweichende Hypothese zusammengestellt habend).
Die Kapitulation von 1852 ist von den im Konklave zu
Avignon versammelten Kardinälen nach ihrer Durchberatung
beschworen worden ; von einigen aber, und darunter von dem
rechtskundigen Kardinal Etienne d'Albret, der dann gewählt
wurde, mit dem bedingenden Zusätze: scilicot si et in qnantiini
Scriptlira huiusmodi de iure procederet. Dem Gewählten, Inno-
cenz VI., sind die Bedenken gewachsen über den contentns
in scriptura Jiuiusmodi. Auf Grund von Beratungen mit Kar-
dinälen, Doktoren und Rechtsgelehrten erklärte er nach mehr
denn sechs Monaten ad omnem scrupulum et duhium in liac
parte tollendum die contenta in scriptura huiusmodi für wir-
kungslos, weil unvereinbar mit der dem Pontifex allein zu-
stehenden Flenitudo potestatis; er entband sich und die Kar-
dinäle von de-n nicht kanonisch zu erachtenden Eide durch die
Bulle SoVicitudo. Aus der Art dieser Erwägungen und aus
der vorsichtigen, gewissermassen tastenden Behandlung des
Falles von Anfang an schliesse ich zweierlei :
1. Dass diese scriptura quaedam an der Kurie etwas ganz
neues, in ihrer Art noch nicht vorgekommenes war, dass die
Wahlkapitulation von 1352 überhaupt die erste päpstliche
gewesen ist. Nirgends bietet sie einen ßüokschluss auf eine
etwaige frühere, sie knüpft direkt an die Konzessionen Gre-
gors IX. und Nicolaus' IV. an.
2. Ein Verbot von Wahlkapitulationen der Domkapitel
scheint Innocenz VI. nicht gekannt zu haben ; denn sonst
wäre die Entscheidung des Falles nach dieser Analogie sehr
einfach gewesen. Jene Verfügung Innocenz' III. muss damals
in Vergessenheit geraten und nicht einmal den juristischen
Ratgebern präsent gewesen sein, was allerdings sehr auf-
fallend ist, da sie in die Dekretalien Gregors IX. aufgenom-
men war.
') Vgl. G. Busohbell, Die Professiones fidei der Päpste in Eüm.
Qschr. 1896 S. 251 ff. und 421 ff., sowie 1900 S. 131 ff. und Finke a. a. O.
S. .54 ff. Auf die Entstehung der Professio Bonifaz' VIII. werde ich dem-
nächst in den Mitt. des Instituts f. oesterr. Gesoh. Bd. XXXI (1910; näher
eingehen.
100 J- LULVES
Der Protest Innocenz' VI. richtete sich in erster Linie
gegen die Form, gegen das noch nie dagewesene Unterfangen
der Kardinäle, erst in zweiter Linie gegen den Inhalt. Wirk-
lich störend musste ihm da die Bestimmung über die Zahl-
beschränkung des Kollegiums sein, welche ihn verhindert
hätte, eine drohende Opposition durch Einschiebung gefügiger
Elemente zu schwächen ; in zweien seiner drei Kreationen hat
er die Zahl erheblich überschritten. Wohl dürfte er die sonst
am Pontifikatsanfang als üblich zu vermutende Bestätigung
der Konzession Nicolaus' IV. unterlassen haben, da an ihre
Stelle die Wahlkapitulation getreten war, aber beobachtet
hat er sie tatsächlich, auch den Rat der Kardinäle in den
gewohnten Fällen herangezogen: Gewohnheitsrechte, je älter
sie geworden, lassen sich um so schwerer umgehen.
Die energische Unterdrückung der ersten Wahlkapitulation
durch Innocenz VI. wirkte nach; der Versuch ist vorerst von
den Kardinälen nicht wiederholt worden. Ihre Stellung blieb
unter den nächsten Päpsten im grossen und ganzen, wie sie
gewesen ; sie nahmen in den üblichen Formen an der Regie-
rung teil, nur steigerte sich ihr Einfluss auf Regierung und
Papst, ihr Luxus und ihre Verweltlichung unter Gregor XL,
welcher von seineu zahlreichen Verwandten im hl. Kollegium
und in anderen höheren Kirchenämtern völlig abhängig war.
Diesem, Herrschsucht und Laxheit im Kardinalat fördernden
Pontifikat, unter welchem die Kurie nach Rom zurückgeführt
wurde, folgte, 1378 dort gewählt, Urban VI., nach sieben
Franzosen der erste Italiener, der sittenstreng, aber leiden-
schaftlich und undiplomatisch, ohne seine eigene kritische
Situation in Rom nach einer tumultuösen Wahl zu bedenken,
seine verwöhnten und vornehmen Wähler gar zu bald schroff
behandelte, gegen ihre Sittenlosigkeit, ihren Luxus eiferte, statt
sich zum Werkzeug ihrer Wünsche herzugeben, ja ihnen die
Rückkehr nach der schönen Heimat, nach Frankreich, abzu-
schneiden drohte.
Was im Kardinalat seit Jahrzehnten an Machttendenzen
geschlummert hatte, teils unterdrückt gewesen war, das kam
nun zum Durchbruch.
Nach der Lehre mehrerer Kanonisten repräsentieren die
Kardinäle sogar das übergeordnete kirchliche Rechtssubjekt;
PIE MACHTBESTREB UNGEX DES KARDIN'ALATS ^BIS 1406) 101
tatsächlich bildeten sie das „perennierende Corpus", den blei-
benden Bestand und den Kern der Kurie, die „Träger der
Traditionen des Papsttums" besonders gegenüber den Päpsten,
welche wie hier, es war das letzte Mal, vorher dem Kolle-
gium nicht augehört hatten i).
Nach dem Ableben des willfährigen Clemens VI. hatten
die Kardinäle die Kraft in sich gefühlt, dem Papsttum eine
Wahlkapitulation aufzuerlegen, jetzt nach dem Tode seines
ebenso von ihnen geleiteten Neffen, Gregors XL, glaubten sie
sich zu einem weiteren Schritte stark genug, die, nach ihren
eigenen Erklärungen, rechtmässige Wahl eines Papstes, weil
er ihnen unbequem geworden, nachträglich für ungültig zu
erklären, ihn abzusetzen. Nun bewies der Kardinalat der
Welt, dass er über das Schicksal des Papsttums zu gebieten
habe. Bis dahin waren Gegenpäpste durch weltliche Gewalt-
haber erhoben worden, jetzt durch den Kardinalat.
Dieser unleugbare Höhepunkt in ihrer Geschichte war für
die Kardinäle selbst kein wirklicher Erfolg; sie hatten, wie es
sich bald zeigte, in Wahrheit nur für das Interesse der Krone
Frankreich gehandelt. Die Folgen ihres Tuns, eine fast vier
Jahrzehnte andauernde Kirchenspaltung, hatten sie nicht vor-
ausgesehen.. Die drei Wahlkapitulationen, welche im Schisma
entstanden sind, von 1394, 1404 und 1406, gehören nicht zu
den Organen der Machtforderungen des Kardinalats ; sie ent-
halten nichts von solchen, erstreben einzig die Wiederverei-
nigung der Kirche und beweisen, dass die Kardinäle der
Kirchenspaltung mit den Machtbeeinträchtigungen für sie
selbst überdrüssig waren. Doch am Ende sind sie aus den
politischen und literarischen Stürmen des Schismas und des
Konstanzer Konzils nicht nur ungeschwächt, sondern dem
gedemütigten Papsttum gegenüber machtvoller hervorgegan-
gen. Gemäss der Idee der konziliaren Epoche, welche das
Papsttum dem Konzil unterordnete, und gemäss dem aller-
wärts sich Bahn brechenden Drange der ständischen Glieder
zur Beteiligung an der Leitung des Ganzen, formulieren die
Kardinäle in den nun folgenden Sedisvakanzen ihre Präten-
sionen auf Teilnahme an der päpstlichen Machtfülle. Da erst
') Sägmüller Ö. 227 und 248. Döllinger, Papstthum S. 97.
102 J- LULVES
beginnt ein Ringen um Schaffung einer konstitutionell-oligar-
chischen Verfassung; in diesem Eingen unterliegen die Kar-
dinäle schliesslich. Der Siegeslauf der ehemaligen stadtrömi-
schen Sakramentspriester, welcher sie über alle Stufen der
Hierarchie hinweggeführt hatte, ist abgeschlossen ; in die
Machtsphäre des Papsttums einzudringen, gelang ihnen nicht,
dieses erstarkte vielmehr zum Absolutismus, Die Prätendenten
auf die päpstlichen Machtbefugnisse bleiben, was sie ursprüng-
lich gewesen, einfache Beamte des Pontifex.
Die Phasen dieses Verfassungsstreites finden ihren Nieder-
schlag, die kardinalizischen Forderungen ihren Ausdruck in
den Wahlkapitulationen; deren Rückgang und Schwinden
bezeichnen den Niedergang des Kardinalats, wie ich das hier
im vorigen Jahre ausgeführt habe i).
') Siehe den daraus entstandenen Kongress-Vortrag im vorigen Bande
S. 212 ff. Dort (S. 224 f.) habe ich auch den wirklichen Wert jenes durch
D Olli ng er bekannt gewordenen Dokumentes festgestellt, welches M. Sou-
ohon zu seinen haltlosen Hypothesen über die vorstehend behandelte Pe-
riode verleitet hat.
ZUR REICHSLEGATION
DES ERZBISCHOFS ALBERT VON MAGDEBURG
(1222-1224) 1).
VON A. RUPPEL.
Der Legat von ganz Reichsitalien, Bischof Konrad von
Speier und Metz, hatte nach kaum siebenmonatlicher Tätig-
keit ohne grosse Erfolge Ende Februar 1221 Italien ver-
lassen -), hielt aber in Deutschland den Anspruch auf Fort-
führung des Legatenamtes durch Beibehaltung seines italie-
nischen Titels aufrecht; über die Alpen kehrte er jedoch nie
mehr zurück ^).
In der legatenlosen Zeit nach Konrads Abreise drohte die
von ihm nur mühsam und mangelhaft aufrecht erhaltene
Ordnung ins Wanken zu geraten. Zwar hatte der Reichs-
legat in der Romagna schon im September 1220 den Hugo
*) Nur für diese beiden Jahre der Legatioustätigkeit Alberts sollen
diese Zeilen ein Beitrag sein; wenn auch der Graf von Savoyeu erst 1226
(vor Juli 6: B.-F.-W. 12^45 ^J) zum Reich slegaten ernannt wurde, so trat
sein Vorgänger nach 1224 nur als Legat und Graf der Romagna auf
(vgl. Fioker, Forschungen zur Reichs- und Rechtsgeschichte in Italien
II 162). Über die Verhältnisse im Legationssprengel Alberts sei auf deren
Schilderung bei Winkel mann, Kaiser Friedrich II. Bd. I '1889) ver-
wiesen. Wie die Dinge in der Gi'afschaft Romagna lagen, denke ich später
in einem grösseren Zusammenhange zu behandeln.
") Am 24. Februar befindet er sich noch in Como (B.-F.-W. 12681) und
urkundet am 25. März in Esslingen (B.-F -W. 10875. 14765 o).
') Ficker II 1.")!», teilweise überholt. Bienemann, Konrad von Schar-
fenberg, Bischof von Speier und Metz und kaiserlicher Hofkanzler 12U0-1224
(Strassburg 1887) S. 176 ft'. B.-F.-W. 10875. 88. 10900.
104 A. KUPPEL
de Juliano aus Parma für 7 Jahre als Grafen bestätigt ') und
ihn für 2 Jahre zum Podestä von ßavenna, Cervia und
Bertinoro gemacht 2) und Tuscien am 4. Februar 1221 dem
Reichsdienstmannen Eberhard von Lautern als seinem Nun-
tius mit all den Vollmachten anvertraut, die er selbst für
ganz Reichsitalien besass 3) ; aber das weite und schwierige
Gebiet der Lombardei und der Mark Treviso blieb ohne
jede Vertretuug des Reichs ganz sich selbst überlassen *).
Eberhard und Hugo vermochten in ihren Sprengein einem
Machtgebot ebeuso wenig Nachdruck zu verschaffen, als es
der Reichslegat selbst gekonnt hatte. Der Graf de Juliano
missbrauchte dazu noch seine Stellung, indem er dem Erz-
bischofe Simeon von Ravenna den kostbaren Kirchenschatz
wegnehmen Hess ^) und sich wohl auch sonst gewalttätig
benahm ß), so dass ihn der Kaiser absetzte und an seiner Stelle
Gottfried von Biandrate zum Grafen der Romagna ernannte ''').
Aber dieser Vertreter von Kaiser und Reich zögerte zunächst
sehr lange, sein Amt anzutreten ; und als er endlich zu Beginn
des Jahres 1222 in seiner Grafschaft erschien, hatte er nichts
eiligeres zu tun, als sich mit der zweifelhaften Reichs freundin
Bologna zu verbinden und die Stadt im Namen des Kaisers
gegen den kaiserlichen Willen aufzuhetzen, so dass auch diese
Karrikatur eines Reichsbeamten von der Absetzung ereilt
wurde ^).
') Als solcher war Hugo mindestens seit dem 25. Januar 1220 tätig
(B.-F.-W. 12601).
") B.-F.-W 12628a.
^) B.-F.-W. 12673 Eberhard hatte diese Vollmachten bereits am 21. Sep-
tember 1220 (B.-F.-W. 1167)
*) Das gelegentliche Auftreten des Titnlarhofvikars Jakob von Turin,
der wohl nur zu einzelnen Aufträgen als Legat von ganz Italien
verwendet wurde, ist unwesentlich (vgl. Fioker I 340 if. ).
*i Fantuzzi, MonumentiEavennatiIV334n. 1». Vgl. auch Mal pell,
Dissertazioni suUa storia antica di Bagnaeavallo (Faeuza 1806; p. 68.
*) Er wurde am 29. April 1221 vom Erzbisch fe vou Eavenna beim
Kaiser verklagt i Winkelmann I 173 Anm. 2) und noch im selben Jahre
in Ravenna ermordet; vgl. B.-F.-W. 1364).
') B.-F.-W. 1312 f.
*•) Er kommt urkundlich zuletzt am 27. November 1222 als Graf der
Romagna vor: (Sa vidi), Ann. Bologn. III 2 p. 44.
ZUR REICHSLEGATION DES ERZBISCHOFS ALBEßT VON MAGDEBURG 105
Freilich kamen die E-eichsrechte auch, in der Lombardei
und der Mark Treviso nickt alle ausser Gebrauch, aber sie
wurden von März bis Oktober 1221 durch einen päpstlichen
Legaten, den Kardinal Hugo von Ostia, ausgeübt, der die
kaiserliche Vollmacht, im Interesse des Kreuzzuges auch vom
Reichsbanne lösen zu dürfen, weit überschritt und dabei nicht
immer der Politik gleichzeitiger und früherer Vertreter des
Reichs folgte. Es gelang aber seiner eifrigen Tätigkeit, Ruhe
und Ordnung in Reichsitalien einigermassen herzustellen, so
dass während seiner Anwesenheit das Fehlen einer Reichs-
vertretung nicht allzu sehr empfunden wurde, zumal man den
Legaten des Papstes zuweilen als Vikar des Kaisers be-
trachtete 1).
Kaum hatte aber Hugo das Land verlassen, so traten auch
wieder die alten Zustände ein, die vor seiner Ankunft ge-
herrscht hatten; und die durch den Kreuzzugsgedanken nur
zeitweilig abgelenkte Spannung, die Rivalität der Städte
unter einander und ihre Neigung, die Freiheit des Klerus zu
beschneiden, konnten einen gefährlichen Brand entfachen,
in dessen Verlauf man sich wenig um die schwache Autori-
tät des Reichs, das noch nicht einmal einen Repräsentanten
in dem schwierigsten Gebiete aufwies, gekümmert haben würde.
Kaiser Friedrich, der mit Rücksicht auf die den Kreu2zu2
eifrig betreibende Kirche weder selbst nach Oberitalien ziehen,
noch einen Stellvertreter mit militärischer Macht dorthin ab-
schicken konnte, musste wieder auch dem Papst genehme
Legaten ohne Macht entsenden, glaubte jedoch ihr Wirken
erfolgreicher als bisher zu gestalten, indem er im April 1222
Reichsitalien in zwei Legationssprengel teilte '■), von denen er
') Der Eektor der Populären in Piaoenza nennt Hugo imperialis aule
vicarius (Guido Levi, Registri dei Cardinali Ugolino d'Ostia e Ottaviano
degli Ubaldini (Roma 1890; \>. 110 u. 86j.
") Ganz ohne Vorentwickluug war auch diese Neuerung nicht; sehen
wir doch in den Jahren 1184-85 neben dem auf Oberitalien beschränkten
Gottfried von Helfenstein in Mittelitalien und in der Romagna Berthold
von Kunigsberg mit denselben Vollmachten schalten (Ficker II 148 f.).
Über den Zeitpunkt der Legationsteilung s. Ficker II 1(50. 165 und Win-
kelmann I 182 Anni. 4. Sicher ist, dass Albort am 17. Mai seinen Lega-
tionsauftrag hatte, da Honorius III. an diesem Tage nach Magdeburg
106 A. RUPPEL
Tuscien dem Trnchsess Guiizelin von Wolfeiibüttel übertrug,
während er die Lombardei, die Mark Treviso und die Graf-
schaft Eomagna i) dem in seinen und des Papstes Diensten
erprobten Erzbischofe Albert von Magdeburg anvertraute 2).
schreibt, ilass der Erzbischof erst in der Fastenzeit (1223) nach Deutsch-
land zurückkehren könne, da er in Greschäften des Reichs circa
partes Italie verwendet werde (B.-F.-W. 6515).
') Das Grafentum Gottfrieds von Biandrate in der Romagna und das
Amt eines kaiserlichen Apioellationsrichters für die Mark Treviso, das
Markgraf Azzo von Este bekleidete (B.-F.-W. 12838), waren dem Legaten
selbstverständlich untergeordnet.
2) Das von Wilhelm bei B.-F.-W. Abt. V p. CXXXVII aufgestellte
Itinerar des Eeichslegaten Albert, erweitert durch die von Krabbo in
den Forsch, f. brandenb, u. preuss. Gesch. XVII 15 abgedruckten Regesten
seines ständigen Begleiters Gernand von Brandenburg, wird durch unsere
Beilagen ergänzt. Der Magdeburger Erzbischof dürfte schon am T.März 1222
in Anagni gewesen sein, da die an ihn gericlitete Urkunde des Papstes
wegen derYerstümmelung des Abts von Naumburg einen genaueren Bericht
Alberts oder seiner Umgebung wahrscheinlich erscheinen lässt (Mül ver-
stedt, ßegg. archiepiscopatus Magdeburg. II 305 n. 661. Pressutti,
Regg. Honorii pape III. Bd. 11 48 n. 3830)-, auch ist er bereits am 13. März
gemeinsam mit dem ebenfalls in Italien weilenden Bischof von Halberstadt
zum päpstlichen iudex delegatus ernannt (Mülverstedt II 306 n. 662. Pres-
sutti II 51 n. 3848). Am 21. März wahrscheinlich noch am päpstlichen Hofe
(Krabbo S. 15), eilte Albert Anfang April dem Kaiser nach Capua ent-
gegen und begleitete ihn über Aquino iind Casamari zum Kongresse nach
Veroli, wo er als persona grata sowohl beim Kaiser als auch beim Papste
ein nicht unwichtiger Vermittler in den ernsten Differenzen zwischen den
beiden Häuptern der Christenheit (Winkelmann I 181) gewesen sein mag.
Am 23. April verliess der Kaiser Veroli, Albert blieb jedoch in der Um-
gebung des Papstes, wohl um die Entscheidung der strittigen Branden-
burger Bischofswahl abzuwarten und sich gleichzeitig über die Verhält-
nisse seines Legationssprengels bei Hugo von Ostia zu unterrichten, der
ihm auch seinen früheren Notar Lantehn empfohlen zu haben scheint.
Der neue Eeiohslegat folgte Honorius auch nach Alatri, wo er vor ihm
persönlich bezeugte, dass er die Vogtei über gewisse Güter dem Kloster
Berge bei Magdeburg geschenkt habe (Urkunde des Papstes vom 11. Mai
bei Holstein, ÜB. des Klosters Berge S. 55 n. 76. Mülverstedt II 307
n. 664. Pressutti II 66 n. 3946). Auch sind wohl die beiden päpstlichen
Schreiben vom 17. Mai an das Domkapitel und für St. Moritz in Magdeburg
(Pressutti II 67 n. 3956 = B.-F.-W. 6515. Pressutti n. 3954) noch auf Bitten
Alberts ausgefertigt worden; und wenn der Auftrag des Papstes au ihn, Ger-
nand in sein Bistum einzuführen (Krabbo S. 19), richtig datiert ist, so dürfen
wir Alberts Anwesenheit in Alatri auch noch für den 18. Mai vermuten.
ZUR REICHSLEGATIOX DES ERZBISCHOFS ALBERT VON MAGDEBURG 107
In der Legation Alberts müssen Avir zwei verschiedene
Abschnitte imtersclieiden ; der erste reicht vom Mai 1222 bis
Januar 1223, und der zweite umfasst die Zeit vom April 1223
bis ungefähr zum Herbst 1224, Sein ursprünglicher Auftrag
war nicht wesentlich über den Schluss des Jahres 1222 hin-
aus gedacht, da er nach dem päpstlichen Schreiben an das
Magdeburger Domkapitel vom 17. Mai 12221) spätestens gegen
Ende März 1223 in seiner Bischofsstadt ankommen sollte.
Offenbar wollte man den gewandten Reichs- und Kirchen-
fürsten auf dem grossen Hoftage, der für den 11. November
nach Verona angesagt war, nicht entbehren. Um ihn bis da-
hin in Italien festzuhalten und zugleich seine Kraft und po-
litische Erfahrung zum Nutzen des Reichs und zur Vorberei-
tung jenes Hoftages zu verwenden, übertrug ihm der Kaiser
das ehrenvolle und einkünftereiche Amt des Legaten. Dass
Albert nach Schluss des Kongresses in seine Heimat entlassen
werden sollte, um in seinem Fürstentume Hilfskräfte für den
bevorstehenden Kreuzzug zu sammeln und auszurüsten, dürfte
ebenfalls bei seiner Ernennung geplant gewesen sein.
Diese Annahme wird durch Alberts Itinerar bestätigt.
Nachdem er am 17. oder 18. Mai 1222 seine Geschäfte an
der Kurie erledigt und seine Beamten ^) beisammen hatte,
auch die Gewissheit besass, dass sein treuer Domdekan sein
>) Vgl. S. 105 Anm. 2.
*) Unter Alberts Beamten erwähnen wir die 4 kaiserlichen Hofrichter,
Alberich von Rovereto aus Pavia (nach Cod. dipl. Cremonese II 184 am
17. November 1225 als iudex et advocatus des Podestä von Cremona Ribal-
dus Cauis tätig), Presbiter Cacia aus Piacenza, Mudalbergus, wahrschein-
lich aus Mailand, und Jacobus de Vestarino, ferner den kaiserlichen Kaplan
Nicolaus — der als Zeuge des am 8. Mai 1222 in Alatri erfolgten Protestes
der Cremonesen (B.-F.-W. 12832) indirekt Alberts dortige Anwesenheit wahr-
scheinlich macht — und schliesslich den erfahrenen kaiserlichen und könig-
lichen Notar Lantelmus Ferrarius atis Pavia. Dieser war am 15. Mai 121()
Notar des Podestä von Vercelli Amizo Sacchus (B.-F.-W. 12494), schrieb
am 2. Dezember 1218 die Urkunde Hugos von Ostia für Lodi (B.-F.-W. 12553),
begleitete vom 14. August 1220 bis 23. Februar 1221 den Reich slegaten
Küurad, fertigte die Akten der Legation Hugos von Ostia vom 8. Juli
bis 29. Oktober 1221 und ist vom 17. November 1222 bis 26. August 1224
und am 4. März 1232 in Diensten Alberts von Magdeburg oder dessen
Stellvertreter nachweisbar (B.-F.-W. 13087 und Beilage u. 15).
108 A. RUPPEL
Suffraganbischof in Brandenburg werde, reiste er schleunigst
in seinen Legationssprengel ab i). Er scheint sich zunächst
nach Ravenna begeben zu haben, in dessen unmittelbarer
Nähe (S. Maria in Porto) er am 4. Juni urkundet ^). In dieser
Stadt, die ihn mit hohen Ehren aufnahm, können wir einen
längeren Aufenthalt Alberts vermuten, den seine Anwesen-
heit in Oervia jedoch unterbrochen haben dürfte ^).
Der nächste Ort, wo wir Albert mit Sicherheit nachweisen
können, ist bereits Verona. Dort treffen wir ihn allerdings
erst am 17. und 20. November, finden aber in seiner Urkunde
vom 17. November andere Mandate erwähnt, die er schon
früher derselben Gemeinde gegeben hatte, so dass seine An-
wesenheit schon um eine Woche früher, also zur festgesetzten
Zeit des beabsichtigten Hoftages, wahrscheinlich ist *). Als
•) Sicherlich hat er die (nach Krabbo S. 9 Anm. 5) am 29. Mai iu
Alatri erfolgte Weihe Gernands nicht mehr abgewartet, wie Krabbo S. 16
annimmt. Denn die Urkunde Friedrichs II. vom 17. Juni 1222 (B.-F.-W.
1396) erwähnt eine Keihe von Urkunden und Botschaften des Reichslegaten
sowie dessen Bericht an den damals in Sizilien weilenden Kaiser, so dass
Albert am 29. Mai unmöglich noch untätig in Alatri gewesen sein kann,
selbst wenn wir seine Reise nach Ravenna nur mit 6 und die seines Boten
nach Sizilien nur mit 10 Tagen berechnen wollten. Auch erwähnt der
Legat in seiner Urkunde vom 4. Juni 1222 (Beilage n. 3) seine Zitation
an angeklagte Bürger Cervias, die doch notwendig einige Tage vorher
expediert sein musste; wäre er am 29. Mai noch am päpstlichen Hofe
gewesen, so hätte er freilich am 4. Juni in Ravenna ankommen — wie
wahrscheinlich Gernand nach empfangener Weihe tat — , aber sich nicht
auf eine bereits von ihm ausgefertigte Zitatiousurkunde berufen können,
s) Beilage n. 3.
*) Vgl. Hieronymi Rubel Historiaram Ravennatum libri X p. 386. Von
Ravenna aus griff Albert in die Belagerung Imolas ein, dort erschienen
auch vor ihm, geführt von Gottfried von Biandrate, die Gesandten Bo-
lognas und Faenzas, und hier spracli er in feierlicher Weise den Bann
über die beiden Städte aus.
*) Beilage n. 4 a. b. In diesen beiden Urkunden sind ausser Gernand
von Brandenburg die Bischöfe Heinrich von Mantua, Nicolaus von Reggio
und Maiuardin von Imola, lauter erfahrene und bedeutende Männer, als
Zeugen genannt. Sie warteten wohl mit vielen anderen geistlichen und
weltlichen Fürsten und Herren aus Deutschland und Italien vergeblich
auf Kaiser und Papst, die beide zwar zahlreiclie Einladungen hatten er-
gehen lassen, aber das rechtzeitige Absagen vergassen. Nicolaus von Reggio
ist am 20. November nicht mehr in Verona nachweisbar.
ZUR REICHSLEGATION DES ERZBISCHOFS ALBJBRT VON MAGDEBURG 109
der Reichslegat nicht mehr zweifeln konnte, dass die vorbe-
reitete Zusammenkunft zwischen Kaiser und Papst nicht statt-
finden werde, begab er sich wahrscheinlich auf die Heimreise ^) ;
wir treffen ihn am 12. Dezember bereits in Venedig 2). In
der Lagunenstadt aber scheint ihn der Befehl erreicht zu haben,
der ihn nach dem Süden an den Kaiserhof rief, wohin er zu
Beginn des Jahres 1223 über Ferrara ^) und Rimini *) eilte ^).
In dem Augenblicke, in dem Albert seinen Legations-
sprengel verliess, erlosch sein ursprünglicher Auftrag. So oft
er auch in den kaiserlichen Urkunden vom 4. Februar bis
17. März als Zeuge auftritt ^), wird er stets nur mit dem Titel
eines Erzbischofs von Magdeburg, n i e mit dem eines Reichs-
legaten genannt ; auch legt er sich selbst den Legatentitel in
einer am Kaiserhofe ausgestellten Urkunde nicht bei "). Nur
einmal wird sein Legatenamt erwähnt, aber als etwas, was
bereits vorüber war ^).
Alberts neuer Auftrag und seine Rückkehr in den frühe-
ren Sprengel war wohl nur als eine vorübergehende Beschäf-
tigung des Heimkehrenden gedacht, die sich aber länger hin-
zog, als vorausgesehen war ''). Der Magdeburger Erzbischof
*) Da der Podestä Veronas die versprochene Antwort der Kommune
nach Ablauf der gestellten Frist dem Legaten nicht zu Teil werden Hess
(vgl. Beilagen n. 5. 7 und 12), so dürfte Albert bereits vor dem 28. No-
vember Verona verlassen liaben.
-) Beilage n. 5.
") Dort urkundet er am 2. Januar 1223 (Beilage n. 6).
*) Urkunde Alberts vom 17. Januar (Beilage n. 7).
^) Auf eigene Initiative Alberts können wir seinen Besohluss, wieder
nach Süditalien zu leisen, sohwerlicli zurückführen, zumal er in Magde-
burg erwartet wurde. Vielmehr müssen wir annehmen, dass der Kaiser
bei der nächsten Zusammenkunft mit dem Papste seiner bedurfte.
«) B.-F.-W. 1437-41. 47 (Rieh. Sangerm.). öl. 57-59. 61-63. 68.
') Urkunde Alberts und anderer vom 12. März an die Äbtissin des
Klosters Mariengarten bei Gosslar (Mülverstedt II 314 n. 682. B.-F.-W. 1471).
*) In der Urkunde Friedrichs II. für S. Maria in Porto bei Ravenna
(B.-F.-W. 1440) wird Albert func imperii sacri legatus genannt. Die An-
nahme einer späteren Ausstellung der Urkunde mit Rückdatiei'uug ist
unriolitig, da Bitte und Zeugenschaft Alberts selir gut zu dem Datum
passen.
•) Gernand, der seinen Erzbischof nocli eine Zeit lang begleitet hatte,
eilte ihm schliesslich in die Heimat voraus (Krabbo S. 17).
110 A. KUPPEL
griff während dieses zweiten Abschnitts seiner Legation nur
vereinzelt in die Verhältnisse der Lombardei und der Mark
Treviso ein. Seine ganze Sorge besass nunmehr die ihm mit
allen Rechten und Einkünften des Reichs auf Lebenszeit ver-
liehene Grafschaft Romagna, zu deren Verwalter er für seine
zeitweilige Abwesenheit den Johann von Worms als seinen
Nuntius bestellte M-
Über die Tätigkeit Alberts während beider Abschnitte
seiner Legation sind wir bisher nur dürftig unterrichtet. Der
Reichslegat war von vornherein zur Erfolglosigkeit verurteilt,
da ihm keine starke Macht zur Seite stand, die jeden Ver-
ächter seines Gebotes sofort zu Boden warf. Er musste als
Diplomat vorgehen und mehr aus dem Hintergrunde und
durch andere ausführen lassen, was er trotz all seiner Auto-
rität auf diesem Boden nicht wagen konnte. Dazu mag sein
milder Charakter^) ihn verleitet haben, mit Bitten zu ver-
suchen, was nur mit Gewalt erreicht werden konnte; auch
vermochte er sich nicht immer über die Parteien zu erheben,
wenn er auch offenbar guten Willen zeigte, sein Amt gerecht
zu verwalten ^).-
Alberts erste Tat in seiner Legatenwürde, sein Eingreifen
in die Vergewaltigung Imolas durch Bologna und Faenza
(1222), schlug vollständig fehl: alle seine Befehle wurden
missachtet, seine Boten mit Schmach überhäuft, gegen seine
Bannverkündigung und Zitation appellierte Bologna an Papst
und Kaiser und suchte seinen Bericht an Friedrich durch
einen besonderen Boten zu verdächtigen ; seine Aufforderung
an Ravenna und Cervia, gegen die Feinde des Reichs die
Waffen zu erheben, verhallte unbefolgt *).
') Sowohl die unter Goldbulle erfolgte "Verleihung der Grafschaft
durch den Kaiser als auch die Bestellung Johanns von Worms durch
Albert sind uns nur durch die sächsische Summa prosarum dictaminis
(Quell, u. Erl. z. bayer. u. deutsch. Gesch. IX» 271) bekannt und deshalb
ohne Datum überliefert (vgl. auch B.-F.-W. 12861^).
^) Gesta archiepisooporum Magdeburg. MG. SS. XIV 421 Z. 17.
") Über die Erfolge der deutschen Herrn im allgemeinen s. F. Schnei-
der, Toskanische Studien in Quell, u. Forsch. XII 99 A-um. 2.
*) Die Urkunde Friedrichs II. vom 17. Juni 1222 (B.-F.-W. 1396) ist
fast die einzige Quelle über die erste Tätigkeit Alberts; sie wirft auch
ZUR REICHSLEGATIO.N DKS ERZ BISCHOFS ALBERT VON MAGDEBURO 111
Sein energieloses Handeln in dem Zwiespalt der Ritter
und Populären in Piacenza, den dauernd beizulegen sich so-
wohl Konrad als auch Hugo vergeblich bemüht hatten, war
selbstverständlich ebenfalls ohne Erfolg; bestand doch Alberts
ganze Tätigkeit einzig darin, dass er beiden Parteien einen
gemeinsamen Podestä, Gerhard von Dovara '), setzte, den
zwar die Populären am 13. August 1222 in die Stadt auf-
nahmen, aber die Ritter entschieden ablehnten '). Wir keunen
keine ernstlichen Bemühungen Alberts in dieser schwierigen
Angelegenheit, die durch den Podestä von Creraona, sognr
unter Absetzung des Gerhard, nach längeren Verhandlungen
am 31. März 1223 zu einem glücklichen Ende geführt wurde 3).
In dem alten Streit des Abtes von San Sisto in Piacenza
mit der Stadt Cremen a um den Besitz von Guastalla und
Luzzara *) forderten sowohl der Papst 5) als auch seine Dele-
gierten ^) den Reichslegaten Albert auf, mit Cremona nicht
zu verhandeln und seine Bewohner als Gebannte zu meiden.
Dieser scheint sich jedoch, kaiserlichen Weisungen folgend,
so verhalten zu haben, dass die päpstlichen Delegierten macht-
los waren und abberufen wurden ").
Der Erzbischof Simeon von Ravenna hatte 1221 Castel
Nuovo vergeblich gegen den Grafen Hubert beansprucht, der
es durch Tausch mit Markwald von Anweiler erhalten hatte.
ein Streiflicht auf dessen Verhältnis zu dem ihm untergeordneten Grafen
Gottfried. Vgl. auch Rubeus p. 386 f. Chiaramonte, Gaesaenae Histo-
riae (Gaesaenae 1641) p. 283. (Savioli), Ann. Bolognesi III 1 p. 152. III 2
p. 19-47. ( Alberghetti), Compendio della storia d' Imola (Imola 1810)
I 149. Winkelmann I 182 Anm. 2. 259 ff.
') In Alberts Umgebung zu Ravenna nachweisbar (Rubeus p. 386).
") Bei dem Legaten Konrad war die Parteistellung umgekehrt.
^) Vgl. besonders Ann. Placentini-Guelfi in MG. SS. XVIII 430 f.
B.-F.-W. 12696. 1271.5-19. Winkelmann I 167. Davidsohn, Forsch, z.
Gesch. V. Florenz IV 19.
*) Die bisher bekannten Urkunden des Streits umfassen 249 Nummern,
deren Regesten von Lorenzo Astegiauo im Cod. dipl. Cremonese (Turin
1895) II 64-87 zusammengestellt sind. Vgl. I 246 n. 367-69. II 82 n. 194-202.
*) B.-F.-W. 6541.
«1 Astegiano, Cod. dipl. Crem. II 82 n. 196.
■') Vgl. besonders Fioker IV 335. B.-F.-W. 1476 f. 12861. Pressutti II
n. 4364.4594. AffO, Storia di Guastalla I 362. Winkelmann I 211 ff.
112 ■ A. RUPPEL
Der Patriarch Berthold von Aquileia, der den Streit entschei-
den sollte, scheint langsam vorgegangen zu sein. Deshalb
betraute der Kaiser mit der Entscheidung den Keichslegaten
Konrad, der diesen Auftrag dem Patriarchen mitteilte ' ) und den
Grafen Hubert nach einem Spruche des Hofgerichtes in das
Kastell einführen Hess 2). Der Streit war damit keineswegs
dauernd beigelegt und wurde, wahrscheinlich vom Erzbischof
Simeon, vor Albert wieder anhängig gemacht. Und Alberts
Hofrichter sprachen dann dem Grafen Hubert den Besitz des
Kastells nur auf eine gewisse Zeit zu ^), worauf der Legat
dem ßichterspruche gemäss Hubert einführen liess *).
Wenn wir die Beschränkung der Ansprüche des Grafen
Hubert auf Castel Nuovo auch nicht als einen Kompromiss
des Legaten mit dem Erzbischofe von Ravenna auffassen
wollen, so können wir doch ein recht gutes Verhältnis zwischen
den beiden Kirchenfürsten feststellen. Gestattete doch Simeon
dem Magdeburger Erzbischof, 5 Solidi über das gewohnte
Fodrum von den Besitzungen der Ravennater Kirche nehmen
zu dürfen, wogegen Albert am 12. und 16. September 1223
zwei Reverse ausstellte, dass diese Mehrleistungen freiwillig,
nicht pflichtgemäss, geschähen 5). Auch die Stadt Ravenna
zahlte nicht geringe Summen an den Legaten. Am 3. Au-
gust 1223 versprach sie dem Stellvertreter Alberts, Johannes
von Worms, Pfänder im Werte von 300 Mark Silber nach
Bertinoro bringen zu lassen 6) ; und unmittelbar vor seiner Ab-
reise nach Deutschland konnte der Legat der Kommune noch
eine Quittung über den Empfang von 800 Ravennater aus-
stellen 7), Dass all dies nicht ohne Gegenleistung geschehen
ist, versteht sich von selbst, wir kennen jedoch nur einige
der kirchlichen Partei gewährte Vergünstigungen ^).
') Beilage n. 1.
2) Beilage n. 2.
^) Beilage n. 9 a.
*] Beilage n. 9 b.
") B.-F.-W. 12874 f. Vgl. auch Eubeus p. 386.
") Beilage n. 8.
') B.-F.-W. 12894.
«) Vgl. S. 117 Anm. 2.
zun nEICHSLEUATION DES ERZBISCHOFS ALBERT VON MAGDEBURG 113
In den Kampf des Markgrafen Azzo von Este mit Torello
Salinguerra um Ferrara, der sich so zu sagen vor seinen
Augen abspielte, scheint Albert nicht eingegriffen zu haben,
da uns darüber keine Chronik oder Urkunde etwas vermeldet.
Über die Tätigkeit des Legaten in dem Streit des Ferrareser
Bischofs Roland gegen Bürger Veronas wegen des Kastells
in Bergantino ^) sind wir jedoch ziemlich gut unterrichtet;
wenn auch die ausgefertigten Urkunden nicht lückenlos er-
halten sind -), so können wir doch mit einiger Sicherheit
die Zahl und den ungefähren Inhalt der verlorenen aus den
neu gefundenen berechnen. Auf Klage ßolands, dass Teutius
von Capite Pontis ^) mit anderen Bürgern Veronas jenes
Kastell der Kirche von Ferrara entrissen habe, liess der Legat
den Angeklagten wiederholt bitten und auffordern, Bergan-
tino zu restituieren. Dieser versprach es, bekräftigte sogar
sein Versprechen mit einem Eid, kam jedoch dem Gebote
keineswegs nach *). Auch die Stadt Verona, der Albert in
feierlicher Ratssitzung am 17. November 1222 den Befehl
gab, für die Restitution des Kastells zu sorgen '"), zögerte mit
der Ausführung: ihr Podestä erbat am 20. November eine
achttägige Frist zur Beantwortung des Mandates ö) und liess
nach Ablauf des Termins nichts mehr von sich hören 7). Nun
'j Am Po in der Provinz Rovigo zwischen Ferrara und Mantua.
*) Sie waren bisher so gut wie unbekannt, wenn sie auch (bei Mu-
ratori) in der Piena esposizione dei diritti imperiali ed Estensi sopra la
cittä di Comacohio (1712) p. 182 summarisch erwähnt sind. Von den 8
Urkunden sind 3 und diese noch ungenau hervoi'gehoben : davon sind 2
bei B.-F.-W. regestiert (vgl. Beilagen n. 4-7. 10-12).
') Offenbar ist Teutius ein naher Verwandter des von Hugo von Ostia
exkommunizierten Podestä von Ferrara, Adelardin de Capite Pontis aus
Verona, dessen Solin Konstantin damals gleichzeitig seiner Pfründe in
Verona beraubt wurde (B.-F.-W. 12749. Levi p. 43. Vgl. auch B.-F.-W.
12754. 798. 12668. Levi p. 74. 76. 102-106). Dass Konstantin noch Brüder
hatte, sehen wir aus einer ihm nach dem Tode seines Vaters durch Bischof
Norandin von Verona am 22. Oktober 1223 erteilten Investitur (G. B.
Biancolini, Notizie storiche delle ohiese di Verona, Verona 1761, I 200
und III 84). Teutius dürfte jedoch im Alter Adelardins gewesen sein.
*) Erwähnt in Beilage n. 5.
*) Beilage n. 4 a.
') Beilage n. 4 b.
') Erwähnt in Beilage n. 5. 7 und 12.
114 A. KUPPEL
ging der Legat ernster vor. Er teilte am 12. Dezember von
Venedig ans dem Teutius mit, dass er mit seinen Genossen
dem Reichsbanne von 500 Mark verfalle, wenn Bergantino
am Weihnachtsabend nicht in Händen seines rechtmässigen
Herrn sei M. Der schlaue Veroneser wusste aber unmittelbar
vor Ablauf der Bannfrist einen neuen Aufschub zu erlangen;
ja Albert, der inzwischen mit Roland besondere Abmachungen
getroffen hatte, kam sogar persönlich mit Teutius zuzammen
und befahl nun in Gegenwart vieler Zeugen, dass das Kastell
nur seinen besonders bevollmächtigten Boten auszuliefern sei.
Diese wurden auch abgefertigt, aber Teutius erklärte ihnen,
Bergantino sei bereits dem Ritter Otto von Ferrara übergeben,
der sich als Bote des Bischofs von Ferrara ausgegeben
habe; Otto, darum befragt, leugnete dies entschieden"). Damit
hatte auch die Geduld Alberts ihr Ende erreicht. Bereits
am 2. Januar 1223 teilte er von Ferrara aus der Kommune
Mantua mit, dass Teutius mit seinen Genossen im Reichs-
banne sei, und verbot ihr unter hohen Strafen, den Gebannten
Hilfe zu gewähren ^). Eine gleiche Mitteilung in ausführ-
licherer Form an Verona Hess Albert zu Rimini am 17. Ja-
nuar ausfertigen *). Aber auch diese äussersten Massnahmen,
welche dem Legaten zur Verfügung standen, verfehlten ihren
Zweck. Albert reiste zum Kaiser und es blieb alles, wie es
war; ja zu Beginn des Jahres 1224 stand die Sache des
Ferrareser Bischofs noch weit schlimmer. Die Markgrafen
Bonifaz und Azzo von Este, die durch ihren Vasallen Otto
das Kastell in Bergantino besetzt hielten ^), hatten dem Bi-
') Beilage n. 5.
*j Erwähnt in Beilage n. 7.
^) Beilage n. 6. Offenbar hatte Teutius von Mantua Schutz erhalten
oder doch zu erwarten, zumal Mantua mit Verona unter den Städten ist,
denen der Papst am 21. Februar 1224 verbieten Hess, in die Ferrareser
Wirren einzugreifen (Pressutti II 214 n. 4797).
*) Wunder nimmt es uns, dass Verona, das doch offenbar mehr in
Mitleidenschaft gezogen war, die Bannung seines Bürgers erst 15 Tage
später als Mantua erfuhr.
*) Die Vasallenschaft Ottos von Ferrara müssen wir aus den Beilagen
n. 10 und 11 und aus der päpstlichen Urkunde vom 21. Februar 1224 an
beide Markgrafen (Pressutti II 214 n. 4796j schliessen; andernfalls müssten
wir annehmen, dass Otto das Kastell nochmals weiter gegeben liabe.
ZUR REICHSLEGATION DES ERZBISCHOFS ALBERT-VOX MA(iDEBURG 115
schofe auch noch die Einkünfte von Melara und Bergan-
tino eingezogen. Zwar versicherte Azzo dem Geschädigten
brieflich, er habe sie nur deshalb an sich genommen, um sie
der Ferrareser Kirche zu erhalten ^), gab sie jedoch nicht
heraus. Die Mandate Alberts vom 9. November 1223 an die
Markgrafen, das Kastell und die okkupierten Einkünfte zu resti-
tuieren, wurden von beiden trotz mehrmaliger Präsentation
nicht einmal in Empfang genommen -). Doch scheint es, als
ob die Este erklären Hessen, die Besetzung des Kastells sei
Sache Veronas ; der Legat schrieb nämlich am 26. Februar 1224
von Forli aus dieser Kommune, sie solle unter Vermeidung
des Reichsbannes von 10 000 Mark dafür sorgen, dass inner-
halb 20 Tagen das Kastell in Bergan tino der Ferrareser Kirche
restituiert werde ^). Welchen Erfolg dieses Mandat hatte, wird
nicht berichtet. Doch wissen wir durch Alberts Urkunde, dass
eine Aufforderung des Papstes an die Stadt, das Kastell resti-
tuieren zu lassen, unbeachtet blieb, und dass darauf von den
päpstlichen Exekutoren über Podesta und Rat der Kirchen-
bann und über die ganze Stadt das Interdikt verhängt wurden *).
Ebenso wenig kümmerten sich die Markgrafen von Este um
ein Mandat Honorius' III., das sie aufforderte, für die Rück
gäbe des Kastells zu sorgen ^) ; und ob ein zweites päpst-
liches Machtgebot vom 21. Februar 1224, die Einkünfte von
Melara und Bergantino der Ferrareser Kirche zurückzuer-
statten ö), von ihnen befolgt wurde, ist nicht bekannt.
In der westlichen Lombardei ist Albert wohl nie gewesen 7),
wenn er auch in die dortigen Verhältnisse in so weit eingriff,
') Dieser Brief lag Albert vor, und sein Inhalt wurde nochmals per-
sönlich von Azzo vor dem B-eichslegaten und vielen Zeugen bestätigt
(Beilagen n. 10 und 11).
^) Beilagen n. 10 und 11.
^) Beilage n. 12.
*) Die Urkunden des Papstes sowie die seiner Exekutoren sind un-
bekannt.
*) Erwähnt in der Urkunde des Papstes vom 21. Februar 1224 iPros-
sutti II 214 n. 4796).
") Pressutti 1. c.
') Zum Itinerar während des zweiten Abschnittes der Legation Alberts
sei noch bemerkt, dass sich der Legat am 9. November 1223 in Fioarolo (Bei-
lagen n. 10 und 11) und am 26. Februar 1224 in Fori! (Beilage n. 12 1 aufhielt.
116 A. RUPPEIi
dass er dem Bischöfe von Lodi die Privilegien früherer Kaiser
bestätigte i), die Entscheidung des Streites zwischen dem Erz-
bischof von Genua und den Bewohnern von S. Romolo dem
Bischöfe von Tortona übertrug 2) und dem Wilhelm von
Pnsterla die aus Strafen der Stadt Asti fliessenden Einkünfte
des kaiserlichen Fiskus schenkte und ihm das Recht verlieh,
sich dafür und für eigne Ansprüche an den Gütern derer von
Asti schadlos zu halten ^).
Nach dem 26. August 3224 *) kehrte der Magdeburger Erz-
bischof, der erfolglosen Arbeit müde, in seine Residenz zurück,
wo er zuerst am 3. Dezember urkundet ^). In Italien hatte
er den Bischof Heinrich von Man tu a als seinen Stellvertreter
für die Lombardei und die Mark Treviso zurückgelassen ß),
während seine Grafschaft Romagna von Johann von Worms
verwaltet wurde.
Eine Würdigung der Legationstätigkeit Alberts von Mag-
deburg wird man erst dann versuchen können, wenn man
das bisher noch wenig gesammelte Material lückenlos kennt.
Wollten wir nach der späteren Entwicklung den Wert seiner
Tätigkeit abschätzen, so könnten wir Albert keine gute Note
erteilen, würden ihm aber vielleicht Unrecht tun, da die
Verhältnisse seines Legationssprengels schwieriger und ver-
wickelter waren, als dass sie eines einzelnen Menschen Kraft
hätte wenden können.
*) B.-F.-W. 12869.
2) Ib. 12868.
'') Diese beiden wichtigen Urkunden sind in ungenauen Kopien aus
dem Jahre 1616 in dem Cod. lat. 5893 (fol. 10-11) der Pariser National-
bibliothek erhalten. Zit. Huillard-Br6holles, Historia dipl. Friderioi
seoundi II 134. Ficker II 161 Anm. 2. Regg. B.-F.-W. 12865. 67. Wir haben
uns Abschriften der Urkunden verschafft, wagen jedoch nicht, aus den
schlechten Kopien, bei denen gesicherte Emendation hoffnungslos ist, zu
drucken, da wir die Originale noch zu finden hoffen.
■•; An diesem Tage urkundet er in Bagnacavallo (B.-F.-W. 12894).
^) Riedel, Cod. dipl. Brandenburg. I 10. 448.
*j Seine Tätigkeit als Vizelegat wird in der Urkunde Friedrichs II.
vom 11. Juli 1226 erwähnt (B.-F.-W. 1657).
ZUR REICHSLEGATIOX DES ERZBISCHOFS ALBERTLVON MAGDEBURG 117
BEILAGEN.
Wenn wir auch durch unsere Beilagen die gedruckten
Urkunden von der Legationstätigkeit Alberts von Magdeburg
mehr als verdoppeln '), so sind wir doch noch weit davon ent-
fernt, alle Akten seiner Legation zu kennen. Einige wichtige
Dokumente scheint noch das schier unerschöpfliche, aber leider
nicht übersichtlich geordnete erzbischöfliche Archiv zu Ra-
venna zu bergen 2) ; überhaupt dürfte die systematische Durch-
sicht der italienischen Archive in Alberts Legationssprengel
noch manche Urkunde zu seiner Legation zu Tage fördern 3).
') 8 Urkunden sind gedruckt (B.-F.-W. 1473 = 12661 a . 12866.68.69.
74. 75. 85. 94). Die Vorlage des Druckes der n. 12866 ist eine lückenhafte
Kopie Garampis. die sieh zu Rimini in der Bibl. Gambalunga (busta
D IV 249,) befindet. Garampi kopierte aus dem besoliädigteu, nur noch
mit der Siegel seh nur versehenen Original, das sich damals im Engels-
burgarchiv zu Rom (Arm. ü oaps. II fasc. VII n. 2) befand, jetzt aber nicht
mehr vorhanden ist. — N. 12885 ist aus dem Original der Bibl. Gamba-
lunga zu Rimini (fondo Paolucci 2. 3; alte Nummer 29) gedruckt. Auf
dem gelben Wachssiegel ist nur noch die aufrecht stehende Bischofsfigur
mit ausgestreckten Armen zu erkennen.
^) Vgl. Rubeus p. 386 f.: (Albertus) iurare Ravennates iussit
bellum seBononiensibus, Faventinis et aliis illaturos, qui
Caesari eiusque legatis repugnarent. Idem Cerviam progressus
iurare Cervienses imperavit... Cum Symeon aichiepiscopus (Raven.)
Alberto anno MCGXXIII permisisset, ut singula ecclesiae Ravennatis opida,
quae in Flaminia essent, V solides pro fodro persolverent, lohannes Woi'-
matiensis, (Alberti) vicarius, impetu in aliquot ex ipsis opidis facto praedam
ingentem abstulerat, de quo cum vehementer conquestus Symeon
apud Honorium pontifioem fuisset, pontifexMagdeburgensi
antistiti scripsit, uti loannem ad restituenda omnia com-
pelleret, alioquin facultatem preberesediviStephaniBono-
niensis abbati interdioto ad restitutionem illam hominem
oogendi. Quo tamen interdicto opus non fuit Alberto restitutionem
oonfestim aoourate iubente.
') Wir vermuten, dass Albert ebenso ein Register führte, wie es
Hugo von Ostia tat: denn einmal berief er sich auf eine sicherlich in
eine andere Stadt expedierte Zitationsurkunde, prout per publica in-
strumenta apparet (Beilage n. 3), und ein anderes Mal wiederholt er
fast wörtlicli sein am 17. November 1222 in Verona gegebenes Mandat,
118 A. RUPPEIi
1. Konrad, Bischof von Metz und Speier, Hofkanzler und
Legat von ganz Italien, fordert den, Patriarcheu Berthold von
Aquileia auf, den Grafen Hubert gemäss der inserierten Urkunde
Friedrichs II. in dem Besitz von Castro Nuovo nicht weiter zu
stören. Bologna 1221 Januar 22 ^).
T ranssumt des hais. Notars Berardus vom 23. Jan. 1221 aus dem besie-
gelten Original, in quo sigillo videbatur quedam imago esse et recta stare,
ciroa quam imaginem a) scripta eraut heo verba : CHUNradus Dei gratia
Metinensis &) ecolesie episcopus, imperialis aule cancellarius ; Ravenna Arch.
arcivesc. n. 1040 (D 921). — Zit. Fantuzzi, Man. Ravenn. II 374 n. 82.
HuiUard-Breholles II 75. Reg. B.-F.-W. 12660'.
Venerabili in Christo patri et domino B. Dei gratia sancte
Aquilegensis ecclesie patriarche C. Dei gratia Metensis et Spirensis
episcopus, inperialis aule cancellarius et totius Ytalie legatus, obse-
quiorum reverentiam et certitudinem pleniorein. Vestra uoverit
magnitudo, quod dominus noster imperator FR. largitus est litteras
comiti Uberto in hunc modum sue maiestatis sigillo munitas : FE,. *)
— indictione nona. Ideoque discretionem vestram c) duxiraus rogi-
tandam, quatinus illi cause debeatis supersedere, predictum comitem
ex ipsa causa nullatenus convenientes nee in aliquo perturbantes.
Sciatis. quod nos causam illam fine debito dante Domino decidemus.
Dat. Bon(onie) XI kal. l'ebruarii.
a) imago. b) sie. cj korr. aus disoretioni vesti'e.
sicut constat ex public o instrumento confecto per manu m Lan-
telmi notarii nos tri (Beilage n. 12). Wenn wir auch diese Stellen mit
Notar-Imbreviaturen erklären könnten, so scheint es uns doch wahrschein-
lich, dass der Notar Lantelm die bei Hugo von Ostia geübte gute Tradi-
tion bei Albert von Magdeburg fortsetzte. Die Urkunde vom 17. November
(Beilage n. 4 a) drucken wir nicht aus der Ausfertigung Lantelms; stand
Lantelms Ausfertigung nur im Register?
') Diese Urkunde sowie die Nummern 2, 3 und 9 kopierte ich aus Pho-
tographien, die mir in liebenswürdigster Weise der Archivar des erzbischöf-
lichen Archivs in Ravenna Don Anacleto Bendazzi anfertigte.
^) Folgt inseriert die Urkunde Friedrichs II. vom Tt. Dezember 1220 (B.-
F.-W. 1249. Winkelmann, Acta imp. ined. I 184 n. 206).
ZUR REICHSLEGATION DE3 ERZBISCHOFS ALBERT VON MAGDEBURG 119
2. Ders. beauftragt den Hugo de Juliano, Grafen der Ro-
magna, den Grafen Hubert in den Besitz von Castro Nuovo
und des zugehörigen Hofes zu setzen. Reggio 1221 Januar 29.
Orl(j. Eavenna Arcli. arcivesc. (F 2141). — ZU. Fantuzzi II 374 n. 84.
Huillard-BrihoUes II 75. Reg. B.-F.-W. 12671.
Conf radus) Dei gratia Metensis et Spirensis episcopus, imperialis
aiile cancellarius et totius Ytalie legatus, dilecto suo Hug(oni) lu-
liani comiti in Romagniola salutem et dilectionem. Auctoi'itate
legationis, qua fungimur, devotioni tue ex parte invictissimi domini
nostri FE.. Romanorum imperatoris divi augusti et nostra firmiter
precipiendo mandamus. quatinus comitem Hubertum in possessionem
Castri Novi et curie ipsius iuxta tenorem privilegii sibi concessi et
tenorem litterarum ipsius domini nostri imperatoris in continenti
ponere non obmittas, compellens homines prenominati castri et curie
secundum predictarum litterarum seriem, quatinus fidelitates et
iuramenta«) et etiam servitia prestent eidem, prout mandatum do-
mini nostri imperatoris receperunt; et quicunque huic nostro man-
dato contrarius fuerit inventus, secundum penam in privilegio dicti
comitis comprehensam et insu per ex parte nostra in C libras, si
fuerit miles, et in L, si fuerit pedes, non sinas punire ipsum, cuius
pene sive banni medietas camere imperiali et medietas comiti pre-
dicto solvatur; et si aliquo sacramento prefati castri homines tibi
tenentur contra predicta, absolvere non pretermittas eosdem. Dat.
Regio quarto kalendas febr(uarii), indictione YIIII.
a) menta mif (jehrochener Stelle des Pergaments.
3. Albert, Erzbischof von Magdeburg und Reichslegat in der
Romagno, der Mark Treviso und der Lombardei, verurteilt auf
Klage des Priors von 8. Maria in Porto bei Ravenna genannte
Bürger von Cervia. S. Maria in Porto 1222 Juni 4.
Notariatsinstrument Ravenna Bibl. Ciassense. — Reij. ß.-F.AV. 12S34.
(S. N.) In nomine sancte oj et individue trinitatis. Millesimo du-
centesimo XXII, indictione decima, die IUI. intrante iunio. Domp-
nus Matbeus Portuensis ecclcsie prior nomine et vice ipsius cano-
nice et conventus eiusdem obtulit domino Alberto Magdeburgeusi
archiepiscopo et imperialis*) aule in Romaniola, marchia Tervisii et
120 A. KUPPEL
Lombardia legato libellum querimoniam et petitiones suas contineu-
tem in hunc modum:
Vobis domino Alberto Magdeburgensis ecclesie archiepiscopo et
imperii. sacri legato accuso UgoKnum de ZuiFone et lacobum de
Maurixio et ZuiFonem fratrem eins atque Raynolum cives Cervienses
et contra eosdem nomine dicte canonice ago dicendo, prefatum Ugo-
linum cum predictis aliis quasdam possessiones ipsius ecclesie hosti-
liter et per vim invasisse, que c) olim fuerunt Tarulli et filii sui Ga-
brielis, et dampnum in bis intulisse et nuntios ]>redicte ecclesie
cum verberibus vulnerasse <*), conversos etiam et familiäres, incidendo
vineas et destruendo salinas et barchones et aministratoribus prefate
canonice minas plurimas inferendo. Unde per vos peto iniuriam
puniri et dampnum ipsi ecclesie resarciri — quod absque iniuria ex-
stimo CCC libras E-aven(natum), iniuriam vero exstimo quingentas
libras E,aven(natum) — , et ut puniantur seeundum constitutiones contra
alienarum possessionum invasores promulgatas et t-ecundum formam
privilegii a quondame) dive memorie Fr(iderico) imperatore ipsi
canonice indulti ').
Unde predictus dominus archiepiscopus et legatus citari fecit
predictos, prout per publica /) instrumenta apparet, ut ante suam
presentiam venirent, dicto priori nomine predicte canonice de iustitia
plenius responsuri; et cum ipsi ante presentiam dicti legati venire
recusassent et contumaciter se absentassent, predictus dominus
legatus summatim Oj examinato negotio pronuutiavit, dictum priorem
nomine ipsius canonice mittendum esse in possessionem causa rei
reservande omnium bonorum predictorum Ugolini. lacobi, ZufFoni*)
atque Haynoli usque in summam CCC librarum Ilaven(natum) pro
extimatione dampni dati in rebus ipsius canonice; et pro extimatione
iniurie illate canonice et nuntiis eins pronuntiavit, dictum priorem
nomine ipsius canonice mittendum esse in possessionem causa rei
servande omnium bonorum predictorum usque in summam quingen-
tarum librarum Ravennat(um). Item predictus dominus legatus
auctoritate imperiali, qua fungitur in liac parte, precepit. ne aliquis
de predictis vel aliquis alius pro eis debeat inquietare dictum pri-
orem vel fratres vel nuntios dicte canonice in dictis possessionibus
sibi datis et assignatis nee in aliquibus aliis possessionibus vel rebus
ad dictam canonicam quocumque modo pertinentibus ; et si contra
fecerint omnes vel aliquis de predictis vel alius pro omnibus pre-
') Die Urkunde Friedrichs I. für S. Maria in Porto (dat. Rom 1155
Juni 18-19) bestimmte 100 Pfd. reinsten Goldes als Strafe filr die Verletzer
der Rechte genannten Stiftes {Stumpf-Brentano III 486 n. 341).
ZUR REICHSLEGATION DES ERZBISCHOFS ALBERT VON MAGDEBURG 121
dictis vel pro aliquo predictorum pro qualibet vice, ponit eos in
banno dejeiii marcharum argenti, quaruBi medietas perveniat ca-
mere ») imperiali et alia medietas parti lese, id est dicte canonice.
Actum est hoc in canonica Portuensi.
Ibi fuerunt dominus episcopus Brandeburgeusis, dominus episco-
pus Ymolensis, magister Nicholaus, capellanus domini imperatoris,
dominus Johannes de Rosa iudex, Bonfius et Guidus notarii *), at-
que Girardus de Placentia huius rei testes rogati.
Ibi in coutinenti eodem die et loco et presentia dictorum testium
predictus dominus legatus auctoritate imperiali, qua fungitur. ne male-
fitia aelinquentium remaneant inpunita, posuit Ugolinum deZufFone^)
in banno XX marcharum argenti, lacolnim et Zulfonem in XX alias,
Raynolum vero in X pro iniuriis illatis ab ipsis ecclesie Portuensi
et suis nuntiis et conversis et etiam pro eo, quia citati fuerunt et
coram eo comparere noluerunt.
(S. N.) Ego lordanus de Zosano sacri palatii et tunc domini
legati notarius predictis interfui et de mandato domini legati scripsi
et autenticavi.
a) sce ohne Kilrzungszeichen. b) imperiali. ") quas. d) vulnasse
ohne Knrziurgszeichen. «) oondam mit Siffle für con. /) plubica.
9) sumatim. h) sie. i) camera. ^) notariis. l) Zuffone viif.
Kilrzunynstrir.h aber dem e.
4 a. Älberich von Rovereto, kaiserlicher Hofrichter, befiehlt der
Gemeinde Verona im Auftrag und in Gegemcart Alberts, Erz-
bischofs von Magdeburg und Reichslegaten, das dem Bischöfe
Roland von Ferrara entrissene Kastell in Bergantino restituieren
zu lassen. Verona 1222 Novembfr 17.
4b. Bonifaz von San Lorenzo in Collina^), Podestä von Verona,
erbittet und erhält von Albert, Erzbischof von Magdeburg und
Reichslegaten, einen Termin von 8 Tagen zur Beantwortung des
Mandats, worauf Alberich von Rovereto im Spezialauftrag Alberts
den Befehl gibt, nichts von dem Inventar des Kastells zu ent-
fernen oder zu vernichten. Verona 1220 November 20.
Notar iatsinslrument Modena Arch. di stalo (Vescovado di Ferrara).
(S. N.) In Dei nomine. Anno eiusdem nativitatis millesimo CG
vigesimo söcundo, indictione dec[ijma »), die lovis, quintodecimo ka-
}) San Lorenzo in Collina we.ittich con liolof/na.
9
122 A. RUPPEL
lendas decenbris, in pallatio domini episcopi Yeronensis pleno con-
scili[o] ipsius civitatis ibi congregato ad sonum campane. Dominus
Albricus de Rovoreto, Papiensis civis, imperialis curia iudex, de
spetiali ^) mandato et voluntate domini Alberti Dei gratia sancte
Magdeburgensis ecclesie archiepiscopi, imperii sacri legati. ibi pei'-
sonaliter existentis, precepit Bonifacio de sancto Laurentio in Colina
de Bononia, Veronensi potestati, et consilio ipsius civitatis ibi collecto
nomiue ac vice comunis Yeronensis et ipsi comuni ex debito iura-
menti fidelitatis domini imperatoris et ") ex debito eidem domino
legato prestiti iuramenti et ex parte domini imperatoris et ipsius
legati, quatinus castrum Bragantini, quod Teucius, eorum civis, abs-
tulit episcopo rerr(ariensi), libere restituant vel restiüii faciant cum
oninibus rebus, que sunt ibi in potestate et virtute atque in ma-
nibus ipsius episcopi rerr(ariensis), et predictum Teucium et alios
cives ^'eronenses, qui castrum ipsum tenent, conpellant ad restitu-
tionem ipsius castri eidem episcopo i'aciendam. Et hec quidem pre-
cepta eis fecit, confii-matis omnibus aliis preceptis factis potestati et
comuni Verone(nsi) propter hoc. Et inde predictus dominus legatus
hanc cartulam fieri precepit, Interfuerunt testes dominus Henricus
Mantuanus. Nicholaus Beginns, Gernandus Brandebiirgensis, Mai-
nardinus Imolensis episcopi. lacobus de Yestarino iudex curie. et
Rodulfus iudex potestatis Yeron(ensis), et multi alii.
Eodem vero anno, die dominico duodecimo kalendas decenbris,
in Camera domini episcopi Yeronensis. Cum dominus Bonifacius de
sancto Laurentio in Colina, Yeronensis potestas, pro comuni Yero-
n(ensi) rogando institerit domino Alberto Dei gratia sancte Magde-
burgensis ecclesie archiepiscopo, imperii sacri legato, ut ei nomine
comunis Yeron(ensis) usque ad octo dies proximos daret terminum
super pleno response eidem domino faciendo super precepto, quod
ei fecit de restitutione castri Bragantini, idem dominus legatus dedit
eidem potestati nomine ac vice comunis Yer(onensis) ad preces eins
ipsum terminum, salvis et confirmatis omnibus preceptis eidem co-
muni super hoc factis. Preterea Albericus de Rovoreto iudex ipsius
domini legati de spetiali mandato ipsius de novo eidem potestati
precepit, ut usque ad ipsum terminum preceptum ei factum super
restitutione dicti castri exequatur et attendat, nee interim res. que
sunt in eodem Castro, asportari permittat vel devastari. Et inde
predictus dominus legatus hanc cartulam fieri precepit. Interfuerunt
testes dominus Henricus Mantuanxis, Gernandus Bi^andeburgensis,
Mainardinus Imolensis epitcopi, lacobus de Yestarino iudex curie,
et multi alii roffati.
ZUU RKICHSLEGATION DES ERZBISCHOFS ALBBÄT VON MAGDEBURG 123
(S. N.) Et ego Petrus Bonns ') de Ferr(aria) Dei gratia sacri
pallatii notarius hiis omnibus interfui et has cartnlas scripsi, prout
audivi et intellexi.
a) ifas in Klaminern [ ] eingeschlossene ist durch rasurühnlichen Defekt
des Pergaments zerstört. b) vor spetiali ist p getilgt. c) vor et ist ex
getilgt.
5. Albert.^ Erzbischof von Magdeburg und Reichslegat, forde) t
den Bürger Veronas Teutius von Capite Pontis auf, bis zum
24. Dezember das Kastell in Bergantino dem Bischöfe von Fer-
rara zurückzugeben, widrigenfalls er mit seinen Avhängern dem,
Reichsbanne verfalle, aus dem er nur gegen Rückgabe des Ka-
stells und Zahlung von 500 Mark Silber gelöst werde.
Venedig 1222 Dezember 12.
Notarielle Kojiie des Coca von Melara saec. XIII in. aus dem besiegelten
Original Modena a. a. 0.
A(lbertus) Dei gratia sancte Ma^deburgensis «) ecclesie archi-
episcopus, imperii sacri legatus, nobili viro Ttcio de Capite Pontis
civi Veronensi salutem et bonam in omnibus voluntatem. Sepe te
rogari fecimus et moneri, ut castrum Bragantini ad Ferrariensem
episcopum pertinens, sicut scis, et quod ei contra religionem iura-
nienti propra abstulisti, restitueres cum omnibus rebus, que erant
in ipso tempore, quo potestas Yeron(ensis) *) a nobis tenninum po-
stulavit respondendi nobis super restitucionem ipsius castri, set tu
monitis ac mandatis nostris acquiescere noluisti, quia non ipsam
castrum restituisti episcopo memorato, nee potestas Veron(ensis)
postmodum super hec iillum curavit exhil)ere resj^onsuni; unde nos
iusticia exigente, quam Ferrariensi episcopo denegare non possumus
nee debemus, cum ad Romanara ecclesiam nullo pertineat mediante,
te scire volumus. (juod imperiali banne te duximus suponendum.
nisi usque ad vigiliam nativitatis Domini restitueris dictum castrum
cum predictis rebus* episcopo memorato: et insuper omnes fautores
tuos. qui ad detinendum ipsum castrum tibi dederint auxilium vel
favorem. suposuimiis banno nostro, de quo exire non debes, nisi prius
restitueris dictum castrum et solveris insuper quingentas marcas
'j Vielleicht ilenfisch mit dem in n. S der Beilagen genannten Petrobonus,
iudex et civitatis Ravenne tunc ambaxator.
124 A. KUPPEL .
argecti, imperiaii camere medietatem et reliquam ipsi episcopo. Ideo-
que fidelitateui tuam, quam diJigimus teste Deo, iterato rogamus
atentius et monemuscj, quatinus mandatum nostrum in Lac parte
stiideas ädimplere ita, ne imperiale bannum incurras, nee uos, quod
inviti facimus«^), contra te durius postmodum procedere compellamur.
Data Veneciis XII die decembris. indictione X"'. millesimo
CCXX secundo. (S. N.)
a) Madeburg lail Kürzutujsstrich über dem g. b) Vron mit Kürzuvfjs-
strich iiher dem n. c) monem mit KUrzumiszeichen für \\v üher dem
zweiten m. d) sie.
6. Ders. teilt den Mantuanern mit, dass Teuiius aus Verona
und dessen Anhänger im Reichsbanne seien, und verbietet ihnen
unter Strafe von 1000 Mark Silber, den Gebannten Hilfe zu
gewähl en. Ferrara 1223 Januar 2.
Notarielle Kopie des Magisters Petrus (Ferrara 1228 indictione XI) von-
dem besiegelten Original Modena a. a. 0.
Albertus Dei gratia sancte Magdeburgensis ecclesie archiepisco-
pus, imperii sacri legatus, prudenti viro potestati, consilio et toti
comuni Mant(uano), fideübus imperii. gratiam suam et bonam volun-
tatem. Universitati vestre volumus esse notum, quod, cum nobili
viro Teutio de Verona dedissemus sepius in mandatis, ut castrum
Brag(antini), quod iniuste detinet occupatum, ad certum diem resti-
tueret venerabili fratri nostro Ferrfariensi) episcopo, idem Teu(tius)
reverentiam imperii non advertens et mandatum nostrum penitus.
non attendens, idem castrum ;'reddere contradicit, unde in ipsum et
faventes ei quingentarum marcarum argenti penam protulimus, et
firmamus solempniter illud bannum, districte vobis sub pena miUe
marcarum argenti precipiendo mandantes, quatinus ipsum Teuz(iumj
sicut bannatum imperii et nostrum in omnibus babeatis, nullum
ipsi ad opus sue malitie consilium vel auxilium impendendo, ne ex
eo forsitan, quod nolleraus, gravissimam domini nostri imperatoris-
iram incurrere vos contingat. Dat. Ferr(arie) IUI non. ian.,
indictione XI.
7. Ders. teilt der Kommune Verona mit, dass er ihren Bürger
Teutius in den Reiihsbaiin getan habe und dessen Güter dem
ZUK KEICHSLE(;ATI0N des EUZBISCHOKS ALUl'JtT VON MAliDEHUKCi 125
Fiskus zuspreche, und fordert sie auf, dem Bischöfe von Ferrara
nötigenfalls Hilfe zu gewähren. Rimini 1223 Januar 17.
Inseriert in zwei Präsentationsinstrumente des kais. Notars Sylvester vom
2s. Januar 122:> [A. A IJ Moclena a. a. 0.
Anno Domini millesimo CCXXII, tempore Honorii pape et Fre-
derici imperatoris. die quarto exeimte raense ianuario, indictione XI,
in palatio comunis Yeroue, ubi erant presentes Guido et Fischerus «),
iudices potestatis Veron(ensis), item Tebaldinus Henrici de Specie,
Adelardinus eins filius. Albertus de Tornilla f>) de \'erona et Petrus
Terragnolo. Raimundus^j de Policino et alii quam plures. Ibidem«^)
presl>iter Bonifatius de sancto Anastasio ex parte domini Alberti
Dei gratia sancte Magdeburgensis ecclesie archiepiscopi «), imperii
sacri legati, presentavit litteras sigillo eiusdem munitas domino Pe-
corario. tunc Veron(ensi) potestati et rectori, recipienti eas de manu
sna. teuor quarum talis erat:
Alliertus Dei gratia sancte Magdeburgensis ecclesie archiepisco-
pus. imperii sacri legatus, fidelibus imperii .. potestati et comuni
Yeron(ensibiis) salutem et bonam voluntatem. Scitis singuli, nostis
omnes, quomodo erga dominum Teuzium, civem vestrum, fecimus
patienter mittendo ad ipsum a principio preces nostras, ut venera-
bili fratri nostro Ferr(ariensi) episcopo restitueret castrum Bragan-
tin(i) et us'^ue tertio sibi dando indutias super eo, sed, cum non
proficerent nostra monita et mandata, sub banno quingentarum mar-
carum precepiraus item ipsi, ut infra certum diem reddeiet illud
nee ulterius detineret; et su] er hiis omnibus ad civitatem vestram
accedentes/) personaliter per ordinem rem eandem narravimus coram
vobis cum instantia postulantes, ut ijjsum ad restitutionem dicti castri
velletis inducere cum ert'ectu, quod et facere promisistis vel ipsum
habere, si non faceret, pro bannato. Sane dum datus ipsi terminus
iam instaret, nuntiiim <f') ad nos misit, iietens humiliter ac instanter,
ut per paucos admodum dies sententiam '>) suspendeie curaremus,
C[uia paratus esset reddere castrum et omnia iuxta nostrum bene-
placitum adimplere. Distuliraus itaque ac in*) persona nostra ac-
cessimus ad eundem et sperantes, quod dolum non tegerent verba
eins, multis pre-entibus tulimus *) hoc mandatum, ut nulli prorsus
restitueret domum illam, set quocumque ') die ad ipsum cum litteris
nostris nostri nuntii mitterentur, ipsis eandem liberam exhiberet,
quod promisit facere bona fide. Nobis ergo cum Ferr(ariensi) epi-
scopo tractatum habentibus super eo, in manus quorundam Ferrari-
ensium castrum dedit, non expectato die, quem»») prefixeramus eidem ;
126 A. RUPPEL
in quo die, dum ad recipiendum castrum missi a nobis nuntii com-
parerent, Teutius respondit omnia se fecisse ad nostrum beneplaci-
tum et mandatum et dedisse castrum in manus Ottonis militis. qui
dicti Ferri ariensis) episcopi nuntium se gerebat, quod dictus O(tto)
inficiando penitus plane negat. Igitur quia dolose nimis et decep-
torie processit idem Teucius in hoc facto et bannum iam incidit ex
eodem, bannatum ipsum impeiii Omnibus nuntiamus et confirmamua
sollempniter «) bannum illud, Universität! vestre sub banno X mili-
um marcarum argenti precipiendo mandantes, quatiuus ipsum iuxta
responsum et promissum vestrum habeatis in omnibus pro bannato <>) -
publicamus siquidem bona eins et fisco dicimus pertinere, mandantes.
vobis, ut et vos eadem publicetis et intromittatis vos de omnibus,
que vel extra vel intra civitatem vestram iura sibi pertinent sive
bona. Preterea milites sive pedites, qui vel retinent castrum illud
vel occasionem prestiterint retinendi, imperiali banno volumus sub-
iacere, militem in C marcis, in quinquaginta peditem condempnantes.
Insuper Ferrfariensi) episcopo pleuam dedimus licentie libertatem v)^
ut, si qui vassalli eius extiterint huius mali. feada ipsorum libere
recipiat et teneat pro solutis. precipientes vcbis, ut«) sibi super
talibus obtinendis vestre defensionis auxilium. quantum necesse fuerit,.
impendatis. Dat. apud Ariminum XYI kal. febr., indictione
undecima 'f) (S. X.).
a) Sisscherus A 1. b) korr. aus Tornilloa A. c\ Icorr. aus Eaimun-
do .-1 1. d) ibique A 1. ei Jcorr. aus arcMepiscopus A. f) accedens.
A 1. 0) korr. aus nuntius A 1. h) über der Zeile nachgetraijen A 1.
i) korr. aus im A. k] wiederJiolt und (jetilgt A 1. l) quocuque ohne
Kürztitiffsstrich A. w») diem que A 1. «) sollepniter ohne Kurzungs-
strich A. o) bauuito A 1. P) potesta vor libertatem fjetihjt A 1. 9) korr.
aus aut A 1. r\ et interlineavi hoc nomine senteutiam foJfjt A 1.
8. Petrobonus und andere Berollmächiigte der Stadt Ravenna
versprechen dem Johann von Worms, (Vicejcomes der Romagna
und Nuntius des Erzbischofs von Magdeburg, Pfänder im Werte
von 300 Mark Silber nach Bertinoro bringen zu lassen.
Forll 1223 August 3.
Notariatsinstrument Ravenna Arcli. arcivesc. (B ö05). — Zit. Fantuzzi
V WH n. OH. HuiUard-Breholles II 1H<). Reg. B.-F.-W. 12HT2.
Anno Doraini miilesimo ducentesimo XXIIl, tempore Honorii
pape. Federicia) inperatoris et regis-Sicilie. indictione XI, in Foro-
livio^), in camera c) domini Birette potestatis Forolivientis, die tertio
ZUR UEICHSLEGATION DKS ERZBISCHOFS ALBERT VON MAGDEBURG 127
intrante mense augusti, in presencia doinini Birette potestatis Foro-
liviensis, domini Ormanni eius iudicis, domini Aldrevandini medici,
domini Sasoncini lohannis Zoccoli testium convocatorum necnon et
mei lohannis Rurilatii notarii. Dominus Petrobonus iudex et civi-
tatis Ravenne tunc ambaxator, presentibus et consencientibus domino
Ranutio de Maltaglatis, domino Bulgarello Uberti, domino lacobo
Bernardi, dicte Ravenne ambaxatoribus, dixit atque denunciavit
domino lohanni de Guarmacio, Romanie comiti et nuncio domini
Alberti archiepiscopi Magdeburgensis ad pignera recipienda a coniuni
Ravenne, quod ipse cum iam dictis ambaxatoribus esset prestus et
paratus nomine et vice comunis Ravenne dare, satisfacere et adin-
plere [dicto lohanni de GJnarmacio <*), com[iti Rojmanie, recipienti
nomine et vice domini archiepiscopi M[agdeburgensis]. tot pignera
exstimat[a j vel tot «) exstimanda et ad Bretenorium deferre ex pecu-
]io/j comunis Ravenne, que bene valeant CCC marcas argenti; et si
dicta pignera tanta non rep[eriun]tur, que bene caperent CCC marcas,
quod ipse cum dictis ambaxatoribus erat paratus ad voluntatem
dicti domini lohannis de Guarmacio adinplere et apud Bretenorium,
ut dictum est, deferre vel deferri fäcere.
Quibus Omnibus ego iam dictus notarius interfui et, ut a supra-
scripto domino Petrobono audivi et intelexi, ita eius precepto et
dictorum ambaxatorum scripsi et publice?) consignavi. (S. N.)
a) sie. b) Fol mi/ Kilrzunijsslrich im 1, so immer. c) camara.
d) die einueklammerten [] Stellen sind durch Loch zerstört, so immer. e) vor
tot steht quod, das (jetihjt scheint. f) peculis. 9) plubice.
.9 a. Genannte Hofrichter sprechen dem Grafen Hubert das
Kastell Castro Nuovo zu, bis er für eine gewisse Summe befrie-
digt sei.
9 h. Albert, Erzbischof von Magdeburg, Reichslegat und Graf
der Romagna, bestellt einen Boten, der den Gmfen Hubert nach
dem Spruche der Hofrichter in den Besitz von Castro Nuovo
einführen soll. Bologna 1223 Oktober 2ü.
Xofariatsinstrumenl Ravenna Arch. nrcicesc. n. tii4<) (E1410). — Zil.
Fantuzzi II :J74 «. S.l. HuillardBrvholles II 7ö. Refj. B.-F.-\V. 12s7s.
(S. N.) Anno dominice incarnationis millo-imo ducentesimo vige-
ximo tertio, die lovis, tertiodecimo die ante kalendas no[vembris, indic-
128 A. RUPPEL
tione duodecima. Dominus Mudalbergus «) '^] iudex «>) et cum eo
dominus Presbyter Cacia, imperialis aule iudices, statuerunt et de-
creverunt, dominum [Ubertum de Castro] Novo fore inducendum in
possessionem vel quasi possessionem iurisdictionis predicti Castri
Novi [et eins rerum intus et extra et eins pertinjentiarum et bonorum
similiter hominum predicti Castri et eius curtis intus et extra usque
ad summam [petiti debiti sui, id est centum marc]arum argenti in
una parte et medietatem quingentarum marcarum argenti in altera
et quingentarum librarum medietatem in altera, in formam possessi-
onis [penalis] '^), quem predictus comes de Castro [Novo
]<^). Interfuerunt
testes dominus Armanus prior monasterii sancti Romani de Ferraria
et Fax de Guerreta de rerrar[ia et dominus Gui]do et Rambertus «)
et Albertus iudices curie (folgen noch zwei unleserliche Namen).
(S. N.) Ego lacobus Carlus imperialis aule notarius interfui et
iussu predictorum imperialis aule iudicum scripsi.
a) das in Klammern [] eingeschlossene ist durch Weyhruch der Pertja-
mentränder, durch Loch oder durch vollständige Verhlassunij zerstört (vfjl.
B.-F.-W. 12878). b) sie. c) folgt induoeudum fore decreveruiit, über-
flüssig iviederholt. d) folgen 3 Zeilen, auf denen nur einzelne Worte oder
Buchstaben mit Mühe zu erkennen sind. Ich glaube noch zu lesen : .. . perve-
nire et ipse dictus comes satisfactus exsterit (!) pro eodem Uberto dict. ;
folgt unleserliches und dann in eaudem possessionem quiete duoatur ; folgt
Unleserliches und dann utraque parte super principali. A[d huius rei]
memoriam [hanc cartulam soribi iusserunt]. e) vor Kambertus ist rabe
7nit Strich über dem r getilgt.
(S. N.) Anno dominice incarnationis millesimo ducentesimo vi-
seximo tertio, die lovis, tertiodecimo die ante kalendas novem-
br(is), indictione duod[ecima]. Albertus Dei gratia sancte Magde-
burgensis ecclesie venerabilis archiepiscopus, sacri imperii legatus
et comes Romaniole, fecit et ordinavit [...«)] de Ovelio suum nun-
tium ad ponendum dominum Ubertum &) comitem de Castro Novo
in possessionem iurisdictionis predicti Castri Novi [et eius rerum]
intus et extra et eius pertinentiarum et bonorum similiter hominum
predicti castri et eius curtis usque ad summam petiti debiti sui, [id
est] centum marcarum argenti in altera et quingentarum lib][arum
argenti medietatem in] altera, secundum formam possetsionis [pe]-
nali(s) eidem domino comiti date per iudices curie; et eidem nuntio
') Mudalbergus imirde deshalb eingesetzt, weil er in der folgenden Urkunde
com selben Tage mit seinem Kollegen Presbyter Cacia als Zeuge genannt ist.
ZUR KElCHSLE(iATION DES ERZBISCHOFS ALBERJ" VON MAGDEBURG 12!»
preceplit et niandavit, ut dictum) comitem in possessionem predic-
tavum rerum oiuniuiu inducat et ponat secundum predictani fonnam.
Act. Bonon[ie iü palatioj episcopi Bonouiensis.
Inteifuerunt Testes dominus Gernandus Dei gratia venerabilis
Brandeburgenöis episcopus et dominus Armaiius prior monaste[rii
sancti Romani de Fer]raria et Pax de Guerreta de Ferraria et do-
minus Guido de nionasterio et dominus Preslnter et dominus Mu-
dalbergus i|udices cuiiej.
(S. N.) Ego lacobus Carlus imperialis aule notarius iussu pre-
dicti domini legati scripsi.
a) (las in Klammern [] einfjeschlossene int in dieser Urhunde durch Wefi-
hruch der Ränder des Pergaments zerstört; oben stand offenbar der Vorname
des Boten (4-:'> Buchitahen fehlen); der erste Schaft eines H oder F ist noch
erkennliar. f>) über der Zeile naclineirafien.
10 a. Albert, Erzbischof von Magdeburg, Reichslegat und
Graf der Romagna, befiehlt dem Markgrafen Azzo von Este unter
einem Banne von 500 Mark, die widerrechtlich in Melara und
Bergantino okkupierten Einkünfte der Ferrareser Kirche inner-
halb 10 Tagen zurückzuerstatten und das von seinen Vasallen
besetzte Kastell in Bergantino restituieren zu lassen.
Ficarolo (1223) November 9.
Insert in der folgenden Urkunde. — Zit. (Muratori), Piena esposizione
I>. 1S2 (itnrollständifj), danach Per/. B.-F.-W. 12HS2 (zu 1224 eingereiht).
10 b. Akt über die Überreichung des Mandates Alberts von
Magdeburg durch Michael Marianorum im Bischofspalast zu
Verona. Verona 1224 Juli 4.
Orig. Modena Arch. di stato (Vescov.ndo di Ferrara).
('S. N.) In Christi nomine. Anno a nativitate eiusdem millesimo
CCXXIIII, indictione duodecima, die lovis, quarto iotrante mensis
iulii«). Michael Marianorum ex parte domini Magdeburgensis^j
archiepiscopi, im])eiii sacri legali, quasdam litteras eins sigillo cereo
sigillatas domino Azoni marchioni Estensi presentavit, qiiarum tt>nor
talis erat: Albertus Dei gratia sancte Magdeburgensis ecclesie
arcbiei)iscoi)us. im])erii sacri legatus et comes Romaniole, illufstjri <')
viro Azoni marchioni Estensi salutem et bonam voluntatem. Ex
relatione venerabilis i'ratris nostri Ferrariensis episcopi et jilurium
130 A. KUPPEL
alioruni veraciter intelleximus, quod oinnes redditus Ferrariensis
ecclesie in Melaria et Bragaiit(ino), quos in ipsis terris percipere
consuevit, ab hominibus ipsarum terrarum violenter extorqueii fecisti,
et ipse tue littere in nostra presentia perlecte, quas eidem episcopo
transmisisti, hoc idem evidentius declarabant, et etiam tu ipse coram
nobis et multis aliis predictos redditus ad conservanduni et resti-
tuendum eidem episcopo te percepisse affirmasti. Sane periculosum
et ignominiosum tue nobilitati existeret. si predictos <*) redditus
animo non restituendi auferri «) fecisses, cum ipsam Ferrariensem ec-
clesiam non opprimere, set defendere ab omnibus eam inquietare vo-
lentibus ex percepto benefitio teuearis. Quia igitur oppressas eccle-
sias et spetialiter Ferr(ariensem), que sancte Romane ecclesie est
filia spetialis, ex offitio imperialis legationis nobis iniuncto ab op-
pressionibus defensai'e tenemur, presentium tibi auetoritate manda-
uius atque districte precipimus sub panno quingentarum marcbarum
argenti, quatinus predictos redditus, qui dicuntur valere ultra du-
centas libras imperialium, infra X dies post haruni presentationem
integre restituas et a vassallis, si qua extorserunt, restitui fatias
Ferrariensi ecclesie memorate; ac etiam castrum Bragant(ini), quod
a tuis vassallis tenetur, in ipsius episcopi preiuditium et gravamen
libere et absolute restitui fatias, alioquin te noveris predictum ban-
num et nostram et imperii indignationem incurrisse/). Si vero predic-
torum reddituum maiorum c) vel minorum ») quantitas fuerit reperta,
hoc ijDsum cognoscendum abbati sancti Benedicti ') nos noveris com-
misisse. Dat. Ficaroli Y idus novembris.
Suprascriptas vero marchio suprascriptas litteras semel et se-
cundo sibi oblatas accipere non curavit nee voluit. Actum Yerone
in pallatio domini episcopi Yeronen(sis). Representatioui dictarum
litterarum testes fuere presentes domini Albertus Brixiensis et Guil-
lelmus Mutinensis episcopi.
Ego Albericus Ott(onis) quondam imperatoris notarius dicte pre-
sentationi interfui et dictas litteras cum cereo sigillo adherente ipsis
vidi, legi, ascultavi et exemplavi diligenter; et sie in eis contine-
batur, ut in hoc exemplo legitur, et subscripsi.
«) korr. ans Madii. &) Maidburg mit KurziDujsstrich in d iimJ ilher g.
c) das in Klammern [] eingeschlossene ist durch Loch zerstört. d) zwischen
i und c ein Loch, um das herumgeschrieben wurde. e) auferi. /) incu-
risse. g) sie. ^
*j Aht Azzo oon S. Benedetto Po (Provinz Mantua). Er ist auch wieder-
holt in den Akten Hugos von Ostia als abbas s. Beuedicti de Pado Leronis
oder super Padum Lerouis genannt (Levi p. 22 n. 23 f. und, p. 52 n. 48).
ZUR REICHSLEGATION DES ERZBISCHOFS ALBEJiT VON MAGDEBURG 131
IIa. Albert, Erzbischof von Magdeburg, Reichslegat und Graf
der Romagna, befiehlt dem Markgrafen Bonifaz von Este das näm-
liche, wie am gleichen Tage {vgl. n. 10 a) seinem ließen Azzo.
Ficarolo {1223) November 9 ^).
Inseriert in der folgenden Urkunde.
IIb. Akt über die Präsentation des Mandates Alberts von
Magdeburg durch Michael Marianorum im Bischofspalast zu
Verona. Verona 1224 Juli 4.
Oriij. Modena Arch. di stato {Vescovado di Ferrara).
(S. N.) In Christi nomine. Anno a nativitate eiusdem millesimo
CCXXIIII, indictione XII«^», die lovis, quarto intrante mensis
iulii. Michael Marianorum ex parte domini Magdeburgensis ar-
chiepiscopi, imperii sacri legati «), quasdam litteras eius sigillo cereo
sigillatas domino Bonifatio marchioni Estensi presentavit, tenor
quarum talis erat: Albertus Dei gratia sancte Magdeburgensis
ecclesie archiepiscopus, imperii sacri legatus et comes Romaniole,
illnstri viro B. marchioni Estensi salutem et bonam voluntatem.
Ex relatione venerabilis fratris nostri . . Ferr(ariensis) episcopi et
pluriiim aliorum veraciter intelleximiis, qnod omnes redditus Fer-
rariensis ecclesie in Melaria et Bragant(ino). quos in ipsis terris
percipere consuevit, ab hominibus predictarnm terrarum violenter
cum nepote tuo extorquere fecisti, et ipse nepotis tui littere in no-
stra presentia perlecte, quas eidem episcopo transmisit, hoc idem
evidentius declarabant; et etiam ipse idem Azo nepos tuus coram
nobis et multis aliis predictos redditus ad servandum et restituen-
dum predicto episcopo se percepisse aifirmavit. Sane periculosum et
ignominiosum tue nobilitati et ipsius nepotis tui existeret, si pre-
dictos redditus animo non restituendi aufferri fecissetis, cum iiisam
Ferr(ariensem) ecclesiam non opprimere, set defendere ab omnibus
eam inquietare volentibus ex percepto benefitio teneamini. Quia
') Obwohl diese Urkunde mutafin mulandis uiit n. lOa.h (//eir/ilaulend
ixt, verdient sie doch den fohjenden Abdruck, weil wir durch sie etwas von
dem Verhältnis von Grossonkel und Xeffe hinsichtlich ihrer Ferrareser Va-
sallen und Lehen erfahren.
132 A. RUI'PEL
igitur oppressas ecclesias et spetialiter Ferrariensem. que saiicte
Romane ecclesie est filia spetialis. ex offitio imperialis legationis
nobis iniuncto ab oppressoribus defensare tenemur, presentium tibi
auctoritate mandamus atque districte precipimus sub banno quingen-
tarum marcharum argenti^ quatmus predictos redditus, qni dicuntur
valere ultra ducentas libras im].er('ialium), ififra X dies post harum
presentationem integre cum nepote tuo restituas et a yassallis tuis,
si qua extorserunt, restitui fatias Ferra riensi ecclesie memorate. Ac
etiam castrum Bragant(ini), quod a tuis vas^allis tenetur. in ipsius
episcopi preiuditium et gravamen libere et absolute restitui fatias,
aJioquin te noveris predictiim bannum et nostram et imperii indigna-
tionem ineurrisse *). Si vero predictorum reddituum maiorum c) vel
minorum c) quantitas fuerit reperta, hoc ipsum cognoscendum abbati
sancti Benedicti nos noveris comisisse.
Dat. Ficarol(i) Y idus novembr(is).
Suprascriptus vero marchio <*) — subscripsi.
a) legatus. b) inourisse. c) sie. d) der Schluss ist genau wie
in n. 10 h.
12. Ders. fordert Verona unter der Strafe des Bannes von
10 000 Mark auf, innerhalb 20 Tagen das Kastell in Bergantino
dem Bischöfe von Ferrara zurückzugeben oder zurückgeben zu
lassen. Forli (1224) Februar 26.
Inseriert in zwei Praesenfationsinstrumente des kais. Notars Sylvester
vom 15. Mai 1224 Modena a. a. 0. [A. A 1]. — Zit. (Muratori), Piena espo-
sizione p. 182 (ohne Tay und Monat), danach Refj. B.-F.- IT'. 12sSl.
Anno Domini millesimo CCXXIIII, indictione XII. die XV
intrante mense maii, presentibus Eollandino iudice. filio domini Ar-
mundi de Merhato «) de Mezo. domino Graitano, Petro Bello Rizolo,
Yillano Pisano et Gratiano testibus et pluribus aliis. tempore Honorii
pape et Federici imperatoris, Bolonie ^ i sub porticu domini Ramber-
tini Daloclo c). Ibidem Bologninus servitor domini Rol(andini) epi-
scopi Ferr(ariensis) rej^resentavit et dedit litteras domini Al(berti)
Dei gratia Magdeburgensis ecclesie arcliiepiscopi, imperii sacri legati
et comitis Romaniole. V>ulla eiusdem bullatas domino Eambertino de
I
ZVU KE1CHSLE(;ATI0N des ERZHISCHOKS albert von MAGDEBURG 133
Ramberto Veronensi potestati, quas siquidem litteras prefatus do-
minus Raiubertus potestas Veronensis <^) suscepit presentibus testibus
suprascriptis. quarum tenor hie est:
Al(bertus) Dei gratia sancte Magdeburgensis ecclesie archiepi-
scopus, imperii sacri legatus et conies Roinaniole, nobilibus viris
potestati, consiliariis et comuni Veron(ensi) salutem et bonam volun-
tatein. Recolimus, sicut constat ex publico instrumento confecto per
niannm Lantelmi notarii nostri, quod olian, dum essemus Verone
in pleno consilio civitatis per canipanam adunato in palatio vene-
rabilis fratris nostri Yeron(ensis) episcopi, dominus Albericus de
Rovoreto Papiensis civis, imperialis curie iudex, de speciali mandato
et voluntate nostra, nobis presentibus et residentibus cum pluribus
episcopis in eodem consilio, precepit Bon(ifatio) de sancto Laurentio
in Collina de Bononia, tunc Veronensi potestati, et eiusdem civitatis
consilio ibi per campanam collecto nomine et vice comunis et ipsi
comuni ex debito iuramenti üdelitatis domini imperatoris et ex debito
nobis prestiti iuramenti et ex parte dcmini imperatoris et nostra,
quatinus castrum Bragantin(i), quod Teuzius, eorum civis, cum qui-
busdam suis complicibus abstulit ep.iscopo Ferr(ariensij, libere resti-
tuerent et restitui facerent cum omnibus rel)us tuuc ibi contentis
in manibus ipsius episcopi Ferr(ariensis) et predictum T(eutium), B.
et alios Vieronenses), qui castrum tunc tenebant, compellerent ad
restitutionem predictorum eidem episcopo faciendam, set preceptis
nostris, sicut obtime nostis, usque hodie nullatenus est obeditum,
set nee mandatis domini pape de hae restitutione facienda, sicut
intelleximus, hactenus obtemperare curastis; propter quam duritiam
et contumatiam executores mandatorum domini pape super hoc in
l)0testatem et consiliarios Verone(nses) excommunicationis et in totam
civitatem Veron(ensem) interdicti sententias «) promulgasse dicuntur;
unde non possumus non mirari pro eo, quod ob iavorem quorundam
vestrorum civium predonum hec incomoda et pericula vitare non
curastis. Verum quia mandatum /) nostrum de facienda iustitia ecclesie
Ferr(ariensi), que spetialis planta et filia est sancte Rcmane ecclesie,
vacuum et inane esse non debet. vobis iterato auctoritate legationis
et ex parte domini imperatoris districte precipiendo mandamus sub
banno decem milium marcharum argenti, quarum medietas applica-
bitur fisco et reliqua Oj ecclesie Ferrfariensij, quatinus infra XX dies
post presentationem harum litteiarum nostrarum predictum castrum
Bragantinfi) cum rel)us supra memoratis predictos cives vestros
libere et integre restituere episcopo Ferr(ariensi) vel eius certo
nuntio sine difficultate qualibet compellatis. Quod si id vel nunc
134 ' A. RIPPEL
facere infra prefixum termicum, quod non optamus ä), neglexeritis,
noveritis vos predictum bannum et domini imperatoris et nostram
indignationem merito incurrisse. Dat. Forlivü Y kal. martii. in-
dictione XII »j.
a) Menhato A 1. . b) Bolonie lis ibidem incl. fehlt AI. c) sie A.Al.
d) Veronensis presentibus testibus suprascriptis suscepit, quarum AI.
e) seutentiam A. f) korr. aus mandatonim A. Q) reliq mit Kürzungs-
strich über dem q A, reliqua AI. h) obtamus A. ») Eepresentate
fueruut dicte littere dicto domino Eamberto, potestati Veronensi, Bononie
sub porticu domus sue, iu qua habitat fügt hinzu A 1.
DIE ROMISCHE KURIE
UND DIE PROTESTANTEN
IN DEll PFALZ, IN SCHLESIEN, POLEN UND SALZBUKG.
VON PHILIPP HILTEBRANDT.
L Teil.
Im Hinblick auf die Protestantenverfolgungen, die in
Frankreich mit der Aufhebung des Edikts von Nantes be-
gannen und die sich dann in der Pfalz, in Polen, in Salz-
burg und in anderen katholischen Staaten bis tief in das
Zeitalter der Aufklärung hinein fortsetzten, ist die Vermutung
geäussert worden, dass das Vorgehen der römischen Kirche
gegen die Protestanten in den einzelnen Ländern in einem
inneren Zusammenhang stehe und nach einem bestimmten
Plane erfolgt sei ^). Die einheitliche Leitung der Kirche unter
einem Oberhaupte, die Organisation der Propaganda durch
die bekannte Kongregation, durch die Gesellschaft Jesu und
die übrigen Orden, die in Rom zweifellos bestehende Absicht
auf Ausrottung aller Häresien, die Proteste der Kurie gegen
jeden Eeligionsfrieden, der den Akatholischen Toleranz ge-
währte, die immer wieder an die Vertreter der weltlichen
katholischen Obrigkeiten erlassenen Mahnungen, die Rechte
der katholischen Kirche zu wahren und die Häretiker unter
ihre Herrschaft zurückzuführen — alle diese bekannten Tat-
sachen scheinen die oben geäusserte Ansicht zu beweisen und
von vornherein die Gewissheit zu ergeben, dass jene An-
schläge gegen den Protestantismus auf direkte Veranlassung
') Droj-sen, Geschichte der preussischen Politik IV 2 S. 3<il.
136 PH. IIILTEHRANDT
des heiligen Stuhles erfolgt und unter seiner Leitung durch-
geführt worden seien. Eine ausführliche „Denkschrift der
heiligen Kongregation der Kardinäle " aus dem Jahre 1735,
in der nichts weniger als eine völlige Revision der Karte
Europas und die Vernichtung oder Rekatholisierung aller
ketzerischen Staaten vorgeschlagen wird, scheint dann voll-
ends die Pläne der Kurie gegen den Protestantismus bis in
alle Einzelheiten darzulegen und klar zu beweisen. „Während
auf protestantischer Seite bald dieser, bald jener Landesherr
seine katholischen Untertanen knechtete oder in Gebieten, in
denen beide Bekenntnisse neben einander bestanden, einzelne
Prediger ihrem Bekehrungseifer keinen Zaum anzulegen ver-
mochten, arbeiteten sich die Glieder der streitbaren Kirche
nach einem festen Plane wechselseitig in die Hände... Jede
Gruppe, jeder vorgeschobene Posten stand mit Rom in Füh-
lung. "Wie ein Feldherr von einer hohen Warte leitete der
Papst von hier die Schlacht gegen die unter einander in
ewigem Zwiste liegenden Ketzer" — : in diesen Sätzen ist
ungefähr die Auffassung, die man weithin von der Einheit-
lichkeit der katholischen Aktion und der Grösse des päpst-
lichen Einflusses hat, ausgedrückt. Sie ist besonders unter
Einwirkung des Kampfes um die päpstliche Infallibilität im
19. Jahrhundert allgemein herrschend geworden und äussert
ihre Wirkung bis zu dem ]\[asse, dass selbst drei Historiker,
wie Ranke, Droysen und Max Lehmann, jene Denk-
schrift der heiligen Kongregation der Kardinäle, die schon
ein preussischer Staatsmann jener Zeit als die „törichte Er-
findung eines müssigen, hetzerischen und dem römischen Hofe
persönlich feindlich gesinnten Kopfes" bezeichnet hat, für
echt halten konnten i).
In Wirklichkeit aber war in jener Zeit der Einfluss der
Kurie und die Einheitlichkeit des Vorgehens der katholischen
Kirche lange nicht so gross als wie man gewöhnlich glaubt.
Ihre Einheitlichkeit ist kaum grösser als diejenige, die die
V ßanke, Preussische Geschichte II 220. Droysen a. a. O. S. 416.
Lehmann, Preussen und die katholische Kirche 1437. Gegen die Echt-
heit Er dm aun s dör ff« r, Deutsche Geschieh tn II 392. Duhr. Jesuiten-
fabeln ö. 810-815.
DIE ROMISCHE KURIE UND DIE PROTBgTAKTEN 137
protestantisclien Mächte auf Grund des gemeinsamen evan-
gelischen Bewusstseins trotz aller dogmatischen Differenzen
vereinte und die den Papst immer wieder zu Klagen über
die Geschlossenheit und den Eifer der protestantischen Für-
sten und die Uneinigkeit der katholischen veranlasste. Die
Streitigkeiten zwischen Kalvinismus und Luthertum auf pro-
testantischer Seite wurden in ihren schädlichen Folgen auf
katholischer reichlich durch den politischen Gegensatz aufge-
wogen, der zwischen Frankreich und Habsburg bestand, und
den beizulegen alle Anstrengungen und Mittel des Papstes
versagten. Und was die Grösse und Wirksamkeit der Kurie
anlangt, so kann man aus der Geschichte der katholischen
Propaganda in den protestantischen Ländern Deutschlands
nachweisen, dass ihre Kraft damals nicht mehr in Rom, son-
dern an den Höfen von weltlichen und geistlichen Landes-
herrn lag, 'die sie aus ihren besondern Interessen heraus för-
derten, und ohne deren Unterstützung die Kurie beinahe
machtlos gewesen wäre. Ihnen verdankte die katholische
Kirche in der Hauptsache ihre im Verhältnis zu den aufge-
wandten Mitteln und Mühen immerhin recht bescheidenen
Erfolge.
Dasselbe lässt sich auch, wie ich in folgendem darlegen
will, an der Geschichte jener Ereignisse beobachten, die da-
mals die protestantische "Welt in eine so gewaltige Aufregung
versetzt haben. Fortwährend hat die Kurie die französische
Regierung zur Aufhebung des Edikts von Nantes gedrängt:
schliesslich aber war der grösste Schlag, der je der katholi-
schen Kirche dem Protestantismus gegenüber gelungen ist,
die Unterdrückung des Kalvinismus im Vaterlande seines
Stifters, kein Werk der römischen Kurie, sondern der welt-
lichen Obrigkeit und der mit ihr verbundenen landeskirch-
lichen Gewalten i). Und ähnlich verhält es sich auch mit den
Vorgängen in der Pfalz, in Polen und in Salzburg. Auch
hier hat die Kurie die Ausrottung der Häresie immer wieder
gefordert und betrieben, ohne dass die landesherrliche Re-
gierung ihren, Wünschen Gehör geschenkt hätte. Als es
schliesslich zum Vorgehen gegen die Protestanten kommt,
•) M. Im mich, Papst lanocenz XI. (Berlin 1899) S. 64 ff.
10
138 PH. HILTEBRAXDT
geht die Initiative aus politischen und lokalen A.nlässen von
der weltlichen Gewalt aus. Die Kurie greift dann zwar ein
und schürt das Feuer, aber sie behält keineswegs die Lei-
tung der Aktion in der Hand : sie ist mehr die Geführte als
die Führende und dient schliesslich nur den weltlichen In-
teressen, die sich unter dem Deckmantel der kirchlichen ver-
bergen. Es war eine Erkenntnis, die auch den päpstlichen
Politikern nicht verborgen blieb und die den Pariser Nuntius
Delfino selbst nach dem grossen Siege, den der Katholizismus
auf dem Ryswicker Kongress durch Durchbrechung des west-
fälischen Friedens in der Pfalz errungen hatte, zu den pessi-
mistischen Worten veranlasste: „Sehr selten verträgt sich die
Politik der Welt mit den Interessen der Religion. Da erstere
als einzige Richtlinie nur den Egoismus besitzt, der, ohne
auf die Gerechtigkeit zu achten, alles und zwar auf Kosten
der Religion zum eigenen Vorteil zu drehen sucht, s© bekennt
man zwar mit den Lippen die AVahrheit, dass die Religion
jedes weltliche Interesse überwiegen müsse, setzt sie aber in
den Taten immer hinten an und räumt den ersten Platz dem
Ehrgeiz und allen anderen menschlichen Leidenschaften ein" i).
I. Pfalz (die Ryswicker Klausel) 2).
In der Pfalz konnte, als das Kurfürstentum im Jahre 1685
in die Hände der katholischen Neuburger überging, die Stel-
lung des Protestantismus rechtlich und tatsächlich als völlig
gesichert gelten. Nach den Bestimmungen des westfälischen
') Delfino an den Kardinalstaatssekretär Innocenz' XII., öpada, Lettera
Paris 1697 Dezember 9 : hen di rado la politica del mondo s'accorda cogli
interessi della religione. E come ella non e fondata che su lo regolamento
delVavior proprio il quäle senz'aver riguardo alla giustizia ritorce ogni cosa
a proprio profitto e qualche volta a costo della stessa religione, cosi, benche
ai confessi colla labra a seconda della veritä, che la religione devria pre-
valer' ad ogni temporal Interesse, niente di meno con i fatti vi e sempre po-
sposta, dandosi il primo luogo all'ambizione et a quasi tutte le altre passioni
humane.
^) Vgl. Hans von Hymmen, Der erste preussische König und die
Gegenreformation in der Pfalz (Dissertation Göttingen 1903).
DIE KOMISCHE KURIE UND DIE PROTßSTANTEX 139
Friedens sollten die protestantischen Kirchen in ihren Gütern
und Rechten in dem Status bleiben, in dem sie im Jahre 1618
gewesen waren, d. h. ihre herrschende Stellung sollte im all-
gemeinen erhalten bleiben. Das Reform ationsrecht der Lan-
desherrn war seinen andersgläubigen Untertanen gegenüber
aufgehoben, und die Auffassung, die man katholischerseits
vom Simultaneum hatte, nämlich dass katholische Landesherrn
in protestantischen Ländern neben dem evangelischen Gottes-
dienst unter Benutzung protestantischer Kirchen auch den
katholischen einführen dürften, entsprach nicht dem Geiste
des westfälischen Friedens ^). Zum Überfluss hatte sich der
neue Kurfürst in dem mit seinem Vorgänger abgeschlossenen
Vertrage zu Schwäbisch-Hall 2) noch ausdrücklich dazu ver-
pflichtet, die evangelischen Kirchen in ihren durch den
westfälischen Frieden garantierten Rechten zu erhalten ; und
bei seinem Regierungsantritte versicherte er nochmals, dass
er dem Hall'schen Vergleich „ unverbrüchlich nachkommen
und nicht das geringste dawider vornehmen werde " ^). Der
mächtigste protestantische Reichsfürst, der Kurfürst von Bran-
denburg, garantierte die Ausführung des Vertrages und er
hatte es in der Hand, seine Innehaltung durch Repressalien
an seinen katholischen Untertanen jeder Zeit erzwingen zu
können.
Johann Philipp, der erste Herrscher aus dem Hause Neu-
burg, dachte auch nicht daran, sich mit den geschlossenen
Verträgen in Widerspruch zu setzen. Sein Vater war einst,
um sich in der jülich-klevischen Erbschaftsfrage den Beistand
der katholischen Liga zu sichern, aus politischen Gründen
zur römischen Kirche übergetreten. Er selbst, ein jovialer und
lebenslustiger Herr, war durchaus kein Fanatiker. Er ver-
dankte der römischen Kurie viel und hatte Grund, sich in ihrer
-Gunst zu erhalten : sie war es gewesen, die die Heirat seiner
Tochter mit dem Kaiser Leopold vermittelt und den Söhnen
seiner mit Kindern gesegneten Ehe reiche Pfründen verschafft
') Pütt er, Geist des Westfälischen Friedens (Göttingen 1795) S. 390.
') Abjreschlossen am 12/20. Mai 1685, vgl. Struve, Pfälzische Kirchen-
Historie (Frankfurt 1721) S. 701.
») A. a. O. S. 701.
140 PH. HILTEBRANDT
hatte. Trotzdem trug er, wenn die Staatsraison in Frage kam,
kein Bedenken, sich mit den päpstlichen Ansprüchen in Wi-
derspruch zu setzen. Ohne sich darum zu bekümmern, dass
in Sachen der Religion dem Papste die Mitwirkung und
höchste Entscheidung zukam, hatte er auf eigene Faust mit
Brandenburg die berühmten jülich-klevischen Religionsrezesse
abgeschlossen, die den Protestanten in Jülich Toleranz ge-
währten, und es war seiner geschickten Diplomatie gelungen,
einen Protest der Kurie zu verhindern '). In den Besitz der
Pfalz gelangt, sah er sich, um sein Land vor den Truppen Lud-
wigs XIV. schützen zu können, sehr bald auf die Hülfe prote-
stantischer Mächte angewiesen. Das einzige, was er unter diesen
Umständen zu Gunsten des Katholizismus tat, war, dass er
den Katholiken das freie und öffentliche Exercitium im ganzen
Lande gestattete und seinen katholischen Hofleuten und Sol-
daten bis zur Vollendung der katholischen Kirche in Heidel-
berg das Schiff der Garnisonkirche einräumen liess. Gleich-
berechtigt und friedlich, wie im Heidelberger Konkordien-
tempel, zu dem die Katholiken wieder zugelassen wurden,
sollten die drei Konfessionen im Lande bei einander wohnen
und alle theologischen Streitigkeiten vermieden werden 2).
Auf völlig neuem Grund, ohne sich mit den Bestimmungen
der Religionsverträge in Widerspruch zu setzen, gedachte er
die katholische Kirche in der Pfalz wieder aufzubauen. Sie
sollte nicht durch Restitution der in die Hände der Prote-
stanten übergegangenen Kirchengüter, sondern durch neue
Stiftungen von katholischer Seite ausgestattet werden ^).
Diese ebenso kluge wie loyale Kirchenpolitik entsprach den
Erfordernissen der politischen Lage und der Staatsverträge,
und der Kurfürst hat kein Bedenken getragen, sie auch dem
Papste gegenüber aufrecht zu erhalten und zu verteidigen.
Für die römische Kirche bedeutete der Anfall der Pfalz
an das Haus Neuburg, durch den die Zahl der katholischen
Stimmen im Kurfürstenkolleg um eine, im Fürstenkolleg um
') Vgl. meine Arbeit über Preussen und die römische Kurie in dieser
Zeitschrift XI 329.
2) Vgl. Struve a. a. O. S. 705 ff.
") Beilage 2. 3.
DIE KOMISCHE KURIE UND DIE PROTESTANTEN 141
zwei vermehrt wurde, einen grossen Machtgewimi. Die Kurie
hatte sich bereits früher für die Sicherung der neuburgischen
Erbfolge beim Kaiser verwendet und sie Hess es, nur damit der
Kurfürst in den Besitz seines Landes kam, ohne "Widerspruch
geschehen, dass er durch den Hall'schen Vergleich die kirch-
lichen Verhältnisse in der Pfalz regelte '). Als Johann Philipp
den Papst in dem Schreiben, in dem er ihm seinen Regie-
rungsantritt mitteilte, darauf hinwies, dass er, um sich nicht
die protestantischen Fürsten auf den Hals zu ziehen, bei der
Bekehrung der grossen Masse seiner häretischen Untertanen
ganz allmählich vorgehen müsse ^), begnügte sich die Kurie
mit diesem Versprechen und gewährte ihm später auch, wie
es scheint, die Verfügung über die geistlichen Güter zu from-
men Zwecken, bis bessere Zeiten es erlaubten, sie ihren ehe-
maligen Besitzern zurückzugeben ^).
Aber nur scheinbar hatte sich die Kurie unter indirekter
Anerkennung des von ihr verworfenen westfälischen Friedens
mit der Kirchenpolitik des pfälzischen Kurfürsten abgefun-
den : bereits im nächsten Jahre geriet sie mit ihm in Konflikt.
Johann Philipp hatte den Kapuzinern die Erlaubnis ge-
geben, sich in Bacharach niederzulassen. Ihnen gegenüber
machten die Franziskaner ältere Ansprüche geltend, und, wie
so häufig in der Geschichte der katholischen Propaganda,
entwickelte sich zwischen den beiden noch dazu nahe ver-
') Beilage 1.
") ...prevedo perd che questa nuova dignitä elettorale mi sarä di gran
peso, massivie quando conaidero in quelle mie provincie e statt persi tanti
mülioni d'anime ora separate dal grembo della madre chiesa. Per ridurle al
vero ovile di Dio e sotto la pastorale custodia di V. SM certo e che non
risparmierö ne fatica ne cura, ma come sul principio nella conversione di
taute anime ad esempio del serenissimo mio genitore di felice memoria io
dovrö andare pian piano per non addossarmi tutta la potenza de'principi
acattolici che venire potrebbero coli' istromento i}acis in mano. Spero perd
che median/e l'assistenza divina et armato dalla santa et apostolica benedit-
tione di V. 5'", che riverentemente imploro, V. B"»' intenderä a poco a poca
Vaciiuiato che vi si sarä fatto in beneficio dell'aniiue e della nostra santa
fede... (Philipp Wilhelm an Papst Innocenz XI. Neuburg 1685 Juni 6
Prinoipi 114 Original).
*) Vgl. Beilage 1 und das Schreiben des Kardinalstaatssekretürs Cybo
an Philipp Wilhelm vom 1!>. Oktober 1686 iu Principi 176.
142 PH. IIILTEBRANDT
wandten Orden ein erbitterter Streit. Die Franziskaner ver-
klagten die Kapuziner in Rom, und die Kurie nahm trotz
aller Gegenvorstellungen des Kurfürsten für sie Partei. Der
Konflikt war von prinzipieller Wicliti gkeit : denn Johann
Philipp hatte, gerade um die älteren, aber durch den west-
fälischen Frieden aufgehobenen Rechte der Franziskaner nicht
zu achten, die Kapuziner nach Bacharach gerufen. Da die
Kurie sich von ihrem Standpunkte nicht abbringen Hess, so
hielt der Kurfürst es schliesslich flu- geraten, eine deutliche
Sprache zu führen. Er belehrte den Kölner Nuntius Visconti
darüber, dass es sich in der Pfalz niemals um Wiederher-
stellung des verlorenen Kirchengutes handeln könne, dass
dieses vielmehr kraft des westfälischen Friedens den Häreti-
kern gehöre ohne jede Hoffnung auf eine Restitution. Da-
ran zu rütteln sei ein Bruch jenes Friedens, der das Grund-
gesetz des Reiches und das Fundament der öffentlichen Ruhe
bilde, und würde einen neuen Eeligionskrieg, schlimmer als
den ersten, entzünden, der dreissig Jahre gedauert und der
Kirche so grosse Verluste gebracht habe '). In einem zweiten
Schreiben drohte der Kurfürst geradezu, im Notfalle von sei-
nem Territorialherrenrecht Gebrauch machen und die Fran-
ziskaner ausweisen zu wollen. „Verzeihe mir Euere Gnaden",
schrieb er an den Kölner Nuntius, „es handelt sich jetzt nicht
um Wiederherstellung oder Entschädigung der Orden... Wer
den gegenwärtigen Stand der Religion in der Pfalz so genau
kennt, wie ich, weiss, dass man neuen Grund legen muss,
um unseren heiligen Glauben wieder einzuführen, und dies
auf meine und anderer Katholiken Kosten und nach den
Wünschen meiner Untertanen. Er bat den Nuntius, die
Kurie von neuem zu informieren, damit er sich nicht als
Landesherr gegen seinen Willen gezwungen sehe, „seinen
Völkern Ruhe zu geben und diejenigen, die sich wider seine
Autorität und Willen eingedrängt hätten, hinauszuschaffen''.
Ob dieses nach dem Geschmack der Kurie ist, überlasse ich
ganz Euerer klugen Überlegung^' 2).
*) Beilage 2.
2) Beilage 3.
DIE ROMISCHE KL'RIE UKD DIE PROTESTANTEN 143
Als dann die Kurie im nächsten Jahre, wenig zufrieden
mit den Fortschritten der katholischen Kirche in der Pfalz,
durch den Kölner Nuntius beim Kurfürsten anfragte, welche
Massregeln er zur Förderung der heiligen Religion getroffen
habe, und ihm nahelegen Hess, sich durch ihre Ausbreitung
die Gunst des Papstes zu verschaffen, da bekannte sich Jo-
hann Philipp von neuem offen zu den durch die Kurie ver-
worfenen Friedensvorträgen von Münster und Nimwegen.
Durch diese sei der Stand der Religion festgelegt, und man
könne gegen sie nicht Verstössen ohne einen neuen Religions-
krieg im Reiche zu entzünden. Was er habe tun können, habe
er getan. Die Katholiken hätten Glaubensfreiheit im ganzen
Lande und Gelegenheit und Orte, um ihren Gottesdienst ab-
zuhalten. Da man den Häretikern das Kirchengut nicht neh-
men könne, er selbst aber seine Mittel zur Sicherung seines
Landes für Festungsbauten brauche, müssten der Papst und
die anderen katholischen Fürsten die Gelder zur Errichtung
von Kirchen, Pfarreien, Kollegien und Klöstern bereit stellen,
und der Nuntius werde zu seinem Ruhme viel zum Nutzen
der wiederauf blühenden katholischen Religion hierzu beitragen
können ^). Die Absicht des Papstes, den Kurfürsten zum
') Schreiben Philipp Wilhelms an Visconti vom 26. August 1687 in
Colonia 64: ...quanto al particolare da poter rarjguagliare piü distintamente
la Sfc S. per atfirarmi maggiormente il suo paterno gradimento circa alla
propagatione della nostra religione, hramando V. S. I. di sapere lo stato
presente delle cose et le misure che si vanno pigliando per proviovere in
(/uesle parti il cidto della nostra santa religione, non poterei suggerire altro
alla pia intentione di V. S. J. quanto allo stato presente delle cose che queste
hanno li loro limiti dalV istromento della pace di Munster et di Nimmega, la
([uale per ora non puol contrariarsi senza una nuova guerra di religione
nelle viscere del imperio. Intanto per la gratia di Dio et non senza fatica ho
(tortato il negotio tanto avanti in questo Palatinato che da per tutto ho in-
trodotto Vesserrizio puhlico della religione con processioni pubbliche e notorie
et col portar publicainente il sanfissimo sacramento et jnantar le croci con in-
trodurre de' parochi, capucini e giesuiti; et giä che in virtü di detto istro-
mento non posso levar le chiese, nelle quali loro in virifi di detta pace sono
in possesso, ne far restituire le entrate, che hanno posseduto j^rima della
heresia, non di meno ho fatto tanto di trovarli luoghi e comoditä da far li
divini offinij in sino che da Nostro Signore et da altri io vpnessi soccorso et
accresciutinti li mezzi da poter fabricar chiese e far fundationi di parochie,
di cotleghij et di munaxlerij in questi luoghi del Palatinato, per non trovarmi
144 PH. HILTEBRANDT
Bruche des westfälischen Friedens zu veranlassen, erfuhr somit
von vornherein eine entschiedene Ablehnung.
Wenn das pfälzische Haus dann unter Johann Philipps
Nachfolger Johann Wilhelm von seiner bisherigen Politik ab-
wich und den Versuch einer Hekatholisierung der Pfalz machte,
so trugen die Schuld an diesem Vorgehen Gründe der inneren
Politik: nämlich die schlechte Finanzlage des neuburgischen
Hauses, die durch den Krieg und durch die stattliche Hof-
haltung veranlasst war.
Die Folgen dieser Notlage bekam zunächst nicht der Pro-
testantismus, sondern der katholische Klerus am eigenen Leib
zu fühlen. Ohne sich um ihre Immunitäten zu bekümmern,
hatte noch Johann Philipp der Geistlichkeit von Jülich-Berg
am 21. Februar 1689 eine Abgabe von 200000 Gulden auf-
erlegt. Um sie einziehen zu können, bedurfte es eines Indultes
des Papstes, den aber dieser, hauptsächlich auf Veranlas-
sung des Kölner Erzbischofs verweigerte ^). Es lag nun nahe,
sich die Zustimmung des Papstes durch Eingehen auf die
kurialen Wünsche den Protestanten gegenüber zu erkaufen.
Gleichwohl ist diese Erwägung nicht der Hauptgrund der
Veränderung der pfälzischen Politik gewesen : dieser bestand
vielmehr in der Absicht, den Kalvinisten die Kirchengüter zu
entreissen und sie dem kurfürstlichen Hausbesitz einzuver-
leiben. Ende März des Jahres 1693 — es hatten damals Ver-
handlungen zur Herstellung eines allgemeinen europäischen
Friedens begonnen — eröffnete Johann Wilhelm dem Kölner
Nuntius Da Via seinen Plan.
Über die Bestimmungen des Hall' sehen Vergleiches glaubte
der Kurfürst, wie er dem Nuntius darlegte, sich leicht hin-
wegsetzen zu können : er selbst hatte ihn nicht unterzeichnet,
und dem etwaigen Einspruch Hollands und Preussens gedachte
er mit Hülfe der katholischen Mächte zu begegnen. Er rechnete
SU quesii principij in stato da poter concorrere da me solo a qiieste spese,
havendo da prov.dere le mie fortezze e di far altre spese per la sicurezza
de' miei stati ; et questo sarehbe uno de' modi ove V. S. I. con sua cjloria
potrebbe ajjportare a qiiesta rinascente religione cattolica gran vantaggi. ..
') Vgl. die am 29. März 1690 von Tanara, Erzbischof von Damaskus
und Nuntius von Köln, eingesandte Relazione cojicernente Veditto publicato
in Düsseldorf alli 21 Fehraro 1(18!) in Colonia 69.
I
DIE RÖMISCHE KURIE UND DIE PROTESTANTEN 145
dabei sogar auf die Unterstützung der Lutheraner, da gerade
damals die lutherische und kalvinische Geistlichkeit der Pfalz
in einen erbitterten Streit miteinander geraten waren. Schwie-
riger erschien ihm die Aufgabe, den pfälzischen Kalvinisten
selbst das Kirchengut zu entreissen, aber auch hier hoffte er
mit der Zeit zum Ziele zu kommen. Unter dem Verwände
ungleichmässiger Bezahlung der kalvinischen Pfarrer durch
den Kirchenrat wollte er die Revision der Rechnungen in die
Hand nehmen, um dann allmählich den ganzen Besitz als
öffentliche Güter dem kurfürstlichen Hausgut einzuverleiben.
Da es sich um ehemalige Besitzungen der katholischen Kirche
handelte, bedurfte der Kurfürst hierzu der Zustimmung des
Papstes. Er hoffte diese durch das Versprechen zu erhalten,
die gewonnenen Besitzungen später zur Wiederherstellung
des katholischen Kirchenwesens in der Pfalz verwenden zu
wollen ^).
Weshalb der Plan des Kurfürsten damals nicht ausgeführt
wurde, ist unbekannt. Ebenso fehlt in den römischen Akten
jede Nachricht darüber, wie sich die Kurie zu dem kur-
fürstlichen Vorschlag gestellt hat.
Erst im Jahre 1697 gelang es Johann Wilhelm, seinen
Anschlag gegen den pfälzischen Kalvinismus wenigstens zum
Teil durchzuführen und in den westfälischen Frieden durch
die bekannte Klausel zum vierten Artikel des Ryswicker Frie-
dens Bresche zu legen ').
In dem Augenblicke, als das'Zustandekommen eines Frie-
denskongresses gesichert war, wandte sich der Kurfürst an
den Kölner Nuntius Fabrizio Paolucci, den späteren Kardi-
nalstaatssekretär Clemens' XI., mit der Bitte, die Kurie möge
den König von Frankreich dazu veranlassen, beim Friedens-
schlüsse die Erhaltung des Status quo der katholischen Reli-
') Beilage 4.
") Über die Eyswicker Klausel s. J. C. Neuhaus, Der Fi-iede von
R3-s\vick und die AVjtivtun^ Strassburgs au Fraukreicii 1697 (Freiburg 1H78).
Erdmannsdörfer, Deutsche Gesclüohte II 81. Üiiiio Klopp, Der Fall
des Hauses Stuart VII 459 ff. — Die Werke von Le grelle, Notes et Docu-
ments sur la paix de Ryswick (Lille 1894) und Wagner, Untersuoliung
über die Ryswicker Religionsklausf^l, waren mir in Rom nicht zugäuglicli.
146 PH. HILTEBRAXDT
gion an den von Frankreich zu restituierenden Orten durch-
zusetzen 1).
Für den Pfalzgrafen bestand damals ein doppelter Grund,
sich die Gunst des Papstes zu sichern. Die Kurie hatte ihm
zwar vor kurzem nach langen Verhandlungen endlich das
Indult zur Erhebung der dem jülich-bergischen Klerus im
Jahre 1689 auferlegten Steuer gewährt. Sie genügte aber
den Geldbedürfnissen des Kurfürsten bei weitem nicht, und
dieser kam tatsächlich sogleich nach seinem erfolgreichen
Schlage gegen den Protestantismus dem Papste mit neuen
Geldforderungen '^). Ferner brauchte er den Beistand der Kurie
für seinen Bruder, den Herzog Karl von Neuburg, der sich
um die polnische Krone bewerben wollte. Der Papst hatte
zwar die Bitte des Kurfürsten, für seinen Bruder öffentlich
einzutreten, abgelehnt, weil an der Kurie das Prinzip bestand,
sich bei polnischen Wahlkämpfen strikt neutral zu halten.
Da aber die Wahl des Herzogs, des Schwagers Kaiser Leo-
polds, der Kurie für ihre Interessen in Polen wünschenswert
erscheinen musste, so mochte der Kurfürst hoffen, durch eine
Eekatholisierungspolitik in der Pfalz den Papst doch noch
zu heimlicher Unterstützung seines Bruders veranlasssen zu
können.
Der Vorschlag des Pfalzgrafen kam der Kurie völlig un-
erwartet. Sie hatte Mitte 1696 dem neuernannten Kölner
Nuntius Paolucci die übliche Instruktion gegeben, über die
kirchlichen Verhältnisse in den Ländern seines Nuntiaturge-
bietes Erkundigungen einzuziehen und ausführlich zu berich-
ten und unter anderem auch Mittel und Wege vorzuschlagen,
') Siehe das Schreiben Paolucois vom 17. Februar 1697 in Colonia 80.
2) Schreiben des Kurfürsten an den Papst vom 12. November 1697 in
Principi 127 (Original). Paolucci bemerkt hierzu in seinem Schreiben vom
24. November: supplica (seil, l'elettore) a S. S^ä di conseglio e di aiiito per
ristahilire i luoghi dUtrutti e di frontiera del Palatinato affine di non essere
ohllfjato a mettersi neue mani degVacattolici o pure di lasciargli nello stato,
in cui si trovano in grave pregiudizio della religione, quando mai si su-
scitasse qualche contesa fra cattolici e religionari. lo credo che S. A. nel
portare questa supplica ai piedi di N. S. hahhia avuta la mira a qualche
grazia straordinaria dalla parte di S. 5'« jper impinguare il suo erario che
si trova sommamente esaunto...
DIE RÖMISCHE KURIE UND DIE PROTESTANTEN 147
die zur Ausrottung der Häresie und zur Ausbreitung der
katholischen Kirche dienen könnten. Von Paolucci war dar-
auf am 21. Oktober die trostlose Antwort erfolgt: da die
Macht der Häretiker und der Friede von Münster der Aus-
breitung der Eeligion in der Pfalz entgegenstehe, so wisse
er keinen anderen Eat zu geben als die Mittel zur Förderung
der katholischen Kirche allein aus der Hand Gottes zu er-
flehen ^). Man kann sogar annehmen, dass der pfälzische An-
trag der Kurie damals nicht so völlig gelegen kam. Sie
wünschte seit langem nichts sehnlicher, als dass der fort-
währende Kampf, der zwischen den beiden katholischen Gross-
mächten unter Vergiessung so vielen katholischen Blutes ge-
führt wurde, endlich einmal beendigt und die Christenheit
gegen die Türken geeinigt werde. Die Vertreibung der Un-
gläubigen war das grosse Ziel, das die päpstliche Politik da-
mals beherrschte und das sie immer wieder veranlasste, mit
den Protestanten unter der Hand über eine Reunion zu ver-
handeln. Sie wäre unter diesen Verhältnissen völlig zufrieden
gewesen, wenn der Abschluss des Friedens ohne weiteren
Schaden für die Eeligion erfolgte. Die grosse Macht der pro-
testantischen Staaten, die der Krieg in die Höhe gebracht
hatte, der Umstand, dass die Friedensverhandlungen unter
schwedischer Vermittlung und zwar auf Grund des westfä-
lischen und des Nimweger Friedens geführt werden sollten,
und die Befürchtung, die Weigerung des Kaisers, auf den
ihm von Frankreich angebotenen Frieden einzugehen, werde
Ludwig in die Arme der Protestanten treiben, verursachten
der Kurie mancherlei Unruhe und veranlassten sie, durch den
Wiener und den Pariser Nuntius den dortigen Höfen den
Schutz der katholischen Kirche ans Herz legen zu lassen.
Trotz der Gefahr, dass durch kirchliche Forderungen an
die Evangelischen der Abschluss des Friedens hingehalten
'i Paolucci an die Propaganda Köln 1690 Oktober 21 in den Soritture
Originali Kiferitn nella oongregazione de' 4 di giugno 1697 Nr. 17 des
Propafranda-Archivs. Die fünfte Frage, qune media conducere poasent ad
exstirpandam haeresim et ad catholicain religionem propagandam^ beantwor-
tete Paolucci wie folgt: che ostando la pofenza erefica e la pace di Munster
non so suf/gerir nitro inezzo per propayar la cattolica relif/ione che Vimplo-
rarlo piiramente dalla iiiaito di Dia.
148 PH. HILTEBRANDT
wurde, und trotz der geringen Aussicht auf Erfolg, die der
pfälzische Vorschlag angesichts der Machtstellung der Pro-
testanten hatte, ging der Papst auf die Wünsche des Kurfür-
sten ein und befahl dem Pariser Nuntius Delfino, er solle die
Sache bei gelegener Zeit mit Geschick und Nachdruck beim
französischen Hofe betreiben i). Der Nuntius nahm sich der
Angelegenheit mit Eifer an und benutzte sogleich die erste
Besprechung, die er mit den königlichen Ministern, Pomponne
und Colbert, Marquis von Torcy, hatte, um ihnen den "Wunsch
des Pfalzgrafen vorzutragen. Sie hatten zwar noch im Ja-
nuar dem Nuntius mit Emphase versichert, Schatz der katho-
lischen Interessen sei die erste Aufgabe der französischen
Bevollmächtigten auf dem Friedenskongresse: in Wirklichkeit
zeigten sie aber keine Neigung, das Konto ihrer politischen
Forderungen noch durch kirchliche zu beschweren, wenigstens
solange der Friede mit den protestantischen Seemächten nicht
zu Stande gekommen war. Sie erklärten daher erst im eigenen
Namen, dann auch in dem des Königs, Frankreich komme
nur die einfache Restitution der okkupierten Orte zu. Würde
der König die Abänderung eines Artikels des westfälischen
Friedens, der zusammen mit dem Nimweger die Basis für die
kommenden Verhandlungen bilde, verlangen, so wäre zu be-
') Schreiben Simdas an den Pai'iser Nuntius Delfino vom 12. März in
Francia 384 Eegistro di lettere : il sigr elettore ^mlatino portato dal zelo di
veder avantaggiati gV interessi della nostra santa fede ha fatto insinuare a
mons^ nunzio di Colonia che, se bene in una particolar convenzione havuia
col re christianissimo per la restituzione de' luoghi occupati dall'armi regie
nel Palatinato non si sia parlato punto di cid che concerne la religione, po-
trehhe nientedimeno farsi wc' trattati generali: et allora se S. M'ä insistesse
afßnche fra l'altre condizioni s'inserisse quella di doversi conservare in av-
venire a' cattolici non solo quella libertä che vi godono, ma le fondazioni ivi
giä stahilite a molte famiglie regolari, sarehbe certamente guesto il maggior
bene che jiotesse procurarsi alla cattoUca religione. Ha desiderato perö che
per eccitare neWanimo della Mtä 8. una si degna premura, N. S. v'impie-
gasse i suoi paterni uffiici ; \onde la S. S^ö, in affare s% proprio della sua
pastoral sollecitudine e cosl uniforme al genio religiosissimo et alla pietä del
re ha udito volontieri i sentimenti del sigr elettore e mi ha comandato di
rappresentarli a V. S. I., afjßnche ella colV efficacia e destrezßa usata. finora
in ogn^altro maneggio, ahbracci anco questo e lo promuova opportunamente
come convenientissimo al carattere di ministro apostolico.
DIE RÖMISCHE KURIE UND DIE PROXESTANTEX 149
fürchten, dass die Protestanten ihrerseits ähnliche Forderungen
stellten. Die Erhaltung der Heligion in dem Stande, in den
sie der König gebracht habe, sei vielmehr Aufgabe des Kur-
fürsten: indessen wäre der König, „der sich eine Ehre daraus
mache, sich überall, wo es nur angehe, in kindlicher Erge-
benheit dem Willen S'" Heiligkeit zu fügen", stets bereit, den
Kurfürsten, wenn er jene Forderung auf dem Kongress stelle,
durch seine Bevollmächtigten unterstützen zu lassen i).
Doch ein weiterer Monat verging, und es bedurfte erneu-
ten Drängens des päpstlichen Nuntius, ehe sich der franzö-
siche Hof dazu entschliessen konnte, seinen Gesandten in Rys-
wick einen entsprechenden Befehl und dann noch dazu in sehr
vorsichtiger Form zu erteilen -). Sie erhielten die Instruktion,
') Beilage 5.
*) Delfino an Spada Lettera Paris 1697 Mai G (Francia 192) : Pomponne
und Torcy mi dissero non essere conveniente entrare con S. ilf'« in certi
esavii del passato: onde io duhitando per tat via di non riportare, come
bisogna, la regia disposizione, mi ridussi a supplicare che la Mtö, S. voglia
dare a' suoi avibasciatori plenijjotenziarij quest'ordine positivo, che, ricor-
retido al loro aiuto li ministri del sig'r elettor palatino per procurar di so-
stenere al possibile gV interessi della cattolica religione nella restituzione che
S. Mfä faccia delVoccupato nel Palatinato stesso, essi signori ambasciatori
aiutino in quello jiropriamente jjossono la pia mente del predetto sigr elettore.
A qiiesta mia istanza, che avvalorai colle premure del zelo jjaterno di N. S.,
risposero che Vaverebbero esposta a S. Mt» e che speravano in atto della
regia figliale deferenza al desiderio di S. Sf'' poter dirmi nella prima con-
ferenza che sarä dimani, che tal ordine si sarä dato positivamenfe . . . Am
13. Mai berichtete Delfino, Pomponne und Toroy hätten ihm im Namen
des Königs geantwortet, che li suoi plenipotenziarii avendo giä quest' or-
dine di procurare i vantaggi pössibili alla cattolica religione, ora pure circa
la mia istanza averebbe la If'« *S'. ordinato ai medemi, che quando da quellt
del sig'' elettore palatino venga chiesto il loro aiuto in tale proposito, glelo
facciano sjjerare, che senlano ogni cosa e che informino S. Mt", la quäle
darü poi all'ora li suoi ordini positivi, ma che fratanto per la figliale sua
deferenza alle premure del santo padre assicurava nie della sua piena di-
sposiz'one a favore della cattolica religione non solo in detta occorrenza, ma
anco in tutt'altro ; onde fu detto che quando li ministri elettorali passino in
ciö di concerto colli Francesi, si poteva sperare qiialche bene. Conchiusero
poi che doverebbe il sigi" elettor palatino procurar d' interessare nella pro-
posta e protezione di questo suo intenfo le maeslä delVimpcratore, suo cognato,
del re di Spagna e degV altri principi caltolici suoi collegafi, essendo questa
una causa che fa onore alla pietä di cht la sostiene...
150 PH. HILTEBRANDT
dass, wenn sie von den pfälzischen Gesandten um ihre Un-
terstützung angegangen würden, sie diese in Aussicht stellen,
alle Vorschläge anhören und dem Könige mitteilen sollten,
von dem sie dann positive Befehle zu erwarten hätten. Ferner
stellte der französische Hof das Verlangen, der Pfalzgraf solle
für sein Unternehmen seinen kaiserlichen Verwandten, den
König von Spanien und die anderen mit ihm verbündeten
Mächte zu interessieren suchen, „da es sich um eine Sache
handele, die dem frommen Sinn desjenigen, der sie unter-
stütze, Ehre mache".
Wie e'S scheint, haben die französischen Minister damals
nach ihrer anfangs ablehnenden Haltung in der Tat die op-
timistische Hoffnung gefasst, den Pfalzgrafen und seine ka-
tholischen Verbündeten veranlassen zu können, die Initiative
zum Bruche des westfälischen Friedens zu ergreifen und
sich durch einen solchen Schritt zum unermesslichen Vorteile
der französischen Politik noch vor Abschluss des Friedens
mit ihren protestantischen Alliierten aufs heftigste zu ver-
feinden. Ende Mai drückten sie dem päpstlichen Nuntius ihre
Verwunderung darüber aus, dass die pfälzischen Gesandten
sich noch nicht an die königlichen Bevollmächtigten gewandt
hätten. Der Kurfürst solle nur Mut fassen und seine Verbün-
deten für seine Absicht zu gewinnen suchen ; er könne sicher
sein, der König werde ihn bereitwillig nicht nur in dieser
Angelegenheit, sondern auch in anderen, die die heilige katho-
lische Religion beträfen, unterstützen i). Die Kurie sekun-
dierte aufs eifrigste die Absichten des französischen Hofes.
Da sie einsah, dass er von seinem Standpunkt nicht abzu-
bringen sei und dass sie deshalb jetzt den Hebel bei den
übrigen katholischen Fürsten einsetzen müsse, Hess sie den
katholischen Höfen auf Veranlassung des Kölner und des
*) Delfino an Spada Lettera Paris 1697 Mai 27 CFranoia 192) : conchiu-
sero che il sig^ elettore si faccia coraggio che procuri untre nel suo desi-
derio gl' altri jirencijji suoi collegati e che s' accerti di ritrovare pro7ita la
mano del re non solo all' ajfare da lui proposto, ma anco ad ogn'altro con-
cernente la nostra santa religione. Tutto cid e stato da me subito communi-
cato a monsi" nunzio in Colonia. Ora dunque sta al sigi" elettore il disporre
al suo intetito gl' animi de' 2)rencipi suoi collegati a farne al congresso la
mossa con certezza di trovarla ben secondata e pro'etta da questa Corona.
DIE RÖMISCHE KURIE UXD DIE PROTESTANTEN 15'
Pariser Nuntius die Sache der katholischen Religion empfeh"
len und verhandelte in Rom selbst hierüber mit den Ge-
sandten der katholischen Mächte i). Der Pfalzgraf und die
übrigen katholischen Reichsfürsten hüteten sich aber wohl-
weislich, auf das französische Ansinnen einzugehen. Johann
Wilhelm hatte schon im April die französischen EinAvände
gegen seinen Vorschlag durch A'ermittlung der päpstlichen
Diplomatie zu widerlegen gesucht. Der westfälische Friede
binde, was die Religion betreffe, nur die Staaten des Reiches
unter einander, nicht aber Frankreich. Letzteres sei, so meinte
der Pfalzgraf mit Ironie, an dem Vertrage nur insofern be-
teiligt, als die Häretiker die in dem Frieden erlangten Vor-
teile hauptsächlich den Franzosen zu verdanken hätten: um
so mehr komme es jetzt dem Könige zu, für eine Entschä-
digung für die katholische Religion zn sorgen. Der Vorwand,
Protestanten könnten, wenn man den westfälischen Frieden
im Punkte der Religion ändere, weitere Veränderungen vor-
schlagen, sei unbegründet, da dem Kurfürsten Karl Ludwig
sein Land nur ex ccqnte anmestiae, nicht aber ex capite grava-
mimim restituiert worden sei '-). In einem von ihm Ende Mai
aufgesetzten und durch den Kölner Nuntius dem Pariser Hofe
übermittelten Memoire wiederholte der Kurfürst seine Gegen-
') In der Sitzung der Propaganda vom 4. Juni 1G97 fNr. 17j, an der
auch Kardinal Albani, der spätere Papst Klemens XI., Teil nahm, wurde
auf ein vom Sekretär der Propaganda refex'iertes Schreiben Paolucois der
Beschluss gefasst : Domino secretario cum Sanctissimo iiixta mentem, quae
est, ut scriftatur per seci'etarium Status et hie Sanctissimiis commendet vii-
nistris principum res cathoUcae religio» is (Propaganda-Archiv Acta de
anno 1697).
*) Paolucci an Spada Lettera Köln 1697 April 21 (Colonia 80) : ... quello
che contiene il trattato di Munster circa la religione concerne solo gli stati
delV impero circa loro medesimi senza che possa avere altra relazione alla
Francia, se non forse sieno in parte dovuti i vantaggi ottenuti allora dagli
erelici per detti tratiati, e perciö debba oggi con viaggior raggione procu-
rare la reintegrazione della caltolica religione. II preteHto poi che i collegati
possano prender titolo d'alterare i sudetti trattati anche in altri punti, alte-
randosi in questo della religione, jiarere tanto meno fondato quanto che Velet-
tore Carlo Ludocico fu restituito per ragione d'amnestia e 7ion compreso tra
restituendi per capo di gravami, i quali gravami concernevano principal-
inente la religione...
152
PH. HILTEBRANDT
gründe, fügte ihnen weitere hinzu und versuchte von neuem,
die Franzosen zur Initiative zu veranlassen. Wollte der Kur-
fürst den Antrag auf Restitution der geistlichen Güter stellen, so
würden ihm nicht nur seine eigenen Untertanen, sondern auch
die häretischen Mächte auf Grund des Hall'schen Vergleiches
Widerstand leisten, und Brandenburg unter Berufung auf den
bestehenden Gegenseitigkeitsvertrag ein Vorgehen des Kur-
fürsten zum grossen Schaden der katholischen Religion mit
der Vertreibung seiner katholischen Untertanen beantworten.
Der Kurfürst lehnte es ab, die mit ihm verbündeten katho-
lischen Mächte um Beistand anzugehen. Ein solcher Schritt
sei inopportun und würde, anstatt die katholische Religion
zu fördern, nur einen Bund der Protestanten hervorrufen,
während bei einem Vorgehen von französischer Seite diese
Gefahr in geringerem Masse bestände, da die Holländer den
Frieden um jeden Preis herbeisehnten und ihn nicht verhin-
dern würden, wenn durch ihn die katholische Religion in einem
fernen Lande gefördert werde ^).
So gerechtfertigt diese Gründe des Pfalzgrafen waren,
sie blieben, wie zu erwarten war, in Paris ohne positive Wir-
kung. Pomponne, dem Delfino die pfälzische Schrift über-
reichte, erklärte dem Nuntius, unter gegenwärtigen Verhält-
nissen würde ein Antrag von Seiten des Königs ein schweres
Hindernis für den Frieden sein. Aber der Pfalzgraf brauche,
wenn er den Antrag nicht selber stellen wolle, deshalb nicht
zu verzweifeln ; verharrb er in seinen frommen Gefühlen, so
werde ihm, Avenn er in den Besitz seiner Staaten zurückge-
kehrt sei, allmählich und ohne grosses Geräusch das gelingen,
was er jetzt anstrebe. Im Namen des Königs wiederholte
dann am 11. Juni der Minister seine Erklärung, immer mit
dem Hinzufügen, dass, wenn der Kurfürst die Initiative er-
greife, er des Beistandes der königlichen Gesandten sicher
sein könne -). Da weder die Franzosen noch der Pfalzgraf
') Beilage 6.
") Delfino an Paolucci Lettera Paris 1697 Juni 12 (Francia 192) : Pom-
ponne m'intese con attenzione e piü coae mi andava replicando, cioe non
essere presentewente congiontura opportuna a muovere dal canto di S. Mtä
questo negozio ora che si tratta la pace ; che questa mossa fatta dalla M^-ö S.
DIE KÖMISCHE KUIIIE UND DIE PRaTESTANTEN 153
von ihrem Standpunkt abweichen wollten, waren die Ver-
handlungen somit auf den toten Punkt gelangt.
Die Angelegenheit verschwindet von nun an für eine Zeit
lang aus den Akten. In der langen Unterredung, die Delfino
am 20. August mit den königlichen Ministern hatte, wurde
zwar über die Sicherung der katholischen Religion im Für-
stentum Orange und in Strassbnrg, für den Fall dass letzteres
restituiert würde, verhandelt : von der Erhaltung der in der
Pfalz für den Katholizismus gewonnenen Positionen aber war
keine Rede mehr '). Der Kurie lag damals keine Angelegen-
heit mehr am Herzen als die Lage des katholischen Irlands,
das von Strafgesetzen des englischen Parlaments bedroht
wurde. Im September nahm sie die pfälzische Angelegenheit
zwar noch einmal in die Hand, aber auch dieses Mal nicht
aus eigener Initiative, sondern veranlasst durch eine Relation
über Speier, die vom dortigen Suffragan, Heinrich von Rol-
lingen, durch den Kölner Nuntius an die Propaganda einge-
sandt worden war. In dieser hatte der Suffragan den pfäl-
zischen Vorschlag wiederholt und die Kurie gebeten, sich bei
Frankreich' für die Sicherung des Status quo zu verwenden 2).
Der Kardinalstaatssekretär Spada schrieb infolgedessen an die
katholischen Fürsten und Hess durch den Pariser Nuntius von
neuem mit dem Pariser Hofe verhandeln. Wiederum ohne
farehhe ostacolo grande alla pace sfessa ; che i prencipi lirotestanti tiitti tmiti
griderehhero e pretenderebbero farne un articolo nel trattato ; che questa non
sarebbe cosa cosi facile a riuscire in breve tempo ; che qiiando S. A. E. non
voglia farne viossa al congresao, non percid deve disperare, continuando we'
s/essi sentimenti di pietä che rimostra, e conie ai deve credere che quando
sarä rientrato al possesso de' szioi stati, non li riesca di fare poco a poco
quanto e senza gran rumore ora brama . . . Indi ieri in risposla mi disse che
S. il/<« non vedeva le cose in posiiura a poter fare dal canto suo in breve
tempo senza gran strepito e senza contravenire ai trattati cioe che il aigr elet-
tore richiede, ma che mi si replicava quel tanio che a V. R. I. ho acritto in
data degV 8 e 24 del passato, cioe che ogni quäl volta VA. S. E. voglia fare
tal mossa, sempre che si tratta in favore della catlolica religione averü pronta
la Sita assistenza...
') Delfino an Spada Lettera Paris 1697 August 2(j (Francia 192).
■) Eollingen an Paoluoci Frankfurt 1697 Mai 21 referiert in der Sit-
zung der Propaganda vom 29. Juli 1697 Nr. 18 (Archiv der Propaganda
Soritture Originali Eiferite nei congregazioni generali vol. 527).
154 PH. HILTEHRANDT.
Erfolg. Die deutschen Fürsten zeigten zwar guten Willen,
schoben jedoch die Initiative den Franzosen zu. Die franzö-
sichen Minister aber blieben bei ihrer früheren Erklärung
und forderten, dass der Pfalzgraf selbst den Antrag einbringe
und dass die katholischen Reichsfürsten ihn unterstützten i).
Als der Nuntius in der Konferenz vom 17. September auf die
Pfalz und auf Strassburg zu sprechen kam, übergingen Pom-
ponne und Torcy die pfälzische Angelegenheit mit Stillschwei-
gen und beschränkten sich, darauf hinzuweisen, dass, wenn
der König Strassburg behalte, es hauptsächlich um der Siche-
rung der katholischen Religion willen geschehe ^). Nach dieser
Unterredung berichtete Delfino über die pfälzische Sache nichts
mehr bis zu dem Augenblick, da er am 4. November dem
Kardinalstaatssekretär die Nachricht schickte, es sei den fran-
zösischen Bevollmächtigten mit Hülfe der Gesandten der
deutschen Reichsfürsten gelungen, den Status quo der katho-
lischen Religion für die Pfalz im Friedensschlüsse durchzu-
setzen 3).
Im letzten Augenblicke hatte sich der Pariser Hof doch noch
entschlossen, an Stelle des Kurfürsten die Initiative zu er-
greifen. Es lag auf der Hand, von welchem "Werte es im Hin-
blick auf die spanische Erbfolgefrage für die französiche Po-
litik war, wenn durch Einschiebung einer die Pfalz betreffen-
den Religionsklausel in den Frieden die kirchliche Frage in
Deutschland wieder akut gemacht wurde. Solange die Ka-
tholiken und Protestanten sich im Reiche bekämpften, war
die französische Diplomatie erfolgreich gewesen : als sie sich
1672 und dann wieder 1688 vereinigten, hatte es aller An-
strengungen F]-ankreichs bedurft, um das Errungene auch
nur zu behaupten. Weniger aus kirchlichem Grlaubenseifer als
um ein Mittel zu gewinnen, jenen Bund zu sprengen, hatte
die französische Regierung in den okkupierten Reichsgebieten
mit einer scharfen Rekatholisierungspolitik eingesetzt. Sie
konnte erwarten, dass die katholischen Reichsfürsten in den
restituierten Orten versuchen würden, die Religion in dem
') Delfino an Spada Lettera Paris 1697 Septenaber 11 (Francia 193).
-) Delfino an Spada Lettera Paris 1697 September 23 (ib.).
*) Delfino an Spada Lettera Paris, 1697 November 4 (ib.).
DIE KÖMISCHE KURIE UND DIE PROTESTANTEN 155
von Frankreich geschaflfenen Zustand unter Nichtachtung des
westfälischen Friedens zu erhalten, womit der Konflikt zwi-
schen den Reichsständen beiderlei Konfession gegeben war.
Man wollte die katholischen Reichsfürsten zugleich für Frank-
reich, die Schutzmacht der Kirche, gewinnen und gleichzeitig
von der Hülfe Frankreichs den Protestanten gegenüber ab-
hängig machen. Man wollte andererseits mit der Einschie-
baug einer Religionsklausel ein Objekt in den Händen haben,
das man für den Fall eines neuen Kampfes mit dem Kaiser
den Protestanten für ihre Neutralität bieten konnte, wie man
es in der Tat beim Ausbruche des spanischen Erbfolgekrieges
getan hat ^). Dass, wie man kurze Zeit gehofft, der Pfalz-
graf selbst, unterstützt von den katholischen Reichsatänden,
den Antrag auf dem Kongresse stellen und damit noch vor
dem Friedensschluss einen Bruch mit den über diese Perfidie
empörten Protestanten hervorrufen würde, diesen vollständi-
gen Triumpf für die französische Diplomatie konnte man
nach den gemachten Erfahrungen nicht mehr erhoffen. An-
dererseits lag das Bedenken, durch Aufstellung kirchlicher
Forderungen den Abschluss des Friedens zu erschweren, für
die. französischen Staatsmänner nicht mehr vor, seitdem am
20. September der Vertrag mit den Seemächten zu Stande
gekommen war, und man konnte im Hinblick auf die Grösse
des Gewinnes den Versuch machen, selber den Status quo
der katholischen Religion in der Pfalz vertragsmässig zu
sichern.
Am 7. Oktober befahl Ludwig XIV. den französischen
Bevollmächtigten in Ryswick, alle Mittel zu versuchen, um
im Verein mit den pfälzischen Gesandten die Klausel beim
Friedensschlüsse durchzusetzen 2). Die Franzosen traten hier-
»; Hymmen a. a. O. S. 27. 28.
-) Ordre vom 7. Oktober (Paris Arcliives des Affaires Etranir^res Alle-
magne 88): la seconde affaire (die erste bt^traf die Restitution von Eh>nn-
felsj ne sera moins dißrile, quoique vraifsemhlpinent vous soi/es seconrles jiav
Velectenr Palatin qui ne doit rien oublier jwur la faire reussir. J'ai faif
constrtiire des eglines en differens lieux du Palatinat r6unia 2>f"' mes ordres.
Les soins de ceitx qui ont presche dans ces lieux la vSritable religion ont eu
des Sucres si heureux que la plus gravde partie des habitans se sont convertis
^t ont abjurS de bonne fois leurs erreurs. Ils craignent d'estre persecutes pour
15(5 PH. HILTEBRANDT,
auf mit den Pfälzern und den Kaiserlichen in geheime Ver-
Handlungen, und beide kamen den französischen Absichten
bereitwilligst entgegen. Die Kaiserlichen wünschten nur, dass
ihre Teilnahme von den Franzosen geheim gehalten würde,
und sie baten diese, zum Schein bei den öffentlichen Ver-
handlungen gegen den französischen Vorschlag opponieren
zu dürfen. Sie, die Vertreter des Kaisers, waren es auch, die
den Franzosen rieten, ihren Antrag erst dann zu stellen,
wenn alle Verhandlungen zum Abschluss gebracht seien, und
die somit den Franzosen die diplomatische Taktik eingegeben
haben, mit deren Hülfe die Klausel durchgesetzt worden ist ^).
"Wie man sieht, bestätigt sich nicht nur die bisher blos als
Vermutung hingestellte Annahme, dass die Anregung zur
Klausel vom Pfalzgrafen und von anderen katholischen Reichs -
fürsten ausgegangen ist -), sondern es wird auch die bisher
stets geleugnete Teilnahme der kaiserlichen Politik an der Ein-
führung des vierten Artikels durch die Tatsachen erwiesen ^).
."Was die kaiserlichen Gesandten zu diesem ihren prote-
stantischen Verbündeten gegenüber perfiden und politisch ge-
fährlichen Verhalten veranlasst hat, ist unbekannt. Sie müssen
auf eigene Faust gehandelt haben, da sie von "Wien keine
Instruktion hatten, mit den Franzosen in der pfälzischen
Sache zusammen zu gehen; am nächsten liegt die Vermu-
la reUyion, et Velecteur Palatin ne se sent pa» assez authorise j^our maintenir
dans son pays la foy cathoUque qu'ils ont emhrassee. II demande que je con-
trihue a soutenir les etablissemens faits par mes ordres dans les Ueux reunis,
e je veux que de concert avec les ministres de ce 2}rince vous emplotjez tous
vos soins pour faire inserer dans la traite que les cJioses qui regardent la
religion demeureront dans le Palatinat et dans les Ueux reunis qui seront
restitues au viesnie etat qu^elles sont 2J'>'esenteme7it.
') Meldung der französischen Bevollmächtigten vom 22. Oktober (a.
a. O.) : nous avons parle aux ministres de V erapereur et a celuy de Velecteur
jyalatin pour le retablissement du prince de JRhinfeldts et pour la consercation
de la religion dans les pays reunis et particulierement dans le Palatinat.
Surquoy ils nous ont paru tres disposez quoique sans en faire semhlant et nous
demandant mesme permission d'y paraistre opposez. Mais ils nous ont prie
de ne nous en 2Joint scandaliser et de n'en commencer nos instances qti'ä l'ex^
tremite et quand tout le reste seroit eiitierement regle...
■) Erdmannsdörffei- a. a. O. S. 81. 82. Hymmen a. a. O. S. 10.
^; Onno Klopp a. a. O. S. 163 ff. Xeuhaus a. a. O. S. 28Ö.
DIE KOMISCHE KIUIE INU DIE TKorES TANTEN 157
tung, dass sie an Eifer für die katholische Religion nicht
hinter den Franzosen zurückzubleiben wünschten und dass
sie letztere nur auf den Weg geleiten wollten, auf dem sie
mit den Protestanten aufs heftigste zusammenstossen mussten.
Die Tatsache, dass sie bald darauf wieder eine zurückhal-
tende Stellung einnahmen, so dass die französischen Bev*oll-
mächtigten sich ihres Beistandes durchaus nicht sicher fühlten,
scheint diese Ansicht zu bestätigen i). Jedenfalls haben die
Kaiserlichen aber, soviel es nur die Umstände erlaubten, ge-
tan, um die Klausel durchzusetzen, and ihre Opposition gegen
sie war nichts als Komödie '-). Und mag auch der Wiener
Hof selbst an dem Bruche des westfälischen Friedens zu-
nächst unbeteiligt sein: er hat ihn sehr bali aufs eifrigste
verteidigt. Er suchte, um sich den Beistand des Papstes für
die spanische Erbfolgefrage zu sichern und um die katho-
lischen Reichsstände auf seiner Seite zu behalten, die katho-
lisierende Politik Frankreichs noch zu überbieten. Als im
Laufe des Jahres 1698 der sächsische Gesandte auf dem Re-
gensburger Reichstage aufs heftigste die Ryswicker Klausel
bekämpfte und Ludwig sich beim Papste über die Haltung
des Vertreters des eben erst bekehrten Folenkönigs beschwerte,
wandte sich sofort auch der kaiserliche Minister Kaunitz an
den päpstlichen Nuntius und stellte den Antrag, der Papst
solle den König August veranlassen, nicht nur auf das Di-
rektorium des Corpus evangelicorum zu verzichten und an den
katholischen Höfen katholische Gesandte zu halten, sondern
auch die Bekehrung seines Sohnes, seiner Gemahlin und der
Weissenfelser Linie des Wettinischen Hauses ins Werk zu
setzen : Forderungen, die der Papst damals nicht zu erheben
') Bericht der französischen Gesandten vom 28. Oktober (AUeniagne
38): /c« amhassadeurs de Vempereur veulent hien en cela s'entendre avec nous,
mais avec tant d'cffards et de menaf/ements qii'ils nous deviennenf au vioins
inutilcK. "Vgl. auch S. 159 Anm. 1.
^) Delfino an Spada Lettera Paris 165)7 Noyeinber 4 (Francia 1!»;}) :
a sostenere il zelo del re rhrisfianissimo ai sono uniti li viinistri di Ceaare e
de'' prenripi cattoliri deirimpero: onde i Franresi preso r.oraggio dissero che
in quegli stati e litoghi die il re aceva a restituire, infendeva che la caftolica
religione vi avesse ad essere conservafa su/ piede rhe S. 3f' " ve /'ha ufaf/ili/a
tanto avanti la gnerra presente quanto dopo la pare di Westfalia...
158 PH. HILTEBRAXDT
gewagt hatte und in denen sich der Kaiser somit päpstlicher
zeigte, als der Papst ^).
Den Protestanten gegenüber befürchteten die französischen
Bevollmächtigten anfangs noch in der Defensive kämpfen zu
müssen. Die Gesandten der protestantischen Mächte hatten
während der Verhandlungen die Ersetzung des "Wortes „Mün-
sterischer Friede'' durch „AVestfälischer Friede" gefordert, weil
der Osnabrücker Vertrag der protestantischen Religion gün-
stiger war ■-). Ende Oktober verlangten sie vom Pfalzgrafen
die Herstellung des Status quo vor der französischen Okku-
pation und für Strassburg die Erhaltung und Sicherung der
protestantischen Religion 3). Am 20, Oktober berichtete Pao-
lucci nach Rom, die Protestanten forderten vom Kaiser, da
er Strassburg und das Recht der freien Ausübung der Reli-
gion preisgegeben habe, das freie Exercitium in einer an-
deren Reichsstadt, und sie hätten erklärt, den Frieden ohne
dieses Zugeständnis nicht unterzeichnen zu wollen *).
Trotzdem waren die Franzosen entschlossen, den "Willen
ihres Königs mit allen Mitteln durchzuführen. „Nichts könnte
besser die Macht und das Ansehen Ew. Majestät beweisen^
nichts die katholischen Fürsten und Völker aus Pflicht und
Dankbarkeit enger an Ew. Majestät fesseln und nichts würde
über die ganze Regierung Ew. Majestät und besonders über
diesen Frieden einen grösseren Ruhmesglanz erstrahlen lassen^
als wenn man diese Bedingung durchzusetzen vermöchte".
Durch die entschiedene Weigerung, den Frieden ohne die
Klausel zu unterzeichnen, hofften sie ans Ziel zu kommen.
„W^ir werden die Sache in den Ausdrücken mildern, so sehr
^) Der Wiener Nuntius 8anta Croce an Spacla Cifra''Wien l(i98 Au-
gust y (Germania 222).
^) Paolucci an Spada Fog.lietto Köln 1697 Juni 2 (Colonia 80).
*) Bericht der französischen Gesandten vom 28. Oktober (Allemagne
38;, in dem sie meldeten, die Protestanten hielten seit langem Versamm-
lungen ab und wollten den Pfalzgrafen nötigen, den Status des Xormal-
jahres wiederherzustellen, de sorte que nous les trouverons hien preparez iiour
nous resüter e pour nous mettre nous mesmes sur la defensive. Nous y ferons
c.e que les conjonctures pourront nous permettre de mieux^ef nous tücherons:
au moins de ne rien gäter comme quelques catholiques Vapprehendent...
*) Paolucci an Spada Lettera Köln 1697 Oktober 20 (Co'.ouia 80).
DIE RÜMISCHE Kl'RIE UND DIE PROTESTANTEN' 159
wir ktmnen, aber im Grunde ist sie noch wichtiger wegen
ihrer Konsequenz und ihrer Folgen, als wegen der Wirkung
und des Nutzens, den man gegenwärtig aus ihr zieht''. Trenn-
ten sich die Protestanten durch die "Weigerung, den Frieden
zu unterzeichnen, von den Kaiserlichen und den übrigen Ka-
tholiken, so würde dies den Keim des Misstrauens zwischen
die Verbündeten werfen, was sie aber weiter nichts anginge.
Widersetzten sich aber beide, Katholiken wie Protestanten,
so war ihre Absicht, nach zuvoriger Verabredung mit dem
Pariser Hofe einen Vergleichsvorschlag zu machen, und sie
waren der Hoffnung, dass ein kurzer Aufschub den Abschluss
des Friedensvertrages nicht verhindern würde i).
Ihre Befürchtungen hinsichtlich der Haltung der deutschen
Katholiken erwiesen sich als grundlos. Als sie am 29. Ok-
tober kurz vor Mitternacht und vor Ablauf des von Lud-
wig XIV. für den Abschluss des Friedens gestellten Termins
die Klausel einbrachten, unterschrieben die Gesandten des ,
Kaisers und der katholischen Reichsfürsten nach scheinbarem
'; Bericht der Gesandten vom 29. Oktober CAllemagne 38) : il s'afjit
maintenant de ce que nous demandons qu'en rendant les j^ajjs reunis la reli-
gion catholique y soit maintenue en Vetat qii'eUe >) est ä jyresent. Hien ne peut
mieux marquer la x>uissance et l'autorite de V. Mti , ni plus luy attacher
par devoir et par reronnoissance tous les princes et jjeuples ratholiques ni
repandre sur taut son regne et particulierevient sur cette paix un jjIus grand
eclat de gloire que cette condifion en cas qu^on puisse Vemporter. — II y a
desja et il y aura des fortes oppositions, inais, si Von nons voit resolus ä ne
point signer sans cela, peut estre auva-t-on Inen de la peine ä ne pas 2}asser
carriere. Nous adoucissons la chose atttant que nous jiouvons par les expres-
sions les plus modestes, mais dans le fond, eile est ronsiderahle encore plus
pour la ronsequence et pour les suites que pour Veffet et le fruit present qu'on
en retire. Nous avons les ordres de V. Mt^ , nous ne pouvons manquer de
les suivre rt d'aufant moins que, si les protestants par un refus de signer se
sepnrent des Imperiaux et des autres ministres ratholiques, cela jiroduif un
Irvain de defiance et de Jalousie entr'eux qui ne doit pas nous embarasser, et
que, quand tous ensenible, catholiques aussi hien que protestants, seroient de
roncert ä ne point souscrire, nous serions assurez que non seulement un jour
ou deux de delay ne gasteroient point l'affaire, mais que dix ou douze jours
jusqu'ä ce que nous pussions avoir ordre de V. M^*' d'ndmettre en cette ajfaire
quelque temperament, ne nous hazarderoient pas ä y rien voir changer et que
nous frouverions toujours ceux avec qui nous avons affaire dans la meme
disposition oü ils sont maintenant de signer dez que V. J/'« wo«» l'avroit
CO in man de...
160 PH. HILTEBRANDT
Widerstreben den Frieden. Den Protestanten, die den Krieg
aus eigener Kraft nicht fortzusetzen vermochten, blieb nach
einiger Zeit nichts anderes übrig, als sich zu fügen und den
Vertrag unter Protest gegen die Klausel ebenfalls zu unter-
zeichnen.
Damit war in den westfälischen Religionsfrieden Bresche
geschlagen, nicht weil es die Kurie forderte und die katho-
lischen Fürsten ihrem Geheiss aus kirchlichem Fanatismus
folgten, sondern weil die politischen Interessen des Kurfürsten
von der Pfalz und des Königs von Frankreich es verlangten.
„Nie ist ein für Deutschland unwürdigerer und für die Prote-
stanten gefährlicherer Friede als der von Ryswick geschlossen
worden", schrieb Leibniz damals. „...Wenn ich sehe, mit
welcher Wärme, ja mit welchem Feuer die römische Kirche
für ihre Sache die Waffen führt, welche Kälte dagegen, bei-
nahe sagte ich Erstarrung, sich der Protestanten bemächtigt
hat, so kann ich für die Kirche nur traurige Ahnungen
fassen" i). Es war der zweite grosse Schlag, den der Prote-
stantismus im Jahre 1697 erlitt, da wenige Monate vor dem
Abschluss des üyswicker Friedens der sächsische Kurfürst
zur katholis( hen Kirche übergetreten war, und man begreitt
es, da SS die Evangelischen in ihrer Erregung für die Rettung
ihrer Eeligiou beten zu müssen glaubten und dass in Deutsch-
land das Gerücht entstand, in der Kirche von Wittenberg sei
Luther mit blutigem Haupte erschienen und habe während
der Predigt in die Bibel hineingeblickt, in der die Worte
aufgeschlagen waren : Erhalt uns Herr bei Deinem Wort "-).
Wie die Zukunft lehrte, waren aber die Folgen des Frie-
dens weder für Deutschland noch für den Protestantismus so
^) Julian Schmidt, Geschichte des geistigen Lebens in Deutschland
S. 278.
'-') Paolucci an Öpada Foglietto Köln 1697 Dezember 1 (Colonia 80):
puö ben dimi perö che non sieno vani i tiviorosi -preludi concepiti nuovamente
in diversi luoghi de' protestanti a riguardo del favoloso racconto di alcuni pro-
cedenti da Wittenherga che riferiscono essersi lasciato vedere colä Littero
avaiiti l'altare in fem2w della 2}redica colla testa insanguinata rivedendo nel
Hbro giacente sopra l'altare suddetto le parole: Conserva nos D»mine piaene»
verbum tuum. Alludono poi i luterani alla necessitä di pregare presentemente
per la conservazione loro.
DIE RÖMISCHE KURIE UND DIE PROTESTANTEN 161
schwer, wie es im ersten Augenblick erschien. Das Solidari-
tätsbewusstsein der protestantischen Welt war nicht geringer,
als das der katholischen. Kurze Zeit, nachdem der Friede
geschlossen war, erfolgte in England der Gegenschlag gegen
die Ryswicker Klausel: Anfang November bestätigte Wil-
helm III. unter dem Eindrucke, den die Vergewaltigung der
pfälzischen Protestanten in England gemacht hatte, das Ge-
setz gegen die irischen Katholiken ^). Was der Katholizismus
auf der einen Seite gewann, verlor er auf der andern wieder.
Dem Könige von Preussen gab der Bruch des westfälischen
Friedens und des Hall'schen Rezesses das moralische Recht,
sich seinerseits über die Privilegien der katholischen Kirche
in seinen Staaten hinwegzusetzen. Die Ryswicker Klausel
ist somit für die Geschichte der katholischen Kirche unter
den beiden ersten preussischen Königen von einschneidender
Bedeutung geworden "-). Und al> im Jahre 1700 der grosse
spanische Erbfolgekiieg ausbrach, zeigte sich, dass sowohl
die französische wie die kaiserliche Politik falsch gerechnet
hatte. Ein Konflikt zwischen den protestantischen und ka-
tholischen Ständen brach trotz aller Kämpfe auf dem Regens-
burger Reichstage nicht aus, vielmehr traten beide geschlossen
auf die Seite des Kaisers. Der Kaiser aber geriet trotz des
kirchlichen Eifers, den er bewiesen, mit dem Papste in Streit.
Den Protestanten bot sich während des Krieges Gelegen-
heit, die Erfolge, die der Katholizismus im Ryswicker Frieden
errungen und die Johann Wilhelm dann durch Einführung
des Simultaneums und durch die Verstaatlichung der Kirchen-
gutsverwaltung noch vergrössert hatte ^). wenigstens zum Teil
wieder rückgängig zu machen. Im Jahre 1705, nach der
Schlacht bei Höchstädt und der Vertreibung der Franzosen
aus Süddeutschland •*), in einer Zeit, da der Kaiser die preus-
sischen Truppen dringend brauchte, gelang es dem Könige
von Preussen, dem Pfalzgrafen einen Religionsrezess aufzu-
') Onno Klopp Der Fall tles Hauses Stuart VII 170 ü\
*l Vgl. die Kelatioa Stertanis in meiner Publikation Prtnisscn und die
Römische Kurie I löH.
^) Hymmen a. a. O. S. 11 rt.
*) Hymmen a. a. O. S. 29 tJ'.
162 PH. HILTEBRAXDT
erlegen, der die kirchlichen Verhältnisse in der Pfalz neu
regelte und den Fortschritten des Katholizismus ein Ziel setzte.
Nach diesem Vertrage sollten dem Kalvinismus 5 Siebentel des
gesamten Kirchengutes in der Pfalz verbleiben, die übrigen
2 Siebentel aber dem Katholizismus und dem Luthertum zu-
fallen. Als der Pfalzgraf Umstände machte, den Rezess aus-
zuführen, wurde gegen die Halberstädter Klöster von selten
des Berliner Hofes mit Repressalien vorgegangen und der
Pfalzgraf schliesslich genötigt, nachzugeben. Gerade wie
man früher die kirchlichen Verhältnisse in Jülich-Kleve ohne
Rücksicht auf die Kurie und auf den westfälischen Frieden
durch einen Sondervertrag der Häuser Brandenburg und Neu-
burg geregelt hatte, so ordnete man jetzt das Kirchenwesen
in der Pfalz in ähnlicher Weise, ohne sich um den Papst
und den Ryswicker Frieden zu bekümmern i).
Für die Kurie war die Einführung der Ryswicker Klausel
die Quelle von unendlichen Sorgen und Mühen. Schon in
den Jahren 1702 und 1703 musste sie mehrere Male an die
katholischen Reichsfürsten Breven ergehen lassen und sie
zur Verteidigung der Klausel ermahnen -). Von dem pfälzi-
schen Relizionsrezess erhielt sie erst zwei Jahre nach seinem
Abschlüsse die ersten Nachrichten. Sie erfüllten den Papst
Clemens XI. mit bitterem Schmerze. Er sah in der Erhaltung
der Ryswicker Klausel eine der ersten Aufgaben seines Pon-
tifikats, und sein Kardinalstaatssekretär, Fabrizio Paolucci,
der frühere Kölner Nuntius, mochte sie als sein eigenstes Werk
betrachten. Eine ganze Reihe von Punkten hatte man an
dem Rezesse auszusetzen. In ihm waren wiederum, ohne das
Haupt der Kirche zu befragen, ja auch nur zu benachrich-
tigen, kirchliche Dinge geordnet worden und zwar zum Vor-
teile der Häretiker. Man gewährte diesen nicht nur eine voll-
ständige Gewissensfreiheit und erlaubte ihnen bei ihrer Sekte
') Hymmen a. a. O. S. 89 ff. S. 53 ff.
^) An Pfalz 14. Oktober 1702 (Clementis XI. Epp. I 126), an Salzburg
28. Oktober 1702 (Epp. I 130), an die Kardinäle von Kolonitz und von
Lamberg, an Pfalz, Trier und andere katholische Reichsfürsten 16. De-
zember (Epp. I 133 ff.;, an Mainz, Trier, Salzburg, Augsburg und an Lam-
berg 13. Oktober 1703 rEpp. I 167 ff.;, an Mainz 10. Dezember 1703
(Epp. I 174).
DIE KÖMISCriK KURIE UND DIE PllOTESTANTEX 163
ZU bleiben, sorxdern gestattete auch den Katholiken, ja selbst
den Klerikern, zu ihnen überzutreten. Man nahm den Katho-
liken viele Rechte, die sie seit langer Zeit besessen hatten,
und bezeichnete die Besitztitel und Privilegien, die sie nach
dem Anfall der Pfalz an die katholische Linie erlangt hatten,
als „Missbräuche". Man setzte zur Verwaltung und Regulie-
rung der geistlichen Angelegenheiten einen häretischen Kir-
chenrat ein. Man errichtete in Heidelberg zwei Lehrstühle
für protestantische Theologie, mit der Begründung, dass so
die Universität ihren alten Glanz und ihre frühere Besuclier-
zahl wieder erhalten solle und die Anhänger jeder Religion
an den Wissenschaften teilnehmen könnten, alles „Dinge, die
jeder, der katholischen Sinn besitze, nicht ohne Tränen ver-
nehmen könne". Und schliesslich: alle diese Bestimmungen
wurden nicht getroffen ad tempus und provisorisch unter der
Notwendigkeit und dem Zwange unglücklicher Zeiten, sondern
mit der ausdrücklichen Versicherung, dass man sie unver-
brüchlich in perpetuo halten müsse ^).
Der Rezess wurde mit den früheren jülich-klevischen Re-
ligionsverträgen der Inquisition zur Prüfung übergeben, und
diese kam zu dem Beschluss, dass die Abmachungen des Pfalz-
grafen als Ergänzungen des westfälischen Friedens nach dem
Vorbilde der Bulle Zelus Domus Dei Innocenz' VIII. durch
eine besondere Konstitution zu verdammen seien. Man wagte
aber nicht, eine solche Bulle zu veröffentlichen, und versuchte
zuerst, durch mildere Mittel den Pfalzgrafen zur Zurücknahme
des Rezesses zu bewegen. Er war damals so ziemlich die ein-
zige stärkere Stütze, die die katholische Kirche in Deutsch-
land hatte. Mit dem Kaiser lebte die Kurie in Konflikt und
seine meist aus protestantischen Hülfsvölkern bestehenden
Truppen standen in den Legationen zum Einmarsch in den
Kirchenstaat bereit. Auch er war vor den Protestanten zu-
rückgewichen und hatte im Vertrage von Alt-Ranstädt den
schlesischen Lutheranern eine Reihe von Rechten eingeräumt.
Alit Preussen drohte der Kurie damals wegen der Einführung
des Kalvinismus in Köln ein heftiger Streit, und in Holland
'; Für das Folgende siehe meine Publikation Preussen und die Ko-
mische Kurie I n. IIU. 128.
164 TH. HILTEBRANDT
war ein offenes Schisma ausgebrochen, das zur Loslösung des
niederländisclien Katholizismus von Rom zu führen schien.
Um allen diesen Gefahren begegnen zu können, hatte der
Papst in Deutschland keine andere Hülfe als die des Kur-
fürsten von der Pfalz, und man hielt es deshalb in Rom für
geraten,, ihm in der Frage des Religionsrezesses mit aller Vor-
sicht gegenüberzLitreten.
Der Papst wandte sich zunächst nicht an Johann Wilhelm
selbst, sondern an seinen Schwiegervater, den Grossherzog
Cosimo von Toscana, klagte ihm seine Betrübnis über den
Schritt des sonst so frommen und um die Kirche so wohl-
verdienten Fürsten, führte die Nachteile, die der Rezess für
die katholische Religion hatte, an, betonte die Notwendigkeit,
ihn verwerfen zu müssen, und schloss mit den Worten, „dass
der Vikar Christi, das Haupt der Kirche und der Verteidiger
des Glaubens, nicht länger Gesetzen freien Lauf lassen könne,
die so beleidigend für die Majestät Gottes, so ärgerniserregend
für die ganze Christenheit, so schädlich für den katholischen
Glauben seien, und dass der Papst, wenn sie nicht sofort
gänzlich abgeschafft würden, sie zum mindesten feierlich
verdammen und erklären müsse, jene Gesetze richteten sich
gegen das oberste Gebot Gottes und zu ihrer Innehakung
könne keine weltliche Macht ihre Untertanen verpflichten.
Wollte Seine Heiligkeit die geringste Nachsicht oder Dissi-
mulation walten lassen, so würde sie schwer das eigene Ge-
wissen beleidigen und zugleich "das des Kurfürsten verraten,
denn sie würde ihn ruhig in einer so grossen Sünde leben
lassen, die, ausser anderen schweren Folgen, so vielen mit
dem Blute unseres Herren Jesus Christus erkauften Seelen die
Strasse eröffnet, um mit verhängten Zügeln zur ewigen Ver-
dammnis zu eilen. Für ein so grosses Übel kann der Kur-
fürst keine Entschuldigung anführen, weder die Notwendig-
keit oder den Brauch oder die Zeitlage oder die gute Absicht,
schlimmere Übel zu vermeiden". „Es gibt keinen Grund", so
schloss das Schreiben, „mit dem man vor dem gerechten und
schrecklichen Gerichte des ewigen Richters bei einem katho-
lischen Fürsten so viel Beleidigungen für den Glauben ent-
schuldigen könnte und bei einem weltlichen Fürsten so viel
Usurpationen der kirchlichen Gewalt, da es durch kein weit-
r
DIE RÖMISCHE KURIE UND DIE l'RQTEST ANTEN 105
liches oder göttliches Gesetz erlaubt sein kann, den politi-
schen Interessen des Staates die der Religion nnd Gottes zu
opfern '' ').
Der Kurfürst und sein Hauptberater Agostinb Steffani,
Bischof von Spiga und Präsident des pfälzischen Kirchen-
rates, Hessen sich aber durch die päpstlichen .Worte nicht
einschüchtern. Sie wussteji, dass sie angesichts der Übermacht
Preussens den Vertrag nicht brechen konnten und dass eine
päpstliche Bulle gegen den Rezess nur eine Waffe in der Hand
der Häretiker gewesen wäre. Sie sandten eine Reihe von Recht-
fertiguugsschriften nach Rom -) und setzten der päpstlichen
Drohung eine ebenso entschiedene Erklärung entgegen. „Glaube
der Papst sich nicht davon dispensieren zu können, mit Ver-
dammungen und Protesten gegen den Rezess vorzugehen, so
werde der Kurfürst seinerseits es nicht unterlassen dürfen,
mit ebenso feierlichen Protesten zu antworten, damit zwischen
Katholiken und Protestanten nicht ein unzeitgemässes Miss-
trauen entstehe und der Rest der katholischen Religion in
Deutschland aufs Spiel gesetzt werde" •^).
Diese deutliche Sprache verfehlte ihre Wirkung in Rom
nicht. Die Inquisition wiederholte zwar ihren Beschluss, aber
die Veröffentlichung einer Bulle gegen den Rezess unterblieb*).
Als im Jahre 1709 die Friedensverhandlungen zwischen
Frankreich und den Mächten der grossen Allianz eröffnet
wurden, war bei der Erschöpfung Frankreichs und bei dem
gewaltigen Übergewicht, das die protestantischen Mächte
während des Krieges erlangt hatten, mit Sicherheit zu er-
warten, dass die Ryswicker Klausel fallen würde. Schon zu
V Deutsche Übersetzung bei Woker, Aus den Papieren Agostino
Hteffanis (Ivöln 1885). Original abgedruckt in Preussen und die Römische
Kurie n. 123.
») Woker a. a. O. S. 42 ff.
") Siehe meine Publikation n. 125.
*) Dass Johann Wilhelm nur einen schwachen Versuch gemacht habe,
sich gegen die Vorwürfe des Papstes zu verteidigen (Hymmen a. a. O. S. 52),
ist also unrichtig, ebenso wie Wokers Behauptung (a,. a. O. S. 39), gegen
den Rezess sei vom Papste damals in aller Form Protest eingelegt und
seine Bestimmungen seien kirchlicherseits für unverbindlich erklärt worden.
Vgl. auch weiter unten ö. 187.
166 PH. HILTEBRAXDT-
Beginn des grossen Krieges hatten die Protestanten als Preis
ihrer Teilnahme die Abschaffung der Klausel vom kaiserlichen
Gesandten Lamberg in Regensburg gefordert ^). Sie Hessen
sich aber durch die Versicherung beruhigen, mit Beginn des
Krieges gelte der Friede von Ryswick nicht mehr: komme
es zu einem neuen Friedensvertrage, so wollten die katho-
lischen Stände auf die jDrotestantischen Interessen und deren
Wahrung Acht haben.
Am 25. Oktober 1709 wurde dann vom Regensburger
Reichstag ein Beschluss über die pfälzische Frage gefasst und
für die Regelung der kirchlichen Verhältnisse der westfälische
Friede im allgemeinen als Norm angenommen. In allen von
der Ryswicker Klausel betroffenen Orten sollte der Status
vor der französischen Okkupation wieder hergestellt werden,
und nur dort, wo keine Anhänger der Augsburgischen Kon-
fession mehr vorhanden seien, sollten die Kirchen und die
Einkünfte den Katholiken verbleiben. Für die Aufgabe der
Ryswicker Klausel entschädigte das Statut die Katholiken
durch Gewährung des Simultaneum und zwar in folgender
Weise. An Orten, wo es nur eine Kirche gäbe, sollte in dieser
nach einander simultaner Gottesdienst abgehalten werden;
seien aber zwei oder mehrere vorhanden, so sollte den Katho-
liken eine von diesen abgetreten werden "").
Die Annahme dieses Beschlusses stiess bei den Prote-
stanten auf Schwierigkeiten, und im Jahre 1710 musste von
neuem über eine endgültige Regelung der j^fälzischen Frage
'j Paris Archives des Affaires Etrangeres Allemagne 37 Sur la clause
enseree en faveur de la religion catholique.
^) Constitutum Ratisbonense. am 10. März 1713 voti dem Uti-echter Ver-
treter des Papstes, Domenico Passionei, eingesandt TPaci öOj: maveat
nornia et regula in ecciesiasticia jjcrj; Westfalica Osnahrugensis, sed in locis
suh clausula articuli quarti pacis Hisicicensis comjjvehensis gaudeanf catholici
simultaneo suae religionis exercitio suis sumjjtibus instituendo, restitutis Au-
gustanae confessioni addictis temjjlis ac redditihus ecclesiasticis, quos ante
occupationem gallicam jjossederunt, ita tarnen, ut in locis tibi tnntuni unuin
temiilurti modo reperitur in eodem successivis horis simtdtaneum utrimque
exerceatur, ubi vero duae aut 2>fures ecclesiae in loeo existunt, catholicis una
2)ro uno exercitio privative remaneat, et in locis, ubi nulli aMjilius Augtistanae
■confessioni addicti supersunt, catholici in quieta exercitii ecclesiae et redditu-
vm possessione relinquantur.
DIE RÖMISCHE KURIE UND DIE PROTESTANTEN 167
verhandelt werden. Der Leiter der kurmainziselien Politik,
Graf Stadion, befürchtete, dass die Ryswicker Klausel sich auf
einem künftigen Kongress nicht halten lassen würde, und er
machte deshalb den Versuch, sich mit den Protestanten vor-
her zu einigen, um auf diese Weise zu retten, was noch zu
retten war '). Er gewann in Regensburg die Gesandten der
protestantischen Kurfürsten für seinen Plan, stiess aber bei
den protestantischen Fürsten auf Widerstand. Um ihre Op-
position zu überwinden, begab er sich nach dem Haag und
verhandelte hier, von dem päpstlichen Vertreter, dem Conte
Domenico Passionei, unterstützt, mit dem holländischen Staats-
pension arius Heinsius und mit dem englischen Gesandten.
Heinsius, dem die Eintracht der katholischen und protestan-
tischen Stände des Reiches am Herzen lag, ging bereitwilligst
auf Stadions Vorschlag ein ; der englische Gesandte machte
anfangs unter Berufung auf seine Instruktion Schwierigkeiten,
schliesslich aber gab er nach und verhandelte auf Stadions
Wunsch mit den Gesandten der protestantischen Kurfürsten,
da der Mainzer gedroht hatte, die deutschen Katholiken wür-
den, ehe sie sich die in einzelnen Punkten für sie so unge-
rechten Bestimmungen des westfälischen Vertrages auferlegen
Hessen, lieber den offenen Krieg dem Frieden vorziehen. Die
protestantischen Gesandten in Utrecht argwöhnten, man wolle
von katholischer Seite die Angelegenheit, damit sie nur ja nicht
auf dem Friedenskongress zur Sprache käme, nach Regens-
burg auf den Reichstag ziehen und dort im Sande verlaufen
lassen : aber auch sie gingen schliesslich auf Verhandlungen ein,
da Stadion vorschlug, dass, wenn ein Abkommen sich vor
der Eröffnung des Kongresses nicht erreichen lassen werde, die
Frage dann auf diesem geregelt werden sollte. Am Ende aber
scheiterte der Plan doch wieder an der Opposition der pro-
testantischen Fürsten in Regensburg, die die vollständige
^Abschaffung der Klausel verlangten und jeden Vergleichs-
vorschlag verwarfen. In letzter Hinsicht trafen sie sich mit
der Politik des Papstes : auch er war gegen jeden Vergleich.
Er Hess den katholischen Mächten die Verteidigung der Klausel
'; Für das folgende siehe das Schreiben des päpstlichen Vertreters
Passionei in Utrecht vom 14. August 171U (Paci -IT).
168 PH. HILTEBRANDT
ans Herz legen und durch seinen Neflfen Annibale Albani mit
dem Kaiser über ihre Erhaltung verhandeln i).
Nach dem Scheitern der Verhandlungen Stadions war es
entschieden, dass die Frage der Ryswicker Klausel auf dem
nächsten Friedenskongresse behandelt werden würde. Im Ja-
nuar 1712 wurde dieser zu Utrecht eröffnet. Die Kurie machte
die verzweifeltsten Anstrengungen, um die katholischen Mächte
zum unbedingten Widerstand gegen die kirchlichen Forde-
rungen der Protestanten zu vereinigen. Sie war entschlossen,
nicht im geringsten zu weichen und jeden Vergleich als schäd-
lich für die katholische Religion zurückzuweisen. Nur so
konnte sie hoffen, auf die katholischen Mächte Eindruck zu
machen. Im Gegensatz zur Kurie zeigte ihr Vertreter Dome-
nico Passionei eine weniger intransigente Haltung. Er hatte
schon im Jahre 1710 die Pläne Stadions begünstigt: als jetzt
im März 1712 der preussische Gesandte Metternich mit jener
Heftigkeit, die damals die preussischen Diplomaten auszeich-
nete, die Abschaffung des vierten Artikels verlangte, meinte
Passionei von neuem, man müsse, wenn die Parteien sich in
dieser Frage absolut entgegengesetzt gegenüberständen, auf
einen Vergleich eingehen, und, in der Gefahr alles zu verlieren,
von zwei Übeln das kleinere wählen -). Um den englischen
Gesandten nicht zu reizen, wollte er darauf verzichten, für
die irischen Katholiken Erleichterungen zu fordern, in der
leeren Hoffnung, dadurch die Engländer von der Unterstüt-
') Vgl. Paoluccis Schreiben an Passionei vom 6. September 1710 (Paci
57 Registro di lettere), in dem er sich gegen jedes Temperamento in jenem
Punkte erklärt, quasi se si cominci a cedere nel medesinio ; e molto meno
jpud approvare la S^ö, S. che apparisca acconsentirvisi dal canto nostro,
mentre anzi dohhiamo impiegare ogni diligenza per escludere qualunque trat-
tato o proposizione contraria ad esso articolo cui non deve pregiudicare la
disposizione della pace di Wesffalia, mentre ha potuto validainente derogar-
vi, sicome ha derogato quella di Hiswich conie posteriore e di ugual forza
e valore...
^) Passionei an Paolucci Lettera Utrecht 1712 März 10 (Paci 49):
... debbo perö bensi accennare all'E. V. che venendosi aWestremitä della negativa
da una parle e delVafferinativa dell'altra, il mio pensiere si e che, se non si
ritrova qualche viezzo terniine, si potrehhe correre rischio di perdere il tutto,
cioe le quaranta e piü chiese indicate dal ministro delVelettore palatino, essendo
io sempre stato persiiaso che di due mali e necessitä sciegliere il minore.
I
DIE RÖMISCHP KURIE UND DIE PROTESTANTEN 169
znng der protestantischen Forderungen in Deutschland ab-
halten zu können. Die Kurie aber verwarf alles Diplomati-
sieren: dem Papste und seinen Vertretern komme es zu, mit
allem Eifer und an jedem Orte und auf jede Weise die
Vorteile der katholischen Religion zu suchen. Um in einem
Punkte zu gewinnen, dürfe man in einem anderen nicht
weichen und in Irland nicht aufs Spiel setzen, was man in
Deutschland erreicht habe i). Am deutlichsten hat der Papst
seine Politik in dem Schreiben, das er am 28. Juli an Pas-
sion ei ergehen Hess, zum Ausdruck gebracht. „Was wird der
Papst tun? "heisst es da in Worten, die den Stil Clemens' XI.
verraten. „ Der Papst, ohne die Worte zu wägen und allein
auf die Folgen sehend, wird laut rufen in seinen Breven,
in seinen Schreiben und durch seine Nuntien in Frank-
reich, in Deutschland und überall, wo es Not tut, damit man
nicht mit Zustimmung oder aus Nachgiebigkeit den vierten
Artikel abschaffe, damit man die katholische Religion unbe-
rührt erhalte und damit man die Sache Gottes jedem welt-
lichen Interesse vorziehe. So wird der Papst sprechen, so wird
er schreiben, so wird er sich erklären, ohne sich je in dieser
Welt noch in der zukünftigen zu beunruhigen. Und wenn
dieses nicht genügt, wird er Gott seine Sache empfehlen, und
man wird den Misserfolg anderen zuschreiben müssen, nicht
') Paolucci an Passionei Lettera Ilom 171'2 April 15 (Paci 49): e d'in-
rerta e assai pericolosa riuacita, come anche V. S. ben riflette, l' espediente,
(li cui andava pensando di valersi per rimuovere il partito protestante e spe-
cialmente i plenipotenziarij d' Inghilterra daW istanza per l'abolizione del
quarto articolo della pace di Rijswich. Iinperoche le incumbenze che spetfano
alla S. <S'<« e a' suoi mifiistri sono quelle di promuovere c.on tutto lo studio
in ofjni luogo o maniera i vantaggi della religione ne, per guadagnare in una
parte, conviene, che si ceda punto in un'altra, cioi per sostenere la medesima
religione in Irlanda esporre a rischio quanto ha acquistato in Gerviania.
Onde V. S. dovrä impiegare ogni piii opportuno ufficio e lutto lo sforzo della
sua attenzione per mantenere i ministri catlolici rostanti nella difesa del pre-
delto quarto articolo, il quäle ove niai, il che a Dio non juacesse, si togliesse di
mezzo, ne seguirebbe irreparahilmente la perdita di tanti sudori, che piü
zelanti hanno sparst nello spazio di 10 anni, la rovina di molte e violte chiese
e lastrage di taute aninie, e all' incontro dovrä animare i medesimi ministri
a proteggere i poveri catlolici irlandesi, a/pnche siauo loro luantenute le con-
dizioni favorevoli del trnttato di Llincrich.
170 PH. HILTEBRANÜT
aber Seiner Heiligkeit '* i). Am 9. April sandte er Breven an
den Kaiser, an Ludwig XIV., an die katholischen Reichs-
fürsten, an die Könige von Polen und Portugal, an die Re-
publik Venedig, an den kaiserlichen Bevollmächtigten Sinzen-
dorf, an den Prinzen Eugen, an den französischen Gesandten
in Utrecht, den Abbe Polignac, an die Kardinäle von Sachsen
und von Lamberg, den kaiserlichen Gesandten in Regens-
burg 2). Er ermahnte den Kaiser, sich den Häretikern ener-
gisch und offen siciit murus domiii Israel zu widersetzen, in
jener Sache, die die Sache Gottes sei, mit freier und erhobener
Stimme zu sprechen und nicht zuzulassen, dass der katho-
lischen Religion der geringste Schade zugefügt Averde. Ähn-
liche Ermahnungen richtete er an den König von Frankreich
und die übrigen Fürsten.
Den katholischen Mächten, besonders Frankreich, kam die
päpstliche Aufforderung wenig gelegen. Grösseren Eifer für
die Verteidigung der Klausel legten eigentlich nur die Ver-
treter der katholischen, meist geistlichen Reichsfürsten an
den Tag. Stadion erklärte im Mai dem Abbate Passionei,
dass die Katholiken sich im äussersten Falle lieber der Ge-
walt widersetzen als in die Abschaffung der Klausel willigen
würden ^). Bei der nachgiebigen Haltung, die die Katholiken
bisher eingenommen hatten und auch fernerhin einnahmen,
kann man aber billig zweifeln, ob es ihnen wirklich mit ihrer
Drohung ernst war, oder ob sie mit ihren Versicherungen
den Franzosen nur Mut machen wollten. Wenn der Kaiser
bereitwilligst auf die päpstlichen Wünsche einging, so ge-
schah es lediglich aus Gründen der diplomatischen Taktik.
Er wollte einen Frieden zwischen Frankreich und den prote-
stantischen Mächten verhindern und hoffte dies z. T. dadurch
zu erreichen, dass er Frankreich durch den Papst zur Ver-
teidigung der Klausel veranlasste. Noch vor dem Erlass des
päpstlichen Breves hatte er Mitte März den Wiener Nuntius
Piazza durch den Grafen Wratislau bitten lassen, die Kurie
solle sich beim allerchristlichsten König dafür verwenden,
') Beilage 8.
^) Clementis XI. Epp. II 156 ff.
') Passionei an Paolucci Lettera Utrecht 1712 ilai 27 (Paci 49).
DIE RÖMISCHE KURIE UND DIE ruOTE.STAXTEN 171
dass das freie Exercitium in der Pfalz und in Strassburg
erhalten bleibe, für den Fall, dass die Stadt an das Reich
zurückgegeben würde. Der Kaiser beabsichtige in diesem
Punkte festzubleiben, es sei jedoch auch notAvendig, dass er
von Frankreich sekundiert werde '). Das päpstliche Breve
aber Hess der Wiener Hof, um sich dem Papste gegenüber
nicht festzulegen, vorläufig unbeantwortet; erst nach vielen
Bitten gelang es dem Wiener Nuntius, im Oktober vom Kaiser
ein Schreiben an den Papst zu erlangen.
In Versailles hatte man wenig Neigung, die Geschäfte der
kaiserlichen Diplomatie auf dem Friedenskongress zu besor-
gen. In der Antwort auf das päpstliche Breve versicherte der
König, er würde gern für die Erhaltung der Klausel eintreten,
wenn man sich einen Erfolg davon versprechen köune. ,.Aber
die Feinde sind in grosser Zahl, und niemand wagt es, sich
mit uns zur Verteidigung der Kirche zu verbünden. Die Son-
derinteressen überwiegen das interes^e der Religion, und der
Papst selbst weiss, welch geringen Eindruck seine Breven
bei den Fürsten machten, die er zur Verteidigung der Sache
des Königs der Könige habe bewegen wollen " ^). Frankreich
hatte von der Klau?el die erhofften Vorteile nicht gehabt:
weder waren die deutschen Katholiken in dem Kriege aus
Dankbarkeit mit Frankreich gegangen, noch hatten die Pro-
testanten sich mit dem Kaiser entzweit. Damals arbeitete die
französische Diplomatie mit allen Kräften für Abschluss eines
Friedens mit den Seemächten. Anfang Mai gab die franzö-
^} Piazza an Paolucci Lettera Wien 1712 März 19 (Gei-niania 251):
d'ordine del imperatore mi parlö hieri il conte Wratislau e mi disse che ha-
vessi V honore di scrivere all' E. V. che S. Mtn hravierehbe che X. S. in/er-
ponesse le sue premure appresso il re cristianissimo, otide desse ordine a i
siioi plenipotenziarij di sosfenere la nostva nanta religione arciö si coiiservi
il libero enercizio della medesima in tutti i luoghi conforme si prafica pre-
sentemente, poiche i protestanti procurano di far cassare nella prossima pace
il quarto articolo di quella di Ryswich e prendere norma daU'altra di Mun-
ufer, poiche dovendosi rendere Argentina o altre piiazze a i protestanti ressa-
rehhe immedialamenle l'esercizio della nostra santa relir/ione in esse, giacche
S. M. Hon mancarä di essere ferma sopra qtiesto putito, ma esser anrhe ne-
cessario di essere secondato dal re di Francia...
') Paris Arcliives des Affaires Etrangöres Allcinagn«' H7 Sur la clausa
enser^e en favtnir de la religion catholique.
172 PH. HILTEBRANDT
sische Regierung den englischen Forderungen nach, deren
Durchsetzung politisch das Übergewicht der protestantischen
Mächte über die katholischen in der AVeit entschied. Sie er-
kannte die protestantische Erbfolge in England an und Hess
den Schützling der Kurie, den Stuart, fallen. Sie stimmte
der Annahme der neunten Kurwürde durch Hannover und
des Königstitels durch Preussen zu, entgegen ibrem dem Papste
gegebenen Versprechen, der gegen beide Akte feierlich pro-
testiert hatte. Sie Hess Gibraltar, den Schlüssel des Mittel-
meeres, und Minorca, das die Seeverbindung zwischen Frank-
reich, Spanien und Italien unterbrach, in den Händen des-
häretischen Englands, ohne Garantien für die Sicherheit der
katholischen Religion erlangt zu haben. Sie willigte endlich
ein, und hiervon war der Papst besonders schwi r betrofien,.
„ dass der König von Frankreich über den vierten Artikel
mit den Protestanten des Reiches in Verhandlungen treten
würde und dass er im Reiche den westfälischen Vertrag nicht
brechen wolle". Diese Formel konnte man zwar nach verschie-
denen Seiten auslegen : nach der Auffassung der Protestanten
aber, wie auch des Papstes, bedeutete sie die Abschaffung der
Klausel. Die Königin Anna erklärte ohne weiteres in der
grossen Rede, die sie am 17. Juni vor dem englischen Par-
lamente hielt, Frankreich wolle keine Schwierigkeiten machen,
die protestantische Religion in Deutschland auf dem Fusse
des westfälischen Friedens wiederherzustellen i). Die deutschen
'; Passionei an Paolucci Lettera Utrecht 1712 Juli 1 (Paci 49,). Hier
berichtet Passionei, Polignac habe ihm mitgeteilt, die Engländer hätten
an die Franzosen, als diese hartnäckig die Klausel verteidigten, die Frage
gerichtet, ob denn der König den westfälischen Frieden brechen wolle.
Die Franzosen hätten dies verneint und einen Kurier nach Paris geschickt,
c conforme al concerto giä stabilito trasmessi che furono in fofflio fjl'articoli
dal marchese Torcij ai minisfri di Londra, fti dal medesimo notato in niar-
gine (jparole di cui s'e servito meco l'accennato minisfro) su quello che riguar-
dava la clausola consaputa, che le roy entreroit en negociation sur le qua-
trieme article avec les protesfants de l'empire, dans lequel (cioe a dire nel-
V impero) ne vouloit point rompre le traite de Westphalie. NeWarringa della
regina come seguitava a dirnii Vahbate di Polignac, hanno alterati i (ermini,
avendoci messa la parola di retahlissement, e si e traslasoiata la prima clau-
sola della dichiarazione del re. Nientedimeno qnando dai profesfanti nella
conclusione del trattato si rirhiederä un'altra spiegazione, si risponderä dal
DIE ROMISCHE KL'KIE IXU DIE PKOTE,SrANTEX 178
Evangelischen meinten, das französische Zugeständnis bedeute
i50gar mehr als die Aufgabe der Klausel, da im ganzen Reiche,
und nicht bloss in der Pfalz, die Übertretungen des westfä-
lischen Friedens von Seiten der Katholiken rückgängig ge-
macht werden sollten ^). Derselben Anschauung war auch der
Papst. Die französischen Bevollmächtigten wollten ihm nur
•Sand in die Augen streuen, schrieb er an Passionei. Letzterer
hatte die französischen Gesandten zu Utrecht, den Marschall
Uxelles und den Abbe Polignac, durch ein ihnen Ende Juni
überreichtes Memoire zu veranlassen gesucht, dass sie der
Formel die ausdrückliche Erklärung hinzufügten, unter Wie-
derherstellung des westfälischen Friedens verstehe der König
•durchaus nicht die Abschaffung der Ryswicker Klansei -).
ranto nostro che V intenzione del re e totabnente a/iena non so/o <li <hir la
mano, via di permettere che si abolisca il quarto articolo. In quanto poi a1-
l'altra espresaione di non contravenire al trattato di Westfalia mi dimosfrö
che (essendo di gran lunyo superiori in (iermania le forze de' prote.ttanti,
com'e purtroppo in e/fetti per nostra disgrazia facendone l'enumerazione),
quando si volesse alterare il sistema preseiite, i medesimi i*i servirehhono del
motivo di questa infrazzione per oltrepassare tutte le leggi giä stahilite e ri-
cavare altri vantaggi.
') Paolucci au Passionei Lettera Rom 1712 Juli 23 (Paci 57;: ...non
airei ora che agglungerle, quando le lettere di Germania ginnte nel presente
non portasnero la notizia del ginbileo, con cui li protextanti di quelle parti
Jianno accolto il consaputo articolo dell'arringa di Londra toccante il rista-
hilimento degli affari della religione protestante in Alemagna sul piede del
trattato di Wentfalia, interpretandolo esHi assai piü favorecole a' loro interessi
di quel che mai sarebbe stata la souplice abolizlone del quarto articolo di
Riswich, essendo che questa, conie dicono, comprenderebbe solo li luoghi resti-
tuiti dal re christianissimo, ne' quali egli avea ristabilita la religione catto-
lica, lä dove all'articolo sudetto credono di poter dare una piit ampia inter-
pretazione, pretendendo in cigore del medesimo ricuperare tutte le chiese,
scuole, spedali, fondazioni e beni godnti da cattolici in tutta l'Alemagna
contra la dispnsizione della pace di Munster, e che tufto abbia a rtdursi a
quello stato, in cui si trovava prima dell'anno 1(!24. Questi sono li sentimenti
della Corte di Berlino e di tutto il resto de' protestanti di Germania. Da tale
votizia V. S. inferisca, quanto iniporti di non ammetter mai Varticolo sudetto
qualunque aggiunta o dichiarazione che vi si faccia, ne lasci di ercitare con
tutta l'efficacia maggiore del suo spirito tanto li pl enipotenziarii di Francia
quanto ogni altro ministro citfoliro a procurare che non verhis nia re oenga
proceduto all' indennitä della nostra sanfa religione
') Beilage 7.
174 PH. HILTEBKAXDT
Dieser Zusatz aber schien dem Papste absolut keine Siolier-
heit 7AT gewähren. Sich der Restitution des westfälischen
Friedens nicht widersetzen und an dem Ryswicker Frieden
festhalten zu wollen, sei ein reiner Widerspruch. "Wenn die
Klausel falle — zwar nicht mit Zustimmung Frankreichs,
sondern weil dieses sich rein passiv verhalte — , so bleibe
sich dies in den Folgen gleich; für die katholische Religion
sei der Schade derselbe ^). Dem gegenüber behaupteten die
Franzosen rundweg, Wiederherstellung des westfälischen Frie-
dens und Aufgabe der Ryswicker Klausel seien zw^ei ganz
verschiedene Dinge; diese Verstösse nictit gegen jenen, da auf
Grund des Instrumentum Pacis die katholische Religion im
Reiche erlaubt sei und der König den pfälzischen Katholiken
die Kirchen auf eigene Kosten erbaut habe'-). Reichsrechtlich
gewiss ein haltbarer Standpunkt, nur war die Frage, wie
viele Kirchen dann den Katholiken noch, verblieben, da die
weitaus grösste Zahl der Gotteshäuser nicht vom Könige er-
richtet, sondern einfach den Evangelischen w^eggenommen
worden war. Deshalb hatte der Pariser Hof, als die Pro-
testanten sich seiner Zeit auf dieser Basis mit Frankreich
über die pfälzische Frage bereits im November 1697 einigen
wollten, ihren Vorschlag abgewiesen ; denn damals herrschte
in Paris über den Inhalt der Ryswicker Klausel eine ganz
andere Ansicht ^).
In Wirklichkeit verfolgte die französische Regierung aus
Rücksicht auf ikre politischen Interessen genau dieselbe Diplo-
matie, die sie früher während des Ryswicker Kongresses mit
Erfolg gehandhabt hatte. Auf der einen Seite verschob man
die endgültige Regelung der Frage bis zum Abschluss des
Vertrages mit dem Kaiser und den deutschen Reichsfürsten
') Beilage 8.
") Vgl. Passioneis Schreiben vom 1. Juli 1712 (S. 172 Anm. 1). vom
3. Februar (S. 175 Anm. 1) und 11. Mai 1713 (Beilage 12).
') Delfino an Spada Lettera Paris 1697 November 25 (Fraucia 225) :
(i proleatanti) proposero in fine una modificazione quäl sia di lasciare ai
caitolici ne' luorjhi, che s' hanno a restituire , quelle rhiese che dalla Francia
furono fondate e dolate ; via nulla al loro intento yiovando, perdutasi una
tale speranza, e probahile che tutti si disporranno nlla sot loser izione del
trattato . . .
*
I
DIE RÖMISCHE KURIE TND DIE PROTESTANTEN 175
und wusste sich den Weg offen zu halten, um dann mit ihnen
im Bunde die Klausel im bekannten Interesse Frankreichs
doch noch aufrecht zu erhalten. Man ging deshalb auf die
englische Forderung, der König solle den westfälischen Frie-
den wiederherstellen, non ohsfantibus quihisamque in contra-
rium a GaUia factis, nicht ein ^). Auf der anderen Seite ver-
zichtete man, ehe der langersehnte Friede mit den Seemächten
nicht gesichert war, darauf, sich direkt für die Klausel ein-
zusetzen, und überliess ihre Verteidigung wiederum in erster
Linie den deutschen Katholiken. Wollten sich diese, so er-
klärte man in Versailles immer wieder dem päpstlichen Nun-
tius, zur Erhaltung der Klausel vereinigen, so werde der König
an ihrer Spitze marschieren.
Um die eigene Haltung zu rechtfertige«, unterliess man
es nicht, die deutschen Katholiken bei der Kurie zu beschul-
digen, sie hätten die Klausel nur benutzt, um die Protestanten
'j PassioTiei an Paolucci Lettera Utrecht 1713 Februar 3 (Paci 50):
... effli fPolignac; ml riplicö che la sostanza, di quanto era espresso nel trat-
fato, consisteva in queste espressioni, che ho riteniite esattamente, acciocche
/'Eni'« V. ahbia avanti agli occhi tutta la serie del negozio: qu'en consi-
derat i Ott de la re ijne d' Angl eterre lorsque le roij t rai tlerä l a
paix avec l' empire , S. J/*'- declarerä ce qu'elle a toujours de-
clare qiie son intention ne fust et ne serä jamais de prejudi-
rier au trai/e de Westphalie taut en mattere civile qn'eccAe-
siastique; rhe a quest'articolo, che necondo la maniera degV Tnglesi era
steso in latino col rimanente del tratlato, vi era una clausula di questa na-
tura e con quente j^recise parole : non obstantib us quibuscu mque in
contrarium a Gallia factis, che il re non avea voluto acconsentire in
niun conto, e che dal canto loro furono rapprenentati i motivi del rifiuto con
tanta forza, che alla fine avevano ottenuto che non si parlerehhe nel trattato
della clausula arcentiata, inseritavi esjjressamente dagli Inglesi per abolire
il 40 artirolo, e che certamente nella pace che si farehhe coH'impero, il re
non cangiarebbe stile ; del che io poteva assicurarne X. S. facendo la rela-
zione di futfe queste circostanze, aggiungendomi che, per la renitenza mo-
strata da S. M^«, i negozi particolari della pace erano stati ritardali di
molte spftimane ; che il re pretende assolutamente rhe quanto fece al trattato
di Rgswic non e contrario a qtiello di Westfalia, e che quelle parocchie, nelle
quali dopo le.sue conquiste avea restituito Vessercizio della religione catto-
lifa, erano state da lui provedute, rifatte e dotate a proprie spese, e che in
Germania fuori dei stati ereditarii della casa d'Austria si tolerava l'easer-
i-izio libero dellc tre religioni...
176 PH. HILTEBRANDT-
gegen Frankreich aufzuhetzen, und man suchte den Papst
mit dem Hinweis zu trösten, dass die Klausel der Kirche
mehr Schaden als Nutzen gebracht habe, da die Protestanten
an ihr durch Repressalien gegen ihre katholischen Untertanen
Revanche genommen hätten ^),
Vergebens bemühte sich die Kurie, den französischen Hof
zu aktivem Eingreifen zu Gunsten der Klausel zu drängen. Am
25. Juni 1712 erging ein Breve an den königlichen Beichtvater,
den Jesuiten Le Tellier, ohne einen Erfolg zu erzielen-).
^) Bentivoglio an Paolucci Paris 1712 August S dechiffriert am 31. Au-
gust (Francia '225j : ...mi ha risjwsfo il marchese di Torcy tie' stessi terviini
del padre Le Tellier (vgl. S. 176 Anm. 2) e vi'?ia soggiutito da vantaggio
che sarehhe da desiderare die il re fosse in istato di poter sostenere con
vigore il detto cfj'ticolo, ma die la sitiiazione delle cose jjresew^i era tale die
conveniva cercare di fare la pace il vieglio die si poteva. ne il re era in
istato da poter dare la legge, come haveva fatto altre volle. Che dalValtro
canto Varticolo di Riswich haveva j)iu fatto perd^ere alla religione die giia-
dagnare, perche, havendo voluto il signor elettore palatino per zelo e per pietä
usare del detto articulo rigorosamente contro gV eretici, gV elettori e gV altri
principi protestanti havevano creduto che, no7i osservandosi da essi il trattato
di Westfalia, von erano ohligati ne pur essi a mantenere a i cattoliri quello
di Riswich, sieche la religione haveva 2}i>'i perditto che guadagnato. M'assi-
curö perö che su questo non v'era ancora cosa alcuna stahilita, che il re era
sempre disposto dal canto suo a contribuire alle rette e sante intenzioni di
K. S., ma che et voleva questa unione di principi cattoliei, di'egli non cre-
deva,che S. Stä haverehbe ritrovata gran disposizione nelV imperatore che era
ohligato ad haver troppi riguardi per essi .. lu gleichem Sinne sprach Torcy
sich im November Bentivoglio gegenüber aus (Paris 1712 November 12
dechitfriert am 15. Dezember : Francia 225j.
^) Bentivoglio au Paolucci Fontainebleau August 8 dechiffriert am.
31. August (Francia 225): il padre mi ha detto averne gia parlato efßcace-
mente a S. Mt^, la quäle Vha assicurato che anche a costo de' suoi pregiu-
dizj farä ogni sforzo per sostenere quello che ha giä fatto in favore della
religione, ma die nella presente situazione degli affari, in cui tanto 2}reval-
gono Varmi e tanto stanno unite le intenzioni degli eretici quanto sono fra
di loro discordi le cristiane potenze, e hen difficile che il sopradetto articolo
non soffra qualche gründe alternazione e qualche notabile pregiudizio. Se pure
il zelo e Vautoritä della S^» S. non giunge a tanto col vigore delle sue ^jer-
suasioni di unir questo corpo catlolico e farlo cospirar tutto in un medesimo
sentimento, che quando si parlerä della pace per far veramente la pace e farla
tmiversalmente, e certo che concorreranno ad Utrecht i plenipotenziarij di
molti principi cattoliei che ancora non vi si sono resi, come quelli di Spagna
e di Portogallo ; ehe se questi e quello deW imperatore e gV altri de' principi
I
DIE ROMISCHE KURIE UND DIE PROTfiSTANTEN 177
Kaum von einer schweren Krankheit genesen, wandte sich
Clemens XT. am 7. Januar 17J3 in einem eigenhändigen
Schreiben an Ludwig XIV. „ Der vierte Artikel des Friedens
von Ryswick war ganz das Werk Euerer Hände. Euch und
keinem anderen verdankte die Kirche damals jene Wohltat.
Von Euch und keinem anderen erhofft und erbittet sie heute
in gleicher Weise die Erhaltung des Artikels"^) Um dem
König Mut zu machen, übersandte man ihm zugleich die Kopien
der Antwortschreiben der übrigen katholischen Fürsten auf
die päpstlichen Breven ■'). Der König zeigte allen guten Willen,
zweifelte aber mit Recht an der ehrlichen Absicht des Kaisers
und der katholischen Fürsten. „Möge es Gott gefallen'', so
schloss er seine Erwiderung an den Nuntius Bentivoglio,
„ dass die Fürsten die Wahrheit reden; wir werden es sehen.
Ich allein bin nicht im Stande, die Klausel zu verteidigen,
und mein Reich be^larf des Friedens ■'*).
deW iniperio e dejjF eJettori cattolici vorranno prendere questo impeijno per 1a
religione, rertainente quelli del cristianissimo re di Francia si porrannn aUa
testa di tidti o faratino il possibile, ed il re impegverä ttitta Ja xua aitforifä
per il hnon effetto d' un cosi santo desiderio, ma che nenza questo pud bene
la Mt" S. f'ar o/jni prova aenza speranza di frutto.
') Clementis XI. Epp. II 192.
-) Paolucci an Bentivoglio Rom ITIB Januar IB (Franoia 389 A Ee-
gistro di letterej. Dem Schreiben waren beigelegt die Antwort Venedigs
(Mai 3;, der Pfalz (Mai 6), von Trier (Mai 9), von Münster-Paderborn
(Mal li). von Mainz (Mai 17;, von Lamberg (Mai 19j, von Corbe^' (Mai 19,),
von Worms (Mai 23j, Sinzendorf (Mai 27j, Polen, Würzburg und dem
Prinzen Eugen (Juni 12), sowie von Portugal (Juni 17), Salzburg (Juni 18)
und dem Kaiser (Oktober 19). Spanien hatte noch nicht geantwortet; die
Antwort des Herzogs von Savoyen war nicht mehr im Archive aufzufin-
den. Da der savoyische Oesandte del Borgo, zusammen mit dem preuSsi-
schen Bevollmächtigten Metternich, der einzige war, der dem englischen
Gesandten, dem Bischof von Bristol, seinen Dank für die Rede der Kö-
nigin vom 17. Juni ausspi-ach, so darf mau annehmen, dass die Antwort
des Herzogs ungünstig war und deshalb absichtlich nicht nach Paris ge-
schickt wurde (Passionei an Paolucci Utrecht 1712 Juli 12 Paci 49).
'i Bentivoglio an Paolucci Lettera Paris 1713 Februar 13 (Francia 22(1):
... E.fnendomi io taciuln.il re mi rispose, che siipponeva che S. S'" fosse ah-
bastanza persuasa del nuo attaccaviento alla aanfa sede e del zelo che erjli
aveia jier la religione, avendo in tiitte le occanioni rercato di darne le pii'i
vive proce ; ch'erjli aveva yiä dati ordini efflcarisititni a i siioi pletiipotenziarii
per sontenerla in tutto e particolarmente sul detto articolo, ma perrlie ne' pre-
178 PH. HILTEBRANDT
Der Argwohn des Königs dem Kaiser und den deutschen
Fürsten gegenüber erwies sich als gerechtfertigt. Anstatt für
die katholische Kirche tatsächlich einzutreten, beschränkten
sie sich darauf, ihren Eifer für die Eeligionzu beteuern, im
übrigen aber den König von Frankreich beim Papste anzu-
klagen, er habe die Religion durch seine Nachgiebigkeit den
Engländern gegenüber geopfert. Immer von neuem wiesen
sie den Papst darauf hin, dass es Frankreich zukomme, die
Initiative zu ergreifen, stets in der geheimen Absicht, Zwie-
tracht zwischen den Protestanten und den Franzosen zu säen
und auf diese AYeise den Frieden zwischen beiden zu ver-
hindern ^). Als die Kaiserlichen aber sahen, dass sie auf diesem
Wege nicht zum Ziele gelangten und der Abschluss des Frie-
dens immer näher rückte, trugen sie kein Bedenken, im Ja-
nuar eine veränderte Taktik einzuschlagen : da der König das
katholische Interesse den Protestanten gegenüber nicht fördern
wollte, suchten sie jetzt umgekehrt die Protestanten zu veran-
lassen, ihre Sache Frankreich gegenüber zu vertreten und die
Wiederherstellung des Edikts von Nantes zu verlangen. Am
12. Januar 1713 gab der kaiserliche Bevollmächtigte in Utrecht,
Graf Sinzendorf, den Gesandten der protestantischen Mächte
auf ihre Forderungen eine Antwort, die geradezu das Ent-
senti conyressi noti era in istato di poter egli sostenere contro tutti i prote-
stanti la causa di Dio, come l'aveva jjotuto a Rensvich, aveva perö desiderato
a fine d'operare con frutto che si unissero al di Uli zelo gli altri ijrincipi
cattolici, che per dir vero fino al 2Jresente non aveva avuti riscovtri di questa
loro buona disjjosizione, anzi piü tosto ne aveva avuti de' contrarij, ma che
ora che S. Stä ne lo assicurava, egli voleva per suader si che questi principi
non avrebbero mancato della parola data al pontefice ; che in breve se ne
sarebbe chiarito, rinovando gli ordini ai suoi plenipotenziarij d' intendersela
con quelli di detti principi per opporre il corpo cattolico al corpo eretico.
E qui tacendo S. Mtä ed io ritirandomi, mi richiavid, ancora una volta e
mi replicö: piaccia a Bio che dicano da vero, lo vedremo. Io solo non posso,
ed il mio regno ha hisogno di pace. Assicurate S. 5«e de'' miei sinceri senti-
menti e riaponderö io stesso alla stia lettera.
') Piazza an Paolucci Lettera Wien 1712 Juli 2 (Germania 2.51): mi
ri8j)08e S. Mtä che haveva giä sopra cid adempito a' suoi doveri, ma che
tuttavia n'haverebbe reiterati gl' ordini, tuttoche forse con poco profitto, poi-
che sentiva che la Francia consente alla conferma della pace tanto pregiu-
diziale alla fede cattolica, che cid non ostante egli haverebhe fatto quello
DIE RÖMISCHE KURIE UND DIE I'KoTE.STANTEN ITD
setzen der Kurie erregte und den Kardinalstaatssekretär zu
der Äusserung veranlasste, sie hätte nicht günstiger für den
Protestantismus ausfallen kihmen, wenn sie von einem der
raffiniertesten und hartgesottensten Lutheraner erteilt worden
wäre 1). Obwohl der Kaiser noch vor kurzem versichert
hatte, auf die Kassation des Vertrages von Alt-Uanstädt ein-
gehen zu wollen 2), versprach sein Vertreter in Utrecht die
genaue Innehaltung des Vertrages. Auf die protestantische
Forderung der Abschaffung des vierten Artikels erklärte er,
die i>fälzisehe Frage sei bereits durch den Rezess von 1705
geregelt, obgleich dieser vom Papste verworfen worden war.
Unzählige Male war der Wiener Hof vom Papste gebeten
worden, sich der Irländer bei der englischen Regierung an-
zunehmen, und stets hatte er seine Bereitwilligkeit hierzu
beteuert. Jetzt prunkte Sinzendorf geradezu mit der Taten-
losigkeit des Kaisers: er riet den Protestanten, sich, an
der Haltung des Wiener Hofes in der holländischen und iri-
schen Katholikenfrage ein Beispiel zu nehmen, sich nicht in
die Angelegenheiten eines anderen Staates einzumischen und
wegen der protestantischen Religion in Strassburg keine lang-
wierigen Verhandlungen zu beginnen, — um gleich darauf,
in vollem Widerspruch zu seiner Mahnung, den Rat zu er-
teilen, die Wiederherstellung des Edikts von Nantes vom Kö-
nig von Frankreich zu fordern. Das Verhalten Sinzendorfs
stand nicht nur im direkten Gegensatz zu den kaiserlichen
Versprechungen : es konnte leicht zur Folge haben, dass Lud-
wig XIV^, in der Kirchenpolitik seines eigenen Landes an-
gegriffen und von den deutschen Katholiken ohne Unter-
doveva, inentre ha tuffo il zelo per il vantaf/ijio della religione... Vgl. ferner
Piazzas Schreiben vom 20. August: mi ris2}ose, che liosso essere sicuro del
suo fervore e che ne darä le j)roce cogl'effetti, ma che si e ben sensibile dt
cedere i prencijn cattoUci st disuniti in un affare di tanta conseijuenza e
Innlo dinattenti a procurare il hene della relii/ione, che per siia parte tion
mancarä d' impef/narsi a facore di ensa...
*) Vgl. den vom Kölner Internuntius Alessandro Borgia am 22. Ja-
nuar 171H an die Kurie eingesandten Bex'icht des ütrechter Gesandten des
Kölner Domkapitels (lat. Übersetzung) über die Verhandlungen vom 12. Ja-
nuar. Siehe ferner Beilage 9.
-) Piazza an Paolucci Lettera Wien 1712 September 17 (Germania 2.51).
180 PH. HILTEBRAXDT
Stützung gelassen, in allen auswärtigen kirchlichen Fragen
nachgab, nur um die Rückkehr der ihm so verhassten Hu-
genotten zu verhindern ^) Eine weitere Wirkung der kaiser-
lichen Politik war, dass auch die deutschen Katholiken sich
zum Nachgeben bereit zeigten. Am 9. März schlug der kur-
mainzische Gesandte Stadion den Protestanten von neuem
ein Abkommen auf Grund des Regensburger Vergleichs von
1709 vor2j.
Die Kurie war über das Verhalten des Kaisers und der
deutschen Reichsfürsten in voller Empörung. Passionei stellte
in Utrecht Sinzendorf und Stadion zur Rede. Der erste er-
\) Bentivoglio an Paolucci Paris Lettera 1713 Januar 30 TFraucia 226):
...io sono persuaso che il re cliristianissimo continuerä piü fosto ostinotamente
la gnerra (e questa e forne la mira che honno i viinistri deW inijiei'afore)
che di accordare il ritorno nel suo regno a i refugiati e il lihero essercizio
della loro religione, ma spiacevii che questa 2iro2JOsifio7ie arrivi in fempo che
io per ordine di S. S^'i dehho insintiare al re e la manutenzione del detto
quarto articolo e di sostenere l' interesui della chiesa contro i tentativi dei
canfoni di Zuriyo e Berna, non lasciando di p>>"evedere la ri.sposta che con
molta apparenza di ragione mi daranno, cioe ch^esse?ido occupati a diffen-
dere la religione al di dentro del regno, cid gli rende piü diffizile il poterla
assistere al di fuori, dovendosi senipre de i due mali eleggere il minore. Per
veritä poco effetto hanno prodotto 7iella corte di Vienjia i hrevi pontificij, e cid
servirä sempre d'onorevole p>retesto a questa che s'e sempre dichiardta ch'avrebbe
diffeso l'interesse del cattolicismo, quando gli altri jJ^i^idpi si fossero uniti
SU questo 2}unto ... Bentivoglio an Paolucci Paris Lettera 1713 Februar 6
(Fi-ancia 226): dalla condotta, che i suoi (dell' imperatore) ministri tengono al
congresso di Utrecht sul quarto articolo di Riswich, che ora che sarehhe il
tempo che tufti i p>rincipi s'iinissero per sostenerlo, il sig^ conte di Ziziudorff
e gli altri plenipotenziarij cesarei sono i primi non solamente ad abbaudo-
narlo, ma a proporre V introdutione deU'eresia nel regno di Francia, e cid
non ad altro fine che di cagionar nuovi distnrbi al re e d' impedire la gran-
d'ojtera della pace che comunque segua sarä sempre utile alla religione. Che
i plenipotenziarij di questa corona hanno ordine di sostenere jje?* quanto
jyossono il detto articolo, ma non a segno di rompere la pace per esso, e che
non e gitisto che il re solo sacrifichi e se stesso e il suo regno, quando gli
altri principi egualmente catfolici si oppongono al zelo di S. Ä'« et alla sua
2netä e vorrehbero anzi valersi dt questa occasione per far continuare la
guerra ...
*; Vgl. das vom Kölner Internuntius am 19, März tin Paolucci über-
sandte Schi-6iben des Gesandten des Kölner EomkapiteLs vom 10. März
in Colonia 98.
HIE ROMISCHE KURIE UNO DIE PROTESTANTEN 181
widerte mit dem Hinweis auf die beherrschende Stellung Eng-
lands, das durch die striktesten Verträge sich nicht gebun-
den fühle, nichts auf öffentlichen Glauben und Ehre gebe^
das alles mit Gewalt behandele und als einziges Gesetz kein
anderes kenne als nur die Macht. Er versicherte dann wieder,
dass die katholische Religion bis jetzt keinen Schaden er-
litten und dass er den Forderungen der Protestanten den
äussersten Widerstand entgegensetzen werde i).
Stadion, der, wie erwähnt, früher lieber einen Krieg mit
den Protestanten hatte riskieren, als auf die Klausel ver-
zichten wollen, meinte jetzt, Frankreich habe diese nur durch-
gesetzt, um den konfessionellen Unfrieden in Deutschland
wach zu halten '^). Der Papst wandte sich am 9. März durch
ein Breve an den Erzbischof von Mainz, wies ihn darauf hin,
dass mit Unrecht die Schuld von den Deutschen auf andere
geschoben würde, und bat ihn, nichts unversucht zu lassen,
um jenen Schandfleck von Deutschland abzuwenden ^), In
dem Breve vom 15. April klagte er dann über Stadion ■•).
In Wien hatten die Vorstellungen des päpstlichen Nuntius
gegen Sinzendorfs Verhalten anfangs keinen Erfolg: man
zuckte mit den Achseln, schob die Schuld auf die unglück-
') Passionei an Paolucci Lettera Utrecht 1718 März 24 (Paoi -ÖO) : mi
rispose (Sinzendorf), ch'effli supponeva ap}deno infovmata S. St't della silua-
zione degli affari presetiti, in cid l'hifjhilterra nenza titolo manifesto dl me-
diazione ne faceva le fnnzioni con tanta superioritä die finora Vimperadore
non aveva potiito ottenere la minima convenienza, che wo« ostanti gli ohhlijjhi
dei piü stretti trattati non si faceva pik attenzione ne alla fede publica ne
aWonore, trattandosi tutto per violenza, avendoxi per iinica legge la forza ;
che perfanto lasciava alla coniiiderazione di N. S. il riflettere, se egli meri-
fava il riviprovero di aver dimostrato cosi poco zelo per gVinteressi della
religione, quando finora non si era per anche avuto alcun pregiudizio, e che
egli dal canto protestava di resistere quanto mai avesse potuto alle richieste
de' Protestant i.
") Passionei au Paolucoi Lettera Utrecht 1713 März 24 TPaci 50):
(Stadion) si riscaldö meco fuor di modo per le proteste che io avevo fatte
che non si dasse risposta alcuna, essagerando il disegno della Francia di
avere inseritq questo articolo nella pace di Ryswick per mantener civa la
discordia in Germania...
') Clementis XI. Epp. II 28.5.
*) Ib. II 294.
182 PH. Hir.TEBUAXDT
liehen Verhältnisse und auf Frankreich, das alles seinem Ego-
ismus opfere und die Kühnheit der Häretiker ermutige. Sin-
zendorf habe, um die Spaltung zwischen Katholiken und
Protestanten zu verhüten, nicht anders handehi können, als
er gehandelt habe. „ Die Eeligion macht hier wenig Ein-
druck ", schrieb, damals der Nuntius Piazza nach Eom, „und
obwohl der Kaiser voller Eifer ist, verfolgt das Ministerium
andere Ziele und kann sich nicht dazu entschliessen, die
Schritte zu tun, die für das AVohl der Religion nötig sind". Der
Papst solle sich nicht über die Dinge wundern, die in Utrecht
geschähen; sie seien nur die Folge der Gesinnung derjenigen,
die wenig Eifer für die Religion besitzen und sich unter
den gegenwärtigen Verhältnissen von anderen Prinzipien
leiten lassen. „Es ist manchmal ein Skandal, wie man hier
von der Religion spricht. Sagt man, dass die Verteidigung
der Religion die Fürsten stark macht, so betrachtet man dies
als Einbildung und antwortet darauf mit Gelächter" ^)^.
Kurze Zeit darauf, Mitte März, lenkte aber die kaiserliche
Politik wieder ein, da die Hoffnung, durch indirekte Unter-
stützung der protestantischen Fürsten den Frieden zu ver-
hindern, sich als irrig erwies. Auf ein vom Nuntius ein-
gereichtes Memoire versprach der Kaiser dem Papste von
neuem, die Interessen der katholischen Kirche in Deutschland
und in der Schweiz mit Eifer vertreten zu wollen -). In Folge
dessen mussten auch die Vergleichsverhandlungen Stadions
ohne Ergebnis bleiben, zumal da Preussen auf der vollstän-
digen Abschaffung des vierten Artikels des R^^swicker Frie-
dens bestand.
Unter diesen Umständen gelang es den Franzosen ihr Ziel
zu erreichen : sie gestanden zwar im 33. Artikel des Utrechter
Vertrages die Wiederherstellung des westfälischan Friedens
•zu, aber eine ausdrückliche Abschaffung der Klausel wussten
sie zu verhindern, so dass sie die Fiktion aufrecht erhalten
ionnten, die kirchlichen Bestimmungen des Vertrages von
Münster und von Ryswick ständen nicht im Widerspruch zu
') Beilage 10.
2) Beilage 11.
DIE KOMISCHE KURIE IXD DIE I'H0T:ESTANTEN 183
einander. Die Engländer hatten kein direktes Interesse' um
der pfälzischen Protestanten willen den Abschluss des ihnen
so ausserordentlich günstigen Friedens hinzuhalten, und im
Grunde war die Forderung der Abschaffung der Klausel von
ihnen nur deshalb vertreten worden, um die öffentliche Mei-
nung in England zu beruhigen ^).
Der Papst war über das Ergebnis des Friedens untröst-
lich. Ratlos fragte der Kardinalstaatssekretär Paolucci den
Pariser Nuntius: „Was kann man jetzt tun? Ich weiss es
nicht... Ich kann nur hinzufügen, dass der Papst das Un-
glück, das ihm zugestossen ist, mehr als jedes andere seines
ganzen dornenreichen Pontifikäts beklagt hat und noch be-
klagt " -). Ein Schreiben des Kaisers, in dem dieser von neuem
alle Schuld auf Frankreich warf, konnte die bitteren Gefühle
des Papstes nur verstärken. „ Es ist wirklich bedauernswert,
dass die katholischen Fürsten im Grunde so wenig Eifer für
die Sache Gottes haben und, zufrieden mit dem äusseren
Schein, nur darauf aus sind, sich gegenseitig die Schuld zu-
zuschieben und Anderen Sand in die Augen zu streuen, ohne
zu bedenken, dass Gott sich nicht spotten lässt. Seine Hei-
ligkeit aber hat nicht aufgehört, hört nicht auf und wird,
so lange noch ein Atemzug in ihr ist, nicht aufhören, in Wien
sowohl wie in Paris über diesen Punkt laut seine Stimme zu
erheben.
Der Papst hatte nach seinen bisherigen Erfahrungen das
Yertrauen zu dem kirchlichen Eifer der katholischen Fürsten
verloren. Tatsächlich hatten sich aber die Aussichten für die
') Beilage 12.
^) Paolucci an Bentivoglio Lettera Kom 1713 Juni 10 (Francia 389 A):
«empre jnii cresce la nostra mortificazione in sentirci rimjjroverare d'esser
ata'i troppo creduli, quando ne' me-ii passati ci avanzammo ad eccitare tanto
V istesso imjyeratore quanto altri 2i''incipi alemanni a sostenere fortemente
r iatesso quarto articolo di Ryswich con assicurargli che Viatesso averehbe
fatto dal canto suo la corte di Francia. Quel che posaa farsi nello stato pre-
sente, io non lo ao. So hene che V. S. 1. saprü far buon uso di queste notizie,
alle qiiali posao solo in ultimo aggiungere, che la .S''" S. ha deplorato e de-
jAora la disavventura incontrala in quesV affare piii di qualunque altra av-
venutagli in tutlo il corao del auo pontificato, e pure ella sa quali e quante
gliene aiano accadute.
ly4 PH. HILTEBRAXDT
Erfüllung seiner Wünsche nach dem Abschluss des Utrechter
Friedens unendlich gebessert ^). Als im November 1713 zu
Rastadt die Friedensverhandlungen zwischen dem Kaiser und
dem König von Frankreich begannen, waren die protestan-
tischen Mächte nicht vertreten, der König aber entschlossen,
die Klausel zu verteidigen ; und vom Kaiser stand zu erwarten,
dass er Frankreich in diesem Punkte gern weichen Avürde,
zumal da er, von den Seemächten und von Preussen in
Utrecht im Stiche gelassen, keinen Grund hatte, sich für die
Protestanten beim Abschluss des Vertrages zu verwenden.
Nicht in der Lage, selbst aktiv für die Klausel einzutreten,
gab sich der Wiener Hof alle Mühe, Frankreich hierzu durch
die Kurie zu veranlassen. Die Breven und die Ermahnungen,
die der Papst durch seine Nuntien an den Wiener und den
Pariser Hof ergehen Hess, waren im Grunde überflüssig : auch
ohne sie hätten die beiden katholischen Mächte, jede nach
ihren Kräften und um ihrer besonderen politischen Ziele
willen, die Klausel zu erhalten gesucht. Sie wurde ohne wei-
') Paolucoi an Passionei Lettera Eom 1713 Juni 17 (Paci 57j : beuche
li ministri francesi hahhiano evitata Vespressa aholizione del quarto articolo
della pace di Rijswidi, tuttavia in Germania credono che ahondantemente
venga portata detta aholizione da quel che si legge convenutosi nell'articolo 38
della pace fatta tra la Francia e gl'Olandesi. Xe troverä V. S. un chiaro
rincontro nella lettera scritta daW imperatore a S. .S'", di cid se le trasmette
copia, e da quella poträ ben raccogliere, che poco 2}ersxiaderä il discorso che
fanno gV iatessi ministri francesi ^jer provare che quanto fu sfiiJolafo nel
trattato di Ryswich in favore della religione, non fosse contrario alla pace
di Westfalia. Sa ella hene che tiUto cid fu preveduto da S. B»^ sin da quando
hehbe le prime notizie che i Frünresi fossero per consentire che gVaffari della
religione si dovessero regolare i?i Germania secondo la pace sudetta di West-
falia. E cosa veramente deplorahile che li principi cattolici habbiano nella
sostanza si poco zelo per sostenere la causa di Dio e della religione e solo
premano di darsene vicendevolmente la colpa, contentandosi di qualche ap-
parenza per poter gettare la polvere negl'occhi a chi non e pienamente in-
formato delle cose, e non riflettendo che Dens non irridetur. S. .9'« perö non
ha lasciato, non lascia, ne lasciarä di esclamare su qtiesto punto, sinche
havrä fiato, tanto a Yienna quanto a Parigi; e ben piiö V. S. raccogliere
questa veritä da copia che se le manda della lettera delV imperatore. Continni
coerentemente ancor ella li suoi clamori con chiunque occorrerä, ne tralasci
alcuna diligenza che il suo zelo possa credere opportuna al ginstissimo fine
che si desidera.
DIE RÖMISCHE KURIE UND DIE PROTESTANTEN 185
teres als dritter Artikel unter die Friedensbedingungen des
Rastadter Vertrages eingereiht. Die Verhandlungen hierüber
gingen von statten, ohne dass die Kurie über sie etwas ge-
naueres erfahren konnte. Die Friedensverraittlung, die der
Papst den beiden katholischen Mächten mehrere Male hatte
anbieten lassen, wurde von ihnen unter allerlei Vorwänden
abgelehnt ').
Mehr Schwierigkeiten schienen sich auf dem Kongress von
Baden, wo der Friede mit dem Reiche verhandelt wurde, zu
erheben; aber auch hier bestand schliesslich für die Klausel
keine Gefahr. Die Protestanten hatten sich von vornherein
jede energische Opposition abgeschnitten, da sie die Voll-
macht, über den frieden zu verhandeln und ihn abzuschlies-
sen, in die Hände des Kaisers legten, der eben den Rastadter
Vertrag mit dem dritten Artikel unterzeichnet hatte -). Um
') Paolucci an Bentivoglio Kom 1713 Juni 6 und Dezember 30 (Frau-
cia 389 A). Bentivoglio an Paolucci Paris 1713 Oktober 2 (Francia 226),
1714 Januar 29 und Februar 6 und 12 (Francia 227). Nach dem letzten
Schreiben vom 12. antwortete der König Bentivoglio : che se i congressi di
Rastatt si fossero conclusi, la mediazione di N. 8. non sarebbe potuto giungere
in tempo, ma che se si fossero rotti, siccome egli supponeva a queU'ora. in quel
i'aso S. Mf'i avrebbe aviito ohligo a N. S., se avesse trovato il modo di rannodarli
e di procurare il bene della pace ; che perö non era bene di azzardare cosi
presto l'autoritä di N. S. e che doppo lo sciolgimento delle conferenze con-
veniva dar luogo alVarmi e lasciare che l'imperatore si stancasse e ricono.
scesse V impotenza di poter solo sostener la guerra contro la Francia, che
S. Mtä avrebbe sempre con aggradimento ricevuto tutto quello che venisse da
S. StA e che le maggiori difpcoltä si sarebhero sempre ritrovate alla corte di
Vienna. Nach dem Schreiben des Wiener Nuntius Spinola erwiderte der
Kaiser auf den päpstlichen Vermittlungsantrag : che restava sommamente
edificato del piisissimo zelo di S. B'"' che peraltro non gli arrivava nuovo ;
rh'erano veri i trattati intrapresi a Rastadt, via che sin'ora non poteva farsi
iin giusto prognostico del fine, dovendosi prima vedere quali proiwsizioni
colesse fare la Francia ..., che mai aveva ricusata la mediazione di S. B»<^,
ma che lo stato nel quäle presentemente si stava, non dava campo di poter si
per anche pensare al luogo del congresso . . . (Schreiben Spinolas vom 20. Ja-
nuar 1714 Germania 2.53).
-) Spinola an Paolucci Lettera Wien 1714 April 29 (Germania 253):
Sinzendorf erwiderte, che i principi acattolici di Germania nel tempo stesso
che sono convenuti di dare la loro plenipotenza ai plenipotenziarij cesarei
anno fatta qualche doglianza toccante gVaffari della religione, rimostrando
che i pregiudizij ch'essi suppongono inferiti alla loro possino essere provenuti
18
186 PH. HTLTEBRANDT
sie nicht zu beunruhigen, war vom Wiener Hofe der Wunsch
der Kurie auf Entsendung eines ordentlichen ^päpstlichen
Nuntius abgewiesen worden: nur als Nuntius sema carattere
durfte Pässionei auf dem Kongresse erscheinen '). Auf diese
Weise gelang es, die Teilnahme eines englischen Gesandten
an den Verhandlungen zu verhindern; und da die Opposition
der protestantischen Gesandten und die Repressalien, mit
denen Preussen die Halberstädter Klöster bedrohte, wenig
Eindruck machten, so blieb den Vertretern der evangelischen
E-eichsstände nichts anderes übrig als wie früher zu Ryswick
unter Protest gegen die Klausel den Frieden zu unterzeich-
nen und die endgültige Regelung der pfälzischen Frage auf
den Reichstag zu verlegen. Vergebens wandte sich, um dies,
da es dem Badener Frieden widersprach, zu verhindern, die
Kurie an den Kaiser: die Ryswicker Klausel wurde in Zu-
kunft immer wieder Gegenstand der Verhandlungen des Re-
gensburger Reichstages ''}.
da questa corte e che parlano in forma come se dalla Francia foasero assi-
curati ch-'essa non prenderä impegno in sostegno e manutenzione deWarticolo
quarto di Ryswich, con avermi poscia soggitmto che deve S. B. premere e
insistere in Francia affinche quel re non solo dia mano, ma ne mostri ancora
qualche impegno maggiore col motivo che S. Mtä christianissima non ahhia
bisogno delle i^iotenze acattoliche, come duhitano d'averne qui...
•) Vgl. die Erklärung des Prinzen Eugen an den Nuntius Spinola, in
dem Schreiben des letzteren vom 14. April 1714 (Germania 253).
2) Pässionei au Paolucci Lettera Baden 1714 August 18 (Paci 51):
dalle notizie che io ho date alVE. V. nei dispacci passati avrä avuto la hontä
di riconoscere con quanta premura ahhia insistito che Vaffare del quarto ar-
ticolo non fosse rimesso alla dieta di Ratishona e che nel fiituro trattato non
*' inserisse la cfausola che gVeretici pretendevano favorevole a qitesto loro di-
segno, avendo i medesimi a tal ßne fatto sforzi diaholici, ma sono riusciti
iotalmente inutili tanto che il principale di loro, che era il Makoski, inviolo
del principe di Darmstadt, e partito di qui, vedendo di non p)oter condiirre
<i fine la sua impresa, et ha detto nella sua partenza che, essendo inutile il
sito soggiorno, si sarehhe p'ortato alla dieta di Ratishona, accioche unitamente
il corpo de' protestanti avesse richiesto all' imjyerotore un decreto, per cui fosse
rimesso il negozio alla medesima. Io ne ho dato p)arte al sig'' Bermeitingen . . . ,
henche credo j)ositivamente che V imperatore non sarä mai per acconsentire
nd una dimanda. Über die Eepressalien der preussisoben, Regierung und
die Schritte der Kurie gegeu sie s. meine Publikation Preussen und die
Eümisehe Kurie I n. 184.
I
DIE RÖMISCHE KURIE UXD DIE l'KOTESTANTEX 187
Immerhin hatte der Papst nach seinen vielen Mühen und
Sorgen die Genugtuung, das3 die Klausel erhalten blieb '). Ihr
j)raktischer Wert aber war gering, so lange der pfälzische
Rezess von 1705 bestand und als tatsächliche Grundlage der
kirchlichen ( h'dnung in der Pfalz galt. Deshalb musste, wenn
die erste Etappe des grossen Zieles der päpstlichen Politik,
die Rückgängigmachung des westfälischen Friedens, wirklich
erreicht werden sollte, der Kurfürst-Pfalzgraf unter allen Um-
ständen zur Rücknahme des Rezesses veranlasst werden.
In dieser Richtung setzte die Tätigkeit der Kurie, nach-
dem sie 5 Jahre geruht hatte, wieder ein, als 1712 der
rriedenskongress in Utrecht eröffnet wurde. Mit demselben
Eifer, mit dem der Papst die katholischen Fürsten antrieb,
die Klausel zu verteidigen, bemühte er sich gleichzeitig, den
Kurfürsten von der Pfalz zur Aufhebung des Rezesses zu
bewegen; denn für die Erhaltung der Klausel musste es ein
schweres Hindernis sein, wenn darauf hingewiesen werden
konnte, dass sie tatsächlich schon abgeschafft sei und zwar
mit Zustimmung des an ihr meist interessierten, des Kurfür-
sten von der Pfalz selbst. Es kam noch hinzu, dass der Papst
befürchtete, der Kurfürst werde auf den Wunsch der pfäl-
zischen Kalvinisten eingehen und eine Teilung des zu einer
Masse vereinigten Kirchengutes vornehmen. Die Kalvinisten
hatten von diesem Kirchengut bisher nur die Einkünfte und
zwar zu ^j. l^ezogen, und sie würden durch die von ihnen
angestrebte Vermögensteilung von der katholischen Regierung
völlig unabhängig geworden sein -). Zuerst versuchte der Papst
sich den Pfalzgrafen durch neue Zeichen seines väterlichen
Wohlwollens zu verpflichten und auf diese Weise seinen
Wünschen gefügig zu machen. Trotz der unerhörten Kumu-
lation von Bistümern und Pfründen, die zu Gunsten Franz
Ludwigs, des Bruders des Kurfürsten, bereits stattgefunden
hatte, bestätigte die Kurie jetzt noch die Wahl des letzteren
zum Koadjutor des Erzbistums Mainz. Der Papst setzte um
der Abschaffung des Rezesses willen geradezu die Zukunft
') Vgl. die Dankesbreven au deu Kaiser und au deu Köuig von Frank-
reich vom 29. September 1711 in Clementis XI. Epp. II 412. 413.
") Siehe meiu»^ Publikation n. 1<)4.
188 PH. HILTEBRANDT-
des Katholizismus in der Pfalz und in Jülich-Berg aufs Spiel r
denn da weder der Kurfürst noch sein künftiger Nachfolger
legitime Erben hatten und nach ihrem Tode protestantische
Fürsten ihre Erben waren, sollte nach der Absicht des Papstes
Franz Ludwig, der die Priesterweihe noch nicht erhalten
hatte, auf seine kirchlichen Amter verzichten und, vom Sub-
diakonat dispensiert, in den Ehestand treten, um dem Hause
Neuburg sukzessionsfähige Nachkommen zu verschaffen. War
diese Selbstlosigkeit aber ohne weiteres bei einem Manne zu
erwarten, der bald 50 Jahre alt war, Breslau, Worms, Trier
und die Hochmeisterwürde besass, und dem die sichere Aus-
sicht auf den Erzstuhl des heiligen römischen Reiches winkte^)?
Nach Erteilung des Wahlbreves machte sich der Papst
daran, den pfälzischen Rezess durch ein am 30. Juli 1712 an
den Kurfürsten gerichtetes Breve zu kassieren und durch deni
beigelegten Entwurf eines Schreibens, das der Kurfürst unter-
zeichnen und an den Papst senden sollte, die kurfürstliche
Zustimmung zu der Nichtigkeitserklärung zu fordern -). Die
Kurie erlebte auch hier einen vollständigen Misserfolg: Johann
Wilhelm dachte vorläufig nicht daran, den Widerruf zu unter-
schreiben, und Hess den Papst auf die Zeit nach dem Frie-
dt^nsschlusse mit Frankreich vertrösten 3). Währenddessen
trat der pfälzische Gesandte in Utrecht für ein Abkommen
mit den Protestanten ein und nannte zum Arger der Kurie
den Regejisburger Vergleich von 1709 einen Gewinn für die
katholische Kirche in der Pfalz *).
Nach dem Frieden zu Baden begannen von neuem die
Bemühungen des Papstes, Johann Wilhelm zum Widerruf
des Rezesses zu bewegen. Es geschah auf Veranlassung Pas-
'; A. a. O. u. 165. 213.
2} Clementis XI. Epp. II 212-214. Siehe meine Publikation n. IHö.
»j A. a. O. S. 215 Anm. 2.
■•) Borgia an Paolucci Lettera Köln 1713 März 19 (Colonia 98). Borgia
schrieb an den kurfürstlichen Beichtvater einen ostensibelen Brief, in cui
esponevo il torto che il minislro in Utrecht faceva in qiiesto negozio, asse-
rendo egli che colla mulazione del detto articolo nella forma proposta have-
rehbe la nontra religione jnü guadagnato che perso nel Patatinato, poiche cid
forse e vero, considerandoai il misero stato, in cui la religione cattolica si
trova ridotta in quella provincia per gl' infausti recessi dell'anno 1705...
DIE KOMISCHE KLKIE INÜ DIE l'UUTESTANTEN 189
sioneis, der im Juli 1714 die Kurie darauf hinwies, dass der
Rezess durch den künftigen Friedensvertrag abgeschafft würde ;
da dieser bestimme, dass die Klausel erhalten bleiben solle
taut imr rapport mix changements qui ont ete faits pendant
cctte gncrre ^).
Die Kurie wandte sich an den Schwiegervater des Kur-
fürsten, den Grossherzog Cosimo von Toscana, und Hess auch
die Kurfürstin durch ihren Beichtvater im Sinne der päpst-
lichen Wünsche beeinflussen. Die Verhandlungen wurden
hauptsächlich in Rom durch den pfälzischen Residenten, den
Conte Fede, geführt und sie ergaben schliesslich für die Kurie
<ias schwache Resultat, dass der Kurfürst erklärte, den AVi-
derruf leisten zu wollen, aber „ in dem sicheren Vertrauen,
dass der Papst nichts von ihm fordern werde, was gegen die
Sanktionen des Reiches und die Bestimmungen der Friedens-
schlüsse Verstössen könnte ", eine Klausel, die nötigen Falles
einer weiten Auslegung fähig war"-).
Die Kurie musste sich in der Einsicht, dass sie vorläufig
nicht mehr erreichen konnte, zufrieden geben, und der Wi-
derruf wurde, um die Schwierigkeiten, die seine Erlangung
gemacht hatte, zu verbergen, auf den 28. August 1712 zu-
rückdatiert ^).
'> Passioiun an Paolucci Lettera Baden Juli 30 (Paci 51): ...in quanto
a me nou rredo che si muterä quel che e stato xtahililo nel terzo articolo dei
2)reliminari in Badstad, col quäle viene precliiso e tolto interamente ogni adito
di rimettere la rontrocersia alla dieta delV impero. L'unico timore che mi
resta .n e queJlo die conceperei dalla veniita deWamhanriatore d'Im/hilterra,
ma da questi plenipotenziarij francesi gli e stato scritto aU'Hai/a., dove si
(rova presentemenfe, che la siia venuta aarebbe totalmente inutile, onde mi
lusingo che rivianga impedito il suo arrivo. I protestanti che sono qui hanno
fatto finora tutti sforzi possibili, ma indarno, e 81 sono mossi non tanto per
le chiese che rimangono fuori def Palalinato quanto che prevedono che in
conseguenza deWartirolo predetto rimane abolilo il reresso deU'elettore Pala-
tino per quelle parole « tant par rapport aux changements qui ont ete faits
pendant cette guerre » che non ponno cadere direttamente che su questo punto.
Sara poi necessario che dopo questo trattato N. S. faccia istanza per l'ese-
cuzione non solo al detto elHtore, ma anrhe a quello di Magonza e ai due
vescovi di Spira e di Worms che hanrio nelle loro diocesi violte chiese che
dehbono godere di questo benefizio.
") Siehe in meiueui Band S. 21."» Aum. 2.
») A. a. O.
190 PH. HILTEBRAXDT
Damit war aber die Frage des Rezesses zwischen der
Kurie und dem Pfalzgrafen nur äusserlich beigelegt. Im Ge-
heimen war der Papst entschlossen, die erste Gelegenheit zu
benutzen, um den Kurfürsten zu veranlassen, den Rezess auch
in der Praxis rückgängig zu machen. Sie schien im Jahre
1719 gekommen.
Die Gefahr, dass das pfälzische Haus aussterben werde
und Jülich -Berg in die Hände des häretischen Preussens ge-
rate, war mittlerweile nach dem Tode Johann Wilhelms immer
grösser geworden. Der Papst, unterstützt vom Kaiser, gab
sich deshalb alle Mühe, um Johann Wilhelms Nachfolger
Karl Philipp zu einer neuen Ehe oder zum Verzicht auf Jü-
lich-Berg zu bewegen, damit, mit diesem ausgestattet, sein
Bruder, der Erzbischof von Trier, die Möglichkeit zum Hei-
raten habe. Aber vergeblich: Karl Philipp wollte weder in
dem einen noch in dem anderen Punkte nachgeben ^).
Um so auffälliger erscheint es, dass der Kurfürst, der sich
nicht scheute, in seinem hartnäckigen Egoismus die Zukunft
des Katholizismus in Jülich-Berg und in der Pfalz zu ge-
fährden, unerwartet einen erstaunlichen Eifer für die katho-
lische Sache zu zeigen begann und plötzlich mit einer scharfen
Rekatholisierungspolitik in der Pfalz einsetzte. Anfang April
1719 verbot er den Heidelberger Katechismus, weil er in der
Antwort auf die 80. Frage die Messe als einen verdammten
Götzendienst bezeichnete, und am 4. September entzog er den
Kalvinisten das Stift der Heiligen- Geist-Kirche zu Heidelberg:
beides Massregeln, die gegen den Rezess von 1705 verstiessen.
Wie es scheint, hofifte der Kurfürst, vom Kaiser und vom
Papste bedrängt, die Aufmerksamkeit beider durch eine Di-
version gegen die Protestanten von der Erbfolgefrage abzu-
lenken und vom Papste die Gewährung eines seit langem
vergebens geforderten Indultes zur Besteuerung des Jülich-
bergischen Klerus zu erlangen, dessen er zur Bezahlung der
von seinem Bruder gemachten Schulden dringend bedurfte.
Unter den damaligen politischen Verhältnissen ein in jeder
Hinsicht verfehltes Unternehmen, das Deutschland gerade
hundert Jahre nach dem Ausbruch des dreissigj ährigen Krieges
') A. a. O. n. 213.
DIE RÖMISCHE KURIE UND DIE PIi<:)TESTAXTEN 191
von neaem an den Rand eines Religionskrieges führte und
schliesslich mit einer Niederlage der katholischen Mächte und
einem Siege der protestantischen endete.
Die Schritte des Pfälzers gegen seine evangelischen Un-
tertanen riefen einen AViederhall in der gesamten protestan-
tischen Welt hervor, und binnen kurzem sah sich def Kur-
fürst einem geeinten Vorgehen der protestantischen Mächte
gegenüber, die mit einer Entschlossenheit, wie man sie auf
katholischer Seite nicht geahnt hatte, seine Massregeln sofort
mit Repressalien beantworteten.
Preussen begann. Das Kloster Ilammersleben wurde mit
Sequester belegt und den übrigen Klöstern dieselbe Massregel
ano-edroht. Im November wurde die Schliessung des Domes
von Minden verfügt. Konnte man die erste Massregel zur
Not noch reichsrechtlich rechtfertigen, so war die zweite ein
direkter, von Preussen absichtlich vorgenommener Bruch des
westfälischen Friedens. Hannover, England und die übrigen
protestantischen Staaten folgten. In Holland drohte der Sturm
der Entrüstung die Jesuitenmissionen hinwegzufegen. In Celle
wurde die katholische Kirche und Schule geschlossen 0.
Am 13. Januar 1720 richtete der Erzbisehof von Canter-
bury an die pfälzischen Kalvinisteu ein Scjhreiben, in dem
er ihnen versprach, beim König und Parlament von England
sich für ihre Sache verwenden zu wollen: denn nachdem der
römisch-katholisch Gesinnten unauslöschlicher Hass tvider die
Bekenner der evangelischen Wahrheit wdtkundifj ist, ivir auch
in der Tat erfahren haben, wie tollkühn, fahch iind trenbrüchif/
die Jesuiten sind, und dann derjenigen Person, tvelche man den
römischen Papst nennet, ivider uns gefasster Zorn und Unwillen,
ja ihr Stolz, Herrschsucht und selbst über gekrönter Häuj^tcr
angemasseter Gewalt der evangelischen Christenheit überflüssig
bekannt ist — : so fehlt es diesen unseren Todfeinden iveiter an
nichts, als an gentigsamer Macht, uns je eher je lieber unter-
drücken und womöglich verschlingen zu können. Was will uns
Evangelischen denn also hierbei anders gebühren, als darauf zu
denken, wie wir uns bei Zeiten in gute Gegenverfassung setzen
und nicht zugeben, dass, indem man auf enizelne unter uns los-
') Lehmann a. a. O. S. lU,. 117. Erdniannsilru-riVr a. a. O. S. 3Si Ü\
192 PH. HILTEBRANDT
gehet, unsere ganze Kirche dadurch nicht möge zu Orunde ge-
richtet lind über einen Haufen geworfen iverden ^) ?
Würden die katholischen Mächte den Mut und die Kraft
finden, den evangelischen mit derselben Entschlossenheit ge-
genüber zu treten?
Am eifrigsten zeigte sich der Papst. Einer der Wünsche
seines Pontiükats, die Vernichtung des pfälzischen Rezesses,
schien der Verwirklichung nahe. Er entsandte sofort ein Breve
an den Kurfürsten, in dem er seine helle Freude über die
Tat des Pfälzers ausdrückte, ihn zur Beseitigung des ver-
dammten Rezesses aufforderte und die sichere Hoffnung äus-
serte, dass des Kurfürsten frommer und standhafter Sinn
dereinst in den Aniialen der Kirchengescliichte gefeiert wer-
den würde ■).
Die päpstlichen Nuntien in Köln und Wien, Archinto und
Spinola, waren eifrig bemüht, den Kurfürsten und den Kaiser
zum Widerstand gegen die Protestanten zu ermutigen. Sie
wiesen auf die Gerechtigkeit der katholischen Sache hin und
behaupteten, jeder katholische Fürst habe nach dem westfä-
lischen Frieden das Recht, seinen Glauben in seinen Staaten
auszubreiten, obgleich gerade in jenem Vertrage das Cuiua
regio eins n-ligio so gut wie abgeschafft worden war. Am
Kaiserhofe klagte Spinola über die unerhörte Frechheit der
Häretiker, wies auf die fortwährenden Gewalttaten des Kö-
nigs von Preussen hin und suchte, den Kaiser durch das Ge-
spenst einer protestantischen Liga, die die Absicht habe, die
evangelischen Reichsfürsten von Wien unabhängig zu machen
und nach Aussterben der männlichen Habsburger einen pro-
testantischen Kaiser zu wählen, gegen die Protestanten in
Bewegung zu setzen ^).
Der gute Wille war in Wien jedenfalls vorhanden. Hinter
dem frommen Kaiser Karl VI. stand die Kaiserin- Wittwe
Maria Eleonora, die Schwester des Pfalzgrafen, deren kirch-
licher Eifer vom päpstlichen Nuntius entfacht wurde. Der
Hof kanzler Sinzendorf brauchte den Papst um des Avance -
') Struve. Pfälzische Kiroheuhistorie S. 1423-24.
^) Breve vom 8. Oktober 1719 in Clementis XI. Epp. II 780.
'^') Siehe in meinem Band n. 218.
DIE RÖMISCHE KURIE UND DIE PROTESTANTEN 193
ments seines Sohnes willen, der die geistliche Laufbahn ein-
geschlagen hatte. Der Reichsvizekanzler Schönborn war der
"Vetter des Erzbischofs von Mainz und der Verwandte von
mehreren anderen Bischöfen : er ist in der Folgezeit am
eifrigsten für die katholische Sache eingetreten.
Auf der anderen Seite aber erkannte man, dass es unter der
gegenwärtigen Konstellation der europäischen Mächte unmög-
lich war, die kurfürstlichen Massregehi aufrecht zu erhalten.
Das protestantische England war die ausschlaggebende Macht
in Europa : Frankreich stand mit ihm in engem Bunde und der
Kaiser bedurfte des englischen Beistandes gegen die italie-
nischen Pläne Alberonis i). In Folge dessen versicherten zwar
der Kaiser und seine Minister dem päpstlichen Nuntius, die
Interessen der katholischen Religion verteidigen zu wollen,
erklärten aber gleichzeitig auch offen heraus, das unzeitgemässe
Verhalten des Kurfürsten von der Pfalz habe die protestan-
tischen Mächte in Aufregung gebracht. Man war der Ansicht,
dass der Pfälzer alles wieder auf den früheren Stand zu
setzen habe, dass aber andererseits die protestantischen Reichs-
fürsten die Repressalien zurücknehmen müssten, da sie als
unberechtigte Selbsthülfe den Satzungen des Reiches wider-
sprächen.
Hierzu waren die Protestanten aber keineswegs gesonnen.
Die überaus iieftigen Schreiben des Kaisers an den König
von Preusseu, dem er schon lange wegen seiner „ unnötig
grossen Armatur " im Herzen grollte, verfehlten ihre AVir-
kung. Das an den hannoverschen Hof gerichtete Schreiben
hatte nur den Erfolg, den König von England gegen den
Kaiser zu verstimmen.
Da blieb dem Kurfürsten von der Pfalz nichts anderes
übrig als zuerst nachzugeben und die Heilige-Geist-Kirche
den Kalvinisten wieder zu restituieren. Er war unter den
Stössen, die er von Seiten der protestantischen Mächte und
vom Kaiser erhielt, sehr bald mürbe geworden und Hess jetzt
seine "Wut an den Heidelbergern dadurch aus, dass er seine
Residenz nach Mannheim verlegte.
A. a. O. 8. -ÜMJ.
194 TH. HILTEBRA>vOT
Aiigesiclits dieser Misserfolge verlor auch der Papst den
Mut. Unter Klagen über den geringen Eifer der katholisclien
Mächte Hess er es zu, dass der Pfalzgraf nachgab. Er hatte nur
noch den Wunsch, dass jetzt auch die protestantischen Fürsten
ihre Repressalien zurücknehmen möchten und dass ein Kon-
gress zwischen den protestantischen und katholischen Reichs-
ständen, der die kirchliche Frage im Reiche regeln sollte,
vermieden würde. Im März 1720 hatte er an Frankreich,
an den Kaiser und die katholischen Reichsfürsten Breven
richten wollen, damit sie von den Protestanten die Aufhe-
bung der Repressalien verlangten. Er stand davon ab. in
der pessimistischen Einsicht, dass von ihnen doch keine Wir-
kung zu erhoffen war. Völlig resigniert beschloss er, die Sache
der Kirche dem göttlichen Schutze zu überlassen ^). Er musste
im Sommer 1720 noch den Schmerz erleben, dass ein Mitglied
des heiligen Kollegiums, der Kardinal von Sachsen, als kai-
serlicher Gesandter in Regensburg die Häretiker in Schutz
nahm und die Katholiken beschuldigte, die Protestanten her-
ausgefordert zu haben. Vom Nuntius Albani in Wien zur
Rede gestellt, nahm der Kardinal keinen Anstand, seine Äus-
serung dem päpstlichen Nepoten gegenüber zu wiederholen.
Vergebens versuchte Albani, vom Kaiserhofe die Abberufung
Sachsens aus Regensburg zu erlangen '^). Im Januar 1721 er-
reichte die Spannung zwischen dem Kaiser und den Prote-
stanten ihren höchsten Stand, da die letzteren sich hartnäckig
weigerten, ihre Repressalien rückgängig zu machen, ehe ihre
Gravamina von den katholischen Ständen abgestellt seien.
Der Kaiser, in seinem kaiserlichen Machtbewusstsein getroffen,
war, wie es scheint, einen Augenblick entschlossen, einen
Religionskrieg zu wagen, und wollte in aller Stille seine Trup-
pen aus Italien über die Alpen kommen lassen. Er Hess den
Papst bitten, von der Geistlichkeit seiner italienischen Staaten
den Zehnten erheben zu dürfen, und ersuchte ihn, die Höfe
von Madrid, Paris und Warschau zu ermahnen, mit dem
Kaiser gemeinsame Sache zu machen. Die Kurie sagte in
dem letzten Punkte anfangs zu, gab dann aber zu erwägen,
') A. a. O. n. 2>2. 225 Anm. 1.
2) A. a. O. u. 224.
I
DIK ROMISCHE KURIE UND DIE l'R« )1>ESTAN:tEX 195
ob ihre Schritte nicht mehr schaden als nützen würden, da
sie, von den Häretikern bemerkt, diese noch mehr reizen
könnten.
Der Papst, der während seiner ganzen Regierung den
Wiener Hof zum Vorgehen gegen die Häretiker ermahnt
hatte, war am Ende seines Pontifikates den Protestanten
gegenüber ängstliclier und vorsichtiger geworden als der
Kaiser selbst. Der Krieg wurde, da beide Parteien einleck-
ten, vermieden, und damit kam die pfälzische Frage aus ihrem
akuten Stadium immer mehr in die stagnierenden Gewässer
der Regensburger Reichstagsverhandlungen i).
Als im Jahre 1734 der polnische Erbfolgestreit zwischen
Frankreich und Osterreich ausbrach, wiederholte sich nochmals
das alte politische Spiel mit der Ryswicker Klausel 2). AVie
zu Beginn des spanischen Erbfolgekrieges, Hess auch jetzt
der AViener Hof, um den Beistand der Protestanten in dem
Kampfe zu erhalten, die Klausel fallen und veranlasste dann
am Ende des Krieges, von der Kurie unterstützt, wiederum
den König von Frankreich, ihre Erhaltung beim Friedens-
schlüsse durchzusetzen. Frankreich ging darauf ein, weil es
die konfessionelle Frage im Reiche wach halten wollte: der
Kaiser aber besass wieder das Objekt, das er beim nächsten
Konflikt mit Frankreich den Protestanten von neuem bieten
konnte. So trat jede der beiden katholischen Mächte am Ende
jedes Krieges jedesmal für die Vergew^altigung der pfälzischen
Protestanten ein, um — so paradox es klingt — deren Glau-
bensgenossen für den Fall eines neuen Krieges leichter für
sich gewinnen zu können. Die Kurie diente in Wirklichkeit
den französischen und kaiserlichen Politikern nur dazu, um
ihr diplomatisches Spiel zu unterstützen. Sie erreichte dafür
zwar die formelle Durchbrechung des ihr so verhassten west-
fälischen Friedens ; als sie aber wünschte, dass das schwerste
Hindernis einer tatsächlichen Rekatholisierung der Pfalz durch
Beseitigung des Rezesses von 1709 aus dem Wege geräumt
') A. a. O. S. iJO(i Anm.
*j Vgl. Erdinannsdörffer a. a. O. II 4.58. 459 und die Schreiben des
Wiener Nuntius Domenioo Passiouei an den Kardinalstaatssekretär Ban-
chieri vom 6. März 1734 und 15. März 1736 in Germania 2f»3 resp. "297.
196 PH. HILTEBRAXDT
werden sollte, versagten sich — Angesichts der TNtachtstellung
der Protestanten — ihr Alle, der Pfalzgraf sowohl wie Frank-
reich als auch der Kaiser.
BEILAGE X.
1. Kardinälstaatssekretär Cyho an den Wiener Nuntius Buon-
visi : Der Tod des Kurfürsten von der Pfalz kommt unter
gegenwärtigen Verhältnissen sehr ungelegen. Da aber die kirch-
lichen Verhältnisse auf Grund des loestfälischen Friedens geordnet
worden sind, so hofft die Kurie^ dass der neue Kxirfürst ohne
Schivieri gkeit in den Besitz seiner Staaten gelangen wird. Der
Papst hat den König von Frankreich gebeten, die Orleans' sehe
Frage in Frieden beizidegen, und hat den König von England
um seine Vermittlung ersucht. Rom 1685 Juni 23.
Germania o'8 Registro di lettere.
Troppo inopportune veramente e succeduto il caso della morte
del Palatino del Reno e;iä preveduto da V. E., poiclie ne' termini.
nei qiiali trovasi hoggi la Germania, gran cambiamento possono rice-
vere non meno gl' afFari che la quiete di essa per tal aeeidente.
L'esser seguito con reciproca soddisfazione l'aggiustamento di quelle
pendenze, per cui ne rimaneva stabilito e sottoscritto il trattato
colla mediazione della madre del Palatino e coli' intero regolamento
delle cose della religione secondo la pjace di Munster, fa sperare che
tutto sia per passar con tranquillitä, tanto piü che vi era la dichiara-
zione, che da gl' allodiali non cadeva alcuna disputa sopra il feudale,
e seguita la morte del palatino, i ininistri del nuovo elettore ne
havevan preso il possesso con applauso universale dei popoli. Con
tutto ciö la S*^ di N. S. che. secondando la sua pontihcia sollici-
tudine, non vorrebbe veder sconcerti nella Germania jier tal cagione,
ha imposto a mons"^ nunzio in Francia di passar in nome di S. B.
colla Mt^'^ del re e con chi altro occorra i piü efficaci ufficij, alhnche
la M*^^ S.. havendo alcune pretensioni sopra i beni del palatino. si
corapiaccia di farne trattar amichevolmente e per via di negozio
per non toglier all' armi dell' imperio la libertä di socorrer pronta-
mente la causa publica contro il comune neraico in Ungheria... e
ha pur comandato la S. S*^", che se ne scriva al re d' Inghilterra.
DIE KÖMISCHE KURIE UND DIE PKOTESTAXTEN' 197
perche vo<j:lia parimente S. M*«- cooperarvi con tutta l'efficacia de'pro-
prij uffizij in conlbrmitä appunto delle premurosissime istanze, che
in nome di Cesare havea portate all'E. V. il cancelliere di corte ').
2. Kurfürst PJiilijjp Wilhelm an den Kölner Nuntius Vi-
sconti : Streit zwischen den Franziskanern und Kapuzinern um
Bacharach. Verteidigt seine Haltung in dieser Sache unter Be-
rufung auf den westfälischen Frieden.
Heidelberg 1685 August IS.
Colonia il.'i Kopie am IS. August vom Xunfzus nach Rom eingesandt.
Dalla lettera di V. S. I. delli 8 del corrente mese vedo ch'ella
ini dice che li padri recolletti si dolgono nella corte di Roma dei
padri cappuccini, perche questi vogliono occupare i luoghi che prima
deir introduzione dell'eresia erano da essi posseduti; et antivedendo
il sig"" cardinale Cybo che questa controversia puö far nascere dei
scandali. sarebbe S. E. d'opinione si preservassero i dritti delli
detti padri recolletti sopra i conventi che li medesimi hanno posse-
duti nel Palatinato. Piacesse a Dio che fossimo in istato di poter
mantenere questo punto; quante fundazioni, chiostri. conventi. mo-
nasterii e chiese tornarebbero in questo Palatinato al grembo della
madre chiesa ; ma V. S. puol facilmente sapere che non e in poter
mio di poter preservare alcun dritte a qualsivoglia religione ch'e
stata in questo Palatinato avanti 1' introduzione dell'eresia, per esser
tutte le religioni state spogliate dagli eretici tanto delle loro chiese,
chiostri e conventi quanto dell' entrate che in virtü della pace di
Munster le godono gli eretici senza veruna speranza d'alcuna resti-
tuzione; e se si movesse intempestivamente questa pedina sarebbe
un' inf'rattione di detta pace, ch'e la pragmatica dell' imperio et sta-
bilimento del riposo publice, et causarebbe una nuova guerra di
religione peggiore della prima che durö trent' anni con perdita di
tante metropoli e cattedrali di presente secolarizzate.
Fragt an, tcelche Anticort die Kongregation der Bischöfe auf
seine Relation vom 2. Juni gegeben habe. . . . perche in un luogo si
piccolo come Bacharach et poco provisto di cattolici non possono
per hora sussistere due ordini mendicanti senza levarsi il pane
'; Vgl. hierzu Max Imviich, Zur Vorgeschichte den Orleans'schen
Krieges. Xuntiaturherichte aus Wien und Paris lO'85-SS (Ueidelherg lH9S).
198 VU. HILTEBRAXDT
l'uno all'altro. ne posso scacciar li padri cappuccini da me col
consenso dell' ordinario introdotti iu Bacharach. chiamati dal pio-
polo tanto cattolico ch'eretico. ove li padri recolletti non sono stati
chiamati ne dal popolo, ue introdotti dall'ordinario, molto nieuo
colla mia sapiita che. come prencipe del territorio, ne dovevo esser
fatto consapevole prima; ne detti padri possono dolersi ne formar
alcun ins, per esser stati scacciati anche loro prima dell' introdu-
zione dell'eresia. cadendo qiiesto ius in una volta col detto instru-
raento assieme con quello dell'altre religioni State prima in questo
Palatinato, e sono costretto di lasciar le cose della religione in statu
quo, per esser in detto instrumento di pace stato stabilito il termine
dell'anno 24, ove universalmente le cose della religione sono State
ridotte, beuche quello del Palatinato in un articolo separate e stato
stabilito per l'anno 1618, per esser l'anno 1624 stato occupato questo
paese dalli Cesarei, Spagnuoli e Bavari, onde bisogna governarsi
secondo la regola di questa pace ; come dunque posso io far resti-
tuire alli padri recolletti quello che hanno posseduto avanti l'eresia
senza rompere le leggi della pace et adossarmi Todio e la persecu-
zione di tanti elettori e prencipi eretiei garantitori di detta pace?
In questo elettorato hanno li predicanti eretiei in possesso tutti li
beni ecclesiastici. et io non posso levarglieli ; ma quanto io poi con
questa mia successione all'elettorato et al possesso del Palatinato ho
saputo acquistar in benefizio della religione. e che mi e stato per-
messo d' introdurre sacerdoti religiosi e l'esercizio cattolico a spese
mie 0 quelle de' fedeli cristiani, senza toccar le loro chiese o entrate
ecclesiastiche da loro secolarizzate e possedute : e per grazia di Dio
mi e riuscito per tutto il Palat'nato l'introduzione de' missionarij
con quiete e senza strepito, quali vivono di caritä infino che da me
od altri sotto mio nome si faccino nuove fundazioni e chiese, e devo
cosi mettere un fundamento tutto nuovo per l'esercizio della nostra
Santa fede : e per ottenere questo fine era di necessitä di prendere
tali religiosi che sono stati applauditi tanto da cattolici che eretiei ;
onde, essendo per tali stati chiamati in Bacharach li padri capuccini
e non li padri recolletti, vedrä Y. S. I. se posso unitamente man-
tener questi a carico de'sudditi, che giä strepitano, e potriano li
loro strepiti giongere alla dieta di Ratisbona e produrre un concluso
che potesse rinversare tutto quello c'ho saputo fare sin qui in be-
nefizio della nostra religione. Scrivi dunque V. S. I. al sig"" cardinale
Cybo, per evitare a (!j scandali che questa contrarietä tra religiosi
causar potria e per mantener la germogliante religione cattolica in
questo Palatinato, a far ritornare per questa volta alli loro conventi
detti padri recolletti, e d'esser sicura del zelo che porto verso la reli-
DIE RdMlSCME KURIE UND DIE l'ROTESTANTEN 199
gione. e che uou permetterö inai alcuna superchiaria o torto da
farsi alli religiosi. che ho coscienza e sono catholico et amo e stimo
indifferentemente le relioioni.
3. Kurfürst Philipp Wilhelm an den Kölner Nuntius Vi-
sconti: Bacharacher Angelegenheit. Setzt dem Nuntius seine
Kirchenpolitik auseinander. Die katholische Kirche muss in der
Pfalz unter Wahrung der Bestimmungen des ivestfälischen Frie-
dens neu begründet werden. Droht, die Franziskaner ausweisen
zu lassen. Schwetzingen 1686 Septemher 24.
Colonia GS Kopie am 29. September vom Nuntius nach Rom eingesandt.
Ho goduto dalle humanissime lettere delli 30 giugno e 7 luglio
di vedere gionte in mano di V. S. I. le mie lettere delli 25 giugno
et 2 di luglio, nelle quali dedussi minutemente a V. S. I. li motivi
che havevo per rimuover ogni scandalo et per prevenire che non
mi venga aftatto levata la mano alla ulterior propagazione della
nostra santa lede in questo mio Palatinato e provincie appartenenti,
per causa che in Bacharach a carico de' miei sudditi di propria aut-
toritä si sono introdotti li padri recolletti senza la mia saputa o
consenso et contro la volontä di quei miei sudditi, che hanno desi-
derato per missionarii li padri capuccini, quali sono cosi grati alli
sudditi cattolici che a gl'eretici ; et avendo io anche per maggior
sua informazione scritto piü amplamente a Y. S. I. sulla materia
sotto li 18 agosto. alla quäle sin'ora non ho avuto ancora riscontro
del ricapito, qui accluso mando a V. S, I. la copia, nella quäle tra
altro pregai V. S. I. a volermi partecipare la risposta ch'ella era
per dare alla sacra congregazione ; et in cambio di persuadermi che
Y. S. I. avesse fatto ben maturo riflesso alle mie ragioni et scritto
a Roma per il riposo del mio Palatinato, intendo ora che questo sia
stato i'atto favorevole jDer detti padri recolletti. Mi perdoni Y. S. I..
non si tratta ora di restituzione o reintegrazione delli claustri alli
religiosi che prima l'avevano posseduti, et piacesse a Dio che ciö si
potesse fare che a piena voglia vorressiino concorrere in questa pia
causa; ma chi sa cosi bene come so io lo stato presente della reli-
gione in questo Palatinato, conoscerä che bisogna metter nuovo fon-
damento per introdurvi la nostra santa f'ede, et questo a spese mie
0 d'altri cattolici et secondo il desiderio de' miei sudditi; et cosi
quäl principe territoriale sarebbe che contro sua voglia et di propria
auttoritä lasciarebbe entrare alcuna reliirione nel suo territorio a
2<X) PH. HILTEBRAJiDT ■
sue spese o de' suoi popoli, che fosse poco grata alli medesimi ? Oude
prego di nuovo V. S. I. a voler considerare li disordini che possono
nascere in qiaesto picciol luogo tra due ordini mendicanti d'un
istesso tbndatore, e di voler prevenire con altra informazione la sacra
congregazione acciö che finalmente, per levar ogni scandalo et per
mantener la quiete ne' miei stati, io non mi havesse da trovar sfor-
zato da principe territoriale contro la mia volontä di dar riposo ai
miei popoli et di far ritirar quelli che di sua aiittoritä et contro la
mia voglia si hanno volsuto introdurre ne' miei stati ; et se questo
sarä di gusto della curia, lascio il tutto alla sua prudente conside-
razione, la quäle torno a pregare mi sii levato questo peso et tolti
molti disgusti che vado prevedendo, Creda V. S. I. a me che sono
meglio informato di questo Palatinato che quelli che informano sini-
stramente Y. S. I.. et che io non parlo per passione. ma per zelo
che porto verso la religione, essendo anche obbligato di procurarmi
la quiete tra' miei popoli et di mantenermi il rispetto dovutomi da
essi come principe territoriale, parendomi che questi padri recolletti
f'anno molto male ad incocciare, che non e il modo di mantenersi in
me l'affetto con cui l'ho sempre guardato.
4. Der Kölner Nuntius Da Via an den Kar dinalstaats-
sekretär Spada : Plan des Kurfürsten von der Pfalz, die im Be-
sitze der Protestanten befindlichen Kirchengüter der katliolischen
Kirche zu restituieren. Köln 1693 Ajml o.
Colonia 7ö Lettera.
Pensa il sig^ elettor palatino di restituire la religione cattolica
nei suoi stati del Palatinato, purche gli riesca di superare due gran-
dissime difficoltä che mi ha communicate trattando meco dell'aifare.
La prima nasce da alcuni patti che furono fatti da' ministri del
signor suo padre e dall'ultimo elettore eretico, il quäle pensava di
far passare la sua successione alle mani della corona di Svezia, se
l'altro non havesse acconsentito alle precauzioni che proponeva pe'l
mantenimento della setta di Calviuo. Essendo perö deterrainato che
i medesimi patti dovessero esser sottoscritti da' principali con-
traenti e specialmente dal moderne elettore, ne ciö essendo stato
eseguito, spera S. A. di potere abolirli qualunque volta trovi, o fra
] rencipi cattolici o fra i luterani, tale assistenza da contrabilan-
ciare l'impegno degli Olandesi e degli altri potentati calvinisti a
i'avore de' suoi del Palatinato. Allora sperarebbe la religione d'inal-
zare se stessa su le ruine del calvinismo per opera del sig»" elet-
DIE R<)MISCHB KURIE UND DIE PROTESTAMTEX 201
tore, piirche a questi sortisse di sormontare l'altra difficoltä, forsi
piü importante e non meno faticosa, di spogliare gli eretici mede-
simi di tiitti i beni della chiesa, che godono e che servono loro al
mantenimento de' ministri di quella setta. Sin dal tempo che, per
le rivoluzioni quasi universali della religione in Germania, furono
scacciati gli ecclesiastici da inolte provincie, gli eretici del Palati-
nato applicarono quasi tutti i beni occupati della chiesa a munire
la loro setta, con provedere abondantemente i ministri delle rendite
de' medesimi beni. A tal line eressero fra loro una specie di con-
siglio che dissero ecclesiastico, a cui diedero l'amministrazione di
tutti i beni in modo che, distribuendosi poi con jn-oporzione a i pre-
dicanti dello stato, venissero questi a star piü ristretti et uniti fra
loro, in non permettere che i prencipi tirassero mai a se la cogni-
zione di quelle rendite. Ciö perö nelle congiunture presenti non da-
rebbe molto che pensare a S. A., mentre col pretesto d'una piü
giusta divisione potrebbe esiggere la revisione de' conti ; ma ne
viene impedito dallo scrupolo d'arrogare a se medesimo la soprain-
tendenza di quei stabili che, consagrati una volta a Dio per uso
degli ecclesiastici, non devono piü soggiacere alla giurisdizione seco-
lare. Intende percio di voler supplicare la S*^* di N. S. accioche si
degni concedergli la facoltä di riunire i predetti beni alla sua fa-
miglia, con l'obligo di restituire quei monasteri, de' quali si trova-
ranno memorie, e di far nuove fondazioni pie in cambio degli altri
V)eni, de' quali non si ha notizia a chi spettino. In simil maniera,
tacendosi da principio l'applicazione da farsi de' medesimi beni, spera
TA. S. di potere col tempo ricuperarli dalle mani degli eretici sotto
lo specioso pretesto di riunirli come beni publici al principato. Del
che perö dovendo far portare le istanze per via de' suoi ministri
costi, io non ho assunta altra parte che quella di portarue preven-
tivamente questo riverente raguaglio a V. E.
5. Der Pariser Nuntius Delfino an den Kardinalstaats-
sekreiär Spada : Antwort des Königs von Frankreich auf den
Vorschlag des Kurfürsten von der Pf alz ^ in den zu restituierenden
Orten die katholische Religion vertrag smässig zu sichern.
Paris 169? April 8.
Froncia 192 Lettera.
... in regio nome mi dissero {seil, die Minister Pomponne und
Torcy) che S. M*^ molto aveva goduto in udire i sentimenti religiosi
del predetto sig*" elettore e che, venerando il zelo di S. S**, al quäle
u
902 PH. HILTEBRANDT
si farä seropre gloria di conformarsi ove possa col piü ligliale ri-
spetto, non sapeva cos'altro poter dire in tale proposito, se non che
la parte della M*^ S. e quella sola della pura restituzione che e di-
sposta a voler fare. ina che poi il -promuovervi e conservarvi gl'av-
vantaggi della cattolica religione, questa e una difFerenza che ver-
terä non con S. M^ä^ ma tra S, A. E. e li prencipi protestauti, qviale
tuttavia la M*» S. sarä bensi sempre pronta ad appoggiare col mezo
de' suoi plenipotenziarii, avendo essi di giä per principale delle loro
istrnzioni quella di procurare i cattolici al possibile avvantaggiati.
ciö che senza dubbio verrä dai medesimi ben eseguito anco nell'aper-
tura. quando si dia, del desiderio preaccennato. M'hanno poi repli-
cato come da se il riflesso motivatomi nella precedente conferenza.
e che a V. Em^^» con umil^ia mia lettera dell' ultimo spaccio signi-
licai, toccante il convenutosi nel trattato di Munster, il quäle con
quello di Nimega forma il piano della presente negoziazione '), Questo
€ quanto m'occorre rappresentare e lo stesso per avvanzo di tempo,
staute lo stringersi che de" trattati in breve puö farsi, sarä da me
communicato col primo ordinario a mons^" nunzio di Colonia, con
esibirmi pronto a promuovere in questa corte quel di piü che in
tale^ proposito ne' termini predetti potesse da me essere contribuito
ad eccitarvi i concorsi della regia mano e pietä . . .
6. Kurfürst Johann Wilhelm an den Kölner Nuntius Fao-
hicci: Erividerung des Kurfürsten auf die dem Pariser Nuntius
vom König von Frankreich erteilte Antwort. 1697 Ende Mai.
Colonia 80 Beilage zum Schreihen Paoluccis vom 2. Juni 1697.
E nota la prepotenza de gli heretici nella Germania, non meno
il concerto preso fra questi e l'altre corone e republiche heretiche
') Am 1. April hatte Delfino berichtet, die königlichen Minister hätten
ihm gesagt, non essere cosi facile la riuscita di questo desiderio, percliö
allo stesso s'oppone ]o stabilito a favore de' protestanti sopra quei luogbi
nel trattato di Munster, che ora non quello di Nimega si prende per piano
della imminente negoziazione: onde il re christianissimo con insistere che
alla restituzione de' luoghi occupati dalle armi regia nel Palatinato fra le
altre condizioni s'inserisoa quella di doversi conservare in avvenire a" cat-
tolici non solo la libertä che ora vi godono, ma le fondazioni i\\ giä sta-
bilite a molte famiglie regolari, dubiterä forse di dare titolo ai collegati
di pretendere in altri punti alterazione ai detti trattati; si che fu consi-
derato che, trattandosi di paese che al sigr elettore sarä restituito, questa
I
DIE KOMISCHE KLRIE UND DIE l'ROTESTAXTEX 203
vicine per il maiitenimento e propagamento della loro setta nell'im-
perio.
Xon c'e cosa che prema piii al serenissimo elettor palatino di
veder liberati gli suoi stati dall'heresia e ridotta nel Palatinato la
nostra santa fede, della restituzione della quäle trattandosi Lora il
re christ™o non potrebbe far opera piü grata a Iddio e gloriosa al
suo aran nome di restituirvi le chiese e li monasteri usurpati dalli
heretici alli religiosi et a quelle persone ecclesiastiche, a quali in
virtü delle primitive fondazioni appartengono legitimamente, e di
render in questo stato il Palatinato, col protestare di non soffrire
innovazioni in quello havesse sopra ciö ordinato. Ne vi puol esser
considerazione di momento che possa impedirne la pia niente di
S. M*^, neu fosse quella di non perdersi la confidenza delli medesimi
lieretici, disdicevole a quel gloriosissimo zelo che la M*^^ S. professa
per il bene et aumento della nostra santa i'eligione, atteso che ne nel
trattato di Münster, dove il ser™» elettor Carlo Ludovico fu restituito
ne' suoi stati non ex parte gravaminum. sed amnestiae, ne in quello
di Ninimega, supposti per base e fondamento della nuova pacifica-
zione, vi e disposizione alcuna, alla quole potrebbero mantener li
heretici aver la M*'* S.. usandone in questa forma nel Palatinato e
nella di lui restituzione, coutravenuto, dove al contrario al ser»^°
elettor palatino. s'egli volesse intraprender la i-estituzione de' beni
e rendite ecclesiastiche a chi di ragione competono, sarebbero ad
opporre non solo i propri sudditi, ma le potenze heretiche il stipu-
lato circa la religioüe fra il ser"^» suo genitore e l'elettor Carlo
poco avanti la morte di questo.
II voler muover negoziati ne' trattati di pace sopra questo punto
dalla parte del ser"^» elettore et implorar assistenza e protezzione
■deir imperadore e delle corone catoliche, in vece di vantaggiar la
religion catolica. non servirebbe ad altro che per far scopiar tanto
p)iü presto il sudetto concerto di protestanti a danno dell' istessa re-
ligione e del publice, essendo fuor di dubbio che le alterazioni che
«ono da venir in materia di religione dalla parte di Francia reca-
rauno manco disturbo alla pace universale che quelle procedessero
da ^. A. E. 0 da altro prencipe dell' imperio, mentre non e verisi-
■condizione doverebbe essere promossa Ja «. A. E., « che all'ora poi potrebbe
essere dai pleuipotenziarii di questa Corona vigorosamente appoggiata ad
esecuzione di quel regio ordine che S. M*» probabilraente loro darebbe
coUa manifra opportuna, quäle tuttavia dalla pietä regia in termini gene-
rali lianno giä avute a dover sostenere al possibile gl'interessi della cat-
tolica religione... (Francia 102).
204 PH. HILTEBRANDT
mile che HoUandesi, sospirando e cercando la pace a costo della.
riputazione e propri interessi, siino per romperne gli trattati, con
tanta anzietä da loro sin qua promossi, per il motivo solo di veder
favorita ia paesi da' loro stati lontani la nostra santa fede.
Se la buona intenzione e desiderio di S. A. E. iion sortisce l'ef-
fetto bramato, le recarä consolazione almeno d'aver proposti da suo
canto gli mezzi opportuni per ottener questo santo line, trascurati
altri fini politici e pericolosi all'istessa religione non meno che al
publico.
Per poco di cognizione s' habbi de' stati di S. A. E., egli 'e facile
di comprender che la riformazione ordinata immediatamente dalla
medesima contro gli heretici nel Palatinato ridondarebbe a gravissimo
pregiudizio delli cattolici habitanti ne' stati dell'elettore di Brande-
burgo, esposti sotto titolo del reciproco ad esserne intieramente cac-
ciati, bandito ogni esercizio della religione cattolica in quei luoghi
dove S. A. E., in virtü delle convenzioni che tiene coll'accennato
elettore, l'ha sin qua non senza gran difficoltä mantenuta etc.
7. Fassioiiei an Paohicci : Erklärung der französischen Ge-
sandten Polignac und Uxelles zu dem vom König von Frankreich
der Königin von England in der Frage der Rysivicker Klausel
gemachten Zugeständnis. Utrecht 1712 Juni 24.
Paci 4!> Lettera.
Nell'aringa della regina osserverä V. E. l'espressione che sl
adopera per quel che riguarda la religione protestante in Germania,
dicendosi che non vi sarä dal canto della Francia opposizione al-
cuna perche la medesima venga ristabilita conforme al trattato di
Westfalia giä riprovato dalla sede apostolica. Cxiunse mercoledi ma-
tina un espresso del conte Maffei, e mi fu subito comunicato il pro-
getto della regina, che le lettere dell'ordinario recarono il giorno-
appresso. Osservata che fu da me con ogni attenzione questa clau-
sula generale, andai immediatamente a ritrovare il marescial di
Uxelles, e seco vi era il sig'' di Menager, terzo plenipotenziario, e
nel tempo stesso sopragiunse molto opportunamente l'abate di Poli-
gnac. Incomincai addunque il discorso con rappresentare vigorosa-
mente a questi ministri che da una clausola cosi generale si pote-
vano dedurre conseguenze molto perniciose per gl' interessi della
religione cattolica, tanto piü che i protestanti non averebbono man-
cato di stenderne l'interpretazione per abolire il 4" articolo della paca
DIE ROMISCHE KL'RIE UND DIE PROTESTANTEN 205
di Rysvic. e che. resi sicuri dalle opposizioni della Francia, si sa-
rebbono messi in istato di essigere dai cattolici di Germania a ri-
nunziare a quei vantaggi che il zelo e l'autoritä di S. M*^ christianis-
sima aveva procurato nel sudetto trattato; che tntte le difficoltä fatte
linora da' nostri nemici non avevano altro fondamento, benche invero
poco sicuro. che quello che dava loro la pace di Westfalia riprovata
dalla sede apostolica. Su questi punti si stesero le mie rimostranze.
amplificate e accompagnate da tiitte quelle riflessioni che potevano
luettere avanti agli occhi di questi ministri con ogni efficacia mag-
giore il pericolo evidentissimo che sovrasta alla religione cattolica.
L'abate di Polignac ]irese la parola e volle provarmi che io era in
errore, rappresentandomi che dalla clausola accennata non si potea
didurre che il re acconsentisse all'abolizione del 4° articolo di Rysvic;
che nel tempo di questo trattato i ministri di Francia dichiararono
ai protestanti che non intendevano recar alcun pregiudizio alla pace
di AVestfalia, sostenendo per altro gl' interessi della religione nei
paesi di conquista che restituivano all' impero e obligandoli nel 4° ar-
ticolo a lasciarla immune: che ora sarebbe accaduto lo stesso, con
assicurarmi nuovamente che erano cose totalmente diverse e la si-
curezza che il re dava di non fare opposizione al ristabilimento degli
afFari conforme al trattato di Westfalia e l'abolizione del 4'' arti-
colo. Si stese poi con dirmi che i principi cattolici di Germania si
erano serviti di questo vantaggio contro i protestanti per irritarli
contra il re suo padrone e ne avevano fatto finora mal uso. Io re-
plicai che l'espressione della regina era assai forte per non conce-
pirne una giusta inquietudine; che i cattolici di Germania non avendo
altro alfare piü grande nella dieta di Ratisbona che la conservazione
della predetta clausola, questa veniva compresa nel ristabilmento.
per servirmi di questo termine, di quegli affari i quali dovevano
essere regolati conforme le disposizioni della pace di Westfalia. e
che la pruova di questa mia riflessione era assai ben espressa nelle
dimande sjecifiche della regina, conie V. E. poträ riconoscere nelle
Btampe che giä trasmisi, nelle quali essa dall'abolizione del 4° arti-
colo diduceva conseguentemente la pretensione che il re dal canto suo
non dovesse fare opposizione alcuna a rimettere i negozi per la tran-
quillitä deir impero nella forma, in cui sono stati per le disposizioni
del trattato di Westfalia. Da que.ste premesse mi pare. diceva io.
essere aifatto vane le speranze «li lusingarsi che l'articolo disputato
possa sussistere, e che in conseguenza dovesse aver luogo la diffe-
renza che mi si profoneva, non essendo questa a mio credere che
una pura contradizione. 8i commosse un poco a questo discorso il
marescial di Uxelles. che tin allora si era tenuto in silenzio. e mi
206 PH. HILTEBRANDT
rispose decisivamente che S. M^^ abbenche si asterebbe di opporsv
al regolamento degli affari nell'impero da larsi secondo il trattato
di Westfalia, nientedimeno non darebbe mai il sno consentimento
per l'aboHzione del 4° articolo, ma che toccava i.oi ai cattolici di Ger-
mania di sostenerlo, ai sforzi de' quali avrebbe unito la sua au-
toritä e il suo zelo. Fu da me fortemente soggiunto che le arrni di
S. S*^ e de' STioi ministri nou erano esserciti poderosi per sosteuere
g-rinteressi della causa di Dio; che le rimostranze, le essortazioni,
le istanze e le suppliche erano i modi che si mettevano in uso per
soddisfare al nostro dovere ; che per le commissioni datemi da Y. E.
era io incaricato strettamente e particolarmeute di questa ; che vi
avrei insistito sempre con ogni efficacia per il niotivo acceunato,
accrescendomesene anche la forza per quelle della mia coscienza ;.
che S. S^^ non aveva mancato di scriverne direttamente a S. M*ä chri-
stianissima, e che in tal congettura se ne sarebbono piü che mai rino-
vate le istanze. Qui terminö la conferenza, di cui vengono da me
riferite con ogni esattezza le circonstanze, la quäle fa assai viva
da un canto e l'altro, e si sarebbe prolongata, se non fosse stata
interrotta da alcune altre visite che sopragiunsero. Io lasciai i pre-
detti ministri ; ma avendo fatta poi matura riflessione a quanto i
due primi mi dissero, perche il sig'' di Menager non parlö mai, in-
torno alle intenzioni del re che non avrebbe mai acconsentito all'a-
bolizione del 4° articolo, ho stimato bene di jrenderli in parola e di
stendere il tutto nell'annessa memoria che voleva oggi appunto pre-
sentar loro, se non fosse stato giorno di posta'). Io richieggo addun-
que che quando l'Inghilterra pretende d'inserire nel trattato di
pace la clausola, di cui si e servita la regina, cioe: pour ce qui
concerne l'interet de la religion protestante en Alle-
magne il n'y aura du cote de la France aucune Opposi-
tion ä son retablissement sur le pied du traite deWest-
falie, vi si aggiunga che S. M^e n'entende point par Ik consentir
en aucune maniere ä l'abolition du 4° article. giacche queste sono
le stesse parole, delli quali si servirono i due ministri in rispondermi.
(3nde e necessario o che accettino le mie istanze. o che dieno a di-
vedere il contrario di quello hanno asserito. Quest' ufizio l'ho fatto
') Memoire du compte Passionei a lears Excellences Messieurs les
ambassadeurs pl^nipotentiaires du roj^ trös chretien... touchant la dticlara-
tion que la rejme d'Angleterre a faite que pour ce qui concerne Tinterest
de la religion protestante en Allemagne il n'y aura du post6 de la France
aucune Opposition k son retablissement sur le pied du traite de West-
phalie (Paci 49 Beilage zum obigen Schreiben Passionein).
DIE RÖMISCH3 KURIE UND DIE PROTESTANTEN 'iÖ?
anche a nome cli S. S^ä accioche .abbia lorza maügiore, comel'E. V.
osserverä nella fine della memoria; e non essendovi certamente altro
spediente per impedire questo danno, mi sono ancora avanzato a
dire che la 8*^ S. richiederä la stessa cosa per mezzo del nostro
ministro a S. M*^ medesima; e creda pure V. E. che, quando non
si faccia un passe tale dal canto nostro, i vantaggi della religione
ottenuti dai cattolici nel 4°articolo di Rysvic si perderanno assoluta-
mente. Su questo i-iflesso potrebbe inoltre Y. E. parlarne rigorosa-
mente costi al cardinale de la Tremoille e rinuovarne le insinuazioni
piü premurose al confessore del re in Parigi.
8. Paohicci an Passionei : Tadelt Passionei wegen seines
den französischen Gesandten in Utrecht üherreichten J\Jemoires.
Rom 1712 Juli 26.
Paci öl fol. 21() Eegistro fli leftere.
Per quanto sia stato grande il piacere che ha avuto N. S. del
ibrte ed efficace discorso tenuto da V. S. con li plenipotenziarii di
Francia in proposito di quell'espressione che si legge nella consa-
puta aringa fatta in Londra sul punto che riguarda il ristabilimento
in Germania della religione protestante sul piede del trattato di
Westfalia, non e stato perö sufficiente a moderare il dispiacimento
che ha provato la S*'^ S. in leggere la memoria ch'ella ha voluto
lasciarne in iscritto a' medesimi plenipotenziarii anco in nome della
S** S., essendo che bene spesso molte cose possono passare dette
in voce nel fervore d'un discorso. che quando hanno a mettersi in
iscritto e di piü aver ad accreditarsi col nome del papa, bisogna
ben pesarle, massime quando non si sa quäl uso possa farsi del-
1' istesso scritto da quelli a' quali si da. Lascio ora di ponderare l'in-
congruitä del darsi in detta memoria piü e piü volte il titolo di
regina d'Inghiltei-ra a chi presentemente governa quel regno, che
I er le ragioni assai note non poteva ne doveva mai darsi in una
scrittura, in cui si parla a nome del ]tapa. Lascio di consideraje
l'illazioue che dall' istessa memoria poträ per avventura fai'si, che,
chi in quelia si enancia caricato dagli ordini della S** S. e si mo-
stra ben consajievole dell'accennata aringa, non abbia trovato altro
da notare o riprendere nell' istessa arringa che il mentuvato punto
toccante l'offerta fatta daila Francia di non opporsi al ristabilimento
in Germania della religione protestante sul piede del trattato di
Westfalia, quando per veritä la medesima arringa e piena d'altri
punti pregiudizialissimi alla religione, alla chiesa e alla sede apo-
208 PH. HILTEBRANDT
stülica: quali sono Tingiusta recognizione della sucoessione prote-
stante alla Corona d' Inghilterra fatta, come ivi si dice ne' termiui
piü forti, coiresclusione del re vero, legitimo e cattolico; il tratta-
mento che ben si vede accordato dalla Francia di re di Prussia al
marchese di Brandeuburgo. contro il divieto fattone dalla sede aposto-
lica e contro la sicurezza data giä a S. S^^^ dal re christianissimo con
sua lettera di non mai accordarlo ; la dignitä elettorale riconosciuta
nella casa di Hannover in pregiudizio non meuo della religione che
de' dritti della santa sede, quäle vi ha sempre ripugnato ed ultima-
mente ne ha rinovato in forma assai autentica il suo dissenso nel
congresso elettorale di Frankfort; la disposizione che bi fa libera-
mente del regno di Napoli, e quella altresi che si medita di fare
del regno di Sicilia, senza far conto alcuno del dominio diretto di
detti regni che incontrastabilmente appartiene al papa, e come se
spettasse assolutamente all' Inghilterra di disporne: la cessione in
iine che si fa a una potenza eretica di tutta l'isola di S. Chri-
stoforo, di tanti luoghi dell'America, di Gribilterra, di Porto Maone
e dell'isola intiera di Minorica, con tutti quei gravissimi pregiudizii
che possono risnltarne alla religione cattolica e alla salute di quel-
l'anime.
Lascio tutto ciö che, come V. S. ben conosce, non e poco, che
certamente non puo ne deve lasciarsi, e restringendomi alJa sola
conclusione della sua memoria e alla domanda che in quella da lei
si fa, cioe che alla clausola generale che, per quel che riguarda la
religione protestante in Allemagna. non vi sarä dal canto della
Francia opposizione alcuna perche la medesima venga ristal>ilita sul
piede del trattato di Westfalia: si aggiunghino le parole che per
queato il re non intende di consentire in alcuna maniera all'aboli-
zione del 4° articolo della pace di Ryswich ; quäl profitto noi rica-
veremo mai da questa aggiunta, quando si facesse, ove resti ferma
la prima clausola come sta nell'arringa? al certo non altro, quando
abbia a intendersi in forma conciliabile colla promessa non opposi-
zione al ristabilmento della religione protestante sul piede del trat-
tato di Westfalia, se non al piü che il 4° articolo della pace di E.i-
swich resterä abolito non per consenso positive della Francia, ma
perche la medesima su questo punto habebit se mere passive. Or
quando il detto articolo si abolisca, poco rilieva se si abolisca per
consenso o per connivenza della Francia; la rovina della nostra santa
religione sarä sempre 1' istessa, e 1' istessa sarä sempre anche la colpa
di chi non vi si e validamente opposto. Cotesti sig" plenipoten-
ziarii vogliono gettarci, come suol dirsi. la polvere negli occhi; ma
Deus non irritetur. Jl non opporsi al ristabilimento della religione
DIE RÖMISCHE KURIE UND DIE PROTESTANTEN 209
protestante sul piede del trattato di Westfalia e il voler fermo il
4" articolo della pace di Riswich non e che una oontradizione. Per
tale la dichiarano, come V. S. ha ben ponderato, le domande speci-
tiche deir Inghilterra e per tale ben la conoscerä tutto il mondo.
E poi diamo anche per impossibile, e per idearci una interpreta-
zione la piü vantaggiosa che possiamo mai ligurarci alla promessa
fatta di non opporsi al ristabilimento della religione protestante sul
piede del trattato di Westfalia, con intenderla negli altri punti toc-
canti la religione, a' quali non contradice il 4° articolo della pace di
Riswich, e come mai puö tacitamente accordarsi in una scrittura
quäle si da in nome del papa. che abbia a osservarsi la pace di
Westfalia nei punti non contradicenti al 4° articolo di Riswich, quando
la detta pace di Westfalia ne contiene, come ognun sa, tanti e tanti
altri sommamente pregiudiziali alla chiesa, alla sede apostolica e
alla religione cattolicaV Si che concludo, sig"^ abbate mio, che prima
di dare in iscritto la sudetta memoria, sarebbe stato bene di piü
raaturamente ponderarla. Ma dirä V. S. : che dovevo dunque far io?,
E che farä il papa? II papa, senza sottilizzare le parole e mirando
solo a gli effetti, esclamarä. come sin' hora ha fatto co' suoi brevi.
con le sne lettere e col mezzo de' suoi nunzii in Francia, in Ger-
mania e ovunque occorrerä, affinche ne per consenso ne per conni-
venza si abolisca mai il 4° articolo di Riswich. si conservi sempre in-
tatta la reliijione cattolica, e la causa di Dio si preferisca a ogn' in-
teresse mondano. Cosi parlerä il papa, cosi scriverä. cosi protesterä,
senza mai acqüietarsi neque in hoc saeculo neque in futuro. Se ciö
non basterä, racomanderä a Dio la sua causa, e il mal successo
dovrä attribuirsi a colpa d'altrui, ma non di S. S*'*. Cosi faccia
V. S. •) etc.
9. Paolucci an Piazza : klagt über den kaiserlicJien Gesandten
Sinzendorf in Utrecht wegen seiner den Protestanten auf ihre
Forderungen am 12. Januar erteilten Aniicort. Soll heim Kaiser
Vorstellungen erheben. Rom 1713 Februar 11.
Germania 4s Reijistro di lettere.
Non dubito che V. E. sia stata a quest'ora pienamente infor-
mata tanto delle istajize che i ministri delle potenze eretiche hanno
V V/ll- "^«•'' Ift»;/^ lierJilfertiijKi/r/ssc/treiheii Passioneiii l'trec/it fi t'J Au-
gust 12 in Paci ■/.'/.
210 PH. HILTEBRAXDT
fatte a quelli de' principi cattolici dell' impero quanto delle risposte
che da questi sono state loro date in Utrecht in materia di reli-
gione. E son certo che V. E. havrä ndite con molt'ainmirazione e
scandalo le risposte medesime, come con somma sorpresa e ama-
rezza sono State intese da N. S. ; le ne mando tuttavia copiato nel-
r ingionto foglio il ragguaglio distinto^ che n'e stato fatto da uno
degl' istessi ministri cattolici, e vedrä che quanto fervorosi e arditi
sono gl'acattolici nel promuovere i vantaggi delle loro sette. altret-
tanto timidi e non curanti si mostrano con eterna nostra vergogna
i cattolici nel sostenere gl'interessi della nostra religione. E per
veritä. da poiche 1' imperatore conosciuta 1" ingiustizia della violenta
e deplorabile pace di Altenrastadt f/j, non solamente ha aderito alla
cassazione che N. S. ne ha fatta, ma anco ha dato mano che si renda
publica, com'ella stesta ne scrisse e come S. S^^ farä opportuna-
mente : poteva mai il sig^ conte di Sinzendorff rispondere piii impro-
priamente di quello ch'ha fatto, dicendo che S. M** haverebbe pro-
curato l'essatta osservanza d'essa pace? Toccante poi i vantaggi che
la medesima corte suppone essersi spontaneamente accordati nell' ul-
tima dieta ai settarj d' Ungheria non si sa che dire, perche non si
e sin'ora saputo in che consistano, non essendone stato dato da V. E.
quel ragguaglio che per altro non haverebbe dovuto omettersene.
Ma giacche si confessa ch' il clero e i cattolici del regno vi si erano
fortemente opposti e si pretende che gli acattolici debbano chiamar-
sene obbligati e non gravati, bisogna creder che siano stati molto
considerabili, e si rende perciö tanto piü necessario, che l'E. Y. ne
prenda e ne dia qua un'esatta informazione per poter fare contro di
essi quegli atti che convenissero ; e intanto e troppo deplorabile e
vergognoso che il conte habbia voluto far plauso e merito all'impe-
ratore per cose, le quali quando susistano offendono altamente la
coscienza e la gloria di S. M*^. Le risposte poi che il medesimo
sigJ" conte ha dato sul punto del quarto articolo fanno orrore e non
si sarebbero potute dare piü favorevoli agl'acatolici da uno de'piü
raffinati e contumaci luterani, venendo da essa piü tosto animati e
allettati gl'acattoUci medesimi a insistere per la richiesta abolizione,
imperocche in primo luogo si approva e canonizza l'infausto e giä
da N. S. riprovato e cassato recesso che contro la disposizione di
esse articolo fu fatto col nome dell'elettore palatino. E si da poi chia-
ramente ad intendere che, quando dalla Francia venisse restituita
Argentina, non si lascerebbe di sbandirne l'esercizio della veritä cat-
tolica per rimettervi quello dell'eresia. Xe si lascia di far pompa
dell' insolenza, con cui dall' imperatore e da i principi dell' impero
DIE RÖMISCHE KURIE UND DIE PROTESTANTEN 211
vengon riguardati gJi strapazzi che contro il trattato di Limerick
e contro taute leggi e convenzioni si fanno a i cattolici nell' Ibernia
tante volte e per tanti replicati brevi raccommandati da S. S*«' non
meno all' imperatore medesimo che a tutti li principi cattolici del-
rimperio; e in fine, il che non pu6 vedersi senz'orrore, si stiiuolano
empiamente gl'acattolici a procurare dal re di Francia la reinte-
grazione dell'editto di Nantes e il ristabilimento de' calvinisti. Un'im-
prudenza e una üacchezza simile in cose massimamente di religione
non si sarebbe mai creduta in un ministro di un monarca si pio e
si zelante. qual'e 1' imperatoi-e, e in un soggetto, il quäle per se stesso
agli eccitamenti havuti da S. S^^ a dirittura ha sempre promesso
a pro della religione medesima e sul punto particolarmente dell'istesso
quarto articolo ogni maggior corraggio e fermezza. Onde la S. S'*
e rimasta afflittissima in veder mancare il principal fondamento alle
speranze dell' indennitä della religione e non trova altra consolazione
che uella ferma fiducia, in cui vive, che quanto e stato avanzato dal
predetto sig'" conte e dagli altri ministri sia stato avanzato non
pur senza saputa e senz' ordine, ma contro l'intenzione e la inente
espressa di S. M** e degli altri principi cattolici, e che perciö sia per
esser disapprovato e condannato rispettivamente da tutti come troppo
lesivo della loro coscienza e della loro gloria. V, E. pertanto, quando
non l'havesse giä fatto, ne tenga serio proposito colla M*» S., anzi
quando 1' havesse fatto, lo rinuovi e le rimostri l'obbligo che come a
primo avocato della chiesa gl'incombe di procurare che i ministri si
mostrino i principali e i piü fervidi difensori di essa e della religione,
e le ricordi l'impegno che le corre anco per le positive promesse
fattene a N. S. di sostenere i^ medesimo quarto articolo tanto piü
che non poträ mai scusarsi col pretesto d'alcuna condescendenza dei
Francesi, giacche gl'istessi ministri imperiali confessano che i Fran-
cesi medesimi non siano mai per acconsentire dal canto loro all'abo-
lizione di esso ed esser' perciö convenevole e necessario che, siccome
gl'eretici benche collegati in materia di stato con S. M** non hanno
riguardo a mostrarsele contrarj e nemici in materie di religione, cos?i
la M*«' S. lasci e per coscienza e per rijiutazione di haver per essi
alcuna condescendenza nelle materie medesime, e sostenga a fronte
scoperta con franchezza e vigor la causa di Dio, per assicurarsi in
tal forma l'assistenza divina nelle cause pioprie, e in somma V. E.
dia tutti quegl' eccitamenti e stimoli che richiede 1' importanza della
materia. di cui si tratta etc.
212 PH. HILTEBRAXDT
10. Piazza an Paohicci: Erfolglosigkeit der dem Wiener Hofe
gemachten Vorstellungen. Wien 1713 März 4.
Germania 252 LBttera.
Alle informazioni giuntemi da Colonia tanto delle instauze tktte
dai ministri delle potenze eretiche a quelli dei prencipi cattolici del-
Pimperio quanto delle risposte date da questi in Utrecht non ho
mancato di parlarne piü di una volta all'imperatore ed a' suoi mini-
stri, rappresentando loro il pregiudizio che ne risultarä alla religione
da tante connivenze e dal far apparire il poco conto che si fa di
essa, e il nuovo ardire, che prendsranno quelli da tanta freddezza
de' cattolici; ma non ne ho potuto ritrarre altra risposta che delle
strette di spalle e col rigettare alle congionture presenti un tanto
inl'ortunio, inde al solito accusare la Francia che tutto sagritica al
proprio Interesse ed essere essa il fomento dell'ardire degl'eretici ;
che non poteva il conte di Senzendorf dar altre risposte, mentre senza
queste havrebbe data occasione di qualche divisione tra l'imperatore
ed i stati deH'imperio, al che mi si dice mirare la Francia, onde in
essa possa piü profittare. In fine posso dire all'E. V. che la religione
fa qui püca impressione. e benche l'imperatore habbia molto zelo per
essa, tuttavia, mirando il ministero ad altro, non sa risolversi a far
quei passi che sono tanto necessarij per il bene di essa. Sieche la
mi permetta di replicarle che nulla puö sperarsi mentre prevale il
sentimento di qualcuno in tali materie. tuttoche altri siino contrarii.
ed appunto quello fa credere che sia stato risoluto qualche cosa di
favorevole agli accatolici d"Hungaria, benche non ancora i^ublicato
per non esser terminata la dieta, il che seguirä solo a maggio pros-
simo. Ho havuta di ciö qualche notizia in confuso, e perö ho creduto
senza esserne ben assicurato da non parteciparlo all'E. Y., ma spero
di ottenerla finalmente precisa ed allora rendernela consapevole.
Orecclesiastici veramente hanno gridato nella dieta, ma non tutti, e
perö si e fatto poco conto degl'altri, ed i zelanti sono stati notati
e posti in qualche scredito appresso S. M*'* ; onde li ha fatti poscia
tacere, e cosi la religione soffre e con poca speranza di vederla risor-
gere in quelle parti come altre volte, e tanto j^iü che ben spesso ha
havuti dei colpi sensibili anche in altri tempi, e ciö a cagione delle
aleanze colle potenze accatoliche. le quali hanno prccurato ai seguaci
delle loro sette in Hungaria de" vantaggi, e seguirä ogni giorno lo
DIB RÖMISCHE KURIE UND DIE PROTESTANTEN '21o
stesso. Perloohe l'E. V. non si maravigli di quanto si dice in Utrecht
toccante il quarto articolo della pace di RisAvich e la pace di Alt-
Ranstat, poiche e iu conseguenza dei sentimenti di quelli, i quali
hanno poca volontä per il bene della religioue cattolica, e che hanno
altri principii nelle presenti congionture. Del resto e una favola il
parlare dei poveri cattolici d'Irlanda e di ricordare a favore di essi
la pace di Litmeritz ; ed il provocare il ristabilimento dell'editto di
Nantes e un' idea della politica presente per vedere se con ci6 oi
potesse far nascere qualche divisione tra la Francia e l'Inghilterra,
perche si deve credere che quella mai consentirä ad un tanto pi-e-
giudizio, e, venendo ad ammetterlo, introdurre nel seno di quel regno
nuovi nemici contro di esso. Ho l'honore di scrivere tutto ciö all'E. V.,
onde, essendo informata in generale de' sentimenti che si hanno, non
si maravigli se poco frutto faranno le mie nuove rappresentanze, che
non mancarö di portare a S. M*» in obedienza degl'ordini dei N. S. ;
ed in vero e qualche volta scandaloso il sentir parlar di i-eligione
come se ne parla, e quando si dice che la difesa di essa rende for-
tunati i prencipi se ne fanno delle risate come di una proposizione
imaginaria. In fine le dirö havere 1' imperatore ottimi sentimenti e
zelo, ma si conforma a quelli dei ministero, il quäle pensa altrimenti,
tbrse solo, e lo voglio credere, per le congionture presenti...
11. Piazza an Paolucci: der Kaiser will die Interessen der
katJioliscJien Kirche in der Schweiz^ in der Pfalz ^ in Kleve und
in Hildesheim schützen. Wien 1713 März 18.
Germania 252 Lettera.
Per darmi risposta a quanto esposi a S. M*" in una memoria che
li lasciai la decorsa settimana, e della quäle resi conto all'E. V. col-
l'uJtimo mio dispaccio, fu appresso di me a nome della conferenza il
referendario Dolberg. il quäle per ])arte della medema mi disse che
l'imperatore non mancarä di sostenere il capitolo di Liegi, onde
non sia posta in quella cittadella ne in Huy guarnigione olandese,
trattandosi anche in ciö dei suo interesse, e che a quest'eÜ'etto n'havea
dati ordini precisi a i suoi plenipotenziarii; ma che per sortire con
felice successo da questo affare, desidera che siino secondati da quelli
di Francia; che intorno alla pace di Arau devo credere
214 PH. HILTEBEAND,T
che questa non sarä inserita uella generale, nulla
havendo di commune con questa; che tuttavia si starä
attento in Uti-echt alle instanze che potessero fare
i Protestant! d'Helvezia; che S. M*^^^ nan permetterä mai
rabolizione del quarto articolo della pace di Ryswich, per sostenere
il quäle sono stati. incaricati piü volte i suoi plenipotenziarii, i quali
nulla possono direin contrario alle sue intenzioni. e se havranno
avanzata qualche cosa contro le medeme, ne dovranno rispondere : che
toccante i Grigioni sii sicuro che non si permetterä, cosa alcuna che
possa essere di pregiudizio al capitolato di Milano, che non si man-
carä di sostenere; che per i cattolici irlandesi S. M** in congionture
opportune procurarä di giovarli, il che non, ha potuto adempire sino
ad hora perche non le ha avute favorevoli, ed intorno alle no-
vitä della reggenza di Cleves contro quei cattolici,
S. Mt^ä TßQ scriverä alla Corte diBerlinoiierche non siino
inquietati, eperfarloconmaggiore fondamento richie-
derä il sig»' elettore Palatino, in che consista la pre-
tensione di q uella in riguardo a i protestanti che sono
ne'suoi stati, e che per ciö che riguarda gli ecclesia-
stici nel sudetto paese di Cleves desidera S. M^^ che li
siino indicate le novitä che si fanno dalla nominata
reggenza, per por tarne i lamenti alla detta corte di
Berlino e farle cessare'), e finalmente scriverä lettere
premurose a q uella di Hannovera, onde la chiesad' Hil-
des heim non soffra verun aggravio da essa, ma resti
illesa ne'suoi dritti. Pregai il Dolberg di rengraziare la confe-
renza di si buone risposte, ma insieme soggiunsi che desidera \-o haves
sero Tintiero loro effetto, onde da , questo N. S. ritragga una vera
consolazione, giache dalle proposizioni del conte Sinzendorff in Utrecht
non prova che amarezze, mentre sembra che egli non faccia conto
alcuno della religione e della gloria di S. M*» tanto interessata nel
sostegno di essa. Tanto dissi anche all'imperatore nell'udienza che
hebbi e ne rimase sorpreso. Mi disse perö che sii sicuro del suo vero
zelo per la medema e che li procurerä tutti i vantaggi non solo
ne' i trattati presenti, ma anche in ogni altro riscontro, etc.
*) Vfjl- meine Publikation Preussen und die Römische Kurie I n. 168.
10!). 171. 172.
I
DIE RÖMISCHE KURIE IXü DIE PROTESTANTEN 215
12. Passionei an Paohicci: Frankreich hat im Vertrage zu
Utrecht die ansdrücldiche Abschaffung der Klausel verhindert
zind will sie beim Friedensschlüsse mit dem Reiche erhalten.
Utrecht 1713 Mai 21.
Paoi 50 Lettera.
Ha S. M*ä christianissima };er mezzo de' sxioi ministri evitata
l'abolizione del quarto articolo di Ryswick conforme ine ne diede
positiva intenzione il cardinale di Polignac nel mese di febraro, in
cui feci ]a relazione delle espressioni, delle quali si sono ora serviti,
non avendo voluto soffrire che vi si metta la clausola richiesta dagli
Inglesi « non obstantibus in contrarium quibuscumque a Gallia factis »,
ma sarebbe stato vantaggio maggiore. per la religione che non si
fosse rinovata la memoria funesta del trattato di Westfalia cosi so-
lenemente riprovato dalla sede apostolica e che S. M*» avesse di-
chiarato agli Inglesi e agli Olandesi il contrario, ma il naovo mini-
stero, a cui hanno sempre voluto compiacere i Francesi per riuscire
in questa negoziazione, ha loro dichiarato che per i'ar tacere il par-
lamento e la nazione intiera era assolutamente necessario parlare della
religione; e dai miei dispacci passati avrä riconosciuto l'E. V. con
quanto calore vi abbiano insistito i ministri brittauici. II re sostiene,
e questa e la proposizione che ripetono qui i suoi ministri, che
quanto e stipulato nel trattato di Rj^swick in favore della religione
non e contrario a quello di Westfalia e che le parocchie, nelle quali
dopo le sue conquiste avea restituito Tesercizio della religione catto-
lica, erano state da S. M^» provedute, rifatte e dotate a proprio spese
e che in Germania fuori dei stati ereditari della casa d'Austria si
tolerava l'esercizio libero delle tre religioni.
La discussione di questo articolo si farä, per quanto io prevedo.
certamente quando l'imperatore e l'impero riprenderanno la negozia-
zione, perche i protestanti dimanderanno che si esamini questo punto
€ si sforzeranno di provare che i vantaggi ottennti dal re sono con-
trarj al trattato di Westfalia e che conseguentemecte. come e sua
intenzione di non opporsi al medesimo tanto in materia civile che
ecclesiastica, gli stessi vantaggi s'intendano perduti. Questa proposi-
zione in se stessa e falsa perche i Francesi medesimi mi hanno detto
che sono in stato di provare il contrario: ma non sarebbe fuor di
apparenza il temere, ne io voglio credere, che i Francesi per mattere
216 PH. HILTEBRAXDT
tanto piü la divisione tra le potenze di Germania lasciassero al corpo
cattolico l'interpretazione di questo articolo, e da alcuui ministri mi
e stato detto che nell' articolo di Ryswic non vi sono comprese che
intorno a quaranta chiese, nelle quali contra il tenore della pace di
Westfalia fu ristabilito l'esercizio cattolico, essende piü che certo che
nel Palatinato e in altri luoghi l'altra parte delle chiese di gran
lunga maggiore e stata dotata dal re et in conseguenza rimane im-
mune da ogni pregiudizio giacche non viene espressa l'intiera abo-
lizione.
E cosa veramente lagrimevole che depo l'eccidio di tante chiese
so£Ferto nella pace di Westfalia tutti i principi cattolici non sieno
uniti nel sostenere apertamente e senza tante interpretazioni quei
vantaggi che abbiamo ricavati in quella di Ryswic, che in genere
di trattato deve avere la stessa forza . . .
MISZELLEN.
EINE NEUE HANDSCHRIFT
DES PSECDOCYPRIAMSCHEN LIBEK DE REBAPTISMATE.
VON HANS VON SODEN.
Recordamur qiiicumqiie lll^ Lucae Holstenio familiäres dum
viveret fuimiis, idtimis eum vitae annis in adornanda nova col-
lectione Sijnodorum Africae studii plurimiim operaeqiie posuisse,
so lesen wir in der anonymen Vorrede eines zum Druck be-
stimmten, aber nie dazu gelangten Manuskripts, das von der-
selben Hand betitelt ist : Concilia Africae ah anno CCCXL VIII
Cum Epistolis Fontifimim (!) et Patrutn Rescriptis et Legibus
Principum Similihusque Africanae Rei Ecclesiasticae Monumentis
A Luca Holstenio Basilicae Vaticanae Canonico et Bibliothecae
Praefecto ex antiquis maiori ex parte Ms. Codd. eruta et ordine
digesia. Accesserunt Eiusdem Schediasmata Posthuma et Ani-
madversiones Geographicae. "Vergeblich habe ich mich mit Hilfe
der Briefe des grossen Humanisten und der Akten seines
Nachlasses bemüht, über den hier erwähnten Plan des Hol-
stenius (f 1661) nähere Nachrichten zu finden und die Person
des Herausgebers zu identifizieren. Das Manuskript ist jetzt
der Cod. 653 der Barberina (seit 1902 im Vatikau, die alte
Nummer ist XIV 26) '). Vom Verfasser der Vorrede war
es so angelegt, dass den kanonischen Concilia Africana (ab
»; Auch die Codd. 051. 6.52 (olim XIV 24. 25) enthalten Material zu
dieser Arbeit.
15
218 H. V. SODEN
anno 348), die nach der von ihm durchgeführten Blätterzäh-
lung mit fol. 23 beginnen, ausser der Vorrede (fol. 1. 2) vor-
ausgehen sollten: De Conciliis Africcmis Anno Christi CCCXL VllI
antiqiiiorihiis Schediasmata Liicae Holstenii (kurze regestartige
Nachweise der vorkauonischen Synoden aus der Cypriani-
schen Briefsammlung, zitiert nach der Cyprian-Ausgabe des
Rigaltius 1648 und den Concilia des Biniüs 1636, fol. 3. 4)
und (fol. 5-22) Ursini monachi Afri liher adver sus rehaptizantes
docens non dehei'e demio haptizari, qiii semel in nomine domini
nostri Jesu Christi sint tincti^ quem tractatxim niiper ahsqiie
nornine inter Cypriani opera repertum piiUicatitmqiie, nunc vero
(gestrichen) auctori et integritati siiae restitutum damus ^). Das
letzte Wort ist von der Hand des Herausgebers an die Stelle
von superiori concilio alexipharmaci loco subiungere visum fnit
gesetzt. Diesen getilgten Worten entsprechend gehen in der
Hs. die Sententiae LXXXYII episcoporum aus der Cypria-
nischen ßriefsammlung sowie vor diesen vollständige Ab-
schriften der Konzilsbriefe aus derselben (ep. 57. 64. 3. 1.
67. 70. 72 der Hartelschen Zählung) voran, sämtlich aus einem
Druck, nicht aus einem Codex genommen. Der Herausgeber
wollte also das Ms. durch Weglassung dieser leicht zugäng-
lichen Stücke kürzen, die durch die oben zitierten Schediasmata
ersetzt werden sollten 2).
Die oben mitgeteilte Überschrift des Liber de rebaptis-
mate, der die bekannte Stelle des Gennadius Massiliensis hin-
zugefügt ist 3), veranlasste mich zu einer genaueren Prüfung
*) Vgl. Vorrede gegen Ende: . . . quae . . . puhlicamus principio a G-rati
Episcopi Synodo ducto (a. 348), cui alias serie temporum continua suhiuvgi-
mus , praemisso tarnen ante omnia Ursini monachi Afri adversus Repahti-
zantium haeresim libro . . .
'') Die noch jetzt gültige Numerierung des älteren Stadiums beginnt
bei der Abschrift von ep. öT^und ist durch den ganzen Codex durchgeführt:
nach ihr füllt De baptismate fol. 39—56. Auf sie bezieht sich ein 6 für
sich gezählte Blätter umfassender ausführlicher Index des ganzen Bandes,
der zwischen der Vorrede und den Schediasmata eingeheftet ist und auch auf
die Codd. 651. 652 verweist. Im zweiten Teil des Codex (fol. 57 ff.) begegnen
noch mehrere andere ältere Zählungen, deren Zusammenhängen ich nicht
nachgegangen bin.
") Gennadius Massiliensis de Script, eccles. cap. XXVII: Ursinns mova-
chua scripsit adversus eos, qui rehaptizandos haereticos decernunt: docens
EINE NEUE HANDSCHRIFT DES LII5ER DB REBA.PTISMATE '219
der Hs. Am Rande des Traktats erscheinen mit dem Siglum
//. Varianten ans der ersten und beim Tode des Holstenius
nnd noch 20 Jahre später einzig vorhandenen Ausgabe des
Libellus, die Rigaltius im Jahre 1648 in den Noten zu seiner
Cyprian-Ansgabe gedruckt hatte '). Darnach schien die Hoff-
7iec legitinium esse nee deo difjniim rehaptizari illos, qui in nomine vel sim-
2)'iciler christi vel in nomine patris et filii et spiritus sancti, quamvis pravo
sensu, baptizentur , sed j^ost sanctae trinitatis et christi sinjylicem confessio-
nein sußcere ad salutem manus impositionem catholici sacerdotia. So die Hs.
Vgl. Richardsou, Texte und Untersuchungen zur Geschichte der alt-
christlichen Literatur XIV (Leipzig 1896) 72, wo monachus zu gunsteu von
homo Somanus in den Apparat verwiesen wii'd. Dass der Verfasser von
De rebaptismate nicht Mönch, sondern Bischof war und zu Lebzeiten
Cyprians in Afrika schrieb, steht sicher: auch trifft die obige Charakte-
ristik der Schrift des ürsinus auf ihn nicht zu. Die umfangreiche kir-
chenhistorische Literatur zu dem Traktat ist zuletzt in dieser Zeitschrift
XII (1909) 1 f. zusammengestellt.
^) Vgl. p. 126: In exemplari vetustissiino s. Iieiuiijii post lianc epistolam
(sc. ep. 74 der gültigen Zählung) sequitur tractafus scriptoris anonyiai,
qui adcersus C'jprianum eandem controversiam diiudicat. Hunc vero tracto-
tuia, quem in aliis exemplaribus inveniri nemo hactenus prodidit, placuit
istis ohservationibus inseri, quia variis super hac Ct/priani sententia quaesti-
onibus auhtiliter examinatis mnlta continet, quae ad veteris ecrlesiae disci-
plinam faciunt plurimum, et quantum ex dictione depve/ienditur, auctoris est
<ib aevo Cyprianiro j)arum distantis. P. 140 berichtet uns die erste Note:
do mini cum (p. 69, 20) ex coniectura doctissimi Sirmondi manus , qui
nobis istius scripti copiam fecit; nam ipsum exemplar nondum in-
speximus. Fell (Oxford 1682. Bremen 1690) wiedei'holt uns den Druck
des Rigaltius mit dessen Xoten, aber auch einigen eigenen, sehr ein-
greifenden Konjekturen. Baluzius (Paris 1718. Venedig. 1728) hat den
Cüd^x Eemensis (ich nenne ihn p) selbst kollationiert (Note 1); er hat
danach Rigaltius vielfach berichtigt, aber selbst stark am Text geändert.
Gallandi (Bibl. veterum patrum, Venedig 1767, Tom. III J ediert den Trak-
tat kritisch nach den vor ihm vorhandenen drei Ausgaben nebst eigenen
Noten und denen des Baluzius. Alle diese Arbeiten sind zusammenge-
fasst von Routh, Reliquiae Sacrae "V 279 ff, der von den Noten seiner
Vorgänger eine sehr reiche Auswahl mitteilt und viele eigene Text-
vorschläge bietet. Hartel rWien 1871), nach dessen Seiten und Zei-
len ich zitiere, hat leider dies Werk nicht einsiehen können (Praefatio
p. LXXXVIIIt: seine Rezension ist mit einem recht dürftigen Apparat
aus den älteren Ausgabnn ausgestattet, aber durch ein paar besonders
gt-lungene Konjekturen von Wert. Ohne Wert und fehlerhaft ist der Ab-
<lruck bei Migne Patr. lat. III mit Noten aus Rigault, Baluze, Gallaudi.
Ganz meohanisclie Wiederholungen der Rigaltiana sind die Texte der
220 H. V. SODEN
imng berechtigt, dass die von Rigaltius abweichenden Le-
sungen der Holstenschen Hs. (ich nenne sie h) aus einem
anderen Codex stammen, und zwar könnte dies der Über-
schrift wegen nur der vielgesuchte Vaticanus sein, von dem.
wir durch Labbe wissen, dass er den Traktat einem Ursinus
monaclms Afer beilegte '). Jede Notiz fehlt darüber wie ge-
Konziliensammlungen (s. u.). — Es wäi'e zu wünschen, Avenn sich die
Sirmondsche Abschrift des ßemensis und die Baluzesohe Kollation wieder
auffänden. Wir besitzen allerdings noch eine, wahrscheinlich von Mabillon
angefertigte oder von ihm korrigierte Kopie im Cod. Vat. Heg. Lat. 324:
(Beschreibung bei Ernst, Zeitschr. f. kath. Theol. 1890 S. 360 f., vgl.
1898 S. 179 f.). Dass diese Hs. (r) tatsächlich eine Kopie von p ist, wird
man nach allen Übereinstimmungen zwischen ihr und Eigaltius nicht
bezweifeln können, obwohl es nicht beigeschrieben ist. Aber so treu ihre
erste Hand (eine zweite hat Korrekturen und Konjekturen eingetragen,
erstere z. T. wohl aber nach oder wenigstens in Wiederherstellung der
Vorlage) das Original zu repx-äsentieren scheint (mit dessen falschen Wort-
trennungen und Abbreviaturen z. B.), so ist sie doch nicht völlig iden-
tisch. Nach den Noten des Bigaltius und des Baluzius muss p z. B. y>. 79, 33
subferfnyere und p. 90, 20 paidi gelesen haben, r bietet sitper^iic/ere und
■pefril Die Wiedergewinnung von p ist also nicht ganz einfach, sondern
erfordert eine sorgfältige Vergleichung von rEB; ich kann hierin diese
Untersuchung nicht eintreten.
') Vgl. Apparatus zur Konzilienausgabe von Labbe-Cossart (1672)
I in der Synopsis zum ersten Bande : jSfon dehere denuo baptizari, qiii
semel in nomine domini nostri Jesu Christi sunt tincti. tractatus adversus
rebaptizantes a Jacobo Sirmondo descriptus ex codice Remensi et a Xicolao
Rigaltio inter notas ad Cijprianum vulgotus facilo auctoris nomine, quem
Ms. Codex Vaticanae bibliothe cae docet esse Ursimnu mona-
chuvi Afrum. cuius mentionem facit Gentiadius Massiliensis c. 27 de
scriptoribus ecclesinsticis. Die Bemei'kung ist in den S3'nopsen des Coletus
und Mansis wieder abgedruckt. Als Labbe (oder Cossart':', denn Labbe starb
1662 vor Erscheinen seiner Concilia) die mitgeteilte Nachricht erhielt, muss
der erste Band der Concilia schon im Satz gewesen sein, denn er bietet
ohne jeden Zusatz den Text des Eigaltius und dessen Noten, Dieser ist
denn auch bei Coletus und Mansi einfach wiederholt, nur dass unter der
ersten Seite angemerkt ist : In codice Vaticano, ut admovet Labbeus in Sy-
nopsi, tribuitur hie libellus Ursino nionacho, de quo Gennadius cap. 27, ubi
Sirmondus legit Ursicinus. — Vergeblich habe ich viele Stunden nach dem
von Eouth (Eeliquiae Sacrae -V 283) angeführten angeblichen Zitat aus
Labbe gesucht: tribui tractatum in codicibus tribus Ursino monacho, de quo
Gennadius cap. 27, ubi Sirmondus legit Ursicinus. Ich -kann es nur für
irrtümlich halten, wie denn auch alle älteren Autoren, deren einschlägige Be-
sprechungen Eouth a. a. O. vollständig zusammengestellt hat (Cave, Oudin,.
EINE NKL'E HAXDSCFIUIFT DES LIllEK BE UliliAPTlSj^IATE '221
wohnlich, aber es ist in der Tat ausgeschlossen, dass die Ab-
weichungen in h von R auf freier Korrektur des Holstenius
{oder wer es sei) ') beruhen. Mehrmals lesen wir snppl. ex R.
am Rande eines im Text von derselben Hand, von der die
Noten herrühren (h*" ), eingefügten Passus; hier war also die
Torlage von h, die an R kollationiert warde, verstümmelt
oder unleserlich. Unmöglich sind Lesarten wie scripturae
novae testamenti für scr. novi t. p. 68, 14 und est für deest
p. 87, 1 1 freie Schöpfung, da sie gewöhnliche Fehler dar-
stellen, U.S.W. Die Benutzung einer Hs. neben dem Druck des
Kigaltius durch h ist also nicht in Frage zu stellen. Ebenso
machen die angeführten Beispiele sicher, dass diese Hs. nicht
etwa der dem Rigaltius zu Grunde liegende Codex Remensis,
sei es in der ihm seinerzeit gelieferten Abschrift Sirmonds,
sei es in einer selbständigen, gewesen sein kann.
Dagegen steht es leider nicht so, dass h in seinem Cor-
pustext die verlorene Labbesche Hs. (a) wiederholte. Es ist
nicht annehmbar, dass h. mit R zufällig in der Auslassung
der für den Sinn unentbehrlichen Worte praeceperant nf in
nomine Christi iesu haptizarentiir p. 76, 12 und qaia sicuti
iliximus longe diversum prins animis p. 80, 6, sowie in einer
Baluze, Mai"an, Tilleinont, Gallandi; nur von o i n e r Vatikanischen Hs. reden.
Siehe noch ausführlich Ernst Zeitschr. f. kath. Theol. 1896 S. 194-19S.
360-362: die Existenz des Codex Vaticanus darf schwerlich in Zweifel
gezogen werden ("gegen Ernst a. a. O.).
') Es sind in h anscheinend drei Hände (dazu als vierte die des Ver-
fassers der Vorrede, der die Überschrift in der oben beschriebenen Weise
korrigierte; zu unterscheiden. Von der ersten stammt nur die Überschrift,
das Gennadiuszitat und die erste Zeile des Traktats: da sie nicht wieder
erscheint, sigliere ich sie nicht besonders. Von der zweiten (li'j ist der
Traktat abgeschi-ieben. Von der dintten h« ist diese Abschrift an zahl-
reichen .Stellen korrigiert (z. T. sind nur simple Schreibfehler verbessert
oder unleserliche Buchstaben verdeutlicht oder Minuskeln am Satzanfang
in Majuskeln geändert, vielfach sind aber auch Varianten eingetragen)
und die Noten sind aus R beigefügt (he ). Da lic kalligraphiert, ist ilin-
Verschiedenheit von der Hand der Überschrift nicht absolut zu behaup-
ten; verwandte Züge fehlen nicht. Diese wiederum ist m. E. die des Hol-
stenius, obgleich die Vergleichung mit Autogrammen kleine Zweifel übrig
lässt, jedoch wohl nur, weil der Duktus ebenfalls nicht völlig frei ist.
h' dagegen dürfte einem Abschreiber zuzuweisen sein.
H. V. SODEN
ganzen Reihe kleinerer Omissionen einerseits und in einer
Konjektur wie ministrari für das überlieferte initlari p. 87, 6
(vgl. Baluzius und die Note des Rigaltins z. St.) überein-
stimmt. Schon h' ist also nicht eine Abschrift von /.. sondern
bereits eine erste Rezension des Textes auf Grund von a und
R, wie auch der Umstand, dass für die Ergänzungen aus R,
die h ° einfügte, von h^ bereits ein entsprechender Raum ge-
lassen wurde, sicher zu beweisen scheint.
Versucht man nun die Lesungen von ">< aus h zu eruieren,,
so ergibt sich zunächst, dass X von o nur wenig verschieden
gewesen sein kann. Von grösseren Varianten, vor allem an
zweifellos in p verstümmelten oder korrumpierten Stellen, wie
sie z. T. schon Rigaltius mit Sternen markiert hat (h notiert
auch diese am Rande), müssten wir durch h unterrichtet sein.
Vgl. dagegen Übereinstimmungen wie p. 82, 26 und 85, 5
mit si für ausi ! Einen wesentlich verbesserten Text gewinnen
wir aus h nicht, und der Verlust von a ist also kein ganz
schwerer. Ja der grössere Teil der sicher selbständigen und
aus A stammenden Lesungen in h sind Textverderbnisse
(siehe z. B. vorige Seite). Abzuweisen sind weiter die meisten
Varianten in den Bibelzitaten, die sich als Vulgatakorrek-
turen herausstellen; doch brauchen diese nicht auf a zurück-
geführt zu werden. Von den fraglos das Richtige herstellen-
den Lesungen (z. B. p. 71, 16 agendi^) gegen acceiidi, p. 75, 5
add. f/snach qiii "0, p. 76, 3 isti ^) gegen insti, p. 79, 33 suhterfii-
gere*) gegen siiperf., p. 83, 21 nmtila^) gegen multa) lässt sicli
andererseits nicht sicher stellen, dass sie auf a zurückgehen^
obwohl die Annahme zufälliger Häufung so vieler richtiger
Konjekturen (da eine Benutzung von Baluzius, Routh und
Hartel ja unmöglich ist) auch nicht eben leicht genannt werden
kann.
Bei der angedeuteten engen Verwandtschaft zwischen o-
und A (wie immer es zu bestimmen sei, eine direkte Abhän-
') Ebenso konjiziert Hartel.
*j Ähnlich konjiziert Eouth.
*; Ebenso konjiziert Rigault in seiner Nota z. St.
*) Dies führt Rigault in der Nota z. St. als Variante (von f) an.
*) Ebenso konjiziert Baluze.
EINE NEUE HANDSCHRIFT DES LIBER DE REBAPTISMATE 223
gigkeit von einander ist ausgeschlossen) wird man die Ver-
mutung wagen dürfen, dass X, wie wir es von p wissen, eine
Cyprian-Handschrift war, die De rebaptismate hinter ep. 74
bot. Dies ist bei keiner der in Rom erhaltenen Cyprian-Hss.
der Fall, die ich nochmals daraufhin revidiert habe. "Wir
werden nicht mehr hoffen dürfen, den Labbeschen Codex in
Rom zu finden. Aber er oder ein anderer Verwandter des
ebenfalls verschwundenen (vermutlich verbrannten) p kann
ja anderswo auftauchen. Wo nicht, so müsste eine neue Re-
zension des Traktats, auf die ich hier noch verzichten möchte,
und die durch vollständigere Mitteilung meiner Kollationen
nicht ersetzt werden könnte, a und p so gut wie möglich zu
rekonstruieren suchen und zusehen, wie viel mit ihrem Con-
sensus, bezw. mit ihrem Archetypus zu erreichen ist; ich
zweifle nicht, dass man besser als Baluzius und Hartel damit
auskommen kann. Die Tatsache, dass er über zwei unabhän-
gige Zeugen verfügt, fordert weitgehende Zurückhaltung. Sie
erscheint bei dem inhaltlichen Interesse der Urkunde bedeut-
sam genug, um die vorstehenden Zeilen zu rechtfertigen.
KUNSTGESCHICHTLICHE BEITRÄGE.
. VON HANS SAUER.
1. Ein unbekanntes Breve Clemens' VII.
für Michelangelo.
Die am wenigsten aufgehellte Periode im Leben Michel-
angelos sind die Jahre 1527 und 1528. Wenige ganz unbe-
deutende Notizen haben wir aus dieser Zeit i), und die all-
gemeine Annahme geht dahin, dass der Künstler damals in
Florenz in aller Stille an den Mediceergräbern gearbeitet habe.
Nun fand ich in den Brevenregistern Clemens' VII. aus dem
Jahre 1527 ein unbekanntes Stück, das auf die Tätigkeit Mi-
chelangelos in jenen Tagen neues Licht wirft. Voraus schicke
ich eine kurze Übersicht der politischen Verhältnisse, die zur
Ausfertigung dieses Breves geführt haben.
Das Jahr 1527 bedeutete für den Gönner Michelangelos,
Clemens VII., den völligen Zusammenbruch seiner weltlichen
Macht. Rom war in den Händen des kaiserlichen Heeres,
der Papst ein Gefangener in der Engelsburg. I'lorenz, die
Heimat des Papstes wie des Künstlers, hatte die Herrschaft
der Medici abgeschüttelt und ging damit einer Krise entge-
gen, wie sie schwerer selbst in den Tagen Savonarolas nicht
über die Stadt hereingebrochen war. Und im Kirchenstaat
erhoben alle die ihr Haupt, die einst die eiserne Faust des
zweiten Julius niedergezwungen hatte. Die Venetianer ge-
wannen Ravenna und Cervia und damit fast die ganze Stel-
lung wieder, die ihnen 1509 zertrümmert worden war, Alfons
') Thodft, Michelangelo I (1902) 30. 40;1
KUNSTGESCHICHTLICHE BEITRÄGE 225
von Ferrara zog in Modena ein und entriss so dem Kirchen-
staat die letzte der Früchte, die das mehrjährige Ringen gegen
Frankreich und Ferrara dem grossen Julius eingebracht hatte.
Und fast wäre auch der erste so schwer errungene und so
zäh behauptete Gewinn des zweiten Roverepapstes damals
verloren gegangen: in Bologna gärte es, und die Bentivogli
hielten die Stunde der Auferstehung ihrer alten Macht für
gekommen. Hätte das Heer der Landsknechte sich damals
zu einem energischen Handstreich auf Bologna aufgerafft, so
wäre ihnen diese Frucht mühelos in den Schoss gefallen ^).
Zwar warf sich nach der Einnahme Roms durch das kaiser-
liche Heer Ugo di Pepoli mit 1000 im Solde Venedigs stehen-
den Landsknechten nach Bologna, um die Stadt dem Papste
zu erhalten. Aber die Gefahr eines Abfalles war um so grös-
ser, als sich sogar die Malvezzi für die Sache ihrer alten
Feinde, der Bentivogli, bemühten. Erst als das französische
Heer unter Lautrec Ende Dezember 1527 in Bologua erschien,
war die Gefahr endgültig beseitigt. Sie bestand jedenfalls in
der zweiten Hälfte des Jahres 1527. Um daher allen Stürmen
einer Belagerung begegnen zu können, mussten vor allem
die Festungswerke in Stand gesetzt und unter die Aufsicht
eines unbedingt zuverlässigen Mannes gestellt werden. Diesen
Mann fand Clemens VIT. in Michelangelo. Am 29. Septem-
ber erfolgt seine Ernennung zum revisor arciitm et fortili-
tiorum.
Dieser Auftrag gab Michelangelo zum ersten Male Gele-
genheit, die Kenntnisse praktisch zu verwerten, die er sich
einst im Umgange mit Giuliano da Sangallo, dem gefeierten
Kriegsingenieur, angeeignet hatte -). Es sollte nicht die ein-
zige Gelegenheit bleiben. Denn Grosses leistete er 1529 im
Dienste seiner Vaterstadt, als er durch seine Befestigungen
bei y. Miniato eine wirksame Beschiessung der Stadt durch
die kaiserlichen Truppen unmöglich machte •'). Er hat dann
^) fi uicciardini. Storia (l'Italia 1. XVIII 87 («d. Firenze 1830).
Vgl. auch Vizani, Storia di Bologna (lüül) j). 539, und Muzzi, Annali
della cittä di Bologna VI (1844) 221.
^) Justi, Michelangelo ri900) S. 201. 308.
') Thode, Michelangelo II U7.
226 H. SAUER
über ein Dezennium später unter Paul III. die Befestigung
des Borgo und wahrscheinlich auch die von Civitavecchia
geleitet ^).
Clemens VII. an Michelangelo: ernennt ihn zum revisor ar-
cium et fortilitiörum in Bologna. Rom 1527 Sept. 29.
Arch. Vat. Arm. XL vol. 15 n. 535 Konzept.
Dilecto filio Michaeli Angelo civitatis nostre Bononie arcium et
fortilitiörum revisori.
Dilecte fili salutem et apostolicam benedictionem, Cupientes
idoneum revisorera arcibus in civitate nostra Bononia existentibus
praeficere fideique et integritati tuae in domino confidentes et spe-
rantes, quod, quae tibi commissa erunt, accurate et summa fide exe-
queris, te revisorem arcium et fortalitiorum in dicta civitate et
territorio existentium cum omnibus et singulis salariis, emolumentis,
fructibus et px'oventibus ac honoribus et oneribus solitis et consuetis
et facultate dictum officium per idoneum seu idoneos Substitutes
exercendi immediate a die per te vel substitutum aut Substitutes a
te eorundem pacifice adepte possessionis incohandum ad beneplaci-
tum nostrum tenore presentium facimus, constituimus et deputamus.
Mandantes dilectis filiis vicelegato seu gubernatori dicte civitatis
et antianis eiusdem ac omnibus et singulis, ad quos spectat seu
quomodolibet in futurum spectare poterit, in virtute sanete obedientie
ac sub indignationis nostrae pena, quatenus te vel Substitutes pre-
fatos in possessionem dicti officii ponant et inducant seu poni et
induci faciant tibique vel substitutis prefatis de salariis ac emolu-
mentis predictis congruis temporibus respondeant seu ab aliis re-
sponderi faciant cum eflfectu, contrariis non obstantibus quibuscum-
que. Volumus autem, quod, antequam tu vel Substitut! predicti dic-
tum officium exercere incipiatis, de eo bene et fideliter exercendo
deque non recipiendo aliquod genus muneris praeter esculenta et
poculenta, quae triduo consumi possint, iuxta formam iuris in mani-
bus dilecti filii T. Armellini Medices tit. sanctorum Marie in Trans-
tyberim et Calisti S. R. E. presbyteri cardinalis camerarii nostri
in forma sohta prestes iuramentum. Dat. Rome 29 Seotembris 1527
anno A^'^. Evangelista.
') Rocchi, Le fonti storiohe dell'aroliitettura militare (1908) p. 291 ff.
Vgl. auch Guglielmotti, Storia delle fortificazioni nella spiaggia Ro-
mana (1880; p. 225 f.
KUXSl GESCHICHTLICHE BEITRÄGE 2-27
2. Zu Tommaso Vinci clor.
Im Jahre 1520 wurde der RafFaelschüler Tommaso Vin-
cidor aus Bologna ^) von Leo X. nach Flandern geschickt,
um die Herstellung der bei der Firma van Aelst in Brüssel
bestellten Teppichserie der Giuochi di putti zu überwachen -')•
Raffaels Tod hemmte den Fortgang der Arbeit nicht; in ei-
nem Briefe vom 20. Juli 1521, in dem Vincidor seiner Selbst-
verherrlichung durchaus keine Zügel anlegt, berichtet er dem
Papst über die Fertigstellung von zwanzig Kartons. Damit
endet unsere Kenntnis der Beziehungen des Künstlers zu B-om.
Das ist leicht erklärlich. Mit dem Tode Leos X. (1. Dezem-
ber 1521) ging für die Künstler das goldene Zeitalter zur
Rüste. Selbst wenn damals Vincidors Arbeit in den Nieder-
landen beendet gewesen wäre, so wäre doch an eine Rück-
kehr nach Rom nicht zu denken gewesen, denn an Adrians VI.
Hofe war für die Kunst kein Platz. So scheint Bologna in
den Niederlanden geblieben zu sein, wahrscheinlich in enger
Verbindung mit der dortigen Teppichfabrikation. Mit der
Erhebung Clemens' VII. strahlte zwar wieder die Sonne der
Medici über Rom ; aber die Wolken am politischen Horizont
verdichteten sich mehr und mehr, bis dann das furchtbare
Gewitter, das 1527 über die ewige Stadt hereinbrach, auch
das Heim der Kunst verheerte. Eigentlich erst mit dem Jahre
1530 brachen endlich ruhigere Tage für Italien an. Da schien
dem Bologna die Zeit gekommen, sich dem römischen Hofe,
den er vor elf Jahren verlassen, wieder in Erinnerung zu
bringen. Er benutzte dazu den günstigen Augenblick, als der
Kardinallegat Campeggio an der Seite Karls V. Ende 1531
nach Brüssel kam. Campeggio kannte ihn von früheren Zeiten
her und unterstützte ein Gesuch des Malers an den Papst mit
seiner Empfehlung, wie aus den Schlussworten des Schreibens,
das er am 14. November 1531 von Brüssel aus an Jacopo
^) Er wird nach seiner Vaterstadt gewülmlich nur il Bologna genannt.
■) Zuletzt hat über Vincidor gehandelt Ernst Diez im Jahrbuch der
Königlich Preussischen Kunstsammlungen Bd. 81 Heft 1 (1910).
228 H. SAUER
Salviati, den päpstlichen Geheimsekretär sandte, hervorgeht i).
Leider findet sich in dem Briefwechsel Campeggios und Sal-
viatis sonst keine Stelle, die von Vincidor handelt, und wir
wissen auch nicht, was der Inhalt der Supplik war, noch,
welchen Erfolg sie hatte. Nahe liegt die Vermutung, dass
sich der Künstler bemüht hat, wieder im Auftrage des Pap-
stes beschäftigt zu werden. AVenn ihn Campeggio einen Schüler
Raifaels nennt und daran erinnert, dass er einst im Dienst
des Papstes in die Niederlande gekommen war, so geht daraus
jedenfalls hervor, dass Bologna nicht mehr für den Papst
arbeitete, ja dass man sich ohne den Hinweis des Legaten
seiner kaum noch in Rom erinnert hätte. Worin konnte aber
die erstrebte huona gratia di Sita Santitä für den Künstler
bestehen? Vielleicht in der Rückberufung nach Rom. Wahr-
scheinlich in der Gewährung einer ähnlichen Stellung, wie
er sie 1520-1521 unter Leo X. eingenommen hatte. Ein No-
tariatsinstrument vom 14. Juni 1531 '^) enthält einen Kontrakt,
der mit der Firma van Aelst über die Herstellung von Tep-
pichen geschlossen wurde. Da liegt denn die Vermutung nahe,
dass Vincidor in jenem Gesuch an den Papst gebeten hat,
bei dieser Arbeit in ähnlicher Weise beschäftigt zu werden
wie unter Leo X., eine Arbeit, die ihm möglicherweise den
Rückweg nach Rom öffnen konnte.
o. Jacopo Meleghino als Nachfolger Peruzzis
beim Neubau der Peterskirche.
Als Baldassare Peruzzi am 6. Januar 1536 starb, war der
bisherige arcMtcctus princiimlis fahricae basüicae j)rmciins apo-
stolorum Antonio da Sangallo d. J. zugleich der alleinige Leiter
') Im Vat. Archiv Lettere di Principi XI fol. 99. Die Ijetreft'enden Worte
lauten: ...Vedrä Vostra Signoria, quanto supplica il Bologna pittore a Sua
Santitä. lo si per la virtii sua, sl per conoscerlo affettionatissimo servitor di
Sua Beatitudine son constretto ad raccommandarg/ilo, come faccio quanto
2nii posiSO et tanto piü, che sendo creato et discipulo della ho. me. di Baphaele
d'Urbino, et venuto in queste paesi per servitio di Sua Beatitudine, come lei
se ne pud ricordare, ni persuade di meritar in qualrhe j)arte Ja huona gratia
di Sua Santitä.
2) Gedruckt bei M ü u t z , Les historiens et les critiques de Raffael (1883)
p. 141.
KUNSTGESCHICHTLICHE BEITRÄGE 'i'i!»
des Neubaues von St. Peter geworden. Aber Peruzzis Stelle
blieb nicht unbesetzt, wenngleich Sangallo wohl nach wie
vor die Oberleitung behielt. Vasari berichtet an mehreren
Stellen ^), dass Paul III. den Jacopo Meleghino aus Ferrara
zum Baumeister von St. Peter ernannt habe. Das scheinen
die neuesten Forscher übersehen zu haben 2), die über diese
Stellung Meleghinos schweigen. Und doch wissen wir von
Arbeiten Meleghinos in der Peterskirche, mag im übrigen
auch Sangallos und Vasaris Urteil über seine künstlerische
Befähigung zutreffen : am 8, August 1538 wurden die Fun-
damente des Muro divisorio von ihm gelegt ^).
Seine Ernennung zum architectiis fabricae basüicae sancti
Petri de Urbe geschah durch ein Breve Pauls III. vom 23. Juni
1537. Es wird darin ausdrücklich betont, dass die Stelle und
das Amt Peruzzis bis dahin frei gewesen ist; man hat also
gar nicht beabsichtigt, Sangallo allein die Leitung des Baues
zu überlassen. Meleghinos Gehalt, 150 Golddukaten, ist das-
selbe, das sein Vorgänger bis zum 1. Dezember 1534 bezogen
hatte *).
Paid III. an Jacopo Meleyläno : ernennt ihn zum architectus
fabricae basilicae sancti Petri de Urbe. Rom 1537 Juni 23.
ArrJi. Vat. Arm. XLl vol. 6 n. 11 Konzept.
Dilecto tilio Iacol)o Meleghiuo faniiliari nostro Paulus papa
tertius.
Dilecte Uli salutem etc. Cum locus et officium architecti fa-
bricae basilicae sancti Petri de Urbe. quod quondam Balthaxar Pe-
rutius de Senis exercebat, per obitum dicti ßalthaxaris vacaverit et
'> Editio Milanesi (1880) IV 607. V 470. 471. VII 106.
^) Selbst Pastor im fünften Bande seiner Geschieht« der Päpste.
Meleghinos Name fehlt auch in der Liste der Architekten bei Clausse,
Les Sangallo Bd. II (1901; 137.
*) Gej'müller, Les projets primitifs pour la basilique de Saint-Pierre
(1875) p. 328.
*) Vgl. das Breve Pauls III. von diesem Tage, durch das sein Gehalt
verdoppelt wird, bei Pastor V 817.
230 H. SAUER
vacet ad praesens. Nos dictam fabricam adiutore domino resumi et
continuari facere intendentes, te, qui familiaris antiquus et ccnti-
nuus commensalis noster es, peritiaque architecturae ac fide et di-
ligentia nobis longa familiaritatis experientia cognitis polles, archi-
tectum eiusdem fabricae cum salario annuo centum quinquaginta
ducatorum auri de camera. quod tibi, cum primum ipsius fabricae
prosecutio incohabitur, currere et persolvi debere decernimus, auc-
toritate apostolica tenore praesentium ad vitam tuam deputamus.
Mandantes dilectis tiliis praefectis dictae fabricae pro tempore exi-
stentibus, ut de pecuniis eiusdem fabricae dictum salarium centum
quinquaginta ducatorum tibi singulis mensibus et in fine cuiuslibet
mensis pro rata videlicet ad rationem duodecim ducatorum similium
cum dimidio, cum primum dictae fabricae prosecutio, ut praefertur,
incohabitur, incipiendo, quoad vixeris, persolvant seu per earundem
pecuniarum depositarium persolvi faciant et mandent. Nos enim,
quicquid illi pro dicto salario tibi persolverint, ut praefertur. ratum
habebimus et in eorum computis admitti faciemus ac ex nunc ad-
mittimus, contrariis non obstantibus quibuscumque. Dat. Eomae
apud S. M[ariama) Maiorem] die XXIII lunii 1537 anno tertio.
Bios.
a) Vorl. M. etc.
EINE
LANGOBAEDISCHE HERZOGSURKÜNDE
AUS SPOLETO (772).
VON FEDOR SCHNEIDER.
Holder-Egger ') wies schon daraufhin, dass die Schen-
kungsurkunde des Herzogs Theodicius -) von Spoleto für
den Bischof Isemund von Rieti, deren Regest Mazzatinti
in seinem Bericht über das Kapitelarchiv daselbst unter
Hinweis auf den schlechten Druck der Urkunde bei Mi-
chaeli 3) veröffentlichte^), in den Langobardischen Regesten
') Neues Archiv XXXII (1907) 752 n. 239, iu der Anzeige von Maz-
zatinti, Gli arohivi d'Italia IV (1904).
') Diese Namensform ist die übliche in den von ihm selbst ausgestellten
Urkunden (Chroust, Untersuchungen über die langobard. Königs- und
Herzogsurkundeu S. 204 n. 14-18, dazu Reg. Farf. ed. Giorgi e Bal-
z a n i II 78 n. 92 : notitia hrevts, geschrieben per iussionem domini Theo-
dicii (jloriosi ducis) und in den Datierungen von Privaturkunden (zusam-
mengestellt von Troya, Cod. dipl. longobardico Indice p. 181, die Texte
natürlich nach Reg. Farf. II 5() n. 59 bis 82 n. 97 zu benutzen;: nur in der
Herzogsurkundc Reg. Farf. II 67 n. 75 heisst er Theudicius, iu der Pri-
vaturkunde ebenda S. 83 n. 98 steht Teudicii ducis. Im Placitum von 781
(ed. F ick er, Forschungen zur Reichs- und Rechtsgesch. Italiens IV 2
n. 2. Reg. Farf. II 118 n. 149. Reg. Hübner 656) wird mehrfach sein
Name genannt; Theodicius kommt neben Teudicius vor. Anderswo findet
sicli in der älteren Zeit häufig T(hjeudici als Nominativ. Theodicius diix
auch dreimal im Liber pontificalis.
*) Michele Michaeli, Meraoi'ie storiche della cittä di Rieti... all'a. 1560
(Rieti Trinchi 1898) II 280 sq. Dies alte Werk ist erst jetzt auf Kosten
der Stadt Rieti gedruckt worden.
*) A. a. O. p. 225, aus Rioti ACap. Arm. IV fasc. 4 n. 1 Kopie s.
XII in., der einzigen uns erlialtenen Überlieferung, aus der die Kopie s.
XVII in Ughellis Nachlass (Bibl. Vat. Cod. Barb. Lat. 3209 [XL 6] fol. 28)
232 F. SCHNEIDER
fehlt 1). Auch Troya^) und Chroust^) haben sie übersehen,
obwohl sie verhältnismässig korrekt schon bei Ughelli ge-
druckt ist ■*). Hier mag dem Diplomatiker ein Wort über das
einigermassen merkwürdige Stück gestattet sein, das für ihn
deshalb Wert hat, weil es die einzige nicht für Farfa ausge-
stellte Spoletiner Herzogsurkunde der Langobardenzeit ist.
Zweierlei ist sofort bedenklich, etwas Formales und etwas
Sachliches. Man weiss, dass die alte Spoletiner Herzogsur-
kunde keine Zeugen hat ^}. Diese Urkunde hat aber das siynicm
maiiiis des Herzogs und von vier Zeugen in der i^rt der
jüngeren, ganz von der Privaturkunde abhängigen Herzogs-
urkunde. Ferner erhält der Bischof unter anderem 22 mansi
geschenkt, während ich dieses Flurmass bisher in Italien in
keiner Urkunde aus vorfränkischer Zeit gefunden habe. Wir
hätten also die herrschende Ansicht ^) aufzugeben, dass erst
die Franken ihren mansui< nach Italien gebracht haben. Doch
der Argwohn ist rege, wir müssen die einzelnen Teile der
Urkunde untersuchen.
abgeleitet ist: der Schreiber der Kopie ist Cencius S. R. E. scritiiariu^
civis Romanus natus Irans Tiherim. der auch die Biscliofsurkunde von
945 (ACap. Arm. IV fasc. K n. 2, Mazzatinti p. 223^ kopiert hat. Die mei-
sten Originale des bischöflichen Archivs gingen im XVI. Jahrhundert
durch Brand zugrunde f Michaeli I 39 sq. Mazzatinti 13.206. Kehr, Italia
poutificia IV 22), so dass wir für die ältere Zeit ganz auf das Kapitel-
archiv angewiesen sind.
^) Neues Archiv III: doch zitiert sie schon Bethmann in Archiv
XII 388 (nach der Kopie in Ughellis Nachlass) und 488 fnach der Kopie
in Rietij.
") A. a. O. Band V.
"") A. a. O. S. 204.
*) Italia Sacra ^V 1526 = '■'I 1196: der Druck vou Cappelletti. Le
chiese d' Italia V 301 geht auf die zweite Auflage von Ughelli zurück:
so bietet er den Bischofsnamen Isermundo statt Isemundo. Auch P. D e -
sanctis, Notizie storiche sopra il tempio cattedrale, la serie dei vescovi
ed i vetusti monasteri di Eieti TRieti 1887) p. 71 erwähnt die Urkunde
(nach der Kopie in Eieti). Zur Bequemliclikeit des Lesers gebe ich ihren
Text als Beilage.
*) Nach dem Muster der langobardisclien Königsurkunde.
') P. S. Leicht, Studi sulla proprietä fondiaria nel.medio evo I. La
curtis e il feudo nell' Italia superiore fiuo al secolo XIII (Verona e Pa-
dova 1903) p. 18: vgl. QP. XI 51 Anm. 5.
EINE LANGOBARDISCHE HERZGUSIRKUNETE AUS SPOLETO (772) 233
Im Protokoll ist die Invokation so ziemlich in Ordnung '),
ebenso — bis auf die fehlerhaft angegebenen Regierungsjahre
der Könige '^) — die Datierung. Dabei ist festzustellen, dasis
ein Fälscher ohne echte Vorlage kaum wissen konnte, dass
erst seit 761 auf die Invokation die Eingangsdatierung, und
zwar in dieser Form, folgte ^), und auf sie der Titel. Dieser
ist nun falsch *). Im Eschatokoll dagegen ist vor allem die
merkwürdige Zweiteilung in Subskriptionsformel und Schluss-
datierung bis ins Einzelne stilgerecht ^j. Die Ortsangabe, die
'> Sie heisst uuter Theodicius und Hildebrand, wie schon einmal früher
In nomine tloniini Dei salvaforis nostri Jesu Chrisfi: dass hier vor salva-
toris ein et ein «geschoben ist, könnte an sich dem Kopisten zugeschrieben
werden. Über das Formular s. überhaupt Cliroust S. 135-162, auf dessen
grundlegende Ausführungen ich von jetzt ab nicht jedesmal ausdrücklich
verweise. Leider zieht er die 10 Präzepte und 4 Placita des Herzogs Hil-
debi-and nicht mehr heran, was sich für die folgende Untersuchung als
nötig erwies. Die im Clironicon Vulturnense, Muratori, Scriptores I 2 p. 373,
überlieferte Urkunde Herzog Hildebrands ist trotz des wohl einwandfreien
Eingangs Protokolls eine Fälschung; Conclusio und Eschatokoll sind unmög-
lich, der Name des Abtes deutet auf viel spätere Zeit. Wir können für die
folgende Untersucliung nichts daraus gewinnen : andere, verlorene Urkunden
Hildebrauds für S. Vincenzo al Voltui'no sind ebenda p. 869-372 verzeichnet.
") Statt Refjnante domino nostro müsste das Original natürlicli Regnan-
tibus dominis nostris gehabt haben : statt octavo decimo müsste es (nach
Eeg. Farf. II 76 n. 89 und 77 n. 90) XVI et XIIII heissen, ein Versehen,
das allenfalls zu erklären ist, indem XVI et in der Vorlage unlesbar ge-
wesen und XIIII vom Kopisten in XVIII verlesen Morden wäre. Aber
wir haben keine Originale von Spoletiner Herzogsurkunden und wissen
nicht, ob in ihnen römische Zahlen verwandt wurden.
") Chroust S. 140-142. Diese Form blieb in Karolingerzeit uuter Her-
zog Hildebrand üblich ; für die Folgezeit hört das Material auf.
*) Er lautet statt Ego in Dei nomine T. exceUentinsimus dux unter Tlieo-
dicius regelmässig Ego in Dei omnipotentis nomine T. gloriosun et summus
dux: so bei Cliroust u. 14. KJ. 18. Doch in n. 17 in (Jlirixti omn. und in n. 15
in Dei nomine, und so auch in der Urkunde Hildebrands Chroust n. 19,
wo überdies et summus fehlt, was Hildebrand in späteren Urkunden (Chron.
Vult. p. 373. Eeg. Farf. II 86 n. 106. 88 n. 109. 116 n. 151) liinzusetzt:
dagegen Reg. Farf. II 99 n. 126 und 100 n. 129 wie Chroust n. 19; Reg.
Farf. II 121 u. 159 findet sicli sogar der volle Titel mit omnipotentis, ganz
wie uuter Theodicius. Dass beide öfter noch ducatus Spoletani anfügen, ist
hier nicht zu berücksichtigen ; ganz unmöglich ist nur das excellentissinius.
") Bei ex iussione nontre potestatis ist freilich wohl Verlesung von ««-
prascripte (sste) in nostre anzunehmen, was selbst in unserer gelehrten
234 F. SCHNEIDER
Zeitmerkmale i), die Eigentümlichkeit, die Beamten der Lo-
kalverwaltmig zu nennen, das entspricht auch in der Reihen-
folge so genau den Kanzleigebräuchen, dass nun mit Sicher-
heit zum mindesten eine echte Vorlage von Herzog Theodi-
cius angenommen werden muss '-).
Zeit noch öfter vorkommt ; in der Schlussdatierung ist Data iussio wieder
vom Kopisten, wohl bona fide, aus Datum iussionis verschlimmbessert. —
Dnr Name des Notars Largiarius kommt sonst nicht vor; Dagarius
(vgl. Ficker. Forschungen III 12 § 434 n. 4), der im ganzen 16 Herzogs-
urkunden, darunter 4 von Theodicius und 3 von Hildebrand (Chroust
n. 14-17. Eeg. Farf. II 94 n. 117. 118. 99 n. 126) schrieb, in den Placita
seit Gisulf und in der notiiia Hildebrands (Reg. Farf. II 51 n. .52. 88
n. 108. 89 n. 110. 93 n. 116. 113 n. 149. Hübner 652) als Diktator genannt
wird, unter Hildebrand den Titel castaldiiis et notarius führt und einmal
(Reg. Farf. II 113 n. 149) als castaldius et referendariiis bezeichnet wird,
war offenbar unter Theodicius wie unter Hildebrand der eigentliche Kanz-
leiohef (Chroust S. 145. 146 ist unvollständig), der auch das endgültige For-
mular des Herzogspräzepts ausgebildet hat. In dem Placitum vom März 779
(Hübner 652) leitete er auf eine Klage des Klosters S. Vincenzo al Vol-
turno die Untersuchung. Neben ihm ist noch ein Notar Luciarius tätig
gewesen, von dem wir nur wissen, dass er die fünfte Urkunde des Herzogs
Theodicius (Chroust n. 18) schrieb ; die nicht eigentlich kanzleimässige
hrevis notitia Heg. Farf. II 78 n. 92 schrieb in Kieti auf den Befehl des
Herzogs Theodicius der Notar Teudelapus, der auch unter Hildebrand
als Schreiber der notitia Reg. Farf. II 88 n. 108 und eines Placitums diente
und noch unter Winichis das Placitum Hübner 662 schrieb. Weder das
einmalige Vorkommen des sonst unbezeugten Notars Largiarius noch die
Namensform kann als Verdachtsmoment gelten.
■) Hier in der Schlussdatierung werden regelmässig die Regieruugs-
jahre des Herzogs, der Monat und die Indiktion genannt. Jahr und In-
diktion passen beide für Juni 772. Auf das fehlex'h.a.ite ducati sta.tt ducatus
braucht beim Stande der Überlieferung kein Gewicht gelegt zu werden ;
die Appreciatio feliciter am Sohluss fehlt auch bei Chroust n. 14 und 18,
während sie in n. 15-17 vorhanden ist.
^) Die Zweiteilung des Eschatokolls findet sich im Spoletiner Herzogs-
präzept von Anfang an, doch die Subskriptionsformel mit dem Beurkun-
dungsbefehl hat selbst in den früheren von Dagarius verfassten Urkunden
noch keine feste Gestalt angenommen : Chroust S. 142-143 : seit Chroust
n. 13 (April 764, noch unter Herzog Gisulfj hat dann Dagarius in seinen
6 Urkunden gleiohmässig die in der vorliegenden Urkunde gebrauchte
Formel (doch s. S. 233 Anm. 4) verwandt. Herzog Theodicius wird im
September 773 zuletzt in einer Datierung genannt (Reg. Farf. II 82
n. 97 •, die Epoche seines vom Papst gesetzten Nachfolgers Hildebrand
beginnt zwischen August und Dezember 773, im wesentlichen von Fat-
EINE LANGOBARDISCHB HERZOGSURKUNDfi AUS SPOLETO (772) 235
Als Lokalbeamte werden der actionarius ^) und der con-
diictor genannt. Wenn auch die Erwähnung des conductor
an dieser Stelle sonst nicht nachweisbar ist, so ist sie un-
verdächtig, da die verschiedensten Amtstitel an dieser Stelle
vorkommen '^).
teschi, Mem. ist. dipl. .. deiluchi .. del ducato di Spoleto p. 42-46
nachgewiesen, vgl. Duchesnes Note zum Libei' pontifioalis I 496 und
besonders Hamel, Territorialgesoh. des Kirchenstaates S. 46-48). Unter
Hildebrand wird überwiegend ein neuer Brauch, der kurz vorher in der
Spuletiner Privaturkunde zu überwiegender Geltung gelangt war, Regel,
nämlich die den Beurkundungsbefehl erwähnende Unterschrift des Notars
ganz am Schluss, mit oder ohne Appreciatio. So unter den neun Präzepten
Hildebrands (Eeg. Farf. II 85 n. 100 fällt hier weg, da es des Esohato-
kolls entbehrt) in fünf (ebenda p. 86 n. 106. 87 n. 107. 88 n. 109. 100 n.
129. 116 n. 151). Viermal noch wird die traditionelle Form verwandt,
dreimal von Dagarius (ebenda p. 94 n. 117. 118. 99 n. 126), dann im Au-
gust 787 vom Diakon und Notar Halifredus (ebenda p. 121 n. 159), der
vorher (ebenda p. 116 n. 151) die jüngere Form aufgenommen hat, deren
übrige Beispiele sämtlich vom Notar Aderis stammen. Man sieht: die
Subskriptionsformel in vorliegender Gestalt war nur von 764 bis 773 in
alleinigem Gebrauche.
') Es heisst suh eodeni actionario\ in eodem, wird ein verlesener Ei-
genname stecken, da vorher kein actionarius im Text vorkommt oder auch
nur hätte vorkommen können.
^) In der Regel (^zwölfmal) Gastalden, dann dreimal actionarii, ferner
der archiporcarius und maripan: s. Chroust S. 149-151 und die Tabellen
S. 202-205. Unter Hildebrand wird der Gastalde achtmal, der actionarius
neben ihm dreimal, ein nomes einmal genannt. In der einzigen nicht von
Dagarius geschriebenen Urkunde des Herzogs Theodicius Chroust n. 18
fehlt die Nennung der Lokalbeamten. Dass der Gastalde in unserer Ur-
kunde nicht genannt ist, wird sich dadurch erklären, dass sein Amt seit
772 unbesetzt war, wie auch damals die Nennung des Gastalden in der
Datierung der Privaturkunden unterblieb. Im Mai 771 wird Hilderich zum
letzten Male, im September 77H Alifred zum ersten Male als Gastalde
von Eieti genannt (Eeg. Farf. II 80 n. 95. 82 n. 97). Über frühere Va-
kanzen des Postens s. Chroust S. 151. Ferner käme in Betracht, dass
die Urkunde nicht in einer civitan ausgestellt ist, wo die Nennung des
obersten Beamten, des Gastalden, zunächst läge, sondern in der herzog-
lichen cnrtis in Sahelli Hiber die Lage s. Chron. Farf. II 123. 282); doch
aucli Chroust n. 10, wo der Gastalde genannt ist, hat eine ciirii» zum
Ausstellungsort, und Chroust S. 150 zeigt, dass es sich um Beamte nicht
des Ortes handelt, in dem der Herzog sicli aufhielt, sondern des Bezirkes,
in dem die geschenkten Besitzungen lagen. Nun wird, wo der Gastalde
236 F. SCHNEIDER
Die folgenden Unterschriften des Herzogs und der vier
Zeugen sind, wie gesagt, für ein echtes Spoletiner Herzogs-
fehlt (Chroust n. 6. 16), der actionarius genannt, wenn es sich um immo-
bilen Besitz handelt, wie hier; in Chroust n. 17 dagegen der 7naripas,
weil, wie ein Vergleich mit n. 15 ergibt (Gastalde und maripas), Herden
vergabt werden. Chroust S. 150 erweist ja ganz analog, dass archiporcarii
neben den Gastalden genannt werden, wenn es sich um Schenkung von
herzoglichem Waldland handelt. Die Erwähnung des actionarius ist also
durchaus regelrecht. Dieser war damals, wie in der späteren Kaiserzeit
(über die frühei-e s. Hirschfeld, Verwaltungsbeamte ^ S. 128-137), der
staatliche Aufsiohtsbeamte über die Domänen und unterstand im Her-
zogtum Spoleto unmittelbar dem Gastalden. Sein Verwaltungsbezirk war
der alte fundus, damals im wesentlichen (zum Unterschied von der Kaiser-
zeit: dass der Begriff massa — ausserhalb des Kirchenstaates, mTiss ein-
geschränkt werden — verschwunden war, sagt Leicht I 16) identisch mit
vieles, curtis: vgl. Leicht I 23-32. Mayer, Ital. Verfassungsgesch. I 221 ist
unklar. Richtig im Register von MG LL. IV 665 s. v. actor, actionarius
und p. 671 s. V. yastaldius. Später nannte man auch die actionarii Gastalden
und bezeichnete die unter den curtes stehenden casalia hin und wieder als
curtes. Der actionarius hatte etwa den gleichen Rang wie der snuldahis,
der Vorsteher der freien Langobardengemeinde. Vgl. auch Darmstädter,
Das Reichsgut in der Lombardei S. 285-288. Ebenso steht der conductor ganz
im römisch-rechtlichen Sinne in den wenigen Fällen, wo die Wirtschafts-
form der Grosspaoht noch vorkommt (Leicht I 25. 33 n. 2, dazu Chron.
Farf. I 293-297, alle aus Klosterwirtschaft; vgl. Mayer I 192-203), neben
oder nach dem actor als Pächter der curtis (des fundus). So geht Reg. Farf.
II 60 n. 66 der actionarius in der Zeugenliste dem conductor voraus, dessen
Pachtbezirk mit dem Schwinden der Geldwirtschaft nicht mehr stets den
ganzen fundus umfasste: oft gehörten später (Chron. Farf. I 293, freilich
Privatwirtschaft: 8 conductores unter dem actionarius) mehrere zur actio-
naria. Vgl. auch Leicht, Studi sulla proprietä fondiaria IL Oneri publici e
diritti signorili, parte 1, L'Italia meridionale p. 21-38. Drei von den vier
von Leicht I 33 genannten Urkunden, die conductores erAvähnen, und manche
andere aus dem Reg. Farf. stammen aus dem Herzogtum Spoleto ; klar
wird die Organisation durch Reg. Farf. II 39 n. 33, wo Herzog Lupo sagt,
dass der conductor die curtis {curticella) bis zum Tage ihrer Vergabung
an Farfa ad nostram defensare et tenere potestateni visus est. Das war die
Lage der Minderzahl unter den cui'tes des Herzogs, die Mehrzahl unter-
stand den actionarii in Eigenwirtschaft, und unter diese war auch irgend-
wie die Aufsicht über die einzelnen an conductores verpachteten curtes
verteilt. Im Herzogtum Benevent spielen die conductores eine grössere
Rolle. Über die geminderte Stellung der conductores der römischen Kirche
s. Hartmann, Gesch. Italiens II 1 S. 114-146. Mommsen in Zeitschr.
f. Soz.- u. WG. I 41.
EINE LANGOBARDISCHE HERZOGSURKLIXDE AUS Sl'OLETO (772) 237
präzept unmöglicli ^). Hier lernen wir zum ersten Male den
Fälscher genauer kennen ; denn die Namensformen — gro-
teske Bildungen von auflfallend romanischem Klang für die
Umgebung eines Herzogs von Spoleto — entstammen der
Phantasie jenes Mannes, der diese in späterer Zeit '^) nötig
scheinende Beglaubigung anfügte ^).
Nun der Kontext. Wie die Titulatur eines Bischofs zu
lauten hatte, wissen wir nicht, doch sicher nicht sancte sedis
X. ecclesie venerahili cpiscopo, da venerahilis episcopiis, etwa mit
dem Zusatz der Stadt, z. B. Reatinae civitatis*)^ in Langobar-
denzeir, in Spoleto vorkommt, nicht sedes. Dagegen sind die
Dispositio und die zum Ersatz der fehlenden Arenga verwandte
') Nur in einem Placitum Herzojs: Gisulfs (Chroust S. 158) findet sich
eine (eigenhändige) Herzogsunterschrift, ebenso unterschrieb später Herzog
Hildebrand eigenhändig seine Plaoita, deren eines, das er in der Grafschaft
Florenz ausgestellt hat, als er bei Karl dem Grossen weilte, nach frän-
kischem Brauch auch von den Riclitern unterschrieben ist (Reg. Farf. II
89 n. 110. 113 n. 149». Der Zusatz rogavit in der Herzogsunterschrift weist
besonders deutlich auf die Entstehung dieser Beglaubigungen unter dem
Einfluss der Privaturkunde hin.
") Als die Privaturkunde völlig das lierzogliche Präzept absorbiert
hatte, ein Zeitpunkt, der sich wegen Mangels an Material nicht fest-
stellen lässt. Dass diese Entwicklung, die in der frühen fränkischen Zeit
mächtig gefördert wurde (s. o. S. 234 Anm. 2 über die jüngere Sub-
skriptionsforinel), schon in der vorfränkischen Zeit begann, erwähnt Chroust
S. 136. 141.
^1 Auffallend ist auch Altininaci coviitis: üb^r die binden Belegstellen
aus vorft-änkischer Zeit für comes im SpoletiniscJien s. Chroust S. 1.59,
femer die drei comites Reg. Farf. II 34 n. 25 (74«) als Zeugen; vgl. Pabst
in Forsch, z. deutschen Gesch. II 441-442. Dagegen s. Reg. Farf. II 121
n. 159, die letzte Urkunde von Herzog Hildebrand, in der dort, wo man
Nennung des Gastalden erwartet, Sub Guarino comite genero nostro steht;
auch sonst bieten seine und seines Nachfolgers Winichis Urkunden, beson-
ders die Placita, Belege dafür, dass d^r Titel Gastaldi' allmählich durch
das fränkische comes ersetzt wurde. Über den analogen Hergang im Her-
zogtum Benevent s. meine Bemerkungen zu Poupardin, Les institutions
polit. et admin. des principaut6s lombardes de l'Italie m6rid., der die
Identität beider Titel gar nicht erkannt hat, im Lit. Zentralblatt LIX (1908)
Sp. 1191-1192; ebenso jetzt Hartmann in Mitteil. d. Instituts f. österr.
Gesch. XXX 1S2.
*( Reg. Farf. II Hi» n. IIU, fn-ilich er.st aus der Z.-it 11. tz..:: Ilild.'-
brands, ebi-nso p. 93 n. 11 H »anctne Dei aeccleniae Reatinae.
238 F. SCHNEIDER
Motivierung ^) am Platze. Dass neben dem eigenen Seelenheil
des Donators das der Könige ausnahmsweise nicht erwähnt
wird, findet sehr gut seine Erklärung durch die Tatsache, dass
es sich eben in allen übrigen Fällen um Gaben an die lango-
bardische Reichsabtei Farfa handelt. Dass die Füi'bitte
fehlt, ist aber auffallend. Aus der Pertinenzformel, die in
gleichartigen Stücken nicht typisch gestaltet ist, lassen sich
keine Schlüsse ziehen. Gegen die Conclusio ist einzuwenden,
dass in der Nennung von coJono vel clientulo vor actore, an
der Stelle des hier nicht gut entbehrlichen Gastalden, eine
Anomalie liegt, die weder durch sachliche Gründe noch als
Verlesung oder stilistische Überarbeitung, sondern nur durch
Verunechtung erklärbar ist ■).
Führt uns das zur Lösung der Echtheitsfrage? Formale
Gründe ergaben, dass die vorliegende Kopie uns keinesfalls
die Urkmide des Herzogs Theodicius in ihrer ursprünglichen
Gestalt bewahrt haben kann. Abgesehen von Lesefehlern und
kleinen Verderbnissen ^), die bei der Unbekanntschaft des
reichlich drei Jahrhunderte später lebenden Abschreibers mit
der langobardischen Kursive und bei dem wohl schlechten
Erhaltungszustand des Originals *) erklärlich wären, haben
' ) statt redemptione lipisst es meist me7'cede, auch noch mehrfach unter
Hildebrand: doch Chroust n. 17 hat mercede et redemptione, n. 14 mercede
et retrihutione.
2) Denn die Spoletiner Sanctio wandte sich in Langobardenzeit stets nur
an Personen mit öffentlich-rechtlichen Befugnissen, die dem Herzog unter-
standen. Erst unter Herzog Hildebrand wird zu dem vorher allein üblichen
a nullo gastaldio vel actore nostro f Ausnahme Chroust n. 3 : Zusatz von comes,
s. o. S. 237 Anm. 3, und n. 1. 2. 4. 9. 11 : die ältere Gestalt der Formel, wo der
Gastalde noch nicht genannt wird), das auch bei ihm noch überwiegt (in 5
von 9 Präzepten, Eeg. Farf. II 94 n. 117. 118. 99 n. 126. 100 n. 129. 116
n. 151 : einmal, p. 88 n. 109, nur der Gastalde), schon ein Zusatz gemacht :
ebenda p. 85. 86 n. 106. 107 heisst es nullus castaldius atque (vel) actiona-
rius noster neque ullus homo: p. 121 n. 159: a nullo ho m ine, comite,
caataldio vel actore nostro. Dass die hörigen Pächter und Schutzbefohlenen
gar vor dem actor genannt werden, macht den Tatbestand noch auffallender.
*) Die einigermassen bedeutenderen sind in den vorhergehenden An-
merkungen erwähnt.
*) Der Text weist einige Lücken auf, die durch Löcher-oder unlesbare
Stellen der Kopie in Rieti entstanden sind, wie der verstümmelte Orts-
name {Mancianum et L...).
EINE I.ANGOBARDISCHE HERZOGSURKUNDE AU« SPOLETO (772) 239
wir auch einige Verunechtungen und Einschiebungen nach-
gewiesen. Doch genügt das Beweismaterial noch nicht, um
auf Dolus zu erkennen; wenn veraltete Titel durch gebräuch-
liche ersetzt ^), unverständlich und rechtsungültig gewordene
Beglaubigungsformeln durch Anfügung der üblich gewor-
denen ergänzt worden sind -), liegt vorerst nur die Absicht zu
Tage, die subjektive Überzeugung von der Echtheit der Ur-
kunde objektiv gegen Einwände zu schützen; freilich bleibt
dann die Einfügung von colono vel clientido in die Sanctio
unerklärt.
Noch sind die Mittel der inneren Kritik nicht erschöpft.
Bischof Isemund kommt, nach TJghelli, Cappelletti und De-
sanctis 3), nur in dieser einen Urkunde vor; das will wenig
sagen, da ihre ganz unvollständige Bischofsliste von Rieti aus
dem Regestum Farfense Ergänzungen erfährt. Dort wird im
März 773 ein Bischof Gumpert^), im Jahre 775 Afiio electus^
vom Dezember 776 bis zum Juli 781 Sinuald (Senuald), da-
zwischen im April 778 Petrus erwähnt ^j ; es wäre ja nicht
ganz unmöglich, dass Isemund einige Zeit vor Juni 772 Bi-
schof ward und Gumpert ihm vor März 773 folgte. Bedenklich
bleibt dabei nur, dass vom 22. Februar 807 bis zum 2. Juni 836
ein Bischof Hisimund von Rieti nachweisbar ist ß), und es
') So sancte sedis für ecclesiae und excellentissiinus für r/Ioriosiis et
sttmmun, s. oben S. 237 Anm. 4 und S. 233 Anm. 4.
*) So der Unterschriften des Herzogs und der Zeugen.
') S. oben S. 232 Anm. 4. Ebenso Avenig brauchbar ist die von De-
sanctis benützte Liste bei Maroni. Commentarius de ecclesia et epis-
copis Reatinis (Koma 1763).
*) Reg. Farf. II 78 n. 92. Vor ihm B. Teuto : ebenda S. 52 n. 53 (-761).
*> Von Agio in der ersten Urkunde Sinualds erwähnt, dass er im
Vorjahre (775) electus war. Sinuald: Reg. Farf. II 89 n. 110 (77() XID. 93
n. 116 (777 III). Hübner 652 (779 III). Reg. Farf. II 109 n. 142 (7hO VI).
113 n. 149 (781 VII). Petrus : ebenda 99 n. 127 (778 IV). Wie diese Unter-
brechung zu erklären ist, braucht uns hier nicht zu beschäftigen. Von
781 bis 807 versagt das Material.
«) Ebenda p. 151 n. 201 (807 II 22). 160 n. 214 (811 I). 168 u. 224
(814 II). 170 n. 225 (nach dem Abt von Farfa etwa 802-815, nach der
Stellung im Reg. Farf. um 814 ausgestellt). 231 n. 295 (886 VI 2). Vor
851 war das Bistum eine Reihe von .Taliren hindurch ohne Bischof: Kehr
IV 22 n. 1. 2.
240 F. SCHNEIDER
wäre eine unkritische petitio principii, auf die Autorität un-
serer Urkunde hin zwei Bischöfe dieses Namens anzunehmen.
Vielmehr wird man nun schliessen müssen, dass die Vorlage
gar nicht für einen Bischof von Rieti ausgestellt war i). und
dass der Fälscher aus Mangel an Material älterer Zeit oder
aus Unfähigkeit den Bischof, dessen Namen er in Urkunden
fand, einer falschen Epoche zuschrieb. Dazu passt, dass der
Stil und das verwilderte Latein 2) des ganzen Kontextes nicht
der alten Herzogskanzlei, sondern späteren Jahrhunderten
angehören.
Die ciirtis de Vara7iis war später wirklich im Besitz des
Bistums ßieti; sie steht als castruni de Verano in den Pri-
vilegien Anastasius' IV. und Lucius' IIL ^). Nach unserer
Urkunde lag sie in territorio Batino; der Ort ist heute ver-
schollen, kann aber mit Hülfe einer Farfeser Urkunde iden-
tifiziert werden ^j. Farfa erhielt nämlich dort durch Tausch
Besitz, unter dessen Grenzen Calcarola genannt wird. Das ist
Calcariola auf den Höhen über dem Velino östlich von Citta
ducale, und südöstlich davon, nur etwa 3 Kilometer entfernt,
findet man auf der Generalstabskarte den Namen Monte
Varano. Dazu passt aber der Zusatz, Varano läge in locus
■ ubi diciUir Colline, durchaus nicht. Erstens ist locus damals
identisch mit ciirtis oder jedenfalls kein übergeordneter, son-
dern eher ein untergeordneter Begrifft). Zweitens ist Colline
') In diesem Zusammenhang gewinnt der unmögliche Titel des Bi-
schofs, den man. sonst als harmlose stilistische Überarbeitung hätte auf-
fassen müssen Toben S. 237), eine andere Bedeutung. Er weist ebenso
auf die spätere Fälscherhand, wie die mansi. die falsche Epoche des Bi-
schofs, das rogavit der Herzogsuntersohrift, die Unterschriften überhaupt
und der Stil.
*) So wird cuvi mehrfach mit dem Akkusativ konstruiert: auch que
a nohis satis pertinet darf wohl beanstandet werden : ebenso ducati, ferner
dedimus... case duodecim und res... in locus ubi dicitur Colline.
=") Kehr IV 23 n. 7 und 10. Die beiden Diplome St. 4238 und 4710
enthalten keine Besitzliste.
*) ßeg. Farf. III 284 n. 611, März 1015: infra territorium Reatinum
in loco qui nominatur Veranus et in eins vocabulis. Die Urkunde ist auch
Chron. Farf. II 53 zitiert.
^) Leicht I 11-15, vgl. 32. Dass ein locm* mehrere fundi umfasste, finde
ich nicht (etwas anderes ist es, wenn in einem fundus zwei langobardische
EINE LANGOBARDISCHE HERZOGSCRKrXDE AUS SPOLETO (772) 241
kein locus, kein finidus, keine curtis, sondern ein diesen über-
geordneter Begriff, nämlich ein territorhim ^). Drittens lag das
territorhnn Collinense natürlich nicht innerhalb eines andern
territorhim, des t. Reatinum, es gehörte überhaupt nicht zum
Herzogtum Spoleto, sondern zu der päpstlichen Tuscia B-o-
mana, Herzog Theodicius hatte dort nichts zu verschenken.
Das territorium Collinense ist das Gebiet des alten Capenae
an der Via Flaminia auf dem r e c h t e n Tiberufer, etwa zwi-
schen Riano und dem Soracte '-). So konnte Varano niemals
von einem ortskundigen Manne im territorium Collinense ge-
sucht werden; dagegen lag dort tatsächlich der zweite der
verschenkten Orte, Mancianum, wie wieder eine Farfeser Ur-
kunde zeigt ^); Farfa besass eine Eigenkirche in territorw
Collinensi, in fundo Moroliqjo et in loco q\d dicitur Mancianus.
Und gerade hier fügt unsere Urkunde keine nähere Angabe
über die Lage hinzu ; fast möchte man annehmen, die beiden
Orte seien mit einander verwechselt. Da die beiden weiteren
Ortsnamen in unserer Urkunde keine Anhaltspunkte für oder
gegen die Echtheit ergeben ^), kommen wir zum Schluss.
cenfenae angesiedelt sind : Leicht p. 14, was auch sonst vorkommen dürfte),
dagegen einen fiindus, der in mehrere loci zerfiel : unten Anm. 3.
') Das Gebiet der civitns, das in Langobardeuzeit, soweit es nicht
einen eigenen Herzog hatte, einem Gastalden unterstand und in der Fran-
kenzeit, seit der Gastalde den Titel comes führt, als Grafschaft bezeichnet
wird; vgl. oben S. 237 Anm. 3 und Leicht I 11. Gleichbedeutend ist nach
Leicht a. a. O. Anm. 1 iudiciaria, was aber in Volterra im X. Jahrhundert
die plebs als weltlichen Verwaltungsbezirk ("also den alten fundits. Leicht
a. a. O. p. 14) bedeutet: Reg. Volat. S. 43B s. v. iudiciaria.
*) Über das territorium CoZZ^■«en*c s. besonders Galletti, Capena mu-
nicipio dei Romani CRoma 1756) p. 37-42 und Tomassetti in Arch.
Soc. Rom. VII 21!S-23H. Reichen Aufschluss gewähren die Farfeser Urkun-
den: im Register von Chron. Farf. II 381 s. v. Collinense territorium sind,
wie eine eingehende Ortsanah'se ergab, noch einige der vorher s. v. Col-
lina(e) aufgeführten Stelleu hinzuzufügen.
=•; Reg. Farf. III 299 n. 728, September 1038. Das Zitat dieser Ur-
kunde im Chron. Farf. II 53 sagt ungenau territorii Collinensis in fundo
Manciano. Der Ort Manciano ist lieute verschollen : als eigener fundus
wird er auch in den verderbten Formen Macanus. Macconus, Maccianus
bei Tommassetti p. 231 bezeichnet. Daselbst p. 249-253 über Morlupo.
* Von dem einen ist nur der Anfangsbuclistabe L erlialten ; der Ort
Ad nlmum im Gebiet von Narni kann nicht identifiziert werden, in den
242 t'- SCHNEIDER
Dem Bistum Rieti gehörte also zwar Varano und vielleicht
auch Manciano, jedenfalls hatte es Güter im territormm Col-
linense i). Die Besitzschenkung in der vorliegenden Urkunde
ist aber auch materiell als eine Fälschung und zwar aus
viel späterer Zeit zu erweisen ; denn ihr Urheber wusste nur
— etwa aus Besitz- oder Pachtverzeichnissen — , dass sein
Bistum dort Ansprüche hatte, die aber keinesfalls mehr tat-
sächlich durchführbar waren. Sonst wäre er über die Lage
dieser Orte nicht im Zweifel gewesen. Nun erklärt sich aber
auch die Einschiebung der AVorte colono vel clientulo in die
Sanctio. Gerade diese Kleinpächter hätten die Abgaben zu
zahlen gehabt und hatten sich ihnen entzogen; einen con-
diictor wird das Bistum an diesen Orten eben nicht gehabt
haben. Fand der Fälscher es also nötig, seinen Herzog Theo-
dicius so nachdrücklich gerade den Hintersassen einschärfen
zu lassen, dass sie sich der Schenkung nicht widersetzten, so
drohte gerade damals die Gefahr, dass diese sich ihrem recht-
lichen Pacht- und Abhängigkeitsverhältnis entzögen, oder
sie war vielleicht teilweise schon eingetreten. Das würde
auf die Bauernbewegung des späteren XI. und beginnenden
XII. Jahrhunderts führen, die das Comune rurale schuft).
Ist dies richtig, so muss die Fälschung harmlos und ohne den
animus decipiendi geschehen sein, wozu das an sich sehr
schwache Argument stimmt, dass in der späteren Zeit wohl
nicht gerade eine Herzogsurkunde gewählt worden wäre, um
fremdes Gut betrügerisch zu erwerben und vor Gericht zu
verteidigen; die herzogliche Gewalt war in den Zeiten, in
denen die Fälschung zustande kam, sehr in den Hintergrund
getreten, und von der Macht der alten Langobardenherzöge
wird der Fälscher kaum etwas gewusst haben. Aber wenn es
sich um vorhandene, nur durch schlechte Verwaltung auf der
S. 240 Anm. 3 erwähnten Besitzlisten des Bistums finden sich keine Güter
im Gebiet von Narni.
') Varano: oben S. 240: Besitz in loco (!) qui dicitur Colline in der Ur-
kunde saec. X (die Zeitmerkmale widersprechen sich, jedenfalls gehört die
Urkunde der ersten Hälfte des Jahrhunderts an) im Kapitelarohiv zu Rieti
Arm. IV fasc. K n. 1 erwähnt: Mazzatinti IV 223.
«) Es wären ganz analoge Vorgänge wie die QF. XI 57 besprochenen,
wie solche überhaupt damals in ganz Mittelitalien keine Seltenheit waren.
EINE LANGOBARDISCHE HERZ0GSURKL:NDE AVS Sl'OLETO (112) 24ö
einen, Renitenz auf der andern Seite halb in Vergessenheit
geratene Besitzrechte handelte, mochte eine Herzogsurkunde,
die zufällig in die Hände des nach einem Muster Suchenden
fiel, die geeignete Form abgeben, um den Bauern das Ge-
wissen zu schärfen. So ist der materielle Inhalt der Urkunde
sein Werk; und so verdanken wir dem unbekannten Eiferer
um den Besitz von Rieti immerhin beträchtliche Teile des
Formulars einer langobardischen Herzogsurkunde.
BEILAGE.
Herzog Theodicius von Spoleto schenkt dem Bischof Isenutnd
von liieti die curtis de Varanis im Gebiet von Rieti im Ort
Colline, Mancianum und L . . . , soivie 12 casae im Gebiet von
Narni im Ort ad Ulmum. Sabelli 772 Juni.
Fälsch V Jif/.
Rieti ACap. Arm. IV fasc. L n. 1 Kopie s. XII in. von Cencius S.
Rom. Eccl. scriniarius, civis Eomanus natus trans Tiberim. — Rom Bihl. Vat.
Cod. Barb. Lat. 3209 (XL 6) fol. 28 Kopie s. XVII (in Ughellis Nachlass).
— Edd. Ughelli, Italia sacra ^ V 1526 =^I 119f> z:z Cappelletti, Le chiese
d'Italia V 301. Michaeli, Mem. stör, dt Rieti II 2^0. — Reg. Mazzatinti,
GH archivi d' Italia IV 223. — Zit. Bethmann in Archiv XII 388. 488.
Desanctis, Notizie storiche sopra il tempio cattedrale, la serie dei vescovi
ed i vetuati monasteri di Rieti p. 71. Moroni, Dizionario di erud. stor.-
eccl. LVII 233 sq. Holder-Egger in Neues Archiv XXXII ~'>2 n. 239.
t In nomine Dei et salvatoris nostri lesu. Regnante domino
nostro Desiderio et Aldechis filio eins piissimi reggibus anno regni
eorum octavo decimo, Ego in Dei nomine Teduiicus excellentissi-
mus dux. Donamus atque concedimus Isemundo sancte sedis Reatine
ecclesie venerabili episcopo pro redemptione anime nostre«)... res,
que a nobis satis pertinent, hoc est res ipse in territorio Ratino*)
in locus ubi dicitur Colline, ipsa curte de Varanis cum XXII mansos
et cum ipsa ecclesia sancti Manni, que est ibidem edificata cum
terris, vineis.et cum omnibus pertinentiis eius cultis et incultis et
cum omnibus edificiis illorum cum servis et ancillis, sicuti nostre
potestatis est, cum campis et silvis, cum montibus et planitiis, cum
salectis et pratibus et decursibus aquarum, omnia in omnibus, sicut
244 F. SCHNEIDER
supradictum est, concedimus dicte ecclesie et eius sucoessoribus. In-
super concedimus predicto episcopo sueque ecclesie suisque succes-
soribus totam terram ubi dicitur Mancianum et L «) cum ipse
ecclesie que ibidem sunt edificate, tarn in montibus, quam in pla-
nitiebus. Insuper dedimus iam dicto episcopo etiam supradicte ec-
clesie suisque successoribus in territorio Narnatino in loco qui di-
citur ad Ullmum case duodecim, que reguntur per Mellitum et Pa-
lummum ac Ursillam et cum fratribus et filiis eorum. Hec omnia
concedimus, qualiter superius legitur, [quatinus <»)] ecclesie firmum
ac stabile permaneat uostrum donum et a nullo nostro colono vel
clientulo seu nostro actore sibi suisque successoribus aliquando con-
tradicatur. Ex iussione nostre potestatis scripsi ego Largiarius
notarius. Data iussio in curte nostra in Sabelli anno ducati nostri
in Dei nomine decimo, mensis iunius, indictione decima, sub eodem
actionario et Fabiano conductore. Signum Theuduici, qui hanc
rogavit. Signum manu Altininaci comitis, rogati testes sumixs felici-
ter. Signum manu Anastasii, Signum manu Arderardi, signum manu
Crescentii, rogati testes sumus.
a) etwa 7 Buchstaben vermodert. f>) Eat mit Kürzungsstrich.
DIE ANGEBLICHE GEHEIMHALTUNG
DES TODES KAISER FRIEDRICHS IL
VON R. DAVIDSOHN.
Die Frage, ob das Ableben des grossen Staufers während
einiger Zeit geheim gehalten worden sei, ist neuerdings wieder
Gegenstand der Erörterung geworden. Von den zeitgenössi-
schen Chronisten haben Matthäus von Paris und Salimbene
dies behauptet; nach dem ersteren wäre das Geheimnis vom
13. Dezember 1250 bis zum Tage des heiligen Stephan, dem
26. Dezember, bewahrt geblieben. Die Zuverlässigkeit des
Mönches von St. Alban für Einzelangaben betreffs der Ereig-
nisse in weiter Ferne ist eine geringe und ebenso hätte die
Meldung des Salimbene bei neueren Forschern wenig Glauben
gefunden, hätten ihr nicht zwei Urkunden, beide auf das
südliche Toscana bezüglich, den Schein der Wahrheit ver-
liehen. Ficker (Forsch. II 518) drückt sich sehr vorsichtig
aus: es sei kaum anzunehmen, Galvano Lancia, der kaiser-
liche General kapitan von Amelia bis Corneto, der Aldobran-
descrt -Grafschaft und der Marittima, habe den Tod nicht ge-
kannt, „ aber er s cheint ihn zu verheimlichen ; es scheint
sich da um eine Massregel zu handeln, die getroffen wurde,
um die Stellung Manfreds zu sichern ".
In einem Abschnitt meiner „ Forschungen zur Geschichte
von Florenz " IV 98 ff. glaubte ich aus der gesamten Lage
Toscanas, vor Allem aber aus den in Rede stehenden Urkun-
den selbst, die Verheimlichung verneinen zu müssen und in
der darstellenden „ Geschichte von Florenz " II 1 S. 380
sprach ich mich dahin aus : ein solcher, an sich undurchführ-
barer Versuch hätte dem verzweifelten Einfall von Kindern,
nicht einer Massnahme staatskluger Männer geglichen.
246 R. DAVIDSOHN
Zeugenaussagen, die uns die Ratsbücher von San Gimi-
gnano aufbewahrt haben (Forsch, u.s. w, II Reg. 601), bekun-
den, qiiod eo tempore, quo sonitus evenit in Tuscia, qiiod dominus
imperator obiit, dominus Federigus (von Antiochia) et alii offl-
ticdes^ qui erant pro eo in Tuscia, cessaverunt ah offitüs und
qiiod incontinenti, qiiod sonitus venit dictum imperatorem esse
mortuum, omnes officiales statuti ah imperio in episcopatu Vid-
terrano cessaverunt ab offitio. Man sieht aus diesen Sätzen,
dass die Mehrzahl der Reichsbeamten, an ihrer Spitze Frie-
drich von Antiochien, „ der König ", wie er in Toscana
genannt wurde, nicht an Bewahrung des Greheimnisses, nicht
an Aufrechterhaltung der erschütterten Reichsmacht, „ um
die Stellung Manfreds zu sichern ", sondern nur an die Ret-
tung der eigenen Personen vor zahlreichen Widersachern
dachte. Durch ihr Entweichen aber muss auch dessen Ur-
sache offenbar geworden sein.
Anders als sie verhielt sich der Manfred nahestehende
Galvano Lancia. Auf sich selbst gestellt, hätte er sich eben-
falls nicht zu behaupten vermocht, doch konnte er auf die
Hülfe des von den Ghibellinen regierten Siena hoffen. Be-
reits am 18. Oktober 1249, also vierzehn Monate vor des
Kaisers Hinscheiden, hatte er zwei Gesandte an diese Kom-
mune mit dem Auftrag geschickt, die Bürgerschaft solle die
Aldobrandesca-Grafschaft, das Gebiet des wafifenberühmten
Lehnsmannes der Kirche und Guelfischen Parteigängers ,
Pfalzgrafen Wilhelm, besetzen. Der Rat hatte den auswei-
chenden Beschluss gefasst: der Podestä möge die Antwort
erteilen i) ; und es war nichts geschehen. Jetzt erneuerte
Galvano das Gesuch, oder richtiger er erliess am 31. Dezem-
ber 1250, also achtzehn Tage nach des Kaisers Ableben, in
Montefiascone den durch zwei Gesandte nach Siena zu über-
mittelnden Befehl, die Kommune solle die Aldobrandesca-
Grafschaft gegen die Reichsrebellen in Hut nehmen und die
von ihnen besetzten Gebiete zurückerobern. Diese „ Rebellen "
waren der legitime Herr der Grafschaft, Pfalzgraf Wilhelm,
nebst seinen Angehörigen und Anhängern. Die Form des am
4. Januar 1251 im Sieneser Rat überreichten Befehles führte
Staatsarchiv Siena Consigli Generali I fol. 68.
DIE AXOEBUCHE GEHEIMHALTUNG DES TODES IJiAlSER FRIEDRICHS II. '247
nun Ficker zu der Vermutung, es habe mit der alten Nach-
richt von der Geheimhaltung der Todeskunde doch wohl seine
Richtigkeit Der Auftrag des Lancia an die beiden von ihm
abgeordneten Judices besagt : Cum a saera imperatoria maie-
state nuper rexeperimns firmiter in mandatis, iit comitatum Ählro-
hrandescum cum omnibus ^uis pertineiitiis mcnmtPiiendum, tiiendum
et defendendiim contra omnes rehdles imperii pro parte Serenissimi
doniini nostri Cesaris et illustris viri domini Manfredi^ filii sui,
comuni Senarum assi(/nare deheamus, mögen sie sich nach Siena
begeben, der Kommune die Übernahme der Aldobrandesca-
Grafschaft vorschreiben, die Ausführung ihrer Mission be-
kunden lassen und. die hierauf bezügliche Urkunde ihm über-
mitteln, cum ipsum (sc. iustrumentum) ad imperialem prestntiam
nos opporteat desfinare incontinenti.
Diese letzteren Worte haben Dr. Fedor Schneider
Anlass gegeben, in den ,, Quellen und Forschungen aus Ita-
lienischen Archiven und Bibliotheken " XIII 2 ff. die betref-
fenden Ausführungen in der „ Geschichte von Florenz " und
zumal in den „ Forschungen " zu bekämpfen. Er sieht in
dem Satze den unwiderleglichen Beweis von der Geheimhal-
tung der Todesnachricht, während ich meinerseits darin nichts
zu erblicken vermag, was die Frage klären könnte, sondern
nur ein Formale, dem neben der Nennung des Kaisers in dem
vorher erwähnten Passus keine selbständige Bedeutung bei-
zumessen ist. Als das Entscheidende stellt sich vielmehr die
Nennung „ des erlauchten Mannes Herrn Manfred " neben
dem Kaiser dar. Zur Vermehrung der kaiserlichen Autorität
bedurfte es ihrer gewiss nicht, so lange Friedrich lebte. Er-
folgte sie gleichwohl, so musste sie einen besonderen Sinn
haben, und dieser konnte nur darin bestehen, dass Manfred,
der ja niemals Mitregent des kaiserlichen Vaters war, derzeit
als für die Reichsgewalt handelnd betrachtet wurde. Recht
und Pflicht hierzu gewann er aber erst durch das Testament
des Kaisers. Ob dieses bestritten wird, ob nicht, bleibt hier
ausser Betracht, weil der Befehl in Manfreds Namen eben
nur auf Grund der testamentarischen Bestimmung erlassen
werden konnte. Die Geltendmachung einer aus dem Testa-
ment stammenden Gewalt aber hat die Bekanntgabe des Todes
Kaiser Friedrichs zur Voraussetzung, womit denn freilich die
•248 K. DAVIDSOHN
Erwähnung seiner Person als der eines Befehlenden im auf-
fälligsten Widerspruch zu stehen seheint. Vergegenwärtigen
wir uns indes die Lage. In der Verwirrung nach dem Tode
des Monarchen, in dessen Händen alle Fäden, der Politik, des
Krieges, der Verwaltung zusammenliefen, wird ein eiliger
Auftrag erlassen, Galvano Lancia solle mit Hilfe des dem
Reich noch getreuen Siena ein wichtiges südtoscanisohes
Gebiet behaupten, sowie dessen verlorene Teile wiederzuge-
winnen suchen. Vielleicht fand die kaiserliche Kanzlei in
diesen ersten Stunden oder Tagen für die neue Lage nicht
die geeignete Formel, vielleicht wurde der Auftrag in form-
loser Art durch einen vertrauten Boten übermittelt, und
jedenfalls fand man in der Kanzlei des Generalkapitans, die
gewiss nicht über gewiegte Kenner des Staatsrechtes verfügte,
keinen angemessenen Ausdruck für eine sehr verwickelte
Rechtslage. Konrad IV. war zwar deutscher König und Erbe
von Neapel- Sizilien, aber in Reichsitalien hatte nur ein Kaiser,
oder nach der Auffassung der Zeit ein von der Kirche bestä-
tigter deutscher König zu gebieten. Hieran änderten selbst
die Eide nichts, die der gebannte Kaisei- schon fünf Jahre
vor seinem Ende und noch früher i) seinem Sohne und Erben
hatte schwören las-^en. Die Schwierigkeiten wurden dadurch
vervielfacht, dass Manfred, der von dem zweifelhaft berech-
tigten Erben selbst keine Vollmacht besass, nach dem Testa-
ment Konrad vertreten, an Kaisers statt Befehle erteilen sollte.
Unter solchen Umständen nannte man „ den Kaiser " in einem
gewissermassen abstrakten Sinne als Quelle der Macht, als
Inbegriff der Reichsgewalt. Nur von ihm stammte Manfreds
Vollmacht, nicht aus den gültigen, staatsrechtlichen Auffas-
sungen, nicht von Konrad. Der Befehl erging im Namen des
Imperiums und Manfreds. Da von einem nuper erlassenen
Mandat die Rede ist, da, wie wir sahen, die Angelegenheit
seit Jahr und Tag schwebte, wird ein älterer kaiserlicher
Befehl vorgelegen haben, aus dem die Formel wegen Über-
mittelung der Urkunde ml imperialem presentiam in den den
Gesandten erteilten Auftrag überging. Wie sich zeigte, trug
•) Verlangen wegen Erneuerung des Eides für den Kaiser und Kon-
rad durch San Oimignano 1245 November : Forsch, usw. II Reg. 451.
DIE ANGEBLICHE GEHEIMHALTUNG DES TODES lyAlSEU FKlEDRICHS II. 249
Siena in der Tat den veränderten Verhältnissen Rechnung;
die Bürgerschaft tat, was sie 1 V4 Jahr lang verweigert oder
verzögert hatte. Auch daraus scheint sich zu ergeben, dass
man wusste, welch entscheidendes Ereignis soeben einge-
treten war.
Nun sucht der Herr Verfasser der erwähnten Erörterung
einen Mittelweg. Er tritt lebhaft für die Verheimlichung ein,
aber er erklärt zugleich, die Nachricht vom Tode sei eine
Woche nach Friedrichs Ableben in Florenz, Tags zuvor in
San Gimignano, weitere 24 Stunden früher wahrscheinlich
in Siena bekannt gewesen. Man möchte fragen : wozu denn
noch eine weitere Erörterung? Aber der Autor der verdienst-
vollen Toscanischeu Studien gelangt zu der künstlichen
Konstruktion, sie sei nur Behörden von zuverlässiger Ge-
sinnung mitgeteilt worden. Da es in Florenz solche nicht
gab. die Stadt sich vielmehr längst vorher im Aufstande
gegen die Reichsgewalt erhoben hatte, müssen hier wohl die
Ghibellinen die Behörde von zuverlässiger Gesinnung ver-
treten haben. Er scheint es auffällig zu finden, dass ich mich
der Meldung des Stefani nicht bediente, die Kunde sei am
20. Dezember durch einen der Uberti nach Florenz gelangt.
Es geschah aus guten Gründen. Angaben von solcher Prä-
zision bei dem bis 1386 schreibenden Chronisten, dem für die
Stauferzeit keine älteren Aufzeichnungen zur Verfügung stan-
den, blieben, wo jeder Anhalt zur Nachprüfung fehlt, besser
unbenutzt. Aber ob nun jenes Datum das richtige sein mag,
ob die Kunde um einen Tag früher oder später eintraf, wenn
viele Hunderte „ von zuverlässiger Gesinnung " sie kannten,
muss sie sich natürlich wie ein Lauffeuer verbreitet haben!
Es ehrt den Verfasser, wenn er an die treue Verschwiegen-
heit der „ Zuverlässigen " zu glauben vermag, aber wir müssen
uns zu einer unschönen Skepsis bekennen. Dergleichen er-
scheint zu allen Zeiten, aber mehr als je im Mittelalter un-
denkbar. Keiner von allen „ Zuverlässigen " hätte seiner
Frau, keiner seinen Familienangehörigen die im Augenblick
wichtigste politische Nachriclit mitgeteilt, keiner hätte im
Interesse seiner Person und seiner Familie schleunige Mass-
nahmen getroffen, durch die sich das Geheimnis verraten
hätte, kein Verräter fand sich, während die Kommunen doch
250 R. DAVIDSOHN
ihre Späher uud Vertrauten in den Räten aller Nachbarge-
meinden zu unterhalten pflegten? Es hat in Toscana einen
Fall gegeben, in dem in der Tat die mehrtägige Geheimhal-
tung einer bedeutsamen Todesnachricht gelungen ist. Als
Castruccio Castracani 1328 verschied, verstanden es seine
Angehörigen, die Kunde so lange zu unterdrücken, bis die
Söhne gerüstet waren, die Herrschaft, wie sie meinten, aufrecht
zu erhalten. Aber dies glückte nur, weil die von hohen, be-
türmten Mauern umgebene, ausgedehnte Augusta^ die von dem
verstorbenen Herzog von Lucca erbaute Stadtburg, durch die
ergebenen deutschen Söldner so sicher bewacht wurde, dass
keine Mitteilung herausdringen konnte, weil ferner die Fa-
milie einig und das Interesse ein geraeinsames war. Vor
allem hatte in diesen begrenzten Verhältnissen die Geheim-
haltung einen Zweck, aber die Aufrechterhaltung einer Reichs-
herrschaft durch das gleiche Mittel wäre, wie wir trotz Fickers
Vermutung wiederholen müssen, ein kindliches Unterfangen,
und eine Unterdrückung der Kunde während vieler "Wochen
wäre eine Unmöglichkeit gewesen. Am 27. Januar 1251
musste sich Grosseto Siena unterwerfen. Auch in dem Ver-
trage, durch den dies geschah, wurden „ der Kaiser, Manfred
und des Kaisers Söhne" von denen ausgenommen, gegen die
Grosseto der mächtigeren Nachbarin Hilfe zu leisten hätte;
die Übergabe der Stadt, der hauptsächlichen des Aldobran-
desca-Gebietes, fand in Ausführung des am 4. Januar im Sie-
neser Rat überreichten Befehles statt ad honorem domini nostri
iwperatoris^ domini Manfrcdi eins plii et comunis Senensis.
Die Logik zwingt dazu, wenn man im ersteren Falle aus
den gebrauchten Ausdrücken auf die Geheimhaltung der Todes-
nachricht schliessen will, auch anzunehmen, dass am 27. Ja-
nuar, also 45 Tage nach Friedrichs Ableben, das Geheimnis
noch bewahrt wurde, wie dies W i n k e 1 m a n n Reg. Imp. 13786
in der Tat durch den Zusatz ausdrückt: „ Der Tod des Kaisers
war hier offenbar noch nicht bekannt". Nun war aber die
Leiche Friedrichs schon am 13. Januar in Messina zur Wei-
terbeförderung nach Palermo eingetroflfen, wie ich dies For-
schungen IV 99 im Zusammenhang mit der uns hier beschäf-
tigenden Frage bereits hervorhob, hinzufügend, "ihr Transport
durchs Land habe die Nachricht vom Hinscheiden des Mäch-
DIE ANGEBLICHE GEHEIMHALTUNG DES TODES KAISER FRIEDRICHS II. 251
tigen allem Volk offenbaren müssen. Dr. Schneider meint,
der Landtransport sei wegen der Wegverhältnisse zur Zeit
der Winterregen nicht wahrscheinlich. Dass die Strassen in
Süditalien im Dezember oder Anfang Januar unpassierbar
seien, ist indes eine nicht sehr einleuchtende Annahme. Win
terliche Züge des lebenden Kaisers in den Jahren 1220-21,
1221-22, 1222-23, 1226-26, 1227-28, 1229-30, 1230-31, sowie
Anfang 1247 bezeugen, dass ihn der Winterregen nicht an
der Benutzung dieser Strassen hinderte, weshalb sollen sie
mithin für den Leichenzug unpassierbar gewesen sein? Übri-
gens hätte man selbst bis zum Hafen Barletta hundert Kilo-
meter Apulischen Landes durchziehen müssen, und hätte dies
im tiefsten Geheimnis geschehen können? Doch ist es schon
deshalb durchaus unwahrscheinlich dass der Transport zur
See erfolgte, weil die Leiche nach Messina gebracht und dann
von dort über Patti an der Küste nach Palermo geführt
wurde. Wäre sie aus Apulien zur See nach Sizilien transpor-
tiert, so hätte das Schiff doch wohl seinen Weg nach Palermo
fortgesetzt, und wenn endlich der Landtransport in Nordsizi-
lien erfolgte, kann er in Süditalien nicht unmöglich gewesen
sein. Wir stehen mithin der Grossetaner Urkunde gegenüber
vor dem Dilemma : entweder anzunehmen, während die Leiche
ihrer letzten Ruhestätte entgegengeführt wurde, zwei Wochen
nachdem sie, gewiss von lauter Trauer empfangen, in Messina
eingetroffen war, zwanzig Tage nachdem Florenz wegen des
Kaisers Ableben die vertriebenen Guelfen zurückberufen hatte,
habe man in Südtoscana mit merkwürdiger Hartnäckigkeit an
der hypothetischen Verheimlichung festgehalten, — oder beiden
Urkunden die vorerwähnte Deutung zu geben, man habe viel-
mehr angesichts der starken Schwierigkeit, für die zweifel-
hafte staatsrechtliche Stellung Manfreds einen Ausdruck zu
finden, statt von der Reichsgewalt vom Kaiser als Person
gesprochen, ohne damit ausdrücken zu wollen, dass er noch
am Leben sei. Dies er.scheint als eine Erklärung; für die
wiederholte Nennung Maufreds neben dem für lebend ausge-
gebenen Kaiser aber würde sich überhaupt keine Erklärung
finden lassen.
Es gibr, nun aber überdies ein Schreiben Manfreds an die
Bürger von Palermo (Reg. Imp. 4()33', in dem er ihnen zwei
252 R. DAVIDSOHN
Tage nach dem Ableben seines Vaters, am 15. Dezember 1250^
dessen Tod mitteilt, und in dem er als testamentarisch einge-
setzter Bevollmächtigter Konrads Anordnungen trifft. Bliebe
ein Zweifel, so müsste er wohl dieser Urkunde gegenüber
fallen. Kannte man in Palermo wenige Tage nach dem
15. Dezember ans Manfreds direkter Mitteilung die Todes-
nachricht, so konnten die für ihn wirkenden Beamten und
die in Ausführung ihrer Befehle handelnden Sienesen nicht
sechs Wochen nach dem 15. Dezember die Fiktion aufrecht
erhalten wollen, der Kaiser sei noch am Leben.
Mit der erörterten Frage verknüpft sich eine andere von
geringerer Bedeutung, die betreffs des Schicksals der von den
Florentiner und anderen Toscanischen Guelfen dem Kaiser
gestellten Geiseln. Yillani VI 41 berichtet, Friedrich habe
kurz vor seinem Tode den Befehl erteilt, sie sollten nach
Apulien gebracht werden, er habe sie dort töten lassen wollen.
E andando in PugUa, quando furono in Alaremma, scppono no-
vell'a della morte di Federigo, le guardie per paiira gli lasciaronOj
i qiiali ricoverarono in Campiglia e di lä tornarono a Firemc
e neWaltre terre di Toscana molto poveri e hiBognosi. Dr. Schnei-
der meint (S. 7 Anm.): Davon könne nur wahr sein, dass
die Geiseln aus Campiglia zurückgekehrt seien, das Übrige
fable Villani hinzu. Aus methodischen Gründen ist indes nicht
recht erfindlich, weshalb er zwar eine nicht nachzuprüfende
Meldung des Stefani sine beneficio inventarii annimmt, eine
urkundlich bekräftigte des Villani hingegen teilweise ins
Bereich der Fabel verbannen will. Die Sieneser Bicchema-
Register enthalten in mehrfachen Angaben die Bestätigung
der Dürftigkeit sowie der Heimkehr der Geiseln, die von den
Sienesen auf städtische Kosten mitleidsvoll mit Gewändern
ausgestattet wurden ^), auch gewährte man ihnen während
^) Betreffs dieser Gewänder meint Dr. Schneider monieren zu müssen,
ich hätte zu Unrecht von « seidengefütterten » gesprochen, sie seien mit
Pelz gefüttert gewesen. Er führt die Zahlung an einen Kürsclmer an,
aber diese bezieht sich (Staatsaroh. Siena Biccherna 18 fol. 24 ^) nicht auf
Pelzwerk, sondern auf grünen Wollenstoff zum Futter- Nur beruht das
T^emängelte Adjektiv nicht auf dieser, sondern auf einer anderen ihm
DIE ANGEBLICHE GEHEIMHALTUNG DES TODES KAISER FRIEDRICHS II. 253
ihrer Rast in Siena Unterkunft und Nahrung aus öffentlichen
Mitteln '). Der Herr Verf. der „Toscanischen Studien" meint,
in der „ Geschichte von Florenz " sei irrig Campiglia Marit-
tima bei Piombino (statt Campiglia im Orciatale) als Zufluchts-
ort, der Geiseln genannt ; jenes sei niemals Reichsburg gewesen.
Dann fügt er hinzu, die Meldung Villanis, dass die Geiseln
sich gerade in eine Reichsburg gerettet, sich somit absichtlich
neue Kerkermeister aufgesucht hätten, nachdem sie den alten
entronnen, sei romanhaft. „ Villani weiss einfach nicht, dass
Campiglia bis in den Januar Reichsburg war, und kennt
nur die nackte Tatsache, dass nach Friedrichs IL Tode die
Geiseln aus Campiglia zurückkehrten ; alles übrige fabelt er
dazu". Wir wissen nicht, weshalb man die wertvollen Quellen
chronistischer Überlieferung so häufig nach Möglichkeit ab-
schätzig behandelt. Hier liegt gewiss kein Grund dazu vor,
denn der berichtete Vorgang wird von den Sieneser Käm-
merei-Registern in der Hauptsache bestätigt und das Ent-
weichen der Wächter passt trefflich zu jenen San Gimigna-
neser Zeugenaussagen. Da Villani von Campiglia in ausdrück-
lichem Zusammenhange mit der Maremma spricht, meint er
zweifellos Campiglia Marittima, nicht die mitten im Lande
gelegene Burg Campiglia d'Orcia am Montamiata "'), und
damit fallen die gegen ihn gerichteten Schlussfolgerungen.
Florenz hatte sich wider den Kaiser erhoben und die Geiseln,
entgangenen Eintragung (Bicoh. 18 fol. 28 ^), nämlicli auf der Zahlung
für 9 hracchia zendadi pro foderandis ciaffardis atadigorum. Das Wollen-
futter brauchte als das gewöhnliche nicht liervorgehoben zu werden, die
mitverwandte Seide ("bei der es mitliin doch sein Bewenden haben muss)
wurde erwähnt, um zu betonen, wie die Sieneser die Söhne ihrer Partei-
feinde mit einiger Zuvorkommenheit und Auszeichnung behandelten.
Man steigt indes recht ungern zu rechtfertigender Erörterung solcher
Minutien hinab !
') Bicclierna 18 fol. 28.
-) Vittore BeUio in seiner treiHichen Arbeit •« Le oognizioni geogra-
ficlie di Giov. Villani» (Roma 1903 Presso la Societä Geografica Italiana)
pag. 29 erklärt ebenfalls zu der Stelle VI 41 : Dal oontesto deve essere
Campiglia Marittima. Es wäre hinzuzufügen, dass ohne Zusatz zu dem
häufig vorkommenden Namen nur der bekanntere und grössere Ort ge-
meint sein konnte.
254 R. DAVIDSOHN
die ihm der in der Heimat geduldete Teil der Guelfen für
ihr Wohl verhalten gestellt, waren seinem Zorn, seiner Willkür
verfallen. Dass er sie nach Apulien beschied, weil er sie dem
Tode zu weihen gedachte, wird die in Florenz verbreitete,
sehr naheliegende Auffassung gewesen sein. Ihr Entkommen,
ihre glückliche Heimkehr wird durch urkundliche Belege
bestätigt, warum soll man da die weiteren Teile seiner Mel-
dung anzweifeln? Dass der Herr Verfasser der „ Toscanischen
Studien " den Florentinern ihren schnöden Undank vorwirft,
weil sie ungeachtet der schönen Gewänder und der freundli-
chen Behandlung ihrer Geiseln alsbald weitausgreifende Ver-
träge schlössen und Kriege führten, um ihre Macht auf Kosten
Sienas zu erweitern, darauf brauchen wir allerdings nicht
einzugehen. Die kühne und grosszügige Politik des „ sieg-
reichen Volkes " nach Friedrichs Tode ist in einem langen
Kapitel der „ Geschichte von Florenz " dargestellt worden.
DIE GEHEIMHALTUNG
DES TODES KAISER FRIEDRICHS IL
EINE ANTIKRITIK
VON FEDOR SCHNEIDER.
„Als es den Anschein hatte", so berichtet der sogenannte
Nicolaus de Jamsilla^), „als ob bald nach des Kaisers Tode
im (sizilischen) Königreich die grössten Umwälzungen erfol-
gen sollten, wie so oft beim Ableben von Herrschern, da war
nach dem Willen Gottes der Regierungsanfang des Fürsten
(Manfred) derart, dass der Tod des Kaisers keinerlei Unter-
brechung des unter dem Vater gewohnten ruhigen Friedens,
sondern die Regierung des Fürsten ein Übergang vom Vater
auf den Sohn, dass sie dieselbe wie die seines Vaters geblieben
schien ". Ein ruhiger Thronwechsel war ja in Italien fast zu
einer Seltenheit geworden. "Wenn also der Generalvikar von
Südtoscana in jener umstrittenen Urkunde 2) zu einer Zeit,
wo er wahrscheinlich schon Nachricht vom Ableben seines
Herrschers hatte ^), von ihm wie von einem Lebenden spricht,
zugleich aber auch eine Konzession an Siena in des Kaisers
und Manfreds Namen erlässt, so hat Ficker wohl gemeint,
der Tod des Herrschers werde absichtlich verheimlicht, damit
') Muratori, SS. VIII 498.
^) BFW. 13770; ich kann wohl den Sachverhalt als hinreiohenil be-
kannt voraussetzen und auf Ficker, Forschungen II 518 § 411, 17-19;
BF. 3835«; QF. IX 289-290 : Davidsohn, Forscliungen IV 98-100 (und Ge-
schichte II 1 S. 380-384); QF. XIII 2 Anm. 5 verweisen.
^) Es waren 18 Tage verstrichen; über die Schnelligkeit, mit der sich
die Kunde verbreitete, s. QF. IX 290 Anni. 1.
8
256 F. SCHNEIDER
sich die erste Erregung auf die Kunde von dem welthisto-
rischen Ereignis nicht erst zu Tumulten steigere, wenn die
Guelfen gewahr würden, dass anderswo der Thronwechsel
sich bereits in ßulie vollzogen habe, und zugleich dachte er
sicher an eine im besonderen Interesse Manfreds geschehene
Massnahme^). Er hat sich, wenn er die G-eheimhaltung
„ wahrscheinlich " nannte, nicht übermässig „ vorsichtig "
ausgedrückt 2) und ist in den Regesta Imperii seiner Sache
noch sicherer gewesen^) ; dort beschränkt er die Geheimhaltung
auf Toscana. Seine Ansicht wurde seit Winkelmann*)
allgemein gebilligt, alle haben wir nach Davidsohns
Auffassung nicht gemerkt, dass ein Schritt, wie wir ihn
Manfred und seinem weltgewandten Oheim Galvano Lanza
zutrauten, „ dem verzweifelten Einfall von Kindern, nicht
einer Massnahme staatskluger Männer geglichen hätte ".
Und doch hatte ich einiges neues Material zur weiteren Stütze
von Fickers Hypothese beibringen können, so eine Urkunde
aus San Gimignano, deren Kenntnis wir Davidsohn verdan-
ken, der meine Deutung freilich auch jetzt noch beharrlich
ignoriert. Da D. meine auf eingehende urkundliche Begrün-
dung der Haltung Friedrichs von Antiochien und Sienas
gestützte Widerlegung seines Versuches, die Geheimhaltung
ins Reich der Legende zu verweisen, oben zu entkräften
sucht, sogar teilweise in der Form einer methodischen Aus-
einandersetzung und mehrfach mit anderen Argumenten wie
früher, ist es zur Klärung des Problems notwendig, seine
Entgegnung zu prüfen. Ich werde auf die Sachlage, die D.
^) Forsch. II 518 : « es scheint sich da um eine Massregel zu handeln,
die getroffen wurde, um die Stellung Manfreds zu sichern ».
^) "Wie D. oben meint. Mehr als die Wahrscheinlichkeit konnte F.
gar nicht behaupten, da es sich nicht um den klaren Wortlaut, sondern
um die Interpretation einer Urkunde handelt; dabei weist er die andere
Möglichkeit als ganz unwahrscheinlich (« es ist kaum anzunehmen »j ab.
") BF. 3835^ : « es ist sehr beachtenswert, dass Galvano Lancia am
81. Dezember.. . diesen (den Kaiser) Siena gegenüber noch als lebend be-
handelt » . Die Einsprüche Capassos gegen Geheimhaltung im sizilischen
Keich sind übrigens inzwischen durch Karst, Gesch. Manfreds S. 3 Anm. 4
zweifelhaft geworden : C. kannte die ausschlaggebenden Urkunden nicht.
*) BFW. 13779.
DIE GEHEIMHALTUNG DES TODES KAISER FRIEDRICHS II. 257
ZU Anfang zusammenfasst, nicht nochmals eingehen und auch
alles ausscheiden, was nicht zur Sache gehört ; dagegen werde
ich folgende Punkte zu widerlegen haben : 1) Dass die von
D. früher übergangene, von mir als Beweis, Friedrich IL
werde als lebend vorausgesetzt, angesprochene Stelle als
lediglich von formaler (und untergeordneter) Bedeutung an-
gesehen werden könne. 2) Dass die Nennung Manfreds nicht
ohne die Voraussetzung des Todes Friedrichs II. zu erklären
s-^i. 3) Dass die sofortige Abdankung der Eeichsbehörden,
die den Tod verraten hätte, ein historisches Faktum sei.
4) Dass die Zahl derjenigen, die man als Mitwisser des
Geheimnisses annehmen müsste, so gross gewesen sei, dass an
Geheimhaltung nicht zu denken wäre. 5) Dass Marchionne
di Coppo Stefani keinen Quellenwert habe, wie D. im Wi-
derspruch zu seinem früheren Verfahren jetzt angibt. Weiter
werde ich zeigen, dass alle übrigen Argumente D.'s zu un-
sicher sind, um sie zu exakter Untersuchung zu verwenden.
Dann werde ich einige Worte darüber sagen, wie der Her-
gang nun tatsächlich gewesen sein mag, und zum Schluss auf
die Kritik der von D. in seine Polemik hineingezogenen Stelle
Villani VI 41 (am Ende) über die Guelfengeiseln in Cam-
piglia eingehen.
I. Gleich zu Anfang der Auseinandersetzung mit mir i)
findet sich die recht auffallende Behauptung, der einzigen
Stelle im Mandat Galvans, die den Kaiser zweifellos als nach
der Ansicht des Schreibenden noch am Leben bezeichnet, sei
„ keine selbständige Bedeutung beizumessen ". Es handelt
sich um die Angabe Galvans, er müsse die Urkunde über
die Auslieferung der Aldobrandesca sofort ad imperialem pre-
sentiam senden. Diese Worte sollen mit einem Federstrich
als „ ein Formale " beseitigt werden ; sie seien aus dem älteren
kaiserlichen Befehl sinnlos herübergenommen. D. macht es
sich leicht, eine urkundliche, in keiner Beziehung formel-
hafte Angabe hypothetisch als aus einem Schriftstück ent-
lehnt abzutun, das wir nicht kennen, und die Kanzlei des
Generalvikais willkürlich einer Gedankenlosigkeit zu zeihen.
•) S. 247.
258 F. SCHNEIDER
die er ihr und ihresgl eichen nicht ein einziges Mal nachzu-
weisen vermöchte. Ist diese Art Urkundenkritik auch me-
thodisch von vornherein abzulehnen, so sei doch noch auf
die Konsequenzen der neuen Vermutung eingegangen. In
den beiden Stellen, mit denen sich D. das erste Mal allein
beschäftigt hat, obwohl sie allein keine ausschlaggebende Be-
weiskraft haben '), spricht Galvano von einem ihm nuper a
Sacra imperatoria maiestate zugegangenen Befehl, jene Über-
gabe an Siena iiro parte ser. domini 7iostri ccsaris et ill. viri
d. Manfrcdi fiUi siii zu vollziehen. Früher war nach D. das
erste Mal der tote Kaiser, das zweite dagegen Konrad „ oder
besser " der jeweilige Inhaber der Reichsgewalt gemeint, das
Mandat wäre jenes gewesen, das sich schon 1249 erledigte,
indem Galvano Siena den Antrag übermittelte, die Stadt ihn
aber ablehnte. Jetzt ist ein in der Verwirrung nach des
Kaisers Tode in seinem Namen erlassener „ eiliger Auftrag "
daraus geworden — also muss irgendwer, die Reichskanzlei,
die Generalvikariatskanzlei oder der vertraute Bote, einen
Irrtum begangen haben, denn der Kaiser war ja tot und
konnte nicht mehr befehlen. Wie aber wäre dann jener Aus-
druck ad imperialem presentiam zu erklären, der ja nach D.
keine selbständige Bedeutung hat, weil er eben aus dem Man-
dat stammt? Das einfachste wäre gewesen, ein weiteres
„Versehen" irgend einer Kanzlei zu konstruieren; auf eines
mehr wäre es ja nicht angekommen. Ne'in. „ Da von einem
nuper erlassenen Mandat die Ivede ist..., wird ein älterer
kaiserlicher Befehl vorgelegen haben, aus dem die For-
mel.. . in den dem Gesandten erteilten Auftrag überging".
Man traut seinen Augen kaum; um die Schwierigkeiten der
Urkunde zu heben, ist schon wieder eine neue schwierige
Hypothese eingeschoben. Denn man denke sich : die Kanzlei,
die nach dem Tode des Kaisers so in Verwirrung geraten
war, dass sie Mandate auf den Namen des toten Monarchen
') Sie könnten, da sie den Wortlaut des kaiserlichen Befehls wieder-
geben, sehr wohl aus einem vor dem Tode erlassenen Mandat stammen,
und Galvano brauchte den Tod an diesen beiden Stellen . nicht besonders
zu erwähnen, auch wenn er davon wüsste. Über die Nennung Manfreds
werden wir gleich sprechen.
DIE tJP:nEIMHALTUNG DES TODES KAISElR FRIEDRICHS II. 259
erliess, obwohl nach § 2 des kaiserlichen Testamentes *) Man-
fred mit dem Titel haliiis regis Conradi in Italia zu befehlen
hatte, diese selbe Kanzlei nahm sich die Müsse, ältere, längst
erledigte Verfügungen in der gleichen Materie nur der Form
wegen (etwa in den Registern, muss man wohl annehmen)
nachzuschlagen, geriet aber, sofort nachdem sie eine gefunden
hatte, wieder so in Verwirrung, dass sie daraus einen wider-
sinnigen Passus abschrieb.
IL Ich muss gestehen, ich kann dieser willkürlichen In-
terpretationskunst nicht länger folgen und komme gern auf
den zweiten Punkt, die Nennung Manfreds neben dem Kaiser.
Die lange Auseinandersetzung des besonderen Sinnes, der
darin gelegen habe '^), ist vollkommen überflüssig. Die „ Gel-
tendmachung einer aus dem Testament stammenden Gewalt "
oder die „Vollmacht " Manfreds, die D. staatstheoretisch zu
deuten sucht, existieren nicht, da in der Urkunde kein Wort
von einem Befehle oder überhaupt einer Handlung Manfreds
steht. Siena soll urkundlich erklären, dass es den Schutz
der Aldobrandesca im Namen — pro parte — des Kaisers
und Manfreds übernimmt. Genau ebenso werden 1245 die
Volterraner 3) auf den Namen des Kaisers und Konrads verei-
digt; die übernommene Verpflichtung gegen den Herrscher
wird, wie so oft, auf den Nachfolger ausgedehnt. Bliebe zu
erklären, warum als Nachfolger nicht Konrad, der rechtmässige
') MG. Coustit. II 385 n. 274 : C'onrado vero morante in Alemannia
vel alihi extra Regnum statidmus predictum Manfredum balium dicti Con-
radi in Italia et specialifer in regno Sicilie, ganz entsprechend lamsilla
1. c. : princepa . . . bal iuiii fratris sui Conradi reyis in Italia et regno Sicilie
paterna aihi commisHum dispositione gerere cepit, wolil direkte Bezugnahme
auf den Wortlaut des Testamentes; vgl. auch den Titel in BF. 4635.
") Dass die Nennung Manfreds neben dem Kaiser « zur Vermehrung
der kaiserlichen Autorität » geschehen sein könnte, ist ein recht sonder-
barer Einwand, den D. sich maolit; aber Maufred wird dadurch aucli gar
nicht als « für d^e Reichsgewalt handelnd betrachtet », denn wenn ein
Soliu des Regenten neben die.sem in verptiichtenden Formeln, Eiden usw.
genannt wird, so ist der (xrund doch klar, dass damit nichts für die Ge.
genwart, sondern nur das ausgesagt werden soll, dass die Obligation ohne
weiteres in Zukunft dem Sohn gegenüber fortbestehen soll, wenn er dem
Vater gefolgt ist.
') Und die Sangimignanesen : Davidsohn oben S. 248 Ann». 1.
260 F. SCHNEIDER -
König von Italien, genannt ist. Das ist eben der Angel-
punkt der Hypothese Fickers ^), während durch D.'s Gegen-
hypothesen gar nichts geklärt ist; man weiss weder, warum
Galvan, wenn doch Manfred als Regent handelt, von cesm\
Imperator^ imperatoria maiestas spricht statt von Manfred,
noch, warum Manfred oder seine Kanzlei sich so streng
an das, was D. irrig „ AuiBfassung der Zeit " nennt, hielt,
nämlich an die papalistische Doktrin, dass nur ein von der
Kirche bestätigter deutscher König, nicht der gebannte Kon-
rad, in Reichsitalien zu gebieten habe 2), und nicht an das-
Reichsrecht, wie es auch im kai serlichen Testamente
zu gründe liegt; kurz vorher passt es übrigens D. besser,,
zu behaupten, dass „ der Befehl in Manfreds Namen " — der
nicht erlassen worden ist — „nur auf Grund der testa-
mentarischen Bestimmungen erlassen werden konnte".
Es sei dabei aber anerkannt, dass D., der früher glaubte, die
Reichsgewalt habe das Testament des Kaisers als allgemein
') Der eben deshalb an besondere Begünstigung Maufreds denkt, weil
dieser und nicht Konrad genannt ist; wenn erst einmal das Testament
erlassen war, so konnte sogar der lebende Kaiser den damit zum balius
bestimmten Manfred in die staatsrechtlich wichtige Verpflichtung Sienas
aufnehmen lassen. Sehr beachtenswert sind die Gedanken Karsts, s. o.
S. 256 Anm. 3.
") Mehr als papalistische Doktrin — in dieser Schärfe eigentlich erst
seit dem Interregnum geltend gemacht, noch von Albreoht I. abgelehnt
(Engelmaun, Anspruch der Päpste auf Konfirmation bei den d. Königs-
wahlen S. 64-66), reich sreohtlioh ungültig und nicht einmal bei Doppel-
wahlen wie der von 1314 beachtet (beide Erwählten, von denen bekanntlich
keiner vom Papst bestätigt wurde, haben in Italien Hoheitsrechte aus-
geübt;, endlich durch die Deklaration von Ehense ausdrücklich beseitigt — ^
ist es nicht; «Auffassung der Zeit» ist Übertreibung, da nur bestimmte
Oppositionsparteien so dachten. Und wollte man schon annehmen, die ganze
Zeit sei guelfisch gewesen, so wäre auch das x-eichsrechtlich irrelevant
Diese Dinge sind historisch wichtig und bekannt genug, ich verweise
daher nur auf v. Schulte, Deutsche Eeiohs- und Eechtsgesch. « S. 199
Anm. 8 und Ficker, Forschungen II 458 § 387. Ein Irrtum ist auch, Man-
freds Stellung sei « staatsrechtlich zweifelhaft ■» gewesen. Aber die staats-
rechtlichen Auffassungen D.'s sind auch sonst nicht haltbar, so wo er sagt:
«Diese ,Eebellen' waren der legitime Herr der Grafschaft, Pfalzgraf
Wilhelm » usw. Wer vom Kaiser zum Rebellen erklärt wird, ist eben
nicht mehr legitimer Heri\
UIE GEHEIMHALTUNG DES TODE8 KAISER rRlEDRICHS II. 261
bekannt vorausgesetzt, jetzt stillschweigend meine Gegen-
argumente billigt und nur noch davon spricht, dass die
Kanzlei aufgrund des Testamentes allein in Manfreds Na-
men handeln konnte ^). Aber dass sie das überhaupt getan,
ist ja auch unrichtig.
III. Nachdem D. die Behauptung, Manfreds Einsetzung
zum Statthalter sei bekannt gewesen, hat fallen lassen, kommt
es ihm darauf an, auf andere AVeise zu zeigen, dass man
den Tod des Kaisers alsbald erfuhr, und zwar durch
die Flucht der Reichsbehörden. Merkwürdig, dass er sich
wiederum zum Beweise auf jene über 3 Jahre später abge-
gebenen -) Sangimignaneser Zeugenaussagen beruft; er scheint
meine Ausführungen recht flüchtig gelesen zu haben, wo ich
ihm nachwies, dass Friedrich von Antiochien nicht, wie er
aufgrund unvollständiger Angaben aus den Seneser Biccherna-
Büchern aussagte, „ sofort aus Toscana entfloh ", sondern
noch im Januar in seiner Provinz weilte ^) ; Galvan gebot
noch den ganzen Dezember, seine ünterbehörden bis zum
8., ja teilweise bis zum 15. Januar; in den selbständigen
Städten (mit Ausnahme von Florenz, das schon zu Lebzeiten
des Kaisers Spuren von Ungehorsam gezeigt hatte) hielten
sich die noch vom Kaiser bestimmten Podestä !
Aber was steht denn eigentlich in jenem Protokoll von 1254?
Dass die Reichsbehörden ihre Tätigkeit einstellten, als in
Toscana der Tod des Kaisers bekannt wurde. xAlso nichts
') Den Satz : « Ol) dieses (Testament) bestritten wird, ob nicht, bleibt
ausser Betracht » verstehe ich nicht. Bekannt konnte in Toscana am
31. Dezember nicht das Testament vom 17. Dezember sein, sondern nur
eines der älteren. Und diese zu benützen warnte ich mit Hinweis auf
Seh effer-Boio hörst , der gezeigt hat, wie wenig sicher ihre Echtheit
ist: das darf natürlich nicht ausser Betracht bleiben, Dass das letzte
Testament authentisch ist. bezweifelt niemand ; nur ob es etwa zugunsten
Manfreds bei der Ausfertiirung mit Zusätzen versehen wurde, die nicht
vom Kaiser herrührten, ist die Frage, die sich nicht entscheiden lässt;
vgl. BF. 383.5 am Schluss.
») 1254 März 9: Forsch. II 82 n. HOL
") QF.. XIII 4 Anm. 4; D. selbst verdanken wir den Nachweis, dass
Friedrich von Antiochien am 19. Dezember eine Stunde von S. Gimignano
weilte. Damals hatte dieser nach D. noch keine Kunde vom Tode des
Kaisers (Gesch. II 1 S. 374).
262 1'. .SCHNEIDER
über den Zeitpunkt, den wir ja gerade kennen lernen wollen.
Nur eine positive Angabe : damals kam der erwählte Bischof
von Volterra sofort in seine Diözese. Dort ist er am 19. De-
zember 1250 noch nicht gewesen ') und erst am 16. Fe-
bruar 1251 nächzuweisen -). Also diese vollkommen unbe-
stimmten, noch dazu reichlich drei .Jahre späteren Aussagen
geben wohl ein Bild der Vorgänge in den beiden ersten Mo-
naten von 1251, für den Dezember 1250 kommen sie über-
haupt kaum noch in Frage. AVas in ihnen steht, das wissen
wir jetzt viel genauer mit allen Einzelheiten aus Südtoscana;
wie es dort in AVirklichkeit zuging, habe ich ausführlichst
gezeigt, und wir brauchen uns von den Ereignissen aus so
allgemeinen Redensarten jener Zeugen keine Vorstellung
mehr zu machen ; dass die unmittelbare Reichsverwaltung
einige Zeit nach dem Tode Friedrichs II. aufhörte, wusste
man ja längst.
IV. Wenn nicht durch die Flucht der Reichsbehörden, so
musste das Volk sicher durch die unvermeidliche Indiskretion
der vielen Eingeweihten Kunde von dem, was vorgegangen
war, erhalten? Dass ich eine vollständige G-eheimhaltung an-
nehme, scheint D. überhaupt schon ein schwacher Punkt.
Aber ich meine, jeder derartige Versuch müsse seinem Wesen
nach unvollständig sein, man müsse einige Vertraute ein-
weihen, schon damit sie etwa eindringenden Gerüchten, ohne
sich vom ersten Schreck überraschen oder entmutigen zu
lassen, ein Dementi entgegensetzen können. Oft genug sind
ja falsche Nachrichten des Todes von Regenten verbreitet
und zur Aufwieglung unsicherer Städte benutzt worden; als
solche Lügenmär der Guelfen wird man eben beispielsweise
in Siena und S. Gimignano die Todesbotschaft hingestellt
haben, und dazu waren Mitwisser nötig. „ Man " ? D. liest aus
meinen Worten die Ansicht heraus, „ viele Hunderte " hätten
die Wahrheit gewusst, und knüpft schöne massenpsychologi-
sche Belehrungen daran. So unklar er sich ausdrückt, glaube
' ) Die Absolution von S. Gimignano vollzog statt seiner, der nach
£eg. Volat. 622 die Vollraacht dazu hatte, der Archidiakon von Volterra
als päpstlicher Subdelegat.
') Eeg. Volat. 631.
DIE (lEHEIMHALTUN't; ÜES TODES KAISER KlilEDRICHS 11. 263
ich doch, er meint die Ratsversammlungen der Ghibellinen-
städte. Die werden aber damals mit Recht verfassungsrecht-
lich nicht als Behörden bezeichnet ; ich dachte natürlich in
erster Linie an die Podestä, und Männern wie dem Schwie-
gersohn des Kaisers, Thomas von Acerra in Pisa, dem treuen
Thomas von Malanotte in Lucca, der bald den Heldentod
für das Reich fand, Ubertino de Andito in Siena, der später
Manfreds Schwiegersohn ward ^), möchte ich eigentlich zu-
trauen, dass sie fähig waren, ein Staatsgeheimnis zu bewah-
ren. Und Neri Piccolino in San Gimignano, von dessen
Verwandten einer ausdrücklich von Marchionne di Coppo
Stefani als Träger der Nachricht an die Florentiner Ghibel-
linen bezeichnet wird? Wie weit die übrigen officiales der
Städte, in Siena also der Kämmerer, der Richter und die
Provisoren, eingeweiht wurden, wissen wir natürlich nicht;
dass aber der Podestä es war, das wurde schon notwendig,
weil er helfen musste, die durch die Geheimhaltung erstrebten
Ziele zu erreichen. Ein Beispiel. In Siena lehnte 1249 der
Rat die Annahme der Aldobrandesca ab ; diesmal musste der
Podestä doch wissen, dass es nun von ausserordentlicher
Wichtigkeit war, ihre Bewilligung durchzusetzen, sonst wäre
sie ja wieder abgelehnt worden.
V. Aber Florenz! Hier wusste es ja die ganze Ghibelli-
uenpartei, wenn die Stelle des Marchionne, was D. bestreitet,
zuverlässig sein sollte. D. hat mit einem ganz Recht:
hier, in der einzigen Stadt, wo der Podestä nicht eingeweiht
werden konnte — er war am 13. Dezember gestorben — ,
hat sich ja die Kunde nicht verheimlichen lassen. Der Brief,
den jener Uberti vom Kaiserhofe brachte — ich glaube, dass
er an den Podestä gerichtet war — , wurde von Ghibellinen
geöffnet — und die Menge erfuhr alles. Also gerade da,
wo infolge der Unordnung in der Stadtverwaltung ein ab-
weichendes Verfahren beobachtet worden war, gelang die
Absicht nicht; das würde eher beweisen, dass sie ohne diesen
Zufall ausführbar, als dass sie kindisch war. Nun soll die
') « Einer der zuverlilssigsteu Anhänger des .Stanfergeschleohts » war
er nach D. (Gesch. II 1 S. 358) schon etwa 1249.
264 F. SCHNEIDER
Notiz des Marchionne aus methodischen Gründen
zu verwerfen sein, weshalb sie D. in der Darstellung über-
haupt nicht erwähnt zu haben erklärt. Eigentlich brauchte
D. gar nicht so viel gegen diese Stelle zu haben, da sie die
einzige positive Nachricht ist, dass und wie schon
im Dezember die Todesbotschaft bekannt wurde. Aber seine
Einwände bieten methodologisches Interesse. Erstens im all-
gemeinen: der bis 1386 schreibende Chronist hatte für die
Stauferzeit keine älteren Aufzeichnungen zur Verfügung.
Schön. Wir wollen D. einstweilen diese apodiktische Be-
hauptung glauben, obwohl er, der dem zweiten Bande einen
577 Seiten starken Band Exkurse beigegeben hat, auch ganz
gut exakte Untersuchungen über den Quellenwert der Flo-
rentiner Historiker hätte beifügen können, was Cipolla
schon bei dem ersten Bande verinisste '). Aber dann durfte
D.. „ aus methodischen Gründen " für die Stauferzeit eine
solche Quelle ohne selbständigen "Wert nicht benutzen. In
Wahrheit ist diese Behauptung über den Quell enwert des
Marchionne etwas unüberlegt; D. hat, als er ihn im zweiten
Band zitierte, auch wohl gewusst, was er tat, denn allein die
von ihm zitierte Stelle über die Einnahme von Capraia -)
') Götting. gel. Anzeigen CLX (1898j S. 775: «La storiografia fioreu-
tina 6 poco diffusamente trattata dal D. » ; weiterhin : * non ci guida attra-
verso a quella selva selcaggia ed aspra e forte che sono le oronache pri-
mitive di Firenze » .
^) Gesch. II 1 S. 356 Anm. 2, wo auch die andern Quellen ohne erkenn-
bare Ordnung aufgezählt sind (Tolomeo steht Muratori SS. XI. nicht IX).
Welche davon das richtige, welche ein falsches Datum haben, ist nicht
angegeben. Das Datum ergibt sich bei Marchionne nur durch genaue
Analyse von Quellen und Komposition. Erst erzählt er (rubr. 85) den
Überfall von Figline sehr kurz, sogar ohne den Ortsnamen, zum 26. April 1249,
dann den Fall von Capraia zum September (rubr. 86), dann nochmals,
diesmal in der Version des Villani, den Überfall von Figline zum 21. Sep-
tember (rubr. 87). Er hat also nicht^gewusst, dass rubr. 85 und 87 sich
auf dasselbe Ereignis beziehen, und rubr. 85, weil er sie für früher als
rubr. 86 hielt, zu 1249 gesetzt; vertauscht man die beiden Daten, so er-
gibt sich die richtige Überlieferung, und dass man sie zu vertauschen hat,
zeigt 1) dass rubr. 85 dann das richtige Datum erhält, 2) dass sie dann
an die richtige Stelle kommt. Die älteren Nachrichten Marchionnes lohnen
überhaupt, soweit sie von Villani abweichen, eine Untersuchung.
DIE GEHEIMHALTING DES TODES KAISER ,FKIEDRICHS II. 265
könnte genügen, um zu zeigen, dass dem späteren Chronisten
alte Aufzeichnungen von grosser Wichtigkeit vorlagen. Neben
den Seneser Annalen nämlich, denen D. ohne weitere Begrün-
dung folgt, bietet nur Marchionne, freilich an falscher Stelle,
das genaue und richtige Tagesdatum jenes Ereignisses, die
beiden Angaben stützen sich, ohne dass die eine von der
andern abhängig sein könnte, der Öenese hat den 25. April,
der Florentiner den 26. — Aber daneben hat D. noch beson-
ders gegen jene Nachricht des Marchionne, die uns angeht,
Bedenken, weil „Angaben von solcher Präzision bei
dem bis 1386 schreibenden Chronisten . . . besser unbenutzt "
bleiben. Ein Lehrsatz, den ich den Meistern der Quellen-
kritik, die bisher gerade das umgekehrte Verfahren gelehrt
haben, zur künftigen Beachtung empfehle ; gilt wohl auch
die Umkehrung, dass allgemeiner gehaltene, vage Angaben
ohne präzise Daten und Namen die grössere Präsumtion
gleichzeitiger Überlieferung haben? Es ist übrigens wieder
nicht richtig, dass D. behauptet, für die Nachricht Marchi-
onnes fehle jeder Anhalt zur Nachprüfung; hätte er meine
Ausführungen genau gelesen, so hätte er sehen müssen, dass
gerade die von ihm im Regest bekannt gegebene Urkunde
über die Absolution von S. Gimignano am 19. Dezember die
Möglichkeit der Kontrolle in hohem Masse bietet; richtig
interpretiert, stützen sich beide Nachrichten gegenseitig.
Auf andere Argumente ist nun für die Untersuchung
wenig oder gar kein Gewicht zu legen. Die Urkunde vom
27. Januar 1251. in der Grosseto zu Ehren des Kaisers und
Manfreds sich Siena unterwirft, hatte ich schon früher ') mit
guten Gründen aus dem Material für die Geheimhaltung aus-
geschieden; wir wissen, dass damals Siena längst nicht mehr
für den Kaiser liaudelte, und hier liegt einmal wirklich, weil
wörtlich nachweisbar, eine sklavische Entlehnung aus der
"Vorurkunde vor, deren verpflichtende Formel man als rechts-
verbindlich betrachtet haben muss. Die Erwähnung des
Kaisers ist auch viel unbestimmter als in Galvans Mandat,
') QF. XIII 10-11: «Das ist das letzte Mal, dass der tote Herrsolier
als lebend erwähnt wird, und damals hat man bestimmt nicht mehr da-
ran geglaubt • (folgen die Beweisei.
266 F. SCHNEIDER
und zudem handelt es sich um kein kanzleigemässes Stück,
sondern um eine Notariatsurkunde. — Die Ausführungen über
den Transport der kaiserlichen Leiche gehören eigentlich
nicht zur Sache, da der Landtransport nicht dadurch wahr-
scheinlich zu machen ist, dass der Kaiser aus zwingenden
strategischen Gründen ein paar Mal Wintermärsche gemacht
hat. Es käme sehr auf die Strassen an ; aber das führt
hier zu weit. Hat man den Tod Friedrichs auch im Süden
verheimlicht, so hat man die Leiche natürlich auch nicht
offen durch die Lande geführt. Dass nach ihrem Eintreffen
in Palermo (13. Januar) noch an Geheimhaltung gedacht
worden sei, habe ich nie behauptet; nur das GegenteiP). ISo
interessiert auch Manfreds Brief mit der Todesanzeige an
Palermo vom 15. Dezember in diesem Zusammenhange nicht;
ich möchte wissen, wie viel die „ wenigen Tage '' waren, in
denen das Schreiben an seine Adressaten kam ; Prinz Hein-
rich, von Manfred wohl bald nach des Vaters Tode nach
Sizilien entsandt 2), war am 19. Januar erst in Messina 3), wo
die kaiserliche Leiche am 13. Januar eingetroffen war; ganz
so schnell ist das Reisen eben allem Anscheine nach in dieser
Jahreszeit nicht gegangen.
Nachdem so erwiesen ist, dass der Annahme Fickers, der
Tod des Kaisers sei geheimgehalten oder wenigstens der Ver-
such dazu^-emacht worden, keine beweiskräftigen Argumente
entgegenstellen, dass sie vielmehr immer noch um vieles wahr-
scheinlicher und einleuchtender ist als alle Versuche, sie hin-
weg zu interpretieren, muss ich wohl in zwei Worten sagen,
wie ich mir Beweggründe und Ausführung der Massregel
denke, wobei wiederholt betont sei, dass ich mich wegen un-
genügender Kenntnis der Archive Unteritaliens auf Toscana
beschränke. Es bleiben zwei völlig gleich wahrscheinliche
Erklärungen. Entweder wurde Galvano von der Regierung
Manfreds angewiesen, die Nachricht geheim zu halten, was
dann vielleicht mit der späten Ausfertigung des kaiserlichen
Testamentes und seinem Manfred so günstigen Inhalt zusam-
') Siehe vorige Anni. und QF. XIII 11.
") Vgl. lamsilla 1. c.
=•) BFW. 13487^
DIE GEHKIMHALTUNC; DES TODES KAISER J'KIEDRICHS II. 267
menliängt. Oder der Generalkapitän entschloss sich auf eigene
Faust dazu, um im Interesse Manfreds Toscaua, die damals
wegen der Einkünfte und als Operationsbasis wichtigste Pro-
vinz Italiens, zu halten, bis Manfred sein Amt als Reichs-
verweser angetreten habe ^). Die Abmachung mit Siena er-
folgte, weil Galvan zur Unterstützung seines Neffen eilen
musste und einsah, dass sich die Aldobrandesca nicht halten
Hess; Friedrich von Antiochien konnte wohl die Reichsgewalt
nicht auf die Dauer im Norden und Süden zugleich aufrecht
erhalten. Der Plan ist nicht geglückt, weil in Florenz die
Geheimhaltung nicht möglich war; die Reichsgewalt selbst
brach zusammen, weil ihr Orvieto und Florenz, wie früher
dargestellt, wider Erwarten energisch Fehde ankündigten und
weil der junge Manfred Lanza versagte.
Eine Art Anhang zu D.'s Ausführungen, der in keiner
Weise mit dem behandelten Gegenstand innerlich verknüpft
ist, bildet die Frage der Guelfengeiseln in Campiglia, über
die Villani Angaben macht, die ich grossenteils ins Reich
der Fabel verwies. D.'s Entgegnung bietet eine (Telegenheit
zu methodischen Auseinandersetzungen, der ich mich nicht
entziehen kann. „ Wir wissen nicht, weshalb man die wert-
vollen Quellen chronistischer Überlieferung so häufig nach
Möglichkeit abschätzig behandelt ", klagt D. Nun, ich weiss
es auch nicht, habe übrigens in der mir zugänglichen Litte-
ratur nie bemerkt, dass das geschehen sei. Mich selbst kann
er nicht meinen, da ich als ehemaliger Monumentist und
Herausgeber einer recht umfangreichen Chronik, für die der
Quellenwert jedes einzelnen Wortes nach den bewährten Grund-
sätzen der Monumenta Germaniae nachzuweisen war, die
Angewohnheit habe, jede Stelle aus einer erzählenden Quelle
methodisch auf ihre Glaubwürdigkeit zu prüfen, ehe ich sie
') Dass Galvano auf eigne Faust die Geheimhaltung vorgenommen
habe, ist die Meinung von Karst, dessen Gründe auch ich für beachtens-
wert halte.
268 F. SCHNEIDER
mir zu eigen mache oder verwerfe ; ein Verfahren, das, wie
wir bei Marchionne sahen, gegenüber dem D.'s gewisse Vor-
züge hat ^). Auch bei Villani tat ich das, unterliess aber, mich
allgemein über den Quellenwert dieses Chronisten für die Stau-
ferzeit auszusprechen, aus dem gleichen Grunde, weshalb, wie
ich meinte, D. nie ein Wort darüber gesagt hat. Uns beiden
ist nämlich die Abhandlung F. Güterbocks über Mainardin
bekannt 2) ; dort sind die Quellen Villanis für unsere Periode
festgestellt, er wird als tendenziös in ihrer Benutzung erwie-
sen und kritiklos genannt. Diese Ergebnisse müssen D. nicht
gegenwärtig gewesen sein, als er seine Lanze für Villani
brach ^). Schon die Verkoppelung der mythischen Schauer-
geschichten von Friedrichs IL Grausamkeit mit der Geisel-
sache zeigt, dass wir hier eine stark zugestutzte Nachricht
vor uns haben, wie Güterbock ja gezeigt hat, dass Villani auch
vorzügliche Quellen bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Obwohl
ich nun darauf aufmerksam gemacht hatte, wie unmöglich
Villanis Bericht auch aus inneren Gründen ist, hat D. die
Stelle wieder als einwandfrei verwerten wollen, wieder muss
ich also auf sie eingehen. Urkundlich ist erwiesen, dass die
Geiseln in Campiglia d'Orcia waren; man vergleiche meine
Nachweise über den Gang der Expedition Sienas und die Li-
quidation der Reichsverwaltung in Südtoscana *) und werfe
*; Dann ergeben sich nämlich von Fall zu Fall mathematisch sicher
die Gründe, aus denen z. B. eine Nachricht von Marchionne richtig, von
Villani sagenhaft ausgeschmückt ist. Allgemeine Grundsätze für alle
Berichte eines Autors kann man erst aufstellen, wenn seine Quellenbe-
nützung systematisch untersucht ist.
") D. zitiert sie beispielsweise Gesch. II 1 S. 353 Anm. 1 am Ende: die
Stellen über Villani stehen NA. XXX 47. 75.
") Auch sonst ist Güterbocks wichtige Abhandlung D. nicht immer
gegenwärtig; so übersieht er ebenda S. 377 Anm. 2, wo er die Nachricht,
Friedrich II. habe die deutsche Sprache beherrscht, auf Villani zurück-
führt, dass G. S. 73 Mainardin als Quelle dafür erwiesen hat — auf
dessen Zeugnis natürlich ein ganz anderes Gewicht fällt wie auf eine
unkontrollierte Notiz bei Villani.
*) Das QF. XIII 5 Anm. 3 erwähnte factum Silvene et Camjnllie et
Castellionis Senensia et Gastellionis valUs Urcie konnte nämlich nicht gut
das von dem nächsten der andern Punkte noch immer 78 Kilometer Luft-
linie entfernte Campiglia Marittima berühren. Die Expedition nach Gros-
DIB GEHEIMHALTUNG DES TODES KAISER FBIEDRICHS II. 269
einen Blick auf die Generalstabskarte, nm sich zu überzeugen,
dass nicht Campiglia Marittima gemeint sein kann, das stets
pisanisch, nie Reichsburg gewesen ist und von dem sich die
Senesen aus Rücksicht auf die befreundeten Pisaner fernge-
halten haben würden. Auch dass C. M. „ der bekanntere und
grössere Ort '• gewesen, gehört zu D.'s unbeweisbaren Behaup-
tungen 1). Hat Yillani wirklich an C. Marittima gedacht, was
wahrscheinlich ist, so bewiese das nur noch weiter die Wert-
losigkeit seiner Nachricht. Das Entweichen der Wächter
„ passt trefflich zu den Saugimignaneser Zeugenaussagen " ?
Die haben wir oben auf ihren wahren Wert reduziert. Und
merkt denn D. immer noch nicht, dass die Geiseln, gesetzt,
sie hätten sich wirklich nach Entfliehen der Wächter nach
Campiglia gerettet, dort neuen Kerkermeistern absichtlich in
die Hände gelaufen wären? Es steht ja urkundlich fest, dass
sie in Campiglia d'Orcia bis zu ihrer Übergabe an Siena im
Gewahrsam des Reichsburgshauptmanus Peter von Balsorana
und seiner Masnadieri waren! Oder sollen wir gleichzeitige
aktenmässige Überlieferung neben innerlich unmöglichen An-
gaben eines tendenziösen, für die ältere Zeit kritiklosen spä-
teren Chronisten vernachlässigen? Vielleicht wird es nun D.
klar, warum ich die Meldung des Marchionne, die er irrig
„ nicht nachzuprüfend " nennt, folge, wenn auch nicht, wie
er angibt, „ sine beneücio inventarii ^'^ warum ich dagegen
die des Villani, die er irrig „ urkundlich bekräftigt " nennt,
als ausgeschmückt auffassen muss ; der gute Kern, der her-
auszuschälen ist, scheint mir zu dürftig, um ihn „ urkundlich
au bekräftigen ". Villani weiss, auch das habe ich schon
früher gesagt, dass die Geiseln nach Friedrichs II. Tode aus
Campiglia zurückkehrten; wne sie dahin kameü, wie sie sich
dort befanden, wie sie heimkehrten, davon hat er ganz un-
seto, die von der auderu scharf i,'etreuiit wird, hatte immer uoch weuij^er
als die Hälfte zu durchmessen.
') Also ist methodisch falsch, dass olme Zusatz, der in den Quellen
wohl nicht ein einziges Mal gemacht wird, stets C. Marittima zu ver-
stehen ist, und D. hat sich in der Darstellung, wie wir sehen werden,
auch gehütet das zu tun.
270 F. SCHNEIDER
richtige Vorstellungen, ja er scheint ^) wie D. -) nicht zu wissen,
um welches Campiglia es sich handelt. Kein Wächter ist trotz
der Sangimignaneser Protokolle entwichen, was aus ihnen
wurde, mag man in den Toscanischen Studien nachlesen.
Wenn da kein Grund vorliegt, eine erzählende Quelle „ ge-
ringschätzig zu behandeln ", dann muss eben die Geschichts-
forschung vor der Kompilation die Waffen strecken.
Ein Versehen soll ich ferner begangen haben, indem ich
die Angabe D.'s, die Gewänder, die die Geiseln von Siena
bekamen, seien „ seidengefüttert " gewesen, „ moniert " hätte.
') Mir ist wie D. und dem von ihm zitierten Bellio wahrsclioinlioh,
dass er C. Marittima meint, weil er den Ort in der Maremma sucht. Frei-
lich ist Maremma (Senese) im XIV. Jahrhundert ein viel weiterer Begriff
als heute gewesen. Der Ortsname ist übrigens nicht so häufig, wie D.
angibt: in Toscana finde ich ihn sonst nicht mehr, in Oberitalien drei-
mal, bei Spezia einmal. Was D. durch den Hinweis auf den von ihm so
geschätzten Bellio erweisen will, ist mir unverständlich: dieser, der 1903
schrieb, konnte auch nur, wie D. und ich, aus dem Text Villauis er-
schliessen, dass er wohl C. Marittima meint, wusste dagegen nicht, dass
urkundlich bewiesen werden würde, dass es sich um C. d'Orcia handelt.
') D. hat kein Glück mit Campiglia : er hat im Laufe seiner For-
schungen den Namen, der sich stets auf C. d'Orcia bezog, bald auf dieses,
bald auf C. Marittima, bald gar nicht gedeutet. Sehen wir zu (wobei ich
bei der Unvollständigkeit von D.'s Registern nicht sicher bin, ob ich etwa
ausser G-esoh. I 653. II 1 S. 208 und 359 noch andere Erwähnungen, die im
Register fehlen, übersehen habe): Oesch. i486. 6.53 und Forsch. I 102 irrig
als C. Marittima gedeutet, in allen Fällen aber die Burg der Visconti di
C, also C. d'Orcia gemeint. Gesch. II 1 S. 208: « Geschlecht der Visconti
von C. im Orciatale », also stillschweigende Korrektur der früheren An.
sieht : ebenso S. 359. 363 — besonders wichtig, da hier vorausgesetzt, dass
das Reich den Visconti vor 1250 C. d'Orcia abgenommen habe: dass C.
Marittima Eeichsburg gewesen, ist, wie gesagt, durch nichts bezeugt
und in sich unmöglich. Ferner S. 425. 510. 557 im Zusammenhang als C.
d'Orcia zu verstehen, S. 381 dagegen ist die Stelle über die Geiseln, wo
der Ort im Text, noch besonders durch den Zusatz « nordöstlich von Piom-
bino gelegen» als C. Marittima bezeichnet, im Register aber, wie alle
andern Erwähnungen in diesem Bande, richtig als C. d'Orcia erklärt
wird! Jetzt ist es also wieder C. Marittima. Dass die Reichsburg, die
Friedrich I. dem Ahnen der Visconti gab, Friedrich II. dem Hause wieder
abnahm, im Orciatale lag, ist nach dem Zusammenhai^g in allen Urkunden
(vgl. künftig das Reg. Sen.} ebensowenig zu bezweifeln — was D. ja Gesch.
II 1 S.208 einsah — , wie dass sie dieselbe war, in der die Geiseln sassen.
DIE GEHEIMHALTUXG DBS TODES KAISER'FIilKDKlCHS II. 271
Solche Kleinigkeiten werde ich einem Forscher wie D. gegen-
über mir niemals zu monieren erlauben, dazu ist meine AVert-
schätzung seiner wissenschaftlichen Verdienste, der ich oft
genug Ausdruck gegeben habe, viel zu gross ; ich bezeichnete
vielmehr den Ausdruck in einer Anmerkung bescheidentlich
als „ nicht ganz richtig ", weil ein Rock, der beim Kürschner
gefüttert und zu dessen Futter zendachim verwendet ist, da-
durch noch kein seidengefütterter Rock wird; ich würde über-
setzen „Pelzrock, zu dessen Futter Taft verwendet ist". —
„ Man steigt ungern zu solchen Minutien hinab " ; gewiss,
auch ich bin nicht gerade glücklich darüber, dass ich D.'s
Belege jedesmal — schon weil er von den ungedruckten Bic-
cherna-Notizen nur die Seitenzahl, nicht den Wortlaut zitiert i)
— minutiös nachprüfen muss, wobei sich dann freilich allerlei
Interessantes ergibt, so z. B, — um nur einzelnes aus dem
Dezember 1250 und Januar 1251 herauszugreifen — , dass
von den drei Qiiellenbelegen in der eben erwähnten Anmer-
kung 2) sich zwei auf ganz andere Dinge beziehen, oder dass
D., der mit Recht an Freidhofs verwirrten Angaben aus den
Biccherna-Büchern scharfe Kritik übt, um aus der Biccherna
zu erweisen, Friedrich von Antiochien sei sofort nach des
Kaisers Tode aus Toscana entflohen, dabei eine Stelle über-
sieht, die des Prinzen Anwesenheit daselbst für Januar, wahr-
scheinlich sogar Ende Januar, 1251 bezeugt 3). Ich schreibe
hier keine Rezension, darum wird man mir weitere Nachweise
erlassen, dass es nötig ist, zu solchen „ Minutien " hinabzu-
steigen, wie ich es vorkommenden Falls auch in Zukunft
pflichtgemäss tun werde.
S D. sagt Gesch. II 1 S. 171 Anm. 1: «Nicht jede einzelne Nachricht
dieser ... uuvergleichJiolien Quelle kanu hier als Beleg ... zitiert werden ».
Sicherlich; er hätte sich aber ein grosses Verdienst erworben, wenn er
die allgemein wichtigen Notizen in den Forschungen zusammengestellt
hätte, da von der Edition des Seneser Staatsarchivs das zweite Heft
ijahr 1229) zwar im Text fertiggestellt, aber immer noch nicht ausgege-
ben ist; es wird nocli lange Jahre dauern, bis diese so einzigartigen Akten
auch nur für die Stauferzeit vorliegen.
«» Gesch. II 1 S. 382 Anm. 2, dazu QF. XIII 7 Anm. 1 (wo durch
Druckfehler D.'s Anm. 1 statt Anm. 2 zitiert).
=") QF. XIII \ .Anm. l.
272 V- SCHNEIDER
Die Ironie von D.'s Schluss bleibt an der Oberfläche haften,
und trifft den Kern meiner Ergebnisse nicht; nicht um schöne
Gewänder und gleichgültige Höflichkeiten Sienas gegen Flo-
renz handelt es sich, sondern um ein aus der Achtung auch
vor fremdem Eecht entsprossenes politisches Programm Sienas,
im Frieden mit Florenz und ganz Toscana die städtische
Autonomie zu befestigen, ein Ideal, dessen Verwirklichung
der Machthunger und die unaufrichtige Politik der Florentiner
hintertrieb, die dadurch friedliche Zustände, jede grössere
staatliche Zusammenfassung und besonders jede Reichsver-
waltung in Toscana unmöglich machten. Diese Politik mag
von der Arno-Ebene aus „ grosszügig " erscheinen, es gibt
aber noch höhere Gesichtspunkte.
ZUR LEGATION DES KARDINALS MORONE
(1576; MOSKAU. BAYERN).
VON KARL SCHELLHASS.
1. Rom und die Kirch enunion mit Moskau
(Cobenzl. Zacharias D elfin. Morone. Clenck).
Nach sechsjähriger Pause trat im Jahre 1576 ein Reichs-
tag, diesmal in Regensburg, zusammen M. Die Situation bei
seiner Eröffnung war in kurzem diese. Der Kaiser, der seit
dem 12. Dezember 1575 erwählter König von Polen war,
aber schon seit dem 14. in der Person des Siebenbürgen ßa-
thorv einen gefährlichen Rivalen um die Königskrone hatte -),
musste dringend wünschen, bei einem etwaigen bewaffneten
Eingreifen in die dortigen Verhältnisse einen Rückhalt an
den Reichsständen zu haben. Dazu gesellte sich schon längst
die Einsicht, dass er nur mit deren Hülfe den vorwärts drän-
genden Türken entgegentreten könne. Es war von vorn herein
klar, dass sich den in dieser Richtung zu erwartenden For-
derungen Maximilians gegenüber die kirchenpolitischen Ge-
gensätze auf der Versammlung an einander reiben, dass ins-
besondere die Neugläubigen aus der Lage Nutzen ziehen
würden, um ihrem Verlangen nach Religionsfreiheit Nach-
druck zu verleihen. Dieser Einsicht verschloss sich auch die
Kurie nicht. Die Abordnung eines Legaten in der Person des
•; Vgl. zum folgt-nden M o r i t z , Die Wahl Rudolfs II., Der Eeichstag
zu Regensburg ("1576; und Di»' Freistellungsbewegung, Marburg 1895, und
Xuntiaturberichte aus Deutschland III '2, ed. J. Hau sen , die Einleitung..
') Vgl. S. 277.
274 K. SCHELLHASS_
langbewährten Kardinals Morone nach Regensburg und die
Auffassung, dass sich um ihn allenfalls die in Deutschland
weilenden päpstlichen Vertreter schaaren müssten \), zeigen,
wie sehr sie den Ernst der Lage erkannte.
Den nicht erfolglosen Bemühungen Morones und den aut
dem Reichstag sich regenden und seinen Ausgang bestimmen-
den Strömungen kann an dieser Stelle nicht nachgegangen
werden. Hier sei nur daran erinnert, dass man in Rom bei
der Entsendung des Kardinals wie noch zuletzt unter Pius Y.
die Möglichkeit einer Union der griechisch-russischen mit der
römischen Kirche im Auge hatte ^). '
Dass dem Legaten in Regensburg die Verwirklichung auch
dieser Pläne am Herzen lag, ist bekannt ^), etwas rätselhaft
blieb nur, warum sie trotzdem scheiterten.
Im folgenden soll nun gezeigt werden, einmal welche
Gründe die Kurie von neuem den Unionsgedanken wieder
aufnehmen liesseu, und sodann, dass für den negativen Aus-
gang der Angelegenheit die allgemeine politische Konstella-
tion und nicht der Kaiser die Schuld trägt, dessen wetter-
wendisches Wesen Pierling für alles verantwortlich za
machen scheint *).
') Ich verweise auf meinen dritten Portia-Band (X. B. III 5) S. 4i2
Anm. 5.
^) Vgl. über den Pontifikat Pius' V. Pierling, La ßussie et le
Saint Siege. Etudes Diplomatiques Tome Premier, 2« 6d. Paris Plön 1906,
p. 382 if. Wie man sich i. J. 1560 in Eom solclien Ideen hingegeben hatte,
•zeigt Hans Uebersberger, Österreich und Russland seit dem Ende des
15. Jahrhunderts Bd. 1 (1488-1605), Wien und Leipzig Braumüller 1906,
S. 346. Siehe ebendort S. 347 f. über das Vorhaben Pius' IV. ',1561), den
Zaren zum Tridentiner Konzil einzuladen.
=') Siehe IST. B. III 2 S. 90 ff. und Pierling p. 401 ff.
••) A. a. O. p. 415: .. ni Grögoire XIII ui Morone n'avaient comptö avec
la versatilite qui distingua de tout temps la plupart des Habsbourg;
p. 416 : Je ne hasarderai pas 1' hypothese que Clenke eüt röussi dans sa
mission, toujours est-il que ce J^n'etait pas ä un Habsbourg de lui susciter
des obstacles. Ich betone, dass Pierling so urteilt, obwohl ihm das als
Beilage n. 17 abgedruckte Dekret des Kaisers bekannt war; er gibt es nur
als Append. n 12 zu seinem Buch Rome et Moscou (1547-1579), Paris Le-
roux 1883, das sich in den für uns in Betracht kommenden Abschnitten
mit stilistischen Änderungen, aber kaum sachlichen Abweichungen in seine
oben Anm. 2 gen. Publikation aufgenommen findet.
ZIR I.EGATION MORONES (1576; MOSKAJJ. BAYERN). 1 275
Bisher zu wenig oder gar nicht beachtete Akten und so-
dann unbekannte Briefe Morones aus dem September 1576
dienen unserer Untersuchung, die sich naturgemäss auch an
die von Hansen veröffentlichten Nuntiaturberichte (N. B. II 12)
anschliesst, als Grundlage.
*
* *
Seit der Anwesenheit von Russen auf dem Florentiner
Konzil i. J. 14:39, seit dem Falle Konstantinopels i. J. 1453 und
mehr noch seit der Heirat der Sophia Paläologa von Byzanz
mit dem Grossfürsten Iwan III. von Moskau i. J. 1472 war
für die Kurie die Vereinigung der römisch-katholischen mit
der griechisch-russischen Kirche ein Ziel, das man im inner-
sten des Herzens stets herbeisehnte, ohne ihm tatsächlich näher
zu kommen'). Optimistisch gefärbte, ja geradezu falsclie Be-
richte hatten unter Leo X., Adrian VI. und Clemens VII. und
weiterhin in den 1550er Jahren in Rom ganz unrichtige Vor-
stellungen erweckt von der Bereitwilligkeit und der Neigung
der moskowitischen Fürsten, zum Katholizismus überzutreten.
Pläne und .Unternehmungen, die eine solche angeblich in Russ-
land verbreitete Stimmung zur Voraussetzung hatten, mussten
schon darum in sich zusammenstürzen. Aber der Optimismus
des Heiligen Stuhles, für den bei der Verfolgung solcher
Absichten die religiöse Frage in erster Linie stand, der aber
von der Verwirklichung seines Vorhabens eine Schwächung
des Türken erwarten musste, war wohl insbesondere auch da-
rum je länger, desto mehr unausrottbar. Gerade von dem 1530
geborenen, nominell seit 1633 regierenden Enkel der Sophia,
dem Grossfürsten Iwan IV., erhoffte man viel. Hatte man
auch auf seine Teilnahme am Tridentiner Konzil i. J. 1561 nur
vorübergehend zu rechnen gewagt, so hielt doch die Hoffnung
auf seinen Übertritt zum Katholizismus die römischen Kreise
auch weiterhin in Athem.
Alle diese Erwartungen hatte die nähere Kunde von Jwans
Grausamkeiten in Nowgorod (1570) i. J. 1571 nur vorüber-
*) Siehe hi<nzu und zum folgendeu P. Pierlings oben genannten Band.
K. SCHELLHASS
gehend zum Schweigen bringen können i). Sie mussten wieder
aufleben, sobald sich ein herzlicheres Verhältnis zwischen dem
örossfürsten und dem Kaiser anzubahnen schien, und regten
sich wohl schon, als mau im Herbste 1575 von der russischen
Reise eines kaiserlichen Gesandten , des steiermärkischen
Kanzlers, des Freiherrn Hans von Cobenzl, hörte 2). Näher
eingeweiht in seine Mission war man in Rom wohl kaum,
aber man hatte vermutlich von ihm selbst gehört ^), dass er
den Grrossfürsten im Hinblick auf die im Juni 1574 erfolgte
Flucht König Heinrichs von Anjoa ^) der Erhebung von Maxi-
milians Sohne Ernst in Polen und Littauen und zu dem Zweck
einem Bündnis mit dem Kaiser, neben dem allen aber einer
Rückstellung des seit 1561 teilweise in russischen Händen be-
findlichen Livland an das Reich geneigt machen sollte ^). Das,
' j Man lese Pierling, La Russie etc. p. 388-400 und Übersbera:er S. 362 f.
^) Siehe Pierling p. 407 und Übersberger S. 489-441.449. Am -25. Sep-
tember 1575 hatte der Nuntius am Kaiserhofe, Giovanni Delfino, aus Prag an
Como geschrieben: Dicono che il signor Cobenzil potria essere niandato in
Moscovia per le cose di Polonia et per trattare unione con quel principe in
caso che il Tiirco si mova contra Ungaria. et per cid e stato giä dui giorni
a questa carte... (Germ. Vol. 72 p. 499. 500 Or.). Am 13. Oktober meldete
er sodann aus Regensburg (a. a. O. p. 531) : Tl Cobenzil e andato in Mo-
scovia per le cause altre volle scritte. Und am 29. berichtete er ebenda-
her (a. a. O. p. 588): Del Cobenzil mandafo in Moscovia mi disse Ja Mf<'' S.'
non tenire ancora alcun^ avviso. In den nächsten Wochen kam er gegen
Como nur einmal noch auf Cobenzls Gesandtschaft zurück. Am 3. Dezem-
ber äusserte er sich chiffriert (a. a. O. p. 640 Dezifrat): Vedendo V impe-
ratore per le divisioni et instabilitä di Poloni non poter sperar molto ne la
elettione, giä raolti giorni e entrato iii pensiero di accettar il partito ....
offertogli da Lituani, che propongono di eleggere il principe Hernesto In
loro duca et mandarlo in quella provincia ; ma perche se non havesse il
consenso et favore del Mosco, si potrebhe ritrovare in qualche pericolo, per
questa e ffe tto man d ö a li g io rni pa ssat i i n M osco v ia i l Cobe n -
zil, dal quäle come habbi avviso di poter accettar quello stato con sua buona
gratia, jjensa immediate mandarvelo et poi con molto maggior vantaggio nt-
tendere al regno di Polonia. et perd quando hora non possa seguire la eletti-
one a suo favore, ha commesso a suoi ambnsciatori, che debbano prolungare
il negotio quanto piü sarä poasihile. Ein näheres Eingehen auf diese Mit-
teilungen ist für meine Zwecke unnötig.
») Siehe S. 278.
*) Siehe Übersberger ö. 419 ff.
") Siehe a. a. O. S. 440 f. und S. 352 f.
ZIK LEGATION MORONES (1576: MOSKAU. BAYERN i. 1 277
was man in Rom seit, Ende Februar bis in die ei-sten Tage des
April 157G indirekt und schliesslich direkt von Cobenzl über
Moskau erfahr, war nur geeignet, die auf den Zaren gesetzten
Erwartungen zu steigern. Denn die Berichte des Nuntius am
Kaiserhofe, Giovanni Delfino, die auf den Kanzler als Quelle
zurückgingen, berechtigten zu der Annahme, dass Iwan sich
hinsichtlich Livlands bescheiden und in der polnischen Frage,
die durch Maximilians Wahl zum. polnischen König am V2.
und durch die Aufstellung Stephan Bathorys als Gegenkönig
am 14. Dezember 1575 in ein neues Stadium getreten war i),
gegen Bathory für den deutschen Herrscher eintreten würde'-).
Doch mehr als Alles wog Anfang April eine Mitteilung von
Cobenzl selbst, die dieser dem Papste über die Zustände in
Russland vielleicht am 17. März aus Wien zugehen liess ^).
Zur Vorgeschichte dieses nicht vorliegenden Briefes fol-
gendes. Er war wohl kaum an Gregor XIII. selbst gerichtet
') Siehe Pierling'. La Russie eto. p. 407.
') Am 11. Februar 1.576 hatte Deltiu aus Wien an Coiao geschrieben
(Germ. Vol. 73 p. 105): Giunse martedi [Febr. 7J qui di Moscovia un hnoiao
del signor C'obenzil, il quäle riferisce che quel principe subito ad instanza
deW iiuperalore haveva rickiamafe Je sue genti di Livonia, promettendo pace
perpetua al regno di Polonia et gran aiuti a S. 3f<« contra ogn'uno^ per Irr
cui elettionc haoeva luostrati grandissimi xegni d'allegrezsa et prenenfato et
lionorato sopra modo esso signor Cobenzil che r giii in viaggio per il suo ri-
torno. Cobenzl war am -4. Februar auf der Rückreise in Wilna geweseu ,
von dort liatte er damals (wie Delfin am 10. Mära nach Rom meldete
a. a. O. p. 15H; dem Kaiser die Mitteilung gemacht, che il Moscocita pro-
mettevn noit solo pace perpetua a la Polonia et Lithuania, ma ancora con-
federatione contra ogn tino. Optimistisch wie hier hatte sich Cobenzl aucli
nach seiner Ankunft in Wien kurz nach Mitte Alärz geäussert; in einem
Schreiben Delfins vom 17. März an Corao heisst es nämlich (a. a. O. p. 184):
... dell'affettione del Mosco verso S. Mt'i et questa ser<na rasa et dell'offerte di
grosirisaimi aiuti il Cobenzil, che arrivö qui giü tre giorni [März 13: vgl.
S. 27S Anm. 7\, narra gran cose. '
*) Siehe Beilage n. 2 S. 319 Anm. 1. Die Mitteilung verliess Wien viel-
leicht mit der nämlichen Post, der Deltins in der letzten Note am öchhiss
genannten Zeilen vom 17. anvertraut wurden. Über diese schrieb Como am
7. April an Delfin (Germ. Vol. 7 fol. 153*): Hebbi in principio di questa
settiiiiana [die Woche hatte am 1. April begonnen] [per] il corriero di
Fiorenza la lettera di V, S. de li 2H del pasaato, et poi due altre per
Vordinario dr li 17.
278 K. SCHELLHASS
gewesen, sondern au den Kardinal Zacharias Delfini).
Ihn, den früheren Nuntius am Kaiserhofe, kannte Cobenzl
fraglos schon lange -), und er hatte die Beziehungen erneuern
können, als er im März 1575 im Auftrage des Deutschordens-
meisters und als Prior von Brixenei und Komthur von Laibach
in Rom zum Jubeljahr erschienen war ^). In jenen Tagen viel-
leicht versprach er Zacharias, der bekanntlich seinerseits Maxi-
milian über hervorragende Ereignisse berichtete *), ihn über
alles Wichtige auf dem Laufenden erhalten zu wollen ^).
Dazu fand sich jedenfalls Gelegenheit, als ihn im September
des Jahres der Kaiser von Graz nach Wien rief und als er
von dort im Oktober in kaiserlichem Auftrage mit Daniel
Printz nach B-ussland zog ^). Ob er aber unterwegs und vor
seiner Rückkehr nach Wien am 13. März 1576 ') dem Kardinal
*) Darauf -weist Delfins Bemerkung in Beilage n. 2 S. 319 hin. Die
von mir im folgenden gegebene Auffassvmg, dass neben Cobenzl Zacharias
Delfin in der russischen Angelegenheit der bestimmende Faktor gewesen
sei, "ist vollkommen neu. Strikt beweisen lässt sie sich nicht, aber es kann
doch kein Zufall sein, dass gerade er in den Beilagen n. 2, 3 und 7 es
ist, der der russischen Frage gedenkt. Unter diesen Umständen drängt
sich aber die Vermutung von selbst auf, dass auch der Adressat der Zeilen
Cobenzls vom 27. Mai, unserer Beilage n. 4, Zacharias ist. Ein Schritt
weiter ist es dann nur, wenn ich auch Cobenzls Bezugnahme im Schrei-
ben vom 27. Mai auf seine früheren Briefe vom 8. April und 25. Mai Tsiehe
S. 323 Z. 3 f. und S, 828 Z. 21) für meine Annahme verwerte. Sollte sie
sich als falsch herausstellen, so bleibt doch auf Grund der Beilagen n. 2.
3 und 7 bestehen, dass gerade dieser Kardinal hervorragendes Interesse
an der rvissischen Fi'age genommen hat. Vgl. wegen der n. 4 meine
Ausführungen S. 300 Anm. 1. Siehe auch die viertnächste Note.
*) Ein positiver Beweis fehlt mir: vgl. bei W. E. Schwarz, Der Brief-
wechsel des Kaisers Maximilian II. mit Papst Pius V. ("Paderborn 1889)
das Eegister sub Delfin.
") Ich verweise auf meinen Aufsatz: Die Deutschordenskommende zu
Padua und die Jesuiten. Eiö Beiti'ag zur Geschichte des Deutschoi'dens
in den Jahren 1.511-1575 (Bd. 7, 1904, dieser Zeitschrift S. 91 ff., vornehm-
lich S. 101 Anm. 1).
*) Siehe in meinem zAveiten Portia-Band iN. B. III 4) S. CXII Anm. 3.
*) Vgl. S. 326 Anm. 1. Auf ein reges Interesse Cobenzls gerade für
Zacharias Delfin weist auch hin, dass jenen das Äussere des Zaren und sein
Gebahren an den Kardinal erinnerten (vgl. Übersberger S. 448 Anm. 2).
") Siehe S. 284 Anm. 2 und Übersberger S. 439 f.
') Siehe Übersberger S. 458.
ZIR LEGATION MOUONES (157(5; MOSKAJU, BAYERN). 1 279
genaueres hatte schreiben können? Wolil kaum. Dazu kam
er gewiss erst, nachdem er noch am 13. März in Wien eine ein-
gehende Gesandtschaftsrelation für Maximilian fertig gestellt
hatte 1). Wohl am 17. wird er darauf dem Kirchenfürsten
jene vorher erwähnte Mitteilung für den Papst übersandt
haben 2).
Cobenzls Zeilen enthielten, wie man im Hinblick auf den
Schluss seiner Relation an den Kaiser ^) und seinen noch zu
besprechenden Brief vom 27. Mai aus Lowicz^) annehmen
darf, eine kurze Schilderung der moskowitischen Zustände ;
von besonderem Interesse in den Darlegungen, die sich offen-
bar über des Grossfürsten Regiment und Wesen, dessen Macht
„ an Volk und Geschütz " und über dessen Hülfsmittel und
absolute Gewalt verbreiteten ^), war aber für den Papst und
Delfin die Bemerkung, dass der Moskowiter der römisch-katho-
lischen Kirche wohl wolle und sich mit ihr zu vereinigen
wünsche ^). Man begreift es, dass Delfin, wohl am 8. April ''),
Cobenzl brieflich um nähere Aufklärung gerade über diese
Äusserung ersuchte, die sich wohl nur auf liebenswürdige und
unverbindliche Worte des Zaren stützte, und dass er schon
sofort, vor Eintreffen einer Antwort, die, wie wir sehen wer-
den, lange auf sich warten Hess *), nach Mitteln und Wegen
suchte, um eine Union der römisch- und der griechisch-katho-
lischen Kirche der Verwirklichung entgegen zu führen.
Der bevorstehende Reichstag von Regensburg und die am
20. oder 21. April in Rom angelangte Kunde, dass sich dort
die Gesandtschaft einfinden würde, die der Zar in Erwiderung
^) Sie ist mit russischem Kommentar verüfientlioht von Th. Wierz-
bowski, [Dooumenti per la storia del regno di Moscovia nei seooli 16. 17
Faszikel 4. Warschau 1901. Den Schluss drucke ich aus Wierzbowski als
Beilage n. 1.
^) Siehe S. 277 Aum. 3.
"; Siehe Beilage n. 1.
*j Siehe Beilage n. 4 S. 32B Z. 11 f.
'') Man lese Beilage n. 1 Anm. 1.
•) Siehe Beilage n. 2.
') Siehe B.eilage n. 4 S. 323; vgl. meine Bemerkung S. 278 Anm. 1.
*) Die Antwort liegt insbesondere (vgl. aber S. 323 Anm. 4) in Beilage
n 4 vor, deren Inhalt in Rom erst im August zur Kenntnis genommen
wurde: siehe S. 299 f.
280 K. SCHELLHASS
auf Cobenzls Mission dem Kaiser (wie es ferner Stehenden
scheinen mochte, vor Allem wegen einer Aussprache über
Polen und Livland) angekündigt hatte i), waren für Delfin
naturgemä,ss der willkommenste Anlass, um während der Be-
ratungen über die Entsendung des Kardinals Morone als Le-
gaten nach Regensburg auch die moskowitischo Angelegen-
heit und die Kirchenunion .zur Sprache zu bringen. Er warf
somit die Frage auf, ob Morone nicht den Kaiser, dessen
politische Verbindung mit dem Zaren von einer Vereinigung
der Kirchen nur Vorteil haben werde, um seine Meinung wegen
etwaiger Entsendung von Leuten des Papstes nach Moskau
fragen solle. Hierbei betonte er die Notwendigkeit, dass man
im Einverständnis mit dem Kaiser den Modus feststellen
müsse, den der Papst bei Einleitung seiner Beziehungen zu
dem Zaren diesem gegenüber beobachten müsse, und er er-
hoffte von Gobenzl, den er mit aller Achtung zu behandeln
riet, für den Legaten Aufklärung, um die russischen Gesand-
ten nach Gebühr und Würde behandeln zu können. Offenbar
war ihm von früher her, als i. J. 1561 zeitweilig seine Ent-
sendung nach Moskau wegen Beschickung des Tridentiner
Konzils durch den Zaren in Frage stand "^), bekannt, wie
grosses Gewicht man auf Titel- und Eükettefragen in Russ-
land zu legen pflegte und wie dort Vernachlässigung der
äusseren Formen oft die schlimmsten Folgen uach sich ziehen
konnte ^j.
Delfins Anregung wurde berücksichtigt, insofern man,
auch um das Zustandekommen einer Liga gegen den Türken
und dahin zielende Verhandlungen Maximilians mit dem Za-
ren zu fördern, in die Instruktion Morones einiliessen liess,
dass der Papst, wenn der Kaiser zustimme, dem Moskowiter
') Eine Mitteilung Delfins vorn ril. März: Dicono die Favibasciatore
del Mosco forse di comviissione di S. MtA senza oenire qiii passarä a Rati-
shona (Germ. Vol. 73 p. 207 f.) war am 21. April in Comos Händen (laut
Germ. Vol. 7 fol. 158). Siehe über den Zweck der Gesandtschaft iu der
S. 279 Aum. 1 genannten Relation bei Wierzbowski S. 41 Z. 'd und S. 45
Z. 13 f. und ferner meine Bemerkungen S. 282 f.
-) Siehe Übersberger a. a. O. 8. 348 Z. 12 W.
') Man lese Übersberger S. 328 fi".
ZUR LEGATION MOKOXES (157H; MOSKAU. BAYERN^ 1 281
durch einen Gesandten eine Union der griechischen mit der
römischen Kirche nahelegen wolle, weil der Zar andere
Male Hoffnungen auf einen solchen Schritt in
Rom erregt habe^).
Äusserungen Maximilians gegenüber Nuntius Delfin vom
8. April, dass fraglos demnächst ein Gesandter des Zaren
eine Liga seines Herrn mit dem Kaiser, mit dem Papst und
dem König von Spanien in Vorschlag bringen werde"-), waren
'j In der Instruktion vom 26. April heisst es (N. B. III 2 S. 26
Z. 20 ff.) : Quando piacesne a S. Mt'i Cesarea che N. Signore mandas.se
un' hiiovio Ruo al Mosco jjer trattar seco di tirarlo intieramente a la unione de
la chiesa Bomana, del che nitre volte egli ci ha data speranza, potrehhe Ja M'ä
Sua assiciirarsi che cid non poträ se non giocare a li interessi teviporali et
particolarmente a la lega contra il Titrco, aopra di che si aspetterä avviso
da la S. V. Ill">a. Von Maximilian erhoffte die Kurie damals fdas zeigt
der unmittelbar vorhergehende Absatz der Instruktion), dass er wie mit
anderen Genannten auch mit dem Moskowit^^r wegen der Liga verhandeln
lassen würde (a. a. O. Z. 1 &.).
^) Maximilians Ausführungen und die Erwiderung des Nuntius fanden
in- Rom, wie wir noch des näheren sehen werden, die gnisste Beachtung
sie mögen daher hier im Wortlaut folgen ((rerm. Vol. 73 p. 216. 217; die
Audienz war am 8. April, siehe p. 21.5): Venne poi a dirmi che in breve
aspett.ava l'ambasciatore del Moscovifa, et credeva che senza dnhbio haverebhe
proposto che ai trattasse una lega tra S. <S''<', il re di Spagna, il Mosco
et In JIM S. contra il Ttirco, nel che sperava anco che non vi sarebbe
statu inolta difficoltä ; ne era fuori di credenza d'liaver' in favore nostro
ancora il Pertiano, et massime intendendo da alcune sue spie di Biida (se
bene non l'aferma per cosa certa) (vgl. hierzu den Öchluss der Note), che
il Persiano recchio era niorto. al qwile essendo successo il figliuolo subito
havera mossa gufrra col Turro, et che hareva rotlo un bassä ron molta gentc ;
inn rlie bisognarebbe aff'aticarsi per tirarci i signori Vinitiani et il re di
Franria. a questa proposta, fatta pifi tosto per disrorso che per negotio, io
risposi che S. ßue s'era moslrata seinpre tanto pronta al beneficio publiro
delln Christianifä et pnrticolare della 3/'« S., che non si poteva dubitare che
fuHse per mancare ntai al debito siio, et l' istesso si poteva tenire del seriio
re ca/holico. quanto a signori Vinitani, ancorche vi potesse essere qualche
difficoltä ne i principii, pur quando vederanno unite da vero queste cosl gran
potenze, non ni puö credere (esaendo prudenli) che siano per abbandonare cosi
bella occasione di ricnperare il loro. de i Frnncesi che tenivo maggiore dnbbio
per l'antira amiritia che tengono col Titrco. ron tutto cid, quando anco non
si risolvpssero j>ublicamente, io non desperarei che almeno non fussero per
dare aiuti privati; aggiungendole che, quando da S. :1/''' mi fusse coninian-
dato, non harerei vinnrato di srriverne a S. B"" ; et vii rispose non essere
282 K- SCHELLHASS
sicher erst nach Abschluss der am 26. April unterzeichneten
Instruktion am 27. oder 28. in Rom zur Kenntnis genom-
men worden ij. Sie schienen der Beurteilung der Sachlage
durch Delfin noch nachträglich Recht geben zu wollen. An
Morone war es jetzt zu versuchen, ob sich hinsichtlich der
Kirchenunion etwas erreichen liess. Die Gelegenheit hierzu
fand sich bald.
Am 7. Juli 1576 waren in Regensburg auf dem Reichstag
Abgeordnete des russischen Grossfürsten angelangt -), deren
Kommen man am Kaiserhofe seit der Rückkehr der von
Cobenzl geführten Gesandtschaft aus Moskau (am 13. März)
mit Sicherheit hatte entgegensehen dürfen^). Am 16. Juli
ancora tevipo, ajyprovando cid ch'io le havevo detto. Die dem Kaiser zuge-
gangene Nachricht vom Tode des Persers eilte der Tatsache voraus-, das
Gerücht wird durch die Unruhen hervorgerufen worden sein, die kurz
darauf am 11. Mai 1576 in Persien zum Sturze des Schahs Tahmasp führ-
ten: vgl. J. W.Zink eisen, Geschichte des osmanischen Reiches in Eu-
ropa Teil 3 (Das innere Leben und angehender Verfall des Eeiches bis
1623), Gotha Perthes 18.55 CSammlung Heeren und Ukert;, 8. 569. Tah-
masp hatte nicht mit Venedig zusammen den Türken bekriegen, sondern
lieber mit ihm in Frieden leben wollen (a. a. O. S. 568 f.). Zu einem
Kriege des Türken mit dem Perser kam es 1578.
') Am 28. bestätigte Como dem Nuntius Delfin den Empfang der Zei-
len vom 10. April, in denen er von den Äusserungen des Kaisers berichtet
hatte (Germ. Vol. 7 fol. 159j.
2) Führer der Gesandtschaft waren Fürst Sugorski und der Djak (d. i.
Kanzler) Arcybasev. Als Dolmetscher stand ihnen Daniel Printz zur
Seite, der nach seinem Scheiden aus Eussland und nach seiner Verabschie-
dung von Cobenzl in Dorpat auf sie gewartet und sie von dort nach Re-
gensburg geleitet hatte. Vgl. Übersberger S. 463 und weiter F. D. Hab er-
lins Neueste teutsche Eeichs-Geschichte vom Anfange des schmalkaldi-
schen Krieges .bis auf unsere Zeiten Bd. 10, Halle 1781, S. XLI. Auf-
schlüsse über die Gesandtschaft, insbesondere ihre Eeise, gibt E. Koch,
Moskowiter in der Oberlausitz und M. Bartholomäus Scultetus in Gör-
litz, Kulturbilder aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, Kap. 3
(Neues Lausitzisches Magazin Bd. 83); über die religiöse Frage bringt
Koch indessen nichts.
") In dem S. 277 Anm. 2 erwähnten Briefe Delfins vom 17. März
heisst es vor den dort wiedergegebenen Worten: // (Mosco) manda qui
zun le(;ati(in mokones (157G; moskav. bavern). 1 283
hatten sie die erste Audienz beim Kaiser, am folgenden Tage
die erste Konferenz mit den kaiserlischen Kommissaren M.
Klar und deutlich trat hervor, dass jene, die bei ihrer Ab-
fertigung im Januar 1576 noch nichts von der zwiespältigen
Wahl in Polen gewusst hatten 2), vor Allem den Auftrag
hatten, auf schleunige Absendung der schon seit Jahren an-
gekündigten Reichsgesandtschaft zu drängen ^). Mit ihr wollte
sich Iwan über Livland endgültig verständigen ^), mit ihr und
etwaigen Vertretern anderer christlichen Potentaten auch auf
weitester Basis offenbar Verhandlungen wegen eines Bünd-
nisses einleiten, das, so wie die Dinge lagen, nur eine Be-
kämpfung des Türken und mittelbar von dessen Schützling
Bathory im Auge haben konnte ^). Die Aufforderung Maxi-
milians an die Reichsstände am 18. Juli, sich über diese Reichs-
gesandtschaft endlich schlüssig zu werden *5j, und seine Erwi-
derung am 24. an die russischen Gesandten, dass er für
Aufbruch der Kommissare spätestens bis zum "Winter sorgen
un'amhasciatore, persona ijrincipalinsima, coii molta compagnia, chfi s'aspetfa
f'ra pochi giorni. Und am 31. März schrieb Delfin fGerm. Vol. 73 p. 207 f.;:
Dicono che f'amhasciatore del Mosco, forse di commlssione di S. Mfc, senza
venire qtii passarä a Rntisbona.
*) loh verweise auf die russisch geschriebenen Denkmäler der diplo-
matischen Beziehungen des alten Russland mit den auswärtigen Mächten
Bd. 1, St. Petersburg 1851, Columna 674. 678 Tgütige Mitteilung von E.
Schm o urlo).
") Man lese die Ausführungen der russischen Gesandten (in deutscher
Fassung) bei Häberlin S. L f .
") Siehe a. a. O. S. LI Z. G v. u. ff. Bei Übersberger a. a. C). tiiule
ich hierüber so gut wie nichts. Er hebt auch nicht genug hervor, wie
der Gedanke an die Reiohsgesandtschaft, der sicii den deutschen Reichs-
ständen mit Rücksicht auf Livland etwa st'it 1515 J aufgedrängt hatte, sich
wie ein roter Faden durch die ganze russisch-deutschn Politik der 60 er
und 70er Jahre hindurch zieht. Bei einem näheren Eingehen auf die
hierbei obwaltenden Motive würde man voraussichtlich zu einem besseren
Verständnis der Tatsachen gelangen : bisher steht, man den einzelnen Faet;i
ohne rechtes Verständnis gegenüber.
*) Natürlich unter Anerkennung s^'iner Oberhoheitsreohte, vgl. Häbt^r-
lin a. a. O. S. XLIX.
"> Siehe Häberlin a. a. O. 8. LH S. 7 ff.
•) Siehe a. a. O. S. XLIV das kaiserliche Dekret vom 18. Juli.
284 K. SCHELLIIASS
werde ^), und dass er seinerseits seinen guten Willen in dieser
E-icktung noch letzthin durch seine Gesandten (Cobenzl und
Printz), kund getan habe '^)j zeigen, wohin in erster Linie die
AVünsche des Zaren bei Absendung seiner Vertreter nach
Deutschland gerichtet gewesen waren. Alles andere, die Aus-
sprache der Kaiserlichen in diesen und den folgenden Tagen
mit den Russen über Livland, und Streitigkeiten wegen des
dem Zaren in der Korrespondenz zu erteilenden Titels ^), trat
dem gegenüber in die zweite Reihe zurück; letztere verzö-
gerten nur die Abreise der Russen, deren Instruktion noch vor
Eintreffen der Nachricht von Bathorys Erhebung abgefasst
worden war, und die sich daher im Juli (und wohl überhaupt
nicht in Regensburg) zu keinen bindenden Zusicherungen
wegen dessen Bekämpfung dem Kaiser gegenüber verstehen
durften ^).
An dem Unwillen des Zaren über Bathorys Erhebung zum
König und an seiner Bereitwilligkeit zur Befehdung aller
Widersacher wollte Maximilian, der sich von dieser Situation
eine Schädigung des Türken versprach, allerdings nicht zwei-
feln; das hatte Morone schon vor der Ankunft der Moskowiter
am oder kurz vor dem 13. Juli von dem Herrscher erfah-
ren 5), und Äusserungen der Russen, die von einer Liga gegen
'j Siehe a. a. O. die Autwort des Kaisers (in deutscher Fassung)
S. LH ff., besonders S. LIII f.
") Siehe a. a. O. S. LIII Z. 20 ff.
") Siehe in den S. 283 Anm. 1 genannten Denkmälern Columne 682.
683. 687. 690 u. s. ^\■. ^gütige Mitteilung Schmourlos).
0 Man lese in der .Antwort des Kaisers vom 2i. Juli bei Häbei'lin
Ö. LVII Z. 9 f.
^) Siehe N. B. III 2 S. 82 Anm. 2. Eine mir vorliegende undatierte
Antwort des Kaisers an Morone über die polnischen Angelegenheiten
gehört sieber zu den Schriftstücken, von denen Morone am 13 einen Aus-
zug und die er am 19. in extenso an Como einsandte (siehe a. a. O. und
S. 90 Anm. 3 dort). In jener Antwort, die abschriftlich im Vat. Arch. Arm.
64 Vol. 29 fol. 302 a- 310 1> liegt, heisst es fol. 309 1' : Moscorum vero jrin-
cipem uti non solum firmam ac perpetuam se cum Mfe Caesarea amicitiam
ac honam vicinitateiu culturuni, verum etiani de socialibus armis iungendis
foedus initurum et literis et tarn per suos ([uani Caesarene Mti» legatos, eus
praesertim qui nuperiori anno istuc ahlegati ante paucos menses inde reversi
sunt, obtulit, ita haud duhie vice versa Transsylvani in regem assumptionem
Zl'R LK(iATIOX MORONES (1576; MOSKAU. BAYERN'). 1 285
den Türken nnd von der Unmöglichkeit, dass Bathory König
bleibe, sprachen, schienen die Auffassung des Kaisers zu be-
stätigen 1).
An die Bemerkungen des Habsburgers knüpfte Morone in
einer ihm gewährten Audienz am 19. an"-), indem er den Kaiser
zur Vorsicht gegenüber den Anerbietnngen des Zaren mahnte,
über dessen numerische Kräfte man erst klar sehen müsse,
um so mehr al° Iwan ja auch den Papst und den katholi-
schen König in die Liga eingeschlossen zu sehen wünsche.
Fast scheint es, als ob der Legat hiermit auf die Ausfüh-
rungen des Kaisers vom 8. April, die ihm mit ihren Darle-
gungen über die Liga-Pläne des Russen vielleicht noch am
27. April bei seinem Scheiden aus Rom bekannt geworden
waren ^), hätte anspielen wollen. Die Erwiderung des Herr-
schers, dass die Stärkeverhältnisse günstig seien, dass er sich
aber an Ort und Stelle durch einen Abgeordneten näher un-
terrichten wolle, veranlasste nunmehr Morone zu der Bemer-
kung, dass es ihn nicht wundern würde, wenn vielleicht auch
Gregor sich zu der Entsendung eines Vertrauensmannes ent-
schlösse. Nur ganz vorsichtig tastend ging er vorwärts und
er handelte richtig, da der Kaiser nicht weiter auf die Sache
einging, sondern nur replizierte, dass man sich erst dann über
dies alles schlüssig werden könne, wenn die Reichsstände
aegerrime laturus. ac, si unquam antea, hoc certe nomine multo magis non
taniiim Poloniae et Litliuaniae. ned ah üsdem irritatuH aliis etiani jjrovinrüs
Christianis infentus futurus est. e contrario autem Cesarea Mte regno Polo-
niae, ad quod legitime vocata est, potifa, regna vicina ac sihi invirem alio-
qui a multis saeculis coniunctissima novo ac firmiori vinculo iunge?itur, ac
inde, tum etiam ex Moschorum princtpis amicitia atque foedere, universae
reipublicae Chris'ianae pl itrimum praesidii atque rohoris accessuruni et id
quidem seciiturnm sperandum est, quod Turcae Christianitati minus quam
nunc infeüti, vel saltem eorundem vim repriiuendi longe opportunior fulura
sit ratio. Ich sehe nachträglich, dass wir in dieser Fassung die lateinische
Übersetzung der Ausführungen vor uns haben, die der Kaiser gleichzeitig
den Ständen über die polnische Sache in deutscher Fassung unterbreitete.
Vgl. Häberlin a. a. O. Bd. lö S. 216 11.: besonders S. 22(5 Z. 14 v. u. ff.
') Siehe N. B. III 2 S. 'JO Z. 2 f.
"; Siehe, auch zum folgenden, a. a. O. Z. 4 ff.
'; Siehe S. 282 Anm. 1 und wegen der Abreise Morones aus liom
meinen letzten Portia-Band (N. B. III 5) S. 442 Anm. 4.
286 K. SCHBLLHASS
sich über die Unterstützung ausgesprochen hätten, die sie
gegen den Türken und auch gegen Bathory leisten würden.
Eingeweiht wurde Morone nicht in die schwebenden Ver-
handlungen.
Maximilian stand seit dem April unter dem Eindruck von
Nachrichten aus Persien, wo der Tod des Schahs und eine
Palastrevolution die Möglichkeit zu eiöfFnen schienen, dass
man sich der Perser als Bundesgenossen gegen den Türken
bedienen könne i). Der Gedanke eines österreichisch-persisch-
russischen Bündnisses, der ihm zuerst um 1570 von dem flüch-
tigen russischen Bojaren, Fürsten Kurbskij, nahe gelegt worden
war 2), mochte unter diesen Umständen der Verwirklichung
nahe sein, und es war vielleicht unter diesem Gesichtspunkte,
wenn ihm der Führer der polnischen Gesandtschaft in ßegens-
burg, der Palatin von Sieradz, Albert Laski, bereits eine Per-
son in Aussicht gestellt hatte, durch die man dem neuen
Schah die Wünsche des Herrschers vortragen könne ^). Was
dieser von Persien erwartete, war Morone jedeofalls nicht
unbekannt *) ; er tat also recht daran, wenn er auch seiner-
seits in der Audienz am 19. an die Lage in Persien erin-
nerte ^): seine Mahnung zur Absendung eines Gesandten dort-
hinbeantwortete der Habsburger freilich nur mit dem Hinweis
auf das Anerbieten Laskis ^).
Das ganze Auftreten des Kaisers und seine Zurückhaltung
in der moskowitischen Angelegenheit bewogen wohl Morone,
sich vorläufig abwartend zu verhalten und erst wieder auf
die Sache zurückzukommen, als ihm am 14. August "') eine
Weisung Comos vom 28. Juli zuging.
Siehe S. 281 Anm. 2 und N. B. III 2 S. 91 Z. 28 ff.
"-) Siehe Übersberger S. 397 f.
=»j Siehe N. B. a. a. O. S. 92 Z. 1 f.
*) Vielleicht hatte er es bereits aus dem S. 281 Anm. 2 genannten
Briefe Delfins erfahren.
*) Siehe N. B. a. a. O. S. 91 Z. 30 ff.
*) Siehe a. a. 0.
Siehe a. a. O. S. 123 Z. 21 f.
ZIR LEGATION MORONES (15TG ; MOSKAU. HAYERN). 1 287
*
* *
Aller AVahrsc hei n li c hkei t nacli war an der Kurie
Ende oder im Laufe des Juli i) wiederum die Aufmerksam-
keit auf die russische Frage durch ein heute verlorenes Schrei-
ben Cobenzls an Zacharias Delfin gelenkt worden. Den stei-
ermärkischen Kanzler hatte fast unmittelbar nach seiner
Rückkehr aus Russland ein neuer Auftrag des Kaisers auf
den April-Tag nach Warschau geführt ^). Von dort aus war er
am 20. April nach Lowicz gegangen ^). Aus dieser Stadt, wo
er anfänglich nur einige Tage als Gast des Erzbischofs hatte
bleiben wollen, dann aber bis Anfang Juni, bis zu seiner
Rückkehr nach Deutschland, festgehalten wurde *), schrieb er
am 25. Mai und wohl dem Kardinal ^).
') Siehe viertuäeliste Note.
') Siehe Übersberger S. 460.
') Siehe Th. Wierzbowski, Vincent Laureo. Eveqiie de Mondovi,
Xonce Apostolique en Pologne 1574-1578, et ses D6peohes inödites au
oardiual de Cöme, Varsovie 1887, p. 402. Tags vorher, am 19., hatte der
Nuntius Laureo noch in Cobenzls Auftrage eine nicht aufgefundene Denk-
schrift an Como abgesandt, in der jener darlegte Vottima vo/onfä des Mo-
scovita verso la Maenfä Cesarea (a. a. O. p. 394): dieses Memorial war offen-
bar in erster Linie für Wien und nicht für Eom bestimmt gewesen. Co-
benzl hatte sich übi-igcns in Warschau in einer Umgebung befunden, wo
man noch Anfang März von Seiten des Nuntius und des Warschauer
Erzbischofs die Erhebung des Moskowiters auf den polnischen Thron als
sehr angebracht bezeichnet hatte, falls dieser sich zur Annahme
der katli olisohen Religion verpflichten wolle (vgl. a. a. O.
p. 378 und, auch wegen Cobenzls Denkschrift für den Kaiser, E. F.
Schmourlo in seiner Kritik an dem von Wierzbowski veröffentlichten
S. 279 Anm. 1 genannten Faszikel 4 p. 21 und 22; siehe die russisch
geschriebene Kritik um [48° Rendicouto dell'assegnamento dei prenii in
omaggio del conte UvaroÖ". Pietroburgo 1908];. Man sieht, Cobenzl fand
hier genug Nalirung für seine Idee der Union der russischen mit der
römischen Kirche. Sie lag damals gleichsam in der Luft.
*; Sielie Wiei-zbowski, Laureo p. 402 und p. 427 n. 113.
*) Siehe Beilage n. 4 S. 323 Z. 21 ; vgl. meine Bemerkung S. 278 Anm. 1.
Hinsichtlicii der Briefbeförderung sei bemerkt, dass die aus Warschau kom-
mfuden Briefe des Nuntius in Polen, Vincenzo Laureo, vom 19. und
29. Mai am 7. Juli von Como beantwortet wurden, vgl. Wierzbowski a.
a. O. p. 472 1. 19 v. u. f. (wie reimt sicli dazu Como.s Äus.seruug vom
288 K. SCHELLHASS
In seinem Briefe mag Cobenzl, den sein Aufenthalt in Polen
des öfteren auch mit den russischen Elementen der Bevölke-
rung in Verbindung gebracht haben wird i), seiner Überzeu-
gung dahin Ausdruck gegeben haben, dass sich die Ruthenen
in Polen, Littanen und Russland äusserst leicht unter das
Joch der Heiligen Kirche würden bringen lassen, da sie es
nie abgeschüttelt' und den ihnen von der griechischen Kirche
überlieferten Glauben mit grösstem Eifer bewahrt hätten ^).
Gewiss Veranlassung genug für den H^^iligen Stuhl, sich
jetzt, selbst wenn Cobenzl im Anschluss daran nicht der Ge-
sandtschaft des Zaren nach Regensburg gedacht haben sollte,
dieser moskowitischen Mission zu erinnern, von deren Kommen
man ja schon seit Monaten unterrichtet war ^). Man vermu-
tete sie Ende Juli ganz richtig schon in Reo^ensburg *) und
beschloss nunmehr, wohl eben unter dem Eindruck von Oo-
benzls Brief, Morone an die bezüglichen Ausführungen in
seiner Instruktion zu erinnern. Man war der Meinung, dass
jetzt der Moment gekommen sei, in dem durch das Mittel
der- russischen Gesandten dem Grossfürsten Vorschläge wegen
der Union und wegen der Anerkennung des Heiligen Stuhles
zu machen seien. Ob der Legat das brieflich oder sonstwie,
wenn die Russen nach Hause zögen, tun wolle, stellte man
ganz in sein Belieben. Man verwies ihn im übrigen auf seine
Instruktion.
Beim Eintreffen dieser Zeilen hatte Morone bereits von
der baldigen Abreise der moskowitischen Kommission sprechen
hören, und dass sie vom Kaiser die Antwort mit sich nehmen
werde, er wolle durch seine Gesandten alles, was man ver-
28. Juli Morone gegenüber — N. B. III 2 8. 102 Z. 14 f. — , dass mau
/jiion 2Je^zo fa gar keine Nachricht von monsig»or de Moncfevi habe '?). Co-
benzls Zeilen liatteu kaum denen des Nuntius beigelegen und waren wohl
etwas später angelangt.
^) loh möchte vermuten, dass die in Beilage n. 5 S. 327 Z. 10 S. sich
findenden .Äusserungen in letzter Linie auf Cobenzl zurückgehen.
^J Siehe Beilage n. 4 S. 328 Z. 22 ff.
") Siehe 8. 282 Anm. 3.
*) Siehe, auch zum folgenden, N. B. III 2 S. 102 Z. 36 ff.
ZUR LEGATION JIOKONES (1576; MOSKAU. BAYERN). 1 289
nünftiger Weise bewilligen könne, zum Abscliluss bringen
lassen V). Dieser Mitteilung lag die Tatsache zu Grunde, dass
Beschlüsse wegen der vom Zaren geforderten Reichsgesandt-
schaft unmittelbar bevor zu stehen schienen"). Der Hinweis
auf die weiterer Erörterung vorbehaltenen Punkte erinnert
daran, dass in den Konferenzen mit den Gesandten vornehm-
lich die Zukunft Livlands zur Sprache gekommen war, das
Maximilian als Reichsgut, Iwan aber als Erbgut der mosko-
witischen Zaren betrachtete ^). Von einer Einigung in dieser
Frage war man aber noch weit entfernt. Musste Maximilian
doch am 12. August in Erwiderung auf eine mittlerweile
eingetroffene Gratulation des Grossfürsten vom 11. Juli zu
der Wahl in Polen diesen bitten, das arme Livland nicht zu
bedrängen während der Zeit, wo seine, des Kaisers, Gesandten
bei ihm sein würden *).
Der Gedanke an die Reichsgesandtschaft beherrschte den
Habsburger offenbar auch in diesem Schreiben, das durch
Vermittlung eines Lübecker Bürgers, Daniel Keller, bis zum
November in die Hände des Zaren gelangte^); gegenüber
diesem hohen ins Auge gefassten Ziel konnten die auch Mo-
rone zu Ohren gekommenen Differenzen der Kaiserlichen mit
den Russen wegen des dem Zaren gebührenden Titels *^) den
Gang der Dinge wohl aufhalten, aber nicht dauernd verhin-
dern. Für Morone war es jedenfalls bei Ankunft der neuen
Weisung sofort selbstverständlich, dass man jener geplanten
Abordnung nach Moskau auch einen päpstlichen Vertreter
beigeben müsse ").
') «iehe N. B. III 2 8. 114 Z. 13 ff.
=) Siehe S. 290 f.
") Siehe in den S. 283 Anm. 1 frenannten Denkmälern die russisch ge-
schriebene Kelatio der russischen Gesandten zum 1. und 7. August (Co-
lumne 682 und 683: gütige Übersetzung Schmourlos).
*') Siehe die Relatio a. a. O. Columna 687 (Übersetzung Schmourlos: die
Gratulation des Zaren und die Antwort des Kaisers liegen mir nicht vor).
") Laut gütiger Mitteilung Schmourlos.
*) Siehe in der Relatio zum 1. und 7. August a. a. O. Columne 682
und 683 und X. B. III 2 S. 114 Z. 15 f. und S. 127 Z. 33 f.
') Das «rgibt sich aus der Erklärung, die der Nuntius Delfin als sein
Vertreter am 19. August dem Kaiser gegenüber abgab CN. B. III 2 S. 132
/. 16 f.).
290 K. SCHELLHASS
Ein schwerer Gichtanfall machte es ihm immöglich, sicli
sogleich in diesem Sinne gegen den Kaiser zu äussern i). Doch
war der Zeitverlust zu verschmerzen, da er bis zum 17. direkte
Beziehungen zu den russischen Gesandten anzuknüpfen ver-
stand 2). Seine Vertrauensleute waren der in seiner Umge-
bung befindliche Dekan von Chur, Konrad von Planta ■•), und
auf besonderen Wunsch des Legaten *) auch der Tngolstädter
Professor Itudolf Clenck, den der Nuntius Portia kurz vorher
aus Ingolstadt zu einer Besprechung wegen der Reform im
Braunschweigischen hatte kommen lassen ^). Sie waren beide
des Russischen kundig *^) und fanden wohl eben deshalb bei
den Russen sehr freundliche Aufnahme "j. Offenheit wurde
hier mit Offenheit erwidert. Hielten die Römischen eine Ge-
sandtschafc des Papstes nach Moskau nicht für unmöglich,
so betonten diese, dass ihr Herr nicht nur mit dem Kaiser,
sondern auch mit anderen christlichen Königen und Fürsten
Freundschaft zu halten und ein Bündnis einzugehen wün-
sche; es werde diesem daher gewiss angenehm sein, wenn,
zu "dem Zwecke vom römischen Pontifex Boten geschickt
würden.
Die Aussichten für eine gleichzeitig abzuordnende Gesandt-
schaft von Kaiser und Papst nach Moskau waren offenbar
sehr günstig! Um so notwendiger aber war, vom Standpunkt
der Kurie aus, ein scharfer Protest bei Maximilian, falls es
sich bewahrheiten sollte, dass als dessen Vertrauensperson
ein Häretiker wie der Herzog von Pommern oder der Bischof
') Siehe N. B. III 2 S. 128 Z. 7 ff.
==) Siehe N. B. a. a. O. Z. 11 f.
") Siehe in meinem letzten Portia-Baud (N. B. III 5; im Rej^ister.
Auf Planta weisen oben S. 338 Z. 21 ff. und N. B. III 2 S. 98 Aum. 1 hin.
*') Das ergibt sich aus Beilage n. 15 8. 341 Z. 14 v. u. f.
*) Siehe über Clenok und sein Vorhaben, nach Braunschweig im Inter-
esse der Refoi'm zu ziehen, in meinem letzten Portia-Band in der Ein-
führung Abschnitt T. — Dass Planta und Clenok Morones Vertrauensleute
waren, zeigt n. 15 8. 341 Z. 15 v. u. f. und N. B. III 5 S. 513 Z. 7 ff.
«j Siehe N. B. III 2 S. 97 Z. 35 f. und N. B. III 5 S. 513 Z. 12 f.
') Siehe X. B. III 2 S. 128 Z. 12 f. Über den Verlauf der Unterredung
unterrichtet uns die für Clenok im September aufgesetzte Instruktion Mo-
rones, in unseren Beilagen die n. 15; siehe zum folgenden dort S. 341.
ZrU LEGATION MOKONES (157(); MOSKAU. BAYERN}. 1 291
von Lübeck ziehen würde i). Im Auftrag Morones, der noch
leidend war, entledigte sich dieser Aufgabe am 19. August
der Wiener Nuntius Delfin ^). Auf dessen Bemerkung, dass
der Bischof von Lübeck (nur von diesem sprach er) als Hä-
retiker nie und nimmer in Frage kommen dürfe, erklärte der
Kaiser, dass keinen Augenblick von ihm die Rede gewesen
sei 3). Als der Herrscher dann als voraussichtliches Haupt
der Gesandtschaft, zu der er selbst ein Mitglied, das Reich
und der deutsche Ordensmeister je zwei Mitglieder deputieren
würden, einen der pommerschen Herzoge bezeichnete, erklärte
sich der Nuntius gegen eine solche Wahl, da sie auf einen
Lutheraner fallen würde, wie man denn bei der Abneigung
des Grossfürsten gegen die lutherische Sekte ^) auch keine
Lutheraner zu Reichsgesandten wählen dürfe. Zudem müsse
man mit der Möglichkeit rechnen, dass auch der Papst eine
Yertrauensperson schicke, auf dass er den Zaren, der ein
solches Gegengewicht gegen die Türkenmacht bilde, zum Ge-
horsam gegen den Heiligen Stuhl zurückführe und ihn dadurch
an die christlichen Fürsten fessele. Wie könne aber von einem
gemeinsamen und vertrauensvollen Handeln die Rede sein,
wenn der Vertreter Seiner Heiligkeit nicht der nämlichen
Religion angehöre wie die Gesandten von Kaiser und Reich!
') 8ielie X. B 111 2 S. 128 Z. 1 f. Übersberger (a. a. O. S. 371 Anin. 1)
findet ilas Bestreben der päpstliolien Diplomatie am Reichstage, ja keinen
Protestanten mit dieser Mission betraut zu sehen, lächerlich, weil es der
ganz aussichtslosen Hofi'nung auf eine Vereinigvmg der russischen Kirche
mit der i-ömischen entsprang I — Wer sich in die Auflassung und in das
Denken jeuer Zeit vertieft, wird anders urteilen. — Ich erwähne hier noch,
dass Übersberger der Zorn des Zaren i. J. 1560 gegen den Kaiser wegen
Verweigerung des kaiserlichen Titels auf den ersten Blick offenbar auch
lächerlich erschien (a. a. O. S. 331 Z. 2 f.\ doch fügt er hinzu: wohl be-
gründet ist er, wenn wir näher zusehen. Man muss also mit dem Aus-
lU'uck « lächerlich • vorsichtig sein.
") Siehe, auch zum folgenden, X. B. III 2 S. l:il Z. 7 ff. und S. 132
Z. off.
=■) Ich verweise auf Häberlin a. a. O. Bd. 10 S. 19U.
*) Ob diese Äusserung in letzter Linie auf eine Mitteilung Cobenzls
in Wien zurückgeht:* Am 27. Mai 1.576 schrieb dieser (siehe n. 4 S. 324
Aum. 1), dass die Russen die Lutheraner die modernen Häretiker nannten
und sie mehr wie die Türken hassten; vgl. S. 301 Z. 1.5 f.
292 K. SCIIELLHASS
Man beachte, dass der Nuntius und zwar auf Weisung
Morones i) eine päpstliche Gesandtschaft nicht als sicher, son-
dern nur als wahrscheinlich bezeichnete. Man bewahrte sich
also freie Hand ! Wenn der Legat aber für den Augenblick
wenig oder gar nicht mit ihr rechnete, so bewog ihn hierzu
die Erwiderung des Habsburgers. Eine Änderung an den
einmal erlassenen Anordnungen wünschte er nicht, er wollte
aber auch nicht zugeben, dass jene eine päpstliche Gesandt-
schaft ausschlössen! Im Gegenteil! Er billigte die Verbin-
dung mit dem Moskowiter und das ins Auge gefasste Ziel !
Nach dem Bescheid, den ihm Delfin am 19. August über-
bracht hatte, musste Morone einsehen, dass eine päpstliche
Gesandtschaft sich kaum der von Kaiser und Reich geplanten
werde anschliessen können. Er hoffte nun, brieflich bei dem
Grossfürsten etwas erreichen zu können, stimmten ja die ihm
von Planta und Clenck überbrachten Äusserungen der Russen
über die Bündnisbestrebungen Iwans ganz mit den Erklä-
rungen überein, die sie, so meinte er, dem Kaiser gegenüber
mündlich und schriftlich abgegeben hatten 2). Und war doch
so der Boden bereitet, auf dem sich die vom Papst so innig
gewünschte Vereinigung aller Christen in einer Glaubens-
und Seelengemeinschaft verwirklichen Hesse. In dieser Über-
zeugung setzte er ein Schreiben an den Zaren auf^l.
Der von Rom ersehnten Union der Kirchen gedachte er
hier nicht; wer aber zu lesen verstand, begriff, wohin er mif
seinen Ausführungen zielte. Auf Grund der dem Kaiser un-
terbreiteten Proposition Iwans *) schloss er auf eine weit-
gehende Ideengemeinschaft Beider hinsichtlich der Bekäm-
pfung des Türken. Und im Anschluss daran bezeichnete er
die Entsendung eines päpstlichen Boten an den Adressaten
und Abschluss eines Bündnisses zwischen diesem, dem Papst
und den anderen christlichen Fürsten als wahrscheinlich, vc^r-
■) Siehe N. B. a. a. O. Z. 23 f.
^) Mau lese die Darstellung, die Moroue im September in der für
Clenck aufgesetzten Instruktion, der n. 15 unserer Beilagen, gibt: siehe
dort, auch zum folgenden, S. 341 f.
") Siehe in den Beilagen die n. 8.
*) Siehe deren deutsche Übersetzung bei Häberlin a. a. O. Band 10
S. XLVII ff., besonders S. LI f.; zu vergleichen oben S. 283 Anm. 5.
ZLIl LEtiATIOX MORONES (loTG; MOS&AU. BAYERN). 1 21>3
ausgesetzt, class Iwan in der Erwiderung auf diese Zeilen
sich etwas deutlicher über das äussern wolle, was "er sei-
nerseits zu Ehren Gottes und im Interesse der
Verbreitung der christlichen Religion zu tun
und zu leisten gedenke. Wohl nur nach reiflichen Er-
wägaugen wurde er sich über die^e Fassung klar, denn erst
am 27. August unterzeichnete er den Ürief, den er dem russi-
schen Gesandten bei dessen Abreise anzuvertrauen gedachte i).
Da trat etwas unerwartetes ein. Der moskowitische Diplomat
verweigerte am 28. Abends die Annahme der Zeilen und lehnte
auch jede Erörterung mit dem Überbringer Planta, den er
anders wie früher jetzt als offiziellen Abgesandten Morones
betrachten musste, ab, da seine Instruktion ihn nur zu Un-
terhandlungen mit dem Kaiser berechtige 2). Er hielt sich
also nach russischer Sitte sklavisch aa di.- ihm mitgegebenen
Weisungen und beabsichtigte sicherlich nicht, den Vertreter
der Kurie zu kränken. Morone aber berührte es unangenehm,
so dass er vermutlich auch in der Erregung hierüber am 29. Au-
gust mehr das sah, was Rom und Moskau von einander trennte.
Er charakterisierte die Russen damals Como als etwas über-
^) Sielie nächste Note.
■■') Siehe die Darstellung MorOnes in Btiluge n. 14 und in n. 15 S. 341 f.
Mit ihr steht sein Bericht vom 29. Auirust an Como (X. B. III 2 S. 140
Z. 14 ff.j im Einklang : der Gesandte nou ha voluto Irattar nieco di cosa
alcuna, dicemlo che non ha conimissione dal suo principe ne di far ue di rice-
vere amhasciata da altri che daW imperatore. et perche io havevo deliberato di
scrivere una lettera al Moscovito per attaccare qualche prafica almeno aoti
lui — das almeno entspricht ganz gewiss nicht den Tatsachen!: bei Ab-
fassung des Briefes rechnete er ja noch ^nipratica mit dem Gesandten! — ,
come V. S. 111"'^ vederä j^er Valligata copia (der n. 8), how ha voluto accettar
la lettera ne jjorlarla stando fermo nella xiia harbara conimissione. In der
Hauptsache ähnlich referieren auch die russischen Gesaudteu (iu den
S. 2H3 Anui. 1 genannten Denkmälern Colnniua 695, laut gütiger Über-
setzung von Sohmourlo). In der Relation ist neu für uns, dass am
28. August Abends «die Priester» [das sind Planta und wohl ein Beglei-
ter; nicht Cleuok, der damals in Ingolstadt war, vgl. N. B. III .5 S. 513
Z. 44 f. uud oben S. 297 Anm. 3J im Xamen Morones mit Daniel Printz
als Dolmetsch (vgl. S. 2.S2 Anm. 2) den Gesandten eine Visite machten.
Irrtümlich ist indessen die Darstellung, dass die Priester einen Brief des
Papstes an den Zaren präsentiert hätten: siehe mehr nb.M- dii- Relation
in der übernächsten Note.
294 K. SCMEIJ.HASS
spannt und sehr abergläubisch; ganz zu schweigen von den
Häresien, die im vollkommenen "Widerspruch zu der wahren
Lehre des Heiligen Stuhles stünden i).
Man denke aber nicht, dass er nun die Beziehungen mit
dem Zaren abbrechen wollte, vielmehr hoffte er, indem er
sich augenscheinlich an die in der Konferenz am 28. Abends
gefallene Äusserung der Russen hielt, dass man doch, falls
der Papst niemanden entsenden wolle, die Zeilen den kaiser-
lichen Gesandten mitgeben solle -), entweder auf Beförderung
durch diese oder durch einen der kaiserlichen Geleitsleute ^).
Es verstand sich von selbst, dass er je nach dem seinem
Schreiben eine neue Fassung geben musste. Denn die alte,
in der er seinen Brief mit dem Aufbruch des russischen Ver-
treters begrüadete — diesem könne er Darlegungen hochbe-
deutsamen Inhalts sicher anvertrauen *) — . war nicht mehr
am Platze''). Noch gingen ihm Erwägungen solcher Art durch
den KojDf, da erhielt er bald nach dem 31. August*"') aus Rom
eine Briefsendung Comos vom 1 1 .
*
* *
An der Kurie war einige Tage vor dem Li. August Mo-
rones Gespräch mit dem Kaiser vom 19. Juli, das flüchtig
auch die Möglichkeit einer päpstlichen Gesandtschaft nach
'i Siehe X. B. III 2 S. 140 Z. -20 f. (vgl. unten Anm. 3).
^) Diese Äussei'ung fiel, wie ich dem Auszug Schmourlos aus der oben
genannten russischen Helation entnehme, nachdem die Annahme des Briefes
durch die Russen verweigert worden war.
") Siehe Morones Bericht vom 29. August (X. B. a. a. O. Z. 22 ff.;.
Nach den S. 298 Z.ll v. u. genannten Worten heisst es : Perö io cercarö di
mandarla per qualchuno di qiiesfi delV imperatore. che andaranno accompa-
gnarlo o che saraimo mandati per avibasciatori, scrivendene, se hisognarä,
una altra piü a jjroposito secondo la risposta che mi ha falto il detto avi-
basciatore (folgt die S. 293 Z. 2iJ f. gen. Bemerkung).
*) Siehe Beilage n. 8 S. 331 f.
*) So interpretiere ich die in der vorletzten Xote wied«>rgegebene Dar-
legung Morones.
') Siehe Beilage n. 10 S. 334 Z. 7 f.
ZIK LEGATION MORONES lloTG; MOSKAU. BAYERN). 1 295
«
Moskau berührt hatte, zur Kenntnis genommen worden *).
An Maximilians Interesse für die Liga und für die Bekäm-
pfung des Türken durfte mau hiernach nicht zweifeln. Mit
Spannung hatte man auch in Rom schon längst die Lage in
Persitn verfolgt^); Morones Aufforderung an den Habsburger
zu einer Gesandtschaft nach Persien ^) mochte aber gerade
jetzt um so zeitgemässer erscheinen, da man am Tiber bereits,
allerdings fälschlich, von einem offenen Kriege zwischen Per-
sien und der Türkei sprach *). Unwillkürlich zeigte sich somit
wie dem Kaiserhof auch dem Heiligen Stuhl am Horizont eine
russisch -persisch- kaiserliche Allianz. Ein Schritt in dieser
Richtung konnte es doch nur sein, wenn Como am iL August
Morone ans Herz legte ^), dass er beim Kaiser einmal auf
rasche Abordnung einer Vertrauensperson zum Schah, sodann
aber auch auf schleunigen Abschluss eines Bündnisses mit
dem Moskowiter und aut rasche Bewilligung der vom Reich
zu leistenden Beisteuer drängen möge. Würde es dazu kom-
men, so wollte Gregor, der in diesen Wochen gerade Aner-
bietungen wegen Bekämpfung des Türken von portugiesischer
Seite erhalten zu haben scheint''), binnen kurzem eine Liga
zwischen Spanien, Portugal und den italienischen Fürsten,
hoffentlich mit Einschluss Venedigs (von Frankreich schwieg
man")!) zu Stande bringen. Aber auch schon jetzt gedachte
er nicht müssig zu sein. Sehr viel hing doch von der Ver-
handlung mit dem Zaren ab. Und es konnte nur nützen,
wenn ein päpstlicher Abgesandter direkt mit ihm in Verbin-
dung trat.
Morone sollte also, vorausgesetzt dass der Kaiser
es für angebracht halte*), einen aus seiner Umgebung
'i Siehe N. B. III 2 S. 116 Aum. 5 in Comos Briefe vom 11. August
an Morone und oben S. 285. 286.
■-) Siehe N. B. III 2 S. 87 Aum. 2 in Comos Brief vom 14. .Juli.
») Siehe S. 286.
*; Siehe N. B. III 2 S. 117 Anm. -] un.l oben S. 305.
*) Siehe N. B. a a. O. S. 117 Z. 3(itf.
°) Man lese n. 6.
') Vgl. hierzu S. 281 Z. 13 v. n. f.
*i Sielie hierzu und zum folgenden X. B. 111 2 .S. lls Z. 6 £F., beson-
ders Z. 11.
296 K. SCHELLHASS
nach Moskau senden, am besten wenn der russische Gesandte
heimzöge, und in dessen Gesellschaft. Zu seiner Beglaubigung
würde dem. Abgeordneten ausser einem Briefe des Legaten
ein vom 11. August datiertes Breve an den Zaren dienen i).
Was man in Rom bezweckte, musste Morone zum Überfluss
klar werden, wenn er in der dem Breve beiliegenden Kopie
der Zeilen las, dass der Überbringer der Zeilen tihi^ dem
Zaren, auf das Heil aller Christen bezügliche Mitteilungen
machen solle. Im übrigen zeigte der Tenor des Schreibens,
dass Gregor sich bei dem Interesse des Grossfürsten für den
christlichen Glauben von der Haltung des Russen gegenüber
dem Heiligen Stuhl das beste versprach.
Für Morone erhob sich nach Ankunft der neuen Weisung
und des Breves die Frage, ob die Russen, die jeder Verhand-
lung mit ihm ausgewichen waren und w4e gesagt die Annahme
seiner Zeilen an den Zaren verweigert hatten, auf der Rück-
reise in ihrer Gesellschaft einen Vertreter des Papstes dulden
würden 2). Über die Antwort war er sich zwar im Augenblick
nicht klar; das hinderte ihn aber nicht, sich sofort, noch
bevor er mit dem unpässlichen und daher voraussir.htlich
länger unsichtbaren Kaiser sprechen konnte, nach einer Per-
sönlichkeit umzuschauen, die für die geplante Mission in Frage
komiren könnte. Da war in seiner unmittelbaren Umgebung
jener Dekan von Chur^). Aber weder dieser noch andere wareu
recht geeignet oder willig zu einer solchen schwierigen Reise;
zudem entschuldigte sich Planta, dessen Vater bei den Reli-
gionswirren in Graubünden ermordet*) und dessen Mutter und
') Es liegt im Konzept Vat. Arch. Epistolae Greg. XIII. a. 4-5 fol.
199 a und in Kopie Arm. 44 Vol. 23 fol. 190 b- 191 a ep. 27ri. Uedruckt
aus der Kopie ist es bei Theiner, Annales ecclesiastici Bd. 2 p. 21o.
ä) Siehe, auch zum folgenden, Beilage n. 10 S. 334 f.
*) Siehe, auch zum folgenden, Beilage n. 13 S. 338 Z. 21 ff.
*) Siehe meinen letzten Portia-Band N. B. III 5 S. 525 Z. 15 und
S. 453 Z. 43 f.
ZIR LEGATION MOKON'ES (1576: MOSKAi;. BAYERN). 1 297
Schwestern von den Lutheranern vertrieben worden waren,
mit seinen häuslichen Verhältnissen: er müsse für seine An-
gehörigen sorgen und habe auch noch nicht Besitz von einem
ihm kürzlich verliehenen Baseler Kanonikat ergriffen i). Es
war begreiflich, dass sich jetzt Morones Blicke auf Clenck
lenkten, zumal dieser Kussland schon aus eigener Anschau-
ung kannte -). Er schrieb ihm also nach Ingolstadt '^).
Bereits am 3. September, vielleicht schon früher, war Clenck
in Regensburg und erklärte sich zu Allem bereit, vorausge-
setzt dass man ihm Urlaub von seinem bayrischen Herzog
erwirke. Noch am 'S. wandte sich der Legat in diesem Siun^^
brieflich an den Fürsten ^), dem er als Endziel aller Pläne
die Zähmung des Türken bezeichnete; über den Aufbrucli
Clencks, der übrigens nur kurz beim Grossfürsten weilen,
also nicht lange abwesend sein würde, sei zwar, so betonte
er, bisher noch nichts erwogen worden, da vorher einiges
der Erläuterung bedürfe — Morone dachte wohl an die Zu-
stimmung des Kaisers 5)! — , eine schleunige Bewilligung des
Gesuches aber trotzdem wünschenswert, damit ihn nichts
mehr aufhalten könne, wenn er reisen müsse.
Der ganzen Angelegenheit schadete sehr das Unwohlsein
des Kaisers: ihm Hess sich nun weder über die Gesandtschaft
nach Persien noch über die nach Moskau Vortrag halten ^).
Und dabei schien man schon täglich mit dem Aufbruch der
russischen Gesandtschaft rechnen zu dürfen. Auf ihre mah-
nenden Vorstellungen Ende August, war ihr soeben Anfang
September die Antwort des Kaisers auf ihre Proposition aus
dem Juli in einer neuen Fassung präsentiert worden, die schon
beinahe all ihren Anforderungen hinsichtlich des dem Zaren
zu erteilenden Titels genügte '). Bei der Bereitwilligkeit der
') Siehe über diese» a. a. O. S. LXXXI Anm. 2.
") Siehe N. B. III 5 S. 513 Anm. 4.
') Siehe, auch zum folgenden, Beilage n. 10 ö. 335.
*) Siehe Beilage n. 9.
") Siehe Beilage n. 13 S. 338 Z. 8 f.
•) Siehe Beilage n. 10 S. 335 Z. 12 ff.
') loh verweise auf die S. 283 Anm. 1 genannten Deukmiiler Columne
690, 691, 698 und 697 (Erörterungen vom 23., 27. und 28. August und-
3.-6. September) (Mitteilung Schmourlos).
298 K. SCHELLHASS
kaiserlichen Minister, auch in dieser Beziehung noch schleu-
nigst Abhilfe zu schaffen i), konnte also der Verabschie-
dung der Moskowiter mit Sicherheit entgegen gesehen
werden' 2).
Bei dieser Lage der Dinge rechnete Morone offenbar schon
mit der Möglichkeit, dass eine Erklärung Maximilians über
Clencks Sendung am Tage der Abreise der Russen noch gar
nicht vorliegen würde ^). Er befreundete sich schon mit dem
Gedanken, dass man dann eine andere Reisegelegenheit für
seinen Vertrauensmann ausfindig machen, den Russen aber
irgendwie Zeilen von seiner (Morones) Hand für den Zaren
aufzwingen müsse. Wie aber? Wenn der Kaiser stürbe?!
In dem Fall ^) wollte er unter Umständen die Entscheidung
über Clencks Mission nicht mehr selbst treffen, sondern nach
seiner Abreise von Regensburg dem am kaiserlichen Hof ver-
bleibenden Nuntius Delfin überlassen, der im passenden Mo-
ment das Gutachten des römischen Königs einholen müsse.
Man sieht, die Zustimmung des Reichsoberhauptes stand für
ihn hier stets an erster Stelle.
An Clencks Persönlichkeit fand er jedenfalls, wie bei des-
sen erstem Erscheinen in Regensburg gegen den 10. August,
als die Reform im Braun schweig! sehen zur Erörterung stand ^),
grosses Gefallen''): ihn freute der Enthusiasmus, mit dem
jener die Idee der russischen Reise aufgriff, und steigern
konnte nur seine Zuneigung, dass der Professor bereitwilligst
auf ein grosses Gefolge verzichtete, dass er also nicht dadurch
den russischen Völkern nach dortigem Brauch imponieren
wollte'). Im Gegenteil! Er gab sich mit einem Wagen und
fünf oder sechs Dienern und mit 1000 Scudi zufrieden, einer
Summe, die bei der mehr als 2000 Meilen weiten Reise, wie
Morone betonte, fast für ein .Jahr reichen müsse.
') Siehe a. a. O.
") Siehe Beilage n. 10 S. 335 Z. 16 f.
') Siehe, auch zum folgenden, Beilage n. 10 S. 335 Z. 11 fl".
'] Siehe, auch zum folgenden, Beilage n. 13 S. 338 Z. 8v. u. f.
^) Siehe N. B. III 5 8. 501 Anm. 3.
") Siehe, auch zum folgenden, Beilage n. 13 S. 338 Z. 0 ff'.
' I Siehe a. a. O. S. 338 Z. 1 1 f.
ZUR LEGATION MOUOXES ( 157() ; MOSKAU. HAYEKX). 1 299
Vor Antritt der Fahrt musste Clenck seine häuslichen
Angelegenheiten und seine Geldsachen ordnen ^), Er begab
sich zu dem Zweck am oder bald nach dem 7. nach Ingol -
Stadt mit je einem Briefe Morones an den Senat der Aka-
demie und an den Eichstätter Bischof, das Haupt der Diö-
zese'). Von ihnen erwartete der Kardinal, dass sie dem Ge-
lehrten im Interesse von dessen schleuniger Rückkehr (er solle
nach Moskau, im Auftrage des Papstes!) in jeder Weise be-
hilflich sein würden.
Mittlerweile war der Kardinal mit Ausarbeitung der In-
struktion beschäftigt*^). Schon erwog er ihre Übersendung
in Abschrift nach Rom *), sobald der noch immer leidende
Kaiser und Herzog Albrecht sich mit Clencks Abreise einver-
standen erklärt haben würden, da empfing er am 11. Sep-
tember °) Ausführungen Comos vom 25. August, deren Inhalt
auch für die definitive Fassung seiner Weisung an Clenck
bestimmend wurde.
An der Kurie war seit dem 11. August, nach Abgang der
letzten auf Moskau bezüglichen Au'^führungen Comos an Mo-
vone ^'), das Interesse für Russland aufs höchste gestiegen.
Man befand sich hier allem Anschein nach unter dem Einfluss
neuer erst jetzt angelangter Zeilen Cobenzls an Zacharias
Delfin, die er ihm unter dem Datum des 27. Mai in Ergän-
zung seiner Mitteilungen vom 25. "') hatte zugehen lassen. Es
ist der berühmte in zahlreichen Abschriften und oft unter der
falschen Adresse des Bischofs von Kälocsa, oft auch ohne
Adresse überlieferte Brief aus Lowicz, in dessen zweiter Hälfte
er sich ausführlich über den ihm in Russland zu Teil gewor-
denen Empfang und das Ergebnis seiner Gesandtschaft, so-
"; Siehe Beilagen n. 11 und n. 12.
*) Siehe a. a. O.
») Darauf weist Beilage n. 13 S. 338 Z. 7 f. hiu.
*) Siehe a. a. O.
*) Siehe Beilage n. 16 S. 351 Anm. 1.
•) Siehe S. 294 f.
') Siehe S. 287 Anm. 5.
300 K. SCHELLHASS
wie über den Reichtum, über die Macht und die absolute
Herrschergewalt des Zaren verbreitete ^). Schien er hier seine
Mitteilungen aus dem März vervollständigen zu wollen, so
knüpfte er in dem ersten Teil seines Schreibens unmittelbar
an seine Darlegungen vom 25. Mai an, insofern er seine Auf-
*) Siehe den von mir gegebenen Auszug Beilage n. 4 und die Anmer-
kung i dort, ferner Übersberger S. 461 Anm. 1. Dass Cobenzl und nicht
ein Johann Pernsteiu oder Philipp Preuistain der Verfasser des Schreibens
ist, bedarf heute keines Beweises mehr; das ergibt sich schon aus den
einleitenden Worten des Biüefes. Streiten kann man nur bis heute über
den Adressaten des Schreibens, das mit dem richtigen Datum 1576 Mai 27
in italienischer Fassung und mit der Anrede Illino et R^no Monsignore ab-
schriftlich im vatikanischen Archiv (siehe Beilage 4) vorliegt. Dass die
Zeilen nach Eom gerichtet sind und dass mit der Anrede nur ein Kar-
dinal gemeint sein kann, war mir bei Beschäftigung mit dem Aktenstück
sofort klar; um so grösser Avar meine Genugtuung, als ich konstatieren
konnte, dass auch Sohmourlo in seiner S. 287 Anm. 3 genannten Kritik,
von der er mir die in Betracht kommenden Partien freundlichst über-
setzte, zu demselben Ergebnis gekommen ist. Über den Adressaten äussert
sich Schmourlo nicht. Meine bisherigen Ausführungen und die Beilagen
n. 2, 3 und 7 (s. dort Quellenbeschreibung) machen es aber mehr wie
wahrscheinlich, dass der Adressat Kardinal Zacharias Delfin ist. Abgefasst
war der Brief gewiss italienisch ; dafür sprechen die erwähnte vatikanische
Vorlage und die in dem nämlichen Baude vereinigten italienischen Auszüge
aus dem italienischen Briefe (fol. 44» - 48a und fol. 54» - 58^ ) ; dafür spricht,
dass mit eben diesen Akten unsere Beilage n. 7 zusammen liegt : die Wei-
sung Comos an Morone vom 25. August. — Eine Anfrage meinerseits im
Central-Archiv des deutschen E,itter-Ordens in Wien, ob sich in den dor-
tigen Aktenbeständen italienisch abgefasste Briefe des Ordenskompthurs
Cobenzl befänden, musste leider von Hei-rn Dr. Schindler verneinend
beantwortet werden. Man wird aber auch ohne das annehmen können,
dass Cobenzl italienisch schrieb und sprach (vgl. hierzu meine Bemer-
kungen N. B. III 5 S. CXIV Z. 27 ff.j. — In der Abteilung Roraaua des
Wiener Staats- Archivs, die Original-Briefe Zacharias Delfins an den Kaiser
enthält, scheinen sich für die Jahre 1575 und 1576 keine Schreiben zu
finden, die in dieser Frage Aufklärung bringen könnten. — Nicht unmög-
lich wäre es, dass eine systematische Sammlung der zahllosen in den Bi-
bliotheken verbreiteten Kopieen des Briefes hier noch zu einem Ergebnis
führen könnte: indessen dazu fehlen mir Zeit und Gelegenheit. Doch Alles
in Allem: mir scheint es fast sicher, dass Zacharias Delfin, der in der
mosküwitischen Angelegenheit durchweg als treibendes^ Element in diesen
Monaten an der Kurie ei'scheiut, auch der Adressat des Briefes aus Lo-
wicz vom 27. Mai ist; vgl. S. 278 Anm. 1.
ZIK LICGATION MOKONES (1570; MOSKAU^ BAYERNl. 1 301
fassung, dass man die Russen leicht zur römischen Kirche
zurückführen könne, des näheren zu begründen suchte. Co-
benzl gab jetzt geradezu der Hoffnung Ausdruck, dass die
Russen bei Erkenntnis ihrer Irrtümer sofort zur Union schrei-
ten und somit für alle in Deutschland und Frankreich erlit-
tenen Verluste drei- oder viermal entschädigen würden ; alles
müsse also geschehen, um der Kurie diese Eroberung zu er-
möglichen 1). Er stand noch ganz unter den Eindrücken, die
er in der Unterhaltung mit den ihm in Russland vom Zaren
zugeteilten Persönlichkeiten gewonnen hatte. Diese hatten
Sehnsucht nach Rom und den heiligen Stätten und die grösste
Ehrfurcht vor der Madonna von Loreto bezeugt und seinem
Verlangen, das Bild des heiligen Nikolaus zu schaueo, nur
entsprechen wollen, wenn er von der alten römischen Reli-
gion wäre und nicht zu den Lutheranern gehöre, auf die sie
mehr erbost wie auf die Türken seien -). Mit dem allen schien
ihm im Einklang zu stehen die äusserst peinliche Beobach-
tung aller geistlichen Zeremonien in Kirchen und Klöstern,
auswärts und daheim, die Beobachtung des Sakraments der
Taufe, der Pönitenz und der Eucharistie, die grosse Vereh-
rung der Heiligen und der Uberfluss an Klöstern '^). Wenn er
dem gegenüber unter anderem auf die Leugnung des Purga-
toriums durch die Russen und auf deren Behauptung hin-
weisen musste, dass nur die sieben ersten Konzilien recht-
mässig abgehalten seien *), so machte ihn dies doch nicht in
seiner Überzeugung wanken, dass sich bei so vielen ähnlichen
Riten allmählich mit Hülfe geschickter Leute ein Übertritt
der Russen zur römischen Kirche ermöglichen lassen werde ^).
War es ein Wunder, wenn Zacharias Delfin und schliesslich
auch die Kurie nach Kenntnisnahme dieses Briefes gegen Ende
August von solchem Optimismus augesteckt wurden^)? Al-
') Siehe Beilage n. 4 S. 323 Z. 20 tt'.
*) Siehe Beilage n. 4 S. 324 Z. 5 ff.: vgl. oben 8. 291 Aiun. 4.
') Siehe den Brief in dem. S. 322 Z. 21 f. genannten Druck S. 256 f.
*) Siehe den Brief a. a. O. S. 258.
») Siehe Beilage n. 4 S. 324 f.
') Zu dem Ergebnis, dass der Brief vom 27. Mai im August ilie rus-
sische Politik der Kurie bestimmte und Comos Weisung vom 25. August
902 K. SCHELLIIASS
lerdings regte sich doch auch die Besorgnis, dass der Zar
trotz allem schismatisch bleiben würde ^). Aber selbst diese
Skeptiker waren der Meinung, dass man jetzt etwas wagen
und wenigstens in einem Punkt eine Änderung herbeizufüh-
ren suchen müsse. Sie nahmen nämlich Anstoss an der von
Cobenzl berichteten Tatsache, dass der im Untertanenverhält-
nis zum Türken stehende Patriarch von Konstantinopel nomi-
nell noch die Oberhoheit über den russischen Metropoliten, also
den Untergebenen des Zaren, ausübte ^); Lösung des Metropoli-
ten von der Obedienz gegen den Patriarchen und Schaffung eines
moskowitischen Patriarchats durch den Papst schienen ihnen
offenbar der gegebene Weg, um der moskowitischen Eigen-
liebe und indirekt dem Einiluss des Heiligen Stuhles neue
AVege zu öffnen. Verlockend zeigte sich ihnen die Aussicht,
dass sich bei der Gleichheit der Riten und Sakramente binnen
kurzem alle Griechen unter die Gewalt des neuen Patriarchen
begeben würden; sei doch der alte Patriaich nur ein Spielball
in der Hand des Türken, der ihn ein- und absetze. Gedanken,
die nicht durchweg Neues brachten und schon in früheren
Jahren zur Sprache gekommen waren ^), die aber nun ein
päpstlicher Diplomat, vermutlich ein Kardinal, in diesen Tagen
in einer Denkschrift niederlegen Hess ^) ; auf den Vorteil, den
Rom davon haben würde, deutete er kaum hin; für ihn war
die Hauptsache, klar zu legen, wie heilsam die Schaffung eines
neuen Patriarchats für die Ru.ssen sein müsse, und dass, da
die Staaten von der Religion abhingen, der russische Staat
an Morone hervorrief, sind Schmourlo in der 8. 287 Anm. 8 genannten
Kritik und ich un ab h an gig von einander gekommen. Auf Grund der
Übersetzung, die mir Schmourlo von den betreffenden Partien machte,
darf ich sagen, dass meine Ausführungen oben im Text den Eindruck,
den die Zeilen Cobenzls machten, im einzelnen noch schärfer hervortreten
lassen. Von der etwaigen Übersiedelung des Patriarchen von Konstanti-
nopel nach Moskau spricht Schmourlo beispielsweise gar nicht.
') Siehe Beilage n. 5 im Eingang.
-) Man lese Beilage n. 4 S. 324 Aum. 2 und, auch zum folgenden, n. 5.
") Man lese Pierling, La Russie etc. p. 266 ff.
*) In der Beilage n. 5. Über den Verfasser und die Handschrift der
von Schmourlo nicht berücksichtigten Aufzeichnung vermag ich trotz
langer Nachforschungen im vatikanischen Arohiv nichts zu sagen.
ZUR LEliATIOX MORONES (1576; MOSKAf. liAYEFNI. 1 3(t3
aucli politisch \on einer Oberhoheit des Patriarchen von Moskau
über alle Griechen nur Vorteil haben würde i).
Wie sehr man sich den zu schaflfenden neuen Patriarchat
als eine Fortsetzung des alten dachte, zeigt in jenem Me-
morial ein Nachtrag von unbekannter Hand -), der, wenn
nicht von dem Verfasser, jedenfalls von einer mit den rus
sisch-polnischen Verhältnissen vertrauten Persönlichkeit her-
rührt. Anerkennung des Heiligen Stuhles durch den Patri-
archen von Konstantinopel und dessen Residenz in Moskau
sind es, auf die dieser Politiker in erster Linie Gewicht legt.
Sie schienen ihm, wenn nur die Polen und Moskowiter in
Eintracht leben würden, unerlässliche Voraussetzung, um die
„in Littauen, in der Provinz Lemberg (Leopolis) und in an-
deren Teilen Polens " und bei anderen Völkern befindlichen
Ruthenen, auf die vermutlich Cobenzl in seinem vorletzten
Briefe vom 25. Mai die Aufmerksamkeit gelenkt hatte ^),
leichter unter die Botmässigkeit des bisher unter den Augen
des Türken residierenden Patriarchen bringen zu können.
Auch er war gewiss, dass eine solche Entwicklung der Dinge
dem Moskowiter politisch nur Ehre und Nutzen bringen werde,
und wollte in dem allem den ersten Schritt auf dem Wege
zu der schon auf dem Florentiner Konzil verheissenen Union
der Ruthenen min der römischen Kirche*) sehen.
In dem sehnlichen Wunsche nach einer Vereinigung der
griechisch-katholischen mit der römisch-katholischen Kirche
begegneten sich der oder die Verfasser der Denkschrift vor-
nehmlich mit Zacharias Delfin. AVie im April S), so war er
auch jetzt für die russische Sache unter diesem Gesichtspunkt
tätig. Angesichts der Darlegungen Cobenzls vom 27. Mai
stand es für ihn mehr wie je fest, dass der Zar dem Heiligen
Stulil Ehrfurcht und Willfährigkeit entgegenbringe''). Daraus
') Siehe Beilage n. 5 S. 326 f.
^) Siehe Beilage n. 5 S. 327 Z. 10 Ü'. Weder Coinmcnilone imch Hosius
oder Ludovico Madruzzo haben ihn geschrieben.
*,i Siehe S. 2*SS Anm. 1.
*i Man. lese Pierling p. 1 ff.
'') Siehe S. 279 f.
"i Siehe hierzu und zum folgenden Beilage n. 7 und die Quelleiibe-
schreibungr.
304 K. SCHELLHASS
aber für die Kirche Vorteil zu ziehen, dünkte ihm um so not-
wendiger, als sich zwischen dem Hause Osterreich und dem
Grossfürsten nach einer Periode des Misstrauens, während der
für die- Päpste in den vergangenen. Jahren Zurückhaltung
geboten gewesen sei, ein Vertrauensverhältnis anzubahnen
beginne. Er war also, wie schon vor Monaten, für Anknüp-
fung direkter Beziehungen mit dem Zaren durch den Papst
und, indem er einen Vorschlag Cobenzls in jenem Memorial,
durch geschickte Leute, wie den Rektor des Jesuitenkollegs
in Wihia, Warsewicz, auf die Russen nach der religiösen
Seite hin einzuwirken'), unberücksichtigt Hess, für Entsen-
dung einer privaten Persönlichkeit an Iwan, den man der-
gestalt zum Anschluss an die dem Heiligen Stuhl gehorsamen
Fürsten auch in Sachen der Religion mahnen müsse. Würde
der Kaiser die Sache fördern und auf Iwan einen Druck aus-
üben (und daran wollte er nicht zweifeln, da unter ähnlichen
Verhältnissen i. J. 1533 der mit dem äthiopischen König
David befreundete König Johann von Portugal diesen zu
einer Gesandtschaft an Clemens VII. nach Bologna wegen
Anerkennung der Oberhoheit des Heiligen Stuhles bewogen
habe -)), so sah er bereits in sicherer Aussicht eine feierliche
Mission des Zaren an Gregor, die den Mut der Katholiken
nur heben, die Häretiker aber noch mehr verwirren und den
Türken zu grösserer Zurückhaltung zwingen würde.
Auch in Delfins Augen war ein unerträglicher Zustand
die Abhängigkeit des russischen Metropoliten von dem den
Türken unterstehenden Patriarchen von Konstantinopel, da
dieser unter Umständen um Sieg über die Christen beten
müsse ■^). Vermittelst der Gesclncklichkeit Morones erhoffte
er nun vom Kaiser ausser der Zustimmung zu der ßeise eines
päpstlichen Vertreters nach Moskau und ausser Aufschlüssen
über den Weg einen Pass für den Mandatar und Zeilen für
diesen an den Zaren mit der Mahnung, dass wie Iwan, auch
') Siehe Beilage u. 4 S. 325 und über Warsewicz Pierling, Korne et
Moscou p. 94 Dt. 1.
*) Über diese Gesandtschaft siehe N. B. III 2 S. 130 Aum. 1.
') Man beachte, wie auch hier der Einfluss von Cobenzls Ausfüh-
rungen zu spüren ist; vgl. S. 302 Anm. 2.
ziR le(;atiox morones (157ü; mosiCau. bayern). 1 305
sein Patriarcli die Oberhoheit Roms anerkennen möge, weil
er seinen Metropoliten nicht unter dem Einfluss Konstanti-
nopels lassen dürfe. Er schien also ganz wie der Verfasser
der genannten Denkschrift auf eine Loslösung des russischen
Metropoliten von der Obedienz gegen den Patriarchen von
Konstantinopel hinzuarbeiten ; im Grunde genommen wollte
er aber wohl in jenem nur den Nachfolger des Patriarchen
mit der Residenz in Moskau sehen.
"Wie die Zustände in Russland, fesselte auch die Lage in
Persien die Aufmerksamkeit des Kardinals. Irrtümlich hatte
man, w"e wir sahen, schon vor Wochen von einem Krieg
zwischen der Türkei und Persien gesprochen i), man war in-
zwischen eines besseren belehrt worden -j, erhoffte aber jetzt
bei dem gespannten Verhältnis der Beiden den baldigen Aus-
bruch der Feindseligkeiten, von denen die Christenheit nur
Vorteil haben werde ^). Anreizend auf die Kurie in diesem
Sinne wirkten wohl schon seit Wochen Darlegungen des por-
tugiesischen Gesandten in Rom, der im Auftrage seines Kö-
nigs sich um Subsidien nachdrücklichst beim Papste verwenden
sollte *). In den Verhandlungen hierüber, die eben jetzt, bis
zum 23. August, ein für Portugal günstiges Ergebnis gezeitigt
hatten, war offenbar auch der Verdienste der früheren portu-
giesischen Könige um die Ausbreitung des Glaubens ^) und
vornehmlich wohl der Bemühungen König Johanns gedacht
worden, die i. J. 1533 zu jener Gesandtschaft des äthiopischen
Königs David nach Bologna den Anlass gegeben hatten **).
War es angesichts solcher historischen Tatsachen auffallend,
wenn sich Gregor auch hinsichtlich Persiens von Portugal
Gutes versprach und von König Johann als Dank für die ihm
in Aussicht gestellte pekuniäre Unterstützung eine Ermunte-
rung des Persers zu einem aggressiven Vorgehen gegen den
'J Siehe 8. "295 Anm. 4.
") Das zeigt Ö. 330 Z. 11 v. u. tf.
') Siehe a. a. O.
*) Diese Tatsachen entnehme ich der Beilage n. 6.
*) Man lese jene Beilage.
•) Auf diese Weise erkläre ich mir die von Delfin S. 330 Z. 6 ff. ge-
gebene historische Kemiuiszeuz.
306 K. SCHELLiHASS
Türken erwarten zu wollen schien? Mit dieser Annahme rech-
nete jedenfalls Delfin ; er war der Ansicht, dass Avie Köni-j;
Johann auch der Zar, der in Handels- und Freund seh aftsbe-
ziehungen zum Perser stünde, den Schah bearbeiten müsse ;
nahelegen würde ihm aber dies am besten Maximilian. Dass
daneben auch der Vertrauensmann, den Morone nach einge-
holter Zustimmung des Habsburgers und nach Empfang dei-
erwähnten Schriftstücke nach Moskau absenden würde, hier
sehr von Nutzen sein konnte, verstand sich natürlich für
Delfin von selbst.
Delfins Darlegungen, die er bereits in die Form einer
Weisung für Morone gebracht hatte, fanden die Zustimmung
des Papstes und gingen mit Aufnahme unwesentlicher, meist
stilistischer Änderungen, die Como eigenhäüdig am Wortlaut
des von Delfin geschriebenen Memorials vorgenommen hatte,
nach Ausfertigung des Originals von Como unterzeichnet unter
dem Datum des 25. Augast an den Legaten nach Regens-
burg ab 1). In seine Hände gelangten sie, v/ie bereits be-
merkt, am 11. September-).
* *
Die neue Instruktion bedingte für Morone keine Änderung
in dem Verfahren, das er bisher eingeschlagen hatte. Er
wartete am 11. und die nächsten Tage auf Clencks Rückkehr
und auf Herzog Albrechts und des Kaisers Zustimmung zu
dessen Aufbruch nach Moskau, sah sich aber noch am 14.
ausser Stande, dem noch leidenden, wenn auch auf Besserung
befindlichen Maximilian seine Wünsche vortragen zu können^) ;
doch rechnete er schon mit dessen Einwilligung als einer
Tatsache in der Instruktion für den Ingol Städter Professor,
deren definitive Fassung er augenscheinlich in der Zeit vom
11. bis 14. fertig gestellt hatte.
') Siehe Beilage n, 7.
*) Siehe Beilage n. 16.
*) Siehe a. a. O. S. 351. 352.
ZIR LEGATION MOROXES (1576; MOSKAl'. BAYERN^ 1 307
Das Aktenstück ^) verrät in allem und jedem den Einflnss
der "Weisung Comos vom '25. August, auch darin, dass sie der
Zuversicht des Papstes auf eine Gesandtschaft des Russen nach
Eom Ausdruck gibt 2). Daneben bezeichnete der Legat hier
eine Denkschrift Iwans über die ihm zur Bekämpfung des
Türken zur Verfügung stehenden Mittel als wünschenswert 3).
Beeleitzeilen des Kaisers für Clenck an den Zaren schien er
neben dem Pass nicht für unbedingt notwendig zu halten;
in Morones Sinne war es vielmehr, dass schon Clenck dem
Grossfürsten vor Augen rücken solle, wie widersinnig seine
Abhängigkeit in geistlichen Dingen von dem Metropoliten in
Konstantinopel sei, da doch die russische Politik auf Bekrie-
gung des Türken abziele *). Der Plan einer Liga gegen diesen
und der Gedanke einer Union der Kirchen, über dessen Aus-
führbarkeit auch eine Prüfung der russischen Riten und Ge-
bräuche durch Clenck Klarheit verbreiten könne und dem zu
Liebe man dem Zaren auch eine Bitte um Entsendung von
römischen Theologen nahe legen müsse ^), gehörten augen-
scheinlich für Morone (darüber lassen seine Ausführungen in
der Instruktion keinen Zweifel) untrennbar zusammen. Von
Cleucks diplomatischem Talent erwartete er nicht zum wenig-
sten, dass der Zar sich zu einer Gesandtschaft an den Perser
im Interesse der Liga verstehen werde ^). Nuntius Delfin be-
zeichnete er hierbei Clenck als den, an den sich der Russe
brietlich wenden müsse, falls man ihm selbst noch keinen end-
gültigen Bescheid geben wolle ''). Von dem Gang, den die
Verhandlungen der russischen Gesandten mit dem Kaiser die
letzten Wochen genommen hatten, war Morone so viel be-
kannt geworden, dass sie sich neben der livländischen Frage
vornehmlich mit der Titulatur beschäftigt hatten, die dem
Zaren in der Antwort des Kaisers gebühre. Grund genug
*) Siehe Beilage n. 15.
ä) Siehe S. 350 Z. 1 flf.
") Siehe S. 348 Z. 7 ft'.
*) Siehe S. 347 Z. 10 v. u. ff.
") Siehe S 345-347. 349 Z. 2(» ff.
•) Siehe S. 348 Z. 8v. u. fi'.
') Siehe S. 349 Z. 8 ff.
308 K. SCHELLHASR
wohl, um auch der Titelfrage in der lustruktion besondere
Aufmerksamkeit, zuzuwenden , insofern etwaige Verstösse gegen
die Etikette nicht als Schmälerung der Rechte und Würden
des Grossfürsten betrachtet werden dürften ').
*
* *
Clenck war mittlerweile wohl aus Ingolstadt zurückge-
kehrt 2); die Zustimmung Herzog Albrechts zu seinem Auf-
bruch war zwar noch nicht eingetroffen, aber doch so gut wie
sicher und in naher Aussicht ^) ; mit der Abreise der russischen
Mission durfte man fast jeden Tag rechnen. Was hinderte
denn trotzdem plötzlich Morone, der doch am 14. September
schon seine Instruktion für Clenck abschriftlich Como zugehen
Hess und das Geld für jenen bereit liegen hatte *), die für
dessen Absendung notwendigen letzten Verfügungen zu tref-
fen? Es war nicht so sehr die noch ausstehende Einwilligung
des Kaisers, als. eine Betrachtung der allgemeinen politischen
Lage, die in ihm den Gedanken aufkommen liess, ob er, selbst
wenn Maximilian sich nicht ablehnend verhalten würde, die
Sache zur Ausführung bringen solle. Eine bisher unbekannte
Aufzeichnung des Kardinals, die er Como am 14. September in
Ziffern zugehen liess, führt uns seine Zweifel und Bedenken
aufs vortrefflichste vor Augen ^).
Ihn beunruhigte die Wendung, die die polnische Angele-
genheit genommen hatte. Immer gebieterischer hatte sich die
Notwendigkeit eines kriegerischen Vorgehens Maximilians in
seiner Eigenschaft als polnischer König gegen Bathorj^, seinen
Rivalen, gezeigt, immer deutlicher war aber in ßegensburg
auch die Abneigung der ßeichsstände gegen ein solches Un-
ternehmen zu Tage getreten ^), ja sie hatten Anfang Septem-
') Siehe S. 350 Z. 17 flf.
■■') Beweisen lässt es sich nicht.
") Siehe S. 312 Anm. 6.
*) Siehe n. 16 S. 352 Z. 11 ff.
') Siehe, auch zum folgenden, n. 16 die Ziffer.
•) Vgl. Moritz, Wahl Rudolfs II. S. 392 f.
Zl'K LKCJATION MOROXES (1576 ; MOSK^T. liAYEUN). 1 3(lJ>
ber geradezu erklärt, zu dem Zweck keinen Heller bewilligen
zu wollen ' i. All ihr Sinnen war, wenn man Morone glauben
kann 2), vielmehr gerichtet auf Erneuerung der alten zwischen
dem Reich und Polen bestehenden Verträge. Morone wusste
oder glaubte zu wissen, dass den Anlass zu dieser Haltung
die schwere Erkrankung des Kaisers gegeben habe, und die Er-
wägung, dass Polen kein Erbreich sei; der Nutzen aller Aus-
gaben würde also, falls Maximilian stürbe, gleich Null sein.
Wenn die Stände sich nun eben darum, obwohl sich das mit
der Würde des Habsburgers kaum vereinbaren liess, Bathory
gegenüber anscheinend abwartend verhalten wollten, so bekam
die Situation für Morone und die Kurie ein ganz anderes Licht.
Bei der Idee einer Vereinigung mit der griechisch-katholischen
Kirche hatten sie doch immer mit der Voraussetzung einer Per-
sonalunion zwischen dem Reich und Polen gerechnet, die et-
waige Differenzen zwischen Moskau und Polen leicht aus dem
Wege räumen helfen werde. Fiel diese Vorbedingung fort, so
zeigte sich in drohender Nähe ein Konflikt zwischen Bathory
und dem Zai'en wegen der Kontroverse über Livland, über das
die Polen ebensowenig wie Maximilian dem Russen ein Su-
prematsrecht zugestehen wollten 'O- In solcher Situation aber.
in der Morone auch den Drohungen des Türken gegen den
Moskowiter erhöhtes Gewicht beilegen mochte *), mit dem
Moskowiter anzuknüpfen, um ihn zum Auschluss an die katho-
lische Kirclio zu bewegen, war doch für den Heiligen Stuhl
ziemlich bedenklich. Denn man kam, falls Bathory König
bleiben sollte, nur zu leicht in den Verdacht, den Russen
zum Kriege gegen Polen aufgestachelt zu haben. Über dies
erschien Morone auch der Vorteil, den die Christenheit nach
Erneuerung des alten deutsch-polnischen Bundes von Moskau
haben werde, als sehr gering. Alles in Allem: Rom laufe
Gefahr, den Katholizismus in Polen ins Wanken zu bringeii
') Ich entnehme das Morones Bericht in n. 10 S. 334. Die dort ei-
wähnte Zwölfer Konferenz wird mit dem von Moritz S. H9'2 genannten
Ausschuss identisch sein.
') Sielie hierzu und zum folgenden a. a. O. und n. l:i S. BJw f.
') Siehe t^bersberger.
*) So fasse ich die S. ;352 f. erwülnitc .\ussorung auf.
310 K. SCHELLHASS
und die Polen ganz zu verlieren, während man die Moskowiter
zu gewinnen trachte.
Seine Ungewissheit und Verlegenheit waren wirklich recht
gross, wenn er Como um die .Ansicht des Papstes in der Sache
bat 1). Ja, er rechnete auch angesichts seines bald bevor-
stehenden Aufbruches von Regensburg mit der Möglichkeit,
die Entscheidung über Clencks Gesandtschaft Nuntius Delfin
überlassen zu müssen 2).
Unter diesen Umständen wird ihm am 15. September die
Kunde, dass soeben der Kaiser, obwohl noch bettlägerig, die
russischen Gesandten in einer Abschieds- Audienz empfan-
gen habe ^), wie eine Erlösung aus peinlicher Ungewissheit
in die Ohren geklungen haben. Sie gab ihm anscheinend
Veranlassung, sich auch seinerseits umgehend bei Maximilian
um Gehör zu bemühen^). Ob mit Erfolg, steht dahin, im-
merhin konnte er dem Habsburger noch am 15. mindestens
.schrittlich den Vorschlag des Papstes unterbreiten, dass man
Clenck zusammen mit den schon zum Aufbruch rüstenden
Gesandten des Grossfürsten nach Moskau senden solle s). Viel-
leicht noch am 15. Abends oder am 16. ging ihm eine schrift-
liche Erklärung des Kaisers vom 15. September über die Ver-
handlungen mit den Russen als eine Erwiderung auf seine
Darlegungen zu "). Der Kaiser Hess ihn darin wissen, dass er
von der Anregung des Papstes gütig Kenntnis genommen habe.
Und im Anschluss daran bemerkte er, dass nichts von dem,
was der Legat erwähnt habe (er meint die religiöse Frage),
den Gesandten gegenüber berührt worden sei, und dass der
den Moskowitern gegebene Bescheid sich nur auf die Gesandt-
schaft bezöge, die Kaiser und Reich und die Könige von
Spanien und Dänemark an den Zaren abgehen lassen würden.
') Siehe S. 353 Z. 12 ff.
^) Siehe a. a. O.
^) Einen Bericht über diese enthalten laut Sohmourlo die S. 283
Anm. 1 erwähnten Denkmäler auf Columna 700.
■*) Am meisten Wahrscheinlichkeit scheint mir die Annahme zu haben,
dass die in n. 17 erwähnte Proposition Morones für den Kaiser zeitlich
später als die Absohieds-Audieuz der Russen zu setzen ist.
") Siehe n. 17.
') Eben die n. 17.
ZIR LEGATION MOSONE.s (157G: MOSICAy. BAYERN). 1 31]
Unter diesen Umständen noch vor Abgang der feierlichen
Mission, deren Teilnehmer sich zudem vorerst einmal über
die Verhandkingsgegenstände klar werden und verstän-
digen müssten i), Clenck oder einen Anderen voraus zu
schicken, erschien dem Habsburger wenig ratsam und nicht
würdig.
Eine Auffassung der Dinge, gegen die sich gar nichts
sagen lässt, und hinter der man nicht, wie Possevin i. J. 1581
es darstellt '^), die Gegnerschaft einiger kaiserlichen Räte zu
suchen braucht, die von einer zu grossen Intimität zwischen
Moskau und Rom ein zu grosses Übergewicht der Kurie über
Deutschland befürchteten. Bei der kaiserliclien Erklärung
konnte sich Morone um so eher beruhigen, da die von ihm am
14. gegen Como geäusserten Bedenken schon für sich allein
genügten, um Clencks Mission vor der Hand als unzeitgemäss
ergeheinen zu lassen. Zu dem Allen verwies ihn wohl der
Überbringer des Mandats mündlich ^) auf die noch ausstehende
Beschlussfassung der Stände in der polnischen und in der
Türken-Frage und im Anschluss daran auf die verwickelte
Lage in Flandern, die zur Zeit dem König Philipp noch keine
freie Hand in Sachen der Liga lasse. Das zeigte ihm zum
Überfluss, wie in der Tat nur politische und nicht auch kirch-
liche Motive den Gang der Verhandlungen mit dem Mosko-
witer bestimmt hatten. Bei solcher Sachlage wird der Kar-
dinallegat, zumal sich die russischen Gesandten Clencks Ge-
sellschaft im letzten Augenblicke noch verbeten zu haben
') Gerade jetzt, in der Zeit vom 14.-2.5. September, verhandelten Kaiser
und Stände über die Deckung der für die Legatiou erforderlichen Kosten
und über die Teilnehmer au der Gesandtschaft, von der die Stände den
deutscheu Orden am liebsten ausgeschlossen gesehen hätten (laut den im
Stadtarchiv Köln Eeichstag 1.57ti I 235. 240 und 163 und II fol. 73 lie-
genden Akten, von denen mir Joseph Hansen gütigst Abschriften zu-
kommen Hess: Duplik der Stände vom 14., Duplik des Kaisers vom IH.
September, Triplik der Stände, Protokoll aus dem Städterat vom 2.">. Sep-
tember;.
^) Siehe N. li. III 2 S. LVi Z. 30 ff.
*> Siehe hierzu und zum folgenden in Morones Brief vom 21. Sep-
tember an Como N. B. III 2 S. Iö2 Z. 19 tf. Jene .Äusserungen werden
mündlich gefallen sein.
312 K. SCHELLHASS
scheinen '), diese am 17. September ohne grosses Bedauern
haben scheiden, sehen "^).
Man beachte, dass der Kaiser und der Legat sich fast
gleichzeitig, aber auf verschiedenen Wegen, zu der Erkenntnis
durchgerungen hatten, im gegenwärtigen Moment dürfe von
Clencks Abreise nach Moskau nicht die Rede sein. Aus die-
sem Grunde machte aber auch das kaiserliche Dekret vom
15. September auf Morone nur geringen Eindruck, es be-
stimmte seine Entschlüsse so wenig, dass er, wohl eben des-
halb, seine Übersendung nach Rom für überflüssig hielt ^)
und am 21. September Como nur von dem negativen Aus-
gang der auf Clenck bezüglichen Verhandlungen Mitteilung
machte ^).
Sehr enttäuscht wird dieser selbst von dem Ausgang der
Sache gewesen sein s), um so mehr da kurz darauf, bis zum
20. September, der bayrische Rat Fend mündlich für den
Ingolstädter Professor die offizielle Einwilligung Herzog Al-
brechts zu dessen Verwendung in der moskowitischen Sache
überbrachte ^). Wenig erfreut war auch der Witteisbacher ;
er äusserte am 25. September brieflich Morone gegenüber^),
') Siehe N. B. a. a. Ü. S. 152 Z. 18 f. : el li Moscoviti non sl confen-
tavano d'haverlo in conipagnia.
*) Ihre Abreise erfolgte am 17. (hxut eleu S. '2S3 Anm. 1 genannten
Denkmälern Columna 705). Noch bis zuletzt hatten sie und endlich mit
Erfolg Augstellungen gemacht wegen fehlender Titulaturen in dem
Schreiben, das sie von Maximilian an den Zaren mitnehmen sollten.
') Siehe n. 17 Quellenbeschreibung.
*) Siehe N. B. III 2 S. 152 Z. 17 ff.
*) Vgl. die Äusserung des Wiener Nuntius N. B. III ö S. 568 Z. 18 ff.
") Siehe folgende Note. Fend wird am 19. oder 20. September in Ee-
gensbui'g eingetroffen sein, vgl. S. 357 Anm. 7.
') Diese bisher gar nicht beachtete Bemerkung findet sich im Eingang
eines von C. M. v. Aretin abgedruckten Briefes: Bayei'ns auswärtige
Verhältnisse seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts Bd. 1, Passau 1839,
Urkunden S. 35 f. Die Worte lauten: Äd quatemas Rmne et Illmae Dil.
V. literas a die 3 huius mensis ad nos perscripfas : de eo, quod doctorem
Clenckium theologum et professorem in academia Tngol Stadien si spectahat,
coram rexjwndit nostro nomine consiliarius nostcr Vendius ; nee est., ut diffl-
cile apud nos impetratu futurum existimetur , si quid ullo unquain tempore
pro religione, pro S. Sedis dignitate praestare potuerimus. et quin haec ad
Moschum legatio impedita est, ad reipuhlicae forsitan Christianae fata per-
ZUR LEGATIOX MORONES (1576; MOSKAr. BAYERN). 1 318
es scheine ein Verhängnis für die Christenheit zu sein, dass
man diesen Fürsten, der sich aus freien Stücken sclion öfter
der Majestät der katholischen Kirche angeboten habe, bis jetzt
so stark vernachlässigt und zurückgewiesen habe; es sei nur
zu wünschen, dass Gelegenheiten, sich ihm zu nähern, in Zu-
kunft nicht ganz ausbleiben möchten.
Wie dachte man mittlerweile seit dem 25. August und bis
in den Oktober hinein über die Unionsfrage in Rom? An
der Kurie wnsste mau bis zum 15. September ^) aus Morones
Mitteilungen, das-; dieser sich durch Mittelsleute mit dem
russischen Gesandten in Verhandlungen eingelassen hatte und
entweder selbst oder durch Delfin beim Kaiser gegen die
Teilnahme eines häretischen Fürsten an der Gesandtschaft
von Kaiser und Reich nach Moskau protestieren wollte. Man
sah damals eingehenderen Nachrichten, insbesondere auch
einer Mitteilung darüber entgegen, was Morone wegen Ab-
ordnung einer Vertrauensperson an den Moskowiter beschlos-
sen habe 2), Eine Aufklärung hierüber war um so erwünschter,
da sich seit dem 7. September ein Abgesandter Bathorys in
Rom befand und auf Beantwortung eines von ihm überbrach-
ten Schreibens drang, in welchem der Fürst als polnischer
König den Papst seiner durchaus katholischen Gesinnung
versichert und ihm eindringlichst Wahrung der Freiheiten
des Königreichs Polen ans Herz gelegt hatte ^).
Mit der Möglichkeit, dass man angesichts der Unentschlos-
senheit des Kaisers, sich des polnischen Königtums tatkräftig
anzunehmen, mit dessen Gegner anknüpfen und seine etwaige
tinef, quae hunc ^jrt«ci/>eni ultra tarn aaepix» errlesiae ratholicae maieslati
ndvolutum fortiter hiiciisque neglexerunl et repulerunt ; optareinus aane tales
occasiones non omnino posthac tri suhlatas.
') Siehe N. B. III 2 S. 150 Z. 9 f
') Siehe a. a. O.
") Siehe N. B. a. a. O. S. 148 Z. 12 f. Das vom 5. Juli datierte Schrei-
ben Bathorj's ist gedruckt bei Theiner, Aniiales ecclesiastici Bd. 2 p.
20ii-207.
314 K. SCHELLHASS
Bereitwilligkeit zur Obedienzleistung nicht ganz von der Hand
weisen dürfe, hatte man schon seit Ende Juli gerechnet ^).
Ob man sich aber damals schon darüber klar war, dass eine
Schwenkung nach Bathory hin in der Unionsfrage schaden
müsse? Vorläufig und noch Mitte September hielt man im-
merhin an der politischen Gruppierung fest, die in Maximilian
und dem Zareii Iwan und der Kurie auf der einen und in
Bathory auf der anderen Seite ihren sichtbaren Ausdruck
fand. Vorläufig hiess es für den Papst Bathory gegenüber
nur, Zeit gewinnen; man hielt also den polnischen Abgeord-
neten mit der Mitteilung hin, dass Seine Heiligkeit in Fras-
cati sei und ihm bei ihrer Rückkehr, das hiess kaum vor 10
oder 14 Tagen, antworten Averde^).
Die Hoffnung, mittlerweile aus Deutschland befriedigendes
über den Gang der Dinge zu hören, erfüllte sich nicht. Wegen
der im Venetianischen und im Mailändischen herrschenden
Pest stockte der ganze Briefverkehr ^). Es kennzeichnet die
dadurch hervorgerufene Situation, dass Como bis Ende Okto-
ber ohne Nachricht vom Nuntius Delfin und von Morone blieb,
dass also auch Morones uns hier interessierende Berichte aus
dem September bis dahin nicht in den Händen der Kurie
waren. Man erfuhr bis dahin also auch nichts über die Ent-
wicklung der polnischen und der russischen Frage.
Während dessen drängte der polnische Gesandte wieder
und wieder auf Antwort^). Ihn noch länger hinzuhalten, schien
schon Anfang Oktober unmöglich ^). Seit dem 1'2. beschäf-
tigte sich endlich eine Kommission von 6 Kardinälen mit
der Aufsetzung einer Antwort an Bathory ; am 13. ersuchte
Como dringend den schon auf der Heimreise befindlichen
Morone um sein Gutachten, vor allem um schleunige Ein-
sendung von Duplikaten der nicht eingetroffenen Briefe und
^) loh verweise nur auf Comos Ausführungen vom 21. Juli an Morone
X. B. III 2 S. 98 Z. 10 ff.
■) Siehe N. B. III 2 S. 148 Comos Brief vom 8. September.
^j Siehe, auch zum folgeuden, in meinem 3. Portia-Band (N. B. III 5)
S. 548 Z. 21 ff. und N. B. lU 2 S. 172 Z. 9 ff.
*) Darauf deutet N. B. III 2 S. 168 Z. 9 f. bin.
*) Siehe a. a. O. und zum folgenden Z. 12 ff. dort.
ZUR LEGATION MORONES (1576; MOSKAU. ^AYERN). 1 315
um Aufklärung über die Stellungnahme des Kaisers hinsicht-
lich Polens ^).
Inzwischen hatte die Kurie neben der moskowitischen auch
die persische Angelegenheit nicht aus den Augen verloren.
Wie im August, gab man sich auch jetzt dem Gedanken einer
Liga des Kaisers, des Ziiren und des Schahs gegen den Tür-
ken hin ''y Die Vermutung drängt sich auf, dass den Gedan-
ken hauptsächlich ein Manu nährte, der sich seit Jahren für
Persien interessierte und im Jahre 1562 von König Philipp
vorübergehend für eine Gesandtschaft nach Persien in Aus-
sicht genommen worden war: der schon länger auf italieni-
schem Boden, besonders in Venedig, und seit dem Sommer
1575 wohl in Rom weilende letzte englische Grossprior des
Johanniter-Ordens, Richard Shelley ^). Inwieweit diese An-
nahme berechtigt ist, muss späterer Forschung vorbehalten
bleiben. Tatsache ist, dass man sich jetzt der Bereitwillig-
keit Maximilians, Gesandte nach Persien zu schicken, erinnerte
und dass man Shelley als für solche Mission sehr geeignet
beim Kaiser und bei König Philipp in Vorschlag bringen wollte.
Mit der Zustimmung des spanischen Königs schien der Gross-
prior zu rechnen, aber er fürchtete wohl, dass der Kaiser
seine Mission durch die Wahl eines Anderen vereiteln könne.
Das gab dann vermutlich Veranlassung, dass der Papst ihn
als seinen Vertrauensmann an den deutschen Herrscher zu
') Siehe a. a. O.
") Ich stütze mich hierbei urnl im folgenden völlig auf die Beilage
u. 18.
") Siehe über diesen Dictionary of National Biography, ed. Sidney Lee,
Vol. 52, London 1897, p. 40 ff. (gütiger Hinweis von A. O. Meyer). Im
Juni 1575 war Shelley im Begriff, von Venedig nach Rom überzusiedeln
(darüber an anderer Stelle). Das Versatur apwl nos iam diu in Beilage n. 18
S. 355 Z. 10 f. zeigt, dass er diesen Vorsatz zur Ausführung gebracht
hat. — Dem Artikel im Dictinnary entnehme ich, dass Shelley 1559 nach
Spanien übersiedelte und, wohl i. J. 1562. von König Philipp als Führer
einer Gesandtschaft nach Persien in Aussicht genommen war; dass
hieraus aber nichts wurde, da er im Oktober ]5()2 dem neuen römischen
König die Glückwünsche des spanisciien Königs zu seiner Thronbesteigung
aussprechen sollte. Näheres über diese Tatsachen ist mir bisher nicht
bekannt.
316 K. SCHELLHASS
senden beschloss, damit er mit diesem, bis eine Antwort aus
Spanien eintreffe, in der Sache verhandeln könne i).
Schon Ende September schien Shelleys Auftruch unmit-
telbar bevorzustehen; ein Beglaubigungsbreve des Papstes
sollte bereits unter dem Datum des 29. September ausgefer-
tigt werden^). Da ergaben sich irgendwelche Schwierigkei-
ten, die es ratsam erscheinen Hessen, mit der Ausfertigung
des Schreibens bis zum 10. Oktober zu warten ^). Vermutlich
spielte auch hier die Ungewissheit eine Rolle, in der man
sich durch das Ausbleiben jeder Nachricht aus Regensburg
schon seit Wochen befand. Und diese unbehagliche Situation,
die naturgemäss auch die Abreise Shelleys verzögern musste,
dauerte noch bis zum 25. Oktober an. Damals aber erhielt
man noch nicht Morones Berichte aus dem September, son-
dern nur die schwer wiegende Nachricht, dass Kaiser Maxi-
milian am 12. Oktober nach langem Leiden gestorben sei *).
Dies Ereignis nahm der Kurie in ihrer Haltung gegen
Bathory einen Alp von der Brust; sie konnte nun in den
nächsten Tagen mit mehr Ruhe an die Abfertigung des pol-
nischen Gesandten denken. Die unter dem 6. November aus-
gefertigte Erwiderung des Papstes auf Bathorys Zeilen ^)
zeigte die Diplomatie des Heiligen Stuhles im hellsten Lichte.
Die Art und Weise, wie Gregor ihn seiner väterlichen Gesin-
nung und seines wärmsten Interesses im Hinblick auf Ba-
thorys so viel versprechende Persönlichkeit versicherte, gleich-
zeitig aber auch der Erwartung auf eine Gesandtschaft des
Adressaten wegen Leistung derObedienz Ausdruck gab, wahrte
der Kurie noch immer freie Hand in der polnischen Angele-
genheit, bereitete indessen doch schon eine definitive Anerken-
nung der durch Maximilians Tod geschaffenen Lage vor. Eben
daraus ergab sich dann von selbst, dass vorderhand weder
\) Man lese zu dem Allen die n. 18.
^) Siehe n. 18 S. :-555 Var. b.
'*) .Siehe a. a. O.
0 Siehe N. B. III 2 S. 172 Aum. 2. Sein Tod war erfolgt, ohne dass
der Reichstag anscheinend in der polnischen Frage einen endgiiltigen Ent-
schluss gefasst hatte ("diese meine Auflassung teilt auch Hansen); vgl.
S. 353 Anm. 1.
*) Sie ist gedruckt bei Theiner, Annales eoclesiastici Bd. 2 p. 209-210.
Zril LKGATIOX MOKONES (1576; MOSKAU, uayekn). 1 317
von der Kireben-ÜEion noch von der rnssisch- österreichisch-
persischen Allianz gegen den Türken die Rede sein konnte.
Solche Gedanken konnten erst wieder aufleben, als sich die
neuen Verhältnisse gefestigt hatten. Bei anderer Gelegenheit
wird gezeigt werden, wie schon nach kurzer Zeit, i. J. 1578,
gerade die persische und im Zusammenhang mit ihr die rus-
sische Frage wieder auflebte.
BEILAGEN.
1. Hans Cobenzl {und Daniel Printz) an Kaiser Maximilian :
Relation über die Macht- und Stärkeverhältnisse des russischen
Zaren. 1576 März 13 Wien').
Schliiss der S. 279 .A7im. 1 genannten Relation ; abgedruckt aus dem dort
erwähnten Druck.
Sovil hab ich für am Notturft gehalten Euer Kays. Mt. zu
Beschluss diser unser Relation ghorsamblich anzufuegen, ich war
auch woll genaigt gewest Euer Mt. ferner allerle}' von des Gross-
fürsten Regiment und ganzem Wesen, sonderlich aber von Grösse
seiner Lande, von den vilfeltigen N'orteln. so sy haben, jtem von
seiner Macht an Volck, an Geschütz und allem andern, so zu Erhal-
tung aines solchen grossen Reichs notwendig, bevor aber von der
unerhörten Ghorsamb, so er bey den teinigen hat, underthenigist
zu erzellen, wie ich es dan guetennassen aus dem Gespräch, so ich
mit ir etlichen darüber gehalten, thuen mtichte. Weil aber Eure
Mt. yetziger Zeit sonnten mit furtrefienbchen Händin also beladen, das
sy denselben kaum erkhlekhen khündten — des Grossiiirstf-n Reich
auch one das vasst menigclieh dahin bewüsst und cikhannt. das es
aus villen grossen Fürstenthumben zusamen erwachsen und bissher
dermassen ^standen, das er in allen denselbitren Fürsten thuml)en
khain Menschen gehabt, der sich sein Gebotten oder Verj otten in
weniffisten widersetzt het. sonnder ime von meniirclich znjfleich
') Es schien mir gut, da der Druck von Wierzbowski nur wenigen zu-
gänglich sein u'ird, die allgemeiner gehaltenen SchlussausfUhrungen von Co-
benzls Final-Bericht liier zum Abdruck zu bringen. Ahnlich vermutlich be-
richtete t'obenzl offenbar am 17. März nach Rum (vgl. S. 279 Anm. 5).
318 K. SCHELLHASS
gestanden worden und noch, das sein Willen Gottes Willen und er
also allain seiner göttlichen Mayestät Camerer und Yolzieher sey,
über das er sicherlich in die dreimalhundert Tausend Man, so oft
und bald ime gefällig, ins Feld bringen mag, denselben nichts geben
oder zallen darf, sonder noch von yedem, wann er haimbkhumbt.
altem Herkhommen nach ain Summa Gelts zu empfahen hat. Neben
solichem auch mit so gewaltigen, statlichen Geschütz und Munition
versehen, das man es denjenigen, so darvon reden, nit woll glauben
khann; an Gelt, Silber und Gold aber dermassen habhaft und reich,
das es nit woll auszusprechen. Wie dann sein Yatter allain von
Neugartten '), als ers erobert, über die 300 grosser wollgeladner
Wägen ausser andern unsäglichen grossen Guets in die Mosca
gebracht und daselbst in sein Schatz legen lassen, welicher bissher
von ainer Stund zu der andern, sonderlich mit gleicher oder noch
merer Peudt, die der yetzig Grossfürst mit Eroberung der zwaier
Zärtum, Cässän und Asträcän, bekhomen, fartrefflich gemehrt wor-
den. Inmassen dises auch nit gering zu wegen, das sein Gepiett
sich auf etliche als das Liflendisch, das Glacialisch, das Caspium
und Meotisch Mehr erstreckht und daraus in dieselben etliche
ansehenliche Flüss als Boristhenes, Tanais, Volga, Duina, Narva
und andere vil mehr ain etlich Hundert Meill Wegs lang rinnen,
weliches dem Lande unsäglichen grossen Nutz bringen thuet. So
ist er, der Grossfürst, j'etzo im Werch nach der Volga herauf gegen
der Mosca und dann fort nach Neugartten auch weiter auf der
Plescaw und das Lifland zue etliche Salz-Cämer aufzurichten und
vermittlest derselben das Liflfland, Curland, Preussen, Schweden und
andere anraichende Lande mit der Nottür ft von Salz umb ain gar
geringes Gelt zu versehen, des ime järlich ain fürstliclien Schatz
tragen und entgegen Hispanien und Frankreich, die bisher ir Salz
hoch dahin verschlissen, unsäglichen Abpruch und Mangel bringen
wirdet — Weil nun die Sachen allesambt im Grund also geschaffen
und danuenher allein leicht zu schliessen, wie gross und gwaltig
des Grossfürsten Macht und Vermügen seye, so ist unnot, Euer Mt.
mit desselben weiterer Ausfüerung zu behelligen, sonder bitt Eure
Mt. hiemit allain underthenigist, das sy die getreue Mühe, Arbeit,
Sorgf'eltigkeit und Fleiss, so one Ruemb zu melden durch uns in
dieser Legation gehorsamblich furgewendet worden, mit Gnaden
vermerkhen und alles Zweifels frey sein wellen, da wir den Sachen
in ainich Weg rechter zu thuen gewüsst, das es gwisslichen in
warer Treu und Undertheniekait beschehen sein sollte. Der all-
^) Das ist Nowgorod,
ZUR LEGATION MORONES (1576; MOSKAU. BAYERN). 1 319
raeclitig Gott verleihe, das Euer Majestät, derselben löblichen Haus
Österreich und der ganzen Cristenhait merkhlicher grosser Nutz und
Fromen daraus entspringe, amen. Wien den 13-en Martii anno etc.
im 76.
Euer Kayserlichen Mayestät
ghorsamister, wenigister Diener
Hans Kobentzl von Prossegg,
Teitschordens-Ritter m. p.
2. Vorschläge des Kardinals Zacharias Delfin, wie man im
Anschluss an eine Mitteilung Gohenzls heim Kaiser im Hinblick
auf dessen Streben nach eijiem Bündnis mit dem Moskowiter
durch Marone den Gedanken an eine Union der Kirchen in
Anregung bringen könne. 1576 etwa April 20 Born i).
Aus einer im Vat. Arc/i. Arm. tH Vol. 1 fol. l.-iOa-tHUa befindlichen Denk-
schrift über die Punkte., die der Legat dem Kaiser in dessen Interesse und
zum besten der Christenheit zur Erörterung unterbreiten müsse, fol. 133b-lii4a.
Das Stück ist von einem Sekretär des Kardinals geschrieben ; fol. 137b Ver-
merk von mehr gelehrter Hand Illmi cardinalis Delfini. Ganz kurz erwähnt
ist es N. B. III 2 S. 20 Z. 40 ff.; die Bemerkungen dort S. 21 Z. 30 ff.
erwecken von dem Inhalt der hier zum Abdruck kommenden Stelle aber gar
kein rechtes Bild.
Doverä, poi venir in consideratione la reduttione della Moscovia
all'ubbidienza di S. S**. perö, doppo haversi ringratiato il signor
Cobenzel da parte di S. S*"' della buona nuova che gli mandö intorno
all'inclinatione di detto Moscovito in voler unirsi con la chiesa cattolica
romana. potrassi truovar modo, se perö 1' imperatore non provoca, di
})rovocare la M.^"- S. con dire come S. S*'"' desidera, acciö che Tunione
di S. M*i^ con questo principe habl)ia i)iü Ibndamento, che Tunione
anco di detto principe et di quella natione sotto l'ubbidienza d'una
istessa chiesa proceda et vada del pari con la detta unione di S. M**;
et che perö la S^» S. domanda aiuto et consiglio, perche e pronta lei
') Das Datum den Stücks wird einige Tage vor die definitive feierliche
Ernennung Morones (am 23. April; vgl. N. B. III 2 S. 11 f.) und noch cor
den 21. April (vgl. S. 320 Anm. 1) fallen. Die im Eingang erwähnte Mit-
teilung Cobenzls wird aber sclwn am 7. oder S. April in Rom eingetroffen
fein; vgl. S. 277 .\nm. 3.
'620 K. SCHELLHASS
ancora a mandar suoi huomini in Moscovia et usar ogiii mezzo buono
per far in cosa di tanta importanza buon frutto. ne da questo neo'otio
s'ha da levar mano senza appuntare che, con il favore di S. M^ä possa
la S** S,. comminciare ad havere coramercio con quel principö, gli
ambasciadori del quäle sarä bene che 1' ill™'' legato conviti, honori et
forse anco presenti, pigliandosi particolare lume et indirizzo dal
predetto signor Cobenzel, col quäle s'ha da procedere mostrando di
stimarlo et amarlo. ])erche ha vicino a 10 mila fiorini d'entrata et
est potens opere et sermone \).
Se l'ill'^o leg-ato havesse seco un qualche huomo greco, il quäl
fosse manieroso et destro in agibilibus. potrebbesi mediante questo
cavar doppio costrutto delli predetti ambasciadori, et con loro pigliar
al siguro qualche appun tarnen to
3. Denkschrift des Kardinals Zacharias Delfin: Der beste
Weg, auf dem man dem Kaiser die Legation des Dekans {Mo-
rone) und dessen Amvesenheit auf dem Reichstag mit Sicherheit
angenehm erscheinen lassen könnte {am Schluss Hiniveis auf
Cobenzl und die Gesandten des Moskowiters).
[Rom 1576 April 21 oder 22-).]
Vat. Arch. Arm 2 Vol. 117 (früher Varia Polit. lir,)fol. !)7 Ia-97 Ha eigen-
händige Denkschrift des Kardinals. Wegen des Datums siehe S. 321 Anm. 2.
Essendo N. S. per mandar 1' ill«'» decano legato alla M*^ Ces^''',
et importando molto che la persona sua possa trovarsi alla dieta
imperiale, penssarei che. quando non s'habbia sopra ciö buon concerto
con la M*'»' S., la via buona per star al securo che questa legatione
sia per esser grata sarebbe, s'io non m'inganno. 1" inf'rascritta.
Non vuole divina ne humana ragione alcuna che all' imperatore,
per quello che tocca all' interesse della persona et stati suoi. possa
dispiacere la legatione della quäl hora si tratta, anzi gli deve pia-
cere sommamente.
Ben e vei'o che per la malignitä de gi'heretici. h quali pigliano
da ogni minima cosa grande ansa per non concordare ccn S. M**,
potrebbe lei indursi a credere che a questo tempo la detta legatione
^) Man icusste damals also noch nichts von der Gesandtschaft Cohenzls
nach Polen, die ihn doch für einige Zeit von Deutschland fernhalten musste.
Das erfuhr man erst am 21. April oder kurz davor; vgl. S. 321 Anm. 2.
^) Vgl. wegen des Datums S. 321 Anm. 2.
ZUR LEGATION MORONES ( 157G ; MOSKAU. BAYERN). 1 321
fosse per essere sospettosaniente interpretata dalli detti heretici. et
havesse per consequente da incomodare le cose sue.
Per ovviar dnnque a questo, bisogiiarebbe (riruettendcmi a chi
piü sai dare un titolo tale a detta legatione. che. quando anco
gl' heretici fossero per intenderlo, non havessero di che dolersi.
Ciö si farä quando N. S. voglia subito scrivere un breve all' im-
peratore con sostanza et pai-ole lontane da offensione d'ogn'uno, nel
modo simile o naigliore che qui a basso si ponerä.
Tanto dico perche, sapendo io il stilo dell'imperatore, quando
habbia letto il bieve son certo che non poträ far altro che mandarne
copia a tutti gl'elettori, li quali, vedendo che S. S*«' parla con pru-
dentia et pietä, et senza non solo fare, ma ne pur accennare cosa
loro dannosa, non potranno far altro che quietarsi.
Quando ') 1' imperatore Ferdinande mandö li nuntii della santa
nie. de Pio 4^« alli principi protestanti ch'erano congregati in Num-
burg, prese la M'^''- S. ardire di far questo dal pio et circonspecto
breve. il quäle fu scritto in quella niateria tale con eö'etto, che messe
anco tutti li detti principi ad udire cortesemente li prefati nuntii.
Cum hodie multa sint ad omnipotentis Dei laudem et ecclesiae
suae sanctae pacem atque unitatem maximopere pertinentia, de quibus
cum M*«* Tua agendum nobis sine mora arbitramur, decrevimus ad
jyjtem Tuam mittere N., maxime quod imminentibus a Turca peri-
culis non modo Poloniae et Hungariae regnis, quorum salus nobis
tantopere cordi est, sed illis etiam Italiae finibus, qui versus Carin-
thiam et Carniam constituti sunt, aequum esse existimamus, ut quem-
admodum nobis cum M^^ Xua comune impendet j ericulura, ita co-
mune sit in eo praecavendo consilium. conüdimus M*^*"" Tuam dictum
legatum nostrum. quem in futura hebdomada cum benedictione Dei
ac nostra hiijc omnino discedere iussimus, ita excepturam ac tracta-
turam, omnes ut homines inde quoque summam tuam non modo
pietatem ac prudentiam, sed sinceram vereque filialem erga hanc
Sanctam Sedem observantiam intelligant. etc.
Non poträ principe alcuno di Germania, per perverse che sia, dir
mai all' imperatore che non oda volontieri et non faccia honorato et
cortese trattamento a chi vuol andar a trovarlo per le cose sudette.
Spedito simil breve, poträ 1' ill*"'^ kgato incaminarsi a piacer suo.
et io havendo inteso hiersera che il Cobenzel e andato in Polonia
per far ivi fermare gl'ambasciatori dei Moscovito *) et per condurli
',) Zum folgenden siehe N. B. Ili, e<J. S. Steinherz, S. 193 Z. 15 v. u. ff".
^) Die Fassung im Text spricht dafür, dass Delfin die Nachricht nicht
direkt zugegarnjen war. In der Tat hatte Como eine Mitteilung den Wiener
322 K. SCHELLHASS
poi a Ratisbona, desiderarei che il legato potesse |iarlar con loro.
tanto piü che a gl'heretici m'imagino che non poträ piacere che si
facci si grande accessione alla chiesa catholica. corne sarebbe quel]a
della reduttione de si gran principe all' ubidieixza della Sede Apo-
stolica.
4. Cöbenzl an [Kardinal Zacharias DelfinJ : Des Adressaten
Brief vom 8. April. Sein Aufenthalt in Lowicz. Seine Rela-
tion über Moskau und sein Brief vom [25.] Mai über die einer
Rückführung jener Völker zur Heiligen Kirche günstigen Aus-
sichten. Die ihn zu dieser Annahme bewegenden Gründe. Eine
für Durchführung dieser Aufgabe geeignete Persönlichkeit. Die
Macht des Zaren. Dessen Verhältnis zu den Polen.
1576 Mai 27 Lowicz ^).
Vat. Arch. Arm. 2 Vol. 111 (früher Varia Polit. IIU) fol. 27a-2Sa.
P,C^-31a. 32a. 38ab. 40a-41a: Abschnitte aus dem dort fol. 27a-41a ahschrift-
lich liegenden Briefe an einen nicht genannten Illmo et ßmo Monsignore.
Über dem Stilch, das auch den Namen des Absenders nicht nennt, steht von
der Hand des Stücks ßagaaglio particulare delle cose di Moscovia fatto
ranno 157[6] ^6 abgerissen). Wegen der ehendort fol. 44a-48a und fol. 54a-5Sb
liegenden italienischen Auszüge aus dem Brief siehe S. 300 Anm. 1 und
Schmourlo in der S. 287 Anm. 3 genannten Kritik p. 47 ff. Einen sehr schlechten
Text dieses Briefes gibt aus anderer Vorlage A. I. Tu rg enev, Historica Rus-
siae Monumenta. Tom. 1, Scripta varia e secreto archivo vaticano et aliis ar-
chivis et bibliothecis romanis excerpta continens ( 1575-1584), p. 255-2>>4. Über
die Überlieferung der zahllosen Vorlagen dieses Briefes kann hier nicht gespro-
chen werden. Unberücksichtigt, als für meine Zwecke jetzt nicht in Betracht
kommend, lasse ich auch eine von Turgenev p. 2ii4 gegebene Nachschrift zu dein
Briefe, die von einer Gesandtschaft der Littauer zum Zaren wegen Erhebung
von dessen Sohn Theodor in Littauen handelt. Für die vorliegende Unter-
Nuntius vom 31. März erhalten des Inhalts, dass der Kaiser erwählt habe.'
tre ambasciatori per maudare in Polonia. che sono il signor Cobenzil, il
signor Wratislao Poppel et il signor Sciarratino (Germ. Vol. 73 p. 20.5). Auf
den Brief com 31. März erwiderte Como am 21. April (Germ Vol. 7 foJ. /.")S'».-
darnach bestimmt sich das Datum unseres Stücks: AjjrH 21 oder 22.
') Siehe wegen dieses Briefes meine Bemerkungen & 278 Anm. 1 und
S. 300 Anm. 1 und wegen der in dieser Nummer gegebenen Auszüge die Quel-
lenbeschreibung.
ZIR LEGATIOX MOROXES (1576; MOSKAW. BAYERS). 1 328
suchung sind benoucJers widitig die in dieser Nummer gegebenen Auszüge aus
dem Seh reihen.
Ho riceute le lettere di V. S. IW^^ scrittemi a gl'otto del mese
ivrossimo passato ') qui in Lovitio di Polonia. credo cli'ella sappia
che S. M*'' Ces''^ mi ha mandato con due compagni alla dieta di A'ar-
«ovia celebrata alli giorni passati, ma non perfetta et prorogata alli
3 di giugno*!, dove di nuovo ci bisognerä comparire et far quello che
l'instruttione uostra ci prescriverä. cosa che mi causarä inolto tra-
vaglio, massime scrivendoini S. AI. et spesso soUicitandomi al ritorno
senza piü indugiare.
Mi e stato di gran conteuto che V. S. 111™''^ habbia hauto caro
quel pocho di raguaglio ch'io le mandai delle cose di Moscovia.
credo ch'ella n'haverä dapoi in qua sentito piü ampla relatione'). es-
sendo sparsa la mia espeditione per tutto. credo che sin'hora S. M*^'' non
ne haverä fatto partecipe la Santitä di N. Signore, per volerla prima
comunicare con l'imperio et poi ool suo consiglio darla ad intendere
a Siia Santitä et a gl'altri principi Christiani. per indurgli, come io
penso. nella confederatione che esso Moscovita forte desidera contro
il Turcho. et perö non bisognerä interpretarla in altro modo.
Io spero. senz'alcun dubio, che con l'aiuto d'Iddio si poträ effet-
tuar quel taute che l'altro giorno scrissi a Y. S. 111™» brevemente *),
cioe in somma quelli populi esser condotti al giogo della santa chiesa
facilissimanicnte et ciö tanto piü. ]ioi che mai sono usciti di quello,
ma ricevuto o imparato quella fede, che hanno dalla chiesa Greca, e
servatola sin'a quest'hora con tanto zelo et fervore, che V. S. 111™»
non Io potria credere. et perö e da sjjerare che udendo et sentendo
gl' errori ne quali si trovano, verranne subito a concordarsi con noi
et aceresceranno il nostro numero si fattamente, che guadagneremo
tre 0 quattro volte piü, che non habbiamo perso gl'anni passati in Ala-
magna et Prancia. per tan-o doveressimo penare et stentare tutti estre-
mamente per acquistarli. che certo saria il piü glorioso acquisto che
in questo mondo si potesse fare. et acciö Y, S. 111™» piü facilmente
condescenda alla mia openione, volontieri le dirö le cause che acciö
mi movono, pregandola humilmente a volerle intendere senza fastidio.
Principalraente presuppongo che quel principe, come appare, ec-
cessivamente et cordialmente desidera di collegharsi con 8, M*^^» Ces»,
') Vgl. hierzu S. :;7v Aniii. 1 und H. 27!» Anm. 7.
*) Diese Bemerkung zeigt, dnss CohenzI der Absender ist, vgl. S. ■i2 1
Anm. 2.
^) Hinweis auf seine Ilelation vom l-'i. Mürz an den Kaiser (Beilage 1).
*) Vgl. hierzu S. 278 Anm. 1 und S. 2s7 Anm. ;">.
324 K. SCllELLHASS
con S. S*ä, con il re cattolico et con altri principi, inspirato indubi-
tatamente da Dio per il predetto afFetto, quantunque molti habbiano
scritto, et forsi all'hora era cosi, che quella natione era iunimicis-
siraa a noi altri devoti alla chiesa apostolicha Romana.
Pure V. S. Ill"^* mi creda sicurissimamente che adesso non e
cosi, ma certo che. suspirano di poter veder Eoma et visitar li luoghi
santi, dove intendono dall'historie, che leggono, essere martirizzati et
sepolti tanti santi che loro piü di noi honorano et celebr-ano, si come
quelli che mi furono dati in compagnia spesso meco ragionando mi
dicevano con fare grandissima anzi piü stima della devotione, che e
alla Madonna dalTOreto, che molti Alemanni et Franzesi. et per mag-
gior confirmatione di questo V. S. Ill'»«' saprä che havendo io do-
mandato loro se potessi vedere l'immagine di santo Nicolö tanto da
loro venerata, mi fa certamente risposto di si, se perö ero della re-
ligione anticha Romana et non Lutherana, che cosi chiamano i mo-
derni heretici, et li odiano piü che i Turchi ') etc. dico il vero cosi.
Dio m'aiuti.
Hanno il suo metropolita, dal quäle dependono li vescovi et tutto
il ,clero, referendosi le cose d'importanza di religione ad esso si come
noi facciamo a S. S**. egli pretende bene di dependere ancora dal
patriarca Costantinopolitano, ma e cosa certa che vi e poca corrispon-
denza tra loro, per esser questo del Turcho et suddito del Mosco-
vita tanto grande naturale innimico *).
Esso metropolita celebra ogn' anno una sinodo, et v'intervengono
tutti li vescovi et altri prelati, sicome io trovandomi in Drogobussa ')
ne viddi andare da lui alcuni facendosi portare innanzi. come li le-
gati apostolici, le loro croci, accompagnato ciascuno da alcuni frati
et servitori.
Mai si fa vescovo alcuno se non e frate. li quali per tanto estre-
mamente se ingegnano di viver bene per conseguire cotal dignitä.
Mi fu affirmato per certo che molti di loro finalmente tanto s'in-
focano nell'amore et servitio divino, che et in vita e dapoi fanno de
miracoli, et tali vengono poi ad essere cannonizati.
E tanto per hora basterä a Y. S. U\^^ delle cose spirituali, delle
quali spero ch'ella comprenderä chiaramente esser cosa facilissima
d'ottenere in tarn proxime simbolitantibus il sopra da me detto tran-
») Vffl. hierzu S. 2.91 Anm. 4.
') Vgl. hierzu S. 302 Anm. 2.
") Dorogobuz ö. Sniolensk. Vgl. Übersberger S. 442.
ZIR LEGATION M<JR0NES '1576; Mf)SK^r. lUYKKNl. 1 325
sito. massinie col mezzo delle persone destre che da principio non
guardassero «t qiiello che si doverä, ma qnello che si piotesse fare, lat-
tandoli quasi parvulos. come f'ece san Paulo nelle sue novelle chiese ' ) ;
et acciö fare saria tra gl'altri inolto a proposito nn certo lesuita.
hora rettore uel loro collegio a Vilna in Lituania, havendo la lingna
et essendo dotnssimo et da bene, chiamato \'arsovic*).
Hora dirö a ^'. S. Ill"^'* il proceder loro et come sono stato ri-
ceuto et trattato, brevemente.
Potrei raccontare a Y. S. Illn^a, molt'altre cose, d'oude saria da
vedere et comprendere la gran potenza di questo gran principe, ma
temo di eccedere il modo di epistola et di non esserle insieme noioso.
sapendo le sue contiuue oceupationi non richiedono questo. . . .
Non ha bisogno di cose aliene, ma il tutto ha in casa, et e in
somma tanto gran signore che certo nissuno lo potria credere non
havendo visto le sue grandi richezze et le grandi ubidienze de suoi
sudditi. commandando a tutti assolutamente et senza rispetto alcuno,
riputandosi eiascuno piü che felice potendo per lui spendere la vita
non che la robba bola, il che fa che tutti lo tengono per niinistro et
essecutore della vuluntä di Dio, et perö fanne tutto quello che lui
comanda senza alcuna eccettione. laonde e fermamente da credere
che, se egli si risolvesse di venire all'unione et ccmmunione della Santa
Sede Apostolica, che tutti li suoi la prima hora senz'altro lo i'anno.
Li Poilacchi sono quelli che in apjiarenza poco stimano questo
gran principe; ma egli si burla all'incontro di loro, et possiede piü
di dugento leghe dell' lor paese senza che sfoderassero una volta la
spada et facessero segno di volerlo ricuperare, per il che venendo
da lui li loro ambasciatori gli tratta male, il che mi predicevano al-
l'andare, havendo alcuno compassione di me, come pareva che a loro
giuditio parimenti fossi per dover'essere mal trattato da lui; ma \.
S. 111°^» mi creda a fede da Christiano che nun potevo essere trat-
tato nieglio a Roma o m Spagna, se S. M*ä me havesse mandato lä.
questo perö non negarö. che mi fu detto essere diversi li loro trat-
tamenti; questo deve esser l'affettione o inniraicitie che hanno; tra
quelli nimici sono li principali il Turcho, re di Svetia. Tartaro et
Poilacchi, li quali in i\[oscovia .sono peggio trattati che non sono li
nostri ambasciatori da Turchi.
Ol Vorl. guadagnassero.
') Siehe Ehräer .'». 12. 1.1.
*) Siehe S. H>il Anm. 1.
32(i K. SCHELLHASS
Tutto questo detto in questa mia hoi-mai lunga lettera parte ho
visto con gl'occhi miei, et parte iidito da persone di credito, non tanto
per satisfare alla M*ä dell'ünperatore mio signore, quanto per rag-
guagliare ancora V. S. lll^^ secondo alla partenza mia le promisi*).
et le bacio le maui. di Lovitio in Polonia alli 27 di niaggio 1576.
•5. Anregung eines nicht genannten: Gründe, die den Mos-
kowiter, falls er schismatisch bleiben wollte, die bisher dem Pa-
triarchen von Konstantinofel erwiesene Obedienz aufgeben lassen
und zur Anerkennung eines vom Papst einzusetzenden Patriar-
chen bewegen müssten. 11576 August Rom ').]
Vat. Arch. Arm. 2 Vol. 117 (früher Varia PoUt. IIG) fol. 49 ab von
einer mir unbekannten Sclrreiberhand. Das Datum ergibt sich, aus der Stel-
lung des Stücks im Codex; vgl. n. 4 und S. SOO Z. 23 ff.
In evento cb'il Mcscovito pertinacemente volesse persistere sei-
smatico et che ricusasse di venir'a l'obedientia di questa Santa Sede.
nonsenza molta ragione se li potrebbe persuadere ch'almeno si par-
tisse da l'obedienza o osservanza. che rende al patriarca constanti-
nopolitano circa la fede e sacramenti ch'i Moscoviti ricevano da detto
patriarca.
E quest'ognora che da N. S. gli sia constituito e creato nn pa-
triarca particulare di tutto il suo stato et della stessa natione.
II che deverebbe accettar' il Moscovito per molte ragioni.
Prima, per haver'i sacramenti in casa propria, et perö non haver
di bisogno di cercarli da nationi strane et in diversi pae>i.
2<l* , perch' un patriarca moscovito meglio conosce le qualitä et i
bisogni della sua natione. che non fa un'estrano.
3^, perche da una spetie di servitü si verrebbe a vendicar' in
libertä.
4*», perche si puö ragionevolmente credere che tutta la chiesa
greca in l)reve tempo verrebbe sotto l'obedientia di questo nuovo pa-
triarca per l'identitä delli costumi et per li medesimi riti circa i
sacramenti.
5**, perche li Moscoviti non sonno mai certi con quäl patriarca
habbino da trattare. poi ch'il tiranno delli Turchi lo rimuore e muta
') Vgl. }nerzu S. 278 Anm. 5.
■') Vgl. zu dieser Denkschrift S. 302 Anm. 4.
ZIU LEGATIOX MORONES (1576; MOSKAU.' BAYERN). 1 327
senz'alcuna occasioue a modo suo tt in oltre noii gli permette che
liossi se.^iiramente conservar'i suoi arcivescovi e vescovi; il che non
e altro che lar temporale quello. che da Die e stato ordenato che sia
perpetuo.
Sesta. perche dalle religioni dependendo li stati et regni. si
l)uö facilmente spei-are ch'acquistand'il Moscovito tiitti o la maggior
l)arte delli Greci a l'obedientia del suo patriarca. ch'aucora aqqui-
starebbe ^^raiiimi di quelli per o::ni auoumento del suo stato tem-
liorale««).
Et^j perche, o remfere incredibilein, omnino esecrandam et iutole-
rabilem, essende un'infinitä de Ruthen! in Luthuania ne la provintia
di Leopoli et altre parti di Polonia. quando si iacesse un patriarca
Costantinopolitano che riconoscesse la Sede Apostolica et risedesse in
Moschovia, potrebbono H Rutüeni di Polonia, se^j fra Polach i et
Moschi fosse bona [amicizia <^)], et quelli di «) molti altri popoli vicini
andar piü presto al patriarca di Costantinopoli residente fra Chri-
stiani. che a quello che rit^iede /) cou tanta ignominia sotto '1 Turcho
cane. ne seguirebbe per questo utile s) et honor grande al Moscovito.
con principio et preparatione a fare che detti Rutheni. li quali solo
perche non hanno chi loro mostri il vero restano in perfidia, si riu-
nissero conforme al promesso et giurato nel concilio fiorentino a la
chiesa romana.
6. Gregor XIII. an den König von Portugal: Dank für
Ratschlag wegen Abwehr der Türken, durch den er sich auch
seiner Vorfahren loürdig zeige. Gewährung eben darum des er-
betenen Subsidiums ; Hinweis auf nähere Mitteilungen des por-
tugiesischen Gesandten und auf einen demnächst zur Ausfertigung
a) folfjt ein von der Hand des Stücks herrühreuder Absatz, der durch-
strichen ist; er lautet: Ultimo per la gran reputatione ch'in ogni caso et
con ogni natione n'aqquistare [sie] il Moscovito: appresso a suoi per la
lor grande commoditä, appresso gli ostrani, perclife sempre giudicarauno
ch'egli sia per esser' aiutato da qupsta Santa Sede et da ogni principe
Christiano. h) Et bis zum Sciduss von einer mir unbekannten ijefehrten
Ha ml. C) se -^ l)oiia einijefiUß über der Zeile. d) solch oder ein ähn-
lichen Wort zu eryänzenf e) foh/t durchstrichen inüniti. 1) folgt durch-
strichen etwa in. sotto. co. g) utile — honor über durchstrichenem igno-
minia.
328 K. SCHELLHASS
kommenden Brief. Verheissung, das Subsidium unter Umständen
für länger gewähren zu loollen. 1576 August 24 Rom^).
Vat. Arch. Epistolae Grerjorü XIII. a. 4 et 5 fol. 1^1 a Konzept. Unter
dem Stück Ant. Buccapadulius. Auf fol. 188b Datum August 23. Der Druck
hei Theiner, Annales eccl. Bd. 2 p. 260 ist aus der Kopie in Arm. 44
Vol. 23 fol. 184b- 185b.
Carissime in Christo fili noster salutem etc. Laudamus summo-
pere prudentissimuin consilium Mt's Tuae in providendis uialiä. quae
a Turca tarn vicino imminent rebus Christianoruni, inque curando ne
pestis tarn certa tamque exitiosa latius grassetur, sed quamprimnm
arceatur comprimaturque. in quo et tua pietate et maiorum tuorum
laude dignum facis. illi enim noQ solum hostes Christi a Christia-
norum finibus repulerunt, sed ipsos etiam fines virtute atque armis
latissime propagarunt. estque hoc unum summum catholicorum regum
ac principum omnium munus, felicesque habendi sunt non tani cum
res humanae illis prospere atque ad voluntatem fluunt, sed cum quid-
quid potentie ac virium a Deo acceperunt id omne ad eiusdem Dei
cultum amplificandum conferuut. itaque libentissime concessimus
subsidium id quod postulabas, quod etiam planius ex litteris oratoris
tui atque ex aliis nostris litteris. quae super hoc ipso subsidio expe-
dientur, planius cognosces. perge modo ut facis toto pectore in istam
causam incumbere; sie enim et Deus ipse aderit tuis optimis cona-
tibus et nos paratissimos habebis ad hoc ipsuQi subsidium, quandiu
quidem Dei gloriam et publicam utilitatem postulare intelligemus.
prorogandum. datum Romae apud Sanctum Petrum etc. die 24 ru-
custi 1570 anno 5.
7. Como an Morone : Die dem Heiligen Stuhle mehr wie je
ergebene Gesinnung des Grossfürsten von Moskau und dessen
Annäherung an das Haus Österreich. Der dem Papst erteilte
Rat wegen Absendung einer Privatperson an den Grossfürsten
und die auf den Kaiser gesetzten Envartungen (Hinweis auf
König Johann von Portugal). Weisimg an Morone, Maximi-
lians Zustimmung zu der Gesandtschaft zu erlangen und eine
Person zu beauftragen. Der Gedanke, dass der Papst durch
') Ich hrinrje das hei Theiner hereits gedruckte Brece hier nochmals zum
Ahlruck, da e» innerhalb dieser Akten besondere Bedeutung gewinnt.
ZUR LEGATIOX MOKONES (1576; MOSKA-U. KAYERN). 1 329
den König von Portugal, der Kaiser aber durch den Grossfürsten
den Perser zum Kriege gegen den Türken reizen lässt.
1576 Aiigust 25 Rom').
B Cod. Vat. lat. 6405 fol. 268a-2<Jitb und Sclduss 297a(.298bj Original
{auf der Adresse 2; vgl. hierzu X. B. III 2 n. 44). Daraus gedruckt, ohne
den Schluss und eingereiht zu August 18, N. B. III 2 S. 129 f. und Pierling
(hier vollständig), Rome et Moscou Append. n. X.
A coli. Vat. Arch. Arm. 2 Vol. 117 (früher Varia Polit. 116) fol. SOa-äla
eigenhändiges von Zacharias Delfin geschriebenes Konzept ohne Unterschrift
und Adresse, mit dem Vermerk Delfins fol. 51b Amplior informatio super rie-
gotio obedientiae magni ducis Moscoviae.
Se ben Nostro Signor pensa <») che a questa hora V. S. 111'»'^
possa 6) haver essequito quel, che per tre alti-e mie lettere Je e stato
scritto per ordine di S. S^^ nel negotio di Moscovia«i, et«*) vigilato
coniorme a Timportanza di quello, nondimeno e parso a ]a«i S^'^ S./j
molto a proposito che se c) le facciaco intender piü amplamonte le
cose infVascritte.
La Ä) S*^ Sua e ») molto bene informata de la gran riverenza et
obsequio che porta hora piü che mai quel gran principe a la Sede
Apostolica; perö poiche ne li anni passati non hauno *j li ^j papi so-
licitato l'intrinsecarsi con lui per causa de la diffidenza clie ha haviita
secü"»j la ser™«* casa d'Austria, poiche hora si vede principio di coy-
lidenza tra «) loro,non le pare che sia da perder l'üccasione per pro-
curar che possa giuntamente con li honesti interessi del mondo ca-
rainnr Finteresse de la chiesa di Dio.
Acciöduiique che (juesto segua. la S*>^ S. e") consigliata di mandar
al tutto qualche privata ])ersona a salutar quel p) principe, invitarlo
a congiiuigersi non solo con le forze, ma col spirito et fede con li
«) pensa — hora in A von Como über der Zeile; im Text durchstrichen
h certo che. b) possa — 8^«- in A von Como über der Zeile eingefügt.
c) in A folgt durchstrichen liaverä. d) in A von Comos Hand eingefügt.
«) om. A. f) in A vor Sf". g) se — amplamente in A von Comos Hnnd
Über durchstricheneni ella possa anco intendere et oonsiderare. h] in A
geht vorher durchstrichen E. i) in A tvohl von Comos Hand eingefügt.
*; in A korr. von Como nut ha. l) li papi in A von Como über durch-
stricheneni questa. m) in A con Como eingefügt anstatt des durchstri-
chenen vor havuta stehenden seco. ni tra loro eingefügt in A von Como.
0) in A von Como eingefügt anstatt des durchstrichenen vor h\ stehenden ^.
V) in A von Como über durchstrichenem questo.
'; Siehe zu diesem Briefe S. B03 Anm. 6.
330 - K. SCHELLHASS.
principi obedienti figliuoli de la Sede Apostolica, perche uon ha dubio
che aiutando anco la M** Ces^* questa attione, egli«) non sia *) per
mandar a la S*^«^ S. si solenne ambasciaria«'), che consolerä li catho-
lici et renderä piü confusi li heretici <^), farä sospirare, piü sospet-
tare et manco presumei^e il Turco.
Quando il re CTiovaiini di Portogallo hebbe fatto buona amicitia
col re di Ethiopia', non desiderö cosa piü che indurlo, si come l'in-
dusse, a riconoscer la superioritä de la Sede Apostolica; onde l'anno
del 33 fu data in Bologna solennissinia obedienza a la santa memoria
di papa demente da parte di quel re ; perö, poiche non e nuovo
quello che si desidera da S. M** Ces«* in aiuto et favore del sopra-
detto Santo pensiero, confida la S*» S. che sarä da la detta M^ä non
solo bene inteso, ma prontamente messo in essecutione. proponendolo
massimamente la S. V. 111™*^, che e tanto«) atta a persuaderla in/)
cose anco molto maggiori.
Si desidera dunque che, per uscir de li generali et del poner la
cosa in negotio, la S. V. Ill«i'* venga al ristretto con la M*^ S. et
TOglia al tutto riportar da lei che non solo bene intenda che la S'^'"' S.
mandi a questo principe, ma che la informi del viaggio che haverä
dafare la persona che anderä, facendosi dare?) non solo il '») pas-
faporto et ogni favore per detto viaggio, ma ^) lettere ancora *) di
S.' M''«' ne le qnali esshorti quel principe a voler^). conlbrme a quanto
fa lei medesima et il re oatholico. riconoscer la superioritä de la Santa«»)
et Aj^ostolica Sede Roraana, et al tutto volere che il suo patriarcha
faccia il medesimo, non essendo conveniente che un tanto gran prin-
cipe Christiano, come egli e, permetta che il suo metropolita sia sud-
clito in spiritualibus al metropolita Constantinopolitano, che e suddito
del Turco et ad oeni commandamento suo fa fare publiche orationi
per le vittorie che egli tenta contra l'aälitta Christianitä. et ") haviiti
questi aiuti di S. M^^ Y. S. 111™» manderä poi un' huomo in Mo-
scovia col breve di S. B^^^ etc.
Et perche da piü bände vien scritto che il nuovo Persiano da
che pensare assai o) al Gran Turco. poiche da cosa alcuna non po-
trebbe hoggi la Christianitä ricever piü beneficio che da una gagliarda
o) in Ä eingefügt von Conto. b) in Ä folgt durchstrichen il prefato.
c) in A vor si. d) in A folgt durchstrichen et. «) in A von Como über
durchstrichenem per virtü et meriti suoi et per particolar gi-atia che ha
seoo. f) in A von Como ilher durchstrichenem di. B) in A von Como über
durchstrichenem promettei'e. A) in A j^assaporti anstatt il passaporto.
i) in A folgt kaum erkennbar und durchstrichen concepire. t) in A von
Como eingefügt. l) folgt in A durchstrichen esso aucora. m) in A ^^ S.
anstatt santa. n) et — ßi^e add. in A Como. b) eingefügt in A von Como.
ZUR LECJATIOX MOKONES (1576; MOSKAU. BAVEKX). 1 381
<:ruerra, la quäle potesse nascere Ira questi, si come N. Signor ha
pensato di l'ar fare per via del re di Portogallo ogn'officio accioche
il Persiano iufesti quel cane, cosi lodarebbe che la M^'"^ S. Ces^* pro-
curasse che il gran principe di Moscovia facesse l'istesso officio bene
informaudo esso Persiano, come il Turco e per haver continua et ga-
gliarda guerra da li Christian!; il «j quäle officio ^j poträ assai f'acil-
mente esser fatto dal") detto Moscovita, poiche s'iutende ch'egli ha
commercio et buona amicitia cou quel principe, con <^) che resto ba-
ciando a V. S. 111'"* humilissimamente le mani. di Roma a 25 d'a-
ffosto 1576.
8. Morone an den Grossfürsten von Moskau: Das Gespräch
seiner Familiären mit den Gesandten des Adressaten und die
Veranlassung dieser Zeilen. Die dem Türken gegenüber iden-
tischen Ziele des Papstes und des Zaren {dessen Proposition
auf dem Reichstag). Morones Hoffnung auf eine Meinungs-
äusserung des Adressaten und sodann auf eine Gesandtschaft
des Papstes nach Moskau und auf die Möglichkeit eines allge-
meinen Bündnisses. 1576 August 27 Regensburg.
Cod. Vat. lat. (141:1 Porte la fol. IG'Ja Kopie. Adresse über dem Stück
Serenissimo ac i:)oteutissimo priiit-ipi czar, magno Moscovitarum duci, Ru-
thenorum, Woldomir [sie], Neugarten nmltarumque aliarum regionuin
domino etc.
Serenissime princeps,
Gratia et pax Dei omnipotentis, qui est fons totius bonitatis et
salutis, sit Ser^' V. et populis ei subiectis. Cum »uperioribus die-
bus s"**^^ in Christo pater dominus Gregorius XIII.. summus Romanus
pontifex, pro sua pastorali sollicitudine me suura et Apostolicae Sedis
legatum ad ser'"»'" imperatorem Maximilianum et ad oonventum
Ratisbonensem misisset, accidit ut paulo post orator qnoque Ser*^^'^ \'.
ad eundeni ser"^""" imperatorem missus Ratisbonam veniret, quem
ego ut Christian! et magni principis oratorem per familiäres meos
amanter salutavi, eique amorem et benevolentiani meani detuli. ille
vero et officium nostrum benevolo aniuio accepit et pari erga nos
animi signiücatione respondit. quare cum is ad Ser***"^ V. rediret,
visum est mihi jiro meo apostolici legati muneie hanc oj)portunita-
a» il qual in A eingefiUjl von Conto. bj fol;// in A du rc/ixt riehen che
dal detto Moscovita. c) dal — poicli6 von Como in A übergeschrieben
anstatt des durchstrichenen poiohö. d) von hier an in A von Como.
332 K. SCHELLHASS .
tem non praetermittere scribendi ad Serte"^ V., cum is nuncius pro-
ficisceretur, cui tuto litteras dare possem qiiibus de gravissimo negotio
animi mei sensum Ser*i V. aperirem. ego enim sie mihi persuadeo
sanct^i pontificis et Ser*is V, voluntates iam concordes in ea re esse
ut communis inimici et Cbristiani nominis infensissimi hostis Turcae
furori obsistatur, ambosque idem cupere ut eius vis et potentia, quae
maximo Cbristianäe reipublicae detrimento usque adeo excrevit ut
formidabilis sit. consociatis multorum viribus coherceatur; quam qui-
dem animorum et virium societatem Ser*^"^ A'. optare ex ea propo-
sitione, quae ab eodem Ser^'« v_ oratore Caes®"'^ M*' oblata est, non
obscure apparuit. quod cum ego cognovissem, singulares Deo optimo
gratias egi, qui Ser^^ V. prineipi potentissimo et bellicae virtutis
gloria clarissimo tantum fidei suae zelum inspiravit. quamobrem si
gertas Y_ pro sua summa humanitate his litteris meis responsum
dederit mihique mentem suam paulo apertius declaraverit, et quid
ipsa ad Dei laudem et Cbristiauae religionis amplificationem prae-
stare atque efficere pro sua parte velit aliquanto distinctius expli-
cuerit, in magnam spem venio fore ut summus pontifex, cuius S^*^
geltem \ paterno amore complectitur, certum aliquem nuncium ad
gei-tem Y^ mittat et tandem divina gratia adiutrice ratio aliqua
ineatur, qua inter S^em g. et Ser^^^"^ X. et alios Christianos principes
salutare aliquod foedus concilietur. sj,ero autem hoc officium meum,
quod ab optimo animo et communis Cbristianorum utilitatis et gloriae
cupidissimo proficiscitur, Ser^^ V. gratum et acceptum futurum, cui
omnia studia et obsequia mea accuratissime offero. Deumque precor
ut illam bonis Omnibus florentissimam, diu incolumem et felicem con-
servet. datum Ratisbonae die 27 auousti 1576.
9. Morone an Herzog Albrecht von Bayern : Der Entschluss
des Papstes, einen Boten an den Grossfürsten zu senden. Bereit-
willigkeit des Jngolstädter Professor Glenck zur Übernahme
dieser Mission, falls Adressat ihm Erlaubnis erteile. Bitte, sie
ihm zu gewähren, wenn auch über den Aufbruch noch nichts
definitiv beschlossen sei, und um, sofortige Antwort Gespräch
am Morgen mit dem Kommissar des Herzogs Hieronimus.
1576 September 3 Regensburg.
Cod. Vat. lat. <!41!t Porte 1a fol. isna reinliches Konzept. Über dem
Stück Alberto Bavariae duci.
Ea est S™i D. N. de Christianae reipublicae salute et amplitu-
dine soUicitudo, ut oinnes curas et cogitationes suas hac una in re
ZLK I.KGATIOX MORONES (1576; MOSKAU.' ISA VERX i. i 333
deßxas habeat iiullamque sibi occasionem pi-aeteniiittendam jmtet,
quae ad communem utilitatem aliquo modo pertinere videatur. prac-
sertiiu si de cohercenda Turcarum iinmanitate agatur, quorum po-
tentia. iam nullis linibus contenta, merito oinnibus fbrniidolosa esse
debet. quare cum a me superioribus diebus aliqua amicitiae fimda-
menta iacta essent cum oratoribus istis Moscovitis, qui ad Caes«*'"
]yj;tem venerunt, placuit S^^ S. ut nuncius aiiquis ad magnum illum
))riiicipem mitteretur, qui de illius voluntate certius cognosceret et
ad nos rei'erret. et quia de doctoris Rodolphi Clencheu, qui in gym-
nasio Ingolstadiano publicum legendi munus exercet, virtute, pro-
bitate et prudentia multa accepi a viris gravibus et fide dignis, il-
lum idoneum foie existimavi qui in Moscoviam proticisceretur, idque
eo magis quod alias in eadem pi-ovincia fuit et mores hominum et
linguam quadamtenus novit, itaque eins rei causa a me per Httoras
evocatus se paratum esse ostendit, liac una tantum conditione adiecta,
ut cum bona Cels'^'s V. gratia id sibi facere liceat. quod cum ita
sit, a Cels'ie Y. etiam atqne etiam peto ut hanc illi licentiam be-
nigne impartiri velit, nam etsi de eins profectione non adhuc omnino
deliberatum sit, cum nonnulla prius explioare oporteat, cupio tamen
ante omnia hanc illi eundi facultatem a C. V. concedi, ut si proficiscen-
dum ipsi erit, nulle deinde impedimento retardetur. neque vero ad-
modum diuturna erit illius absentia, cum valde brevis apud magnum
ducem illum futura eins sit commoratio. quae res agatur. quam gravis,
quam Christiane nomini (ut Deo bene iuvante sperainus) fructuosa,
Cels^'o \\ pro sua prudentia optime intelligit: quapropter non du-
bito quin pro sua singulari jiietate et j erpetua erga Sm«™ d, N. ob-
servantia hanc doctori Clenchen veniam tribuat, immo vero quae
sua est animi magnitudo hanc de communi causa bene merendi ma-
teriam libenter Cels^'« V. amplectatur. itaque longior non ero : unum
oro Cels**™ V. ut. quod negotii ratio requirit. hisce litteris nieis
statini pro sua liumanitate respondeat. a doctore Hieronimo eius
commissario, qui me Celsi^ V. nomine mane convenit. et quocum
longum seimoneni habui. cetera copiose intelliget Cels^o ^■.. cui me
ex animo commendo et omnem ieiicitatem precor. datuni Ratis-
bonae die 3 sejitembris 1576.
10. Morone an Como : Dessen Briefe von 11. und IS. Au-
gust. Die polnische Angelegenheit und die einem Vergleich und
der Erneuerung der alten Verträge zwischen dem Reich und Polen
günstige Stimmung der über Polen beratenden zwölf Deputierten.
Bedenkliche Aussichten angesichts der Weigerung der Moskowiter,
334 K. SCHELLHASS
seine Briefe anzunehmen, für die Beförderung des Breves an den
Orossfürsten und für die Reise eines Gesandten in ihrer Gesell-
schaft. Clencks Berufung^ Erscheinen und etwaige Abordnung.
Die Gesundheit des Kaisers. 1576 September 3 Regensburg i).
Arm. 62 Vol. 34 fol. HOa-iJOb aus einem dort fol. 6na-62a stehenden
Briefe Morones (Konzept).
Doppo haver scritto a Y. S. 111™^ unarmia deirultimo del i.assato.
che le verrä con questo spaccio, mi sono capitate le lettere sue de
11 et dipoi anco quelle de 18
Per le cose di Polonia«) *) V^ S. 1\\<^^ havrä visto da'') molte mie
come mi son governato, et la risposta che n'ho havuta. et c) espet-
larö l'ordine che si possino dare li primi danari. in tal caso et di
novo le *) offerrirö la medesima offerta et il medesimo buon animo di
N. Signore, se si vorrä far davero, et dirö a«') S. M*» quelle che in
somnia Y. S. 1\V^^ mi rescrive con le predette de 11, quando«i
S. M^^ sarä in stato che si possi negotiare seco. vero e che li 12 de
putati sopra esso negotio di Polonia attraversano assai per non dar
il sussidio a questo/) effetto, et mostrano <?) inclinatione all'accordio
con renovare le capitulationi passate tra l'imperio et il regno di Pol-
lonia, et questo fanno, perche si smariscono per il dubbio della spesa
et per timore che non segua qualche tumulto populäre per le gravi
essattione ^) che qui si comportano malvoluntiera ; non sono perö anco
resoluti, ne hanno fatto risposta; et si crede che, se beu l'impera-
tore non haverä il sussidio universale, nondimeno non rimarrä di
fare l'impresa colli aiuti d'amici di questa natione et di N. S. et*) dil
re cattolico et delli altri principi d'Italia.
Scrissi giä a Y. S. 111"^^, {\ barbaro procedere di questi Moscoviti,
che non volsero accettare neanco la mia lettera, et intendo che pas-
a) foUß durchstrichen qui con S. Mtä. b) da molte horr. von Morone
aus dalle. c) et — oiferta et von Morone anstatt des ungültigen et tut-
tavia oiFerirö. d) a — Mtä. add. Morone. e) quando — possi von Mo-
rone über durchstrichenem ma porö, oome quella sia interesse da poter.
/) korr. von Morone au.s quelle. 0) von hier an bis zum Schluss des Ab-
satzes von Morone anstatt des durchstrichenen perchö odono che meglio
savfebbe d'accordarsi, s' [?J non hanno perö anco fatta la risposta per quello
che s'iutende. h) sie. i) et — oat. eingefügt.
\) Vgl. zu den n, 10. IH und 16 N. B. Ill 2 S. 1.50 Anm. .? und S. 152 Z.
26 f. dort.
') Vgl. zum folgetiden N. B. HI 2.
") Dem Kaiser.
Zl'R I.KGALION MORONES (1570; MOSKAU BAYERN . 1 335
sando a Praga. nel venir in qua non volsero pur<»i visitar il re de
Romani ne altri, ne *») lasciarsi parlare allegando non haver ordine
die) trattare con altri che con l'imperatore. perciö che non so che
mi seguirä cerca il rnandar il breve al loro prencipe et persona a
posta con loro, perche foi se anco ne questo vorranno in compaguia.
ho perö <*) scritto con äiligenza in Ingolstad a messer Ridolfo Schen-
cken«), chealtre volte e stato in quelle bände, il /; quäl e venuto
subito, et havuto il consenso del duca di Bavera, al quäle e ubligato
per la lettura d'Ingolstadio, che spero si haverä, presto, et comuni-
catolo con l'imperatore. come mi ordina V. S. 111"^**. cercarö se si
possa espedirlo presto, altrimenti si mandarä per altra via, et li darö
li danari che bisognarano, et trattarö ancora con S. M^'^ che si mandi
al re di Persia; ma dubito non si poträ negotiare per molti giorni
con S. M'^*, la qnal piaccia a Dio di risanare; et in caso che mes-
ser Ridolfo non potosse andare. farö ogni sforzo perche vadi una
raia lettera. perche l'orator Moscovito disegna partire questa set-
timana
Di Ratisboua alli ii settembre 7(3.
11. Morone an den Senat der Akademie Jngolstadt : Clencks
Mission nach Moskau und das Gesuch an Herzog Albrecht um
Urlaub. Bitte, den inzwischen nach Ingolstadt zurückkehrenden
Doktor im Interesse seines schleunigen Aufbruchs bei Ordming
seiner häuslichen V erhältnisse zu fördern.
1676 September 7 Regensburg .
Cod. Vat. lat. 641!) Parte J<i fol. ISOb Kopie, l'ber dem Stack Eeotori,
vicecancellario, camerario et universo senatui academiae Ingolstadiae.
Magnifici et Reverendi Domini. Decrevimus doctoris Rodolphi
Cleiichen opera et sedulitate gravi in re uti euuKjue ex S™' D. N. auc-
d) von Morone Über dnrchstrichenem anco. b) f'oh/t <Iurcfistri<lien anco.
f) di — che con von Morone anntatt des durchstrichenen se non per.
d) fohjt durchstrichen giä. <) nie. 1\ il — settimana (sielte den Schfuns)
eigenhändig fast fjatiz am Bande anstatt des im Text durchstrichenen che
sia qui subito, jjerch«^ costoro (llhergeschriehen von Morone., später durchstri-
chen Tambasciatore^ designano partire questa settimana (die Woche begann
Sept. 2). et s'allegarä di voler il consenso dal duoa di Bavera, si farä quanto
si potra, ma prima ne trattarö potendosi con S. Mt'\ como faro anco circa
il mandarsi altri da S. St» al Perso [sirj. se non si vederA che aocettinu
questi almeno la mia lettera.
336 K. SCIIELLHASS^
toritate et mandato in Moscoviam mittere; quare ad ser"^^™ Bavariae
ducem scripshnus rotrantes ut cum bona Gel'« ipsius venia illi pro-
licisci liceat. neque dubitamus quin eius Cel*^" pro sua singulari erga
Apostolicam Sedem observantia id benigne j-ermittat, presertim cum
doctoris absentia non adeo diuturna sit futura. interea doctor ipse
isthuc redit ut res suas domesticas statim explicet et componat,
omnino enim necesse est ut primo quoque tempore discedat. itaque
hominem vobis magnopere commendamus ne quid ei sive in ratio-
nibus ponendis sive qua alia in re diutius im};edimento sit, quo-
minus ad nos quam citissime, ut res ipsa postulat, revertatur. erit
id nobis sane gratissimixm. nostra vicissim officia vobis benevole of-
ferentes, omnia vobis prospera optamus. datum Ratisbonae 7 sep-
tembris 1576.
12. Morone an den Bischof von Eichstätt: Clencks Abord-
nung nach Moskau. Bitte, ihn im Interesse seines schleunigen
Aufbruches bei Abwicklung einiger Angelegenheiten dort zu för-
dern. 1576 September 7 Regensburg.
A. a. 0. fol. 180b Kopie. Über dem Stuck Episcopo Ej^stettensi.
Cum nos ex S'^i D. N. mandato gravi de causa doctorem Ro-
dolphum Clenchium in Moscoviam mittere decreverimus, isque non-
nulla isthic negotia habeat quae ante discessum coniponere et expe-
dire valde cupit, rogamus D. Y. Rmam ^i^ omnibus in rebus, quibus
hominem sua auctoritate et patrocinio iuvare poterit, cum S™i Pon-
tificis causa tum ob commendationem nostram id propense efficiat,
ne qua longiori mora, quod perincommodum esset, eius profectio im-
pediatur. erit id nobis vehementer gratum. D. V. Rmam bene valere
et prospere agere optamus. datum ut supra ').
13. Morone an Como: Die Krankheit des Kaisers. Der
Beschluss der für Polen deputierten Zwölf, 7nit Polen nicht im
Krieg, sondern lieber in Eintracht unter Wahrung der alten
Verträge zu leben (Hinweis darauf, dass Polen kein Erbreich sei,
und auf das Masslose der vom Kaiser beschworenen Artikel).
Clencks bevorstehende Abordnung mit dem Breve, einem Briefe
') Siehe n. 11.
ZUR LEOATION MORONKS (1576; MOSKAU. BAYERN). 1 B37
und der Instruktion Morones. Clencks Ausstattung mit einem
Wagen, mit Dienern und Geld; die lange Reise. Die Weigerung
von Morones Leuten, insbesondere des Dekans von Chur, die
Gesandtschaft zu übernehmen ; die grosse Bereitwilligkeit Clencks,
den aber der Kardinal beim Ableben des Kaisers voraussichtlich
nicht abschicken wird. 1576 September 7 Regensburg.
Ann. <!2 Vol. .'.'-/ fol. fJSa unrl fol. Csb-Kia aus einem dort fol. 68a-lla sie-
henden Briefe Morones- (Konzept..
L'intiriuitä dell' imperatore pareva alquanto alleviata, essendo
iiscita la })ietra grossa coine un'oliva, come dicono; ma la palpita-
tione del cuore non l'lia lasciato, et ([uesta notte e stato travagliato
assai, et e molto indebolito, et cou fatica riceve et puö teuere refi-
ciamento alciino, et il poLso qiialche volta maiica di tal manera.
che non si sta senza gran timore della vita siia. noi preghiamo et
f'acemo pregar Dio che li dia sanitä secondo la santa volontä sua.
Li 12 deputati a trattare il negotio di Polouia hanno risoluto pa-
rerli piü spediente trattar l'accoido et le confederatioui antiqne con
il regno di Polonia, che entrare in guerz'a ; et, per quanto intendo,
hanno moslrato haver poeo amore alla casa d'Austria, et hanno mo-
strato ancora estenuate |e] tanto poeo «) le forze deH'imperatore et del-
l'imperio, che si puö dire quanto a loro che i'acciano un instrumento
autentico al Battori che mai da questa parte sarä molestato. la loro
risposta non e perö ancora stata data all'imperatore per la grave
infirmitä nella quäle si ritrova, et tengano*) la scrittura molto se-
creta con iuraniento etc., se ben prima s'e publicata. com'ho detto
di sopra '). il principal fondamento che allegano e che '1 regno di Po-
lonia non e hereditario, et che, morendo riniperatore (il quäle per
l'ordinario ha molte infirmitä. come hora si vede), tutto quello che
al presente facessero saria gettato via con molto danno dell'imperio
et senza utile della casa d'Austria. allegavano ancora l'esshorbi-
tantie degli altri capitoli, i quali sono stati giurati dalla Ces. M*^
quando accettö la elettione autentica, che gli fu portata dall'amba-
.sciadori del regno; nondimeno pare che '1 duca di Sassonia .si esshi-
Itisca pronto a servire S. M*^", et che l'elettore Brandemburg faiä il
medesimo. et alcuni di questi credono ancora che si farä Pimpretäa,
se Timperatore vive; et qni s'intrattengono niolto Pollacchi nobili.
a) itild. Morone. b) sie.
^) Er kann nur die Worte hanno risuluto zu Ber/inn des Ahnatzes meinen
338 K. SCHEI.LHASS
per li quali l'imperatore spende 100 fiorini il giorno per larli le spese.
oltre che ne sono alcuni altri in Slesia, ii quali instano per havere
resolutione, havendo termine solamente doi mesi per il loro ritorno
sotto pena di rebellione et confiscatione etc.
Noi attendemo a far la speditione per messer Rodolfo Sehen.
cken«) per mandarlo in Moscovia con '1 breve di S. S'»' et con le
mie lettere et instruttione, delle quali si mandarä poi copia, se l'im-
peratore vorrä che vada, et se '1 duca di Bavera gli darä licenza.
esso messer Rodolfo volentieri sarebbe aiidato con bonorata compa-
o-nia per servitio di N. Signore, essendo il costume di quei barbai-i
di estimare li legati dalla grandezza et fasto apparente, com'ancor
loro fanno quando mandano fuori sue ambasciarie ; nondimeno, per
esser buona persona, si contentarä di andare con una carrozza et
cinque o sei servitori, et si contentarä ancora di mille scudi, li quali
io li darö perche, sendomi informato del viaggic, e piü longo di
2 mila miglia, et gli bisognerä star fuori quasi un anno, perche la
invernata non si puö passare il mare Baltico et la via di Polonia e
impedita per il presente stato di quel regno. et non sarä poco, se
questi bastaranno.
Haverei mandato qualcuno delli mei, et massime il decano di Coria.
ma non li trovo atti ne volenterosi di far questo viaggio. et ess"
decano si e scusato per essere astretto ad haver cura di sua madre
et sorelle che sono state scacciate dal paese da Lutheran , et non
ha ancora preso il possesso del suo canonicato; di manera che mi
pare che sia stata non poca gratia di Dio da trovar costui che vadi
tanto prontamente et volentieri, che, conoscendo tutti li pericoli che
vi sono di assassini, di pirati, infinite incomoditä, per desiderio peiö
di servir N. Signor mette da parte tutti li interessi et comoditä sue,
che ha stando nella lettura d'IngoLstadio, et si espone intrepidamente
a si longo et barbaro viaggio. ma se l'imperatore mancasse, che Dio
ci guarda, credo che non lo mandarö altrimente, lasciando poiche '1
nuntio che restasse qui deliberasse con '1 re de Romani quello che
fosse spediente
Di Ratisbona alli 7 settembre 76.
li. Morone an den Orossfürsten: Weigerung der zum Auf-
bruch rüstenden Gesandten des Adressaten, einen Brief des Kar-
dinals für ihren Herrn anzunehmen. Ein Breve des Papstes und
a) Ute.
ZUR LEGATIOX MORONES ( 15TG ; MOSKAU. BAYEliN). 1 ?i[)
dessen Entschhiss wegen Absendung eines Boten an den Gross-
filrsten. Die Abordnung Dr. Clencks mit dem Breve und mit
diesen Zeilen. Bitte, ihm Glauben zu schenken.
[1576 gegen Mitte Sejytember ^)/ Regensburg.
Cod. Vat. tat. 641!) Parte, la fol. 182a Kopie. Unter dem i<tHck Adrense
Serenissimo ac potenlissimo principi et magno domino domino loanni Ba-
silidi czar et magno duci Eussiae, ^Vlodimiriae, Moscoviae, Novogardiae
et aliarum plurimarum regionum etc. Darunter ein Ansatz zu einer kür-
zeren Adresse (vgl. hierzu S. 3r>(> Z. llff.): Serenissimo ac potentissimo prin-
cipi magno domino czar et magno duci loanni Basilidi terrae ßussiae, Mos-
coviae etc. Gedruckt ohne sachliche Abweichungen G. G r i g o r o v i t c h ,
[La corrispondenza dei papi con i principi Hussi sec. 1(1 trovata fra i ma-
noscritti nella hiblioteca Barberiniana in lioma. Pietroburgo 1834] [Titel rus-
sisch], p. 29-31 und A. de Star czeiosJei, Historiae ruthenicae Scrijyiores
exteri soec. U! Bd. 2, Berolini et Petropoli J842, p. 3.
Cum oratores, quos Ser*«« V. ad Ciiesä^ni jyjiem misit, iam de re-
ditu cogitare intellexissem, misi ad eos uniim ex familiaribus ineis
]ietens ut litteras meas. qiias gravi et i)ublica de causa ad Servern yg.
stram scripseram. secum deferrent easque meo nomine redderent.
illi vero multis se verbis excusarunt non licere sibi id facere, prop-
lerea qucd a Ser*" V. in mandatis haberent ne litteras a quoquam
])iaeterquain a serenissimo impeiatore acciperent. interea plaicuit
S»»" D. N. Gregorio XIII., siimmo pontiiici, non solum Ser*i V. scri-
bere, sed. ut ilhistrior paterni amoris sui erga ipsam significatio
extaret, certum quoque niincium mittere, ut quae ad Dei gloriam et
cnnununem Christianae reiimblicae utilitatem cum Ser*^« A'. agenda
sunt commodiu.s coram tractari et optato fine concludi possint. venit
luitur a S^e Sua ad Ser*«»" Vestram missus Rodulphus Clenchen
[iraesbiter et sacrae theologiae doctor, qui Ser*' V. breve a])ostolicum
et has meas litteras dabit. Ser^'^'» V. rogo ut pi-o sui animi magui-
tudine homineni benigne audiat eique mandata summi pontificis ex-
ppnenti et nominatim de nieo singulari erga Ser*««" V. studio nar-
ranti plenam tidein tribuat. Deum et patrem D. N. lesu Christi
supplex oro nt Ser^*"" V. diu .salvam et incolumem conservet eiusque
fortissimani dextei-am caele.sti virtute contirmet. ut ininiiccs crucis
Chri.sti perpetuis victoriis prosternat. datuin Ratisbonae.
') Wegen des Datums siehe S. 3:12 Z. 11 f.
340 K. SCHELLHASS
15. Morone an Dr. theol. Clenck : Die Äusserung der r^is-
sischen Gesandten gegen Morones Familiär und Adressaten über
das Verlangen ihres Herrn nach einem grossen Bündnis und
nach einer Gesandtschaft des Papstes. Deren Weigerung, Mo-
rones Brief an den Grossfürsten anzunehmen. Befehl des Papstes
wegen Ahsendung eines Boten nach Moskau mit einem Breve.
Übertragung der Mission an Adressaten. Weisung, dem Zaren
darzulegen, dass man Gutes von ihm gehört hat, und dass der
Papst sich freute über das Erscheinen der russischen Gesandten
in Regensburg und über deren Äusserungen gegen den Kaiser
und den Familiär Morones. Das Streben des Heiligen Stuhles
nach Ausdehnung der christlichen Religion und nach V ereinigung
der christlichen Fürsten. Der Befehl an Morone wegen Abseii-
dung des Breves und einer Vertrauensperson. Der Nutzen der
Freundschaft Roms für den Zaren. Die Notwendigkeit, dass
dieser die Autorität des Papstes anerkennt und sich zur Obe-
dienzleistung versteht. Die Erwartung, dass der Zar Clenck um
Sendung von römischen Priestern und Theologen bittet. Die Ab-
sichten des Türken; der Widersinn, dass der Zar einen in tür-
kischen Händen befindlichen Metropoliten zulässt ; die bezüglich
des Türken identischen Ziele von Zar und Papst. Frage nach
dein Kriegsplan des Zaren und nach seinen Bündnissen. Die
Notwendigkeit eines raschen Entschlusses (die kriegerische Stim-
mung vornehmlich der Könige von Spanien und Portugal). Die
Erwartung, dass der Zar auf Veranlassung Glencks sich schleu-
nigst zu einer Gesandtschaft an den persischen König wegen
eines Bündnisses gegen den Türken verstehen, und dass der
Zar allenfalls noch Clenck vor seiner Abreise, sonst aber dem
kaiserlichen Nuntius Delfin über das Ergebnis Nachricht zu-
kommen lassen wird. Mahnung an Clenck im Hinblick auf
die kirchlichen Unionsverhandlungen, die russischen Riten zu
studieren. Das enge Verhältnis zwischen Papst und Kaiser
und des Letzteren Einverständnis mit Clencks Mission. Die
Zuversicht, dass Adressat vom Grossfürsten einen Brief an den
Papst mitbringen und eine Gesandtschaft nach Rom bei jenem
in die Wege leiten wird. Morones Interesse für den Zaren.
ZUK LEGATIOX MORONES (1576: MOSKAU. BAYERN). 1 341
Dessen Titel in dem Breve (die Gewohnheit der Kurie/ und
ein etivaiges Misstrauen des Gross fürsten.
11576 gegen Mitte September j Regensburg ^).
Cod. Vat. lat. i!4i.'> Parte Ja fo'. Is2b.ls7a Kopie mit Vermerk von
Morones Sekretär fot. ls7b Instruotio pro Clenclien niissuro [sicj ad Mos-
oovitam missa Bomam cum litteris septembris fLllrke ; man filge hinzu 14 ;
vgl. S. 3r>2 Z. 14 f.J 76. servetur. Adresse ilher dem Stück R. nobis dilecto
dominoRodulplio Clenohen sacrae theologiae doctori. Gedruckt hei Starc-
zeicski a. a. 0. p. 4-.'>.
Siiperioril)US diehus cum oratores magni ducis Moscovitaruin ad
serenissimum imperatorem Maximilianum missi Ratisbonam pervenis-
sent, quo loco nos quoque apud eandem Cacs"^'" ]yjtem q^ conventum
imperii S""^ D. N. Gregorii XIII. et Apostolicae Sedis legatum agi-
mus, visum est nobis, qui pro nostri officii munere omnem de Cbri-
stiana republica benemerendi opportuiiitatem libenter amplectimur,
oratores poteutissimi et Christian! principls per unum ex farnilia-
ribus nostris salutare eisque omnia officia nostra ainanter deferre,
tum etiam de summi pontilicis erga illornm j)rincipem voluntate ea
commemorari mandavimus quae opportuna videbantuj-. illi vero et
amoris nostri significationem grato animo, ut par erat, acceperunt
et eam esse principis sui mentem demonstrarunt, ut nou solum
cum serenissimo Caesart:', sed cum aliis etiam regibus et princij)ibus
(Jhristianis ainicitiam et foedus inire cuperet. quare i)ei-gratnm illi
f'ore, si a Romano pontifice nuncii mitterentur eius rei tractandae
i-ausa. atque haec quidem ouinia nota til>i sunt, qui et cum f'anii-
liari nostiv) in illo coll()i|uiti interfuisti et vero etiam noijis ita volen-
tibus partieeps fuisti.
Cum igitur quae al) oratoribus de ineundo Ibedere dicta erant
cum iis, quae Caesareae M^' et verbo et scripto retulissent, consen-
tire videremus, cumque nobis de S"" D. N. pastorali sollicitudine
constaret, cuius S'"* nihil optat vehementius quam ut Christiani cor-
poris niem])ra in unam et üdei et animorum consensioneir. coalescant,
decrevimus his initiis insistere atque, his ita constitutis, longius
progredi. quare ad ipsum magnum Moscovitarum ducera scripsimus
litterasque i)er eundein familiärem nostrum oratoril)us Moscovitis
' » Wegen des Datniux siehe S. 3ö2 Z. 14 f. Ich ilritcke die bereit» ge-
druckte Instruktion (s. Quellenbeschreibung j hier nuchnials, da der bisherige
Druck nicht leicht zugänglich ist. Zudem schien es praktisch, hier die auf
die Angelegenheit bezüglichen Aktenstücke zu rereinigen.
342 K. SCHELLHAS^S
misinius, petentes ut eas secum deferrect et ipsorum principi redde-
rent. illi vero se magnopere excusarunt, quod ex principis praescripto
nullas eis praeter Caesareas litteras a qiioquam accipere liceret.
Verum cum ob eam causam a publici boni cogitatione non disce-
deremus atque in ea cura versaremur, ut alia tandem via nostrae
litterae in Moscoviam perferrentur, ecce interea nobis a S™^ D. N.
reddun tur litterae, quibus mandat ut virum aliquem idoneum et
spectatae fidei in Moscoviam primo quoque tempore mittamus, qui
brave apostolicum magno illi principi 8''^^ Suae nomine tradat et
caetera, quae ad fidelis et diligeutis nuncii ]nunus pertinebunt, ex
mandatorum formula quam accuratissime praestet.
Quoniaui vero S"^' D. N. consilia in hac uuncii profectione eo
potissimum respiciunt ut non solum magnus ille princeps cum Apo-
stolica Sede adversus communem hostem Turcam amicitiae foedere
copuletur, sed. quod multo gravius et praestautius est, etiam. si fieri
possit. ecclesiastica unitate colligetur. ut tanta et tam illustris Chri-
stiani corporis portio in unam membrorum omnium communionem
couspirans apte et venuste cohaereat, saue ad eam rem efficiendam,
quae buius negotii tamquam basis est, viro theologo et in divinis
litteris exercitato valde opus esse videbatur. quocirca cum tu theo-
logüs sis et in ea facultate explicanda in insigni gymnasio publico
magna, sieuti audivimus, laude verseris, cumque nos praeterea de
tua varia et multiplici doctrina, prudentia, probitate et multarum
rerum experientia partim a viris gravibus et fide dignis multa acce-
]ierimus. partim nos ipsi in privatis colloquiis pros] exerimus, ut me-
rito sperandum sit, te pro tua erga Apostolicam Sedem observantia
et religionis zelo utilem et fidelem operam in Lac tua legatione
praestiturum, praesertim cum iam alias, sicut intelleximus. et regiones
illas peragraveris et aliquandiu apud illos f'ueris moresque nationis
notaveris et nonnullam quoque linguae notitiam tibi comparaveris.
ob eas causas te potissimum delegimus. quem S^^ D. N. nuncium ad
sereniss"^^"^ et magnum ducem Moscovitarum mitteremus.
Tuae vicissim partes erunt ita omnia non solum recte atque in
tegre, sed solerter et vigilanter agere, ut et summi pontificis desiderio
cumulate satisfacias et expectationem nostram egregie sustineas.
Quamprimum igitur, angelo Domini comite et ductore, in Mosco-
viam perveneris et in magni illius ducis conspectuna veneris. reddes
eius sereuitati breve 8°^» D. N. et litteras ncstras. in quibus etiam
nominatim de te et de tuae legationis munere meminimus, qnarum
exemplum et pontificii simul brevis tibi dari iussimus. ut iude non
parvam eorum qnae dicenda sunt materiara haurire et ad eandem
sententiam orationeni tuam dirigere et coni'ormare possis.
ZUR LEGATION MOÄONES (1576; MOSKAV- BAYERN). 1 343
Postqnam vero paternam et apostolicam S*'« Suae benedictionem
ei US sereuitati faeris impertitus, illud copiotse expones. quod, cum
S**s Sua multorum sermone et celebri fama cognoverit eius Sei-tem
praeclaram quaiidam erga Apostolicam Sedem et sanctam Romanam
ecclesiam voluntatem prae se ferre et pio ac salntari affectu cathe-
dram illara venerari, in qua Christus dominus, visibile totius eccle-
siae Caput, vicarium suum beati Petri successorem collocavit, tum
et quoque eius S*"» saepe audiverit principem illum esse potentis-
simum, qui multis populis et nationibus bellicosissimis longissimo
terrarum tractu late dominetur, qui complures et clarissimas victorias
de Clmstiani nominis inimicis reportaverit, qui bellicarum rerum
disciplina excellat, qui denique militari fortitudine, gubernaudi pru-
deiitia, animi magnitudine omnibnsque regiis virtutibus ita praeditus
sit atque oniatus, ut omiies in sui admiratiouem et amorem alliciat
et (quod unum omnia illius aniiui corporisque bona maxime illustrat)
in summa reriini omnium potestate et altissimo illo honoris statu
cum maximo imperio maximam jiietatem et religionis Studium coniun-
xerit, quodque pio quodam et generoso desiderio in primis ardeat
l)erpetuos Christianorum hostes Turcas. tamquam alter David Phili-
staeos, armis victricibus subiungendi: haec inquam, cum s"^"^ pontifex
de Serte Sua acceperit. magnam et plane singularem voluptatem
cepit, atque ex eo iam tempore ita erga Geis"«"'" Suam Seienissimam
affecta iuit atque erga carissimum filium, semperque eam occasionem
dari sibi optavit, quae paternam suam erga eius serenitatem bene-
volentiam et propensissimam voluntatem illustri aliquo argumento
declarare et testificari posset.
Tum illud addes quod, cum a serenissimo imperatore princi-
pum atque ordinura imperii conventus Ratisbonae haberetur nosque
8*«^^ Sua pro sua pastorali- sollicitudine gravissimis de causis suum
et Apostolicae Sedis legatum ad Ca; s'"" M^*^'" et eundem conventum
mitteret, vehementer eius Beatitudo eo uuncio laetata est. quo allatum
erat Serenitatis Suae oratores ad Caes«"» Mt*»" Ratisbonam pariter ven-
turos. etenim iam tum Stem Suam tannjuam faustnm quoddam ojuen
accepisse. quod non sine divinae providontiae numine ex remotissi-
mis regionibus amliorum legati ad etindem jirincipem missi eodem
iore tempore unum in locum convenirent.
Iam vero cum S^'^» Sua ex nostris litteris cognovisset quid eius
Ser"'* legati Caesari proposuissent, quid nobis etiam per familiärem
niistrum renunciari mandassent. nimirum principem ipsorum valde cu-
pere non solum cum serenissimo imperatore. sed cum aliis Cliristianis
piincipibus et nominatim cum sunimo Romano jjontifice amicitiam
et loedus inire, quodque litteras Sert'» Suae in eandem sententiam
344 K. SCHELLHASS
scriptas obtulissent. in qiiibus eximia pietas Ser^i^ Suae et fidei
zelus et iiTsta ac plane generosa erga communem hostem nostrum
Turcam indignatio elucebat, omnia illa Si»« D. N. pergrata et periu-
cunda accidisse demonstrabis.
Etenim cum S^»» Sua, Deo ita disnonente, illius successor sit cui
a Christo domino dictum est: Pasce agnos meos, pasce oves meas 'j,
cumque in illa sede resideat. quam beatissimus princeps apcstolorum
Petrus. Deo auctore. constituit — qui urbem Romam, gentium dominam
et reginam. una cum coapostolo suo Paulo, evangelii praecone, Chi'isto
domino lucratus est, ut quae fuerat discipula erroris esset magistra
veritatis, quam almam urbem iidem beatissimi apostoli sanguine pro
Christi nomine effuso glorioso martyrio consecrarunt, ibique adhuc
illorum sancta corpora et venerandae reliquiae in antiquissimis et
religiosissimis templis ipsorum apostolorum appellatione Deo dicatis
beata dormitione requiescunt ^, in ea igitur sede cum S^^^^ Sua tam-
quam in sublimi quadam specula a Deo collocata sit, omnes curas
et cogitationes suas defixas habet in ampliticanda Christiaua reli-
gione et Christianorum principum animis conciliandis, ut et sancta
religio propagetur et hostibus crucis Christi, qui nos impie oppug-
nant, facilius resistatur. semper enim Romanorum pontiticum pro-
prium fuit paternis suis cohortationibus magnos principes et virtute
praestantes ad res pulcherrimas pro Dei gloria et iidei incremento
gerendas excitare omnique consilio et auxilio commune bonum pro-
raovere. atque hoc quidera multis vetustatis exemplis facile compro-
bare licet, cum omnium linguarum monumentis posteritatis memcriae
sempiternae commendatae sint clarissimae in orientem expeditiones
pro sacrosancto lesu Christi sepulchro recuperando. sed haec silentio
praeterimus, tum quia tibi, homini historico et in vetustis annalibus
legendis exercitato, notissima illa esse non dubitamus. ut. si usus
venerit. statim in promptu habere possis, tum etiam quia maxime
illustris et recentissima eins rei testificatio extat ingens et post
hominum memoriam nobilissima de instructissima Turcarum classe
ad insulas Echmadas victoria, Pio papa quinto S*is Suae praedeces-
sore, cuius nomen in benedictione est, sancti illius foederis secun-
dum Deum auctore et consorte.
Cum igitur S"^«« D. N. Gregorius XIII. ]iraeclaram ser«ii magni
Moscovitarum ducis voluntatem et pietatem perspiceret. seque ab eo
ad amicitiae foedus nitro vocari et invitari animadverteret. sane
tanti principis praestantissimam virtutem et erga Sanctam Aposto-
licam Sedem amorem et observantiam Beatitudo Sua obviis nluis esse
^) Ev. Joh. 21, 15. 17.
ZUR LEGATION MORONES (1576; MOSKAU.-BAYKRX). 1 345
complectendam putavit ; curaque de celeri oratorum Ser*''^ Suae in
patriain reditu cognovisset. non solum per litteras apostolicas in
forma brevis (qua forma Romani pontiüces, cum ad reges aut etiam
ad imperatorem scribunt, veteri instituto uti solent), sed etiam per
certum hominem Ser*«™ Suam salutare voluit, ut maior amoris et
propensionis suae significatio emineret. sed ne qua mora interpone-
retur, si aliquis ex urbe huius negotii causa in Moscoviam mitteretur
(multis enim de causis longiorem dilationem ea deliberatio requirebat j,
propterea S^'^** Sua, ue temporis opportunitas elaberetur, ad nos qui
in Germania, loco magis opportuno et minus a Moscovia remoto,
S*>^ S. legatum ageremus, quique maturius omnia expedire et cum
serenissimo imperatore quae in rem essent facilius communicare
possemus. rem omnem reiecit, et tarnen quid a nobis tieri et quid
per eum qui in Moscoviam iturus esset S^f^^ Sua tractari vellet, nobis
diligenter perscripsit.
Sic igitur cum Ser*« Sua ages, ut quod ad hanc tuam itioneni
attinet sibi persuadeat S*®'" Suam nunc quidem tamquam primum
coniunctionis et necessitudinis aditum jiatefacere voluisse. quodsi
Ser^"* Sua pari studio mutuisque officiis. ut plane confiditnus, S*' Suae
responderit atque amantissimi parentis cui-am et sollicitudinem grato
animo et optimi filii obsequio exceperit, non est dubitanduni quin
cetera deinceps perfectius omnibusque numeris absolutius praestentur.
Tu ergo in hanc curam omni diligentia incumbes, ut inter
gmum D j^ qi serenissimum magnum illum ducem quanta maxima
tieri poterit benevolentia et animorum ac voluntatum consensio
existat, etiiciesquje, ut intelligat S*'^ Suae ipsiusque Apostolicae Sedis
et sanetae Romanae ecclesiae amicitiain et societatem Ser** Suae
omni tempore utilem et honoriiicam Ibre, ut merito ipsi ab eins
S^ö omnia illa sint expectanda quaecunciue ad eins dignitatem et
amplitadinem augendam S*i Suae praestare cum domino licebit. no-
tum est enim nou paucos principes virtutis et religionis ergo a Ro-
mano pontifice propter summam in terris pastoralis officii auctoritatem
amplissimis titulis ornatos et regio nomine atque ornamentis deco-
ratos luisse, ut Poloniae et Hungariae reges aliosque complures,
quos enumerare longum est.
Sed quoniam ad eam l)enevolentiam et animorum consociationem
de qua loquimur conciliandam nihil utilius esse ])Otest. quam si unum
corpus et unus spiritus omnes simus, ut in caritate radicati et fun-
dati servemus unitatem spiritus in vinculo })acis ' ), idcirco in eo
potissimum elaborandum tibi est nt magnum illum ducem de Ins
'l Ephes. 4, H.
346 K. SCHELLHASS
quae ad religionis coucordiaiii pertineut Studiosi ssime admoneas. id
enim, ut dicebamus, S™« Domino Nostro in primis propositum est,
qui pro suo pastorali officio omnium ecclesiarum sollicitudinem gerit,
qui nulla de re magis aut frequentius cogitat quam de animis
Christo domino lucrandis omnibusque qui in cruce domini nostri lesu
Christi gloriantur.') in unius fidei unitatem et integritntem congre-
gandis, ut per totum orbtm terrarum omnes unanimes eadem fidei
confessione glorificemus Deum et patrtm demini nostri lesu Christi
et (quod unum salvatori nostro Deo gratissimum est. qui propterea
de i>inu patris in terram descendit et in hac lacrymarum valle pere-
grinatus est et cruci suffixus acerbissimam mortem pertulit. ut oves
dispersas congregaret in unum) illud, inquam. re ipsa efficiatur ut
sit unum ovile et unus pastor *). talem enim Christus dominus
rederaptor, magister et legislator noster, in terris ecclesiae formam
instituit pulcherrimam et praestantissimam et illi caelesti Hieru-
salem simillimam; nam sicuti unus est Dens, una fides^j et una
ecclesia sancta catholica et apostolica, ita unus ecclesiae pastor est,
qui Christi aeterni. animarum nostrarum pastoris, vices in terris gerit:
hie autem est Romanus pontifex. beatissimi apostolorum prineipis
Petri successor, cuius summam in ecclesia Dei auctoritatem omnis
ab ipso nascentis ecclesiae primordio antiquitas agnovit et universa
posteritas perpetuo consensu comprobavit. tuae igitur prudentiae et
eloquentiae partes erunt non solum crebro in aures instillare, sed
omnino in animum magni illius prmcipis imprime.re quantum ad
animae utilitatem et salutem pertineat sanctae Romane ecclesiae,
omnium ecclesiarum matris et magistrae, auctoritatem agnoscere
et palam. aliorum Christianorum regum et principum more, obedien-
tiam debitam officio profiteri. quam quidem auctoritatem et pote-
statem celeberrima et oecumenica illa quattuor concilia, quae tanquam
quattuor evangelia veneranda sunt, Nicaenum, Constantinopolitanum,
Ephesinum et Calcedonense, ut alia pene innumerabilia sanctorum
patrum et" conciliorum testimonia omittamus. non solum agnoverunt,
sed decretis amplissimis promulgarunt cmniumque laudum elogiis
ac praeconiis extulerunt. in qua quidem sancta et apostolica Romana
ecclesia, quae illius petrae firmitate Deo concedente nititur, cui
dictum est : Ego rogavi pro te, Petre. ne deficiat fides tua, et tu
aliquando conversus confirma fratres tuos V, fides catholica ab
') Galater 6, 14.
*) Ev. Joh. 10, m.
3) Ephes. 4, 5.
*) Ev. Lucas 22, 82.
ziR le(;ation moroxes döTf!; moskai/ bayekn). 1 847
ipsis beatissimis apostolis Petro et Paulo uiiniquain interrupta Serie
successorum semper integra atque incorrupta conservata est, ita ut
ad ipsam tamquam ad limpidissimimi catholicae doctrinae fontem et
solidam fidei petram omnes nationes et populi conHuere soliti sint.
haec a te prudenter. accurate, erudite. copiose tractauda sunt, ut
princeps ipse alliciatur et cupiat ad ipsius animae salutem cum hac
ipsa ecclesia matre sua, quae ilkuu unice diligit, non solum externo
et politico amicitiae fbedere, sed multo maüis spirituali caritatis
vinculo copulari. tantum vero de tua doctrina. dexteritate, eloquentia
in Domino confidimus, ut tandem principem eo perducturus sis, ut
ipse non mediocri desiderio penitus nostra cognoscendi exardescat
atque aliquos ex nostris sacerdotibus et theologis mitti sponte sua
postulet. quodsi faciat, sane recipere poteris te pro certo speraro
Smum £)_ j^ tam pia,e ipsius petitioni non defuturum, qni eins Ser^«™
diligit in visceribus caritatis.
His iactis fundainentis, commendabis piuin illud et Christiano
principe dignissimum consilium et tamquam scopum Ser^'s Suae
Christi nomen longe lateque propagandi et teterrimum Turcarum
tyrannum perpetuo persequendi, qui ipsius tam praeclaro desiderio
maxime obsistit. cui non satis sit tot regna et provincias florentis-
simas Christianis iam pridem ademisse, orientalis imperii sedem Con-
stantinopolim occupasse. nobilissimam Graeciam, unde tot clarissima
ecclesiae luraina prodieruut, acerbissimae servitutis iugo oppressisse
nosque gloria et haereditate nostra, venerando scilicet vitae auctoris
et salvatoris nostri lesii Christi sepulchro. spoliasse, his. inquani,
adhuc contentus non sit, sed nova quotidie Christianis damna inferre
molitur; neque uuius aut alterius principis, sed communis omnium
hostis sit, ut iam illius insatiabilis dominandi cupiditas nullis ter-
rainis aut finibus contineri posse videatur. quocirca reete et pru-
denter inprirais eius Ser*»»» agere, quae de tam inimani vastitate
coherceuda Deo adiutore cogitet. merito eniin tanta Turcae potentia
cum nostrorum hominum odio et inexplebili quadam regnandi siti
coniuncta omnibus liorribilis et formidolosa esse debet. opportune
autem hoc loco eius Servern admonere poteris non modo valde incom-
raodum, sed absurdum quoque esse, cum ipsa perpetuum sibi cum
Turcis bellum gerendum constituerit. nihilominus in religionis causa
metropolitanum illum admittere, qui totus in Turcae potestate sit.
f|uamobrem et decentius et utilius fore, si se eius Ser**« ecclesiae
Romanae penitus adiungat neque quidquam ab inimici domo petat,
ubi omnia infida et insidiarum plena sunt, huius vero argumenti
fusius explicandi non semel, ut arbitianiur, occasionem reperies.
caeterum, ut a<l institutain narrationem redeamus. de periculis pro-
348 K. SCHELLHASS
pulsandis et depellendis, quae a Turca impendent, dices summi
pontificis et Ser^i^ eius voluntates concordes et consentientes esse ;
ambos enim de compriinenda intolerabili Turcarum ferocia cogitare,
ambosidem sentire nihil ad eam rem opportiin.ius, nihil salutarius
esse quam ut. consociatis multorum principum viribus, multis etiam
in locis tam potens adversarius oppugnetur.
Verum S*®"^ S. valde cupere aliquanto distinctius et explicatius
cognoscere quid eius rei exequendae causa ipsius Ser*^«'^^ efficere de-
creverit. et, ut exempli causa dicamus, prudenter a te roganda erit
eius Ser^'^^s ^t planius exponat quibus copiis, quam valido et nume-
roso exercitu, quo belli apparatu, quibus locis, quo tempore hostem
invadere constituat, denique quaenam totius belli ratio sit futura,
et utrum terra tantum an etiam flumine aliquo aut mari, et qua
classe, quam ornata et instructa hostem aggredi et vexare liceat;
tum etiam num qui principes aut populi cum eius Ser^e foedere et
societate iuncti sint, quorum forti et fideli opera uti possit, et quae
illorum auxilia, vires, bellandi disciplina. atque haec et alia id genus
diligenti et solerti percunctatione, ut diximus, elicienda sunt, cu-
randum etiam, si fieri possit, ut eius Sereniss™^ Cels'io quid hac in
re pro sua parte praestare intendat scripto quoque diserte et subti-
liter declaret.
In primis autem celeritate opus esse ostendes, ut in maximas
omnium rerum angustias teterrimus hostis coniiciatur, nam ex alia
parte eius S*«^^ et Christiani principes, apud quos summi pontihcis
auctoritas gravissima est, inprimis vero magni et potentissimi Hispa-
niarum et Portugalliae reges, nullam moram interponent, sed summo
conatu bellum gerent et quacunque ad Turcae regiones invadendas
nobis aditus patet, illius Imperium terra marique inftjstare, vexare,
diripere non cessabunt.
Haec igitur potissima sunt capita. ad quae solertiam tuam attente
respicere oportet: primum, ut magnus ille princeps, cuius egregia
pietas et singularis fidei zelus predi^-atur, vocem pastoris illum
paterne vocantis exaudiat et summi Romani pontificis primatum
agnoscat seque ecclesiae Romanae in eiusdem religionis consortium
conglutinari patiatur. alterum, quod primo consequens est, ut eius
gei-tas ita afficiatur, ut quam arctissimo amoris et amicitiae vinculo
cum A])Ostolica Sede coniungi velit. tertium est, ut de eius voluntate
et consiliis in eo quod ad foedus ineunduiu et bellum Turcis infe-
rendum j^ertinet quam exploratissima ad nos referas.
Accedit et quartum, quod non minori sane studio a te curari
volumus, de rege Persarum. nam cum rex ille, qui nimc rerum potitur,
Turcis infesf.issimus esse dicatur. cumciue maffni ducis ditio ad Per-
ZI II ij:(;ati()X moroxes (1o7G; moskau baykrn). 1 24d
i^arum fines [rotendatur, non difficile factu videtur ut eins Ser''>* aiic-
toritate rex ille iJOtentissimus in eiusdein foederis societatem pro-
traheretur. quae quidem accessio multis de causis, quae obviae et
manifestae sunt, niaximi momenti esset futura: vixenini fieri posset
ut moles illa Turcici imperii, tarn valide, tarn multis in locis a
Mosco, a Persa, a nostris oppugnata et tamquani tornientis verbe-
rata, non tandem corrueret.
Enitendum iaritur tibi est ut ser*"" magno duci id persusdefcs
ut quamprimum ad Persarum regem legationem decernat eumque
ad foederis communionem contra Turcam inducere studeat. alque
illud. ut existimamus, non leve ad persuadendum argumentum erit,
si Persae demonstraverit quanta haec sit Turcae opprimendi oppor-
tunitas, quando, ut supra iam diximus, Christiani principes illum
infestis armis acerrime invadent. cupimus autem tantam ea in re
celeritatem adhiberi, ut, si fieri possit, ante discessum tuum quid
ea de re sperandum sit cognoscas. sin minus, ab eius Ser*^ petes ut
T^° domino loanni Delphino episcopo Torcellano. S"" D. N. papae
apud Caes""^ 'Altern, internuncio, quicquid actum erit primo quoque
tempore significet, quocum etiam caetera communicare tuto poterit.
Etsi autem non dubitamus magnum ducem pro sua prudentia
sua sponte id facturum quod cupimus (ipsa enim rei utilitas satis
per se loquitur), erit tarnen sedulitatis tuae omnes persuadendi locos
mente et cogitatioue percurrere, ut quae nos breviter perstringimus^
tu, cum opus luerit, facile amplificare et dicendo ornare possis; nos
etenim multa iudicio tuo relinquimus et i-erum modo fontes indica-
mus, memores praeclarae illius sententiae : Da occasiouem sapienti,
et sapientior erit ' ). nam illud diligentiam tuam admonere superva-
caneum putamus, ut omnia Moscovitarum instituta, ritus, caeremo-
nias, sacramentotum administrationem sedulo observes et, quid i)ri-
mario unionis negotio, ut ratum, firmum et perpetuum sit, adiumento
aut etiam impedimento esse possit, diligenter notes; tu enim optima
intelligis quid tui muneris sit, ut quam instructissimus ad nos redeas
Iam vero opportuno loco commeraorabis quanta inter summum
pontiticem et Caes»»" ^i^em necessitudo intercedat, ita ut eius Ser'^'
persuasissiraum esse debeat tanto magis ipsius cum Caesare amici-
tiam augeri et corroborari, quo magis se cum S">" Domino N. et cum
Apostolica Sede coniunxerit. nam et illud tibi notum est, cum de
tua missione nobis auctoribus imperatori relatum esset, eius M**"" con-
silium valde probasse et, ut commodius id fieret. qiiautum in ipso
fuit benigne praestitisse.
'; Sprilc/ie .9, .'/.
350 K. SCH ELLHASS
Omnino autem, cum e Moscovia decedere volueris. re prosjjere et
feliciter gesta litteras magni diicis ad S'^'^'» ]iapaui dignas tanto prin-
cipe, dignas expectatione S^'^ Suae et nostra et quam plenissimas
reportabis. tum illud etiam omni contentioue procurabis ut eius
Sertas gx maiorum suorum exemplo legationem quoque Romam mittat,
quod summo pontifici et sacro illmorum dominorum cardinalium col-
legio gratissimum fore confirmabis. ostendesque hoc maxime accom-
modatum vinculum esse ad connectendam tanto arctius benevolentiae
copulam, muitaque ex eo commoda et utilitates promanaturas, quas
tu graviter accurateque percensebis. omnemque operam dabis ut id
et magnopere ipsam decere, praesertim cum summus pontifex iam
adeo humaniter praevenerit, et non mediocriter ad communes res
conducere eius Ser*«'*'* intelligat.
Yolumus praeterea ut de nostra erga eius Ser^^em propensissima
voluntate testeris nobisque eius amplitudinem et dignitatem quibus-
cunque in rebus poterimus curae semper futuram prolixe pollicearis.
Quodsi forte animadverteris eius Ser*®™, cui nostri mores minus
noti sunt, aliquo modo subofFensam, quod tarnen non credimus, quasi
inscriptio apostolici brevis diminuta sit neque omnes ipsius titulos
complectatur, tuum erit ipsum leniter admonere hanc esse Romani
pontificis, qui communis Christianorum principum pater est, vetu-
stissimam consuetudinem ut omnes, etiam imperatorem et reges,
lilios appellet. quod verbum amoris et caritatis plenissimum est.
item illam esse usitatam inscriptionis formulam ut unius tantum
Primarii regni mentio fiat ; sie enim Philippo Hispaniarum regi illu-
stri (reges enim in scribendo illustres vocat ßomanus pontifex), sie
etiam Maximiliano Romanorum imperatori scribi solet, reliquorum
regnorum enumeratione omissa. quare cum apud nos magni Moscoviae
ducis nuncupatio notior et crebrior sit, ea potissimum usa est S*^'^^ Sua,
neque est quod eius Ser^f^^ vereatur quicquam ex eo de eius dignitate
imminui, tum quia, ut iam dixi, ea apud nos scribendi ratio servatur,
tum etiam quia nemo ignorat eius Ser*em quam plurimis populis et
provinciis latissime imperare. qua quidem in re si quid a nobis quo-
que praetermissum est, cupimus nos apud eius Ser*^"^ excusatos esse.
Deus omnipotens, qui plantationibus et irrigationibus nostris
solus incrementum dat '), ipse det tibi spiritum consilii et intellec-
tus ut omnia fideliter et utiliter agas, ut et ab ipso in caelis et ab
eius vicario in terris labor tuus meritis praemiis afficiatur.
Tibi apostolica auctoritate benedicimus teque salvum ire et re-
dire pro nostro in te amore valde optamus. datum Ratisbonae.
') i. Corinth. 3, 7.
ZUR LEGATION MORONES (1576; MOSKAU. BAYERN). 1 B51
16. Morone an Como: Zvjei Briefe des Adressaten vom
25. August. Die Krankheit des Kaisers und die schwebenden
Angelegenheiten (Morones Hoffnung auf eine Audienz ; die Rück-
kehr der wegen der Türken und wegen der polnischen Frage
ausgeschickten kaiserlichen Gesandten). Die moskowitische An-
gelegenheit ; in Erwartung der Antwort des bayrischen Herzogs
betr. Clenck und der Willenserklärung des Kaisers ; die Instruk-
tion für Clenck, das Geld, der Pass und etw. andere kaiserliche
Briefe und Clencks etwaige Abreise mit den Moskowitern. Ziffer :
Morones Bedenken wegen Ausführung des auf den Moskowiter
bezüglichen Befehls {der Beschluss der Deputierten des Reichs
wegen der Hülfe gegen Polen; die Krankheit des Kaisers; die
Nachfolge in Polen ; das Reich und die alten Bündnisse mit
Polen ; der Türke und dei' Moskowiter, Polen und Livland).
Die Gefahr, Bathory zu reizen und den Katholizismus in Polen
zu gefährden. Die ausstehende Entscheidung des Kaisers; eine
etwaige Weisung Morones, die Sache auszuführen, bei seinem
Aufbruch an Delfin. 1576 September 14 Regensburg.
Vat. Arch. Arm. 02 Vol. 34 fol. 72ab und fol. 76"6-77a aus einem dort
t'ol. 72a-77a sfehenden Briefe Morones (Konzept) (fol. 72b links in der Ecke
die 13 setterabre 76j. Ebendort fol. HiHIa (links in der Ecke oben steht
Ziffx'ai von der Hand des Sekretärs das Konzept zn dem in Ziffern zu set-
zenden Abschnitt (toeijen der auf dem zugehörigen Blaff 407b stehenden hier
nicht iii Betracht kommenden Vermerke an anderer Stelle).
Tre »j giorni la per ^j l'ordiLiario hebbi due lettere di V. S. 111™«
de 25 del passato ')
A queste lettei-e tutte risponderö insieme, cominciando dalla in-
tirmitä della Cesarea M'^«', per la quäle sta impedita la resolutione
di Polonia, la partita delli ambasciatori Moscoviti et la declaratione
di S. M*'^ intorno alla lejza. la quäle infinuitä e stata molto perico-
losa, et se beue vi e qualche miglioramento, nondimeno non e ancora
cessata totalmente la palpitatione del cuore, et ba indebolita molto
la M*"^ S., perche non poteva ricevere ne riteuere (|uasi cibo alcuuo:
et hora pare che si cil)i alquantu nieglio et babbia piii riposo, et si
0,1 vor durchstrichenem Doi. b) per l'onl. aild. Murunc.
'; Siehe N. B. III 2 n. 44 und nbm n. 7.
9
352 K. SCH ELLHASS.
spera che fra poclii «) giorni io potrö haver audienza, se nou per
newotio, almeno per visita. et come S. M*^ starä alquanto meglio,
credo che presto ^) si darä tine alla dieta, perche son ritornati quelli
ambasciätori mandati da S. M^» alli elettori per le cose del sussidio
contra il Turcp et per le cose di Polonia. et si e inteso o)' che ven-
gono ben risoluti dal duca di Sassonia et marchese di Brandembiirg,
cioe che questi principi faranno tutto quello che S. M*^ gli ha ricer-
cato, se bene, aucora non sende fatta la relatione a S. M*», non ha-
vemo possuto penetrare et chiarirsi in tutto.
E,esta il negotio di Moscovia, per il quäl aspettando io la rispo-
sta del duca di Bavera quanto alla persona di messer Rodulfo Kien-
ken <*) et la volontä delF iniperatore, con il quäl, com' ho detto, non
si puö trattar ancora, del resto sono apparechiato della instruttione,
della quäl mando qui copia, et delli denari; et si procurarä d' haver
il passaporto et altre lettere, se bisogneranno. imperiali tanto a
tempo, che possa partirsi con li Moscoviti, ancora che si va ragio-
naudo che horamai sarä difficile il poter passar il mar Baltico per
la mala stagione del tempo. delli «j progressi de Turchi in Ungaria
et della perdita che si fa dal canto nostro monsignor Delfino darä
conto a V. S. Ill"^*, alla quäle non lascierö di dire anco che questa
sera e tornato il signor Bregonzo mio nepote dal re de Romani, et
ha portato risposte alli brevi di N. Signor, le quali saranno qui alli-
gate, et ha anco quella M** scritto a me con molto afFetto, et cosi
quei signori consiglieri suoi. il resto sarä qui in ziffra, et a Y. S.
Ulma etc. dat. alli 14 settembre 76.
[Ziffer.] Se bene ho dato l'ordine c'ho scritto per il Moscovitc,
nondimeno sto in dubbio se debba essequirlo, perche essendosi reso-
luti li deputati dell'imperio di non volere et di nou potere dar aiuto
contra Polonia, et sendosi dipoi gravemente malato l'imperatore et /)
non ancora fuori di pericolo c) per la grau debolezza sua et per la
continuatione del dolore del cuore, et per non esser il reguo heredi-
tario, et perche 1' imperio eshorta S. M^ä a renovare le confedera-
tioni sollte tra 1' imperio et regno di Polonia. et anco per le minaccie
o) von Morone über durchstrichenem tre o quattro. V) von Morone
über durchstrichenem fra poohi giorni. c) von Morone add. anstatt detto.
d) sie; fast denken. «) von hier an nachgetrafjen : delli — Ill»i»a eigenh.,
dann alles vom Sekretär. Zuerst hiess es et remettendoini alla zifira qui
annessa baso a V. S. Illöia humilmente le mani. di Katisbona alli 14 di
settembre 76. /) übergeschrieben anstatt des durchstrichenen hora al-
quanto migliorato, ma. 0) folgt durchstrichen della vita.
ZIR LEGATION MORONES (1576; MOSKJAU. BAYERN). 1 353
clie fa il Turco, et oltre di questo perche il Moscovito (come s'jn-
tende) sta apparecchiato alla guerra contra Polacchi per le cose di
Livonia, et perche veggo che succedendo la confederatione qui co '1
regno di Polonia poco utile puö venire alla Christianitä dal Mosco
et püca speranza si puö bavere di ridurlo alla religione cattolica et
obedienza della Sede Apostolica, temo che nou s'irriti piü il Battori
et si ponghi in pericolo lo stato ecclesiastico et la religione cattolica
in quella provincia, et che '1 Battori restando re non si persuada
haver ragione stimando che la guerra di Moscovia gli venghi ad-
dosso per opera di S. S^^. et cosi, mentre che procuriamo di guada-
gnar il Mo3CO, perdiamo afFatto i Pollacchi.
Ma perche non ho ancor possuto trattar con 1' imperatore di questo
et S. Mt» non ha ancor fatta la total resolutione di Polonia «) '), resto &)
dubioso, et mi saria stato carissimo haver lume da N. Signore sopra
questo fatto: raa partendo io di qui lasciarö l'ordine a monsignor
Dolhno che essequisca, in caso che per il trattato ch' io farö con
r imperatore io non risolva ") avanti ch' io parta.
17. Erklärung Kaiser Maximilians über den Vorschlag des
Legaten Marone, Rudolf Clenck zusammen mit den bclion auf-
brechenden russischen Gesandten nach Moskau zu senden : Die
Verhandlungen mit diesen und die ihnen vom Kaiser in Aussicht
gesti Ute Gesandtschaft von Kaiser und Reich und der Könige
von Spanien und Dänemark. Der Mangel an Umsicht und
Würde, wenn man Clenck oder einen Anderen voraussenden wollte.
1576 September 15 f Regensburg J.
Arch. Veit. Arm. 64 Vol. 29 (De Polonia tomiis primus) fol. 274 ab Ori-
ginal mit Vermerk auf fol. 27 ob von Morones Sekretär memoriale (folgt von
anderer Tinte serveturj. scriptum Eomam de hoc, sine tarnen huius men-
tione, cum literis diei 21 septembiis (vgl. hierzu X. B. III 2 S. Iö2). Ge-
druckt ohne Unterschriften und ohne die J'cnnerke (auf fol. 275b) Pierling,
Rome et Moscou Append. n. 12.
Sacra Caesarea Maiestas dominus noster cleineutissiinus lienevole
intellexit ea. quae M*' Suae nomine Sanctissimi Domiui summi pon-
a) folgt durr.h.itrirhen il che faro quanto prima si poträ negotiare.
b) folgt durchstrichen perci6. c) aber ungültigem l'esequisca; Tesequisoa
über durchstrichenem mi risolva in tutto di mandarlo.
') Vgl. hierzu S. HtG Anm. 4.
354 K. SCHELLHASS,
tificis r™^s dominus cardinalis Moronus S*i** Suae legatus a latere de
Rhudolpho Klenck in Moscoviam una cum magni istius principis
oratoribus iam istuc redituris mitteudo etc. proposuit. quoniam vero
cum iisdem oratoribus nihil eorum, quorum r^^'^^ dominus legatus
mentionem facit, tractatum est, adeoque responsum quod a M*« Sua
acceperunt, ad legationem propediem non modo a Sacra Caesarea Ma
iestate ac sacri imperii ordinibus, verum etiam serenissimis Hispa-
niarum et Daniae regibus mittendam se refert, Caesarea Maiestas
Sua parum consultum neque ex dignitate fore censet iam nunc non
expectata solenni illa legatione. quae ut quam primum in effectum
deduci possit, Maiestati Suae diligenter curae erit, dictum Klenck
vel aiium quempiam praemitti. idque tanto magis, quod M**^ eins
necessarium omnino existimat ut inter principes legationem illani
missuros de iis, quae tractanda erunt, prius conveuiat. id quod Cae-
sarea Maiestas praefato r"^» domino legato responderi benigne iussit.
cui, quod reliquum est, benevolentiae suae studia animo propensis-
simo defert. decretnm per Caesaream Maiestatem Suam die decima
quinta mensis septembris anno Domini millesimo quingentesimo septua-
gesimo sexto.
. [Eigenh.:] Y[idijt lo. Bap. Weber.
P. Obernburger.
18. Gregor XIII. an Kaiser Maximilian: Morones Berichte
über des Adressaten Bereitwilligkeit zu einem Bund gegen den
Türken unter Heranziehung des moskowitischen Fürsten und des
persischen Königs. Hinweis auf den schon lange an der Kurie
weilenden Prior von England und auf dessen Verdienste in der
Sache hei Ma.rimilians Vater Ferdinand und bei König Philipp.
Vorschlag an Adressaten une bereits an König Philipp, den
Prior jetzt wieder in der Angelegenheit zu verwenden. Dessen
Abordnung an Adressaten, damit er, bis zum Eintreffen einer
Antwort aus Spanien, mit dem Kaiser verhandle.
1576 Oktober 10 Rom').
Vat. Arch. Epistolae Gregorii XIII. ad j)rincipes a. 4 et 5 fol. 240ab
Konzept mit Korrehturen ohne sachliche Bedeutung (siehe aber das Datunij.
') Ich gehe das bereits von Theiner gedruckte Breve nochmals, da es in-
nerhalb dieser Akten besondere Bedeutung gewinnt. Vgl. zu dem Breve S. ö'iS f.
ZUR LEGATIOX MORONES (1576; MOSK^l'. BAYERN . 1 355
Unter dem Stück Antonius Buccapadulius. Der. Druch hei Theiner Bd. 2
p. 259-260 ist aus der Kopie in Arm. 44 Vol. 23 fol. 222ab.
Cay^^ in Christo Uli noster salutem etc. Ex literis venerabilis
fratris nostri Moroni carclinalis legati saepius cognovimus id. quod
certissimum habebamus, summa scilicet voluntate atque animo esse
jVXtem Triam de foedere adversus Turcam iungendo deque Moscho-
rum principe et Persarum rege ad belli societatem vocando. quoniam
autem eornm potissimum opera indigemus, quos ad hanc rem maxime
idoueos esse arbitramiir, gratissimum nos Tiiae M*» facere existima-
mus in hac etiam cogitatione suscipienda. versatnr apud nos iam
diu prior Angliae, vir magna nolnlitate, prudentia, rerum usu, cuius
etiam tidem hoc ipso in negotio vehementer proharunt inclytae me.
moriae Ferdinandus pater tuus et catholicus rex Philippus, cum
quidem de hac ipsa coniunctione et foedere prudentissime cogitas-
sent. extaut eorum literae '). voluimus hune proponere Tuae M*», id
quod etiam fecimus regi catholico *) ; sed quia omni« mora nobis gra-
vissima est, et tardius forte quam voluraus responsum ex Hispania
offeretur. possetque interim Mt«ä Tua aliquem alium legare, oportu-
num esse duximus hunc ipsum priorem, quem etiam huius gloriosis-
simi incepti cupidissimum esse cognovimi;s paratissimumque omnem
in eo operam et laborem suum ponere, interea ad Tuam M*®°^ ire
deque re ipsa agere, dum responsum ex Hispania expectatur. quod
quidem minime dubitandum est quin sit futurum nostro tuoque optimo
desiderio congruentissimum. quoniam autem ex ipso priore omnia
que ad hoc negotium pertinent planius fusiusque cognoscet Mt»» Tua,
cupimus ut omnem ei tidem tribuas eumque quam commendatissimum
habeas.
Datum Romae «i apud Sanctum Petrum sub aiinulo piscatoris
die 10*) octobris 1576 anno 5.
a,( Romae — Petrum von anderer Hand über durchstricltenem Tusculi.
*» 10 oct. über durchstrichenem 29 7 bris.
•) Bisherige Xarh forsch iint/en waren ohne Erfolg.
') Darüber fehlen mir zur Zeit positive Nachrirhten.
356 K. SCHELLHASS
2. Ein kirchenpolitisches Gespräch in München
am 13. Oktober 1576 (Morone.Fend)i).
In die Freude und Genugtuung Gregors XIII. über Herzog
Albrecht von Bayern und dessen Eintreten für den Katho-
lizismus war im Oktober 1573 ein Wermutstropfen gefallen,
nachdem man durch Portia wusste, dass sich der Witteis-
bacher auf der Salzburger Synode im August 1573 jedes
Eingreifen in seine Hohheitsrechte über die kirchlichen Bene-
fizien und Klöster seines Staates verbeten hatte 2). Die Ver-
stimmung hierüber war um so nachhaltiger, da der Nuntius
unter nachträglicher Billigung der Kurie es im Dezember des
Jahres für richtiger gehalten hatte, von der Übergabe eines
Breves aus dem November abzusehen, in welchem der Papst
den Herzog ziemlich deutlich hatte auffordern lassen, die
Klöster vor Übergriffen seiner Beamten zu schützen^). In
der Besorgnis, am bayrischen Hofe durch Überreichung einer
derartigen Klage anzustossen, hatte man damals lieber still-
geschwiegen und mit Portia der Hoffnung gelebt, dass sich
bei Gelegenheit der Klostervisitationen schon ein Anlass finden
werde, um diese Unzuträglichkeiten zur Sprache zu bringen.
"Wenig später, im Januar 1574, hatte sich in der Tat der
Dominikaner Felician Ninguarda als apostolischer Kommissar
und Visitator beim Fürsten über alle diese Dinge auslassen
können, und zur Antwort erhalten, dass man sich, wenn nur
die Bischöfe ihre Pflicht tun wollten, jeder Einmischung in
deren geistliche Jurisdiktion enthalten würde *). Zu wirklicher
Abstellung irgendwelcher Beschwerden war es damals und
') Für gelegeutliche Mitteilungen aus Münchener Archivalien bin ich
H. Herre verpflichtet.
*) Siehe in meinem ersten Portia-Band (N. B. III 3) 8. 133 Anm. 5
und S. 198 Anm. 3.
") Siehe, auch zum folgenden, a. a. O. S. LVIII Z. 22 ff. und S. 308.
*) Siehe in meinen Akten zur Eeformtätigkeit Felician Ninguardas
Q. F. I 61 und 241-247, besonders auch 246 Anm. 3.
7.UK LEOATION MORONES (1576; MOSKAU. BAYERN). 2 357
die nächste Zeit, zumal auch Portia bei seinen Verhandlungea
mit dem Witlelsbacher im Dezember 1574 und im August 1575
eine Erörterimg hierüber vermieden hatte V), nicht gekommen.
Unter denen, die Herzog Albrechts Auftreten in Salzburg
mit grossem Unbehagen empfunden ])atten, war vornehmlicli
auch Kardinal Morone gewesen'-). Beschränliang oder viel-
mehr Zurückweisung der von dem Baj^ern beanspruchten
Oberaufsicht über die Benefizien seines Staates war schon im
Oktober 1573 und sicher auch im Frühjahr 1574 ein Ziel
gewesen, auf das er mit Nachdruck hatte hinsteuern wollen ^).
Auf dem Regensburger Reichstage, wo er als päpstlicher
Legat vom 9. Juni bis 10. Oktober 1576 mit Geschick die
Interessen des Papsttums zu vertreten verstand*), konnte er
aber in dieser Richtung, obwohl ihn dort Mitteilungen des
Salzburger Erzbischofs und des Passauer Bischofs •') und
gewiss auch Äusserungen Portias und Ninguardas nur in
seinem Beschlüsse hatten bestärken müssen, bei Herzog
Albrecht keine Schritte tun, da dieser nur zwei Tage, am 14.
und 15. August, in Regensburg weilte und für ihn kaum Zeit
hatte '•). Mit dem Ende August und wieder Ende September
dort anwesenden tatsächlichen Leiter der bayrischen Kirchen-
jiolitik, dem ihm befreundeteu Rate Erasmus Fend '^), über
') Siehe N. B. III 4 n. 79 und N. B. III •", n. »9.
0 Siehe X. B. III 3 S. 155 Z. 12 Ü'.
") Siehe a. a. O. und meinen Ninguarda a a. O. S. 216 Anm. 4-.
*) Siehe wegen der Daten meinen letzten Portia-Band fX. B. III 5)
S. 470 Anm. 2 und S. 533 Anm. 2.
*) Siehe Näheres S. 360 Anm. 5.
") Siehe N. B. III 5 S. 509 Anm. 3 und S. 511 Anm. 5.
'> Morone nennt ihn am 24. August 1576 Como gegenüber in Regens-
burg anwesend und ihn und andere Räte des baj'rischeu Herzogs, die mit
Fend in jenen Tagen zu ihm gekommen waren, seine Freunde (Arm. 62
Vol. 31 fol. 51b Konzept). Etwa am 20. September muss Fend wieder in
Regensburg gewesen sein: am 20. erwidert»» Morone flaut Notiz über dem
sogleich zu nennenden Stücki auf eine abscliriftlich in München Hofbibl.
Cod. lat. 1372 fol. 241 '»-244»' liegende Denkschrift des Herzogs, in der
dieser einen nicht genannten (wohl eben Fend) .beauftragte, ihm von
Morone verschiedene Vergünstigungen zu erwirken. Am 2"). schrieb
Albiecht nun an den Kardinal in Sachen des Dr. Clenck (vgl. S. 312
Anm. 7i, dass in der Angelegenheit cor am iioatro nomine counilinrinK »oster
358 K. SCHELLHASS
diese heiklen Dinge näher zu sprechen, vermied er anscheinend.
Und doch hätte er bei der von baj-rischer Seite zur Erörterung
gestellten Frage, ob man nicht unter Hinzuziehung bayrischer
Räte eine ständig wiederkehrende Visitation der Klöster ins
Leben rufen solle, und ob sich nicht zur Regelung der kirch-
lichen Angelegenheiten am Hofe des Fürsten unbeschadet
ihrer Residenzpflicht einige Domherren aus der Nachbar-
schaft befinden dürften i), unschwer auf dieses Thema ein-
gehen könneü. Fürchtete er damals die mit Bayern schwe-
benden Verhandlungen mancherlei Art') zu stören?
Diese Besorgnis fiel jedenfalls fort, als er am 13. Oktober
Abends auf der Rückreise nach Italien auf wenige Stunden
Vendius geantwortet habe (C. M. v. Aretin, Bayerns auswärtige Ver-
hältnisse Bd. 1 — Passau 1839 — Urkunden S. 35 n. 10). — Mit den
Zeilen vom 25. scheint Feud in Person Morone aufgesucht zu haben, denn
am 5. Oktober schrieb Albreoht au den Kardinal (in dem genannten Codex
fol. 25la-252b), er habe hisce diebus Fend dainiber gehört, was Adressat
betr." seine (des Herzogs) Desideria bewilligt habe.
*) Eine wohl Ende August aufgesetzte Denkschrift des Herzogs
äusserte sich in Abschnitt 1 über die Visitation und in Abschnitt 3 Super
eo, ut canonici ecclesiarum cathedralium in Bavaria vocari possint ad quoti-
diana consilia et servitia serenissimi ducis, ipsi tarnen, quantum ad suas pre-
bendas in ecclesiis suis nihi/oniinus habeantur pro presentibus (a. a. O. fol.
24-5 a- 250 1>). Für das Datum Ende August spricht, dass eine Randnotiz
zu dem in Abschnitt 5 berührten Vorschlag, das Schottenkloster in Regens-
burg den Jesuiten zu überweisen, sich inhaltlich mit einer Äusserung
Morones vom 3. September gegen Como deckt (Arm. 62 Vol. 34 fol. 61 b
Konzept) : Beide Male befürwortete er Übergabe des Klosters vorläufig an
Herzog Ernst. — Aus einer undatierten, wohl Ende September aufgesetzten
Denkschrift des Herzogs (Fend mag sie überbraoht haben) — gedr. Aretin
a. a. O. S. 39-41 — , ersieht man, dass die bayrische Regierung auf Morones
Vorschlag hinsichtlich des Schottenklosters einzugehen bereit war (Aretin
S. 41), und dass Morone Übersendung der Indulte gefordert hatte, durch
die Sixtus IV., Innooenz VIII. und Clemens VII. das Verweilen von Dom-
herren unbeschadet deren Resideuzpflicht bewilligt hatten. Die Angele-
genheit schien im bayrischen Sinne erledigt werden zu sollen (vgl. hierzu
meine Bemerkung N. B. III 4 S. 264 Anm. 1). Siehe vorläufig mehr in
der Sache in dem genannten Codex fol. 264« -267». Siehe übrigens wegen
dieses Codex und wegen Aretins nachträglich S. 366 Z. 11 fi".
-i Man lese die letzten Noten. Auch die Angelegenheit des Abtes von
Fulda und die Nachfolge Herzog Erusts im Bistum Münster spielten da-
mals in den Erörterungen zwischen Baj'^ern und Morone eine gi'osse Rolle.
ZUR LEGATIOX MOIIONES (1576; MOSKAJj'. BAYERN). 2 359
nacli München kam i). Hier liielt er es in letzter Stunde für
angebracht, um, wie schon am Tnnsbrucker "■), so jetzt am
bayrischen Hofe über die Schmälernng der geistlichen Rechte
Klage zu führen. Indessen nicht direkt oder nur kurz gegen
den Fürsten, dessen Zeit er in der Ä.bschiedsaudienz nicht
allzusehr in Anspruch nehmen wollte ^), sondern gegen Fend.
Mit ihm wusste er, noch bevor er Albrecht und dessen Familie
seine Aufwartung gemacht hatte *), sofort nach dem Abend-
essen trotz der hinter ihm liegenden langen Reise eine Unter-
redung herbeizuführen '"). Sie ist nicht so sehr durch die
Ausführungen des Kardinals als durch die temperamentvolle
Art merkwürdig, mit der der Vertrauensmann des Fürsten
den Standpunkt seiner Regierung gegen die Augritfe Moroues
zu verteidigen verstand. Der Eindruck auf den Kardinal war
denn auch so stark, dass er wohl darum und da ihm selbst
unterwegs selbstverständlich die Zeit für längere Aufzeich-
nungen fehlte, Fend um schriftliche Festlegung ihres Gesprächs
ersuchte ^).
Auf diese Weise entstand der im Nachfolgenden zum Ab-
druck kommende Bericht, mit dessen Aufsetzung der Rat
erst verhältnismässig spät, frühestens im Januar 1577 7), ein
Morone gegebenes Versprechen einlöste.
Überschauen wir kurz den Gang des Gesprächs. Morone
erinnerte an das dem Herzog bekannte selbstlose Interesse
Gregors und der Kardinäle und an seine eigenen, von der
') Schou am 14. war er im Kloster Schäftlarn, siehe N. B. III 5 S. 533
Anm. 2.
-) Siehe a. a. O. S. 47-2 Z. 18 ff.
'; Man lese b. 367. Die Absicht, sich von Albreoht zu verabschieden,
hatte Moroue schon am 8. September brieflich gegen Fend geäussert (Cod.
Vat. 6419 Parte prima fol. 181» Kopie). Der Herzog sah seinem Kommen
am 5. Oktober in dem 8. 358 Z. 16 f. genannten Briefe entgegen.
*) Das ersieht man aus S. 366 f.
") Siehe S. 866 Anm. 2.
*) Ich entnehme dies der .Äusserung Fends S. 366 Anm. 3.
'» Siehe S. 366 Z. 16; aber auch Var. a liort.
360 K. SCHELLHASS
nämlichen Gesinnung getragenen, unausgesetzten Bemühungen
für Deutschland ^). Er liess sodann dem Fürsten zwar Aner-
kennung widerfahren, redete aber doch, bisweilen unter An-
führung von Bibelzitaten, einer harmonischen Gestaltung
der Dinge und der Wahrung der Eintracht im christlichen
Staat das Wort und betonte nachdrücklichst, dass Albrecht,
der ja wegen seines tiefen musikalischen Verständnisses und
bei seinem Sinn für Hausmusik^) den Einklang liebe, schon
unter diesem Gesichtspunkt die geistliche Macht in ihren
Eechten nicht antasten und den geistlichen Magistrat bei der
Ausübung gcAvisser Dinge ^) nicht hindern dürfe.
Nach dieser Andeutung gedachte der Kardinal auf Befragen
Fends *) der ihm bekannt gewordenen Klagen der Bischöfe
über das Vorgehen der herzoglichen Regierung und deren
Eingriffe in ihren Wirkungskreis und in ihr ßechtsgebiet und
des näheren der Gewohnheit des Fürsten, die von jenen zuge-
lassenen Priester einem neuen Examen zu unterziehen, über
sie nach Gutdünken zu verfügen, sie unter Umständen auch
zuHickzuweisen und sie wie Laien abzuurteilen. Er erinnerte
weiter an die eigenmächtige Beschlagnahme und Aufzeich-
nung des Nachlasses der Geistlichen durch den Herzog und
an Albrechts absolutes Gebahren in allen Klostersachen und
den geistlichen Prälaten gegenüber.
Für Fend war es offenbar sofort klar, dass diese Vorwürfe
in erster Linie vom Salzburger Erzbischof und vom Bischof
von Passau ausgingen, die der Kardinal in Eegensburg
gesehen und gesprochen hatte &). Er ahnte indessen wohl
kaum, dass der Salzburger sich Morone gegenüber in Eegens-
burg über die Eingriffe in die Eechtsprechung und über das
Vorgehen beim Sterbefall in einer Denkschrift geäussert hatte,
•) Er kannte Deutschland aus ijersöulicher Anschauung schon seit
Ende 153H, vgl. N. B. I 2.
2) Das scheint mir die S. 369 Anm. 2 sich findende Äusserung zu
besagen. Albrechts Interesse für Musik ist ja bekannt.
=>) Siehe S. 369 Z. 16 ff.
*) Siehe S. 369 Z. 15 v. u. f.
^) Nur diese Beiden nennt er wenigstens ausdrücklich, als er auf die
Zustände in dem eigensten Gebiet der Bischöfe hinwies, vgl. S. 372 Z. 9 ff.
Wegen ihrer Anwesenheit in Eegensburg s. N. B. III 2 S. 115 und S. 175.
Zri; LEGATION MOUONES (1576; MOSKAU, bavekn). 2 361
die sich mit ihren Beschwerden über die Schädigung der
erzbischöfiichen Machtvollkommenheit gegen die weltlichen
Fürsten der Provinz überhaupt, neben dem Witteisbacher
hauptsächlich gegen Erzherzog Karl von Steiermark richtete^).
Wie dem aber auch sei, die Ansicht, dass in erster Linie
der Erzbischof Morone ungünstig berichtet habe, bedurfte
kaum eines Beweises. Desto notwendiger erschien aber Fend,
um nicht allenfalls von der Last der Vorwürfe erdrückt zu
werden, eine sofortige Erwiderung.
Er fiel also dem Kirchenfürsten mit dessen Erlaubnis ins
Wort und hob hervor, dass bei der Nachlässigkeit der Bischöfe
und bei der unglücklichen Auswahl der Priester auf Befehl
des Herzogs stets tüchtige, gelehrte, meist geistliche Männer
— augenscheinlich der der Kurie schon längst bekannte
geistliche Rat 2) — die neu eingeführten Seelsorger hätten
prüfen und je nach dein ablehnen und an die Patrone zurück-
senden müssen, um dadurch den Eifer der Bisciiüfe zu schüren
und Bayern katholisch zu erhalten ; eine etwaige Rechtfertigung
im Einzelnen würde die Umsicht der fürstlichen Kommissare
im hellsten Lichte zeigen. Er erinnerte dann Morone, den
langjährigen Kenner deutscher Verhältnisse, an dus elegante
Auftreten des deutschen Klerus insbesondere in den bischöf-
lichen Residenzen und an den Domkirchen und rief aus, wie
schlecht würde es auch um Bayern bestellt sein, wenn man
den Bischöfen allein die Sorge für die Religion überlasse.
Wollten diese nur mehr auf die Ausschreitungen des Klerus
achten und sie ahnden, so würden die herzoglichen Ministe-
rialen schon von sich aus jede Einmischung vermeiden. Im
Übrigen sei es aber gar nicht sicher, ob in der Bestrafung
von Untaten, die ohne den Herzog ungesühnt geblieben wären,
ein Verstoss gegen die Canones liege.
') Wegen der im Cod. Vat. G418 fol. 73 «b liegenden Denkschrift
Oravamina r'"' et ill'>^i domini archiepiscopi Snlishurgensia contra virinoa
saeculares principea s. meinen Ninguarda Q. F. V 43 Anm. 7. Von den
14 Artikeln der Gravamina kommen hier in Sachen der Rechtsprechung
in Betracht Art. 1-3, allenfalls 5 und 7 (a. a. O. S. 44 Anm. 8. 11. 12. 14.
S. 45 Anm. !)) und hinsichtlich des Sterbefalles Art. t und 10 la. a. O.
S. 43 Anm. 11).
") Siehe N. B. III 3 S. 242 Anm. 7.
3(32 K. SCHELLHASS
Das, was Fend nun mit bajuvarischer Derbheit von der
Verrottung des Klerus erzählte, war geeignet, um dem fein
gebildeten Italiener ein Schaudern durch Mark und Bein rie-
seln zu lassen. Wenn aber solche Dinge in den geistlichen
Konsistorien nicht geahndet wurden, war es da wunderbar
(so dachte Fend), dass man sie geringschätzte, nicht beach-
tete und sie bei Seite schob i)? Als unmöglich bezeichnete
es der Rat, dass sein Herr dort, wo es von Alters her Ge-
wohnheit und Sitte sei, beim Tode eines Priesters auf Inven-
tarisierung des Nachlasses verzichten könne. Er mahnte die
Bischöfe, sich auf ihr geistliches Amt zu besinnen und für
tüchtige, sittenreine Richter zu sorgen, dann würden schon
alle Schwierigkeiten administrativer und jurisdiktioneller Na-
tur ihre Lösung finden. Denen, die in Albrecht den Hemm-
schuh für Alles sahen, riet er, sich die Zustände im eigent-
lichsten Herrschaftsgebiet des Salzburgers und des Passauers,
in Orten wie Salzburg, Mühldorf und Passau, anzuschauen,
wo die Landesherren aus eigenem Antriebe nichts täten, aber
auch nicht den Versuch gemacht hätten, dem bayrischen Für-
sten in der Bekämpfung der Häresien nachzueifern.
An die Feststellung dieser Tatsache reihte Fend mit
schneidender Ironie die Frage, ob die Bischöfe (er meint die
der Salzburger Provinz -)) ausserhalb Bayerns etwa mehr Au-
torität genössen und in Österreich und Steiermark mehr auf
Wiederbelebung des Katholizismus bedacht seien. Er verneinte
es; wenn er aber hinzufügte, dass man trotzdem ausserhalb
Bayerns nichts von Klagen gegen die Landesherren und
Beamten höre, so irrte er. Schon Portia 3) und nach ihm auf
dem Regensburger Reichstag, wie erwähnt, Morone *) wussten
ein Lied davon zu singen, wie unzufrieden man in mancher
Beziehung auch mit Erzherzog Karl war.
Fast höhnisch klang es, wenn Morone fortfuhr, sofern man
sich auch für Bayern einen ähnlichen Traum zustand wie in
den genannten Ländern wünsche, so könne man ihn haben
') Siehe S. 371 Z. 19 ff.
-) Siehe S. 372 Anm. 3 und 4.
=>) Siehe N. B. III 3 S. «7 Anm. 4.
*) Siehe S. 361 Anm. 1.
ZIR LEGATION MORONES (1576; MOSKaV. BAYERN). 2 3i3
in dem Augenblick, wo Albrecht in seinem Interesse für die
Religion erlahme und auf das Eingreifen der Prälaten warten
wolle 1). Eine wie vernichtende Kritik enthielt die den Bi-
schöfen entgegengeschleuderte Frage, was sie denn dort, wo
das bayrische Imperium ihnen keine Hindernisse bereiten
könne, in Sachen der Reform geleistet und von Vorschriften
des Tridentiner Konzils zur Ausführung gebracht hätten?
Auch darauf, dass am Witteisbacher Hof mehr gelehrte
und fromme Leute und mehr geistliche Sitte als in der Um-
gebung der Bischöfe zu finden seien, machte er aufmerksam.
Und das Resultat von dem Allen? Jedem billigen Beo-
bachter müsse es klar sein, dass im bayrischen Herrschafts-
gebiet, dessen Fürst wie der Papst von selbstlosem Eifer für
die Religion getragen sei, die Bischöfe mehr gehört würden
als in ihrem eigenen engsten Bereich.
Er gedachte dann der deutschen Domkapitel und der Ge-
wohnheit der Domherren, .sich vom Bischof in den Wahlkapi-
tulationen Beobachtung aller ihrer Statuten und Gewohnheiten
zusichern zu lassen ^). Ob aber seine Behauptung, dass die
im Gegensatz zu früher ganz verweltlichten Kanoniker sich
auf diesem Wege die einträglichsten Pfarreien ohne die Ver-
pflichtung zur Residenz übertragen liessen, in ihrer Allgemein-
heit richtig war? Jedenfalls sah Fend in dem Widerstand
des Herzogs gegen dieses Gebahren im Bayrischen und in
dem Verlangen, dass man sich nicht durch Vikare vertreten
lasse, sondern wirklich residiere, den Grund für alle Klagen
über Beeinträchtigung der Jurisdiktion : Hinc; illae lachrymae!
Der Nachweis, dass, wenn es dem Witteisbacher passte, gerade
er nicht allzuviel Gewicht auf die Residenzpflicht legte, hätte
der Kurie damals nicht schwer fallen können ^). Fends Bemer-
kung, dass sich noch kürzlich in Rom jemand unter grossen
Versprechungen um Erlangung mehrerer Bmeficia ciirafa
für Domkanoniker bemüht habe, gab aber immerhin sehr
zu denken. Sie deutete auf unhaltbare Zustände in der
') Siehe S. 372 f.
•) Siehe S. 373 f.
') Siehe S. 358 Anm. 1.
864 K. SCHEIXHASS
päpstlichen Kanzlei hin, wo man solchen Dingen Vorschub
leistete i).
Morone fehlte offenbar das Material, um auf dieses Alles
entgegnen zu können ; er erinnerte somit nur an die Dinge
im Klosterwesen, in das sich der Herzog ohne AVissen und
Rat der Bischöfe einmischen solle. Fends Erwiderung, dass
der Fürst den Bischöfen in allem dem, was das Leben der
Ordensgeistlichen angehe, nicht vorgreifen, sie vielmehr nur
zur Abstellung der Missbräucbe in den Konventen veranlassen
wolle, konnte befriedigen. Seine Behauptung aber, dass Kraft
der Regalien und laut Gewohnheitsrecht die weltliche Ver-
waltung der Klöster, deren grössere Hälfte Dank dem durch
Jahrhunderte zurück zu verfolgenden Eifer der Herzoge noch
heute blühe, einzig und allein in der Hand des Landesfürsten
liege, der bischöflichen Aufsicht aber völlig entrückt sei, musste
der Kurie eine Mitteilung Portias aus dem Oktober 1573 ins
Gedächtnis rufen. Schon aus ihr hatte man entnommen 2),
dass der Witteisbacher eine absolute Autorität über die 72
Klöster seines Staates beanspruche, die ihm seit imdenklichen
Zeiten zustehe.
Es war das Beste was Morone tun konnte, dass er solchen
Anschauungen gegenüber auf die katholische Gesinnung
der bayrischen Häte besonderes Gewicht legte und durch diese
das Ansehn der Bischöfe beim Fürsten gewahrt wissen wollte.
Im Übrigen könne man ja, da die päpstliche Autorität dem
Herzog jederzeit zur Verfügung stehe, die Prälaten auch gegen
ihren Willen zur Pflicht zwingen. Die Geschicklichkeit, mit
der er Albrecht in seine Schranken zurück zu weisen suchte,
verriet den hervorragenden Diplomaten. Fend seinerseits
wollte die Sache nicht allzu schwer nehmen ; er schien der
JMeinung zu sein, dass man sich mit den berührten Streitig-
keiten und Kontroversen abfinden und sie als etwas Gegebenes
hinnehmen müsse, um darüber nicht Wichtigeres, etwa die
Einheit der Kirche, aus den Augen zu verlieren ^). Tatsache
*) Siehe ift meinem letzten Portia-Band (N. B. III -5) S. CX Anm. 5.
«) Siehe N. B. III 3 S. 198 Z. 11 ff. und 27 ff. und S. 199 Z. 11 f.
=>) Man lese S. 375 Z. 7v. u.-ff.
ZIR LEIJATION MORONES (1576; MOSKAU. BAYERN^. 2 365
sei, dass Viele an dem weltlichen Gebahren und Auftreten
der Bischöfe Anstoss nähmen. Das nur auf das Wohl seines
Landes gerichtete Streben des Herzogs sei doch mehr wert
als die Eifersucht der Prälaten auf das was Albrecht ihnen
mehr zu ihrem Besten als zu ihrem Schaden ::ukommen lasse.
Daran schien er die Mahnung zu knüpfen \), dass sie ihren
Eifer doch lieber den fast überall vom Katholizismus abge-
fallenen Landesherren zuwenden möchten. Eindringlichst
konnte er ihnen im Anschluss daran zu Gemüte führen, wie
sehr sie doch Bayern und (kann man hinzufügen) dessen
katholisches Haupt lieben und verehren müssten ; hier würden
sie, wenn es überall sonst in Deutschland zum Abfall komme,
sicher Hütten bauen können. In diese Worte, die ein Regie-
rungsprogramm anzudeuten schienen, klang das Gespräch aus.
Man kann die Bedeutung dieser Unterredung nicht hoch
genug anschlagen. In ihr waren Auffassungen von dem Ver-
hältnis der Kirche zum Staat auf einander gestossen, die für
den Moment unvereinbar waren. Hier einen Ausgleich und
eine Verständigung zu finden, war für die Kurie eine Auf-
gabe, der sie sich nicht entziehen durfte. Ihre Lösung über-
liess sie dem Dominikaner Felician Ninguarda, der von 1572
bis 1576 als päpstlicher Kommissar in Bayern und Österreich
geweilt hatte und als Nuntius für Süddeutschland im Jahre
1578 wieder über die Alpen zog. Sein Verdienst war es,
wenn es zu neuen und eingehenden Erörterungen über alle
diese Dinge kam. Ihr Resultat war das bayrische Konkordat
von 1583 2j.
Man darf sagen, es war eine denkwürdige Stunde für Bayern,
in der sich Morone und Fend zu dieser Aussprache zu-
sammen fanden. Sie war eine Vorläuferin grösserer Ereignisse.
') Man lese S. iJ76 Z. 13 ff.
*) Über dies Alles später eingeliend.
366 K. SCHELLHASS
BEILAGE.
Fencl, bayrischer Rat, an Morone: Ihr Gespräch in München
am 13. Oktober 1576 und die Wiedergabe seines Verlaufs.
[1577 Januar München ^).J
V Vat. Ar eh. Arm. (!4 Vol. 6 fol. 205a-209b gleichzeitige Kopie mit
Notiz auf der Rückseite des zugehörigen, sonst leeren Blattes 212: Ad r™i"i^
et illnaum caräinalem Moronum. De coUoquio Monachiensi Vendij memo-
riale. Das Datum im, Briefe fehlt hier und in M.
M koll. München Kreisarchiv Q. R. Fase. 1255 n. 3 in einer wohl von
Fend angelegten Ahschriftensammlung fol. 115a-124a. Absender und Adressat
nicht genannt. Lese-und Schreibfehler wurden unberücksichtigt gelassen. — Eine
Kopie des ausgehenden 18. oder begitinenden 19. Jahrhunderts in München
Hofbibliothek Cod. lat. Monac. 1372 fol. 273a-283a wohl ebenso wie die S. 357.
358 genannten Abschriften und die dort erwähnten Drucke bei Aretin aus M.
Non potuere memoria excidere, Cardinalis Amplissime. quae, post-
quam die 13 octobris praeteriti «) anni Monachium veneras, statim
a coena remota *), non habita etiam iactati ex viarum asperitate cor-
poris ratione, mecum benigniter admodum contulisti *j. quae quidem
quandoquidem .pertinent ad ser^i principis mei ducis Alberti cathc-
lici dignitatem atque eins, quae est Suae Celsitudinis in Bavaria
priscae religionis atque pietatis cura, defensionem et explicationem,
haud abs re futurum existimavi, si scripto nunc repeterem ea, quae
magna cum benignitate Tua inter nos tum collata sunt; praesertim
cum non dubitem ita distrahi Rmam et lllma'n Geis. Tuam a suo in
urbem reditu, ut eorum. quae in itinere verbis atque sermone gesta
sunt, non omnium forte ex tanta negotiorum mole recordari queat :
sed et fidem. quam ea de re dederam "), liberandam censui '). ad
memoriam itaque reducam amplissimo et honorandissimo domino pa-
trono nieo sermone s nostros Monacliienses, quantum fieri potest eo
a) M huius. b) M contulit Ema et Illma Tua Dominatio. c) M
debeam /
*) Var. a würde für 157fl sprechen; ich entscheide mich für die Lesart
von V,
"; Er war am 13. Abends angelangt, vgl. meinen dritten Portia-Band
(N. B. III 5) S. 533 Anm. 2.
'; Er hatte also versprochen, ihr Gespräch aufzeichnen zu wollen.
ZUR LEGATION MORONES (1576; MOSKAU. HAYERX. i 2 367
quo habuimus modo, reverenter orans ne grave sit de ijs iter'.mi
1 ercipere.
Exorsa autem B,'^^ et 1\\^^ Tua Celsitudo de praeclara Sanctis-
simi D. N. erga Germaniam voluntate, raulta dixit de Sanctitatis
Suae et cardinalium laboribus atque studijs, si «; ullo modo ad Sa-
nitätern perduci queat ista gens. nihil non öj Heri ob hoc in urbe,
nihil non pecuniarum profundi, se praesertim in omni vita nihil
habuisse prius quam ut de Germania optime semper mereatur. te-
stari hoc multas legationes perpetuamque sollicitudinem suam. atque
quo minus vicissim a Germanis sperent tarn pontif'ex quam ipsa
quod ullum spectet privatum commodum c) ipsorum, eo plus autho-
ritatis atque ponderis impetrai'e debere suos istos conatus. nihil
etenim esse quod hie proprium curent, omnia agi ex mera Christiana
charitate. ad unicum illum scopum. qui est gloria Dei altissimi. de
qua quidem optima propoHsione, cum in tota Germania nemini rec-
tius constet quam ser™" Bavariae duci Alberto, utpote cuius vicis-
sim tarn grata perspectaque sit in urbe tides atque devotio, accidisse
iam sibi exoptatissime, quod ex itinere ad Serenissimam Suam Cel-
situdinem deflectere potuerit. quo nimirum suum ultimum vale ex
auimo diceret et simul quarundam rerum relinqueret admonitionem
et memoriam, quae non possint non ad certam Suae Ser«»««' Gels,
cum dignitatem tum etiam salutem vehementer pertinere. institutum
autem sibi esse quaedam cum ser™» duce, quaedam mecum tractare,
ut et tantum principem longiori colloquio non fatigaret et sie iter
suum quoque maturare posset.
Eespondi tum ego ad hoc pergratum accidisse ser"^« duci hanc^)
Rnaae gt Ulmae Tuae Cels. voluntatem <j, recteque in urbe sentiri de
Ser™*^ Sua Cels. quod de Sanctissimi D. N. amplissimorumque car-
dinalium voluntate erga Gernianos plene intelligat ac vicissim parata
sit quo possit modo atque consilio Suae Sanctitatis conatibus adesse.
Inde iterum R™'* et 111°^'^ Tua Celsitudo, erumpens in laudem
ser™i ducis, ample et copiose dicebat de ingenti Suae Celsitudiuis
pietate, de fortitiidiue, qua temporibus tarn iniquis et inter tot peri-
cula religionem catholicam tueretur, atque haec quo necessaria magis
sint in principe tam potente praesentibus rebus adeoque propriae
suae saluti magis conducant, eo perfectiora et absolutiora ea sese
cupere, nee tarnen videre facile quid addi possit aliud, nisi ut zelum
istum suum Christianissimum, sempiterna memoria dignum coelestique
Corona aliquando exornandum, ita plane instituat ser'^'i'' dux et con-
a) M ac. bi M stellt um ob hoc non fieri. c) M atellt um ipsorum
oommodum. d) M hunc. «i M adveutum.
10
368 K. SCHELLHASS
servet, ut ex scientia esse videatur, cum apostokis magnum etiam
zelum non laudet, si non habeat scientiam «j '). hoc autem recte fu-
turum, si curat*) Sua Ser^^^ Celsitudo ut quae episcoporum sunt
ipsa sibi non sumat, quaeve cleri dignitatem" atque immunitatem
concernant tueri potius quam intringere aut imminuere velit atque
ita efficere hac ratione, ut quae Dei sunt Deo reddantur per suos
modo et forma legitima : sequuturum inde ut quae Caesari debean-
tur*). Suae videlicet Serenissimae Celsitudini, sponte et foeJiciter
contingant omnia. amare namque Deum, concordiae autliorem, hanc
in rebus humanis veluti harmoniam quandam, admonereque subinde
apostolum vit quae in ecclesia Dei instituenda sint, suo semper or-
■ dine decenterque fiant '). et quoniam ita in hac vita comparatae
sint res. ut necessum iudicent omnes homines ordines ac distinctio-
nes divino humanoque iure positas conservari, ne quod huic joertinet
commendatumque est, alius sibi arripiat sicque confundantur singu-
lorum officia, in hoc vel maxime elaborandum esse ab ijs, quos Deus
ad ecclesiae suae consolationem in sublimi posuit, viris principibus.
herum namque esse proprium operam dare, ne gradus et ordines in
republica Christiana, qui tanquam memlira sint ecclesiae, invertantur
aut impediantur in suis muneribus, imo ut iuventur magis in adeun-
dis .}ierficiendisque actionibus commissis, atque sie nunquam defu-
turam bono priucipi occasionem de Deo, de ecclesia et republica bene
praeclareque merendi. cum videamus nil tarn vile aut abiectum esse
in creaturis, cuius non sit usus aut officium aliquod ad ij sius crea-
toris laudem et admirationem. quodsi vero horreat natura nostra, si
corporis humani membra officia sua vel negent vel cum alijs ad se
non pertinentibus temere commutent *), sie ut videre nolit oculus,
sed loqui, vicissimque lingua non eff'ari, sed intueri gestiat, pes autem
arrepto manus opere ori ministrare velit et manus incedere cogatur :
multo tarnen id deformius accidere in humanis actionibus, si eccle-
siae membra gradus ordinesque suos aut deserant aut impediant in-
vicem. neque enim. quando militandum foret, laudaretur in episcopo
vel clerico, si fortem etiam offerrent operam, aut si, [quando c)] de
aula tractandum accideret, aliquas sibi partes vendicarent presby-
«) M sia unrl e'icas Raum für etwa 4 Buchstabe». b) M curat.
cj om. VM.
') liömer 10, 2.
^) Anspielung auf Ev. Matthaei 22, 21.
^) 1. Corinth. 14, 40.
*} Vgl. zum foUjenden Römer 12, 4 ff., besonders aber 1. Corinth. 12, 12 ff.
(Hinweis Don Mer cati' a).
ZUR LEGATION MORONES (1576; MOSKAU. BAYERN). 2 869
teri: sie etiam qiiae sacra sunt et ad ecclesiasticam disciplinam
atque miinerura istoriim dispensationem atque inspectionem pertinent
ab istius ordinis siiperioribus rectissime curari, tumque procedere
ibeliciter omnia. si quibus dictum est pasce'), oves habeaut dicto
audientes, morigeras, tranquillas. multo vero futura omnia foelicis
sinia, si ovium custodiam cum pastoribus simul iuverint et promo-
verint omnes. quotquot eius rei i'acultatem aliquam a Deo accepisse
videantur. hos autem rerum functionumque humanarum ordines in
ecclet-ia catholica neminem intelligere ex principum statu perfectius
ipso ser™o duce, non solum quod sapientia singulari sit praeditus,
sed vel ex ipsa musices perfectisaima scientia usuque perpetuo ').
ex quo quid sonorum et snave, quid dissonum et insipiduni sit, iudi-
care statim soleat indeque curare, ne quod huius est vel vocis vel
instrumenti ad alterius perveniat manus, sed omnia ad dulcissimam
istam liarmoniam concentumque illum admiral^lem diligentissime
referantur. atque binc quid sibi voluerit R™» et 111'"'* Tua Celsi-
tudo facile intelligere posse serni^^'ii ducem, nimirum ut divinarum
humanarumque rerum concordiam illam, quae ad coelestis regni imi-
tationem accedat proxime, pro viribus tueatur, promoveat, augeat,
hoc est ut in ijs. quae ad ecclesiae negotia pertineant. episcopis, ut
ea curare conservareque possint, adsit eosque luvet authoritate, ope,
coEsilio. nihil autem eorum sibi assumat, non ipse pedo utatur pa-
storali, non mitra. intellexisse enim de aliquibus, quorum exercitium
cum ad ipsos spectet ecclesiae pastores atque praelatos, ea vel hie
Monachij vel alibi per Bavariam Suae Ser^ae Cels. nomine tractari
nee debere nee etiam posse absque legitimi magistratus ecclesiastici
adeoque ipsius Dti oöensa. eorum (nam ut in specib de ijs explica-
retur rogabami haee esse capita, quod conquerantur episcopi subinde
se impediri in officij munerisque sui tractatione; iurisdictionem ipso-
rumimminui; consistoria vilescere; sacerdotes non solum, postquam
ab ordinarijs admissi sint, novo subijci exaraini ducali proque aulae
libito et lavore vel paroehias accipere aliave munera eeclesiastica
vel repulsam pati, sed etiam veluti laicos hine inde rapi ad trilju-
nalia, carceribus poenaque pecuniaria muletari; bona ipsoruni, cum
obierint, a Bavaricis ministerialibus occupari et describi, non requi-
sitis ordinarijs et magna quandoque parochialium rerum cum iuiuria;
monasterijs quoque et jiraelatis ecclesiasticis ita potenter dominari,
maudari atque praescribi e:>c aula, ac si laici aut vulgares essent
locorum praefecti communesque servitores et maneipia.
') Ev. Joh. 21, 11.
*) Man lese .S. 8t><) Atnn. 2.
370 K. SCHELLHASS
Hic cum intelligerem Rmam et Illmam Tuam Geis, ex episcopo-
ruin atque ordinarioruiu potissimum suggestionibus et cavillationibus
praemeditate admodum loqui. ac vererer ego ne obiectionum pondere
obrutus, cum audivissem multa, postea ipse vel nihil aptum ex tem-
pore responderem vel certe necessaria quaedam omitterem. iuterrupto
ß^mae et Illmae Tuae Cels. sermone dicendique facultate impetrata.
breviter vicissim addidi :
Facile esse colligere, unde aspersa sint haec ser™o duci, in qui-
bus cum manifestam iniquitatem cum summa ingratitudine coniunc-
tam liabeant « i. non possit non ipsa videre R"^* et 111™* Tua Cel-
situdo parum fore laborandum ut in authores cum ipsorum dedecore
statim reijciantur, si quidem institutum mihi fuisset molestiam lacere
longiorem. ser^^^™ certe ducem in omnibus ijs, quae unquam pro re-
ligione suscepit, curis atque negocijs isuscepisse autem plurima) ad
gloriam Dei populorumque suorum salutem unice respexisse, quam
quidem cum negligi videret ab episcopis nee ipsi ullo modo, ut serio
ea curarent, monendo rogandoque adduci possent atque ita religio
catholica ex una illorum episcoporum socordia pravitateque sacer-
dotum ineptissimorum quotidie rueret in peius, id aggressum esse
consilij, quo de animarum cura, quibusnam pastoribus^i ea commen-
daretur, recte constaret ; atque ad eam rem selectos fuisse semper
viro3 doctos, catholicos, sacerdotes ut plurimum et ecclesiasticos ' i.
per quos si turpes ineptique sacerdotes, qui ab episcopis saepissime
imponebantur rebus sacris, ad patronos et collatores remissi sint
aliquoties. non hoc ad ordinarie iurisdictionis vim iniuriamve ullam
factum, sed illud fuisse ipsura. qaod catholicus princeps cum ad
episcoporum ipsorum necessariam excitationem tum suae provincia-
rumque suarum salutis conservationem instituere aequissimo iure et
potuit et debuit. quod quidem si factum non fuisset aut aeque uti
ab episcopis curatum frigidius. non certe iam dici posse Bavariam
catbolicam, non veteris religionis doraicilium. non Sanctae Sedi obe-
dientem ac devotam ; atque hic si per gratiam favoremque aulicum
aliquid gestum videatur, non vereii omnes eos, qui rebus istis adhi-
biti fuerunt, consilij factique sui rationes coram ipsa R™^ et 111™*
Tua Geisse explicare. porro quid hoc loco in faciem dici queat epis-
copis de admissis niinirum ac investitis ad animarum custodiam
ineptissimis et turpissimis sacerdotibus minime deesse: ac si lubeat,
integros eins lei commentarios quovis tempore posse oöerri. ex qui-
bus de magna pro iurisdictione sua sollicitudine, de ovium videlicet
a) in M vor inifjuitatem. &) in M nach ea.
^) Vyl. S. 3i;i Anm. 2.
ZIR LEGATION MOROXES (157(1; MOSKAT. BAYERN). 2 o71
concreditarum salute et publica illa cleri sui honestate quam anxie
et laboriose curent, manifestum fiat. vidisse iam saepius E,™»"" et
lUmam Tuam Geis, ipsam, quam eleaans sit hinc inde per Germaniam
clerus, maxime penes ipsas pastorum sedes, ipsas«i et cathedras, ne
dixerim de remotioribus, in quos cb locornm distantiam animadver-
tere forte difficilius queant. constare iam sibi abunde de praeclara
episcoporum voluntate et obedientia, si vel ipsius Sanctissimi D. N.
nomine ad officium excitentur; neminemque testari rectius posse
quid eventurum tandem sit etiam in Bavaria, si episcopis solis re-
linquatur curanda religio, quae oneri potius et molestiae illis esse
videatur quam studio, in correctionibus porro dissoluti scandalosique
cleri, si quid a ministerialibus teutetur quod grave ferre debeant
episcopi. consilium esse in promptu. si nimirum ipsi evigilent in
clerum. delicta corrigant. aufferant &) scandala talesque praeficiant
pastores, qui ecclesiasticam suam dignitatem non temere deponant
ipsi omnique genere vitiorum cum vilissimis quibusque c) decertent.
quamvis quid hie etiam vel carcere diuturniore vel imposita, si quod
inferant damnum, restitutione contra canones sacros peccetnr, non
admodum constet. produci certe hie posse tanta crimina, tam hor-
rendas projthanationes, ut horrorem etiam faciant bonis omnibus: ea
tarnen leviter admodum ab episcopis accepta et ne punita qtiidem
i'uisse digno modo, si non adegisset ser™' ducis authoritas. imo, cuius
recens etiam sit turpissimi facti memoria, iniquius fuisse nuper ac-
ceptum a quodam magno dominici gregis tutore. quod ser"^^** dux
parochum quendam gravius cupierit punitum, qui, nefandum dictu,
a medio sacri altaris officio resiliens ventrem in sacristiam loco
aperto exonerasset sacramque tergendis posterioribus stolam adhi-
buisset«^). ebrietatis quoque, scortationis, digladiationum aliorumque
manifestorum criminum ita nullam esse in ordinariorum consistorijs
poenam, ut impune videatur sacerdotibus magis quam alijs hominibus
in ijs sese volutare. bonorum autem sacerdotalium descriptiones et
tutelam, ubi ex antiqua consuetudine probatoque, cuius initium nes-
citur, usu ad ducum authoritatem pertineant, convelli nunc demum
non debere. nee esse hoc novum in imperio et apud exteras quoque
gentes exemplum. atque haec ser"»' ducis pro religione et pietate
studia, hi perpetui et maximi sumptus, haec pericula non obscura,
si impediant in officijs suis ordinarios, si iurisdictionem ipsorum
imminuant consistorijsque detrahant suis, parvo equidem negocio
medicinam siiii ipsis adtulerint, si quod ex pijssirai principis curis
o) om. M. h) sie: .'/ aiifferat. c) V eir/rtif/ich r|uibus<iuam ;
M quibusciiMi|ue. ('» «o M: V adhibuisse.
372 K. SCHELLHASS.
atque laboribus ad se pertinere existimaverint, ipsi tandem faciant,
si sese quos esse viderique volunt episcopos veros praestent, si of-
ficio adsint, non otiosi susceptarum rerum spectatores, si denique
consistorijs suis praeticiant tales iudices, quibus obijci non possint
magna cum ignominia certoque istius officij contemptu, quae in alijs
emendare debeant. at si hoc ita [belle <»)] videri cupiant nee tarnen
se posse conqueraütur pei- ser^^i ducis authoritatem, id quam sit
vero consonum. non aliunde rectius quam ex ipso episcopalium civi-
tatum clerique sui propinquioris exemplo deprehendi posse. quis enim
impediat i-mum archiepiscopum metropolitanum Salisburgi, Dithmo-
nij *), Müldorphij *) ac in coeteris suis oppidis totaque provincia,
quis Pataviensem in sua civitate, quod non puram amplectantar
subditae oves in puris pascuis doctrinam? quid obstet ibi ne com-
pescantur haereses? ne Schismata non sint manifesta? ne vel aniculae
et vilissima manuariorum fex quam lubeat religionis opinionem sec-
tentur palam? quod si in proprijs civitatibus omni utriusque gladij
potestate sibi subiectis per se instituendum non censeant, an non
faciundum hoc erat ad catholicissimi ducis exemplum in oculis ipso-
rum quotidie positum? iam si meliorem esse putent ajjud alios prin-
cipes ') conditionem suam, viderit R™» et 111'^* Tua Celsitudo quan-
tum laborent ordinarij pro reducendis ad religionis sinceritatem
Austriis. Stirijs, Carnis, ac iudicarit num mtiior sit ibi episcoporum
authoritas quam in Bavaria *) ; et tamen vix audiri ab ijs de quae-
relis contra istarum provinciarum principes, rectores, officiarios.
omnia illic ex pastorali sollicitudine pacata ^), scilicet tranquilla
omnia, integra episcopalis muneris exercitia, solum obstare ser™"«^
ducem, per quem episcopi esse non possint, solam impedire Bava-
riam ordinariae iurisdictionis consistorijque ecclesiastici cursum.
belle *) quidem haec et secure ad pastoralis somni suävitatem, cum
ibi non supersit amplius, quod vel curare queant vel quod inspectio-
nem ipsorum admittat. si similem affectent ex Bavaria quietem. per
ipsos quidem impetrari posse, ubi manum retraxerit a religionis
atque pietatis cura et patrocinio ser^"^^ dux, ubi expectaverit donec
o) sie ern., VM velle; vgl. wegen belle unten Anm. 6".
') Wohl Tittmoning a. d. Salzach.
^) Mühldorf am Inn.
^) Äho hei denen, in deren Herrschaftsgebiet sich ausser im Bayrischen
ihre Diözesen befanden.
*) Fend verneint es, loie das folgende zeigt.
*) Das folgende ist ironisch gemeint.
*> Wegen belle siehe oben Var. a.
ZI:R LEGATION MORONES (löTtj; MOSKAl". liAYKRN). 2 373
qui segues sint remisseque agant, pedo pungantur et excitentur ai
officia sua. vel qui reluctentur et sint immorigeri, in curvo pedi
rostro attrabantur ab episcopis. iactent de sua diligentia ordinarij.
enumerent quas sua sponte instituerint visitationes, non quideni ge-
nerales illas, de quibus forte nunquam iuissent solliciti, sed vel
illas«) particulares, nisi vehementer et ad fastidium usque sollicitati
ac impulsi a ser""" duce. dicant quae ijs ex sacri Tridentini concilij
decretis incumbunt quomodo sint exeqiiuti hucusque vel iu proprijs
solummodo oppidis, catbedris aut *) ecclesijs suis, ostentent erecta
seniinaria, reformatos canonicos, clerum illum suum familiärem sal-
tem emendatiorem, ubi tarnen nullum obstare potuerit Bavaricum
imperium. contendant cum ser^^i ducis studio in adducendis foven-
disque doctis et pijs viris, utra nimirum aula tales plures alat illo-
lumne an nostra haec, in qua saepenuraero, sive sacrorum ordinem
atque maiestatem sive religionis pietatisque curam quis spectet.
magis clerice videantur multa üeri quam apud ipsos episcopos. pro-
fecto quae hucusque intellecta sint. nee excusare posse episcopos
neque ullo modo accusare ser™'^!^^ ducem, cui idem omnino sit in
reiigionem Studium, eadem pi-opensio, sicuti Sanctissimo D. N. pro
Germania sananda, nihil hie aueupari quaestus privati, non occu-
jjandi usurpandiqne alieni iuris esse cupiditatem, gloriam Dei quaeri
et communem omnium salutem, parvi habitis et conteraptis etiam
impensis omnibus. laboribus, periculis, et de herum quideui studio-
rum fructu iudicium hat ex omnibus ser*"' ducis provinciis atque
populis cum episeoporum civitatibus ac subditis collatis: a])parebit
certe aequo rerum aestimatori, quae ducis sunt ser'"* non eins so-
lummodo, sed et episeoporum simul agnoscere potestatem. ubi vicis-
sim quae sacris ])arent principibus loca pleraque. non tam accipiant
ab ijs quid sit credendum quam praescribaut et usurpent ipsa ' i
impune: atque ita vere dici queat, audiri et admitti episcopos. ubi
plena sit catholici ducis potestas. minusque multo id fieri ubi soli «)
dominentur episco})i. qua quidem de re etsi dubium non sit Rmum et
Jllmam Tuam Cels. ex ijs, quae hucusque audierit, adeoque ipsa per
orbem fama optime et intelligp.re et sentire. esse tamen huius loci,
eam de (juibusdam huc spectautibus informare, quae de negociu toto
rancoreciue illo ingratorum ecclesiasticorum procerum erga pientis-
simum ducem plenius aperiant. solere episcojjos Germaniae«*) novos.
cum assumantur a cai)itularibus ad ecclesiarum gubernacula, solemni
o) .]/ Ullas. b) M et. C) M solum. d\ in M nar/i novos.
'_) Sr.tlicet ifnit loais sie i/laulten trollen.
374 K. SCHELLHASS-
iuramento ligari ut collegij statuta et consuetudines quovis iure,
quavis iniuria introductas diligentissime tarnen custodiant et obser-
vent, inter quas non esse minimam, quae canonicis pingues illas
parochias conferri iubeat. unde quantum irrepserit in ecclesiam Dei
mali atque scandali, explicari hie non posse, dum niniirum canonici,
relicta suis vicarijs cum ossibus vix sola ovium pelle, adipem ipsi
carnesque vorarent et lanam eriperent, nihil interim anxij de ovilis
cura aut alimentis miserorum mercenariorum. unde cum videret
optimus princeps non iam de sacrorum munerum necessitate popu-
live Salute canonicis agi cum ambirent parochias, talem repertam
esse rei medicinam, ut non quidem arcerentur ij a curatis beneficijs,
ita taaaen, si praesentes adesse vellent ovibus. quod «) cum illorum
faciat nemo, evenire necessario ut ad quaestum etiam illum excoria-
tionemque veterem pertingere nequeant, atque hinc esse illas la-
chrymas pro iurisdictione ecclesiastica clerique immunitate ad Illmam
et Rmam Tuam Geis, fusas, haec tantarum quaerelarum semina et,
quae tarn gi-aviter accipiant ordinarij, Bavarica impedimenta. quodsi
vero cuipiam ex priscis illis priscorum canonicorum studijs persua-
sum sit, propterea canonicis recte dari pensiones a parochis, quod
concioneutur sacraque operentur ipsi apud suas oves, vicarios exa-
minent interdum, templa inspiciant deque ijs, quorum solicitudinem *)
commendat apostolus '), aliquando cogitent: verba haec esse credat«)
et sciat R^i«- et Illi^fi Tua Celsitudo. rem, quae bis respondeat, co-
gitatione posse concipi, ooulis sensuve ullo eomprehendi <*) amplius
neutiqiiam, siquidem longissime recessum sit a veteris ecclesiae usu,
ubi canonici, viri graves et docti, ex cathedris istis eminentioribus
tanquam speculis *) in gregem dominicum excubare solebant mino-
resque populi Christiani pastores in officio continere. non quidem
ignorare ser""^"^ ducem, quam splendide nuper eo nomine ^) a quo-
dam promissum iactatumque sit in urbe, ut curata beneficia plura
impetraret archij)astoris «) sui canonicis*). (juid vero amplius ad hoc
fiat ab illis, imo quid aliter admini streut quam quod antea fecerant
negligentissime ?, scire certum posse Rmam et IHmam Tuam Gels., si
velit. atque circa haec, si quid specialiter et nomine obijciatur ab
episcopis, adfuturas de omnibus catholici ducis rationes aequissimas.
«) in M Alinea. b) V korr. aus similitudinem ; M sollicitudinein.
c) credat et om. M. d) M apprehendi. «) M praelatis.
') Siehe die andere Epistel Pauli an Timotheus und seine Epistel an Titiis.
^) Hohe Warte.
") Also unter dem Vorwand, die Pfarrer zu üherivachen.
*) Von wem das Gesuch ausging, weiss ich nicht.
ziR i.e(;ati()x moroxes (1576; Moskau, bayekn). 2 875
Hie quia intel]i:j.e1)at R'"*^ et 111'^^* Tua CeLsitudo episcoporum «)
morosis accusationibns iustas et necessarias i'acti sni caiisas a sern""
duce opponi*) posse, ad alia, monasteria uimirum, digrediebatnr, de
quibus exjJicatum sibi esse dicebat, multa subinde ser™' ducis no-
mine in ijs attentari cum praelatorum personis, cum visitationibus.
cum c) exactionibus alijsque rebus, inscijs et non consultis ordina-
rijs, uti superius ') fuerit intellectnm.
Ad quae paucis responsum est, ser'"^'» ducem in ijs, quae vitani
concernant refjularem, votorum ordinumqtie negotia, nihil praeripere
episcopis, imo admonere saepissirae, si quid videat perperam in ijs
agi, ut id restituant et emendent. quae porro secularia spectent,
bonorum et reddituum conservationem reique familiaris inspectionem,
ita ex Romanorum imperatorum privilegijs, quae regalia diciintur,
et perpetua consuetudine ad solum pertinere ser'""™ ducem, ut epis-
copis nihil in eo sit commune, atque hac una magna patronoruni
ducnm authoritate sie per secula fuisse conservata monasteria, ut
raulto maxima illorum pars etiamnum floreat in ntraqiie et pietatis
et rei i'amiliaris administratione.
His ita nitro citroque discussis, ad primam suam propositionem
reversa 'R^^ et 111'^»' Tua Celsitudo ample commendabat ei>iscopo-
rum authoritatem, et ut catbolici consiliarij quibus possent modis
atque rationibus eam apud principem catholicissimum conservarent
augerentque rogabat. addebat etiam non deesse modos idoneos, qui-
bus inviti quo(jue ij ad officium compellerentur, pontificiam nimiriun
authoritatem ad quemvis ser™i ducis nutum praesto semper futu-
ram. certe regem illum in populo Dei morte repentina fuisse correp-
tum, cum arcam Domini tetigisset. quod ex offieij sui ratione non
erat factum '). ser™""* ducem satis supenjue dare religioni, si in
episcoporum clerique negotijs ordinariara ecclesiae authoritatem tuea-
tur viresque suas omnes in id conferat, ut episcopi quod esse debent
esse manereque sub ipso possint et valeant. non det'uturum uncpuim
vel Deum Optimum maximum largissimis praemijs vel Sanetissimum
D. N. auxilio constantique benevolentia.
QuiVnis cum ex superioribus aliquo modo satistactum videretur,
prolixius a me non est additum, nisi <juud per ioeum dicebam fe-
rendas esse quoquo modo controversitmculas istas, cum episcopis hie
contingere possit, quod alibi eveniat non raro: si videantur nimirura
«j ^1/ ipsorum. bj M apponi. f» ovi. M.
') D. i. weiter oben, vgl. S. ö'O'.'l Z. l'> v. ii. ff.
^) Siehe zweites Ruch Samiielis Kapitel <>.
37() K. SCHELLHASS-
nobis oculatiores in rebus aliorum, Icnge etiam positis, ad sua vero
domi coecutiant ') interdum. non aequis fortasse omnium oculis vi-
cissim aspici, quod ecclesiastici principes. quorum dignitas minime sit
ex mundi vel regnis vel opibus, ita tarnen mundaniet saeculares appa-
reant (juandoque, ac si totum illnd Christi suave Patrimonium ad deli-
tias potius aulaeque splendorem quam ecclesiae aut reliiiionis consola
tiones servire deböat. certe si utriusque aemulationis aequum fiat
iudicium, potiores videri «j posse catholici ducis partes, quod zelum
habeat iustutn ac ex temporum necessitate cum seien tia divinae
voluntatis pro aeterna provinciarum suaram salute susceptum. quodsi
vicissim ordinarij in ijs saltem fuerint aemulatores ac morosi "),
quae a ser^^o duce accipiunt beneficia potius quam inapedimenta, non
aequissime profecto illos agere, rectius autem illos factiiros et magis
ex officij necessitate, si zelum istum suum ingentem in eos ') con-
vertant, per quos in multo maximis veteris suae iurisdictionis locis
nee principes amplius sunt nee pastores. Bavariam autem ab illis
amari colique debere : ut, si per Germaniae propinqua admodum
fata ubivis aliorum locorum defecerint *) aliquando, sua hie taber-
nacula reperiant '") tuta et constantia.
a) in M nach posse.
'j D. i. hlind sind.
') D. i. eigensinnig.
"j Bei den eos wird man an die weltlichen Fürsten denken müssen.
*) Scilicet wohl die weltlichen Fürsten.
•"') Suhjekt die Bischöfe!
MISZELLE.
aUANDO Fü CONSECRATO PAPA CELESTINO IL
DI GIOVANNI MERCATI.
Da una lettera cli Celestino II medesimo (J-L 8435) si sa
che egli fu eletto il giorno terzo dopo la morte d'L.nocenzo II,
quindi il 2.6 settembre 1143. Forse perche di quell'auno cadde
tale di in domenica, i compilatori dei Reges ta R. P. pen-
sarono che la consecrazione fu subito fatta, dentro la gior-
nata stessa della elezione. Invece essa ebbe luogo la domenica
seguente 3 ottobre, come attesta la nota contemporanea in-
scritta a questo giorno (presso i Greci ^) festa di S. Dionigi
rAreopagita) nel Meneo di Grottaferrata, ora cod. Vat. gr. 2
al foglio 13 v: f tw ?./.v[i'. £r(£'.). ay,(vO o/.(T(./ipu.j). v'. "O'j av-.o'j
<^',OV'J'710('J), 2/'.pOTOV'-0(r,). ö -7.T.r{r:) /,(ai)A£'7T'//0'7.
11 ritardo, del resto breve in confrouto di qualche altro
caso pur del secolo xir, non sorprende, perche a causa pro-
babilmente della messa e degli uffici diviui la riunione degli
elettori e l'elezione non dovettero compiersi tanto presto nella
mattinata da restare tempo e comoditä per subito procedere
alla consecrazione; e per questo la si rimando alla domenica
successiva (non cadendo prima altro giorno opportuno), ap-
') Cfr. C. R. Gregory, Textkritik des Neuen Testamentes I H68.
Nil 1 es, KaleDilarium manuale r"" 295.
378 G. MERCATI -
punto come s'era fatto per Calisto II eletto la domenica
2 febbraio 1119 e consecrato il 9.
Non credo necessario dir altro per conciliar fede a notizia
cosi verisimile, scritta a poche miglia da Roma al tempo
istesso del solenne avvenimento. II quäle in un Basiliano di
Grottaferrata, forse per i buoni rapporti del nuovo^papa con
esso o colla badia, desto si vivo Interesse da registrarlo nel
Meneo fra pochissime, e delle piü care memorie domestiche,
come la morte degli abbati S. Nilo II e Teodosio il Siciliano,
del „ beatissimo Lorenzo " e del „ santissimo Nufrio " e la
consecrazione ,della chiesa di S. Michele ^).
') Queste note sono pubblicate in versione latina da A. ßocchi, De
coenobio Cr\^ptoferratensi eiusque bibliotheca p. 292. 294 sg., il quäle nel
ragguaglio degli anni del mondo e dell'era volgare le ha riposte tutte
un anno dopo del vero.
BIBLIOGRAPHIE
ZUSAMMENGESTELLT von KARL SCHELLHASS
INHALTSÜBERSICHT.
I. All^eiiieiiies.
l. Philosopliisches. Arbeitsprojekte S. 380
■2. Archive S. 380
3. Bibliotheken S. 382
4. Bibliographieen und Indizes S. 383
II. Allg:emeiiie Geschichte.
1. 500-1000: a. Quellen S. 385
b. Darstellungen und Aufsätze S. 38t)
2. 1000-1500: a. Quellen S. 387
b. Darstellungen und Aufsätze S. 395
3. 1500-1700: a. Quellen S. 400
b. Darstellungen und Aufsätze S. 403
4. 1700-1800: a. Quellen S. 408
b. Darstellungen und Aufsätze S. 410
5. 1800-1900: a. Quellen . S. 412
b. Darstellungen und Aufsätze S. 416
TII. Spezirtlgescliichte.
1. Paläograpliie. Diplomatik. Kanzleiwesen Chronologie. Heraldik. Nu-
mismatik. Melaille.i- und Siegelkunde S. 421
2. Theologie und Kirchenrecht. OrderLsgeschichte. Hagiographisches S. 424
3. Rechtsgeschichte. Staatsrechtliches. Agrar-und Wirtschaftsgeschicht-
Uches. Kommune. Statuten (alphabetische Folge). Sozialgeschicht-
liches und Handelsgesehich te. Statistik S. 43 )
4. Familiengeschichte (alphabetische Folge der Familien -oder Orts-
namen) S. 435
5. Biographieen (auch Briefe) von Schriftstellern, Künstlern, Geistlichen
und Ordensgeistlichen (in chronologischer Folge) S. 43")
6. Geschichte von Diözesen, Abteien, Parroehien, geistlichen Stiftungen
und kirchlichen G bäuden (in alphabetischer Folge der Diözesen
oder Orte) S. 447
7. Geschichte einzelner Provinzen, Städte, Orte, weltlicher Gebäude.
Stras.sen und Plätze (alphabetische Folge der Provinzen, Städte
oder Orte) S. 451
IV. Verschiedenes.
1. Litteratur- und Sprachgeschichtliches S. 45G
2. Kunstgeschichtliches (zu vgl. III 5-7) und Buchdruckerkunst . . . S 460
3. Kulturgeschichtliches S. 463
4. Geologisches^ Ethnographisches. Geographisches. Toponomastik. Kar-
ten. Reisen S. 465
5. Pädagogik. Universitäten, Schulen und Seminare. Akademieen und
Gesellschaften S. 467
380 K. SCHELLHASS
VOEBEMEßKUNG.
Soweit möglich soll jährlich alles verzeichnet werden, was auf histo-
rischem Gebiet Italiener und Ausländer über Italien und das Papsttum
und über beider Beziehungen zu den übrigen Ländern veröffentlicht haben.
Berücksichtigt wird die Zeit vom Jahre 500 n. Chr. bis zur Gegenwart:
nur in Ausnahmefällen wird über das Jahr 500 zurückgegriffen ').
I. Allgemeines.
1. Pliilosophisches. Arbeitsprojekte.
A. Ravä, II valore della storia di fronte alle scienze naturali
e per la coneezione del mondo. Roma Leescher. — A. Cappel-
la zzi, II metodo stör, e il suo valore nella scienza. Napoli D'Auria.
— G. Sarfatti, La psicologia sociale e le sue relazioni con la
storia. Bologna Emiliana.
A. Crivellucci, Per 1' insegnamento della storia nelle univer-
sitä e per la riforma della facoltä di lettere (8t. stör. 18, 1). —
Per uno studio sul Progresso econom. d'Italia nel cinquantennio
delle sue libertä polit. (Camera di Commercio Varese). Varese Maj
e Malnati. — C. Monnet, Projet de bibliogr. lamartinienne fran-
gaise-it., avec lettre-preface de Gh. Thuriet. Turin Lattes.
2. Archive.
P. Villari, Le condizioni degli arch. in Itaüa (Marzoeco 1910
Apr. 8). — F. Baldasseroni, Per i nosti i archivi ( Archlt 5. Ser.
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Archivliteratur (Deutsch. Gbl. 10, 11-12: kurz auch Italien). - V. Fi-
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Palermo Montaina. — Mss. riguardanti la storia nobiliare it. (Ri-
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Aug.: Cesena, Catanzaro, Spoleto, Pinerolo: Sept.: Napoh, Al-
beriga. Massa; Okt.: Siena: Nov.: Pisa). — L. Van der Essen,
') Siehe auch 8. 456 Anm. 1.
BIBLIOGRAPHIE 1909-10 381
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1908. — C. Foligno, Di alcuni codd. Gonzagheschi ed Estensi
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S. Gaudenzio in Novara (BSubalp 14, 1-3: Schluss). — P. Derege
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Gli arch. della Storia d'Italia, fond. G. Mazzatinti, dir. G. Degli
Azzi. Ser. 2^ Vol 1= (0° della racc.) : U. Dallari. L'arch. di stato
di Reggio Em. Rocca S. Casciano Cappelli. — K. Held mann,
Drei Briefe Th. v. Sickeh (H. Z. 3. F. 8, 1: 1855.58.1900; 1855 üb.
Mailand St.-A.. oberit. Arclüve). — A. Cauchie, Les arch. Bel-
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nell'arch. di stato e nel museo Correr Venezia. Venezia Pellizzato.
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1449). Rovereto Roveretana. — S. Borrani. L" pergamene del-
larch. capit. di Bellinzona (BSvIt 31: 11 68-1670). — E. Torriani,
Catalouo dei docc. per l'i^toria della prefettura di Mendri<io e Pieve
di Baierna (1500-C.1800) tratti dallarch. Torrinni in Mendrisio (ib.:
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distria. Capodistria Piiora. — A. Cauchie et Van der Essen,
Les sources de l'histoire iiation. conservees ä l'etrang-'r dans les
arch. privees. Bruxelles VVeisenbruch.
382 K. SCHELLHASS
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6, 2-3). —F. Lo Parco, Scolario-Saba (c. 1080 bibliofilo italiota)
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sina (AAcNap N. Ser. 1: vgl. S. 437 Z. 25 f.). - H. Omont, Inven-
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(BiECh 1909 Sept.-Dez. : in Paris; vgl. F. de Marinis. Firenze
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(MisCeriani). — M. Vattasso, I codd. Molziani della Vaticana con
un'append. di carmi ined. o rari (ib.). — P. Rajna, II cod. vat.
3357 del trattato « De vita solitaria » di Petrarca (ib.). — P. E. De
Francisci, Per la storia di un cod. prezioso (Lista N. Ser. 2, 2-3.
Cod. Vat. Novellen des Theodosius). — R. Engelmann t. Die
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achten üb. sie im Cod. Vat. 7806; die Sammlung in der Bibl.).
— A. Gaudenzi, II cod vat. (Ottob. 339) del mona^tero di Ace-
reta (Stme 3, 2: Petrus üamiani, Vita metrica; etc.). — A. Cin-
quini. II cod. Vat. Urb. lat. 1193 (Spigolaturc da codd. mss.
sec. 15: Clnlat 1909, 4. 5,1). — H. Omont, Liste (c. 1550) de mss.
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(AnalBoll28, 4). — V. Üssani, Ilcod.torinese lat.A216 : Contributo
BIBLTOÖRAPHIE 1909-10 383
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ed. 8oc. tilol. rom. 6). — G. Manacorda, Alcuni codd. notevoli nella
bibl. del semin. Ca^sale. Casale 1906 [sie]. — C. Contessa, Un in-
ventario sec. 15 ed alcune spignlature per la storia della bibl. cap.
d'Ivrea (AAcTor 44; zu vgl. GLIt 54 8. 461 Anm. 1). — G. Cavi-
gioli, II cod. della vulgata della bibl. cap. d'Iutra (BNov 3, 6).
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Pierant. Serassi (1721-91) (BBiBerg 3, 1). — Federici card. Bor-
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liquie di ua antico cod. delle satire di Giovenale ritrov. neu' Am-
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duomo (ArchLomb 37, 1 : Solinus C 99 inf. ; Liber glossarum B 36
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D 465 inf. (Romania 38, 149). — La raccolta Portiana al castello
Sforzesco di Milano (Lettura 12). — A. Balsamo, Catalogo dei
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della Marciana sec. 16 (ZBiw 27, 1-2: mit Dokk.). — A. Paleo-
logo, Mss. riguard. la storia nobiliare it.: Bibl. Marciana di Ve-
nezia (RiArald 1910 A])r.-Juni: Forts, folgt). — A. Segarizzi,
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ranesi» di S. Cipriano). — G. Fantoni, Catalogo della racc. Fan-
toni nel mu.seo civ. Udine per la storia del 1848 c del risorg. naz.
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tice sur les,mss. Petau cons. ä la bibl. de Geneve (fonds Ami Lullin).
1'-'' art. (BiKCh 1909 Mai-Aug. : u. a. Gratian, Filelfo, Petrarca). —
E. Gollob. Bibl. Rossiana (des G. Franc, de Rossi Rom) (Wien)
(SbWien 161, 7). — Cod. 2257 der Hofbibl. zu Wien (betr. Rcchts-
gesch. u. Italien I) : Beschreibung in dem S. 422 Z. 25 gen. Aufsat?. —
L. Zambra, Mss. di Metastasio nella bibl. del museo naz. di Bu-
dapest (BiblHl IL 10-11). — P. Rajna, II cod. hamiltoniano 493
della r. bibl. di Berlino (RendAcL 5. Ser. 18, 7-10: Petrarca). -
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Spocrri 1909. — C. Cipolla, Pdbblica/.ioni suUa storia me. it. (1904)
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diche it. e stran. 1. Scritti bibliogr. e critici. Indice generale a tutto
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Bibliophoros decurrentis literaturae scientiae catholicae praecipuos
libros exhibens. Vol. 1. Fase. 3. 4. Romae Bret Schneider.
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Colonna o Romano) (Biblfil 11). — C. Levi, Saggi bibliogr. delle
commedie e deli'Orazia dl P. Aretino, e della critica su di t-sse i Ri-
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34, 3. 4: Forts.). — F. Doro, BibUografia maffeiana (St. Mafieiani.
Append.). Torino Bocca. — A. Rava, Contributo aha bibliografia
di Giacomo Casanova (GLIt 55. 2-3). - A Lumbroso, Biblio-
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Inchoavit G. van Gulik, absolvit C. Eubel. Monasterii Libr.
Regensberg. — H. Hurter, Nomenciator literarius theologiae ca-
tholicae theologos exhibens aetate, natione, disciplinis distinctos.
T. 4 Theologiae catholicae aetas recens 1664-763 ed. 3^. Inns-
bruck Wagner. — L. Rocco, Giunte e correzioni al Sommervogel
(Biblfil 11^5-6. 10-11). — A. G. Gubernale, Dizionario biograf.
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Lombardia 774-1909. Vol. 1° (BiSubalp 54). — J. G. Th. Graesse,
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dernamen. 2. Aufl. ed. F. Benedict. Berlin R. C. Schmidt.
F. Novati, Le scrie alfabetiche proverbiali e gli r.lfabeti di-
spusti nella lett. it. dei primi 3 secc. (GLIt 54, 1-2. 55, 2-3). —
G. Gnaccarini. Indice delle antiche rime volgari a stampa della
bibl. Carducci. Vol. 2*". Bologna Romagnoli-DaH'Acqua. — S. F.,
Per una bibliogr. delle raccolte piacentine di versi e pro.se d'occa-
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G. Donati, Dizionario dei motti e leggende delle monete it.
(BXum 7, 10: Forts.).
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per materie 1808-907. Brescia Apollonio 1908. — V. Armando e
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De Orcsii cod. Rehdigerano 107. Diss. Breslau. — C. Pujia, M.
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le fouti della «Chronica» di Cassiodoro (St. stör, antichitä class. 2,
3-4). — Regesta pontificuin Romanorum. Italia pontificia sive reper-
torium privv. et litterarum a Romanis pontificibus ante a. 1198
Italia" ecclesiis, monasteriis, civitatibus singulisque personis con-
cessor. Vol. 4: Umbria Picenum Marsia. ed. P. F. Kehr. Berolini.
— C. H. Turner, The collection of the dogmatic letters of st. Leo
(MisCeriani). — W. L e v i s o n , Aus Englischen Bibl II 4. lilngl. Hand-
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Savio, La storia dello pseudo-Zaccaria il retore ed il papa Vigilio
^CC 1910 Mai 21). — Annales forolivienses ab origine urbis - 1473
(RerltSS Fase. 72 [vgl. Fase. 20]: Bd. 22 T. 2 Fase. 2; Vorwort
von G. Ma zz atint i t. Indize« von I. Santinelli Fraschetti)
ed G. Mazzatintit. — E. P. Vicini, Per la nuova cd. dei
« Chronicon Estense » (ArchMur 7 : V. u. Fiorini gegen Holder-Eggers
Kritik). — N. Tamassia, I filosofl goti deU'anonimo ravennate
(AlVen 8. Ser. 12, 5). — K. Kuef fer, [Le pastoral de S. Gregoire
et sa vie par Paul Diai'reJ. Prague Styblo. — C Cii)olla, Pensiori
intorno a due famosi passi (II 32. III 16) di Paolo Diacono (AAcTor
45, 6). - R. Pou?)ardin. Fragments d'un ancicn ms. du Brevia-
rium d'Eutropis (BiECh 70: Ms. der Hist. Romana des Paulus
Diaconus). — G. Morin, Le «Conflictus» d'Ambmise Autpert et ses
points d'attache avtc la Baviere (KBened 1910 Apr.: Autor A.
386 K. SCHELLHASS
Abt von S. Vincenzo Volturno; Widmung an den Gründer von Be-
nediktbeuern Lantfried). — Corpus chronicorum bonoriiensium. Teste
vol. primo (RerltSS Fase. 77: Bd. 18 T. 1) Fase. 5 (Schluss 815-
1119; Titelbl. der Indici) ed. A. Sor belli. — « AUprandina >> o
«Cronica de Mantua» dalle origini della cittä-.1414 di Bonamente
Aliprandi; Forts. 843-1410. Append. bisher 1411-12 (Anh. zum
Breve Chronicon monasterii mantuani S. Andree ord. Bened. di
Antonio Nerli 800-1431) (ib. Fase. 76: Bd. 24 T. 13 Fase. 2) ed.
0. Begani. — F. vSa vini, II cartulario della chiesa teramana (862ff.).
Roma Forzani. — W. Henze, Über den Brief Ludwigs II. an Ba-
silius I. (NArch 35, 3: Verfasser An astasiu.s, der Bibliothekar?). —
H. Br esslau, Der angebliche Brief des Erzb Hatto von Mainz
an Johann IX. (HAufZeumer : Stilübung von c. 1140). — V. Laz-
zarini, Un privilegio del doge Pietro Tribuno per la badia di
S. Stefano d'Altino (AlVen 8. Ser. 11. 10: 900). - C. Faccio,
La Corte regia di Vercelli nel basso me. (ArchSocVerc 1, 3-4: Di-
plom Berengars 913; Forts.). — E. Gabotto, 11 Chartarium
Dertonense ed altri docc. del comune di Tortona (934-1346) (Bi-
Subalp 31. Corpus chart. It. 22). — L. Pagliai, Regesto di Col-
tibuono (945-1200) (RegChlt 4). — A. Ferretto, Docc. genovesi
di Novi e Valle Scrivia: 1. 946-1230. 2. 1231-60 (BiSubalp 51. 52.
Corpus Chart. It. 29. 40). — B. Lagumina, Iscrizione araba di
Linosa (ArchSic N. Ser. 33, 4: 974). — Benedikt VII. J.-L. 3805
(vgl. NArch 35, 1 S. 296). — C. Brunei, Les actes faux de l'ab-
baye de St.-Valery : 7. Lsprivilege d'exemption. Bulles de BenoitVIl
et de Pascal II (MA 1909 Mai-Juni: 981. 1106). — A. Silvagni.
Sull'autenticitä dell'epitafio di Bpnedetto VII (in S. Croce Geru-
salemme) : Osservazioni su 2 epigrafi sec. 10 (betr. Crescenzo di
Teodora u. Bonifaz VIT 984) (Note d'epigrafia me. 2. 3: ArchSoc-
Rom 32, 3-4). — G. Salsotto, II libro verde del comune di Fos-
sano ed altridocc. foss. (984-1314) (BiSubalp 38. Corpus chart. It. 26).
b. Darstellungen und Aufsätze.
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lano Vallardi. — B. Niese, Manuale di storia rora. dalle origini alla
caduta dell'impero d'oceidente. Trad. sulla 4^ ed. ted. C. Longo.
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im MA. 1. Bis s. 10 in. Berlin Paetel. — L. Schmidt. Allgemeine
Gesch. der german. Völker bis z. Mitte 6. Jahrh. (HbMNG). München
Oldenbourg. — J. v. Pf lugk-Har ttung, Völkerwanderung u.
Frankenreich (Weltae.^ch. Bd.' 2). — F. Dahn, Die Könige der Ger-
manen: 12. (Schluss-) Bd. Die Langobarden Leipzig Breitkopf u.
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(395-1024) (Storia polit. d'It. Sehluss-Fasz. 153-55). Milano Val-
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nella civiltä e nell'arte. Vol 1°. Manopello Volto santo 1908. — A.
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depuis le schisme monophysite du 6»' s. jusqu'ä nos jours: 3. [Bd.
1. 2 fehlen noch] Les institutions. fasc. J. Rome Forzani. — T.
Tarducci, Storia di s. Gregorio Magno e del suo teiiipo. Roma
Pustet. — G. M. Dreves, Haben wir Gregor den Grossen als
Hymnendichter anzusehen ? (ThQ 91 : gegen Blume). — F. No vati,
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fahification (MelChat). — G. Schnürer, Bonifatius. Die Bekehrung
der Deutschen zum Christentum. Mainz Kirchheim. — C. Schmitt,
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des Kahlen Kaiserkrönung u. seine Schenkung an die röm. Kurie.
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Mittelmeer um 825 (HAufZeumer). — E. Besta, Aneddoti di storia
me. pugliese (RaPu 24.4-12: 886 ff.). — M. Kirchner, Die deut-
schen Kaiserinnen von Konrad I. bis zum Tode Lothais von Sup-
plinburg (HSt 79). — F. Plischke, Die Heiratspolitik der Ludol-
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bonnais, Nivernais, Auxerrois (Nachr. Ges. Wiss. Gott. 1910 Beiheft:
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di Trento (AichTrent 24, 1 ; Nachtrag 24, 2; vgl. G. Su ster ArchAd
4, 3-4 — Grüi dungsurk. 1027 - ; G. Gerol a — Udalrico II o Udal-
rico 1 1 — Trid 12, 1-2). — E. Gabotto. Le carte dell'arch. comun. di
Gassino (1004 307) (BiSubalp43, 1. Corpus chart. It 31, 1). — F. Co-
gnasso. Cartario (1006-1303) dell'abazia di S. Soiutore di Torino
(Anh. Carte varie relative a chiese e monasteri di Torino) (BiSu-
loalp 44. Corpus chart. It. 23). — L. M. Hart mann, Eine Episode
aus der Gesch. von Amalti (\'SWG 7, 3-4: Urk. des Herzogs Sei-
gius 1009). — 2 Bullen Benedikts VTII. 1012 (vgl. NArch 35, 2
8. 637). — P. Gautier, Etüde sur un diplome (1015) de Robert
h' pieux pour Tabbaye de St. -Benigne de Dijon (Anh. 4-6 Bullen
Benedikts VIII. 1012) (M.A 1909 Juli-Aug.). — MGH Diplomatum
regum et imperat<^rum Gernianiae Tom. 4. Conradi II. diplomata:
Die Urkk. der deutschen Könige u Kaiser. 4. Bd. Die Urkk. Kon-
rads II. mit Nachtlägen zu den Urkk. Heinrichs I(. unter Mitwir-
kung von H. Wibel u. A. Hessel ed. H. Bresslau. — C. CipoUa,
Ancora suU'itinerario di Corrado II 1()26 (AAcTor 44, 15: betr.
Bre.sslau). — R. Holtzmaun, Wipo u. die Schwäbische Welt-
chronik (XArch 35, 1 : auch betr. it. Nachrichten 1026). — G. Frola,
Cartario (1059-1326) di S. Maria di Belniontc e di S. Tommaso di
Buzzano (BiSubalp 43. 2. Corpus chart. It. 31. 2). — P. Kehr,
388 K. SCHELLHAßS
Nachträge zu den Papsturk. Italiens. 3. (Nachr. Ges. Wissensch.
Göttmgen 1909, 4: 1063-1197). — A. Addeo, La cometa d'Halley
del 1066 in un doc. dell'arch. cattedr. Viterbo. Viterbo Agnesotti. —
F. Carabellese, Un'antica cartadiCanne (RaPu 24, 8-12: 1073; in
Cava). — Gregor VII. an den Erzbisch, von Magdeburg J. - L. 4932
(Chroust, Monumenta palaeograph.2. Ser. 2 n. 8 b). — M. Schul z ,
Zur Arbeitsweise Sigeberts von GemVJoux im Liber de scriptoribus
ecclesiasticis (NArch 35, 2: Quelle u. a. Paulus Diaconus). — B.
Trif one, Le carte del monastero di S. Paolo di Roma secc. 11-15
(ArchSocRom 32, 1-2: Schluss; 1308-1499). — R. Bock, Die
Glaubwürdigkeit der Nachrichten Bonithos von Sutri im hber ad
amicum u. deren Verwertung in der neueren Geschichtsschreibung
(HSt 73) — Haskins, A Canterburv monk at Constantmople
c. 1090 (English H. R. 1910 Apr. : Bericht Cod. Vat. 4951 fol. 220^).—
B. Bretholz, Studien zu Cosmas von Prag (NArch 35, 3: u. a. des
Prager Bischofs Gebhard Romreise 1090). — L. Mirot, Chronique
de i\Iorigny (1095-1152) (aus vat. Cod.) (Collection de textes etude etc.
de l'hist.). Paris. — G. Pansa, Passo di Pietro Diacono ed ritmo
sulle crociate scritto ad istanza di Berardo di Valva (RiAbr 24, 9-10).
L. Schiaparelli e F. Baldasseroni, Reaesto di Camal-
doli. Vol. 2° (1101-1200) (RegChlt 5). — F. Nov^ati, Un nuovo
testo degli « .\nnales pisani antiquissimi » e le prime lotte di Pisa
contro gli Arabi (.^critti filol. e storia araba pel ccnt. Amari 2).
Palermo Verzi. — Schreiben Paschais IL an Robert von der Nor-
mandie (W. Levison, Aus Ensl Bibl. II 4 Anh. 2: NArch 35,2).
— Urk. Paschais IL für St. Fides" in Schlettstadt (1106) (vgl. J. Kri-
se her, Die Verfassung u. Verwaltung von Schlettstadt im Ma.,
Strassburg 1909, Anh. 2). — 0. Schumann, Zu den Teilnehmer-
listen des Protokolls über den letzten Tag des Laterankonzils 1112
(NArch 35, 3). — P. Torelli, 2 privilegi papali ined. per il mo-
nast. canosino di S. ApoUonio (1116.1199) (ArchLomb 37, 1: längst
ed. Gott. Nachr. 1899 S. 221 n. 4). — W. Smidt, Das Chronicon
beneventani monasterii S. Sophiae. Berlin Springer. — [Innocenz] IL
J. - L. 7798 (vgl. NArch 35, 1 S. 296). - Papstbullen 1147 1477
(vgl NArch 32, 2 S. 629-630). — H. Simonsfeld, Urkk. Friedrich
Rotbarts in Italien. 5 Folge (SbMünch 1909. 7). — Friedrich I. an-
gebl. in Cremona Juni 1154 (vgl. NArch 35, 1 S. 298). — V. Lege,
Fed. Barbarossa all'assedio di Tortona (BSubalp 14,4-5: Ms.). —
A. G. Tononi, Nuovo doc. intorno al porto e ponte sul Po presse
Piacenza (Piac. Istr. 1910: Friedrich Barbarossa 1156). — F.Kern,
Neue Stauferdiplome (Analekten zur Gesch. 13. 14. Jahrh. 4) (MilÖG
31, 1 : 1. Privv. Friedrichs I. u. Friedrichs IL für die Herren von San-
na'zzaro 1163. 1219; schon bei Scheffer-Boichorst NArch 24, 214.
215; vgl. Simonsfeld MilÖG 31, 2). — L. Pynacker Hordijk,
12 onuitgegeven oorkonden 12'eeuw(ßijdr. raededeel. histor. gonoot-
schap Utrecht 30 : u. a. Akten des Legaten Lindo 1164 für Oudwnjk).
— V. Negri, Cronaca di Anselmo da Vairano (1173 ff.) (.ArchLod
1909 Apr.-Sept.). — I. Dossi, Docc. ad VaUis Lagarmae historiam
spectantia ex arch. episc. trid. repertorio eruta. (S. Marco 1. 3-4:
1180-1214; Forts, folgt). — M. Jusselin, Autographe et acta
ined. d'Etienne de Tournai (MA 1909 Jan.-Febr. : Anh. 2 Brief an
BIBLIOGRAPHIE 1909-10 » 389
Lucius III.). — P. S. Leicht, II patiiarca Gotofredo o il Barba-
rossa in due carte ined. (MeForog 5, 1 : 1183. 84). — K. Z immert ,
Übet einige Quellen r.ur Gesch. des Kreuzzuge.s Friedrichs I. (2. deut-
sche Realsch. Piag-K!einseite 1908 : betr. Ansbertproblera). — An-
nales Arretinorum maiores et minores (1192-343) (RerltSS Frisc. 74 :
Bd. 24 T. 1 Fase. 2; Anh. 1 mit Schkiss der Cronica dei Custodi ;
Anh. 2 Ricordo della compra di Arezzo tratto dal Libro segreto
di Guccio Benvenuti do' Nobili (1384); Anh. 3-5 Erzählung der Ri-
bellione aretina 1502 von Arcaugelo Visdomini u. Franc. Pezzati —
Zusätze von Jacopo Burali — u. von Bastiano) ed. G. G razzi ni . —
V. Ansal di, Cartario della chiesa di S. Maria di Tcstona (1194-300)
(BiSubalp 43, 3. Corpus chart. It. 31, 3). — Cronaca di Ant. Godi
vicentino 1194-260 (RerltSS Fase. 71 : Bd. 8 T. 2 Fase, un.) (Anh.
Familiae vicentinae) ed. G. Soranzo. — Petri .\psolini de Ebulo
De rebus sicuhs carmen (ib. Fase 78: Access noviss Bd. 31, Cro-
nache napol. T. 1) Fase. 5 (Schluss) ed. Ett. Rota. — L. A. Bot-
t e g h i, Degli « Annales S. Justinae patavini » ( ArchMur 7 : gegen Lenel).
P. Fahre t et L. Duchesne. Le liber cen^uum de l'eglise
romaine. To 2 fasc. 6 (Einl. D.'s zu Bd. 1 und von Bd. 2 p. 137-83:
Liber polit. de Benoit). Paris Fontemoing. — M. Cioni, Una sen-
tenza del pievano di Gast ■Itiorentino co'itro il coiniine di Fucocchio
(1202) (Mi.sVEI 18, 1-2: mit Bulle Innoicnz' III. 2 non. iul. pont.
a. 5). — R. Knipping, Die Regesien der Erzbischöfe von Köln
im MA. 3,1. 1205-61. Bonn Hanstein. — Q. M. Tua, Regesto
degli arch. bassanesi 1211 alla doniinazione veneta (BMB 6). -
Papsturkk. 1215-323 (vgl. NArch 35, 2 S. 637). — F. Kern, Neue
Stauferdiplome (Analekten zur Gesch. 13. 14. Jahrh. 4) (MiKMi 31,
1:2. Friedrich IL, Genua u. der Markgraf von Cravexana 1220;
Urk. F.'sl219 «. S. 388 Z 12v u f.) - F. Schneider, Toscanische
Studien 4. 5 (QF 12 2. 13. l: § 25-29; Schluss Dokk. 1240-68;
in § 2 ) Dokk. 1223-4^:). — Urk. des Kaidinallegaten C[onradJ von
Porto u. S. Rutina 1224 (vsl. NArch 35, 2 S. 631-32). — Les regi
stres de Gre^oire IX (BiKFran? 2 Ser. IX). Fa^c. 12 (col. 225-616):
Registr. a. 14 (1240 Apr. -1241 Mär^); 1. 2. convocatio concilii, Lit-
tere super peeunia mutuanda, super apparatu navigii (1240 .A.ug.-
1241 Juni); Regi-^tr. a. 15 (1241 Mär/.-Juli) ; Regist r. de Perouse
(1227 Apr.-1234 Aug.) (vgl. BiKCh 1909 Mai-Aug.) p. L. Auvray.
— M. Chiocci. Per una lettera di Federico II ai (^enovesi (1232).
San'^everino Marclie Bellabarba - Bulle Gregors IX. 123;i (vgl.
NArch 35, 2 S. 634). — G. Ferretti. ;\ncora per la biogr. di
Arrigo Testa (BsocHl 11: 6 Dokk. 1234-47). — L. Auvray, L'n
episode de la rivalite des eglises de Tolede et de Tarragone 13'' s.
(MA 1909 Nov-Dez. : Bulle Gregtus IX. 1241). — F. Gabotto
e U. Fi SSO, Le carte dell'arch. capitol. di Casale Monferrato fino
1313. Vol. 2^(1241-1313, (BiSubalp 41. Cor[)us chart. It. 29). — F.
Wilhelm. Der Minoritenpater Bertold von R"gensburg u. die
Fälschungen in den b.-iden Reichsabteien Ober-und Niedennünster
(Beiir. G. deut.sch. Sprachen. Lit. 34, 1) (vgl. A. Väth, Zur Frage
der « Urkundenfälschungen » in Ober- u. Xi.dermünster HJb 31. 1).
— G. Gerola. II carteggio dei Castelbarco coi (;!o;iziga 2' metä'300
(AMeAcVer 9). — Bulle fl255i dWIe.xandre IV ä Lniis IX (.s.
390 K. SCHELLHASS,
ArcliBelsj 12, 58 Anm. 1). — G. Bragato, Regesti di docc. friu-
lani sec.^13 da un cod. de Rubels (MeForog 5, 1 : 1257-96; Forts,
folat). — Bulla Alexandri IV. (1257 Juni 13) (AnalAug 3, 2). —
X. Dal-Gal, Alexandri IV rescriptum Joanni Forzate episcopo
Patavino, quod in bullario franciscano desideratur (ArchFranc 2, 3).
— G. Gallig aris, Aluune osservazioni [betr. 1259-64] sopra un
passo del poema « De gestis in civitate Medinlani » di Stefanardo
(Bergamo, i Della Torre e il Pelavicino) (MisCeriani). — Konfii-
mationsurk. Alexanders IV. 1260 (vgl. NArch 35, 1 S. 302). — A.
Ferretto, Docc. intorno nlle relazioni fra Alba e Genova Parte 2"^
(1270-1321) (BiSubalp 50, 1. Corpus chart. It. 38, 1). — A. G. To-
noni, Lettera di Gregorio X ai Piacentini '(1273 Juli 18) (Piac.
istr. 1910). — G. B. Borsarelli, Di un tentativo di rivolta del
comune di Giaveno contro l'abazia di S. Michele della Cliiusa 1279
(BSubalp 13. 6: Dokk.). — G. Golubovich, Una pagina dantesca :
Notizie ined. su Guido da Montefeltro (c. 1222-98) (ArchFranc 3, 2:
Vita). — 0. Hol der- Egger, Salimbene u. Albert Milioli (HAuf-
Zeunier : ihr Verhältnis). — A. Cerlini, Fra Salimbene e le cronache
attribuite ad Alberto Milioli (ArchMur 8). — G. Smets, La chro-
nique (1280-1312) de Dino Compagni (R. univ. Bruxelle^^ 14, 7. 10).
— P. J. Goetschalckx, [Bullen Martins IV. 1281-82] (BijdGBrab
8. 9: St. Michiels AnUverpen). — Codex diplomatious regni Croatiae,
Dalmatiae et Slavoniae. Vol. 7 : Diplomata 1290-300. ed. T. Smi-
ciklas. Zagabriae Soc. typ. — Bullarium franciscanum Terrae
Sanctae (Dia'r. Terrae S. 2. 1-4: Forts. 1291-1420). — M. Mariani,
II piü antico doc. dell'arch. com. di Corinaldo (Ma N. Ser. 3, 4-5 :
Bulle 1291). — D. Sant' Ambrogio , II testamento dell'arciv.
Ottone Visconti (y 1295) a favore dei Gerosoliraitani (Oss. Catt. 1909,
43). — K. Kovac, Ein Zehentverzeichnis aus der Diöz. Aquileja
1296 (MilÖG 30, 4: aus Cnmeraha 131 vat. Arch). — Les registres
de Boniface VIII (BiEFr 2. Ser. IV). Fase. 4 (Reg. litt coram.
a. 3 cnl. 881-902: 1297 Dez. -1298 Jan.; litt. cur. a. 3 col. 905-974:
1296 Febr.-Xov.). Fase. 11 (Reg. litt. a. 8 col. 357-556: 1302 Jan. -
Nov.). p. G. Digard.
A. Rubio y Lluch, Docc. [auch betr. Italien!] per l'historia
de la cultura catalana mig-eval. Vol. 1° (s. 12 ex.-15 in.). Barce-
lona Inst. est. cat. 1908. — P. Joachimsen, Ge.schichtsauffassung
u. Geschichtschreibung in Deutschland unter dem Einflu?s des
Humanismus (BKultGMARen 6). — R. Cessi, Alcune osservazioni
crit. sulle Cronache Carraresi 1^ e 2^ sec. 14 (ArchMur 7). — V. T.
Cogliani, Giacomo Capocci e Guglielmo De Villana scrittori poh-
ticisec 14 (Rilt 1909 Sept.). -- A' Ferretto, Una fislia scono-
sciuta di D. Michele Zanche (ArchSard 4, 3 4: Dok. 1302. 1305
Richelda Spinola). F. Rüegg, Vat. Aktenstücke zur Schweiz.
Kir.heng. aus der Zeit Clemens' V. (ZschwKirchG 3, 1) — J. De-
lavilleLeRoulx, Bulles pour Vordre du Temple tirees des arch.
de S. Gervasio de Cassolas (R. Orient lat.). — P. Viollet, Les
interrogatoires de Jacques de Molai grand maitre du temple. Con-
jecture (Me. Ac. inscriptions et belk\^-lettr. :i8. 2)." — Regesten der
Erzb. von Mainz. Bd. 1 (S. 161-240: 1305-10; auch it. Beziehungen).
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rectius Minor Consiglio 1308-10 (MisVen 3. Ser. 1). — C. Cipolla,
Atti diploinatioi riguard. le relazioni tra Venezia e Fiienze sec. 14
in. (Arclilt 5. tSer. 415, 2 : insb. jene Lettere). — 2 Bullen Cle-
mens' V. (1309 Juni 18) (AnalAug 3. 5. 7). — F. Gabotto, Un
piecetto di Enrico VII per Voghera (BSubalp 14, 4-5 : 131 1 ; Dok.). —
M. Krainmer, Determinatio conipendiosa de iurisdictione imperii
auetore anon.. ut videtur, Tholomeo Lucen'^i 0. P. (Accedit Trac-
tatus anon. de oricine ac translatione et statu romani imperii (FF
iuris German. antiqui). — MGH Legum Sectio 4 Constitutiones et
acta publica imperatoruni et regum Tom. 5 Pars prior (1313-20)
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5. Ser. 43, 2: 1313 14). — A. Werminghoff, Die Briefe Dantes
aus der Zeit von Heinrichs VII. Romzug (N. Jahrb. klass. Alter-
tum 17). — P. Wagner, Die Echtheit der 3 Kaiserbriefe Dantes
im Lichte der Kritik. Diss. München. — A. Poggiolini, L'au-
tenticitä dell'epi^tola ilariana (RaN 1910 Juni 16). — P. Barbano,
II commento lat. sulla Div. Comm. di Benven. da Imola e la Cro-
nica di Gibv. Villani (G. Dant. 17, 3-4; vgl. Rom 6, 3-4). - Q.
Santoli, II liber censuuni (s. 11-14) del comune di Pistoia. Fase. 3°
(1315 ff.). Pistoia Sinibuldiana. — 0. Cipolla, Lettere di Gio-
vanni XXII riguardanti Verona e iili Scaligeri (AMeAcVer 4. Ser. 8).
- A. Fayen, Lettres de Jean XXII (1316-34). Texte et analyses.
2. 1: 13l'5-30 (Anal. Vat.-Belgica 3, 1). Rome Bretschneider. —
R. Bevere, La sigrioria di Firenze tenuta da Carlo figlio di re
Roberto 1326. 27 (ArchNap 34, 3. 4. 35, 1: Forts.; Dokk.). —
O. Stolz, Zur Frai:e nach der Zugehörigkeit des Fürstentums
Trient zu Deutschland (FMiGTir 7, 1: Dok. 1327). — L. Caillet,
Bulle de Jean XXII (1330) ä l'abbe de Citeaux (R. MabiUon 1910
Mai). — E. Fairon, Vn projet de demembrement du dioc. de
Liege propose par les Braban9ons 1332. 1336 (BCBelg 78: an
Joh. XXII. u. Benedikt XII.). — A. Giulini. Una bolla arci-
vesc. in favore di Margh. Pusteria (ArchLonib 36, 4, 558 f. : 1337).
— MGH Seriptores [Ausg. 8"]: lohannis abbatis Victoriensis Liber
certarum historiarum. Ed. F. Schneider. T. 1. 2: Lihri 1-6.
— F. Scandonc, Docc. angioini sul Petrarca 1341. 1343 (Bi.
Studiosi 1, 3-4). — Graeff, Clement VI et la prov. de Vienne
(B. Ac. Delphinale 5. Ser. 2: Bullen 1342-46). F. Gabotto,
Battagliadi Gamenaric narratadctl march. di !Monferrato (1343) (BSu-
balp 14: Dok.). — MGH Legum Sectio 4 Constitutiones et acta
publ. imperatoruni et regum Tom. 8 Pars prior: Acta regni Karoli
TV. 1345 Nov. -1347 Nov. ed. K. Zeu m e r et R. S a 1 .< m o n . — R. Sa-
lomon. Zur Gesch. der engl. Politik Karls IV. (HAufZeumer: Cle-
mens VL 1346; Brief Eduards III. 1355). — O. D' Angel o , Un altro
cod. di Buccio di Ranallo (BSocAnt 2. Str. 21, 24: in Aquila). - P.
Pausier, Guilhem Vial, fustier, fournisseur du ])ape et des cardi-
naux (1351-88) (MeAcVaud 2. Ser. 7: Dokk. 1351-97). — F. Schill-
ma nn. Ein päpstl. Formelbuch 14. Jahrh. (ZKG 31, 2 : in Hannover ;
Provisionswesen: mit 109 Regesten Seh. 's 1.351-1387. 1406. 48. 64). —
U. Berliere, [Bulle Clemens' VI.] (An. cercle archeol. Mons 36:
392 K. SCHELLHASS
1352}. — C. C i p o 1 1 a , Per la biografia di Conforto da Custoza cro-
nista vicentino (NArchVen N. Ser. 18, 2 : 2 Bullen Clemens' VI. 1352).
— Innocent VI (1352-62). Letlres closes, patentes et curiales se rap-
portant ä la France (BiEFr 3. Ser. IV). Fase. 1 (a. 1 col. 1-206: 1352
Dez.-1353 Dez.). p. E. Deprez. — A. Gimenez Soler. El viaje
de Pedro IV a Cerdeiia 1354 (B. Ac. Barcelona 9, 34: Dokk.). —
Regesten der Erzb. v. Mainz. Bd. 2 (S. 161-240: 1356-58; auch it.
Beziehungen), ed.- F. Vigener. Leipzig Veit. — V. Barbier,
5 docc. concern. l'abbaye de Grandpre (AnalBelg 35: 1356. 57;
Innocenz VI.). — [Päpstl. Ehrenkapläne 1366 ff. in den thüring.
Sachs. Ländern 14. Jahrh.] (vgl. Mi. Gebiet histor.-antiquar. Forsch.,
ed. Heldmann, 24, 1). — M. Morizzo e I). Reich, Cod. Cle-
siani arch. episcopalis Tridenti regesta (RiTrid 8, 4. 9, 1. 2. 3:
Forts, bis 1390). - F. Schill mann, [2 Provisionsbullen Gre-
gors XL u. Urbans VI.] (für St. Lorenzen u. St. Alban in Basel)
(AnzSchwG 1909, 3). — R. Michel, La defense d'Avignon sous
Urbain V et Gregoire XI (MelAH 30, 1-2: Dok. 1373). - A. Segre,
I dispacci di Cristoforo da Piacenza procuratore mantovano alla
Corte pontificia (1371-83) (Archlt 5. Ser. 44, 2: Schluss 1376-83). —
F. P. Bliemetz rieder, Literar. Polemik zu Beginn des grossen
abendländ. Schismas (Kard. Petrus Flandrin, Kard. Petrus Amelii,
Kourad von Gelnhausen). Ungedruckte Texte u. Untersuchungen
(PublÖI 1). — Ders., Traktat des Kard. Elziarius de Sabrano
über Urbans VI. Wahl (1378) (StMiBCO 30, 3); Traktat des Jo-
hannes de Florencia über Urbans VI. Wahl (Sommer 1378) • mit
Glossen eines Klementisten; Traktat des Lodovicus de Placentia
über Urbans VI. Wahl (1378) (ib. 30, 4); Eine von den Kreisen
des Hofes Karls IV. inspirierte Verteidigung der Wahl Urbans VI.
(1379) (MiVGDB 47); L'appellation du clerge de Flandre contre
les vexations de l'antipape Clement VII (1379) (AnalBelg 35) ; Die
zwei Minoriten Petrus von Arago;üen u. Kard. Bertrand Atgerius
zu Beginn des abendländ. Schismas (ArchFranc 2. 3: Brief von
P. an B. um 1379); Das abendländische Schisma in der Mainzer
Erzdiöz. (MilÖG 30, 3: Traktat c. 1380); Bxs Fragment der Epi-
stola concordiae Konrads von Gelnhausen im Cod. XI C 8 (jetzt
2032) der Prager Uni versitätsbibl. (MiVGDB 48, 1: 1380. 81);Con-
clusions de Guillaume de Salvnrvilla sur la question du conc. gene-
ral pendant le grand scliisme d'Occident (1381) (RHE 1910 Jan. 15).
— L. Öliger, Docc. ined. ad historiam Fraticellorum spectantia
(ArchFranc 3, 2: 1. Epistola s. 14 ex. gegen den Papst: 2. Trac-
tatus A. Richi gegen die Fraticelli 1381; Forts, folgt). — C. Tropea ,
Due lettere ined. intorno alla morte di Giovanna I di Napoli (N-
ArchVen N. Ser. 17, 2). — M. Brunetti, Nuovi docc. viscontei
dall'arch. di stato Venezia: Figli e nipoti di Bernabö Visconti
(ArchLomb 36, 3: 1383-1423). — R. Cessi, Un atitipapista (N-
ArchVen N. Ser. 18, 1 : Verleumdung eines Minoriten wegen Anti-
papir^raus 1387 in Venedig; Dok.). — G. Sommerfei dt. Aus der
Zeit der Begründung der Univer.«ität Wien. 2. (MilÖG 34, 4: Re-
formbrief Langensteins c. 1389, betr. Schisma). — C. De Cupis,
Regesto degli Orsini e dei conti Anguillara (BSocAnt 2. Ser. 21.
22-24: Forts. 1394-1420). — V. Ansidei, Un doc. ined. 1394 su
BIBLIOGRAPHIE 1909-K) 393
Braccio Fortebraccio ed altri fuorusciti perugiui (BUmb 15, 1-2).
— H. V. Sauerland f, Die Gründungs-Urk. der Certosa von
Pavia (HJb 31, 2: 1394). — H. Kaiser, Ein Bericht aus Avignon
vom Spätherbst 1398 (MilÖG 31, 2). — 'll-iTTOAr, .^lavo'.^.A II'/a-/-
toAo-.-v^ ~?^-'? "'^•^? i:'.zv7.ioj: (NsAA-Av 6. 1: 1399).
Vat. Bullen 1407-18 (vgl. Urkk. der Markgrafen von Meissen
u. Landgrafen von Thüringen Bd. 3 ed. H. Er misch). — I. Piv-
cevic, [Docc. di r^lazioni di re Sigismondo e della rep. veneta in
Dalniaziaj (BDalm 31, Supplement). — H. Dubrulle, [Bulle Mar-
tins V. für St. Peter in Lille] (BSocEtCamb lOj. — K. Rieder,
Bisch. Otto V. Waldburg an den Papst (Freib. Diöz. Arch. N. F.
9: Supplik 1415 1?] gegen e. Aberglauben). — G. Brizzolara,
Intorno a Cristoforo Solde cronista sec. 15 (ArchMur 7). — Cal-
Papßritlr Papal Letters Vol. 8: 1427-47. ed. J. A. Twemlow. —
J. Schiecht, Eine DispensbuUe Martins V. für Dr. Johann Grün-
walder (HJb 30, 4: 1430). — R. Wölk an, Briefwechsel des Eneas
Silvias Piccolomin'. Abt. 1 Briefe aus der Laienzeit (1431 bis 45).
Bd. 2 Amtliche Briefe (FRerAustr 2. Abt. 62) (vgl. 8. 438 Z. 33 ü.;
Hufnagel MilÖG 31, 329 if.). — Acta pontiHcuni Danica. pa-
velige aktstykker vedrorende Danmark 1316-536: 3. Bd. 1431-71.
ed. A. Krarup og J. Lindbaek Kopenhagen Gad 1908. —
A. Fayen, Note sur un registre des annates de la prov. de Reims
sous Eugene IV (1431-41) (AnalBelg 35). — H. Dubrulle, Lea
beneficiers des dioc. d'Arras, Cambrai, iherouanne, Tournai sous
Eugene IV (ib. 34: Schluss). — Supplik der Stände der Grafschaft
Venaissin an den Pa[)st oder das Baseler Konzil 1432 (vgl. NArch
35, 2 S. 644). — A. Zanelli, L'uccisione (1437) del re di Scozia
Giacomo I narrata dall'umanista veneziano Pietro Del Monte' (N-
ArchVen N. Ser. 18, 2: Brief an Eugen IV.). — C. L. Kings -
ford, The early biographies of Henry V (English H. R. 1910
Jan.: üb. Titus Livius Foroiuliensis c. 14S8: etc.). — R. Zeno,
Niccolö Tudisco ed un nuovo contributo alla storia del conc. di
Basilea (Dok. in Bologna). Catania Giannotta 1908. — Concilium
ßasiliense. Die Protokolle des Concils 1440-43 (St. u. (.). zur G.
des Concils von Basel Bd. 7) ed. H. Herre. Base! Helbina u.
Liohtenhahn. — - G. S c a r a m e 11 a , La « Vita Nerii Caponii » di Bar-
tolomeo Piatina (ArchMur 8). — E. Solmi, Pagine autografe di
Machiavelli nel «Cod. Atlantico » di Leonardo (GLIt 54, 1-2: von
1503 üb. die Schlacht von Anghiari 1440). — N. Ferorelli. Schema
di un tentato accordo tra Alfonso d'Aragona e Franc. Sforza 1442
(ArchLomb 36, 3: Dok.). — P. Fredericq , Rekeningen en andere
stukken vnn den pauselijken aflaathandel te Mechelen (1443-72)
(Verhandel. Klasse lett. zedelijke staatk. wetenseh. K. Ac. Belgie,
Tweede reeks 5, Brüssel 1909). — N. Valois, Consdls et predie-
tions adresses ä Charles VII 144") par un certain Jean du Bois
(AuBSocFr 1909, 4 : Beziehungen zur Kirche auch). — Solemnia
canonizationis S. Nicolai de Tolentinc^ (1446) (AnalAug 3. 10: Dok.).
— P. Simson, Danzig und das Ablassgeld für das Baseler Konzil
(Mi. Westpreuss. Gesch.-ver. 8: Dok. 1448). — G. B. Picotti,
Le lettere di Lod. Foscarini (AtVen 32, 1. 1 : in Wien Hofbibl.
1449. 53 tf.). — Papsturkk. 1456-64 (vgl. NArch 35, 1 S. 301). —
394 K. SCHELLHASS
A. Colombo, Nuovo contributo alla storia del contratto di ma-
Irimonio fra Galeazzo M. Sforza e Susanna Gonzaga (ArchLomb
36, 3: Supplik an den Papst 1457). — G. C. Rospigliosi e L.
Andreani. Libro A di richordi d'Antonio di Taddeo Rospiglioxi
(1459-98). Pisa Mariotti. — 2 Schreiben Pius' II. 1459. 1460 (betr.
Inzest im Hause Armagnac) (vgl. NArch 35, 2 S. 644). — A. Cin-
quini, Pio II e Stef. Colonna 1460 (Dok.) (Aneddoti per la storia
polit. e lett. del 400, 3.: MisCeriani). — G. B. Mannucci, Spi-
golando negli arch. di Pienza (ArSt 11 : betr. 1462-64, Erwerbungen
Pius' II.). - Breve Pius' II. 1463 (vgl. NArch 35, 2 S. 644). —
F. Jecklin, Materialien zur Standes- u. Lande-^gesch. Gem. 3
Bünde (Graubünden). 2. (1464-1599). Basel Basler Buchh. — S. Ber-
nicoli. La diva (Lucrezia d'Alagno) di Alfonso d'Aragona (Ra,
Pi. di storia e lettere, 2: Dokk. 1464 ff. aus Ravenna). — Corre-
spondance des envoyes milanai.s accredites aupres de Louis XI avec
Fran9ois Sforza et Galeas-Marie 1464. 65. 66. Ms. it. 1593 Bibl.
nation. Paris (vgl. AnBSocFr 1910, 1 pag. 59 f.). — Le vite di
Paolo II di Gaspare da Verona e di Michele Canensi (RerltSS
Fase. 75 [vgl. Fase 22]: Bd. 3 T. 16 Fase. 2; Canensii de vita et
pont. Pauli IL opus) (d. G. Zippe 1. — A. Chiappelli, Le ac-
coglienze festose a un inviato in Toscana di Franc. Sforza 1464,
secondo un doc. milanese (lUustrat. fiorent. N. Ser. 7). — A. Cin-
quini, II card. Ammannati e il convento di 8. Pietro in Ciel d'oro
di Pavia (Brief A.'s 1465) ; Ancora un doc. ined. (Brief Ag. Pa-
trizi's) intorno alla oongiura romana 1468 (Aneddoti per la storia
polit. e lett. del 400, 4. 2 : MisCeriani). — Avs/.f^oToc z-iG-rj'/.r, roO
lk'7'7'/piojvo: (\3),Ar// 6, 4: 1469-70). — H. E. Van Gelder,
Kloosterzeden (.<aec. 15) (Bulla indulgentiae Sixti IV. 1473) (Bijdr.
V. vaderl. Geschied. 1908). —P. L. Rambaldi, In punto di eti-
chette (AtVen 32, 1, 1: Dok. 1475 Beschwerde Hzg. Sigmunds
gegen Ven'^dig). — E. Motta, Ancora dell'uccisione di Galeazzo
Maria Sforza (ArchLomb 36, 2: Bericht des Mailänder Notars Ant.
da Zunico 1476). — G. Cleary, Epistola qua fr. Baptista de
Montefalcone substitutum sibi no.ninat pro collecta pecuniaria
contra Turca.s facienda (1481) (ArchFranc 3, 1). — J. B. Goets-
touwers, Un doc. concern la tentative de suppression du siege
episcopal de Liege 1483 (Leodium 9, 3: Dok. Kaiser Friedrichs III.).
— E. Carusi. Dispacci e lettere di Giac. Gherardi nunzio pontif.
a Firenze e Milano (1487 Sept. 11-1490 Okt. 10) ^Stte 21). —
G. Onestinghel. Stradioti veneziani in Marebbe (Arch Ad 4.
2: Dok. 1487) — Job. Burckardi Liber notarum 1483-506 Vol. 1
(RerltSS Fase. 73.79: Bd. 32 (Access. Noviss. Chron Romane)
T. 1 (Burckardi vol. primo) Fase. 4. 5; 1491 Nov. -1494 Dez.) ed.
E. Celani. — V. Schweitzer, Zur Wahl Alexanders VI. (H-
Jb 30, 4: Abstimmungslisten aus Vat. Arch.). — G. Ceci, II
castello di Bari 1495 (Apulia 1, 1 : Dok.). — G. Biscaro, Lucrezia
Crivelli procuratrice nella curia arcivesc. i ArchLomb 36, 4, 559 f. :
bok. 1497). - Schnitzer, Savonarola nach den Aufzeichnungen
des Florentiners Piero Parenti (QF zur G. Savonarolas 4). Leipzig
Duncker u. Humblot. — A. Chiappelli, Un doc. pistoiese rela-
tivo alla prigionia del Savonarola (BPist 11, 3-4: Dok. 1498).
BIßLIOGRAPHIK 1909- U) 395
b. Darstellungen und Aufsätze.
G. G i o V a n n i n i , Le doniie di ca«?a Savoia. 2* ed. Milano
Cogliati. — C. Renaux, Le marquis Odon de Savoie fils d'Huni-
bert I. L'afifaire du mariage (2 Adelheids) (MeAcSav). — A. Wer-
minghoff, Nationalkirchl. Bestrebungen im deutschen MA. (KR-
Abh 61: 1021 ff.). — K. Jacob, [Deutschland im MA.] (Religion
in G. U.Gegenwart, Tübingen, 1909). - K. Wende, Die Stellung
des Erzstifts Mainz im Gange der deutsch. Gesch. (Z. Ver. hess.
Ge>ch. Landesk. 43). — J. A. Endres, Petrus Damiani u. die
weltl. Wissenschaft (Beitr. Gesch. Philos. MA. 8, 3). - R. Biron,
S. Pier Damiani (1007-72). Trad. Roma Desclee. — P. Carabel-
lese, Sulla vetta iorocratica del papato (Gregor VII. Innocenz III.).
Palermo Sandron. — I. Massino, Gregor VII. HPBl 141, 3). —
A. H. Mathew, The life and times of Hildebraud pope Grego-
ry VII. London Griffiths. — N. Duff, Matüda of Tuscany. Lon-
don Methuen. — M. PI Huddy, Matilda countess of Tu.'^cany.
2'' ed. London Long. — C. B. Haise, Dar Aufstand der Ostsach-sen
1073 (Progr. Realprogymn. Boxhagen-Runimelsburg). — S. Anselmo
d'Aosta (1033109) nell'S" centen. della morte (RiBened num. spec).
Roma S M. Nuova (vgl. E. Rosa CG 1909 Juli 17 und Firenze
Libr. ed.; CC 1909 Sept. 4; M. Cravenna Brigola Milano Sale-
siana). — C. Manfroni, Un episodio contestato della guerra na-
va!e %'^eneto-normanna (1081-85). Padova Randi. — G. B. Ristori,
Lo scoppio del carro (ASocColonib 1907-08: Pazzincs dei Pazzi
Teilnahme am Kreuzzug)
E. Caspar, Petru- Diaconus u. die Monte Cassineser Fälschun-
gen. Beitr. z. Gesch. des it. Geisteslebens im MA. Berlin Springer.
— 0. 0}) per mann. Untersuchungen zur Gesch. von Stadt u.
Stift Utrecht, vornehmlich 12. 13. Jalu'h. 2. (Westdeutsch. Z. 28, 2-3:
auch Kurie in Rom). — P. Ostwald, Erzh. Adalgoz von Mag-
deburg (1107-19). Di.ss. Halle a. S. 1908 (N. Mitteil. bist, antiquar.
Forsch., ed. K. Heiilmann, 24, 1). — B. Monod, La question
des investitures ä l'cntrevue de Chälons (1107) (RH 1909 Mai-Juni).
— G. Meyer v. Knonau, Jahrbücher des Deutschen Reiches
unter Heinrich IV. u. Heinrich V. 7. Bd. : 1116 (Schi uss)- 1125.
Leipzig Duncker u. Humblot. — A. Mardus, Die Eheschliessun-
gen in den deutschr'n Königsfamilien von L!>thar III. bis Frie-
drich II. hinsichtl. ihrer polit. Bedeutung. Diss. Greifswald Adler.
— G. Kentenich, Ein deutscher Parteigänger Arnolds von Breseia
(HViert 12, 4: Lurlwig Burggraf von Trier). — N. Cacc iapu oti,
Arn. da Breseia. These. Venise Asile protest. — E. Vacandard,
Vie de St. Bernard abbe de Clairvaux. 4« ed. Paris Lecoffre.
C. A. Garufi, Gugliclmo I duca di Puglia e re di Sicilia (StCic-
caglione 2). — A. Zak, De b. Heurico II Zdik 7° episoopo Mora-
viensi seu 01omucen^i, ord. Praemonstraten'^is (y 1150) (Anal. ord.
Premonfre 5. 6; u. a. Rom u. Eugen III.). — H. Simonsfeld,
Zur Gesch. Friedrich Rotbarts (SbMünch 1909, 4). — U. Peters,
Charakteristik der inneren Kirchenpolitik Fricdr. Barbarossas. Progr.
Hamburg Herold. — V. Lege. Tortona e il Barbarossa e le fa-
lioni dei Guelfi e Ghibellini (JDer 1910 März). — G. Biscaro, La
396 K. SCHELLHASS
battaglia di Caroano e i privilegi concessi dal comune di Milano
agli abitanti di Erba e di Orsenigo 1160 (ArchLomb 36, 2). —
K. Wutke. [Teilnahme Boleslavs I. von Schlesien am Zuge Bar-
barossas gegen die Lombarden 1161. 62 (Oberschles. Heimat Z. ober-
pchles. Geschichtsver. 5, 3). — G. Künne, Heinrich von Clair-
vaux. Diss. Berlin. — St. Steffen, Heinrich, Kard.-bisch. von
Albano (Cisterc.Chron. 21). — F. Fliedner, Zur Lage Roncaglias
(HViert 12, 3: das Lodesische R.). — F. Groh, Der Zusammen-
bruch des Reiches Jerusalem 1187-89. Diss. Jena. — E. Tron,
Les heretiques vallenscs (B. Soc. Hist. Vaud. 1909, 26). — J. lalla,
Quand eurent lieu les premieres expeditions armees contre les Vau-
dois de Piemont? (ib.). — A. De 'Stefano, L'attivitä letteraria
dei Valde^i primitiv! (Ristorteol 4, 10: Bibelübersetzung etc.). —
E. Kirmse, Die Reichspolitik Hermanns I. Landgrafen von Thü-
ringen u. Pfalzgrafen von Sachsen (1190-217). T. 1. Diss. Jena. —
A. "^Winter, Der Erbfolgeplan u. das Testament Heinrichs VI.
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13. 14. Jahrh. 2) (ib. 30, 3: die Äu.sserung Giov. Villanis!).
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Doria (Archh'ard 4: Inferno 33). — R. Michel, Le proces de
Matteo et de Galeazzo Visconti : L'accusation de sorcellerie et d'he-
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15). — J. Miret y Sans, Itinerario (1323. 24) de Alfon.so III de
Catakina IV en Aragon el conquistador de Cerdena (B. Ac. Bar-
celona 9, 33-34). — A. S o 1 m i , Una pagin a di storia sassarese (Arch-
Sard 4, 3-4: 1325. 29 Aufstand gegen Aragon). — 0. ,M artin,
L'assemblee de Vincennes 1329 et ses consequences. Et. sur les
conflits entre les jurisdictions lai'que et ecciesiast. 14" s. Rennes
Oberthür. — Asal, Die Wahl Johanns XXII. Beitr. z. Gesch. des
avignones. Papsttums. Berlin- Wilmersdorf Rothschild. — C. Ci-
polla, Note petrarchesehe desunte dall'arch. vat. : 1. L'ingresso
in convento di Cierardo Petrarca. 2. La colta soc. fiorentina alla
Corte avignonese. 3. La solenne ambasceria dei Romani a de-
mente VI. 4. La supplica di Franc. Petrarca pres^ntata a de-
mente VI 1347. 5. Fr. Petrarca canonico e arcidiac. di Parma
(MeAcTor 2. Ser. 59). — Ders., La diplomazia fiorentina e il
soggiorno di Petrarca in Avitmone 1351-52 (ib.). —F. M. Steele,
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da Giov. M. Vit-conti (Azione Novarese 1910 Febr. 15). — J. Scri-
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gesch. der Romfahrt Sigmunds (Mädchen-Lyzeum Progr. Brunn
1908) — R. Cessi, Nuove ricerclie su Ognibene Scola (ArchLomb
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u. das Konstanzer Konzil (RQChrA 1909, 3-4. 1910). — M. Ma-
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sforzesca nella Romagna (Rom 3. Ser. 6, 3-4: 1450). — L. Rossi,
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7, 5-6: 1450). — L. Frati, Di Niccolo Perotti (GLIt 54, 3: Hu-
manist und Politiker; Anh. Liber epigrammatnm ad Sig. Pand.
Malatestam). — G. Forti, Annalena Malatesta (Storia fiorent. sec.
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de Halley (Specola astron. vat. 2). Roma Vaticana (vgl. CC 1910
Febr. 5). — V. De Fabrizio, Fra Roberto Caracciolo (RiSal 4,
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zebski, [Das Verhältnis Pius' II. zu Polen] (Gynin. Progr. Zloc-
zow 1908). — A. Cinquini, Esperinienti nietrici di un card.
umanist". (Ammanati) (Aneddoti per la storia polit. e lett. del 400,
5.: MisCeriani). — J. Resinger, Nikolaus von Cues, ein Pionier
der Wissenschaft. Brixen. — C. Binz, [Nikolaus von Cues und
der Hexenwahn] (Areh. KulturG. 7, 2). - G. Soranzo, Una
missione di Sigismondo Pandolfo Malatesta a !\Taomrtto II 1461
(Rom 3. Ser. 6, 1). — L. v. Thalloczy, Königin Katharina von
Bosni(*n in Rom (in: Bosnische u. serbische Biographieen u. genea-
log. Studien |in ungar. Sprache]. Budapest Hornyansriky). — G.
Nicasi, La famiglia Vitelli di Citta di Castello c la rep. tiorentina
fino 1504 (BUnib 15: Niccolo ViteJH u. Familie insb. 1470 ff. ; mit
280 Nrr. Dokk.; Forts, folgt). — Peladan, [Ideal eines Tyran-
nen] (Loren/o der Prächtige) (R. bleu 1909, 2. 23). — A Gott-
lob, [Sisto IV e la congiura dei Pizzi] (Hochland 6. 2). — A.
de Berzeviczv, Beatrix kirälyne | Königin] (1457-508). Buda-
pest Athonaeunr 1908 (vgl. R. de Hongiie 1909 Aug. 15). — N.
F. Faraglia. La lotta tra Alfonso II d'Aragona e Renato d'An-
giö. Lanciano Carabba 1908. — E Carusi, O.'^servazioni sulli
guerra per il ricupero d'Otranto, e tre lettere ined. di re Ferrante
a Sisto IV (1480-81) (ArchSocRom 32. 3 4). - G. Bacile di
Castiglione, II ( astello di Rocca e la sua azione nella guerra
otrantiuM 1480-81 (RiSal 5, 7-9). — F. Fossati, Dal 25 luglio 1480
12
400 K. SCHELLHASS
al 16 apr. 1481: L'opera di Milano {ArchLoiub 36, 3). — G. de
Saint-Amand, Torquemada: Essai sur T Inquisition d'Espagne
1483. St.-Deniä Libr. du Temple. — E. Schmourlo, [Per la
storia delle reiazioni degl'imperatori di Moscovia coi pontefici ro-
mani. II bacio delle pantofole del papa (saec. 15 ex. flf.)] [Fest-
schrift für Klutsch. Moskau 1909]. — E. Langeron, [Cesare
Borgia u. Machiavelli] (Nouv. R. 3. Ser. 12. 47). — Ders., [Ma-
fhiavelli u. die Medici] (ib. 13, 50). — Ch Maumene, Une am-
bassade d' Alexandre VI a Charles VIII: Le card. Fran9. Piccolo-
mini (RDM 1909 Aug. 1 : 1494). — Lucrezia Crivelii era maritata
(AichLomb 37, 1: seit 1494; Notiz). — M. v. Wolff, Die Bezie-
liungen Maximilians I. zu Italien, 1495-508. Innsbruck Wasner. —
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permanentes-1648 (Origines, Nonciatures. Listes des nonces 1500-60,
Tableaux des nonces 1560-650 ; mit 13 Dokk. 1560-700) (An. Ac.
scientiar. Fennicae Ser. B 2 — Et. romains — , 1). — V. A. Alean-
dri, Meraorie di Franc. Pamfilo, alias Barletta, poeta sanseverinate
sec. 16 (Ma N. Ser. 3, 4-5). — L. G. Pelissier, 2 lettres ined.
de Louis XII ä J. J. Trivulce (1500) (MisCeriani). — F. Nani-
Mocenigo, Testamento del doge Agost. Barbarigo (NArchVen
N. Ser. 17, 1: 1501). — Ribellione aretina 1502 s. S. 389 Z. 8 f
— V. Zanolini, XJna lettera giovanile di Bernardo Clesio (AAc-
Rov 3 Ser. 15, 3-4 : 1503). — Pagine autosrafe di Machiavelli 1503
s. S. 393 Z. 15 V. u. f. — Vgl. III 5 — P. C ar 1 i , Contributo agli studi
sul testo delle « Storie Fiorentine » di M. I mss. e le 2 priine ed. (Me-
AcL 5. Ser. 14. 15). — V. Osimo, Scritti polit. scelti di M. : il
Principe e scritti minori. Vol. 1". Milano Vallardi. — L. Baldis-
serri, Una bolla di Giulio 11 alla comunitä d'Iniola (Ristorteol 5,
7-8). — P. S. Allen, A dispensation of Julius II for Erasmus
(English H. R. 1910 Jan. : 1506). — C. A. Levi, Avvenimenti stör,
del Veneto 1508-14, da un sommario attrib. a Paolo Sarpi esist.
arch. di stato Venezia. [Venedig?]. — H. de Jongh, Lettres par
lesquelles le card. Carvajal, legat apo^t., accorde des indulgences
au College d'Arras ä Louvain 1508 (AnalBelg 35). — J. Rocca,
B. Cerretanis Dialog üb. die florent. Gesch. im Zeitalter Leos X. Mün-
ster i. W. Alphonsusbuchh. — H. Hauser, Les sources de l'histoire
de France. 16' s. (1494-610). 2. Frang. I et Henry II (1515-59). Paris
Picard. — Ders. , 2 brefs ined. de Leon X ä Ferdinand (d' Aragon)
au lendemain de Marignan (RH 1909 März-April: 1515). -- P. de
Vaissiere, Lettres de la maison d'Aumont (1515-27): 1. I-a l^^
campagne d'Italie: Marignan. 3. La 2'' campagne d'Italie: Pavie
(AnBSocFr 1909, 4).— C. Corso, Per la cacciata di don UgoMon-
cada (ArchSicOr 6. 2-3: Dok. 1516). — A. Bonardi, Una ducale
di Leimardo Loredan. Padova Soc. tip. — F. Herrmann, Mainz-
BiBLicGRArniE 1909-10 ^ 401
Magdeburgische AblasskistenvisitationsprotokoUe (ArchRefG 6, 4).
— A. Massara, 11 diario di Elia de Ulina 1523-60 (BXov 3,2-3:
Schluss). — L. H. Labande. Letties (1524-48) de Charles V dans
les arch. du palais de Monaco. Monaco Impr. de Monaco. — A. Mo-
rel-Fatio e H. Leonardon, La « Chronique scandaleuse» d'un
boiiffon du temps de Charles-Quint (BHisp 11, 4:rrances de Zu-
niga). — G. Beltrani, In Puslia a' giorni di Lautreche di Tu-
nis! (1528-35) (KaPu 24, 8-12 : Schlusr, ; Dokk. 1529-58). — P. Mar-
ohisio, Fine dei Paleologi e l'avvento dei (^cnzasa nel doniinio del
Monferrato. Docc. Casale Monf. Soc. tip. 1908; vgl. 'S. 404 Z. 14 v. u. f.
— A. Vincent, L'interrosatoire de Marc Martens et de Jacques van
Liesveit 1536 (R. Bi. Arch. Belgiqiie 7, 1 : betr. Druck der Konzils-
bulle Pauls III.). - V. Zanolini. Un breve di Paolo III a favore
del Tebaldeo (S. Marco, Rovereto, 1, 1-2. 3-4: 1537). — Martin Lu-
tero storiografo lombardo ? (ArchLomb 37, 1 : L.'s Vorrede zu Links
Übersetz, der Historia Capella's; Notiz). — L. Cardauns, Lega-
tionen Farneses u. Cervinis. Gesandlschafc Campegios. Nuntiaturen
Morones u. Poggios 1539-541 (NB I 5-6). — F. Vindry, Le.^ par-
lamentaires franyais 16'' s. T. 1 (auch Turin c. 1540). Paris Cham-
pion. — C. 0. Tosi, Una lettera (1541) di Eleonora da Toledo rea-
gente lo stato fiorent. al monastero di S. Pietro in Pistoia (Illü-
strat. Fiorent. N. Ser. 7). — G. Zorzi, Di alcuni docc. ined. sul
conc. di Tiento (ArchTrent 24, 3-4: 15; 1547-65; insb. Kard. von
Tricnt u. Lud. Madruzzo an Erzb. von Antivari). — J. Seh wei zer,
Beitr. zu Wilhelm Posteis Leben u. zur Gesch. des Trienter Kon-
zils u. der Inquisition (1547-48) (RQChrA 1910, 1-2: 2 Dokk.).
— J. Hefner, Die Entstehungsgesch. des Trienter Rechtferti-
gungsdekrete.«. Zur Dogmen ge.-^ch. des Reformations/.eitalters (vgl.
Ehses RQChrA 1909, 3-4). Paderborn Schöningh. — W. Friedens-
burg, Nuntiatur des Bischofs Pietro Bertano von Fano 1548-49
(NB I 11). — V. Zanolini. Appunti e docc. per una storia del-
l'eresia luterana nella dioc. di Trento (Spigolaturo d'arch. 3. ^!er. :
An. ginnas. Trento 8) (vgl. L. Carcereri RiTrid 9, 1). — G.
Busch bell, Ein unbekannter Brief von Cochläu^ (HJb 30, 4: 1548
an Ambrosius Catharinus). — L. Romior, Un conseil de regence
1548 (Bir-Ch 1909 .Mai-Au^. : Dok. ; vor Betreten Piem9nts durch
Heinrich IL). — P. Courteault, Blaise de Monluc. Kt. critique
sur le texte et la valeur bist, des Commentaires. Paris Picard 1908.
— E. Motta, 2 lettere di Renata di Francia (Lista N. Ser. 1, 3:
1552). — L. Romier, Les guerrcs d'Henri II et le traitede Cha-
teau-Cambresis (1554-59) (MelAH 30, 1-2: aus den Diarii Emanuel
Philiberts von Savoyen). — R. Ancel, Nonciatures de Paul IV
(avec la derniere annee de Jules III et Marcel II). To. 1 : Non-
ciatures de Sebasfiano Gualterio et de Cesare Brancatio (1554-57).
P. 1 (ArchHRFr 5: Nonciatures de France). — S. Ignatii de Lo-
yola Epistolae et instructioncs (= MIgnatiana 1. Ser. in MHSocJ)
Bd. 8 (1554 Nov. -55 A])r. ; Anh. De rebus aethiopicis ; Indices).
Bd. 9 (1555 Apr.-Okt.; Indices). — C. e T. Mazzi. Rapolano e
il SUD territorio nella guerra 1554 (BSen 16, 3:Briefe an Cosimo
Medici etc.). -- E. VVymann, Einige Aktenstücke aus dem Rö-
merkriege 1557 (G. -freund 64). — P. Piccolomini, Diario ro-
402 K. SCHELLH^SS
mano di Niccolö Turinozzi (1558-60) (ArchSocRom 32, 1-2). —
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secondo un doc. contemp. (Difesa relig. soc. 43). — S. Francisci
Borgiae epistolae (MHSocJ) To. 4° (1565-68). — C. 0. Tosi, Del
matrimonio di Franc, de' Medici con Giovanna d'Austria (Ri. Fio-
rentina 1908 Okt.: 6 Briefe Rossi's aus Innsbruck 1565). — E. W..
[Carlo Borromeo im Itit)erarium Hierosolyraitanum Sebastian Werros
(1555-614)1 (ZsGhwKirchG2). - P. D' Alessand ri , Atti di S. Carlo
riguard. la Svizzera e suoi territori. Locarno Artistica. — S. Vi-
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dei 88. Gratiniano e Felino in Arona (RiBened 4, 16). — G. Zonta,
Un doc. singolare | « Nota dei condannati al carcero » nelle prigioni
del vescovado a Cremona 1567J (Spigolature 2. Lovere Filippi). —
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der Rep. Ragusa bei Pius V.u. Gregor XIII. (1570-73) (Arch. Ost
G. 98, 2). — E. Salaris, Relazione di Giulio 8avorgnan d'Osoppo
capitano delle milizie venete sulla difesa di Zara (AtVei\ 32,2, 2:
1571). — H. Monod, La versinn du duc d'Anjou snr lä 8t.-Bar-
thelemy (RH 1909 Juli-Aug. ; vgl. B. soc. hist. du protestant. Fran-
gais 1909 Nov. -Dez.). — K. Schellhass, Die Süddeutsche Nun-
tiatur des Grafen Bartholomäus von Portia. Schlussjahre 1575. 1576
(NB III 5). — Das « hilfl. Bündnis» mit Savoien vom 8. Mai 1577
(Poht. Jb. Schweiz 21). — C. Du val, La guerre autour de Geneve
16'' s. ex. : Le discours de Nicolas de Harlay, seigneur de Sancy (Me.
docc. Ac. Chablaisienne21:betr. 1589 1600). — P. M. Baumgarten,
Deutsche Schriftst ellerei u. Buehdruckerei dem röm. Stuhle em-
pfohlen (HJb 31, 1 :Dok. c. 1580) : Eine Benediktion'Sixtus' V. (RQ-
ChrA 1909, 3-4: 1589; Avviso). — J. Schmidlin, Die kirchl. Zu-
stände in Deutschlaiid vor dem 30jähr. Kriege nach den bi-chöfl.
Diözesanberichten an den Hl. Stuhl. 2. Bayern (EEJanss 7, 3) —
G. Rua, Per la iibertä d'Italia. Pagine di letteratura polit. (1590-
1617). Torino Paravia.
P. J. Blök, Venetiaansche Berichten over de Vereenigde Ne-
derlanden 1600-795.'s Gravenhage Nijhoff. — A. Cauchie, Temoi-
gnages d'estime rendus en Belgique au card. Baronius specialement
ä Foccasion du conflit de Paul V avec Venise (AnalBelg 34). —
Th. Hughes, History of the soc. of Je«us in North America co-
lonial and federal. Docc. Vol. 1^' p. 2» (1605-838). London Long-
mans. — L. van der Essen, Note sur un ftagment des arch.
de la nonciature de Flandre, conserve pa;mi les mss. Barberini ä
la bibl. vat. (BCBelg 78, 4 : 1606 ff.). — K. Benrath, Neue Briefe
von Paolo Sarpi (im Arch. Dohna) (1608-16). Leipzig Haupt (vgl.
Altpreus';-. Monatschr. 47, 1). — C. Locatelli, La cnnonizzazione
di S. Carlo [Docc. 1608-10|. Milano Ghirlanda. ~ CalEnglVenIt
Vol. 15 (1617-19). ed. A. B. Hinds. — Le opere di Galileo Ga-
lilei. Ed. naz. Vol. 20 (Indici). Firenze Barbera (vgl. A. Favaro
Firenze Galileianci. I. Del Lungo RendAcL 5. Ser. 19, 1-2). —
C. Stornajolo, II conclave di Gregorio XV. Narrazione attribuita
a Tassoni (MisCeriani). — P. G. Negri, Episodi della guerra nella
Gampagna soprana pavese per la successione di Mantova e di Ca-
sale Monf. (1628-59) (Ristor. 7, 3). — G. Giorcelli, Annali ca-
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(Docc. stör. Monferrato 18bis) (RiAIess 2. Ser. 18, 35. 36. 19, 37:
bis 1652). — D. G. G. , Protesta del supremo consiglio di stato
del Monferrato contro un sopruso dei Fraiicesi in Casale (1638) (ib.
18, 36). — L. De Conlenson, Memoires du comte de Souvigny.
Vol. 3" (u. a. 1639-57 Cherasco, Turin), ed. 8oc. Hist. de France.
— ' A. Corna, I frati niinori di Piacenza duranle l'interdetto di
Urbano VIII snl ducato di Parira e Piacenza (BPiac 4, 4:2 Dokk.
1643). — Die Kapitulation der 3 Bünde niit Philipp IV. Kr.nig von
Spanien u. Herzog von Mailand betr die Religion u Regieiung in
Veltlin (Pülit. Jb. Schweiz 21).^ J. lalla, Docc., synodes vaudoi';
de la reformation ä Texil (1648-62) (B. Soo. Hist. Vaud. 1909, 26).
— P. Piccolomini, Corrispondenza tra la corto di Roma e l'in-
quisitore di Malta durante la guerra di Candia (1645-69) (Archlt
5. Ser. 45, 2. 46, 1: Forts, mit Dokk. 1653-62). — Aiessandria ad
Alessandro VII per la sua assunzione a! pontificato (RiAIess 2.
8er. 18, 3"^ : 1655). — C. G. Picavet, Les Tiienioircs de Primi Vi-
sconti (RHMC 12, 3; vgl. A. Chuquet, Paris Champion). — F.
Guardioue, Di un ms. sulla rivoluzione di Messina sec. 17 (Me.
Ac. Zelanti 3. Ser. 6). — F. De Bojani. Innotent XI. Sa corre-
spondance avec ses nonces 1676-79. 2 voll. Rome Desclec. — F.
Dukmeyer, Korbs Diarium itineris (1698) in Moscoviam und
Quellen, die es ergänzen. 2 Bde. (u. a. betr. Rom v. Kirchenunion!)
(HSt 70. 80).
b. Darstellungen und Aufsätze.
A. Luzio, Studi e bozzetti di storia letteraria e ])olitica. 2 voll.
Milano Cogliati. — P. Herre, Der Kampf um die Herrschaft im
Mittelmeer (Wissenschaft u. Bildung Heft 46). Leipzig Quelle u.
Meyer. — P. A. Albert, Zur Kirchengesch. Freiburgs im Jubel-
jahre 1500 (Freib. Diöz. Arch. N. F. 9). — A. Luzio, Isabella
d'Este e Giulio II (1503-05) (Rilt 1909 Dez.). — G. De Nobili,
Elisabetta Gonzaga da Montefeltro, duchcssa d'Urbino (Ri. fiorent.
2, 8). — R. Wolff, Die Reichspolitik Bischof Wilhelms III. von
Strassburg, Grafen von Himstein 1506-41 (HSt 74). — Nel 4" cen-
ten. della nsistenza dei Veneti contro la lega di Cambraj'. ed.
M. Londonio. Venezia Scarabellin; vgl. A. Santalena AtVen
32, 2, 2. N. Bertocco Grande It. 1, 21. F. Cipollini Rilt
1910 Jan. — G. Astegiano, L'artigiieria neH'assedio di Padova
150^t (BMP 11, 4-5). -- U. Benassi, Fanfulla lodigiano o parmi-
giano? Parma Zorbini. — C. Ricci, II figlio di Ce^are Borgia (Ra.
contemp. 2, 11 : Girolamo). — A. C. P. Haggard, Two great ri-
vals (Franz 1. Karl V.). London Hutchinson. — Robida et Tou-
douze, Ftan9ois I (le roi chevalier). I*aris Boivin. — R. Durrer,
Die Hasel.staude bei Mailand (AnzSchvvG 1909, 1-2: betr. 1511;.—
J. Lauber, Kard. Schinners Bann u. Interdikt üb. seine Gegner
(Bl. Walliser-G^ 4, 1). A. Darowski, 11 matrimonio di Bona
Sforza (RaPu 24, 4-7. 25. l-2:seit 1513 Verhdigen.). — A. Luzio,
Isabella d'Este e Lecme X dal congressu di Jiologna alla presa di
Milano (1515 21). P. 2' (Archlt 5. Ser. 44. 1 : Forts. f.>lgt). — P. Im-
404 K. SCHELLHASS
bart de la Tour, Les origines de la refornie. 2 L'eglise catho-
lique: La crise et la renaissance. Paris Hachette. - F. Tliudi-
chura, Die deutsche Reformation 1517-37. 2. Bd. : 1522-37. Leipzig
Sängewald. — H. Häuser, Etudes sur la reforme fran9aise. Pa-
ris Picard. — B. Fritsche, Die päpstl. Politik u. die Kaiserwahl
1519. Halle Waisenhaus-Buchh. — K. Bauer, Luther u. der Papst
(Sehr. Ver. Reform. -G. 100). — F. Herrmann, Evangelische Re-
gungen zu Mainz in den ersten Jahren der Reformation (ib.). —
P. Kalkoff, Zu Luthers röm. Prozess (ZKG31, 1 : Das Verfahren
des Erzb. von Mainz). — Verbrennung der Bannbulle durch Lu-
ther (vgl. Kawerau Theol. St. Krit. 1908. J. Luther ib. 1909).
— A. Meyer j, Etüde critique sur [es relations d'Erasrae et de
Luther. Paris Alcan. — K. Schotten loh er, Jakob Ziegler aus
I^andau an der Isar. Gelehrtenleben aus der Zeit des Humanismus
u. der Reformation (RefGStT 8-10). - E. Egli, Schweiz. Kirchen-
f^esch.: 1. 1519-25. ed. G. Finsler. Zürich. — F. Marini, Luigi
Marini sogretario della rep. di Venezia sec. 16 (f nach 1521). Tieviso
Trivigiana 1897-909. — H. Varnhagen, Die Einnahme von Mai-
land durch das kaiserl. -päpstl. Heer 19. Nov. 1521 (in K. Reu seh el
u. K. Gruber, Phil. u. volkskundl. Arbeiten. Erlangen Junge 1908).
— Sur les epees de Fiangois I prises ä la bataille de Pavie 1525
(Intermed. oherch cur. 1909 Jan. 30. Mrz. 30). — G. Signorelli.
Vittoria Colonna in Viterbo (BViterb 1. 4:1525. 1541 ff.; Regi-
naldo Poole; mit Dokk. 1541-45). — Th. B rieger. Der Speierer
Reichstag 1526 u. die religiöse Frage der Zeit. Leipzig Edelmai:n
(vpI. W. Friedensburg ArchRefG 7 S. 93-95). — V. Osimo,
II Machiaveli; ed il Bandello (GLIt 54, 1-2: Erlebnis von 1526). —
Vgl. III 5. — G. Brom, [Säkularisation de:^ Bistums Utrecht durch
Karl V. 1528] (Bijtlr. vaderland. Geschied. Oudheidk. 4. Ser. 8, 3).
— Pacheco y de Leyva, Carlos V y los Turcos 1532. La Jor-
nada de Viena segun un ms. ined. s 16 en la bibl de El Escorial.
Madrid Asilo de Huerfanos. — A. Westermann, Die Türken-
hilfe u. die polit.-kirchl. Parteien auf dem Reichstag zu Regensburg
1532 (Heid. AbhMNG 25). —St. Ehses , Zur Ehescheidung Hein-
richs VIII. von England (Görr.-Gesellsch. Vereinsschrift 1909, 3).
J. Gairdner, Lollardy and the reformation in England, an hi.st.
survey. London Macmillan 1908. — C M Anthony, Reginald Pole.
London Macdonald (vgl. M. Halle, London Pitman). — F Va-
lerani, La morte di Gian Giorgio Paleologo march di Monferrato
(RiAless 2. Ser. 19, 37:1533): vgl. S. 401. — G v. Schulthess-
Rechberg, Der Kardinal Jacopo Sadoleto Beitr. zur Gesch. des
Humanismus (in Festschrift Hochschule Zürich für Univ. Genf). —
A. Rüegg, Die Beziehungen Calvins zu Heinrich Bullinger u der
von ihm geleiteten zürcherisch. Kirche (ib.). — Henschel, Renata
von Forrara (Evang. Kirch. Z. 1909, 37). — K Benrath, [Cal-
vino a Ferrara 1536] (Christi. Welt 23, 28) — D. P Wernle,
Calvin u. Basel bis zum Tode des Mj^conius L535-52 (auch it. Freunde)
(Progr. Rektoratsfeier Univ Basel). Tübingen Mohr — G Pa-
ladino, Giulia Gonzaga e il movimento valdesiano. Napoli San-
giovanni. — L. Pastor, Gesch. der Päpste seit dem Ausgang des
MA :5. Paul III. (1534-49). Freiburg i. B. Herder (Eingeh. Schil-
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derung unter Heranziehung auch der entlegensten Literatur der
Konzils-und Türken Frage, der Kirchenreform etc. : Pouls Einwirken
auf Kunst u. Wisi?ensch. ; 85n. vonDokk. insb. aus Rom u.Mantua). —
St. Ehses, Der Todestag des Kard Nikolaus von Schönberg (1537)
(RQChrA 1910, 1-2).— L Card au ns, Zur Gesch. der kirchl Ünions-
und Refornibestrebungen 1538-1542 (BiPrHI 5). - L d'Albiousse,
Entrov^ue de Fran9ois I et de Charles V ä Aigues-Mortes 1538.
Vannes Lafolye. — L. Romier. La carriere d'un favori : Jaeques
D'Albon De Saint-Andie (Marschall von Frankreich, 1512-62). Paris
Perrin — L. Leon i , Pietro Fabro S. J. e il suo apostolato in Parma.
Parma Tomasi. L. Camp an a, Giov. Della C;isa e i suoi tempi
(St. stör. 17. 18, 3: Sehluss). — G. Monod, La place de la soc.
de Jesus dans l'hi.^t. de la reforme (Compte-rendu Ac. scienc mor.
polit. 69) — P. Ta cchi-Venturi, Storia della compagnia di Gesü
in Italia: 1. La vita reHgiosa in Italia durante la P etä dell'ord.
Roma Milano Soc. ed. D Alighieri (durchaus originale Schilderung
des geist. u. sittl. Niveaus von Klerus u. Volk in It. u. der proti^stant.
Bewegung um 1550; Heranziehung unbekannten Materials insb.
üb. Gesellsch. Jesu; im 2. Teil 86 n. von wertvollen Dokk). — J.
H. Pollen e W. P Boines, [L'Italia e la controri forma] (Month
1909 Okt) — Delplace, Le cathulicisme au Japon (1540-93).
St. Frany Xavier et ses premierssucces.seurs Malines — J.Schwei-
zer, Ambrosiiis Catharinus Politus (1484-553), ein Theologe des Re-
formationszeitalters (RefGStT 11.12). — G Capasso, Fra Giulio
da Milano (ArcliLomb 36, 2 : Gius della Rovere wurde c. 1521 Au-
gustinereremit fra Giulio; Haerctiker; 1541 in Venedig; 1543 Flucht
in die Schweiz) — A. Rozet et J. F. Lembey. L'invasion de
la France et le siege de St.-Dizier par Charles V 1544 (nach den
it. Depeschen) Paris Plon-Nourrit. — F. Härtung, Karl V. u.
die deutsch. Reiclisstände 1546 55 (HSt Fester 1). Halle Niemeyer.
— P. Herre, Barbara Blomberg. die Geliebte Karls V. u Mutter
Don Juans de Austria Leipzig Quelle n. Meyer. — F. Laudiert,
Der ital. Franziskaner Johannes Aiit. Dclphinus u. die Beziehungen
seiner literarischen Tätigkeit zum Konzil von Trient (ZKTIi 34. 1 ;
Naclitr>ig 34, 2). — L Carcereri, II coneiüo di Trento dalla tra-
slazione a Bologna alla sospensione {VA. stör, bologn. 15) Bologna
Zanichelli St Ehses, Das Konzil von Trient u die Ueberset-
zung der Bibel in die Landessprache (Görr. Gesellsch. Vereinsschrift
1908, 3). — S. Merkle, Quellenkrit. Studien zur (Jesch. des Kon-
zils von Trient: J Zum Streit über die Priorität von Do2ma u. Re-
form 1546 (HJb 31, 2). - A. Pilot, Del protestanlesimo a Ve-
nezia e delle poesie religiös' di Celio Magno (AtVen 32, 1, 2: mit
Dokk. u. Gedichten 1548 ö\). — G. Busch bell, Rt^formation u.
Inquisition in ItaliiMi s. 16 med. (QFGörr 13). — V. Schweitzer, Zur
Gescrh. der Reform unter Julius 111. (Görr. Gesellsch. Vereinsschrift
1907. 3). — R. Fei 1er Ritter Melchior Lussy von Unterwaiden.
Beziehungen zu Italien u. Anteil an der Gegenreformation. 2. Staus
Matt. — A. Elkan. Philippe Marnix von St. Aldcgonde. T. 1
(bis 1565; auch Italien!). Leipzig Dyk. (). Premoli, Fra Bat-
tista da Crema (Ristor 6, 7.8-9: Schluss mit 9 Dokk. 15r'2). —
R. Ancel, La reconciliation de l'Angleterre avec le St. Siege sous
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Marie Tuclor : Legation du card. Polus en Anglt^terre (1553-54) (RHE
1909 Juli 15. Okt. 15). — P. F. Segmüller, Die Wahl Pauls IV.
u. die Obedienzgesandtschaft der Eidgenossen (ZschwKirchG 3, 1).
— R. Ancel, L'activite reformatrice de Paul IV: Le choix des
cardinaux (RQH 1909 Juli 1). - L. Riess, Die Politik Pauls IV.
u. seiner Nepoten (HSt 67). — C. Bratli, Filip den anden af Spa-
nien. Kobenhavn Lybecker. — L. Pratesi, Ricordi di Tivoli nella
guerra tra Paolo IV, alleato con la Francia, e gli Spagnuoli (Ar-
St 4 1:1556-57). - A. Lazzari, Le ultime 3 duchesse di Fer-
rara'l. Lucrezia de' Medici (1558 flf.) (RaN 1909 Aug. 16. Okt. 1.
Nov. 16; Forts, folgt). — Thompson, The wars of religion in
France : the Huguenots, Catherine de Medici and Philip II, 1559-76.
New York Univ. of Chicago Press. H. Widmann. Der katho!.
Erzbischof (Johann Jakob) u. der Protestant. Kurfürst (August) (Mi.
Ges. Salzburg. Landesk. 49:1560-86). - H. De Balzac, About
Catherine de' Medici. London Dent. — F. Cavallera, [Kontro-
verse 1562 in Trient über die Interpretation von Evang. Joh. 6J
(RHE 10, 4). — L. Febvre, L'application du concile de Trente
et rexcommunication pour dettes en Franche-Comte (RH 1910
März-Jimi). — Lady Blennerhassett, Marie Stuart 1542-87. Pa-
ris Plon-Nourrit. — A. Fournier, Kaiser Ferdinand, der Kard.
von Lothringen u. Maria Stuart (insb. 1563) (in: Hist. St. u. Skizzen.
2. Reihe. Wien u. Leipzig). — E. Tamanini, La capitolazione dei
Roveretani 1564 Aug. 24 (S. Marco 1, 1-2). — H. Bai er. Zur Kon-
ptanzer Diözesansynode 1567 (Z. G. Oberrh. N. Folge 24, 4). —
P. Suau, S. Frang. de Borgia (151072). Paris Beauchesne. —
A. Battistella, La prima \isita apostolica nel patriarcato aqui-
leiese dopo il concilio di Trento (MeForog 4, 4:Schluss). — P. Fe-
dele, II vessillo di Lepanto (ArcliNap 34. 3). — J. Martin, La
preparation de l'armadarl. Gregoire XIII et l'Irlande (1572-82).
2. Negociations en Ecosse jusqu'au proccs de Marie Stuart (RHD
23, 2. 24, 2). — B. Krusoli, | Besetzung des Bistums Osnabrück
1574-91] (Mi. Ver. Gesch. Landesk. Osnabrück 33). - V. Bibl,
Johanna, erste Grossherzo-iin von Toskana (Bcitr. neuer. G. Österr.
4_ 1908). — Barbieri Cli, S. Carlo Borromeo. Nel 3° centen.
d'ella canonizzazione. Milano Palma. — G. Zocchi. S. Carlo e la
restaurazione catt. nel 3° centen. della canonizzazione (CC 1909
Nov. 6. 1910 Jan. 1. Febr. 19); vgl. S. Carlo. Asti Popolare. —
A. Besutt i . La visita apost. di S. Carlo Borromeo ad Asolal (Brisa
1, 1. 2:1580; Forts, folgt). — R. Feller, Nuntius Bonomi^Eine
Charakterstudie aus der Gegenreformation (Schweiz. Ru. 7). --
A. Benz, Giov. Franc. Bonhomini apostol. Nuntius in der Schweiz
u. die Zisterzienser (Zisterz. Chronik 21: betr. Kloster Lützel). —
K. Meyer, Inwieweit war der Nuntius am goldenen Bund (1586)
beteiligt? (AnzSchwG 1909. 1-2) — E. Saulnier, Le card. de
Bourbon entre les ducs de Guise et de Nevers (1585-86) (RHD
24, 2). — H. Biaudet, Sixle-Quint et la candidature de Sigi-
smond de Suede au, trone de Pologne 1587 (An. Ac. scientiar. Fen-
nicae Ser. B2 — Et. romaines 1 — , 3). — J. Schwt>izor, Ant.
Pos.sevino u. die polnische Sukze^sionsfrace 1587 "(RQChrA 1909,
3.4). _ J. Hazon de St. Firmin, Un inoident des etats de
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de Quinones et la Ste.-Ligue. ßayonne Foltzer. — N. Bazetta,
Innocenzo IX alla luce della storia (Senipione, Arona, 1909, 1^0-31)'.
— U. ßeiiassi, Pareii polit. inlorno alle nozze di Ranuccio I
(ArchParin N. Ser 9:1595). Ders., Anibizioni i,G;norate di Ra-
nuccio I (ArchParm N. Ser. 9: Herrschaft auf dem Balkan). —
I. MasettiBencini, Omaggi e doni di Ferdinando 1 di To-
scana alla famiglia reale di Spagna (Archlt 5. Ser. 44, 1: u. a. mit
Instruktion für Giov. de' Medici 1598). — I. Rinieri, Beatrioe
Cenci, secondo i costituti del suo proccsso. Storia di una leggenda
(Anh. vat. Prozessakten). Siena S. Bernardino.
C. Bornhak , Anghkanisnius u. Katholizismus unter dem Hause
Stuart (Internat. Wochenschr. 1910 Mrz. 5). — K. Benrath, Paul
Sarpi (-f 1623) ein Vorkämpfer des religiösen, ein Bekämpfer des
polit. Katholizismus (Sehr. Ver. ReformT-G. 100). — V. Santi, La
storia nella «Secchia rapita». P. 2^ (MeAcMod 3. Ser. 9) ; vgl. G. Na-
scimboni Marzocco 15. 7. — U Benassi, I natali e l'educa-
zione di Odoardo Farnese (ArchParm. N Ser. 9). — F. Hayem, Le
marechal d'Ancre vt Leonora Gahgai. Pari^ Plön — L Cappel-
letti, La sorella di latte di Maria de' Medici (RaN 1910 Juni 16:
Eleonora Galigai; Forts, folgt). — R. Lavollee, Lamort de « Con-
chine et Leonore»:! Le coup d'etat 1617 2. Lo proces et l'exe-
cution de Leonora Galigai (Corr 1909 Okt. 25 Nov. 10: u. a. Quelle
Depeschen der florentin Gesandten). — V. Santi, II processo e
la condanna di Fulvio Te^ti 1617 (GLIt rA, 1-2). — P Negri, La
politica veneta contro gli Uscocchi in relazione alla congiura 1618
(NArchVen N. Ser 17, 2). — L. Beltrami, II sentimento dell'arte
nel card. Fed Boiiomeo (MisCeriani). A Favaro, Fed. Bor-
romeo e Galileo (ib.). -- G. Sortais, Le proces de Galilee. Paris
Bloud 19(8. — A. De Gubernatis, La rancune d'un pape (R
1909: Galilei-Prozess). — Mehr üb. Galilei II a und III 5. —
E. Leupold, Skizzen zur Gesch. des Gebirgskrieges in der Schweiz
u. im umliesfenden Grenzland: 5. Die Feldzüge in Veltlin u. Grau-
biinden 1620-21 (Schweiz. Monat^ohr Offiziere 1907, 3-4). — E. Rott,
Histoire de la representation diplomatique de la Fiance aupres des
Cantons Suisses, de leurs allies et de leurs conft-deres. Vol. 4'' (1626-
35). Paris Alcan — F. Ramorino. II card. Giov. Bona da Mon-
dovi (vgl CG 1909 De/ 18). Mondovi Ve«covile - C. Ferrari,
L'ufficio della Sanita in Padova sec. 17 (1^ metä) (Mi>:Ven 3. Ser. 1).
— G. Rodolfo, 11 coinbattimento al ponte sul Po (1630), la pe-
stilenza e la carestia (1630. 1631) a Carignano. Carmagnola Scola-
stica. — P. Negri, La casa di Savoia alla vigilia del 4° periodo
della gueiTa dei 30 anni (BSubalp 14, 1-3: 1635; Forts, folgt). —
D. Valle, Pietro Monod S. J. e le sue relazioni col card Riche-
lieu Torino Bocca. - E. Longin, Anne de Gonzague en Franche-
Comte 1641. Besangon Dodivers 1908. — G. Zulian. Le prime
relazioni tra il caid. Mazzarini e Veiiezia (NArchVen N. Ser. 17, 1 :
1642-49). — P. Foä, Condizioni gener. dell'Abruzzo c. 1647: solle-
\Hzi(ine di Chieti e Linciano. Roma. - F. Coci, I 10 gicjrni del
luglio 1647 aNapoli (Favilla. Perugia. 28, 1-2: Masaniello). — M. Ri-
408 K. SCHELLHASS.
gillo, La livoluzione 1647 a Napoli (ArSt 4, 1). — F Israel,
Adam Adami u. feine « Arcana pacis Westphalicae >> ^HSt 69) (war
auch in Rom). — J. Hergenrö ther, Handbuch der allgemeinen
Kirchengesch. 4. Aufl. ed. J P. Kirsch. 3. (Schlu.ss) (1650 ff.).
Freiburg i. B. Herder. — J. A. Taylor, Chri.stina of Sweden.
London Hutchinson. — P. Negri, Disegni di Cristina Ales^andra
di Svezia p^r un'impre.«a contro il regno di Napoli (ArchSocRom
32, 1-2:1656-58; Anh. 1. II primo soggiorno di Cristina in Roma
secondo le rdazioni dei residenti estensi. 2. Cristina a Torino). —
Ders., Cristina Alessandra di Svezia a Piacenza (BPiac 4, 5: 1656).
— W. Meier, [Kleve -Brandenburg u. die geistl. Jurisdiktion des
Erzbischofs von Köln 1661 ff.] (Beitr. Gesch. Herzogt. Kleve. Fest-
schr. Köln Boisserea). — F. Fehling, Die Europ. Politik des grossen
Kurfürsten 1667-88. Leipzig Quelle u. Meyer. — A. »Stapylton
Barnes, The man of the mask [Pregnani?]. A study in the by-
ways of history. London Smith Eider 1908. - A. Zimmermann,
Maria Beatrice Kgin. von England (HPBl 141, 1). — C'^ de F or-
bin, Toussaint de Forbin et l'election de Jean Sobieski (Le de-
buts d'une mission en Pologne 17'' s.) (RHD 23, 4). — A. M. Ga-
söl i, Le missioni dei gesuiti Segneri e Pinamonti nella dioc. bre-
sciana (1676) (Brisa 1, 1.2: Forts, folgt). — I. Acsady, La übe-
razione di Vienna dall'assedio turco 1683 e dell'Ungheria dal giogo
turco, fino alla pace di Karlovicz 1699 (aus dem ung:^r.). Firenzc
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la casa d'Austria e colle potenze maritt. durante il 2=' periodo della
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(ib.). — L. ProvanadiCollegno, Lettere di Carlo GiacintoRoero.
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(ib. 8). — M. Zucchi, Giornale ined. dell'assedio di Torino (1706
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grand. di Toscana .ArcliLomb 36. 503 ff.: 3 Dokk. 1710. 11). —
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des etudes monastiques >> de Jean Mabillon (R. Mabillon 1910 Mai:
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di Napoli (ArchSard 4, 1-2: Schluss) — G. La Pia na, Una rela-
zione inedita di un nunzio äpostolico in Francia sec. 18 (Ristorteol
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Le card. De Fleury, dorn Alaydon et dorn Thuillier (Docc. ined. sur
l'histoire du jansenisme dans la congregation de St.-Maur 1729-30)
(RBened 1909 Juli). — L. Fresco. Lettere ined. (in Udine) di Be-
nedetto XIV ai card. A. M. Querini (XArchVen N. Ser. 18, 1.2:
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combats du reg. d'Anjou-Infant. au cours de la guerre de suc-
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castro. Per la storia delle riforiiie della 2* metä 700 (St. Stör. 18,2:
Denkschrift von Marcello Venuti an den Papst c. 1750). — B. Be-
nussi, Croniche di Rovigno 1760-806 di P. Ant. Biancini (AMe-
Soclstr 25, 1-2). — L. Bittner. Chronologisches Verzeichnis der
österreichischen Staats vertrage. 2. Die österr. Staatsver. 1763 847
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(Ri Aless 2. Ser. 18, 35: 1788-93). — L. G. Pelissier, [Nota sopra
una corrispondenza ]ierdufa del card. Consalvi] (Bibliogr. niod. 1908
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de Napoleon II: Bonaparte et le directoire (darin Conquete de Pie-
mont). Paris Mericant. — Misennont, Le texte peu coiinu d'undoc.
pontif. important sur le sernient de liberte-egalite (RKtH 1910
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tutionnels (ib. 1909 März-Apr. : betr. Gemeinschaft mit Rom). —
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giosa] (RevFr 1910 Febr. 14).— A. de Montaiglon et J. Guif-
f rey , Correspondance des directeurs de l'ac. de France ä Rome avc c
les surintendants des bätiments: 16. 17. 1791-804. Paris Schemit.
— G. B. Ristori, Ultima malattia e niorte di Leopoldo II 1792
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sione di Ugo Basville. ministro della rep. di Frnncia, in Roma 1793
(ArchSooVerc 1, 3-4: Relazione). — A. F. Trucco, Intorno al
trattato di Cherasco (RiAless 2. Ser. 19, 37 : Dokk. 1795. 96). —
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paitelli (1796-815) (Arch HU 4, 4). - E. Rrita, Melchiorre Gioia
o Mattet) Galdi? (BPiac 5, 2: Ein M. G. schrieb Etfemeridi re-
pubblicane 1796: wer Autor?). — G. Ferretti. II Bt ttinelii e
l'assedio di Mantova 1796 (ArchLomb 3n,4: 2 Briefe B.'s an Denina
nach Berlin). — G. Parma, Le operazioni niilitari nel Veneto tra
Francesi ed Austriaci 1796 (Memi 2). — J. Boselli. La prise de
rii«' de Make 1798 racontee pir un tenioin oculaire (RiArald 1909
Sept.). — G. Sforza, Cartegsio deU'ainmiiiistrazione generale del
Piemonte con C. Botta e Gio. Giulio Robert, suoi ngenti presso
il governo francese a Parigi (MeAcTor 2. Ser. 59: 1799. 1800) (vgl.
410 K. SCHELLHASS
S. 412). — C. A. Lumiiii, Un libello antifrancese ed antidemago-
gico 1799 (Risörlt 2, 5-6). — E. Michel. II Viva Maria (Chronik
1799 betr. Grosselo) (Ri.'stor. Risorlt 1909).
b. Darstellungen und Aufsätze.
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II giansenismo in I.ombardia (Ristorteol 1909 Juli-Aug.). -^ L. Ri-
vera, Le condizioni poiit. in Italia 1700-09. e in particolare le re-
lazioni Austrc-pontificie avanti e dopo Toccupazione austriaca del
regno di NapoH (BSocAnt 2. Ser. 21, 24).-- M. Borgher^ini, II
governo di Venezia in Padova neU'ultimo sec. della rep. (1700-97).
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homnie (Victor-Amedee II) (Pages d'histoire et de guerre. Vol. po-
sthume. Paris Plön; vgl. H. Bordeaux, Le marquis Costa de Beau-
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torno dalla Sicilia di Vitt. Amedeo IL Torino Bocca. — F. Laban,
Eugen von Savoyen (DRu 1909 Nov.). — Schön, Der Übergang
des Prinzen Eugen über die Lessinischen Alpen 1701 (Einiges über
Operationen in Gebirge 3: Steffleurs Mil. Z. Wien 1908). — L. Se-
gato, Principali operazioni mil. sul versante merid. delle Alpi
fra Valtellina e Valsugana. JMilano Unione. — P. Accanie, La
rep. di Genova e la guerra per la successione di Spagna (Camp-
Piem 8). — 0. Scarzello, Corneliano, Piobesi, Monticello d'Alba
e Sommariva Perno negli anni di guerra 1704 08 (ib.). — E. Mi-
lano, La partecipazioJie alla guerra di succes^sione spagnuola della
cittä di Bra (ib.). — A. Piva, L'inizio della campagna 1704 in
Piemonte e l'assedio di Vercelli. Vercelli Gallardi e Ugo. — G.
Seh moller, Der Feldzug 1706 in Italien. Berlin Ehering. —
D. Carutti t,Il maresciallo Rehbinder (CampPiem 8 — C. Sal-
sotto, Fossano e la battaglia di Torino (1706) (ib.). — E. Casa-
nova, Contributo alla biografia di P. Micca e di Maria Chiaberge
Bricco, e alla storia del voto di Vitt. Amedeo II ib.). — F. Cri-
spolti, P. Micca e la battacrlia di Torino. Torino Barwalle e Fal-
conieri. — G. Boglietti. II card. Alberoni i^Scritti stör, e letter.
Torino Lattes). — S. Mnemon, La conspiration du card. Albe-
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Maffei (NArehVen X. Ser. 17,2: aus Dokk. 1714-21). — H. Carre,
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perior der Hollandsche Missie (ArchUtr 36, 1: 1776-85; Forts, folgt).
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803. London Longmans. — M. Cioni , Ant. Martini [Erzb. von Flo-
renz 1781-1809] e Ic siie relazioni con Casteltioientino (MisVEl 17. 3.
Nachtrag 18. 1) — E. Gentile. II trihunale deH'ammiragliato e
consolato (1783-808), da docc. ined. del r. arch. Napoh, con fac-si-
mile d'una supplica di Mario Pagano Napoli Jovene. — C. Mala-
gola, II terremoto di Calabria e Messina 1783 e l'ordine di Malta
(ArehSic N. Ser. 33, 4; vgl. S. 465 unten und III 2) ~ V. Lee,
The countes of Albany London Lane — J. Mac Caffrey, The
cath. church 1789 908. Dublin Gill. — P. DeLa Gores, Histoire
religieusede la revolution frany To. 1'. Paris Plön — A. Mathiez,
Les philosophes et la Separation de l'eglise et de l'etat 18" s. ex.
(RH 1910 Jan.-Febr). — F. Carrano, L'Italia 1789-870. Opera
ined ed. E. Carrano. Vol 1. 2: 1789-1820 Napoli Pierro. —
D. Sampson, [Pio VI e la rivoluz. francese] (Amer cath. quart.
R 1909 1910 Jan.: Forts). — A M P Ingold, Un eleve de
Pfeffel: Louis de Beer, gouverneur de Benevent (1777-823) Colmar.
— Die pächs. Bauernunruhen 1790 u der sächs. Geschäftsträger in
Turin (vgl. H Z 104 S. 684). — V. Casagrandi. II card. Fa-
brizio Ruffo e l'abbazia di S Sofia di Benevento (1791-99) (StCic-
caglione 2). — C. Latreille, L'oppo?ition religieuse au concordat
1792-803 Paris Hachette. — G. Rivera, L'invivsione francese in
Italia e l'Abruzzo Aquilano 1792-99 (BSocAnt 2 Ser. 21. 22-24:
Schluss). — J. Dehaiit, Pretres vietimes de la revolution dans le
dioc. de Cambrai 1792-99 Cambrai Masson. — P. Pisani, L'eglise
de Paris et la revolution: 2. 1792-9(5 Paris Picard. — A. Righi,
II conte di Lilla e remigrazion" francese a Verona 1794-96 Perugia
Bartelli — L. Cappelletti, Tna fidanzata di Napf>leone I: La
regina Bernadotte (RaN 1909 Dez. 16). — L. G. Pelissier, ün
incidentdiplomatiquea Florence 1794 (RNap9,3: Streit zw. Wyndham
412 K. SCHELLHASS
u. Carletti; vgl. ArchLomb 36, 2, 507 f.). — J. Turquan. Du nou-
veau sur Louis XVII. Solution du i^robleme Paris Paul 1908 (vgl.
C. Manfroni AlVen 8. Ser. 11. 7: Ablehnung). — G. Greppi,
Sarclaigne, Autriche, Russie (1796-802). Rouie Romana. — E. Costa,
Giov. Maria Angioi (Parteiführer in Cagliari) e l'assedio di Alghero
(Arc-hSard 4, 1-2. 1796). — Poussereau, Histoire du mareohal
Lannes, duc de Montebello, prince de Sievers. Nevers Valliere. —
Ch. A., Bonaparte en Italie (Feuilles d'hist. 1909 Febr. 1: 1796
P>osco. Pavia). — P. Bodereau, Bonaparte et la route d'Ancone
(REtH 1909; 1796). — Derrecagaix,L8 lieutenant general comte
Belliard (1796 in Italien). Paris Chapelot. — E. Barbarich. La
campagna 1796 nel Veneto: 1 La decadenza militare della Sere-
nissima; uomini ed armi. Roma Voghera — J. Nedopil. Gesch.
des 3. Entsatzversuches von Mantua 1796. Progr. Oberrealsch 01-
mütz. — E. Maltese, Cosseria (13 apr. 1796) Roma Laziale. —
I. Grassi, Del dipartimento del Trasimeno e del suo rappresen-
tante Ant. Brizi senatore e console deliarep. rom. (1797-800) (ArchRU
6, 1-2: Forts) — R. Ragioni e N Brancaccio, Gli Italiani
nelle guerre napoleoniche (Memi 2: 1797 ff) — G. Cassi, Perche
fu firmato a Passeriano il trattato di Campoformio ? (MeForog 5, 1).
— N. Gabiani, La rivoluzione astese 1797 Asti Paglieri e Raspi.
— A. Butti , Per i patrioti deportati in Dalmazia e Ungheria (Rilt
1909 Juni) — Schön, Der Angriff Alvintzis 1797 auf RivoU (Ei-
niges üb. Operationen im Gebirge 2: Steffleurs Mil. Z Wien 1908).
— W. Hardmann, A history of Malta durins the period of the
Freneh and British occupation 1798-815. London Longmans —
G. Degli Azzi, Un frate giacobino commissario di polizia nella
rep. romana 1798-99 (ArchRU 4, 4). — F N.. Santo Hossi cremo-
nese (ArchLomb 36, 564 ff : geb 1764; 1798 Padre repubblicano).
— G. Bottoni, Macdonald nelle campagne d"Italia 1798-99. Na-
poli Bevilacqua. — G. Beltrani, Trani e la r L'dienza provinc.
1799 (RaPu 24,8-12. 25, 1-2: Forts.) — S. Daconto, Giovinazzo
nel 1799 (ib 23, 11-12). — G.Sforza, L'amministrazione generale
del Piemonte e C. Botta (1799) (MeAcTor 2. Ser. 59) (vgl. S. 409 f.).
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7, 3: Hofer in Mantua). — Hirn, [Kaiser Franz 1810 betr. Andr.
HoferJ (Neue Tiroler Stimmen 1910 Jan. 19: Brief). — F. Guar-
d i o n e , Una lettera ined. [1810] di Maria Carolina d'Austria ; Una let-
tera [1813] del vic. gen. Franc, di Borbone al princ. di Castelnuovo
e Ruggtro Setlimo; 2 lettere [1813. 1823] di Carlo Cottone di Ca-
stelnuovo a Guglielmo Bentinck (Risorlt 2, 5-6). — Napoleone e
Jenner (vgl. NAnt 1909 Sept. 16 p. 344 f.: Brief J.'s 1813). — F.
Lemmi, La restaurazione in Italia 1814 nel diario di Hügel (BiRIt
6. Ser. 3). — P. Palumbo, II niinistro Maghella ai tempi della
prima guerra dell'indipendenza (RiSal 5, 7-9: da un carteggio). —
Docc. respicientia historiam ördinis [S. Augustini] in HoUandia et
Belgio (AualAug3: 1815 ff.). — G. P. Clerici. Intorno a 11 nuove
lettere ined. del Botta a G. B. Masgi e Gius. Poggi (Risorlt 2. 5-6:
1815-27; vgl. BPiac 5, 3 und üb. 8 Briefe B.'s an Mistrali Risorlt
2, 3-4). — L. Sauli d'Igliano, Reminiscenze della propria vita. Vol. 2°
(1821-1856). ed. G. Ottolenghi. Roma-Milano Albrighi Segati. —
V. Labate, Un decennio di carboneria in Sicilia (1821-31). Docc.
ib. — Lettere dei card. Pacca (1) e Consalvi (2) 1821 (S. Nicastro,
Sulla riforme 1750 segg. Anh.: St. stör. 18,2). — B. Croce. Let-
tere ined. di Pieiro Colletta a Gius. Poerio (ArchNap 34,3: Forts.
1822-23). — G. Gallavresi, Carteggio di Feder. Confalonieri ed
altri docc. per la sua biogr. Parte 1^. Milane Rivaita. — Ders.,
Dal taccuino di Fiüppo Ugoni (ArcliLomb 36,2: Reiseeindrücke des
Flüchtlings 1823 in England u. Irland); vgl. M. Lupo Gentile
Rilt 1910 Febr N. (Jhiarelli, II risorgimento naz. e il « Pri-
mato morale e civile degli Ilaliani» di Gioberti. Firenze Paravia. —
E. Solmi, Meditazioni filosof. ined. di G. 2 voll. ib. Barbera;
Giob. : La teorica della mente uinana. Torino Bocca. A. Co-
lombo, I.etterc! ined. di Angelo l'rofferio ad Em. Celesia. Cuneo
Galiniberti. — G. Mazzini, Scritli ed. ed ined. Vol. 5" (Episto-
lario 1). 6' (Politica 4"), 7" (Polit. 5"). Ed. naz. Imola Galeati. —
L. LaRocca, Istruzioni al march. Falletti di Casttgnole vicere
di Sardegna 1831-35 (StCiceaglione 3). ^ E. Spagni, IJn diario
ined. della rivoluzione 1831 a Pcsaro. Venezia Gir^ia. - A. 8an-
donä, La stampa prima della rivoluzione. Le domande di grazia
de' profughi (Rilt 1910 Juni: 1832. 44. 47). — A. Lazzari. Una
biografia ined. di lacopo Rufüni s,:ritta dal fratello Ottavio (ib.
1909 Sept.). — A. D'Ancona, Dairarch. Montanelli ^Spigola-
ture in arch. priv. 2) (N.Vnt 1910 Juni 1 : Brit fe 1833 fiF. an Gius.
Mont. von (hieirazzi, Nicolini etc., Manzoni, (Jiobtiiti etc., (Jiusti).
— La Pr^sf Radzi V il I -Cast el lane, Chronique de la duchesse
414 K. SCHELLHASS
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storia it. reo. 2: 1837 ff.). — A. Mang in i, II giornale «II Ro-
mito » di Livorno (Risorlt 2,2). — A. Neri, Vicende del giornalismo
in Genova (1838 ff) (ib. 2. 3-4). — La mort de Talleyrand (RDM 1910
März 1: Erzählung 1839 des Abbe Dupanloup). ~ C. Segre, [Die
Literatur des «Risorgiinento » u. der Folgezeit 1846-70] (Cambridge
Med. Hist. 11). ,— J. B. Martin et L. Petit, Synodi occiden-
talcs 1846-50 (J. D. Mansi, Sacrorum Concrliorum nova et amplis-
sima collectio cont. To. 43). Parisiis Welter. — L'autore de) T' pro-
getto ferroviario per il Lueomagno (BSvIt 31, 7-9 : Denkschrift
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ribaldine di N. Castellini (1848-66) (Bi. st. contemp. 2). Torino
Bocca. — M. Menghin i, Lettere di Garibaldi, Filopanti e Lemmi
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Levi Della Vida). Imola Galeati. — 'A. Labadini, Milane ed al-
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nelli (1848-49) (Slpigolature in arch. priv. 3) (NAnt. 1910 Juni 16:
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tario: Le campagne 1848.49 (ib. 1909 Juni 1: Schluss). — Gius. de
Galateo coniandante il 4° regg. di linea veneta sui servigi prestati
dalla sua legione 1848-49 (Risorlt 2. 5-6). — A. DaU'Oglio, L'as-
sedio di Venezia (1848-49) (RaN 1909 Juli 1: kurze Ricordi). —
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Guerrazzi ad un poeta maremraano (Risorlt 2,2: 1848-49). — A.
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stelli, II sistema elettorale di Rosmini (RaN 1910 Juni 16: Pro-
jekt 1848). - A. Serena, Una cronaca ined. del '48. Treviso
Turazza. — A. Vesentini, Scritti ined. (1848) del Montanelli;
Risposta (1849) della contessa di Belgioicso ad un'enciclica di
Pio IX ; Ritratto morale di Carlo Alb. dal fcdio del Friuli n. 102
(1849): (ili Ultimi momenti di Anita Garibaldi (1849; Dok.) (Ri-
sorlt 2, 5 6). — G. Vitaletti, La guerra «anta 1848 (Ma N.
Ser. 3: Briefe eines päpstlichen Soldaten). — F. Guardione,
Lettere inedite riferentisi alla spedizione r^iciliana in Calabria ;
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verno provv. di Toscana al presidente del gov. del regno di Si-
cilia (Risorlt 2, 5-6); Lettere (15; 1849) di Gius. Hopkins, con-
sole siciliano a Liverpool, ai commissari di Sicilia (ib. 3, 1-2). —
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nel Tortonese (JDer 24: Briefe 1S49). — H. Rumbold [addetto Le-
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tist (vgl. C. Sforza, Salotti torine.-^i dopo Novara : RaN 1909
Sept. 16). — G. Gallavresi, Lettere di L. Porro ad amici stra-
uieri (Risorlt 2, 3-4). — A. Mabellini, Di un carteggio ined. di
Ter. Mamiani conFilippo Luigi Polidori (Nozze Zanni-Ürbani). Fano
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(1851 S.) di T. Massarani. Voll. 1" e 2". Firenze Le Monnier (vgl.
NAnt 1909 Aug. 1). — G. Faldella, T. Massarani, Ricordi par-
lamentari. 3 voll. Firenze Le Monnier 1908-09; vgl. Faldella NAnt
1909 Juli 1 und S. 446 Z. 11 v. u. f. — E. Bontä, Lettera di Stef.
Franscini (1853) (BSvIt 31, 10-12). - D. Spadoni, Una relazione
segreta di Saffi sulla Irama railanese '53 (Rilt 1909 Mai). - G. Bu-
stico, Lettere d'un ufficiale it. dalla Crimea (1855-56) (Risorlt 2,
5-6). — Frau Carl v. Bunsen: Bei 3 Gesandtschaften. Memoiren
einer Diplomatenfrau (u. a. üb. diplomat. Kreise in Turin 1857-59).
ed. M. Gräfin v. Hagen. Berlin Siegismund. — U. .Mazzini,
Una ^toria di docc. mazziniani (RaN 1909 Okt. 16: Dokk. 1857). —
G. Rondoni, «II Piovano Arlotto », giornnle horentino 1858-62
(Risorlt 2,2). — G. Uzielli, Dai ricordi di uno stiidente garibal-
dino (1859-60) (ib. 2, 5-6; vgl. D. Guerrini 3. 1-2). — 1S59: Ser-
vizi sanitari militari etc. di Milano (Milaro Sanit. Suppl. 1909). Mi-
lano Lanzani. — F. I. Azari , Memoriale del battaglione della guar-
dia naz. di Pallanza (Verb 1,7). — F. Q, uin tavalle, Un nuovo
doc. della politici di Ca vour (Risorlt 2). F. Crispolti, Cavour
a Parigi 1859 (Corr. sera 1909 Apr. 14: Dokk.). — Lettera ined.
dl Alberto Leardi a Diodato Leardi (1859) (JDer 17). - E. Mi-
chel. Nuovi docc. sulUi rivoluzione del 27 apr. in Toscana (Risorlt
2, 5-6); vgl. V. Soldani, Pasqua di liberazione. Firenze Etruria;
G. Cecconi, Firenze Bemporad. — G. B. Morandi, Memorie no-
varesi suU'invasione austriaca del '59 (BNov 3). — Le Pr'" Napo-
leon. Journal de ma mission a Verone aupres de l'empereur d'Au-
triche [L.'s preüminaires de la paix 11 juill 1859] (RDM 1909
Aug. 1). — 0. Rizzini , [Corrispondonze inandate al « Tirnes>^ dr.l-
ri!:alia 1859] (Lettura 1909 Juni). — (t. Amicizii. Appnnti au-
tobiograf. del ])atriota tifernate Filippo Fantini (18591 1 ArchRL" 6). —
C. A. R i c e i o , St. Türr e un suo carteggio ined. (NAnt 1909 Sept. 16:
Türr-Sclavo Univ. Bibl. Genua 1860 flf.). - G. Locatelli Milesi,
L'e])opea garibaldina 1860 (Ricordi di Egisto Be/.zi): 1. I mille in
Sicilia (Trid 12, 1-2). — Pozzi, R(!miniscenze sulla campagna dello
Due Sicilie (in: In memoriam. Cremona Fezzi 1907). — T. Ma
riotti, La 2^ spedizione garibaldina ISJJO in Sicilia: Ricordi di un
supei-stite del regg. Malenchini (N.Ant lfK)9 Aug. l\. — A Luzio,
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13
416 K. SCHELLHASS
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E. Michel, üna lettera [1860] di Garibaldi agli studenti di Pisa
(ib.). _ L. Carcereri, Domenico Battiti veronese a Milazzo e
a M€S,<ina 1860 (ib. 2, 5-6: 2 Briefe). — [Lettera di Canzio pel
concentramento di truppe a Giardini] (Ra. contemp, 2). — U. A.
Amico, Autobiosratia di Ugdidena, ministro della Pubbl. Istr.
sotto la dittatura Garibaldi (ÄrchSicOr 6). — E. Verga, Torelli e i
carteggi politici perugini 1860 (ArchRU 5. 6). — Synodi onentales
1865-74 (To. 42 der S. 414 Z. 9 f. gen. Continuatio). — M. Bra nca,
Una lettera di Garibaldi (ArchSard 4, 3-4: 1865). — D. Guer-
rini e De Biase, Docc. su la campagna garibaldina 1866 (Ri-
sorlt 3, 1-2). — A. Redaeili, II Persano a Lissa. Dokk. Siena
Tip. nnova; vgl. Degli Alberti, Un'autodifcsa di P. Roma Ma-
nuzio. — G. Morin, Une lettre (1869) de Montalembert en reponse
a une brochure envoyee de Munich sur le concile du Vatican (HJb
31,2). — A. Knöpfler, Zur Rechtfertigung des Bischofs Hefele
(ib. 30,3: betr. s. Briefe an Döllinger üb. das Vaticanum). — M.
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ducadi Calabria e della duch. d'Orleans (Ra. ccntemp. 1). — A. Ber-
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Un martire dello Spielberg (Moretti) Padova Drucker (vgl. V. Tonni-
Bazza RomaSquarci); vgl. M. Lupo Gentile, Borsieri (dsgl. mar-
tire): RaN 1910 Apr. 1. -- G. Bourgin, Santa-Rosa et la France
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Bocca. — L. Cambini, Le origini dell' Indicatore Liv^ln(8e (1829)
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it. 1, 11. ~ R. Edleston. Napoleon III and Italy. 1. 1830-60.
London Bayley; vgl. F. A. Simpson London Murray. — L. Sa-
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41Ö K. SCHELLHASS,
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fini 1833 (NAnt 1909 Juli 16). — D. Spadoni, Mons Ciacchi e il
«Guglielmo Teil» a Macerata 1833 (Rilt 1910 März). — A. Man-
gini, Guerrazzi e la democrazia toscana (ToscGrand 4); vgl. G. Ca-
dolini Ra.contcmp. 2, 8. A. Toscano Catania Giannotta. - A.
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(BNov 3, 4). — Boyer d'Agen, Joachim Pecci d'aprei: la corres-
pondance de famille 1838-46. 2^ ed. Paris Michaud. — P. B arber a,
Gino Capponi, i suoi tempi e i suoi amici (ToscGrand 1) (vgl Giu-
lini Lista 1909 März-Juni). — G. Sonnin o, I fratelli Bandiera:
le cause della loro spedizione in Calabria. Cortona Sociale (vgl. F
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lizzato 1907 und R. Pierantoni. Pensieri di Altilio B. Risorlt 2>.
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3). — C. Pariset. P. Giordani e il gener. Torre (Risorlt 2, 5-6:
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Intra e Pallanza 1847 (Quelle Gius. Regaldi) (Verb 1, 10) — A
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lution 1848-49. Bd. 2. Freiburg i B. Herder — P. Jona, I moti
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F. Str., II 1° colpo di cannone, und R. Boccardi. — D. Mon-
tini, La pace di Villafranca. Mantova Rossi.
P. Marti, Don Liborio Romano e la caduta dei Borboni. Lecce
«D. Alighieri«. — M. Degli Alberti, Come cadde il 1° ministero
La Marmora, e come si formö l'ultimo ministero Cavour (Ra. con-
temp. 1,12). — G. Cadolini e G. Del Bono, La spedizione Zam-
bianchi nel territorio pontificio 1860 (Memi 2). — C. Pariset. Ca-
stelfidardo. Bologna Zanichelli. — N. Feliciani, La battaglia
d'Isernia (RiAbr 25, 3-4). — A. Emiliani, II brigantaggio asco-
lano 18ß0-61. Roma Coop. 1907. — G. Stiavelli. GH attentati
alla vita di Garibaldi (NAnt 1909 Sept. 16:1860 ff). — L Rau-
lich, Cavour e la preparazione dei Mille (Ra. contemp. 2, 7). —
G. Macaulay Trevelyan, Garibaldi e i Mille, trad. E. B. Do-
belli. Bologna Zanichelli. — F. Donaver, La spedizione dei Mille.
Genova Chiesa; vgl. F. Resasco NAnt 1910 März 1 und A. Nani
ib. 1909 Okt. 16 (Zusatz zu Finali). — A. Dallolio, La spedi-
zione dei Mille nelle memorie bolognesi. Bologna Zmichelli. —
A. Luzio. II milione di fuciü e la spedizione dei Mille (Lettura
1910 Apr.). — F. Part in i, Ciceruacehio. Roma Soc. ed. Laziale.
— A. Mangini, Gattai di Livorno (Risorlt 3 : einer der Mille). —
Guerrini, La missione dei conte Litt a Mondignani in Sicilia 1860
(ib. 2, 1). — F. Guardione, La Sicilia nella rivoluzione 1860
(NAnt 1910 Mai 16). — G. Romano Catania , L'entrata di Ga-
ribaldi in Palermo (ib. Mai 1). — G. Stiavelli, Chi entro primo
in Palermo il 27 maggio 1860 (Risorlt 2, 1). — F. Zapper t, Da
Palermo ad Aspromonte (Gargar 1). — G. Pomelli, Da Taormina
a Teano (ib.). — Calatafimi. Calataümi Comit. feste gariba'd.
R. Monti, Vitt. Em. II passa la 1' volta il Volturno (Risorlt 2,
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neta, Custoza e Lissa. Milano Soc. p. la Pace. - A. 0. Panizzi,
L'eroe dei quadrato di Villafranca (RiMillt 1907, 52:Ulbrich). —
G. Cadolini e V. Orsini, II 4° regg. Rossi ed il 2° batt. bersa-
glieri nella camp, garibaldina 1866 (Rrisorlt 2, 3-4). — R. Ragioni,
L'azione dei 1^ e 2° squadrone guide al ponte di Monzambano 1866
(Memi 2). — A. Emiliani, La battagha di Porto di Fermo o di
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frage. 2. Die Osnabrücker Fälschungen (ArchUtkf 2 : gelegentlich
Beziehungen zu Italien). - B. Sepp, Zur Fuldaer Privilegien-
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tale sabauda (Archlt 5. Ser. 45, 1 : 1003 ; die Kopie im Chartular
von Grenoble). — P. S. Leicht, Influenze di scuola in docc. to-
scani ?ecc. 11-12 (BSen 16,2). G. La Mantia, II primo doc.
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Ser. 17,2. 18,1 : mit 4 Dckk. 1126-87). - F. Salis, [Gründungs-
bulle (echt ?) des Bistums Kaminin 1140] (Untersuch, pommersch.
Urk.wefen 12. 13. Jahrh. 1 : Baltische St. N. Folge 13). — H. Kan-
t o ro w i c z, Über die dem Petrus'de Vineis zugeschriebenen « Arenge »
(MilÖG 34,4 : in Wien Hofbibl.j.
P. M. Baum garten, Beitr. zur Liste der Vizekanzler; Fiat ut
petitur (Verfüsung 1591) (RQChrA 1910,1-2). — F. Lanzoni,
Cuimen apostolicum (Ristorteol 4,10 : mit Bezug auf den Papst
seit s. 11). — L. Schmitz-Kallenberg. Die Umhüllung eines
päpsti. Breves 1453 (ArchUrkf 2). — G. Gatti, Tegole fittiü col
boUo d'Innocenzo II (BCARom 36. 37).
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tinen] ( Intermed. cherch. etcuiieux 1910 Apr. 10). — Th. Eich-
maun, Die Datierung in der Geschichtss'^hreibung des Deutschen
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nione, Milano, 1908) ;' Un'insegna araldica in Pescate 1675, e il
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Sulla parola «Fert» (auf Monete e ^tetnmi dei conti e duchi di
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vgl. F. di Broilo Nov.). — G. Gerola, Lo stemma di Moltrasio
e gli stemmi dei comuni it. Verona Chiamenti. -" R. Guerrieri,
II vero stemma comunale di Gualdo Tadino. Gualdo Tad. Tadi-
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4, 3). — L'antico stemiua di Trento (Alto Ad. 24, 153). — P. A.
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Aug.: 1808.09).— F. Foucault de Daugnon, Un errore nella
bandiera it. Creina Plausi e Cattaneo. — Ordine civile di .'^avoia.
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del gabinet to num. di Brera (BNum 7, 2). — A. Sambon, Re-
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monete mc. : monete ined. di Milano; Como (BNum 7).
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it. (BNum 7); Utia monota anonima della zecca pesarcse (Ra.
Num. 6, 3. 6). — G. Pansa, Un denaro ined. della zecca di CittaJu-
cale (BNum 7, 8). — E. .Martinori, Della moneta «papaiina»
del patrimonio di 8. Pietro in Tuscia, e delle zecche di Viterbo e
Montefiascone (RiltNum 22, 3-4.23,1: Schlu.ss). — A. Lisini,
Le monete e le zecche di Voltorra, Montieri, Berignone e Gasöle
(ib. 22, 2-4). — A. Balletti, I bairattini di Alfonso I d'Este nella
zecca di Reggio Em. (BNum 7, 4). — S. Ricci, A proposito del
lavoro incompiuto e uon jnai pubblicato di Bernardino Biondelli
SU docc. ined. della zecca di Correggio (ib. 7, 3). — R. A. Marini,
Zecche e zecchieri della casa di 8avoia. Contributo all'opera del
Promis (1841) (RiltNum 22, 2: im 1. Kap. Gli zecchieri e l'associa-
zione monetaria del sacro rom. imperio). — Ders., La zecca
di Pinerolo e dei principi Savoia-Acaja (ib. 23, 1). — 0. Rog-
giero, Delle relazioni fra le anticho zecche del Piemonte in
rapporto specialmente alle falsificazioni numismatiche (BSubalp
13, 6) — E. Motta, 2 docc. per lo zecche di Djsma e di Frinco
(RiltNum 22, 323: 1585. 1600). — R. Cessi, Docc.ined. sulla
zecca padovana dell'epoca carrarese (BMP 9, 6: Prozess 1389). —
L. Rizzoli jun., Di alcuni zecchini veneziani rinvenuti a Piazzola
sul Brenta (ib. 11, 6. Ra. Num. 6, 4). — P. Bordeaux. Les
sequins venitiens contremarqu^s de caracten sarabcs (RiltXum 23, 1).
A. Cuniett i, II denaro imjieriale d'Ivrca (1310-13) (BNum 7, 7).
— P. Caire, Dello scutu d'oro e dargento in Italia secc. 15. 16
(BNov 4, 1). — A. Agostini, Altra moneta ined. di Castigliouc
delle Stiviere (BNum 7,8). — P. Broecoli, Di altri 2 quattrini
di Astorgio III Manfredi siguore di Faenza (1488-501) (Rom 2 Ser.
5. 10-11) — G. Giorcelli. Seudo d'oro di P'ederico II Gonzaga
e Margherita. Paleologa. Milano Cogliati 1908. — A. Cunietti,
Varietä ined. di una lira di Em. Filiberlo duca di Savoia (Rilt-
Num 23, 1). — Monete gettate al popolo (ib. 22,325f. : 1646. 1701 etc. ;
Notiz). — P. Derege di Donato. Ordine di bat*itura di mo-
424 K. SCHELLHASS
nete ossidionali di Torino (1706) (CampPiem 8). — A. Telluc-
cini, Un « mezzo grosso» di demente XTI (RiltNum 23, 1). —
A. F. Marchisio, Studi sulla numismatica di Casa Savoia (ib. :
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G. B. Salvioni. II valore della lira bolognese 1551-604 (AMe-
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des Lombard. -Ven. Königreiches (Monatsbl. Num. Gesellsch. 309).
Falsi monetär! . nella chiesa di Piona (RiltNum 22, 325: 1574).
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and son Monthly Num. Circular 1909). — Album pontificale: Les
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ries pcntific. p. H. G. Stroehl). M. Gladbach Kühlen. —J. de
Foville, A quelle date Pisanello a-t-il execute la medaille de
Jean-Frangois I de Gonzague ?.... (R.Num. 1909, 3). — K Rizzoli,
Le piü antiche medasüe del Petrarca (PadPetr 2). — G. F. Hill,
Notes on Italian raedals (sec. 16) (Burlington Magaz. 1909 Apr.). —
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(Ra. Num. 6,6). — A. Solmi, II sigillo del re En/.o (ArchSard 4,
3-4: Dok. 1264). — L. Rizzoli jun., II sigillo dell'universitä degli
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sur l9s 7 ordre.s ecclesiast. (RHE 1909 Okt. 15. 1910 Jan. 15:
Schlusi) ; Le^^ « Sententiae » de Gandulphe de Bologne un resunie
de Celles de Pierre Lombard? (R. Neoscholast. 1909 Nov.; vgl. ib.
Aug. und N. R. Theol. 1909 Juli); vgl. üb. eine Gandulphushdschr.
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Aschendorflf. — F. v. Hügel, The mystical dement of religion as
studied in St. Catherme of Genoa and her frieiids. 2 vols. Göttingen
Vandenhoeck Ruprecht 1908. — A. Mariani, Bv^-llarmino ammise la
infallibilitä della chiesa nei « f atti dommatici»? (Ri^;torteol 5,10).
A. Sleumer, Index romanus (seit 1870). 4. Aufi. O.snabrück
Pillmeyrr.
M. Grab mann. Die Gesch. der scholost. Methode: 1. Bis s. 12
in. Freiburg i. B. Herder.
G. Morin, Le plus ancien « Comes» ou lectionnaire de l'eglise
roni. (RBened 1910 Jan. : in Würzburg) — A. Wilmart, Un missel
gregorien ancien (ib. 1909 Juli: in Casino). — C R. Paste, Rito
eu.sebiano (ArchSocVerc 1, 3-4: Forts.). — P. Wagner, II cnnto
liturgico sino alla fine del me. Siena S. Bernardino (vgl. P. W., 0
Roma nobilis: Kirchenmusikal. Jb. 1909). — P. A. Pidoux, [Sa-
cramentarium Erzbisch. Husro des Grossen von Besangon] (.Me. Soc.
emul. Juri 8. Ser. 2: vat. Bibl). — G. Golubovich, La Uturgia
francescana sec. L3 (LAm 6,12); vgl. Cerenioniale 1254 ArchFranc
3, 1. - G. Vale, Usi aquileicsi e cividalesi nella fe>ta della Pu-
rifica/ione di Maria (RaGn^g 1909 Jan. -Febr.). — L. S., Intorno
alla cerimonia della spada ad Aquileia iMelorog 5, 1; Brief 1750).
— M. Alessio, II giovedi saato in Caltanissetta. Caltanissetta
CastaMi-Petrantoni.
J. A. Endres, Die 9, Ho:ui1ie des hl. Anseimus HJb 30, 4). —
J. M. Vidal, Sermons prononce-» aux conciles de Cotistance et de
Bäle (RHE 1909 Juli 15). — Predic:xtori ticinesi (BSvIt 31, 1-6 •
Liste von Orazioni s. 19).
J. B. "^äwinüller. Lehrbuch des katholischen Kirchenrechts.
2. Aufl. Freiburg Herder — F. Heiner, Katliol. Kirchenrecht. 1.
Bd 5. Aufl. Paderborn Schöningh. — F. Zehetbauer, D.is Kir-
chenrecht bei Bonifatius Wien Kirsch. — F. Schö nstoi ner, Col-
leotio claustroneob.irgensis (Decreta siv;^ sententiae Alexandri III.)
(Jb. Stift Klostcrneub. 1909, 2). — G. Besta, Di una collezione
canonista palermitana (Circolo giurid. 40) — U. Berliert*. Un
canoniste oublie 14" s. : Henri de Vienne abbe de St. Vincent de
Metz, etc. (ReBened 1910 Apr.: Anh. u. a. Bullen Clemens' VII.
1380. 82. 84). — A. Galante, Efiicaci-i del diritto canoui.-o in
426 K. SCHELLHASS
Inghilterra (StCiccaglione 1). — Henggeler, Die Wiedereinfüh-
rung des kanonischen Rechts in Luzern zur Zeit der Gegenrefor-
mation. Luzern Räber. — Eherecht s. S. 430 f.
R. Genestal, Le proces sur l'etat de clerc 13^. 14« ss. Paris
Nationale. — K. H. Schäfer, Kanonissen u. Diakonissen (RQChrA
1910, 1-2: mit Bullen 1447-50). — G. Bonolis, La condizione
degli oblati secondo un eonsiglio ined. di Baldo degli Ubaldi (StCic-
caglione 1). ~ L. Salt et, Les reordinations (u. a. p. 290 ff. La
theologie de l'ecole de Bologne). Paris Lecoffre.
A. Franz, Die kirchl. Benediktionen im MA. 2 Bde. Freiburg
i. B. Herder. — D. Stiefenhofer, Gesch. der Kirchweihe 1.-7.
Jahrh. (VSMünch 3,8). — G. Gromer, Die Laienbeicht im MA.
(ib.- 3, 7). — E. Seckel, Studien zu Benedictus Levita (St. 7 T. 2. 3)
(NArch 35, 1.2: u. a. in 1 Hinweis auf ein nach 827 (?) abgefasstes
Poenitentiale Vallicell. II und Kanon bei B.). — H. von Soden,
Handschrift des pseudocyprian. Liber de rebaptismate (QF 13).
B. Albers, Elezioni pontificie (768-872) (Ristortecl 5,5). —
F. Gillmann, Simoniptische P.ipstwahl nach Huguccio (f 1210)
(ArchKKR 89,4). — J. Lulves, Machtbestrebiinsen des Kardi-
nalats bis zur Aufstellung der ersten päpstl. Wahlkapitulationen
(QF 13, 1). — E. Laehns, ßischofswahlen in Deutschland 936-1056.
Greifswald Abel. — R. Martini, Trieier Bischofswahlen (s. 10 in.
bis 12 ex.) (HSt 72). — E. Roland, Les chanoines et les eleciions
episcopales 1080-350. These. Aurillac Impr. mod. — M. Schuler,
Besetzung der Bistümer in den 3 rhein. Kirclienprov. bis auf Boni-
faz VIII. Berlin Blanke. — G. W ei gel, Wahlkapitulationen der
Bamberger Bischöfe 1328-693. Bamberg Schmidt.
E. Göller, Die päpstl. Reservationen u. ihre Bedeutung für
die kirchl. Rechtsentwicklung des ausgehenden MA. (Internat. Wo-
chenschr. 1910 Mrz. 12. 19). — E. Pereis, Päpstl. Patrimonien in
Deutschland zur Karohnger- u. Sachsenzeit (HAufZeumer). — A.
Pösclil, Bischofsgut u. Men'^a episcopalis. Beitr. z. Gesch. des
kirchl. Vern ögensrechtes. 2. Bonn Haustein. — H. Baier, Zur
Gesch. u. Bedeutung der Exemtion (Z. G. Oberrh. N. Folge 25, 1:
betr. Johanniterorden im Bistum Konstanz, bis s. 16 ex.). — G,
De IIa Porta, La giurisdizione episcopale sulle opere pie ospita-
liere sec. 18 in Piemonte (Anh. L' intern'. zione della visita di mons.
Balbis a Novara 1764. 65^ (BSubalp 13. 6).
P. Richard, Origines et developpement de la secretairerie
d'etat apostolique (1417-823) (RHE 1910 Jan. 15: Forts, folgt). —
A. Bellesheim, Verabschiedung (1908) der engl. Bischöfe v^n
der Propaganda (ArchKKR 3. Folge 13: geschichtl. Rückbhck). —
L'prigine della cosidetta « Rota » (Scuola catt. 1909 Febr.).
E. B. Krehbiel, The Interdict, its histury and its Operation.
Washington Amer. Histor. Assoc. — R. Köstler, Huldentzug als
Strafe. Kirch enrechtl. Untersuch, mit Berücksicht des röni. u. des
deutsch. Rechtes (KRAbh 62). — N. P au lu s , Hexenwahn u. Hexen-
prozess vornehml. 16. Jhdt. (vgl. HPBl 144, 8). Freiburg i B. Herder.
E. Göller, Die Einnahmen der Apostol. Kammer unter Jo-
hann XXII. 1. Darstellung. 2. Quellen (VatQGPHofFin 1). — E.
Hennig, Die päpstl. Zehnten aus Deutschland (1312-414). Diss. Halle;
BIBLIOGRAPHIE 19(19-10 " 427
Vgl. Doize EtComJes 111. — P. Viard , Histoire de la diino eccle-
siastique principalement en France jusqu'au decret de Gratien.
These. Dijon Jobard. — A. Mocci, Le decime cocl. sarde (.\rch-
Sard 4, 3-4). — L. Forrer, Le denier de S. Pierre en Ansleterre
(BNum 7, 7\ — L. Arbusow, Beziehungen des deutschen Ordens
zum Ablasshandel seit dem 15. Jahrh. Riga Hacker. — A. Kober,
Reclitl. Lage der Juden im Rheinland während des 14. Jahrh. im
Hinblick auf das kirchl. Zinsverbot (Westdeutsch. Z. 28, 2. 3). —
L. Simeoni, La polemica maffeiana per r«Impiego del danaro »
(StMaff: u. a. kirchl. Anschauung von der Ausleihe auf Zins).
R. Klee, Die Regula monachorum Isidors von Sevilla u. ihr
Verhältnis zu den übr. abendländ. Mönchsregeln jener Zeit. Progr.
Gymn. Marburg. — K. Stosiek, Das Verhältnis Karls des Grossen
zur Klosterordnung mit besond. Rücksicht auf die regula Benedicti.
Diss. Greifswald Adler. — E. Tomek, Studien zur Reform der
deutsch. Klö.ster 11. Jahrh. : 1. Die Frühreform (StMiSemWien 4).
E. Mar in i, S. Benedetto nella vita personale e nella vita dei
S3CC. (RiBened 5, 18). — Regula s. Benedicti. Ed. 5^ rev. F. Seg-
niüller. Einsidlae Benziger. — C. Butler, The rule of s. Bene-
dict (J. theological st. 11). — A. Wer m ingh of f , Die wirtschafts-
theoret. Anschauungen der Regula s. Benedicti (HAufZeumer). —
I Benedettini nella prov. dl Chieti e le loro celebri badie (Sacro
Speco 15). — P. Lugano, S. Anselmo e il monachismo benedet-
tino della congregazione beccense (RiBened S. Anselmo num. spec.) ;
vgl. G. Morin Ristorteol 5, 11. — B. Trifone, Ludov. Barbo
(1440) e i primordi della congregazione bened. di S. Giustina (Ri-
Bened 5, 18: Forts, folgt); vgl. G. Campeis Patavii Antoniana
und P. Lugano RiBened 4, 16. — P. Lindner, Gallia Benedic-
tina (-1789). Kempten u. München Koesal. — F. Curiel, Con-
gregatio Hispano-Benediciina alias ■^. Benedicti Valli.soleti (StMiBCO
30, 3: Forts.). — U. Berliere, [Zisterzienser-Suppliken (1342-52)]
(Zisterz. Chron. 1910 Febr.- März).
« Quatuor unum » S'U de antiqua ordd mendioantium unione
(AnalAug 3, 12). — Mortier, Histoire des maitres generaux des
fr. i^recheurs : index general (zu Bd. 1-4). Paris Picard.
Dokk. Augustinerorden 1295-1323 s. AnalAug 3 (dsgl. üb. böhm.
Klöster: wenig).
R. Bonghi, Franc. d'Assisi. 2^ ed. con pref. di P. Sabatier.
Cittä di Castello Lapi. — J. .Joergensen, St. Frang. Trad. du
danois T. de Wyzewa. Paris Perrin (Trad. it. Palermo Reber). —
A. G off in, F. dins la legende et dans l'art des primitifs It.
Bruxelles Van Oest. — Siehe weiter üb. Franciscus : LAm 6, 12 ;
Della Giovanna Ri. di Roma 13. 19; Le m mens Apologet. Ru
1909 Okt. und Wiss. ß-il. Germania 1909 Febr. 18; Scaramuzzi
Croeif. Redent. Treia 9; Albasini Bologna Garagnani; d'Ago-
stino Lanciano Tommasini. — B. Sderci, L'apostolato di s.
Fr. e dei Fraücescani. Vol. 1. Quaracchi S. Bonaventura. — U.
d'Alengon, Vie ined. de .s. Fr. ( .tFranc 22: Oxford; vgl. F. M.
Delorme ArchFranc 3, 168 f.). — L. Laurand, Le « Cursus »
dans la legende de st. -Fr. par st.-Bonaventure (RHh^ 1910 Apr. 15).
— F. Pennacchi, Legenda s. Clarae virgiais. Assisi Met:^stasio.
428 K. SCHELLHASS
— P. Sabatier, Les recits concern. la visite de Jacqueline de
Settesoli ä st. Fr. Paris Fischbacher. — L. Lern mens, Die älte-
sten Zeugnisse für den Portiuncula-Ablass (Ka 4. Folge 37); vgl. B.
K mitwaren ArchFranc2.3 und üb. die Kirche E. d'Alengon
EtFranc 11. —J. Merkt, Die Wundmale des hl. Fr. (BKultGMA-
Ren 5); vgl. Le Monnier MisFranc 11, 1; DoeUe ArchFrar.c
3, 1. — U. D'Alengon, S. Fr. surla science; sur la pauvrete (vgl.
F. Tocco, La questione della povertä sec. 14. Napoli Perrella).
Paris Poussielgue. — U. Cosmo, La contradizione francescana
(NAnt 1909 Aug. 16). - A. Della Torre, I fioretti. Torino-
Eoma Paravia. — C. Del Santo, I cantici volgäri di s. Fr. Na-
poli Sangiovanni; vgl. Affö MisFranc 11, 5.
L. Lemmens, Chronica fr. Jordani de Jano (ArchFranc 3, 1:
Schluss 1239-1359) — P. Cuthbert, Chronicle of Thomas of Ec-
cleston «De adventu fratr. minor, in Anglia ». London Sands; vgl.
L i 1 1 1 e Paris Fischbacher. — U. d'Alengon, Docc. sur la reforme
de ste. Colette en France (ArchFranc 2. 3). - Compendium chro-
nicarum (a Mariano de Florentia) (ib. 2. 3, 2: Forts.). — F. C. Car-
reri, Franc. Gonzaga intorno alla riforma del gran convento di
Parigi 1582 (ib. 2, 4). - Bericht an die Propaganda 1651 (Arch.
Pn^pag. 334 n. 168) (L. Lemmens, Aus den 1. Jahrzehnten der
thüring. Ordensprovinz: Jahresber. Schuljahr 1907-08. Fulda Kloster
Frauenberg 1908).
.R. Polticchia, I capitoli generali dei fr. min. tenuti in As-
sisi (Oriente seraf. 1909 Mai); vgl. 2 Kataloge von Ordensgeneralen
ArchFranc 2, 3 (Delorme ab Araules). — S. Mencherini,
Constitutiones generales a capitulo Perpiniani (1331) ed. (ArchFranc
2, 3. 4: Schluss).
Rene de Nantes, Histoire des spirituels dans l'ordre de S.
Frangois. Couvin St.- Roch. — H. Bohlen, Die Franziskanermis-
sionen von der Gründung des Ordens an. Fulda Kloster Frauen-
b?rg. — B. Todaro, I^religiosi (1260 ff.) neüa prov. di Vnl Maz-
zara. Palermo Äff. e Pubblic. — 1 Francescani a Napoli durante
la pestilenza 1656 (Oriente Seraf. 1909 Okt. 31). — A. Tini, Ri-
votorto (Assisi). S. Maria degli Angeli Tip. Umbra. — M. Falooi-
Pulignani, Le ciarisse di S. Paolo presso Spoleto in docc. sec. 13
(MisFranc 11, 3). — A. Vernarecci, I frati minori a Fossom-
brone (Ma N. Ser. 3, 4-5). — C. Mariotti, L'ord. francescano in
Matelica. Matelica Elzeviriana. — F. Lanzoni, I primordi del-
l'ordine francescano in Faenza. Faenza Novelli. — B. da Carasco,
La prov. francescana di Genova. Genova Ferrando; vgl. D. Cam-
biaso Genova Gioventü. — Frati minori nella prov. d'. Alessandria
(RiAless 2. Se-. 18,35). — P. M. Sevesi, Minoriticae provinciae
mediolanensis (seu Lombardiae) primordia. Genova Ferrando (vgl.
ArchFranc 2, 4). — L. Perez, Los franciscanos cii el extreme
Oriente (ArchFranc 2, 4. 3, 1 : Forts ).
G. M. da Monterotondo. Gl'inizi dell'ord. cappuccino e
della prov. romana. Roma SS. Concezione. — F. X. Molfino,
Cappuccini liguri scrittori ed arlisti. Genova Gioventü. — E. d'A-
lengon, La prima « Bibliotheca scriptorum » dei'Cappuccini (Mis-
BIBLIOGRAPHIE 19Ü9-l(t' 425>
Franc 11, 2). — Constitutiones monialium ord. Servorum 8. Mä-
riae (1497. 1638. 1648. etc.) (M. ord. Serv. 10).
H. BoehnKM-, Les Jesuites. Trad. G. Monod. Paris Colin. —
G. Huber, I Gesuiti. Roma Casa ed. artist. — Ph. H. Stoe-
ckius, Forsch, zur Lebensordnung der OselJsch. Jesu 16. Jahrh. :
1. Ordensangehörige u. Externe. München Beck. - H. Fouq u era y,
Histoire de la Conipagnie de Jesus en Frnnce (1528-762) : 1. 1528-7'5.
Paris Picard. — A. Astiain, Conipania de Jesus en la asistencia
de Espaua. T. 3^ 1. 1573-615. Madrid « Razon y fe ».
G. Guerrieri, I cavalieri Tem|.lari nel rogno di Sicilia (RaPu
25); vgl betr. England C. Perkins Engl. H. R. 1909 Juli. 1910 Apr.
und AmHR 1910 Jan. —F. Giraud. Girard fondateur dfs Hospita-
liersdeSt. Jean de Jerusalem. Aix Legras. — F. Pasini-Frassoni,
L'ord. di Malta a Ferrara (RiArald 1910 Febr.); vgl. betr. Voghera
dort März Cavagna Sangiuliani. F. Cinquetti, Nobiltä
e prerogative derivanti dal S. M. 0. Gerosc^limitano del S. Sepolcro.
2^ ed. Verona Cinquetti: vgl. üb. Titel RiArald 1910 März. Mai.
I. L. Neve, [Heiligenkult in der kathol. Kirche bis zur Re-
formation] (N. kirchl. Z. 21, 2). — A. [Beguet] de Serent, Ad-
ditamenta ad « Aquitaniam !Seraphicam » (ArchFranc 2, 3: betr. s.
17). — A. Poncelet. Le legendier de Pierre Calo (s. 14) (Anal-
Boll 29, 1-2: Calo de Clugia ord. Praed.). — W. Friedmann, An-
tiche leggende it. di santi nel ms. XXXVIII, 110 Bibl. naz. centr.
Firenze (Ges. rom. Literatur 14, 17 ff.). — L. Jordan, Die Eu-
stachiuslegende (Arch. St. neuere Sprachen u. Lit, 121, 3-4; vgl.
Monteverdi Stme 3, 2. 3). — V. Lee, Suor Benvenuta Loredan
di Cividale e il bambin Gesü (Leggenda sec. 18) (NAnt 1910 Jan. 1 :
Diario der Suor 1740).
A. Dufourcq, Ktude sur les Gesta martyrum romains : 4. Le
neo-manicheisme et la legende chretienne. Paris Leroux. — F. S a v i o,
Un santuario di Roma e il martirologio geronimiano (N. B. archeol.
crist. 15). — I. Schuster, IMartyrologiuin plnrphense (RBened
1909 Okt. 1910 Jan.). - G. Albarello. II cimileio « in clivum
cucumt ris » (betr. martiri venerati nel titolo « S Marcelli iti via
Lata » und betr. Primitiva Doinus eccle.siae a Roma). Aquila Vec-
chioni. — P. Nu voll, I martiri della Sardegna. Sassari Forni. —
P. G. M., La questione di s. Üoimo vesc. e mart. Quaracchi.
G. Loreta. I santi di Ravcnna. Bagnacavallo Ricrcnitorio. —
K. Lübeck, Ko.^mas u. Damianus (Ka 4. Folge 38, 3: gegen Deub-
ner für die gesch. Existenz). — F. Lanzoni, Gli « Acta s. Bar-
batiani piesb. et eonf. (Ristor 6). — E. Albe, La vie et les mi-
racles de .s. Amator (AnalBoll 28. 1 : M.s. früher in Lucca). — B.
Neri, S. Agnesc da Montepuleiano. Mimtep. Madonna della Querce.
— F. Lanzoni, S. Emiliauo di Faenza (Irländer) II Piccolo. Faenza,
1909 Okt. 31).— H. Schrörs, Ha» Johann (Jelenius ein- iiäpsil. Ka-
nonisationsbulle für den hl Heribert erfunden? (An H. Ver. Nieder-
rhein 89). — E. von Moeller. D.t til. Ivo als Schutzpatron der
Juristen u. die Ivo-Brüdcrschaften (H Viert 12, 3: auch in Rom etc.).
— Relatio translationis corporis h. Geminiani {nU Anh. zu dem S.
421 Z. 25 t. gen. Atlas). — F. Ghilardi, [Bilder von S. Vivaldol
(MisVEl 18).
4.30 K. SrHELIiHAS3_
A. Dubois, Notre-Dame de la Providence. Histoire et culte
(in S. Carlo Catinari zu Rom u. and. it. Kirchen). Paris St. Paul.
— J. Seitz, Die Verehrung des hl. Joseph in ihrer geschichtl.
Entwicklung bis zum Konzil von Trient. Freiburg i. B. Herder
1908. — P. M Sevesi, Storia del culto prestato al b. Barnardino
Caimi, fondatore del Sacro Monte di Varallo. Novara S. Gaudenzio.
— E. Lazzareschi, II culto del Volto Santo di Lucca in Ger-
mania («Die Kümmernisbilder») (Archlt 5. Ser. 45, 1).
0. Giemen, [Reliquienaberglauben] (Arcli. KulturG. 7, 2: Pre-
putium Rom etc.). — H. :\Ioretus, Les reliques de la cathedrale
d'Osnabruck 1343 (AnalBoll 28, 3). — Le reliquie dei ss Feiice e
Fortunato attraverso i secc. Chioggia Vianelli. — M. Serao, S.
Gennaro nella leggenda e nella vita. Lanciano.
3. Rechtsgeschichte. Staatsrechtliches. Agrar- und
W i r t s c h a f t s g e s c h i c h 1 1 i c h e s . Kommune.
Statuten (alphabetische Folge).
Sozialgesehichtlicbes und Handelsgeschichte.
Statistik.
B. Brugi, Per la storia del diritto romano (AlVen 8. Ser. 11,7).
— P. S. Leicht, Romana lex (StCiccagUone 1: Ausdruck im
Dok. 1075). — W. M. Lindsay, The notae iuris of Vat. R. 886
(MelChat). — S. Riceobono, Influenza d.-l cristianesimo nella
codificazione di Giustiniano. Bologna Zanichelli. — H. U. Kanto-
rowicz, Entstehung der Digestenvulgata (Z. Savigny-Stift. Roman.
Abteil. 30 (1909)). — A. Visconti, La vendita di fo^e altrui e il
plagio in diritto longobardo (Filangieri 1909, 7-8) ; II diritto volgare
e fönte lett. sec. 12 (RendILomb 2. Ser. 42,20: Novellette morali).
L. Genuardi, Eugenio III e la cultura giurid. in Roma (Mel.
Fitting 2); I giuristi sie. secc. 14. 15 anteriormente all'apertura
dello studio di Catania (StCiccaglione 1). — Himstedt, Die neuen
Rechtsgedanken im Zeugenbeweis des oberit. Stadtrechtprozesses
13. 14. Jahrh. Berlin Rothschild. — P. Del Giudice, Gabr. Verri
e la storia del diritto in Lombardia (RendILomb 2. Ser. 42, 20).
R. Zeno, Tutela della proprietä immobiliare in Sicilia nel me.
Catania Giannotta. — A. Zonghi, La tutela della proprietä comun.
a Fabriano sec. 13 (Ma N. Ser. 3, 6). — L. Parpagüolo, Del
sottosaolo archeologico (Rilt 1910 März : das Eigentumsrecht ; u. a.
Haltung der Päpste).
M. Conrat (Cohn). Arbor iuris des früheren MA. mit eigenar-
tiger Komputation (im Cod. Vat. 1352). Berlin Ak. Wissensch.
" G. Rossi, II matrimonio me. Bari Laterza. — A. Finocchiaro-
Sartorio, II luogo della celebrazione degh sponsali e lo statuto
di Cervia. Roma. — G. Ferrari, Diritto matrimoniale secondo le
novelle di Leone il filosofo (Byz. Z. 18). — R. Tri föne, La fa-
miglia napoletana al tempo del ducato (ArchNap 34, 4. 35, 1). — -
M. Roberti, Per la storia dei rapporti patrimoniali fra coniugi in
Sardegna (ArchSard 4. 3-4). — U. Inchiostri, II matrimonio a
BIBLIOGRAPHIE 1909-10 * 431
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Ser. 5, 1). — F. Ercole, Vicende stör, della dote romana nella
pratica nie. dell'Italia superiore (dsgl. inferiore) (Arch. Giurid. 9. 10) ;
vgl. Ri. it. sc. giurid. 45,2-3. — G. L. Andrich, Uua legitimatio
per rescriptmu pontificia (StCiccaglione 1: s. 13). — A. Veit, Zur
Gesch. des Caput Tametsi in der alten Erzdiözese Mainz (Ka 4.
Folge 38: betr. das Trienter Ehedekret 157S. 82. 1664).
P. S. Leicht, I mediatores de vadimonio (AlVen 8. Ser. 11, 8:
in Venedig); Coroiie e testinioni (MeForog 5, 1). — A. Diana, La
«oblatio libelli» in un doc. 1190 (ib.).
A. Checchini, I « con.^iliarii » nella storia della i>rocedura
(AlVen 8. Ser. 11, 8). — J. Kohler u. G. Degli Azzi, Das Flo-
rentiner Strafrecht des 14. Jahrb. (Anh. Strafprozess der it. Sta-
tuten). Mannheim Bensheimor. — I. Girard et P. Pansier. La
cour temporelle d'Avignon 14'' 15'' ss. Paris Champion. — G. Chiesa,
Processi roveretani (1487) (8. Marco 1, 3-4). — Q. Perini, Con-
venzione [fra diversi] per la estradizione dei delinquenti (KiTrid 9, 1 :
1538j. — F. Valerani, Processo penale a Casale sec. 17 (RiAless 2.
Ser. 18, 34: 1624). — F. G., L'officio di protezione dei carcerati
sec. 17 (ib. 18, 36). — H. Neu gebauer, Kriminelle Behandlung
von Häresie 1751 (FMiGTir 6, 3: betr. Baldironi aus Cavalese;
Notiz). -- A. Latte s, Le leggi civili e criminali di Carlo Feiice
pel regno di Sardegna. Cagliari Dcssi.
G. B. Guarini, Diritto internazionale nei capitoli angioini e
nelle prammatiche aragonesi dei regno di Napoli. Melfi.
K. Zeumer, Hl. röm. Reich deutscher Nation (betr. Reichstitel)
(QStVDR 4, 2). — E. E. Stengel, Den Kaiser macht das Heer
(HAufZeumer). — M. Krammer, Kurreohtu. Erzkanzleramt im 13.
Jahrb. (ib.). — E. Eich mann, Kirchenbann u. Königswahlrecht
im Sachsenspiegel (HJb 31, 2) ; Acht u. Bann im Reichsrecht des MA.
Paderborn Schöningh. — V. Samanek, Kronrat u. Reichsherrschaft
13. 14. Jahrh. (AbhMNG 18). — Renken, Angebl. Lehnseid Al-
brecht.s I. Halle Kaemmerer.
H. Schreibmüller, Pfälzer Reich.sminist.'iialcn (Jahresber.
Gymnasium Kaiserslautern 1909-11) (it. Quellen!).
A. de Francesco, Feudali^mo nel Molise tino alla caduta della
dominazione normanna (ArchNap 34. 35). — A. Perrella. L'ever-
sione della feudalita nel Napoletano. Canipobasso De Gagiia e
Nebbia. — G. Pon t randolf i, Leggi e co.stituzione dei regno
normaimo sotto Ruggiero II. Firenze ('asalanziana. — A. Finoc-
chiaro-Sartorio. Leggi di Corrado IV (1252, in Foggia) (StCic-
caglione 1). — A. Traverso, Formole feudali (ib.: s. 14-16). —
L. Bicocca, Successione dei fratelli nei titoli nobiliari nt'll'Italia
merid. (ib.).
R. Trifone, Dell'antica legislazione delle Due Sicilie (.\AcSc-
Nap 39, 2). — A. Anzilotti, Costituzione interna dello ptato fior.
sotto Cosimo I de' Medici (1532). Firenze Lumachi. ~ F. Mene-
s tri na, Legislazione civile nel dipartimento dell'AIto Adige (ArchAd
4, 2; vgl. dort betr. 1810 S. Def rancesco).
F. Racioppi e I. Brunelli, Commento alloStatutodel regno.
3 voll. Torinu. — J. Laraeire, Dernieres survivances de la sou-
14
432 K. SCH ELLHASS
verainete du St. Empire sur les etats de la monarchie piemontaise
(RH droit fran9. etrang. 33). — R. Caggese, Classi e comuni
rurali nel me. it. Vol. 2°. Firenze Gozzini. — G. Luzzatto, Vicinie
e comuni. Scansano Degli Olmi. — M. Roberti, Arimannie van-
daliche in Africa (StCiccaglione 1). — A. Checchini, Comuni rurali
padovani (NArcliVen N. Ser. 18, 1). — V. Inama, Formazione
dell'urbario della chiesa parr. di Castelfondo Valle di Non 1547
(ArchTrent 24, 3-4). — D. Reich, L'urbario di castel Selva e
Levico (ib. 23. 24, 1). — G. Gerola. II piü antico catasto di Pine
(Trid 11, 7: Forts.). — F. Alessio, Condizione econom. della chiesa
tortonese (s. 11. 12) (JDer 24). — F. Fossati, Per la storia eco-
nomica di Vigevano ?ec. 15 (Vigl 3). — F. Asquer, Una zona
rurale della prov. di Cagliari. Cagliari Dessi. ■ — G. Prato, 2 secc.
di vita agricola in una prov piemontese. Torino; L'evoluzione agri-
cola sec. 18, e le cause economiche dei moti 1792-98 in Piemonte.
Torino Bona. — V. Niccoli, Meleto (seit 1834) nella storia del-
l'agricoltura (MisVEl 17, 2). ^
G. Ferrari, Di alcune leggi bizantine riguard. ij litorale marino
e la pesca nelle acque private (RendILomb 2. Ser. 42, 14). —
D. G. G., 2 Trattati fra Casale, Verceili etc. per il bestiame (1651)
(RiAless 2. Ser. 19, 37).
R. Li vi, Schiavitü domestica in Italia nel nie. e dopo (Arch.
antropol. e etnol. 38,3). — A. F i n o c c h i a r o - S a r t o r i o, Gizyah
e Kharag : Condizione dei vinti in Sicilia durante la dominazione
mussulmana (insb. betr. proprieta fondiaria) (Arch. giurid. Serafini
10, 2). — G. Luzzatto, I servi nelle grandi proprieta ecclesiast.
it. secc. 9. 10. Pisa Spoerri ; Rustici e signori a Fabriano sec. 12 ex.
Milano Pirola. — A. Palmieri, Lavoratori dei contado bolognese
durante le signorie. Bologna Zanichelli. — F. Ercole, «Villanatico»
e servitü della gleba in docc. piaccntini secc. 12. 13 (BPinc 4,
5. 6. 5, 1). — A. BattisteUa, Ingenuo processo per Tassegna-
zione d'un servo di masnada J242 (MeForog 5, 1). — G. Zacca-
gnini, Vendita d'una schiava Orient, in Pistoia sec. 14 (BPist 11, 1 :
Dok. 1378). -^ A. Foscarini, Schiavi e Turchi in Lecce ^ecc. 16-17
(RiSal 5, 10-12).
R. Sorbelli, Alcune forme di reggimento federale e comunale
Pul finire dei me. nelle regioni montane dell' Italia sup. (insb. in
Frign^mo). Bologna Cacciari. — R. Broglio d'Ajano. Lotte so-
ciali a Perugia sec. 14 (VSWG 8, 2-3). — L. Giommi, Dei pri-
vilegi in Bologna sec. 18 (Rom 2. Ser. 5, 10-12: Kämpfe um
Freiheit von Zöllen etc.). — G. Sonnino, Industrie, uiarina e
commercio in Livorno (1737-90). Cortona Alari. — P. Picea, Editti
di jjapi e principi contro il rincaro delle pigioni (NAnt 1909 Dez. 1 :
s. 15 ex. ff.). — F. Aurelj, Questioni aniionarie di Roma: II mer-
cato del pesce (ib. Juli 1: mit bist. Notizen). — S. Valenti,
Privativa del pane di Dimaro (Nozze Vecchietti-Berti). Trento
Trentina 1908.
C. Laudani, Magistrature sicule (493-1500). Ribera Lavoratore.
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(ArchLomb 37, 1). — A. Visconti, Competenza in materia civile
delegata nl capitano di giustizia (Milano) (ib. 36, 4). — A. Tof ani,
Sull'uffieio e la professione di ragioniere a Firenze al tempo della
rep. Firenze Alfani e Vonturi. — R. Zeno, Vn capitolo di re Mar-
tino suH'acatapania catane^e i ArchSioOr 6, 2-3 : 1400; ein Amt). —
N. Angioi, L'istituto del barracellato [Aufsicht?] in Sardegna
sotto l'aspetto stör, e giurid. Cagliari Dessi.
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glione 1). — G. C. Montag na, L'origine delle capitolazioni (RaN
1910 Mai 16. Juni 1 : betr. Handel u. Konsulate). — V. Franchini,
Titolo di «Consul» in Ravenna l'alto nie. (Hsocfil 11). — G. Mi-
raglia, L'elezione del con.sole dei Genovcsi a Messina 1474. Pa-
lermo Sciarrino.
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glione 1). - F. Gabotto, Item di Biella 1245 (BiSubalp. 34,3.
CoriDus Chart. It. 23). — G. Michel i, Item di Boigo S. Donnino.
Parma Zerinni. — R. Zeno, Statuto calabrese di polizia rurale
(StCiccagliüne 1). — G. Zaüghi, Staluti di Caltagirone sec. 16.
Caltagirone Napoli. — M. Catalano Tirrito, I piü antichi capi-
tolidi Catania (1392) (ArchSicOr 6). — G. Magherini -Graz ia iii,
Statuti di Cittä di Castello (1261-73) (BUmb 15). — F. Guerri,
Statuto degli ortolani 1379 (FF. di storia cornetana 2). Roma Ber-
tero. — R. Caggese. Statuti della rep. fiorentina. Vol. 1": Sta-
tuto del capitano del popolo 1322-25. Firenze (ialiieiana — G.
Biagi, Capitoli della coinpacnia della Madama d'Or S. Michele
(BAFirant 5). — E. Rinaldi^ La donna negli statuti del comune
di Forli sec. 14 (St. stör. 18,2). — V. Mazzacane, II governo
com. di Laurino e gli st ituti ined. Catania Giannotta. — Statuten
Mailändischer Handwerksgenossenschaften s. 15-18 (vsl. NAnh 35, 1
S. 304). — A. Lizier, Statuti novaresi (vor 1402) (BNov 3, 5). —
P. MeneelieUi, Sull'antico comune di Pedenionte (Looarno) (B-
Svlt 31, 10-12: 1. Statuten 1473). S. F, La statnpa dei primi
statuti piacentini (BPiae 4,4). — A. de Boüard, Sur uu article
iiiedit d'anciens Statuts de l^ome (MelAH 30, 1-2: 1316). — O.
Nicodemi, Statuti ined. di Ro.-ignano (RiAless Appeud. Fase. 20-
21: Anh. Dokk. 1530 81; Forts.). — Statuti di Rovere (Ms., vgl.
AAcRov 15, 3-4 p. XCII). — F. La Mantia, Capitoli ined. di
Soiacca sec. 15. Sciacca Guadagna 1908. — Q. Senigaglia, Sta-
tuto dell'arte della mercanzia senese (1342-43) (BSen 16: Sehluss).
— Q. Perini, Dell'antico statuto di Trento (Trid 11, 10: 1340);
vgl. betr. 1599 ArchTrent 24.2. — B. Pitzorno, Consuetudini giu-
diziarie veneziane anterior! 1229 (MisV'en 3. .Ser. 2).
C. (irigioui, Costo della vita (1700 If.) in una cittä del Pi-
ceno (Ma N. Ser. 3,6). — G. Luzzato, Per la storia dei prezzi
me. (ib. 3, 4-5). — L. Dehio, t'bergang von Natural- zu ({eldbe-
soldung an der Kurie (VSWG 8,1). — F. G. Tenerelli, Finanze
434 K. SCHELLHA&S
comunali di Catania c. sec. 16 (StCiccaglione 1). — Gente che non
vuol pagare imposte nel '500 (BSvIt 3i, 151). — Questione finan-
ziaria in Alessandria sec. 17iRiAless 2. Ser. 18. 35). — C. Musatti,
Contieino d'un catfettiere venez. '700 (AtVen 32, 1 : 1752)
M. Schipa, 8opra una «societas» napolet. dei tenipi ducali
(AAcPont 39: im Pactum eines duca Sergio). — S. Pivano, «Con-
sortium » o « socie.tas » di chierici e laici ad Ivrea secc. 9. 10 (St-
Ciccaglione 1).
G. Carocci, L'arte degli albergatori e quella dei vinattieri (Ri.
fiorent. 1,9). — M. Faloci Pulignani, Le antiche cartiere di
Foligno (Biblfil 11, 3-4). — A. La uri, Carlo Lefebvre e l'industria
della carta nella Valle dei Liri. Sora D'Amico. — G Riva, L'arte
dei cappello e della berretta a Monza e a Milano secc. 16-18. Monza
Monzese. — L. Rizzoli, La Fraglia dei beccai a Padova e la statua
dei suo Santo protettore Padova Coop. -- E. M., Riposo festivo
dei macellai 1451? (ArcliLomb 36. 494: Dok.). — L. A. Cervetto,
La pelliccia in Genova nel costume, nelle leggi, ecc. Genova Rossi.
— C. Borgnino, Origini dell' industria dello zucchero in Italia.
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it. Beziehungen). — Contra bbando di sale ner400 (BSvIt 31). — C.
Musatti , II cronista veneziano dei '700 e le adulterazioni dei caffe
(Ri. teatr. it. 13,6). — A. G. Tononi, Convenzione tra Piacentini
e .Ferraresi per la navigazione dei Po (Piac. Istr. 1910: 1181). —
Silva, L'ultimo trattato commerciale tra Pisa e Firenze 1369 (St.
stör. 17, 3-4). — F. Ohmann, Die Anfänge des Postwesetis u. die
Taxis. Leipzig Duncker (vgl. Deutsche Gbl. 10, 10). — Itinerari dei '600
pel Gottardo e pel Sempione (vgl. BSvIt 31, 92 f.).
G. Bertoni, Postille al « Libro dei banchieri» (GLIt 54, 269
ff.). — H. Sieveking. Au'^ Genueser Rechnungs-u. Steuerbüchern
(SbWien 162) — B. Manzoni. Su obbligazioni commerciali as-
sunte da Milanesi negozianti in Genova (sec. 13) (Ristor 7). — N. T ar-
chiani, I Morgan fiorentini dei 300 e dei 400 (Lettura 8,7). —
G. Bigwood, Docc. (3) relaMfs ä une association de marchands
it. 13".14- SS. (BCBelg 78,3: 1299. 1303). —F. Jordan, De mer-
catoribiis camerae apost. saec. 13. These. Rennes Oberthur. — P.
Pecchiai, Famiglia di mercanti pisani nel 300 (St. stör. 17, 3-4:
Index). — N. Tamassia, Episodio dei commercio it. nel 300. Pa-
dova Gallina. — E. Tracconagl ia. Pistole et la France au ma.
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in Utrecht s. 13 (0 p p e r m a n n s S. 395 Z. 28 f . gen. Sclirift T. 2 Anh.).
— L. Caillet, Lyon et les Lucquois 15" s.: 1. Lyon et les mar->
chands lucquois etablis ä Paris 1418 (R. H. Lyon 4). — A. Segre,
Consigli econom. e tinanziari di un banchiere it. sec. 16 (VSWG 7,
3-4: Giov. Leon. Massone di Benevento u. Franz IT. 1559). — E.
Morpurgo, L'universitä degh ebrei di Padova sec. 16 (BMP 12)
(vgi. Corriere israel. 1908-9, 6-9). — G. Virzi, Un pagamento in
banco sec. 16 (StCiccaglione 1). — B Sanvisenti, D'una nuova
prova dell'estensione dei nome lombardo (ArchLomb 36, 509 f.: in
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ospitalieri in (jlualdo Tadino. Perugia Donnini. — A. Vesentini,
Asili d'infanzia in Mantova e una lettera [1842] di Enrico Tazzoli
(Risorlt 2, 5-6). — L. Delle Pere, L'asilo «Spina» di Saizana
(GLun 1,3). — Fundatio Scholae Piae in Alexandria (RiAlcss 2.
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Intra (1842) (s. ArchLomb 36.535).
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in Cosmedin 17. Jahrh. (RQClirA 1909, 3-4). - E. Magrini, Po-
polazione di Torino 1705 i^CanipPiem 8).
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(alphabetische Folge der Faniilien-
oder Ortsnamen).
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Palermo Gianni-Trapani. — L. De Baglion, Perou.se et les Ba-
glioni. Paris Paul (vgl. QF 11, 436). — U. Orlandini. Privilegio di
Marsilio da Carrara alla famiglia di Urbano VIII (RiArald 1909 Aug. :
c. 1300). — Lepontius, Famiglie nobili novaresi : 1. Bazetta. La-
veno-Mombello l'Infrangibile. — A. Bartoli, Nobiltä bevanate (Ri-
Arald 1909 Okt.). — F. Pasini-Fr as.?oni, Appunti sui Borgia (ib.
1910 Juni). — D. Sant' Amb rogio, Monunienti dei Botta in
Tortona (JDer 17) : Confortina di Brossano e la famiglia dolla fi-
gliuola dei Petrarca (Rist..r 1909 Okt. ; vgl. Oss. Catt. 1909, 34). —
Famiglia di Cano.ssa (RiArald 1909 Kov.). — G. Capellini. Fa-
miglia Capellini (GLun 1, 3), - G. Gerda (Q. Perini), Fram-
menti castrob;'.rcensi (ArchTrent 24, 3-4) ; vgl. S. Marco, Rovereto,
1 und RiTrid 8, 4. — F. Pasini -Frassoni, Famiglia di « Maria-
Stella » Chiappini (RiArald 1909 Juli). — G Presutti, Origini dei
castello di Riofreddo ed i Colonna sino a Landolfo I (secc. 12-13)
(ArchSocRom 32,3-4). — M. d'Argiano, Famiglia di Ersilii Cor-
tesi (geb. 1529) dei Monte (RiArald 1909 Aug.). — Familie Cuneo
d'Ornano. Ronen Gy. — F. G., Famiglia Ferrari in Alessandria (Ri-
Aless 2. Ser. 18, 34). — Antenati di Dante e la famiglia Fontana 8.
RiArald 1910 Apr. Mai. - F. Pasi ni-Frassoni, Libro d'oro dei
dmatodi Feirara (ib. 1909 Juni-1910 Juni : Forts.). — F. C. Car-
reri, I coppicri dei ducato d-'l Friuli (ib. 1910 Ajir.). — U. Orlan-
dini, Libro d'oro di Genova 1603 (ib. Mai). — C. Bul lo, I Gra.ssi di
Chioggia patrizi veneti. Venezia. — L. Randi, Famiglia Lenzoni
(Nozze Lenzoni-De Ojeda). Firenze Salesiana. — F. Pasini- Fras-
soni, Antenati di S. Alfonso de' Liguori (RiArald 1909 Dez.). —
F. Gab Otto, Ancora sui conti di Lomello (BSubalp 14, 1-3 : s. QF
10, 435). — L. Menghin-Brezburg, I Madruzzo nei 4 vicariati
in Val Lagarina (Eco de! Baldo 7). — S. Mannucci, S. Caterina
436 K. SCHELLHASS
da Siena e la famiglia Mannucci (RiArald 1910 Mai ; vgl. Rosario
25, 484-86). -- F. M. Fling, Mirabeau and tlie french revolution: 1.
The youtli of Mirabeau (Kap. 2 betr. Familie Arrighetti in Flo-
renz; s. 14-18 in der Prov^ence). New- York Putnana 1908. — G.
Borelli, Montecuccolo Friniate. Modena Formiggini. — L. Mon-
tevecchio di Almerici, Famiglia Montevecchio. Roma Danesi.
— E. Morpurgo, Famiglia Morpurgo di Gradisca suU'Isonzo,
1585-885. Padova. — A. Tea, Bernardino Lanino e i de Mortario
(ArchSocVerc 1, 3-4: Familie in Vercelli). — G. Sommi-Pice-
nardi, Le torri de' Picenardi. Modena Immacol. Concez. — P. Caf-
faro, Famiglie pinerolesi descritte negli arch. parroceh. di Pi-
nerolo 156")-604. Vol. 1°. Pinerolo Chiantore-Mascarelli. — C. A.
Bertini, Famiglie romane (Dal ms. di T. Araayden) (RiArald 1909
Juni-1910 Juni: Forts.). — A Bellin/ona nel 1439. Pairentele dei
de Sacco con i Castiglioni ed i Visconti (BSvIt 31). — C. Sala-
dini, Famiglia Saladini di Ascoli nel Piceno. Ascoli Pic. Arti graf.
— I. Mommeja, Verone-Vives et les Scaliger (R. de 1' Agenais
35, 4. 5). — I Serrassi e Davide da Bergamo (BBiBerg 2, 4). — L.
Arata, Sforza, conti di Borgonovo. Piacenza Tedeschi. — G.
Guelfi-Cama jani, Libro d'oro della Toscana. Vol. 2°. Firenze
Piccini. — Q. Perini, Famiglie nobili trentine : 17 Lodron di
Castelnuovo e Castellano (AAcRov 3. Ser. 15, 1 ; vgl. ib. 3-4 P.
Guerrini). 19 [sie]. Famiglia Partini (S. Marco 1,3-4). — Familiae
Vicentinae s. S. 389 Z. 12 f. — S. Monti,eFamiglia da Vinci (PSoc-
Com 72: Albero c. 1779). — G. Rossi, Correzione al Litta sopra
un Visconti (ArcliLomb 36, 491 f.: Uberto vesc. di Ventimiclia
1265. 71 zu tilgen ; 2 Dokk.).
5. Biograph ieen (auch Briefe)
von Schriftstellern, Künstlern, Geistlichen
und Ordensgeistlichen
(in chronologischer Folge).
G. L. Perugi, Aratore (Dichter c. 490-555). Contributo allo
studio della lett. lat. nel me. Venezia Patriarcale. — L. Foscolo
Benedetto, «Stephanus grammaticus» da Novara (sec. 10) (Stme
3, 3). — Solmi, Ugo di Porta ravvennate. Bologna 190S. — C.
Dell'Acqua, Di Lanfranco da Pavia maestro di S. Anselmo e
delle sue memorie (RiBened S. Anselmo num. spec). — F. Pa-
tetta, L'epitafio di Burgundio pisano (StCiccaglione 1: Jurist s.
12). — P. Fournier, Etudes sur Joachim de Flore (f s. 13 in.)
et ses doctrines. Paris Picard. — G. Ferretti, Roffredo Epifanio
da Benevento (Stme 3, 2: Jurist s. 13 in.). — I. Taurisano , La
b. Zedislava dei Berka 0. P. (1210-52). Firenze Domenicana. —
G. Bertoni, Ramberti no Buvalelli trovatore bolognese e le sue
rime provenzali (Ges. rom. Literatur 14. 17 ff. : 1221 t als Podestä
von Verona). — J. A. Endres. Geburt.ajahr und Chronologie in
der 1. Lebenshälfte Alberts des Grossen (HJb 31, 2). — P. Re-
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chologie B.'s. Münster Ascheadorfif. — A. Masci, La patria di
Tomniaso da Celano (ArehFranc 2, 3). - G. Gazzi. La patria
di fiate Elia Cortona Alari 1908. — X. Montebaur, Jean de
Monto.orvino 0. F. M. Bild aus dem Mission«leben 13. 14. Jahrh.
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sec. 13 (Bi. Studiosi 1). — K. Baeumker, Witelo: Ein Philosoph
u. Naturforscher 13. Jahrh. (c. 1260 ff. in Padua. Viterbo). Müuster
1908. - G. V o 1 p i , Sandro di Pippo/.zo (RiBiArch 20, 5-7 : betr.
Trattato del governo deila famiglia 1299).
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dena Barbieri 190S. A. Della Torre, Franc, da Barberino
(MisVEl 18, 1-2). — G. B. Festa, Galateo femminile it. del 300.
II reggimento e costumj di doana di F. da B. Bari Laterza. —
F. Novati, Una data certa per la biografia di fr. Jacopo de Ces-
sulis (Lista 3, 2-3: Autor des Ludus schacorum moralizatns geb.
0. 1275) ; vgl. Mazzi BBiBerg 3, 2-3. — A. Sina, Isidoro od Isonno
Federici nel sarcofago di Gorzone? (Brisa 1, 2). -- C. Cipolla,
Attorno a Giov. Mansionario (j 1837) e a Guglielmo da Pastrengo
(t 1362) (Mi.sCeriani). - F. Lo Parco, Niccolo da R<'ggio gre-
cista italiota sec. 14. Napoli Pierro (vgl. 8. 382 Z. 5 f.). - E Levi,
Ant. e Nicolö da Ferrara poeti e ucmini di corte del 300 (AD-
Ferr 19, 2). — G. Persico, Madonna Selvaggia (NAnt 1910
Febr. 1: von Cino geliebt). — L. Chiap))elli. Nuove ricerche
SU Cino: 1. Opere giurid. di C. (BPi.st 12, 1). — N. Quarta, A
proposito delle relazioni del Petrarca con C. ib. 11, 2: im Anschluss
an Dolla Torre's Behauptungen MisMazzoni). - M. Vattasso,
Petrarca (Stte 20). -- M. Jerrold, P. poet ;ind humanist. Lon-
don Djnt. — A. Medin, II succes.^ore del P. nel canonicato di
Padova (PadPetr 2: Ant. Turchctto). — E. Musatti, Leggenda
petrarchesca (ib.: betr. 1353). A. Solerti, GH argomenti a
l'Affrica (ib.: von Vergerio senior?). G. Curcio, Orazio Flacco
studiato da Petrarca. Catania Battiato. — K. Schneider, Die
Bibl. -P.'s u. ihre Schicksale (Z. Bücherfr. N. F. 1, 4). — L. Ma-
scett a- Carac'M . Dante e U « Dedalo » petnirchesco con uno
studio .sulle malattie del Petrarca. Laiiciano Carabba. — A. Zardo,
Di un errore tradizionale intonK» alla morte di P. (Archlt 5. Ser.
44, 2). — 0. Bacci, Su Gano di Lapo da CuUo (MisVEl 18, 1-2:
Dichter u. Freund P.'s). — E. Hutton, Boccaccio. London Lane.
— ■ S. Segalla, I sentimenti reli^iosi nel H. Diss. Bern. Riva Be-
nacense. — E. H. Wiikins, B.-studies. Baltimore Fürst. - H.
Hau vette, Le.s plu.s ancienncs traduct. franc;. de B. (Bit 9, 1. 3:
Forts.). — F. Nightingale •lone'^, B. and hi.s imititor.s. Chi-
cago Univ. Pres — E. Levi, Adriano de'Rossi (GLIt 55: o. 1315
bis s. 15 in., Litterat, Freund B.'s etc.); Per la biogr. di Lancillotto
Anguissola (BPiac 5, 1: Dok. 1340). — L. Auvray, Les deux
438 K. SCHELLHÄSS
versions it. de la legende de ste. Catber. de Sienne, par Raym. de
Capoue, ä propos du ms. it. 2178 de la bibl. nation. (Bit 10, 1).
— D. Perini, Trecentista fr. Girolamo da Siena e sue rime ined.
Roma Istit. Pio IX. — A. Cinquini, Un iraportante silloge di
rimatori it. sec. 14. 15 (Clnlat 5, 1 : in Cod. Regin ). — F. Ferri,
Poesia popolare in Ant. Pucci. Bologna. — L. di Francia, Un
po' di luce sul « Pecorone >> di ser Giov. Fioi-entino (GLIt 54, 3 :
verfasst zw. 1378 u. 97; der Name). — L. Frati, Dalmasio e
Lippo de' Scannabecchi e Simone de' Crocifissi (AMeDRom 3. Ser.
27 : Malerei s, 14).
F. Scandone, Notizie biograf. di rimatori della scuola sie.
(St. lett. it. 5. 6). — G. Zaccagnini, Rimatori e prosatori [pi-
stoiesi] secc. 13-15 (u. a. 11. II probabile autore delle Storie pist.)
(St. e ricerche di ant. storia lett. pist. 2: BPiet 12). — L. Frati,
Rimatori bolognesi del 400. Bologna 1908. — E. L., Ancora di
un rimatore piacentino anon. del '400 (BPiac 5, 2; vgl. 3, 6). —
G Gerola, 11 pittore Boninsegna da Clocego e la famiglia di
Martino (AlVen 8. Ser. 12,4). - R. Sabbadini, Henricus Hylas
Pratensis (RendILomb 2. Ser. 43, 7: Dichter s. 15 in.). — C. Bi-
sch off, Studien zu P. P. Vergerio dem Älteren (AbhMNG 15).
— R. Cessi, Notizie umanistiche : 2. (vgl. QF 11, 392). Un'av-
ventura di V. (GLIt 54, 3: 1409 in Venedig verhaftet). — Ders.,
II soggiorno di Lorenzo e Leon Batt. Alberti a Padova (Archlt
5; Ser. 43, 2: mit Dok. 1424); Notizie su Paolo Veneio (BMP
12, 3). — F. Sensi, Ancora di L. B. Alberti grammatico (Rend-
ILomb 2. Ser. 42. 11). — V. Cavazzocca Mazzanti, Un nia-
tematico di Lazise [Franc. Feliciano de Scolari]. Verona Betti-
nelh. - A. Zonghi, Gentile a Fabriano 1420 (Ma N. Ser. 2, 2).
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Klasing. — G. Biadego, Pisanus Pictcr (Nota 3^) (AlVen 8. Ser.
12, 2: 1425 in Mantua). — G. Poggi, I ricordi di Alessio Bal-
dovinetti (FrFior 1909, 1-2: Maler c. 1450). — R. Cessi, Cri-
stof. Barzizza, rr-edico sec. 15 (BBiBerg 3, 1). — R. Sabbadini,
80 lettere ined. del Panormita dai codd. milanesi (ArchSicOr 7:
c. 1426-32; Anh. Data della pubbl. deH'Ennafrodito. Lettere del-
l'Aurispa 1426 33. 53) ; ün cod. umanistico della bibl. civ di Lu-
cerna (BSvIt 31, 10-12: Guarinus Veron. Panormjta. Eneas Sil-
vius etc. etc.; Anh. 1. Alcune lettere del Panorm. e del Cremona. 2.
Collazione di alcune lettere del Piccolomini). — Bernardino da
Carasco, II b. Baldassarre Ravaschieri fr. min. (1419-92) ed il
suo culto. Genova Capurro 1908 L. di San Giusto, Gaspara
Stampa (cortigiana poetessa s. 15 Modena Formiggini. — S.,
Sul Piz^olpasso (ArchLomb 37, 1: Erzb. von Mailand t 1443; Bi-
bliophile). — Humanist Codro Urceo (vgl. 0 Giemen NArch
Sachs. Gesch. 30). — J. Freudenthal, Lorenzo Valla als Phi-
losoph (N. Jb. klass. Altertum 23^ 10). — R Valentini, Sülle
invettive di B. Facio contro V. (Clnlat 5, 1). — L. Frati, Due uma-
nisti bolognesi alla corte ducale di Milano: Tommaso Tebaldi ^Er-
eotele) Cambio Zambeccari (Archlt ö Ser. 43, 2).; Bornio e (figlio)
Gio. Gaspare da Sala (StMeUnBol 1, 2: Literat j 1469; Anh.
u. a. Libri di G. o a lui rubati). — A. Segarizzi, Un calligrafo
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440 K. SCHELLHASS -
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rino; vgl. I. Del Lungo NAnt 1009 Sept. 1. — E Solmi, Pe-
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dan (de Bethune) et L. (Bit 9. 10: Dynamik; vgl. ib. 10 La tra-
dition de Buridan et la science it. 16'^ s.). — L. Luzzatti, Ve-
roico conflitto di L. fra scienza e coscienza (NAnt 1909 Dez. 1 : Notiz ;
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di P. Aretino. Sassari Gallizzi — M. Olivieri, Damigella Tri-
vulzio Torclli, contessa di Montechiarugolo (1483-527). Parma Zer-
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un. Macerata — P. Tacchi- V entur i, I «eommentari '> e le let-
tere ined. di Ricci. 2 voll. Macerata — L. Frati, U. Aldrovandi e
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Franc. Pelrolliui ad Ul. Aldr. e Fi). Teodosio. Padova Semiaa rio
1908; 11 libro gi-Uo di Pietro Ant. Michiel (AtVen 33, 1: Botanik).
— N. Ruggieri, Maffio Venier arcivcsc. (di Coifu 1583) e letlerato
vaneziano del '500. Udine Bo^etti ; vgl. A. Pilot Fanf. Domen.
31, 47. — , F. M. Mirabolla, Sebastimo Bagolino poeta lat. ed
erudito sec. 16 (ArchSic N. Ser. 34: Forts.). — G. Sterzi. Giulio
Casseri anatomico e chirurgo (c. 1552-616) (NArchVcn N. Ser. 18,
2: Forts, folgt). — G. F. Gamurrini, Delle amorose poesie di
Capoleone Guelfucci (BUmb 15). — Opero di Giord. Bruno. 6 voll.
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des Galileihandels (HPB! 145, 1. 2: gegen Riohl). - A. Favaro,
Lettora ined. di G. concern. il « Simplicio » dei massimi sistemi
(Arch. Ge.sch. Naturvvissfnsch. Technik 1); Amici e covri:^pondenti
di G. : 24. Marino Ghetaldi (AlVen 8. Ser. 12, 4). — G. Naccari,
3° ceaten. deU'invenzioiie del cannocchialc (AtVen 32, 2, 1) (vgl. C.
Flammarioii R 1909). — A. Paoli, Li scuola di G. nella .storia
della filosofia. Dokk. Corrispondenza del Grandi col Ceva. Pisa.
Vgl. S. 407 Z. 29 ff.
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rabba. — L. Venturi, Studi su Michelang. da Caravaggio (Ar
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— G. Nascimbeni. Tassoni e le donne (ib. 2, 11). — F. Bene-
ducci, Pensiero e arte di Traiano Boccalini nei «Rag^uagli di
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mon. di S. Caterina in Morlupo (1573-645). Firenze Domenicana.
— L. Accattatis, Camy)anella poeta. Cosenza. —.1. Kvacala,
Protestantische gelehrte Polemik gegen C. vor seiner Haftentlas-
sung. Jurjew Mattiesea. — M. Hamon, Vie de St Frang. de Sales.
Nouv. ed. p. .Gonthier et Letourneau. Paris Gabalda. -
C. M. Viglietti, Vita sale-jiana. S. Benigno Canavese Libr. D.
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Cleves (RSav 49. 50). — I. F^ Gonthier, l.a peste 1629 et
St. Fr. (ib. 48: Briefe). — N. Di Cagno-Politi, Rinascenza va-
niniana. Trani Vecchi. — G. Porzio. Antologia van. preced. Vita
di Vanini. Lecce Giurdignano 1908. — F. Vatielli. La «Lyra
Barberina» di G. B. Doni. Pesaro Nobili 1008. — G» Locatelli,
442 K. SCHELLHAS9
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battaclie (BBiBerg 3). — G. Brognoligo. Vita di un gentiluomo
it. del 600 (St. lett. it. 8 : Pietro P. Bissari Vicentino 1585-1663). —
A. M. Bianconi, Franc, de Capillas 0. P. protomartire del'a Cina
(1607-48). Roma Ist. Pio IX. — A. Giulini. Lettera ined. della
«Signora di Monza » (ArchLomb 36, 502f. : 1646). — U. Mazzini,
Feliee Zacchia da Vezzano e alcune statue lunensi (GLun 1, 2:
t 1666). — A.' Visconti, Particolare ignorato della vita di
Carlo M^ Maggi (RendILomb 2. Ser. 43. 6: Dok. 1677). — R. Pit-
taluga. Franc. Redi naturalista (Rilt 1909 Aug.). — G. Ferretti,
R. 6 P. Segneri (GLIt 55, 1: Brief S.'s an R. 1678). — C Bul-
garelli, P. Fulvio Fontana S. J. modiglianese, compagno e suc-
cessore nelle missioni del p. Segneri. j\Icdigliana Sociale. ■ — V. Vir-
gili, Pasquini musicista aec 17. Pe.=cia Nucci 1908. — G. Sforza,
Musico de' principi Cybo (GLun 1. 2: Margaritono f 1679); vgl.
A. Del Vita. Arezzo Sinatti. — F. Ceretti, F. Bonaventura da
Pasitano min. oss. (f 1703): Memorie di Franc. I Papotti. Parma
SS. Annunziata. — A. J. Corbierre, Lettres ined de Mabillon
(Almanach bened. 1910: u. a an Magliabecchi). ~ P. De Nolhac,
[Dssl. an Ciampini] (MelChat). — U. Berliere, M et la Belgique
(R. "Mabillon 1908 Aug. Nov : auch Brief (n. 30) von Tanari In-
ternuntius in Brüssel 16^2). — G. Minasi, Giov Andrea Monreale
arciv. di Reggio Cal (1696). Grottaferrata Badia S. Mio
-F. Visconti, Letterati vJaggiatori see. 18. Ariano. — W. Hill
and A. E., Ant. Stradivari 1644-737. London Macmillan. — F.
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siero di V. intorno alla natura della lingua e aH'ufficio delle lettere.
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scani (ArcliFranc 3). — C. Goldoni, Opere complete. ed. Muni-
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Julii 1, 3). — A. Belloni, G. e Cicognini (Fanf. Domen. 32, 4).
— A. Ravä, Sonetto poco noto di G. (ib. 31, 39: 1762); Un ar-
lecchino naturalista (BMB 5, 4: Franc. Zanuzzi, J'reund G.'s). —
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(Erbeilar 5, 6-8). — A. Schia vo-Lena, Relazioni letterarie tra
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vgl. E. Sack, G. B. und Domenico T. Hamburg Clarniann. — G.
Pontiggia, L'opera f^losofica di Maffei (StMaff; vgl. doit u. a.
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stör, ed archeol. di M. ; vgl. S. 411 Z. 1). — C. Pfriaet, Autoritratti
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Passeroni in Germania (Rilt 1909 Nov.: 1760. 61). -M. Udina,
Aless. Verri e Gianrin. Carli: Lettere ined. (PIst 7); Li un'amicizia
di Ces. Beccaria (ib. 7, 8-9: Brief an Carli 1770; vgl. F. N. Areh-
Lomb 37. 1, 231 f.). — B. Ziliotto, 366 lettere di C (ArcheTr 3.
Ser. 5: Forts, n. 87-156, 1765-71). — E. Bert an a, C. Castone
Della Torre di Rezzonico (in: In Arcadia. Napoli Perrella). —
G. Cresoimanno Tomasi, La « legge eterna » nell'educazione del
Parini. Caltanissetta Divenire Artist. — G. Bustico. Poeta bre-
sciano imitatore del P. (Durante Duranti 1718-80) (AAcRov 3. Ser.
15: Anh. Briefe u. a. an Algarotti, Voltaire, Victor Amodeus III.).
— R. Engelmann t> [^ lettere a Filippo e Rudoltino Venuti]
(Arch. Kuiturgesch. 7, 3). — A. Pighi. Gaet. ^Spandri astronomo
verone.se (Verona fed. 38, 222). Verona Nigrizia. — G. Degli Azzi,
Gius. Belforti erudito perugino s.-c. 18 (BUmb 15: Historiker,
geb. 1731, t 1807). — G. F. Marini, Gius. Nember (Hi^toriker
geb. 1752). Cremona Motini. — G. Cavazzuti, Lt'ttere (1779-89)
di Vannetti e Tiraboschi (Nozz" Mondolfo-Sacerdote). Modena Fer-
raguti. — Due lettere di Franc. Soave (BSvIt 31: 1779.86). —
E. Bertana, V. Alficri, Vita scritta da es?o. Napoli Perrella. —
N. Vaccal luzzo, L'opera poetica di A. Livorno Giusti. — I. Mar-
ti nes. La donna nella vita e nelle opere di A. Mistretta Progresso.
— F. Napoli, Ambrogio Soldani (Naturforscher) (t 1808' (Me. Ac
IS'. Lincei 27.28). — L. C. Stivanello, Corainediografo dimenti-
cato (AtVen 32: Federici di Garessio y 1802). - A. Bertoldi,
Poesie scelte di Monti. Firenze Sansoni 1908. — F. Pasini, Un
discorso di .M. in Arcadia (Pro ciiltura. Trento, 1: 1781). — G. Im-
bert, Postille ined. di M. alle rime dei primi arcadi (in: Notereile
lett. Catania Giannotta). — La Pulcella di Voltaire trad. dal M.
(BBiBerg 3, 1). — Vgl. S. 445 Z. 1 f . — P Molm enti, Alemanno
Gambara o Giac. Casanova (Lettura 1909 Dez.). — Ders., Car-
teggi casanoviani (Archlt 5. Ser. 45, 1: Briefe 1788-92). — A. Ra vä,
Fallimento di un console veneto a Trieste e una let(era di C.
(AtVen 33: 1782). — E. Morozzo della Rocca, Corrispondenza
di Meyranesib cun DogHo (BSubalp 14: Forts.; 1785. 86). — G. Bar-
zellotti, Goethe in Italia (Ri. lett. ted. 1909, 5-8). — E. Zani-
boni, Un complotto goethiano a Roma per il «Tassoe contro il
444 K. SCHELLHASS
« Werther» (ib. 1910). — F. Noack, Aus G.'s röm. Kreise (Goethe-
Jb. 30). — A. Foa, Herder in Italia (Rilt 1909 Aug.). — L. G. Pe-
lissier, Albanyana (Bit 10, 1: u. a. Briefe der Gatten Cicognara).
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S. Giuseppe. — G. Chiarini, Foscolo (Einl. G. Mazzoni). Firenze
Barbera (vgl. E. Franceschini RaN 1910 Apr. 10 S. 536 ff.). —
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brighi Segati; s. E. Levi Biblfil 11, 3-4 («Saggi sul Petrarca»).
L. Morandi G. d'It. 1909 Juli 20 (betr. Druckfehler in Vers 184
der Sepolcri; vgl. Tolomei RaN 1909 Aug. 1). Manacorda Fanf.
Domen. 1909 Aug. 1-5 (« Sepolcri »). Surra Novara Parzini 1907 (L'al-
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in ottava rima (Foscolo) (opusc. nuziale). Torino Palatina. — E. Levi,
Per F. (Ra. bibliogr. lett it. 17, 4-6: F.'s Arbeiten in engl. Zeit-
schriften; vgl. 17, 10 12 F. e Hobhouse etc.). — 0. Bacci, Scam-
poli foscoliani (Fanf. Domen 31, 46: Urteile üb. F. ins. Zeit) —
L. Chiarelli, Sui versi sciolti e sulle lettere di S. Bettinelli (BMB
5, 5. 6, 1; vgl V. Mazzelli Erbellar 5, 4-5). — G. Locatelli,
Mss. dell'ab. Mangili (1767-829) (BBiBerg 3, 2-3). — G. Cogo, Vinc.
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Ludwig Fernow (1794 in Rom). Leipzig Haessel 1908 — L'atto di
morte (1795) di Cagliostro (vgl. ArchSic N. Ser. 34, 239 f.).
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peu de St. ined. : Petite recolte de notes marginales (Coir 1909
Sept. 25: in Rom erworbene Exemplare; vgl. Paupe Mercure
France 82, 300). — P. Arbelet. üne lettre de St. au prince Ode-
scalchi (MelAH 29: 1819). — R. Kühn au, Quellen-Untersuch.
zu St.'s Jugendwerken: Haydn Mozait (1S14). Rome Naples Flo-
reme (1817). Diss. Marburg. — M. T. Porta. Madame de Stael
e r Italia. Firenze Gonnelli. — N. Bernardini, Francescant.
D'Amelio: I suoi tempi e le sue opere. Lecce Giurdignano. — A.
Neri, Opuscolo sconosciuto di Giov. Fantoni (GLun 1: Discorso
Franklins übersetzt). — U. Mazzini, Una lettera e versior.e poe-
tica di Labindo (ib.: 1805). — H. Lapauze, Roman d'amour de
M. Ingres (RDM 1910 Mai: seine Briefe aus Rom 1806. 1807); vgl.
Boy er d'Agen Grande Revue 1909. — C. Segre, II salofto di
lady Holland: ospiti inglesi; ospiti it. (Pecchio, Canova, Foscolo)
(NAnt 1910 Jan.: im Ansclilus^ an Lloyd Sanders. Holland House
cercle und das Journal of Elizabeth Lady H.). — L. Volpis, Carli-
Rubbi (PJst 7. 8: Historikers. 19 in.). — M. Orza, Matteo Angelo
Galdi, con append. di lettere diplomatiche ined. Napoli. — F. L.
Mannucc i, Giacomo Lari ; G. Sforza, Lor. Molossi (CLun 1, 3:
BIBLIOGRAPHIE 1909-1(^ 445
Scrittori Lunigiani s. 19 in.). — U. Dallari, 2 lettere di Monti
(RaN 1909 Aug. 16: 18151 (vgl. S. 443).— G. Cocco, Ricordi di
Boccaccini (BPist 11: Sänger u. Maler y 1871). — P. E. Corelli,
Scritti po^tumi di C. Leardi. Tortona Ro^^si ; vgl. Fanf. Dom. 31,
31. 32. — M. Simonis, Diodata Saluzzo (RaN 1909 Aug. 1:
Scblussi. vgl. QF 12, 431). - G. Ferretti, Pietio Giordani 3
Pit'tro Custodi (BPiac 4, 6: 3 Briefe 1816. 34; vgl. 5, 90). — Let-
tere '7) di Urbano Lampredi e di Giordani a Sav. Scrofani (Ri-
BiArch 20, 9-12: 1824-30). — E. Pistelli, Lettere (24) di G. ad
A. Checeucci (MisVEl 17, 3: 1837-46; Anh. üb. die Briefe G.'s an
Ligi); vgl. üb. Checeucci Moscardi BSocAnt 2. Ser. 21, 23 (ans
MissVEl). F. Marimö, La «neuraste;iia» di G. Perugia Pern-
gina. — L. G. Pelissier, Deux lettresde Leop. Cicognara (NAnh-
Ven N. Ser. 18: 1816. 23 an Maler Fabre). — E. Viterbo, S let-
tere di Costanza Monti-Perticari a Gius. Mamiani (GLIl 55, 2-3:
zw. 1817 u. 20). — G. Rabizzani, Chateaubriand. Lanciano Ca-
rabba. - M. Simhart, Byrons Einfluss auf die it. Literatur (Müncli.
Beitr. roman. engl. Phil. 45). — A. Callegari, B. e Wordsworth.
Roma Bertero. — Z. Vitale, Shelley e le sue nuove lettere. ib.
Colombo. — A. Bau mg artner, Pellico (Stimm. M. Laach 76). — T.
Barbini dsgl. Pistoia (L'animo e Parte). — A. Ojardias, [La ba-
ronessadi Barante'j (J. Debats 1909 Sept. 19; vgl. ArchLomb 30, 3,
266 f.: Gönnerin Pellicos). — Tre lettere di Tommaseo a Rcsmini (Ri.
Rosmin. 1910). - F. Phalories, Rosmini. Paris AUan 1908. — G.
Bozzett i dsgl. (aspetto cstet. lett.). Roma Forzani; s. weiter üb. R.
(Verhäitn. zu S. An.selmo; Gioberti; Urteil von Manzonis figliastro
Conto Stampa) Ri. Rosmin. 1909. — .M. Manf roni . L'ultima ma-
lattia di R. (RaN 1910 Jan.). — A. Custödero, Questioni man-
zoniane. Melti Insabato : vgl. Gallavresi Lista 3, 1. — Lettere
ined. di Carlo Promis (Ri. di Koma 13, 23: u.a. aii Gioberti). —
L. Faeso, Carlo Varese (1792-866) iJD.'r22: Romanziere ; storico;
Politiker). — A. Momigliano, L'opera di Carlo Porta. Cittä di
Castello Lai)i (vgl. Marzocco 14, 33). — C. Nardu lli, Amed. Ra-
vina, poeta patriota 1821. Noci Cressrüi. — C. Pitollet, Littre
de Baroldo, collaboratear de N. G. Biagioli a N. H. Julius (Bit 9:
1825). M. Ortensi, Lamartine: le poete et l'Italie. Citta di
Castello Lapi. — G. Gallavresi, Alcune lettere (9; 1826-35) del
bar. Custodi riguard. sue relazioni coH'Arabrosiana e colla famitilia
Borromeo (Mis^Ceriani): vgl. oben Z. 6f. — Tre lettere di Guglielmo
Libri (Lista 3, 4-6). — M. Schiff, [Lettera ined di Goethe (1827)
a Frederic-Albert Stai)fer] (Ri. lett. ted. 1910). — G. B. da Aleppo,
Michele Amari. Roma Tip. ed. it. — A. Testoni, Rossini. Bo-
logna Zanichelli. — A. Sorbelli, 2 lettere ined. di R. ib. Cup-
pini. A. Manassero, Nuovi docc. di Paganini (NAnt 1910
Febr. 16; vgl. Bonaventura Biblfil 11, 3-4). — Valetta,
Chopin. Torino Bocca (vgl. NAnl 1910 Febr. 1); Schumann iXAnt
1910 Juni 16). — G. B. Gerini, .Mcliei |)edagogi8ti: M. Biifalini
(t 1875) e Lor. Martini (t 1844) (AAcTor 44, 10-11). — Ciiu.-.
Marr.hi S. J. (CC 1910 Febr.: christl. Archäologe geb. 1795). — _A.
Monte verdi, Gli «Appuiiti e ricordi» di I^opardi (GLIt 54:
Entwurf d'un romanzo auLobiogr.). — A. Carafa, Lettere di L. ad
440 K. SCHELLHASS
Ant. Ranieri (NAnt 1909 Aug. 16: 1832. 33; vgl. Juli 1 p. 182).
— M. Scherillo, L. e Hervey (ib. 1909 Juli 16). — G. Rossi,
G. B. Vico e P. Verri nel pensiero di L. (Rilt 1910 Jan.). ~ M.
Bianca, Lettere (15) di Paolina L. (ib. Febr.: 1823-42). — A.
D' Anco na, Dagli arcli. Targioni-Tozzetti e Lo.tti (Spigolature in
arch. priv. 1) (NAnt 1910 März 1 : von Interesse für L. Fanny T.-T.;
Giordani; Tommaseo 1832 ff.). — E. Cocchia, La sepoltura e la
pretesa conversione di L. (AAcPont 39): vgl. L. A. Villari Di-
ritti di sciiola 1909, 37-39 Suppl.; F. Persico Rilt 1909 Mai. —
G. Sabalich, Gust. Modena a Zara (AtVen 33, 1, 2: 1839). — G.
Michetti, Epigrafe di Gabr. Rossetti (RiAbr 25: 1843 auf Pier
Silvestro Leopardi). — A. Symons, Dante G. R. London Fi-
scher Unwin. — A. Crespi, Tennyson (NAnt 1909 Okt. 16). —
G. Bustico eG. Zadei, Lettere ined. di Giov. Labus (ComAtBresc
1908.09). — H. Bloch, jSerata a Ptirigi 1835; Bellini, Musset,
Heine e la princip'*'^ Belgioioso] (Feuilles d'hist. 1909 Juni 1). —
G. Gallo, Della vita e delle opere di Gius. Regaldi. Novara Can-
tone; vgl. Stampini AAcTor 45, 4-6; Guastalla NAnt 1909
Nov. 16; Orlando Ri. di Roma 13, 8. — R. Neri. Gius. Revere
(PIst 8: Scrittore Triestino); vgl. Bustico Risorlt 2, 2. — E.
Pell as- Frullini , Giusti: lirica. satira. Perugia Guerra; s. weiter
Gargano Marzocco 14, 35; Ottolini Rilt 1909 Mai. Okt.; Gua-
stalla NAnt 1909 Juli 16; Carli GLIt 54, 3; Biagi Lettura
9, 7; Palmarocchi RaN 1909 Dez. — F. Torraca, Scritti
ined. di Settembrini. Napoli Soc. hbr. — L. Venturini. Sulla vita
e sulle opere di Ippolito Nievo (Ri. Rosmin. 4, 1). — Brief Gino
Capponis (Lista 3, 2-3). — C. Pigorini Beri, Una lettera di
G. B. Niccolini suir«Arnaldo da Brescia» (NAnt 1909 Sept. 1:
1842). — E. Benvenuti, Di Gius. Canestrini e delle sue opere
(ArchTrent 24: Direktor Nationalbibl. Florenz). — D. Balf eretti,
Uberti poeta garibaldino (Gargar 1). — P. Mastri, FeUce Orsini.
Savignano Romagna Bertani e Margelloni. — C. Premuti, Augelo
Targhini e Leonida Montanari. Roma Offic. poligraf. it. — A. Pro-
los^o, Vito TrerotoH (1776-858) (RaPu 24. 25: Avvocalo Tranese).
— I. Ceppi-Bernardi.. Oreste Biancoli (1806-86: Patriot). Mi-
lano Abbiati. — D. Melegari, Ritratti morali: L'amorale (NAnt
1909 Aug. 16: Michele Aldobrandi). — G. Semeria, II card. Mas-
saia (geb. 1809; Missionar in Abyssinien). Roma Fiordeliso. — D.
G. Tononi. Gius. Nasalli-Rocca (1823-909) (BPiac 4, 4. ArchParm N.
Ser. 9). — R. Anastasi Campagna, G. Alcozer, poeta sicil. (Arch-
Sic N. Ser. 34: 7 1854). — T. Massarani, Opere. Ed. postuma,
voll. 18. Firenze Le Monnier 1907-10. — G. Natali, II pensiero e
l'arte di M. ib. ; vgl. S. 415 Z. 14 ff. — K. H e 1 d m a n n , 3 Briefe Sickels
(vgl. S. 381 Z. 19 V. u. f.). - G. Stiavelli, Giro Goiorani (Favilla,
Perugia, 27, 4-5: 1855 flüchtig; Dichter). — G. Pro venzal, Un mo-
mento stör, della chimica it. (NAnt 1909 Okt. 16: 1856; Briefe an
Bertagnini). — G. Costetti, II medico delle attrici (ib. 1910 Mai 1:
Timoteo Riboli; Briefe an ihn 1858 ff.). — A. Alberti, Darwin.
Bologna-Modena Formiggini. — L. Minguzzi, Di alcune accuse
a Ippol. Taine (RendILomb 2. Ser. 43, 3: betr. Aulard's An-
griffe). — A. Sorbelli, Angelo Caccoli (geb. 1834) e le sue commcdie
BIBI.IOGKAPHIE 1909-10 » 447
(Archig 4, 6). — E. Tavallini, P. 0. Vigliani. Casale Rossi e Lavagno.
— G. Stefani, Jacopo Baisini e il Treiitino dinaazi alTEiiropa
(VTrent 7, 36: aus Studi su A. Gazzoletti^ — A. D 'Angel i, Verdi.
ModenaFonniggini; vgl. Tanz i Marzocco 14, 33. — E. Laden arda,
Carducci. Palermo Reber. : E. Melchiorri, item. Roma Albritihi
Segati. — G. Vanzolini, 6 letlere di C. (Ma N. Ser. 3, 3; 1868-70).
— Pelaez, 3 lettere (u. a. von C.) a Gius. Chiaritü (opusc. nvi-
ziale 1908). —G. Tenti, Tommaseo e C. Zara Artale. — P. Tom-
masini -Mat tiucci, II pensiero di Cattaneo e di Mazzini nelle
poesie di C. Citta di Castello Lapi; s. weiter Cocchia in Saggi
filolog. Voi. 1°. Napoli Pierro. — A. Gandiglio, G. B. Giorgini
tradiittore latino di C. (Rilt 1910 Mai). — R. Fester, Paul Heyse
u. Italien (DRu 1910 März). — C. Crispolto, Lettere ined. del
p. Curci (Ra. contemp. 1, 7: 1866-84). — G. Deabate, Gustavo
Modena e i suoi monumenti (NAnt 1910 Apr. 16: ihre Geschichte). —
Dal diario di R. Bonghi (Ri. Rosmin. 1909 Nov. 1). — Gambetta
uon e di origine della Spezia (vgl. NAnt 1910 Jan. 1 S. 190). —
G. xAlbini e G Ghirardini, Ed. Brizio (AMeDRom 3. Ser. 27,
4-6: Archaeologe) — T. Barbini, üna lettera ined. |1873] di Au-
gusto Conti a mons. Bindi (Difesa relig. soc. 43). — G. Martin,
Pietro G. Beckx. Trad Torino Cattolica — T. Bühler, Kard. Pitra
(StMißCO 30, 3- Schluss).— G. B. Scalabrini t (vese. di Pia-
cenza), 30 anni di aijo.'^tolato. Roma Manuzio. — G. Cristofori,
Giov- Fioretto (1848-95) ed alcuni suoi scritti ined. Treviso Tu-
razza — E. M Baratta, II pensiero e la vita di Stani?lao So-
lari Ricordi personali Parma Ri. d'Agricolt. — G. Tomassetti,
Ersilia Caetani Lovatelli (NAnt 1909 Nov. 1). — G. e L. Poggi,
Ricordi della vita e docc. d'arte di Gius. Poggi (1811-1901) con
pref. di I. Del Lungo. Firenze Bera])orad (vgl. G. Mazzotti
RaN 1909 Juli 1). — ' B. C, Lettere di F. De Sanctis a V. Imbriani
(Cri 7, 6). -- G. Rondoni, Domen. Zanichelli ed Ernesto Masi.
Firenze Barbera. — C. Vaccaro, Roberto Ardigö e la crisi della
coscienza mod. Torino Paravia. — G. Ferrero, Ges. Luinbroso.
Milano Treves; E. Ferri, item (NAnt 1909 Nov. 1: vgl. dort G.
Sergi; Nov. 16 R. Garofalo; Scip. Sighele). — A. Ro-
raizi, Costantino Nigra ellenista (Clnlat 3, 4). — C. Salvioni,
Graziadio Isaia Ascoli (RendlLomb 2. Ser. 43. 1-2). — S. Sofi,
Luca Beltrami e la sua opera (XAnt 1909 Aug. 16). — A. Cape-
celatro. Bonifacio M. Krug ab. di Montecassino Roma Desciee;
vd. A .\melli RiBened 4, 16. — P. Orano, I moderni (Meda-
glioni). 2 voll. Milano 1908-09. — 0. Roux, lufanzia e giovinezza
d'illustri it. contemporanei. 4 voll. Firenze Bemporad.
6. Geschi eilte von Diözesen, Abteien, Parrochien,
geistlichen Stiftungen und kirchlichen Gebäuden
(in alphabetischer Folge der Diözesen oder Orte).
F. Savio, S. Calocero e S. Maria e 8. Martino d'Albencca (Ri-
Bened 5, 17). - F. Gasparolo, S. Giov. del Cappuccio di Aies-
sandria (RiAless 2. Ser. 18, 34). — F. Gasparolo. Garmelitani in
15
448 K. SCHELLHAgS
A. (ib. 18. 19). — F. G. Frutaz. Roncas et la bulle d'erection du
College d'Aoste (B. Ac. St. Anselme 19). — N. F. Faraglia,
S. Chiara deirEuearistia in Aquila, detta della b. Antonia di Fi-
renze (BSocAnt 2. Ser. 21, 22: Anh. Ricognizione del corpo della
b. Ant.). — A. V. Teuffenbach, [II patriarcato di Aquileia]
(Adria 1). — P. Paschini, La chiesa aquileiese ed il periodo
delle origini. Udine Patronato. — G. Cristofani. Della chiesa di
Assisi dove si tTovava la Pietä di Niccolo da FoHgno (BUmb 15).
— E. M. Giusto, L'architetto della basilica super, in Assisi (RaAr
9, 6; vgl. EtFranc 1910 Febr. und L. Fausti — Campello o Giov.
da Penna ? — Spo'eto). — E. D'Alen9on, St.-Benoit au Mont
Soubase pres d'Assise (EtFranc 1909 Okt.). — H. von So den,
Prosopographie des afrikan. Episkopats zur Zeit Cyprir.ns (QF 12,2).
— P Dier, [Bau der Predigerkirche in Augsburg (1513-15)] (u. a.
Beiträge vom Papst) (Z. Schw. Neub. 34). — A. Thomas, Cartu-
laire du prieure de Notre-Dame-du-Pont en Tlaute-Auvergne (mit
Leben des fondateur Bertrand de Grifeuille). Textes inerl. 12'' s.
(An. Midi 1908 Apr. : aus Vat. Arch. Adu. XV 143; vgl. Thomas
1908 Okt. u. Grand 1909 Apr. üb. Bertrand; vgl. M. Boudet
R. Haute-Auvergne 1908, 2-4). — E. Duprat Les origines da
l'eglise d'Avignon (- 879) (MeAcVaucl). — A. E. Baruffaldi, La-
pidi ed iscrizioni di Badia-Polesine (Ristor 6). — D. Sant'Ambro-
gio, La chiesa di S. Rocco di Bagolino (IllBresc 1909 Aug. 1). —
S. Borrani, Bellinzona, la ?ua chiesa ed i suoi arcipreti. Bellin-
zona Salvioni 1908. — E. Colomiatti, Ottini nata Castigliano e
la Madonna di Belmonte. santuario sopra Valperga. Torino De-
rossi. — C. Poma, L'antico convento di S. Domenico di Biella-
Piazzo (Beschreib. 1751). ib. Artigianelli. — P. Guerrini, Privi-
legio de! vesc. Alberto da Reggio alla canonica di S. Pietro in Oli-
veto, 6 la chiesa di S. Eusebio (Brisa l, 2: 1215). — G. Biscaro,
«Capeila ossorum » prcsso S. Stefano al Brolio (ArchLomb 36, 3:
Gründer Prete Ottone da Marliano 1326). — G. Celidor.io, S. M.
di Cartignano presso Bussi (BSocAnt 2. Ser. 21, 22: Anh. S. Li-
beratore a Capo Pescara). — F. Savio, Origini longobarde del
monastero di Cairate (MisCeriani). — F. Babudri, Cronologia dei
vescovi di Ca))odi-tria (ArcheTr 3. Ser. 5, 1). — E. Porro, L'ab-
bazia di Casalborgone. Torino Vinciguerra 1908. — A. Morini,
Chiesa delle Cajjanne in Collegiacone (Cascia) (RaAr 9, 10). — A.
Zandonati, D. ZanoUi, Curazia di Castellano (Mes-^aggero. Ro-
vereto, 4, 44-47). — G. Vesco, Antiehe vestigia di S. Maria Mo-
liade, ossia il priorato cluniacense di S. Pietro di Castelletto (Arch-
SocVerc 1, 3-4: Forts, folgt). — L. Rinaldi, Castelvetro e le sue
chiese. Modena Ferraguti. — F. Alessio, Cavour e la sua abazia
(BSubalp 14, 4-5). — U. Nebbia, Vecchia badia alle porte di Mi-
lano [Chiaravalle] (Giovit:ezza 1909 Juni). — A. Galieti, Memorie
della chiesa me. di Civita Lavinia (Ar 5). — Le monaohe di Claro
nel 1798 (BSvIt 31. 10-12). — F. Lanzoni, II primo ve.scovo di
Comacchio (708-24) (AMeDRom 3. Ser. 27). — P. Guerrini, La
pieve e gli arcipreti di Corticelle (Brisa 1). — A. Marc lies an,
Fanzolo e la sua chiesa. Treviso Tiivigiana 190.^. — I. Schuster,
Spigolature farfensi: 2. Docc. stör, e liturgici (RiBened 4, 16. 5, 17:
B.3LTOGRAPHIE 1909-lQ 449
Schluss). — D. Sant' Ambro gio, L'ultiiiio priorato cluniacense
in Lombardia dal 1107, a Figino presso Oggionno (Oss. Catt. 1909,
24). — D. F. Tarani, S. Miniato al Monte. Firenze Tip. arcivesc.
— L. Pagliai, Da un libro di ricordi del niona.stero di S. Bene-
detto Firenze (Ri. ar. 6: 1484-9G). — A. Toscanelli Altoviti-
Avila, II fondatoie di 7 badie (Ri, Fiorent. 1909 Juni: Mf. Hugo
von Brandenburg). — [D. Scaramuzzi], »Santuario di S. Matteo
presso S. Marco in Laniis. Foggia Cardone. — Albanes. FiUet,
Chevalier, Hi.-toire des archeveches etc. de France (nach vat.
Registern etc.) : St. Paul Trois Chateaux Valence Arthaud. —
G. Richter, Ulrich von Hütten u. das Kloster Fulda (Fuldaer
(;.-bl. 8: auch Italien!). — M. Centi, SS. Annunziata del Va.stato
in Genova. Genova Ferrando. — S. Monti, S. Maiia delle Grazie
in Gravedona 1467-772 (PSncCom 72: Schluss). — Lanzoni, Un
antico vesc. di Imola (Basilio sec. 6 ex.). Faenza Novelli. — D.
S;int' Ambrogio, L'oratorio di S. Pietro presso Induno Olona
(Oss. Catt. 1909, 39) ; I due priorati cluniacensi di S. Maria e di
S. Paolo « de lacu » (Iseo) (ib. 19C9. 21 ; vgl. in IllBresc 1909
Sant'A. und Guerrini). - A. Canestrclli, L'Abbadia a Isola
(Ra. ar. sanese 3, 4). A. Groner. Le dioce.=i d'ltalia secc. 10-12.
Trad. G. B. Guarini. Melti Liccione 190S. — G. Salvi, L'«In<ula
Liguriae» el'abadia di S. Eugf^nio (RiBened 5,17). — D. Sant'Am-
brogio, Monastero gerolomino di Ospedaletto Ltidigiano (Oss.
Catt. 1909, 32). — J. Sauren, Das Hl. Haus zu Loreto u. die
Einsprüche seiner neuesten Gegner. Bonn Han.stein (vgl. Ka 4. Ser.
3-^, 1). — I. Rinieri, La S. Casa di L. (gegen Chevalier). Torino
Marietti; vgl. Dezulovic Trento comit. dioc. ; F. Thomas Paris
Vitte; E.schbach Paris Lethielleux ; Tini RiAbr 24, 7-8. — A.
della Torre, Sui diritti onorifici dei canonici etc. di L( reto (Ri-
Arald 1909 Juli; Sept.); vgl. B. Sala, I papi e Loreto. Milano. —
S Valenti, S Biagio a Male (Nozze Siivestri-Berti). Trento Tren
tina. — P. Franc, da Collarmele, II santuario di Manoppello.
Manoppello. — Docc. sulla chiesa di S. Maria al castello diMcsocco
(BSvIt 31: 1313-1731 Reeesten). — [L Beltrami], II dnomo di
Milano (It. Monument. 1). Milano Bonomi. - M. Magistretti,
l>ue inventari del duomo di Milano sec. 15: 1. Inv. della bibl. del-
l'arciv. Pizzolpasso (r 1443). 2 Inv. del tesoro e della suppellettile
degli ordinari (1445) (ArchLomb 36, 4). — D. Sant' Ambrogio,
II Siircofaco dell'arciv. Ottone Visconti {r 1295) (Nel duomo di .Milano)
(Oss. Catt. 1909, 29. 48; vgl. Monit. Tecn. 1909 Sept. 20); S. Ma-
ri i della Passione; Campana votiva 1655 nella chiesa di S. Sisto ;
Portale di S. Gottardo nell'arte e nella storia milaiiese (Oss. Catt.
1909, 35. 40.47). — G. Valente, La chiesa vecchia, antico duomo
di Molfetta (Ra. tecn. pugliese 8, 5-11). — G. Millunzi, Arcivesc,
abbati e signori della chiesa e dello stato di Monreale. Palermo
Hoccone del povero 1908. -• P. Sörös, [Monte Cassino e le sue
reiazioni con l'Ungheria] (Kathol. Szemle 1909 Nov.). — G. Lipa-
rini, II convento di S. Angeln (Monte Scaglio'Jo) (Vita d'Ar. 1908
Sept.). — D; Sant'Ambrogio, Intorno aU'antica chiesa di San
Giov. B. di Montorfano (Oss. Catt. 1909. 41). — C. Candotti, San-
tuario della Madonna dei miraculi preyso Motta di Livenzi. Motta
450 K. SCHELLHASS
di Liv. Pezzuti. — M. Toll, Deutsche Nationalkirche S. Maria
deli'Anima in Neapel. Freiburg i. B. Herder. — L. Angelillo, Cat-
tedrale di Nola nella sna storia. Napoli d'Auria. — A. Corradi,
Sottomissioni di Nonantola a Modena e a Bologna 1131. 1261. 1307
(AMeDRom 3. Ser. 27). — A. Canestrelli, S. Quirico in Osenna
(Siena Monument.). — L. Rizzoli jun., La fiera e la basilica
del Santo a Padova (Giornale Veneto 1909 Juni 13). — G. M. Di
Montevago, S. Maiia degli Angioli (La Gancia) presso Palermo.
Palermo Impresi affiss. e |)ubbl. — X., Un angolo dell'antica dioc.
piacentina (BPiac 5, 3: Montalbo etc.). — C. Bianchessi.. Pa-
lazzo Pignano e la sua chiesa parrocchiale. Crema Basso. — A. Mas-
sara, Chiesa di S. Remigio in Pallanza (Verb 1, 6). — F. Babu-
dri, I vescovi di Parenzo e la loro cronologia (AMeSocIstr 25). —
[L. Beltrami], Certosa di Pavia (It. Monument. 2). Milano Bo-
nomi ; vgl. Zappa Ar 1910, 3 (Bramante e la C). — S. Teodoro
vesc. e protettore di Pavia. Pavia Artigianelli. — A. Cavagna-
Sangiuliani, Scoperte nelPantico palazzo del comune di P. ib.
Rossetti. — E. Ricci, La prima chiesa dedic. a S. Elisabetta d'Un-
gheria (in Perugia !). S. M. degli Angeli Porziuncula. — G. B. Bot-
tassi, Certosa di Pesio. Cuneo Coop. — L. Cerri, Cattedrale di
Piacenza prima e dopo i restauri (ArchParm N. Ser. 9). — A. So-
cini, Duomo di Pienza (RiAr 1909 März-Apr.). — R. Maiocchi,
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vano » (Vigl 3, 3). — A. V a 1 d i n i , Vobarno ed il suo territorio.
Brescia Geroldi.
IV. Verschiedenes-').
1. Litteratur- und Sprach geschieht lieh es.
M. Schanz, Gesch. der röm. Litteratur bis Justinian. München
Beck. — C Pascal, Letteratura latina me. Catania Battiato. —
L. Novi, Catullo e gli umanisti it. secc. 14. 15. 16. Napoli Gian-
') Auf vollständige Berücksichtigung der gesammteu Lit-ratur erhebt
Abteilung IV keinen Anspruch (mau beachte in den ber.sciiriften die
neutrale Formli. Von der Dante-Literatur, der Kunst- und Kultur-Cxeschichte
ist im allgemeinen besonders das notiert, was den politischen Historiker
interessieren könnt'j. Doch wurden auch Aufsätze vei'm"erkt, die mir bei
der Durchsicht von Zeitschriften beachtenswert schienen.
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Franc 22,128; vgl. Quarterly R. 422). — G. Ferri, Laude di fr.
Jac. secondo la stampa fiorcnt. 1490. Roma Sog. Mlol. rom. — F.
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battuti di Modena (Beihefte Z. rom. Phil. 20).
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Jahrh. (Z. deutsch. Altert. Litt. 49, 1907: u. a. D.- victoria Par-
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it. nella po?sia uministicä (CInlat 3.4: Mantua, V» nedig s. 16). —
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letter. it. Napoli D'Auria. — G. Cesari, Entstehung des Madri-
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litica in Sicilia nel '700 (ArchSic N. Ser. 33, 4.34). — A. A. Li-
vingston, It. satiric predicates of the 18 Century (Modern lang,
not. 24,4). — F. Valerani, Origine stör, d'un motto popolare
monferrino (RiAless 2. Ser. 19,37: Satire 1701).
G. Fabris, II cod. udinese Ottolio di antiche rime volgari (Me-
Forog 4.5). — A. Crivellucci, Poesia di Paolo Diacono attri-
buita a Paolino d'Aquileia (St. stör. 18, 2). — P. S. Leicht, Versi
volgari 1087 (RendAcL 5. Ser. 18, 4-6: aus Monte Amiata). — R.
Valentini, De hermaphrodito Anth. lat. C. 786 (Autor Matteo
Vindooinense). Avezzano Angelini. — S. Nathan, « Amicitia » di
maestro Boncompagno da Signa (Mise, letterat me. 3). Roma Soc.
filol. rom. — V. Crescini, Nuove postille al trattato amoroso
(.s. 12 ex.) d'Andrea Cappellano (AlVen 8. Ser 12). - 0. J. Tall-
gren, Sar la rime it. et les Siciliens 13*^ s. (Me. Soc. neophilol.
Helsingfors 5). — A. Aruch, II ms. Marciano del « Novellino »
(Biblfil 10, 8). — G. D. De Geronimo, Sonetti attribuiti a Cino
da Pi^toia (Ra. crit. letter. it. 13). — G. Ciccone, Poemetto lom-
bardo sec. 14 (RiAbr 23, 4-5: betr. Gegensatz zw. Seele u. Leib). —
E. Sicardi, Per il testo del « Canzoniere » del Petrarca (GLIt 55:
Forts, aus 53). — G. Melodia, Studi sulle rime del P. Catania
Giannotta. — A. Solerti, Rime disperse di P. o a lui attribuite.
Firenze Sansoni; siehe weiter Zardo RaN 1910 Apr. 16. Bertoldi
(L'ultima canzone) Rilt 1910 Apr. — E. Levi, Tre frottole di An-
tonio da Ferrara (ArchLomb 36,4: von c. 1360). — G. Vo'pi,
Ancora su la composizione e l'ordinamento delle novelle di F. Sac-
chetti (GLIt 54). — I. Sanesi, La canzone « Quella virtü che '1
terzo cielo infonde » (ib. 54, 273: betr. Autor der Canzone di Roma).
— E. Carrara, Le vestigia bucoliche di Coluccio Salutati (Nozze
Mondolfo-Sacerdoti). Milano Pirola. — A. Cinquini, Carme ined.
del Panormita (MisCeriani) ; Ulixes secretarius ducatus Venetorum
ad Lodov. de Gonzaga mareh. Mantue, tunc generalem capit. Flo-
rentinornm 1447 (in: Rime iued. del 400 (Nozze Picardi-Valli). Roma
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(1479) presso L. Vinci (ArchLomb 36, 3). — 'II A'.-;;-/)^^ tt;?
(po'jy.'.Gr?;; \)zvzriy.; (.\cAAy;v 6,4: Gedicht; s. 15 ex.?). — G. Ber-
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Intorno a un'elegia dell' Ariosto e a un brano del «Furioso» (GLIt
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BiArch 21). — « Decamerone » in In^rhilt.^na (Marzooco 1909 Juli
25: 1620 ff.). — C Bonfigli, Eseniplare (s. 17) della Faneide di
Pietro Nigosanti (Ma N. Ser. 3: mit Lob der Statuen auf dem Tri-
umphbogen des Augustus in Fano). — A. Butti, Rileggendo la
1^ ode di Monti (GLIt 55. 1: Prosopopea di Pcricle). — P Fran-
ciosi, Poema eroicomico d'autore sainmarinese (Rep. S. Marino,
Rimini, 1909: « Bertuceino » di Igna/.io Belzoppi sec. 18 ex.). —
G. P. Cierici, M. Luigia d'Austria, Ce.^are Ariel e il poemetto
« L'elettrico » (Risorlt 1,4). — A. Zandonati, Una treccia nera
e una barba bianca. Parte 2* (A.\cRov 3. Ser. 15). — G. Barone,
Pre.sunto madrigale di Ariosto e le « due cose belle >> di Leopard i
(GLIt 55,2-3). — V. Cian, Aneddoti di storia e di letteratura pa-
triottiche (Fanf. Dom. 31, 16: u. a. betr. Carducei 1858). - A. G a n-
diglio. Su la « Canzone di Lesinano » di Carducci (Rilt 1910 Jan.):
vgl. 1909 Nov. Alle fonti del Clitumno; E. Bodrero CInlat 5, L
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C Travaglio, De Cassiodoiii re grammatiea (Ristor 7). — G.
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P. Villari, I dialetti e la lingua (NAiit 1909 Juni 11 — F. Ri-
bezzo, Reliquie italiche nei dialetti deli'ltalia meiid. (AAcALANap
N. Ser. 1; vgl. RiSal 6, 98 ff). — G. M. da Aleppo e G. M. Cal
varuso, Fonti arab. nel dialetto sie. Roma Loescher. — C. Sal
vioni, J. Subak, H. Schneegans, Ossorvazioni agli .scongiuri
formule magiche, ricette e preghiere in volgare sie. (Z. rom. Phil
33, 2) (vgl. dort 33 Salvioni und QV 12,451 Schneegans)
— M. Catalano Tirrito, Cod. 1934 della Riccardiana di Fi
460 K. SCHELLHASS
renze con ima Mascalciana in antico sie, (StCiccaglione 2). —
G. B. Palma, Vita di S Onofrio. Testo sicil. sec. 14 (ArchSic N.
«i^er. 34). — C Salvioni, Note di lingua sarda (RendILomb 2.
Ser. 42, 15. 19). — M. L. Wagner, Gli eleraenti del lessico sardo
(ArchSard 3, 3-4). — J. Subak, Zur sard. Verbalflexion u. Wort-
gesch. (Z. rom. Phil. 33,6). — G. Petroni, Sul dialetto aqui-
lano. Aquila Sociale. — C. Merlo, Sul dialetto di Scanno negli
Abruzzi (R. dialectologie rom. 1). — G. Salvadori, Volgare ita-
lico e la lingua fiorentina sec. 13; Lingua fiorentina e lingua it.
nel 500 (Fanf. Dom. 31, 36.28). — V. Cian, Le «Regole [im Cod.
Vat.] della lingaa fiorentina» o'le prose bembine (GLIt54: erstere
1508 kopiert von Bembo aus Bibl. Medicea). — G. Bertoni, Re-
dazione tosco-vcneta di un sermone in rima sul giudizio universale
(ib. 55, ]). — G. Zaccagnini, Volgare pistoiese secc. 8-14 (St. e
ricerche di antica storia lett. pist. 1: BPist 11,3-4). — T. Zanar-
delli, Saggio alterato di dial. bolognese risalente al 1653. Bologna
Zanichelli. — G. Grimaldi, Tracce di volgare [nelle carte di Chia-
ravalle di Fiastra] (Ma 9, 4, 1.2). — C. Nigra, Saggio lessicale di
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(BSubalp 14). — P. Prato, Dialetto acquese (RiAless 2. Ser. 18,
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(RendILomb 2. Ser. 42, 20). — M. Filzi, Dialetto cimbrico di Ter-
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tanova; vgl. G. Bertoni Modena 1908). Modena 1907. — G.
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vgl. Bertoni Fanf. Dom. 31, 31).
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von Bern»]. Dresden Friedrich 1908. — H. Saake, German. Per-
sonennamen in Italien (Jb. Ver. niederdeutsch Sprachforsch. 35). —
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K. Zeumer, Par litterarum (NArch 35, 1: Worte im Protest
Friedrichs I. gegen das 1157 in Bpsan9on überreichte Schreiben
Hadrians IV.; bedeuten nur «ein Brief »). — L Del Lungo, An-
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Die columnae vitineae in St. Peter [bei Jean Fouquet c. 1440 (Mo-
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tivolesca in Bologna e il palazzo del podestä (Bologna bella 2);
vgl. Ravagli Erbellar 5 betr. Villa Belpoggio. — G. Bisearo,
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(ArchLomb 37, 1: Dok. 1497). — G. Capovilla, G. Vasari e gli
edifioi dell'ord. militare di S. Stefano in Pisa (1562-71) (St. stör.
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ladio. Leipzig Klinkhardt u. Bierrnann. — K. Esc her, Barock u.
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[sie]. — R. Penn isi, Reali sepolcri aragonesi nel duomo di S. Agata
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contessa Capoana di Donoratico (Marzocco 1910 Apr. 27: Frau
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Tombcau du oard. Louis d'Albret a Roine (t 1465). Auch Cocha-
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cie » a L da Vinci, seeondo i docc. oris. (1483) (ArchLomb 37). —
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bis zur Romantik (Wis-^en Leben i9()9); Sebastiano del Piombo in
den vat. Stanzen (Monatshefte Kunst\vi.ss. 1909, 7). — R. Biatti,
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462 K. SCHELLHASS
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burg Heif.z. — D. Sant' Ambrogio, Cristierna di Danimarca du-
chessa di Milano e sienora di Tortona (JDer 23: Bild Holbeins
1538) (vgl. R. art anc.^mod. 1909. 8).
G. Celidonio, Argentiere abruzzese alla corte d'Avignone (Ri-
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L'emulo di Gio. M. Piatina (ArchLom 36, 500 f. : Tomm. Sacchi in-
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e sui tessuti detti « perugini » neH'arch. franc. di Assisi (BUmb 15 :
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— D. Tordi, Agnolo Ferrigni legatore d'incunaboli (1473-88)
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La bibl. di Aldo Manuzio (Bibifil 10, 11-12: Beschlüsse des röm.
Commune 1592). — S. F., Incunaboli di Piacenza (BPiac 4, 4). —
A. Sor belli, L' « Ausmo » [Nicolö da Osimo] H. 2174 e di Bal-
dass. Azzoguidi ? (Archig 4, 6: betr. Drucker der Inkunabel). —
F. De Marinis, Cimeli tipcj^raf. napoletani sec. 15 (Lista 3,4-6).
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« ]\Iirabilia urbis Romae » (BiblHl 11). — A. Bartoli, Docc. per
la storia del Settizonio Severiano e i disegni di Märten Van Heeras-
kerk (B. Ar. 3, 7); Panorama di Roma delineato da Hendrik van
Cleef 1550 (BCARom 36. 37). — J. Orbaan, Roma e dintorni nei
disegni dei maestri neerlandesi ib. 37) — W. Bombe, Bottega
d'uno stampatore d'incisioni fiorentine del rinascimento (.ArSt 4:
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Narni secc. 17 18 (BSocGeogIt 4. Ser. 10, 10).
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toni, Per la storia della cultura ferrarese neH'etä della rina'^cita
(MeAcMod 3. Ser. 10). — V. P. Sabatier, Arte, scienza e fede ai
giorni di Dante. Milano Hoepli. — Ch. Dejob. Le politicien a
Florence 14. 15 s. (Bit 9, 3. 11). — Ristori. Delle antiche tra-
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1909 Aug. 16). — F. Noack, Die Bentvögel in Rom (Köln. Zeit.
1910 Apr. 3: Leben der holländ. etc. Künstler in Rom 1600 fiF. ; Akad.
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Nov. 16. Dez. 1: insb. in Florenz s. 17; im Anschluss an die So-
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vgl. C. Bassi 48 intimo (HaN 1009 Nov. Dez. 1. 1910 März 1). —
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del S. Sepolcro e quello di S. Maria intorno al f-eppellimento del
cadavere d'un chierico 1621); Metodi elettorali secentisti (ib. 24:
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bulo: assassinio nella chiesa abbaziale di Pontevico (Pasqua 1790).
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BIEUOGRAPHIE 1909-10^ 467
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origines de la carte de Cassini (An. de geogr. 1909: durch Colbert;
vgl. RiGeogIt 1910). — A. Mori. Carta topogiaf. ined. del Casen-
tino sec. 18 (Scritti onore Dalla Vedova. Firenze Ricci 1908). —
F. Giannini, D'una carta suUa anticageografia dell'Umbria, Etru-
ria e Piceno (BViterb 1, 4: von Borghi 1784). — G. L. Berto-
lini, Per la carta stör, della patria del Friuli al cadere della rep.
veneta iBSocGeogIt 4. Ser. 11, 5). — H. Pirchesger. Beitr. zum
bist. Atlas. 5. Zellia (MilÖG 31: nicht Cilli ? ; betr.' Mark Friaul).
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rara nomiiii S. Silviae addicto (Rhein. Museum 64. 3; vgl. D. De
Bruyne.Nouveaux fragments de r«Itinerariiim Euchenae» RBened
1909 Okt. . — G. Pulle, Viageio di Giov. dal Piano del Carpine
(RiGeogIt IG. 5-6: c. 1246 Ostasien). — A. Chiappeili, Come si
viaggiava da Pistoia a Firenze iiei secc 13. 14. 15 ? (Illustrat. fio-
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(Spigolature 1. Lovere Filippi). - R. Sabbadini, Ciriaco d'An-
cona e la sua descrizione autografa del Peloponneso trasmessa da
Leonardo ßotta (MisCeriani). — R. Fornaciari, Franc. Vettori
e il suo « Viaggio (1507) in Alemagna » (in vol. : Fra il nuovo e
l'antico. Milano Hoepli). — V. Fris, Tableau de la Flandre (s. 16
in.) d'apres Antonio De Beatis (im Gefolge des Kard. Lod. von
Aragon) et Jacques De Meyere (B. Soc. bist, archeol. Gand 18).
— A. Bacchiani, Giov. da Verrazzano e le sue scoperte nell'-Ame-
rica settentr. 1524 (nach Cod. Gellere di Roma) (BSocGeogIt 4. Ser.
10, 11). — L. De Gregori. Viaegio in Terra Santa di fra J.uca
da Gubbio (1559) (Bessarione 1909 Juli - Dez.). — P. Gribaudi,
Descrizione ined. deU'Italia di Riccobaldo da Ferrara. Firenze Ricci
1908. — A. M a g n a g h i, Golfo di Suez e Mar Rosso in una relazione
ined. di Filippo Pigafetta (1576-77) (BSocGeogIt 4. Ser. 11,2. 3). —
P. Revelli, Relazione suU' « Abissinia» 1578 (ib. 11, 5). — F. Mo-
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sionario ge-fuita sec. 17 (Ki. colon. 1909. 12). H. Omont, Be-
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(MisCeriani). — L. Poizat, Relation de Thomas de Novare sur
Nazareth 1620 (R. Orient lat. 11, 3-4). — E. Lundström, Olof
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Gita a Milano 1775 (Emporium 3(J. 175. 176). — A. Salvatore,
Catania e la Sicilia or. nelle dtscrizioni di un viairiiiatore it. sec. 18
(ArchSicOr 6, 2-3: Dom. Se.stini abbate Fiorentino).
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in Portovenere c. 1250 (BSubalp 14, 4-5). — R. Poupardin,
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et r Ile-de- France 36 . — H. Grauer t, Auf dem Wege zur Uni-
versität Erfurt (HJb 31. 2: Erfurter Schulordnung 1282; Hinweise
G.'s auf Italien; folgt Ed. des Dok. von Cramer). — G. Man-
tel lino, Scuola primaria e secondaria in Piemonte i'insb. in Car-
magnola/ secc. 14-19 ex. Carmagnola presso l'autore. — Chaillan,
Docc. nouveaux sur le « Studium » de Urban V ä Trets-Manosque
(1364-67) (Me. Ac. Aix 19). — L. de Lissengrez, L'original de
la bulle de fondation (1425) de l'univ. de Louvain (R. bibl. arch.
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Louvain ss. 15. 16 in. (RHE'l910 Apr. 15: röm. Einflüsse !). —
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Sard 5: 4, lö43. 1641-43. 99). — A. Cerlini, Guido Panciroli
(1550-70) e lo studio di Reggio (Nozze Biacchi Andreoli-Spallan-
zani). Reggio Em. coop. — G. Benini e L. Figna, Primordi
del seminario d'Imola (1567). Imola Ungania. — A. Nannizzi.
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romeo 1610-910. Milano Bertarelli: n. 8 Juni). — G. Tor eil i, Col-
legio De Filippi e S. Carlo (Num. un. p. onoranze Galbusera). Arona
Cazzani. — Le scaole dei Gesuiti in Alesi=andria (RiAless 2. Ser.
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sica istituite dagli Ebrei in Venezia sec. 17] (in: Scritti sparsi, ed,
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studio di Padova 1641 (AlVen 8. Ser. 11, 9). — B. Brugi, Scip.
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Febr. 1). — G. Bustico, Le scuole di mutuo insegnaniento a Mi-
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1, 6-7). — A. Della Torre, Lezione di Ant. Malatesti (t 1672)
sul Petrarca all'accademia dcgli apatisti (PadPetr 2). — G. Gri-
maldi, Acc. di nobili (in Urbino s. 17) o la storia d'un teatro
(Ma N. Ser. 3: Forts, bis 1819). — E. Filippini, L' acc. dei
« Rinvigoriti » di Foligno e 18" ed. del « Quadriregio » (BUmb 15:
Forts.). — G. Della Noce, Aoeademia poetica in Lecce sec. 18
(RiSal 4, 7-8). — S. Cardosi, Scuola oraziana del diicato estense
(Clnlat 4: s. 18). — L. Gessi, Accademie cd accademici in Cento.
Bologna Garagnani. — L'Archiniede di Domen. Udine pittore ro-
veretano, la libreria di S. Marco e l'acc. degli Agiati di Rovereto.
Rovereto Grandi. — J. J. Guiffrey, L'ac. de France ä Rome
1793-803 (JSav 1908 Dez.). — G. Quarantotto, II 1° sec. della
«Soc. di Minerva» (Triest) (1810-909) (PLst S, 4-5). — E. Pan-
diani, L'opera della soc. ligure di Stp. 1858-908 (ASocLig 43).
NACHRICHTEN.
Notizen, Todesfälle und Nekrologe.
1. Dem ältesten und ersten der lebenden Historiker Italiens,
dem Senator Pasquale Villari. wurde von König Vittorio im
Januar 1910 der Annunziaten-Orden verlieben. Auch an dieser
Stelle spricht das Institut dem hochverdienten Manne seine Glück-
wünsche zu der Auszeichnung aus.
2. Im Dezember 1909 vertauschte das römische Staatsarchiv
seine sehr engen Räumlichkeiten an der Piazza di Firenze gegen
prächtige Arbeitsräume in dem ehemaligen Haus d(S Jesuitenge-
nerals an der Piazza del Gesü. An der EröflFimngsfeier, bei der
sich der umsichtige Archivdirektor Ovidi über die Bestände des
Archivs verbreitete, nahmen Vertreter aller wissenschaftlichen Ge-
sellschaften Teil. Das Institut für Paläographie und Archivwissen-
schaft begann gleichzeitig einen neuen Kursus.
3. Freudig zu begrü^-sen ist es, dass das historische Archiv des
Staat.-^mannes Crispi im Sommer 1909 in den Besitz des Staates
überging.
4. Der Unterrichtsminister setzte eine Kommission ein. der
neben Andeien der Leiter d*T Casanatense (Jiorgi ani/ehört. Sie
wird feststellen was man in Turin ur.d allenfalls Deutschland und
Frankreich für die Erhaltung der Handschriften getan habe. Ge-
plant ist in Rom die Schaffung eines Laboratoriums, das sich der
VViederherstellung von Manuskripten widmen soll.
470 K. SCHELLHASS -
5. Die Alten gehen. Eine neue Generation von Besuchern er-
stand im vatikanischen Archiv. Im JuU starb nach kurzem,
schweren Leiden Heinrich Velbert Sauerland, an Jahren der
Senior der dortigen deutschen Benutzer, im 71. Lebensjahre, un-
mittelbar nach Abschlus^ seiner Arbeiten für die rheinische ge-
schichtsforschende Gesellschaft und vor seiner Abreise nach Deutsch-
land. «Ich habe alles fertig und komme nicht wieder» waren seine
letzten Worte mir gegenüber. In der Periode des Schismas war
er wie wenige zu Hause. Schade, da?s er nie zu einer grösseren
darstellenden Arbeit kam. Witzig, streitbar und sarkastisch war
er bis zuletzt.
6. Am 4. August 1909 starb Domenico Carutti di Cantogno;
er war langjähriger Präsident der Deputazione di storia Palria per
le antiche procince e la Lombardia und schrieb insbesondere über
savoyische Geschichte. Siehe Ristorit 4. Ser. l, 376. ArchLomb 36,
270. BSocAnt 2. Ser. 21, 23. P. Boselli, Carutti: In memoria.
Torino Paravia.
7. Einen schweren Verlust erlitt die Rivista des Risorginiento
Italiano am 27. September 1909 durch den Tod ihres Direktors
Beniamino Manzone. Siehe Ristorit 4. Ser. 1, 376. 512. M. Faccio
Risorit 2, 5-6.
8. Erst 36 Jahre alt starb am 23. Nov. 1909 in Bari Francesco
Gar abellese. Seiner zahlreichen VeröffenUichungen auf dem
Gebiet vornehmlich der süditalienischen Geschichte hat unsere Bi-
bliographie oft gedacht. Siehe Ristorit 4. Ser. 2, 128 Riv. bibliogr.
it. 1909 Dez. 16 p. 331 f.
9. Es starben ferner von eigentlichen Historikern C. D e 1 1' A c -
qua, Bibliothekar der Universitäts-Bibliothek in Pavia (vgl. Ri-
storit 4. Ser. 1, 376. ArchLomb 36, 270), Fr. Bertolini, Uni-
versitätsprofessor in Bologna (vgl. Ristorit 4. Ser. 2, 128), der 1819
geborene G. Del Giiidice (vgl. ArchNap 34,593), der General
Em. Morozzo della Rocca (vgl. Ristorit 4. Ser. 2, 264), S.
Pintus, Verfas'^er einer Sardinia sacra (vgl. ArchSard 5, 182 f.)
und A. Valentini, Herausgeber des 1899 erschienenen «Liber
potheris comunis . . Brixiae» (vgl. AAcRov 3. Ser. 15, 271).
10. Zahlreiche Nachrufe auf die wie erwähnt (QF12, 458)
verstorbenen R. Predelli und G. Monticolo zeigen, welcher
Wertschätzung sich die Beiden erfreuten. Betr. Predelli siehe V. L.
NArchVen N. Ser. 17, 1. G. Dali a Santa AtVen 32, 1. Q. Pe-
rini AAcRov 3. Ser. 15, 1. A. Segarizzi Trid 11, 10 undArch-
Trent 24, 1. H. Simonsfeld Beil. Münch. N. Nachr. 1909, 60.
Betr. Monticolo E. C. ArchSocRom 32, 3-4. V. F. ArchMur 7.
P. Pico olo mini BSen 16, 146. V. Lazzar in i NArchVen N. Ser.
18, 2. E. Carusi AtVen 33, 1. C. Manfroni AlVen 8. Ser.
12, 2. Siehe auch Ristorit 4. Ser. 1, 512.
11. Erwähnt seien noch ein Nachruf auf G. Benadduci
(GLIt 54, 1-2), auf St. Davari (von Pavanello: AMeAcMant
N. Ser. 2, 2) und auf A. Gherardi (von Municchi: Archlt 5.
Ser. 44, 1).
12. Des so früh entschlafenen Karl K r u m b a c h e r gedenkt die
Rivista Abruzzese in Bd. 25, 3-4.
BIBLIOOKAPHIE 1909-10 471
13. In letzter Stunde geht mir die Nachricht zu, dass einer
der tüchtigsten jüngeren itahenischeu Historiker, Paolo Piccolo-
mini, wenig über 30 Jahre alt, am 12. Oktober auf seiner Besit-
zung bei Siena dem Typhus erlag. Ein wissenschaftlich tätiges
Leben findet damit seinen voreeitigen Abschluss. 8( ine Forschungen
führten ihn insbesondere in das 15., 16. und 17. Jahrhundert, mit
besonderer Vorliebe wmdte er sich letzthin der Reformationszeit
zu. Er war ein ernster und solider Arbeiter. Das Andenken des
Verstorbenen, der stets auch grosses Interesse für deutsche For-
schung bezeigte, wird unvergessen bleiben.
Abschluss der Bibliographie und der Nachrichten am 1. Juli.
16
472 K. SCHELLHASS
Alphabetisches Verzeichnis
der in der Bibliographie verwandten
Abkürzungen.
A: Atti.
AAcALANap: Atti della r. Accad. di archeologia. lettere e belle arti
(Sog. R. di Napoli).
AAcLuccli: Atti deH'Accademia Luccliese di scienze, lettere ed arti.
AAcNap: Atti deH'Accademia di archeologia, lettere e belle arti iNapolii.
AAcPal: Atti dell'Accademia di scieiize, lettere e belle arti di Palermo.
AAcPel: Atti deirAccademia Peloritana (Messina).
AAcPetr: Atti delPAccademia Petrarca in Arezzo.
AAcPont: Atti deH'Accademia Pontaniana.
AAcProp: Atti dell'Accademia Properziana del Subasio.
AAcEov: Atti dell'Accademia di scienze, lettere ed arti degli Agiati in
Rovereto.
AAcScNap : Atti dell'Accademia di scienze morali e politiclie i Soc. R. di
Napoli).
AAcTor: Atti dell'Accademia delle scienze di Torino.
AAcUd: Atti dell'Accademia di TJdine.
AAcVTI: Atti dell'Accademia Veneto-Trentino-Istriana (classe di scienze
stör., filolog. e filosoficlie).
AAtBerg: Atti dell'Ateneo di scienze, lettere ed arti di Bergamo.
Abb: Abbandlungen.
AbhMNG: Abhandlungen zur mittleren u. neueren Gesch. ed. G. v. Be-
low, H. Finke, F. Mein ecke. Berlin Leipzig Rothschild.
Ac: Accademia, Academie.
ADFerr: Atti della Deputaz. Ferrarese.
ADVen: Atti della Deputaz. Veneta di St. patria.
AlVen: Atti dell'Istituto Veneto.
AMeAcMant: Atti e Memorie dell'Accademia di Mantova.
AMeAcPad: Atti e Memorie dell'Accademia di Padova.
AMeAcVer: Atti e Memorie dell'Accademia di Verona.
AMeDBologna: Atti e Memorie della Deputazione di Storia patria di
Bologna.
AMeDMar: Atti e Memorie della Deputaz. di St. patria per le provincie
delle Marche.
AMeDMod: Atti e Memorie della Deputaz. di St. patria per le provmcie
Modenesi.
AMeDParm: Atti e Memorie della Deputaz. di St. patria per le provmcie
Parmensi.
AMeDRom: Atti e Memorie della Deputaz. di St. patria per le provmcie
della Romagna.
AMeSocIstr: Atti e Memorie della Soc. Istriana di archeol. e st.patria.
AmHR: The American Historical Review.
An: Annalen, Annali, Annales, Annuario, Annuaire.
Anal: Analecta, Analectes.
AnaL\ug: Analecta Augustiniana. Romae Typ. Polj'gl. Vat.
AnalBelg: Analectes pour servir ä l'bistoire ecclesiastique de la Belgique.
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Anz: Anzeiger.
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Ar: Arte.
Arch: Archiv, Archivio, Archives, Archief.
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ArchLomb : Archivio Storico Lombardo.
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ArchMess: Archivio Storico Messinese.
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Ai-chNap: Archivio Storico per le prov. Napoletane.
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ArchRefG: Archiv für Reformationsgeschichte ed. W. Friedensb u rg.
ArchRU: Archivio Storico del risorgimento ünibro.
ArchSard: Archivio Storico Sardo.
ArchSic: Archivio Storico Siciliano.
ArchSicOr: Archivio Storico per la Sicilia Orientale (Messina),
ArchSocRom : Archivio della R. Soc. Romana di St. patria.
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AtVen : Ateneo Veneto.
AugPer: Augusta Perusia.
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Italiano. '
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474 K. SCHELLHÄSS
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Fontemoing.
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BijdGBrab: Bijdragen tot de Gescbiedenis bijzonderlijk van het aloude
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Mascarelli.
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BNov: Bollettino storico per la provincia di Novara.
BNum: Bollettino di Numismatica.
BPiac: Bollettino storico Piacentino.
BPist: Bullettino storico Pistoiese.
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(Paris).
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Bd. 13
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